FOREX (FX)

Der FX-Handel unterscheidet sich vom Aktienhandel. Das Traden dort ist viel technischer und mit Chartanalysen kommt man hier gut weiter. Trends halten oft länger als an den Aktienmärkten, da technisch orientierte Händler kleinere Rückschläge zum Einstieg in Trends nutzen und daher den Markttrend verstärken. Handelsgeschäfte an den Forex-Märkten erfolgen meist als gehebeltes Trading und/oder mit einem Marginkonto. Erfreulich ist für private Trader die hohe Liquidität, da man meist ohne Probleme ein- und aussteigen kann. Für Neueinsteiger unter den Tradern, die nebenberuflich erst nach Xetra-Handelsschluss handeln können, bietet FX einen interessanten Alternativmarkt zum US-Handel.

Beim Devisenhandel spielen Konjunkturnews und Meldungen der Politik eine zentrale Rolle. In der Euro-Griechenland-Staatsschulden-Krise kamen sogar ansonsten unbekannte europäische Politiker zum Zug, die mächtige Kursausschläge verursachen konnten. Die wichtigsten Akteure sind in normalen Zeiten die Notenbanker, die durch Zinsentscheidungen die relative Attraktivität der unterschiedlichen Währungsräume beeinflussen.

Vorsicht ist für Neueinsteiger geboten: Statistiken zeigen, dass viele Anfänger im FX-Trading oft keinen Erfolg haben. Die häufigsten Fehler sind der folgenden Aufstellung zu entnehmen.

TABELLE 9: Fehler beim FX-Trading

Zu wenig oder keine Erfahrung
Fehlende Disziplin
Keine solide Trading-Strategie
Zu hohe und unangemessene Erwartungen
Keine Stop-Loss- und Take-Profit-Marken
Spread wird nicht berücksichtigt
Trading von zu vielen Handelspaaren
Zu großer Hebel bzw. zu große Positionen
Kein Risiko- und Money-Management

Die zweite Bewegung

Beim Newstrading ist es nicht immer möglich oder sinnvoll, die erste Reaktion des Marktes zu nutzen. Die Erfahrung sagt mir, dass es oft mehr Erfolg verspricht, die zweite Bewegung – meist die Gegenreaktion – für einen Trade zu nutzen. Das liegt vor allem daran, dass man gelegentlich die Meldung nicht sofort nutzen kann oder einfach zu spät dran ist. Es wäre dann meist falsch, sich auf ein niedrigeres CRV einzulassen, um eine Kursbewegung mitzumachen. Es gibt immer Chancen, wie das folgende Beispiel vom Devisenmarkt 2011 zeigt.

Die wohl dramatischste Meldung am Devisenmarkt 2011 war die Ankündigung der Schweizer Nationalbank SNB am 6. September, die eigene Währung zu schwächen. Man sei bereit, unbegrenzt Euro zu kaufen, um den Kurs der eigenen Währung bei 1,20 Franken zu stabilisieren. Die Originalmeldung der SNB lautete:

Nationalbank legt Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro fest

Die gegenwärtig massive Überbewertung des Schweizer Frankens stellt eine akute Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft dar und birgt das Risiko einer deflationären Entwicklung.

Die Schweizerische Nationalbank strebt daher eine deutliche und dauerhafte Abschwächung des Frankens an. Sie toleriert am Devisenmarkt ab sofort keinen Euro-Franken-Kurs unter dem Mindestkurs von 1,20. Die Nationalbank wird den Mindestkurs mit allen Konsequenzen durchsetzen und ist bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen.

Der Franken ist auch bei 1,20 pro Euro hoch bewertet und sollte sich über die Zeit weiter abschwächen. Falls die Wirtschaftsaussichten und die deflationären Risiken es erfordern, wird die Nationalbank weitere Maßnahmen ergreifen.

Das war ein Wort. Die Währungshändler reagierten sofort und der Euro-Franken-Kurs (EUR/CHF) explodierte förmlich. Ein Einstieg war praktisch nur möglich, wenn man bereits im Markt war, denn eine Market-Kauforder in solch einen Markt zu geben, wäre Gambling pur gewesen. Wie man dem Chart entnehmen kann, schoss der Franken sogar über das garantierte Kursniveau hinaus. Dafür waren möglicherweise Händler verantwortlich, die auf dem falschen Fuß erwischt wurden und ihre Euro-Short-Positionen glattstellen mussten. Ein Short-Einstieg gelang mir bei 1,2150 Franken und ich konnte schnelle 64 Pips realisieren. Ein schöner Trade.

EUR/CHF

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Referenz- und verbundene Märkte

Die Devisenmärkte bieten oft gute Kombinationsmöglichkeiten. So auch hier: Eine Idee bestand darin, die durch die SNB ausgelöste starke Bewegung auf anderen Währungsmärkten zu spielen. Der Euro befand sich seit Tagen in einem starken Abwärtstrend und erhielt zum Dollar einen künstlichen Aufwärtsschub.

Der Vorteil auf diesem Referenzmarkt war, dass die fällige Gegenbewegung nicht durch eine Notenbank künstlich verhindert wurde. Der Euro schoss fast bis 1,43 Dollar nach oben. Meine Idee bestand hier in einem Short-Trade, den ich nach den ersten Kurswirren mit einem Einstieg bei 1,4235 einleiten konnte. Das Ergebnis waren vergleichsweise sehr schnelle und emotionslose 80 Pips. An den Folgetagen ergaben sich einige Scalp-Möglichkeiten, weil die Marktteilnehmer in einer Art Lethargie verharrten und keine Ambitionen für größere Kursschwünge aufbringen konnten. Vielleicht mussten einige langfristig orientierte Marktteilnehmer auch ihre Bewertung überdenken.

EUR/USD

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EUR/USD

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EUR/JPY

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GBP/USD

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Verständlich ist sicherlich die Kursentwicklung des Euros zum japanischen Yen. Die Bewegungen dort waren fast identisch mit dem Kursbild des Euros zum Dollar. Das ergibt natürlich einen Sinn, weil Devisen über Währungsverkettungen miteinander verbunden sind. Auch auf diesem Markt konnte man wie im vorgestellten EUR-Dollar erfolgreich agieren (siehe Chart Seite 142 unten).

Selbst im Cable (Pfund zum US-Dollar) wurde die SNB-Meldung gespielt. Hier jedoch kam der Markt noch stärker zurück und nahm letztlich den alten Abwärtstrend wieder auf. Durch die Referenzmärkte und ihre Verknüpfungen ergaben sich wie in diesem Beispiel eine Reihe von zusätzlichen Handelschancen (siehe Chart Seite 143).

Aus Sicht eines Traders bleibt festzuhalten, dass man Meldungen nicht unbedingt auf den jeweiligen Hauptmärkten spielen muss, wenn man andere Möglichkeiten zur Verfügung hat, um eine Kursbewegung zu nutzen. Devisen sind dabei das Paradebeispiel. Natürlich ist Erfahrung bei solchen Aktionen von Vorteil. Der Rest ist zumindest bei starken Ausschlägen eine Art visuelle Aufgabe.