S. 76 |
|
S. 78 |
|
S. 80 |
|
S. 80 |
|
S. 89 |
|
S. 104 |
|
S. 105 |
|
S. 105 |
|
S. 112 |
Land und Geografie
Mit nur etwa 5600 km2 Fläche, einschließlich der im Südosten vorgelagerten Inseln Nusa Penida, Nusa Lembongan und Nusa Ceningan, ist Bali eine der kleineren Inseln des indonesischen Archipels. Die maximale Nord-Süd-Ausdehnung beträgt in Luftlinie 95 km, von der Westspitze bis zur Ostspitze sind es auf gerader Linie nur 145 km. Die kürzesten Straßenentfernungen von Ost nach West belaufen sich auf ungefähr 200 km entlang der Nordküste und 210 km auf der günstigsten Südroute. Das mit Abstand am dichtesten besiedelte Gebiet der Insel liegt im Süden und erstreckt sich von der Ebene um die Hauptstadt Denpasar über die allmählich ansteigenden Südhänge der Berge. Diese alte Kulturlandschaft ist inzwischen vollständig erschlossen.
Das Meer
Von der großen Nachbarinsel Java im Westen wird Bali durch die Bali-Straße getrennt, die an ihrer engsten Stelle nur 2,5 km breit und 50 m tief ist. Vor etwa 10 000 Jahren waren die beiden Inseln durch eine Landbrücke verbunden. Im Osten trennt die 30 km breite und 3000 m tiefe Lombok-Straße Bali von seiner kleineren Nachbarinsel Lombok.
Dass die Balinesen ihre Kultur bis heute erhalten konnten, liegt nicht zuletzt daran, dass sich einem potenziellen Eroberer rings um die Insel äußerst unzugängliche Küsten entgegenstellen. Wo keine Steilküsten eine Landung von vornherein unmöglich machen, bilden Korallenriffe eine natürliche Barriere. Der vom Strand schnell in große Tiefen abfallende Meeresboden bietet keinen Ankergrund. Dazu kommen die starken, gefährlichen Strömungen, die Bali auf fast allen Seiten umgeben.
Die sehr heftige Strömung in der Badung-Straße zwischen Bali und den Nusa-Inseln ist dafür verantwortlich, dass sie nicht ebenso mit Bali verwachsen konnten wie die Bukit-Halbinsel, der südlichste Zipfel von Bali. Die Kalkmasse, welche die Insel Nusa Penida bildet, gehört nämlich zu dem gleichen auseinandergebrochenen Kalkgürtel, dem auch die Bukit-Halbinsel aufsitzt.
Die Berge
Eine Gebirgskette vulkanischen Ursprungs, die sich über die gesamte West-Ost-Achse Balis erstreckt, bedeckt etwa drei Viertel der gesamten Inselfläche. Der Rest besteht aus schmalen Küstenstreifen und einer größeren Ebene in Süd-Bali. Der Gebirgswall, der in früheren Zeiten wesentlich dichter bewaldet war, stellte vor dem Ausbau einiger weniger Straßen ein fast unüberwindliches Hindernis für den kulturellen und materiellen Austausch zwischen Nord und Süd dar. Während das Gebirge nach Süden sanft ausläuft, fällt es an der Nordseite wesentlich steiler ab.
Im östlichen Teil besteht der Gebirgszug aus vier mächtigen Vulkanmassiven. Ganz im Osten liegt der Gunung Seraya, eine knapp 1200 m hohe Vulkanruine, die schon lange nicht mehr tätig war. Daneben ragt der majestätische Gunung Agung auf, mit über 3000 m höchster Berg der Insel. Für die Balinesen ist er der Sitz der Götter und das Zentrum der Welt. Der fast perfekte Vulkankegel spuckte zuletzt 1963 Feuer. Westlich vom Gunung Agung schließt sich der riesige, 10 km breite, kesselförmige Krater des Batur-Massivs an, mit dem Randkegel des Gunung Abang (2153 m) als höchster Erhebung. Das Innere des Kraters wird von dem jungen Kegel des im 20. Jh. viermal aktiven Gunung Batur (1717 m) und vom Batur-See ausgefüllt. Fast im Zentrum von Bali liegt das Bratan-Massiv, das nur noch Reste eines ehemaligen Riesenkraters erkennen lässt und von mehreren Randvulkanen umgeben ist, mit Gunung Catur (2096 m) und Gunung Batukaru (2276 m) als höchste Erhebungen. In diese noch heute dicht bewaldete Bergwelt schmiegen sich drei Seen, Danau Bratan, Danau Buyan und Danau Tamblingan.
Westlich der Bratan-Gruppe läuft das Gebirge in einer zerklüfteten Bergkette aus, die nur Höhen von kaum mehr als 1000 m erreicht, eine wilde, noch von undurchdringlichem Wald überwucherte Gebirgslandschaft, die sehr schmale und steile Grate ausgebildet hat. Diese westlichen Ketten bedecken fast ein Viertel der Insel, nur in den küstennahen Randzonen sind sie spärlich besiedelt. Hier ist der einzige Nationalpark der Insel eingerichtet, der 77 500 ha große Taman Nasional Bali Barat.
Flora und Fauna
Pflanzenwelt
Die Vegetation auf Bali war einst überaus vielfältig. Die ursprüngliche Begrünung der Insel ist jedoch nur noch im Nationalpark im Westen und auf den Berghängen erhalten, da der einstige Monsunwald (Regenwald) und die Baumfarne Reisfeldern und Siedlungen weichen mussten. An den Küsten im Westen der Insel sowie im Südosten findet man noch die salzliebenden Mangrovenbäume, die halb im Wasser oder Schlamm stehend den Gezeiten und dem Salzwasser trotzen. Im Südwesten sind dort, wo die Landwirtschaft noch nicht überhandgenommen hat, Palmenwälder zu finden. Auf dem Weg von der Küste in Richtung der Berggebiete im Norden von Bali weichen die Palmen schon sehr bald Nadelbäumen, und man befindet sich mitten im tropischen Nebelwald. In den kühleren Berggegenden werden sogar Erdbeeren und Salat angebaut. Andere Teile der Insel wie die Bukit-Halbinsel im Süden sind staubtrocken und haben abgesehen von einigen verdorrten Hölzern nur sehr wenig Vegetation zu bieten. Eine üppige Blumenpracht findet man hingegen in jedem Winkel der Insel, da die Blüten auch eine Beigabe zu den vielen Opfergaben sind. Auch Restaurant- oder Hoteleingänge sind auffällig mit bunten, kunstvollen Verzierungen aus frischen Blüten geschmückt. Typisch für Bali sind der Hibiskus, die Wachsblume und die lilafarbene Drillingsblume. Eine Besonderheit der balinesischen Dörfer sind die heiligen Banyan-Bäume mit ihren in der Luft hängenden Wurzeln. Der Sage nach kam Buddha unter einem solchen Baum die Erleuchtung.
Vulkanausbrüche haben der Insel einen sehr ertragreichen Boden beschert, der vor allem Reisanbau, aber auch den Anbau von Tee, Tabak, Vanille, Nelken, Obst, Gemüse und Weintrauben zur Herstellung des balinesischen Weins ermöglicht. Die schönsten Reisterrassen sind im Osten der Insel zu finden. Auch im Landesinneren des südlichen Bali wird das Landschaftsbild fast ausnahmslos durch die Sawah, die bewässerten Reisfelder, bestimmt. Die sich wie überdimensionale Treppenstufen in Terrassen die Berghänge hinaufziehenden Felder sind nicht nur Nahrungsgrundlage der Bevölkerung, sondern auch ein beliebtes Motiv für schöne Urlaubsfotos und zahllose Malereien.
Unterbrochen werden die Sawah nur von den meist in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Straßen und Wegen, von den zwischen Obstbäumen, Kokospalmen und Bambushainen versteckten Dörfern und von den tief eingeschnittenen Schluchten der Flüsse.
Tierwelt
Die Lombok-Straße, die Meerenge, die Lombok von Bali trennt, bildet einen Teil der Wallace-Linie, einer tiergeografischen Grenzlinie: Asiatische Großsäugetiere kommen noch auf Bali vor, fehlen aber auf Lombok. Dagegen konnte sich die australische Tier- und Pflanzenwelt teilweise bis nach Lombok ausbreiten, ist aber nicht mehr auf Bali anzutreffen. Auf Lombok trifft man zwar nicht auf Kängurus oder Koalas, dafür aber auf australische Paradiesvögel und Eukalyptusbäume. Auf balinesischer Seite muss man sich vor allem mit Makaken (Affen) herumschlagen, die sich bei Tempeln sehen lassen und die Besucher gern beklauen. Anfang des 20. Jhs. streiften im Nationalpark noch Bali-Tiger umher, die aber inzwischen längst ausgerottet sind. Gerngesehene Gäste in balinesischen Gehöften sind die großäugigen Geckos, die ein Haus weitgehend von Insekten und anderem Ungeziefer frei halten. Dank ihrer Haftzehen können sie an den Wänden oder gar an der Decke hängen. Sie sind die einzigen Reptilien, die über eine Stimmbegabung verfügen. Am häufigsten ist der kleine cik cak, eine blässlich graue, flinke Echse, die schrille Schnalztöne von sich gibt.
Besonders bemerkenswert ist der Tokee-Gecko, ein graues, orangerot getüpfeltes Tier. Er macht seltsame Geräusche, die sich zuerst wie ein anspringendes Auto anhören. Danach kommt mehrmals hintereinander ein Laut, der wie „To-keh“ klingt. Ist die Zahl der Tokee-Laute ungerade, darf der Zuhörer sich über Glück freuen. Sind es genau sieben Tokee-Laute, winkt besonders viel Glück. Mitzählen lohnt sich also! Geckos werden als Glücksbringer und von manchen Balinesen sogar als Hausgötter angesehen, die die Bewohner eines Hauses vor bösen äußeren Einflüssen beschützen. Daher werden in vielen balinesischen Haushalten auch Opfergaben für die Geckos bereitgestellt.
Auf Nusa Penida und Nusa Lembongan werden vermehrt Seealgen angebaut (s. S. 296). Die Korallenriffe sind hier aufgrund der starken, kalten Strömung besonders gut erhalten und überraschen mit dem riesigen, ungefährlichen Mantarochen und dem Mondfisch, dem größten Knochenfisch der Welt.
Eine besonders üppige Artenvielfalt bietet die Vogelwelt auf Lombok. Bemerkenswerterweise setzt sich die Fauna der Insel mit dem weißen Kakadu auch auf Nusa Penida fort, dieser Vogel kommt aber nicht mehr auf Bali selbst vor. In einem kleinen Teil des Nationalparks im Westen von Bali trifft man noch auf den weißen Bali-Star, einen Vogel, der nur auf dieser Insel heimisch ist.
Auf den Reisfeldern sieht man oft große Herden von Enten im Schlamm herumwühlen, die manchmal von einem kleinen Jungen oder einem alten Mann gehütet werden, häufig aber auch sich selbst überlassen werden. Die Enten sind nämlich darauf abgerichtet, immer in der Nähe eines Stocks zu bleiben, an dessen oberen Ende ein Tuch befestigt ist. Der Stock wird einfach irgendwo in die Erde gesteckt, und die Enten halten sich den ganzen Tag in Sichtweite des Tuchs auf. Abends versammeln sie sich dann wieder um den Stock und warten darauf, dass sie abgeholt werden.
Die übrigen Tiere, denen man auf Bali begegnet, sind Nutztiere wie das Bali-Rind, das beim Anlegen der Reisterrassen gebraucht wird, sowie Schweine und Hühner. Die Hähne nehmen eine gesonderte Stellung ein, da sie die heldenhaften Gladiatoren der Hahnenkämpfe sind (s. S. 86).
Umwelt und Naturschutz
Man stößt nach wie vor auf Unverständnis, wenn man an der Supermarktkasse erklärt, dass man keine Plastiktüte wünscht, da dies besser für die Umwelt sei. Mit einem solchen Verhalten erntet man nur verständnislose oder bestenfalls belustigte Blicke. Auf Bali gibt es weder eine nennenswerte Industrie, die die Luft verpestet oder giftige Abfälle produziert, noch verkehren große Schiffe oder Tanker vor den Küsten, die das Meerwasser verschmutzen oder Korallenriffe dem Meeresboden gleichmachen könnten. Trotzdem mussten sowohl Pflanzen- als auch Tierarten der Spezies Mensch weichen. Nicht nur der Bali-Tiger ist ausgestorben, auch die sehr alten Baumfarne sind in den Nationalpark zurückgedrängt worden. Grund hierfür ist nicht zuletzt der Tourismus. Der Bali-Boom, der in den 1980er-Jahren einsetzte, brachte den Balinesen zwar einerseits Wohlstand, auf der anderen Seite litten viele Strände und andere Naturräume extrem unter dem großen Andrang der neugierigen Besucher. Inzwischen haben die Balinesen das Problem erkannt und dafür gesorgt, dass nirgends Müll herumliegt, der zuvor Ratten anzog wie das Licht die Motten. Was sich bis heute noch nicht geändert hat, sind die stinkenden Autos und Motorräder, die oft eine dunkelschwarze Rauch- und Rußwolke hinter sich herziehen und dabei einen ziemlichen Lärm verursachen. Nicht umsonst heißt „Auspuff“ auf Indonesisch knalpot.
Bevölkerung
Ethnische Zusammensetzung
Die heutige Bevölkerung von Bali (3,55 Mio. Einwohner) ist das Ergebnis einer Vermischung verschiedener Völker, die sich im Laufe vergangener Jahrtausende in mehreren aufeinanderfolgenden Wellen von Zentralasien und Süd-China über die indonesischen Inseln ausbreiteten.
Die Zusammensetzung der religiösen Gruppen auf Bali ist ungewöhnlich, da 93 % der Einwohner Hindus sind. Damit ist Bali die Region mit den meisten Hindus außerhalb von Indien und Nepal. Die Balinesen können ihre Religion ungehindert ausüben, obwohl sie von Inseln umgeben sind, die vorwiegend von Moslems bewohnt werden und obwohl Bali Teil des größten moslemischen Landes der Erde ist. Die restlichen 7 % der Bevölkerung setzen sich aus Moslems, Christen und Buddhisten zusammen. Die Hindus auf Bali waren jedoch nicht die ersten Bewohner der Insel. Die eigentlichen Ureinwohner, genannt Bali Aga, leben in den Dörfern Tengangan (nahe Candi Dasa in Ost-Bali) und Trunyan (Nord-Bali, nahe dem Batur-See). Sie haben sich von der Hinduisierung im 16. Jh. nicht beeindrucken lassen und leben noch heute den Animismus, eine Naturreligion, bei der an die Beseeltheit aller Dinge geglaubt wird. Die Ureinwohner von Bali betätigen sich vorwiegend in der Landwirtschaft und in der Herstellung von Textilien und Kunsthandwerk. Ihre religiösen Kulte und Rituale unterscheiden sich grundlegend von denen des Hinduismus. Die Wahl des Ehepartners ist beispielsweise auf die Dorfgemeinschaft beschränkt, Zuzüge von Fremden sind streng untersagt.
Die Bevölkerung auf der Nachbarinsel Lombok (ca. 2,95 Mio.) setzt sich zu 85 % aus Sasak und zu 15 % aus Balinesen, Chinesen und Arabern zusammen. Die Kultur der Sasak ist der balinesischen nicht ganz unähnlich. Ihr traditioneller Glauben ist die Wetu-Telu-Religion, eine Mischreligion aus Hinduismus, Islam, Animismus und Ahnenverehrung. Der Großteil der Bevölkerung ist mittlerweile jedoch streng moslemisch geprägt.
Überbevölkerung
Die Balinesen haben heute und von jeher mit dem Problem der Überbevölkerung zu kämpfen. Die Einwanderungsrate auf Bali ist sehr hoch, da viele Bewohner der Insel Java und anderer indonesischer Inseln ihr Glück im wohlhabenden Bali versuchen wollen. Die Einwanderer sind oft illegal auf der Insel, und Menschenhandel sowie Schleuserkriminalität bereiten den balinesischen Behörden Kopfzerbrechen. Seit den Bombenanschlägen 2002 sind die Asyl-Gesetze, die Kontrollen bei der Einreise und der Kampf gegen illegale Einwanderung verschärft worden. Zudem ist Bali eine Insel mit extrem kinderfreundlichen Bewohnern. Balinesische Familien sind traditionsgemäß groß und kinderreich, und Kinder werden von der balinesischen Gesellschaft nicht als Belastung angesehen, sondern als Bereicherung. Zwar ist die Kindersterblichkeit auf Bali massiv gesunken, dennoch erhält ein balinesisches Kind seinen Namen erst 210 Tage nach der Geburt, wenn es also ein Alter erreicht hat, ab dem ein Überleben sicher erscheint.
Das Transmigrasi-Umsiedlungsprogramm, bei dem in den 1970er-Jahren viele balinesische Familien nach Sumatra und auf andere Außeninseln umgesiedelt wurden, sollte der Überbevölkerung auf Bali entgegensteuern. Heute verzichtet man auf solche Methoden, da man erkannt hat, dass sie viele kulturelle und ethnische Konflikte nach sich ziehen.
Bildung
Für Kinder zwischen 6 und 14 Jahren besteht theoretisch in ganz Indonesien Schulpflicht. Für die Einhaltung der Schulpflicht gibt es aber keine Kontrollinstanz, und viele Kinder brechen ihre Ausbildung schon frühzeitig ab, um bei der Hausoder Landwirtschaft helfen zu können. Vor allem Mädchen und Kinder in ländlichen Regionen haben oft keinen Schulabschluss. Hinzu kommt, dass die Kosten der Schulausbildung für die Familien oftmals untragbar sind. Die Schulgebühren werden bei ärmeren Familien zwar vom Staat oder von religiösen Einrichtungen übernommen, die Zusatzkosten für Schuluniform, Transport und Aufnahmegebühren sind aber oft schlichtweg zu hoch. Die Alphabetisierungsrate in Indonesien liegt dennoch bei erfreulichen 98 %.
Das indonesische Schulsystem ist dreistufig: Zunächst besuchen die Kinder sechs Jahre lang die Grundschule (1. bis 6. Klasse), danach drei Jahre lang die Mittelstufe (7. bis 9. Klasse) und weitere drei Jahre die Oberstufe (10. bis 12. Klasse). Nach der Oberstufe und einem Eignungstest steht der Weg zu einer Hochschule offen, sofern man die Studiengebühren zahlen kann. Die Auswahl an Schulen und Hochschulen ist in Indonesien recht groß. Schon beim Kindergarten kann man auf private Institutionen zurückgreifen, die aber oft an eine Religion gebunden sind. Die allgemeine Qualität der Schulen lässt jedoch zu wünschen übrig. Die Ausstattung mit Büchern und Technik erinnert eher an die 1960er-Jahre als an das 21. Jh. Den staatlichen Schulen wird immer wieder vorgeworfen, dass die Lehrer und auch die Lehrinhalte miserabel wären. Die indonesische Regierung hat jedoch erkannt, dass ein solches Bildungssystem dem Druck der Globalisierung nicht standhalten kann und den gewünschten Übergang von einem Agrar- zu einem Industriestaat nicht gerade fördert. Die staatlichen Ausgaben für Bildung wurden daher in den letzten Jahren drastisch erhöht, und das Bildungssystem wird kontinuierlich verbessert.
Die balinesische Gesellschaft
Balinesen leben in einer Welt des Teilhabens und Teilnehmens. Die Bindung an eine oder mehrere Gruppen und die damit einhergehenden Pflichten haben Vorrang gegenüber den Bedürfnissen des Individuums, wobei häufig die individuellen Bedürfnisse nur durch die Gruppe befriedigt werden können. Das ausgeprägte Gemeinschaftsgefühl hat sich schon vor 2000 bis 3000 Jahren entwickelt und ist eine direkte Folge der Nassreiskultur. Diese Form der Landwirtschaft erfordert nämlich weitverzweigte, komplexe Bewässerungssysteme, die durch die gebirgige Beschaffenheit der Insel und den Wechsel von regenarmen und regenreichen Jahreszeiten noch zusätzlich kompliziert werden. Es leuchtet daher ein, dass nicht jeder Bauer für sich alleine sein eigenes Bewässerungssystem konstruieren konnte.
Schon die ältesten schriftlichen Dokumente auf Bali erwähnen die Subak, die Reisbauern-Kooperativen, in denen jeweils alle Bauern zusammengeschlossen sind, deren Reisfelder von ein und demselben Bewässerungssystem gespeist werden. Auf ganz Bali gibt es rund 1200 Subak, jede mit durchschnittlich 200 Mitgliedern und einer Feldfläche von 50 bis 100 ha. Jeder Bauer, der Felder im Bereich eines Subak besitzt, ist zur Mitgliedschaft verpflichtet. Ebenso ist es obligatorisch, an den Subak-Versammlungen teilzunehmen, die regelmäßig alle 35 Tage und außerdem zu besonderen Anlässen abgehalten werden. Ein Nichterscheinen ohne triftigen Grund kann bestraft werden.
Alle Entscheidungen, die bei den Versammlungen getroffen werden, bedürfen der Zustimmung ausnahmslos aller Mitglieder. Periodisch wird ein Subak-Vorstand gewählt, dessen Dienste nicht gesondert belohnt werden. Aufgabe des Vorstandes ist es, den Vorsitz bei Versammlungen zu führen, darauf zu achten, dass alle Arbeiten gemäß der traditionellen Regeln ausgeführt werden, wie sie in den alten Lontar-Schriften niedergelegt sind, und die Teilnahme der Mitglieder an den Subak-Treffen zu kontrollieren und gegebenenfalls Strafen zu verhängen.
Bei den Subak-Treffen wird entschieden, wann mit dem Setzen der Pflanzen oder der Ernte begonnen wird, welche Düngemittel und Insektizide wann und in welchem Maße eingesetzt werden, zu welchem Zeitpunkt die nötigen religiösen Zeremonien durchgeführt werden und inwieweit Arbeiten an den Dämmen und Kanälen der Bewässerungsanlagen notwendig sind.
Jedes Subak hat einen eigenen Subak-Tempel, welcher der Reisgöttin Dewi Sri geweiht ist. Hier halten die Subak-Mitglieder ihre Versammlungen ab, und hier finden die wichtigsten Zeremonien zu Ehren der Reisgöttin statt. Das bedeutendste Fest zu ihren Ehren ist das Erntedankfest (Ngusaba Nini).
Eine mindestens ebenso wichtige Rolle wie die Subak spielen in der balinesischen Gesellschaft die Banjar, deren Mitglieder nicht nur Reisbauern, sondern Angehörige aller Berufsgruppen sind. Der Begriff Banjar ist schwer zu übersetzen, die Holländer haben dafür den Ausdruck „Dorf-Republik“ geprägt. Das Banjar ist eine Organisation, der alle erwachsenen Bewohner eines Dorfes angehören, normalerweise erst nach der Heirat oder nach der Geburt des ersten Kindes. Da die Aufgaben eines Banjar auch Frauenarbeit mit einschließen, gehört nach der Aufnahme eines männlichen Mitglieds in die Gemeinschaft automatisch auch seine Ehefrau dazu.
Die Mitgliedschaft im Banjar ist Pflicht für jede Familie, ebenso die Teilnahme an den regelmäßigen Versammlungen im Bale Banjar (der Versammlungshalle). Selten sind mehr als 60 oder 70 Familien in einem Banjar zusammengeschlossen, größere Dörfer sind entsprechend in mehrere voneinander unabhängige Banjar unterteilt. Sogar die Hauptstadt Denpasar besteht aus Dutzenden von Banjar. Alle Entscheidungen innerhalb der Gemeinschaft bedürfen wie bei den Subak der Zustimmung sämtlicher Mitglieder. Lange Beratungen sind notwendig, bevor neue Ideen in die Tat umgesetzt werden können. Vielfältig sind die Aufgaben des Banjar, jedes Mitglied ist verpflichtet, einen Teil an Arbeit beizutragen. Die Organisation kümmert sich um den Bau und die Instandhaltung von öffentlichen Gebäuden, Märkten, Straßen und Badeplätzen und, falls notwendig, auch um die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung. Darüber hinaus ist das Banjar verantwortlich für die Vorbereitung und die Durchführung sämtlicher Tempelfeste und Zeremonien. Sogar wichtige Familienfeiern wie der erste Geburtstag eines Kindes, Zahnfeilungszeremonien, Hochzeiten und Verbrennungen werden oft von sämtlichen Mitgliedern eines Banjar gemeinsam veranstaltet. Projekte, die von den Mitgliedern eines Banjar umgesetzt werden sollen, werden durch eine Komplementärwährung, nämlich die Zeitwährung, bezahlt. Der Zeitwert, den jedes Mitglied für ein Projekt aufbringen muss, kann in Rupiah umgerechnet und bezahlt werden oder durch Dienstleistungen und den entsprechenden Zeitaufwand abgearbeitet werden. Das Bezahlen der Zeit in Rupiah ist nicht besonders hoch angesehen und wird schnell geächtet.
Außer dem Bale Banjar, zu dem immer eine Küche und der Turm mit der Kul-Kul-Trommel gehören, mit der die Mitglieder zu den Versammlungen gerufen werden, besitzt jedes Banjar meist ein komplettes Set von Gamelan-Instrumenten und diversen Tanzrequisiten sowie Kostüme, Schmuckstücke und Masken, darunter vor allem eine Rangda (eine Maske, die das Böse darstellt) und einen Barong (Maske des Guten). Auch wenn keine Versammlungen stattfinden oder Vorbereitungen zu einem Fest getroffen werden müssen, sind fast immer einige Männer im Bale Banjar anzutreffen – um sich zu unterhalten, um ihre Kampfhähne zu vergleichen oder einfach nur um herumzusitzen. Manche Männer ziehen sogar das Bale Banjar dem häuslichen Bett vor und verbringen dort die Nacht.
Neben den Subak und Banjar gibt es noch andere Gemeinschaften, deren Mitgliedschaft aber meist freiwillig ist. Da sind z. B. die sogenannten Pemaksan, Vereinigungen oder Gemeinden, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, einen bestimmten Tempel, für den sonst niemand zuständig ist, instand zu halten und dafür zu sorgen, dass regelmäßig die Odalan, die Jahresfeiern dieses Tempels, zelebriert werden.
Kastenwesen
Im Gegensatz zum egalitären und demokratischen Charakter der dörflichen Gemeinschaften steht das Kastenwesen, das die Angehörigen des ostjavanischen Majapahit-Hofes bei ihrer Übersiedlung nach Bali und ihrer Machtergreifung mitbrachten und den Balinesen aufbürdeten.
In Anlehnung an das indische Kastensystem, mit dem sich vor einigen Tausend Jahren die nach Indien eingefallenen Arier über die unterjochten Urvölker Indiens stellten, haben auch die ostjavanischen Eindringlinge sich selbst den drei hohen Kasten (Triwangsa) zugeteilt, während die Balinesen, obwohl deutlich in der Überzahl, zu den Sudra oder Jaba, der unteren Kaste, erklärt wurden. Die Zugehörigkeit zu einer der drei hohen Kasten richtete sich nach Beruf, Ausbildung und sozialer Stellung. Schriftgelehrte und Priester bildeten die Brahmana-Kaste, deren Namen mit Ida Bagus (männlich) oder Ida Ayu (weiblich) beginnen. Politisch Mächtige, Fürsten und Prinzen gehörten zur Ksatriya-Kaste, mit Titeln wie Anak Agung, Cokorda oder Dewa. In der Wesya-Kaste schließlich fasste man hochrangige Krieger und reiche Händler zusammen, deren Namen mit Gusti oder Ngurah beginnen. Das Haus eines Brahmanen wird Griya genannt, eine Wesya-Familie wohnt in einem Jero. Angehörige der Ksatriya-Kaste leben für gewöhnlich in einem Puri, einem Palastkomplex, in der Nähe eines Dorfes, dessen Bauern in vergangenen Feudalzeiten die Bewohner des Palastes mit Lebensmitteln und Arbeitskräften zu versorgen hatten.
In der heutigen Zeit sind die Unterschiede zwischen den Kasten längst nicht mehr so stark ausgeprägt wie früher. Eine Heirat zwischen Angehörigen verschiedener Kasten ist durchaus möglich, wenn auch immer noch eine Ausnahme. In den Banjar-Versammlungen ist von einem Kastensystem nicht viel zu spüren, denn alle Beteiligten haben den gleichen Status. Heutzutage trifft man Brahmana-Taxifahrer und Ksatriya-Barkeeper ebenso häufig wie Sudra-Universitätsprofessoren und Sudra-Regierungsbeamte.
Allerdings findet das Kastenwesen noch heute seinen Ausdruck im Gebrauch der balinesischen Sprache oder besser: der balinesischen Sprachen. Grundsätzlich gibt es nämlich zwei verschiedene balinesische Sprachen: Die gewöhnliche oder niedere Sprache gehört zur malayo-polynesischen (austronesischen) Sprachfamilie. Das Hochbalinesische, die Sprache der Triwangsa, hingegen ist eine altjavanische Hofsprache, die sich aus dem Sanskrit ableitet.
Kurioserweise wird von einem Angehörigen der niederen Kaste erwartet, dass er einen Angehörigen der höheren Kaste höflich und respektvoll in der Hochsprache anredet, hingegen bedient sich dieser gegenüber Mitgliedern der unteren Kaste der niederen Sprache. Theoretisch muss ein Balinese immer die Sprache seines Gegenübers gebrauchen. Redet also ein Mitglied der niederen Kaste einen Herrn aus der oberen Kaste an, muss er die höhere Sprache benutzen. Da viele Leute der unteren Kaste aber nie Gelegenheit hatten, die Hochsprache zu erlernen, setzt sich mehr und mehr eine „mittlere“ Sprache durch, ein Gemisch aus der hohen und der niederen Sprache, die ebenfalls als höflich gilt und die häufig zwischen Fremden gebraucht wird, bevor sie die Kastenzugehörigkeit ihres Gesprächspartners festgestellt haben. Um Peinlichkeiten zu vermeiden, können die Balinesen auch immer auf die Amtssprache Bahasa Indonesia zurückgreifen. In den Schulen wird sowieso nur noch Indonesisch gesprochen. Alle Schüler, egal welcher Kaste, sitzen, lernen und spielen zusammen.
Abgesehen von der Sprache wird ein Sudra seinen Respekt vor einem Angehörigen der höheren Kasten auch in der Sitzordnung zum Ausdruck bringen, indem er sich immer etwas niedriger platziert als ein Brahmana, Ksatriya oder Wesya. Dies gilt vor allem bei einem Besuch im Hause eines Pedanda, eines hohen Priesters der Brahmana-Kaste. Sitzt der Pedanda auf einem Stuhl, muss sich ein Sudra immer auf dem Fußboden niederlassen. Sollte es sich der Pedanda auf einer Matte auf seiner Veranda bequem machen, werden sich alle anderen auf die Stufen vor der Veranda setzen.
Namen
Die Sudra machen heute etwa 90 % der balinesischen Bevölkerung aus. Wie die Triwangsa sind auch sie an ihren Namen zu erkennen. Das erste Kind eines Ehepaares wird Wayan (oder Gede oder Putu) genannt, das zweite heißt Made (oder Kadek oder Nengah), das dritte Nyoman (oder Komang) und das vierte Ketut (oder Ktut). Hat das Ehepaar noch mehr Kinder, beginnt man wieder von vorn, oft unter Auslassung des Wayan, ein Name, der für das Erstgeborene reserviert ist, oder alle auf das vierte folgenden Kinder heißen gleichfalls Ketut. Diese Namen sind unabhängig vom Geschlecht der Kinder, deshalb wird häufig ein I (männlich) oder ein Ni (weiblich) vorangestellt. Sollte sich die von der Regierung propagierte Familienplanung durchsetzen (dua anak cukup = Zwei Kinder sind genug!) wird es wohl bald keine Nyoman und Ketut mehr geben.
Neben dem Namen, der sich nach der Geburtsfolge richtet, haben Balinesen meist noch einen zweiten Namen, der sich im Laufe eines Lebens sogar mehrmals ändern kann. Zwölf Tage nach der Geburt erhält das Baby erstmal nur einen vorläufigen Namen. An seinem ersten „Geburtstag“ (Oton), 210 Tage nach der Geburt, verleiht ihm der Priester einen persönlichen Namen, der oft nur dem engsten Familien- und Freundeskreis bekannt ist.
Im Dorf kennt man das Kind meist nur unter einem Spitznamen oder dem Namen, der die Geburtsfolge angibt. Sollte der Heranwachsende von einer schweren Krankheit heimgesucht werden, kann der Name erneut geändert werden, um die Krankheitsdämonen zu verwirren. Mit der Geburt ihres ersten Kindes wechselt eine Person nochmals ihren Namen, jetzt heißt sie Vater oder Mutter von Soundso. Sobald dieses Kind selbst Nachkommen hat, wird der Name wieder geändert in Großvater oder Großmutter von Soundso.
Wenn ein älterer Balinese stirbt, gibt es folglich kaum noch jemanden, der sich an seinen / ihren ursprünglichen Namen erinnern kann. Und wenn dann nach der Leichenverbrennung, oft erst Jahre später, für die Seele des Vorfahren ein Schrein im Familientempel errichtet wird, ist der Name des Ahnen längst vergessen.
Das Dorf
Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung von Bali lebt in Dörfern. Von offizieller Seite sind 1456 Dorfgemeinden (Desa) gezählt worden, die sich in 3708 Banjar unterteilen. Diese konzentrieren sich vor allem an den Südhängen der Berge und in der fruchtbaren Ebene im zentralen Süden der Insel um die Hauptstadt Denpasar.
Aus der Ferne sind die von Reisfeldern umgebenen Dörfer kaum als Siedlungen zu erkennen, da sich alle Gebäude unter einem dichten Wald aus Obstbäumen, Palmen und Bambusgehölzen verbergen.
Jedes dieser Dörfer ist ökonomisch völlig unabhängig. In der Verwaltung eines Ortes haben die Dorfbewohner weitgehend selbst zu bestimmen, da alle Familien in einem oder mehreren Banjar zusammengeschlossen sind.
Die Dorfstruktur
Das balinesische Dorf ist nicht etwa eine zufällige Ansammlung von Gehöften und Gebäuden, sondern Anlage und Struktur der Siedlung unterliegen einem wohldurchdachten Plan, der wiederum, wie so ziemlich alles auf Bali, aufs Engste mit religiösen Vorstellungen verknüpft ist.
Der breite Hauptweg eines Dorfes verläuft immer in Kelod–Kaja-Richtung, also aus Richtung des Meeres oder von „unten“ in Richtung der Berge oder nach „oben“. Am unteren Ende, etwas außerhalb des Dorfes, liegt der dem Gott Shiva bzw. seiner Frau, Göttin Durga, geweihte Unterweltstempel Pura Dalem mit Begräbnis- und Verbrennungsplatz. Am oberen Ende des Dorfes steht der Pura Puseh, eine Art Fruchtbarkeitstempel, Gott Vishnu, dem Erhalter geweiht, der das von den Bergen herabkommende, lebensnotwendige Wasser spendet.
Im Dorfzentrum steht der Dorftempel Pura Desa, der ursprüngliche Tempel der Dorfgründer. Er ist dem Schöpfergott Brahma geweiht, der gleichzeitig als Bewahrer des Feuers (in der Küche) gilt. Die Hauptstraße wird rechtwinklig von Seitenstraßen gekreuzt, die von West nach Ost verlaufen und fast immer in eine Schlucht hinabführen, an eine Quelle, einen Bach oder einen Fluss, wo sich die Wasch- und Badeplätze der Dorfbewohner befinden.
Das Zentrum des Dorfes nimmt der Dorfplatz an der Hauptstraßenkreuzung ein, wo neben dem Pura Desa immer eine Versammlungshalle und eine Hahnenkampfarena (Wantilan) errichtet sind. Auch nicht fehlen darf der Turm für die Kul-Kul-Trommel, die zu Versammlungen ruft, vor Gefahren warnt und den Tod eines Dorfbewohners verkündet. Der Dorfplatz wird meist von einem gigantischen Banyan-Baum überschattet, dem heiligen Baum der Hindus. Hier liegen für gewöhnlich ein paar einfache Essensstände (Warung), und hier wird auch regelmäßig der Markt abgehalten, meist in einem Drei-Tage-Rhythmus.
Der Markt ist fast ausschließlich eine Domäne der Frauen, wie auch die Hausarbeit und das Herstellen der Opfergaben für die Götter und Dämonen meist den Frauen überlassen werden. Dagegen sind das Bestellen der Reisfelder, der Haus- und Tempelbau ebenso wie das Ausschmücken der Heiligtümer mit Steinskulpturen und Reliefs, mit Schnitzereien und Malereien reine Männersache. Viele Arbeiten werden auch von Männern und Frauen gemeinsam bewältigt, z. B. die Reisernte und der Straßenbau. Für Balinesen ist es selbstverständlich, dass sogar kleinere Kinder schon einfache Aufgaben und Arbeiten übernehmen.
Das Gehöft
Entlang der Dorfstraße reihen sich die Gehöfte aneinander, die durchweg von hohen Mauern umgeben sind, nur unterbrochen von den schmalen Toreingängen, zu denen Stufen emporführen. Nicht immer lassen sich die Eingänge mit Türen verschließen, oft steht gleich dahinter nur eine kurze Dämonenmauer, die Angriffe aus der Unterwelt abwehren soll, denn böse Geister haben große Schwierigkeiten, um Ecken herumzugehen. Im Inneren eines Gehöftes, in dem oft eine Großfamilie lebt, stehen verschiedene mehr oder weniger offene Pavillons und andere kleine Gebäude, deren Anordnung wieder auf dem Kelod-Kaja-Prinzip beruht.
Auf der den Bergen und damit den Göttern zugewandten Seite befindet sich der Familientempel. Im Mittelteil des Gehöftes liegen die einzelnen Schlaf- und Wohnräume der Familie. Küche, Reisscheune, Schweinestall und Abfallgrube sind immer auf der dem Meer zugewandten Seite zu finden. Außer einigen wenigen Schatten spendenden Obstbäumen sowie Bananenstauden und ein paar Blumen hält man das Gehöft frei von jeglicher Vegetation, um Schlangen und giftigen Insekten keine Gelegenheit zu geben, sich hier einzunisten. Aus dem gleichen Grund wird täglich der aus festgestampftem Lehm bestehende Innenhof gefegt und das herabgefallene Laub und die Abfälle entfernt.
Die Dimensionen eines traditionellen Gehöftes und der sich darin befindenden Gebäude richten sich nach strengen Regeln, die in den alten Lontar-Schriften niedergelegt sind. Grundlage für alle architektonischen Abmessungen sind die Körpermaße des Familienoberhaupts, der gleichzeitig auch der Bauherr ist. Ein in den alten Schriften bewanderter Architekt wird also zuerst einmal bestimmte Abmessungen am Körper des Bauherrn vornehmen und diese auf schmalen Bambusstreifen markieren.
Der Abstand zwischen den Spitzen beider Mittelfinger bei seitlich ausgestreckten Armen ist ein Depa, der Abstand vom Ellenbogen zur Spitze des ausgestreckten Mittelfingers ist ein Asta, und die Breite einer Faust bis zur Spitze des seitlich ausgestreckten Daumens ist ein Musti. Die Gesamtlänge einer das Grundstück umgebenden Mauer beträgt immer ein Vielfaches einer kombinierten Depa-Asta-Musti-Länge, wobei sich der Multiplikationsfaktor nach der Kaste des Bauherrn, seinen persönlichen Wünschen und finanziellen Mitteln, den örtlichen Gegebenheiten und nach der jeweils benutzten Lontar-Schrift richtet.
Die Größe der einzelnen Bebauungen (Plattformen oder Gebäude) hängt davon ab, wie viele hölzerne Stützbalken (Sasaka) verwendet werden. Die kleinsten Gebäude werden von vier Balken getragen, die größten haben für gewöhnlich nicht mehr als zwölf Balken. Die Maße eines Stützbalkens und die Abstände dazwischen errechnet der Architekt anhand von komplizierten Formeln, die wieder auf bestimmten Körpermaßen des Bauherrn beruhen: Länge des Zeigefingers, Breite des kleinen Fingers usw. Ein Balken, der ja aus einem Baumstamm (meist Teakholz) gesägt wurde, darf niemals „auf dem Kopf“ stehen, d. h. das Balkenende, das der Baumwurzel am nächsten war, muss immer im Boden bzw. im Fundament verankert sein, und das Balkenende, das ursprünglich der Baumkrone nahe war, muss jetzt die Dachkonstruktion tragen. Die Abstände zwischen den einzelnen Bebauungen und die Entfernung der Bebauungen zur Grundstücksmauer beruhen auf einem Längenmaß, das sich wiederum aus einem Vielfachen der Fußlänge des Bauherrn ergibt. Das traditionelle Wohnanwesen ist also bis ins kleinste Detail buchstäblich auf den Bauherrn, das Familienoberhaupt, zugeschnitten. Hierin zeigt sich das Bestreben der Balinesen nach Harmonie und Einklang mit allem, was sie umgibt.
Geschichte
Die Insel Bali hat eine einzigartige, sich von den umliegenden muslimischen Inseln deutlich unterscheidende Geschichte. Um die Vorgänge auf Bali in den historischen Gesamtkontext einordnen zu können, ist aber auch ein Überblick über die Geschichte Indonesiens notwendig.
Indonesien
Frühgeschichte
Zu den wichtigsten Ausgrabungsstätten, in denen Relikte von Urmenschen gefunden wurden, gehören Sangiran, Mojokerto, Trinil und Ngandong auf Java. Etwa 40 000 Jahre alt sind die Funde aus den Niah-Höhlen in Sarawak (Borneo). Sie können also bereits dem Homo sapiens zugerechnet werden. Die Menschen dieser Zeit waren Jäger und Sammler, aber der Übergang zum Anbau von Pflanzen und zur Tierhaltung erfolgte in Südostasien schon sehr früh. Bei Ausgrabungen in Thailand konnte die Kultivierung verschiedener Pflanzenarten bereits 9000–7000 v. Chr. nachgewiesen werden.
Seither erreichten verschiedene Einwanderungswellen die Inseln – z. B. durch die Negritos vor 30 000 Jahren, deren kraushaarige, dunkelhäutige Nachfahren heute nur noch auf den Andamanen, den Philippinen und der malaiischen Halbinsel leben. Verdrängt wurden sie vor etwa 10 000 Jahren von den nachfolgenden Einwanderern, deren Spuren man in Wajak, Ost-Java, entdeckte. Mit den später eintreffenden Proto- und Deuteromalaien kam auch das Wissen um die Gewinnung und Bearbeitung der Metalle Bronze und Eisen auf die Inseln. Schon 3000 bis 2500 v. Chr. wurde Nassreis angebaut und die Felder wurden mit Wasserbüffeln umgepflügt.
See- und Küstenschifffahrt war allen malaiischen Völkern bekannt, trotzdem beschränkte sich die Herrschaft einzelner Fürsten und Sippenoberhäupter nur auf einen überschaubaren Bereich, der ihnen genügend Nahrung versprach.
Indisierung
In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung beginnt die sogenannte Indisierung von Indonesien. Der griechische Geograf Ptolemäus berichtet schon im 2. Jh. über Labadiou (wahrscheinlich Java) und über Malaiou (wahrscheinlich Malayu in Südost-Sumatra). Seine Informationsquellen waren indische Händler, die bis an die Küsten von Sumatra und Java gelangt waren. Aber erst zwischen dem 4. und 6. Jh. verzeichnet der südostasiatische Handel einen enormen Aufschwung. Produkte Süd- und Südostasiens waren auf den chinesischen Märkten gefragt, und es entwickelte sich ein regulärer Schiffsverkehr zwischen Indien, den Siedlungen an den Flussmündungen von Sumatra und China. Aus chinesischen Aufzeichnungen geht hervor, dass aus verschiedenen, nicht immer zu lokalisierenden Gebieten von Indonesien Missionen zum Kaiserhof entsandt wurden.
Durch den Handel mit Indien gelangten auch kulturelle Einflüsse in das Land und prägten Sprache, Schrift und Literatur. Brahmanen brachten die heiligen Schriften des Hinduismus nach Indonesien, und die sich formierende aristokratische Klasse übernahm zahlreiche Elemente der neuen Religion. Die indische Konzeption des Königtums mit verschiedenen Varianten der göttlichen Identität des Herrschers war von nun an bestimmend.
Die bisherigen religiösen Vorstellungen der Bevölkerung, meist animistischer Natur, erleichterten das Eindringen des Hinduismus. Die Indonesier hatten bereits terrassierte Tempel erbaut, die heilige Berge darstellten und Begräbnisritualen dienten. In dieses Weltbild passte der auf einem heiligen Berg lebende Shiva. Das komplexe Gesamtsystem des Hinduismus wurde jedoch nicht übernommen. Die Lehre von den Kasten (Varna) und die heiligen Schriften waren zwar bekannt, fanden aber nur teilweise Eingang in die indonesische Gesellschaft.
Sri Vijaya
In den folgenden Jahrhunderten entstanden buddhistische und hinduistische Königreiche, hauptsächlich auf Java und Sumatra. Die Einflusssphären dieser Großreiche umfassten den ganzen südostasiatischen Raum. Im Brennpunkt der wichtigen Handelsroute zwischen China und Indien gelegen, erlangte Sri Vijaya (ein indonesisches Handelsreich) seit dem 7. Jh. eine Vormachtstellung. Über viele Jahrhunderte hinweg sollte es nicht nur ein erstrangiges politisches Machtzentrum sein, sondern auch für Chinesen, Inder, Araber und die südostasiatische Region zum Inbegriff des Reichtums und der kulturellen Blüte werden. Der Handel mit Landesprodukten, vor allem der Zwischenhandel, war die Basis. Alle Schiffe mussten die Häfen Sri Vijayas anlaufen und Zölle entrichten. Sri Vijaya war kein zentralisiertes Reich, sondern ein Stadtstaat, der andere Fürstentümer militärisch unterwarf und tributpflichtig machte. Es wird angenommen, dass die Hauptstadt in der Nähe des heutigen Palembang in Sumatra gelegen haben muss.
Der chinesische Gelehrte I-Ching besuchte 671 nach einer nur 20-tägigen Schiffsreise von Kanton aus Sri Vijaya. Er erwähnt Tausende von buddhistischen Priestern und spricht von einem Zentrum der buddhistischen Lehre. Dass es im Gegensatz zu mittel- und ostjavanischen Staaten keine Überreste von Tempelanlagen in Südost-Sumatra aus dieser Periode gibt, liegt nicht zuletzt in der Natur des Schwemmlandes begründet, in dem selbst steinerne Sakralbauten den Fluten der großen Flüsse während des Monsuns nicht über Jahrhunderte standhalten können oder im Schwemmsand verschwinden. Der Niedergang des Sri-Vijaya-Reiches kam im 11. Jh., als chinesische Händler begannen, direkt in die Produktionszentren zu segeln. Damit verlor der Zwischenhandel, die Lebensgrundlage von Sri Vijaya, an Bedeutung.
Konnten die frühen Stadtstaaten und Reiche aus Sumatra ihre wirtschaftliche und politische Macht nur auf dem erfolgreichen Zwischenhandel aufbauen, so war die Situation auf Java anders. Grundlage der frühen Staaten waren die vulkanischen Böden und eine äußerst ertragreiche Landwirtschaft.
Das wichtigste Herrschergeschlecht von Java war die Sailendra-Dynastie. Selbst Sri Vijaya wurde Mitte des 9. Jhs. von einem Sailendra regiert. Der Borobudur-Tempel und die Tempel von Prambanan wurden von Herrschern dieser Dynastie in Auftrag gegeben. Buddhismus und Shivaismus existierten in Java nebeneinander. Auf einer buddhistischen Inschrift aus dieser Zeit wird ein Sailendra als Bodhisattva, „ein zu Buddha gewordener“, bezeichnet, eine hinduistische Inschrift beschreibt einen Herrscher als Teil von Shiva. Diese göttlichen Qualitäten machten die Könige nicht zu Gott-Königen, sondern zu Gott selbst.
Majapahit
Seit dem 10. Jh. war Ost-Java das politische und kulturelle Zentrum. Das Kertanegara-Reich (1268–92) gilt als Vorläufer von Majapahit, dem letzten großen Hindu-Imperium. Der gleichnamige Herrscher wurde zum Shiva-Buddha. Wichtigster Staatsmann dieser Periode war Gajah Mada (1329–50), der eine aktive Außenpolitik betrieb und Macht und Einfluss von Majapahit systematisch ausdehnte.
Zentrum des Reiches war die Hauptstadt (heute Trowulan in Ost-Java) mit dem Kraton (Hof) des Königs und den Palästen anderer Würdenträger. Die Provinzen wurden von Gouverneuren oder Fürsten verwaltet, die vom König ernannt wurden. Von diesen direkt beherrschten Gebieten muss man die tributpflichtigen, vasallenartigen Fürstentümer des Archipels unterscheiden. Mit den Staaten des südostasiatischen Festlands unterhielt Majapahit Handelsbeziehungen, ebenso mit China und Indien.
Hayam Wuruk wurde 1350 zum König und seine Herrschaft wird heute als die glorreichste Periode javanischer Geschichte betrachtet. Es scheint, dass Hayam Wuruk sein Reich selbst inspizierte. Er besuchte unruhige Grenzgebiete, sprach mit den Ältesten vieler Dörfer, klärte Landstreitigkeiten, trieb Tribut ein, betete an Buddha-Schreinen, Shiva-Statuen und altjavanischen Heiligtümern und besuchte heilige Männer, um zur Erleuchtung zu gelangen. Viele seiner Untertanen hatten dadurch die Gelegenheit, den göttlichen Herrscher selbst zu Gesicht zu bekommen. Durch die Verschmelzung indischer Einflüsse mit javanischer Tradition bildeten sich zu dieser Zeit die ersten Elemente einer eigenständigen indonesischen Kultur.
Islamisierung
Entlang der Handelswege zwischen China, Indien und Arabien breitete sich seit dem 13. und 14. Jh. der Islam aus. Anhänger der neuen Religion waren zuerst Händler und Kaufleute, deren ausländische Partner häufig Moslems waren. Die Islamisierung ging dann über den Kreis der Händler hinaus und erfasste alle Klassen und sozialen Schichten. Am Ende des 13. Jhs. gab es bereits zwei islamische Sultanate in Nord-Sumatra (Samudra-Pasai und Perlak). In einem königlichen Grab in Samudra auf Java entdeckte man Inschriften aus dem Jahre 1297, die in Arabisch verfasst waren. Im 15. Jh. hatte sich der Islam bereits über die Nordküste von Java bis nach Ternate und Tidore auf den Nord-Molukken ausgebreitet. Das eigentliche Machtzentrum des malaiischen Raumes war Malakka auf der malaiischen Halbinsel, dessen Herrscher ihre Dynastie auf Sri Vijaya zurückführten. Aus handelspolitischen Gründen waren sie schon früh zum Islam übergetreten.
Die alten aristokratischen Herrscherhäuser im Inneren von Java standen im Gegensatz zu den islamischen Fürsten der Küstenstädte. Der Einfluss von Majapahit war mit dem Anwachsen dieser Städte zurückgegangen. In den Küstenstädten weiteten die Fürsten von Demak in der ersten Hälfte des 16. Jhs. ihren Einfluss aus. Der Islam hatte sich konsolidiert, gleichzeitig hatten die Fürsten viele der alten hinduistisch-buddhistischen Traditionen angenommen.
Ende des 16. Jhs. wurde das Mataram-Reich zum wichtigsten Machtfaktor auf Java. Unter dem Sultan Panembahan Senapati, der in der Nähe des heutigen Yogyakarta seine Residenz hatte, wurden die islamischen Küstenstädte unterworfen. Seitdem war die Praktizierung des Islam von den königlichen Bedingungen des alten Java abhängig. Der Islam wurde als eine unter anderen Religionen toleriert. Am Hof von Mataram konnten muslimische Berater zu höchsten Ehren gelangen und wurden pflichtbewusste Diener des hindu-javanischen Herrschers. Auf den Dörfern blieb der Islam, besonders in Zeiten sozialer Unruhen, einflussreich, da er den bäuerlichen Massen ein Paradies nach dem Tod versprach.
Der Islam und die javanische Form des Shivaismus-Buddhismus verschmolzen zwar nicht miteinander, nahmen aber beide Einflüsse der jeweils anderen Religion auf.
Ankunft der Portugiesen
Portugiesen beeinflussten ab 1515 für beinahe 100 Jahre die Geschichte der östlichen Inseln und brachten aufgrund überlegener Waffentechnik und nautischer Fähigkeiten bald den gesamten Handel im Osten von Indonesien unter ihre Kontrolle. 1511 wurde Malakka erobert.
Unter dem Zeichen des Kreuzes wurden Feldzüge gegen schwache Fürsten unternommen – Mord, Plünderungen und Sklavenhandel standen auf der Tagesordnung. Die Einheimischen wurden nicht als vollwertige Menschen angesehen, sondern nur als „Heiden“. Konkurrenten im lukrativen Gewürzhandel kamen schon bald aus Europa, zuerst die Spanier auf den Philippinen, dann auch Engländer und Holländer.
Ankunft der Holländer und Herrschaft der VOC
Gegen Ende des 16. Jhs. erschienen die Holländer als Konkurrenten im Archipel, und das Handelsmonopol Portugals brach zusammen. 1595 landeten holländische Schiffe in Banten (West-Java) und kehrten bald darauf überreichlich mit Gewürzen beladen in die Niederlande zurück. Es sollten 350 Jahre holländischer Herrschaft folgen. Aufgabe der schon 1602 gegründeten Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) war es, europäische Konkurrenten vom Handel im Archipel auszuschließen sowie den von asiatischen Kaufleuten abgewickelten Handel zu kontrollieren. Sie besaß Handelsstützpunkte auf den Molukken und in Batavia (dem heutigen Jakarta), aber eine territoriale Erweiterung ihrer Macht war nicht Leitlinie der Politik in dieser ersten Periode der VOC. Sie repräsentierte das holländische Handelskapital (6,5 Mio. Gulden Einlage der holländischen Städte, wobei Amsterdam allein 3,6 Mio. aufgebracht hatte) und ordnete alles dem Streben nach Profit unter.
In Batavia amtierte der Generalgouverneur als Exekutivorgan der VOC. Neben den von der niederländischen Regierung verbrieften Handelsrechten besaß die VOC weitergehende Rechte wie eigene Gerichtsbarkeit, eigene Streitkräfte, das Recht, über Krieg und Frieden zu entscheiden, Verträge mit anderen Staaten abzuschließen, Handelsstützpunkte und Festungen zu errichten sowie die Einführung einer eigenen VOC-Währung. Die wichtigste Aufgabe in dieser ersten Entwicklungsphase der VOC war der Gewürzhandel und dessen Kontrolle. Rigoros schränkte die VOC den Anbau von Muskatnuss und Gewürznelken ein, um den Weltmarktpreis zu erhöhen. Ganze Ernten wurden vernichtet, Bevölkerungsgruppen umgesiedelt oder wie in Bandaneira auf den Molukken ermordet, wenn sie sich widersetzten.
1620 wurde die VOC erstmals in politische Auseinandersetzungen verwickelt, als Sultan Agung von Mataram versuchte, seine Macht auch über das Sultanat Banten in West-Java auszudehnen. Zweimal wurde das heutige Jakarta belagert, konnte aber nicht eingenommen werden. Interne Schwierigkeiten und Erbfolgekriege leiteten jedoch den endgültigen Niedergang von Mataram im folgenden Jahrhundert ein. Mitte des 18. Jhs. war Mataram in zwei zentraljavanische Sultanate zerfallen, Surakarta und Yogyakarta, und politisch zur Bedeutungslosigkeit abgesunken. Jakarta geriet 1683 endgültig in holländischen Besitz.
Typisch scheinen uns die herrschenden Zustände in Batavia in einer Reisebeschreibung von 1771 dargestellt, die von einem Mitreisenden auf Captain Cooks Weltreise angefertigt wurde:
„Besonders wirft man den hiesigen Richtern eine ungerechte Partheiligkeit vor. Sie sollen gegen die Eingebohrnen mit übertriebener Strenge, gegen ihre holländischen Landsleute hingegen in einem unerlaubten Grade gelinde und nachsichtig verfahren. Einem Christen, der sich eines groben Verbrechens schuldig gemacht hat, benimmt man nie die Gelegenheit, vor dem ersten Verhöre zu entwischen … Die armen Indianer hingegen werden in solchen Fällen ohne Gnade gehangen, lebendig gerädert oder gar gespießt.“
Niedergang der VOC
Verschiedene Gründe führten 1799 zur Auflösung der VOC. Schon 1784 musste England im Vertrag von Paris das Recht eingeräumt werden, in Indonesien Handel zu treiben. Das Monopol der VOC war damit gebrochen, ihre Verschuldung wuchs. Obwohl 1781 eine Anleihe in Höhe von 14 Mio. Gulden aufgenommen werden musste, gelang es der VOC durch Manipulationen und eine bewusste Verschleierungstaktik, ihre Kolonialherrschaft als Quelle sagenhaften Reichtums zu verkaufen.
Die Administration der riesigen Territorien verschlang Summen, die die finanziellen Möglichkeiten der VOC immer wieder überstiegen. Standen z. B. im ersten Jahrhundert der VOC-Herrschaft in Indonesien etwa 1500 Personen im Sold der Compagnie, so waren es Mitte des 18. Jhs. bereits etwa 18 000 Menschen. Die Organisation der VOC, hauptsächlich auf den Monopolhandel ausgerichtet, blieb aber bis zuletzt die gleiche und war den neuen Anforderungen nicht mehr gewachsen. Keinesfalls kann man den Grund für den Niedergang der VOC allein in der Korruption unter den Angestellten oder in ihrem Schmuggel der monopolisierten Waren sehen. Von Beginn an war dies die übliche Praxis, auch hervorgerufen durch die niedrigen offiziellen Gehälter.
Britische Kolonialherrschaft
1806 wurde Holland zum Königreich von Napoleons Gnaden, und der nach Batavia entsandte Herman Willem Daendels war vor allem mit der Verteidigung Ost-Indiens gegen eine mögliche britische Invasion beschäftigt. Er konzipierte auch das später in die Realität umgesetzte Zwangsanbausystem. 1811 landeten britische Soldaten der East India Company unter Leitung von Lord Minto, Generalgouverneur von Indien, auf Java. Nach der Kapitulation der holländischen Kolonialtruppen setzte Minto Stamford Raffles als Gouverneur ein.
Raffles war in erster Linie ein glühender Nationalist, der die strategische und handelspolitische Rolle Ost-Indiens schon sehr früh erkannt hatte. Für ihn galt es, das holländische Kolonialreich dem britischen einzugliedern. Die fünf Jahre britischer Herrschaft brachten besonders Java weitreichende Veränderungen administrativer, wirtschaftlicher und politischer Natur. Raffles gliederte Java in 16 Residentschaften und entmachtete die Fürsten und Regenten.
Typisch für diese Politik war die Erstürmung des Kratons von Yogyakarta unter Raffles‘ persönlichem Kommando im Jahr 1812. Der Kronschatz wurde geplündert und unter den Angehörigen der Streitkräfte verteilt. Dem Sultanat Yogyakarta wurde ein neuer Vertrag aufgezwungen, in dem es weitere Gebiete abtreten musste und keine eigenen Streitkräfte mehr unterhalten durfte. Nur die heute noch bestehende Leibgarde des Sultans war davon ausgenommen.
Rückkehr der Holländer
1816 erfolgte die Rückgabe des ehemaligen niederländischen Kolonialbesitzes an die alte Kolonialmacht. Die neuen Generalgouverneure waren zunächst gezwungen, ihre Autorität zu festigen und zahlreiche Unruhen auf den Molukken und Sulawesi, in West-Kalimantan und Palembang niederzuschlagen. Viele Gebiete wurden dadurch der Kolonialverwaltung direkt unterstellt.
Während sich die britische Verwaltung aus den seit 1803 andauernden Auseinandersetzungen in Sumatra zwischen der orthodoxen islamischen Gruppe der Padri und der sogenannten Adat-Partei, die aus Minangkabau-Fürsten bestand, herausgehalten hatte, intervenierte Holland für die Adat-Partei. Im Prinzip war der Grund für diese Auseinandersetzung in der wenig strengen Auslegung des Islam durch die Minangkabau zu sehen. Die orthodoxen Padri lehnten das matrilineare Erb- und Familienrecht ab und wollten Alkoholgenuss, Glücksspiel, Hahnenkampf und Opiumrauchen verbieten. Nach der holländischen Intervention wurde aus der Auseinandersetzung ein Krieg zwischen den Padri und der Kolonialmacht, der sich noch bis 1897 hinziehen sollte.
Der Aufstand Diponegoros
Der Java-Krieg (1825–30) war der erste eindeutig antikoloniale Massenaufstand gegen die holländische Verwaltung. Die wirtschaftliche Situation der Bauern und Handwerker sowie der einheimischen Kleinhändler hatte sich zusehends verschlechtert. Gleichzeitig wurden die traditionellen Rechte der javanischen Aristokratie immer mehr beschnitten. Prinz Diponegoro aus dem Herrscherhaus von Yogyakarta erlebte die politischen Intrigen der Kolonialverwaltung am eigenen Leib. Seine legitimen Rechte auf die Thronfolge wurden übergangen. Eigentliche Auslöser des Aufstands waren zwei Tatsachen: Zum einen wurden durch den Generalgouverneur alle Pachtverträge, die von Landbesitzern mit Europäern abgeschlossen waren, für nichtig erklärt. Das verbitterte die zumeist aristokratischen Landbesitzer, die nun bereits erhaltene Vorschüsse zurückzahlen mussten. Zum anderen baute die Verwaltung eine Straße in der Nähe eines heiligen Grabes, was die religiösen Gefühle der Massen verletzte.
Diponegoro stellte sich an die Spitze des Aufstands. In den ersten Jahren gab es auch militärische Erfolge. Yogyakarta wurde erobert, die Kampfhandlungen griffen sogar auf die Nordküste über. Die Aufständischen vermieden offene Feldschlachten und führten einen Guerillakrieg. Doch den längeren Atem hatte die Kolonialverwaltung. Sie konnte frische Hilfstruppen von den Außeninseln heranführen und Java mit einem Netz aus befestigten Militärposten überziehen. Verrat im eigenen Lager schwächte Diponegoros Position außerdem. Unter diesen Voraussetzungen wollte er mit der Kolonialregierung verhandeln. Doch trotz des zugesicherten freien Geleits wurde er festgenommen und nach Makassar auf Sulawesi deportiert.
Schätzungen gehen davon aus, dass fast 200 000 Javaner während des Krieges umkamen. In Batavia starben 15 000 Mann, darunter mehr als die Hälfte Europäer. Viel Land war verödet und die Bevölkerung verarmt.
Das Zwangsanbausystem
Die Kosten des Aufstandes waren für die niederländische Regierung enorm. Nicht zuletzt war das einer der Gründe für die Einführung des schon von Daendels geplanten Zwangsanbausystems (Cultuurstelsel). Jedes Dorf wurde dazu verpflichtet, ein Fünftel seiner Anbaufläche mit landwirtschaftlichen Exportprodukten zu bepflanzen. Diese mussten an den Staat abgegeben werden. War die Summe dieser Produkte höher als die veranlagte Grundsteuer, konnte das Dorf eine entsprechende Rückvergütung verlangen. Umgekehrt musste das Dorf, wenn es weniger als die veranlagte Grundsteuer produzierte, zusätzliche Leistungen erbringen. Exportprodukte waren zuerst der blaue Farbstoff Indigo und Zuckerrohr; bald folgten Kaffee, Tee, Tabak und Pfeffer. Der Wert der Exporte stieg von 13 Mio. Gulden im Jahr 1830 auf 74 Mio. Gulden zehn Jahre später. Zwischen 1840 und 1880 konnten dem holländischen Staatshaushalt so jährlich 18 Mio. Gulden zugeführt werden.
Um das neue Wirtschaftssystem möglichst effektiv zu gestalten, musste die gesamte Administration umgeformt werden. Der meist einheimische, aus der Aristokratie stammende Regent wurde einem Staatsangestellten ähnlicher und dadurch in das Kolonialsystem integriert. Ihm zur Seite stand der holländische Resident. Der Regent war für die Ablieferung der Ernten aus seinem Bezirk verantwortlich.
Vom Regenten abwärts bis zum Kepala Desa (Dorfoberhaupt) waren holländische Kolonialbeamte (Controleurs) damit beschäftigt, die Produktion zu überprüfen. Korruption war in diesen Kreisen alltäglich, was nicht zuletzt an der schlechten Bezahlung der Beamten lag.
Die liberale Politik
In den 1860er-Jahren wurde das Zwangsanbausystem in den Niederlanden mehr und mehr kritisiert. Dabei standen nicht etwa humanitäre Aspekte im Vordergrund, sondern das Bestreben, das holländische Kapital gewinnbringender in großen Plantagen zu investieren. Denn das war in dem alten System nicht möglich. Diese sogenannte Liberale Politik wurde 1870 eingeführt. Europäische Investoren konnten langfristige Pachtverträge mit indonesischen Landbesitzern oder, im Fall von unbebautem Land, mit der Kolonialregierung abschließen. Große Plantagen entstanden auf Java und vor allem in Nord-Sumatra.
Diese neue Politik leitete eine Phase der wirtschaftlichen Expansion ein. Exporte verzehnfachten sich zwischen 1870 und 1930 (von 107 Mio. Gulden auf 1,16 Mrd.). Parallel dazu vollzog sich eine territoriale Expansion. Bis 1910 war das heutige Indonesien im Besitz der Holländer.
Die ethische Politik
Am Ende des 19. Jhs. wuchs in Holland eine einflussreiche Bewegung, die sich dafür einsetzte, dass den Indonesiern größere Bildungschancen eingeräumt und ihre Lebensbedingungen verbessert würden. Mentor dieser Bewegung war der Anwalt Conrad T. van Deventer, der von einer „Ehrenschuld“ der Niederlande gegenüber Indonesien sprach. Was er damit meinte, war die moralische Verpflichtung, für die zurückliegenden Leistungen der indonesischen Bevölkerung aufzukommen. Doch auch hier spielte Eigeninteresse eine wichtige Rolle. Gebildete Indonesier waren für neue Posten in Wirtschaft und Verwaltung notwendig.
Insgesamt war die Ethische Politik idealistisch: Von den grandiosen Visionen van Deventers wurde kaum etwas in die Realität umgesetzt. Trotzdem gab es gewaltige soziale Veränderungen, die allerdings nicht so sehr auf die Politik selbst, sondern auf die wirtschaftlichen, also kapitalistischen Zwänge, zurückgeführt werden können.
Die javanische Bevölkerung, die im Laufe des 19. Jhs. von 6 Mio. auf 30 Mio. angewachsen war, erreichte 1920 mehr als 40 Mio. Einwohner. Das Bevölkerungswachstum und die zunehmende Verstädterung, das Eindringen der Geldwirtschaft in die Dörfer und der Bedarf der kapitalistisch-westlichen Unternehmen an Arbeitskräften zerstörten traditionelle Strukturen.
Das nationale Erwachen
Am erfolgreichsten war die Ethische Politik in der Heranbildung einer kleinen, europäisch gebildeten Elite, die die Enttäuschung der breiten Massen auch politisch ausdrücken konnte. Auch im Islam wuchsen modernistische Ideen, die versuchten, die Anforderungen des 20. Jhs. mit der Religion in Einklang zu bringen. Die ursprüngliche Absicht der Kolonialmacht, sich durch eine Öffnung der Bildungseinrichtungen eine folgsame, einheimische Elite zu schaffen, verkehrte sich ins Gegenteil.
Eine Gruppe namens Budi Utomo („hohes Bestreben“) entstand 1908. Es war eine elitäre Gemeinschaft, deren Ziele eher kulturell als politisch waren. Andere nationalistische Gruppen, Parteien und Gewerkschaften folgten. Die erste nationale Massenorganisation war die Sarekat Dagang Islam, die eine islamischen Zielen verpflichtete Politik betrieb. Gegründet wurde sie als islamische Händlerorganisation, die ein Gegengewicht in dem von Chinesen dominierten Batikhandel darstellen wollte. Mit der Zeit verallgemeinerte die Organisation aber ihre Ziele, änderte ihren Namen in Sarekat Islam (Islamische Vereinigung) und konnte damit mehr Leute erreichen. 1920 folgte die erste kommunistische Partei Asiens, die Perserikatan Komunis Di Hindia (später Partai Komunis Indonesia, PKI).
Am Ende des Ersten Weltkriegs war die Kolonialregierung gezwungen, breiteren Bevölkerungsteilen mehr Mitsprache einzuräumen. Dazu kreierte sie den Volksraad, der aus zum Teil gewählten, zum Teil ernannten Mitgliedern der drei Bevölkerungsgruppen (Holländer, Indonesier, andere Asiaten) bestand. Insgesamt hatte der Volksraad keinerlei legislative oder exekutive Rechte, sondern stellte nur ein Forum für Kritik und Debatte dar. Verschiedene nationalistische Führer akzeptierten die Sitze im Volksraad, andere sprachen sich für einen Kampf ohne Kompromisse aus. 1921 waren die Spannungen in der Organisation Sarekat Dagang Islam so groß, dass der gesamte linke Flügel, größtenteils Anhänger der PKI, ausgeschlossen wurde. 1926/27 unternahm die Partei einen Aufstandsversuch auf Java und in West-Sumatra, der aber von der Kolonialregierung schnell niedergeschlagen wurde.
Infolge des Niedergangs der PKI und des Sarekat Dagang Islam begann in nationalistischen Kreisen eine erneute Diskussion über den Weg zur Unabhängigkeit. Die allgemeine Losung war „Indonesia Merdeka!“, ein unabhängiges Indonesien. Es ging nicht vorrangig darum, sich den kommenden indonesischen Staat in einer bestimmten sozialen oder politischen Ordnung auszumalen, sondern zuerst einmal das Ziel der Unabhängigkeit zu erreichen. Für dieses Ziel konnten auch Anhänger der PKI oder der islamischen Strömungen gewonnen werden. Im Juli 1927 fanden diese Vorstellungen Ausdruck in einer neuen Partei, der Partai Nasional Indonesia.
Ihr Vorsitzender war der Ingenieur Sukarno, der die Gedanken und Zielvorstellungen der gemäßigten islamischen Führer, der Kommunisten und der radikalen Nationalisten sehr gut kannte, sich aber keiner Richtung endgültig anschloss. Sein Traum war die Vereinigung dieser drei Hauptströmungen der Unabhängigkeitsbewegung, ein Ziel, dem er sich bis zu seinem Tod 1970 verschrieb. Nur wenige Monate nach Gründung der PNI gelang es ihm, wichtige politische Gruppen in einer Vereinigung zusammenzuschließen, der PPPKI.
1930 wurde Sukarno mit vier weiteren Führern der PNI angeklagt und zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, 1931 entlassen, 1933 bis zum Beginn der japanischen Besatzung zuerst auf die Sunda-Insel Flores, dann nach Bengkulu auf Sumatra verbannt. Die PNI löste sich 1931 auf, ein Teil der Mitglieder gründete die Partai Indonesia (Partindo). Andere Gruppen schlossen sich zur neuen PNI zusammen, wobei die Abkürzung diesmal für Pendidikan Nasional Indonesia (Nationale Erziehung Indonesiens) stand. Die Führer waren Mohammad Hatta und Sutan Sjahrir.
Japanische Besatzung
Der Zweite Weltkrieg in Europa und im Pazifik veränderte die Situation grundlegend. Als 1942 die japanischen Streitkräfte in Indonesien einmarschierten, wurden sie von vielen Indonesiern als asiatische Befreier von europäischer Kolonialherrschaft begrüßt. Die Nationalisten unter Sukarno arbeiteten anfangs eng mit ihnen zusammen. Die Grundeinstellung zu Japan änderte sich allerdings rasch, als man feststellte, dass man die alten Unterdrücker nur gegen neue eingetauscht hatte. Sukarno versuchte während der Besatzung, die indonesischen Interessen so gut es ging zu vertreten, und man sollte sich hüten, ihn einseitig als Kollaborateur darzustellen, wie es später von holländischer Seite geschah.
Es gelang Sukarno, die Besatzungsmacht davon zu überzeugen, dass nur eine Organisation, die den indonesischen Zielen verpflichtet war, auch die Massen aktivieren könne. 1943 wurde unter seiner Führung Putera (Pusat Tenaga Rakyat = Zentrum der Volkskraft) gegründet, kurz darauf die Peta, in der Indonesier von japanischen Offizieren militärisch ausgebildet wurden und die in den späteren Auseinandersetzungen den Kern der jungen republikanischen Armee bildete. Im September 1944 gab der japanische Premier eine Absichtserklärung über die indonesische Unabhängigkeit ab, im März 1945 wurde eine Verfassung entworfen. Sukarno und Hatta wurden im August 1945 von Marschall Terauchi nach Saigon beordert, und ihnen wurde die Unabhängigkeit zugesichert. Am 17. August 1945, zwei Tage nach der japanischen Kapitulation, erklärte Sukarno die Unabhängigkeit Indonesiens.
Unabhängigkeitskrieg
Nach der Kapitulation Japans waren britische Truppen damit beauftragt, die japanischen Streitkräfte zu entwaffnen und Indonesien wieder an die Holländer zurückzugeben. Die neue republikanische Regierung unter Hatta und Sukarno wollte mit den alliierten Streitkräften zusammenarbeiten, trotzdem gab es im Herrschaftsbereich der Republik (praktisch nur Java und Teile von Sumatra) Zusammenstöße, da holländische Soldaten und Mitglieder der alten Kolonialverwaltung den Briten auf dem Fuße folgten und die Holländer die Republik Indonesien nicht anerkannten. Schon 1946 war Holland gezwungen, mit Sutan Sjahrir, dem Premierminister der Republik, zu verhandeln. Doch das Abkommen von Linggarjati, in dem Holland der jungen Republik die Unabhängigkeit zugestand, wurde nicht lange eingehalten. 1947 besetzten holländische Truppen unter dem Vorwand, durch eine Polizeiaktion Gesetzlichkeit und Ordnung wieder herstellen zu wollen, große Gebiete der Republik. Durch dieses massive Vorgehen machte Holland seinen Standpunkt klar, die Republik nicht als adäquaten Staat ansehen zu wollen. Unter Vermittlung der Vereinten Nationen wurde im Januar 1948 das Renville-Abkommen geschlossen, das die Republik zwar etwas verkleinerte, aber freie Wahlen garantierte.
Innerhalb des republikanischen Lagers fanden danach schwere Auseinandersetzungen zwischen bürgerlichen und linken Kräften statt. Sie veränderten das Ansehen der Republik Indonesien in der Welt schlagartig. Vor dem Hintergrund der Blockbildung zwischen Ost und West begrüßten die westlichen Länder das rigorose Vorgehen gegen die Kommunisten. Holland nutzte die Auseinandersetzungen innerhalb der Republik zu einer weiteren militärischen Aktion, woraufhin die indonesischen Streitkräfte einen aufopferungsvollen Guerillakrieg gegen die Invasoren begannen. Im Frühjahr 1949 waren, abgesehen von den Außeninseln und den großen Städten auf Java und Sumatra, alle Gebiete in republikanischer Hand. Im August 1949 wurde Holland von der UN gezwungen, ein Abkommen zu unterzeichnen, das Indonesien die endgültige Unabhängigkeit gewährte und die Rückgabe der besetzten Gebiete (außer West-Papua) an Indonesien sicherstellte.
Unabhängigkeit
Die Verfassung von 1950 machte Indonesien zu einem Einheitsstaat, der dem Präsidenten (Sukarno) nur eine repräsentative Rolle zuwies. Innerhalb der folgenden sieben Jahre lösten sich sieben unterschiedliche Regierungen ab, die jeweils von verschiedenen Parteien gebildet wurden oder Koalitionsregierungen waren. In der Nation wuchs die Desillusionierung mit den Ergebnissen der Revolution.
Staatspräsident Sukarno erklärte 1957 seine Gelenkte Demokratie, die den Parteienzwist der 1950er-Jahre beenden sollte. Er kritisierte das westliche Demokratiekonzept als ungeeignet für Indonesien. Dagegen stellte er das traditionelle System von Musjawarah und Mufakat (Diskussion und Konsens). Sukarnos Annäherung an die kommunistischen asiatischen Länder und der enge Kontakt zu China wurden vom Westen mit Sorge beobachtet. Zur gleichen Zeit brachen Sezessionsbestrebungen auf Sumatra und anderen Außeninseln aus. In Padang (Sumatra) wurde die Revolutionäre Regierung der Republik Indonesien ausgerufen, der sich mehrere andere Provinzen anschlossen.
Die Zentralregierung reagierte schnell, und Ende 1958 waren die Aufstände niedergeschlagen. Sukarno, die Armee und die nicht kompromittierte PKI waren jetzt die Machtfaktoren in der Republik. 1959 wurde die alte Präsidial-Verfassung von 1945 durch ein Dekret des Präsidenten wieder in Kraft gesetzt. Das Konzept Nasakom (Nationalismus, Religion, Kommunismus) wurde eingeführt. Sukarnos Macht in der Periode bis 1965 lag in der Balance zwischen Armee und PKI.
Suhartos „Neue Ordnung“
In der Nacht des 30. September 1965 wurden fünf Armeegeneräle unter bisher ungeklärten Umständen erschossen. Die Armeeführung stellte die Ermordung der Generäle als kommunistischen Aufstandsversuch dar, und der Aufstieg General Suhartos begann. In den folgenden Monaten wurde die PKI zerschlagen und mehrere Hunderttausend Menschen ermordet. Wer für die Attentate verantwortlich war, ist bis heute ungeklärt. Offiziell war die PKI der Drahtzieher, was aber nie wirklich untersucht worden ist. Die Rolle der westlichen Staaten an diesem Putsch liegt ebenfalls im Dunkeln, denn Archive sind teilweise unzugänglich und Akten verschwunden.
Am 11. März 1966 fanden in Jakarta und anderen Städten große Demonstrationen gegen Sukarno statt. Die militärische Führung zwang Sukarno damit, zahlreiche Machtbefugnisse an Suharto abzutreten. Die PKI wurde verboten, 15 von Sukarnos Ministern wurden verhaftet.
Am 12. März 1967 trat General Suharto sein Amt als Präsident der Republik Indonesien an. Suhartos Laufbahn begann in der Kolonialarmee. Während des Unabhängigkeitskriegs war er republikanischer Truppenführer in Zentral-Java, 1960 bereits stellvertretender Stabschef der Armee, 1962 Befehlshaber der Truppen zur Befreiung West-Papuas. Im Herbst 1965 war er führend an der Zerschlagung der PKI beteiligt, im folgenden Jahr entmachtete er systematisch den bisherigen Präsidenten Sukarno. Mit Unterstützung des Militärs führte er das Regime der „Neuen Ordnung“ ein.
Die Neue Ordnung brachte dem Land zweifellos viele Verbesserungen. Während es einerseits gelang, die Inflation unter Kontrolle zu bringen, konnten andererseits mithilfe großzügiger Unterstützungen aus dem Westen zahlreiche Entwicklungsprogramme umgesetzt werden. Die Infrastruktur wurde spürbar ausgebaut und die Exportwirtschaft angekurbelt, gleichzeitig verbesserten sich die allgemeinen Lebensbedingungen der jährlich um ca. 3 Mio. Menschen anwachsenden Bevölkerung.
Man sprach sogar schon von einem indonesischen Wirtschaftswunder. Die Lebensmittelproduktion wurde um 50 % gesteigert. War Indonesien in den 1960er-Jahren noch der größte Reisimporteur der Welt, konnte es sich ab 1985 selbst versorgen (seit 1991 müssen aber wieder Jahr für Jahr größere Mengen eingeführt werden). Das Pro-Kopf-Einkommen stieg ebenso wie die durchschnittliche Lebenserwartung. Groß angelegte Familienplanungskampagnen zeigten deutliche Erfolge (2,4 % Zuwachsrate in den 1970er-Jahren; 1,8 % in den 1980ern). Über 100 000 neue Schulen wurden gebaut. Spekulationen über ausländische „Investoren“, die Indonesien wirtschaftlich unterstützten, um es als Bollwerk gegen den Kommunismus einzusetzen, lassen sich allerdings nicht ganz von der Hand weisen.
Die Neue Ordnung hatte aber auch ihre Schattenseiten. Suharto und seine Golkar (die Regierungspartei Golongan Karya) regierten mithilfe von Armee und Polizei als diktatorisches Regime. Kritiker und Oppositionelle wurden in Gefängnisse gesteckt oder unter Hausarrest gestellt; Presse, Rundfunk und Fernsehen unterlagen staatlicher Kontrolle. Die alle fünf Jahre stattfindenden „Wahlen“ verkamen zur Farce, da ihr Ausgang schon im Voraus feststand. Neben der Golkar waren nur noch zwei andere Parteien zugelassen, die PPP, die islamisch orientierte Vereinigte Entwicklungspartei (Partai Persatuan Pembangunan), und die PDI, die Demokratische Partei (Partai Demokrasi Indonesia), die aber nie eine Chance hatten.
Viele der wirtschaftlichen Verbesserungen tendierten dazu, nur einer privilegierten Minderheit zugutezukommen, sodass die an sich schon Reichen immer reicher wurden, während am Rand der Städte die Slums wuchsen und auch in ländlichen Gegenden, vor allem auf Java, die Armut zunahm. Korruption war im gesamten Verwaltungsapparat des Staates weit verbreitet. Darüber hinaus nahm die Vetternwirtschaft immer größere Ausmaße an, indem Suharto enge Freunde und in erster Linie seine eigene Familie zunehmend mit Privilegien, Macht und vor allem lukrativen Monopolen versorgte.
Mehr als drei Jahrzehnte hielt Suharto, der sich als Bapak Pembangunan, „Vater der Entwicklung“, feiern ließ, fast alle Macht in seinen Händen. Sechs Mal ließ er sich jeweils für eine Amtsperiode von fünf Jahren wiederwählen, zuletzt am 10. März 1998.
Krise, Neuwahlen und Demokratisierung
Trotz der in den 1990er-Jahren zunehmenden Kritik an Suhartos Regime hätte er sicherlich noch etliche Jahre sein Amt behalten können, wenn nicht im August 1997 die von Thailand ausgehende Finanz- und Wirtschaftskrise auch Indonesien erreicht hätte. In wenigen Monaten verlor die indonesische Rupiah drastisch an Wert. Bekam man im Juli 1997 nur 2400 Rp für 1US$, so betrug der Kurs im Frühjahr 1998 bereits 9000 Rp und war zwischenzeitlich sogar auf über 15 000 Rp geklettert.
Die Preise für Importwaren stiegen natürlich dementsprechend, kurz darauf zogen auch die Preise für einheimische Produkte nach und erhöhten sich um 100–200 %, wobei die Löhne jedoch auf ihrem alten Niveau stagnierten. In kurzer Zeit war so das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen um drei Viertel gefallen. Viele Privatbanken und etliche Fabriken sowie andere Unternehmen meldeten Konkurs an. Nun berichteten auch internationale Medien über die Krise in Indonesien, was einen drastischen Rückgang der ausländischen Investitionen und Besucherzahlen zur Folge hatte, da viele Touristen und internationale Unternehmer von all den negativen (und zum Teil übertriebenen) Schlagzeilen verunsichert wurden. Der Tourismus, bis dahin zweitgrößter Wirtschaftszweig des Landes, musste Einbußen in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar hinnehmen, und steigende Arbeitslosigkeit war die Konsequenz.
In weiten Teilen des Landes brachen blutige Unruhen aus. Studenten demonstrierten im April und Mai 1998 in Jakarta, Medan, Yogyakarta und Solo für eine Absetzung des Präsidenten. Aufgebrachte und von den Preissteigerungen in Panik versetzte Massen plünderten Supermärkte, Einkaufszentren und andere Geschäfte, die zumeist Chinesen gehörten. Das Motiv der Plünderer war aber nicht vordergründig die wirtschaftliche Lage, vielmehr handelte es sich hier um gezielt rassistische Übergriffe, die in Massenvergewaltigungen und Morden gipfelten. Darüber hinaus flammten in anderen Teilen des Archipels ethnisch und religiös motivierte Konflikte auf.
Versuche, die Finanzkrise durch Zuschüsse seitens des Internationalen Währungsfonds in den Griff zu bekommen, scheiterten, da die Zuschüsse an die Bedingung geknüpft wurden, tief greifende ökonomische Reformen durchzuführen, die Suharto nicht erfüllen konnte bzw. wollte. Als die Unruhen im Mai 1998 ihren Höhepunkt erreichten – allein in Jakarta waren über 6000 Gebäude beschädigt oder zerstört worden und es gab schätzungsweise 1200 Tote –, hatte Suharto schließlich ein Einsehen. Am 21. Mai 1998 legte er sein Amt nieder, und Vize-Präsident Bacharuddin Jusuf Habibie wurde als neuer Präsident vereidigt.
Habibie, der als linientreuer Suharto-Anhänger und Technokrat bekannt war, genoss im Volk wenig Vertrauen. Es war offensichtlich, dass er nur als Übergangslösung angesehen wurde. Zwar entließ er gleich einige politische Gefangene, versprach Reformen und baldige Neuwahlen, doch auch er bekam die Krise nicht in den Griff. Die Reformen blieben aus, und das Datum für die Neuwahlen wurde immer wieder aufgeschoben. Wie schon im Mai wurde im November 1998 erneut der Ruf nach Reformasi und „Demokrasi“ laut, und es kam abermals zu blutigen Zusammenstößen zwischen demonstrierenden Studenten und dem Militär.
Relative Ruhe kehrte erst Anfang 1999 ein, als das endgültige Datum für Neuwahlen feststand. Am 7. Juni 1999 standen 48 Parteien zur Wahl. Mit 35 % der Stimmen ging wie erwartet die einzige Oppositionspartei der Neuen Ordnung, die PDI-P, als Sieger aus den Wahlen hervor, gefolgt von der Golkar mit ca. 20 %. Gleichzeitig verstärkten sich aber die separatistischen Bestrebungen in Aceh, Irian Jaya (West-Papua) und anderen Landesteilen.
Präsident Habibie hatte der Bevölkerung Ost-Timors bereits ein Referendum über die Unabhängigkeit zugestanden, das gegen den Willen der führenden Militärs am 30. August stattfand. 78,5 % der Ost-Timoresen entschieden sich für die Unabhängigkeit. Proindonesische Milizen richteten daraufhin ein Blutbad unter der Bevölkerung an. Am 18. September landeten multinationale Friedenstruppen unter australischer Führung. Vier Wochen später wählte der Volkskongress Abdurrahman Wahid (auch: Gus Dur) von der größten islamischen Organisation des Landes, der Nahdlatul Ulama, zum neuen Präsidenten. Zur gleichen Zeit erkannte das Parlament die Ergebnisse der Volksabstimmung in Ost-Timor an, womit die ehemals 27. indonesische Provinz de facto in die Unabhängigkeit entlassen wurde. In einem klugen Schachzug ernannte Wahid Megawati Sukarnoputri, die Vorsitzende der stärksten Partei des Landes, der PDI-P, und Tochter Sukarnos, zur Vizepräsidentin.
Auch der vierte Präsident Indonesiens geriet nach einigen anfänglichen politischen Achtungserfolgen immer mehr in die Kritik, sodass der Volkskongress gezwungen war, Gus Dur am 25. Juli 2001 abzusetzen. Gleichzeitig wurde die Vizepräsidentin Megawati Sukarnoputri als neue Präsidentin eingesetzt.
Megawati gelang es bis 2004, dem nächsten Wahljahr, weder die ökonomischen, und politischen Probleme noch die ausufernde Korruption im Land in den Griff zu bekommen. Viele ihrer Anhänger wurden enttäuscht. „Mega“ galt als schwache Präsidentin, und es war von vornherein zweifelhaft, ob sie die Neuwahlen, die zweiten freien Wahlen nach dem Sturz Suhartos, gewinnen würde.
Am 5. Juli 2004 wählte das indonesische Volk (fast 150 Mio. Wahlberechtigte) zum ersten Mal in seiner Geschichte seinen Präsidenten und Vizepräsidenten direkt. Wie erwartet schaffte es keiner der fünf Kandidaten in der ersten Wahlrunde, die erforderlichen Stimmanteile von mehr als 50 % auf sich zu vereinen. Die beiden stärksten Kandidaten, Susilo Bambang Yudhoyono und die bis dahin noch amtierende Präsidentin Megawati Sukarnoputri, stellten sich also am 20. September 2004 zu einer Stichwahl, aus der Yudhoyono mit über 60 % der Stimmen als deutlicher Sieger hervorging.
Susilo Bambang Yudhoyono, kurz SBY, der unter Suharto noch als Vier-Sterne-General diente, bekleidete unter Abdurrahman Wahid und Megawati Sukarnoputri den einflussreichen Posten des Koordinierungsministers für Sicherheit und Politik. Anfang 2003 trat er zurück und gründete eine eigene Partei, die PD (Partai Demokrat). SBY, der am 20. Oktober 2004 offiziell das Amt des Präsidenten antrat, gilt als relativ reformfreudig und symbolisiert einen Neuanfang, besonders bei der Korruptionsbekämpfung. Seine dezentralistische Politik der letzten Jahre, bei der viele Kompetenzen an die Distrikte abgegeben wurden, brachte allerdings auch Schwierigkeiten mit sich. Die Korruption blüht nun auf regionaler Ebene, viele undurchsichtige und widersprüchliche Gesetze entstehen heute auf Distriktebene, und nicht zuletzt ist es die Umwelt, die unter dem Mangel einer zentralen Kontrollinstanz leidet. Nichtsdestotrotz hat es Yudhoyono mit geschickter Innen- und Wirtschaftspolitik in seiner ersten Legislaturperiode geschafft, das Wirtschaftswachstum des Landes anzukurbeln, das Investitionsklima zu verbessern, Korruption auf nationaler Ebene zu bekämpfen und die einflussreichste indonesische Terror-Organisation Jemaah Islamiya deutlich zu schwächen. Dies wurde vom indonesischen Volk mit der eindeutigen Wiederwahl im ersten Wahlgang am 8. Juli 2009 gewürdigt. Er bekam mehr als 60 % der Stimmen in der zweiten Direktwahl des Landes und wird für weitere fünf Jahre Präsident der viertgrößten Demokratie der Welt sein.
Bali
Frühgeschichte
Auch wenn archäologische Beweise fehlen, ist anzunehmen, dass auf Bali wie auf seiner Nachbarinsel Java schon vor mehr als 10 000 Jahren altsteinzeitliche Menschen lebten.
Megalithische und bronzezeitliche Funde, die im Archäologischen Museum von Pejeng (östlich von Ubud) ausgestellt sind, gehen auf das letzte vorchristliche Jahrtausend zurück. Die Balinesen dieser Zeit kannten schon die Nassreiskultur und waren in Dorfgemeinschaften organisiert. Ihre religiösen Vorstellungen basierten auf dem Animismus und der Ahnenverehrung.
Handelsverbindungen und erste Königreiche
Zu Beginn unserer Zeitrechnung tauchten die ersten südindischen Händler an den Küsten Balis auf, wodurch sich nach und nach buddhistische und hinduistische Anschauungen auf der Insel verbreiteten. Auf Sumatra und Java entstanden im ersten nachchristlichen Jahrtausend große buddhistische und hinduistische Reiche, Sri Vijaya, Sailendra und Mataram, deren Einflusssphäre bis nach Bali reichte. Die ältesten Inschriften der Insel stammen aus dem 9. Jh. n. Chr. Sie sind in altbalinesischer Sprache verfasst und belegen, dass auf Bali gleichzeitig shivaitische und buddhistische Einsiedler und Mönche lebten.
Es ist nicht bekannt, wann die ersten Königreiche auf Bali entstanden. Der früheste schriftliche Beleg stammt aus dem Jahre 917 n. Chr. und erwähnt einen König Warmadewa, dessen Hauptstadt in Zentral-Bali in der Nähe von Pejeng lag. Der berühmteste Herrscher der Warmadewa-Dynastie war Udayana, der 989 die ostjavanische Prinzessin Mahendradatta heiratete. Seit jener Zeit sind die Geschicke der Insel eng mit denen von Ost-Java verknüpft. So sind auch balinesische Dokumente aus dieser Epoche in Altjavanisch abgefasst.
Nach Udayanas Tod gelangten seine beiden Söhne an die Macht: Airlangga herrschte über Ost-Java, sein jüngerer Bruder Anak Wungsu regierte Bali, vermutlich in Abhängigkeit von Airlangga. Mitte des 11. Jhs. starb Airlangga, und in Ost-Java setzten interne Machtkämpfe ein, die Bali für die nächsten drei Jahrhunderte wieder eine relative Unabhängigkeit bescherten.