Eins

Anakin konnte es nicht fassen. Mehr als drei - eigentlich fast schon vier - Standardstunden waren seit ihrer wilden Flucht vor Lok Durds Droidenarmee vergangen, und sie waren noch immer nicht abgestürzt. Zu schade, dass Obi-Wan nicht wach war - Anakin hätte ein wenig nicht ganz ungerechtfertigter Prahlerei jetzt gutgetan. Doch obwohl er verbissen gegen seine Müdigkeit angekämpft hatte, war sein ehemaliger Meister vor knapp zwei Stunden eingeschlafen. Im schwachen Schein der Armaturenbeleuchtung wirkte Obi-Wan ausgezehrt, der völligen Erschöpfung gefährlich nahe. Die verzweifelte Schlacht in der Basis der Separatisten hatte ihn jedes bisschen Kraft gekostet - und noch ein wenig mehr.

Ein Glück, dass ich der Auserwählte bin, andernfalls müssten wir uns jetzt wirklich Sorgen machen.

Doch ihre Probleme schienen zahllos, und ein Blick auf die Anzeige der Energiezelle brachte seine Zuversicht wieder ins Wanken. Falls sie Glück hatten - und wann hatten sie zum letzten Mal Glück gehabt? würde der gestohlene Gleiter in spätestens einer Stunde den Geist aufgeben. Danach ...

 

Die lanteebanische Nacht um sie herum war dicht und dunkel. Um möglichst viel wertvolle Energie zu sparen - und vor neugierigen Augen verborgen zu bleiben - hatte Anakin davon abgesehen, die Scheinwerfer des umfunktionierten Bodenwagens einzuschalten. Stattdessen verließ er sich auf seine Instinkte und die Macht. Obi-Wan hatte entschieden, dass sie so weit wie möglich von der Stadt fortfliegen und den Gleiter dann verstecken sollten, und da Anakin nichts an dieser Strategie auszusetzen hatte, würde er genau das tun. Während die Stadt weiter und weiter hinter ihnen zurückgefallen war, hatten sie ihre überbeanspruchten Sinne ausgestreckt und versucht herauszufinden, welche Richtung sie einschlagen sollten. Wo würden sie Sicherheit finden auf diesem Planeten, der so plötzlich zu einem feindseligen Ort geworden war?

Bant'ena.

Dass die entführte Wissenschaftlerin sie betrogen hatte, quälte ihn, und obwohl er versuchte, sich einzureden, dass dieser Verrat nur ein weiteres Stechen im Chor seiner Schmerzen war, wusste er doch, dass das nicht stimmte. Dieser spezielle Schmerz brannte heller und heißer als all die anderen zusammen.

Bant'ena, wie konnten Sie das nur tun? Ich habe Ihnen vertraut. Ich habe versucht, Sie zu retten.

Obi-Wan, der neben ihm auf dem Beifahrersitz zusammengesunken war, hob den Kopf. »Tu das nicht«, sagte er mit undeutlicher Stimme. »Was geschehen ist, ist geschehen, Anakin. Akzeptiere es. So ... und wie steht es um unseren umgebauten Bodenwagen?«

»Er fliegt noch.«

»Wohl wahr«, nickte Obi-Wan. »Und das haben wir allein dir zu verdanken. Aber irre ich mich, oder quietscht das Hauptkühlventil?«

 Stang! Obi-Wan entging nie ein Fehler. »Das Ventil wird schon halten.«

»Wenn du das sagst.« Mit einem gequälten Ächzen auf den Lippen setzte Obi-Wan sich auf. »Wo sind wir?«

Anakin seufzte. »Soll das ein Scherz sein?«

»Nein, nicht wirklich«, murmelte der ältere Jedi und unterdrückte ein Gähnen. »Wie lange habe ich geschlafen?«

»Oh, nicht sehr lange«, meinte Skywalker vage.

»Anakin!« Obi-Wan blickte ihn finster an. »Ich bin kein seniles Relikt.«

Oh, oh. Dünnes Eis. »Das habe ich auch nicht behauptet. Aber Rex sagt immer, ein schlauer Soldat isst und schläft, wann immer er die Gelegenheit dazu bekommt. Falls Ihr Euch also bei jemandem beschweren wollt, beschwert Euch bei ihm. Ich befolge nur seinen Ratschlag.«

»Tja, von nun an könntest du auch mal meine Ratschläge befolgen«, schnappte Obi-Wan. »Das ist das zweite Mal auf dieser Mission, dass du mich hast schlafen lassen, während du wach geblieben bist. Sollte das noch ein drittes Mal passieren, wird das Konsequenzen haben.«

Konsequenzen hin oder her, Anakin würde es jederzeit wieder tun, falls es nötig wäre - doch jetzt und hier waren weder der Ort noch die Zeit für diesen Streit, und so nickte er nur. »Was immer Ihr sagt.«

Das brachte ihm einen weiteren stechenden Blick ein - aber an