24

Zum Teufel mit dem Telefon. Ich fuhr zu einer Forschungsstätte, von der ich wenigstens wußte, daß sie existierte.

Ich fand eine freie Parkuhr in der Nähe der Universitätsverwaltung, ging in die Kanzlei und fragte eine indische Angestellte in einem pfirsichfarbenen Sari nach Denise Kent Herbert.

»Es tut mir leid, Sir, aber persönliche Daten sind vertraulich.«

Ich hielt ihr meinen Ausweis von der medizinischen Fakultät am anderen Ende der Stadt unter die Nase. »Es geht mir nicht um persönliche Daten. Ich will nur wissen, wo sie immatrikuliert ist. Es hat mit einer Stelle zu tun. Ich muß ihre Referenzen überprüfen.«

Die Frau sah sich meinen Ausweis an, ließ mich den Namen wiederholen und ging nach hinten.

Einen Augenblick später kam sie zurück. »Sie war bis vor kurzem als Doktorandin am Institut für öffentliche Gesundheit.«

Ich trabte einen langen Gang hinunter, an der Bibliothek vorbei, wo ich Ashmores Veröffentlichungen nachgeschlagen hatte. Im Institut für öffentliche Gesundheit erwartete mich ein weiterer Schalter mit einer weiteren Angestellten in einem winzigkleinen Büro. Diesmal war sie sehr jung, schwarz, mit glattem, hennagefärbtem Haar und einem Lächeln, das echt wirkte.

Ich stellte mich vor und sagte meinen Spruch: »Es geht um eine Doktorandin, die in unserem Krankenhaus gearbeitet hat. Ich möchte wissen, wer hier ihr Betreuer war.«

»Wie ist der Name der Studentin?«

»Denise Herbert.«

Keine Reaktion. »In welcher Abteilung ist sie?«

Ich überlegte, was Ashmore gemacht hatte, und sagte:

»Biostatistik oder Epidemiologie.«

Sie ging zu einem Aktenschrank und zog einen blauen Ordner heraus. Der Aktenrücken trug die Aufschrift BIO- STAT.

»Da haben wir sie. Sie ist im Doktorandenprogramm der Biostat; ihr Betreuer ist Dr. Janos.«

»Wo finde ich Dr. Janos?«

»Einen Stock tiefer, Raum B345. Soll ich sie anrufen und sehen, ob sie da ist?«

»Das wäre sehr freundlich.«

Sie ging zum Telefon und tippte vier Ziffern ein. »Dr. Janos? Hallo, ich bin's, Merilee. Ich habe hier einen Doktor von irgendeinem Krankenhaus, der mit Ihnen über eine Ihrer Studentinnen sprechen möchte … Denise Herbert… Oh… natürlich. - Wie war noch gleich Ihr Name, Sir?«

»Delaware, vom Western Pediatric.«

Sie gab meinen Namen durch. »Ja, natürlich, Dr. Janos… Können Sie sich irgendwie ausweisen, Dr. Delaware?«

Ich zog wieder meinen Fakultätsausweis aus der Tasche.

»Ja, er kann, Dr. Janos.« Sie buchstabierte meinen Namen.

»Gut, Doktor, ich sag es ihm.«

Sie legte auf und sagte: »Sie hat nicht viel Zeit, aber wenn Sie gleich runtergehen würden…«

Sie sah verstört aus. Als sie mir die Tür öffnete, fragte sie:

»Ist sie tatsächlich ermordet worden?«

»Leider, ja.«

»Wie scheußlich!«

Zwischen dem Büro und einem leeren Hörsaal gab es einen Aufzug. Ich fuhr einen Stock tiefer und fand Zimmer B345 ein paar Türen nach links. Die Tür war verschlossen.

Bevor ich zum zweitenmal klopfen mußte, hörte ich eine Stimme: »Einen Moment, bitte!« Eine Frau in den Fünfzigern öffnete die Tür und bat mich herein, und wir tauschten einen Händedruck. Sie war klein, pummelig und blond und hatte einen europäischen Akzent. Ihr Büro war blitzsauber, duftete nach Parfüm und war mit Kunstplakaten dekoriert.

Sie ließ die Tür offenstehen und setzte sich hinter ihren Schreibtisch, die Füße über Kreuz. Ich setzte mich ihr gegenüber.

»Sie sind Arzt?« begann sie.

»Nein, Psychologe.«

»Und welche Verbindung hatten Sie mit Miss Herbert?«

»Ich bin als Berater mit einem Fall im Krankenhaus beschäftigt. Denise hat eine medizinische Akte über den Bruder meiner Patientin entliehen und sie nie zurückgegeben. Ich dachte, sie hätte sie vielleicht hier gelassen.«

»Wie ist der Name des Patienten?«

Als ich zögerte, sagte sie: »Ich kann Ihre Frage schlecht beantworten, wenn ich nicht weiß, wonach ich suchen soll.«

»Jones.«

»Charles Lyman Jones der Vierte?«

Ich war überrascht und fragte: »Haben Sie die Akte?«

»Nein, aber Sie sind der zweite, der danach fragt. Was ist an der Akte so wichtig?«

»Es ist ein komplexer Fall. Schwer zu erklären.«

»Offenbar. Die andere Person hat mir auch keine befriedigende Erklärung gegeben«, erwiderte sie.

»Wer war das?«

Sie schaute mich forschend an und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Verzeihen Sie, Doktor, aber ich würde gern den Ausweis sehen, den Sie Merilee gezeigt haben.«

Zum drittenmal innerhalb einer halben Stunde zückte ich meinen Fakultätsausweis, dazu meine brandneue Krankenhausplakette. Sie setzte eine goldgefaßte Lesebrille auf und schaute sich beides eingehend an. Bei dem Krankenhausausweis verweilte sie ein bißchen länger.

»Der andere Mann hatte auch solch eine Plakette«, sagte sie, als sie sie mir zurückgab. »Er behauptete, er sei dort für die Sicherheit zuständig.«

»Ein Mann namens Hünengart?«

Sie nickte. »Und er wollte genau dasselbe wie Sie.«

»Wann war er hier?«

»Letzten Donnerstag. Machen Sie sich im Western Pediatric für jeden Patienten solche Mühe?«

»Wie gesagt, es ist ein komplexer Fall.«

Sie lächelte. »Meinen Sie, im medizinischen Sinn?«

»Ich kann leider nicht in Einzelheiten gehen.«

»Ihre Schweigepflicht, nicht wahr? Das respektiere ich natürlich, Dr. Delaware. Mr. Hünengart hatte ein anderes Argument. ›Sensitive Informationen‹ oder so etwas. Ich sagte ihm, das klänge ziemlich martialisch, was er gar nicht lustig fand. Er war überhaupt ein grimmiger Kerl.«

»Haben Sie ihm die Akte ausgehändigt?«

»Nein. Ich habe sie nämlich nicht, Doktor. Denise hat keinerlei medizinische Papiere hinterlassen. Es tut mir leid, wenn ich Sie an der Nase herumgeführt habe, aber daß man sich in letzter Zeit so für sie interessiert, hat mich vorsichtig gemacht. Und der Mord, natürlich. Als die Polizei kam und Fragen stellte, habe ich persönlich ihren Schrank ausgeräumt. Alles, was ich fand, waren ein paar Lehrbücher und Computerdisketten mit Daten für ihre Doktorarbeit.«

»Haben Sie die Daten angeschaut?«

»Hat diese Frage etwas mit Ihrem komplizierten Fall zu tun?«

»Möglicherweise.«

»Möglicherweise - na, wenigstens werden Sie nicht grob, wie dieser Hünengart. Der wollte mich zwingen, ihm die Disketten zu übergeben.«

Sie nahm ihre Brille, stand auf und gab mir meine Ausweise zurück. Dann schloß sie die Tür und setzte sich wieder auf ihren Stuhl.

»War Denise in etwas Übles verwickelt?«

»Das ist gut möglich.«

»Mr. Hünengart war ein bißchen direkter als Sie. Er sagte, Denise hätte die Akte gestohlen und es wäre meine Pflicht, sie zurückzugeben. Ziemlich herrisch - ich mußte ihn rauswerfen.«

»Er ist nicht sehr liebenswürdig.«

»Das nenne ich eine Untertreibung. Mich erinnert seine Arbeitsweise an das KGB. Polizeimäßiger als die richtigen Polizisten, die den Mord untersuchten.«

»Welche Art von Fragen hat die Polizei gestellt?«

»Wer ihre Freunde waren, ob sie sich je mit kriminellen Typen abgegeben hätte, ob sie Drogen nahm. Leider konnte ich keine der Fragen beantworten, obwohl sie vier Jahre lang meine Studentin war. Ich wußte praktisch nichts über sie. Zu manchen Studenten entwickelt man eine enge Beziehung, andere kommen und gehen, ohne eine Spur zu hinterlassen. Denise hat wohl zu der zweiten Gruppe gehört. Nicht etwa, weil sie nicht gut war, nein, sie war außergewöhnlich gut, was Mathematik angeht. Deswegen habe ich sie auch angenommen, obwohl ich mir bezüglich ihrer Motivation nicht sicher war. Ich bin immer auf der Suche nach Frauen, die keine Angst vor Zahlen haben, und sie war sehr begabt in Mathematik. Aber wir sind nie warm geworden miteinander.«

»Sie sagten, Sie zweifelten an ihrer Motivation.«

»Ja. Die war einfach nicht vorhanden. Ich hatte immer das Gefühl, sie wäre mehr zufällig zu uns geraten, weil es der Weg des geringsten Widerstands war. Sie hatte sich in der Medizin beworben und war abgelehnt worden. Sie bewarb sich immer wieder, selbst nachdem sie bei uns eingeschrieben war, doch sie hatte nie eine Chance. Außer in Mathematik waren ihre Noten nicht sehr gut. Bei der Aufnahmeprüfung hier blieb sie unter dem Durchschnitt, aber wegen ihrer Leistungen in Mathematik beschloß ich, es trotzdem mit ihr zu versuchen. Ich habe ihr sogar ein Stipendium besorgt, das aber im letzten Frühjahr nicht mehr erneuert werden konnte. Deshalb hat sie die Hilfsassistentinnenstelle im Krankenhaus angenommen.«

»Das Stipendium wurde ihr wegen mangelnder Leistungen gestrichen?«

»Nein, nur mit ihrer Dissertation ging es nicht voran, und Beratung lehnte sie ab. Zu Terminen erschien sie nicht. Sie fand immer eine Entschuldigung, sagte, sie könnte es nicht schaffen und brauchte mehr Zeit. Ich bin nie richtig zu ihr durchgedrungen. Ich war nahe daran, sie fallenzulassen, als … Aber das spielt jetzt wohl alles keine Rolle mehr. Nehmen Sie meine kleine Rede als eine ausführliche Antwort auf Ihre Frage nach den Disketten. Ja, ich hab sie mir angeschaut, und es war nichts darauf, was irgendeinen Sinn ergäbe. Es war noch schlimmer, als ich gedacht hatte. Alles, was sie in der ganzen Zeit zustande gebracht hatte, war eine unfertige Einleitung für ihre Arbeit und eine Tabelle mit Zufallszahlen.«

»Zufallszahlen?«

»Ja, für statistische Proben. Ich bin sicher, Sie wissen, wie so was geht.«

Ich nickte. »Man erzeugt mit einem Computer oder mit anderen Techniken eine Anzahl zufälliger Zahlen und benutzt sie, aus einem Pool von numerierten Kandidaten eine zufällige Auswahl zu treffen. Wenn man zum Beispiel die Zufallszahlen fünf, fünfzehn und dreiundzwanzig hat, nimmt man für die Analyse den fünften, den fünfzehnten und den dreiundzwanzigsten auf der Kandidatenliste.«

»Genau. Denise hatte eine riesige Liste solcher Zufallsdaten - Tausende, Seite um Seite Zahlentabellen. Was für eine idiotische Verschwendung von Rechenzeit! Sie war immer noch Jahre davon entfernt, zu irgendeinem Ergebnis zu kommen. Sie war sich noch nicht einmal über die Methode im klaren.«

»Was war denn ihr Thema?«

»Die Vorhersage von Krebserkrankungen anhand geographischer Daten; konkreter war sie nie geworden. Was auf den Disketten stand, war wirklich zum Heulen. Sogar das bißchen, was sie bis dahin geschrieben hatte, war vollkommen durcheinander, Kraut und Rüben, vollkommen unakzeptabel. Ich mußte mich fragen, ob sie nicht wirklich Drogen genommen hatte.«

»Gab es andere Zeichen, die darauf hinwiesen?«

»Ich nehme an, ihre Unzuverlässigkeit könnte man als Symptom auslegen. Und manchmal schien sie sehr erregt zu sein, fast manisch, wenn sie versuchte, mich - oder sich selbst - zu überzeugen, daß sie Fortschritte machte. Aber Amphetamine hat sie bestimmt nicht genommen, sonst hätte sie nicht so zunehmen können in den letzten vier Jahren - zwanzig Kilo, schätze ich. Am Anfang war sie richtig hübsch gewesen.«

»Vielleicht Kokain?«

»Möglich, aber ich habe auch schon Studenten, die keine Drogen nahmen, sich soviel Fett anfressen sehen. Die Belastungen während einer Doktorarbeit können jeden zeitweise zum Wahnsinn treiben.«

»Wie wahr«, sagte ich.

»Als ich erfuhr, daß sie ermordet worden war, sah ich sie plötzlich in einem ganz anderen Licht. Bis dahin war ich absolut wütend auf sie gewesen, doch als ich von ihrem Tod hörte und wie sie gefunden worden war, da tat sie mir nur noch leid. Die Polizei sagte, sie sei wie eine Punkerin angezogen gewesen. Mir wurde klar, daß sie ihr wirkliches Leben vor mir verborgen hatte. Sie war einfach ein Mensch, für den Wissenschaft nichts bedeutete.«

»Könnte ihr Mangel an Motivation etwas damit zu tun gehabt haben, daß sie ein Nebeneinkommen hatte?«

»O nein, sie war arm. Als ich sie annahm, flehte sie mich an, ihr ein Stipendium zu besorgen, sonst könnte sie nicht anfangen.«

Ich dachte an ihren sorglosen Umgang mit Geld und an das brandneue Auto, in dem sie gestorben war.

»Wissen Sie etwas über ihre Familie?«

»Ich bildete mir ein, es gäbe eine Mutter - eine Alkoholikerin. Doch die Polizei konnte niemanden finden. Am Ende haben wir hier für ihre Beerdigung gesammelt.«

»Wo stammte sie her?«

»Irgendwo von der Ostküste. Aber nein, Dr. Delaware, sie war nicht reich, ihre Antriebsschwäche muß andere Gründe gehabt haben.«

Sie schaute auf ihre Uhr, dann auf ihre Handtasche. Für einen Augenblick dachte ich, sie wollte aufstehen, doch statt dessen rückte sie ihren Stuhl näher und sah mich scharf an.

»Wozu all diese Fragen, Doktor? Worum geht es Ihnen eigentlich?«

»Ich kann Ihnen wirklich keine Details nennen. Ich weiß, es mag Ihnen unfair erscheinen, aber es geht um eine Patientin.« Sie war einen Moment still, bevor sie sagte: »Sie war tatsächlich eine Diebin. Die Bücher in ihrem Schrank waren einem anderen Studenten gestohlen worden. Ich habe auch andere Dinge gefunden: einen Pullover, der jemand anderem gehörte, und einen goldenen Kugelschreiber von mir. Ich wäre deshalb nicht überrascht, wenn sie in schmutzige Geschäfte verwickelt gewesen wäre. Meinen Sie, das könnte zu ihrer Ermordung geführt haben?«

»Möglich wäre es.«

»Und was ist Ihre Rolle in dem Ganzen, Doktor?«

»Das Wohlergehen meiner Patientin steht auf dem Spiel.«

»Charles Jones' Schwester?«

Ich war überrascht, daß Hünengart ihr soviel offenbart hatte.

»Vermutet man irgendeine Form von Kindesmißhandlung? Etwas, das Denise herausgefunden haben könnte? Etwas, aus dem sie vielleicht Gewinn zu schlagen versuchte?«

Ich schluckte meine Verblüffung hinunter und zuckte harmlos mit den Schultern.

Sie lächelte. »Ich bin kein Sherlock Holmes, Dr. Delaware, aber der Besuch dieses Hünengart hat mich sehr neugierig gemacht. Ich habe das Gesundheitswesen zu lange studiert, um glauben zu können, irgend jemand würde solchen Aufwand für einen normalen Patienten treiben. Ich bat also meinen Mann, ein paar Erkundigungen einzuziehen über den Jones-Jungen. Er ist Gefäßchirurg und hat Zugang zum Western Ped, wenn er auch seit Jahren nicht mehr dort operiert hat. Ich weiß also, wer die Jones' sind und welche Rolle der Großvater in dem Schlamassel spielt, in dem das Krankenhaus steckt. Ich weiß auch, daß der Junge dem Krippentod erlegen ist und das andere Kind andauernd krank ist. Wenn man dazunimmt, daß Denise die Akte des ersten Kindes gestohlen hat und sich von einer armen Studentin zur großzügigen jungen Dame verwandelte, dann braucht man kein Detektiv zu sein, um gewisse Schlüsse zu ziehen, besonders nicht, wenn unabhängig voneinander zwei Vertreter des Krankenhauses sich die Mühe machen, zu mir zu kommen.«

»Ich bin trotzdem beeindruckt.«

»Arbeiten Sie und Mr. Hünengart gegeneinander?«

»Wir arbeiten jedenfalls nicht zusammen.«

»Auf weicher Seite stehen Sie?«

»Auf der Seite des kleinen Mädchens.«

»Wer bezahlt Sie?«

»Offiziell die Eltern.«

»Würden Sie das nicht einen Interessenkonflikt nennen?«

»Wenn es sich als solcher erweist, dann werde ich keine Rechnung ausstellen.«

Sie schaute mich nachdenklich an. »Ich glaube, ich kann Ihnen vertrauen. Doch nun erzählen Sie mir: Bin ich vielleicht in Gefahr, weil ich die Disketten habe?«

»Ich bezweifle es, aber auszuschließen ist es nicht.«

»Keine sehr beruhigende Antwort.«

»Ich möchte Ihnen nichts vormachen.«

»Dafür bin ich Ihnen dankbar. Was meinen Sie, warum könnten die Disketten so wichtig sein?«

»Sie könnten irgendwelche, in die Zufallstabelle eingebetteten kodierten Informationen enthalten.«

»Ich gebe zu, daran habe ich auch gedacht. Es gab nämlich keinen vernünftigen Grund, warum sie in dieser Phase ihrer Arbeit eine solche Tabelle erstellen sollte. Ich habe also ein paar einfache Programme darauf losgelassen, konnte jedoch kein offensichtliches Muster entdecken. Kennen Sie sich aus mit Kryptographie?«

»Nicht im geringsten.«

»Ich auch nicht. Doch es gibt jetzt einige gute Dekodierprogramme, so daß man nicht unbedingt ein Experte sein muß. Aber warum schauen wir nicht einfach mal gemeinsam? Vielleicht bringt unser kombinierter Spürsinn irgend etwas zutage. Danach übergebe ich Ihnen die Disketten; dann bin ich sie los. Ich werde auch einen Brief an Hünengart und an die Polizei schicken, mit Kopie an meinen Dekan, in dem ich klarstelle, daß ich kein weiteres Interesse an den Disketten habe und sie an Sie weitergegeben habe.«

»Wie war's, wenn Sie nur an die Polizei schrieben? Ich kann Ihnen den Namen eines Beamten geben.«

»Nein.« Sie nahm einen kleinen Schlüssel aus ihrer Designerhandtasche und schloß den Schreibtisch auf.

»Normalerweise schließe ich nicht alles ein, aber dieser Mann hat mir das Gefühl gegeben, ich sei wieder in Ungarn.« Sie schaute in eine der Schubladen. Sie runzelte die Stirn und griff tiefer hinein. Nach einigem Tasten und Suchen kam ihre Hand wieder zum Vorschein. Leer.

»Verschwunden«, sagte sie schließlich. »Sehr interessant.«