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Sterben war in Ordnung. Es gab einem ein Gefühl der Wärme. So wie die Stimme, die sagte: Es ist ein Junge, es ist ein Junge. So wie der Geruch von Gregs Kaffee, der in der Espressomaschine dampfte. So wie die Stimme von Johnny, der seine Katze rief.

Die Stimme von Sam, der die Katze rief.

Und Gregs Stimme: »Bobby! Bobby!«

Wenn das der Tod war, dann war er in Ordnung. Kein Grund, sich den Kopf an der Wand zu zerschlagen. Es ging alles ganz einfach, ganz sanft. Sie fühlte, dass sie gleich einschlafen und nie wieder aufwachen würde. Langsam schloss sie die Augen.

Ob der Tod ihr einen Blick auf die Doctor Who-Schlappen ihres jüngsten Sohnes gewähren konnte?

Oder waren die real? Waren die Stimmen real? Direkt da draußen, im Garten?

Sie war zu schwach, um sich schnell bewegen oder eine größere Strecke zurücklegen zu können. Das einzige Hilfsmittel in ihrer Nähe war der Katzenkopf, und den hob sie mit ihren gefesselten Händen auf. Sie schwang die Hände wie eine Kugelstoßerin und schleuderte den klebrigen Kopf in Richtung des Lüftungsschachts. Wenn der Katzenkopf tatsächlich durch die Öffnung flöge, dann würde sie das zu Tode erschrecken. Aber sie würden darüber hinwegkommen. Über den Verlust ihrer Mami würden sie niemals hinwegkommen.

Sie verfehlte die Öffnung. Der Katzenkopf prallte gegen die Wand, platschte zu Boden und rollte außer Reichweite. Sie wippte mit dem Stuhl und schrie durch den Knebel, aber die Schlappen von Johnny waren verschwunden und die Rufe nach Bobby verklungen.

Wahrscheinlich hatte es sie nie gegeben. Wahrscheinlich hatte sie sich das alles nur eingebildet. Wahrscheinlich schloss sie jetzt am besten die Augen.

***

Celia hätte The Best of Sex nicht als Wunschmusik für ihren Tod gewählt. Das »Ja« und das »Oh« und das »Jajaja«. Das war nicht richtig, ganz und gar nicht, und obendrein dauerte es viel zu lange. Ihr Kopf schwamm. Nichts ergab irgendeinen Sinn, aber diesem Lärm musste sie entkommen. Also ruckelte sie langsam hin und her, und als sie endlich im Flur angekommen war, lehnte sie ihren Kopf erschöpft gegen die Tür des verschlossenen Raums – dieselbe Tür, an der sie zuvor schon einmal mit dem Vorhängeschloss herumgekratzt hatte.

Etwas stank hier ganz gewaltig, und sie verspürte einen starken Brechreiz. Sie musste den sauren Brei in ihrer Kehle herunterschlucken, ohne daran zu ersticken. Also versuchte sie, sich zu entspannen, und da wurde ihr klar, dass sie nicht scharf genug nachgedacht hatte. Was war nur los mit ihrer berühmten Konzentration, dass sie einfach so einschlief, nachdem der Katzenkopf sein Ziel verfehlt hatte? Alles tat sie in der falschen Reihenfolge, immer kam sie durcheinander und dann … DENK NACH, CELIA! Ihre Jungs waren draußen hinter dem Haus gewesen. Ihre kleinen Jungs hatten nach ihrer Katze gerufen. Sie konnte jetzt nicht einfach aufgeben. Sie konnte nicht einfach die Augen schließen und sterben.

Sie streckte die gefesselten Hände nach der größten Keramikscherbe aus, die von der zersplitterten Lampe geblieben war. Warum hatte sie die Lampe nicht selbst zerschlagen, solange sie noch über genügend Energie verfügt hatte? Zitternd hielt sie die Scherbe in ihrer abgemagerten Rechten und stach auf ihre Handfesseln ein: einmal, zweimal, dreimal. Das Blut ignorierte sie.

Zehn Minuten später konnte sie ihre zitternden Hände einzeln vor das Gesicht heben. Ungläubig schüttelte sie den Kopf: Sie hatte es geschafft, ihre Hände waren frei.

Sie versuchte, den Knebel aufzuknoten, aber der Schmerz in dem gebrochenen Finger war unerträglich. Sie schaffte es einfach nicht, den straffen Vierfachknoten zu lockern. Mit der unverletzten Rechten packte sie den Knebel und zerrte daran. Sie wollte ihren Mund zum Schreien freibekommen, aber die dicke, verhärtete Kruste aus Blut und Eiter war mit dem verbrannten Polyesterstoff zu einer klumpigen Einheit verbacken, und als sie daran zerrte, fühlte es sich an, als ob sie sich ihr eigenes Gesicht abreißen würde. Also wandte sie ihre Aufmerksamkeit den Fußfesseln zu, aber sie hatte an Elan verloren, und die Schnitte an ihren Handgelenken bereiteten ihr höllische Schmerzen. Für einen Augenblick glaubte sie, in Ohnmacht fallen zu müssen, und legte eine Pause ein.

Sie hatte schon einmal versucht, über die Treppe nach oben zu entkommen, damals, als sie noch sechzig Kilogramm gewogen und über Kraft und Wissen verfügt hatte. Die Tür am oberen Ende der Treppe war abgeschlossen, das wusste sie. Aber vielleicht führte ja die andere Tür in die richtige Welt hinaus – die Tür, um deren Schloss sie bereits das Holz wegzuschlagen versucht hatte. Damals hatte sie zwar entnervt aufgegeben, aber immerhin saß jetzt das Holz rund um den Beschlag ein wenig locker.

Vorsichtig hob sie – mit beiden Händen, damit es nicht so wehtat – einen der herabgefallenen Gitterstäbe auf und setzte ihn an dem Riss neben dem Schloss an. Sie wollte versuchte, den winzigen Spalt zu verbreitern … Natürlich würde es nicht funktionieren. Warum sollte überhaupt etwas funktionieren?

Das Schloss sprang auf. Sie drückte gegen die Tür und sah einen Lichtschimmer, der von der Straße durch ein Gitter fiel und den Raum erhellte.

Celia hatte geglaubt, bereits ganz unten angekommen zu sein. Sie hatte geglaubt, die Hölle gesehen zu haben – aber das stimmte nicht. Nicht, ehe sie einen Blick in diesen Raum geworfen hatte.

Die dunkle Treppe
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