7. KAPITEL

Lysander konnte nicht glauben, wozu er hier gezwungen wurde. Er war wütend, entsetzt und, ja, reumütig. Hatte er Bianka nicht etwas Ähnliches angetan? Na gut, er hatte sie nicht ausgezogen. Er hatte sie gegen keine andere Frau kämpfen lassen.

Da war wieder dieses Ziehen in seinen Lenden.

Was war bloß los mit ihm?

„Ich werde dich freilassen“, versprach er Bianka. Und, gütige Gottheit, sie sah wunderschön aus. Verlockender als in diesem Hauch von Nichts, den sie zuletzt getragen hatte. Jetzt trug sie ein schwarz-olivgrünes Tanktop, das ihre perlmutternen Arme entblößte. Waren diese Arme so weich, wie sie aussahen? Denk nicht an so etwas. Das Oberteil endete gerade über ihrem Bauchnabel, der Anblick ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen, weckte in seiner Zunge die Sehnsucht, in diesen verführerischen Nabel zu tauchen. Was hab ich gerade gesagt? Denk nicht an so etwas. Ihre Hose hatte dieselben dunklen Farben und saß tief auf den Hüften.

Er war hergekommen, um mit ihr zu kämpfen, um sie endlich zu zwingen, einen Fehler zu begehen. Und nach ihrem Outfit zu urteilen, war sie bereit für die Schlacht gewesen. Das … erregte ihn. Nicht weil ihre Leiber sich dabei so nahe gekommen wären – wirklich nicht –, und nicht weil er sie endlich in die Finger bekommen hätte – noch mal, wirklich nicht –, sondern weil er, wenn sie ihn verletzte, das Recht hätte, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Endlich.

Dann war es ganz anders gekommen. Sie hatte ihm bei seiner Ankunft eine kurze, aber unvergessliche Lektion erteilt. Es war unrecht gewesen, sie hierher zu entführen und gefangen zu halten. Versuchung oder nicht. Sie mochte seine Feindin sein, auf eine Art und Weise, die sie nicht einmal verstand, aber niemals hätte er seinen Willen über ihren stellen sollen. Er hätte sie ihr Leben leben lassen sollen, wie sie es für richtig hielt.

Aus diesem Grund existierte er. Um den freien Willen zu schützen.

Wenn das Öl-Catchen also vorbei war, würde er sie wie versprochen freilassen. Aber er würde sie beobachten. Sehr genau. Und sobald sie einen Fehler machte, würde er sie erledigen. Und das würde sie. Also, einen Fehler machen. Als Harpyie konnte sie ja gar nicht anders. Er wünschte, es wäre nicht so weit gekommen. Er wünschte, sie hätte hier bei ihm zufrieden sein können, während sie seine Art zu leben erlernte.

Der Gedanke, sie zu verlieren, machte ihn nicht traurig. Er würde sie nicht vermissen. Schließlich hatte sie ihn in einen Bottich voller Öl gesteckt, weil er mit einem anderen Mann darin ringen sollte, um Himmels willen!

Plötzlich lag ein bitterer Geschmack auf seiner Zunge.

„Bianka“, hakte er nach. „Hast du darauf nichts zu erwidern?“

„Ja, du wirst mich freilassen“, sagte sie schließlich und grinste strahlend. Dann wickelte sie sich eine Strähne dieses nachtschwarzen Haars um den Finger. „Danach. Jetzt meine ich mich zu erinnern, die Startglocke geläutet zu haben.“

Durch den Wein, den sie getrunken hatte, klangen ihre Worte leicht vernuschelt. Eine betrunkene Bedrohung war sie, jawohl. Und ich werde sie nicht vermissen, bläute er sich noch einmal ein.

Der bittere Geschmack wurde beißend.

Ein hartes Gewicht rammte ihn und riss ihn von den Füßen. Seine Flügel blieben am Wannenrand hängen, als sich Öl von Kopf bis Fuß über ihn ergoss. Schwer hing es in seinen vollgesaugten Federn. Er grunzte, und ein bisschen von dem Zeug – mit Kirschgeschmack – lief ihm in den Mund.

„Denkt dran: Wenn ihr euch küsst, mit Zunge!“, erinnerte Bianka sie hilfsbereit.

„Man sperrt Frauen nicht ein“, grollte Paris, und plötzlich waren unter seiner Haut dunkle Schuppen zu sehen. Rote, glühende Augen. Die Augen eines Dämons. „Egal wie anstrengend sie sind.“

„Deine Freunde haben mit ihren Frauen etwas ganz Ähnliches angestellt, oder etwa nicht? Davon abgesehen hat das Mädchen für dich keine Bedeutung.“ Lysander stieß den Krieger von sich, und jetzt landete der auf dem Rücken. Lysander versuchte, seine Flügel zu benutzen, um sich in die Luft zu erheben, doch mit dem vollgesaugten Gefieder war er langsam und ungelenk. Ihm blieb nichts anderes übrig, als stehenzubleiben.

Öl lief ihm in die Augen und behinderte für einen Moment seine Sicht. Auch Paris schoss wieder hoch, die Hände zu Fäusten geballt, am ganzen Leib glänzend.

„Was. Ein. Spaß“, sang Bianka vergnügt.

„Genug“, sagte Lysander zu ihr. „Das hier ist unnötig. Ich habe verstanden. Ich bin bereit, dich freizulassen.“

„Du hast recht“, stimmte sie ihm zu. „Es ist unnötig, ohne musikalische Untermalung zu kämpfen!“ Wieder tippte sie sich mit dem Finger ans Kinn, das Gesicht nachdenklich. „Ich hab’s! Wir brauchen mal ein bisschen Lady Gaga hier.“

Eine Sekunde später dröhnte ein Song durch die Wolke, den Lysander noch nie gehört hatte. Wie eine Sirene, die sich aus den Wellen erhob, begann Bianka, verführerisch die Hüften zu wiegen.

Lysanders Kiefer verkrampfte sich so schmerzhaft, dass jeden Moment die Knochen brechen müssten. Offensichtlich war Bianka nicht zur Vernunft zu bringen. Das bedeutete, dass er es bei Paris versuchen musste. Wer hätte je gedacht, dass er einmal mit einem Dämon verhandeln würde?

„Paris“, setzte er an, gerade als eine Faust in sein Gesicht klatschte.

Sein Kopf schlug nach hinten. Auf dem rutschigen Boden glitt er aus und fiel zur Seite. Eine weitere Ladung Kirschgeschmack füllte seinen Mund. Paris kniete sich auf seine Schultern und schlug wieder auf ihn ein. Lysander platzte die Unterlippe auf. Doch bevor auch nur ein Blutstropfen hervortreten konnte, war die Wunde bereits verheilt.

Er runzelte die Stirn. Von nun an hatte er das Recht, den Mann zu töten, doch er konnte sich nicht dazu überwinden. Denn für diesen Kampf gab er nicht Paris die Schuld, sondern Bianka. Sie hatte sie beide in diese Situation gezwungen.

Noch ein Schlag. „Bist du derjenige, der Aeron immer beobachtet?“, verlangte er zu wissen.

„Hey“, rief Bianka. Ganz so sorglos klang sie nicht mehr. „Paris, du darfst nicht die Fäuste benutzen. Das ist Boxen, nicht Catchen.“

Lysander schwieg, er verstand nicht, wo der Unterschied lag. Ein Kampf war ein Kampf.

Wieder ein Schlag. „Bist du’s?“, herrschte Paris ihn an.

„Paris! Hast du mich gehört?“ Jetzt hörte sie sich wütend an. „Benutz deine Fäuste noch mal so und ich hack dir den Kopf ab.“

Und das würde sie, dachte Lysander und fragte sich, warum sie so verärgert war. Könnte ihr etwas an seinem Wohlergehen liegen? Seine Augen wurden groß. War das der Grund, weshalb sie das weniger intensive Catchen dem gewalttätigeren Boxen vorzog? Würde sie ihm dasselbe androhen, wenn er den Herrn mit der Faust schlug? Und was würde es bedeuten, wenn ja?

Wie würde er das finden?

„Bist du’s?“, wiederholte Paris.

„Nein“, antwortete er schließlich. „Bin ich nicht.“ Er zog die Beine an, setzte Paris die Füße auf die Brust und schob kräftig. Doch statt den Krieger wegzustoßen, rutschte sein Fuß ab und traf auf Paris’ Kiefer, dann aufs Ohr, sodass sein Kopf zurückgeschleudert wurde.

„Benutz die Hände, Engel“, schlug Bianka vor. „Würg ihn! Das hat er verdient, schließlich hat er meine Regeln gebrochen.“

„Bianka“, fluchte Paris. Er rutschte weg und fiel auf den Hintern. „Ich dachte, du wolltest, dass ich ihn vernichte, und nicht andersrum.“

Blinzelnd blickte sie zu ihnen herüber und runzelte die Stirn. „Will ich auch. Ich will bloß nicht, dass du ihm wehtust. Das ist meine Aufgabe.“

Entnervt fuhr Paris sich mit der Hand durch das ölige Haar. „Sorry, Darling, aber wenn das hier so weitergeht, werde ich deinem geliebten Feind mehr als bloß wehtun. Nichts, was du sagst, wird mich aufhalten können. Und ganz offensichtlich liegt dem Kerl dein Wohlergehen nicht am Herzen.“

Darling? Hatte der besessene Unsterbliche Bianka gerade Darling genannt? In Lysander brandete eine dunkle, gefährliche Flut auf – mein, hallte es durch sein Bewusstsein –, und bevor er begriff, was er da tat, hatte er sich schon auf den Krieger gestürzt, das Feuerschwert in der Hand, hoch erhoben, niedersausend … kurz davor, auf Fleisch zu treffen.

Ein fester Griff an seinem Handgelenk hielt ihn zurück. Es war warme, glatte Haut. Mit wildem Blick sah er zur Seite. Da stand Bianka, mitten in dem Bottich, glänzendes Öl auf der Haut. Wie schnell sie sich bewegt hatte!

„Du darfst ihn nicht töten“, sagte sie bestimmt.

„Weil du ihn willst“, fügte er hart hinzu. Es war eine Feststellung, keine Frage. Und Wut, rasende Wut. Er wusste nicht, woher sie kam oder wie er diese Flut aufhalten konnte.

Wieder blinzelte sie, als wäre ihr der Gedanke nie gekommen, und auf wundersame Weise besänftigte ihn das. „Nein. Weil du dann genauso wärst wie ich und damit perfekt“, erklärte sie. „Das wäre nicht fair der Welt gegenüber.“

„Hör auf zu labern und kämpf endlich“, forderte Paris. Eine Faust traf Lysander am Kinn und riss ihn seitwärts, außerhalb Biankas Reichweite. Mit festem Griff hielt er sein Schwert fest, und selbst als es ins Öl tauchte, erlosch keine einzige Flamme. Stattdessen erhitzte sich das Öl.

Großartig. Jetzt stand er in einem Whirlpool oder wie auch immer die Menschen das nannten.

„Wofür war das denn, du Hirni?“ Bianka wartete Paris’ Antwort nicht ab, sondern stürzte sich auf ihn. Statt ihn zu kratzen oder ihm an den Haaren zu ziehen, schlug sie auf ihn ein. Immer und immer wieder. „Er wollte dir überhaupt nichts tun.“

Paris ließ die Schläge widerstandslos über sich ergehen.

Das rettete ihm das Leben.

Lysander packte die Harpyie bei der Taille und riss sie an seinen harten Leib. Ölgetränkt, wie sie beide waren, hatte er Mühe, sie festzuhalten. Sie keuchte, hieb immer noch mit den Armen in die Richtung des dämonenbesessenen Kriegers, doch sie versuchte nicht, sich von ihm zu lösen.

„Ich werde dich lehren, dich mir zu widersetzen, du dreckiges Stück Scheiße“, grollte sie.

Paris verdrehte die Augen.

„Schick ihn fort“, befahl Lysander.

„Erst wenn ich …“

Er breitete die Finger aus, umschloss ihre Taille fast vollständig. Innerlich jubelte und fluchte er zugleich, dass er durch das Öl nicht die Textur ihrer Haut spüren konnte. „Ich will mit dir allein sein.“

„Du – was?“

„Allein. Mit dir.“

Ohne Zögern sagte sie: „Ab nach Hause, Paris. Deine Arbeit hier ist erledigt. Danke, dass du versucht hast, mich zu retten. Das ist der einzige Grund, aus dem du noch am Leben bist. Oh, und vergiss nicht, meinen Schwestern zu sagen, dass es mir gut geht.“

Und während der Herr noch nach Worten suchte, verschwand er auch schon.

Lysander ließ sie los. Augenblicklich wirbelte sie herum und sah ihn an. Jetzt grinste sie.

„Du willst also allein mit mir sein, ja?“

Er fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. „Hat dir das Spaß gemacht?“

„Ja.“

Und es ist ihr nicht einmal peinlich, es zuzugeben, wurde ihm klar. Ein bezaubernder Zug an ihr. „Übergib die Wolke wieder mir, dann bringe ich dich nach Hause.“

„Halt. Was?“ Langsam verging ihr das Grinsen. „Ich dachte, du wolltest mit mir allein sein.“

„Und das will ich. Damit wir unseren Handel besiegeln können.“

In schnellem Wechsel huschten Enttäuschung, Reue, Zorn und Erleichterung über ihre Züge. Mit einem, zwei Schritten überbrückte sie die Distanz zwischen ihnen. „Tja, ich übergebe dir die Wolke aber nicht. Das wäre dämlich.“

„Ich gebe dir mein Wort, dass ich dich nach Hause bringe, sobald du sie mir zurückgegeben hast. Ich weiß, dass du die Wahrheit in meinen Worten hörst.“

„Oh.“ Ihre Schultern sanken ein Stück. „Also könnten wir einander tatsächlich loswerden. Tja, ist doch super.“

Glaubte sie ihm immer noch nicht? Oder … Nein, sicherlich nicht. „Willst du hier bleiben?“

„Natürlich nicht!“ Sie nahm die Unterlippe zwischen die Zähne und schloss für einen Moment die Augen, während ein freudiger Ausdruck auf ihrem Gesicht aufleuchtete. „Mmmh, Kirsche.“

Blut … brodelt …

Ihre Wimpern hoben sich, als sie den Blick auf ihn heftete. Sämtliche anderen Emotionen wichen stählerner Entschlossenheit, und trotzdem klang ihre Stimme tief und sexy. „Aber ich kenne was, das noch besser schmeckt.“

Genau wie er. Sie. Ein Schauer glitt ihm das Rückgrat hinab. „Versuch das nicht, Bianka. Du wirst scheitern.“ Hoffte er zumindest.

„Ein Kuss“, flehte sie, „und die Wolke gehört dir.“

Er kniff die Augen zusammen. Das war heiß, so heiß. „Dir kann man nicht trauen. Woher soll ich wissen, dass du dein Wort halten wirst?“

„Stimmt. Aber ich will raus aus diesem Höllenloch, also werde ich es diesmal halten. Versprochen.“

Bleib standhaft. Aber das war ziemlich schwer, während sein Herz hämmerte wie verrückt. „Wenn du hier raus wolltest, würdest du nicht darauf bestehen, dass ich dich küsse.“

Jetzt kniff sie auch die Augen zusammen. „Ist ja nicht so, als würde ich um etwas bitten, was du mir nicht schon gegeben hast.“

„Warum willst du es?“ Augenblicklich bereute er die Frage. Er zog die Unterhaltung in die Länge, statt sie zu beenden.

Sie hob das Kinn. „Das sollte ein Abschiedskuss werden, du Blödmann, aber vergiss es einfach. Die Wolke gehört dir. Ich verschwinde nach Hause und gebe Paris einen Begrüßungskuss. Das wird sowieso viel lustiger.“

Auf keinen Fall würde sie Paris küssen! Lysanders Zunge glitt in ihren Mund, bevor er sich davon abhalten konnte. Seine Arme glitten um ihre Taille, zogen Bianka enger an ihn – so eng, dass ihre Brust mit jedem Atemzug seine streifte. Ihre Brustspitzen waren hart und rieben köstlich über seine Haut.

„Raus aus dem Öl“, murmelte Bianka. „Sauber.“

Zwar steckte er immer noch in dem Lendenschurz, doch seine Haut war plötzlich frei von Öl, seine Füße standen auf weichem und doch festem Dunst. Die Wolke mochte zwar wieder ihm gehören, doch vernünftige Forderungen konnte Bianka immer noch stellen.

Sie neigte den Kopf zur Seite und nahm ihn tiefer in sich auf. Kreisend und tanzend kämpften ihre Zungen miteinander, ihre Zähne klackten aneinander. Ihre Hände waren überall, kein Teil von ihm war für sie tabu.

Abschied, hatte sie gesagt.

Es hieß also jetzt oder nie. Seine letzte Chance, ihre Haut zu berühren. Es endlich zu erfahren. Ja, er plante, sie wiederzusehen, sie aus der Ferne zu beobachten, auf seine Chance zu warten, sich ihrer endgültig zu entledigen. Aber nie wieder würde er sich gestatten, ihr so nah zu kommen. Und er musste es wissen.

Also tat er es.

Er fuhr mit den Fingerspitzen nach vorn, strich von ihrem unteren Rücken bis zu ihrem Bauch. Dort breitete er seine Hände aus und spürte ihre Muskeln beben. Gütige Gottheit des Lichts und der Liebe. Sie war noch weicher, als er sich ausgemalt hatte. Weicher als alles, was er je berührt hatte.

Er stöhnte. Muss mehr berühren. Aufwärts ging es, unter ihr Top. Warm, glatt, wie er bereits wusste. Immer noch weich, so himmlisch weich. Ihre Brüste dehnten den Stoff, Lysander lief das Wasser im Mund zusammen. Bald, sagte er sich. Dann schüttelte er den Kopf. Jetzt oder nie; dies war das letzte Mal, dass sie zusammen sein würden. Ade, ihr himmlischen Brüste. Er knetete sie.

Noch mehr weiche Perfektion.

Mit nun zitternden Händen erreichte er ihr Schlüsselbein. Ihre Schultern. Sie erschauerte. Immer noch so wunderbar weich. Mehr, mehr, mehr, er musste mehr davon haben. Musste sie überall berühren.

„Lysander“, stieß sie hervor. Sie fiel auf die Knie und machte sich an seinem Lendenschurz zu schaffen, bevor er wusste, wie ihm geschah.

Sein Schaft sprang hervor. Lysander legte ihr die Hände auf die Schultern, um sie wegzudrücken. Doch sobald er diese weiche Haut berührte, war er wieder vollkommen verloren in der Empfindung. Perfektion, dies war die reinste Perfektion.

„Ich küss dich jetzt. Eine andere Art von Kuss.“ Warme, nasse Hitze senkte sich über seine harte Länge. Wieder entwich ihm ein Stöhnen. Auf und ab ritt ihn dieser sündige Mund. Diese Lust … Es war zu viel, nicht genug, alles und nichts. In diesem Augenblick brauchte er es wie die Luft zum Atmen. Sein Leben hing davon ab, was sie als Nächstes tun würde. Von Wegdrücken konnte keine Rede sein.

Kreisend bewegte sie die Zunge um seine pralle Spitze; mit den Fingern kraulte sie seinen Hodensack. Bald schon wiegte er die Hüften, stieß tief in ihren Mund. Er konnte nicht aufhören zu stöhnen, bekam seinen schweren Atem nicht unter Kontrolle.

„Bianka“, murmelte er. „Bianka.“

„Genau so, Baby. Gib Bianka alles.“

„Ja, ja.“ Alles. Er würde ihr alles geben.

In ihm wogten die Empfindungen auf, seine Haut spannte, seine Muskeln verkrampften sich. Und dann explodierte etwas in ihm. Etwas Heißes, Willenloses. Sein gesamter Körper zuckte zusammen. Samen schoss aus ihm heraus, und sie schluckte jeden Tropfen.

Schließlich löste sie sich von ihm, doch sein Leib hörte nicht auf zu beben. Seine Knie waren schwach, kaum konnte er seine Gliedmaßen kontrollieren. Das ist Lust, begriff er wie durch einen Nebel. Das ist Leidenschaft. Das war es, wofür Menschen bereit waren zu sterben. Das war es, was eigentlich vernünftige Männer zu Sklaven machte. So, wie ich es jetzt bin. Er war Biankas Sklave.

Du Narr! Du wusstest, dass das passieren würde. Kämpf dagegen an! Erst als sie sich erhob und ihn liebevoll anlächelte – und er sie an seine Brust ziehen und für immer in den Armen halten wollte –, schlich sich ein Hauch von Verstand zurück in seinen Geist. Ja. Kämpfen. Wie hatte er ihr das erlauben können?

Wie konnte er sie immer noch wollen?

Wie konnte er dasselbe für sie tun wollen?

Wie sollte er sie je gehen lassen?

„Bianka“, setzte er an. Er brauchte einen Augenblick, um zu Atem zu kommen. Nein. Er musste nachdenken über das, was geschehen war, und darüber, wie sie nun weitermachen sollten. Nein. Verzweifelt griff er sich ins Haar. Was sollte er nur tun?

„Sag nichts.“ Ihr Lächeln verschwand, als wäre es nie dagewesen. „Die Wolke gehört dir.“ Ihre Stimme zitterte … vor Furcht? Das konnte nicht sein. Von der ersten Sekunde ihrer Entführung an hatte sie nicht einen Funken Furcht gezeigt. Doch nun wich sie sogar vor ihm zurück. „Jetzt bring mich nach Hause. Bitte.“

Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern. Was, wusste er nicht. Er wusste nur, dass es ihm nicht gefiel, sie so zu sehen.

„Bring mich nach Hause“, krächzte sie.

Sein Wort hatte er noch nie gebrochen, und er würde jetzt nicht damit anfangen. Steif nickte er, ergriff ihre Hand und flog sie zurück zu dem Gletscher in Alaska, so wie er sie vorgefunden hatte. Roter Mantel, hohe Stiefel. Sinnlich auf eine Art, die er damals nicht verstanden hatte.

Bis zum letzten möglichen Augenblick hielt er sie fest – bis sie von ihm fortglitt und ihre Wärme und die süße Weichheit ihrer Haut mit sich nahm.

„Ich will dich nicht wiedersehen.“ Nebel wallte um sie herum, als sie ihm den Rücken zuwandte. „Okay?“

Sie … was? Nach allem, was zwischen ihnen geschehen war, erteilte sie ihm eine Abfuhr? Nein, brüllte eine Stimme in seinem Kopf. „Benimm dich und dein Wunsch wird dir erfüllt werden“, presste er hervor. Eine Lüge? Wieder lag dieser bittere Geschmack auf seiner Zunge.

„Gut.“ Ohne ihm noch einmal in die Augen zu sehen, blickte sie über die Schulter und warf ihm einen Luftkuss zu, als wäre ihr alles vollkommen egal. „Ich würde ja sagen, du warst ein herausragender Gastgeber. Aber du willst ja nicht, dass ich lüge, nicht wahr?“ Mit diesen Worten spazierte sie davon, das dunkle Haar vom Wind zerzaust.