10.

 

Die Ma­schi­ne lan­de­te um 10.35 Uhr. Ei­ne Vier­tel­stun­de spä­ter war ich Raum­admi­ral. Die an­we­sen­den Of­fi­zie­re gra­tu­lier­ten; die bei­den Obers­ten war­fen sich re­si­gnie­ren­de Bli­cke zu. Ich er­hielt einen gol­de­nen Stern über dem Ko­me­ten­sym­bol. Sonst än­der­te sich an der Uni­form nichts.

Die Män­ner vom Space-De­part­ment hiel­ten sich über Mit­tag im Werk auf. An­schlie­ßend flo­gen sie zu­rück. Es war kei­ner da­bei ge­we­sen, der über mei­ne wah­re Auf­ga­be auch nur an­nä­hernd in­for­miert war.

Da ich nicht an­ders konn­te, muß­te ich über die große Rund­ruf­an­la­ge des Wer­kes ei­ne kur­ze Er­klä­rung ab­ge­ben und mich für die Glück­wün­sche be­dan­ken. Die noch auf vol­len Tou­ren lau­fen­de Rönt­gen­un­ter­su­chung bot den bes­ten Grund, um ei­ne klei­ne Ge­sell­schaft her­um­zu­kom­men. Das Ge­schwätz hät­te mir ge­ra­de noch ge­fehlt.

Die Män­ner aus dem GWA-Haupt­quar­tier lie­ßen auf sich war­ten. Mei­ne Ge­dan­ken kreis­ten stän­dig um My­rl Swi­zer. Ich ahn­te Kom­pli­ka­tio­nen.

Im­mer un­ge­dul­di­ger wer­dend, be­schloß ich einen Be­such in der Kli­nik. Han­ni­bal flog mich hin­über. Als wir mit dem Schrau­ber auf dem Dach lan­de­ten, dräng­ten sich un­ten die un­frei­wil­li­gen Gäs­te des Kran­ken­hau­ses. Sie ver­schwan­den schub­wei­se in den Ein­gän­gen, um auf der an­de­ren Sei­te mit dem Impf­stoff im Blut wie­der her­aus­zu­kom­men.

Ich in­spi­zier­te kurz den großen Saal mit den Ro­bot­sta­tio­nen. Die Ge­rä­te ar­bei­te­ten sehr schnell. Män­ner mit ent­blö­ßten Ober­kör­pern stan­den rei­hen­wei­se vor den Ein­laß­kör­ben. Die Frau­en­sta­ti­on war im Ne­ben­flü­gel ein­ge­rich­tet.

Doc Pre­s­ped schüt­tel­te nur den Kopf, als ich nach dem Er­geb­nis frag­te. Al­so wa­ren kei­ne Nach­ah­mun­gen ent­deckt wor­den.

»Gib die Hoff­nung auf!« sag­te der Klei­ne, als wir durch den Ver­bin­dungs­gang zur Frau­enkli­nik schrit­ten. »Die Din­ger ha­ben den Bra­ten ge­ro­chen. Ich bin neu­gie­rig, wie vie­le sich heu­te nicht ge­mel­det ha­ben. TS-19 wird ge­gen abend kom­men.«

Dr. Gun­dry Pon­ja­res lag in ei­nem Ein­zel­zim­mer. Die In­fek­ti­ons­ge­fahr war schon be­sei­tigt, so daß sie sich nicht mehr auf der Iso­lier­sta­ti­on auf­zu­hal­ten brauch­te. Die an­de­ren In­fi­zier­ten wa­ren längst auf dem We­ge der Bes­se­rung. Un­ser Ge­gen­mit­tel hat­te die mu­tier­ten Er­re­ger fast auf der Stel­le ab­ge­tö­tet, jetzt muß­ten die Ge­heil­ten wie­der auf ihr nor­ma­les Ge­wicht ge­bracht wer­den. Auf al­le Fäl­le wa­ren sie Re­kon­va­les­zen­ten.

Ei­ne Schwes­ter zeig­te uns das Zim­mer. Zö­gernd blieb ich vor der Tür ste­hen.

Der Zwerg be­gann un­ver­schämt zu grin­sen. Dann er­laub­te er sich die Be­mer­kung:

»Dein Schlips sitzt ge­nau in der Mit­te, dein Hemd ist sau­ber, der gol­de­ne Stern ist nicht zu über­se­hen und ra­siert bist du auch. Zu­sam­men mit dei­nem mar­kan­ten Ge­sicht, den grau­en Schlä­fen und der tol­len Fi­gur bist du na­he­zu un­wi­der­steh­lich. Ha!«

Der Klei­ne ver­spritz­te ge­nie­ße­risch sein Gift. Au­ßer­dem hat­te er mei­ne ge­heims­ten Ge­füh­le er­ra­ten. Han­ni­bal war ein viel bes­se­rer Psy­cho­lo­ge, als ich bis­her an­ge­nom­men hat­te.

»Du bleibst hier, Wa­che schie­ben!« ord­ne­te ich ge­reizt an. »Mein Be­such ist rein dienst­lich, klar!«

»Der Be­fehl muß ver­wei­gert wer­den, Großer«, er­klär­te er ach­sel­zu­ckend. »Ich bin ver­pflich­tet, auf dich auf­zu­pas­sen. Wenn sie doch ein ›Ding‹ ist, wie leicht kann sie dich dann in ei­ne Spi­ra­le ver­wan­deln. In den Ar­men ei­nes hal­b­en Ro­bo­ters bist du nicht mehr als ein Kau­gum­mi im Mun­de ei­nes Men­schen. Da sie aber einen so schö­nen Blind­darm hat­te, will ich dir ver­spre­chen, sie nicht mit ei­nem Ex­plo­siv­ge­schoß zu be­grü­ßen. Okay?«

Mei­ne zor­ni­gen Bücke stör­ten ihn über­haupt nicht. Dann klopf­te ich vor­sich­tig an die Tür, nahm die Müt­ze un­ter den Arm und be­trat ihr Zim­mer.

Sie hat­te die Kli­ma­an­la­ge auf kühl ge­schal­tet. Der Duft der Ro­sen­stö­cke über­la­ger­te den Kran­ken­h­aus­ge­ruch.

Sie lä­chel­te nur. Ich nä­her­te mich zö­gernd dem nied­ri­gen Bett, das mit ei­ner durch Preß­luft lüft­ba­ren Schaum­plas­tik­ma­trat­ze aus­ge­stat­tet war. Nach ei­nem ver­le­ge­nen Räus­pern, wünsch­te ich ihr: »Gu­ten Tag.«

Sie lä­chel­te im­mer noch, we­ni­ger mit dem Mund als mit den ein­drucks­vol­len Au­gen.

»Bit­te neh­men Sie doch Platz«, sag­te sie sanft. »Ich freue mich, daß man Sie be­för­dert hat, Sir. Sie ha­ben schnell und si­cher ge­han­delt.«

»Dan­ke«, ent­geg­ne­te ich lin­kisch und reich­te Han­ni­bal mei­ne Müt­ze. Er be­trach­te­te sie et­was ver­blüfft, bis er sich auf die Auf­ga­ben ei­nes Un­ter­ge­be­nen be­sann und das gold­be­stick­te Zei­chen mei­ner neu­en Ad­mi­rals­wür­de zur Ab­la­ge brach­te.

»Ich woll­te nur ein­mal nach Ih­nen se­hen«, er­klär­te ich un­ge­schickt. »Dok­tor Pre­s­ped sag­te mir so­eben, daß Sie zu al­lem Un­glück auch noch ei­ne Blind­dar­m­ope­ra­ti­on, zu über­ste­hen hat­ten. Es tut mir leid. Wie füh­len Sie sich denn?«

Sie dank­te mit we­ni­gen Wor­ten, und half mir fein­füh­lig dar­über hin­weg, nach ei­nem Ge­sprächss­toff zu su­chen. Herz­haft amü­sier­te sie sich über Han­ni­bals sa­lon­fä­hi­ge Scher­ze. Seit Ta­gen fühl­te ich mich wie­der ein­mal wohl. Den Ge­dan­ken, daß sie doch ein ›Ding‹ sein könn­te, ver­dräng­te ich im­mer tiefer in mein Un­ter­be­wußt­sein.

Das Ge­spräch ging in aus­ge­spro­chen pri­va­te Bah­nen über. Ich frag­te bei­läu­fig nach ih­rem Wer­de­gang, und so er­fuhr ich auch die Erb­schafts­an­ge­le­gen­heit. Sie mach­te kei­nen Hehl aus ih­rem ehe­ma­li­gen Ver­hält­nis zu dem Fris­co­er Groß­in­dus­tri­el­len. Ihr Hob­by wä­re schon im­mer Psy­cho­lo­gie ge­we­sen.

Sie frag­te mich auch, warum ich im­mer be­haup­te­te, mein Raum­kol­ler wä­re kein Kol­ler ge­we­sen, son­dern nur ei­ne vor­über­ge­hen­de Schwä­che und ver­such­te mir scho­nend bei­zu­brin­gen, daß ich die­sem selbst­sug­ge­s­ti­ven Ge­dan­ken nicht län­ger nach­ge­hen soll­te. Ich wä­re und blie­be raum­un­taug­lich.

Han­ni­bal staun­te mir noch. Die Frau war nicht nur fas­zi­nie­rend, son­dern auch hoch­in­tel­li­gent. Sie kam auf die psy­cho­lo­gi­sche Aus­wer­tung, die von un­se­rem Ro­bot­ge­hirn er­rech­net wor­den war.

Ich gab ihr ge­gen­über frei­mü­tig zu, daß ich mit die­ser Stel­lung in kei­ner Wei­se zu­frie­den wä­re. Sie riet mir, vor­läu­fig noch ab­zu­war­ten und dann ein Ver­set­zungs­ge­such ein­zu­rei­chen, das mich viel­leicht zu ei­nem Au­ßen­pos­ten auf dem Mond brin­gen könn­te.

Sie ak­zep­tier­te auch mei­ne Freund­schaft zu Han­ni­bal als völ­lig na­tür­lich. Da­zu mein­te sie, daß Män­ner mit dem glei­chen Schick­sal und mit den glei­chen Sor­gen und Wün­schen im­mer freund­schaft­lich zu­ein­an­der fän­den.

Das Ge­spräch gab mir pri­vat sehr viel, rein dienst­lich je­doch über­haupt nichts. Ih­re Re­ak­tio­nen und Er­klä­run­gen auf mein ver­kapp­tes Ver­hör wa­ren völ­lig nor­mal für ei­ne klu­ge Frau, die oben­drein noch et­was von ih­rem Fach­ge­biet ver­stand.

Ih­re Ratschlä­ge ent­behr­ten ei­nes je­den Dop­pel­sinns. Sie wa­ren ein­deu­tig freund­schaft­lich ge­meint. Ich sag­te mir, daß es nicht im In­ter­es­se ei­nes ›Et­was‹ lie­gen könn­te, mir ein sau­be­res dienst­li­ches Ver­hal­ten im Sweet-Wa­ter-Werk zu emp­feh­len, da­mit ich die­se Re­fe­renz bei ei­nem Ver­set­zungs­ge­such an­füh­ren könn­te. Das war – ganz im Ge­gen­teil – klug und ent­ge­gen­kom­mend ge­dacht. Ich kam in ih­rem Fall auf kei­nen Nen­ner. Längst hät­te ich sie als mensch­lich ein­ge­stuft, wenn mir nicht im­mer wie­der die Be­den­ken des Al­ten ein­ge­fal­len wä­ren.

Nach dem Sinn ih­rer lan­ge zu­rück­lie­gen­den In­dus­trie­auf­trä­ge wag­te ich nicht zu fra­gen. War sie doch ein Halb­ro­bo­ter, muß­te das die La­wi­ne des Miß­trau­ens ins Rol­len brin­gen. Ich be­schloß, vom Haupt­quar­tier sämt­li­che Un­ter­la­gen an­zu­for­dern; wenn mög­lich, mit ei­ner psy­cho­lo­gi­schen Be­ur­tei­lung aus der Zeit vor et­wa drei Jah­ren.

Mein Ver­stand sag­te mir jetzt nur, daß Gun­dry Pon­ja­res mensch­lich war. Wir blie­ben ei­ne gu­te Stun­de. Kurz be­vor wir ge­hen woll­ten, frag­te sie zö­gernd, ob ich sie nach ih­rer Ge­ne­sung ein­mal be­su­chen woll­te.

Ich be­jah­te das gern, nur kam so­fort wie­der mein ekel­haf­tes Miß­trau­en auf. Na­tür­lich konn­te die Ein­la­dung ein rein mensch­li­ches Mo­tiv ha­ben. Un­se­re Bio­lo­gen hat­ten mir schließ­lich ein Ge­sicht ver­lie­hen, auf das ei­ne schö­ne Frau schon an­spre­chen konn­te.

Der Zwerg feix­te un­ver­schämt. Ich wuß­te, daß er die letz­te Spur ei­nes Ver­dach­tes aus­ge­räumt hat­te.

Ich ver­ab­schie­de­te mich et­was has­tig. Sie warf einen iro­ni­schen Blick auf Han­ni­bal. Es war klar er­sicht­lich, daß sie ihn als Brenn­punkt mei­ner Ver­le­gen­heit er­kannt hat­te.

In mei­nen Ge­füh­len herrsch­te ein Cha­os, als ich das Zim­mer ver­ließ. Als der Klei­ne die Tür ge­schlos­sen hat­te, ging er vor­sichts­hal­ber hin­ter dem Eck­pfei­ler des Trep­pen­hau­ses in De­ckung.

»Du siehst in mir ein schwa­ches In­di­vi­du­um«, sag­te er rasch. »Kei­ne Ge­walt­ta­ten bit­te.«

Dann schlug ihm die auf­flie­gen­de Tür des großen Auf­zu­ges ge­gen die Rip­pen. Ich konn­te mei­ne Scha­den­freu­de nicht ver­heim­li­chen. Der An­prall war ziem­lich hef­tig, und der Klei­ne schimpf­te laut­stark. Ein jun­ger Arzt ent­schul­dig­te sich. Die ihn be­glei­ten­de Schwes­ter schob ein wuch­ti­ges Ge­rät in den Gang. Es han­del­te sich um ein su­per­mo­der­nes Ul­tra­schall-Schnei­de­mes­ser, mit dem seit Jah­ren an­stel­le des ver­al­te­ten Skal­pells Kör­per- und Schä­del­öff­nun­gen mit un­glaub­li­cher Prä­zi­si­on vor­ge­nom­men wur­den.

Der Arzt und die Schwes­ter ver­schwan­den im be­nach­bar­ten Zim­mer. Nach die­sem Zwi­schen­fall mach­ten wir uns auf den Weg zu un­se­rem Hub­schrau­ber.

Als wir ihn schon fast er­reicht hat­ten, ver­miß­te ich mei­ne Müt­ze. Sie hing noch im Zim­mer der in­ter­essan­ten Pa­ti­en­tin. Dies­mal blieb Han­ni­bal zu­rück, und ich hat­te einen gu­ten Grund, noch­mals ih­ren Raum auf­zu­su­chen.

Als ich ein­trat, zeig­te sie schon la­chend auf die Ab­la­ge.

»Man soll sich nie­mals zu sehr be­ei­len«, mein­te sie. »Ha­ben Sie Ih­ren klei­nen Freund wie­der mit­ge­bracht?«

Ich schüt­tel­te be­tont den Kopf. Dann hör­te ich das hel­le Heu­len ei­nes an­lau­fen­den Ge­rä­tes. Es muß­te der Ul­tra­schall­schnei­der im Ne­ben­raum sein.

Als ich ge­hen woll­te, la­gen die Tö­ne längst über zwan­zig­tau­send Hertz. Die­se Fre­quenz kann man nicht mehr hö­ren.

Ich wink­te Gun­dry Pon­ja­res noch zu, und da be­merk­te ich plötz­lich ihr zu­cken­des Ge­sicht. Sie lag mit ge­schlos­se­nen Au­gen im Bett, wäh­rend ih­re Hän­de sich all­mäh­lich ver­krampf­ten.

»Was ist denn?« frag­te ich er­schreckt.

Sie ant­wor­te­te nicht, son­dern preß­te statt des­sen die Hand auf die noch fri­sche Ope­ra­ti­ons­wun­de. Ich eil­te hin­aus und rief ei­ne vor­über­ge­hen­de Schwes­ter an, die so­fort einen Arzt alar­mier­te. Von da an durf­te ich nicht mehr ins Zim­mer.

Ich über­leg­te krampf­haft. Of­fen­sicht­lich hat­te sie über­ra­schend hef­ti­ge Schmer­zen ver­spürt. Ob der Ul­tra­schall der Aus­lö­sungs­fak­tor ge­we­sen war?

Ich ging rasch zur Män­n­er­sta­ti­on hin­über und er­kun­dig­te mich bei Dok­tor Pre­s­ped.

»Schon mög­lich«, mein­te er fah­rig. Er hat­te viel zu tun. »Ich se­he mir die Wun­de noch ein­mal an. Das Ge­we­be kann auf ener­gie­rei­chen Ul­tra­schall hef­tig rea­gie­ren, wenn der Schall­strahl nicht ge­nau ab­ge­grenzt wird. Der jun­ge Arzt wird mit dem Schall­fens­ter in der Ge­gend her­um­ge­fum­melt ha­ben. Jetzt glau­ben Sie wohl wie­der, daß sie doch ein ›Ding‹ ist, wie? Ma­jor, ma­chen Sie mich nicht ver­rückt! Ich ha­be die Frau selbst ope­riert. Das ist ein Mensch! Wie oft soll ich Ih­nen das noch be­teu­ern?«

Ich ahn­te, daß ich nur des­halb so zwei­fel­te, weil ganz an­de­re Ge­füh­le für Gun­dry Pon­ja­res in mir er­wacht wa­ren. Ich woll­te Ge­wiß­heit ha­ben und au­ßer­dem mein Ge­wis­sen als GWA-Agent be­ru­hi­gen. Des­halb gab ich ihm den Be­fehl, mit ei­ner pas­sen­den Aus­re­de ih­re Groß­hirn­fre­quen­zen zu tes­ten und die Da­ten mit den vor­lie­gen­den An­ga­ben zu ver­glei­chen.

Im Bun­ker an­ge­kom­men, wi­der­rief ich die An­wei­sung, da sich bei der Durch­sicht der Vor­schrif­ten er­ge­ben hat­te, daß nur der Si­cher­heits­chef per­sön­lich einen sol­chen Test an­ord­nen konn­te. Wä­re es al­so ge­sche­hen, hät­te ich ihr di­rekt ei­ne Er­klä­rung ge­ben müs­sen, und das war un­mög­lich.

Hin­der­nis­se über Hin­der­nis­se türm­ten sich auf. Nicht ein­mal in ih­rem Fall konn­te ich ei­ne sol­che Un­ter­su­chung durch­füh­ren las­sen. Wie hät­te ich sie be­grün­den sol­len?

»Das Ei­sen ist schon bald zu heiß, um es noch schmie­den zu kön­nen«, ora­kel­te Han­ni­bal. »Der Teu­fel soll’s ho­len; aber wenn das so wei­ter­geht, traue ich dir bald auch nicht mehr! Wer sagt mir ei­gent­lich, daß du kein Ding bist, eh?«

Ich sah ihn starr an. Und dann be­griff ich die Ge­fahr!

»Und wer ga­ran­tiert mir, daß du keins bist? Oder TS-19?« flüs­ter­te ich.

Er lach­te ge­küns­telt.

Es wur­de al­ler­höchs­te Zeit für ein ent­schei­den­des Ma­nö­ver.

 

Vor An­bruch der Däm­me­rung lan­de­te end­lich die Ma­schi­ne mit den bei­den ak­ti­ven GWA-Agen­ten. Sie wur­den von den Män­nern des Si­cher­heits­diens­tes mit größ­tem Re­spekt be­han­delt und so­fort zu mir ge­bracht.

Die Kol­le­gen wie­sen sich aus, aber erst, als wir al­lein wa­ren, kam die An­ge­le­gen­heit Dr. My­rl Swi­zer zur Spra­che.

»Sir, Sie for­dern da al­ler­hand. Wir ha­ben un­ter Ein­schal­tung sämt­li­cher Un­ter­la­gen ih­re Ver­gan­gen­heit durch­stö­bert, um einen ein­wand­frei­en Grund zur Ver­haf­tung und Fest­stel­lung ih­rer Groß­hirn­quo­ten zu fin­den. Der Al­te tobt.«

»Soll er«, er­wi­der­te ich ge­reizt. »Ha­ben Sie et­was ge­fun­den? Die Ärz­tin ist ein Ding, ver­las­sen Sie sich dar­auf. Ich ver­lan­ge den Test. Was ha­ben Sie er­mit­teln kön­nen?«

»Über­haupt nichts, was ei­ne Ver­haf­tung recht­fer­tigt. So ha­ben wir not­ge­drun­gen einen Fall kon­stru­ie­ren müs­sen, der zeit­lich ge­nau in ih­ren Wer­de­gang paßt.«

»Und …?«

»Sie stu­dier­te in Eu­ro­pa, und zwar in Pa­ris. Dort war sie mit ei­nem jun­gen In­der be­freun­det, was zu­letzt zu ei­ner dum­men Sze­ne führ­te. Sie woll­te sich das Le­ben neh­men. Ent­täuscht, und so wei­ter. Wir ha­ben nun die­sen Mann mit Ein­ver­ständ­nis des Großasia­ti­schen Ge­heim­diens­tes nach Wa­shing­ton ge­holt. Er ist jetzt Arzt. Da er noch vor ei­ni­ger Zeit ei­ne Stu­di­en­rei­se in den USA un­ter­nahm, kön­nen wir ihm einen Spio­na­ge­fall an Hand von ge­fälsch­ten Do­ku­men­ten un­ter­schie­ben. Er ist ein­ver­stan­den. Sei­ne ehe­ma­li­ge Freun­din wird da­mit be­las­tet; ein Ver­hör im GWA-Haupt­quar­tier ist ge­recht­fer­tigt. Wir müs­sen sie je­doch un­ter al­len Um­stän­den wie­der lau­fen las­sen, das ist klar. Sind Sie da­mit ein­ver­stan­den?«

»Selbst­ver­ständ­lich«, stimm­te ich zu. »Neh­men Sie die Ärz­tin mit, er­le­di­gen Sie den Fall, und fer­ti­gen Sie bal­digst die Te­st­un­ter­la­gen an. Ge­nau ver­glei­chen, ob die Da­ten mit den re­gis­trier­ten An­ga­ben über­ein­stim­men. Sie kam erst vor acht­zehn Mo­na­ten ins Werk. Da dürf­te sie noch ein Mensch ge­we­sen sein.«

Ei­ne hal­be Stun­de spä­ter wur­de Dr. My­rl Swi­zer von zwei Leu­ten des Si­cher­heits­diens­tes vor­ge­führt. Ich hat­te den Be­fehl er­las­sen.

Es war ihr na­tür­lich mit­ge­teilt wor­den, und so blitz­te sie mich wü­tend an. Ehe sie ih­rer Em­pö­rung Luft ma­chen konn­te, sah sie die bei­den Zi­vi­lis­ten mit der leicht er­kenn­ba­ren Dienst­mas­ke der GWA.

Mei­ne Hand hing dicht über der Waf­fe, doch sie ver­hielt sich ru­hig. Sie wur­de nur lei­chen­blaß, griff mit der Rech­ten halt­su­chend nach der nächs­ten Ses­sel­leh­ne und setz­te sich dann wort­los.

In ih­ren Au­gen schi­en ein ge­hetz­ter Aus­druck zu lie­gen. Un­per­sön­lich er­klär­te ich:

»Dok­tor Swi­zer, ich ha­be Sie auf Ver­lan­gen der bei­den GWA-Be­am­ten vor­füh­ren las­sen. Ken­nen Sie einen Herrn na­mens Ku­tra Waran­gal?«

»Wie, wen?« frag­te sie of­fen­sicht­lich er­staunt.

Sie sah sich noch­mals im Krei­se um und be­gann dann zu la­chen. Es war ein­wand­frei ein be­frei­tes Ge­läch­ter. Ich ahn­te, daß sie ei­ne ganz an­de­re Fra­ge er­war­tet hat­te. Lang­sam zog ich die Hand von der Waf­fe zu­rück.

Sie gab es zu und frag­te spöt­tisch, was die al­ten Ge­schich­ten zu be­deu­ten hät­ten. Ich zuck­te läs­sig mit den Schul­tern.

»In­ter­es­siert mich nicht, Dok­tor. Ich bin nur für die Sweet-Wa­ter-Wer­ke ver­ant­wort­lich, nicht aber für Din­ge, die sich au­ßer­halb der Sperr­zo­ne er­eig­net ha­ben. Dar­über wer­den Sie sich mit den GWA-Leu­ten zu un­ter­hal­ten ha­ben.«

»Wir müs­sen Sie er­su­chen, uns so­fort ins Haupt­quar­tier zu fol­gen«, sag­te der ei­ne Kol­le­ge ge­las­sen. Er hat­te die Hand auf­fäl­lig dicht an der Ja­cke. Dar­un­ter hing die durch­ge­la­de­ne Ta­ruff 222.

Sie sprang hoch, als wä­re sie von ei­ner Schlan­ge ge­bis­sen wor­den.

»Nach Wa­shing­ton? Sind Sie ver­rückt ge­wor­den? Mich we­gen ei­ner der­ar­ti­gen Ba­ga­tel­le von der Ar­beit ab­zu­hal­ten und …«

»Es tut mir leid«, wur­de sie hart un­ter­bro­chen. »Be­trach­ten Sie sich vor­läu­fig als ver­haf­tet. Dr. Waran­gal ist in einen Spio­na­ge­fall ver­wi­ckelt, in dem Sie, Dr. Swi­zer, di­rekt be­las­tet wer­den. Wir sind über Ih­re Zu­nei­gung zu dem In­der sehr wohl un­ter­rich­tet.«

»Das ist längst vor­bei!« schrie sie un­be­herrscht. Wie­der brei­te­te sich die Bläs­se auf ih­ren Wan­gen aus.

Die Kol­le­gen war­te­ten nicht mehr lan­ge. Wir brach­ten sie zum Flug­ha­fen, wo die Ma­schi­ne und noch zwei Agen­ten war­te­ten. Die­se Män­ner tru­gen Uni­for­men. Ih­re schwe­ren Dienst­waf­fen hin­gen of­fen am Gür­tel.

Als My­rl Swi­zer in die Ka­bi­ne ein­ge­stie­gen war, ord­ne­te ich an:

»Drei Mann blei­ben im­mer hin­ter ihr. Der kri­ti­sche Au­gen­blick wird bald kom­men. Sie wird sich ent­schei­den müs­sen. Ent­we­der geht sie zum An­griff über, oder sie lebt in der Hoff­nung, oh­ne ei­ne kör­per­li­che Un­ter­su­chung da­von­zu­kom­men. Kann man nicht wis­sen. Pas­sen Sie je­den­falls auf, und zie­hen Sie so schnell, wie Sie noch nie in Ih­rem Le­ben ge­zo­gen ha­ben. Nur auf das Ge­sicht hal­ten. Das wä­re al­les.«

Der schnel­le Trans­por­ter stieß im Win­kel von sech­zig Grad in den ro­ten Abend­him­mel.

»Wenn die falsche An­kla­ge nicht hun­dert­pro­zen­tig durch­dacht ist, er­le­ben wir ei­ne ka­ta­stro­pha­le Plei­te«, sag­te Han­ni­bal ge­preßt. »Selbst wenn sie ein Ding ist, müs­sen wir sie lau­fen las­sen. Die De­ne­ber wis­sen zu ge­nau, daß sie nie­mals in einen Spio­na­ge­fall ver­wi­ckelt war. Sind wir ge­zwun­gen, sie zu er­schie­ßen, ist die Schwei­ne­rei pas­siert. Du hät­test auf die­se Maß­nah­me doch bes­ser ver­zich­ten sol­len.«

»Ich blei­be nicht auf der Stel­le ste­hen. Wenn wir so nicht wei­ter­kom­men, muß es eben an­ders ge­hen. Komm nun, TS-19 muß bald hier sein.«

Der Schrau­ber brach­te uns vom Flug­platz zum Bun­ker. Es la­gen kei­ne neu­en Mel­dun­gen vor. Die Rönt­gen­ak­ti­on lief noch im­mer. Rund drei­und­vier­zig­tau­send Men­schen kön­nen nicht in we­ni­gen Stun­den ab­ge­fer­tigt wer­den. Die Ak­ti­on konn­te trotz der leis­tungs­fä­hi­gen Ro­bot­ge­rä­te noch ei­ni­ge Ta­ge dau­ern.

Als TS-19 sei­nen Abend­be­richt ab­gab, stell­te es sich her­aus, daß sich an die­sem Tag wei­te­re ein­und­zwan­zig Per­so­nen nicht in der Kli­nik ein­ge­fun­den hat­ten. Sie wa­ren eben­so ver­schwun­den wie die an­de­ren Leu­te. Da­mit wa­ren es ins­ge­samt drei­ßig Fäl­le, nur mit dem Un­ter­schied, daß am ver­gan­ge­nen Tag kei­ne Sol­da­ten aus der Eli­te­trup­pe des Si­cher­heits­diens­tes da­bei ge­we­sen wa­ren!

Ich stu­dier­te die Na­men mei­ner Män­ner, das heißt, mei­ner ge­we­se­nen Män­ner. Es wa­ren nur Of­fi­zie­re, was sich in die­sem Fall von selbst ver­stand.

Ein Ma­jor aus dem II. Pan­zer­re­gi­ment, zu­gleich Ba­tail­lons­kom­man­dant, drei Cap­tains, Kom­pa­nie­chefs und ein Leut­nant aus dem Nach­rich­ten­stab. Das wa­ren al­lei­ne fünf Of­fi­zie­re in wich­ti­gen Po­si­tio­nen. Mit dem Leut­nant hat­te ich am ver­gan­ge­nen Mor­gen noch ge­spro­chen.

»Es, wird hart, Sir«, be­merk­te TS-19. »Ich wür­de drin­gend emp­feh­len, we­nigs­tens die Sol­da­ten vorn ›Ener­gie­trupp‹ un­ter den Ge­hirn­de­tek­tor zu le­gen. Wenn in die­sen Ab­tei­lun­gen auch ›Din­ger‹ sind …«

Er schwieg. Es war auch bes­ser so. Ich konn­te mir selbst deut­lich ge­nug vors­tei­len, was dann pas­sie­ren muß­te. Ich entließ den Kol­le­gen mit dem Be­fehl zur ver­schärf­ten Wach­sam­keit. Na­tür­lich war das nur ei­ne lä­cher­li­che Phra­se, denn wach­sa­mer konn­te er gar nicht mehr sein.

Als er ge­gan­gen war, murr­te der Klei­ne zy­nisch:

»Wir soll­ten vor­dring­lich ihn un­ter den De­tek­tor le­gen. Ich ma­che dir einen Vor­schlag, Großer, wir prü­fen uns je­den Tag ge­gen­sei­tig durch, okay? Mensch, ich traue dir schon nicht mehr über den Weg. Wir ha­ben hier ein Ro­bot­ge­rät, das die Schal­tun­gen und die Aus­wer­tung selbst­tä­tig vor­nimmt. Wenn du in dem Kä­fig stehst, pas­se ich auf. Ste­he ich drin, wirst du mich in die Mün­dung bli­cken las­sen. Das bleibt un­ter uns. Wir wer­den ja wohl den Mund hal­ten kön­nen. Al­so, wie ist das? Oder willst du nicht?«

In sei­nen Au­gen fla­cker­te das Miß­trau­en. Der Klei­ne be­gann durch­zu­dre­hen. Sei­ne Hand um­krampf­te die Waf­fe. Da wuß­te ich, daß es Zeit war.

»Ein­ver­stan­den«, sag­te ich lei­se. »Zwerg, ich bin dir nicht bö­se. Wenn mich die Mons­tren ei­nes Ta­ges er­wi­schen soll­ten und du merkst es, er­tei­le ich dir hier­mit den Be­fehl, das Et­was so­fort zu tö­ten. Klar?«

»Dar­auf kannst du dich ver­las­sen. Das glei­che ver­lan­ge ich na­tür­lich von dir.«

Wir gin­gen in den ver­schlos­se­nen Raum hin­über. Ich be­stieg die Platt­form zu­erst. Der Ro­bot kon­trol­lier­te und ver­glich. Die Sa­che war ein­wand­frei.

Han­ni­bal ließ stöh­nend die Pis­to­le sin­ken und warf sie auf den Bo­den. Nun war er an der Rei­he. Als es et­was zu lan­ge dau­er­te, sah ich die Angst in sei­nen Au­gen. Dann quäk­te die Ma­schi­ne ihr ›ein­wand­frei‹. Der Klei­ne tau­mel­te in mei­ne Ar­me.

Wenn wir das täg­lich mach­ten, wa­ren wir bald am En­de. Trotz­dem ta­ten wir es.

 

Dr. My­rl Swi­zer wur­de et­wa vier­und­zwan­zig Stun­den spä­ter zu­rück­ge­bracht. Ein GWA-Schat­ten in Uni­form ent­schul­dig­te sich in mei­ner Ge­gen­wart bei ihr. Ich be­dau­er­te eben­falls den Vor­fall. Na­tür­lich war der Ver­dacht der Spio­na­ge un­sin­nig ge­we­sen.

»Darf ich mich nun wie­der um die Kran­ken küm­mern, Sir?« frag­te die Ärz­tin sar­kas­tisch. »Es könn­te ja sein, daß mor­gen ei­ne an­de­re Seu­che aus­bricht, wie?«

Als sie ge­gan­gen war, wisch­te ich mir den Schweiß von der Stirn. Er perl­te durch die Bio­mas­ke hin­durch und näß­te den künst­li­chen Haar­an­satz.

»Wie war es?« frag­te ich er­schöpft »Set­zen Sie sich, dort gibt es schar­fe Ge­trän­ke. Wie sieht der Test aus?«

»Bis auf ei­ne win­zi­ge Ab­wei­chung ein­wand­frei!« kam die Ant­wort zö­gernd. »Wir ha­ben den Test drei­mal wie­der­holt, aber in der Be­ta­kur­ve ha­ben sich die Wer­te um zwei De­zi­mal­stel­len ver­än­dert. Das ist we­nig, doch es hät­te bei­na­he zu ih­rer Ver­nich­tung aus­ge­reicht. Der Prü­fungs­ro­bot hät­te sie im Säu­re-Re­gen auf­ge­löst, wenn wir nicht in letz­ter Se­kun­de den Strom­schal­ter um­ge­legt hät­ten.«

»Al­so doch ein Ding. Ich dach­te es!« stieß ich wie er­löst hervor. »Sie war mir zu si­cher in der Durch­leuch­tungs­an­ge­le­gen­heit.«

Der Kol­le­ge rutsch­te un­ru­hig in dem Ses­sel hin und her.

»Sir, sei­en Sie lie­ber vor­sich­tig. Un­se­re Fach­leu­te mei­nen, daß das gar nicht so si­cher ist. Un­ter Um­stän­den kann sich der Schwin­gungs­wert in der Be­ta­kur­ve schon et­was ver­än­dern. Das ge­schieht äu­ßerst sel­ten, aber wir mei­nen, daß …«

Ich be­kam bald einen Tob­suchts­an­fall und ließ mich dem Kol­le­gen ge­gen­über zu be­lei­di­gen­den Äu­ße­run­gen hin­rei­ßen. Im­mer wie­der die­se Be­den­ken!

Han­ni­bal tauch­te plötz­lich auf. Ge­nuß­voll lausch­te er den rau­hen Wor­ten. Der Ser­geant sank im­mer tiefer in den Sitz.

Als mei­ne Er­re­gung ab­ge­klun­gen war, schlug ich ihm ver­söh­nend auf die Schul­tern, wäh­rend Han­ni­bal ihn mit selbst­ge­mix­ten Ge­trän­ken von der Mar­ke ›Tief­schlag‹ trak­tier­te. Als er sich ver­ab­schie­de­te, hat­te er sein La­chen wie­der­ge­won­nen. Ab­schlie­ßend gab ich ihm im neu­er­wa­chen­den Zorn die An­wei­sung mit:

»Sa­gen Sie dem Al­ten, ich ver­lan­ge ei­ne hun­dert­pro­zen­ti­ge kla­re De­fi­ni­ti­on, je­doch kein Wenn und Aber. Die Re­sul­ta­te noch­mals über­prü­fen. Ich will wis­sen, ob das nun ein Ding ist oder nicht.«

Nach ihm traf TS-19 ein. Heu­te wa­ren nur zwölf Per­so­nen ver­schwun­den, un­ter ih­nen vier Of­fi­zie­re. Auch der Oberst vom ato­mar be­waff­ne­ten Luft­lan­de-Ein­satz­re­gi­ment war dar­un­ter.

Da gab ich den Be­fehl, sämt­li­che Sol­da­ten ge­nau zu tes­ten. Erst­ma­lig mach­te ich von mei­nen Voll­mach­ten Ge­brauch, oh­ne vor­her im HQ an­zu­fra­gen.

Der Be­fehl ging an sämt­li­che Ein­hei­ten. Ich war im letz­ten Au­gen­blick noch so schlau ge­we­sen, den Män­nern sechs Stun­den Zeit zum An­tre­ten zu las­sen.

Als der Mor­gen an­brach, wa­ren ge­nau vierund­vier­zig Sol­da­ten aus al­len Ein­hei­ten der Wach­di­vi­si­on ver­schwun­den. Auch Of­fi­zie­re vom hier sta­tio­nier­ten Raum­jä­ger­ge­schwa­der. Kom­mo­do­re Fer­ligs ge­hör­te eben­falls da­zu.

Die Sa­che wir­bel­te einen un­heim­li­chen Staub auf, doch ich hat­te end­lich mei­nen Grund. Er galt na­tür­lich nur für die Sol­da­ten, denn wenn voll­kom­men über­ra­schend so vie­le Leu­te ver­schwin­den, hat ein Kom­man­deur wohl Grund ge­nug, der rät­sel­haf­ten An­ge­le­gen­heit nach­zu­ge­hen. So wan­der­ten die Män­ner nach­ein­an­der in die Ro­bot­de­tek­to­ren. Es wur­de kei­ne ein­zi­ge Nach­ah­mung ent­deckt. Die Fre­quen­zen wa­ren in al­len Fal­len ein­wand­frei.

Ich gab ei­ne Er­klä­rung ab, die et­was mit ›ver­werf­li­cher Spio­na­ge‹ im aller­größ­ten Um­fang zu, tun hat­te. Ich hoff­te in­stän­dig, daß die un­be­kann­ten Mäch­te auf den hin­ge­wor­fe­nen Kö­der an­bis­sen. We­nigs­tens hat­te ich er­reicht, daß die Rei­hen der Sol­da­ten nun ge­säu­bert wa­ren.

Als ich das dem Klei­nen be­frie­digt mit­teil­te, frag­te er in la­ko­ni­scher Kür­ze:

»Wie lan­ge?«