11.

 

Seit dem Test der mi­li­tä­ri­schen Ver­bän­de in­ner­halb der Sperr­zo­ne wa­ren ge­nau vier­zehn Ta­ge ver­gan­gen.

Han­ni­bal und ich prüf­ten uns je­den Tag ge­gen­sei­tig. Die Rönt­gen­ak­ti­on war in­zwi­schen ab­ge­schlos­sen. Nicht ei­ne ein­zi­ge Nach­ah­mung hat­ten wir ent­deckt, doch da­für wa­ren ein­hun­dert­und­zwölf Zi­vi­lis­ten nicht mehr auf­find­bar.

Al­les in al­lem hat­te der Fall ›Durch­leuch­tung‹ we­nigs­tens ei­ne Ge­wiß­heit ge­bracht: Die leicht er­kenn­ba­ren Nach­ah­mun­gen wa­ren aus dem Werk be­sei­tigt wor­den. Jetzt lag es an den Un­be­kann­ten, er­neut die In­itia­ti­ve zu er­grei­fen.

Ich hat­te am gest­ri­gen Ta­ge ein Ver­bot er­las­sen. Da­nach durf­te sich nie­mand mehr aus der in­ne­ren Sperr­zo­ne ent­fer­nen, die von mir ge­zo­gen wor­den war. Ich be­grün­de­te die Maß­nah­me mit den be­kannt ge­wor­de­nen Fäl­len der so plötz­lich ver­schwun­de­nen Per­so­nen, die – mei­ner Mei­nung nach – nur mit ei­ner enorm großen und sau­ber durch­ge­bil­de­ten Spio­na­ge­zen­tra­le in Ver­bin­dung ge­stan­den ha­ben könn­ten.

Das Ver­bot fes­sel­te die Leu­te an das in­ne­re Werk, wo es al­ler­dings im­mer noch ge­nü­gend Platz gab, daß je­der­mann aus­span­nen konn­te. Die Be­trof­fe­nen hat­ten em­pört auf ih­re Ver­trä­ge und Bür­ger­rech­te ge­pocht, doch ich war hart ge­blie­ben.

Wenn je­mand auf die Jagd, oder zum Fisch­fang ge­hen woll­te, konn­te er das nur in mi­li­tä­ri­scher Be­glei­tung tun. Au­ßer­dem nur grup­pen­wei­se mit min­des­tens zehn an­de­ren Er­ho­lungs­su­chen­den.

So­gar un­ser Ro­bot­ge­hirn hat­te die ver­schärf­ten Maß­nah­men gut­ge­hei­ßen. Wenn ich die Frem­den zwin­gen konn­te, sich mei­ner Per­son end­lich zu be­mäch­ti­gen, dann nur mit der­art schar­fen Be­feh­len, daß ich ih­nen in mei­ner Ei­gen­schaft als Si­cher­heits­chef ein­fach auf die Ner­ven ge­hen muß­te.

Ich selbst war zwei­mal drau­ßen ge­we­sen. Han­ni­bal und Gun­dry Pon­ja­res hat­ten mich be­glei­tet. Wir hat­ten die Son­ne ge­nos­sen und von al­len mög­li­chen, ne­ben­säch­li­chen Din­gen ge­spro­chen.

Un­se­re Hub­schrau­ber-Rund­flü­ge brach­ten uns fast je­den Tag an die Gren­zen des äu­ße­ren Sperr­ge­bie­tes, wo wir an­geb­lich die Ra­ke­ten­sta­tio­nen kon­trol­lier­ten. Wenn die De­ne­ber zu­schla­gen woll­ten, so hat­ten sie da­bei die bes­te Ge­le­gen­heit. Wir ver­zich­te­ten so­gar auf einen Pi­lo­ten und flo­gen die Ma­schi­ne selbst.

Vor zwei Ta­gen hat­te ich vom Chef den Be­fehl er­hal­ten, ab so­fort die Spe­zia­l­uni­form zu tra­gen. Das galt auch für den Klei­nen. Das ›Ge­dächt­nis‹ hat­te mit 98pro­zen­ti­ger Wahr­schein­lich­keit den Schluß ge­zo­gen, daß es nun bald so­weit sein müß­te.

Al­so rutsch­te ich seit sechs­und­vier­zig Stun­den auf Mi­kro-Atom­bom­ben, Ther­mo-Rak-Ge­schos­sen, Ther­mo­ni­tal-Haft­la­dun­gen und an­de­ren Din­gen her­um, die durch­aus nicht ge­eig­net wa­ren, mir den in­ne­ren Frie­den zu brin­gen.

Mein Mi­kro­sen­der saß wie­der in der al­ten, künst­lich er­wei­ter­ten Schuß­wun­de des rech­ten Ober­schen­kels, wo ich die Mor­se­tas­te durch die Ta­sche hin­durch mit dem Fin­ger be­rüh­ren konn­te. Der üb­li­che Druck­schmerz hat­te sich ge­legt. Un­se­re neu­en GWA-Dienst­pis­to­len tru­gen wir nicht mehr. Wenn uns je­mand faß­te, muß­ten die Waf­fen so­fort auf­fal­len. Nur die schwe­re Ar­mee­aus­füh­rung der Hen­der­ley bau­mel­te sicht­bar an un­se­ren Gür­teln.

Auch die Kon­takt­uhr hat­te ich ab­ge­legt. Jetzt trug ich statt des­sen ein an­de­res Er­zeug­nis aus den Mi­kro­werk­stät­ten der GWA. In der neu­en Uhr wa­ren fünf Säu­re­schüs­se un­ter­ge­bracht, die auf na­he Ent­fer­nun­gen ei­ne ver­hee­ren­de Wir­kung hat­ten. Nur MA-Me­tall wi­der­stand die­ser Waf­fe. Der sta­bi­le Werk­stoff wur­de da­von nicht an­ge­grif­fen, ob­wohl man mit der ät­zen­den Flüs­sig­keit Gra­nit­fel­sen in ei­ne bla­si­ge Mas­se ver­wan­deln konn­te.

Die um­fang­rei­che Aus­rüs­tung war ge­ni­al in un­se­ren Son­de­r­uni­for­men ver­bor­gen. Die Schu­he dienten auch als Ver­ste­cke. Ich war neu­gie­rig, ob wir die rich­ti­gen Sa­chen an der rich­ti­gen Stel­le fin­den wür­den, wenn es wirk­lich ein­mal er­for­der­lich sein soll­te.

Han­ni­bal er­schi­en ge­gen sech­zehn Uhr. Es war Zeit zu dem üb­li­chen Rund­flug, der uns dies­mal an den Ober­lauf des Sweet-Wa­ter füh­ren soll­te. Vor drei Ta­gen war dort ei­ne neue Ab­wehr­sta­ti­on er­rich­tet wor­den, de­ren Chef ich bis­her nur flüch­tig kann­te.

Vor dem Spie­gel über­prüf­te ich noch­mals den Sitz mei­ner Uni­form. Es war ei­ne Kunst­stoff­kom­bi, der man mit dem bes­ten Wil­len nicht die ge­hei­men Fä­cher an­se­hen konn­te. Sämt­li­che Ge­gen­stän­de der Spe­zi­al­aus­rüs­tung wa­ren auf ›su­per­flach‹ ge­ar­bei­tet wor­den, teil­wei­se so­gar bieg­sam. Es ge­hör­te zu den Auf­ga­ben un­se­rer Aus­rüs­tungs­ab­tei­lung, für einen be­stimm­ten Fall die er­for­der­li­chen Waf­fen her­zu­stel­len. Über­wie­gend wur­de nur mit dem elek­tro­ni­schen Mi­kro­skop ge­ar­bei­tet.

Ehe wir gin­gen, tipp­te ich kurz das ver­ab­re­de­te Si­gnal in die Tas­te des SUW-Sen­ders. Da­zu brauch­te ich nur die Hand in die Ta­sche zu ste­cken und mit der Fin­ger­kup­pe mei­ne ehe­ma­li­ge, nun mit Ge­we­be­plas­ma ver­schlos­se­ne Bein­wun­de zu be­rüh­ren. Es war der üb­li­che Sen­der­test.

Es dau­er­te fünf Mi­nu­ten, bis TS-19 ge­treu sei­ner Auf­ga­be an­rief. Er er­stat­te­te ei­ne be­lang­lo­se Mel­dung über den der­zei­ti­gen Per­so­nal­stand in­ner­halb der Fa­brik zur Trieb­werks-End­mon­ta­ge. Al­so hat­te er mein Ruf­zei­chen klar emp­fan­gen. Das war im­mer­hin ein be­ru­hi­gen­des Ge­fühl.

Kurz nach sech­zehn Uhr be­stie­gen wir un­se­ren klei­nen Hub­schrau­ber. Han­ni­bal schlepp­te einen mar­sia­ni­schen Ener­gie­strah­ler mit. Er paß­te zu ihm wie ei­ne Pan­zer­ab­wehr­ka­no­ne zu ei­nem Klein­kind. Im­mer­hin wur­de nicht mehr über ihn ge­lä­chelt, da er schon zu oft be­wie­sen hat­te, wie ge­schickt er mit den ge­fähr­li­chen Waf­fen um­ge­hen konn­te.

Ich wink­te dem Wa­ch­of­fi­zier flüch­tig zu, wäh­rend die Ma­schi­ne be­reits an den ge­gen­läu­fi­gen Ro­to­ren pen­del­te. Das klei­ne Ato-Trieb­werk be­gann hel­ler zu jau­len, und schon hin­gen wir ei­ni­ge hun­dert Me­ter über dem Be­fehls­bun­ker.

Ich mel­de­te uns noch­mals über Funk ab und rief gleich­zei­tig die Sperr­sta­ti­on des in­ne­ren Ab­wehr­rin­ges an. Es han­del­te sich um die neue Zo­ne, die nun nicht mehr ver­las­sen wen­den durf­te.

Wir flo­gen quer über Space­town hin­weg, lan­de­ten bei der Or­tungs­sta­ti­on Nord und flo­gen dann wei­ter in Rich­tung Raum­schiffs-Ver­suchs­ge­län­de. Dort war ich je­den Tag, da mich die Sa­che von Na­tur aus in­ter­es­sier­te. Au­ßer­dem hat­te ich mei­ner Rol­le treu zu blei­ben und mich mit den Raum­schif­fen zu be­schäf­ti­gen.

Auf dem großen Ha­fen war ges­tern die ers­te Stu­fe ei­nes der rie­sen­haf­ten Fern­schif­fe start­klar ge­macht wor­den. Sie soll­te heu­te die Plas­ma­fül­lung er­hal­ten und mit der vor­ge­schrie­be­nen Nutz­last von acht­zehn­tau­send Ton­nen in den Raum ra­sen. Die Nutz­last be­stand aus Bleibar­ren, die bis aufs Gramm ge­nau dem Start­ge­wicht der zu­künf­ti­gen Raum­schif­fe ent­spra­chen.

Ich flog lang­sam um das wuch­ti­ge, stumpf­na­si­ge Ge­bil­de her­um. Die ato­ma­ren Plas­ma-Brenn­kam­mern wie­sen in den gäh­nen­den Schlund des Ab­gas­schach­tes. Die enorm großen Sta­bi­li­sie­rungs­flä­chen der Heck­ru­der war­fen schar­fe Schlag­schat­ten. Die Stu­fe durch­maß drei­ßig Me­ter und war et­wa fünf­zig Me­ter hoch. Wenn dar­auf noch das mäch­ti­ge Raum­schiff mon­tiert wur­de, muß­te die Ge­sam­tra­ke­te mehr als hun­dert­vier­zig Me­ter hoch in den Him­mel ra­gen. Es war ei­ne ge­wal­ti­ge Mas­se, die un­se­re Ra­ke­ten­spe­zia­lis­ten ins All ja­gen woll­ten. Mit dem leis­tungs­fä­hi­gen Atom­trieb­werk muß­te es oh­ne wei­te­res ge­hen, nur frag­te ich mich, wie vie­le Rück­schlä­ge es vor­her ge­ben moch­te.

Wir hiel­ten uns ei­ne Stun­de auf dem Prüf­ge­län­de auf. Ich in­spi­zier­te be­son­ders den Wach­kor­don.

»Neun­zehn Uhr«, sag­te Han­ni­bal schließ­lich. »Wird Zeit, daß wir zu den Neu­en kom­men. Lan­den wir auf dein üb­li­chen Rast­plätz­chen?«

Er sah mich von der Sei­te an. Ich nick­te stumm.

»Hmm! Ich bin mal neu­gie­rig, wann die Brü­der end­lich zu­grei­fen. Sie soll­ten nun bald be­merkt ha­ben, daß wir im­mer wie­der zu dem Punkt kom­men. Un­ser Ro­bot­ge­hirn scheint sich bö­se ver­rech­net zu ha­ben.«

Ich sag­te nichts, bis wir in der Luft wa­ren. Die wei­te, hü­ge­li­ge Ebe­ne des La­ra­mie-Be­ckens husch­te un­ter uns hin­weg. Dann wur­den weit vorn die Ber­ge sicht­bar, des­glei­chen der Ober­lauf des Sweet-Wa­ter. Es gab dort ein wun­der­schö­nes Fleck­chen Er­de, das einen groß­ar­ti­gen Aus­blick über die Land­schaft er­laub­te.

Wir lan­de­ten dicht ne­ben ei­ner kla­ren Quel­le. Trotz der Hit­ze war sie nicht ver­trock­net, und so hat­te sich dich­tes Grün ge­bil­det.

Ich sah mich auf­merk­sam um. Wie je­den Tag, so kam auch heu­te wie­der die Span­nung auf. Wann wür­den sie end­lich mer­ken, daß sie uns hier leicht fas­sen konn­ten? Ehe wir aus­stie­gen, frag­te ich kurz, bei­na­he schon rou­ti­ne­mä­ßig:

»Was ist im Fal­le ei­nes An­griffs zu tun?«

Han­ni­bal wink­te zu­erst ge­reizt ab, dann sah er an­kla­gend durch die trans­pa­ren­te Ka­bi­ne in die Luft.

»Laut Be­rech­nung durch ›Ge­dächt­nis‹ ist mit ei­nem Ro­bo­ter­ein­satz zu rech­nen. Die Kampf­ma­schi­nen wer­den mit 99,6-pro­zen­ti­ger Wahr­schein­lich­keit ih­re Hyp­no­se­waf­fen ein­set­zen, um die mensch­li­chen Op­fer un­ge­fähr­det er­grei­fen zu kön­nen. In dem Fall an un­se­re be­son­de­re Ei­gen­schaft den­ken. Wi­der­stand leis­ten, Ent­set­zen heu­cheln. Ver­ra­ten, daß kei­ne hyp­no­ti­sche Be­ein­flus­sung statt­fin­det.«

»Warum?« frag­te ich un­er­bitt­lich. Die An­wei­sun­gen muß­ten uns in Fleisch und Blut über­ge­hen. Der ge­rings­te Feh­ler konn­te zur Ver­nich­tung füh­ren.

»Geg­ner muß so­fort und nach­hal­tig dar­über in­for­miert wer­den, daß mit un­se­ren Ge­hir­n­en et­was nicht stimmt. Wir sind durch har­te Raum­strah­lung ge­schä­digt wor­den. Er muß ver­wirrt wer­den, in­dem wir ihm von vorn­her­ein zei­gen, daß er uns das Wis­sen und die ge­sam­ten Er­in­ne­run­gen nicht auf dem Hyp­no­se­we­ge ent­zie­hen kann, um sie ei­ner Nach­ah­mung zu über­mit­teln. Das bie­tet re­la­ti­ve Si­cher­heit für uns, Un­si­cher­heit für ei­ne je­de Imi­ta­ti­on. Un­be­dingt Zeit zum Han­deln ge­win­nen.«

Er at­me­te tief durch und be­gann an­schlie­ßend die Ka­bi­ne zu öff­nen.

»Oder soll ich noch mehr her­un­ter­lei­ern?« frag­te er über die Schul­ter zu­rück.

Nein, es ge­nüg­te. Wir stie­gen aus und stapf­ten durch die ho­hen saf­ti­gen Grä­ser. Ei­ne hal­be Stun­de konn­ten wir die Aus­sicht ge­nie­ßen.

Wir setz­ten uns auf die al­te Stel­le und lehn­ten uns mit dem Rücken ge­gen einen mäch­ti­gen, selt­sam ge­form­ten Fels­block. Von da an re­de­ten wir nur über be­lang­lo­se Din­ge. Wir rech­ne­ten mit al­len Even­tua­li­tä­ten, al­so auch mit ei­ner wahr­schein­li­chen Ab­hör­ge­fahr.

Die Mi­nu­ten schli­chen da­hin. Die in­ne­re Span­nung stieg mit je­der Se­kun­de, doch es ge­sch­ah nichts. Es war wie je­den Tag. Der Geg­ner schi­en sich in sei­nem un­be­kann­ten Ver­steck förm­lich ver­kro­chen zu ha­ben.

Als die drei­ßig Mi­nu­ten um wa­ren, sag­te Han­ni­bal mü­de:

»Nun, da wä­ren wir wie­der ein­mal so weit. Ich …«

Er ver­stumm­te mit­ten im Satz. Alar­miert dreh­te ich mich has­tig um. Ich muß­te mich be­herr­schen, um nicht so­fort zur Waf­fe zu grei­fen. Schwei­gend folg­te ich mit den Au­gen sei­nem er­staun­ten Blick.

»Eh, wenn mich nicht al­les täuscht, hat ne­ben der Quel­le un­se­re Ma­schi­ne ge­stan­den, oder?«

Ich war in dem Au­gen­blick wie leer­ge­brannt. Die ein­zig mög­li­che Er­klä­rung woll­te ich nicht ak­zep­tie­ren, ob­wohl ich im Un­ter­be­wußt­sein längst er­faßt hat­te, was vor­ge­fal­len sein muß­te! Un­ser Hub­schrau­ber war tat­säch­lich nicht mehr da, und wir hat­ten nichts ge­hört.

Han­ni­bal mach­te sei­ner Er­re­gung in wil­den Flü­chen Luft. Ich brüll­te in der Ge­gend her­um, wer – zum Teu­fel – uns die­sen üb­len Streich ge­spielt hät­te. Der Kerl soll­te so­fort er­schei­nen, hier wä­re der Si­cher­heits­chef.

Wir be­nah­men uns völ­lig un­be­fan­gen, ob­wohl al­les in uns vi­brier­te. Han­ni­bal rann­te nach vorn und setz­te mit ei­nem Sprung über ein Rinn­sal hin­weg. Plötz­lich hör­te ich den lei­sen Heul­ton.

Et­was schi­en sich mit ei­nem leich­ten Druck­schmerz in mein Ge­hirn zu boh­ren. Das Ge­fühl blieb, ob­wohl der Heul­ton an­schwoll. Ich kann­te die Sym­pto­me aus den zahl­rei­chen Ver­su­chen mit GWA-Wis­sen­schaft­lern zu ge­nau.

Wenn die­ser Druck­schmerz auf­tauch­te, wur­de nach mei­ner Er­fah­rung der Ver­such ge­macht, mich mit star­ken, me­cha­ni­schen Ge­rä­ten zu hyp­no­ti­sie­ren oder mit wir­kungs­vol­len Dro­gen wil­len­los zu ma­chen. Ich wuß­te, daß es so war, aber ich wuß­te auch, daß die un­ter­bro­che­ne Ner­ven­fa­ser in mei­nem Hirn den Kon­takt ver­hin­der­te. Die un­sicht­ba­re Ge­walt drang nicht bis zu den be­ein­fluß­ba­ren Zen­tren vor. Ich blieb klar; der Schmerz stör­te in kei­ner Wei­se.

Auch Han­ni­bal hat­te ge­nug Selbst­be­herr­schung, um die Schmerz­emp­fin­dung zu igno­rie­ren. Wir ver­hiel­ten uns so, als ver­spür­ten wir über­haupt nichts.

Das Heu­len wur­de stär­ker. Da­zwi­schen er­klang ein schril­ler Ruf, der tod­si­cher größ­te Über­ra­schung aus­drücken soll­te. Da war je­mand, der sich über un­se­re Im­mu­ni­tät sehr ver­wun­der­te.

Nun konn­ten wir das Ge­räusch nicht mehr über­hö­ren. Es wä­re auf­ge­fal­len.

Ich wir­bel­te zu­erst her­um; Han­ni­bal han­del­te eben­so.

Dann stöhn­te ich dumpf auf. Der Klei­ne schrie vor Ent­set­zen. Ne­ben dem großen Fel­sen, an dem wir eben noch ge­ses­sen hat­ten, stan­den zwei de­ne­bi­sche Kampfro­bo­ter der uns be­kann­ten Aus­füh­rung. Die Gi­gan­ten aus MA-Me­tall hat­ten sämt­li­che Waf­fen auf uns ge­rich­tet. Ich be­gann Blut und Was­ser zu schwit­zen, als ich das röt­li­che Flim­mern in der rech­ten Pro­jek­tor­mün­dung be­merk­te. Die Strahl­waf­fe ›Ro­tes Leuch­ten‹ konn­te uns in we­ni­gen Au­gen­bli­cken zu tod­kran­ken Ge­schöp­fen ma­chen.

Ich riß die schwe­re Dienst­waf­fe hoch. Bei­na­he hät­te ich auf die glü­hen­den Au­gen des einen Ro­bots ge­schos­sen. Im letz­ten Au­gen­blick senk­te ich den Lauf und zog durch.

Der peit­schen­de Knall der Hen­der­ley ver­ging im dump­fen De­to­na­ti­ons­don­ner der Ge­schos­se. Sie er­zeug­ten auf den Scha­len der Me­tall­mons­tren grell­wei­ße Blit­ze. Die win­zi­gen, doch hoch­ra­san­ten Split­ter ras­ten mit wi­der­li­chen Ge­räuschen durch die Luft.

Der Klei­ne schrie mir et­was zu. Ich sah ihn ren­nen und da­bei im­mer wie­der nach hin­ten schie­ßen. Sei­ne Tref­fer sa­ßen eben­falls auf den Brust­plat­ten aus MA-Me­tall Sie spot­te­ten un­se­ren Be­mü­hun­gen.

Keu­chend gin­gen wir hin­ter dem mäch­ti­gen Fels­block in De­ckung. Has­tig sag­te ich:

»Auf­pas­sen, die Ro­bo­ter ha­ben ga­ran­tiert Schuß­ver­bot, sonst hät­ten sie uns längst er­le­digt. Man hat nicht da­mit ge­rech­net, daß wir auf den Hyp­no­se­strah­ler der­art rea­gie­ren. Was pas­siert jetzt? Las­sen sie uns lau­fen? Un­mög­lich!«

»Hin­ter uns kommt je­mand«, raun­te er mir zu. Gleich­zei­tig er­öff­ne­te ich wie­der das Feu­er.

Lang­sam nä­her­ten sich uns die bei­den Ro­bo­ter. Sie soll­ten ab­len­ken. Wir be­folg­ten auch die ge­fähr­li­che Spiel­re­gel. Ich jag­te eben die letz­ten Schüs­se aus dem Ma­ga­zin, als sich das Ge­sicht der Welt ver­än­der­te.

Al­les er­schi­en plötz­lich in ei­nem grün­li­chen Farb­ton. Es gab kei­nen noch so win­zi­gen Ge­gen­stand, der nicht grün ge­leuch­tet hät­te.

Gleich­zei­tig fühl­te ich, daß mir mei­ne Hand nicht mehr ge­horch­te. Et­was un­ter­band die Ner­ven­re­fle­xe. Ich be­kam das neue Ma­ga­zin nicht mehr in den Griff, so­sehr ich mich auch be­müh­te.

Im nächs­ten Au­gen­blick sah ich den to­tal er­starr­ten Kör­per des Klei­nen. Ich konn­te noch klar den­ken, aber der Kör­per wi­der­setz­te sich den be­feh­len­den Im­pul­sen des Hirns.

Ich woll­te stöh­nen, mein Ent­set­zen hin­aus schrei­en, auch das war nicht mehr mög­lich. Mei­ne Hand um­klam­mer­te nach wie vor das Ma­ga­zin. Es leuch­te­te grün.

Mein Blick konn­te sich nicht von der Stel­le lö­sen, die ich vor­her be­ob­ach­tet hat­te. Ich konn­te die Au­gen nicht mehr be­we­gen. In den Oh­ren lag ein dump­fes Sin­gen von er­mü­den­der Mo­no­to­nie.

Ich wuß­te nur, daß man uns mit ei­ner an­de­ren Waf­fe ak­ti­ons­un­fä­hig ge­macht hat­te, nach­dem die Ro­bo­thyp­no­se nicht ge­wirkt hat­te. Gu­ter Gott, über wel­che Mit­tel ver­füg­ten die Frem­den ei­gent­lich noch! Das war un­heim­lich! Was wa­ren wir ge­gen sie?

In mei­nem be­grenz­ten Blick­be­reich tauch­ten plötz­lich die Fü­ße ei­nes Un­be­kann­ten auf. Als er sich bück­te, er­kann­te ich einen mei­ner ge­flo­he­nen Of­fi­zie­re. Al­so ein ›Ding‹, das na­tür­lich ein De­ne­ber war.

Ich blick­te in das Ge­sicht des vor et­wa fünf­zehn Ta­gen ver­schwun­de­nen Pan­zer­ma­jors Ruf­arts. Es war mas­ken­haft starr. Die Au­gen der Spie­gel ei­ner maß­lo­sen Über­ra­schung.

In der na­tür­lich wir­ken­den Hand hielt er ein lan­ges Rohr mit bir­nen­för­mi­ger Ver­di­ckung. Aus der einen Öff­nung kam das grün­li­che Flim­mern, das uns zu un­be­weg­li­chen Ge­schöp­fen mach­te.

Ich hör­te das Ding in ei­ner uns un­be­kann­ten Spra­che et­was ru­fen. Mo­du­lier­te Tö­ne herrsch­ten vor.

Die Nach­ah­mung des Ma­jor Ruf­arts trat einen Schritt zu­rück. Wäh­rend sie uns im Strah­lungs­ke­gel der Läh­mungs­waf­fe hielt, ent­waff­ne­ten uns die her­bei­kom­men­den Ro­bo­ter. Ich hät­te schrei­en mö­gen, als die me­tal­li­schen Pran­ken des einen Rie­sen vor mei­nem Ge­sicht auf­tauch­ten. Wenn die Ma­schi­ne nur ei­ne un­be­dach­te Be­we­gung mach­te, war mein Kopf ei­ne breii­ge Mas­se.

Den har­ten Druck der zu­grei­fen­den Werk­zeu­ge fühl­te ich nicht. Ich ahn­te aber, daß mei­ne Rip­pen spä­ter schmer­zen muß­ten.

Auch Han­ni­bal wur­de auf­ge­ho­ben. Dann wur­den wir noch­mals von dem grü­nen Wel­len­ke­gel ein­gehüllt. An­schlie­ßend schal­te­te der an­geb­li­che Ruf­arts die Läh­mungs­waf­fe ab.

Ich konn­te mich trotz­dem nicht be­we­gen. Die Läh­mung schi­en ei­ni­ge Zeit an­zu­hal­ten. Der ›Ma­jor‹ trat dicht vor mich hin und sah mir auf­merk­sam in die Au­gen. Die Lip­pen öff­ne­ten sich, doch dann schloß er sie wie­der. Er schi­en ein­zu­se­hen, daß ich in die­sem Zu­stand nicht ant­wor­ten konn­te.

Sin­gen­de Be­feh­le ka­men. Die Ro­bo­ter schrit­ten rasch aus. Plötz­lich sah ich weit jen­seits der Quel­le, ver­steckt in ei­ner Bo­den­spal­te, ein fla­ches, lin­sen­för­mi­ges Ge­bil­de. Es hing dicht über dem Bo­den, so, als wä­re es schwe­re­los.

Es muß­te auch so sein. Als man uns in die brei­te Öff­nung hin­ein­schob, er­kann­te ich le­dig­lich einen großen, ge­wölb­ten Raum. Die mas­si­gen Ro­bots konn­ten ge­ra­de noch dar­in ste­hen.

Ein an­de­res Ding in der Ge­stalt ei­nes Men­schen saß vorn vor den Kon­trol­len. Ich wuß­te nicht, wen es ver­kör­per­te, aber es muß­te ein Zi­vi­list ge­we­sen sein. Ich merk­te nicht, daß die Ma­schi­ne Fahrt auf­nahm, doch da­für dach­te ich ent­setzt an die re­la­tiv na­he Ab­wehr­sta­ti­on, die wir so­eben erst ein­ge­rich­tet hat­ten. Wenn man uns in die Or­tungs­tas­ter be­kam, heul­ten ei­ni­ge ato­ma­re Kampfra­ke­ten aus den Schie­nen.

Ich hat­te kaum dar­an ge­dacht, als das Fahr­zeug schon wie­der lan­de­te. Ich sah es an dem auf­glei­ten­den Luk. Ei­ne große Stre­cke konn­ten wir nicht zu­rück­ge­legt ha­ben, und im Sperr­ge­biet be­fan­den wir uns auch noch.

Ich sah die auf­ra­gen­den Ber­ge jen­seits des Sweet-Wa­ter. Der Fluß muß­te schon in süd­li­cher Rich­tung hin­ter uns lie­gen.

In ei­ner son­nen­ver­brann­ten, ve­ge­ta­ti­ons­lo­sen Fels­wand zeig­te sich ein Spalt. Er dehn­te sich wei­ter aus und wur­de so groß, daß so­gar die Ro­bo­ter durch­schrei­ten konn­ten.

Hel­les Licht blen­de­te auf – und da sah ich mich!

›Ich‹ stand ne­ben dem so plötz­lich ver­schwun­de­nen Hub­schrau­ber und ne­ben ›mir‹ trip­pel­te ›Han­ni­bal‹ auf und ab. Die Wo­ge des Ent­set­zens über­fiel mich mit spon­ta­ner Wucht. Al­les hät­te ich für mög­lich ge­hal­ten, aber nicht die Tat­sa­che, daß es für uns schon zwei her­vor­ra­gend durch­ge­bil­de­te Nach­ah­mun­gen gab!

Jetzt wuß­te ich auch, warum die Frem­den so lan­ge ge­zö­gert hat­ten. Sie konn­ten uns nicht eher fas­sen, bis die Imi­ta­tio­nen fer­tig wa­ren. Ich konn­te mir vor­stel­len, daß sie an Hand von Fo­to­gra­fi­en und Fil­men täu­schend echt her­ge­stellt wor­den wa­ren. Auch un­se­re Stim­men hat­te man sau­ber kon­stru­ie­ren kön­nen. Ich hat­te oft ge­nug mit un­er­kann­ten De­ne­bern ge­spro­chen. Vor­aus­schau­end hat­ten sich die Frem­den ein­wand­freie Ton­band­auf­nah­men ver­schafft.

Sie muß­ten uns über­haupt bis ins De­tail stu­diert ha­ben. Der Gang des Pseu­do-Han­ni­bal war völ­lig feh­ler­frei. Die­se Kör­per konn­ten nur dann als Nach­ah­mung er­kannt wer­den, wenn die dar­in ver­bor­ge­nen De­ne­ber-Ge­hir­ne nicht über un­ser Wis­sen ver­füg­ten. Das war der Ha­ken bei der Sa­che. Wir wa­ren hyp­no­tisch nicht be­ein­fluß­bar, so daß man uns nicht un­ser Er­in­ne­rungs­ver­mö­gen und all die vie­len an­der­wei­ti­gen Da­ten ab­neh­men konn­te.

Der Ge­dan­ke kam mir blitz­ar­tig. Es blieb ab­zu­war­ten, ob die Tat­sa­che der Im­mu­ni­tät ein Vor­teil oder ein Nach­teil war. Je­den­falls wä­ren wir längst ver­lo­ren ge­we­sen, wenn wir den Ro­bo­tern ge­gen­über die Hyp­no­ti­sier­ten ge­spielt hät­ten. Es wä­re so­fort ent­deckt wor­den, und wir hät­ten kaum ei­ne fun­dier­te Er­klä­rung fin­den kön­nen.

Wir blie­ben in den Ar­men der Kampf­ma­schi­nen hän­gen. Mein Kör­per war im­mer noch be­we­gungs­un­fä­hig. Han­ni­bal konn­te ich nicht se­hen. Da­für er­blick­te ich den an­geb­li­chen Ma­jor Ruf­arts, der sicht­lich er­regt auf die vor dem Hub­schrau­ber ste­hen­den Ge­bil­de zu­ging und so­fort zu spre­chen be­gann.

Mein falsches Ich fuhr sicht­lich zu­sam­men. Es stell­te er­reg­te Rück­fra­gen. Kurz dar­auf kam es auf mich zu. Ja, es war ge­nau mein Bio-Ge­sicht, mei­ne Fi­gur und so­gar die Uni­form war ta­del­los. Über welch ein Kön­nen ver­füg­ten die­se De­ne­ber!

Als ich mei­ne ur­ei­gens­te Stim­me hör­te, wur­de mir trotz der Kör­per­star­re bei­na­he übel.

Se­hen Sie ein­mal in Ihr ei­ge­nes Ge­sicht, und er­ken­nen Sie ein­mal den schad­haf­ten Gold­zahn, über den Sie sich schon im­mer ge­är­gert ha­ben. Mir stock­te fast der Atem.

»Wie­so sind Sie nicht er­starrt, als die Ro­bo­ter auf­tauch­ten?« fuhr mich das Ding an. »Re­den Sie! Sie kön­nen es schon wie­der.«

Nein, ich konn­te es nicht, und das wur­de be­merkt. Han­ni­bal II eil­te zu ei­nem klei­nen Ge­rät, das nur aus ei­ner durch­sich­ti­gen Glas­ku­gel zu be­ste­hen schi­en.

Gleich dar­auf be­gann das Ge­bil­de zu leuch­ten. Das schma­le, lang­ge­streck­te Ge­sicht ei­nes Fremd­we­sens er­schi­en. Ein De­ne­ber, oh­ne Zwei­fel! Die In­tel­li­gen­zen hat­te ich auf dem mar­sia­ni­schen Ma­gnet­film zu deut­lich ge­se­hen, und au­ßer­dem wa­ren sie mir schon beim letz­ten Mond­ein­satz be­geg­net.

Das feh­len­de Kinn, der mes­ser­schar­fe Mund and die weit aus­ein­an­der­ste­hen­den Au­gen ver­lie­hen dem We­sen et­was Dia­bo­li­sches. Man sah auf den ers­ten Blick, daß er trotz sei­ner auf­rech­ten Hal­tung nie­mals ein Mensch sein konn­te. Es wa­ren sehr we­sent­li­che Un­ter­schie­de, ob­wohl die Na­tur auch auf dem vier­ten Pla­ne­ten der Son­ne De­neb das in­tel­li­gen­te Le­ben in zwei­bei­ni­ger und zwei­ar­mi­ger Form er­schaf­fen hat­te. Au­ßer­dem wa­ren die De­ne­ber Sau­er­stof­fat­mer wie wir. Die ana­to­mi­sche Ge­stal­tung des Ge­samt­kör­pers lag wohl in ei­ner Ent­wick­lungs­ge­schich­te be­stimmt, die der des Men­schen sehr äh­neln muß­te.

Wir wa­ren durch die Mars­un­ter­la­gen dar­über in­for­miert, daß De­neb IV bis auf un­we­sent­li­che Un­ter­schie­de in Gra­vi­ta­ti­on, Tem­pe­ra­tur und at­mo­sphä­ri­scher Zu­sam­men­set­zung der Er­de ge­gli­chen hat­te. So war es für un­se­re Fach­leu­te nicht ver­wun­der­lich, daß uns das frem­de Volk trotz­dem so sehr äh­nel­te. Der tat­säch­li­che Un­ter­schied rea­li­sier­te sich nicht in der äu­ße­ren Form des Kör­pers, son­dern im Ge­hirn und der Men­ta­li­tät. In die­ser Hin­sicht wa­ren sie völ­lig fremd­ar­tig, das stand fest.

Han­ni­bal II sprach has­tig in die Ku­gel. Es muß­te sich um ei­ne Art von Bild­sprech­ge­rät han­deln. Die Ant­wor­ten konn­te ich gut hö­ren, je­doch nicht ver­ste­hen.

Wäh­rend­des­sen wan­der­te mein Ich Num­mer II vor mir her­um. Jetzt sah ich ein­mal, wie »mei­ne« düs­te­ren Bli­cke auf die Leu­te wirk­ten. Da­vor konn­te man wirk­lich Angst be­kom­men!

Han­ni­bal II be­en­de­te die Ver­bin­dung und sprach er­neut auf mei­ne Ko­pie ein. Das an­de­re Ding schi­en Ratschlä­ge zu ge­ben, die of­fen­sicht­lich ver­wor­fen wur­den. Dann kam das Et­was wie­der auf mich zu.

»Spre­chen Sie end­lich, oder wir wer­den Sie durch Schocks aus Ih­rer ge­spiel­ten Star­re rei­ßen.«

Ich konn­te nicht, beim bes­ten Wil­len nicht. Es dau­er­te noch ei­ne hal­be Stun­de, bis der zie­hen­de Schmerz ein­setz­te. Er nahm mich förm­lich aus­ein­an­der, durch­zuck­te sämt­li­che Ner­ven- und Mus­kel­strän­ge, bis er aus­ge­spro­chen pei­ni­gend wur­de.

Mein ers­ter Laut war ein gel­len­der Schrei. Hin­ter mir brüll­te der Klei­ne. Es währ­te Mi­nu­ten, bis ich mich wie­der be­herr­schen konn­te. Sämt­li­che Re­ak­tio­nen kehr­ten zu­rück. Nun fühl­te ich auch mei­ne ge­quetsch­ten Rip­pen.

Die Ro­bots lie­ßen uns los. Tau­melnd setz­ten wir die Fü­ße auf den Erd­bo­den. Han­ni­bal war so­fort an mei­ner Sei­te.

Wir brauch­ten un­ser Ent­set­zen nicht zu heu­cheln. Es war da, trotz al­ler Er­kennt­nis­se und Vor­be­rei­tun­gen.

»Was – was …«

»Stel­len Sie kei­ne über­flüs­si­gen Fra­gen«, wur­de ich von mei­ner Ko­pie un­ter­bro­chen. »Ich wer­de an Ih­rer Stel­le ins Werk ge­hen. Das muß Ih­nen ge­nü­gen. Jetzt möch­te ich wis­sen, warum Sie beim Auf­tau­chen der Ro­bo­ter nicht er­starr­ten. Wie­so nicht?«

»Ich ver­ste­he kein Wort«, sag­te ich ver­krampft. Im­mer wie­der muß­te ich in die­ses Ge­sicht star­ren.

»Hat­ten Sie ein­mal ei­ne Schä­del­ver­let­zung?« fiel das an­de­re Ding ein.

Es war Han­ni­bals hei­se­re, durch­drin­gen­de Stim­me.

Der ech­te Zwerg be­gann zu flu­chen, und da grins­te die Nach­ah­mung. Al­so so­gar dar­auf hat­te man ge­ach­tet. Mir wur­de reich­lich warm un­ter der Uni­form!

»Nein, warum? Was mei­nen Sie denn?« stöhn­te ich. »Was soll das al­les be­deu­ten? Ma­jor Ruf­arts, ich ver­lan­ge so­fort ei­ne Er­klä­rung über …«

Das Ding dreh­te sich ein­fach um. Man gab an die Ro­bo­ter ei­ne An­wei­sung durch. In dem Au­gen­blick sah ich Han­ni­bals ver­zo­ge­ne Mund­win­kel. Er hat­te sich wie­der ge­fan­gen. Auch ich war ru­hi­ger ge­wor­den. Der ers­te Schock war hart ge­we­sen.

Als nie­mand auf uns ach­te­te, ver­schwand mei­ne Rech­te in der Ho­sen­ta­sche. Ich zog sie auch nicht her­aus, als es in den bei­den Kampf­ma­schi­nen zu sum­men be­gann. Die Hyp­no­se­strah­ler lie­fen an. Die Din­ger woll­ten noch­mals einen Ver­such ma­chen.

Ich fühl­te nur den Druck­schmerz. Sie starr­ten uns an wie Wun­der­tie­re, da wir in kei­ner Wei­se rea­gier­ten.

Mei­ne Nach­ah­mung fluch­te in far­bi­gen Aus­drücken. Sie wa­ren ge­nau mei­nem mi­li­tä­risch-kräf­ti­gen Sprach­schatz ent­nom­men. Die un­schul­di­gen Ro­bo­ter wur­den an­ge­brüllt.

In­zwi­schen hat­te ich durch die Ta­sche hin­durch die Tas­te ge­fun­den.

Das Zei­chen ›TTT‹ ging in ra­scher Fol­ge hin­aus. Es ge­nüg­te un­be­dingt, um TS-19 über un­se­re Ge­fan­gen­nah­me zu in­for­mie­ren. Ich wie­der­hol­te zur Si­cher­heit und gab dann über SUW im Klar­text die un­ge­fäh­re Po­si­ti­on der Höh­le durch. Ei­ne Be­stä­ti­gung konn­te ich nicht er­hal­ten, aber der Emp­fang muß­te so gut wie si­cher sein. Wei­ter als zwan­zig Mei­len wa­ren wir nicht ent­fernt, und das Werk lag ent­schie­den tiefer. Ab­schlie­ßend gab ich durch:

»Flie­gen­de Re­lais­sta­tio­nen star­ten las­sen. Mög­lich, daß wir aus dem nä­he­ren Sen­de­be­reich ver­schleppt wer­den. En­de, HC-9.«

Ich steck­te nun auch die an­de­re Hand in die Ta­sche. Es sah so aus, als woll­te ich das Zit­tern der Fin­ger ver­ber­gen.

Die drei ver­kapp­ten De­ne­ber spra­chen er­regt. An­schlie­ßend wur­de ich ge­fragt:

»Sie be­ab­sich­tig­ten, die neue Ra­ke­ten­sta­ti­on nord­west­lich des Flus­ses zu in­spi­zie­ren? Re­den Sie, oder Sie wer­den fürch­ter­li­che Qua­len er­lei­den.«

»Wo – wo­her wis­sen Sie das?« gab ich in­di­rekt die Aus­kunft. »Wol­len Sie mir nicht end­lich sa­gen, was das zu be­deu­ten hat? Ich …«

Man ließ uns wie­der ste­hen. Dicht ne­ben uns rag­ten die Me­tall­mas­sen der Ro­bo­ter ge­gen die nie­de­re Fels­de­cke. Es war ein großer Raum, je­doch völ­lig kahl und leer. Das war nie­mals die Zen­tra­le der Frem­den.

Han­ni­bal stieß einen Zischlaut der Über­ra­schung aus, als un­se­re Ko­pi­en in den Hub­schrau­ber klet­ter­ten. Sie ris­kier­ten es al­so, oh­ne un­ser in­di­vi­du­el­les Wis­sen als Ad­mi­ral Faet­cher und Cap­tain Rinkle auf­zu­tre­ten.

Das war al­ler­hand, da­mit hat­te ich nicht ge­rech­net. Erst Au­gen­bli­cke spä­ter, als die Ma­schi­ne von dem einen Ro­bo­ter durch den Fels­s­palt ge­scho­ben wur­de, be­griff ich.

Sie hat­ten in kla­rer Lo­gik er­faßt, daß sie un­ter al­len Um­stän­den ge­hen muß­ten! Es blieb ih­nen kei­ne an­de­re Wahl mehr, wenn das gan­ze Un­ter­neh­men nicht ins Was­ser fal­len soll­te. Der Si­cher­heits­chef durf­te ein­fach nicht ver­schwin­den. Er war der wich­tigs­te Mann in dem ge­wag­ten Spiel.

Uns konn­ten sie jetzt nicht mehr lau­fen las­sen. Für an­de­re Pla­nun­gen blieb dem­nach kei­ne Zeit mehr, und so muß­ten sie das Ri­si­ko ein­ge­hen, we­nigs­tens für vier­und­zwan­zig Stun­den un­se­re Rol­len zu spie­len. Das konn­te nicht be­son­ders schwer sein, da sie sich in ir­gend­ei­ner Form zu­rück­zie­hen konn­ten. Es lag schließ­lich am Chef des Si­cher­heits­diens­tes, wel­che Be­feh­le er gab.

Viel län­ger als vier­und­zwan­zig Stun­den konn­ten sie die­ses Spiel aber nicht durch­hal­ten. Dann muß­te zu­min­dest mei­ne Ko­pie mit Leu­ten zu­sam­men­kom­men, die sie oh­ne mein Wis­sen nicht ken­nen konn­te.

Ich nahm al­so an, daß sie die Hoff­nung heg­ten, die de­ne­bi­schen Wis­sen­schaft­ler in der un­be­kann­ten Zen­tra­le könn­ten uns in­ner­halb die­ser Zeit­span­ne doch noch sämt­li­che im Ge­hirn ge­spei­cher­ten Da­ten ab­neh­men.

Das war un­se­re Chan­ce, gleich­zei­tig aber auch die große Ge­fahr.

Ich be­gann wie­der zu mor­sen. Die Nach­richt über den Ab­flug der Nach­ah­mun­gen ver­ließ mei­ne Bein­an­ten­ne. Han­ni­bal be­gann ver­hal­ten zu grin­sen. Es ver­lor sich, als der De­ne­ber in Ge­stalt Ma­jor Ruf­arts’ zu­rück­kehr­te. Mit ihm er­schi­en der zwei­te Ro­bo­ter.

Ruf­arts sag­te über­gangs­los:

»Sie wun­dern sich et­was, wie? Nun, Sie wer­den al­les er­fah­ren. Sie soll­ten mir so­fort sa­gen, warum Sie nicht rea­gie­ren.«

»Ich ver­ste­he nicht, was Sie mei­nen!« ent­geg­ne­te ich steif. Wahr­schein­lich war ich sehr blaß.

Da fiel Han­ni­bal ein:

»Ruf­arts, ei­ne Spio­na­ge­af­fä­re hat­te ich Ih­nen zu­ge­traut, aber daß Sie mit den Leu­ten so eng ver­schwä­gert sind, hät­te ich doch nicht ge­dacht. Wie ha­ben Sie es fer­tig­ge­bracht, mich und Ad­mi­ral Faet­cher so sau­ber nach­zu­bil­den? Wer hat die Mas­ke ge­macht? Die Asia­ten, was? Sie brau­chen mir gar nichts zu er­zäh­len. Wenn wir Ih­re Ban­de er­wi­schen, gibt es Zun­der. Das wä­re al­les, was ich zu sa­gen hät­te.«

»Sie hal­ten mich für einen Agen­ten des Großasia­ti­schen Staa­ten­bun­des?« frag­te er be­lus­tigt.

»Was denn sonst!« er­klär­te ich em­pört. »Das dach­te ich mir gleich, als Sie so plötz­lich ver­schwan­den. Wes­halb ei­gent­lich? Wo­vor hat­ten Sie Angst?«

Das war na­tür­lich ei­ne ab­so­lut un­sin­ni­ge Fra­ge. Das Ding lach­te amü­siert, und ich muß­te wie­der mein Grau­en ver­ber­gen.

»Die Ro­bo­ter brin­gen Sie nun zum Stütz­punkt. Ma­chen Sie kei­ne un­über­leg­ten Hand­be­we­gun­gen, oder Sie kom­men nicht le­bend an. Ha­ben Sie das ganz klar ver­stan­den? Das sind Kampf­ma­schi­nen, die un­be­dach­te Ges­ten leicht als An­griff auf­fas­sen.«

 

Die mäch­ti­gen Ma­schi­nen kau­er­ten mit an­ge­zo­ge­nen Geh­werk­zeu­gen in dem für sie zu nied­ri­gen Wa­gen. Es war nichts an­de­res als ei­ne Rohr­bahn, die man in al­ler Heim­lich­keit durch das Ge­stein ge­führt hat­te.

Wir la­gen zwi­schen den Gi­gan­ten aus MA-Me­tall. Von der Fahrt war über­haupt nichts zu spü­ren. Nur am Nei­gungs­win­kel er­kann­te ich, daß es im­mer tiefer nach un­ten ging. Nach der Tech­nik der De­ne­ber zu ur­tei­len, muß­te der gra­nat­för­mi­ge Rohr­bahn­wa­gen ei­ne ho­he Ge­schwin­dig­keit ent­wi­ckeln. Wir fuh­ren schon lan­ge ge­nug, um längst au­ßer­halb des Sperr­ge­bie­tes zu sein.

Der Nei­gungs­win­kel ging in die Waa­ge­rech­te über. So blieb es auch, bis plötz­lich ei­ne brei­te Tür auf­glitt.

Ich war ver­blüfft! Han­ni­bal öff­ne­te vor Er­stau­nen die Lip­pen. Bei­de stell­ten wir uns die Fra­ge, wie­so wir nichts von der Brem­sung be­merkt hat­ten. Die Fahrt­be­schleu­ni­gung war eben­falls nicht auf­ge­fal­len.

Hat­ten die­se In­tel­li­gen­zen denn tat­säch­lich das Ge­heim­nis des Be­har­rungs­ver­mö­gens ge­löst? Brach­ten sie es fer­tig, den fürch­ter­li­chen An­druck bei Raum­schiff-Starts ein­fach zu neu­tra­li­sie­ren? Es muß­te so sein, oder ich hät­te von dem Brems­ma­nö­ver et­was ge­spürt. Ich stöhn­te in­ner­lich. Das wur­de ja im­mer schö­ner. Ob uns bei die­ser enor­men Tech­nik un­se­re ope­rier­ten Ge­hir­ne noch et­was nütz­ten?

Die Ro­bots brach­ten uns nach drau­ßen. Wir hät­ten gut in der un­ter­ir­di­schen Zen­tra­le der GWA sein kön­nen, so hoch, fu­gen­los glatt und groß war der Stol­len.

Wir muß­ten uns auf et­was stel­len, das wie ei­ne ge­wöhn­li­che Blech­plat­te aus­sah. Es war ein Trans­port­fahr­zeug, das laut­los und mit ho­her Fahrt durch den Stol­len glitt.

Das Sum­men un­sicht­ba­rer Ma­schi­nen klang auf. Ich gab lau­fend mein Ruf­zei­chen durch und ver­such­te TS-19 zu er­rei­chen. Es kam nun ent­schei­dend dar­auf an, wie tief wir un­ter dem Bo­den wa­ren und wel­che Werk­stof­fe für die Aus­klei­dung der Fels­wän­de ver­wandt wor­den wa­ren. Ge­mein­hin gab es für die Sup-Ul­tra-Kurz­wel­len kein Hin­der­nis, es sei denn, das Ge­biet wä­re von ei­nem star­ken Kraft­feld über­la­gert. Selbst in die­sem Fall wä­re es wie­der ent­schei­dend auf die Art des Fel­des an­ge­kom­men.

Nach mei­ner Zeit­be­rech­nung muß­ten die flie­gen­den Re­lais­sta­tio­nen schon in der Luft sein. Die Ma­schi­nen hat­ten Tag und Nacht auf Ab­ruf zum Alarm­start be­reit­ge­stan­den. Die Be­sat­zun­gen wa­ren ge­schul­te GWA-Agen­ten, so daß ich Aus­sicht hat­te, daß mei­ne Sen­dung durch­kam und wei­ter­ge­lei­tet wur­de.

Wir hiel­ten in ei­ner großen Hal­le. Ro­bo­ter von un­be­kann­ter Kon­struk­ti­on wa­ren da­mit be­schäf­tigt, Kis­ten und Käs­ten von ei­nem brei­ten Lauf­band zu neh­men. Sie wur­den an­schei­nend nach In­halt sor­tiert und auf an­de­ren Bän­dern nach ver­schie­de­nen Rich­tun­gen wei­ter­ge­lei­tet.

Als ich un­be­dacht einen Schritt vor­wärts mach­te, schloß sich die Klaue der Kampf­ma­schi­ne mit der­ar­ti­ger Kraft um mei­nen Arm, daß ich qual­voll auf schrie.

Ich hat­te nur et­was zu im­pul­siv an die ge­heim­nis­vol­len Teil­fa­bri­ka­te ge­dacht, die hier an­schei­nend ih­ren end­gül­ti­gen Be­stim­mungs­ort fan­den.

Als die Ar­beits­ma­schi­nen aus dem Weg gin­gen, glitt die Platt­form wei­ter. Ge­ra­de­aus er­blick­te ich an­de­re Sä­le, doch wie­der kein or­ga­ni­sches Le­ben. Es schie­nen sich tat­säch­lich nur we­ni­ge er­wach­se­ne De­ne­ber in die­sem ir­di­schen Stütz­punkt auf­zu­hal­ten. Da­zu ka­men na­tür­lich noch die Nach­ah­mun­gen, für die aber eben­so vie­le De­ne­ber ih­ren ei­ge­nen Kör­pern hat­ten op­fern müs­sen! Wo ka­men sonst die Ge­hir­ne her? Mög­li­cher­wei­se wa­ren nur ei­ni­ge Leu­te aus dem Ori­gi­nal­volk vor­han­den. Al­le an­de­ren hat­ten ihr or­ga­ni­sches Da­sein auf­ge­ben müs­sen, um ihr Hirn für ei­ne Ro­bot-Nach­ah­mung zur Ver­fü­gung zu stel­len.

Grund­sätz­lich wa­ren al­so die Ko­pi­en An­ge­hö­ri­ge ei­nes frem­den Vol­kes aus den Tie­fen des Alls. Der mensch­lich ge­stal­te­te Kör­per spiel­te kei­ne Rol­le, nur der Geist war ent­schei­dend.

Die Plat­te glitt am Ein­gang ei­nes an­de­ren Raum­es vor­bei. Auch hier ver­sperr­ten ar­bei­ten­de Ma­schi­nen den Weg. Er­neut hiel­ten wir an.

Es war die größ­te Hal­le, die ich bis­her ge­se­hen hat­te. Un­be­greif­li­che Ma­schi­nen er­streck­ten sich bis zur De­cke. Es wa­ren kes­sel­för­mi­ge, durch­sich­ti­ge Ge­bil­de, in de­nen es wall­te und bro­del­te. Lei­tun­gen führ­ten zu den Be­häl­tern, zu mäch­ti­gen Iso­la­to­ren.

Ich be­griff erst, als sich in ei­ner klei­nen, wie hin­ge­duckt wir­ken­den Ma­schi­ne ei­ne Klap­pe öff­ne­te. Aus ei­ner breii­gen, schau­mi­gen Mas­se schob sich et­was her­vor, das Han­ni­bal zu ei­nem fast tier­haf­ten Auf­stöh­nen ver­an­lag­te.

Auch ich sah ent­setzt auf den mensch­li­chen Arm, aus des­sen obe­rem En­de ein Ku­gel­ge­lenk aus MA-Me­tall her­vor­rag­te. Ner­ven­fa­sern und Adern bau­mel­ten an dem Stumpf.

Ich durf­te nicht hin­se­hen, als sich der Klei­ne übergab. Mir grau­te vor die­ser Ma­schi­ne, die im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes le­ben­den Nach­wuchs ge­bar. So wur­den al­so die Imi­ta­tio­nen her­ge­stellt! Was da in den Kes­seln bro­del­te, konn­te nur or­ga­ni­sches Ge­we­be in sei­ner ur­sprüng­li­chen Form sein. In an­de­ren Spe­zial­ma­schi­nen moch­te es dann wei­ter­ver­ar­bei­tet wer­den.

Wir folg­ten ei­nem kur­z­en Gang. Plötz­lich brach das Ta­ges­licht her­ein. Vor uns lag ei­ne wei­te Öff­nung, die di­rekt ins Freie führ­te.

Auf der lin­ken Sei­te wi­chen die Fels­wän­de ei­ner durch­sich­ti­gen Kunst­stoff­wand. Da­hin­ter er­kann­te ich An­la­gen, die nur zu ei­ner zen­tra­len Schalt­sta­ti­on ge­hö­ren konn­ten.

Die Gleit­plat­te hielt vor ei­ner kaum er­kenn­ba­ren Tür an, und so sah ich nur einen win­zi­gen Aus­schnitt der Land­schaft. Di­rekt ge­gen­über er­streck­ten sich stei­le Fels­wän­de. Der Klei­ne flüs­ter­te mir zu:

»Ei­ne sehr tie­fe Schlucht, den­ke ich. Al­so sind wir doch nicht tief un­ter der Er­de. Nur die Bahn­ver­bin­dung und die wich­ti­gen An­la­gen dürf­ten un­ter den Fel­sen lie­gen. Wo sind wir hier?«

Die ei­ne Kampf­ma­schi­ne dreh­te ruck­ar­tig den Kopf, des­halb zuck­te ich kaum merk­lich mit den Schul­tern.

Ich wuß­te es auch nicht. Ei­ne an­nä­hern­de Orts­be­stim­mung war im Au­gen­blick un­mög­lich. In der nä­he­ren Um­ge­bung des La­ra­mie-Be­ckens gab es so vie­le mäch­ti­ge Ge­birgs­zü­ge und so vie­le Schluch­ten, Ca­n­ons und sons­ti­ge Tä­ler, daß man kaum einen Über­blick ge­win­nen konn­te.

Im­mer­hin er­schi­en es mir er­staun­lich, daß wir die­ses Berg­tal noch nicht ent­deckt hat­ten. Un­se­re Luft­auf­klä­rung war doch tag­täg­lich im Au­ßen­dienst un­ter­wegs.

Oder hat­te man die Schlucht un­sicht­bar ge­macht? Viel­leicht ge­tarnt ge­gen je­de Art von Or­tung? Das konn­te nach der Tech­nik, die ich bei die­sen Frem­den schon er­lebt hat­te, durch­aus mög­lich sein. Wenn sie nicht die ent­spre­chen­den Schutz­mit­tel ge­gen op­ti­sche Sicht und elek­tro­ni­sche Or­tung be­ses­sen hät­te, wä­ren sie ga­ran­tiert ganz un­ter den Fel­sen ver­schwun­den. So hat­ten sie es ein­fa­cher, da es si­cher nicht leicht war, Hohl­räu­me die­ser Grö­ße un­auf­fäl­lig aus dem Ge­bir­ge zu schnei­den. Auch ato­ma­re Ver­damp­fer muß­ten auf­fal­len.

Die Tür glitt auf. Zö­gernd tra­ten wir ein. Erst nach ei­ni­gen Au­gen­bli­cken öff­ne­te sich im Hin­ter­grund der Schalt­zen­tra­le ei­ne an­de­re Tür. Die hoch­ge­wach­se­ne, ha­ge­re Ge­stalt ei­nes De­ne­bers er­schi­en. Die großen Au­gen un­ter der nach vorn ge­wölb­ten Stirn rich­te­ten sich zwin­gend auf uns.

Hin­ter ihm er­schie­nen acht wei­te­re De­ne­ber, ge­folgt von ei­ni­gen Nach­ah­mun­gen, die mir teil­wei­se be­kannt wa­ren. Nun war mir der Weg klar, auf dem sie aus dem Werk ver­schwun­den wa­ren.

Wir heu­chel­ten Über­ra­schung. Han­ni­bal wich zur Wand zu­rück, wäh­rend ich rauh her­vors­tieß:

»Was – was ist das? Wer sind Sie?«

Der Frem­de lä­chel­te nicht. Die­se Ge­fühls­re­gung schie­nen die Frem­den nicht zu ken­nen. Da­für frag­te er in ei­nem ein­wand­frei­en Eng­lisch:

»Sie ha­ben uns bis­her für GAS-Agen­ten ge­hal­ten? Uns ist be­kannt, daß Ihr Land mit dem Großasia­ti­schen-Staa­ten­bund in ei­nem tie­fen Kon­flikt lebt.«

Nur die Nach­ah­mun­gen ver­zo­gen die Lip­pen, die ech­ten De­ne­ber blie­ben ernst. In mir kam das Frös­teln auf. Mein In­stinkt sag­te mir, daß wir hier kei­ne Chan­ce hat­ten, kei­ne Aus­sich­ten trotz der ver­bor­ge­nen Waf­fen! Es schi­en na­he­zu un­mög­lich, aus die­ser Mau­se­fal­le le­bend her­aus­zu­kom­men.

»Wer sind Sie?« keuch­te ich.

End­lich setz­te er zu ei­ner Er­klä­rung an, die uns längst be­kannt war. Er war scho­nungs­los of­fen und er­wähn­te auch die Ab­sich­ten der klei­nen de­ne­bi­schen In­va­si­ons­trup­pe.

Ich soll­te gleich dar­auf er­fah­ren, wes­halb er es ge­tan hat­te.

»Wir stel­len fest, daß Sie durch Ih­re An­ord­nun­gen die Über­nah­me der Raum­schiff­wer­ke sa­bo­tiert ha­ben. Nur we­ni­ge Son­der­aus­füh­run­gen konn­ten im Werk blei­ben, al­le an­de­ren wur­den durch die Un­ter­su­chun­gen zur so­for­ti­gen Flucht ge­zwun­gen. Ist Ihr mensch­li­cher und des­halb be­eng­ter Ver­stand fä­hig, mei­ne Aus­füh­run­gen zu be­grei­fen?«

Han­ni­bal sag­te kei­nen Ton. Ich sah mich ver­wirrt um, ehe ich lang­sam nick­te. Da­zu mur­mel­te ich hei­ser:

»Ja, aber wahr­schein­lich nur des­halb, weil ich schon im­mer der An­sicht war, daß es au­ßer uns noch an­de­res in­tel­li­gen­tes Le­ben im Uni­ver­sum ge­ben müß­te. Sie se­hen mich mit dem Ge­dan­ken al­so ver­traut, so daß ich Ih­nen Glau­ben schen­ken will. Ich ha­be auch Ih­re Ro­bo­ter ge­se­hen und jetzt Sie. Das ist über­zeu­gend.«

Er blick­te mich sin­nend an und wech­sel­te ei­ni­ge Wor­te mit den um­ste­hen­den De­ne­bern. Es wa­ren al­les Wis­sen­schaft­ler, wie er er­klärt hat­te. Die­se We­sen hat­ten et­wa 187.000 Jah­re lang im bio­lo­gi­schen Tief­schlaf ge­le­gen und wa­ren nun wie­der er­wacht. Ich durf­te nicht dar­an den­ken, um mei­nen oh­ne­hin an­ge­grif­fe­nen Ver­stand nicht über al­le Gren­zen hin­aus zu stra­pa­zie­ren.

Gut, sie ge­hör­ten zu den we­ni­gen Über­le­ben­den der Kampf­hand­lun­gen vor die­ser Zeit­span­ne. Sie hat­ten die Mar­sia­ner noch per­sön­lich ge­kannt.

Sie wa­ren schon seit drei Jah­ren auf der Er­de; so lan­ge lie­fen auch schon die Teil­lie­fe­run­gen der ir­di­schen In­dus­tri­en. Nie­mals wä­ren wir dar­auf ge­kom­men, wenn sich nicht der Zwi­schen­fall mit dem Wahn­sin­ni­gen er­eig­net hät­te.

Aus den Wor­ten des Frem­den ging her­vor, daß er uns für aus­ge­schal­tet hielt. Wir wa­ren un­ge­fähr­lich ge­wor­den; je­der­zeit konn­te er uns ver­nich­ten. Des­halb konn­te er al­so spre­chen. Den­noch ver­kann­te ich noch den tiefe­ren Sinn der Maß­nah­me!

»Wir se­hen Sie ver­nünf­tig«, fuhr er fort. »Wie wir be­merkt ha­ben, rea­gie­ren Sie nicht auf hyp­no­ti­sche Ein­flüs­se. Was ist der Grund? Sie sind die bei­den ers­ten Men­schen, die auf den star­ken Strahl der Wil­lens­läh­mung nicht an­spre­chen.«

»Be­merkt?« wie­der­hol­te Han­ni­bal zwei­felnd. »Wie­so ha­ben Sie das be­merkt?«

Wie­der bran­de­te ein kur­z­es Ge­spräch auf.

»Sie rea­gier­ten nicht. Da­mit zwin­gen Sie uns, Ih­nen den ers­ten und letz­ten Kom­pro­miß an­zu­bie­ten, den wir Ver­tre­tern der ir­di­schen In­tel­li­genz über­haupt an­bie­ten wer­den. Wie hoch schät­zen Sie Ihr Le­ben ein?«

Wäh­rend ich mit er­wa­chen­der Hoff­nung die Lip­pen spann­te, sag­te Han­ni­bal rasch:

»Sehr hoch, zum Teu­fel, sehr hoch! Warum?«

Ei­ne Nach­ah­mung lach­te. Es war ei­ner der ge­flo­he­nen Of­fi­zie­re. Sei­ne Wor­te gal­ten den Frem­den. Wir ver­stan­den es nicht.

»Und Sie, Ad­mi­ral Faet­cher? Was hal­ten Sie von Ih­rem Le­ben?«

Tie­fe Stil­le leg­te sich über den Raum mit den kom­pli­zier­ten An­la­gen. Ich muß­te mei­ner Rol­le in psy­cho­lo­gi­scher Hin­sicht treu blei­ben. So rich­te­te ich mich steil auf und sag­te in be­ton­ter Forsch­heit:

»Sie wer­den mei­ne Ein­stel­lung in kei­ner Wei­se ver­ste­hen kön­nen. Sie dürf­te durch­aus mensch­lich sein. Ich ver­si­che­re Ih­nen hier­mit, daß ich mein Le­ben als null und nich­tig ein­schät­ze, so­lan­ge man mich als raum­un­taug­li­chen Mann an­sieht. Ich ha­be mein Le­ben lang dar­um ge­kämpft, Pla­ne­ten er­for­schen zu kön­nen. Ma­chen Sie mir al­so kei­ne An­ge­bo­te.«

Die Frem­den schie­nen so­gar über­ra­schend gut zu ver­ste­hen. Oh­ne vor­he­ri­ge Rück­fra­ge ent­geg­ne­te der Spre­cher:

»Und wenn wir Ih­nen für spä­ter ein Raum­kom­man­do ga­ran­tie­ren? Wenn Sie die Rei­se zu den Ster­nen er­le­ben dür­fen? Was ist Ih­nen Ihr Le­ben in dem Fall wert?«

Ich sank in mich zu­sam­men. Han­ni­bal at­me­te auf­ge­regt, was nach dem ver­ein­bar­ten Co­de be­deu­te­te, daß er das Schau­spiel für gut und aus­rei­chend hielt.

»Dann al­les«, be­haup­te­te ich. Mein Blick war auf den Bo­den ge­rich­tet.

»Dann wä­ren wir uns ei­nig, Ad­mi­ral! Wir bie­ten Ih­nen für Ih­re un­ein­ge­schränk­te Mit­ar­beit in un­se­rem Sin­ne Ihr Le­ben und ein Raum­kom­man­do. Da­für for­dern wir, daß Sie so lan­ge als Si­cher­heits­chef im Sweet-Wa­ter­Werk blei­ben, wie wir es für nö­tig hal­ten. Sie ha­ben sich in Ih­rer Dienstaus­übung aus­schließ­lich nach un­se­ren An­wei­sun­gen zu rich­ten.«

»Soll das hei­ßen, daß Sie uns frei­las­sen wol­len?« frag­te Han­ni­bal er­regt. Dies­mal schau­spie­ler­te er nicht. »Wenn ja, warum? Ha­ben Sie nicht zwei Nach­ah­mun­gen oben?«

»Sie ha­ben mei­ne prä­zi­sen Er­klä­run­gen nicht rich­tig er­faßt«, er­klär­te der De­ne­ber mit ei­nem deut­lich hör­ba­ren Un­ter­ton der Ver­ach­tung. »Durch Ih­re un­be­greif­li­che Im­mu­ni­tät ist es uns nicht mög­lich, Ih­ren be­wuß­ten und un­ter­be­wuß­ten Geist an­zu­zap­fen und Ih­ren ge­sam­ten Wis­sens-, Er­fah­rungs- und Er­in­ne­rungs­schatz auf dem üb­li­chen We­ge in das Ge­hirn Ih­res Er­satz­man­nes zu über­tra­gen. Wir wer­den wahr­schein­lich schnell fest­stel­len, wor­an das liegt. Ih­re Ko­pi­en kön­nen sich nur kur­ze Zeit im Werk hal­ten. Es ge­nügt durch­aus nicht, wenn Sie uns Er­in­ne­rungs­gut frei­wil­lig über­mit­teln. Da­mit kann die Ko­pie nicht exis­tie­ren. Sie wer­den ge­gen Ih­ren Wil­len zehn­tau­send Din­ge ver­ges­sen, zum Bei­spiel sol­che, die noch aus Ih­rer Kind­heit re­sul­tie­ren. Das kann zum Ver­rat füh­ren. Die Ko­pi­en müs­sen zu­rück, und Sie sol­len Ih­re al­ten Po­si­tio­nen ein­neh­men. Ver­ste­hen Sie das?«

Ja – wir ver­stan­den nur zu gut. Das wa­ren ge­nau die Über­le­gun­gen, die ich schon in der Höh­le an­ge­stellt hat­te. Die Din­ger wa­ren nur des­halb ge­st­ar­tet, weil es kei­ne an­de­re Mög­lich­keit gab. Im Werk wä­re jetzt schon Alarm ge­ge­ben wor­den, wenn wir nicht mehr auf­ge­taucht wä­ren. Un­ter­ge­ord­ne­te Dienst­stel­len hät­ten ga­ran­tiert das größ­te Un­heil an­ge­rich­tet, das TS-19 auch nicht mehr hät­te be­rei­ni­gen kön­nen.

»Sie for­dern al­so einen Ver­rat an der Mensch­heit!« sag­te ich nach­denk­lich. »Wer ga­ran­tiert Ih­nen, daß wir Sie nach un­se­rer Rück­kehr nicht ver­ra­ten?«

»Sie selbst und das Ge­rät, das wir Ih­nen ope­ra­tiv ein­pflan­zen«, lau­te­te die sach­li­che Er­klä­rung.

»Ein­pflan­zen?« wie­der­hol­te ich bleich.

»Al­ler­dings. Zu un­se­rer Si­cher­heit. Wir ken­nen Ih­ren Wer­de­gang ge­nau ge­nug, um zu wis­sen, daß Sie ei­ne Zu­sam­men­ar­beit mit uns dem Tod vor­zie­hen. Wä­ren wir nicht da­von über­zeugt, müß­ten wir Sie so­wie­so töd­lich ver­un­glücken las­sen. Zum Bei­spiel mit Ih­rem Hub­schrau­ber, da­mit Ih­re wirk­li­chen Kör­per als Lei­chen ge­fun­den wer­den. Das ge­schieht auf al­le Fäl­le, wenn Sie mit un­se­ren Vor­schlä­gen nicht ein­ver­stan­den sind. Wir wer­den dann nach Ih­rer Ab­tö­tung le­dig­lich auf den kom­men­den Si­cher­heits­chef war­ten müs­sen, den wir dann über­neh­men. Es ist nicht zu er­war­ten, daß er eben­falls im­mun ist.«

Ich merk­te, daß al­les nur noch an ei­nem Fa­den hing. Han­ni­bal stöhn­te un­ter­drückt. Es war ei­ne ver­zwei­fel­te Si­tua­ti­on.

»Ich bin ein­ver­stan­den«, er­klär­te ich. »Ich wer­de für Sie ar­bei­ten, wenn Sie mir spä­ter ein Raum­kom­man­do an­ver­trau­en. Sie wer­den den Zu­stand der Schwe­re­lo­sig­keit wohl über­wun­den ha­ben.«

»Hal­ten Sie uns nicht für pri­mi­tiv«, sag­te er auf­fah­rend. »Wir hal­ten un­ser Ver­spre­chen. Sie wer­den die Ster­ne se­hen. In et­wa zehn Jah­ren ist un­ser Nach­wuchs hand­lungs­fä­hig und aus­ge­bil­det. Er wächst auf dem Mars her­an. Bis da­hin ha­ben wir die wich­tigs­ten Schlüs­sel­po­si­tio­nen be­setzt, vor­dring­lich in der ir­di­schen Raum­fahrt, die uns un­an­ge­nehm wer­den kann. Des­halb ha­ben wir ja die­se Ra­ke­ten­wer­ke be­setzt. Sie wer­den das zu tun ha­ben, was wir für gut be­fin­den. Sor­gen Sie da­für, daß Ih­nen kei­ne Feh­ler un­ter­lau­fen, oder Sie wer­den kurz nach dem Feh­ler un­ter größ­ten Qua­len in­ner­lich ver­bren­nen.«

Jetzt stand mir der ech­te Angst­schweiß auf der Stirn. Was hat­ten die­se Teu­fel vor? Un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen woll­ten sie uns lau­fen las­sen?

Ich sah die Frem­den nur an. Es ge­nüg­te ih­nen an­schei­nend. Mir wur­de er­klärt:

»Ih­re Kör­per wer­den ge­öff­net. Ei­ne Mi­kro-Funk­bom­be wird durch ech­tes Ge­we­be mit ei­nem Ih­rer Or­ga­ne ver­bun­den. Der Spreng­kör­per ent­hält einen Emp­fän­ger, der stünd­lich durch ein Sen­de­ge­rät aus un­se­rer Fa­bri­ka­ti­on ak­ti­viert wer­den muß, an­dern­falls die Zün­dung aus­ge­löst wird. Je­mand aus un­se­ren Rei­hen wird stünd­lich den Schutz­kon­takt ge­ben. Ich ma­che Sie dar­auf auf­merk­sam, daß sich noch drei Ko­pi­en im Werk be­fin­den, von de­nen Sie je­der­zeit kon­trol­liert wer­den kön­nen. Es sind neu­ar­ti­ge Halb­ro­bot­kon­struk­tio­nen, die bei der Durch­leuch­tung nicht ge­fähr­det wer­den. Ei­ne der mensch­li­chen Ko­pi­en wird den Ak­ti­vie­rungs­sen­der be­sit­zen. Pla­nen Sie Ver­rat, bleibt der Im­puls aus. Au­ßer­dem wird un­se­re jet­zi­ge Un­ter­hal­tung in Bild und Ton fest­ge­hal­ten. Wir wer­den den Strei­fen not­falls der GWA zur Ver­fü­gung stel­len. Dann dürf­te Ih­nen auch ein ge­lun­ge­ner Ver­rat nichts mehr nüt­zen. Ent­schei­den Sie sich in­ner­halb von vier Stun­den, und be­den­ken Sie die Kon­se­quen­zen. Es gibt für Sie kein Zu­rück in Ihr nor­ma­les Le­ben.«

Die De­ne­ber ver­schwan­den. Nur ei­ne Nach­ah­mung blieb bei uns. Es war ei­ner der Of­fi­zie­re.

»Sie soll­ten mit­ma­chen, Ad­mi­ral«, lä­chel­te das Ding. »Was hat Ih­nen die Mensch­heit noch zu bie­ten? Einen ver­damm­ten Schreib­tisch­pos­ten, wie Sie im­mer sa­gen? In der ir­di­schen Raum­flot­te wer­den Sie kei­ne Rol­le spie­len. Au­ßer­dem wer­den wir den Pla­ne­ten so und so be­herr­schen. Nur noch ei­ni­ge Jah­re, und es gibt kei­nen Wi­der­stand mehr. Auf dem Mars wach­sen im­mer mehr Leu­te mei­nes Vol­kes her­an. Wir ha­ben lan­ge ge­schla­fen, wis­sen Sie! Ich kämpf­te schon als Kreu­zer­kom­man­dant ge­gen die Schlacht­schif­fe des Mars! Mei­nen wirk­li­chen Kör­per ha­be ich auf­ge­ge­ben. Wenn ich von mir spre­che, dann mei­ne ich das, was hier drin sitzt.«

Er tipp­te sich ge­gen den Kopf, in dem ich ein gut­funk­tio­nie­ren­des Ge­hirn wuß­te.