14.

 

 

 

Am Morgen des dritten Tages, an dem sie nach Yemayá suchten, saß Mannhardt in einem schnell an seiner Tankstelle angemieteten riadgelben Passat, um an der Grenze Invalidenstraße auf den Genossen Wuthenow zu warten, das heißt, wohl weniger auf ihn als auf seinen mysteriösen Schatten, dieses John F. Kennedy-Double, das ihn ja leider Gottes vorgestern an der Wilmersdorfer Straße ohne große Mühe abgehängt hatte. Den hätte er auf seine alten Tage doch gerne mal gesprochen, denn irgendwie war er zu naiv, zu überzeugt vom Guten im Menschen und der Ordnung der Welt, um an die Existenz solcher Leute wirklich zu glauben; Kundschafter, Geheimdienstler, Doppelagenten. Sein Intellekt sagte ihm natürlich, daß es stimmte, doch sein Gefühl verbot es ihm, dies alles als Wahrheit zu buchen, und da es nun so gar nicht in sein Beamtenweltbild paßte, hatte er es zu verdrängen. Da war er ganz von seiner Großmutter und deren Maxime geprägt: Ich glaube immer nur das, was ich mit meinen eigenen Augen sehe. Bester Schutz gegen alles Manipuliertwerden, aber wie denn ohne Vertrauen in andere überhaupt leben? Auf einer schmalen Bühne spielen sie uns etwas vor, dachte er, das große glasnost-Stück, wie doch alles voll durchschaubar und öffentlich sei, das Eigentliche aber vollzieht sich hinter der Bühne, wo alles nur ein schwarzer Kasten ist. Und daher kamen sicher auch John F. und Wuthenow, zogen kurz einmal an ihm vorüber und verschwanden dann wieder im Dunkel, ganz so wie die hölzernen Figuren einer Weltenuhr in einem Rathaus- oder Kirchturm oben.

In einem alten SPIEGEL las er etwas über CSS, einen berlintypischen Anwalt, Christoph Schmidt-Salzmann, Dr. und 40, der in Kreuzberg Altbauten aufgekauft und, nachdem es zufälligerweise einige Male gebrannt hatte, viele Millionen am Bau hochsubventionierter Sozialwohnungen verdient hatte. Champagnerpartys gefeiert, mit der Überschall-Concorde eben mal nach Caracas geflogen, hochkarätige Kontakte zur Berliner Unterwelt, aber auch zur sonstigen Führungselite der Stadt, sprich: Politikern, Rechtsanwälten, Architekten und Bauunternehmern. Bis dann am 2. Oktober 1985 der Immobilienmakler Günter Schmidt gegen ein Uhr nachts in einer Tiefgarage angeschossen wird und der Polizei eröffnet, daß da sein ehemaliger Geschäftspartner CSS dahinterstecke.

Mannhardt war sich ziemlich sicher, daß auch die Schüsse auf Corzelius nur aus einer Ecke kommen konnten, die so ähnlich war: Baulöwen und Sanierungsmafiosi, die bei ihren riesigen Gewinnspannen schon einmal hunderttausend Mark und mehr aufwenden konnten, um einen gefahrbringenden Schnüffler abzuschrecken oder auszuschalten.

Die entscheidende Frage war aber einzig und allein, ob sie auch Yemayá entführt hatten, um Corzelius, den sie ja für ihren Vater halten mußten, noch mehr unter Druck zu setzen. Und ob C. C. über ganz bestimmte Berliner Affären nicht doch wesentlich mehr Erkenntnisse hatte, als er ihm gegenüber zugeben wollte?

Er legte den SPIEGEL zur Seite, um sich dem Tagesspiegel zu widmen, wußte zwar genau, daß sie vom frühen Redaktionsschluß her noch gar nichts über Corzelius berichten konnten, suchte aber dennoch danach, fand nicht viel Bewegendes:

 

80 Fahrräder gestohlen und 60 Grabsteine umgestürzt

 

Termingerechte Fertigstellung des Kammermusiksaals weiter fraglich

 

Volksschwimmen in Plötzensee im Zeichen der 750-Jahr-Feier

 

FDP-Landesausschuß für den Tiergarten-Tunnel

 

Mannhardt feixte klammheimlich: Wieder Hoffnung für die, deren Bestechungsgeldkonten bislang noch leer geblieben waren.

Boxstaffel der USA kommt ohne die Weltmeister…

Er ließ die Zeitung auf den Rücksitz flattern, fragte sich, ob er in Bramme seinem «Tagesspiegel» (RERUM COGNOSCERE CAUSAS) übermäßig nachtrauern würde. Nein. Höchstens zwei Tränen waren zu erwarten: eine für die edel-demokratischen Sentenzen des Rubrikenschreibers -thes, eine für die Fernsehkommentare Michael Stones. Gut der Sport, gut die berlinischen Seiten, alles andere schien ihm furchtbar dröge, nicht mundgerecht genug für ihn.

Wie ein seniler alter Knacker begann er, vor sich hinzubrabbeln: «Hier Detektiv zu spielen ist ja auch die letzte Scheiße!» Aus der amerikanischen SVT-Schule (Saufen-Vögeln-Töten) kam er sicher nicht. Pech für ihn, wo doch dieser Typ von Detektiv wieder sehr in Mode war, von den Kritikern, die selber gerne rülpsten und den Bauch vor alles stellten, mächtig hochgejubelt wurde. Von uns Deutschen so geliebt, so C. C. im s-f-beat, weil’s halt von unserer Sch(m)utzmacht kommt, geheiligt werde ihr Name, und legitim faschistisch ist.

Mannhardt, denk an den § 53 des Bundesbeamtengesetzes: «Der Beamte hat bei politischer Betätigung diejenige Mäßigung und Zurückhaltung zu wahren, die sich aus seiner Stellung gegenüber der Gesamtheit und aus der Rücksicht auf die Pflichten seines Amtes ergeben.»

War Denken schon Betätigung?

Hör auf zu denken!

Mannhardt, ACTION!

Wie denn, wo er hier auf Wuthenow zu warten hatte?

Er sah der S-Bahn hinterher, einem Züglein aus vier Wagen, sandgelb und rubin, das aus dem Lehrter Stadtbahnhof kam und auf einer schön geschwungenen stählernen Brücke fast tastend langsam gen Osten kroch, über die trüben Wasser des Humboldt-Hafens hinweg, eine aufgelassene Straße, die Mauer, hart an der altersbraunen Charite vorbei, und er mußte unwillkürlich schmunzeln, als ihm wieder einfiel, daß die DDR den Westberliner Zug das kurze Stück zum Ostberliner Bahnhof Friedrichstraße nur mit eignem Eisenbahner fahren ließ; ein jedesmal hatten die Führerstandsmänner auf dem ersten beziehungsweise letzten Bahnhof im Westen zu wechseln.

«Hallo! Was machst du denn hier…?»

Mannhardt fuhr herum, bemerkte Horst und Stefanie in ihrem Passat, wußte vorerst keine Antwort, stotterte nur. «Ich…? Ich…»

«Sag bloß, du hast hier ‘n Rendezvous mit Wuthenows Genossin Ehefrau?» spottete Horst. «Ja, ja: Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben…»

«Nein, nein…» Endlich war ihm etwas eingefallen. «Ich warte hier auf meinen Sohn; der fährt doch Taxe und soll selbige hier abstellen, damit dann sein Kollege… Der kommt hier mit der S-Bahn an… Und ihr?»

«Wir wollen zur Ausstellung hier…» Stefanie zeigte zum alten Hamburger Bahnhof hinüber, zur Reise nach Berlin.

Sie sprachen noch ein paar Minuten über dieses und jenes: das Wetter, die Tour de France in Berlin, Steffi Grafs 6:0, 6:2 über Pam Shriver und die Unwetter in Österreich.

«Und wir wollen übermorgen dahin in Urlaub fahren!»

«Wohin denn?»

«Nach Kärnten, an den Klopeiner See.»

«Furchtbarer Massenbetrieb!» rief Mannhardt. «Sind wir mal mit den Kindern dagewesen. Abends auf der Seepromenade schlimmer als Weihnachten aufm Kudamm. Und das Hotel, in dem wir waren: hektisch, unpersönlich, nur aufs Geldverdienen aus, Schimmelpilze an den Wänden und der Badesteg so, daß man sich pro Tag mindestens zwei Splitter eingerissen hat – sofern man bei der allgemeinen Überfüllung überhaupt noch raufgekommen ist –!»

Mannhardt tat es leid, ihnen die Vorfreude derart verdorben zu haben.

Die beiden verabschiedeten sich schnell, wollten das Glück einer Parklücke drüben am alten Hamburger Bahnhof mit schnellem Hineinstoßen nutzen, und Mannhardt hatte Mühe, diese Begegnung als wirklich geschehen zu werten: Das konnte doch nicht sein, daß andere ganz normal-alltäglich weiterlebten, während sie – Jessica, Wuthenow, Corzelius und er – seit zweieinhalb Tagen auf einer völlig anderen Lebensbühne spielten, ganz andere Menschen waren: völlig überreizt und dadurch ständig von Stimmen und sich jagenden Bildern erfüllt, nicht mehr Herr ihrer Sinne, sondern von kleinsten Impulsen wie Apparate angeknipst…

… die S-Bahn oben, heimkehrend aus dem Hauptstadtteil Berlins. Vier Stationen später war sie am Savignyplatz, rollte die silbern aufblitzenden Gleise entlang, auf die sich Jessica geworfen hätte, wäre nicht sein Schrei gewesen.

Da kam Wuthenow, kurvte sein schwarzer Volvo an den letzten Betonquadern vorbei, passierte die Westberliner Zoll- und Polizeibaracken, ohne daß das einen kümmerte.

Mannhardt duckte sich leicht, tat so, als suchte er in seinem Handschuhfach nach wichtigen Dingen, und wartete, bis der Genosse Kronprinz, wenn dem denn wirklich so war, die erste große Ampelkreuzung passiert hatte, folgte ihm dann in sicherer Entfernung die Invalidenstraße westwärts entlang, war anderthalb Minuten später alles andere als erstaunt, als knapp vor der Untersuchungshaftanstalt Moabit ein grauer Kadett aus einer Parklücke schoß und dem Staatskarossen-Volvo folgte; John F. wer sonst.

Mannhardt kannte ja das Ziel der beiden: Jessicas Haus, und konnte sich somit die Verfolgung ersparen, tat nun endlich das, was er vorgestern («Idiot, ich!») glatt vergessen hatte, sich nämlich Johns Wagennummer zu merken.

Diese im Kopf, hielt er in der Nähe des Hansa-Theaters, um von einer Zelle aus den Kollegen Koch telefonisch nach dem sehr verehrten Halter des Wagens zu fragen. «… der hat mir eben beim Einparken die halbe Tür eingedrückt…!»

Es dauerte ein Weilchen, dann stellte sich heraus, daß John F. ein Westberliner Bürger war, im Wedding wohnte, in der Türkenstraße, als Beruf Versicherungsvertreter angegeben hatte und mit dem Namen Tietz, Claus-Peter, im Register stand.

Mannhardt dankte heiß und innig und machte sich dann auf zum Wedding.

Er kam die endlos lange Müllerstraße, den «Boulevard des Nordens», von Fenn- und Seilerstraße herauf, dem Schering-Areal, und erreichte das sogenannte «Türkenkriegs-Viertel» gleich hinter der großen BVG-Werkstätte, wo sie U-Bahn-Wagen reparierten (sein beliebtestes Ziel beim «Tag der offenen Tür»).

Türkenkrieg… Das meinte nicht die gewesenen Scharmützel zwischen Berlinern und Türken, sondern sollte an die Türkenkriege Österreichs erinnern, an denen, wie Mannhardt als Fontane-Kenner wußte, auch achttausend Brandenburger teilgenommen hatten; unter ihren Generalen Hans Adam von Schöning, Hans Albrecht von Barfus und einem der vielen von der Marwitz dabeigewesen waren, als die christlichen Truppen am 2.9.1686 die Festung Ofen (später Buda) erobert hatten. Damals, so wußte sich Mannhardt einer der vielen Episoden in Fontanes Oderland noch lebhaft zu erinnern, hatte Barfus zwei besonders tapfere Türken mit nach Berlin gebracht, als Geschenk für seinen Kurfürsten, während Schöning seinen mordenden Soldaten zwei türkische Mädchen gerade noch entreißen konnte, von denen die eine, Fatime, von ihm erzogen und zur blendenden Schönheit herangereift, fast dem stürmischen Werben Augusts des Starken nachgegeben hätte, also der Sachsen Königin geworden wäre. Mit einem anderen verheiratet, hatte es ihr Sohn dann immerhin zum Feldmarschall in sächsischen Diensten gebracht.

Mannhardt grinste: Ja, das waren so Karrieren. Aber wenn Türkiyemspor erst einmal Berliner Fußballmeister war und dann Spitzenreiter in der 2. Bundesliga…

Er warf einen schnellen Blick auf die neben ihm ausgebreitete Karte. Da waren sie wieder, die Straßen mit den altbekannten Namen: Schöning, Ofener, Barfus. Und davor die Türkenstraße.

Das Mietshaus, in dem John F. alias Tietz wohnen sollte, war von Mannhardt ohne Mühe einzuordnen: Gründerzeit, viel klassizistischer Stuck, gute Altbausubstanz, Beamte des mittleren Dienstes, Facharbeiter, Busfahrer vielleicht, wenig Türken. An einigen Baikonen war der Putz noch immer von schönsten Weltkriegs-Einschußlöchern aufgelockert. Wer John F. Tietz auch immer löhnte – sehr viel konnte es nicht sein. Oder der Gute sparte erst mal.

Mannhardt mußte den Häuserblock dreimal umrunden, ehe er seinen Leihwagen am Schillerpark abstellen konnte. Wäre dies ein Fernsehfilm gewesen, hätten Kollegenschaft wie Kritiker lauthals gejubelt, machten sie doch ihre Schelte immer daran fest, daß die Herren Fahnder ständig und sofort einen freien Parkplatz fanden.

Er schloß die Augen und hoffte, den Regisseur mit seinen Kommandos zu hören: Du steigst jetzt aus, Hans-Jürgen, schlägst die Wagentür zu, schließt ab und gehst dann ganz langsam auf das Mietshaus zu, so ein bißchen Humphrey Bogart, aber doch auch wieder mit einem etwas bangen Blick nach oben; sitzt da nicht einer und schießt auf dich…? So, alles fertig!? Ruhe, Aufnahme! Die Klappe, vierhundertzehn, die Erste!

Mannhardt gehorchte, verdrängte für Sekunden seine, ihrer aller Wirklichkeit, flüchtete sich in die Vorstellung, daß dies nichts anderes sei als der große Film über Yemayás Entführung, Jessicas größte Rolle, und er dabei, aus Dankbarkeit von ihr geholt.

Aus!

Er war in einen Doggenschiß getreten, einen Hundehaufen von der Größe eines Maulwurfhügels, und wie auf Glatteis über die Straße geschlittert, stank bestialisch, hatte viel zu tun, den ockerbraunen Matsch an der Rinnsteinkante so halbwegs wieder abzustreifen, glaubte dabei, den hymnenhaften Insulaner-Song im Ohr zu haben: «Sehn Se: das ist Berlin…»

Dann stand er im Hausflur und fand Claus-Peter Tietz auch prompt auf dem Tableau des stillen Portiers, Vorderhaus, 3 Treppen, links, stiefelte nach oben und sah ein schönes Messingschild dicht neben einer kaffeebraunen Tür, deren dickes, reich verziertes Holz wahrhaft elefantenfest wirkte.

Irgendwo pingelte ein Telefon. Eine Katze miaute hinter einer Bodentür. Ein Stockwerk unter ihm hustete jemand, als übte er, um Frührentner zu werden, für eine satte Tbc. Ein Mädchen kicherte in einer Art und Weise wie früher Lilo immer, wenn sie wollte, daß aus seinem Grapschen was Echtes werden sollte. Eine Stereoanlage schickte ihr Negertrommeln-Bumbum durch mehrere Wände und Decken zu ihm hinüber. Es roch nach Bohnerwachs und ausgekippter Milch. Eine Fliege suchte auf seinem Kopf nach ranzigem Talg.

Er verspürte den Impuls, sich hier auf die Treppe zu setzen und so lange zu dösen… bis seine Mutter kam und ihm die Wohnungstür aufschloß. Junge, du hast ja schon wieder deine Schlüssel vergessen!

Er legte sein rechtes Ohr an die Tür und lauschte. Drinnen war offenbar keiner. Sollte er klingeln und warten? Wenn doch einer öffnete, fragen, ob denn der Herr Tietz nicht zugegen sei, er habe eine Hausratsversicherung abschließen wollen…?

Er tat es, obwohl es in der Nachbarwohnung eben irgendwie geklirrt hatte.

Nichts, in der Tat niemand da.

Einbrechen konnte er ja schwerlich. Zum einen hatte er kein passendes Werkzeug dabei, und zum anderen war er viel zu sehr Beamter, als daß er das gewagt hätte. Aber dem Glücke ein wenig nachhelfen, das mochte schon angehen…

Er besann sich auf die Tricks, von denen er in seinem langen Berufsleben schon einmal zumindest gehört hatte. Er konnte sein Taschenmesser nehmen und das Glas des Türspions zertrümmern, dann mit Hilfe einer Gummischlaufe oder eines festen Drahts versuchen, die Klinke innen nach unten zu ziehen beziehungsweise zu drücken. Das hätte aber Lärm gemacht, und außerdem stürmten unten gerade Kinder ins Haus, polterten nach oben, sahen ihn und stutzten.

Er drückte auf den Klingelknopf und bemühte sich, sie gar nicht wahrzunehmen.

«Herr Tietz is nich da!» rief ein knapp zehnjähriges Mädchen. «Der is vorhin mit sein Auto wegjefahrn…»

Mannhardt nutzte die Chance und sagte, daß er in der Wohnung eben noch Stimmen gehört habe und ein Baby schreien.

«Der hat keen Baby!» Die Kinder stürmten weiter.

Er tat so, als ginge er wieder, machte aber, als sie oben von ihrer Mutter eingelassen worden waren, auf dem nächsten Treppenabsatz kehrt, hätte zu gerne gewußt, wer denn seinen Freund John F. bezahlte. Und wenn wirklich die Leute von drüben, was hatten sie mit Yemayás Verschwinden zu tun? Denkbar war ja schon, daß sie Wuthenow mit Hilfe seines ideologisch anrüchigen Babys ganz einfach zwingen wollten, von seiner Gorbatschow-Verehrung zu lassen.

Mannhardt, halt dich raus aus diesem Spiel, das ist für dich ‘ne Nummer zu groß!

Er überhörte es, hatte Jessica vor Augen und ihr Elend, beugte sich nach unten, um mit Hilfe seines Kugelschreibers die innere Klappe des Briefschlitzes ein wenig anzuheben; die äußere hielt er mit der freien Hand. Der Hundedreck an seinem Schuh verströmte einen solchen Gestank, daß er sich fast erbrechen mußte.

Als er sich jetzt hinkniete, konnte er den Flur meterweit nach hinten blicken; die Zimmertüren standen alle offen und ließen jede Menge Licht herein.

Viel zu sehen gab es nicht. Schuhschrank und Schirmständer, Spiegel, Flurgarderobe, zwei Latschenpaare und ein Karton mit einer großen Aufschrift: Pampers.

Es dauerte lange, bis er begriff, daß dieses Windeln hieß; bei den eigenen Kindern lag das schon ewig lange zurück.

Also doch!

Da hörte er eine Männerstimme, böse-aggressiv, eine halbe Körperlänge hinter sich.

«Was machen Sie denn hier…!?»