Blutige Entscheidung

„Hukushuu II“ und „Hukushuu V“ ließen die Kommunikationsstation und Tote und Verwundete hinter sich. Die strategische Hauptbasis der südlichen Invasionsarmee der GCF war jetzt nur noch fünf Kilometer weit entfernt. Alles musste schnell gehen. Die beiden Züge schlichen im Eiltempo hintereinander her und versuchten nicht entdeckt zu werden. „Hukushuu I“ und „Hukushuu III“ waren ihnen gefolgt.

„Unweit der Kommunikationsstation ist ein großer GCF-Flughafen, die haben bestimmt etwas von der Knallerei mitbekommen“, sorgte sich Bäumer.

„Hier sind überall Außenposten und gegnerische Lager. Das wird ein Himmelfahrtskommando, verflucht!“, flüsterte Frank und schlich weiter.

Sie befanden sich in einem schmalen Dschungelstreifen, über ihnen dröhnte Hubschrauber, aus der Ferne vernahmen sie Schreie.

Zugführer Oda war bleich geworden und erschien sehr nervös. Trotzdem tasteten sie sich unbeirrt weiter durch das Gestrüpp vorwärts.

Der Däne Madsen kam jetzt nach vorne und tippte Frank auf den Rücken. „Wir können noch eine letzte Runde Schach spielen. Vielleicht gewinnst du ja doch noch“, flachste er. Kohlhaas gab ihm nur ein gequältes Lächeln zurück.

Sie schafften den Weg zur Hauptbasis in etwa zwei Stunden, dann sahen sie das riesige Lager. Man hatte ihre Anwesenheit wohl schon bemerkt, da waren sich die meisten Männer sicher.

„Wie sollen wir da rein und vor allem wieder rauskommen?“, giftete Frank.

Sie lagen auf dem Bauch mitten im Morast und es regnete wieder leicht. Bäumer schob ein paar Blätter zur Seite und begutachtete das Militärlager der GCF.

„Wir sollen da wohl auch gar nicht mehr rauskommen. Hauptsache wir erledigen den Auftrag. So sieht es das japanische Oberkommando jedenfalls“, brummte der breitschultrige Soldat aus Ivas.

Frank musste sich eingestehen, dass Alf wohl Recht hatte. Die Militärbasis war von einem hohen Drahtzaun, welcher zusätzlich mit Stacheldraht und Eisenspitzen gesichert war, umgeben. Dieser war mit Starkstrom geladen und das Lager verfügte mit Sicherheit über einen mindestens 100 Meter weit reichenden Infrarot-Scanbereich mit Alarmsystem.

Demnach sah die Militärbasis eher verschlafen aus, nur wenige Soldaten waren außerhalb der großen, langgezogenen Baracken zu sehen, zudem brannte kaum Licht.

Zugführer Oda unterhielt sich aufgeregt mit einer anderen Untergruppe der Einheit und wirkte ebenfalls recht ratlos. Es war jetzt 3.38 Uhr morgens und noch schützte sie alle die Dunkelheit. Doch was sollten sie jetzt tun? Einfach aus dem Dschungel herauslaufen und schießen? Das war sicherlich nicht der klügste Plan. Sie warteten weiter im Unterholz, einige der Japaner wurden unruhig.

Hinter ihnen wurde Offizier Oda langsam immer lauter und versuchte, seinem Kameraden am anderen Ende der Funkverbindung etwas zu erklären.

„Das Hauptgebäude, in dem General David Williams schläft, ist im Zentrum des Lagers. Laut Oda jedenfalls“, erläuterte Frank und kratzte sich am Kopf.

„Die Planung der Operation ist doch beschissen. Was machen wir denn jetzt?“, flüsterte Alf verärgert.

Der japanische Zugführer kam herangerobbt und sprach sie an: „We need non Japanese soldiers to infiltrate the military base. One of you must get in there and get a GCF-Uniform. Then you must open one of the camps’ gates!”

Kohlhaas und Bäumer trauten ihren Ohren nicht. Er wollte tatsächlich, dass einer von ihnen irgendwie ins Lager schlich und ein Tor öffnete.

Oda zeigte ihnen einen Lageplan der Basis und deutete auf eines der Tore. „Someone has to open this gate!“

„Damn! What’s with the infrared-scanzone?“, zischte Frank. Der Offizier versuchte es zu erklären. Er sprach davon, dass ein kleiner Bach, der die Basis mit Frischwasser aus der Umgebung versorgte, am anderen Ende des Lagers sei und dort der Zaun nicht unter Starkstrom gesetzt war. Irgendeiner musste durch den Bach tauchen und die Absperrvorrichtung zerstören. Die Infrarot-Erkennung funktionierte nicht, so Oda, wenn man unter Wasser war.

Mittlerweile hatten sich auch Madsen und vier weitere Ausländer um den Offizier geschart. „We need a foreign soldier, who does not look Japanese!“

Alf stöhnte und ließ seinen Kopf nach unten sinken. Der Japaner blickte sie scharf an und zeigte dann auf Frank. „You must do this job!“, befahl er.

Frank zuckte zusammen und war von dieser Idee überhaupt nicht begeistert. „Why me?“, fragte er erschrocken.

„Because you are the hero of Paris. I know about you!” antwortete Oda entschlossen. „This is an order! Kill a GCF-Soldier and get his uniform. Then open this fucking gate!”

„Hero of Paris …”, Frank sah ihn verächtlich an und fluchte. Aber er konnte sich dem Befehl nicht widersetzen, zumal Oda äußerst gereizt und zu allem entschlossen wirkte.

„This is an order, soldier!“, knurrte der Japaner und reichte ihm eine Zange. „Follow me! Now!“

Takeo Oda robbte davon, kauerte sich kurz hinter einen Baum und schlich sich dann durch den dichten Dschungel. Frank folgte ihm.

Der Rest der Truppe bewegte sich langsam hinterher und versteckte sich dann noch tiefer im Gestrüpp. Die Zeit drängte, denn noch schliefen die feindlichen Soldaten mit Ausnahme der Wachen, was sich allerdings schnell ändern konnte.

Nach einer halben Stunde erreichten sie den kleinen Fluss, welcher unter dem Drahtzaun ins Lager führte. Unterwegs stießen sie auf eine andere Untergruppe, die schon angespannt auf den Angriffsbefehl wartete. Jetzt mussten sie improvisieren.

„Demnächst plant ihr eure Aktionen besser, ihr dämlichen Reisfresser!“, schimpfte Frank leise vor sich hin.

Oda drehte sich um: „What?“

„Nothing! It’s allright!“, gab Frank nur zurück und verzog sein Gesicht. Sein Herz hämmerte und die Nervosität nahm mit jedem Schritt zu.

Jetzt standen sie vor dem Bach, der zwischen einigen großen Dschungelpflanzen hindurch in Richtung des Camps plätscherte. Es war stockdunkel.

Frank nahm die Zange entgegen, steckte eine Taschenlampe ein und sprang ins Wasser. Seine Ausrüstung gab er Oda.

„Good luck!“, vernahm er noch von seinem Zugführer, dann verschwand dieser wieder zu den anderen Männern.

„Hero of Paris? Fuck you!“, dachte sich Frank und schwamm langsam los.

Das Lager war noch über hundert Meter von ihm entfernt, feindliche Soldaten schienen keine in der Nähe des hohen, von Gestrüpp halb überwucherten Absperrzauns zu sein. Vermutlich war dieser Abschnitt des Lagers so eine Art „Außenbezirk“, dessen Bewachung nicht so wichtig war wie der zentrale Bereiche.

Er atmete tief ein, tauchte ab und war furchtbar verzweifelt. Nur der schwache Schein seiner Taschenlampe unter der Wasseroberfläche konnte ihn verraten, doch Wachtürme oder ähnliches gab es an dieser Stelle glücklicherweise nicht.

Dreck und verrottete Holzstücke konnte der Tauchende auf dem Grund des kleinen Flüsschens erkennen. Frank musste aufpassen, dass er nicht versehentlich auftauchte, denn an manchen Stellen war das schmutzige Wasser kaum einen Meter tief.

Die Strömung half ihm, schneller in die Nähe des Zaunes zu kommen und als ihm die Luft ausging, streckte er seinen Mund nur ein winziges Stück weit aus dem kalten Wasser. Die Infrarot-Erkennung reagierte darauf nicht.

Er tauchte weiter und erreichte schließlich die Absperrvorrichtung, welche unter Wasser von Schlingpflanzen und Schlamm eingehüllt war.

Wieder tauchte er kurz auf, um einen tiefen Zug Luft zu holen. Seine Lippen hob er kaum über die Wasseroberfläche und hoffte, dass niemand den Schein seiner Taschenlampe unter Wasser bemerkte. Doch die Dschungelpflanzen schützten ihn durch ihr tiefes, grünes Blätterdach, welches sich bis zum Absperrzaun hin ausdehnte.

Es dauerte einige Minuten, dann hatte er ein Loch in den Zaun geschnitten und konnte sich an dieser Stelle hindurchzwängen. Prustend tauchte er auf, während sein Schädel dröhnte.

Frank kroch aus dem Wasser und robbte in den Schatten eines Lagerhauses. Jetzt hörte er Stimmen. Zwei GCF-Soldaten kamen näher.

Sie leuchteten in Richtung des Zauns. Ein großer, dunkelhäutiger Mann rief den anderen etwas zu, dann gingen sie wieder.

Jetzt war er am äußersten Rande des Lagers angekommen und rätselte, ob ihn nicht doch jemand gehört hatte. Vielleicht als er mit einem leisen Plätschern aus dem Wasser aufgetaucht war, weil er keine Luft mehr hatte? Er wusste es nicht.

„Wo soll ich jetzt eine GCF-Uniform herbekommen?“, fragte er sich, wobei ihm die Antwort bereits klar war. Er musste jemanden erledigen. Das hatte Oda gemeint.

Frank kroch unter eine große Holzpalette, auf der ein paar Kisten standen. Er fühlte, dass irgendein Insekt über sein Gesicht krabbelte und versuchte, es irgendwie abzuschütteln, sehen konnte er kaum etwas in der Dunkelheit.

Die zwei Soldaten kamen näher und unterhielten sich. Sie waren beide dunkelhäutig und sprachen nicht auf Englisch, obwohl das bei der GCF eigentlich verboten war. Der junge Freiwillige wartete. Er hatte bei dieser verrückten Aktion nicht einmal eine Schusswaffe mitnehmen können und lag jetzt recht ratlos unter einer Holzpalette. Leise fluchte er vor sich hin und wurde immer unruhiger.

Die Zwei kamen näher und einer der Soldaten lachte laut auf, bald standen sie nur noch zehn Meter von ihm entfernt und begannen zu rauchen. Frank gestand sich ein, dass die nächste Gelegenheit wohl nicht viel günstiger sein würde und kroch lautlos aus seinem Versteck.

Er sah sich wie ein Raubtier um, sonst konnte er keine feindlichen Soldaten irgendwo erblicken. Die beiden Männer, vermutlich Afrikaner, schwatzten jetzt immer lauter drauf los, während der junge Freiwillige aus Ivas sein Messer zückte und aus den Schatten heraus sprang. Der erste Soldat erhielt einen Stich in den Nacken und schrie laut auf. Seinem Kameraden fiel die Zigarette vor Schreck aus dem Mund. Nun ging Frank auf ihn los.

Ein harter Schlag traf den zweiten GCF-Soldaten unter dem Kinn und dieser taumelte. Kohlhaas trat seinem vor Schmerz wimmernden Gegner gegen den Schädel und der Mann verstummte. Jetzt schlug der andere auf ihn ein und zog seine Pistole aus dem Gurt, doch ein Stich traf ihn in die Brust, noch bevor er Frank, der sich wie ein wütender Panther auf ihn zu bewegte, richtig anvisieren konnte. Er brach zusammen. Der junge Mann schnitt ihm die Kehle durch und der Soldat brachte nur noch einen gurgelnden Laut hervor.

Franks Gesicht versteinerte sich, denn jetzt hörte er weitere Männer aus der Ferne schreien. Er zog die beiden reglosen Feinde in eine dunkle Ecke, wobei er plötzlich ein leises, schmerzverzerrtes Keuchen vernahm.

Sein erstes Opfer bewegte sich noch und versuchte, mit seiner blutüberströmten Hand nach seinem Bein zu greifen. Kohlhaas stach noch einmal auf ihn ein, dann rührte sich der Mann nicht mehr.

Erneut kamen Soldaten vorbei und überquerten den Platz, an dem der Kampf stattgefunden hatte. Das blutgetränkte Gras unter ihren Stiefeln bemerkten sie in der Dunkelheit glücklicherweise nicht. Sie hätten sich wohl verhört oder einer der Wachsoldaten hätte sich mit dem Schrei einen Scherz erlaubt, hörte er sie auf Englisch sagen. Dann entfernten sich die Stimmen wieder und Frank atmete auf.

„Tut mit leid, Leute“, sagte er leise, als er einem der Soldaten die Uniform auszog und dessen Pistole mitnahm. „Was hattet ihr auch hier in Japan zu suchen? Den Schweinen von der Weltregierung ward ihr von Anfang an egal …“

Nach einigen Minuten verließ er sein Versteck in der Kleidung der internationalen Streitkräfte; nun galt es, das Tor im nördlichen Bereich des Lagers zu finden. Einige Soldaten kamen ihm entgegen und begrüßten ihn in schlechtem Englisch, Frank nickte lediglich und versuchte zu lächeln.

Sein Herz pochte und er umklammerte den Scanchip des toten GCF-Soldaten in seiner Hosentasche, welcher es ihm ermöglichen sollte, das Tor zu öffnen. Die Militärbasis war nicht gerade klein, zwei Panzer und mehrere Jeeps standen einige Dutzend Meter von ihm entfernt in der Dunkelheit. Große Schlafhallen warfen ihre Schatten in den Hof und Frank fühlte sich für einige Minuten sicher. Von weitem sah er das Hauptgebäude der Basis, in welchem sich General David Williams aufhalten sollte.

„Gleich bricht hier die Hölle los“, sagte er leise zu sich selbst.

Schließlich erreichte er das nördliche Eingangstor, wo ihn etwa zehn Soldaten erwarteten. Er ging rasch auf sie zu und sagte freundlich: „We must open the gate! It’s an order of the leading officier!“

Die Soldaten stutzten und sahen ihn an: „From wich unit you are, soldier? What order?“

„I’m from the …“, er zögerte. „A jeep must get out of the base through this gate. Open it!”

Ohne weiter nachzudenken, schritt er auf das Tor zu und zog den Scanchip des toten Soldaten durch den Laserscanner. Das Tor öffnete sich. Zwei Soldaten kamen zu ihm: „What order? We don’t know anything about such an order!“

„An order from general Williams himself! He sent me!”, murmelte er und wurde immer unsicherer. Frank dachte kurz darüber nach, einfach in den nahegelegenen Wald zu verschwinden, doch die Soldaten näherten sich zügig und einer fasste ihn an der Schulter.

„What jeep? What order?“, fragte ihn der unfreundliche Mann. „Give me your personal number!“

Franks Angst steigerte sich immer mehr. Vermutlich wirkte er geistig verwirrt auf die anderen Wachen, welche sich nun langsam um ihn herum stellten. Einer der Soldaten machte Anstalten das Tor wieder zu verschließen.

„Give me your personal number, soldier Mgabe!“, herrschte ihn einer erneut an und zeigte auf das Namensschild an seiner Uniform.

Ein anderer Soldat musterte verwundert die Blutspuren am Kragen seiner Uniformjacke.

Kohlhaas handelte in Sekundenschnelle. Blitzartig zog er seine Pistole und schoss einem der Männer vor sich in den Kopf, dann feuerte er wild um sich. Die GCF-Soldaten sprangen schreiend in Deckung. Frank los und hastete in das Waldstück vor sich. Einige Kugeln flogen ihm hinterher.

„Hey, it’s open!“, brüllte er aus voller Kehle und sah, wie dunkle Gestalten aus dem Wald hervorbrachen und sich mit großer Geschwindigkeit auf das noch offene Tor zu bewegten.

Die Japaner kamen angerannt und eröffneten sofort das Feuer auf die Gruppe der GCF-Soldaten.

„Pttt! Pttt! Pttt!“, zischte es aus ihren Sturmgewehren und Maschinenpistolen. Der Angriff begann, die Hukushuu-Einheit stürmte durch das offene Tor und machte die kleine Gruppe der feindlichen Wachsoldaten innerhalb von Sekunden nieder. Kohlhaas konnte Zugführer Odas schwarz gefärbtes Gesicht in dem Haufen erkennen.

Die 370 Männer verteilten sich und fielen wie Raubvögel über das noch schlafende Militärlager her. Allerdings hatten sie den Infrarot-Alarm ausgelöst und ein lautes Heulen zerriss die Stille der Nacht.

Der Befehl des japanischen Oberkommandos war klar: Die Elitesoldaten sollten sich schnurstracks auf das Hauptgebäude und General Williams zu bewegen und jeden anderen Feind so gut es ging ignorieren oder ausschalten.

In den Schlafbaracken gingen nun langsam die Lichter an und Frank jagte seinen stürmenden Kameraden hinterher. Bäumer erkannte ihn und winkte ihm zu. Dann schloss er zu den anderen auf.

Innerhalb von Minuten brach ein wildes Chaos aus. Die Japaner schossen auf jeden, der ihnen über den Weg lief und streckten zahlreiche Gegner nieder. Die Scheinwerfer der umliegenden Wachtürme richteten sich auf die Masse der Angreifer und erste Feuerstöße waren zu hören.

Frank, Alfred und wenig später auch der Däne Carsten Madsen blieben als Gruppe zusammen und hasteten von einer Deckung zur nächsten. Einige GCF-Soldaten vor ihnen sprangen in einen Jeep und versuchten, den Motor anzuwerfen, Bäumers MG mähte sie nieder.

Der feindliche Beschuss nahm jetzt stetig zu und die GCF-Soldaten feuerten aus ihren Baracken zurück. Viele Japaner wurden niedergemacht, doch die restlichen stürmten von einem fanatischen Hass getrieben weiter auf das Hauptgebäude zu. Jetzt hechteten auch die ersten GCF-Soldaten hinter ihre Stellungen, die mit Sandsäcken geschützt waren, und begannen zurück zu schießen. Ein japanischer Offizier hinter ihnen brüllte etwas und eine kleine Gruppe seiner Soldaten fiel mit Macheten und Bajonetten über eine Schar GCF-Soldaten her.

„Da vorne ist das Hauptgebäude!“, brüllte Madsen und wich einer Granate aus.

Jetzt begann überall ein grausames Schießen und Stechen. Frank vernahm die unheimlichen Kriegsschreie einiger Japaner, die mehrere Feinde, welche noch halb verschlafen aus ihren Baracken getaumelt waren, mit Samuraischwertern niedermetzelten.

Die Operation musste schnell gehen, denn immer mehr Gegner erwachten, stürmten aus den Gebäuden und griffen zu den Waffen.

Das Hauptgebäude war inzwischen in Sichtweite gelangt und eine furchtbare Gewehrsalve kam aus dem obersten Stockwerk. Die Japaner hasteten weiter, obwohl viele von ihnen von Kugeln zerrissen wurden. Offizier Oda schleuderte eine Handgranate durch ein Fenster und ein lauter Knall folgte. Schutt und Splitter flogen den Angreifern um die Ohren.

Frank und Alfred schlossen zu den anderen auf und feuerten wild um sich. Dann liefen sie im Zickzack durch die Schatten zwischen den Behausungen, um dem Beschuss zu entgehen.

Die Gegenwehr der GCF steigerte sich jetzt schlagartig. Einige der Kameraden warfen sich todesmutig vor den Haupteingang des Hauses und befestigten eine Sprengladung an der Eingangstür.

Schüsse aus allen Richtungen flogen ihnen entgegen und nur wenige schafften es, wieder zurück in Deckung zu springen.

Eine laute Detonation riss die Tür in Stücke und mit ihr einen Teil der vorderen Hauswand. Brüllend sprangen die Japaner in das Gebäude und die ersten wurden über den Haufen geschossen. Ihre Kameraden antworteten mit einem zornigen Gegenfeuer und töteten ihrerseits ein paar GCF-Soldaten und einen feindlichen Offizier. Frank, Alfred und Madsen folgten ihnen und warfen Handgranaten in die Nebenräume.

„Wo zum Teufel ist Williams?“, schrie Kohlhaas und reckte seine Waffe nach oben.

„Keine Ahnung!“, kam von Madsen zurück.

Die Japaner fielen derweil über die Verteidiger im oberen Stockwerk her und erlitten schwere Verluste. Draußen feuerten mittlerweile so viele GCF-Soldaten zurück, dass die übrigen Angreifer niedergehalten wurden.

Frank kam ins obere Stockwerk. Hier lag Offizier Oda mit einem Bauchschuss im Gang und schrie vor Schmerzen. Der junge Mann aus Ivas hastete durch die Rauchschwaden und blickte aus einem zerstörten Fenster nach unten. Unter ihm flüchtete eine Gruppe von Offizieren aus dem Gebäude und bestieg einen Armeejeep.

„Ihr entkommt uns nicht!“, brüllte der Freiwillige und mähte sie mit einer Salve aus seinem Gewehr über den Haufen. Er schoss das ganze Magazin leer und stieß dabei einen triumphierenden Schrei aus.

Ein Japaner sprang in den Raum und stieß einen Fluch in seiner Sprache aus, dann schoss auch er auf die schon am Boden liegenden Feinde.

„Hast du ihn erwischt?“, schrie Alf von hinten.

„Ich weiß nicht, ob es Williams war. Aber ich glaube er war dabei …“, antwortete Frank und drängte ihn zur Seite. „Wir müssen hier raus. Gleich ist das ganze Lager wach, dann sind wir alle tot!“

Die GCF-Soldaten hatten derweil fast alle Angreifer, die um das Hauptgebäude herum in Deckung gegangen waren, getötet und waren deutlich in der Überzahl. Einige der Japaner waren bereits Richtung Dschungel geflohen und hofften, den dichten Urwald noch lebend zu erreichen.

„Wir können nicht mehr zum Haupteingang raus. Folgt mir!“ Frank sprang aus dem zerschossenen Fenster auf ein Vordach. Bäumer und Madsen schauten ihm verstört hinterher. Dann folgten sie ihm, zusammen mit den wenigen Japanern, welche noch in der oberen Etage waren.

Sie rannten mit letzter Kraft. Hinter sich vernahmen sie das Geratter von Gewehren und Scheinwerfer leuchteten ihnen hinterher. Alf bekam einen Streifschuss am Oberschenkel ab und drei weitere Japaner erhielten Treffer in den Rücken. Sie erwiderten das Feuer auf ihre Verfolger und hasteten dann weiter. Das noch offene Tor tauchte vor ihren Augen auf, scheinbar hatte es niemand in der allgemeinen Verwirrung wieder verschlossen. Bäumer schlug einen Haken und stöhnte vor Schmerzen.

„Der Jeep!“, schrie er und zeigte auf ein Fahrzeug, das hinter einer Baracke in der Nähe des Ausgangs stand.

Sie sprangen hinein und glücklicherweise steckte der Zündschlüssel noch. Fünf Japaner folgten ihnen und warfen sich im hinteren Teil des Armeefahrzeugs in Deckung.

Frank startete den Wagen, dann jagten sie in Richtung Ausgang los. Mehrere Kugeln prasselten gegen das Heck und ein Japaner wurde in die Schulter getroffen. Die heranstürmenden GCF-Soldaten, welche mittlerweile sämtliche Japaner um das Hauptgebäude herum getötet hatten, bekamen sie nicht zu fassen.

Frank raste mit dem Jeep in mörderischer Geschwindigkeit über die schlammige Zufahrtsstrasse und nach etwa zwei Kilometern sprangen sie in das Dickicht des Dschungels. Inzwischen waren ihnen sogar Hubschrauber auf den Fersen und leuchteten das Blätterdach des Waldes ab. Das Donnern von Schüssen war noch eine Weile im Hintergrund zu hören.

Bäumer humpelte mit seinem blutenden Bein, sein Freund aus Ivas versuchte, ihn so gut es ging abzustützen. Die Japaner ermahnten sie, schneller in das finstere Gestrüpp nachzufolgen, damit die GCF sie nicht doch noch in die Finger bekam. Einer der Freiheitskämpfer jammerte leise vor sich hin und hielt sich seine Schulter.

Wer den halsbrecherischen Angriff auf die Militärbasis überlebt und heil den Käfig hatte verlassen können, wussten Frank und Alf zu diesem Zeitpunkt nicht. Madsen war auch nicht mehr bei ihnen.

Die Sonne ging jetzt langsam am Horizont hinter ihnen auf und schickte einige ihrer Strahlen durch die Baumwipfel. Um sich herum hörten sie die Tiere des Dschungels langsam erwachen, es zwitscherte und fauchte überall. Diese Nacht hatte sie alle Nerven gekostet und sie waren froh, dass sie noch atmeten.

„Nichts wie nach Arume! Ich hoffe, die holen uns da auch wirklich ab“, japste Kohlhaas und rannte weiter durch das Unterholz. Er wünschte, dass wenigstens einer der fünf überlebenden Japaner wusste, wo sie jetzt überhaupt waren.