Nachwort an Frauen
Ich will mich nicht als besonders emanzipiert profilieren. Ich will andere Frauen, die sich noch nicht so intensiv mit ihrer Unterdrückung auseinandergesetzt haben, nicht als unemanzipiert abstempeln. Ich wollte keine Frauen anmachen in meinem Buch.
Ich habe es wohl manchmal doch getan, weil ich oft sehr traurig und verzweifelt bin, wie selbstverständlich Frauen den ganzen Alltags-Chauvinismus hinnehmen und dabei verdrängen, daß sie gegen ihre eigenen Interessen handeln. Oder mir sogar in den Rücken fallen. Alles überspitzt finden, was ich fordere. — Ich bin nicht wütend auf diese Frauen. Ich bin nur traurig und verzweifelt, weil sie nicht nur meine, sondern auch ihre eigene Unterdrückung bejahen. — Dies ist ein Konflikt, mit dem ich am wenigsten klarkomme. Eigentlich sind sie meine Schwestern, und ich will mit ihnen zusammen kämpfen. Aber was soll ich tun, wenn sie mich nicht als ihre Schwester akzeptieren und sich gegen mich stellen?
Emanzipation ist kein Wettbewerb.
Emanzipation ist ein Prozeß, in dem wir Frauen uns gegenseitig unterstützen sollten. Männer versuchen, dieses Wasser oft auf ihre Mühlen zu lenken, indem sie eine Emanzipationshierarchie aufzustellen versuchen: Guck mal, die ist viel emanzipierter als du!
Was Männer emanzipiert finden, hat uns nicht zu interessieren. Das können wir Frauen schon selbst entscheiden! Wir emanzipieren uns, weil wir endlich frei und selbstbewußt leben wollen. Wir emanzipieren uns nicht, damit Männer uns gut finden!
Männer finden immer nur das emannzipiert, was ihnen nicht wirklich gefährlich werden kann. Wenn Frauen gegen Atomkraftwerke kämpfen und nicht so oft mit diesen pingeligen Frauenthemen ankommen: Das finden Männer emannzipiert.
Besinnen wir uns wieder darauf, daß es Emanzipation heißt und nicht Emannzipation! Verweigern wir die Teilnahme an diesem Wettbewerb! Was können wir dabei denn schon gewinnen? ... Ein anerkennendes männliches Wort... oder vielleicht sogar einen Mann selber!?
Das sind doch alles nur Trostpreise. Was wir gewinnen wollen, gewinnen wir nicht in einem Wettbewerb, sondern nur in einem Gemeinschaftskampf:
Freiheit statt Chauvinismus!