Calvados

Sandstrände, Cidre und ländliche Idylle

Die Normandie verbindet man mit Sandstränden, Fachwerkhäusern, Apfelwiesen, Apfelwein und Käse. All dies und mehr findet man in Calvados. So ist diese Region ein Mikrokosmos dessen, was den Besucher der Normandie erwartet. Mit den Badeorten Deauville und Trouville an der Côte Fleurie, den historischen Städten wie Honfleur, Caen und Bayeux und der Bilderbuchlandschaft von Pays d’Auge zieht diese Region die meisten Besucher an. Selbst ihr Name ist stets gegenwärtig in dem dunkelgoldenen Apfelschnaps, der nach jedem guten Essen serviert wird.

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0182.jpg

Calvados ist wesentlich abwechslungs- und kontrastreicher als man vermuten würde. Westlich von Caen, der Hauptstadt des Départements, geht der scheinbar unendlich lange Sandstrand der Côte Nacre nahtlos in die Côte du Débarquement, die Landungsstrände mit ihren Gedenkstätten und Museen, über. Südlich davon, im Landesinneren von West nach Ost aneinandergereiht und nur durch die Felder von Großbauern, Wald und Forst voneinander getrennt, liegen drei unterschiedliche Gebiete: Bocage Normand, Suisse Normand und Pays d’Auge. Es ist erstaunlich, wie die Topographie und der landschaftliche Charakter wechseln, von den sanften, leicht ansteigenden Hügeln und Feuchtwiesen, durchzogen von behäbig fließenden Bächen und Flüssen der Bocage Nomand zu den dramatischen Schluchten, Klippen und rauschenden Bächen der Suisse Normand – wie der Name bereits besagt ein Gebiet, das verblüffende Ähnlichkeit mit Teilen der Schweiz hat. Von hier aus weiter nach Osten fahrend, durchquert man die Ebene nördlich von Falaise, der Stadt Wilhelms des Eroberers mit der markanten Verteidigungsburg. Die großen Äcker gehen in kleine Felder über, die Topographie ändert sich, und wie eine zerknitterte Decke ist die Landschaft gezeichnet von Dellen und sanften Anhöhen. Das Kleinteilige der Pays d’Auge ist besonders reizvoll: die Gegend ist durchsetzt von kleinbäuerlichen Höfen mit ihren teils windschiefen Fachwerkscheunen, umgeben von Apfelwiesen und Weiden, eine landwirtschaftliche Struktur, die sich seit Jahrhunderten kaum verändert hat.

Verschiedene touristische Routen führen den Besucher zu dem, was die Region kennzeichnet: die Route du Cidre und Route des Moulins (Wassermühlen) in Pays d’Auge wie auch die Route du Fromage, die weiterführt in die benachbarte Region Orne. Informationen wie auch Karten hierzu sind in den Fremdenverkehrsbüros oder im Internet zu finden. www.calvados-tourisme.com.

Kaffee und Bücher in Caen

Das Universitätsviertel von Caen ist ein wundervolles Labyrinth von engen Straßen mit unterschiedlichsten Einzelhandelsläden, wie sie in den meisten Städten inzwischen eine Rarität sind. Besonders hervorzuheben sind die Buchhandlungen, in denen man zwischen den Regalen und Stapeln von Büchern stundenlang verweilen könnte. In der Librairie Mémoranda gibt es neben einem gutsortierten Angebot an neuen und antiquarischen Büchern zu Garten- und Landwirtschaftsthemen wie auch verlockenden Kunstbüchern ab etwa 11 Uhr Kaffee, Kuchen und einen kleinen Imbiss. Da der botanische Garten (Seite 114) nur 10 Minuten zu Fuß entfernt ist (stadtauswärts geradeaus, den Hang hinauf über die breite Straße, an den Gründerzeitvillen vorbei, der Straße nach rechts folgen, den Hügel hinab, am alten Friedhof vorbei, das Ziel ist linker Hand erreicht), ist dies eine ideale Kombination.

Librairie Mémoranda, 19, rue des Croisiers, 1400 Caen, Telefon 02 31 86 51 28, Dienstag bis Freitag 10.00–13.00 Uhr, 14.30–19.00 Uhr, Samstag 14.30–19:00 Uhr

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0183.jpg

24 Parc du Château de Balleroy

14490 Balleroy
Telefon 02 31 21 06 61
www.chateau-balleroy.com
musee.des.ballons@wanadoo.fr

 

Besitzer Forbes Investors Advisory Institute Inc.
Der Garten in Stichworten Historischer Garten mit Parterre, Park
Entstehungszeit 1626, Ergänzungen 1934
Gestalter François Mansart, Henri Duchêne
Größe Gesamtareal 169,00 ha, öffentlich zugänglicher Park ca. 15,00 ha

 

Das Château und die Stadt Balleroy stellen eine der ersten städtebaulichen Planungen Frankreichs dar. Noch vor Versailles, welches das Aussehen von Palästen, Schlössern und Städten weltweit beeinflusste, ließ Jean de Choisy 1631 Balleroy nach den Plänen von François Mansart (1598–1666) ausführen, einem Architekten, der den Klassizismus in die barocke Architektur Frankreichs einfließen ließ. Château de Balleroy, als einziges original erhaltenes Werk Mansarts – andere Bauten wurden verändert oder während der Revolution beschädigt –, nimmt eine Sonderstellung in der Architekturgeschichte ein.

Dank der meisterhaften Einbeziehung der Topographie erscheinen sowohl Schloss als auch Stadt prächtiger, als sie es in Wirklichkeit sind. Von der D13 kommend, erreicht man die Stadtmitte fast ohne Vorwarnung und die spannungsvolle Anordnung von Stadt und Schloss entgeht einem. So lohnt es sich, nach links den Hang hinaufzufahren (die Ansicht des Schlosses im Rückspiegel ist beeindruckend), am Rondell umzudrehen und die Zufahrt zum Château auf sich wirken zu lassen. Flankiert von einer Lindenallee mit anschließenden Rasenflächen – die Baulinie der Wohnhäuser ist weit zurückgesetzt –, führt die schnurgerade Straße den Hang hinunter direkt auf das Schloss zu. Die Wirkung wird noch gesteigert dadurch, dass der von Grünflächen umgebene Bau auf dem gegenüberliegenden Hang liegt. So wird der Weg optisch gestreckt, die Kontraste der hellen Kieszufahrt zur dunklen, schattigen Bepflanzung stechen hervor, und dadurch wird eine große Ordnung vorgetäuscht.

1970 wurde das Château von dem Amerikaner Malcolm S. Forbes erworben. Heute ist es im Besitz seiner Nachkommen, die eine umfangreiche Restaurierung vornahmen. Auch die Parterres und der Park, Anfang des 20. Jahrhunderts von Henri Duchêne im Stil von André Le Nôtre gestaltet, wurden instandgesetzt. Am Schloss angekommen, merkt man erst, wie wohlproportioniert und stimmig die Anlage ist, wesentlich bescheidener als man zunächst vermutete. Rosen ranken an den Mauern der Stallungen hoch, die Buchsbäume der Parterres sind präzis in Form gehalten, und statt Wasser liegt ein Teppich von kurzgeschnittenem Rasen im Graben. Romantisch, gediegen und ruhig, ist dies ein Ort für einen Spaziergang oder ein Picknick unter den prächtigen Solitärbäumen mit Blick über den Park in die Landschaft. Auch wenn der Schwerpunkt in unserem Zusammenhang den Gärten gilt, ist Balleroy doch ein Anwesen, das man als Gesamtkunstwerk betrachten sollte.

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0184.jpg

Empfohlene Jahreszeit Ganzjährig zu Besuchszeiten
Mindestzeit für einen Besuch 30 Minuten
Anfahrt Pkw In Zentrum von Balleroy

Öffnungszeiten 15. März bis 30. Juni und 1. September bis 15. Oktober täglich, außer Dienstag, 10.00–18.00 Uhr; 1. Juli bis 31. August täglich 10.00–18.00 Uhr

Eintrittspreise (2011) Park Erwachsene € 3, Schüler und Studenten frei

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0185.jpg

 

In der Nähe Jardins de Castillon-Plantbessin (28), Jardins du Château de Brécy (25)

Die Renaissance des französischen Gartens – der Stil Duchêne Henri Duchêne (1841–1902) und Achille Duchêne (1866–1947)

Zwischen 1880 und 1947 waren Vater Henri und Sohn Achille Duchêne verantwortlich für die Restaurierung oder Umgestaltung von historischen Gartenanlagen, unter anderem von Château de Balleroy, Château de Sassy (Seite 146), Vaux-le-Vicomte, Courance, Breteuil, auch Blenheim in England. Sie führten einen Gartenstil ein, in dem Elemente des französischen Barockgartens mit einigen Charakteristika des englischen Landschaftsstils kombiniert wurden: formale Bereiche um das Haus und lockere, naturhafte Partien im umliegenden Park. Ihre Handschrift, vom dekorativen Parterre über Spiegelbecken mit Springbrunnen bis zu Skulpturen, Formschnitt mit Waldpartien und Lichtung im Hintergrund, kann man immer noch an vielen Anlagen entdecken.

25 Jardins du Château de Brécy**

14480 Saint-Gabriel-Brécy
Telefon 02 31 80 11 48
www.parcsetjardins.fr
dwirth@wanadoo.fr

 

Besitzer M. und Mme Didier Wirth

Der Garten in Stichworten Restaurierter historischer Garten, Parterre, Terrassen, Rosengarten, Nutzgarten, Schattenbereich mit Frühlingsblühern, Formschnitt

Entstehungszeit Château zwanziger Jahre des 17. Jahrhunderts, Garten 1646–1697, restauriert ab 1992

Gestalter François Mansart zugeschrieben
Größe 2,00 ha

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0186.jpg

Selten habe ich einen Garten besucht, der mich so begeisterte. Einen Garten, in dem Geschmack und Feingefühl für historische Substanz und Ort zusammenkommen und das Ergebnis frisch, aktuell und doch fest in der Gartengeschichte verwurzelt ist. Zunächst muss man Brécy finden, aber ist man einmal angekommen in dieser versteckten Ecke der Normandie, raubt einem die Architektur den Atem – diese unerklärliche Pracht, wie La Varende sie so treffend nannte, ein Château aus dem 17. Jahrhundert, erbaut aus goldfarbenem Naturstein, das Portal mit feiner Steinmetzarbeit verziert, der Eingangshof, wie auch der Innenhof, wohlproportioniert und das Schloss selbst gediegen. Man traut sich kaum, dieses private Reich zu betreten und dem Schild an der rechten Ecke des Schlosstrakts zu folgen, die Stufen hinauf durch den kurzen Seitengang in den Garten hinein. Der Kontrast könnte kaum größer sein. Wie auf einem Präsentierteller liegen der Garten, höhengestaffelt, und am Horizont wie zarte Striche die Grande Grille, das schmiedeeiserne Tor.

Der Garten wird François Mansart (siehe auch Seite 98) zugeschrieben und ist eine der wenigen intakten Anlagen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Während in den meisten Fällen das Schloss auf einer Anhöhe mit abfallenden Gartenanlagen liegt, ist es bei Brécy genau umgekehrt. Das Château liegt tiefer und der Garten verteilt sich genial auf vier unterschiedlich breite Terrassen nach oben. Dadurch wirkt der Garten mit 2 Hektar wesentlich größer. Die Terrassen sind Gärten für sich, die aber alle zusammen eine Einheit bilden. Was Brécy heraushebt, ist die beispielhafte Restaurierung, die 1958 von Jacques de Lacretelle und seiner Frau begonnen und seit 1992 unter der Leitung von M. und Mme Didier Wirth fortgesetzt wurde. Sie haben es geschafft, eine Gestaltungssprache zu wählen, die ganz im Einklang mit der historischen Substanz steht, dennoch die Belange und die Stimmung eines Privatgartens berücksichtigt und Individualität beweist. Hier wurde nicht nach Schema F gearbeitet, was doch so leicht gewesen wäre.

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0187.jpg
/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0188.jpg

Bestechend ist die Farbgebung: Grün in allen Schattierungen, abgesetzt durch Himmelblau und untermalt vom hellen Kies und Naturstein der umlaufenden Mauern und des Schlosses selbst. Dazu die Farben der Blüten, Clematis in Purpurblau, rosa Rosen oder auch das leuchtende Gelb der Zitronen oder das Orange der Pomeranzen vor dem Schloss. Das untere Parterre wirkt wie ein Teppich aus schwungvollen Arabesken und Voluten nach Claude Mollet, die zweite Terrasse ist tiefer und einfacher gehalten, der Rasen geteilt in Dreiecke, eingefasst mit Buchs und verziert mit Formschnitt. Parallel dazu führen schattige Laubengänge auf eine Sitzbank oder Tür zu. Diese allmähliche Vereinfachung zieht sich von unten nach oben. Die dritte Terrasse, das »Becken«, deren Karrees rechts und links jeweils geviertelt und mit mittigen Brunnen versehen sind, fasst auf drei Seiten die höher liegende Terrasse ein. Während der frontale Teil lang und schmal und von diversen Gehölzen, Stechpalmen (Pittosporum), Eiben in Formschnitt, begleitet ist, sind die kleinen seitlichen Terrassen dem Gemüse-und Obstanbau gewidmet, mit kleinen Potagers und Spalierobst, darunter Kirschbäume in Fächerform an den Mauern. Die letzte Terrasse führt direkt zu der halbrunden Terrasse mit der Grande Grille, dem Tor, entworfen von Isaac Geslin im 17. Jahrhundert.

Den formalen Elementen des Gartens wurden auch botanische hinzugefügt, Zierpflanzen, Rosen und Rankpflanzen, die miteinander harmonieren. Dies ist die individuelle Note, die sich durch die Anlage zieht und das Gärtnerische nicht zu kurz kommen lässt. Im kleinen Kräutergarten beim Eingangstor, in den winzigen Schattengärten in den Ruinen der alten Backstube, im kleinen Formschnittgarten an der seitlichen Terrasse oder im Rosengarten um die Kapelle, wo historische Rosen an Stelle von Grabsteinen stehen, überall ist die Hand der Besitzer spürbar.

In einem Land, in dem der jardin français dominiert, ist Brécy ein Sonderling, ein Renaissance-Garten par excellence.

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0189.jpg

Empfohlene Jahreszeit Ganzjährig während der Öffnungszeiten
Mindestzeit für einen Besuch 1 Stunde

Anfahrt Pkw N13 zwischen Bayeux und Caen bei Martragny verlassen, im Dorf links abbiegen und erste rechts nach Rucqueville (D82), durch das kleine Dorf fahren und links (beschildert) nach Saint-Gabriel-de-Brécy

Öffnungszeiten Ostern bis Ende Oktober Dienstag, Donnerstag, Sonntag und französische Feiertage, auch an Samstagen im Juni 14.30–18.30 Uhr

Eintrittspreise (2011) € 7, Kinder unter 12 Jahren frei

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0190.jpg bedingt wegen der Stufen /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0191.jpg

 

In der Nähe Jardins de Castillon-Plantbessin (28), Parc du Château de Balleroy (24)

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0192.jpg

26 Parc et Jardin du Château de Canon

Château de Canon, 14270 Mézidon-Canon
Telefon 02 50 93 65 17
www.chateaudecanon.com
canon.accueil@gmail.com

 

Besitzer Familie Mezerac

Der Garten in Stichworten Historische Anlage in zwei Teilen anglo-französischer Landschaftsgarten und Nutzgarten mit dreizehn Räumen

Entstehungszeit 1727, 1768–1783
Gestalter Elie de Beaumont
Größe 15,00 ha

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0193.jpg

Man darf sich nicht von der Anfahrt zum Schloss Canon abschrecken lassen, denn das Anwesen, früher umgeben von Feldern und Wald, liegt nunmehr am Rand einer Wohnsiedlung, Teil des ausufernden Ortes Mézidon-Canon. Erst wenn man die breite, über 1 Kilometer lange Lindenallee mit Schloss im Hintergrund erspäht, atmet man auf und weiß, dass man auf dem richtigen Weg ist. Das Schloss, erbaut in der Mitte des 18. Jahrhunderts für Jean-Baptiste Elie de Beaumont, hoch angesehener Anwalt im Parlament in Paris und Freund von Voltaire, wird heute noch von seinen Nachfahren bewohnt. Wesentlich kleiner, als man vermuten würde, breiten sich die Grünanlagen fächerartig vom villaähnlichen Schloss aus. Proportional zum Bauwerk gibt es hier keine weitläufigen Anlagen, sondern zwei in ihrer Größe erfassbare, wenn auch ungewöhnliche Gartenteile, den Park und den ummauerten Nutzgarten.

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0194.jpg

Der Park, angelegt 1768, ist ein Sonderling der Gartengeschichte, eine Mischung aus zwei Stilrichtungen, dem formalen Klassizismus des französischen Barocks und dem naturhaften, irregulären englischen Landschaftsstil. Der Bosquet du Vase, eine von Wegen durchschnittene Waldpartie zur linken Seite des Châteaus, gleich zu Beginn des Rundgangs, gehört noch zum bekannten, klassischen französischen Stil. Die größere, rechteckige, bewaldete Partie zur Rechten ist eine magische, fantasievolle Welt für sich, nach eigenen Gesetzen gestaltet. Mit wenigen Bauwerken und Skulpturen versehen, hat diese Anlage für mich eine gewisse Ähnlichkeit mit Sacro Bosco bei Rom. Durchzogen von Wasserläufen und einem Netzwerk von Wegen, mal gerade, mal geschwungen, die an diversen rustikalen Bauten, einer kleinen Burg namens Château Bérenger, einem Tempel, einem Taubenhaus vorbeiführen, besitzt die Anlage eine eigenartige Stimmung. Im oberen Viertel, am Ende einer langen Achse am Rande des Gartens mit Blick in die Landschaft, steht ein chinesischer Pavillon, erworben 1786 vom Château des Ternes in Paris. Von hier führt der Weg weiter in die Nutzgärten.

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0195.jpg

Im Kontrast zum vielen Schatten im Park erscheint dieser Nutzgartenbereich, aufgeteilt in dreizehn separate Gartenräume, jeweils mit Kalksteinmauern eingefriedet, die, um noch mehr Schutz zu geben, zum Norden hin höher sind, heller und wärmer, als er tatsächlich ist. Während früher in diesen sogenannten dachlosen Glashäusern Obst, etwa Pfirsiche, Mandeln, Aprikosen oder Feigen, angebaut wurde, wirken manche der Gärten heute wie leere Zimmer, oft mit nur einem Blumenband beidseits des Wegs. Da die Bepflanzung und die Pflege einen enormen Aufwand bedeuten würden und die einzigartige Anordnung zu ungewöhnlich ist, um einfach Räume zu schließen, ist man einen Kompromiss eingegangen: Das Gerüst wird vollends gezeigt, die Bestückung jedoch konzentriert sich auf die Hauptdurchgangsachse, um einen Eindruck von der Pracht vergangener Zeiten zu geben.

 

Empfohlene Jahreszeit Juni bis August
Mindestzeit für einen Besuch 1 Stunde
Anfahrt Pkw In Mézidon-Canon gut beschildert, wenn auch durch Wohngebiet

Öffnungszeiten 1. bis 25. April Freitag, Samstag, Sonntag, Montag 14.00–18.00 Uhr; 25. April bis 31. Mai Wochenenden und Feiertage 14.00–18.00 Uhr; 1. Juni bis 30. September täglich, außer Dienstag, 14.00–18.00 Uhr; Wochenenden im Oktober 14.00–18.00 Uhr

Eintrittspreise (2011) Erwachsene € 6, Kinder unter 10 Jahren frei

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0196.jpg Faltblatt und Gartenplan/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0197.jpg 3 Baumhäuser, www.coupdecanon.fr /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0198.jpg

 

In der Nähe Parc et Jardins du Château de Vendeuvre (27), Jardins du Pays d’Auge (29)

27 Parc et Jardins du Château de Vendeuvre

14170 Vendeuvre
Telefon 02 31 40 93 83
www.vendeuvre.com
chateau@vendeuvre.com

 

Besitzer Comte Alexandre de Vendeuvre

Der Garten in Stichworten Historische Gartenanlage, Parterre, Wasserspiele, Gartenräume, Muschelgrotte, japanischer Garten, exotischer Garten, Landschaftspark

Entstehungszeit 1750, 1830 umgestaltet als parc à l’anglais

Gestalter Unter anderen Jacques-François Blondel (1705–1775), Architekt und Gartentheoretiker

Größe 14,00 ha

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0199.jpg

Die Hauptattraktion der Parkanlage von Château de Vendeuvre in der Nähe der imposanten Stadt Falaise sind die Wasserspiele. Untergebracht im kleinen englischen Landschaftspark auf der linken Seite des perfekt proportionierten Châteaus, sind sie der Publikumsmagnet. Man kann sie nicht mit jenen im Garten von Hellbrunn bei Salzburg vergleichen, denn sie wurden später eingerichtet und sind von verschiedenen Stilrichtungen, vom Antiken über das Orientalische bis hin zum Renaissancehaften, geprägt. Die Wasserspiele von Vendeuvre waren als lustige Unterhaltung gedacht, ihre Standorte sind im Garten verstreut, was heute zur Empfindung einer gewissen Verzettelung führt. Der Park und die Gärten haben jedoch mehr als das anzubieten, und wer sich die Mühe macht, die Anlage zu erforschen, entdeckt Spuren von anderen Gartenstilen und kann sich so ein Bild machen von der früheren Pracht von Vendeuvre. Wasser in Form von Wasserläufen, einem Spiegelbecken und Kanälen zieht sich durch die Anlage, und je weiter man sich vom Wasserspielgarten auf der rechte Seite des Schlosses entfernt, desto mehr entdeckt man den wahren Charakter des Parks. Formschnittgärten aus Eiben, Buchs, Osmanthus und Wacholder in Kugeln, zu Wolkenbüschen oder aufwendigen Rädern geschnitten, sind am Rand des Parks verteilt und wirken gegen die Laubwälder ausgesprochen modern, ja sogar fernöstlich. Der markante, schrille Ruf von Pfauen lockt auf kleine Inseln, auf denen die weiß-blauen Prachtvögel in einer Voliere untergebracht sind, auf dem Plan als Kiosk bezeichnet, zur Unterscheidung dieser Konstruktion von den kleineren Vogelhäuschen, die um das Château errichtet sind. Beim Rundgang wird deutlich, dass die Anlage von Vendeuvre wesentlich umfangreicher ist, als man zuerst vermutet. Neben dem formalen Parterre, unter anderem mit Rosen bepflanzt, in der Nähe des Châteaus finden sich im linken Trakt eine Muschelgrotte und nach Art der italienischen Renaissance angelegte Gartenräume mit einem verzierten Wandbrunnen, der nur aus der Entfernung sichtbar ist. Dieser Garten mit Kabinetten wie Flores Garten und dem Elefantenzimmer ist privat und nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Im Anschluss, fast versteckt, liegen ein kleiner japanischer Garten wie auch ein exotischer Garten mit Bananenstauden und Palmen.

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0200.jpg

Wenn man heute das Anwesen besucht, kann man sich kaum vorstellen, dass Château und Park während des Ersten Weltkriegs verlassen und im Zweiten Weltkrieg beschädigt wurden: Panzer fuhren durch Teile des Parks, der dann von vielen Gräben durchzogen war. Erst 1970 begann Guy de Vendeuvre mit den Restaurierungsarbeiten. Inspiriert von den Plänen aus dem 18. Jahrhundert und den Restbeständen, hat er eine vereinfachte Version des Landhauses mit Park ausführen lassen.

 

Empfohlene Jahreszeit Mai bis September
Mindestzeit für einen Besuch 1 Stunde
Anfahrt Pkw Nordöstlich von Falaise von D511 aus beschildert

Öffnungszeiten April täglich 14.00–18.00 Uhr, 1. Mai bis 30. September täglich 11.00–18.00 Uhr, 1. Oktober bis 2. November Sonntag, Feiertage und französische Schulferien 14.00–18.00 Uhr

Eintrittspreise (2011) Besichtigungspakete; die komplette Anlage, Château, Miniaturensammlung, Küche, Hundekorbsammlung und Garten, Erwachsene € 9,50, Kinder € 7,50; 4 Teile, Château oder Miniaturensammlung, Küche, Hundekorbsammlung und Garten Erwachsene € 8,50, Kinder € 6,50; 3 Teile, Küche, Hundekorbsammlung und Garten, Erwachsene € 7,50, Kinder € 5,90; eine Eintrittskarte nur für den Garten wird nicht angeboten

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0201.jpg Parkbucht gegenüber vom Eingang /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0202.jpg

 

In der Nähe Parc et Jardin du Château de Canon (26)

28 Jardins de Castillon-Plantbessin*

14490 Castillon
Telefon 02 31 92 56 03
www.jardinscastillonplantbessin.com
contact@jardinscastillonplantbessin.fr

 

Besitzer Colette und Hubert Sainte-Beuve

Der Garten in Stichworten Zeitgenössischer Schaugarten an einer Gärtnerei, Themengärten, Rosengarten, Hemerocallis-Garten, exotischer Garten, Schattengärten, Ziergräsergarten

Entstehungszeit 1975 Gärtnerei, 1986 Garten
Gestalter Colette und Hubert Sainte-Beuve
Größe 2,00 ha

 

Der erste Eindruck vom Anwesen weckt keine großen Hoffnungen, hier etwas Beispielhaftes vorzufinden: ein großer Parkplatz, Folientunnels, barackenähnliche Bauten, eine Rasenfläche und dahinter Reihen über Reihen von Stauden in Töpfen, alles sachlich, praktisch und auf das Notwendigste reduziert. Hat man den Eintritt bezahlt, erhält man auf Anfrage einen laminierten Plan der Anlage, eine wunderbare Strichzeichnung, die auf etwas Schönes hindeutet. Man wird nicht enttäuscht. Wie durch mehrere mustergültige Privatgärten spaziert der Besucher von Gartenraum zu Gartenraum und wird immer wieder von neuem inspiriert.

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0203.jpg

Die Gärten, umgeben von hohen Hecken, liegen beidseits einer mittig verlaufenden Allee, die älteren Teile zur Rechten, die neuen zur Linken. Ein Rundgang ist zwar vorgegeben, aber man wird allzu sehr abgelenkt, durch eine besonders geglückte Pflanzenkombination, eine Blickachse oder einfach durch die Neugier auf das, was um die Ecke liegt. Auch wenn es sich hier um Musterflächen handelt, besitzen sie ein persönliches Flair in ihrer Anordnung und Bepflanzung. Begonnen 1986 als Schaukasten für die Baumschule und die Gärtner, zeigt die Anlage den Stil der Siebziger in ihrer Mischung von Koniferen mit anderen Ziergehölzen, etwas, was heute in Gärten wie Agapanthe bei Rouen wieder aufgegriffen wird. Als Kontrast zu den eher puristischen Rabatten, wo alle Koniferen außer Eiben verpönt sind, tut es sogar gut, Zwergkiefern als Begleitpflanzen wieder zu begegnen. Auch das quadratische Wasserbecken im Jardin de Hemerocallis wurde im Stil der 1970er Jahre angelegt: umgeben mit Platten, die Wasserfläche mit Uferrandstauden und Seerosen verziert.

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0204.jpg

Die Entwicklung der einzelnen Gärten ist am leicht sich wandelnden Stil abzulesen, was wie ein Stück moderner Gartengeschichte wirkt. Wo trifft man dies noch? Auf diese Weise wandert man von Bereich zu Bereich, durch das kleine Arboretum und das angrenzende Labyrinth, angelegt mit Rasenflächen und geschwungenen Hecken, zu den neuen Gartenpartien, die erst ab 1999 gestaltet wurden. Schlüpft man durch die Öffnung in der Hecke, entdeckt man den naturnahen Teich, gesäumt von üppiger und beispielhafter Bepflanzung im Wassergarten. Von hier geht es weiter, wiederum durch eine Öffnung in der Hecke, zum Seerosenbecken, einem formalen Garten mit kreisrundem Becken und kurzgeschorenen Rasenflächen. Im Neunziggradwinkel hierzu ist die piece de résistance des Gartens angelegt, die Doppelstaudenrabatte, Allée des Fleurs genannt, die mit manchen Rabatten eines englischen Gartens in Konkurrenz treten könnte. Von der Höhenstaffelung, der Farbprogression bis zur Pflanzenauswahl ist dies eine Meisterleistung. Die Gartenthemen setzen sich fort mit einem kleinen Duftgarten, einem lockeren Halbschattengarten mit geschwungenen Beeten, ausladenden Bäumen und Rasenflächen als Lichtungen sowie einem kleinen orientalischen Garten mit markantem rotem Pavillon. Obwohl die Gärten unterschiedlich sind, wirken sie, vielleicht gerade weil sie weder historisierend noch übermodern sind, homogen. Man möchte sie gerne verpflanzen und darin leben, und wer das Auto dabei hat, kann gleich zuschlagen: Hierin liegt der Charme der Gärten von Castillon-Plantbessin.

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0205.jpg

Empfohlene Jahreszeit Jederzeit zu den Öffnungszeiten
Mindestzeit für einen Besuch 1 Stunde
Anfahrt Pkw Südwestlich von Bayeux, gut beschildert von der D572

Öffnungszeiten 1. Mai bis 30.Oktober täglich, außer Sonntag (mit Ausnahme von Sonntagen im Juni und Juli), 14.00–17.30 Uhr

Eintrittspreise (2011) Erwachsene € 7, Kinder € 7

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0206.jpg laminierter Plan /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0207.jpg Gärtnerei /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0208.jpg wenige Stufen, aber teilweise enge Wege /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0209.jpg

 

In der Nähe Parc du Château de Balleroy (24), Jardins du Château de Brécy (25)

Pflanztöpfe und mehr gibt es in den Töpfereien von Noron-la-Poterie an der D572, nicht zu übersehen auf der Fahrt nach Castillon-Plantbessin

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0210.jpg
/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0211.jpg

29 Jardins du Pays d’Auge

Avenue des Tilleuls, 14340 Cambremer
Telefon 02 31 63 01 81
www.lesjardinsdupaysdauge.com
contact@lesjardinsdupaysdauge.com

 

Besitzer Armelle und Jacques Noppe

Der Garten in Stichpunkten Zeitgenössischer Country-Garten mit Gartenräumen, Rosengarten, Schattengärten, Seerosenteiche, Staudenrabatten, Kräutergarten

Entstehungsjahr 1994
Gestalter Chantal Lejard-Gasson, Georges Hayat
Größe 3,00 ha

 

Wenn ein Garten sich selbst als einen der schönsten Gärten Frankreichs bezeichnet, kann das problematisch sein. Erwartungen werden geweckt und Vergleiche gezogen. Allein angesichts der Konkurrenz in der Normandie, mit Monets Garten in Giverny, den Gärten von Le Bois des Moutiers und Château de Brécy, ganz zu schweigen vom Rest Frankreichs, deutet es entweder auf etwas Exzeptionelles, eine große Portion Selbstsicherheit oder auf Unkenntnis dessen hin, was sich sonst in der Gartenwelt tut. Beim besten Willen kommt der Garten von Pays d’Auge leider nicht einmal in die engere Wahl für die erste Liga. Es ist daher besser, das Marketing-Selbstlob zu ignorieren und den Garten als Werk von begeisterten Garten- und Pflanzenliebhabern zu genießen und, möglichst ohne zu vergleichen, durch die Gartenräume zu spazieren.

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0212.jpg

Der Beginn ist bescheiden, man läutet, jemand eilt herbei, und man erhält eine Broschüre mit dem Plan der einunddreißig Bereiche. Der Weg durch die Lindenallee ist charmant, von diesem erhöht liegenden Weg aus erspäht man andere Gartenbereiche und Wege, und man entdeckt, dass es besser ist, nach Lust und Laune zu gehen als der Nummerierung zu folgen. Das Angebot an Gartenräumen und Pflanzsituationen ist umfangreich und erfüllt fast jeden gärtnerischen Wunsch. Entlang der Hauptachse allein reihen sich der Purpurgarten, die Terrasse, die mixed border und eine Pergola, die zum lieblichen Rosengarten überleitet. Von hier führen Wege weiter durch den Garten zum Bachlauf oder zum leicht geneigten Hang, bewaldet und mit einer Vielzahl von Schattengewächsen bepflanzt. Hier ist auch der kleine Formschnittgarten und wieder einmal einer jener historischen Fachwerk-Schuppen, die scheinbar willkürlich über die Anlage verstreut sind und die Stimmung eines Freilichtmuseums erzeugen. Der Hintergedanke aber ist lobenswert. Herr Noppe wollte diese Bauten der landwirtschaftlichen Kultur vor dem Verfall oder Abbruch retten und hat sie nunmehr hier im Garten wie auch auf dem umliegenden Areal aufgestellt.

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0213.jpg

Mit weiteren kühlgrünen und erfrischenden Schattenzonen, Rasenflächen, einem kleinen See, einem Bachlauf mit Begleitpflanzung, naturnahen Seerosenbecken, Rosengarten, Kräutergarten, Sonnenplätzen und Staudenrabatten wäre die Wunschliste dessen, was man in einem Garten erwartet, theoretisch abgehakt. Doch leider wirkt der Garten nicht als harmonische Einheit. Was das Ganze meines Erachtens kippt, ist neben den verstreuten historischen Gebäuden die etwas merkwürdige »Freilichtkirche«, deren Figuren, eingesetzt in Heckennischen, wie Kreuzwegstationen wirken, der Wunsch, möglichst viel Gartensituationen zu zeigen. Der beste Hinweis auf den Charakter des Gartens liegt vielleicht im Namen selbst, Gärten der Landschaft Auge; der Garten ist also eine Zelebration des Ländlichen, und als solche hat dieser Garten, der seit 1994 entwickelt wurde, seinen Platz in der Gartenwelt.

 

Empfohlene Jahreszeit Zur Rosenblüte Ende Mai und Juni, wegen der Vielfalt auch zu anderen Zeiten

Mindestzeit für einen Besuch 1 Stunde

Anfahrt Pkw Gut beschildert von D613 bis Cambremer und zum Garten; aufpassen: Einbahnsystem in der Anlage selbst, die Ausfahrt ist innerhalb der Anlage beschildert, aber nicht an der Kreuzung mit der öffentlichen Straße, hier links abbiegen, so kommen Sie zur Hauptstraße weiter.

Öffnungszeiten 1. Mai bis 30. September täglich 10.00–18.30 Uhr, 1. Oktober bis 15. November werktags 10.00–18.30 Uhr

Eintrittspreise (2011) Erwachsene € 7,50, Kinder 6 bis 14 Jahre € 5

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0214.jpgGalettes und Crêpes /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0215.jpg bedingt, wenige Stufen, aber Rasenwege /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0216.jpg

 

In der Nähe Parc et Jardin du Château de Canon (26), Jardin des Plantes de Caen (30), Parc Floral de la Colline aux Oiseaux (32)

30 Jardin des Plantes de Caen

5, place Blot, 14000 Caen
Telefon 02 31 30 48 38 (Stadtverwaltung)
www.ville-caen.fr/Environnement/Espacesverts/
conseillershorticoles@ville-caen.fr

 

Besitzer Stadt Caen

Der Garten in Stichworten Botanischer Garten, einheimische Flora der Basse-Normandie, Glashäuser, Orangerie

Entstehungsjahr 1689
Gestalter Unbekannt
Größe 3,50 ha

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0217.jpg

Unweit der Altstadt gelegen, umgeben von einer Wohnsiedlung der Belle Époque, ist der botanische Garten von Caen mehr als eine willkommene Grün- und Naherholungsfläche. Der Ursprung des 3,50 Hektar großen Gartens geht zurück auf das Jahr 1689, als ein Universitätsprofessor hier eine Privatsammlung anlegte. Die Universität baute sie sukzessive als Demonstrationsgarten für Medizin und Pharmazie aus; heute umfasst die Sammlung über fünftausend Pflanzen. Die Topographie teilt die Anlage auf natürliche Weise in zwei Bereiche: den Hang mit der oberen Partie und den unteren Hangteil mit der unteren Terrasse. Während der obere Bereich parkartig und schattig ist, mit Solitärbäumen, unter anderem Sequoiadendron giganteum (1890) oder Cryptomeria japonica (1870), die heute fast einen von serpentinenartigen Wegen durchzogenen Wald bilden, ist die untere Zone der botanischen Sammlung und den Glashäusern gewidmet. Hier befinden sich der Hauptteil der Sammlung und vier der Hauptbereiche des Gartens: die Glashäuser, der Steingarten, die wissenschaftlichen sowie landeskundlichen Themenbereiche.

Neben den formalen Beeten mit beispielsweise Duftpflanzen ist der vierte neueste Bereich von besonderem Interesse für Besucher der Region, denn dort, am unteren Hang, im Übergang zum Steingarten, wird die Flora der unteren Normandie einzigartig präsentiert. Mit über neunhundert Spezies bekommt man einen umfassenden Einblick in deren vielfältige Pflanzenwelt. Weitere Highlights, abgesehen von den Glashäusern, sind die Sammlungen (CCVS) von Cryptanthus, Peperomia, Rhipsalis und Sansevieria. Seit 1829 ist der Garten für das Publikum zugänglich, auch heute noch stehen die wissenschaftlichen und didaktischen Belange im Vordergrund, und somit ist er so aktuell wie einst.

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0218.jpg

Empfohlene Jahreszeit Mai bis Juli
Mindestzeit für einen Besuch 45 Minuten
Anfahrt Pkw In Caen beschildert

Öffnungszeiten Ganzjährig täglich geöffnet ab 8.00 Uhr Montag bis Freitag, ab 10.00 Uhr am Wochenende, ab 14.00 Uhr am 25. Dezember und 1. Januar

Eintrittspreise (2011) Frei

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0219.jpg nicht gesondert ausgewiesen, Stellplätze an der Straße /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0220.jpg

 

In der Nähe Parc Floral de la Colline aux Oiseaux (32)

31 Le Jardin de Jumaju

Les Fieffes, 14350 Montchamp
Telefon 02 31 67 34 09
www.lejardindejumaju.com
roses-fieffes@orange.fr

 

Besitzer Dominique und Jacques Barbier

Der Garten in Stichworten Zeitgenössischer Country-Garten, große Privatsammlung von Rosen

Entstehungszeit Seit 1979
Gestalter Dominique und Jacques Barbier
Größe 1,00 ha

 

Abseits der Städte, mitten in der Landschaft, dort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, arbeitet das Ehepaar Barbier seit Anfang der achtziger Jahre an seinem Garten. Von den leidenschaftlichen Hobbygärtnern mit großer Begeisterung für Rosen wurde der Garten um das Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert kontinuierlich erweitert, bis er nunmehr 1 Hektar umfasst. Auch die kleine Obstplantage an der Einfahrt, so typisch für die Normandie, wurde in den Garten integriert, die Apfelbäume wurden zu Stützen für die Kletter- und Ramblerrosen umfunktioniert. Mit über eintausendvierhundert Rosen ist der Garten von Jumaju eine der größten Privatsammlungen historischer Rosen in Frankreich, und bis auf Teerosen und T-Hybriden, die nicht im örtlichen Klima gedeihen, wird beinahe das gesamte Rosenspektrum gezeigt: englische Rosen von David Austin im Beet hinter Polyantha-Rosen, Rosa rugosa en masse, Bourbon-, Gallica- und Noisette-Rosen hintereinander aufgereiht. Viele Rosen sind etikettiert, und die informative Webseite enthält die komplette Liste der Rosen, viele auch mit Abbildungen.

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0221.jpg
/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0222.jpg

Der Garten ist aber kein Rosarium, die Lage wie auch das romantische Flair des Anwesens deuten einen anderen Gartenstil an. Ländlich, romantisch und locker ist jede mögliche Fläche, jeder Zaun oder jede Ranke mit Rosen versehen, die in die Höhe, Breite und zwischen anderen blühenden Ziergehölzen wachsen. Es ist diese Mischung, die den Garten von anderen abhebt. Der Garten ist nicht allein den Rosen gewidmet, auch Funkien, Iris, Hortensien und eine Vielzahl von Stauden wurden im südwestlichen Teil, der parallel zur Einfahrt liegt, gepflanzt, viele nach Farben sortiert. So ist auch außerhalb der Rosenblütezeit für Interessantes gesorgt. Die Fülle ist beeindruckend, teilweise sogar bedrückend, denn die Wege sind eng, und oft vergisst man, dass der Garten von Laien aus dem Nichts geschaffen wurde.

 

Empfohlene Jahreszeit Zur Rosenblüte Juni
Mindestzeit für einen Besuch 1 Stunde
Anfahrt Pkw Von Montchamp, nordöstlich von Vive, exzellent beschildert
Öffnungszeiten Täglich, außer Freitag, 10.00–18.00 Uhr
Eintrittspreise (2011) € 6, Kinder unter 12 Jahren frei

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0223.jpg nur Plan und Faltblatt /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0224.jpg kleiner Verkauf von selbstgemachter Marmelade
/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0225.jpg von Zeit zu Zeit /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0226.jpg Gelände ist flach, Wege können mit Rollstuhl befahren werden
/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0227.jpg gegenüber dem Wohnhaus /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0228.jpg

 

In der Nähe Liegt abseits; Hinfahrt von Granville über Villedieu-les-Poêles (Kupferpfannen) ist schön, so auch die Fahrt über Land nach Falaise

32 Parc Floral de la Colline aux Oiseaux*

Avenue Amiral Mountbatten, 14000 Caen
Telefon 02 31 30 48 38 (Stadtverwaltung)
www.caen.fr/Environnement/Espacesverts/
conseillershorticoles@ville-caen.fr

 

Besitzer Stadt Caen

Der Garten in Stichworten Öffentlicher Park mit Themengärten: Rosengarten, Irrgarten, Staudenbeet, Gärten der französischen Regionen

Entstehungsjahr 1994
Gestalter Unter anderen Stadt Caen
Größe 17,00 ha

 

Während der botanische Garten in der Stadtmitte von Caen bescheidene Ausmaße hat, ist der 1994 angelegte Stadtpark mit 17 Hektar beeindruckend, nicht nur wegen seiner Größe, sondern auch wegen seines Angebots. Gegenüber der Gedenkstätte Le Mémorial de Caen, auf dem Gelände einer Mülldeponie errichtet, kann der Garten die Verwandtschaft mit einer Bundesgartenschau nicht verleugnen. Wer den Westpark in München kennt, wird sich hier zu Hause fühlen. Auch in Caen hat man eine Hügellandschaft mit Tälern, Mulden und Aussichtpunkten, verbunden durch ein umfangreiches Netz von Wegen, gestaltet und mit Themengärten und Attraktionen gefüllt. Unter den vielen Themengärten sind der Rosengarten, die angrenzenden Doppelstaudenrabatten und der Irrgarten besonders hervorzuheben und sehenswert. So ist es, wenn man nicht einen halben Tag im Park verbringen möchte, empfehlenswert, sich auf die südöstliche Partie (die linke Seite des Parks, vom Haupteingang aus gesehen) zu konzentrieren. Alles ist gut beschildert, und wenn man gleich zu Beginn des Besuches zusätzlich eine digitale Aufnahme vom Plan macht, ist die Gefahr, dass man sich verläuft, nicht groß.

Die Staudenrabatten (Jardin de Bruyères) könnten einen Privatgarten schmücken, die Pflanzenzusammenstellung ist gut und zeigt eine Individualität, die für eine öffentliche Anlage erstaunlich ist. Höhepunkt jedoch ist der Rosengarten, im Juni ein riesiges Spektakel an Blütenpracht von fünfzehntausend Pflanzen, nach Farben gegliedert in einer Mulde präsentiert. Die Wirkung ist die einer Arena mit buntgekleideten Zuschauern. Auch wenn die Gestaltung nicht ganz nach meinem Geschmack ist  – das zentrale Wasserbecken ist zu blau und zu groß –, kann ich den Mut nur bewundern, in unserer Zeit so etwas anzulegen. Ein Laubengang, völlig von Rambler- und Kletterrosen (fast alle beschildert) erobert, säumt den oberen Kranz der Mulde, von hier wird man in die Rosenpracht hineingelockt. Bögen, bewachsen mit Kletterrosen, signalisieren den Übergang von einem Bereich zum anderen, wobei die Rosen, hauptsächlich Edelrosen und T-Hybriden, nicht einzeln, sondern in Gruppen gepflanzt wurden, teilweise in schrillstem Rot, Orange und Gelb. Allein dieses Rosarium ist es wert, den Park der Colline aux Oiseaux aufzusuchen.

Empfohlene Jahreszeit Zur Rosenblüte Juni bis Mitte Juli
Mindestzeit für einen Besuch 1 Stunde
Anfahrt Pkw In Caen Hinweisschildern Le Memorial folgen

Öffnungszeiten Ganzjährig, täglich ab 10.00 Uhr, 25. Dezember und 1. Januar geöffnet ab 14.00 Uhr

Eintrittspreise (2011) Frei

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0231.jpg Faltblatt mit Gartenplan /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0232.jpg

 

In der Nähe Jardin des Plantes de Caen (30), Jardins du Pays d’Auge (29)