8. KAPITEL

Robert stand auf dem Steg, als Evie mit ihrem Boot an den Anleger zurückkehrte. Eine dunkle Sonnenbrille verbarg seine Augen. Trotzdem merkte sie sofort, dass er innerlich raste. Vielleicht lag es an der Art, mit der er sich bewegte. Jede Geste war äußerst beherrscht.

Unwillkürlich lief ihr ein Schauder über den Rücken. Roberts eiserne Selbstbeherrschung machte ihr mehr Angst als offene Wut. Was hatte diese bedrohliche Stimmung verursacht?

Evie vertäute das Boot und sprang auf den Steg. „Hat Virgil der Ausflug gefallen?“, fragte sie äußerlich ruhig und ging an Robert vorüber in Richtung Büro. Er war nicht der Einzige, der sich beherrschen konnte. Im Moment hatte sie andere Sorgen, als sich um seine schlechte Laune zu kümmern. Wenn Mercer zurückkehrte, musste sie wieder im Haus sein und ihren üblichen Aufgaben nachgehen.

„Eine Minute, bitte“, sagte Robert scharf und wollte sie fest halten.

Evie wich ihm aus. „Später“, sagte sie und eilte den Steg hinauf.

Robert blieb unmittelbar hinter ihr. Doch er kam nicht mehr dazu, etwas zu sagen. Virgil hatte Evies Boot bemerkt und humpelte heran. Erleichtert betrat der alte Mann das kühle Büro.

„Mit zunehmendem Alter werde ich immer verwöhnter“, klagte er und sank in den Schaukelstuhl. „Früher hat mir die Hitze nichts ausgemacht.“

„Das durfte sie auch nicht“, stellte Evie lächelnd fest. „Damals gab es noch keine Klimaanlagen. Wir mussten uns mit dem Wetter abfinden.“

Sie ging zu dem Automaten und warf Münzen für drei Getränke ein. Die Temperatur des Apparates war so niedrig eingestellt, dass sich zur Freude ihrer Kunden Eiskristalle in der Flüssigkeit bildeten. Sie öffnete die Verschlüsse und drückte Robert und Virgil eine Flasche in die Hand. Die dritte trank sie sel ber.

Robert betrachtete das Etikett misstrauisch und nahm ebenfalls einen Schluck. Wahrscheinlich würde er eine Cola niemals von sich aus anrühren, dachte Evie.

Ein Boot kam langsam zwischen den Wellenbrechern näher. Mit einem raschen Blick stellte Evie fest, dass es sich um das Mietboot handelte. Mercer hatte ihr Fahrzeug zwar bemerkt, sie aber wahrscheinlich nicht erkannt. Mit ihrer Baseballkappe, der Sonnenbrille und dem Zopf unter dem T-Shirt unterschied sie sich nicht von den anderen Freizeitsportlern. Vermutlich hatte er nicht einmal feststellen können, dass eine Frau an Bord war.

Robert lehnte sich mit einer Hüfte an den Tresen. Sein nackter Fuß in den Bootsschuhen baumelte hin und her. Äußerlich war ihm nichts anzumerken. Trotzdem hatte Evie den Eindruck, dass er auf etwas wartete. Dass sie ungestört miteinander reden konnten? Nein, es musste sich um etwas anderes handeln.

Sie sah zu, wie Mercer das Boot vertäute und mit dem Kasten in der einen Hand und dem nutzlosen Angelgerät in der anderen forsch den Steg heraufkam. Die Tür öffnete sich, und er eilte selbstbewusst herein. „Absolut nichts gefangen, Baby“, verkündete er in seiner unangenehmen anbiedernden Art. „Vielleicht hätte ich mehr Glück, wenn Sie mitkämen. Was halten Sie davon?“

„Mir liegt nichts am Angeln“, log Evie so ungerührt, dass Virgil sich beinahe an seiner Cola verschluckt hätte.

Robert hatte Mercer halb den Rücken zugedreht. Jetzt wandte er sich um und sah den Mann an. „Hallo, Landon“, sagte er kühl. „Ich würde gern mit Ihnen hinausfahren, wenn Sie sich das nächste Mal einen Nachmittag freinehmen.“

Wieso redet Robert Mercer mit dem Vornamen an?, überlegte Evie verblüfft, und ihr Misstrauen regte sich erneut. Woher kannte er den Mann?

Mercer erstarrte und wurde kreidebleich. „Mr. … Mr. Cannon“, stotterte er. „Ich … äh … Was machen Sie denn hier?“

Mercer ist entsetzt, dass er Robert hier angetroffen hat, stellte Evie fest und entspannte sich ein wenig. In welcher Beziehung die beiden Männer auch zueinander standen, Komplizen waren sie gewiss nicht.

Robert hätte nur zu sagen brauchen, dass sein Boot hier läge. Doch er sah Evie an und erklärte: „Ich finde, diese Marina hat einen ganz besonderen Reiz.“

Zu ihrem Bedauern errötete Evie heftig, während Mercer noch entsetzter dreinblickte.

„Aha“, murmelte er. „Ja, natürlich.“ Endlich hatte er sich wieder in der Gewalt und lächelte mühsam. „Es ist schon spät. Ich muss gehen. Rufen Sie mich an, sobald Sie Zeit haben, Mr. Cannon, damit wir unsere Partie Golf spielen können.“

„Oder zum Angeln fahren“, schlug Robert gleichmütig vor.

„Äh … ja. Meinetwegen auch das. Jederzeit.“ Mercer warf die Bootsschlüssel auf den Tresen und verließ fluchtartig das Büro.

„Was hat dem denn solch ein Feuer unter dem Hintern gemacht?“, überlegte Virgil laut.

„Wahrscheinlich das Pech, sich einen Nachmittag zum Angeln freizunehmen und seinem Chef auf der Marina in die Arme zu laufen“, antwortete Robert mit ausdrucksloser Miene.

Virgil lehnte sich in seinem Schaukelstuhl zurück und lachte vergnügt. „Er arbeitet für Sie? Ich wette, Sie haben ihm den restlichen Tag verdorben.“

„Das nehme ich auch an.“

Evie stand regungslos da und dachte über die kurze Szene nach. Zweifellos hatte es Robert großes Vergnügen bereitet, Mercer in Verlegenheit zu bringen. Auch seine Antwort, sie wäre der Grund für seine Anwesenheit auf der Marina, war dazu bestimmt gewesen. Welchem Mann wäre es nicht furchtbar peinlich, wenn er sich in Gegenwart seines Chefs an dessen Freundin herangemacht hätte? Das kam noch zu der Tatsache hinzu, dass er die Arbeit geschwänzt hatte.

Mercer hatte es vielleicht nicht bemerkt. Für Evie stand fest, dass Robert seinen Mitarbeiter nicht leiden konnte. Er war absolut höflich geblieben. Doch seine Verachtung hatte aus jedem Wort geklungen. Sie war unendlich erleichtert. Einen schrecklichen Augenblick hatte sie gefürchtet, Robert wäre in Mercers Machenschaften verwickelt.

Sie hatte immer noch nicht herausgefunden, was Mercer trieb. Er hatte mehrere Inseln umrundet und schließlich einen Moment hinter einer der größten gehalten. Sie hatte nicht sehen können, was er dort tat. Kurz darauf hatte er den Motor wieder gestartet und war erneut zwischen den Inseln hin und her gefahren. Sie hatte ihn so gut wie möglich beobachtet, aber nicht immer im Blickfeld behalten können. Als er die Inseln endlich verließ, war sie mit höchster Geschwindigkeit zum Ufer zurückgekehrt, um vor ihm an Land zu sein.

Während sie noch überlegte, ob sie Robert von ihrem Verdacht erzählen sollte, kam Virgils Urenkelin mit ihrem elf Monate alten Baby auf den Armen herein. Zwei Jungen von vier und sechs Jahren mit einem Wuschelkopf folgten ihr. „Opa!“, riefen die beiden. Sie eilten zu dem Schaukelstuhl und kletterten ihrem Ururgroßvater auf den Schoß.

Lächelnd beobachtete Evie die drei und wandte sich an die Mutter. „Sherry, das ist Robert Cannon. Virgil und er waren heute Nachmittag auf dem Fluss. Robert, das ist Virgils Urenkelin Sherry Ferguson.“

„Nett, Sie kennenzulernen“, sagte Sherry freundlich. Offensichtlich erinnerte sie sich an seinen ersten Besuch auf der Marina. Sie setzte das Baby auf die Hüfte und reichte Robert die Hand.

Robert wollte die Hand gerade schütteln. Sherrys kleine Tochter glaubte, er würde nach ihr greifen. Krähend vor Freude ließ sie die Bluse ihrer Mutter los und beugte sich mit ausgestreckten Armen nach vorn.

Sherry wollte erschrocken zugreifen, doch Robert war schneller und fing das kleine Mädchen auf, bevor etwas passieren konnte.

„Allison Rose!“, keuchte Sherry und starrte das Kind fassungslos an. „Entschuldigen Sie bitte“, fuhr sie, an Robert gewandt, fort und wollte ihre Tochter wieder an sich nehmen. „Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist. Sie ist noch nie zu einem Fremden auf den Arm gegangen.“

Allison Rose wehrte sich energisch. Sie schrie aus vollem Hals, wandte den Kopf ab und klammerte sich mit aller Kraft an Roberts Hemd.

„Sie fühlt sich bei mir wohl“, sagte Robert, und seine tiefe Stimme beruhigte Mutter und Tochter. Er legte seine kräftige Hand auf den Rücken des Babys und lächelte Sherry an. „Ich konnte schon immer gut mit Frauen umgehen.“

Das ist die reine Wahrheit, dachte Evie, und das Blut begann in ihren Adern zu rauschen. Robert hielt das kleine Mädchen, als hätte er selber ein Dutzend Babys. Gab es etwas, was dieser Mann nicht konnte?

Er steckte die Nase in die weichen blonden Locken und stellte fest, dass Mädchen sich schon in diesem zarten Alter von Jungen unterschieden. Er hatte seine beiden kleinen Neffen häufig gewiegt. Sie waren nicht so weich wie dieses Baby gewesen und hatten längst nicht so gut gerochen. Zärtlich betrachtete er die winzigen Sandalen und das Rüschenkleid, das Allison Rose trug.

Meine Güte, dachte Evie und wandte sich ab, damit Robert ihre Miene nicht bemerkte. Ihre Brust wurde so eng, dass sie kaum noch Luft bekam. Musste dieser Mann so gut mit Babys umgehen können? Er drückte die kleine Allison zärtlich an sich und schloss vor Freude über den süßen Babygeruch die Augen.

Ziellos blätterte sie in den Unterlagen auf ihrem Schreibtisch und hätte nicht sagen können, worum es sich handelte. Wie von fern hörte sie, dass Sherry sich nach dem Bootsausflug erkundigte. Virgil erzählte begeistert, und Robert machte einige Bemerkungen dazu. Erneut fiel ihr sein besänftigender Tonfall auf. Ohne große Umstände ließ er Sherry wissen, dass er alles für die Sicherheit des alten Mannes getan hatte.

Robert redet absichtlich so, stellte Evie fest und horchte nicht nur auf die Worte, sondern auch auf den Klang. Er war ein Meister im Gedankenlesen und nutzte seine Stimme, um die Leute dorthin zu bringen, wo er sie haben wollte. Wenn er sogar Virgil und Sherry manipulieren konnte, wie leicht hatte er es dann erst bei ihr!

Nur die Zeit wird erweisen, ob ich Robert vertrauen kann und ihm mein Herz schenken darf, dachte Evie schmerzlich. Und die hatte sie wahrscheinlich nicht. Robert wollte nur den restlichen Sommer hier verbringen, und der war schon halb herum. Er würde höchstens noch sechs oder sieben Wochen bleiben.

„Evie“, sagte Robert unmittelbar hinter ihr. Sie spürte seine Wärme an ihrem Rücken und roch den frischen Duft seiner Haut. Behutsam berührte er ihren Arm. „Sherry und Virgil möchten sich verabschieden.“

Sie riss sich zusammen und drehte sich um. Die anderen hatten nichts gemerkt. Nur Robert war ihre Reaktion nicht entgangen.

Virgil war aufgestanden, und die Jungen stürzten hinaus und eilten zu den Bootsstegen. „Ihr kommt sofort zurück!“, rief Sherry hinter ihnen her.

Es dauerte eine ganze Weile, bis alle sicher im Kombi saßen. Robert stand hinter Evie und hatte die Hand auf ihren Rücken gelegt. Weder Sherry noch Virgil entging die besitzergreifende Geste.

Die Stille nach der Abfahrt der Besucher war beinahe unerträglich. Evie schloss die Tür und wollte sich an Robert vorüberstehlen. Doch er legte ihr die Hände um die Taille, schwang sie herum und drückte sie an den Tresen. Im nächsten Moment hatte er sich zwischen ihre Beine geschoben, sodass sie nicht fliehen konnte.

Evie blickte auf seine Brust und weigerte sich, ihm in die Augen zu sehen. Sie wollte keine Auseinandersetzung mit diesem Mann, solange ihr noch von der Erkenntnis schwindelte, dass sie ihn liebte und ihm gleichzeitig weniger vertraute als vorher.

Robert nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände. Standhaft konzentrierte sie den Blick auf seine Nase. Doch die kalte Wut in seinen hellgrünen Augen zog sie magisch an.

„Wo bist du gewesen?“, fragte Robert trügerisch ruhig. Wäre der kühle Blick nicht gewesen, hätte Evie sich vielleicht täuschen lassen.

„Ich hatte etwas zu erledigen.“

„Aha.“ Er fasste ihren Kopf fester. „Hast du dich mit Landon Mercer getroffen?“, fragte er scharf. „Habt ihr ein Verhält nis?“

Evie sah ihn verblüfft an und bekam eine ganze Weile keinen Ton heraus. Weshalb brachte Robert sie mit Mercer in Verbindung? Virgil und er waren schon weg gewesen, als sie losgefahren war, und sie war nicht gemeinsam mit Mercer zurückgekehrt. „Nein, ich habe kein Verhältnis mit ihm“, fuhr sie auf. „Ich kann den Kerl nicht ausstehen!“

Roberts Mund wurde schmal. „Weshalb hast du dich dann fortgeschlichen, um dich mit ihm zu treffen?“

„Ich habe mich nicht fortgeschlichen“, protestierte Evie.

„Und ich habe mich nicht mit ihm getroffen.“

„Du hast das Büro am helllichten Tag geschlossen, obwohl sehr viel zu tun war“, erklärte er unbarmherzig. „Gestern wolltest du es nicht einmal bei Regen schließen, als kein einziger Kunde auftauchte.“

„Ich habe doch gesagt, dass ich etwas zu erledigen hatte.“

„Mit dem Motorboot?“

„Ich lebe am Fluss“, erklärte Evie, und ihre Augen leuchteten einen Moment goldener als sonst. „Über das Wasser komme ich schneller nach Hause als mit dem Wagen. Wenn das Wetter schön ist, nehme ich oft das Boot.“

Der gefährliche Blick war nicht aus Roberts Augen verschwunden. „Soll das heißen, du warst zu Hause?“

Entschlossen umfasste Evie seine Hände und zog sie von ihrem Kopf weg. „Ich hatte etwas zu erledigen“, wiederholte sie. „Ich habe mich nicht mit Mercer getroffen, und ich habe kein Verhältnis mit ihm. Was gibt dir das Recht, mich derart auszufragen?“ Den letzten Satz schrie sie beinahe und stemmte sich gegen seine Brust.

Robert rührte sich keinen Zentimeter. „Das hier“, antwortete er trocken und beugte sich vor.

Evie hielt die Luft an angesichts der glühenden Leidenschaft, mit der er seine Lippen auf ihre presste. Durch seine Bewegungen hatte er ihre Beine noch weiter gespreizt und drängte sich nun dazwischen. Evie erschauerte, als sie seine Erektion trotz mehrer Schichten Stoff hindurch deutlich an ihrem sensibelsten Punkt fühlte. Sein plötzliches Verlangen war ebenso überwältigend wie zuvor sein Zorn, es brachte sie völlig aus dem Gleichgewicht, unterwarf sie seinem Willen. Er hielt sie mit beiden Armen beinah schmerzhaft umschlungen, und verzweifelt versuchte sie ein weiteres Mal vergeblich, ihn wegzuschieben.

„Lass das“, murmelte Robert, wobei sein Mund sich nach wie vor so dicht vor ihrem befand, dass sie seinen warmen Atem auf ihren Lippen spürte. Er legte eine Hand auf ihren Po und drückte sie fest an seine Hüften.

Ein unerwartetes Lustgefühl durchzuckte Evie, und sie schrie leise auf. Robert wiederholte die Bewegung und stieß mit einer Mischung aus Verlangen und Eifersucht gegen ihren Unterkörper. Diesmal war das elektrisierende Gefühl noch stärker. Evie warf den Kopf zurück und klammerte sich mit beiden Händen an Roberts Schultern. Ihre Wut verwandelte sich so schnell in Verlangen, dass sie nichts dagegen unternehmen konnte. Mit jeder Bewegung stieg sie den Gipfel der Lust höher hinauf, als gäbe es kein Halten mehr und als könnte sie jeden Moment darüber hinausschießen. Verzweifelt hielt sie sich an Robert fest.

So ist es mit Matt nie gewesen, dachte sie benommen. Ihre jugendliche Leidenschaft war schön, aber tastend gewesen. Sie hatten beide noch keine Erfahrung besessen. Robert wusste dagegen genau, was er tun musste.

Obwohl er sie nicht berührt hatte, pochten ihre Brüste, und die Brustwarzen richteten sich auf. Ekstatisch warf Evie den Kopf zurück und versuchte die Begierde wenigstens etwas zu stillen, indem sie die Knospen an seiner muskulösen Brust rieb. Robert merkte, was sie vorhatte. „Langsam, langsam“, flüsterte er und legte die Hand auf eine der festen Rundungen.

Evie keuchte angesichts des köstlichen Drucks. Sie musste Robert unbedingt Einhalt gebieten. Aber sie wollte nicht, dass dieses berauschend sinnliche Erlebnis endete. Ihr Körper glühte vor Erregung und Verlangen.

Robert schob die Hand unter ihr T-Shirt und öffnete geschickt den Vorderverschluss ihres BHs. Die Schalen glitten auseinander, und er liebkoste mit den Fingern ihre nackte Haut. Sinnlich streichelte er die seidigen Rundungen und umkreiste die festen Knospen, bis Evie es vor Begehren kaum noch aushielt. „Gefällt dir das?“, fragte er leise und kniff vorsichtig in die aufgerichtete Spitze. Glühende Hitze durchströmte ihre Adern.

Robert bog ihren Oberkörper nach hinten, sodass ihre Brüste sich hoch aufrichteten. Er hatte das T-Shirt längst ganz nach oben geschoben. Evie hatte keine Ahnung, wann es geschehen war. Die Spitzen leuchteten rot wie Erdbeeren. Schon senkte er den Mund, und sie schloss lustvoll die Augen.

Wenn sie nicht aufpasste, würde Robert sie hier auf dem Tresen nehmen. Sie spürte seine Entschlossenheit und sein zügelloses Verlangen. Panik erfasste sie und erstickte die Glut, die ihre Willenskraft und ihre Vernunft schwächte. Robert würde mit ihr schlafen, obwohl jeden Moment ein Kunde hereinkommen konnte. Er würde sie nehmen, ohne Vorsorge zu treffen. Abgesehen von der Gefahr einer Schwangerschaft, würde sie ihren Ruf riskieren und den letzten Schutz verlieren, der ihr für ihr Herz noch blieb.

Während Robert ihre Brustspitzen sinnlich liebkoste, fingerte er am Bund ihrer Jeans, öffnete ihn und zog den Reißverschluss hinunter.

Energisch schob Evie ihn fort. „Nein“, stieß sie hervor. Ihre Stimme klang heiser und war kaum zu verstehen. „Nein, Robert. Hör auf!“

Er erstarrte und rührte sich eine ganze Weile nicht. Endlich ließ er Evie langsam los und trat erst einen, dann weitere Schritte zurück. Sein Atem ging schnell und laut.

Evie wagte nicht, ihn anzusehen. Rasch glitt sie vom Tresen und ordnete ihre Kleidung. Sie schloss ihren BH, streifte das T-Shirt hinunter und zog den Reißverschluss ihrer Jeans wieder hoch. Sie atmete ebenfalls heftig.

„Guck nicht so ängstlich“, sagte Robert ruhig. „Ich habe dir mein Wort gegeben, dass ich aufhören würde, und habe es gehalten.“

Nicht Roberts Willenskraft ist das Problem, sondern meine, dachte Evie verstört. Wären sie nicht auf der Marina gewesen, hätte sie kaum die Kraft aufgebracht, ihn abzuweisen.

„Hast du mir nichts zu sagen?“, fragte er, als sie weiter schwieg.

„Noch nicht“, antwortete sie heiser.

„Na gut.“ Seine Stimme klang viel zu ruhig und beherrscht. „Dann reden wir morgen. Ich hole dich um sieben Uhr ab.“

„Um sieben Uhr“, wiederholte sie, während er zur Tür ging.

Robert verließ mit seinem Jeep den Parkplatz und griff zu seinem abhörsicheren Funkgerät. „Sind Sie Mercer gefolgt, als er PowerNet verließ?“, fragte er, sobald jemand abgenommen hatte.

„Ja, Sir, das sind wir. Doch dann entdeckten wir Ihren Jeep an der Marina und zogen uns zurück.“

„Verdammt. Ich war auf dem Fluss, aber das können Sie nicht wissen. Mercer hat ein Boot gemietet und sich mit jemandem auf dem Wasser getroffen. Vielleicht mit Evie Shaw, sie war ebenfalls mit ihrem Boot unterwegs. Hatte er etwas bei sich, als er das Büro verließ?“

„Wir konnten nichts feststellen. Aber er hätte ohne Weiteres eine Diskette in der Jackentasche verstecken können.“

„Er ist nicht im Anzug hinausgefahren. Wo hat er sich umgezogen?“

„Zu Hause. Nach einer knappen Viertelstunde kam er mit einem Angelkasten und einer Rute wieder heraus.“

„Falls er eine Diskette bei sich hatte, muss sie in dem Kasten gewesen sein.“

„Ja, Sir. Leider hatten wir keine Gelegenheit, an ihn heranzukommen.“

„Ich weiß. Es war nicht Ihre Schuld. Ich werde schnellstens ein Funkgerät in das Boot einbauen lassen, damit Sie mich auch auf dem Wasser erreichen können.“

„Das wäre sehr gut. Übrigens haben wir noch einmal sein Haus durchsucht. Nichts.“

„Schade. Beobachten Sie ihn weiter. Und schicken Sie heute Abend jemanden zu Evie Shaw.“

„Wegen der besprochenen Sache?“

„Ja“, antwortete Robert. Es war an der Zeit, etwas mehr Druck zu machen.