Eure

Zwischen Seine und Strand

Von Autobahnen durchzogen, ist Eure eine Region, die man in der Regel auf dem Weg zur Küste durchfährt. Zwar liegt der bekannteste Garten Frankreichs in Giverny an der östlichen Grenze Eures zum Département Île-de-France, dennoch ist diese Region eher spärlich mit Gärten bestückt. Hier aber, fast in der Mitte von Eure, befindet sich einer der großartigsten, opulenten Gärten des späten 20. Jahrhunderts, der von Château de Champ-de-Bataille, eine Anlage, die sich von ihrer Umgebung absetzt.

Eure gliedert sich in zwei Teile, jeder mit einem eigenen landschaftlichen Charakter: in das kleinere, kleinstrukturierte Gebiet nordöstlich der Seine und den weitläufigen Teil südlich der Seine. Diese Gliederung spiegelt sich auch in den Gärten wider. Während sie im kleineren Teil in kurzer Entfernung zueinander liegen, sind sie im größeren weit verteilt. Gekennzeichnet von ausgedehnten Forsten entlang den Flusstälern oder auf langgestreckten Plateaus und von riesigen Feldern dazwischen, bildet dieser Teil der Region eine weite Landschaft, markiert durch Wassertürme, die wie übergroße Pilze aus dem Boden zu wachsen scheinen. Plakative, volkskunstähnliche Gemälde mit zum Beispiel Szenen der Feldarbeit verzieren die Säulen der Türme und hellen eine sonst eintönige Landschaft auf.

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Bild 5

Parc du Château de Bizy

Vernon, Tor zum Département Eure

Auch wenn es nur darum geht, etwas für das Picknick einzukaufen, lohnt es sich, einen kurzen Halt in Vernon zu machen. Lassen Sie sich nicht von der Architektur irritieren, die zahlreichen Patisserien wie auch ein hervorragender Käseladen laden zur Pause ein. Das Fremdenverkehrsbüro neben der Kirche, das sich als Tor zur Region Eure bezeichnet, ist informativ und gut sortiert. Die kleine Straße Bourbon Penthièvre zwischen der Stiftskirche und der Seine, benannt nach einem früheren Besitzer des Château de Bizy, gibt einen Eindruck, wie die Stadt früher ausgesehen hat. In der Stiftskirche informiert eine interessante kleine Ausstellung über gotische Architektur, eine gute Einführung in diesen für die Normandie wichtigen Architekturstil.

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1 Arboretum d’Harcourt

13, rue du Château, 27800 Harcourt
Telefon 02 32 46 29 70
www.harcourt-normandie.fr
harcourt@cg27.fr

 

Besitzer Conseil Général de l’Eure
Der Garten in Stichworten Arboretum mit Burg aus dem Mittelalter
Entstehungszeit Ab 1802
Gestalter Louis Gervais Delamarre, François André Michaux und andere
Größe 11,00 ha

 

Eine Burg aus dem 12. Jahrhundert scheint ein ungewöhnlicher Standort für ein Arboretum zu sein. Der Pariser Anwalt Louis Gervais Delamarre, der sie 1802 erwarb, erkannte jedoch das Potential des Ortes, vor allem des geschützten Areals an der Flanke der Anlage. Fasziniert von Bäumen und alarmiert von der radikalen Abholzung der Wälder, hatte er die Absicht, neue Techniken der Forstwirtschaft zu erproben und damit die Aufforstung voranzutreiben. Darüber hinaus wollte er die Eignung damals neuer, aus Übersee eingeführter Gehölze, unter anderem Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum), Küsten-Tanne (Abies grandis) und Hemlocktanne (Tsuga canadensis), prüfen. 1826 überschrieb er die Anlage der Société Royal d’Agriculture (Königlichen Landwirtschaftsgesellschaft), der Vorläuferin der Académie d’Agriculture de France (Landwirtschaftsakademie von Frankreich), die ihre Arbeit bis 2001, als die Anlage dem Conseil Général de l’Eure überschrieben wurde, fortsetzte. Der Botaniker François André Michaux wurde 1833 beauftragt, das Arboretum, eines der ersten in Frankreich, auszubauen. Zahlreiche bekannte französische Pflanzensammler des 19. und 20. Jahrhunderts waren vor Ort tätig und haben neue, bis dahin unbekannte Spezies im Arboretum d’Harcourt eingeführt. Im Cabinet de Curiosités Végétales, Kabinett interessanter Pflanzen, wurden Sequoias, Weymouths-Kiefern und Tsuga, die heute beeindruckende Ausmaße haben, und die ersten Douglasien und Thujen gepflanzt. Später, im ausgehenden 20. Jahrhundert, unter der Leitung von Pierre Aubert und Bernhard Boullard, kamen Spezies von der südlchen Halbkugel hinzu wie die Scheinbuche (Nothofagus). Angesichts von über zweitausendneunhundert Bäumen, manche über 40 Meter hoch und mit einem Alter von bis zu zweihundert Jahren  – neun stehen seit 2008 auf der Liste der Arbres Remarquables de France –, kann man nur von der Kraft der Natur beeindruckt sein.

Empfohlene Jahreszeit Ganzjährig zu Öffnungszeiten
Mindestzeit für einen Besuch 45 Minuten
Anfahrt Pkw In Harcourt beschildert

Öffnungszeiten Täglich, außer Dienstag, 1. März bis 15. Juni und 15. September bis 15. November 14.00–18.00 Uhr, 16. Juni bis 14. September 10.30–18.30 Uhr

Eintrittspreise (2011) Erwachsene € 4, Kinder € 1,50

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In der Nähe Jardins du Château de Champs-de-Bataille (4), Parc et Jardins du Château de Beaumesnil (2)

2 Parc et Jardins du Château de Beaumesnil

2, rue des Forges
27410 Beaumesnil
Telefon 02 32 44 40 09
www.chateaubeaumesnil.com
fondation.f.b@free.fr

 

Besitzer Fondation Furstenberg-Beaumesnil

Der Garten in Stichworten Restbestände eines formalen Gartens mit Parterre, Vierjahreszeitengarten, Formschnitt, Park

Gestalter Jean-Baptiste de La Quintinie (Mitarbeiter von Le Nôtre)
Entstehungszeit 17. Jahrhundert
Größe 8,00 ha Garten, Gesamtanlage 24,00 ha

 

Beaumesnil wie auch Château de Balleroy gehören zu den Anwesen, die mehr als Gesamtensembles als wegen ihres Parks allein sehenswert sind. Nicht mehr bewohnt und als Stiftung geführt, wird Beaumesnil nach alter Sitte von einem Ehepaar gepflegt. Die Frau ist zuständig für das Haus und die Kasse, der Mann für den Garten, der im Hinblick darauf, dass nur ein Einziger tätig ist, in erstaunlich gutem Pflegezustand ist. Die Anordnung von Schloss, Park, Ehrenhof und Nebenbauten erfolgte nach klassischen Prinzipien. Von der Grande Grille, dem schmiedeeisernen Einfahrtstor, führt die Zufahrt über die Zugbrücke direkt zum Ehrenhof. Das Schloss, 1633 bis 1640 erbaut, ist reich verziert und umgeben von Wasser, weniger aus Gründen der Verteidigung als vielmehr der Ästhetik. Die Proportionen sind verzerrt, um Größe vorzutäuschen, was sich auch in den Außenanlagen widerspiegelt. Nicht nur das Château mit dem großzügig gestalteten Vorplatz und dem schmalen, seitlichen Vierjahreszeitengarten, benannt nach den Skulpturen, steht auf einer eigenen Insel, sondern auch die Ruine eines mittelalterlichen Turms, nunmehr völlig von Eiben verdeckt. Nur mit einer schmalen Brücke (nicht zugänglich) mit dem Park verbunden, wirkt diese Insel wie ein riesiger grüner Formschnitt, eine Halbkugel, an der der Gärtner vierzehn Tage im Jahr schneidet.

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Der Besucher betritt die Anlage von der Seite und wird automatisch in den Park geführt, der, mit dem Schloss, von Jean-Baptiste de La Quintinie (1628–1688), einem Anwalt und Mitarbeiter des berühmten Gartengestalters Le Nôtre, entworfen wurde. Der formale Garten ist heute beschränkt auf einen Halbkreis seitlich vom Schloss, eingefriedet von einer Natursteinmauer, an der Spalierobst wächst, den Vierjahreszeitengarten und die Hauptachse durch den 24 Hektar großen Park zur Wasserfläche

 

Empfohlene Jahreszeit Mai bis September
Mindestzeit für einen Besuch 30 Minuten

Anfahrt Pkw Fast auf halber Strecke zwischen Bernay und Conches-en-Ouche auf der D140, beschildert

Öffnungszeiten Ostern bis 30. Juni Freitag bis Montag 14.00–18.00 Uhr Juli und August täglich 11.00–18.00 Uhr, September täglich, außer Dienstag, 14.00–18.00 Uhr

Eintrittspreise (2011) Park Erwachsene € 3, freier Eintritt für Jugendliche

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In der Nähe Jardins du Château de Champ-de-Bataille (4), Arboretum d’Harcourt (1)

3 Parc du Château de Bizy

27200 Vernon
Telefon 02 32 51 00 82
Fax 0 2 32 31 66 54
chateaudebizy@chateauxcountry.com

 

Besitzer Mme Patrice Vergé

Der Garten in Stichworten Historischer Park mit barocker Wasseranlage, restauriertes Parterre und englischer Landschaftsgarten

Entstehungsjahr 1741
Gestalter Contant d’Ivry und William White (Château) und andere
Größe Ca. 10,00 ha Garten

 

Die Fahrt aus der Stadt Vernon den Hang hinauf entlang der Allee, angelegt 1723 auf Befehl des Herzogs von Belle-Isle, bereitet auf den herrschaftlichen Charakter der Anlage vor, die im 18. Jahrhundert das »kleine Versailles« genannt wurde. Die Verbindung mit Versailles ist auch tatsächlich gegeben, denn der Herzog war ein Nachfahre von Nicolas Fouquet, dem Erbauer von Vaux-le-Vicomte, dem Geburtsort des französischen Barockschlosses.

Von den großartigen Außenanlagen des Château de Bizy sind heute nur noch Bruchstücke erhalten, die dennoch einen guten Eindruck vom früheren Stellenwert des Ortes geben. Der Grundriss der Schlossanlage geht auf den Entwurf von Contant d’Ivry, 1741, zurück. Ein symmetrisches Bauwerk mit mittigem Schlosstrakt, flankiert von Wirtschaftsbauten, unter anderem Stallungen, die sich um einen großzügigen Innenhof gruppieren. Diese Anordnung ist wichtig für die Außenanlagen, die zur gleichen Zeit angelegt wurden und einen direkten Bezug zur Architektur haben. Die Topographie wurde für den optimalen Effekt ausgenutzt. Das Schloss bildet eine Terrasse, mit stark ansteigendem Gelände im hinteren Bereich und etwas geringerem Gefälle im vorderen, abfallend zur Seine und zur Stadt. Während der formale Garten mit Parterre vor dem Schloss Anfang des 19. Jahrhunderts in einen englischen Landschaftspark umgestaltet wurde, hat man den hinteren Gartenteil in seiner ursprünglichen Form belassen. Mittelpunkt ist die Wassertreppe, die hangabwärts scheinbar durch den Torbogen bis zum Wasserbecken im Innenhof führt. Die Qualität der Skulpturen, die Seepferde, Delphine oder die Muschelschalen der Brunnen, geben einen Eindruck von der Bedeutungdes Schlosses zu früheren Zeiten. Das Château wurde von den diversen Besitzern mehrfach verändert, 1810 von General Le Suire, um 1840 von König Louis-Philippe und schließlich 1858 von Baron Schickler (siehe auch Seite 137)

Die jetzige Schlossherrin, Madame Vergé, eine Tochter des Herzogs von Albufera, hat ein langfristiges Renovierungsprogramm begonnen, unter anderem die Restaurierung des seitlichen Parterres am Venuswald, die jetzt allmählich Gestalt annimmt und dem Besucher einen Eindruck von der früheren Anlage gibt. Während der obere Gartenteil frei zugänglich ist, kann man den Landschaftspark nur aus der Ferne betrachten. So wirken die vielfältigen Bäume und die ausladenden Äste des 250 Jahre alten Catalpas als Vordergrund für den Blick über das Seinetal.

 

Empfohlene Jahreszeit Ganzjährig zu den Öffnungszeiten
Mindestzeit für einen Besuch 45 Minuten

Anfahrt Pkw Von Vernon, die Allee hinauf, um das kleine Rondell (Blick von hier auf den Schlosspark), Einfahrt durch das Gittertor auf der linken Seite

Öffnungszeiten 1. April bis 1. November täglich, außer Montag, 10.00–12.00 Uhr und 14.00–18.00 Uhr, 2. bis 30. November und 1. Februar bis 31. März Samstag und Sonntag 14.00–17.00 Uhr

Eintrittspreise (2011) € 7,60, Gruppen über 20 Personen je € 6,70

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0032.jpg Gartenbeschreibung im Schlossführer /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0033.jpg bedingt, manche Teile mit Rollstühlen nicht zugänglich /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0034.jpg

In der Nähe Fondation Claude Monet (7), Jardins du Musée des Impressionnismes (8)

4 Jardins du Château de Champ-de-Bataille**

Château du Champ de Bataille, 27110 Le Neubourg
Telefon 02 32 34 84 34
www.chateauduchampdebataille.com
chateau@duchampdebataille.com

 

Besitzer Jacques Garcia

Der Garten in Stichworten Zeitgenössischer Garten, Parterre, Wasserbecken und -flächen inklusive Kaskade, diverse Gartenräume, Rosengarten, Nutzgarten, Heckentheater, Formschnitt, Glashaus, Orangerie

Entstehungszeit 1650, 1992
Gestalter Jacques Garcia mit Patrick Pottier, Château Louis Le Vau
Größe Anwesen 135,00 ha, davon 38,00 ha Garten

 

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Großartig, opulent und von Dimensionen, die einen beim ersten Anblick erschlagen, gehört Château de Champ-de-Bataille zu den Gärten, die man besichtigen muss. Als ob der Sonnenkönig Ludwig XIV., der römische Kaiser Hadrian und auch Napoleon Pate gestanden hätten, kann man diesen Garten als Gesamtkunstwerk des ausklingenden 20. Jahrhunderts nur bewundern.

Das Château wurde 1651 für Alexandre de Créqui gebaut und benannt nach einer Schlacht von 955, die die Zukunft und den Herrscher der Normandie bestimmte. Verbannt vom königlichen Hof und unter Hausarrest gestellt, schuf Créqui hier seine eigene Version vom feudalen, feinen Hofleben. Der Grundriss, ein Karree, in dem alle Bauten wie Wohntrakt, Dienstbotenquartiere und Stallungen zusammengefügt sind, ist eine Meisterleistung der Architektur. Es wird vermutet, ist aber nicht bewiesen, dass Louis Le Vau, der Architekt von Versailles, hier tätig war. Während das Schloss im Eingangsbereich zwar langgestreckt, aber trotzdem gediegen wirkt, öffnet sich die wahre Pracht der Fassade zum Innenhof mit mittigem Kuppelbau, eleganten, wohlproportionierten Fenstern und zarten Giebeln. Eine Ansicht, die vom Garten aus beeindruckend ist. De Créqui starb hoch verschuldet. Château de Champ-de-Bataille schlummerte vor sich hin und verfiel über die Jahrhunderte in einen miserablen Zustand, bis das Anwesen 1992 von dem international bekannten Innenarchitekten Jacques Garcia erworben wurde. 1994 wurde mit der vollständigen Restaurierung des Bauwerks innen wie außen begonnen. Inneneinrichtung, passend zur Architektur und zum Stellenwert des Schlosses, wurde gekauft, wofür Garcia, bekannt für die Innenausstattung von weltberühmten Hotels wie La Mamounia in Marrakesch die besten Voraussetzungen hatte.

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Auch der Garten, der in einem ebenso desolaten Zustand wie das Gebäude war, jedoch ohne jegliche Spur von historischer Substanz, wurde in Angriff genommen. Obwohl eine Skizze des berühmten französischen Gartengestalters André Le Nôtre vorgefunden wurde, ließ sich Jacques Garcia bei der Frage, welche Form die Anlage erhalten sollte, von dem Schriftsteller Jean de La Varande (1887–1959) inspirieren, der meinte, hier herrsche Weite, die Ausstattung trete zurück hinter der Demonstration von Macht. Zusammen mit seinem Gärtner Patrick Pottier entwickelte er ein Konzept, das Formen aus der Antike, dem Barock und auch dem Orient kombiniert. Man scheute sich nicht, im Großen zu arbeiten. Die zentrale Achse baut sich auf einer klassischen Form auf: Parterre mit Arabesken, gezogen aus Buchsbaumhecken, abgesetzt durch ziegelroten Kies, gefolgt von einem runden Bassin und einem Rasenteppich, gesäumt von breiten Wasserrinnen bis zur goldenen Kaskade. Erst wenn man die seitlichen Stufen der Kaskade hinaufsteigt, bemerkt man, dass sich die Anlage weiter bis zum Horizont erstreckt und die Proportionen durch das lange rechteckige Spiegelbecken und die Allee im Hintergrund verzerrt sind.

Es sind die seitlichen Gartenräume, in denen die individuelle Handschrift des Designerteams von Garcia und Pottier am prägnantesten ist und die Gestaltung, das Kulissenartige und historisch Anekdotische zusammenkommen. Als Auftakt dient die Allee der Sphinxen, Eiben in Formschnitt, jede etwas anders gestaltet, aber monumental in der Wirkung. Das Karree von Diana und Apollo mit übergroßen Blumentöpfen und Pflanztrögen, axial aufgestellt, und mit seitlichen Bauten, Glashäuser zur Linken und Voliere zur Rechten, kommt einem wie der Garten eines Riesen vor. Hie und da finden sich aber menschlich proportionierte Elemente, etwa die seitlichen Gemüsebeete und die Loggia zwischen den Glashäusern und dem Mosaiksteinbrunnen.

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Der nächste Gartenraum bringt einen Themenwechsel, was sich kontinuierlich durch die Anlage hindurch wiederholt und das Interesse und die Neugier auch bei diesen Dimensionen wach hält. Als ob man im antiken Rom wäre, blickt man auf den Tempel von Ledas Schatz am Ende eines Wasserbeckens, gesäumt auf der Längsseite mit Reihen von Weinreben, jeweils mit Rosen an ihrem Ende. Hinter dem und um den Tempel liegt ein Kiesplatz, beschattet von Pinien und versehen mit gerade so vielen Vasen und Säulen, dass er nicht wie ein Steinlager und auch nicht kitschig wirkt. Die angedeutete Achse und Besichtigungsrunde setzt sich aber fort zum Belvedere, einer Chinoiserie, einem pagodenähnlichen Bau, der nur von unten betrachtet werden kann. Ablenkungen liegen zu beiden Seiten des Wegs, etwa die in Blutrot (der Hausfarbe des Anwesens) gestrichene Pergola, von Wildem Wein berankt und sicherlich im Herbst eine einzige Farbenpracht, die zu einem Wasserbecken führt und dann nicht weiter. Sackgassen gibt es hier immer wieder. So erlebt man einen Bereich aus einer anderen Richtung und wird zu etwas anderem geführt, beispielweise zum Grünen Theater oder zu den Tuilerien.

Das Angebot an Gartenräumen und Gartenereignissen ist umfangreich, fast zu viel für einen Besuch, da man nach einer gewissen Zeit dazu neigt, die Skulpturen und Inszenierungen als selbstverständlich zu nehmen, und unter Versailles-ähnlichen Erschöpfungszuständen leidet. Auf der rechten Seite der Hauptachse werden weitere Bereiche ausgebaut, allem Anschein nach beeinflusst von maurischer und marokkanischer Architektur, Wassergärten mit Palmen in der vertrauten Farbpalette des Hauses. Nicht versäumen sollte man die intimen Gärten des Salamander-Kiosks wie auch den Wald von Eden mit Judasbäumen und Rosen, umrahmt von Hecken in Formschnitt.

Im Jardin du Château de Champ-de-Bataille vergisst man leicht, dass man sich in einem Privatgarten aufhält, dem Privatreich eines visionären Innenarchitekten, der uns als Besucher einen Einblick in seine Welt gewährt. Trotz der Schar von acht Gärtnern ist es unmöglich, die gesamte 38-Hektar-Anlage in einem Topzustand zu halten, noch dazu werden Bereiche ergänzt und umgestaltet. So sollte man den Garten als fortlaufendes Projekt betrachten, als eine mutige, extravagante Inszenierung unseres Zeitalters, in der sich Historismus und Moderne in einzigartiger Weise zusammenfügen.

 

Empfohlene Jahreszeit Ganzjährig zu den Öffnungszeiten
Mindestzeit für einen Besuch 2 Stunden
Anfahrt Pkw Bei Neubourg, gut beschildert

Öffnungszeiten Ostern und 31. Oktober, Wochenenden und Feiertage 14.00–18.00 Uhr, Mai, Juni und September täglich 14.00–18.00 Uhr, Juli und August täglich 10.00–18.00 Uhr

Eintrittspreise (2011) Erwachsene € 12, Kinder 6 bis 12 Jahre € 6

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In der Nähe Parc du Château de Beaumesnil (2), Arboretum d‘Harcourt (1)

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5 Parc et Jardins du Château de Vandrimare

Château de Vandrimare, 27380 Vandrimare
Telefon 02 32 49 03 57
mc.de-la-conte@wanadoo.fr

 

Besitzer M. und Mme de la Conté
Der Garten in Stichworten Blumengarten, Labyrinth, Rosengarten, Orangerie, Park
Entstehungszeit 17. und 18. Jahrhundert mit Ergänzungen seit 1989
Gestalter Clotilde Duvoux-Bouchayer, M. und Mme de la Conté
Größe Ca. 6,00 ha

 

Seit 1492 im Besitz ein und derselben Familie, gehört Vandrimare im gleichnamigen Dorf zu den Anlagen, die eine bescheidene, gediegene Stimmung ausstrahlen. Hier scheint es mehr eine Frage der Anpassung an die eigene Zeit gewesen zu sein als eine der radikalen modischen Veränderungen. Der ursprüngliche Garten wurde im 17. Jahrhundert im klassischen formalen Stil angelegt, erweitert im 18. Jahrhundert und 1805 zu einem romantischen englischen Landschaftsgarten vom Architekten Le Poigneux umgestaltet. Nach dem verheerenden Sturm von 1989 wurde die Anlage von der Landschaftsarchitektin Clotilde Duvoux und dem Gartengestalter Georges Hayat restauriert und um moderne Teile ergänzt. Der Rundgang beginnt, nachdem man den Eingang gegenüber der Straße, eine einfache Holztür in der Mauer, dezent beschildert, gefunden hat, mit den neueren Ergänzungen, einer Serie von Gartenräumen, jeweils von Hecken eingefasst. Der Blumengarten mit rechteckigen Beeten, eingeschnitten in den Rasen, ist mit Pflanzen in Formschnitt verziert. Die Fortsetzung bildet der Klostergarten mit einer umlaufenden Pergola, von Kletterpflanzen, etwa Rosen, bewuchert; die Mitte mit unter anderem Lavendel, Fenchel und Wolfsmilch ist freigestellt. Parallel zu diesen Gärten entlang der Mauer zieht sich eine lange Rabatte. Wie in den anderen Bereichen erscheint auch hier durch Betonung der Perspektive alles länger und großartiger.

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In den Randbereichen des 6 Hektar großen Parks sind weitere Gartenräume und Elemente untergebracht, ein Labyrinth, ein kleines Boskett, durchschnitten von Wegen, ein Teich und eine Orangerie. Trotz der sparsamen Bepflanzung erhält man einen Eindruck davon, wie die Anlage früher gewesen sein muss. Erst jetzt, beim Blick durch das Gitter in den Apfelgarten, dann entlang der zentralen Achse zum Château selbst und in der anderen Richtung zur Landschaft, bekommt man ein Gefühl für den Ort. Das Château ist schlicht, gar bescheiden, mit Buchsbaumhecken, die das Parterre davor andeuten und die in ihrer Einfachheit absolut passend sind. Es sind Elemente wie die Bäume, unter anderem Blutbuchen, Eichen, Linden, die dem Ort seinen Charakter verleihen.

 

Empfohlene Jahreszeit Mai bis Juli

Mindestzeit für einen Besuch 45 Minuten

Anfahrt Pkw Südöstlich von Rouen erste Straße rechts nach Carrefour-Rondell, beschildert, oder von D1, beschildert. Gegenüber der Kirche, Seiteneingang leicht zu übersehen.

Öffnungszeiten 15. April bis 15. Oktober an Wochenenden, außer 1. Wochenende im Juli, August und September sowie Feiertage 14.30–18.00 Uhr

Eintrittspreis (2011) € 6

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0042.jpg Kein Parkplatz, parken am Straßenrand /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0043.jpg

 

In der Nähe Jardins du Château de Vascœuil (6), Jardins d’Angélique (12), Jardins de Bois-Guilbert (14)

6 Jardins du Château de Vascœuil

8, rue Jules Michelet, 27910 Vascœuil
Telefon 02 35 23 62 35
www.chateauvascoeuil.com
chateauvascoeuil@aol.com

 

Besitzer M. und Mme Papillard

Der Garten in Stichworten Historischer Garten mit Park, Freilichtgalerie für Skulpturen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Entstehungszeit Um 1774
Gestalter Unbekannt
Größe 5,00 ha

 

Im Einklang mit den Worten des Bildhauers August Rodin »La sculpture est un art de plein air« (die Bildhauerei ist eine Kunst des offenen Raums) spielen Garten, Kunst und Landschaft in den Außenanlagen von Château de Vascœuil eng zusammen. Der formale Garten des Schlosses von 1774, etwa der grüne Eingangshof mit rundem Taubenschlag, sowie die Rasenflächen, gerahmt von Solitärbäumen, die bis zum Fluss reichen, dienen als Kulisse für moderne Kunstwerke. Einst eine Ruine, wurde das Anwesen 1964 von einem Pariser Anwalt, François Papillard, erworben und in mühevoller Arbeit restauriert. Dabei hat man die historische Substanz des aus dem 15. Jahrhundert stammenden burgartigen Schlosses respektiert. Die Arbeitsschritte sind in einer kleinen Ausstellung in einem Seitenbau dokumentiert und machen deutlich, was für eine Leistung dies war. Papillard, der mehrere Künstler zu seinen Mandanten zählte und selbst leidenschaftlicher Sammler moderner Kunst war, machte Vascœuil zum Standort und Hintergrund für Plastiken und Reliefs; unter der Mitarbeit von namhaften Künstlern wie Jacky Coville, Volti und Mihail Chemiakin baute er die Sammlung weiter aus.

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Bestechend ist die Anordnung der Objekte, auch wenn man kein großer Fan von moderner Kunst selbst ist; die Skulpturen werden durch ihre Umgebung optisch aufgewertet. So ist es bei Jacky Covilles Arbeit »Madame Citron« aus dem Jahr 2000 (Seite 30 links; Seite 31: »Ludivine«, 1995). Am Ende einer Achse formal geschnittener hoher Hecken scheint die Dame im Begriff zu sein, vorbeizurennen; die formale Gestaltung des Umfeldes erzeugt Bewegung. So auch Dalís »Hommage à Braccelli«, 1973: filigrane, weiße Kettenfiguren (Seite 30, rechts) scheinen vor dem grünen, lockeren Hintergrund zu tanzen. Im Kontrast dazu ruht Voltis »Harmonie« (unten) auf der Wiese des Flussufers, eine rundliche Bronzefigur, die durch die Umgebung zart und friedlich wirkt. Nur im grünen Hof vor dem Schloss, wo die Plastiken wie in einer Kunstgalerie ausgestellt sind, fehlt die Spannung. Aber auch mit 5 Hektar großer Fläche müssen bei fünfzig Plastiken aus Bronze, Marmor, Keramik und Mosaiken Kompromisse gemacht werden. Zusätzlich zur Dauerausstellung finden regelmäßig Wechselausstellungen statt. Auch wenn die Bepflanzung nicht im Vordergrund steht, ist sie ein mehr als würdiger Hintergrund, gezielt zurückhaltend, sodass sie die Kunstwerke ergänzt und keine Konkurrenz darstellt.

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Empfohlene Jahreszeit Wegen der Kunstwerke jederzeit
Mindestzeit für einen Besuch 1 Stunde
Anfahrt Pkw Östlich von Rouen auf N31 Richtung Gournay-en-Bray, beschildert

Öffnungszeiten Täglich Juli und August 10.30–13.00 Uhr und 14.30–18.30 Uhr, April, Mai, Juni, September, Oktober und November Mittwoch bis Sonntag 14.30–18.00 Uhr

Eintrittspreise (2011) Inklusive Schloss und Ausstellung, Erwachsene € 8, Schüler und Kinder ab 10 Jahre € 5,50

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0048.jpg Faltblatt mit Gartenplan /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0049.jpg /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0050.jpg Werke von Dalí, Volti, Vasarély, Braque u. a. /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0051.jpg

In der Nähe Parc et Jardins du Château de Vandrimare (5), Jardins d’Angélique (12), Jardins de Bois-Guilbert (14)

Wenn man sich am Eingang rechts hält, kommt man zu dem Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, das heute dem französischen Historiker Jules Michelet (1798 bis 1874), Verfasser der »Geschichte Frankreichs«, gewidmet ist, der zwanzig Jahre lang in Vascœuil wohnte und den Hauptteil seiner Werke hier schrieb.

7 Fondation Claude Monet**+

84, rue Claude Monet, 27620 Giverny
Telefon 02 32 51 28 21
www.fondation-monet.com
contact@fondation-monet.com

 

Besitzer Académie des Beaux-Arts
Der Garten in Stichworten Blumengarten, Wassergarten
Entstehungszeit 1883 Garten am Haus, 1893 Wassergarten
Gestalter Claude Monet (1840–1926)
Größe 3,5 ha

 

Der Garten von Claude Monet in Giverny ist der bekannteste und meistbesuchte Garten Frankreichs, wenn nicht Europas; er steht auf der Muss-Liste aller Touristen und anscheinend aller französischen Schulklassen. Der Ruhm ist wohlverdient, und wenn man sich Zeit nimmt und nicht von den Besucherströmen irritieren lässt, hat man eine Chance, der Stimmung und den Arbeiten des impressionistischen Malers Claude Monet näherzukommen.

Die Anlage besteht aus zwei Gärten, jeder in sich stimmig vollkommen. Einer, der Blumengarten, liegt am Haus, der andere, der wesentlich berühmtere Wassergarten, auf der anderen Seite der Straße. Von einem zum anderen führt eine notwendige, schreckliche, nüchterne Fußgängerunterführung, absolut nicht im Einklang mit dem Garten; nur Stonehenge hat etwas Hässlicheres. In Giverny hat man wenigstens versucht, die Betonwände zu verzieren, aber offensichtlich ohne Einbeziehung des Hausherrn, der Akademie der Schönen Künste.

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Was beide Gärten dann doch verbindet, ist das Gesamtbild, in dem Garten und Kunst sich vereinen, die einzelnen Pflanzen sind unwichtig. Was zählt, ist die künstlerische Wirkung. Hier ist ein Garten, in dem man wie in einer Galerie das Sehen lernen muss. Die Eingänge für Gruppen- und Einzelbesucher liegen getrennt. Als individueller Besucher betritt man den Garten in der Nähe des Hauses. Stehen keine oder wenige Leute an, empfiehlt es sich, das Haus zuerst anzuschauen. Vom oberen Stockwerk hat man eine wunderbare Aussicht auf den Garten, den Monet ab seinem Einzug 1883 als Blumen- und Nutzgarten gestaltete. Der rechteckige Garten, der zum Haus leicht ansteigt, ist formal angelegt, mit mittigem, breitem, grünem Laubengang, gesäumt zu beiden Seiten von einem langen Blumenbeet. Zur linken Seite liegt der Rosengarten; hier sind die Hochstammrosen besonders hervorzuheben. Zur Rechtenliegen farblich aufeinander abgestimmte Blumenbeete, oft mit einem Malkasten verglichen, und Rasenflächen mit Solitärbäumen, vor allem Zierkirschen. Hier kommt der japanische Einfluss zum Tragen. Vor dem Haus, ganz wie zu Zeiten Monets, stehen bunte Wechselpflanzen, im Sommer knallig rote Begonien, die vorm grüngestrichenen Haus noch bunter wirken. Der überwiegende Effekt ist der von Farbe, Heiterkeit und Wärme, er steht in absolutem Kontrast zum Seerosengarten.

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Für mich verlangt der Wassergarten eine gewisse Frische und Ruhe, schwierig wird es, wenn man von Menschen umzingelt ist, aber irgendwann gehen sie auch weiter, und in der Lücke bis zum nächsten Pulk kommt der Garten wieder dran. Schauen Sie nicht durch die Kameralinse, gebrauchen Sie Ihre Augen, nehmen Sie sich die Zeit, von einer der Sitzbänke am Ende des Teiches gegenüber der japanischen Brücke aus die changierende Wasserfläche, den Wind in den Weiden und die Seerosen zu betrachten. Mit halbgeschlossenen Augen die Szene zu betrachten, ist wie ein persönliches Seerosenbild vor Augen zu haben. So sah Monet seinen Garten in den späten Jahren, in denen er am grauen Star litt, der 1912 auf beiden Augen diagnostiziert wurde.

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Das Grundstück auf Feuchtwiesen entlang dem Bach, jenseits der Bahnlinie, jetzt Straße, hat Monet 1893 erworben, aber erst nach langem Kampf mit der Gemeinde war es möglich, Kanäle vom Bach abzuleiten, um den Teich zu speisen. Im Gegensatz zum Garten am Haus sind die Konturen hier sanft, die Wege serpentinenartig angelegt, der Blick stets von Gehölzen gerahmt. Die Farbgebung ist weich und harmonisch, überwiegend sind es Grüntöne mit Flecken von Pastelltönen. Bewegung ist wichtig im Garten, leichte Brisen, die die Hängeweiden streifen und das Wasser kräuseln, das kontinuierlich changierende Wolkenbild, reflektiert im Wasser und die Entfaltung der Seerosen. Ein Szenario, das sich wandelt und zu jeder Tages- oder Jahreszeit seinen Reiz hat. Der Garten wurde in Etappen realisiert und verfeinert, die Brücke im japanischen Stil 1895 erbaut (die Pergola kam erst 1910 dazu), und der Teich wurde 1901 um das Vierfache vergrößert. Die ersten Seerosenbilder hat Monet 1897 gemalt, und, wie man so sagt, der Rest ist Geschichte. 2008 wurde »Le Bassin aux Nymphéas«, gemalt 1919, bei Christie’s London für 40,92 Millionen britische Pfund versteigert. Monets Erbe für uns alle ist sein Garten, der dank großzügiger Spenden aus den Vereinigten Staaten Ende der siebziger Jahre restauriert und 1980 für das Publikum geöffnet wurde.

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Empfohlene Jahreszeit Mai, Juni und September, Schulferien und Wochenenden vermeiden

Mindestzeit für einen Besuch 1½ Stunden

Anfahrt Öffentliche Verkehrsmittel Nach Vernon mit der Bahn, Pendelbus nach Giverny; Pkw Hervorragend beschildert, an der Autobahn einfach Vernon folgen

Öffnungszeiten 1. April bis 1. November täglich 9.30–18.00 Uhr

Eintrittspreise (2011) Erwachsene € 8, Studenten und Schüler € 5, Behinderte (mit Ausweis) € 4; mit Wartezeiten an der Kasse ist zu rechnen.

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0056.jpg /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0057.jpg außerhalb des Gartens im Dorf /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0058.jpg Die zuvorkommenden Aufseher sperren die Tore auf, stoppen den Verkehr und so kommt man wie Monet von einem Garten in den anderen. Die Tore befinden sich an der Mittelachse Blumengarten, am Ende des Laubengangs und auf der Höhe der japanischen Brücke im Wassergarten, einfach warten /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0059.jpg Mehrere Parkplätze mit hohem Verkehrsvolumen, merken Sie sich genau, wo Sie Ihren Wagen abstellen. Ich bevorzuge den geräumigen, landschaftlich reizvoll angelegten Parkplatz am Busparkplatz 10 Minuten vom Garten entfernt /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0060.jpg in Giverny www.giverny.fr /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0061.jpg

 

In der Nähe Jardins du Musée des Impressionnismes (8), Parc du Château de Bizy (3)

8 Jardins du Musée des Impressionnismes*

99, rue Claude Monet, 27620 Giverny
Telefon 02 32 51 94 65
www.mdig.fr
contact@mdig.fr

 

Besitzer Verwaltung Établissement Public de Coopération Culturelle, EPCC

Der Garten in Stichworten Zeitgenössischer Garten mit Gartenräumen, Staudenpflanzung, Wiesen

Entstehungsjahr 1991

Gestalter Philippe Robert von Architekten Reichen & Robert und Landschaftsarchitekt Mark Rudkin

Größe 8500 m2

 

Es gehört Mut dazu, in Giverny einen neuen Garten anzulegen, noch dazu einen um eine Kunstgalerie, die Impressionisten zelebriert, einen, der voll im Rampenlicht steht für alle Besucher des weltberühmten Gartens von Monet. Statt die Gärten von Monet sklavisch nachzuahmen, wählte man einen der modernen Architektur und dem ländlichen Standort entsprechenden Mittelweg. Das moderne, sachliche, niedrige, helle Museum, entworfen vom Architekten Philippe Robert, wurde mit Bedacht in die Landschaft gesetzt. Der Baukörper fügt sich wie selbstverständlich in den Hang und ist weit genug von der Straße zurückgesetzt, um das Dorfbild von Giverny nicht zu stören. Nur die bunten Fahnen weisen auf den Standort hin. Allzu oft sind die Außenanlagen solcher Bauten nur Begleitgrün, hier aber sind sie selbst einen Besuch wert. Zur Straße hin, dem Museum vorgelagert wie ein langgestrecktes, farbiges Band, liegen die Blumenparterres, die Gartenräume, die jeweils einer anderen Farbe gewidmet sind, umgeben von hohen Thujen- oder Buchenhecken. Eine Hommage an Monets Garten, aber kein Klischee, denn die Gestaltung des Landschaftsarchitekten Mark Rudkin nimmt auch Bezug auf historische Elemente der französischen Gartengestaltung. Weiß, purpurn, blau, gelb bis rosa sind diese kleinen Gärten, und jeder wirkt, gefüllt mit passenden Gehölzen, Stauden und ergänzt um einjährige Pflanzen, wie ein Bereich für sich – ruhige Nischen, wo man sich von den Menschenmengen erholen kann.

Am Ende des Gartens und als Übergang zur Landschaft liegt die für mich schönste und auch beeindruckendste Zone der Anlage. Eine Blumenwiese mit Obstbäumen zieht sich den Hang hinauf, und oben sitzend, mit Blick auf das sanfte, grüne Seinetal, während die Dächer von Giverny von den Baumwipfeln leicht kaschiert sind, versteht man, warum Claude Monet hierher gezogen ist .

Empfohlene Jahreszeit Mai bis September
Mindestzeit für einen Besuch 45 Minuten

Anfahrt Öffentliche Verkehrsmittel Nach Vernon mit dem Zug, regelmäßige Pendelbusse nach Giverny; Pkw Ort hervorragend beschildert, an der Autobahn einfach Vernon folgen, im Ort Beschilderung

Öffnungszeiten Täglich 1. April bis 31. Oktober 10.00–18.00 Uhr
Eintrittspreis Frei, Museum gebührenpflichtig

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In der Nähe Fondation Claude Monet (7), Parc du Château de Bizy (3)