Manche

Die Halbinsel Cotentin

Wenn man über ihre kleinen Küstenstraßen oder durch die liebliche Landschaft fährt, vergisst man leicht, dass die vom Meer bestimmte Halbinsel Cotentin eine so große Rolle in der europäischen Geschichte gespielt hat. Von Barfleur östlich von Cherbourg aus startete Wilhelm der Eroberer 1066 zu seiner Invasion in England, und Namen wie Utah Beach und Sainte-Mère-Eglise (Drehort für den Film »Der längste Tag«) sind in die jüngste Geschichte eingegangen. Es ist heute kaum mehr vorstellbar, dass in dieser friedlichen, von Feldern, kleinen Wäldern und winzigen Dörfern bestimmten Landschaft mit Straßen fast ohne Verkehr einst gekämpft wurde und Panzer über die Felder und durch die Parks rollten. Vielleicht gerade wegen der Ereignisse der Vergangenheit gehört diese Gegend heute zu den touristischen Geheimtipps.

Zwei Dinge halten viele Besucher ab, zum einen die Abgelegenheit und zum anderen das Wetter. Für Besucher aus England mag es ein Katzensprung hierher sein, für alle anderen ist die Anreise beachtlich. Das Wetter ist abwechslungsreich maritim, nie kalt, aber auch nicht badeanzugwarm, mit hoher Wahrscheinlichkeit für einen täglichen Regenschauer und konstantem Wind, von einer schwachen Brise bis zum Sturm. Für die Kleidung ist das Zwiebelprinzip angesagt, und Gummistiefel für den Strandspaziergang sind ein Muss.

Für mich unterscheidet sich diese Gegend von den anderen Teilen der Normandie wegen der Landschaft. Allein die unterschiedlichen Küstenformen, von langen Sandstränden an der westlichen wie östlichen Küste im Kontrast zu den Granitfelsen von Cap de la Hague an der nordwestlichen Spitze bis zu der von Buchten und Landspitzen geprägten Nordküste sind spannend. Liebhaber von Leuchtturmarchitektur kommen auf ihre Kosten zwischen Cap Lévi und Saint-Vaast-la-Hougue: Eine Kette mächtiger Konstruktionen mit der Pointe de Barfleur als Highlight wacht über die Küste. Sand taucht in allen Variationen auf, nicht nur an den Stränden, sondern auch in Form von bis zu 270 Meter hohen Sanddünen zwischen Vauville und Biville wie auch auf den Feldern südlich von Barneville-Carteret, deren sandige Böden ideal für den Spargelanbau sind. Hier ziehen sich auch die für die atlantische Küste Frankreichs bekannten lichten, niedrig gewachsenen und vom Wind verformten Kiefernwälder bis zum Strand.

Ein Garten an der Küste hat mit dünnen, trockenen Böden und den Elementen, vor allem dem Salzwind, zu kämpfen; so schafft man Windschutz wie beim Jardin Botanique de Vauville (Seite 128). Im Landesinneren aber gedeiht die Gartenkultur, viele neue Gärten wurden angelegt, die von Zeit zu Zeit ihre Pforten öffnen, primär an Samstagen zwischen 14.00 und 18.30 Uhr und an Sonntagen von 10.30 bis 18.30 Uhr (siehe hierzu www.cotentincotejardins.fr). Wer sich eingehender informieren möchte, kann auch das Buch »Jardins secrets du Cotentin« von Jérôme Goutier über neununddreißig Privatgärten, mit Fotos von Philippe Caron zu Rate ziehen.

Die fragile Landschaft der Feuchtwiesen

Auch wenn sie nicht spektakulär sind, spielen die Feuchtwiesen der Marais du Cotentin et du Bessin im Südosten der Halbinsel, um Carentan, eine wichtige Rolle für den Naturhaushalt. Sie wurden zum Naturschutzgebiet deklariert, dessen Mittelpunkt die neu errichtete Maison du Parc ist, architektonisch wesentlich schöner als das Werbefoto vermuten lässt. Die Freiflächen und die Ausstellung zur Entstehung des Feuchtbiotops wie auch zur Bewirtschaftung sind informativ, und der Rundgang bis zur Vogelbeobachtungshütte ist gut aufbereitet, wenn auch mit übergroßen Plakaten, die wie Fremdkörper in der fragilen Landschaft wirken. Die Eintrittskarte ist gleichzeitig eine Jahreskarte (www.parc-cotentinbessin.fr). Bootsfahrten auf den Flüssen Douve und Taute werden ebenfalls angeboten (Anmeldung erforderlich: www.bateaudouve.com).

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33 Parc du Château de Nacqueville

50460 Urville-Nacqueville
Telefon 02 33 03 21 12
www.nacqueville.com
nacqueville@wanadoo.fr

 

Besitzer Florence und Thierry d’Harcourt
Der Garten in Stichworten Historischer Landschaftsgarten mit Bachlauf
Entstehungsjahr 1830

Gestalter Unbekannter englischer Landschaftsgestalter, Hippolyte de Tocqueville, 1880 Hildevert Hersent

Größe 8,00 ha

 

Wie so oft gibt auch beim Château de Nacqueville der Eingang den Ton für den Besuch vor: freundlich, persönlich und sachlich. Am weißen Einfahrtstor meldet man sich am Pförtnerhäuschen, erhält dort Eintrittskarte, Broschüre und den Hinweis, man solle nicht versäumen, die kleine Ausstellung im Zugbrückenhaus zu besuchen. Dann beginnt der Spaziergang über die leicht ansteigende Allee, mit Wald zur Rechten und abfallend zum Tal zur Linken. Wenn man schon zu zweifeln beginnt, ob man jemals das Schloss erreicht, endet die Allee, und bei den mächtigen Metasequoias öffnet sich der Ausblick im Hundertachtziggradwinkel auf das Tal, die Rasenfläche und das Schloss. Zur Linken fällt das Tal ab zum Teich, zur Rechten steigt es sanft an und verschwindet im Wald. In der Mitte, wie ein feiner Strich, fließt der Bach, hie und da von Uferpflanzen gesäumt und mit kleinen Kaskaden versehen. Zier- und blühende Gehölze, unter anderem Rhododendren, bilden den Waldrand und sind auch im Wald verstreut. Eine Höhle, künstlich angelegt und ein Muss in jedem romantischen Garten des 19. Jahrhunderts, wurde in den Hang gebaut, eine weiße Brücke überspannt den Bach. Aber es sind vor allem die Blicke auf die Anlage, die den Reiz ausmachen.

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Der Park stammt aus der Zeit von Hippolyte de Tocqueville, der die alte Wehrburg durch das jetzige Schloss ersetzte und einen englischen Landschaftsgestalter beauftragte, einen sogenannten romantischen Park zu gestalten. Es ist ihm offensichtlich gelungen, denn der Philosoph Alexis de Tocqueville schrieb 1857‚ er sei vorgestern bei seinem Bruder Hippolyte gewesen. Man habe für Nacqueville viel Geld und Geschmack eingesetzt, um es zu einem der schönsten Orte der Welt zu machen. Keinesfalls spektakulär, strahlt die Anlage Selbstverständlichkeit und Geborgenheit aus, was umso überraschender ist, je eingehender man sich mit der Geschichte des Anwesens befasst. Vielleicht liegt das an der Überschaubarkeit von Haus und Park, dem guten Pflegezustand oder an der Tatsache, dass das Château von Nacqueville von einer jungen Familie bewohnt und geschätzt wird.

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Empfohlene Jahreszeit Rhododendrenblüte Mai
Mindestzeit für einen Besuch 45 Minuten

Anfahrt Pkw Urville-Nacqueville 5 km westlich von Cherbourg, D45 Küstenstraße, beschildert

Öffnungszeiten 1. Mai bis 30.September, Dienstag, Donnerstag, Freitag, Sonntag und Feiertage 12.00–18.00 Uhr

Eintrittspreise (2011) € 6,00, Kinder 5 bis 15 Jahre € 2, Karten am Eingang beim Pförtnerhaus, bitte am Tor läuten

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0237.jpg Faltblatt mit Eintrittskarte /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0238.jpg bedingt: keine Stufen, aber beachtlicher Weg zum Château /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0239.jpg

 

In der Nähe Jardin Botanique de Vauville (35), Parc Floral du Château de Martinvast (38), Parc du Château des Ravalet (34)

1945: Das Sonnenblumenprojekt

Im Dachgeschoss des Zugbrückenhauses gibt es eine kleine Ausstellung, die die Geschichte des Anwesens lebendig dokumentiert. Am faszinierendsten sind die Informationstafeln zur jüngsten Geschichte. Das Château, damals Tocqueville genannt, war im Zweiten Weltkrieg Hauptquartier der Amerikaner. Beim Ausräumen entdeckten die Besitzer Informationen, die auf das Sonnenblumenprojekt der Alliierten zurückgingen. 1945 wurden sechshundertdreißig von siebzigtausend deutschen Kriegsgefangenen, untergebracht auf dem Plateau oberhalb des Anwesens, auf Anmeldung zugelassen, an einer Art Schulungsprojekt teilzunehmen. Sie wohnten in Zeltlagern im Park von Nacqueville, konnten kleine Gärten anlegen, lernten Englisch, nahmen an Vorträgen und am Unterricht in Geschichte und Politik teil und sollen auch am Wiederaufbau beteiligt gewesen sein. Wer Näheres zu diesem Thema weiß oder sogar selbst daran beteiligt war, möge sich bitte mit Florence d’Harcourt in Verbindung setzen.

34 Parc du Château des Ravalet

Avenue Du Château, 50110 Tourlaville
Telefon 02 33 87 88 89
www.ville-cherbourg.fr
marie@ville-cherbourg.fr

 

Besitzer Stadt Cherbourg seit 1935

Der Garten in Stichpunkten Öffentlicher historischer Garten, botanischer Garten, Lehrgärten

Gestalter Vicomte René de Tocqueville
Entstehungsjahr 1874
Größe 18,00 ha

 

Es ist mir ein Rätsel, warum der Park vom Château des Ravalet nicht unter der Woche geöffnet ist, so hat das Publikum nur am Wochenende Zutritt. Schade, denn die Anlage ist wirklich ein Highlight der Stadt Cherbourg, die sonst nur Durchgangsstation auf der Fahrt zu und von der Fähre ist, selbst nicht zum Aufenthalt einlädt.

Seit 1935 gehört die 18 Hektar große Anlage der Stadt Cherbourg. Vereinfacht betrachtet, teilt sich der Park in drei verschiedene Bereiche: die Gartenanlagen samt See mit Kanal und Gewächshaus um das Schloss, den Park nach englischer Art im Tal und die neueren, nach historischem Vorbild ausgeführten Gärten oberhalb des Gewächshauses. Angelegt 1874 von Vicomte René de Tocqueville, sind die historischen Gärten ein Beispiel für die hohe Kunst der Gartengestaltung, wie sie Ende des 19. Jahrhunderts Mode war, und sie besitzen alle Attribute der gesellschaftlichen Stellung der Familie, eine ausgedehnte Sammlung exotischer Pflanzen und Ziergehölze, unter anderem Baumfarne, Palmen (Trachycarpus fortunei), damals seltene Koniferen wie Sequoiadendron giganteum, Pseudotsuga menziesii, Magnolien und viele mehr.

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Kein Garten war damals vollständig ohne ein Glashaus, und im Ravalet ist es ein wahres Schmuckstück aus Eisen und Glas samt naturalistischem Wasserfall, erbaut aus Bruchsteinen der Umgebung. Leider kann das Glashaus nur von der Türschwelle aus bewundert werden, aber auch dies gibt einen guten Eindruck von der einstigen Begeisterung für das Exotische. Auch das Umfeld ist passend gestaltet als formales, italienisch angehauchtes Parterre, versehen mit Schalenbrunnen, Rosenbeeten und Palmen, und ruft die Großartigkeit einer früheren Zeit hervor. Ganz im Einklang mit dem Stil der Zeit stehen Blumenbeete mit farbenfrohen Stauden am Rand des Eingangsrondells, in den Zwischenzonen zu den Wirtschaftsbauten und auch im Garten selbst. Farbenpracht und nicht Harmonie war das Charakteristische in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Weitere Gartenelemente sind die Grotte im Eingangsbereich wie auch unterschiedliche Wasserflächen. Während der alte Wehrgraben zu einem naturhaften See mit organischen Konturen umgestaltet wurde, hat man den Kanal vor dem Glashausgarten gezielt als formales Spiegelbecken belassen.

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Je weiter man sich vom Château entfernt, desto naturalistischer wird die Anlage. Das leicht ansteigende Tal mit Bachlauf ist nach Art eines englischen Landschaftsgartens mit Wiesen, Baumgruppen und Wäldern angelegt. Hier finden sich die modernen Ergänzungen wie der Kinderspielplatz, die Begleitpflanzung zum Bach und die Beete mit Strauch- und Edelrosen wie auch Staudenbeete, die an die historische Pflanzung anschließen. Weitere Neuheiten sind die Heide- und Gräsergärten wie auch der Komplex der Lehrgärten, historischer mittelalterlicher Gärten, die von der Stadt Cherbourg angelegt wurden. Diese Gärten sind am besten vom See her zu erreichen. Noch in einem jungen Stadium – vor allem der Klostergarten muss sich etablieren –, vermitteln sie einen Eindruck davon, was früher in den Gärten angepflanzt wurde. Am gelungensten ist die naturnahe Wiese mit Blick über das Areal wie auch auf Cherbourg und die Küste.

 

Empfohlene Jahreszeit Mai bis August
Mindestzeit für einen Besuch 1 Stunde

Anfahrt Pkw Am besten von der Umgehungsstraße Cherbourgs stadtauswärts Richtung Tourlaville, D901, beschildert

Öffnungszeiten Nur an Wochenenden und Feiertagen; Januar, Februar, November, Dezember 8.30–17.00 Uhr; März, April, September, Oktober 8.00–18.30 Uhr; Mai, Juni, Juli August 8.00–20.00 Uhr

Eintrittspreise Frei

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0242.jpg im Parkbereich /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0243.jpg Spielplatz /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0244.jpg

 

In der Nähe Parc du Château de Nacqueville (33), Parc Floral du Château de Martinvast (38), Jardin Botanique de Vauville (35)

35 Jardin Botanique de Vauville*

Château de Vauville
50440 Vauville
Telefon 02 33 10 00 00
www.jardin-vauville.fr
jbotvauville@wanadoo.fr

 

Besitzer Guillaume Pellerin und Cléophée de Turckheim

Der Garten in Stichworten Subtropischer botanischer Garten, Pflanzen von der südlichen Halbkugel

Gestalter Eric und Guillaume Pellerin
Entstehungszeit Seit 1948
Größe 4,00 ha

 

Palmen, Natternköpfe (Echium), die wie riesige Fingerhüte aus der Vegetation ragen, Bambusdickicht und Wasser in allen Formen, vom Spiegelbecken bis zum Bachlauf und auch zarten Wasserstrahlen, zeichnen diesen Garten aus. Wären nicht Sprache und Architektur des pittoresken kleinen Dorfes Vauville, könnte man meinen, man sei in Cornwall. Das Meer, der lange Sandstrand, der nur ein Feld (400 m) vor dem Garten liegt, das Klima, die natürliche Vegetation, die Topographie und die Granitfelsen haben verblüffende Ähnlichkeit mit dem angelsächsischen Nachbarn.

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Gegründet 1947 von Eric und Nicole Pellerin, hat sich der Garten über die Jahre zu einer 4 Hektar großen botanischen Sammlung ausgewachsen und sich auch von dem Château, das nur zwischen den Baumwipfeln sichtbar ist, gelöst. Einige der ältesten Teile des Gartens schmiegen sich an die alte Natursteinmauer um das Schloss. Der Weg der Entdeckung, der dem Verlauf des alten Grabens folgt, angelegt in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts, hat inzwischen an Reife gewonnen. Die Zimt- und Eukalyptusbäume werfen Schatten in die Schlucht, die in ein Tal von Baumfarnen übergeht. Die weiteren Bereiche, die stark von orientalischen Gärten inspiriert sind, wie der Halbmond-Garten, angelegt 1972, und der Blaue Verschluss, angelegt 1976, sind leider nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Einblicke in den Garten sind jedoch möglich. Der passend benannte exotische Garten, eine Mulde inmitten riesiger farbenfroher Pflanzen, gehört zu den Höhepunkten des Gartens. Hier findet man Proteen, Echium-Arten sowie Raritäten wie Colletia cruciata, C. spinosa und Carpenteria californica. Ein weiteres Highlight ist der Fächergarten voller Taglilien, eine wahre Pracht im Juni, die den grauesten Tag vergessen lässt.

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Wer nur Minuten zuvor mit dem Wind auf dem Parkplatz gekämpft hat, weiß den Wert der Windschutzbepflanzung, die den ganzen Garten umgibt, zu schätzen. Überall im Garten begegnet man Eukalyptus, Phormium tenax, Cordyline und Hortensien, zu denen sich weitere exotische Pflanzen von der südlichen Halbkugel gesellen: ein Labyrinth von Pflanzenflächen, durchschnitten von engen Wegen. Die Fülle ist teilweise auch zum Verhängnis geworden, man wünscht sich Abstandsflächen, von denen aus man die Pflanzenpartien, die Garteninszenierung wie auch den Hintergrund begutachten kann. Dieser ungewöhnliche Garten, der als privater botanischer Garten sein eigenes Genre bildet, wird inzwischen seit 1990 von der nächsten Generation der Familie, von Guillaume Pellerin und Cléophée de Turckheim weiterentwickelt und ergänzt.

 

Empfohlene Jahreszeit Ganzjährig zu den Öffnungszeiten
Mindestzeit für einen Besuch 1 Stunde

Anfahrt Pkw Im Dorf Vauville beschildert, Eingang und Parkplatz liegen an der Rückseite des Schlosses auf der unteren Strandstraße

Öffnungszeiten April bis Oktober täglich 14.00–18.00 Uhr, im Sommer bis 19.00 Uhr
Eintrittspreise (2011) € 6, unter 18 Jahren frei

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0247.jpgDIN-A3-Plan mit Beschreibung auch auf Deutsch /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0248.jpg /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0249.jpg /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0250.jpg Konzert, Theater, Seminare und Kurse /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0251.jpg bedingt /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0252.jpg /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0253.jpg

 

In der Nähe Parc du Château de Nacqueville (33), Parc Floral du Château de Martinvast (38), Parc du Château des Ravalet (34)

36 Jardin des Plantes de Coutances*

Rue Quesnel Morinière, 50200 Coutances
Telefon 02 33 19 08 10
www.coutances.fr
accueil@tourisme-coutances.fr

 

Besitzer Stadt Coutances

Der Garten in Stichworten Öffentlicher Garten aus dem 19. Jahrhundert, Wechselpflanzung, Gehölzraritäten, Rosen, Denkmäler

Gestalter Adèle Sébastien Minel
Entstehungszeit 1852–1855
Größe 2,10 ha

 

Der Jardin des Plantes in Coutances ist einer der wenigen Jardins des Plantes, die in ihrer Urform erhalten sind. Das Hanggrundstück, früher der Garten eines Stadthauses neben dem Rathaus, wurde 1852 von Jean-Jacques Quesnel de la Morinière der Stadt Coutances vermacht mit der Auflage, hier einen öffentlichen Park mit botanischem Inhalt einzurichten.

Der Garten, entwickelt 1855 von Adèle Sébastien Minel, einem pensionierten Bauingenieur und leidenschaftlichen Aquarellmaler, nutzt die Höhenunterschiede auf grandiose Art; so wirkt der Garten von 2,10 Hektar wesentlich größer, als er tatsächlich ist. Der Eingang ist nicht sehr vielversprechend, Kunstwerke werden auf der kleinen Wiese ausgestellt, und wären da nicht die Palmen, könnte man meinen, die Anlage sei wie jeder andere Stadtpark. An der Stelle, wo sich das Grundstück verengt, öffnet sich der Blick auf den unteren Teil, auf eine gekonnte Mischung des Formalen, der Wasserbecken und des Blumenschmucks, und des Informellen, der Wege und Baumgruppen, was so charakteristisch für französische Stadtgärten dieser Epoche ist. Von der oberen Terrasse führt eine Treppenanlage, unterteilt auf italienische Art, von einer schmalen Terrasse zum mittleren Bereich des Gartens. Es ist erstaunlich, wie viel hier reingepackt wurde, ohne dass es gedrängt wirkt.

Auffallend ist die Wechselpflanzung, geometrische Formen mit kunstvollen Mustern, minutiös vom Team der sechzehn Gärtner unter der Führung von Michel Mauger ausgeführt. Am Ende dieser Partie, zur Brüstung hin, liegt ein langgezogener, 6 Meter breiter und 140 Meter langer, wassergebundener Weg, flankiert auf beiden Seiten von schmalen Blumenbeeten, ergänzt um Hochstammrosen. Der Weg führt direkt auf eine Statue zu, und dahinter, am Übergang zum parkartigen Bereich, liegt ein Aussichtshügel, Nachahmung eines Labyrinths des 18. Jahrhunderts. Die Wege, von Hecken gesäumt, winden sich wie in einem Schneckenhaus nach oben, wo sich ein Blick auf den Garten und weiter auf die Türme der gotischen Kathedrale auftut. Der Garten ist in exzellentem Pflegezustand und wird offensichtlich vom Publikum und von den Gärtnern als Teil der lebendigen Gartengeschichte geschätzt.

Empfohlene Jahreszeit Frühling, Juni, Juli
Mindestzeit für einen Besuch 45 Minuten
Anfahrt Pkw In der Stadtmitte von Coutances zahlreiche Parkplätze, aber mit Parkuhr

Öffnungszeiten Oktober bis März täglich 9.00–19.00 Uhr; April bis September täglich 9.00–20.00 Uhr; Juli und August täglich 9.00–23.30 Uhr

Eintrittspreise Frei

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0256.jpg Faltblatt mit Plan Fremdenverkehrsamt Place Georges Leclerc fast gegenüber vom Haupteingang /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0257.jpg beim Fremdenverkehrsamt melden /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0258.jpg Spielplatz /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0259.jpg bedingt, Seitenein- und -ausgang für Rollstuhlfahrer rue Quesnel-Canveaux /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0260.jpg

 

In der Nähe Kathedrale von Coutances, Jardins du Manoir d’Argences (37)

37 Jardins du Manoir d’Argences*

Manoir d’Argences, 50200 Saussey
Telefon 02 33 07 92 04
www.jardins-argences.com
c.lecardonnel@wanadoo.fr

 

Besitzer Philippe und Caroline Lecardonnel

Der Garten in Stichworten Historisches Ensemble, zeitgenössischer Garten mit Gartenräumen, Rosengarten, Cottage-Garten, Teichgarten

Gestalter Caroline Lecardonnel
Entstehungsjahr 1989
Größe 3,00 ha

 

Wenige Kilometer von Coutances liegt, eingebettet in eine pittoreske Landschaft, der Gutshof Argences. Er geht auf das 17. Jahrhundert zurück, das Ensemble von Natursteinbauten, gruppiert um einen Innenhof, bildet eine noch intakte Einheit. Mit der gleichen Sensibilität, mit der man die Bauten renoviert hat, wurde auch der Garten angelegt, in einem stetigen Prozess über zwei Jahrzehnte hinweg, und er ist immer noch im Werden. Es ist dieses langsame Herantasten, die Auseinandersetzung mit den Böden, dem Klima, der historischen Substanz und den eigenen Gestaltungswünschen, was die Gärten von Argences kennzeichnet. Die Besitzerin Caroline Lecardonnel beschreibt im Einführungsblatt zu den Gärten, wie sie, als sie 1989 hierherzog, zwar als Autorin mit Wörtern vertraut war, aber nicht mit Pflanzen und erst recht nicht mit Gärten; das Haus aber habe einen schönen Garten verdient. Jetzt, mehr als zwanzig Jahre später, kann man sich kaum vorstellen, dass hier kein Profi am Werk war.

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Während die neueren Gärten mancher Anlagen auf benachbarte Felder ausgreifen und kaum eine Verbindung zu den Bauten haben, nehmen die Gärten von d’Argences Rücksicht auf den Ort und profitieren vom Hintergrund, seien es die Natursteinwände oder die Baumkulissen. Eine ländliche, lockere Note zieht sich durch die Gärten, untermalt von einem gewissen Schick, der nur in Frankreich zu finden ist: etwa kleine Figuren, Schnecken und das Gleiche mit Bedacht gestreut am Rand des Wasserbeckens wie die »Blätter«, eingelassen in den Boden – Kleinigkeiten, die den Gärten ihre Persönlichkeit verleihen.

Die neun Gärten gehen auf selbstverständliche Art ineinander über, nur Namensschilder aus Cortenstahl, an Metallstäben hängend, kündigen einen nächsten Garten an. So geht der Vorgarten am Haus über in den kleinen Wasserbeckengarten und weiter den Eibenheckengang, der den Rosengarten vom Blumengarten vor dem Haus trennt. Auch wenn diese Gärten für sich wirken, erinnern die Blickachsen immer wieder daran, dass sie nur ein Teil des Ganzen sind. Die Gebäude und die Landschaft sind stets präsent, wenn auch nur als Ausschnitt. Je weiter man sich vom Haupthaus entfernt, umso lockerer und naturhafter wird die Gestaltung. Der Spazierweg führt den Fluss entlang wie durch eine kleine Schlucht, schattig und mit Uferrandstauden und Farnen bepflanzt. An seinem Ende ist wieder ein Wechsel angesagt: ein spielerisches Trompe-l’Œil, ein Gemälde, in Hecken eingezwängt, das den Übergang zu den gärtnerischen Bereichen ankündigt. Der neue Garten, von mannshohen Hecken eingefriedet, hat etwas Labyrinthisches an sich und muss noch reifen. Die anschließenden »drei kleinen Gärten« brechen jedoch fast aus ihrer niedrigen Buchsbaumeinfassung aus und erinnern mit ihrer farbenfrohen Mischung von Sträuchern und Stauden an Bauerngärten. Von hier geht es zum letzten Teil, dem naturnahen Seerosenteich, umgeben von Rasen und gesäumt von Bäumen, unter anderem einer Sumpfzypresse. Eine ländliche, romantische Note zieht sich durch den Garten, hier möchte man bleiben, die einzigartige Stimmung genießen und noch mehr von der Geschichte des Gartens erfahren.

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Empfohlene Jahreszeit Mai bis September
Mindestzeit für einen Besuch 1 Stunde
Anfahrt Pkw 3 km südlich von Coutances, zwischen D7 und D971 beschildert

Öffnungszeiten Mitte Mai bis 10. Oktober täglich 14.00–18.00 Uhr, 1. Juni bis 31. August 14.00–19.00 Uhr

Eintrittspreise (2011) € 5,50, Kinder bis 12 Jahre frei

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0264.jpg Faltblatt /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0265.jpg Gîte (6) /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0266.jpg

 

In der Nähe Jardin des Plantes de Coutances (36), Jardin du Musée Christian Dior, Granville

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38 Parc Floral du Château de Martinvast

Domaine de Beaurepaire, 50690 Martinvast
Telefon 02 33 87 20 80
www.chateau-martinvast.fr
de-pourtales@wanadoo.fr

 

Besitzer Graf Christian de Pourtalès-Schickler

Der Garten in Stichworten Landschaftspark, Arboretum mit seltenen Koniferen, Wasserflächen, historisches Bauwerk

Gestalter Comte Alexandre du Moncel, Baron Arthur de Schickler
Entstehungszeit 19. Jahrhundert
Größe 100,00 ha

 

Romantisch, magisch und mit Patina, das beschreibt den Park von Château de Martinvast am besten. Auf über 100 Hektar samt Weiden und Wäldern könnte man hier Stunden verbringen und eine der markierten Routen nach der anderen ablaufen. Ein Spaziergang gleicht einer Entdeckungsreise.

Der Park wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Graf Alexandre du Moncel, zeitlich parallel zum Wiederaufbau des Schlosses, von einem formalen französischen Garten in einen naturhaften englischen Landschaftspark umgestaltet. Obwohl Baumgruppen gepflanzt und Serpentinenwege angelegt wurden, behielt er doch die strengen Achsen der früheren Anlage, beispielsweise die auf den Obelisken zulaufende (sichtbar vom Schloss und auf der roten, orangefarbenen und lila Route). Das Entwässerungssystem wurde verbessert, und man legte Teiche an. So ist eine wohltuende Mischung von Französischem (Alleen) und Englischem entstanden. Das Schloss wurde 1867 an Baron Arthur de Schickler, Bankier des Preußischen Königs, verkauft, der wiederum Schloss wie auch Park umgestaltete. Während das Château vom englischen Architekten William Henry White (siehe auch Château de Bizy Seite 22) verändert wurde, erhielt Charles Letrosne den Auftrag für den Bau eines Gestüts, das später namhafte Pferde hervorbringen sollte. Im Park ließ Baron Schickler den Wasserlilienteich ausheben und ein Arboretum von mehr als zweihundert Bäumen im sogenannten Jardin réservé anlegen. Viele dieser Bäume, vor allem die Koniferen, haben heute beeindruckende Dimensionen, zusammen mit den zahlreichen Rhododendren bilden sie eine mächtige Kulisse (rote und grüne Route).Weitere Ergänzungen waren die Wasserflächen zwischen dem großen Teich und dem Teich im Tal.

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Das Château, über die Jahrhunderte von den diversen Besitzern restauriert, wiederaufgebaut, erweitert und im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt, dann erneut vom jetzigen Besitzer Graf Christian de Pourtalès-Schickler teilweise restauriert, ist beim Rundgang immer präsent. Eine bukolische Stimmung prägt die Anlage: Schwarze Schwäne auf dem Wasserlilienteich, prächtige, glänzende, elegante Pferde, grasend auf den Weiden, die bis an das Château reichen, weite Blicke – das alles wirkt wie aus einer vergangenen Zeit und vermittelt das Gefühl, ein Privatrefugium zu besuchen.

 

Empfohlene Jahreszeit Frühling
Mindestzeit für einen Besuch 1 Stunde
Anfahrt Pkw Südlich von Cherbourg, von D650 beschildert

Öffnungszeiten Täglich 10.00–12.00 Uhr und 14.00–18.00 Uhr, außer Samstag und Sonntagvormittag wie auch vormittags an Feiertagen; November bis März Samstag geschlossen

Eintrittspreise (2011) 1. April bis 30. September Erwachsene € 6, Jugendliche 13 bis 18 Jahre € 4, Kinder 5 bis 12 Jahre € 2; 1. Oktober bis 31. März Erwachsene € 5, Jugendliche 13 bis 18 Jahre € 3, Kinder 5 bis 12 Jahre € 1,50; Familienkarte € 20

 

/epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0270.jpg /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0271.jpg Spielplatz /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0272.jpg bedingt /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0273.jpg 2 Doppel-, 1 Einzelzimmer, www.bienvenuauchateau.com /epubstore/H/H-Howcroft/Gartenreisefuehrer-normandie/OEBPS/e9783641068455_i0274.jpg

 

In der Nähe Parc du Château de Nacqueville (33), Jardin Botanique de Vauville (35), Parc du Château des Ravalet (34)