11. KAPITEL
Evie schlief von neun Uhr abends bis sieben Uhr morgens. Als sie erwachte, fühlte sie sich erheblich besser. Sie lief in die Küche und drückte sich in Gedanken beide Daumen, dass nicht noch etwas entzweigegangen war. Zum Glück war alles in Ordnung. Erleichtert schaltete sie die Kaffeemaschine ein und kehrte ins Badezimmer zurück.
Eine Viertelstunde später saß sie halb angezogen in einem Sessel auf der Terrasse und trank die erste Tasse Kaffee. Sie schloss die Augen und ließ sich von der Sonne wärmen. Es war ein wunderschöner klarer, friedlicher Morgen. Die Vögel sangen aus voller Kehle, und die Temperatur war noch angenehm und lag höchstens bei fünfundzwanzig Grad.
Evie hörte, dass sich ein Fahrzeug näherte. Es war das typische Geräusch eines Wagens mit Allradantrieb. Unmittelbar darauf bog Robert in die Einfahrt. Das Blut begann in ihren Adern zu rauschen. Ihre Haut prickelte, und ein warmer Schauer durchrieselte ihren Körper, der nicht von der Sonne oder dem Kaffee stammte.
„Robert?“, rief sie. „Ich bin auf der Terrasse.“
Er ging um das Haus herum, stieg die drei flachen Stufen zu ihr herauf und betrachtete sie hingerissen.
„Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?“, fragte sie kläglich.
Roberts Miene entspannte sich. „Du hast meinen Blick restlos falsch verstanden. Das war Begierde und keine Verärgerung.“
„Aha.“ Sie verbarg ihr Gesicht hinter der Tasse und trank einen weiteren Schluck. „Das sollte dir zu denken geben.“
„Was?“
„Dass ich eher auf Verärgerung bei dir gefasst bin und selten Anzeichen von Begierde entdecke.“ Ihr Herz hämmerte immer heftiger. Meine Güte, ich flirte ja mit Robert, dachte Evie verblüfft. Sie hatte noch nie ein zweideutiges Geplänkel mit einem Mann geführt und schon gar nicht auf dessen Begierde angespielt. Zwischen Matt und ihr war von vornherein alles klar gewesen. Dieses prickelnde Vorspiel, bevor es ernst wurde, hatten sie nicht gebraucht.
„Du irrst dich schon wieder“, sagte Robert träge.
„Inwiefern?“
„Ich begehre dich ständig.“
Evie stockte der Atem bei dieser wie beiläufig ausgesprochenen Feststellung. Diesmal flüchtete sie sich in ihre gute Erziehung und stand auf. „Möchtest du eine Tasse Kaffee?“
„Ich hole sie mir selber“, antwortete Robert. Er legte die Hand auf Evies Schulter und drückte sie zurück. Einen Moment ließ er die Finger liegen und streichelte zärtlich die zarte Rundung. „Du siehst zufrieden wie ein Kätzchen aus. Sag mir, wo die Tassen sind.“
„Im Schrank über der Kaffeemaschine. Sahne habe ich allerdings nicht, nur entrahmte Milch.“
„Das macht nichts. Ich trinke ihn schwarz. Soll ich dir eben falls nach schenken?“
Schweigend reichte Evie ihm ihre Tasse, und er verschwand im Haus.
Während Robert das Geschirr aus dem Schrank holte, merkte er, dass seine Finger unmerklich zitterten. Seine heftige Reaktion auf Evie belustigte und verwunderte ihn erneut, obwohl er sich allmählich an diesen Zustand halber Erregung gewöhnte. Doch als er sie vorhin in ihrem Sessel entdeckt hatte … Die ganze Zeit hatte er Evie mit offenem Haar sehen wollen, und heute war sein Wunsch in Erfüllung gegangen.
Allerdings hatte er nicht erwartet, dass er so stark auf die dichte goldblonde Mähne reagieren würde, die ihren Rücken halb hinabreichte und in der Sonne glänzte. Nur die Enden lockten sich vom täglichen Flechten. Eine Strähne fiel über ihre Schulter und Brust und schlängelte sich um die feste Knospe. Ein einziger Blick hatte genügt, und Robert hatte gewusst, dass sie keinen BH unter dem pfirsichfarbenen Trägertop mit den feinen Biesen auf der Vorderseite trug.
Eigentlich hätte er den Glanz ihrer Haut längst als selbstverständlich betrachten müssen. Aber das war nicht der Fall. Jedes Mal, wenn er Evie sah, staunte er erneut darüber. Heute Morgen war es ihm besonders aufgefallen. Evie schien von innen heraus zu leuchten.
Am liebsten hätte er sie hochgehoben, ins Schlafzimmer getragen und auf der Stelle genommen. Dann war ihm plötzlich eingefallen, dass sie in Matts Elternhaus waren. Er wollte nirgends mit Evie schlafen, wo sie überall an ihren verstorbenen Ehemann erinnert wurde.
„Robert?“, rief Evie und wunderte sich, weshalb er so lange brauchte.
„Ich sehe mir gerade die Aufschriften auf deinen Tassen an“, antwortete er und hörte, wie sie leise lachte. „Zu neunundvierzig Prozent bin ich nett. Vor den restlichen einundfünfzig solltest du dich in Acht nehmen“, las er laut und goss den Kaffee ein. Er trug beide Tassen hinaus und reichte Evie ihre. „Eine interessante Sammlung.“
„Jason und Paige sind die edlen Spender. Sie schenken mir zu jedem Geburtstag und jedem Weihnachtsfest eine neue. Das ist inzwischen Tradition. Die beiden geben sich so viel Mühe, die passende Tasse zu finden, dass das Auspacken den Höhepunkt des Abends bildet. Nicht einmal Becky oder Paul dürfen die Aufschrift vorher lesen.“
„Manche Sprüche sind ganz schön gewagt.“
Evie lachte fröhlich. „Das ist Paiges Werk. Sie ist eine wahre Expertin im Auftreiben von Tassen.“
Robert zog eine Braue in die Höhe. „Dieses zarte, unschuldige Kind?“
„Dieses frühreife, fantasiebegabte Kind, solltest du lieber sagen. Lass dich von ihrer Schüchternheit nicht täuschen.“
„Ich hatte nicht den Eindruck, dass Paige schüchtern ist. Sie unterhielt sich unbefangen mit mir.“
„Das ist deinem Charme zu verdanken. Normalerweise ist Paige nicht so aufgeschlossen gegenüber Fremden. Wenn ich bedenke, wie zutraulich auch Allison Rose sofort war, musst du eine ziemlich große Anziehungskraft auf kleine Mädchen haben“, stellte Evie fest.
„Das ist ja gut und schön“, antwortete Robert und beobachtete sie aufmerksam über den Tassenrand. „Aber was ist mit den großen Mädchen?“
„Ich besorge dir morgen einen langen Stock, damit du sie abwehren kannst.“
Langsam stellte Robert seinen Kaffee auf den Boden, nahm Evie die Tasse ebenfalls ab und stellte sie daneben. Evie betrachtete ihn argwöhnisch. „He, was soll das?“
„Dies.“ Mit einer schwungvollen Bewegung hob er sie aus dem Sessel, setzte sich hinein und zog sie auf seinen Schoß. Evie saß stocksteif da und riss verblüfft die Augen auf. Robert reichte ihr die Tasse zurück und drückte sie enger an sich. Sie verlor das Gleichgewicht und musste sich an seine Brust lehnen.
„Robert …!“, protestierte Evie matt. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Seine Kraft, seine Wärme und der Duft seiner Haut betäubten sie beinahe. Sie hörte den gleichmäßigen Schlag seines Herzens und fühlte sich plötzlich sicher und geborgen. Nicht vor ihm, sondern vor dem Rest der Welt.
„Trink deinen Kaffee aus“, forderte Robert sie auf, und sie hob gehorsam die Tasse an die Lippen.
Eine ganze Weile saßen sie schweigend da. Inzwischen war es wärmer geworden, und der Verkehr auf dem Fluss nahm zu. Robert stellte die beiden leeren Tassen beiseite, nahm Evies Kopf zwischen beide Hände und küsste sie verzehrend.
Wie eine Blume sich der Sonne zuwendet, drehte sie sich zu ihm und schmiegte sich an ihn. Zärtlich erforschte Robert jeden Winkel ihres Mundes, und sie schlang verlangend die Arme um seinen Hals. Wie lange dieses Spiel dauerte, hätte sie nicht sagen können. Die Zeit spielte keine Rolle mehr. Ihr ganzer Körper pulsierte, so heftig rauschte das Blut in ihren Adern.
Robert strich mit den Fingern über ihre Brust, schob die Haarsträhne beiseite und umschloss die weiche Rundung. Evie erstarrte ein wenig. Doch er beruhigte sie mit leisen, besänftigenden Worten. Er berührte Evies Brüste heute nicht zum ersten Mal. Doch er merkte, dass sie immer noch nicht sicher war, ob sie seine Liebkosungen dulden sollte. Behutsam streichelte er die üppigen Kurven und umkreiste die festen Knospen mit einer Fingerspitze, bis sie sich verführerisch aufrichteten. Eigentlich sollte Evie ruhiger werden. Doch ihre Spannung wuchs, und sie wurde immer erregter.
Bedächtig öffnete Robert die ersten drei Knöpfe ihres Trägertops und schob die Hand unter den Stoff. Evie holte scharf Luft. Sie drückte das Gesicht an seinen Hals, wehrte sich aber nicht. Ihre Haut war seidig, und die kleinen Knospen pochten und wurden schnell fest. Robert spielte mit ihnen, rieb sie zwischen den Fingern und kniff sie behutsam. Aufmerksam beobachtete er Evie, denn er wollte wissen, was ihr gefiel. Langsam wurden ihre Brüste warm und bekamen einen rosa Schimmer.
Evie rührte sich nicht und atmete flach. Sie hielt die Augen geschlossen, um die köstliche Lust zu genießen, die sie durchströmte. Sie wusste, dass sie mit dem Feuer spielte, aber sie schien nicht aufhören zu können. Was, wenn Robert sie ins Haus trug? Spätestens dann musste sie ihm Einhalt gebieten, denn sie hatte immer noch ihre Periode, und sie war weder selbstbewusst noch erfahren genug, um ihn entweder weitermachen zu lassen oder ihm ohne Verlegenheit zu erklären, warum es nicht ging.
„Soll ich aufhören?“, fragte er leise.
Evie schluckte. „Ich glaube, es wäre besser.“ Doch sie hob nicht den Kopf. Außerdem war dies nicht das Signal, auf das sie sich geeinigt hatten.
Robert setzte sie um und schloss die heißen Lippen um eine der aufgerichteten Spitzen. Evie schrie leise auf. Die Knospe prickelte erregend, und eine glühende Hitze schoss in ihre Lenden.
Zu ihrem Erstaunen machte Robert sich los und schob sie in die Höhe. „Ja, wir müssen aufhören“, sagte er bedauernd. „Mir scheint, du bist noch nicht so weit, um mir grünes Licht zu geben. Ich möchte meine Selbstbeherrschung nicht stärker auf die Probe stellen.“
Mit einer Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung begann Evie, die Knöpfe wieder zu schließen und zog das Top glatt. Natürlich hatte Robert recht. Sie wollte ebenfalls nicht, dass die Intimitäten weiter gingen als jetzt. Verlegen rutschte sie von seinem Schoß und hob die beiden Tassen auf. „Danke“, sagte sie und ging ins Haus.
Robert strich sich mit der Hand über die Augen. Meine Güte, das war knapp, dachte er. Zumindest für mich. Hätte Evie mit ihm geschlafen? Er glaubte es nicht. Instinktiv spürte er, dass sie noch Hemmungen hatte. Noch einige Minuten, und sie hätte „Schluss“ gesagt. Nach seinem jetzigen Zustand zu urteilen, hätte der Frust ihn wahrscheinlich umgebracht.
Sie verbrachten den Morgen, ohne das Liebesspiel auf der Terrasse zu wiederholen. Als Evie zur Arbeit musste, küsste Robert sie zum Abschied und fuhr davon.
Der Wind blies Evie ins Gesicht, während sie mit dem Boot über das Wasser schoss, und sorgte dafür, dass sie wieder klar denken konnte. Was tut Robert eigentlich den ganzen Tag?, überlegte sie.
Zu ihrer Erleichterung hatte Burt seine Reparaturen beinahe erledigt und wollte nachmittags mit dem Einbau ihres Motors beginnen. Der Gedanke, morgen wieder mit dem eigenen Wagen nach Hause fahren zu können, heiterte Evie auf. Sie rief einige Schnellimbisse an und erkundigte sich nach einer Teilzeitarbeit. Doch während der Ferien brauchte niemand eine zusätzliche Hilfe. „Melden Sie sich nach Schulbeginn wieder“, riet man ihr.
„Das war wohl nichts“, murmelte Evie nach dem letzten Telefongespräch und legte enttäuscht auf. Leider war das Glück noch nicht wieder auf ihrer Seite.
Die nächsten Tage sparte sie eisern. Zum Frühstück aß sie Hafergrütze oder kalte Cornflakes und gönnte sich zum Lunch und zum Abendessen nur ein Sandwich. Es gab keine Snacks, keine Limonade, keine Extras. Zu Hause schaltete sie sogar die Klimaanlage aus, begnügte sich mit dem Deckenventilator und trank viel Eiswasser. Sie empfand die Sparmaßnahmen nicht einmal als schwere Belastung. Es ging nicht anders. Deshalb klagte sie nicht darüber.
Außerdem beschäftigte Robert alle ihre Gedanken. Wenn er morgens nicht bei ihr auftauchte, kam er nachmittags zur Marina. Er küsste sie häufig, bedrängte sie aber nicht. Je stärker er sich zurückhielt, desto unsicherer wurde Evie. Sie konnte sich nicht entschließen, ob sie mit ihm schlafen sollte oder nicht.
Natürlich merkte sie, wie geschickt Robert ihre innere Abwehr untergrub. Sie gewöhnte sich so an seine Küsse und seine Liebkosungen, dass er ihre Brüste nur anzusehen brauchte, schon wurden sie vor Erwartung fest. Vor Sorge über die Folgen, die ihre nachlassende Widerstandskraft mit sich bringen konnte, begann sie, regelmäßig die Pille zu nehmen.
Am nächsten Wochenende bat Robert sie erneut, die Schicht mit Craig zu tauschen, damit sie abends ausgehen konnten. Evie dachte daran, wie schön es beim ersten Mal gewesen war, und stimmte sofort zu.
Mit glühenden Blicken betrachtete Robert sie, als er sie am Samstagabend abholte. Evie empfand eine typisch weibliche Befriedigung bei seiner Reaktion. Sie wusste, dass sie besonders gut aussah. Ihre Frisur und ihr Make-up waren so ausgefallen, wie sie es gewünscht hatte, und das Kleid schmeichelte ihr sehr. Es war ihr einziges Cocktailkleid. Sie hatte es vor drei Jahren gekauft, als die Handelskammer einen Empfang für die örtlichen Geschäftsleute und einige Vertreter der Industrie gegeben hatte, die sich für eine Niederlassung in Gunters ville interessier ten.
Aus der Industrieansiedlung war nichts geworden, aber das Kleid war immer noch hinreißend. Der türkisgrüne Ton passte hervorragend zu ihrer Haut. Das entzückende Oberteil wurde von schmalen Trägern gehalten und war hinten sehr tief ausgeschnitten. Der weite, schwingende Rock endete unmittelbar oberhalb ihrer Knie. Das Haar hatte sie zu einem lockeren Knoten aufgesteckt, aus dem zahlreiche Strähnchen um ihr Gesicht fielen. Ihr einziger Schmuck bestand aus schlichten goldenen Kreolen sowie ihrem Ehering.
Robert trug einen eleganten schwarzen Anzug und ein schneeweißes Seidenhemd. Draußen war es so drückend, dass Evie überlegte, wie er es in dieser Kleidung aushalten konnte. Doch er wirkte kühl und unerschütterlich wie immer, sah man von dem Ausdruck in seinen Augen ab.
„Du siehst entzückend aus“, sagte Robert. Er berührte ihre Wange und beobachtete, wie sie bei seinem Kompliment errötete.
„Danke“, sagte Evie fröhlich, während er sie hinausführte und die Tür hinter ihnen verschloss.
Er half ihr in den Wagen und setzte sich ans Steuer. „Ich hoffe, der Club gefällt dir, den ich für uns ausgesucht habe. Er ist sehr ruhig, hat eine gute Küche und einen herrlichen Innenhof zum Tanzen“, erklärte er.
„Fahren wir nach Huntsville?“
„Nein, wir bleiben hier. Es ist ein Privatclub.“
Evie fragte ihn nicht, wie er zu einer Tischreservierung in einem Privatclub gekommen war. Robert ließ sich nicht anmerken, dass er sehr wohlhabend und einflussreich war. Doch nach seiner teuren Kleidung und all den Sachen zu urteilen, die er gerade gekauft hatte, musste er eine Menge Geld besitzen. Jeder Prominente am Ort würde sich glücklich schätzen, ihn in seinen Club einzuladen.
Robert bog vom Highway in eine schmale Privatstraße, die sich am Ufer entlangschlängelte, und hielt kurz darauf auf einem asphaltierten Parkplatz an. Der Club bestand aus einem weitläufigen, einstöckigen Fachwerkgebäude aus Zedernholz und Backstein und war von einem gepflegten Rasen umgeben. Die Atmosphäre war ruhig und elegant. Evie hatte das Gelände bisher nur vom Fluss gesehen, der hinter dem Club floss. Es war erst halb acht und noch hell. Trotzdem war der Parkplatz schon fast belegt.
Robert legte seine warme Hand auf ihren nackten Rücken und führte Evie ins Haus. Ein äußerst korrekter Maître d’hôtel geleitete sie zu einer kleinen, hufeisenförmigen Nische mit weicher Lederpolsterung.
Sie wählten ihr Essen, und Robert bestellte Champagner. Die Augen des Kellners leuchteten auf bei seiner Wahl.
Evie hatte bisher nur ein einziges Mal Champagner getrunken. Das war bei ihrer Hochzeit gewesen, und es hatte sich um eine billige Marke gehandelt. Die goldgelbe Flüssigkeit, die Robert ihr einschenkte, hatte nichts mit jenem kühlen Getränk vor vielen Jahren gemein. Der Champagner war trocken und schmeckte köstlich. Die winzigen Bläschen prickelten in ihrem Mund. Vorsichtshalber trank Evie nur schluckweise, denn sie wusste nicht, welche Wirkung der Alkohol auf sie haben würde.
Wieder wurde es ein wunderbarer Abend. Er war schon halb vorüber, bevor Evie erkannte, dass Robert unerbittlich auf einen bestimmten Abschluss zusteuerte. Er war höflich und nett, ließ sich aber nicht beirren. Sie merkte es an dem Feuer, das in seinen hellgrünen Augen loderte. Robert wollte sie so weit bringen, dass sie heute Nacht mit ihm schlief.
Es war unübersehbar an der Art, wie er sie ständig berührte. Die kleinen Gesten wirkten zufällig, waren es aber nicht. Mit behutsamen Liebkosungen besänftigte er sie, gewöhnte sie an seine Hand und begann, ihren Körper langsam zu erregen.
Beim Tanzen hinterließ er mit den Fingerspitzen eine brennende Spur auf ihrem nackten Rücken, sodass sie innerlich erschauerte. Sie bewegten sich im Rhythmus der Melodie und ihres Herzschlags, bis Evie den Eindruck hatte, eins mit der Musik zu werden.
Als sie in ihre Nische zurückkehrten, blieb Robert dicht neben ihr. Mehrmals rutschte sie unbehaglich beiseite, um den Abstand zu vergrößern, doch Robert ließ sich nicht abschütteln. Er rückte noch näher, sodass sie die Wärme seines Körpers spürte und den feinen, würzigen Duft seines Rasierwassers roch. Immer wieder streichelte er federleicht ihren Arm, strich mit dem schlanken Zeigefinger an ihrem Kinn entlang oder rieb mit dem Daumen über ihr Schlüsselbein. Er drückte seinen Schenkel an ihr Bein, schob seinen muskulösen Arm um ihren Rücken und legte die Hand fest auf ihre Taille. Mit jeder Bewegung drang er stärker in ihr Bewusstsein und machte den männlichen Wesen ringsum seinen Besitzanspruch deutlich.
Evie war ebenso besorgt wie erregt und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Äußerlich blieb sie ruhig, doch innerlich war sie schrecklich nervös. Robert blieb stets höflich und kultiviert. Doch sie hatte den heißblütigen, leidenschaftlichen Mann hinter seiner kühlen Fassade längst erkannt. Robert wollte mit ihr schlafen, und sie hatte keine Ahnung, wie sie ihn davon abhalten sollte.
Sie wusste nicht einmal, ob sie es noch wollte. Lag es an dem Champagner oder dem fieberhaften Verlangen, dass Robert nicht nur heute Abend, sondern seit seinem ersten Kuss geschickt in ihr geschürt hatte? Evie überlegte, weshalb sie unbedingt Nein sagen musste – weshalb ihr dieser Mann so gefährlich werden konnte. Doch ihr fiel immer nur ein, wie es sich anfühlte, wenn er ihre Brüste mit den Lippen berührte und sie zärtlich liebkoste.
Körperlich hatte Robert ihre jahrelange Selbstbeherrschung und ihre friedvolle Enthaltsamkeit längst zerstört. Nach Matts Tod hatte sie keinen anderen Mann gewollt. Dabei hatte sie Matt längst nicht so stark begehrt. Er war an der Schwelle zur Erwachsenenwelt gestorben und würde ihr immer als strahlender Jüngling in Erinnerung bleiben. Robert war dagegen im wahrsten Sinne des Wortes ein Mann und sich dessen bewusst. Wenn er mit ihr schlief, würde er gleichzeitig seinen Besitzanspruch anmelden. Er besaß erheblich mehr Erfahrung als sie und wollte sie mit Haut und Haaren. Sie wäre außerstande, einen Teil von sich zurückzuhalten.
Eine winzige Stimme in ihr begehrte verzweifelt dagegen auf.
Robert schien genau zu merken, wann sich diese Stimme bei ihr meldete. Mit zärtlichen Liebkosungen und dem Druck seines festen Körpers gegen ihre weichen Rundungen schürte er die Flamme ihres Verlangens, damit sie die Stimme der Vernunft erstickte. Er war äußerst erfolgreich mit seinen Verführungskünsten. Obwohl Evie es merkte, konnte sie es nicht verhindern. Wehmütig sah sie ein, dass Robert sie jederzeit haben konnte und sie seiner Erfahrung nichts entgegenzusetzen hatte. Bisher hatte er sich freiwillig zurückgehalten. Heute war er entschlossen, nicht länger zu warten.
Erneut forderte Robert sie zum Tanzen auf, und Evie schmiegte sich sinnlich in seine Arme. Sie war viel zu erregt, und ihre Haut war viel empfindsamer. Sie spürte, wie der Kleiderstoff über ihren Körper strich. Er reizte ihre festen Knospen und streifte ihren Bauch und ihre Schenkel.
Sie schwebten über die Tanzfläche, und Robert drückte sie fest an sich. Von Zeit zu Zeit schob er ein Bein zwischen ihre Schenkel und löste ein lustvolles Pochen in ihr aus. Blitze eines Wärmegewitters zuckten über die fernen Berge. Der Donner rollte dumpf, und die Luft war schwül und voller Erwartung.
Evie fühlte sich wie zerschlagen. Sie hatte nicht gewusst, dass das Verlangen einer Frau jede Kraft raubte. Sie schmiegte sich an Robert, bis nur sein Arm sie noch aufrecht hielt.
Robert streifte mit den Lippen die zarte Haut an ihrer Schläfe. Sein warmer Atem fächelte durch ihr Haar und strich um ihr Ohr. „Wollen wir nach Hause fahren?“
Ein letzter, winziger Überrest von Vorsicht tief in Evies Kopf schrie: „Nein!“ Doch sie war so in Roberts sinnlichem Netz gefangen, dass sie nur nicken konnte. Auf dem Weg zum Jeep lehnte sie sich schwer gegen ihn.
Selbst auf der Heimfahrt verführte Robert sie weiter. Nachdem er den Gang eingelegt hatte, schob er die rechte Hand unter ihren Rock und streichelte die nackte Haut auf ihren Schenkeln, bis Evie leise stöhnte. Sie merkte erst, wohin sie fuhren, als sie vor Roberts Haus anhielten.
„Das ist nicht …“, stieß sie hervor.
„Nein“, antwortete er ruhig. „Komm herein, Evie.“
Auch jetzt sagte sie nicht Nein. Natürlich konnte sie darauf bestehen, dass Robert sie nach Hause brachte. Aber es würde auf dasselbe hinauslaufen. Nur der Schauplatz wäre ein anderer.
Robert streckte die Hand aus und ließ sich nicht beirren. Evie spürte die heftige Erregung und das Verlangen, das jede Faser seiner schlanken, kräftigen Gestalt erfasst hatte. Er würde sie so oder so nehmen.
Zögernd legte sie ihre Hand in seine.
Robert empfand eine grimmige Befriedigung bei ihrer stummen Kapitulation, ließ sich aber nichts anmerken. Sonst gewann Evies gesunder Menschenverstand am Ende doch noch die Oberhand. Er war zu erfahren, um solch einen Fehler zu machen. Deshalb stand sie kurz darauf in seinem vom Mondschein durchfluteten Schlafzimmer. Durch die Flügeltüren betrachtete sie den See, in dem sich die blasse Sichel des Mondes spiegelte. Wieder rollte der Donner leise in der Ferne. Das Wärmegewitter würde andauern, aber nicht den heiß ersehnten Regen bringen.
Robert legte die Hände um ihre Taille und drehte Evie zu sich. Das Herz hämmerte schmerzlich gegen ihre Rippen, als er den Kopf senkte und die Lippen auf ihren Mund presste. Er küsste sie unendlich langsam und verzehrend. Immer wieder schob er die Zunge zwischen ihre Lippen, strich mit den Händen träge über ihren Körper und öffnete schließlich den Reißverschluss ihres Kleides. Das Oberteil rutschte hinab und glitt tiefer. Einen Moment liebkoste Robert ihren Rücken und ihre schmale Taille. Dann schob er den Stoff ganz hinab und stieß ihn beiseite.
Nur mit einem Slip und hochhackigen Sandaletten bekleidet, stand Evie da. Er zog sie wieder an sich und drang mit der Zunge tief zwischen ihre Lippen. Mit beiden Händen umschloss er ihre Brüste und knetete sie sinnlich mit den schlanken Fingern. Hilflos klammerte Evie sich an seine breiten, muskulösen Schultern und versuchte, klar zu denken. Sein Seidenhemd streifte über ihre festen Knospen, und sie schrie leise auf. Robert murmelte einige beruhigende Worte, zog das Hemd aus und warf es ebenfalls zu Boden. Kurz darauf presste er ihre nackten Brüste fest an seinen Oberkörper, bis Evie leise verlangend stöhnte.
„Langsam, langsam, Liebling“, flüsterte Robert. Er kickte seine Schuhe fort, öffnete den Verschluss seiner Hose und ließ sie fallen. Seine beeindruckende Erektion zeichnete sich überdeutlich unter der engen Boxershorts ab. Evie bog sich ihm unwillkürlich entgegen und presste ihr Becken gegen ihn. Robert sog scharf die Luft ein, und dann war es um seine Selbstbeherrschung geschehen. Er schlang die Arme um sie und drückte sie so fest an sich, dass sie vor Schmerz aufschrie, ein gedämpfter Laut, da ihr Gesicht an seine Schulter geschmiegt war. Mit sanfter Gewalt drückte er sie aufs Bett, dessen Laken sich kühl anfühlten an ihrer erhitzten Haut. Eine rasche Bewegung genügte, und er hatte sich seiner Boxershorts entledigt.
Erstaunt riss Evie die Augen auf, als er nackt und voll erregt vor ihr stand. Seine Muskeln waren vor Verlangen und Selbstbeherrschung gespannt. Roberts Schlankheit war gefährlich trügerisch. Sein Körper erinnerte sie an die geschmeidige Kraft eines Panthers. Er streckte sich neben ihr auf dem kühlen Laken aus, schob einen Arm unter ihren Kopf und streifte mit der anderen Hand ihren Slip und ihre Schuhe ab.
Ihre eigene Nacktheit machte Evie plötzlich furchtbar verlegen, und sie unternahm einen schwachen Versuch, sich zu bedecken. Doch Robert hielt ihre Hände fest, drückte sie zu beiden Seiten ihres Kopfes auf die Matratze und legte sich langsam auf sie.
Evie bekam kaum noch Luft. Die lustvollen Empfindungen kamen viel zu schnell und in wilden, mitreißenden Wellen. Sie ängstigten und betörten sie zugleich. Mit seinen muskulösen Schenkeln spreizte Robert ihre Beine, rieb seinen straffen Bauch an ihren weicheren Rundungen und presste seinen Oberkörper hart auf ihre Brüste. Sie spürte ein lustvolles Pochen zwischen ihren Beinen, das sich dem Rhythmus ihres Herzschlags anpasste.
Robert ragte groß und stark über ihr auf. Im silbrigen Licht des Mondes bemerkte sie den Glanz in seinen Augen und seine wilde, triumphierende Miene.
Endlich ließ er ihre Handgelenke los, umfasste ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich. Energisch schob er die Zunge zwischen ihre Lippen, und sie wurde weich wie Wachs angesichts seiner Übermacht.
Endlich machte Robert sich los. Er rutschte tiefer und sog an ihren Brüsten, bis Evie sich vor Lust hin und her warf. Benommen spürte sie sein pulsierendes Begehren schließlich an der empfindsamsten Stelle ihres Körpers.
Der Augenblick kam viel zu schnell und doch nicht schnell genug. Robert stützte sich auf einen Arm und schob die andere Hand zwischen Evies Schenkel. Sie spürte seine schlanken Finger an ihrem Kitzler. Instinktiv bog sie sich ihm entgegen, und ein Beben durchlief ihren Körper. „Robert“, flüsterte sie mit vor Anspannung gepresster Stimme.
Er führte seinen aufgerichteten Penis in ihren feuchten Eingang, und seine festen Pomuskeln spannten sich an, als er den Druck sacht erhöhte, damit sie sich ihm öffnete und ihn aufnahm.
Evie verkrampfte, ihre Atmung beschleunigte sich. Der Druck wurde rasch zu einem brennenden, echten Schmerz. Robert bewegte sich sanft vor und zurück und drang mit jedem kontrollierten Stoß Stück für Stück tiefer in sie ein. Sie krallte die Finger ins Laken, drehte den Kopf zur Seite und schloss die Augen, da heiße Tränen unter ihren Wimpern hervorrollten.
Plötzlich erstarrte Robert und umfasste ihr Kinn, damit Evie ihn ansah. Erschrocken öffnete sie die Augen, die im Mondschein von Tränen glänzten. Seine Brust hob und senkte sich heftig, so schwer ging sein Atem. Sonst war kein Laut in dem stillen Schlafzimmer zu hören.
Nichts war von dem höflichen, zivilisierten Mann geblieben, den Evie kannte. Das Gesicht, in das sie jetzt blickte, war hart vor Verlangen. Für den Bruchteil einer Sekunde sah sie tief in Roberts Seele. Ohne sie aus den Augen zu lassen, nahm er Evies Körper ganz in Besitz.
Evie bäumte sich auf. Ein scharfer Schmerz durchzuckte sie. Noch nie hatte sie etwas so Wildes, sinnenverwirrend Enthemmtes erlebt. Schmerz und Lust vermischten sich – ein vollkommen neues Gefühl, an das sie sich erst gewöhnen musste.
Robert umfasste Evies Hüften und presste sie noch enger an sich. Immer wieder zog er sich zurück und drang erneut tief in sie ein. So grob hatte er noch keine Frau behandelt. Doch Evie machte ihn halb wahnsinnig vor Begierde. Er konnte einfach nicht zärtlich sein. Sein Herzschlag raste, und sein Körper zerbarst beinahe vor Sinnenlust. Evie war so warm und fest, so seidig und so bereit. Und sie gehörte ihm – ihm und niemand anders. Für immer.
Plötzlich erschauerte er, erreichte keuchend den Höhepunkt und fiel erschöpft auf sie hinab. Seine Muskeln zitterten von der Anstrengung. Mit seinem Gewicht presste er Evie auf die Matratze.
Benommen lag sie unter ihm und konnte keinen zusammenhängenden Gedanken fassen.
Kurz darauf wurde ihr klar, dass die süße Qual noch lange nicht vorbei war.