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Bronny sah Celias schöne, weinende Augen. Sie schlug gegen das Glas, aber nichts war zu hören. Hamish war sowieso zu sehr damit beschäftigt, sich einen runterzuholen.

»Pst!«, bedeutete sie Celia mit Mund und Augen, und Celia hörte kurz auf, gegen die Scheibe zu schlagen.

Hamish war gleich so weit, wie er bereits mehrfach angekündigt hatte: »Gleich! Gleich!«

Bronny formte mit dem Mund das Wort »Polizei«, aber gleich danach wurde ihr klar, dass Celia unmöglich die Polizei rufen konnte. Celia hatte nicht nur keinen Schimmer, wohin sie gehen musste, sie war auch zu schwach zum Aufstehen.

»Gleich! Gleich!«

Bronny kam zu dem Schluss, dass es nur zwei Möglichkeiten gab: Entweder würde Hamish nur sie töten, oder er würde sie und Celia töten.

Mit aller Kraft schaffte sie es, sich aus Hamishs Griff zu befreien, zur Tür zu laufen, den Schlüssel aus dem Schloss zu ziehen und ihn unter der Tür durchzuschieben. Jetzt war sie mit Hamish eingeschlossen.

Celia war in Sicherheit.

»Scheiße!«, schrie Hamish. »Was soll das?«

Er versuchte die Tür zu öffnen, aber er schaffte es nicht. Doch als er mit der Faust gegen das Glas hämmerte, bebte es, als ob es jeden Moment zerbrechen könnte.

Bronny packte ihn, ehe das Glas splitterte. Er drehte sich um, stieß sie zurück auf die Bank und fing an, sie mit beiden Händen zu würgen.

Als sie nach Luft schnappte, schaute sie ihm direkt in die Augen. In diesem Moment kam ihr eine Idee. Sie streckte ihre rechte Hand aus und packte eines der glühenden Kohlenstücke. Sofort brannte es sich in ihre Handfläche ein, und eine unsägliche Schmerzwelle schoss durch ihren Körper. Doch ihr Hass war größer als der Schmerz. Sie drückte das, was sie in ihrer verschmorten Hand hielt, kräftig gegen Hamishs nackten Unterleib. Die Kohle zischte, als sie sich in seinen Penis fraß.

Sofort ließ Hamish ihren Hals los und schrie gellend auf. Er war unfähig zu jeder weiteren Bewegung – wie eine Ratte, die auf eine Starkstromleitung getreten ist.

»Warte doch noch!«, krächzte Bronny. »Ich bin gleich so weit. Gleich!«

Sie drückte fester, und sein Penis verschmolz mit seinen Hoden zu einer unförmigen Masse. Der Geruch von brennendem Fleisch verbreitete sich im Raum. Hamish schrie wie am Spieß.

Sein Schwanz fiel in sich zusammen wie ein geplatztes Würstchen auf dem Grill.

»NEEIIIN!«, schrie er.

»Doch«, sagte sie. »Doch! Doch!«

Mit einem jähen Ruck löste sie ihre verschmorte Haut von seiner, schleuderte das Kohlestück mit einer raschen Bewegung von sich und steckte ihre Hand in den Wassereimer.

Hamish brach zusammen und wälzte sich schreiend am Boden. Nach einer Weile arbeitete er sich zur Glastür vor und traktierte sie schreiend mit Tritten und Schlägen. Bronwyn hatte keine Kraft mehr, ihn aufzuhalten.

Im Glas zeigte sich ein Riss.

Bronny musste sich eingestehen, dass sie ihm körperlich nicht gewachsen war. Ihr Blick fiel auf die Metallbüchse neben ihrem rechten Fuß, mit der er sie bewusstlos geschlagen hatte. Diesmal schaute sie genauer hin – es war Rattengift.

Ein weiterer Riss zeichnete sich in der Glastür ab. Nur noch ein einziger Schlag, und er konnte sie und Celia umbringen.

Bronny drehte den Deckel ab und senkte die Büchse mit dem flüssigen Gift über das Kohlenbecken. Sie brüllte, so laut sie konnte: »Noch eine Bewegung, und ich lasse los!«

Hamish drehte sich um und schaute sie an. Es dauerte einen Moment, bis er verstand. Dann zeichnete sich ungläubiges Verstehen in seinem Blick ab.

»Das tust du nicht«, sagte er.

Sie sah, dass Celia mit kaum noch geöffneten Augen draußen am Boden lag. Dann schaute sie Hamish an, der sie herausfordernd anstarrte. Er glaubte ihr nicht.

»Das traust du dich nicht.«

Bronny senkte die Giftbüchse, und ein Tropfen des Gifts landete neben den Kohlen.

Sie lächelte, denn nur eine Stunde zuvor hätte Hamish recht gehabt: Ihre Angst wäre zu groß gewesen. Immer hatte sie Angst gehabt. Angst vor Untersuchungsergebnissen. Angst vor Achterbahnen und Höhenangst. Angst davor, im Flugzeug ein Getränk zu bestellen.

Sie lächelte, denn in der letzten Stunde hatte sich vieles geändert.

Hamish schlug gegen das Glas, noch fester diesmal, und die beiden Risse vergrößerten sich.

Bronny senkte die Büchse. Zischend und brutzelnd tropfte die Flüssigkeit auf die Kohlen. Ein giftgelber Dampf stieg auf und drang ihnen rasiermesserscharf in die Kehle.

Hamish und Bronny sackten auf dem Boden zusammen.

***

Bronny hatte viel darüber nachgedacht, wie es sein würde, wenn es eines Tages tatsächlich passierte.

Sie hatte gedacht, dass sie wütend um Hilfe schreien würde, damit der Schmerz endlich aufhörte. Dass sie »Nein!« oder »Mehr Morphium!« oder »Hilfe, Hilfe! Bitte, helft mir doch!« rufen würde.

Sie hatte gedacht, dass sie ein Licht sehen und mit seltsam friedlichem Gesichtsausdruck ihre Hand danach ausstrecken würde.

Sie hatte gedacht, dass sie sich wahrscheinlich mit einem hässlichen, angegrauten BH und einer nicht dazu passenden Unterhose blamieren würde.

Sie hatte gedacht, dass sie im letzten Moment zum Katholizismus übertreten könnte – nur für alle Fälle.

Sie hatte gedacht, dass einzelne Momente ihres Lebens an ihr vorbeirauschen würden wie überholende Lastwagen auf der Autobahn.

Sie hatte gedacht, dass sie über sich selbst schweben und auf ein von Ärzten, Krankenschwestern und weinenden Angehörigen umringtes Bett herabsehen würde.

Sie hatte gedacht, dass sie ein letztes Grüppchen aus einer langen Warteschlange in ihr Krankenzimmer rufen würde, um ihnen zu sagen, dass alles gut sei und sie – in gewissem Sinn – immer bei ihnen bleiben werde.

Sie hatte gedacht, dass sie die erste Person aus einer sehr kurzen Warteschlange in ihr Krankenzimmer rufen würde, nur damit eine Furcht einflößende Krankenschwester ihr mitteilte, der betreffende Mensch sei mal kurz in den Laden an der Ecke gegangen, um Eier zu kaufen.

Sie hatte gedacht, dass Schreckensschauer sie überwältigen würden angesichts der Vorstellung, dass dies alles gewesen sein solle, dass jetzt der Tod käme.

Jetzt, wo der Moment tatsächlich gekommen war, wollte sie weder um sich schlagen noch kreischen noch schreien noch ihre Hand zum Licht ausstrecken, und sie war so wenig angsterfüllt wie sie über letzte Worte nachdachte. Stattdessen war sie voll und ganz mit Husten beschäftigt, und wenn sie nicht so sehr mit Husten beschäftigt gewesen wäre, dann hätte sie weinen wollen, sonst nichts.

Bronny nahm eine embryonale Haltung ein. Als sie ihre Beine so weit wie möglich vor die Brust zog, sah sie auf ihrem linken Knie ein winzige Narbe, die ihr nie zuvor aufgefallen war. Die musste von ihrem Dreiradunfall als Dreijährige stammen.

Die dunkle Treppe
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