Orne

Von der Landwirtschaft geprägt

Im Landesinneren der Normandie, weitab von den Hauptstädten, ist eine Landschaft von der Zeit unangetastet geblieben. Fährt man durch ein Dorf, könnte man meinen, es sei verlassen, wären da nicht die parkenden Autos. Menschen sieht man kaum im Herzen des Pays d’Argentan, im Pays d’Auge Ornais zwischen Vimoutiers im Norden und Argentan im Westen, dafür Herden von Kühen, edle Pferde und ein Patchwork von Apfelbäumen. Molkereiprodukte, Pferdezucht und Cidre sind hier die Haupteinnahmequellen.

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Touristen schaffen es selten bis ins Landesinnere, es sei denn sie sind Pferde-, Käse- oder Gartenliebhaber, und für alle drei gibt es eine reiche Belohnung: die Camembert-Käserei mit dem selten im Ausland zu beziehenden nicht pasteurisierten Camembert ist etwas für Gourmets. Das nationale Gestüt Harras National du Pin wurde erbaut im Stil von Versailles, und ganz im Südosten, wenige Kilometer von der Départementgrenze, in Rémalard liegt ein Garten, La Petite Rochelle, der für mich mit den besten englischen Gärten in Konkurrenz treten kann.

Das Land ist durchzogen von einem teilweise verwirrenden Netz von Straßen, und je weiter man sich von den Hauptstraßen entfernt, desto weniger sind sie beschildert. Hier hilft auch keine Karte, sondern nur, sich an dem nächstgrößeren Dorf zu orientieren und zu hoffen, dass man auf eine D-Straße stößt. Nur gut, dass die leicht bewegte Landschaft von Weiden, Wäldern und Apfelwiesen so schön ist, denn die Anzahl der Kilometer, die man zurücklegt, kann beachtlich sein.

Eines der besten Fortbewegungsmittel, um diese Landschaft zu erleben, ist das Fahrrad, und es ist erstaunlich, wie viele Gemeinden Tafeln mit Hinweisen zu den Radwegen aufgestellt haben. Für diejenigen mit Zeit, Energie und Muße unbedingt zu empfehlen, so lernt man die Gegend kennen und kann die weiche, im Sommer nach Heu duftende Luft einatmen. Fahrräder und Frankreich passen einfach zusammen.

Das schönste Dorf Frankreichs: Saint-Céneri-le-Gérei

Ganz im Süden von Orne, an der Grenze zum Department Pays de la Loire in den Alpes Mancelles, liegt das idyllische Dorf Saint-Céneri-le-Gérei auf einer Anhöhe, an zwei Seiten umgeben vom Fluss Sarthe. Unter der Ägide eines britischen Bürgermeisters lebt hier eine Vielzahl von Künstlern. Aufgrund des Wetters und des tiefen Grüns in der Umgebung könnte man meinen, man sei in Südfrankreich: Hier findet man Bar, Bistro, Laden und Dorfleben samt Tischen, Stühlen und dem Geruch von Gauloise-Zigaretten, der doch einfach zu Frankreich gehört und den Besucher in vielen anderen Dörfern der Region vermissen. www.saintceneri.org

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39 Jardin de la Petite Rochelle**

22, rue du Prieuré, 61110 Rémalard
Telefon 02 33 73 85 38 (9.00–10.00 Uhr)
www.la-petite-rochelle.com
helene.d-andlau@wanadoo.fr

 

Besitzer Hélène d’Andlau, Laurence de Bonneval

Der Garten in Stichworten Zeitgenössischer Garten einer Pflanzenliebhaberin, acht Gartenräume, Pflanzenraritäten, Nationale Sammlung (CVVA) von Daphne und Pieris

Entstehungszeit Seit 1976
Gestalter Hélène d‘Andlau
Größe 1,30 ha

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Der Garten von La Petite Rochelle ist eine tour de force der Gartenwelt und gehört auf die Muss-Liste jedes Pflanzen- und Gartenliebhabers. Seine Stärke beruht auf einer exzeptionellen Zusammenstellung von Raritäten, untermischt mit gängigen Spezies. Als die Bildhauerin Hélène d’Andlau 1976 zu ihrer Mutter nach Rémalard im südöstlichen Teil der Normandie zog, fand sie eine leicht abfallende Rasenfläche mit einzelnen Bäumen am Rand vor – eine leere Leinwand, die der Gartenneuling nunmehr gestaltete. Die Verwandlung nichtssagender Grünflächen in einen exzeptionellen Garten ist anhand der Fotos, die im Eingangsbereich hängen, ersichtlich. Aber auch mit diesem Beweismaterial ist es kaum vorstellbar, dass die ältesten Gehölze vor nur fünfunddreißig Jahren gepflanzt wurden. Mild, mit wenig Bodenfrost, ist das Klima günstig, und auch der Boden mit einem pH-Wert von 7 lässt ein breites Spektrum von Pflanzen zu. Über die Jahre wuchsen nicht nur die Pflanzen, sondern auch der Garten selbst. Denn einmal vom Pflanzenfieber erfasst, brauchte Madame d’Andlau mehr Fläche, um ihre Ideen, Mitbringsel von Gartenreisen und Geschenke von Gartenfreunden unterzubringen. Inzwischen umfasst der T-förmige Garten 1,30 Hektar, unterteilt in acht Gartenräume.

Obwohl jeder Gartenraum für sich steht, fließen doch alle auf ganz selbstverständliche Weise ineinander. Blickachsen wie auch halbversteckte Öffnungen und Tore locken den Besucher von einem Bereich zum anderen. So wirkt die Anlage wesentlich größer, als sie tatsächlich ist. Die Gestaltung scheint zweitrangig gegenüber den Pflanzen zu sein, aber jene unsichtbare Struktur gibt dem Ganzen Halt und einen Rahmen für fein nuancierte Pflanzenkombinationen – für mich das Zeichen eines gelungenen Gartens. Wichtig bei allem ist Hélène d’Andlaus Gartenphilosophie. Sie strebt nach der richtigen Farbzusammenstellung wie auch nach Vielfalt von oft ungewöhnlichen Pflanzen. Hier ist ein Garten, in dem das ganze Jahr über etwas blüht und kontinuierlich für Interesse gesorgt ist. März bis April ist die Zeit der Zwiebelpflanzen, Geophyten, Magnolien, Zierkirschen und -äpfel, im Mai sind die Rhododendren, Kornelkirschen und Paeonien an der Reihe. Einige Rhododendren stammen aus dem Garten des Prinzen Peter Wolkonsky, eines Experten auf diesem Gebiet, der Madame d’Andlau immer wieder mit Ratschlägen unterstützt. Rosen, Daphne und Pieris (die Nationale Sammlung hiervon ist im Garten) sowie Clematis blühen im Juni, gefolgt von den Hortensien im August.

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Die Pflanzen sind hier die Königinnen: Lonicera ‘Elisae’ wurde erstmals in Frankreich hier gepflanzt. Mehrere Pflanzen stammen aus diesem Garten, etwa die Kletterrose ‘Belle Rémalard’. Der Garten ist ein Gesamtkunstwerk; die älteren Bereiche wie das Labyrinth und der italienische Garten sind genauso frisch und spannend wie die neueren, etwa der Garten von Laurence, der im Sommer vor Farbe sprüht. Seit einigen Jahren kümmert sich auch Madame d’Andlaus Tochter Laurence de Bonneval um den Garten, sie führt Buch über die Pflanzen, fügt jede neue Pflanze in die Liste und hält das Gartenjahr in Fotos fest. Noch möchte die inzwischen über neunzig Jahre alte Hausherrin einen weiteren Gartenbereich anlegen, wer weiß, was für Ideen hier verwirklicht werden.

 

Empfohlene Jahreszeit Frühling, Mai, Juni
Mindestzeit für einen Besuch 45 Minuten
Anfahrt Pkw In der Dorfmitte von Rémalard beschildert

Öffnungszeiten Siehe Webseite für die jeweils aktuellen Öffnungszeiten, variieren von Jahr zu Jahr

Eintrittspreise (2011) € 5,00, Kinder unter 12 Jahren frei

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/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0284.jpgFaltblatt mit Plan /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0285.jpg1 ½ bis 2 Stunden,7 pro Person /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0286.jpg nicht geeignet für Rollstühle, teilweise enge Wege /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0287.jpgParkbuchten an der Straße /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0288.jpg /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0289.jpg

 

In der Nähe Les Jardins du Manoir de la Bonnerie (43), Jardins de la Mansonière (41)

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40 Jardins du Château de Sassy

Rue Saint-Christophe-le-Jajolet, 61570 Mortrée
Telefon 02 33 35 32 66
chateaudesassy@orange.fr

 

Besitzer Duchesse d’Audiffret-Pasquier und Familie
Der Garten in Stichworten Historische Gartenanlage mit Parterre und Park
Entstehungsjahr 1913
Gestalter Unter anderen Achille Duchêne
Größe Parkanlage 75,00 ha, Garten 1,00 ha

 

Manchmal ist ein Garten allein schon durch seine Umgebung etwas Besonderes, so auch der Garten von Château de Sassy. Das 1 Hektar große Parterre, entworfen 1913 von Achille Duchêne, damals der berühmteste und bekannteste Gartengestalter Frankreichs, ist nicht außergewöhnlich. Symmetrisch als Broderieparterre in Felder eingeteilt, schmuckvoll gestaltet mit schwungvollen ornamentalen Buchshecken, abgesetzt durch Rasenstreifen und farbigen Kies und betont durch Eiben in Kegelform, wirkt die Anlage am besten in der Draufsicht, vor allem von den vier schmalen Terrassen aus, verbunden jeweils mit Treppenfluchten, die zum Schloss hinaufführen. Von hier sind die Harmonie und Nuancen der Anlage sichtbar. Die »Hecken auf Stelzen« am Ende des Gartens, die eng gepflanzten Linden mit freigehaltenen Stämmen und wie eine emporstehende Hecke in Kastenform geschnittenen Kronen, begrenzen das Gelände, filtern jedoch den Blick auf die Landschaft. Auch die Wasserfläche, die wie der Rest eines Wehrgrabens wirkt, begrenzt das Parterre und setzt es von der Umgebung ab.

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Die Krönung aber ist die Wechselwirkung mit dem Park und der Kulturlandschaft. Während sich links eine Bilderbuchlandschaft ausbreitet, Weiden mit grasenden Pferden, ein Bachlauf, gesäumt von Weiden, sowie leicht ansteigende Hänge mit Bauernhöfen, entfaltet sich rechts der Park. Die Zufahrt den Hang hinauf ist kaum zu erkennen, die Rasenflächen sind vorbereitet für ein Reitturnier, und den Hintergrund bilden mächtige Bäume, mal einzeln, mal als Wald. Der Laubwald mit Wirtschaftswegen zieht sich vor dem Eingangshof des Schlosses weit in die Ferne zurück und lässt das aus Mauerziegeln und Naturstein errichtete Château aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Kontrast noch heller und brillanter erscheinen.

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Empfohlene Jahreszeit Juni bis September
Mindestzeit für einen Besuch 30 Minuten
Anfahrt Pkw Zwischen Argentan und Sées, von D958 beschildert

Öffnungszeiten Ostern bis 14. Juni und 16. September bis 30.September, Wochenenden und Feiertage 15.00–18.00 Uhr; 15. Juni bis 15. September 10.30–12.30 Uhr und 14.00–18.00 Uhr

Eintrittspreise Park frei, mit Führung durch das Château € 7

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0293.jpg bedingt wegen der Stufen /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0294.jpg

 

In der Nähe Les Jardins du Manoir de la Bonnerie (43), Jardins de la Mansonière (41)

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41 Jardins de la Mansonière*

La Masonière, 61250 Saint-Céneri-le-Gérei
Telefon 02 33 26 73 24
www.mansoniere.fr
mansoniere@wanadoo.fr

 

Besitzer M. und Mme Manson

Der Garten in Stichworten Zeitgenössischer Themengarten, Rosengarten, Mondgarten, Duftgarten, grüner Garten, Terrassen-Kiesgarten, Haselnusshain, Nutzgarten

Entstehungszeit Seit 1994
Gestalter M. und Mme Manson
Größe 1,50 ha

 

Wie bei jedem Garten gibt der Eingang den Ton an: In den Jardins da la Mansonière wird man von einer Holzhütte und auch einem Sammelsurium von besucherfreundlichen Ausstattungen begrüßt, was man automatisch mit einem Freizeitpark assoziiert und nicht mit einem Privatgarten in einem der schönsten Dörfer Frankreichs, der von natürlicher künstlerischer Lockerheit geprägt ist. Die Jardins de la Mansonière sind, zumindest in der Normandie und der angrenzenden südlichen Gegend, kein Geheimnis mehr, und so ist der Garten, 1994 angelegt und erst 2002 für das Publikum geöffnet, zum Ausflugsziel für örtliche Gartenklubs geworden.

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Auch wenn manche populären Gartenzeitschriften Abbildungen über Abbildungen von vollgepfropften Gärten zeigen, wo Pflanzen, Farben und Accessoires im Wettkampf miteinander stehen, bedeutet dies nicht, dass es so sein muss. Quantität bedeutet nicht automatisch Qualität, und in der Realität wünscht man sich eher weniger. So ging es mir bei meinem Besuch in den Gärten der Mansonière. Ich bin das Gefühl nicht losgeworden, dass ich durch reine Schaugärten, nicht Gärten zum Bewohnen und Erleben geschickt worden bin. Zum Teil liegt dies am empfohlenen Rundgang, der zwar am Wohnhaus vorbeiführt, es aber als Auftakt des Gartens zu wenig würdigt. Schade, denn wenn man den Garten vom Haus aus betrachtet, macht die Abfolge von Gartenräumen viel mehr Sinn: die Achse vor dem Haus, den Hang hinunter zu den Pflanzbeeten, bestückt mit vielerlei Rosen, Stauden und Gehölzen, zum Haselnusshain am Zipfel des Gartens; oder die Achse vom Wintergarten über den »ruhigen Garten« zum Mondgarten und weiter zum Rosengarten. Auch der seitliche Gartenteil, bestehend aus dem Rondell und dem höher liegenden Terrassengarten, wirkt vom bäuerlichen Natursteinhaus betrachtet besser.

Es gibt durchaus gute Ansätze im Garten, unter anderem die harmonischen und spannungsvollen Pflanzenpartien im oberen Terrassengarten, wo Gelb und Blau vorherrschen und mit einer geglückten Auswahl der Pflanzen das Gefühl von Wärme erzeugt wird. Der Rosengarten ist eine Hommage an alte französische Rosen (1867) und zur Blütezeit beeindruckend. Der kleine gotische Garten wie auch der Nutzgarten sind charmant, sie nehmen Bezug auf den Ort mit Blick in die angrenzende bukolische Landschaft, für die diese Gegend besonders bekannt ist. Die weite, großzügige Rasenfläche, versehen mit einer einfachen, aber wirkungsvollen parterreartigen Buchs-, Lavendel- und Rosmarinbepflanzung, in der Mitte durch eine Efeukrone betont, zeigt auch mit der Bestückung der Randzonen einen gekonnten Umgang mit Flächen, Volumen und Pflanzen. Besonders an dieser Anlage merkt man, dass Gärten doch Geschmacksache sind. Während mich das Überangebot an Themenbereichen (dreizehn), kombiniert mit der Fülle von Schmiedeeisernem und Gitterwerk, wie auch das Pseudo-Antike von der Qualität der 1,50-Hektar-Anlage ablenken, findet ein anderer Besucher gerade das wunderschön.

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Empfohlene Jahreszeit Zur Rosenblüte Mai bis Juni
Mindestzeit für einen Besuch 1 Stunde
Anfahrt Pkw Im Dorf Saint-Céneri-le-Gérei beschildert

Öffnungszeiten 15. April bis 31. Mai Freitag, Samstag, Sonntag und Feiertage 14.30–18.30 Uhr; 1. Juni bis 18. September täglich, außer Dienstag, 14.30–18.30 Uhr

Eintrittspreise (2011) € 6, Kinder 6 bis 12 Jahre € 3, Kinder unter 6 Jahren frei

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0298.jpg auch auf Deutsch /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0299.jpg /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0300.jpg

 

In der Nähe Saint-Céneri-le-Gérei, Les Jardins du Manoir de la Bonnerie (43)

42 Jardins du Prieuré Saint-Michel

61120 Crouttes-Vimoutiers
Telefon 02 33 39 15 15
www.prieure-saint-michel.com
leprieuresaintmichel@wanadoo.fr

 

Besitzer Jean-Pierre und Viviane Ulrich

Der Garten in Stichworten Historische Anlage, neu gestaltet, Staudenbeete, Rosengarten, orientalischer Garten, Iris- und Hemerocallis-Garten, Nutzgarten, Streuobstwiese, Seerosenteiche

Entstehungsjahr 1985
Gestalter Rosengarten Louis Benech
Größe 2,50 ha

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Während meiner Gartenreise durch die Normandie waren die Gärten des Priorats Saint-Michel fünf Tage lang mein Zufluchts- und Erholungsort. Hier habe ich abends die vielen Eindrücke gedanklich sortiert, mich an den Seerosenteich gesetzt und vom Froschchor unterhalten lassen. Ohne es vorher zu ahnen, sind wir an einem guten Ort gelandet. Das Priorat, gegründet im 10. Jahrhundert, wurde nach und nach erweitert und besteht aus unter anderem der Kapelle (Ende 13. Jahrhundert), der Cidre-Presse (14. Jahrhundert) und der Backstube, jetzt ein Ferienhaus (18. Jahrhundert). Das Ensemble wurde trotz Besitzerwechsel nicht aufgeteilt, die historische Substanz wird geschätzt und gepflegt und die Anlage heute von der Familie Ulrich geführt. Obwohl sie in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts restauriert wurde, hat sie nichts von ihrer einzigartigen ländlichen Stimmung und Patina verloren.

Der Besucher betritt das Anwesen durch das Seitentor, wird über den Vorgarten zur Kasse geleitet, die in der Stallung untergebracht ist, und dann auf die Hauptzufahrt geführt. Von hier kann man entweder nach rechts zur zentralen Grünfläche gehen oder mehr oder weniger geradeaus zu den Gärten des Haupthauses und zum Seerosenteich. Die großzügige Rasenfläche bildet das Herz der Anlage, von hier aus ist das beeindruckende Ausmaß der Zehntscheune zu erkennen. Inselbeete und eine Rabatte entlang der offenen Hofseite und parallel zur Cidre-Presse, bestückt mit Rosen und Stauden, lockern die Fläche auf.

Der größte Teil des Gartens jedoch liegt hinter der Cidre-Presse und der Backstube. 1985 nach Plänen des Landschaftsarchitekten Louis Benech angelegt, teilt sich der Garten in zwei Bereiche, den Nutzgarten samt Streuobstwiese zur Rechten, die Ziergärten zur Linken. Das Gelände fällt leicht ab, betont durch die Lindenallee, die als Trennung und Verbindung zugleich dient. Im oberen Bereich, in der Nähe der Bauten, sind die Gärten formal, aber je weiter entfernt sie sind, desto lockerer und ländlicher werden sie. Während der Nutzgarten offen und übersichtlich ist, wurden die Ziergärten in unterschiedliche Themenbereiche aufgeteilt, jeweils durch hohe Hainbuchen-oder Eibenhecken begrenzt – ein wichtiges Gestaltungselement, das dem Garten Struktur verleiht. Der formale Rosengarten, der inzwischen unter dem Schatten der Bäume und Hecken leidet und eine Verjüngungskur verdient, geht in einen Purpurgarten mit kleinem orientalischem Teil über. Daran schließt der Schwertlilien- und Tagliliengarten an, der wiederum in einen naturnahen Teich mit Wasserlilien übergeht. Locker stehende Bäume, wie ein lichter Wald, bilden den Übergang zur Landschaft, die immer wieder zu sehen ist. Der Garten gehört nicht zu den besten der Normandie, hat aber eine besondere Stimmung von ruhiger, selbstverständlicher Bescheidenheit, die den Charakter der Normandie widerspiegelt.

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Empfohlene Jahreszeit Juni bis September
Mindestzeit für einen Besuch 1 Stunde

Anfahrt Pkw 4 km hinter Vimoutiers auf der D916, gut beschildert, Richtung Crouttes

Öffnungszeiten 1. Mai bis 30. September täglich, außer Montag und Dienstag, mit Ausnahme von Feiertagen 14.00–18.00 Uhr

Eintrittspreise (2011) € 6, Kinder 10 bis 18 Jahre € 3

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0303.jpg Faltblatt auf Deutsch /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0304.jpg Kies- und Rasenwege /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0305.jpg

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0306.jpg 4 Zimmer mit Frühstück, 2 Gîtes (Ferienhäuser) für 5 und 6 Personen /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0307.jpg

 

In der Nähe Parc et Jardins du Château de Vendeuvre (27), Camembert, Falaise

43 Les Jardins du Manoir de la Bonnerie

4, rue de la Bonnerie, 61500 Essay
Telefon 06 22 80 54 44
www.lesjardinsdumaniordelabonnerie.fr
sdunais@orange.fr

 

Besitzer Sabine Dunais

Der Garten in Stichworten Zeitgenössischer Country-Garten, Staudenrabatten, Heckentheater, Nutzgarten

Entstehungsjahr 1990
Gestalter Sabine Dunais
Größe 7400 m2

 

Von der Straße aus hat das in hellem Naturstein erbaute Gutshaus etwas Burgartiges mit seinem halbrunden Türmchen, kleinen Fenstern und einer langen hohen Einfriedungsmauer. Wenn man nicht wüsste, dass sich hier ein Garten verbirgt, würde man an dem dezent beschilderten Eingang direkt gegenüber der Parkbucht vorbeifahren. Eine Handglocke auf dem Tisch ruft die Besitzerin, die mit einer Schere in der Hand herbeieilt. Nach englischem Vorbild hat Sabine Dunais ihren Garten, an dem sie seit 1990 arbeitet, dem Publikum geöffnet. Hier darf der Besucher ihr privates Reich besichtigen, einen Garten, den sie mehr oder weniger aus dem Nichts geschaffen hat. Gleich zu Beginn des Besuchs die erste Überraschung: Das Anwesen ist sanfter und gediegener als die Straßenfassade andeutet. Fast als seien zwei Baustile verschmolzen, wirkt das Gutshaus nunmehr wie ein kleines Schloss, die Fassade mit zartgelben Ramblerrosen ‘Mermaid’ und Banksia ‘Lutea’ geschmückt. Das Anwesen wurde im 15. Jahrhundert erbaut, im 17. und 18. Jahrhundert ergänzt; es diente unter anderem als Mehrfamilienhaus und Gendarmerie. Madame Dunais hat es restauriert und wieder zum Leben erweckt. Wenn es hier einmal einen Garten gegeben haben sollte, so waren dessen Spuren längst verschwunden, denn als die jetzige Besitzerin alles übernahm, gab es nur Weiden am Hang hinab zur Dorfmitte.

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Sabine Dunais hatte Erfahrung als Führerin durch die Gärten von Schloss Versailles und den Garten der vor kurzem verstorbenen Princesse Sturdza de Vasterival, in denen sie die Folge der Gartenstile vom französischen über den italienischen bis zum englischen Landschaftsstil kennenlernte, und so begann sie mit der Transformation ihres eigenen Gartens. Einzelne Obstbäume, eine prachtvolle Libanon-Zeder, eine umlaufende Natursteinmauer und seitlich angegliederte Wirtschaftsbauten bildeten das Gerüst. Statt die Anlage mit Wegen zu durchziehen, hat man nur den Bereich vor dem Haupthaus gekiest, alles andere der Vegetation überlassen. So ergab sich eine Großzügigkeit, die dem Garten einen parkartigen, wesentlich weitläufigeren Charakter verleiht.

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Als einziger formaler Bereich wurde die oberste Ebene in Verlängerung des Wohnhauses mit Eibenhecken eingefasst, in rechteckigen Beeten angelegt und mit Taglilien verziert. Die angedeutete Achse endet jedoch in einem neuen Heckentheater, wo Aufführungen stattfinden. Ab hier entfaltet sich der Garten wie ein Fächer vor dem Haus, fließende organische Formen schmiegen sich an beide Seiten der offenen Rasenflächen, eine asymmetrische Anordnung, die wohltuend ist und zum ländlichen Ambiente passt. Wie durch ein buntes Labyrinth geht man zwischen den und um die Inselbeete, deren jedes mit einer individuellen Mischung von Gehölzen und Stauden bestückt ist; locker, fröhlich und farbenfroh herrschen hier Pastellfarben vor. Seitlich liegt der kleine Nutzgarten, passend für einen Potager mit allerlei Spalierobst, Gemüse und Schnittblumen. Sabine Dunais sagt selbst, sie habe das Haus in einer der ärmsten Gegenden Frankreichs adoptiert, und sie hat wiederum die Gegend mit einem romantischen, großzügigen, aber auch persönlichen Garten bereichert.

 

Empfohlene Jahreszeit Mai bis September
Mindestzeit für einen Besuch 45 Minuten
Anfahrt Pkw In Essay beschildert
Öffnungszeiten (2011) 30. April bis 4. Oktober Samstag bis Dienstag 15.00–19.00 Uhr

Eintrittspreise Sonntag Erwachsene € 8 mit Führung durch Besitzerin, sonst Erwachsene € 6, Kinder 6 bis 14 Jahre € 3

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0310.jpg /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0311.jpg bedingt, Garten am Hang, Rasenwege /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0312.jpg Parkbucht gegenüber dem Eingang /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0313.jpg Mitglied von Jardins et Santé (Gärten und Gesundheit), www.jardins-sante.org

 

In der Nähe Saint-Céneri-le-Gérei, Jardins du Château de Sassy (40)