Kapitel 17

„Sie haben uns gar nicht gesagt, dass Sie Alexa schon vor den Partys kannten“, platzte ich heraus, nachdem wir an Empfangsdame Nummer drei vorbei in Goldsteins Büro vorgedrungen waren.

Goldstein schüttelte den Kopf. „Nein, habe ich nicht. Das nennt man Anwaltsgeheimnis.“

„Also war Alexa ihre Klientin?“

Er machte eine Pause, bevor er antwortete. „Ich kümmere mich seit einiger Zeit schon um alle Rechtsangelegenheiten der Familie. Meistens habe ich mich Phoebe zu tun, aber ich kannte Alexa.“

„Das hat uns auch ihre Schwester erzählt“, erklärte ich. „Also kannten Sie sowohl Alexa als auch Becca Schrägstrich Willow schon bereits, bevor sie angefangen haben, Sebastians Partys zu besuchen?“

Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich kannte Alexa. Becca habe ich bei den Partys kennengelernt.“

„Und da haben Sie auch begonnen, mit ihr zu schlafen“, warf Dana ein.

Goldstein sandte ihr einen tadelnden Blick. „Es tut mir leid, aber ich muss keine Ihrer Fragen beantworten. Und ich möchte es auch nicht. Wenn Sie mich also bitte entschuldigen wollen“, sagte er und deutete auf die Tür.

Aber Dana war nicht willens, so leicht aufzugeben. „Sehen Sie, Kumpel, Sie können entweder mit uns sprechen oder wir können mit Ihrer Frau reden“, verkündete sie und ließ die Drohung in der Luft hängen.

Goldstein öffnete den Mund, um zu widersprechen, und seine Wangen färbten sich tief dunkelrot. Aber er musste die Entschlossenheit in Danas Blick gesehen haben, denn er schloss den Mund wieder. „Na gut. Ja, Becca und ich … haben Zeit zusammen verbracht. Becca war etwas ganz Besonderes.“

Die Verwendung des Imperfekt verriet, dass er anders als bei Alexa bereits von Beccas Ableben erfahren hatte. „Wir haben ihren Leichnam gestern gefunden“, sagte ich ihm.

Sein Pokerface glitt nahtlos auf sein Gesicht. Ob er traurig oder erleichtert war über die Tatsache, dass sie gestorben war, würde auf ewig sein Geheimnis bleiben. „Das habe ich gehört“, sagte er.

„Sie wurde in North Hollywood umgebracht. Genau dort, wo Sie sie abgesetzt haben“, fügte ich hinzu.

„Wie furchtbar“, kam seine monotone Antwort.

„Was bedeutet“, fuhr ich fort, „dass Sie der Letzte waren, der sie lebend gesehen hat.“

Er schwieg, schaute von Dana zu mir. „Nicht ganz“, entgegnete er dann. „Ihr Mörder war der Letzte, der sie lebend gesehen hat.“

Ich zog eine Braue hoch. „Das ist eine interessante Unterscheidung.“

„Eine zutreffende“, sagte er, und was er meinte, war klar.

„Was für ein Zufall, dass sie gestorben ist, genau, nachdem Sie sie haben aussteigen lassen.“

Goldstein lehnte sich auf seinem Stuhl nach hinten, faltete seine Hände über seinem Bauch. „Hat die Polizei schon den Zeitpunkt ihres Todes ermittelt?“

War das sein Ernst? Ich hatte doch keine Ahnung, was die Polizei ermittelt hatte. Im Moment versuchte ich sogar gewissermaßen der Polizei ganz allgemein und einem leitenden Mordinspektor im Besonderen nach Kräften aus dem Weg zu gehen. „Da bin ich mir nicht sicher“, räumte ich ein.

„Sie haben sie doch gestern Nachmittag gefunden. Das lässt ein ziemlich großes Zeitfenster offen von dem Augenblick, an dem ich sie abgesetzt habe, bis zu dem, in dem sie von Ihnen entdeckt wurde.“

Mist. Der Kerl war gut. Ich machte mir im Geiste eine Notiz, ihn anzurufen, wenn ich jemals juristische Scherereien hätte.

Und entschied auch insgeheim, dass es höchste Zeit wurde, dass ich mal einen Blick auf den Bericht des Gerichtsmediziners warf.

„Als Sie Becca abgesetzt haben, haben Sie da irgendwen in der Nähe bemerkt?“, wollte Becca wissen, wechselte das Thema.

Er machte eine Pause. „Es waren ein paar Leute in der Gegend.“

„Ist irgendjemand davon auf Becca zugegangen oder hat sie sogar angesprochen?“

„Nicht, dass ich es gesehen hätte. Es war dunkel, und ich habe sie nur rasch aussteigen lassen, dann bin ich weitergefahren.“

„Sie haben sie spät nachts in einer unsicheren Gegend der Stadt abgesetzt und sind dann einfach weitergefahren?“, fragte ich nach.

Er starrte mich an, und einen entsetzlichen Moment lang hatte ich einen Eindruck davon, wie es sein musste, wenn man von ihm ins Kreuzverhör genommen wurde.

„Sie hat mich gebeten, sie nach Hause zu fahren“, erklärte er. „Ich habe sie dorthin gebracht, wo sie hin wollte. Ich wusste nicht, dass sie umgebracht werden würde. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen“, sagte er, stand auf und deutete auf die Tür.

Das war eindeutig alles, was wir aus Mr. Anwalt herausbekommen würden. Daher blieb uns wohl oder übel keine andere Wahl, als zu gehen.

„Er wirkt schuldig, wenn du mich fragst“, sagte Dana, als wir in den Fahrstuhl stiegen.

Ich nickte. „Aber wessen schuldig, das ist die Frage. Schlechtes Urteilsvermögen? Ehebruch? Oder Mord?“

„Alles drei?“, fragte Dana und zuckte die Achseln.

„Was, denkst du, hatte Becca in North Hollywood zu suchen?“, überlegte ich laut. „Ich meine, wenn sie um ihr Leben rennt, warum lässt sie sich nicht von ihm zu einem Busbahnhof oder einem Flughafen bringen?“

„Guter Einwand“, stimmte Dana mir zu. „Vielleicht kannte sie jemanden, der hier wohnt?“

Ich wollte mich gerade näher mit dieser Theorie befassen, als der Fahrstuhl uns in der Lobby auslud und Bill Blaise zu uns kam.

„Wir müssen reden“, teilte er uns mit, seine Stimme leise und drängend. Mir fiel auf, dass seine Frau verdächtigerweise nirgends zu sehen war.

„Was ist denn?“, fragte ich, als er uns in eine ruhige Ecke hinter einer Topfbananenstaude in der Lobby schob.

„Diese ganze Geschichte regt meine Frau sehr auf“, bemerkte er.

„Das kann ich verstehen“, antwortete ich.

„Sie fühlt sich schuldig, dass sie für Alexa nicht genug getan hat, auch wenn ich ihr immer wieder sage, wir hätten alles getan, was in unserer Macht stand.“

„Es tut mir so leid. Ich kann es mir kaum vorstellen, wie schlimm das sein muss“, antwortete ich ehrlich und meinte das auch so.

„Je mehr Fragen die Polizei stellt, desto schlimmer wird es für sie“, fuhr er fort. „Wir müssen endlich die ganze Sache hinter uns lassen und unser Leben weiter leben.“

„Okay.“ Ich nickte, wusste aber nicht sicher, worauf er hinauswollte.

„Sobald die Beerdigung vorüber ist, habe ich vor, mit meiner Frau auf eine ausgedehnte Reise zu gehen. Sie aus der Stadt zu bringen und von all dem hier fort.“ Er machte eine Pause. „Ich fände es wirklich nett, wenn Sie unsere Familie bis dahin in Ruhe lassen könnten.“

Ich schaute ihn unter hochgezogenen Brauen an. „Nun, wir sind hergekommen, um mit Goldstein zu sprechen, nicht mit Ihnen oder Ihrer Frau.“

Er hielt inne, überlegte kurz. „Goldstein? Was hat er denn damit zu tun?“

„Wir glauben, er könnte Becca, Alexas Freundin, nahegestanden haben.“

Seine Brauen bildeten eine steile Falte. „Die, die erst kürzlich gefunden wurde?“

Ich nickte. „Er war der Letzte, der sie lebend gesehen hat.“

„Und Sie denken, er hätte etwas mit ihrem Tod zu tun?“, fragte er und beugte sich vor. „Und auch Alexas?“

„Wir sind noch nicht sicher“, wich ich aus. „Zum jetzigen Zeitpunkt sammeln wir vor allem Informationen.“

Er hörte zu, und seine Augen verrieten nichts. „Verstehe. Nun, wie gesagt, ich wäre Ihnen wirklich dankbar, wenn Sie meine Frau außen vor lassen könnten. Ich …“ Er schwieg einen Augenblick, und jetzt konnte ich in seinem Blick aufrichtige Gefühle lesen. „Ich möchte nur nicht, dass sie noch mehr leidet.“

„Das verstehe ich“, sagte ich.

„Danke.“ Er schürzte die Lippen, dann nickte er Dana und mir zu, bevor er sich umdrehte und ging.

Aber als ich ihn die Lobby durchqueren sah und dann durch die Glastüren ins Freie treten, konnte ich nicht umhin, mich zu fragen, wie viel von seiner kleinen Rede dem Schutz seiner Frau gegolten hatte und wie viel dem Versuch, herauszufinden, was wir eben Goldstein entlockt hatten.

„Ich stehe kurz vor dem Verhungern“, erklärte ich, als wir wieder in Danas Mustang einstiegen. „Besteht eine Chance, dass wir rasch irgendwo anhalten und uns einen Burger besorgen?“

Dana biss sich auf die Lippen. „Eigentlich glaube ich, dass wir nach Hause fahren sollten.“

„Bitte, nur ganz schnell?“, bettelte ich. „Ich kaufe auch einen zum Mitnehmen.“

„Lass uns bei dir zu Hause essen“, machte Dana einen Gegenvorschlag und bog auf die 101 ein.

Ich spürte, wie sich Falten auf meiner Stirn bildeten. „Warum?“

„Nun … ich habe heute Nachmittag Zeug zu tun.“

„Zeug?“

„Ja.“

„Was denn für Zeug?“

„Ach, du weißt schon.“ Sie zuckte die Achseln. „Zeug halt.“

„O-kay“, antwortete ich. „Fein. Lass uns zu mir fahren. Aber beeil dich bitte. Ich muss aufs Klo.“

Sobald wir vor meinem Haus stehen blieben, parkte Dana auf der Einfahrt und folgte mir zur Eingangstür. Ich steckte meinen Schlüssel ins Schloss, drehte den Türknauf und stieß die Tür auf, trat ein … und wurde von einem Dutzend rosa und blauer Ballons überfallen.

„Überraschung!“, riefen ungefähr fünfzehn verschiedene Leute und sprangen aus meiner Küche. Unter ihnen erspähte ich meine Mutter, Mrs. Rosenblatt, meine Cousine Molly, Marco und seinen norwegischen Bodybuilder Gunnar.

Ich blinzelte. Oh je. Ich wusste nicht, was das hier sollte, aber es konnte nicht gut sein.

Marco sprang vor, packte mich und umarmte mich. „Wusstest du es? Haben wir dich überrascht? Deine Mutter hat behauptet, sie sei ganz sicher, dass du es geahnt hast, aber ich habe ‚Unmöglich‘ gesagt, ‚sie wird restlos überrascht sein.‘“

„Ich bin restlos überrascht“, versicherte ich ihm. „Was ist das hier?“

„Dein Baby-Shower“, erklärte Mom und kam, um mich auch zu umarmen.

Ich blinzelte, und meine Augen wurden ganz groß und rund, als ich mich im Zimmer umschaute. „Wow, das ist … wirklich … wow!“, sagte ich und sah mir die Dekoration an. Mein Wohnzimmer war in ein Meer aus rosa und blauen Luftschlangen verwandelt. Babyflaschen, Schnuller und Kinderwagen aus Pappe waren auf jede freie Fläche geklebt. Und in der Mitte des Raumes stand ein fast zwei Meter hoher Plastikstorch.

Ich drehte mich zu Dana um, die breit lächelnd hinter mir stand.

„Wusstest du von dem hier?“, fragte ich.

Sie nickte und grinste mit ihren weißen Zähnen von einem Ohr zum anderen.

„Und du hast mich nicht gewarnt?“

Sie zuckte die Achseln. „Es war doch eine Überraschung.“

„Ich werde sofort ein Casting für eine neue beste Freundin beginnen“, murmelte ich ihr zu, unmittelbar bevor Marco mich an der rechten Hand fasste und meine Mutter mich an der linken, um mich zu einem Stuhl unter dem Storch zu führen.

„Geschenke“, befahl meine Mutter meiner Cousine Molly. „Sie steht unter Schock. Sie braucht jetzt ein Geschenk!“

Eine Sekunde später wurde mir ein in gelbes Papier gewickeltes Päckchen auf den Schoß gestellt, und fünfzehn Augenpaare schauten mich erwartungsvoll an, während meine Mutter verlangte: „Mach es auf.“

„Das ist von mir“, bemerkte Molly. Molly hatte vier Kinder, kurzes braunes zu einem Bob geschnittenes Haar und einen Mini-Van, in dessen Sitzen wenigstens eineinhalb Schachteln Cheerios steckten. Molly vereinigte alle meine Befürchtungen bezüglich Mutterschaft in einer Person, die zu allem Überfluss keine Absätze trug.

Vorsichtig schlug ich das Papier zurück, hob den Deckel der Pappschachtel darunter an und holte einen kegelförmigen Gegenstand hervor, der mit lauter kleinen blauen Teddys bedruckt war.

Ich hielt es hoch und schaute Molly fragend an.

„Das ist ein Pipi-Tipi“, erklärte sie stolz.

„Ein was?“

„Das legst du auf das Schniedelchen deines kleinen Jungen, damit er dir nicht ins Gesicht pinkelt, während du ihm die Windeln wechselst.“

Ich schaute auf den Kegel. „Passiert das wirklich?“

Molly lachte. „Andauernd.“

Ein weiterer großartiger Grund, warum ich so sehr hoffte, dass es ein Mädchen war.

„Meins ist als Nächstes dran“, verkündete Mom und drückte mir ein mit lauter kleinen grünen Booten verziertes Paket in die Hand.

Ich fasste unter das Papier in die Schachtel und holte etwas hervor, das wie eine winzige blaue Zwangsjacke aussah.

„Was ist das?“, fragte ich, und die vertraute Panik stieg wieder in mir auf, weil ich merkte, dass ich nicht die geringste Ahnung hatte, was irgendetwas von dem ganzen Zeug hier war.

„Eine Babytrage“, rief meine Mutter und nahm es mir aus der Hand, begann es um meine Mitte zu wickeln. „So hast du dein Baby überall mit dabei, wo du hingehst.“

„Eigentlich freue ich mich schon darauf, mein Kind nicht mehr ständig mit mir herumzuschleppen“, wandte ich ein, während sie mich unbeeindruckt weiter einwickelte.

„Du wirst das hier lieben“, sagte sie, ignorierte mich vollkommen. „So hast du die Hände frei.“

„Kann ich nicht einfach das Kind hinlegen, um die Hände frei zu haben?“, fragte ich.

Mom hörte auf, mich einzuwickeln, und schaute mich entsetzt an.

„Ich werde sie auch ganz behutsam hinlegen“, versprach ich.

Aber sie schnalzte nur mit der Zunge.

Ungefähr hundert Umwicklungen später war Mom fertig, und ich hatte, was wie ein Kängurubeutel aussah, um meinen Bauch.

Mom griff in meine Santana-Tasche und holte die Babypuppe heraus, schob sie in den Beutel. „So. Passt doch perfekt!“

Ich öffnete meinen Mund, um zu protestieren, kam aber gar nicht dazu.

„Die Spiele sind fertig“, verkündete Marco und klatschte in die Hände. „Alle raus in den Garten. Wir haben ein paar fabelhafte Partyspiele vorbereitet.“

Zögernd folgte ich ihm, versuchte (nicht unbedingt mit Glück) mich aus der Zwangsjacke zu winden, während ich in den Garten ging.

Da wir in Kalifornien waren, und angesichts der Situation auf dem Immobilienmarkt waren Gärten in L.A. meist schmale Streifen mit (dank der häufig herrschenden Trockenheit) braungrünem Gras. Aber Ramirez hatte das Beste aus unserem schmalen Gartenstück gemacht, indem er eine Steinterrasse auf der einen Seite gebaut hatte, die derzeit voller Tische mit leuchtend gelben Tischdecken stand. Mit gelben Entchen darauf. Die ihrerseits gelbe Babyhüte trugen. In der Mitte jedes Tisches stand ein kleiner Metallkinderwagen voller rosa und blauen Blumen.

„Maddie, du sitzt hier“, sagte Marco und deutete auf das eine Ende. „Wir spielen jetzt ‚Was isst du da?‘“

Okay, jetzt wurde es langsam besser. Essen war gut. Ich wagte nicht zu hoffen, dass er Burger auftischen würde, aber mein knurrender Magen war nicht in der Stimmung, wählerisch zu sein.

„Bitte alle Platz nehmen“, wies uns Marco an. „Ich teile jetzt Schüsselchen mit Babyessen aus. Ihr müsst alle probieren und dann möglichst viele Geschmacksrichtungen richtig erraten.“

Mom nahm den Platz neben mir, Gunnar den auf der anderen Seite, und Molly setzte sich neben ihn, während Marco Pappschälchen mit mehreren Häufchen bunten Breis darauf vor uns stellte.

Ich roch vorsichtig daran. Okay, wer auch immer das hier „Essen“ nannte, neigte wohl zu einer eher weitgefassten Definition des Wortes. Ich steckte meinen Finger in ein Häufchen lila Brei und kostete.

Oh, gar nicht so schlecht. Pflaume, wenn ich raten müsste. Ich kritzelte meine Antwort auf den gelben Zettel, den Marco bereitgelegt hatte, und wandte mich dem nächsten Häufchen zu.

Dieses war orange. Ich nahm etwas davon auf meinen Finger und leckte ihn ab.

Was ich sogleich bereute.

Ich schrieb „Hühnerkotze“ auf meinen Zettel.

Mit weit mehr Vorsicht wandte ich mich dem nächsten zu, einem blassgrünen. Es schmeckte wie eine Mischung aus kalter Erbsensuppe und Kindergartenknete.

Ich vermerkte mir im Geist, mein Kind niemals damit zu füttern. Es kam Kindesmisshandlung mindestens nahe.

Nachdem ich beim Geschmackstest kläglich versagt hatte (die richtigen Antworten waren Dörrpflaume, Hühnchen und Reis sowie Erbsen mit Karotten), ging Marco zum nächsten Spiel über.

„Baby-Jeopardy!“, verkündete er. „Ich werde euch eine Frage stellen, und der oder die Erste, die mir die Antwort als Frage formuliert zuruft, gewinnt“, fügte er hinzu. „Alle bereit?“

Ich setzte mich aufrechter auf meinen Stuhl. Ich hatte „Was einen erwartet, wenn man ein Baby erwartet“ wenigstens dreimal komplett durchgelesen. Ich hatte sogar die ersten beiden Kapitel von „Was einen im ersten Jahr erwartet“ auswendig gelernt. Das hier müsste ich können.

„Was“, begann Marco und las von einem kleinen gelben Kärtchen ab, „ist das Alter, in dem die meisten Kinder zu krabbeln lernen?“

„Was ist zwei!“, rief ich.

Mom drehte sich zu mir um. „Jahre?“

Ich biss mir auf die Lippen. „Äh … Monate?“, sagte ich, allerdings hörte es sich mehr wie eine Frage an.

Mom schaute mit etwas wie Mitleid auf die Babypuppe.

„Sorry, aber das ist nicht richtig“, erklärte Marco und schüttelte den Kopf. „Jemand anders vielleicht?“

Meine Cousine Molly hob die Hand. „Gemäß der Vereinigung amerikanischer Kinderärzte erreichen die meisten Babys diesen Meilenstein der Entwicklung im Alter zwischen sechs und zehn Monaten. Daher: Was ist sechs bis zehn Monate?“

„Richtig!“, antwortete Marco. „Überaus beeindruckend, Süße. Ein Punkt für die Frau mit dem wunderbaren Bob.“

Molly warf sich stolz in die Brust.

„Das ist nicht fair“, beschwerte ich mich halblaut. „Bis zu dem Kapitel bin ich noch gar nicht gekommen.“

„Nächste Frage“, verkündete Marco. „In welchem Alter bekommen Babys ihren ersten Zahn?“

Dieses Mal schwieg ich weise, überließ es meiner Cousine Molly, wieder die Antwort zu geben. „Die meisten Kinderärzte sind sich einig, dass Kinder ihren ersten Milchzahn im Alter zwischen vier und sechs Monaten bekommen.“

„Richtig“, erklärte Marco. „Aber du hast es nicht als Frage formuliert.“

Auf Mollys Züge malte sich Enttäuschung

„Okay, nächste Frage. Wie lange sollte man nach Empfehlung von Kinderärzten sein Kind stillen?“

„Was sind zwölf Monate?“, rief dieses Mal Mrs. Rosenblatt.

„Richtig. Ein Punkt für die Dame in dem modischen Zeltkleid.“

„Warte mal“, sagte ich und beugte mich zu meiner Mutter vor. „Hat er nicht gerade gesagt, dass Babys ihre ersten Zähne mit vier Monaten bekommen?“

Mom nickte.

„Und dann soll man noch acht Monate weiter stillen?“

Sie nickte wieder.

Meine Brustwarzen begannen zu schmerzen. Plötzlich fand ich die Idee, der Beule Erbsen-Erbrochenes zu füttern, gar nicht mehr so furchtbar.