Gäbe es Neuigkeiten, hätte Mace sie längst informiert. Obi-Wan hatte sich nach ihrem ersten Gespräch noch einmal bei dem Jedi-Meister gemeldet. Die Lage ist unverändert, hatte Windu gesagt. Nicht gerade das, was Kenobi hören wollte.

»Komm«, sagte er und verscheuchte seine Zweifel. »Anakin wartet schon.«

 

Fünfzehn Minuten später standen sie neben Anakin und Devi an der Kontrollstation des Kraftwerks und sahen zu, wie Torbels Vorrat an Flüssigdamotit dahinschmolz.

»Das ist alles?«, fragte Rikkard schockiert. »Das ist alles, was wir noch haben? Aber... wie kann der Vorrat für einen ganzen Monat binnen weniger Tage aufgebraucht sein?«

»Wir hatten keine andere Wahl«, erklärte Devi. »Wir mussten den Schild am Laufen halten, und er musste stark bleiben - das kostet viel Energie. Vor allem bei einem so alten Kraftwerk wie diesem.«

»Ich weiß«, seufzte Rikkard. »Das sollte kein Vorwurf sein, Devi.«

Obi-Wan tauschte einen kurzen Blick mit Anakin. »Wenn jemanden eine Schuld trifft, dann uns«, sagte er. »Wir haben euch in diese Lage gebracht.«

»Ich würde euch auch gerne die Schuld geben«, brummte Rikkard. »Aber dann sehe ich meinen Sohn an, und ich muss an diese schmutzige Damotitwaffe denken.« Er schüttelte den Kopf. »Außerdem, was würde es schon bringen, euch Vorhaltungen zu machen? Das würde nichts mehr ändern. Bei all den Droiden, die da draußen stehen...«

»Mach dir um die keine Sorgen«, meinte Anakin. »Ich kann die Schilde neu konfigurieren, wenn es sein muss.«

Rikkard blickte ihn skeptisch an. »Und ich nehme an, dann würden wir unsere letzten Energiereserven doppelt so schnell verbrauchen, richtig?«

»Das ist der Preis, den wir zahlen müssen.«

Der Vorarbeiter kratzte sich am stoppeligen Kinn. »Und falls ich Ja sage, wie viel Zeit erkaufen wir uns dann? Einen Tag?«

»Vielleicht sogar zwei«, erklärte Anakin. »In jedem Fall lange genug. Bis dahin sollte unsere Verstärkung eingetroffen sein - falls der Kampfverband Grievous Blockade durchbrechen kann...«

»Falls«, grollte Rikkard. »Ihr beruft euch allein auf Hoffnungen und Vermutungen, richtig? Wer sagt denn, dass die Republik sich nicht zurückzieht, weil sie keine weiteren Verluste riskieren will? Gib es zu, Junge. Wir werden alle sterben.«

»Vielleicht werden wir sterben, Rikkard«, sagte Obi-Wan leise. »Aber ganz sicher nicht, weil die Republik uns im Stich gelassen hat, das kann ich dir versprechen.«

»Rikkard.« Devi, die erschöpft in ihrem wackeligen Antigrav-Geschirr hing, griff nach seinem Arm. »Wir konnten ihm bis jetzt vertrauen.«

Der Lanteebaner nickte, dann wandte er sich ab. Er wirkte um Jahre gealtert. Krankheit, Schmerz und Trauer hatten ihn gebrochen. »Tut, was ihr wollt. Es macht keinen Unterschied mehr.«

»Rikkard...« Devi biss sich auf die Lippe und sah ihm nach, als er aus dem Kraftwerk stapfte. »Ich werde mit ihm reden. Anakin, stelle die Schilde neu ein. Obi-Wan, du musst die Damotitventile drei bis zwölf im Auge behalten. Ich komme wieder, sobald ich kann.«

Als sie alleine waren, sah Obi-Wan zu Anakin hinüber. »Bist du sicher, dass es funktioniert? Was du vorhast - wird der Schildgenerator es aushalten? Und das Kraftwerk?«

Anakin schnitt eine Grimasse. »Nicht für lange, nein. Aber falls wir Glück haben, vielleicht lange genug. Ich weiß - Ihr glaubt nicht an Glück.« Er zog die Schultern hoch. »Aber es kann nicht schaden, die Daumen zu drücken. Zumindest dieses eine Mal.«

Mit einem müden Lächeln nickte Kenobi. »Aber wirklich nur dieses eine Mal.«

Nach einer weiteren langen Nacht ohne Schlaf sah Anakin noch ausgezehrter aus als zuvor. »Wie geht es Meisterin Damsin?«

»Sie schläft.«

»Obi-Wan...«

Er konnte jetzt kein Mitgefühl ertragen, ganz gleich, wie gut Anakin es meinte. »Los«, befahl er also. »Machen wir uns an die Arbeit.«

 

Die Sonne hatte bereits die Hälfte ihres Weges zum Zenit durchschritten, als der Schild konfiguriert, die verstopften Ventile des Kraftwerks gereinigt und die durchgeschmorte Elektronik in sechs Generatoren ausgetauscht war. Alles, was getan werden konnte, war getan, und so kamen die beiden Jedi und die beiden Lanteebaner wieder im Kontrollraum zusammen.

»Und das war's?«, fragte Rikkard. Er sah aus, als würde er jeden Moment zusammenbrechen. »Was ist mit der Republik? Teeb Kenobi...«

»Sie werden sich melden, sobald es Neuigkeiten gibt«, versicherte ihm Obi-Wan. »Es wäre ein Fehler, sie zu drängen. Wir sollten in der Zwischenzeit lieber hier tun, was wir können.«

»Ich habe auch darüber nachgedacht«, sagte Anakin. »Falls der Schild ausfällt, bevor Hilfe eintrifft, werden wir kämpfen müssen. Dank dieser Droiden haben wir ein paar Blaster, außerdem die Vibro-Hacken und andere Werkzeuge aus der Mine. Und wir haben alles, was wir brauchen, um Granaten zu bauen.«

Obi-Wan schloss die Augen, als eine Woge der Übelkeit über ihn hinwegspülte. Das sind Zivilisten, Bergarbeiter, keine Soldaten. Sie würden alle abgeschlachtet werden. Doch ihm blieb nichts anderes, als zu nicken. »Ja.«

»Ihr wollt, dass wir kämpfen?«, fragte Rikkard. »Teebe, wir werden kämpfen. Aber in ganz Torbel gibt es niemanden, der je einen Blaster abgefeuert hat.«

»Oder eine Granate zusammengebaut hat«, fügte Devi hinzu.

»Keine Sorge«, meinte Anakin, »wir zeigen euch, wie es geht.«

Rikkard rieb sich den narbenübersäten Kopf. »Euch wird nichts anderes übrig bleiben.«

»Aber zuerst müsst ihr euch ausruhen«, erklärte Devi. »Ihr habt uns ein wenig Zeit verschafft. Nutzt sie weise, Teebe.«

Obi-Wan blickte Anakin an. »Sie hat recht. Eine Stunde können wir uns leisten.«

»Wie wäre es mit zwei?«, mischte sich Devi ein. »Oder besser noch, drei. Wir sind jetzt ebenso abhängig von euch wie vom Damotit. Verschwendet eure Kräfte nicht. Das können wir uns nicht leisten.«

»Ihr habt die Teeba gehört«, brummte Rikkard. »Drei Stunden. So lange können wir uns auch ohne eure Hilfe um den Sturmschild und das Kraftwerk kümmern. Jetzt geht. Das ist meine Entscheidung als Dorfsprecher.«

Die beiden Jedi waren zu müde, um ihm zu widersprechen. Also gingen sie.

 

Obi-Wan versuchte erneut, Taria zu heilen, und seine Schmerzen rissen sie aus dem Schlaf.

»Hör auf, Obi-Wan«, flüsterte sie. »Du kannst mir nicht helfen. Du schadest dir nur selbst.«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann es schaffen. Ich muss nur ... ich habe nur noch nicht herausgefunden, wie ...« Er schlug mit der Faust gegen die Seite der Liege. »Ich habe nicht die nötige Ausbildung, das ist das Problem. Aber ich kann ...«

»Obi-Wan!« Sie packte sein Handgelenk. »Ich sagte, nein. Ich will nicht, dass du das tust.«

Schmutzig und ungepflegt wie er war, starrte er sie an. »Taria, ich kann doch nicht einfach danebensitzen und nichts tun.«

»Natürlich kannst du«, sagte sie sanft. »Weil es nichts gibt, was du tun könntest.«

Die Vibrationen des Blasterbeschusses rüttelten am Fenster und der offenen Tür des Heilhauses, und als Taria sich umblickte, sah sie Anakin schlafend auf einer nahen Pritsche liegen. Sufi war draußen auf der Straße, von dem kleinen Mädchen, Greti, gab es keine Spur, und da die anderen Patienten benommen von den Heilkräutern und dem grünen Fieber vor sich hindösten, waren sie und Obi-Wan praktisch alleine.

»Du hättest nicht kommen sollen«, murmelte er, den Blick auf den Boden gerichtet.

Sie ließ sein Handgelenk los. »Rede keinen Unsinn. Diese Biowaffe musste zerstört werden.«

»Du hättest nicht hierherkommen sollen«, schnappte er. »Das war dumm.«

»Ich weiß«, entgegnete sie und legte ihre Handfläche an seine Wange. »Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht wütend machen.«

Mit fahrigen Bewegungen erhob er sich von seinem Hocker. »Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich bin einfach nur müde.«

Müde? Ihr wollte kein Wort einfallen, das wirklich beschrieb, was er war. Leer, vielleicht? Ja. Nachdem er seine Energie, seine Seele, seinen Geist geopfert hatte, um diese Leute zu heilen und am Leben zu halten - war er leer.

Zumindest war er das, bis ich hier auftauchte und diese Leere mit Trauer und Sorgen gefällt habe.

»Obi-Wan...«

Er kehrte ihr weiter den Rücken zu. Wie dünn er geworden war. Er und Anakin schienen nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen. Allein die Macht hielt sie noch auf den Beinen.

Und er nennt mich verrückt!

»Obi-Wan«, wiederholte sie. »Bitte.«

Langsam drehte er sich um. Sein Gesicht war nackt, seine sonst so gut verborgenen Emotionen lagen bloß. Falls sie einmal ineinander verliebt gewesen waren, dann nur für einen flüchtigen Moment, in der atemlosen, ungewohnten Aufregung der Neugier, dem kribbelnden Schock des Vergnügens. Doch dieses Gefühl war nicht von Dauer gewesen, und das war gut so, denn es hatte sich in etwas anderes verwandelt, in etwas Tiefgreifendes, etwas Sicheres, etwas Wahres.

»Obi-Wan, du musst mir zuhören«, sagte sie. »Und ich meine wirklich zuhören. Du musst mir jedes Wort glauben.«

Einen Schritt nach dem anderen kam er zu ihr zurück, dann setzte er sich wieder auf den Hocker.

»Seit Panima Prime bin ich eigentlich schon tot«, flüsterte sie, ihre Stimme so leise, dass er gezwungen war, ihr wirklich zuzuhören, und so entschlossen, dass er ihr glauben musste. »Das wissen wir beide. Es ging mir nie darum, mein Leben zu verlängern, sondern nur darum, was ich mit der Zeit anfange, die mir noch bleibt. Was ich hier tue, fragst du?« Sie hob die Hand, spürte den Schmerz in ihren Muskeln und ihren Knochen. »Ich habe Durds Plan vereitelt, und jetzt helfe ich dir und Skyguy und diesem Dorf. Was ich tue, ist wichtig. Und selbst, wenn es das Unvermeidliche beschleunigt, bin ich glücklich, dass ich es tue. Wie kannst du mich lieben, wenn du dich nicht für mich freust?«

Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin egoistisch, Taria. Ich will dich nicht verlieren.«

Obwohl es ihr beißende Schmerzen bereitete, setzte sie sich auf. »Ich habe schon vor Langem meinen Frieden mit dem Tod gemacht. Vergifte nicht das wenige an Zeit, das uns noch bleibt.« Sie sah, wie er mit diesen Worten kämpfte, dann beugte sie sich vor und nahm sein Gesicht sanft zwischen ihre Hände. »Ich sage dir das jetzt, weil ich später vielleicht nicht mehr Gelegenheit dazu habe«, wisperte sie. »Sie nennen Anakin den Auserwählten, aber auch dir ist ein Schicksal vorbestimmt. Du musst einen langen Weg beschreiten, und er wird oft steinig sein. Ich wünschte, ich könnte dich auf dieser Reise begleiten, aber es soll wohl nicht sein. Also denk immer daran, Obi-Wan: Nichts geschieht ohne Grund. Nichts. Nicht die guten Dinge, nicht die schlechten, und auch nicht die unbedeutenden. Alles dient einem Zweck. Vergiss niemals, wer du bist. Vergiss niemals, welcher Sache du dienst. Und ganz gleich, was auch geschieht, wende dich nie von der Hellen Seite ab.«

Sie konnte sehen, wie die Worte in die Tiefe hinter seinen leuchtenden Augen sanken, wie die Trauer und die Wut und die Verzweiflung in ihm flackerten und dann von seinem Mut hinfortgewischt wurden. Sie konnte sehen, wie er ... losließ.

Teeba Sufi kehrte ins Heilhaus zurück, und Anakin neben ihnen zuckte aus seinem Schlaf hoch.

Taria ließ die Hände in ihren Schoß sinken. Sie lächelte. »Alles in Ordnung?«

»Was soll nicht in Ordnung sein?«, fragte Anakin benommen. »Was ist los?«

»Noch nichts«, sagte Obi-Wan und klopfte ihm auf den Rücken. »Aufstehen, Anakin. Wir haben lange genug geschlafen.«

 

 

 

 

 

Einundzwanzig

Der Instinkt des Jägers erwachte in Ahsoka, als sie zwischen Admiral Yularen und Meister Windu hin und her blickte.

Oh, oh. Das ist nicht gut.

»Meister Windu«, sagte der Admiral abgehackt. »Ich weiß, dass Ihr in einer schwierigen Lage seid, aber ich muss an meine Truppen denken. Ihr kennt die Situation ebenso gut wie ich: Die Beschleunigung der Klonproduktion ist nicht so erfolgreich, wie die Flotte sich erhofft hat. Es dauert noch immer viel zu lange, bis neue Truppen die Einrichtung auf Kamino verlassen können. Und daher kann ich diese Mission nicht noch weiter in die Länge ziehen. Die Hammer- und Pfeil-Staffeln haben beinahe ein Viertel ihrer Piloten verloren, und bei der Gold-Staffel sieht es nicht viel besser aus. Es ist Zeit, sich zurückzuziehen.«

Ahsoka, die einige Meter entfernt stand, sog scharf den Atem ein. Sie konnte die kühle Präsenz von Meister Windu in der Macht spüren und die absolute Selbstbeherrschung, mit der er seinen Geist kontrollierte. Am liebsten hätte sie laut geschrien: Hört auf! Der Feind ist da draußen, nicht hier auf der Brücke. Doch das war natürlich unmöglich. Sie war ein Padawan, ein Niemand verglichen mit diesen beiden Männern.

Falls Skyguy hier wäre, würde er etwas sagen. Er würde nicht den Mund halten.

Das Problem war nur, sie wusste genau, was er sagen würde: Admiral Yularen hat recht. Ich will nicht, dass irgendjemand meinetwegen stirbt. Doch bei ihm könnte sie es wenigstens wagen, Protest anzumelden.

Ich stehe auf Meister Windus Seite. Wir können sie nicht zurücklassen.

Die Macht erzitterte, als Windu seinen Emotionen freien Lauf ließ. »Admiral, Hilfe ist unterwegs. Wir müssen nur noch ein wenig länger ausharren. Falls wir Felinx und Rodus mit Grievous spielen, falls wir diese Position aufgeben und den Kampfverband stattdessen aufteilen, sodass er gegen vier Ziele kämpfen muss, nicht nur gegen eines, dann ...«

»Nein«, unterbrach ihn Yularen. »Meister Windu, es tut mir leid, aber ich muss Euch bitten, davon abzusehen. Um Eurer Besatzung willen, um meiner Besatzung willen. Um ...«

»Admiral?« Es war Lieutenant Avrey, die sich via Kom meldete. »Ich habe ein Priorität-Alpha-Signal vom Jedi-Tempel. Es ist Meister Yoda. Er möchte mit Ihnen sprechen.«

Yularen drückte einen Knopf auf der Konsole. »Stellen Sie ihn durch, Lieutenant.«

Meister Yoda wollte mit dem Admiral sprechen? Ahsoka spürte, wie sie rot wurde, als Meister Windu sich herumdrehte und sie mit einem kalten Blick musterte.

»Nun, Padawan? Was denkst du?«

Sie schob das Kinn vor. »Meister, ich denke, wir sollten sie nicht zurücklassen, es sei denn, uns bleibt keine andere Wahl. Und noch haben wir eine Wahl.«

Er nickte, und plötzlich füllten seine Augen sich mit Wärme. »Eine gute Antwort.«

Kurz darauf hallte Meister Yodas Stimme, leicht verzerrt ob der gewaltigen Entfernung, über die Brücke. »Eine Übereinkunft getroffen mit einer zivilen Hilfsflotte wir haben, Admiral. Auf ihrem Weg zu euch sie jetzt ist. Bereit erklärt die Kapitäne sich haben, Ihr Kommando zu akzeptieren für die Dauer dieser Mission. Die Position halten ihr könnt, bis bei Lanteeb eintreffen die Schiffe werden?«

Admiral Yularen faltete die Hände hinter dem Rücken. »Meister Yoda, unsere Situation ist kritisch. Wir haben bereits zahlreiche Verluste erlitten. Grievous hat zwar fürs Erste das Feuer eingestellt, aber das könnte sich schon bald wieder ändern, und wir haben keine Chance, ihn zu überwältigen.«

»Diese Möglichkeit bald haben ihr werdet, Admiral.«

»Und wann, Meister Yoda?«

»In ein paar Stunden.«

»Meister Yoda, wie steht der Oberste Kanzler zu dieser Angelegenheit?«

»Uns gebeten der Oberste Kanzler Palpatine hat, zu retten die beiden gefangenen Jedi.«

Ein langes Schweigen folgte. Schließlich nickte Yularen aber. »Nun gut, Meister Yoda. Wir werden warten, bis diese... Flotte eintrifft.«

»Meine Dankbarkeit Ihnen gilt, Admiral. Gute Jagd!«

Windu drehte sich herum. »Padawan Tano, geh nach unten. Informiere die Fünfhunderterste, dass sie in wenigen Stunden in den Kampf ziehen werden. Sobald wir in den Raum über Lanteeb vorgedrungen sind, schicken wir die Bodentruppen los.«

»Ja, Meister Windu.« Sie musste sich zusammenreißen, um nicht von der Brücke zu rennen.

Als Rex ihr Gesicht sah, hob er sofort die Faust und brachte die gesamte 501. zum Schweigen, Bodentruppen und Piloten gleichermaßen, die sich alle in der Messe versammelt hatten, um der Gefallenen zu gedenken und auf den Einsatz zu warten.

Die Blicke der Klone legten ein großes Gewicht auf Ahsokas Schultern. »Wir schlagen zu«, erklärte sie den Soldaten, ohne einen von ihnen im Speziellen anzusehen. »Sobald die Verstärkung eintrifft, werden wir die Blockade durchbrechen und Meister Skywalker und Meister Kenobi retten - und Meisterin Damsin ebenfalls.«

Die Männer der 501. jubelten. Während sie lautstark durcheinanderzureden begannen, kam Rex zu Ahsoka herüber. »Alles in Ordnung, Kleines?«

Erst, als er sie fragte, wurde ihr klar, wie wenig in Ordnung war. Sie saß hier oben fest, über Lanteeb, weit entfernt von Anakin. Sie wusste, in welchen Schwierigkeiten er steckte, auch wenn sie in der Macht nur flüchtige Spuren seines Bewusst- seins erhaschte, aber sie konnte nicht an seiner Seite kämpfen. Jede Minute wuchs ihre Furcht, dass sie die Nachricht von seinem Tod erhalten könnten ... oder schlimmer noch, dass sie es fühlen würde.

»Mir geht es gut«, sagte sie Rex, und weil sie nicht wollte, dass er weiter nachhakte, fügte sie hastig hinzu: »Ich freue mich schon darauf, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.«

Seine Augen verrieten, dass er sie durchschaute, aber er lächelte. »Ich weiß, Ahsoka. Jetzt dauert es ja nicht mehr lange. Und wenn wir erst mal gelandet sind, werden wir diesen Droiden in den Hintern treten und unseren liebsten Jedi in Sicherheit bringen - selbst wenn wir ihn am Kragen aus der Schlacht zerren müssen.«

Sie grinste. »Das werde ich ihm sagen, Rex.«

»Das hoffe ich doch, Kleines«, entgegnete er.

»Teeba, ich weiß nicht, ob du das wirklich tun solltest«, murmelte Sufi. »Teeb Kenobi wäre damit sicher nicht einverstanden.«

Taria setzte sich auf. Sie konnte spüren, wie träge das Blut durch ihre Adern floss. »Sufi, ich weiß. Aber zum Glück bin ich ihm keine Rechenschaft schuldig.«

»Er wird wütend sein«, meinte das kleine Mädchen Greti, dessen verblüffende Präsenz in der Macht Mal für Mal Tarias Aufmerksamkeit auf sich zog. »Und wenn er wütend ist, kann er sehr kratzbürstig sein.«

Kratzbürstig. Damsin grinste. »Er kann kratzbürstig sein, so viel er will. Das wird nichts ändern.«

Teeba Sufi und das Kind wechselten einen Blick. »Macht euch keine Sorgen«, sagte sie, während sie das aktivierte Komlink in die Tasche ihres Kampfanzuges steckte. »Ich kenne Obi-Wan fast schon mein ganzes Leben. Es wäre nicht das erste Mal, dass er wütend auf mich ist.«

Greti sah aus, als wollte sie etwas entgegnen, doch dann überlegte sie es sich offensichtlich anders. »Teeba...«, begann sie stattdessen mit schüchterner Stimme.

Taria kniete sich vor ihr hin. »Ja, Greti?«

»Dein Haar«, sagte das Mädchen. »Es ist so ... komisch.«

Fremdenfeindlich hatte Senator Organa die Bewohner von Lanteeb genannt. Voller Vorurteile gegenüber allem Unbekannten.

»Es dauert eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat, nicht?«, fragte sie sanft, dann hob sie den Blick, um auch Sufi einzuschließen. »Ihr habt wohl noch nie solche Haare gesehen.«

Teeba Sufis Gesicht blieb starr. »Nein.«

»Es sind nur Haare. Darunter bin ich genau wie ihr.«

»Nein, bist du nicht.« Greti schüttelte den Kopf. »Darunter bist du eine Jedi.«

Da schwang ein tiefes, schmerzhaftes Bedauern in der Stimme des Mädchens mit, und als Taria es anblickte, erkannte sie, warum. Greti wusste, dass sie in diesem Leben gefangen war. Einen Moment lang spürte sie Wut auf Obi-Wan, weil er das Potenzial des Kindes geweckt hatte, obwohl er doch genau wusste, dass er sie hier zurücklassen musste. Schließlich seufzte sie aber.

Er hat getan, was er tun musste. Ich kann ihm deswegen keinen Vorwurf machen.

Sie erhob sich wieder und blickte zu Sufi hinüber. »Ich muss gehen. Bleibt hier. Ganz egal, was ihr auch hört, verlasst nicht das Heilhaus. Nicht, solange euch nicht jemand dazu auffordert.«

Sufi zog Greti dicht an sich. »Wir bleiben hier.«

»Was ist mit Bohle?«, protestierte das Mädchen.

»Ihre Mutter«, erklärte Sufi mit einem Blick zu Taria. »Ich lasse sie herbringen, Greti. Jetzt lass die Teeba gehen.«

Nachdem sie noch einmal gelächelt und dem Mädchen die Hand auf die Wange gelegt hatte, marschierte sie nach draußen. Auf dem Dorfplatz brachten Obi-Wan und Anakin den knapp dreißig Dorfbewohnern, die gesund und kräftig genug waren, um zu kämpfen, gerade bei, wie man einen Blaster abfeuerte und selbstgebaute Granaten warf. Der Mut der Lanteebaner war bewundernswert... und herzzerreißend. Sie hatten keine Chance gegen die Horde der Droiden auf der anderen Seite des Sturmschildes. Eine Weile sah Taria zu, wie Kenobi und Skywalker von einer Gruppe zur nächsten gingen und versuchten, Jahre der Ausbildung und Monate der Kampferfahrung in ein paar Minuten zu komprimieren. Eine unmögliche Aufgabe - doch was sollten sie sonst tun? Den Leuten sagen, dass sie sich in ihren Häusern verkriechen und warten sollten, bis die Droiden durch den Schild brachen und sie alle abschlachteten?

Nein, das könnte ich auch nicht.

Als Obi-Wan sie erblickte, unterbrach er seine Waffendemonstration und kam zu ihr herüber. »Taria...«

Sie zog eine Augenbraue nach oben. »Hattest du denn wirklich etwas anderes erwartet?«

»Nein«, brummte er und rieb sich den Nasenrücken.

»Ich sehe, ihr habt ein paar Bomben gebastelt.«

»Unter anderem«, sagte er müde. »Wir haben alles, was wir konnten, in Waffen umgewandelt.«

»Aber diese Leute wissen nicht, wie man mit Waffen umgeht. Was kann ich tun?«

Obi-Wan straffte die Schultern. »Diese Gruppe da drüben«, erklärte er und deutete mit dem Finger. »Sie warten noch auf ihre Blaster-Einweisung.«

»Ausgezeichnet«, sagte sie, dann ging sie zu den Männern hinüber und machte sich an die Arbeit.

Eine Stunde später war die Lektion beendet, und nachdem sie noch einige Fragen über die Waffe und den Kampf beantwortet hatte, überließ Taria die Lanteebaner sich selbst und machte sich auf den Weg zu Anakin. Er stand auf der Straße, die aus dem Dorf führte, und blickte nachdenklich zu Durds Droidenarmee hinüber. Der Schild knisterte und zischte unter dem unablässigen Plasmabeschuss. Sie verbarg ihre Schmerzen und ihre Erschöpfung so gut es ging und stellte sich neben ihn.

»Hier.« Er hielt ihr eine Tasse hin, in der ein Schluck Wasser schwappte. »Und keine Widerworte!«

Amüsiert und dankbar nippte sie an der Tasse, dann richtete sie ihren Blick ebenfalls auf die Droiden. »Haben sie heute überhaupt schon einmal das Feuer eingestellt?«

»Nur, um nachzuladen«, erklärte Anakin mürrisch. Er hatte gesehen, wie sie Obi-Wan in der Nacht ihrer Ankunft getröstet hatte. Aus irgendeinem Grund schien das enge Band zwischen ihnen den jungen Jedi zu stören, und das wiederum machte Obi-Wan zu schaffen. Doch nichts lag Taria ferner, als Unfrieden zwischen den beiden zu säen.

»Anakin, ich muss Euch um einen Gefallen bitten.«

Er linste zu ihr herüber. »Ja?«

»Versprecht mir, dass Ihr Obi-Wan stets den Rücken freihalten werdet. Und dass Ihr für ihn da seid, wenn ich sterbe.«

Nach langem Schweigen nickte er. »In Ordnung.«

Sie schluckte das letzte bisschen Wasser hinunter. »Er würde für Euch sterben, das wisst Ihr doch, oder?«

Noch ein Nicken. »Ja.«

Leise Feindseligkeit klang in seiner Stimme mit, als hätte sie eine unausgesprochene Regel gebrochen. Vielleicht hatte sie das wirklich. Sie lächelte. »Ich wollte nur sichergehen.«

Als sie nicht weitersprach, zog er eine Braue nach oben. »Was denn? Wollt Ihr gar nicht wissen, ob ich auch für ihn sterben würde?«

Das ließ sie lachen. »Für wie dumm haltet Ihr mich eigentlich?«

Er dachte noch immer darüber nach, wie sie das wohl gemeint hatte, als Obi-Wan sich zu ihnen gesellte und in Richtung der Droiden nickte.

»Ist euch aufgefallen, was da in der hintersten Reihe steht?«

»Natürlich«, brummte Anakin. »Superkampfdroiden.«

»Die Separatisten müssen inzwischen sämtliche Droiden aus der Stadt abgezogen haben«, meinte Obi-Wan. »Es ist nur

eine Frage der Zeit, bis sie ihren Beschuss verschärfen. Anakin - sind wir bereit für einen Angriff?«

Der junge Skywalker zuckte mit den Schultern. »So bereit, wie wir unter den Umständen nur sein können. Ich kann die Schilde nicht noch weiter verstärken - nicht ohne die Generatoren oder das Kraftwerk zu überlasten.«

»Und du bist sicher, dass wir trotzdem nicht mehr Flüssigdamotit für die Granaten benutzen können?«

Dem Ausdruck auf Anakins Gesicht nach zu schließen war es nicht das erste Mal, dass Kenobi ihm diese Frage stellte. »Nicht, falls der Schild noch ein wenig länger halten soll.«

»Flüssigdamotit«, wiederholte Taria überrascht. »Das ist die hiesige Energiequelle? Ist das nicht ein wenig...«

»Riskant?« Anakin lächelte angespannt. »Ja. Toll, nicht? Nun, zumindest werden wir einige Droiden mit unseren Granaten zu Schrott verarbeiten, falls die Schilde ausfallen.«

Er versuchte, der Situation ihren erdrückenden Ernst zu nehmen, aber sie konnte spüren, dass er Angst hatte. Er hatte auch allen Grund dazu. Ihre selbst gebauten Granaten waren nichts weiter als Gläser und Flaschen, in die man Flüssigdamotit gegossen hatte, und die Zünder bestanden aus Stofffetzen, die man in Lampenöl getaucht hatte. Es waren primitive und brutale Bomben, aber gegen eine solche Übermacht würden sie nicht viel ausrichten. Das Risiko für die Dorfbewohner war enorm.

Aber es ist Krieg, und da ist niemand sicher.

Sie blickte Obi-Wan an. »Nun, vielleicht können wir ...«

Das Rauschen ihres Komlinks unterbrach sie. Rasch zog sie es aus der Tasche und drückte auf den Empfangsknopf.

»Damsin.«

»Hier ist Mace Windu. Unsere Verstärkung ist eingetroffen, und wir greifen Grievous jetzt in voller Stärke an. Wir werden versuchen, die Blockade zu durchbrechen und dann schnellstmöglich Bodentruppen zu eurer Position zu schicken. Es sollte...«

Ein hohes elektronisches Jaulen übertönte seine Stimme - und dann wurde die Verbindung unterbrochen.

»Hm«, machte Obi-Wan. »Ich glaube, Grievous hat einen neuen Weg gefunden, unsere Kommunikation zu stören. Wie unhöflich.«

»Ja, vermutlich kann ich ihn deshalb nicht ausstehen«, meinte Anakin. »Er hat keine Manieren.«

Die beiden Jedi lächelten einander zu, und Taria konnte das Band ihrer komplizierten Freundschaft spüren. Auf den ersten Blick waren sie so verschieden: Obi-Wan, der Beherrschte, und Anakin, der Ungestüme. Doch sie hatten ein Gleichgewicht gefunden, und jetzt waren sie die beiden Hälften eines Ganzen. Skywalker hatte Kenobi zu dem Mann gemacht, der er heute war, und Kenobi hatte Skywalker gezeigt, was es hieß, ein guter Jedi zu sein.

Ich bin so froh, dass ich das noch sehen durfte.

»Obi-Wan! Obi-Wan!«

Als sie herumwirbelten, sah Taria einen Mann mittleren Alters über die Straße auf sie zueilen.

»Rikkard«, flüsterte Obi-Wan ihr zu. »Er ist der Vorarbeiter in der Mine und der Dorfsprecher.«

»Obi-Wan«, rief Rikkard noch einmal, kurz bevor er sie erreichte. Er war außer Atem, sein Gang ein steifes Humpeln, und sein stoppeliges Gesicht mit Schweiß bedeckt. »Die Leute wollen wissen, was sie jetzt tun sollen. Ich dachte, die stärksten Männer könnten vielleicht die Fahrzeuge und die Wracks auf die Straßen rollen, um Barrikaden zu errichten, so wie du vorgeschlagen hast.«

»Ja, Rikkard, gute Idee«, nickte Obi-Wan. »Und sag ihnen, dass sie ruhig bleiben sollen. Hast du alle schon über den Fluchtplan informiert?«

»Einige Leute sind nicht gerade glücklich darüber«, erklärte Rikkard mit einem finsteren Blick, der genau zeigte, dass er einer dieser Leute war. »Aber ja, alles ist vorbereitet.«

»Rikkard ...« Kenobi legte ihm seine Hand auf die knochige Schulter. »Wir waren uns doch einig, dass die Mine das sicherste Versteck für deine Leute ist.«

»Wir wissen, du machst dir Sorgen wegen des Rohdamotits«, fügte Anakin hinzu. »Es gibt nicht genügend Schutzanzüge, euch sind die Heiltabletten ausgegangen, und die Menschen sind durch den giftigen Rauch bereits geschwächt. Aber Rikkard - du musst uns vertrauen. Das ist nichts verglichen mit dem, was die Droiden euch antun würden.«

»Aber wir werden nicht gegen sie kämpfen müssen, wenn der Schild lange genug hält«, murmelte Rikkard noch immer mit zusammengezogenen Augenbrauen. »Oder?«

Anakin verschränkte die Arme vor der Brust. »Der Schild wird halten. Die Mine ist ein Fluchtpunkt, das ist alles. Aber sobald wir das Signal geben - falls es dazu kommt -, dann werden du und alle anderen außer den Kommandoeinheiten nach unten gehen. Ohne Ausnahme, verstanden?«

»Verstanden«, brummte Rikkard.

Taria blickte ihm noch kurz nach, als er davonhumpelte, dann blickte sie Obi-Wan und Anakin an. »Kommandoeinheiten?«

»Volltönende Namen stärken die Moral«, meinte Kenobi mit einem Schulterzucken. »Es ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber solange es hilft...«

Sie musste ihm recht geben. »Warum hast du ihm nichts von Windus Bodeneinsatz erzählt?« »Ich wollte keine Hoffnungen wecken. Falls Windu Erfolg hat, wird er sich umso mehr über die Überraschung freuen.«

Ja, das wäre in der Tat eine angenehme Überraschung - für uns alle.

Anakin legte den Kopf in den Nacken, um durch den Plasmaschild in den blauen Himmel hinaufzublicken. »Ich kann nicht spüren, was dort oben vor sich geht. Ihr vielleicht?«

»Nein«, brummte Obi-Wan. »Taria?«

Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid.«

Sie waren alle drei zu müde, um ihre Sinne bis in den Orbit auszustrecken. Hoffentlich waren sie nicht auch zu müde, um zu kämpfen.

»Obi-Wan, ich muss jetzt los und mein Generatorenteam zusammenrufen«, sagte Anakin. »Ich will sichergehen, dass sie auch wirklich wissen, auf welche Warnsignale sie achtgeben müssen. Ist mit Euch alles in Ordnung?«

»Natürlich«, antwortete Obi-Wan mit einem schwachen Lächeln. »Und mit dir?«

»Mir ging es nie besser«, brummte der junge Skywalker, dann schenkte er ihm eine kurze, feste Umarmung. »Passt auf Euch auf!«

»Immer muss er seine Gefühle zeigen«, beschwerte sich Obi-Wan, als Anakin halb gehend, halb joggend in Richtung Kraftwerk verschwand. »So war es schon von Anfang an. Und nichts, was ich sage, scheint etwas daran ändern zu können.«

Taria unterdrückte ein Grinsen. »Ja, das ist wirklich sehr unjedihaft von ihm. Was für eine bodenlose Enttäuschung muss er nur für dich sein.«

Er warf ihr einen strengen Blick zu. »Sag, was muss ich tun, damit du mit den anderen in die Mine hinuntergehst?«

»Mich bewusstlos schlagen.«

»Ha!« Er schüttelte den Kopf. »Führe mich nicht in Versuchung.«

»Ich meine es ernst, Obi-Wan«, sagte sie, und ihr Gesicht wurde wieder ernst. »Wir beide wissen, dass ihr bei diesem Kampf jedes Lichtschwert braucht, das ihr kriegen könnt.«

»Was wir brauchen, ist keine ...«

Sie beide spürten es, eine warnende Schockwelle in der Macht. Einen Moment später senkten die spindeldürren Droiden ihre Blaster, dann traten sie zur Seite - und die hünenhaften Superkampfdroiden marschierten nach vorne. Ihre Arme waren ausgestreckt, die Mündungen der Laserkanonen, die darin integriert waren, leuchteten in unheilvollem Rot. Einen Herzschlag herrschte Stille, dann eröffneten sie das Feuer.

Bämm! Bämm! Bämm! Die durchschlagskräftigen Lasergeschosse prallten gegen den Schild, das Plasma schimmerte und bebte, und wo immer die Schüsse einschlugen, verwandelte sein blaues Leuchten sich in ein blutiges Rot, das nur langsam wieder verblasste. Über den Lärm des heftigen Bombardements hörten die beiden Jedi ein hohes, mechanisches Wimmern.

Obi-Wan wirbelte herum. »Das ist Generator sechs. Wir sollten uns das besser ansehen. Vielleicht schafft Anakin es nicht rechtzeitig dorthin.«

Ein weiterer, hohler Donner, ein weiteres Kräuseln im Sturmschild - und dann begannen die Kampfdroiden und der Schwarm der Moskitodroiden ebenfalls, auf die Plasmabarriere zu schießen, so als hätten sie bislang nur ein Spielchen mit den Jedi gespielt. Das Licht des Nachmittags färbte sich scharlachrot.

»Tja«, meinte Taria. »Ich schätze, die Nachricht, dass die Republik ernst macht, ist jetzt auch zu ihnen durchgedrungen.«

Obi-Wan nickte. »Sieht so aus.«

Er ergriff ihre Hand, und gemeinsam liefen sie los.

 

Irgendwann registrierte Anakin den Lärm gar nicht mehr. Gleichsam ignorierte er die Vibration auf seiner Haut, in seinen Muskeln und Knochen, im Metall seiner künstlichen Hand. Es gab wichtigere Dinge, die seine Aufmerksamkeit erforderten. Wann, überlegte er, hatten die Superkampfdroiden das Feuer eröffnet? Vor zwei Stunden? Vielleicht drei? Er hatte keine Ahnung. Sein Zeitgefühl hatte ihn im Stich gelassen.

Soweit er wusste, war Obi-Wan noch mit Devi drüben im Kraftwerk und versuchte zu verhindern, dass die knirschenden Maschinen einfach in die Luft flogen. Taria arbeitete an der Energieversorgung und hielt die Damotitleitungen frei, die Lebensadern des Kraftwerks und des Sturmschildes. Er selbst eilte im Kreis am inneren Rand des Schildes entlang, von einem Generator zum nächsten. Ihm war klar, sollte auch nur einer von ihnen ausfallen, wären sie alle tot. Ein paar Dorfbewohner halfen ihm - Tarnik, Guyne und ihre Freunde. Sie taten, was sie konnten, aber sie waren gewöhnliche Männer und Frauen. Sie konnten nicht mit Maschinen reden, hörten nicht ihr Wispern in ihrem Blut. Sie waren ihm also nur in begrenztem Maße eine Hilfe.

Er hatte vergessen, wie es sich anfühlte, schmerzfrei zu atmen, schmerzfrei zu rennen, die Macht schmerzfrei einzusetzen. Seine ganze Welt bestand nur noch aus Schmerz ... und er konnte sich eine Welt ohne diese Qualen inzwischen überhaupt nicht mehr vorstellen.

Die restlichen Bewohner von Torbel hatten sich unter Rikkards gestrengem Auge auf dem Dorfplatz versammelt. Die Kommandoeinheiten standen dicht gedrängt an den Straßenecken, bewaffnet mit ihren Blastern und selbstgebauten Granaten sowie Vibro-Hacken und -Äxten, Brechstangen und zweckentfremdeten Sprengkapseln, und warteten darauf, dass es zum Äußersten kam - dass der Schild zusammenbrach und die Droiden vorrückten. Alle anderen - die Mütter, Väter und Kinder - warteten ebenfalls auf diesen Moment und auf den Befehl, in die Mine zu flüchten. Sufis Patienten hatte man auf Tragen und Schwebeschlitten gelegt, damit auch sie in Minutenschnelle unter die Erde geschafft werden konnten.

Die Furcht der Leute war bedrückend. Anakin knirschte mit den Zähnen, während er gegen das Gefühl der Hoffnungslosigkeit ankämpfte.

Wir haben alles getan, was wir für sie tun konnten. Mehr war nicht möglich.

Als er sich Generator acht zum fünfzehnten Mal näherte - oder zum zwanzigsten Mal, wer konnte das schon sagen? sah er eine Dorfbewohnerin auf den Knien vor dem Metallkasten kauern. Die Verschalung hatte sie abgenommen, und ihre Arme steckten bis zu den Ellbogen in den elektronischen Eingeweiden. Funken sprühten, Rauchfahnen waberten umher, und der Schild über Anakin begann zu schmelzen... »Aus dem Weg!«, rief er, dann stieß er die Frau grob zur Seite und beugte sich über den Generator. Sein Instinkt lenkte seine Finger, zeigte ihm, was repariert werden musste.

Da riss die Lanteebanerin - Chiba war ihr Name - den Arm hoch und schrie, und als er über die Schulter blickte, sah er, dass die Ränder der Schildsektionen zehn und zwölf ebenfalls zu wabern begannen.

Stang! Das war's.

»Chiba!«, rief er, so laut, dass sie ihn selbst über das endlose Donnern der Blastereinschüsse hören konnte. »Renn zum

Kraftwerk und sag Obi-Wan, dass der Schild zusammenbricht. Und dann sag Rikkard, dass er die Leute so tief wie nur möglich in die Minen hinabführen soll.«

Chiba war jung und voller Panik. »Aber ... aber ...«

»Geh!«, brüllte Anakin, und mithilfe der Macht verlieh er seinen Worten Nachdruck. Chiba hetzte los.

Er war so erschöpft, dass der Lärm nur gedämpft an seine Ohren drang, dennoch konnte er deutlich das schiefe Wummern im Summen des Schildes hören, das schnell lauter und schriller wurde. Anakin atmete tief ein, verbannte alle Ängste und den Gedanken an den Preis, den er dafür zahlen musste... und tauchte in die Macht ein, um ihnen ein wenig mehr Zeit zu verschaffen.

 

Obi-Wan hatte gerade ein weiteres Damotitventil durchgespült, als Devi plötzlich seinen Namen rief. Er rammte die Hebel zurück in die richtige Position und rannte in den Kontrollraum.

»Chiba war gerade hier!«, sagte Devi. Schweiß rann über ihr schmales Gesicht. »Anakin sagt, der Schild bricht zusammen.«

Er stürmte nach draußen. Der Lärm des Bombardements war ohrenbetäubend, und er brachte selbst Obi-Wans Schädel zum Vibrieren. Der Himmel war blutrot vom Blasterfeuer, und der Schild - nun, er hielt noch, aber überall auf seiner Oberfläche tanzten verdächtige Funken, und an mehreren Stellen warf die blaue Plasmaschicht deutlich sichtbare Wellen. Ihnen blieben nur noch ein paar Minuten - falls sie Glück hatten.

Die Bewohner von Torbel eilten auf den Eingang der Mine zu, wobei die Jüngeren die Älteren auf Tragen oder Schwebeschlitten vor sich herschoben. Sämtliche Fahrzeuge des Dorfes hatte man auf den Straßen quergestellt und auf die Seite gekippt, als Hindernisse für die Droiden und als Deckung für die Kommandoeinheiten. Zugegeben, ein erbärmlicher Schutz, aber besser als nichts.

Er eilte zurück ins Innere des Kraftwerkes. »Also gut, Devi. Es ist so weit. Schalte alle Systeme auf automatische Kontrolle, und geh dann mit den anderen in die Mine.«

Obwohl sie laut zu weinen begann, schüttelte sie den Kopf. »Nein, Obi-Wan, ich bleibe. Ich kann euch nicht alleine kämpfen lassen.«

»Devi!« Er packte sie an der Schulter. »Nein, du hast gesagt, du würdest gehen, wenn es so weit ist. Du hast es versprochen.«

»Ich weiß. Aber ich kann nicht«, schluchzte sie. »Wie könnte ich einfach so davonlaufen? Zu was für einer Person würde mich das machen?«

»Zu einer Person, die ihr Wort hält«, sagte er sanft, dann nahm er sie in den Arm. »Bitte, Devi. Rikkard wird deine Hilfe brauchen.«

Leise weinend schaltete sie die Instrumente des Kraftwerkes auf automatische Kontrolle, aber als sie sich wieder zu ihm herumdrehte, konnte er deutlich sehen, dass sie noch immer nicht gehen wollte.

Obi-Wan legte seine Hände auf ihr verbogenes Antigrav-Geschirr und schob sie zum Ausgang. »Nun geh endlich. Ich komme schon zurecht.«

Tränen rollten über ihr trauriges Gesicht. »Lügner«, flüsterte sie, dann ging sie hinaus.

Einen Moment lang lauschte Obi-Wan noch auf die Geräusche des Kraftwerkes. Es ächzte und stöhnte, aber es würde weiter seine Arbeit verrichten. Zumindest hoffte er das. Anschließend überließ er die Instrumente sich selbst und rannte los, um Taria zu suchen.

Taria schob die letzten vier Damotitcontainer in den Verteiler und drehte am Handrad. Als sie sicher war, dass die giftige Flüssigkeit ungehindert durch die Leitungen floss, streckte sie ihren schmerzenden Rücken und verließ den stinkenden, von schädlichen Dämpfen erfüllten Lagerraum, um ein wenig frische Luft zu schnappen, bevor sie zu Obi-Wan zurückkehrte.

Doch kaum hatte sie einmal tief den Atem eingesaugt, da überschwemmte die Macht ihren Geist unvermittelt mit einem Gefühl der Bedrohung. Sie hob den Kopf und sah, wie der Schild Funken schlug und seltsam zitterte, als würde das Plasma versuchen, sich zu häuten.

Oh, ich habe da ein ganz mieses Gefühl.

Einen Moment später erblickte sie den Strom der Dorfbewohner, die zur Mine eilten. Jemand hatte die Evakuierung eingeleitet. Gut. Doch es gab niemanden, der die Kommandoeinheiten führte - verunsichert und ratlos standen sie auf der Straße und blickten sich um. Kurz entschlossen rannte Taria zu ihnen hinüber. »Also gut, beruhigt euch!«, rief sie. »Teilt euch in eure Teams auf. Redet nicht, tut was ich sage. Kommt schon!« Es war beinahe so, als würde sie wieder Padawane auf einen Wettkampf in der Trainingshalle einstimmen. Siehst du, Ahsoka? Ich habe ja gesagt, dass sich die Übungen bezahlt machen würden - auf die eine oder andere Weise. Als die Dorfbewohner sich in die zehn Drei-Mann-Teams aufgeteilt hatten, setzte sie ihren strengsten Jedi-Blick auf und musterte sie der Reihe nach. »Ich weiß, ihr habt Angst, aber ich weiß auch, dass ihr es schaffen könnt«, erklärte sie, ihre Stimme über das konstante Bombardement der Droiden erhoben. »Ihr verteidigt heute euer Zuhause, eure Freunde und Mütter, Ehefrauen und Kinder. Also atmet alle tief durch und reißt euch zusammen. Gehen wir noch mal alles Schritt für Schritt durch.«

Die Kämpfer von Torbel versuchten, ihre Furcht so gut es ging zu unterdrücken, während sie ein letztes Mal all die offensiven Manöver durchgingen, die man ihnen beigebracht hatte.

Als sie fertig waren, lächelte Taria in die Runde. »Ausgezeichnet, Leute. Ihr werdet euer Bestes geben, das weiß ich. Denkt immer daran - nicht den Kopf verlieren! Geratet nicht in Panik, verschwendet keinen Schuss und keine Granate an einen einzelnen Droiden - außer ihr habt keine andere Wahl. Zielt auf die Gruppen, so könnt ihr mehr Feinde ausschalten. Setzt eure Vibrowaffen erst ein, wenn der Gegner am Boden und entwaffnet ist. Vergesst außerdem nicht, ihre Blaster aufzuheben. Falls ihr sie nicht einsetzen könnt, werft sie außer Reichweite der Droiden. Lasst sie aber auf keinen Fall einfach so liegen. Ach ja, und...«

»Taria!«

Die Hand noch immer erhoben, drehte sie sich um. Es war Obi-Wan. In einem stolpernden Sprint hastete er auf sie zu, und ein Blick in sein Gesicht verriet ihr alles, was sie wissen musste. Es ist so weit. Sie wandte sich wieder den Männern und Frauen zu, die sich freiwillig gemeldet hatten, Torbel gegen Durds Droidenarmee zu verteidigen, und sie nickte jedem Einzelnen zu. »Es ist so weit. Macht euch bereit, Leute. Nehmt eure Position ein, und möge die Macht mit euch sein.«

In düsteres Schweigen gehüllt nahmen die Dorfbewohner ihre Waffen auf und eilten davon. Taria musste sich einige Tränen aus den Augen blinzeln, als sie ihnen nachblickte, aber als Obi-Wan keuchend neben ihr zum Stehen kam, verdrängte sie ihre Emotionen und zeigte ihm ein entschlossenes Lächeln.

»Meister Kenobi! Ich glaube, wir sind bereit für unseren eigenen, kleinen Krieg.« Sie strich mit der Hand über ihren schmutzigen schwarzen Anzug. »Bin ich dem Anlass angemessen gekleidet, oder soll ich mich noch auf die Suche nach einem Kleid machen?«

Sprachlos starrte er sie an, dann musste er lachen.

»Komm schon«, sagte sie und nahm seinen Arm. »Treten wir ein paar Klappergestellen in den Hintern.«

 

Letzten Endes war es Generator vier, der den Schild zum Einsturz brachte. Anakin spürte es, bevor die Plasmakuppel sich überhaupt auflöste. Er fühlte, wie die Funken sprühten und die Energie verebbte, und weil er das Schildsystem abgeändert und alle seine Elemente miteinander verbunden hatte, um es zu verstärken, gaben die anderen Generatoren kurz darauf ebenfalls den Geist auf.

Überraschenderweise ließ das Feuer der Droidenarmee nach, als der Schild sich auflöste. Also konnten die Maschinen selbst nicht glauben, was da gerade vor ihren Augen geschah. Als würden sie es für einen hinterhältigen Jedi-Trick halten.

Wäre es doch nur einer.

Dieser Moment des Zögerns gab ihm Gelegenheit, das Lichtschwert hervorzuholen und es zu aktivieren, außerdem konnte er noch kurz seine schmerzenden Sinne ausstrecken und in der Macht nach Obi-Wan und Taria suchen. Die beiden standen nicht weit von der zerstörten Raffinerie entfernt, doch noch während er sie mit seinem geistigen Auge beobachtete, teilten sie sich auf und eilten zu ihren jeweiligen Positionen.

Anakin fühlte sich merkwürdig gelassen, als das letzte Blau des Plasmaschildes verblasste. Der Himmel über ihnen war leer. Mace Windus Truppen hatten es nicht geschafft, sie noch rechtzeitig zu erreichen. Ein einsamer Gedanke zuckte durch seinen Kopf, ein letztes Bedauern.

Es tut mir leid, Padmè. Bitte, vergib mir.

Einen Herzschlag später eröffneten Durds Droiden wieder das Feuer.

 

»Haltet Euch fest, Kleines!« Der Vocoder seines Helmes verlieh Rex' Stimme einen blechernen Klang. »Wir gehen schneller als schnell rein.«

Schneller als schnell war noch eine Untertreibung. Ihr Kanonenboot jaulte mit solcher Geschwindigkeit auf Anakins Position zu, dass Ahsoka jeden Moment erwartete, die Luft würde sich entzünden. Sie konnte nicht glauben, dass sie Grievous' Blockade letzten Endes doch noch durchbrochen hatten. Als er sich plötzlich nicht mehr nur vier der besten GAR-Schiffe gegenübergesehen hatte, sondern auch mehreren Schlachtkreuzern, gepanzerten Frachtern und elf Staffeln von Sternenjägern, hatte der feige Barve die Nerven verloren. Er hatte den Schwanz eingezogen und war geflohen, so plötzlich und so überraschend, dass er im Hyperraum verschwunden war, bevor irgendjemand ihn aufhalten konnte.

Admiral Yularen hatte eine Kanonade von Flüchen ausgestoßen, sich dann aber sofort Lanteeb zugewandt. Während der Admiral und sein erweiterter Kampfverband sich um die Befreiung des Planeten kümmerten, hatten Ahsoka und Meister Windu sich mit der 501. und der 95. aufgemacht, um Anakin, Meister Kenobi und Taria vor Durds Droidenarmee zu retten.

Bitte, bitte, lass uns nicht zu spät kommen.

»Rauch!«, rief der Pilot und deutete mit dem Arm. »Das ist Torbel. Da vorn.«

Rauch? Besorgt beugte Ahsoka sich aus der Tür des TFAT/i. Sie konnte sehen, dass Meister Windu in seinem Kanonenboot ebenfalls den Kopf nach draußen gestreckt hatte. Der Boden raste unter ihnen vorbei, die Luft pfiff kalt um ihre Nase.

Beeilung, Beeilung! Flieg schneller, Jinx! Komm schon!

Sie sausten über mehrere niedrige Hügel hinweg, und dann war da plötzlich ein Dorf, von Droiden überrannt, von Flammen und Rauch erfüllt. Die Padawanschülerin erblickte eine Handvoll Menschen, die in Panik davonrannten, nur um einen Moment später von den gleichgültig vorrückenden Kampfdroiden niedergemäht zu werden. Verzweifelt suchte sie in der Macht nach Anakin, doch alles, was sie fühlen konnte, waren Chaos und Schrecken.

Mit brüllenden Triebwerken sank der Schwarm aus dreißig Kanonenbooten auf Torbel hinab. Einige der Droiden drehten sich herum und eröffneten das Feuer, doch die Soldaten der 501. und 95. lachten nur darüber und vergolten Blasterfeuer mit Blasterfeuer. Wenige Sekunden später setzten die Tiefflug- Angriffstransporter bereits auf dem Boden auf, und die Klone stürzten sich auf den Feind.

Mit einem Machtsprung katapultierte sich Ahsoka aus ihrem Kanonenboot, das aktivierte Lichtschwert in der Hand. Sie spürte Rex, Sergeant Coric und Checkers, die mit gezückten Waffen in den Kampf stürmten. Möge die Macht mit euch sein, Jungs. Wagt es ja nicht, euch töten zu lassen. Vage war sie sich auch Meister Windus Präsenz bewusst. Der Jedi-Meister war bereits emsig dabei, die Droiden mit Schwerthieben und Machtstößen in ihre Einzelteile zu zerlegen. Er brauchte ihre Hilfe nicht, und so bahnte sie sich ihren eigenen Weg durch das Dorf.

Drei schnelle Schritte, und sie war eins mit der Macht, atmete die Macht, tanzte in ihren stürmischen Wogen. Die ersten Droiden fielen unter ihrer Klinge, doch sie blieb unverletzt. Rauch und der Geruch von Blut hingen schwer in der Luft. Viele Personen waren hier gestorben.

Aber nicht Anakin. Bitte nicht Anakin.

Einen Moment später sah sie die ersten Leichen, doch ihr Meister war nicht unter ihnen. Sie ermahnte sich, konzentriert zu bleiben. Wäre er gestorben, hätte sie es gespürt, und dasselbe galt vermutlich auch für Meister Kenobi. Unter den Toten waren auch einige Frauen, doch keine von ihnen hatte blaugrünes Haar, das zeigte Ahsoka ein kurzer Blick, als sie mit einem Salto über den Leichenberg hinwegsprang und die Droiden dahinter in glühendes Altmetall verwandelte.

Anakin, ich bin hier. Anakin, wo seid Ihr?

Er entzog sich weiterhin ihren Sinnen. Die Verzweiflung stieg weiter in ihr empor - bis seine Stimme aus ihrem Gedächtnis hallte, tief und beherrscht. Hab keine Angst, Ahsoka. Die Angst wird dich nur behindern.

Anstatt also auf der Suche nach ihm hierhin und dorthin zu rennen, konzentrierte sie sich auf den Moment und überließ es der Macht, ihre Schritte zu lenken. Ihr Lichtschwert blitzte und surrte, als sie es schwang, schneller und schneller, effektiv und tödlich. Dabei blieb sie völlig ruhig - als wäre das hier nur eine weitere Übung in der Trainingshalle, als könnte ihr überhaupt nichts geschehen. Jeder Droide, der sie herausforderte, fiel unter ihrer Klinge.

Sie fühlte, wie Meister Windu einige Häuser entfernt kämpfte, und sie fühlte auch die Klone der 501. und der 95., die sich von allen Seiten in den Kern des kleinen, in Flammen stehenden Dorfes vorarbeiteten. Die Droiden konnte sie nicht fühlen, doch ein Blick durch den stinkenden, wabernden Qualm zeigte ihr, dass die republikanischen Soldaten Durds Truppen in Fetzen schossen. Ahsoka rannte an verlassenen Bodenfahrzeugen und ausgebrannten Häusern vorbei, halb zerstörte Ferrobetonstraßen hinab und dann über einen offenen Platz, wo sie zwischen Rauch und Flammen hindurcheilte. Ihr Schwert hackte jede Blechbüchse entzwei, die dumm genug war, sich ihr in den Weg zu stellen. Inzwischen waren die Droiden deutlich in der Unterzahl, nicht viel mehr als wandelnder Schrott, der darauf wartete, zerlegt zu werden.

Ahsoka fiel auf, dass sie schon seit mehreren Minuten keine Leichen mehr gesehen hatte. Sollten hier nicht viel mehr Dorfbewohner sein? Wo sind sie hin? Doch dann rückte jeder Gedanke an die Einheimischen in den Hintergrund, denn nun sah sie ihn endlich, neben einem zerstörten Schildgenerator. Anakin - blutverschmiert, verschwitzt, aber am Leben. Er kämpfte Rücken an Rücken mit Meister Kenobi und Taria, und ihre Gesichter waren von grimmiger, verzweifelter Entschlossenheit und extremen Schmerzen gezeichnet. Ein Ring aus Droiden hatte sich um die drei gebildet, und er zog sich immer enger zusammen, als die Killermaschinen Schritt für Schritt und Schuss für Schuss näher kamen.

Ahsoka fletschte die Zähne. Vergesst es, ihr metallenen Barven. Das wird euch nicht gelingen. Niemals!

Ein Komet raste durch die Macht, und dann stand Meister Windu neben ihr. Sie sah zu ihm hoch, und er blickte zu ihr hinunter. Jedes Wort war überflüssig. Sie wussten, was sie zu tun hatten.

Der Blick auf Anakins Gesicht, als er die beiden heranstürmenden Jedi sah, war die einzige Belohnung, die Ahsoka je brauchen würde.

 

 

 



Epilog

Ungefähr eine Stunde später stand Ahsoka in einer ruhigen Ecke des verkohlten Dorfplatzes, während Meister Windu die Aufräumarbeiten organisierte. Die Droiden aus Lantibba hatten sich letzten Endes ergeben, der schwierigste Teil ihrer Mission war daher die vollständige Evakuierung der überlebenden Einwohner. Mehr als dreihundert Menschen mussten aus den rauchenden Trümmern ihres Dorfes fortgebracht werden.

Die Sonne sank rasch dem Horizont entgegen, darum hatte Rex die Kanonenboote in einem Kreis um den großen Platz landen lassen. Ihre Scheinwerfer boten dem Abendrot mit ihrem taghellen Licht die Stirn. Das war genau die Art von Effizienz und Geistesgegenwart, die Rex so auszeichnete, und Ahsoka hätte ihn am liebsten dafür umarmt.

Er und der Rest der Klone - einige waren verwundet, aber kein einziger getötet worden - durchsuchten nun systematisch die Überreste von Torbel. Die unbeschädigten persönlichen Habseligkeiten und Werkzeuge, auf die sie dabei stießen, brachten sie zum Dorfplatz und stapelten sie dort fein säuberlich auf. Leider hatte nur sehr wenig den Angriff der Droiden überlebt.

Auf der anderen Seite des Platzes lagen achtundzwanzig Leichensäcke aufgereiht. Sergeant Coric und Checkers hatten sich um diese undankbare Aufgabe gekümmert. Einige Dorfbewohner, die sich nach dem Ende des Kampfes aus der Mine herausgewagt hatten, kauerten neben den Toten und weinten. Ihre Trauer verfärbte die Macht.

Anakin, Meister Kenobi und Taria saßen gemeinsam in dem behelfsmäßigen Feldlazarett, das den Großteil des Platzes einnahm. Sie waren nicht allein: Ungefähr vierzig Lanteebaner benötigten ebenfalls eine medizinische Notfallversorgung. Das Zwielicht war erfüllt von Rauch und leisen Schmerzenslauten.

Eine Frau - Meister Kenobi nannte sie Sufi - bestand darauf, den Klon-Sanitätern über die Schulter zu blicken und jede Pille, jede Injektion und jede Salbe zu überprüfen, bevor die Patienten damit behandelt wurden. Meister Kenobi hatte versucht, sie zu beruhigen, ihr gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen müsse und ihnen vertrauen konnte. Doch diese Sufi wollte nichts davon wissen. Ein knochiges Mädchens namens Greti folgte ihr von einem Verwundeten zum nächsten. Das Kind hatte eine merkwürdige Präsenz in der Macht, und es rannte immer wieder zu Obi-Wan zurück, um sicherzugehen, dass mit ihm auch alles in Ordnung war. Ahsoka kam dieses Verhalten recht merkwürdig vor.

Aber ich kann ihr keinen Vorwurfmachen. Meister Kenobi sieht schrecklich aus - genau wie die anderen.

Sie waren so mit Schrammen, Blutergüssen und Blasterverbrennungen übersät, dass der jungen Padawanschülerin jedes Mal der Atem stockte, wenn sie zu ihnen hinübersah. Ihr Herz klopfte dann unvermittelt schneller, und sie spürte dieselbe Angst, die sie nach Skyguys Verletzungen auf Maridun und während seiner rätselhaften Reise nach Zigoola empfunden hatte. Sie musste sich daran erinnern, dass diese Ereignisse in der Vergangenheit lagen, musste sich zwingen, ihren Geist auf die Gegenwart zu konzentrieren. Diese Gegenwart war voller Angst - Angst vor ihr.

Bevor drei Sanitäter sie ins Lazarett getragen hatten, hatte Taria Ahsoka kurz beiseitegenommen. »Diese Leute werden dir gegenüber Vorbehalte haben. Nimm es nicht persönlich. Ihre Kultur... hat noch Entwicklungsbedarf.«

Das sehe ich. Sie starren mich an, als würde ich gleich versuchen, sie aufzufressen.

Die Togruta tat ihr Bestes, aber es war einfach unmöglich, diese Abneigung nicht persönlich zu nehmen. Vor allem da sie mitgeholfen hatte, das Leben dieser Menschen zu retten.

»Ahsoka!«

Überrascht drehte sie den Kopf. »Ja, Meister Kenobi?«

Er richtete einen Finger auf sie. »Hast du einen Moment Zeit?«

»Meister?«, sagte sie, als sie neben ihn trat. Kurz lächelte sie zu Skyguy und Taria hinüber, und obwohl sie verwundet und erschöpft waren, erwiderten sie das Lächeln. Anschließend richteten sie ihren Blick auf Obi-Wan, ebenso wie Ahsoka.

Die Sanitäter hatten ihm so viele Injektionen gegeben, dass seine Augen ganz trübe waren. »Padawan Tano, da ist jemand, den ich dir gerne vorstellen möchte.« Er drehte sich um. »Greti!«

Das dünne Mädchen saß gerade neben einem der verwundeten Dorfbewohner, aber als es seinen Namen hörte, sprang es auf und rannte herbei. »Teeb?«

»Greti, das ist Ahsoka«, stellte Meister Kenobi sie vor. »Sie hat dabei geholfen, Torbel vor den Droiden zu retten.«

»Sie hat Torbel nicht gerettet.« Das Mädchen verzog das Gesicht. »Torbel ist zerstört.«

»Greti.« Meister Kenobi hob den Zeigefinger vor ihre Nasenspitze. »Manieren! Wäre Ahsoka nicht gewesen, wärst du jetzt vermutlich tot.«

Das dürre Mädchen musterte die Padawanschülerin schweigend von Kopf bis Fuß, dann stemmte sie die Fäuste in die Hüften und legte den Kopf auf die Seite. »Du hast gar keine Haare.«

»Das stimmt«, sagte Ahsoka vorsichtig. »Ich bin eine Togruta.«

»Und deine Haut hat eine komische Farbe.«

»Wo ich herkomme, findet niemand sie komisch.«

Greti vergrub ihre Finger in den Falten ihrer schmutzigen Tunika. »Wo du herkommst... ist das weit weg?«

Ahsoka nickte. »Sehr weit weg.«

»Oh«, machte das Mädchen. Ein paar Sekunden schien sie darüber nachzudenken, dann fragte sie: »Kann ich dort hingehen?«

»Nun ... vermutlich schon«, entgegnete Tano. »Falls du möchtest.«

»Hat denn irgendjemand Haare, da, wo du herkommst, Ahsoka?«

Skyguy und Taria versuchten, nicht zu lachen, und sie warf ihnen einen scharfen Blick zu, bevor sie sich wieder Greti zuwandte. Stirnrunzelnd betrachtete sie das dürre Mädchen. »Weißt du, nicht jeder will Haare haben. Nicht jeder braucht Haare. Es gibt sogar Wesen, die mögen keine Haare. Ich zum Beispiel finde...«

Wie aus dem Nichts tauchte Meister Windu hinter ihr auf. »Obi-Wan, ich habe gerade...« Er brach ab, als Kenobi laut loslachte. »Was ist?«

Greti starrte zu dem dunkelhäutigen Jedi-Meister hoch. »Bist du auch ein Togruta?«

»Nein«, erklärte er ausdruckslos. »Zu wem gehört dieses Kind? Es sollte bei seiner Familie bleiben.«

Obi-Wan wurde wieder ernst. »Entschuldigt bitte, Meister. Greti, geh zu deiner Mutter. Ich komme nachher zu euch.«

»Versprochen?«, fragte sie, dann warf sie ihre Arme um ihn.

Verwirrt sah Ahsoka zu, wie Meister Kenobi sanft den Rücken des Mädchens streichelte. »Versprochen.«

Nachdem das Kind sich zurückgezogen hatte und ihre merkwürdige Präsenz in der Macht in den Hintergrund gerückt war, bedachte Meister Windu, Anakin, Obi-Wan und Taria mit einem durchdringenden Blick. Es war das erste Mal seit dem Beginn der Lanteeb-Krise, dass er sie von Angesicht zu Angesicht sah. Während des Kampfes war er anderweitig beschäftigt gewesen, und danach hatten die Sanitäter die drei Jedi schleunigst ins Feldlazarett gezerrt. »Ich habe gerade eine Nachricht von Senatorin Amidala erhalten«, erklärte er. »Sie hat mit Königin Jamillia gesprochen, und Naboo ist bereit, die Leute von Torbel als Flüchtlinge aufzunehmen.«

Anakin setzte sich auf. »Wirklich?«

»Der Oberste Kanzler hat die Himmel über Coruscant autorisiert, die Dorfbewohner direkt nach Naboo zu bringen, sofern sie das möchten. Also, an wen muss ich mich wenden?«

Meister Kenobi atmete tief ein und stemmte sich auf die Beine. »Das wäre dann wohl Rikkard. Entschuldigt mich bitte, Meister.«

Ahsoka runzelte die Stirn, als Obi-Wan langsam zu den kranken und verletzten Dorfbewohnern hinüberging. Anakin und Taria blickten ihm ebenfalls mit zusammengezogenen Augenbrauen nach. Es fühlte sich falsch an, den Jedi humpeln und taumeln zu sehen. Ohne seinen zuversichtlichen, festen Gang sah er gar nicht aus wie Meister Kenobi.

»Meister Windu«, sagte Obi-Wan, nachdem er mit einem der Einheimischen zurückgekehrt war, einem ausgezehrten, über und über mit Schmutz beschmierten Mann, »das ist Teeb Rikkard, der Vorarbeiter der Mine und einer von Torbels Dorfsprechern. Rikkard, das ist Meister Windu vom Rat der Jedi. Er möchte dir einen Vorschlag unterbreiten, den du meiner Meinung nach in Betracht ziehen solltest. Und Jaklin natürlich auch, falls es ihr wieder besser geht.«

Windu nickte ernst. »Teeb Rikkard.«

»Meister Windu«, entgegnete der Mann. Er hatte Tränen in den Augen, und seine Stimme zitterte. »Torbel dankt Euch für das, was Ihr getan habt.«

»Es war leider notwendig«, meinte Mace. »Ich bedaure zutiefst, dass Ihr Euer Zuhause verloren habt. Aber vielleicht haben wir bereits ein neues gefunden. Bitte, Rikkard, geht ein paar Schritte mit mir.«

Sobald Windu außer Hörweite war, blickte Obi-Wan zu Anakin hinüber. »Interessant. Hast du etwa...«

»Nein«, entgegnete Skywalker rasch. »Ich habe kein Komlink. Aber ich finde, es wäre die perfekte Lösung. Ihr denn nicht?«

Meister Kenobi blickte erst zu den Ruinen des Dorfes hinüber, dann zu den verletzten Lanteebanern auf der anderen Seite des Lazaretts. »Vielleicht ist es eine Lösung«, murmelte er. »Hoffen wir es.« Ein Seufzen kam über seine Lippen. »Ich frage mich, wie lange wir wohl noch hier festsitzen. Im Moment würde ich selbst mein Lichtschwert für eine heiße Dusche und ein Bett geben.«

Doch Ahsoka konnte spüren, dass es nicht sein eigenes Wohlbefinden war, um das er sich sorgte. Es war Tarias, und er hatte allen Grund, um sie zu fürchten. Obwohl die Sanitäter sie mit Schmerzmitteln vollgepumpt hatten, schien sie doch große Qualen zu leiden.

»Ahsoka«, sagte Anakin. Auch seine Augen waren dunkel vor Sorge. »Da wir nun mal hier festsitzen, warum fragst du nicht ein wenig herum, wann wir aufbrechen können?«

Sie nickte. »Ja, Meister. Mit Vergnügen.«

Denn je früher wir diesen Planeten verlassen, desto besser für uns alle.

Es dauerte noch eine Weile, aber schließlich war der Moment des Abschieds gekommen. Greti klammerte sich an Obi-Wan und versuchte verzweifelt, nicht zu weinen. Ihre Mutter vergoss ein paar Tränen, als sie Kenobi dafür dankte, dass er ihre Hand und ihr Leben gerettet hatte. Die herrische Dorfheilerin, Sufi, umarmte ihn fest genug, um seine Rippen zu brechen, und eine andere Frau, diese in einem uralten Antigrav-Gehapparat, umarmte Obi-Wan ebenfalls innig, nachdem sie erst Anakin an sich gedrückt hatte. Der Dorfsprecher, Rikkard, schien traurig, sich von den beiden Jedi verabschieden zu müssen. Alle Einwohner nahmen auch höflich von Taria Abschied, aber bei ihr war es nicht dasselbe.

Ahsoka, die dem Treiben aus der Ferne beiwohnte, erkannte, dass Skyguy und Meister Kenobi etwas wirklich Herausragendes in Torbel geleistet haben mussten, denn auf andere Weise hätten sie sich die Zuneigung dieser merkwürdigen, ungebildeten Leute nie verdienen können.

Ich hoffe, diesmal erzählt Skyguy mir die ganze Geschichte.

Meister Windu blieb bei den Dorfbewohnern, und während sie diskutierten und verschiedene Möglichkeiten für eine Umsiedlung erörterten, flogen die Jedi, begleitet von Captain Rex und einem Klon-Sanitäter, zur Unbeugsam zurück. Obi-Wan saß auf dem äußeren Sitz, und Taria schlief an seine Schulter gelehnt. Ahsoka stand neben Anakin und blickte aus dem Fenster, als Lanteeb unter ihnen zusammenschmolz. Nach einer Weile hob Skywalker die Hand und winkte einmal.

»Auf Wiedersehen ... und viel Glück«, murmelte er.

Mehr gab es nicht zu sagen.

 

Zwölf Stunden, nachdem sie an Bord der Unbeugsam gegangen waren - nachdem sie gebadet und geschlafen zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wieder eine anständige Mahlzeit zu sich genommen hatten -, betrat Obi-Wan die Kampfbrücke, um an einer Holokonferenz mit dem Obersten Kanzler Palpatine teilzunehmen. Anakin und Taria begleiteten ihn, und auch Admiral Yularen und Meister Windu, der gerade erst von Lanteeb zurückgekehrt war, fanden sich im Raum ein. Nur Ahsoka fehlte. Sie war mit Rex auf den Planeten hinabgeflogen. Es gab dort unten noch viel zu erledigen.

Obi-Wan versuchte, seine Sorge um Greti zu verscheuchen und sich auf drängendere Probleme zu konzentrieren, doch es fiel ihm schwer. Straßenkinder und Heimatlose. Ich werde noch genauso schlimm wie Qui-Gon.

»... Enttäuschung, dass Lok Durd mit General Grievous fliehen konnte«, sagte der Oberste Kanzler gerade. »Aber alles in allem, finde ich, können wir wohl dankbar sein, Meister Kenobi...«

Obi-Wan verbeugte sich. »Oberster Kanzler.«

»Als ranghöchstem Jedi auf dieser Mission möchte ich Euch zu Eurem Erfolg beglückwünschen. Und Ihr könnt Euch meiner persönlichen, endlosen Dankbarkeit gewiss sein, weil Ihr den jungen Anakin in einem Stück in den Schoß der Republik zurückgebracht habt.«

Wieder verbeugte er sich. Aus den Augenwinkeln blickte er dabei zu Anakin hinüber. »Ich fühle mich geehrt, Oberster

Kanzler. Obwohl der Erfolg dieser Mission dem Einsatz aller Beteiligten zu verdanken ist.«

»Dessen bin ich mir sicher«, meinte Palpatine. »Ich habe den Kapitänen der Schiffe, die Ihnen, Admiral Yularen, in dieser Stunde der Not zu Hilfe gekommen sind, bereits meinen Dank ausgesprochen. Und auch an Lob für die Senatoren Organa und Amidala für ihren Einfallsreichtum werde ich nicht sparen. Ich muss allerdings sagen, dass ich mir auch Sorgen mache. Was die beiden hier getan haben, stellt einen Präzedenzfall dar, der eines Tages eine Bedrohung für die Sicherheit der Republik darstellen könnte. Wir haben bereits eine Große Armee - und den Orden der Jedi natürlich. Darum finde ich, dass der Einsatz einer zivilen Flotte ein Fall für die Geschichtsbücher ist, aber unter keinen Umständen wiederholt werden sollte.«

»Es freut mich, das zu hören, Kanzler«, ereiferte sich Yularen. »Ich bin ganz Eurer Meinung, was die möglichen Gefahren angeht.«

»Wir werden zu einem späteren Zeitpunkt weiter über dieses Thema reden«, versicherte ihm Palpatine. »Jetzt sollten wir uns erst einmal über den Erfolg einer riskanten Operation freuen. Meister Windu?«

Mace' Gesicht war glatt und ausdruckslos. »Oberster Kanzler.«

»Ich wünsche, dass Ihr sofort wieder nach Kothlis zurückkehrt«, sagte Palpatine. »Der Regierungsrat war äußerst verständnisvoll, aber ich möchte diesen guten Willen nicht länger ausnutzen, als unbedingt nötig.«

Obi-Wan konnte Windus Verärgerung spüren. »Ich werde tun, was Ihr wünscht, Oberster Kanzler«, erklärte er, »aber da die Arbeit von Admiral Yularens Flotte auf Lanteeb noch nicht beendet ist, würdet Ihr es vielleicht gestatten, dass ich auf dem

Weg nach Kothlis einen kurzen Abstecher nach Coruscant mache.«

»Um die siegreichen Jedi nach Hause zu begleiten? Natürlich«, meinte Palpatine mit einem breiten Lächeln. »Ich bestehe sogar darauf, Meister Windu. Anakin...«

»Oberster Kanzler«, sagte Anakin beinahe verlegen.

Doch Palpatine hielt sich zurück. »Mein lieber Junge, was kann ich anderes sagen als herzlichen Glückwunsch? Der Macht sei Dank, dass es allen gut geht.«

»Danke, Kanzler.«

»Nun«, fuhr Palpatine fort. »Bevor wir diese Unterhaltung beenden, habe ich hier noch jemanden, der Euch ebenfalls gratulieren möchte.«

Eine kurze Pause, dann tauchte Padmès Gesicht auf dem Holoschirm auf. Obi-Wan spürte, wie Anakins Interesse aufflammte, und warf ihm einen warnenden Blick zu. Beherrsche dich!

Padmè lächelte. Sie strahlte förmlich. »Meister Kenobi, es tut gut, Euch wiederzusehen. Ich hörte, dass die Leute von Torbel Königin Jamillias Angebot angenommen haben und nach Naboo übersiedeln werden. Stimmt das?«

»In der Tat, Senatorin. Ich danke Euch, dass Ihr das arrangiert habt.«

»Es war das Mindeste, was ich tun konnte, nach dem, was sie für Euch getan haben - und für Anakin. Ich freue mich schon darauf, nach Eurer Rückkehr die ganze Geschichte zu hören. Senator Organa ist ebenfalls schon ganz neugierig. Er hat mich gebeten, Euch zu einer weiteren, spektakulären Flucht zu gratulieren.«

Obi-Wan nickte. Da bin ich sicher. »Danke, Senatorin. Wir werden Euch natürlich die ganze Geschichte erzählen - sobald dazu Gelegenheit ist.« Was nicht sehr bald sein würde, wenn es nach ihm ging. Je weniger Zeit sie und Anakin zusammen verbrachten, desto besser - für sie alle.

Padmè war eine außergewöhnlich intelligente Frau. Sie wusste, wie er es meinte. »Ja«, sagte sie nach einem unmerklichen Zögern. »Natürlich.«

Mit diesem Wort endete die Holokonferenz.

»Anakin«, meinte Meister Windu, »Yoda möchte, dass du zum Tempel zurückkehrst, aber ich denke, dein Padawan sollte hier auf Lanteeb bleiben, um ein Auge auf die Fünfhunderterste zu haben. Sie kann auf sich selbst achtgeben, da stimmst du mir sicher zu.«

Obi-Wan wartete schon auf Anakins Widerworte, doch stattdessen nickte er nur. »Ja, Meister Windu. Ich vertraue ihr völlig.«

»Und du hast allen Grund dazu«, entgegnete Windu. Er klang zufrieden. »Ich muss jetzt ein paar Dinge mit dem Admiral besprechen. Entschuldigt mich.«

Während Mace Yularen zur anderen Seite der Kampfbrücke führte, wandte Obi-Wan sich Taria zu. »Hast du noch dein Komlink?«

Die Medidroiden der Unbeugsam hatten sie so mit Chemikalien vollgepumpt, dass sie beinahe wieder gesund aussah. Doch das war eine schreckliche Lüge. Wie er und Anakin trug sie einen grauen Flottenoverall, und ihr Haar, das sie zu einem strengen Zopf geflochten hatte, leuchtete wieder. Niemand, der sie so sah, hätte vermutet, dass sie nur noch wenige Wochen zu leben hatte.

Aber ich werde diesen Moment nicht ruinieren. Das hat sie nicht verdient.

»Mein Komlink?«, fragte sie mit hochgezogener Augenbraue. »Ja, warum?«

»Anakin muss Ahsoka noch die frohe Botschaft mitteilen.«

Sie reichte Skywalker das Gerät. »Sag ihr auch, dass ich beeindruckt bin. Sag, das Grüne Team hat gewonnen. Sie wird wissen, was ich meine.«

»In Ordnung«, meinte Anakin, dann zog er sich mit dem Komlink in eine Ecke zurück.

»Also, Obi-Wan«, flüsterte Taria schließlich und legte ihre Hand auf Kenobis Arm. »Geht es dir gut?«

Es ging ihm alles andere als gut, und natürlich wusste sie das. Genau darum hatte sie ja gefragt. Doch er würde später im Tempel noch genug Zeit haben, über die Mission nachzugrübeln, um die Gefallenen zu trauern und Bant'ena zu ehren, die einen Fehler gemacht und einen schrecklichen Preis gezahlt hatte, um ihn wiedergutzumachen. Genug Zeit auch, sich mit dem Verlust einer Freundin auseinanderzusetzen. Es war eine lange Reise, die er in Torbels Heilhaus angetreten hatte, und deren Ende noch längst nicht erreicht war.

Ich bin nicht einmal sicher, ob ich diese Reise überhaupt beenden kann.

Er wusste, dass sie ihn dieses eine Mal mit einer Lüge davonkommen lassen würde, und so sagte er: »Ja, es geht mir gut.«

Ihre Augenbrauen wanderten nach oben. »Du brauchst noch mehr Ruhe.«

»Ich werde ausruhen, wenn der Krieg vorbei ist. Taria ...« Palpatine hatte ihren Beitrag nicht erwähnt - ihr Opfer -, und das machte ihn wütend. »Du hast so viele Leben gerettet. Und jetzt...«

»Ich bereue nichts«, flüsterte sie. Ihre Finger schlossen sich fester um seinen Arm, und sie versuchte zu lächeln. »Wie könnte ich auch? Obi-Wan...«

Da kehrte Meister Windu zurück, und der Moment war vorüber.

»Also gut«, brummte Mace, während Yularen die Brücke anfunkte und erklärte, dass er gleich zurück sein würde. »Ich glaube, wir sind hier fertig. Anakin!«

Der junge Skywalker kam zu ihnen herüber. »Meister.«

»Hast du mit deinem Padawan gesprochen?«

»Ja, Meister.«

»Gut.« Windu lächelte grimmig. »Dann lasst uns gehen. Wir nehmen ein Kanonenboot hinüber zur Dolch und fliegen dann mit Höchstgeschwindigkeit nach Hause.«

Er ging auf den Ausgang zu, und Taria schloss sich ihm an. Kurz bevor sie durch die Tür verschwand, warf sie noch einen warmen, liebevollen Blick über die Schulter.

»Nach Hause«, murmelte Anakin. »Wie lange habe ich auf diese Worte gewartet?« Er hatte ein breites Lächeln aufgesetzt, und in seinen Augen lagen ein schelmisches Funkeln und ein aufgeregter Schimmer. Doch beide verblassten schnell wieder, ebenso wie das Lächeln. »Wir haben ein weiteres Mal überlebt, Obi-Wan.«

Nicht alle haben überlebt. Nicht alle werden überleben.

Doch das war nicht Anakins Problem. Mit einer enormen Willensanstrengung verscheuchte Kenobi die Gedanken an den Schmerz und den Verlust, die in den Schatten der Zukunft lauerten. Gnadenlos, unausweichlich. »Ja, das haben wir, Anakin«, stimmte er zu. »Aber nur mit knapper Not.«

»Ja...« Anakin schüttelte den Kopf. »Wisst Ihr, ich fange allmählich an zu glauben, wir brauchen ein neues Hobby.«

Er war müde, er war traurig, aber ... »Glaub mir, Anakin«, sagte er lächelnd, »ich bin ganz deiner Meinung.«

Sie grinsten einander an. Jedes weitere Wort wäre überflüssig gewesen.

»Kenobi!«, rief Meister Windu draußen im Korridor. »Habt Ihr vergessen, was Höchstgeschwindigkeit bedeutet?«

»Ups«, machte Anakin, dann streckte er einladend den Arm aus. »Nach Euch, Meister Kenobi.«

»Nein, nein, Meister Skywalker«, entgegnete er. »Ich bestehe darauf - nach Euch.«

Schließlich verließen sie Seite an Seite den Raum.

 

 

 

 


Danksagung

Dank gebührt:

George Lucas, wie immer, für sein großartiges Geschenk.

Shelly Shapiro für ihre Geduld und Führung.

Sue Rostoni für ihren Glauben.

Karen Traviss, durch die ich überhaupt erst mit diesem Projekt in Kontakt gekommen bin.

Mary GT Webber und Jason Fry für ihr unverzichtbares Feedback.

Allen hinter den Kulissen von Del Rey und Lucasfilm, die so hart daran arbeiten, die Star Wars - Autoren zu unterstützen.

Den Fans, die das Feuer am Brennen halten.

Richard Errington, der die Star Wars - Wohltätigkeitsauktion gewonnen hat, mit der Geld für die Opfer der Buschbrände des Schwarzen Samstags im australischen Bundesstaat Victoria im Jahre 2009 gesammelt wurde. Danke, Kumpel. Du hast wirklich etwas bewegt.