5.2 Entspannter im Alltag

Übung und Alltag sind im Moment noch recht deutlich voneinander getrennt. Wäre es nicht ein schönes Ziel, die ruhige und entspannte, ja glückliche Haltung aus den Übungen mit in den normalen Alltag zu übernehmen? Der Weg dorthin geht über kleine Erweiterungen der Übungen, kleine Veränderungen im Alltag und die Aufrechterhaltung der Achtsamkeit.

Achtsamkeitsmomente

Seien Sie über den Tag immer mal wieder bewusst achtsam. Nutzen Sie möglichst jede Handlung aus, sich in Achtsamkeit zu üben: vom Aufwachen bis zum bewussten Einschlafen, vom Müllwegbringen bis zum Zähneputzen. Wenn Sie sich hiervon überfordert fühlen, schränken Sie die Achtsamkeit vorerst auf einige Tätigkeiten ein. Wichtig ist, dass Sie diese Tätigkeiten täglich ausführen, damit sich die Achtsamkeit in Ihrem Leben etabliert. Dies kann das Rasieren oder der Weg zur Arbeit sein. Etwas schwieriger ist es schon, eine Mahlzeit ganz bewusst, Stück für Stück, voll auf das Kauen, die Geschmacksnerven, das Schlucken etc. konzentriert einzunehmen. Aber eventuell ergeben sich ganz neue, lust- und freudvolle Erfahrungen. Probieren Sie es aus!

Bei den Übungen anfangen

Sie können zur Übernahme der Entspannung in den Alltag auch am Ende Ihrer Entspannungsübungen beginnen. Ich schlage Ihnen die folgende, sukzessive Vorgehensweise vor. Bitte üben Sie immer erst den nächsten Schritt, wenn Sie den vorigen gut beherrschen.

  • Öffnen Sie nach der Übung die Augen und versuchen Sie, die Entspannung aufrechtzuerhalten.
  • Nehmen Sie Ihre Umgebung deutlich visuell wahr und halten Sie die Entspannung aufrecht. Gehen Sie nun nach und nach etwas weiter: bewegen Sie den Kopf und halten Sie die Entspannung aufrecht, die Hände, beginnen Sie langsam und achtsam zu sprechen und halten Sie die Entspannung.
  • Dann stehen Sie auf und versuchen Sie die Entspannung weiter zu fühlen.
  • Nun gehen Sie los und bleiben weiterhin achtsam bei dem Gefühl der Entspannung.
  • Wenn das geglückt ist, halten Sie die Entspannungsempfindung von der Übung immer länger im Alltag, erst zu Hause, dann auch unterwegs (Wärme, Ruhe und Schwere in jedem Körperteil wahrnehmen).
  • Danach versuchen Sie, die Entspannung auch in Gesprächen aufrechtzuerhalten.
  • Ziel ist es, auch bei immer mehr Außenreizen die Entspannung zu wahren.

So können Sie nach und nach Ihr Lebensgefühl aus den Übungen in den Alltag integrieren. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Spaß bei diesem Abenteuer.

Den Körper spüren

Ein weiterer Weg zu mehr Entspannung im Alltag wäre, wenn Sie immer mal wieder am Tag Ihren Körper durchspüren:

  • die Stirnübung
  • die Füße
  • im Gespräch: Die Lippen fühlen
  • den Nacken
  • die Hände

Aber setzen Sie sich aufgrund dieser Empfehlungen nie unter Druck. Beschränken Sie sich auf Ratschläge, welche für Sie angenehm durchführbar sind. Doch bedenken Sie auch: Die Achtsamkeit ist wie ein Muskel, der trainiert werden will.

Vieles von dem, was an früherer Stelle in diesem Buch gesagt wurde, ist auch für die Übertragung in den Alltag sinnvoll: die schriftliche Reflexion Ihrer Übungsfortschritte, das bewusste Empfinden von Gefühlen und die sukzessive Auflösung von Stressfaktoren in Ihrem Leben.

– ॐॐॐ –

Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart, der bedeutendste Mensch ist immer der, der dir gerade gegenübersteht, das notwendigste Werk ist stets die Liebe.
Meister Eckehart, deutscher Theologe und Philosoph, ca. 1260 - 1328

– ॐॐॐ –

Gemeinsame Elemente

Ich möchte dieses Buch mit einer Zusammenfassung der gemeinsamen Elemente der Übungen abschließen. Dafür greife ich drei Begriffe auf, die eigentlich bei allen Übungen und Anregungen eine zentrale Rolle spielen:

  • Achtsamkeit
  • Leben in der Gegenwart
  • Atem

Zuerst zur Achtsamkeit. Sie ist die Grundlage für allen inneren Fortschritt und für das Beheben von Problemen. Denn, wie bereits geschildert, zunächst will das Problem erkannt werden. Bleiben Sie weiter achtsam, nähern Sie sich dem Grund. Und oft löst sich das Problem auf diesem Weg auf oder es ergibt sich eine Lösungsmöglichkeit. Oder es hört auf, ein Problem zu sein. Darum: Achten Sie auf Ihre Achtsamkeit!

Der zweite Punkt ist das Leben im Hier und Jetzt. Natürlich ist es auch sinnvoll, zeitweise ganz in Gedanken zu treiben. Aber in aller Regel sind wir das viel zu viel, um noch genügend in uns und um uns herum wahrzunehmen. Wir erwachen erst, wenn ein Problem schon lange vorhanden ist. Oder, wenn eine Freude an uns vorbei gegangen ist. Leben Sie also mehr im Hier und Jetzt – üben Sie es. Die Meditation ist hierfür eine gute Basis.

Und als Drittes ist bei allen Übungen vom Atem die Rede. Der Atem verbindet uns am ursprünglichsten mit dem Rest der Welt. Er kann bei allen Arten von Konzentration und Beruhigung helfen. Und er steht immer zur Verfügung. Nutzen Sie ihn.

Sie sind am Ende des Buches angekommen. Es wäre schön, wenn Sie unter den zur Auswahl gestellten Übungen einen Favoriten gefunden haben, den Sie regelmäßig üben. Und vielleicht mit etwas mehr Achtsamkeit durch Ihr Leben gehen. Daraus würden dann die ersehnten positiven Früchte erwachsen. Meine besten Wünsche begleiten Sie.

Entspannung lernen und lehren
titlepage.xhtml
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_000.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_001.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_002.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_003.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_004.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_005.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_006.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_007.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_008.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_009.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_010.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_011.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_012.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_013.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_014.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_015.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_016.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_017.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_018.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_019.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_020.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_021.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_022.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_023.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_024.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_025.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_026.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_027.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_028.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_029.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_030.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_031.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_032.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_033.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_034.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_035.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_036.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_037.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_038.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_039.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_040.html
CR!85BAM9DASX6QSAJ3P372FKSPJAMT_split_041.html