TRADES UND ÜBERLEGUNGEN DAZU
Die Umsetzung des KISS-Prinzips erfolgt bei mir nach praktischen Gesichtspunkten und nicht nach theoretischen Überlegungen. Als Day-Trader mit gelegentlichen Scalps sollte man schnelle Entscheidungen treffen und sich einfache Kriterien für die Trade-Auswahl suchen. Meine Begründungen für Trades sind daher nicht theoretisch orientiert, sondern geben meine Gedanken in dem Moment dazu wieder. Ich verfolge den Ansatz eines Praktikers: Würde ich bei jedem Einstieg erst auf Indikatoren und deren Kombination mit anderen Indizien warten, dann wäre meine Handelsfrequenz deutlich niedriger als ich es mir vorstelle – und die Gewinnchancen auch.
Bei jedem Trade achte ich auf ein für mich günstiges Verhältnis von Chancen und Risiken. Je nach Situation und Einschätzung der möglichen Risiken kann das Chance-Risiko-Verhältnis (CRV) höhere oder niedrigere Werte annehmen.
Die folgenden Trades sind nach unterschiedlichen Kriterien zusammengestellt. Prägend war in der betreffenden Septemberwoche das immer wiederkehrende Motiv der Rebounds. Dabei waren die Situationen bei den einzelnen Aktien durchaus unterschiedlich. Wichtig: Jeder Trade bedarf einer konkreten Begründung. Fehlt es an dieser oder das CRV bietet mir keine ausreichende Relation, dann unterbleibt der Trade. Dabei hilft mir die Erfahrung, dass sich jeden Tag genügend Möglichkeiten ergeben. Der Rest ist eine Frage der Geduld.
Rebounds
Charts spielen für meine Art, zu traden, beim Eingehen des Trades keine Rolle. Ich nutze sie jedoch in Form reiner Liniencharts zur visuellen Unterstützung meines Trades. Zudem finden sich die wichtigen Marken bei der späteren Betrachtung im Chart. An wichtigen Marken sind im Orderbuch Angebots- und Nachfragehäufungen zu entdecken. Bereits bei der Tagesvorbereitung gilt es daher, relevante Kursmarken zu identifizieren, die mir später als Einstiegs-, Stopp- und Zielmarken dienen können. Je besser solche Punkte begründet sind (je wahrscheinlicher es ist, dass andere Marktteilnehmer sich daran orientieren), desto höher ist die Erfolgswahrscheinlichkeit meines Trades. Beginnen wir mit einer Aktie, die im September im Zuge des Abverkaufs an den Börsen mächtig unter Druck geriet. Die konjunkturelle Nachrichtenlage war schwach, da in den Vereinigten Staaten der Arbeitsplatzaufbau nur schleppend vorankam und sich die Krise rund um die Staatshaushalte in Europa zuspitzte.
Die IVG Immobilien AG (IVG) gab binnen weniger Wochen fast 50 Prozent ihres Börsenkurses ab. Ich hatte die Aktie bereits vorher auf meiner Watchlist und hielt einen Rebound nach dem starken Abverkauf zuvor für nicht unwahrscheinlich. Am Dienstag hatte sich zudem ein schöner doppelter Boden gebildet. Das konnte aus meiner Sicht ein Anzeichen für eine bevorstehende Gegenbewegung sein.
Und tatsächlich, es ergab sich eine Chance. Die Aktie eröffnete mit einer Kurslücke (Upgap) über dem Vortagesschluss. Offenkundig hatten andere Marktteilnehmer die gleiche Idee und griffen zu. Mein Einstieg erfolgte beim erneuten Überwinden der Marke bei 2,40 Euro mit einigem Schwung. Der Stopp konnte ziemlich eng gesetzt werden. Nach meiner Einschätzung konnte die Bewegung bis in den Bereich bei 2,60 bis 2,70 Euro hoch gehen.
IVG IMMOBILIEN AG

IVG IMMOBILIEN AG

Letztlich schloss ich den Trade bei 2,48 Euro, da sich im Orderbuch bei 2,50 Euro viele volumenstarke Verkäufer zeigten. Der Trade hatte zwar nicht das erwartete Potenzial entwickelt, aber ein sinnvoller enger Stopp bei 2,375 Euro ermöglichte es mir, ein ordentliches CRV zu erzielen. Der Trade und das spätere Management sind typisch für meine Art, zu traden. Ich will nicht recht haben oder den legendären „Home Run“ landen, sondern gute Chancen nutzen, um relativ kleine Bewegungen – wenn man die Gesamtbewegung der Wochen zuvor anschaut – nutzen. Die Kapitalbindung war recht kurz und der Gewinn nie wirklich in Gefahr. Schaut man sich den weiteren Verlauf des Handelstages an, erkennt man den Widerstand um die Marke von 2,50 Euro. Andere Marktteilnehmer dürften genau hier einen Anlass gesehen haben, die Aktie zu shorten. Die Begründung für ihren Einstieg war wechselseitig identisch mit meiner Ausstiegsidee.
IVG IMMOBILIEN AG

Ein ähnlicher Trade funktionierte mit einem echten Schwergewicht: ThyssenKrupp (TKA). Diesmal erfolgte mein Einstieg ebenfalls als Long-Trade mit dem Ziel, den Rebound zu spielen. Auch ThyssenKrupp war für eine Blue-Chip-Aktie in den Vorwochen mächtig unter Druck geraten und hatte ein Drittel abgegeben. Jedenfalls ergaben sich nicht zufällig nach einigen Wochen des Abschwungs im September bei mehreren Aktien ähnliche Situationen. Betrachtet man den langfristigen Chart, dann schien die Aktie in den zwei Wochen zuvor bei 20,50 Euro einen Boden gefunden zu haben.
THYSSENKRUPP AG

Mir gelang der Einstieg bei 21,20 Euro, nachdem die Aktie zuvor untere Levels getestet hatte. Meinen Stopp setzte ich bei 21,00 Euro und das Kursziel legte ich mit 21,60 an. Das CRV dieses Trades lag also solide bei 2 – der maximale Verlust betrug 20 Cent je Aktie und der angestrebte Gewinn 40 Cent. Der Trade ging prächtig auf, wie der folgende Chart zeigt.
Am Folgetag gelang mir ein scheinbar ähnlicher Trade im gleichen Wert. Die Aktie hatte sich am Vortag nach vorheriger Konsolidierung klar bullish gezeigt und ich griff zu. In längerer Perspektive handelte es sich um einen echten Rebound. Betrachtet man aber nur die Bewegung am Tag zuvor, könnte man argumentieren, dass eine Fortsetzung des Vortagestrends erfolgte. Einerlei. Als Praktiker interessieren mich solche theoretischen Unterscheidungen wenig. Diesmal lagen meine Kursmarken zum Einstieg bei 21,80 Euro und als Stopp diente mir die Widerstandszone bei 21,60. Als Kursziel wollte ich über 22,00 Euro hinaus. Das CRV lag demnach diesmal über eins, aber nicht so hoch wie am Tag zuvor. Dafür war dieser Trade auf einen schnelleren Gewinn ausgerichtet. Der Einstieg gelang mir um 10:15 Uhr und noch vor 11 Uhr konnte ich dann mit 22,08 den Trade schließen, nachdem die Bewegung abgeebbt war.
THYSSENKRUPP AG

THYSSENKRUPP AG

Warum mich nur Börsenkürzel interessieren
Als Trader muss man so manche Vorurteile in seinem Umfeld und in der Gesellschaft aushalten können. In der Tat interessiere ich mich nicht für die Fundamentaldaten von Unternehmen. Das ist für meinen Anlagehorizont von wenigen Minuten auch nicht notwendig, sondern wäre reine Zeitverschwendung. Im Tagesgeschäft interessiert mich nicht einmal der Name der Aktie, sondern das Kürzel der Aktie reicht mir völlig aus. Diese Einstellung ist für die meisten Profis typisch. Es handelt sich dabei um eine Art des Selbstschutzes.
Meine Herangehensweise begründe ich mit meinem subjektiv schlechtesten Trade, den ich vor vielen Jahren abgesetzt hatte: Als Banker glaubt man zunächst an die Bedeutung von Fundamentaldaten, denn die ganze Finanzwelt verkauft Produkte mit dem Argument, die Kurse würden sich in Richtung eines „wahren“ Wertes entwickeln. Für Trader und manchmal auch für Investoren ist diese Sicht fatal. Ich zahlte mein Lehrgeld bei der Siemens-Aktie, deren Kurs ich für ein solches Top-Unternehmen damals für zu niedrig bewertet hielt. Die Aktie befand sich in einem Abwärtstrend und ich versuchte, mich dagegenzustellen. Ein teures Vergnügen, aber ich hatte meine Lektion gelernt: Die eigene Meinung ist an der Börse wertlos. Ein anderer Kardinalfehler des Trades war: Als Day-Trader muss man sein Kapital nach kurzer Zeit wieder aus dem Wert herausnehmen, sonst ist man handlungsunfähig. Nur Investoren können einige Jahre warten, um Recht zu behalten. Insofern ist es aus meiner Sicht nur vernünftig, sich keine weitergehenden Gedanken über das Handelsobjekt zu machen oder gar eine emotionale Bindung zu einer Aktie aufzubauen.
Ein außenstehender Kritiker wird das scheinbare Desinteresse an den einzelnen Unternehmen kritisieren. Meist fehlt es an Systemverständnis: Trader wie ich bieten Langfristinvestoren ihre Liquidität und damit die Möglichkeit, aus Wertpapieren zu guten Preisen auszusteigen. Illiquide Märkte dürften niedrigere Preise hervorbringen und das wäre dann sicher nicht im Sinne der Investoren, die sich gerne ausführlicher mit den Fundamentaldaten eines Unternehmens beschäftigen können.
Hot-Stocks
Ich bekenne: Ich lese aktiv Börsenbriefe, um Chancen zu finden und zu nutzen. Dabei bin ich in beide Kursrichtungen aktiv. 90 Prozent der von Börsenbriefen gepushten „heißen“ Aktien sollte man vermutlich langfristig „shorten“. Solche Langfristüberlegungen sind bekanntermaßen nicht mein Konzept. Ich stelle hier einen Trade vor, der eine Aktie betrifft, die sich zuvor bereits im Abverkaufs-Modus befand. Das Unternehmen heißt Alta Aerial (V8A) und ist ein typisches Beispiel für eine Hot-Stock-Aktie. V8A erreichte ein Hoch bei 4,77 Euro und befand sich im freien Fall. Die Vermutung lag damals schon nahe, dass die Anteilscheine komplett wertlos waren. Der nächste Chart zeigt die Bewegung innerhalb von zehn Tagen.
ALTA AERIAL

Bei solch starken Abverkäufen finden sich immer wieder heillose Optimisten oder Marktteilnehmer, denen der Kursverfall zu schnell geht. Diese greifen dann in das fallende Messer. Motivforschung muss man als Trader nicht betreiben. Jedenfalls führten vereinzelte Käufe am Donnerstag (1. September 2011) zu einer sehr kräftigen Gegenbewegung. Die Aktie hatte nach dem Abverkauf bei relativ geringen Umsätzen eine Kursbewegung von 1,50 Euro aufwärts bewerkstelligt und war bei 3,25 Euro aus dem Handel gegangen. Das war natürlich eine gefundene Chance zum Shorten, wie mir bei meinem täglichen Scan der Top-Performer auffiel. Mein Einstieg erfolgte bei 2,75 Euro mit einem Kursziel von 2,25 Euro. Den Stopp setzte ich beim ungefähren Vortagshoch bei 3,25 Euro.
ALTA AERIAL

Bei aller Überzeugtheit von der eigenen Einschätzung: Hot-Stocks sind nicht ungefährlich – insbesondere auf der Shortseite. Denn wer weiß schon, welche absurden Bewegungen eine manipulierte Aktie noch vollführt? Zudem sollte man die Positionsgröße nicht zu üppig wählen, denn der Markt ist erkennbar nicht sehr aufnahmefähig. Der Trade funktionierte recht ordentlich.
Bei etwas längerfristiger Betrachtung wird die Situation noch etwas deutlicher. Meine Einschätzung für die Aktie war, dass aus dem Hot-Stock in kurzer Zeit ein Pennystock wird. Das sind natürlich reine Erfahrungswerte und keine Aussagen über die Fundamentaldaten des Unternehmens. Beim Schreiben dieses Buches kontrollierte ich den Kurs der Aktie nochmals: Der Kurs von V8A – vergessen wir mal den Namen – lag Mitte Februar 2012 noch bei 22 Euro-Cent.
PREMIER TRADING AG

Eine andere Aktie, die damals nach meiner Einschätzung von einem Börsenbrief gepusht wurde und vor dem Abverkauf stand, war die Premier Trading AG. Die Aktie war am 5. September 2011 von 27 Euro aus etwa um die Hälfte eingebrochen.
Die Aktie war zuvor binnen einer Woche von elf Euro aus in den Himmel geschossen und hatte sich mal eben verdreifacht. In der Folgewoche ging es zu Handelsstart fast noch schneller bergab. Bei einem Kurs von 14,50 Euro gab es dann volumenstarke Unterstützung für den Kurs. Kurz vor Mittag stieg ich bei 15 Euro ein und legte meinen Stopp etwas unter die lokalisierte Unterstützung. Mein Kursziel lag bei 17 Euro. Meine Einschätzung erwies sich als richtig. Es ging an dem Tag sogar noch bis 24 Euro nach oben. Nicht mal eine Stunde später war ich mit Plus flat.
PREMIER TRADING AG

Kursbewegungen
Bei den zuletzt betrachteten Hot-Stocks konnten wir starke Kursausschläge sehen. Der Grund dafür liegt vor allem in der nicht gerade üppigen Liquidität der betreffenden Werte. Manche Marktteilnehmer sind bereit, hohe Kursaufschläge zum letzten Kurs zu akzeptieren, um in diese Aktien reinzukommen. Dadurch schaukeln sich die Kurse schnell auf und wirken später wie tolle Kursbewegungen (wenn man genau hinschaut, dann sind die Kurslinien solcher Charts meist gerade Linien). Charttechnik macht bei derart geringen Tagesumsätzen übrigens kaum Sinn, was trotzdem niemanden davon abhält, Zufallskurse als Einstiegssignale zu verkaufen.
SOLAR MILLENNIUM AG

Es gab einen Wert, der damals aus verschiedenen Gründen in den Schlagzeilen war: Solar Millennium (S2M). Die Aktie war Mitte August 2011 binnen einer Woche von über 13 Euro auf ein Niveau von drei Euro gefallen. Dort gab es einen Rebound bei hohen Umsätzen und vielen Kursfeststellungen. Als Orderbuch-Trader bieten mir solche gefragten Aktien – anders als etwa illiquide Hot-Stocks – noch andere Handelschancen: In den Tagen nach dem Kursverfall nutzte ich diesen recht liquiden Markt für etwa 120 „Scalps“, also das Herausschneiden von kleinen Kursbewegungen. Zudem traten bei dem Wert zahlreiche Arbitrage-Möglichkeiten zwischen den Börsenplätzen auf. Man kauft also an einem Börsenplatz und verkauft anderswo zeitgleich mit einem kleinen Kursplus. Das ist sicheres Geld und kein Trader sollte sich für solche Chancen zu schade sein.
COMMERZBANK AG

Eine andere hochliquide Aktie, bei der Scalpen im September 2011 nach meiner Auffassung einen Sinn ergab, war die Aktie der Commerzbank (CBK). Im Linienchart sind kleine Bewegungen durch Kurszuckungen relativ gut erkennbar – bei Candlesticks durch viele kleine Kerzen in dem jeweils interessierenden Zeitrahmen. Bei Schwergewichten aus dem DAX und im Xetra-Handel kommt es zu vielen Kursfeststellungen und in einem unsicheren Marktumfeld muss man daher nicht immer auf die großen Bewegungen setzen. Das Risiko von Arbitragen und Scalp-Techniken ist bei liquiden Aktien recht gering, denn ein plötzlicher starker Volumenausfall mit unerwarteten Kurssprüngen ist nur relativ selten zu beobachten – selbst in einem übergeordneten Abwärtstrend. Die Chart-Darstellung auf der vorigen Seite zeigt einen Zeitraum von einem Monat. Insgesamt ging bei der CBK ein gutes Drittel verloren. Dennoch gab es im Tagesverlauf zahlreiche Erholungsphasen und kleinere Kursschwankungen.
Momentum-Trades in Trendrichtung
Bei ProSiebenSat1 Media (PSM) waren Mitte September ebenfalls starke Abverkäufe zu erkennen. In der Zeit danach entwickelte sich bei der Aktie ein leichter Aufwärtstrend. Im Markt kursierte die Erklärung, dass Rupert Murdoch zukaufen würde, und so entstand eine ständige Übernahmefantasie.
Um zwölf Euro ergab sich an meinem Handelstag (6. September) eine gute Unterstützung, die mir als Halt für einen Trade sinnvoll zu sein schien, zumal diese Marke auch langfristig durch einen Aufwärtstrend abgesichert war. Als Einstieg diente mir ein Ausbruch aus der lokalen Konsolidierung bei 12,10 Euro um 16 Uhr. Als Ziel sah ich einen Anstieg auf 12,60 Euro als denkbar an. Als Verluststopp diente mir ein Kurs von 11,95 Euro, darunter wäre die Luft auch übergeordnet deutlich dünner geworden und das positive Sentiment gekippt. Letztlich stieg ich kurz vor Handelsschluss bei einem Kurs von 12,36 Euro aus.
PROSIEBENSAT 1 MEDIA

PROSIEBENSAT 1 MEDIA

Am 5. September 2011 hatte sich bei der Deutschen Bank die Abwärtsbewegung beschleunigt und die Aktie hatte mit einer negativen Kurslücke (Downgap) eröffnet. Insgesamt fiel das Schwergewicht am Montag um satte 8,92 Prozent. Als Gründe dienten den Marktteilnehmern eine Klage in den Vereinigten Staaten und Gerüchte über weiteres Ungemach in Großbritannien. Am gleichen Tag hatte die UBS ihr Kursziel für die Deutsche Bank von 52 auf 38 Euro zurückgenommen. Zudem hatte sich Bankchef Josef Ackermann bei einer Tagung skeptisch zum Erreichen des eigenen Gewinnziels geäußert. An den Tagen danach konnte die Aktie immerhin konsolidieren.
DEUTSCHE BANK AG

DEUTSCHE BANK AG TRADEGATE

DEUTSCHE BANK AG XETRA

AAREAL BANK AG

Am 8. September zeigte die Aktie dann bereits vorbörslich bei Tradegate eine hohe Nachfrage. Die Chance auf ein Schließen des Gaps vom Montag gab der Aktie etwas Fantasie. Auch in der ersten Handelsstunde danach gelang es ihr, neue Hochs zu erklimmen.
Im Handelsverlauf ergab sich zu Beginn die Chance, günstig einzusteigen, um die vorbörslichen Hochs bei 24,90 zu erreichen. Ein späterer Neueinstieg war ebenfalls möglich. Der zugehörige Stopp gehörte nach meiner Vorstellung auf das Niveau der ersten Tagestiefs (siehe Charts Seite 119).
Die Aareal Bank (ARL) hatte in dem Monat vor dem Trade ordentlich nachgegeben. Mitte August war dann bei 13,20 Euro ein Doppelboden im Chart eingezogen worden. Zu Wochenbeginn stürzte die Aktie dann noch etwas ab. Das passierte ohne eigene schlechte Nachrichten.
AAREAL BANK AG

Die Situation bot mir nach meiner Einschätzung ein erfreuliches Chance-Risiko-Verhältnis. Die Aktie sah ich bei Überschreiten der Marke von 13,20 Euro mit kräftigem Aufwärtspotenzial. Der Stopp konnte bei 13,00 Euro sinnvoll gesetzt werden. Meine Kurserwartung lag bei 13,60 Euro, was mir ein CRV von 2 versprach. Letztlich gelang der Ausstieg sogar einen Schnaps höher.
Besonders stark war der LKW-Zulieferer SAF Holland (SFQ) unter die Räder gekommen. Die Aktie hatte im Vormonat vor dem Trade ambitionierte 50 Prozent abgegeben. Das Sentiment schien am Mittwoch, also am Tag vor dem Trade, zu drehen. Die Aktie konnte ihre Gewinne aus dem Upgap des Tages ordentlich verteidigen (siehe Chart Seite 122 oben).
SAF HOLLAND

SAF HOLLAND

Am 8. September bot mir SFQ eine Chance beim Überwinden des relativen Tageshochs bei 3,78 Euro. Das Potenzial lag nach meiner Einschätzung bei mindestens 3,90 Euro, und sogar bis zu 4,50 Euro waren drin. Der Stopp konnte recht eng beim Tagestief knapp unter 3,70 Euro gesetzt werden. Der Ausstieg erfolgte dann tatsächlich nach kurzer Zeit und einem kräftigen Anstieg bei 3,93 Euro. Hier hatten sich einige Verkaufsinteressenten eingerichtet.
News-Trades
Meldungen können ganz unterschiedliche Auswirkungen auf Kurse haben. Oft hängt es an Kleinigkeiten, wie die Marktteilnehmer den Kurs einer Aktie nach einer Nachricht stellen. Ein Trader sollte mit der Zeit ein Gefühl für die Konsequenzen und möglichen Gefahren entwickeln. Als allgemeiner Ratschlag gilt: Bleiben Sie stets flexibel und gehen Sie nie nur wegen einer Meldung blind in den Markt, indem Sie auf den Kauf- oder Verkaufsbutton drücken. Zum einen bietet jeder Handelstag zahlreiche Gelegenheiten. Zum anderen erfordert das Management jedes einzelnen Trades, dass man einen plausiblen Stopp im Markt unterbringen kann.
TKA – Rebound-Trade nach einer Kurslücke
Bei der Thyssen-Krupp AG (TKA) gab es am 14. Februar 2012 eine für mich interessante Nachrichtenlage. Um 7.30 Uhr veröffentlichte das Unternehmen eine „kapitalmarktrelevante Presseinformation“, die so überschrieben war: „ThyssenKrupp im ersten Quartal: Auftragseingang und Umsatz in schwierigem Umfeld stabil.“ Zumindest die Überschrift dieses Zwischenberichts klang nicht sehr vielversprechend. Das Zauberwort in der Headline war sicherlich das Wort „stabil“. Auf der anderen Seite ist man als Trader natürlich die Wortgeschliffenheit von IR-Managern gewohnt. Beim Aufrufen der Nachricht kam dann im Einleitungsteil schon mehr zutage: „Negative Sondereffekte und Auswirkungen der Staatsschuldenkrise belasten EBIT/Technologiegeschäfte mit verlässlich positiven operativen Ergebnisbeiträgen – Werkstoffgeschäft zusätzlich durch Lagerzyklus belastet.“ In die Nachricht waren viele Daten und Fakten sowie Zitate des Vorstandschefs Heinrich Hiesinger eingebaut.
Zehn Minuten später kam über meinen Newsticker eine weitere Nachricht zu TKA herein. Diesmal gab es ebenfalls ein Zauberwort zu lesen. Hier der Text der Nachricht:
14.02.12, 07:40 HANDELSBLATT: ThyssenKrupp verbucht überraschend Quartalsverlust
Der größte deutsche Stahlkonzern ThyssenKrupp ist auch in das neue Geschäftsjahr 2011/12 mit Verlusten gestartet. Dem DAX-Konzern machten im Auftaktquartal eine schwächere Nachfrage nach Stahl und weiterhin hohe Verluste bei den neuen Stahlwerken in Übersee zu schaffen. Hinzu kamen Abschreibungen in der Werftensparte. Vor Zinsen und Steuern (EBIT) fiel im ersten Quartal ein Fehlbetrag von 357 Millionen Euro an, wie der Mischkonzern am Dienstag mitteilte. Im Vorjahreszeitraum hatte ThyssenKrupp noch einen operativen Gewinn von 273 Millionen Euro verbucht. Analysten hatten im Schnitt schwarze Zahlen in Höhe von 92,3 Millionen Euro erwartet. Nach Steuern musste ThyssenKrupp sogar einen Verlust von 480 Millionen Euro hinnehmen nach einem Gewinn von 101 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die Geschäftszahlen wurden mit Enttäuschung aufgenommen und setzten die Aktien des größten deutschen Stahlkonzerns am Dienstag unter Druck. Mit einem Minus von 4,5 Prozent waren sie im frühen Geschäft von Lang & Schwarz der mit Abstand schwächste Wert im DAX. Einen Ausblick auf das Ende September endende Geschäftsjahr 2011/12 wagte Vorstandschef Heinrich Hiesinger weiterhin nicht. „Die weiterhin unsichere gesamtwirtschaftliche Situation lässt zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch immer keine verlässliche Prognose für das Gesamtjahr zu“, sagte er. Der Auftragseingang stagnierte im Auftaktquartal bei 11,26 Milliarden Euro. Das europäische Stahlgeschäft musste wegen der abgeschwächten Stahlnachfrage einen Rückgang des EBIT auf 102 (Vorjahr: 258) Millionen Euro hinnehmen. In der amerikanischen Stahlsparte werden die Verluste allmählich geringer. Sie fuhr ein Minus von 288 Millionen Euro ein – 90 Millionen Euro weniger als im Vorjahreszeitraum.
Das Zauberwort lautete diesmal „überraschend“. Das war schon mehr nach meinem Geschmack. In der Nachricht gab es noch andere Informationen, die mir als Trader wichtig zu sein schienen: Die Analysten hatten höhere Schätzungen abgegeben, daher auch der Hinweis auf die Überraschung. Zudem waren die Kurse im vorbörslichen Handel bei Lang & Schwarz (außerbörslicher Aktienhandel ab 7:30 Uhr) bereits mächtig unter Druck geraten. Auslöser für die Kursbewegung war sicherlich das Zitat des Vorstandschefs, der keine Prognose für das Gesamtjahr abgeben wollte.
Die Indikation des vorbörslichen Handels stimmte: Die Aktie eröffnete an dem Tag tatsächlich mit einem kräftigen Abschlag von 1,10 Euro. Sie fiel von 21,80 Euro am Vortag auf 20,70 Euro zu Handelsbeginn. Eine Kurslücke zu traden ist bei einer DAX-Aktie immer eine Idee, zumal in diesem Fall die Reaktion sehr stark ausfiel. Der Einstieg für diesen Rebound-Trade gelang bei 20,85 Euro. Als Stopp diente mir das Tagestief von 20,70 Euro. Die Gegenbewegung kam, weil es genügend Interessenten für einen „günstigen“ Einstieg gab. Mein Exit erfolgte zu 21,19 Euro kurze Zeit später.
ARL – Analystenabstufung an einem ohnehin schlechten Handelstag
Am 21. Februar 2012 interessierte mich eine Korrekturnachricht zur Aareal Bank (ARL): In dem Fall hatte mich eine Ergänzung aufmerksam gemacht, die in der Headline der Nachricht bereits erwähnt ist:
dpa-AFX: AKTIE IM FOKUS 2: Aareal Bank sacken nach Zahlen ab – Ausblick zurückhaltend (neu: Abstufung der Commerzbank)
FRANKFURT (dpa-AFX Broker) – Ein zurückhaltender Ausblick hat die Aktien der Aareal Bank am Dienstag deutlich unter Druck gesetzt. Trotz eines unerwartet kräftigen Gewinnsprungs im abgelaufenen Jahr rutschten die Papiere des Immobilienfinanzierers gegen 10.00 Uhr um 5,37 Prozent auf 18,415 Euro ab und waren damit mit großem Abstand das Schlusslicht im MDAX. Gewinnmitnahmen nach der Freigabe weiterer Hilfen für Griechenland drückten den Index mittelgroßer Werte zeitgleich mit 0,43 Prozent ins Minus … „Die Rahmenbedingungen für das laufende Jahr haben sich verschlechtert“, sagte Vorstandschef Wolf Schumacher. „Als vorsichtige Kaufleute müssen wir dem Rechnung tragen.“ COMMERZBANK STUFT AB Am Markt stießen die Aussagen zum laufenden Jahr auf kritische Stimmen. Die Zahlen seien zwar besser als erwartet, sagte beispielsweise ein Händler, der Ausblick allerdings „eine Enttäuschung“. Ein weiterer Börsianer zeigte sich ebenso negativ überrascht, wies zugleich aber einschränkend darauf hin, dass das Management der Aareal Bank üblicherweise eine sehr konservative Haltung einnehme.
In die gleiche Kerbe wie die beiden Börsianer schlägt auch Commerzbank-Analyst Michael Dunst, der in den Aussagen einen Anlass für eine Abstufung sah. Die Kennziffern seien okay, der Ausblick aber sehr negativ, so sein Fazit. Der Experte gab deshalb seine bisherige Kaufempfehlung für die Aktien auf und empfiehlt sie nun mit „Hold“. Zudem überarbeite er derzeit noch das Kursziel, das vermutlich von 22,00 auf 18,00 Euro sinken werde. DZ BANK HÄLT AUSBLICK FÜR ZU KONSERVATIV Analyst Christoph Bast von der DZ Bank rechnete nach dem „pessimistischen Ausblick“ bereits mit einigen Gewinnmitnahmen bei den Aareal-Aktien. Da das Finanzinstitut allerdings eine deutliche Steigerung der Provisionsüberschüsse und geringere operative Kosten avisierte, hält Bast die Unternehmensziele für „allzu konservativ“. Die Zahlen für das vierte Quartal bezeichnete der Experte als „außerordentlich stark“ und über den Erwartungen. Sein Votum bleibt auf „Buy“ mit einem fairen Wert von 22,00 Euro.
Die Meldung über eine Herabstufung verschärfte an dem Tag die Situation weiter. Die Aktie geriet folgerichtig nach dem ohnehin schlechten Start noch weiter unter Verkaufsdruck. Sie verlor auf Xetra von 19,46 auf 17,625 – also fast zehn Prozent. Der Tagesumsatz auf Xetra lag mit 43,47 Millionen Euro fünfmal so hoch wie am Tag zuvor. Die Aufgabe bestand bei diesem Trade darin, einen für die eigenen Tradevorstellungen geeigneten Einstieg mit einem plausiblen Stopp zu finden.
CBK – ein Gerücht wird bestätigt
Anfang 2012 stieg die Aktie der Commerzbank AG (CBK) fast kontinuierlich und performte dabei sämtliche anderen DAX-Aktien deutlich aus. Auf Schlusskursbasis lag das Jahrestief auf Xetra bei 1,178 (9. Januar 2012). Danach kam es vermehrt zu Gerüchten, die Commerzbank könnte die von vielen Anlegern gefürchtete Kapitalerhöhung nicht benötigen. Am 19. Januar um 10:16 Uhr setzte die Commerzbank dann eine Ad-hoc-Meldung ab: „Commerzbank stärkt Core-Tier-1-Kapital aus eigener Kraft und hat bis Ende 2011 bereits 57 % der EBA-Eigenkapitalanforderung erfüllt.“ Besonders die Formulierung „aus eigener Kraft“ löste Euphorie aus. Bereits die ersten beiden Absätze genügen, um die Kernbotschaft zu erfassen:
In seiner heutigen Sitzung hat der Vorstand der Commerzbank AG den EBA-Kapitalplan beschlossen und den Aufsichtsrat der Commerzbank auf Basis vorläufiger Zahlen über den Fortschritt bei der Umsetzung der Maßnahmen informiert. Mit diesen Maßnahmen und auf Basis der aktuellen Planung hat die Commerzbank das Potenzial, ihr Core-Tier-1-Kapital bis zum Stichtag 30. Juni 2012 um insgesamt rund 6,3 Milliarden Euro aus eigener Kraft zu stärken beziehungsweise Risikoaktiva-Äquivalenz zu reduzieren [sic!]. Damit kann die Bank den von der EBA ermittelten Kapitalbedarf von rund 5,3 Milliarden Euro erfüllen …
Die Reaktion auf die Nachricht kann man sich sicherlich vorstellen. Das latent vorhandene Gerücht bewahrheitete sich. Die Umsätze der Aktie zeigen es: Aus einem Mauerblümchen wurde in kurzer Zeit ein nachgefragter Star.
CBK – XETRA-HANDELSUMSATZ IN MILLIONEN STÜCK

Die täglich umlaufenden Stückzahlen im Xetra-Handel vervielfachten sich innerhalb einer Woche. Der Kurs der Aktie stieg von 1,434 auf 1,722 Euro (20. Januar), in der Folgewoche notierte die CBK nochmals höher und konsolidierte bei wieder rückläufigen Umsätzen auf einem Niveau von 1,90 Euro. In diesem Umfeld konnte man als Trader immer wieder gute Einstiege für Long-Trades in Trendrichtung finden.
PTW – Spekulationen, Gerüchte und Zocks
Zürich (Reuters) – Der angeschlagene Schweizer Rohölverarbeiter Petroplus steht vor dem Aus
Verhandlungen mit den Gläubigerbanken seien ohne Erfolg geblieben, der Konzern werde nun die Nachlassstundung beantragen, teilte Petroplus am Dienstag mit. Petroplus sei für Schuldverschreibungen und Anleihen im Volumen von 1,75 Milliarden Dollar technisch zahlungsunfähig geworden. (24. Januar 2012)
Die Botschaft aus dieser seriösen Quelle ist eindeutig: Die Petroplus Holdings (PTW) ist eine insolvente Schweizer Raffineriegesellschaft mit hohen Außenständen. Beinahe täglich meldeten sich Anfang Februar Unternehmen, die schweizerische Raffinerien von Petroplus übernehmen wollten. Als die Beteiligungsgesellschaft Goldsmith am 9. Februar Interesse an fünf Raffinerien des Unternehmens anmeldete, schoss der Kurs zeitweise um 91 Prozent auf 1,22 Franken in die Höhe. Petroplus hatte im Jahr 2011 noch über 17 Franken notiert.
Solche Kursbewegungen sind natürlich völlig irrational: Das Unternehmen versuchte Anfang Februar 2012, die Insolvenzmasse mit dem Verkauf von Assets aufzufüllen. Zunächst müssen bei einer Insolvenz die Gläubiger der Anleihen, der Insolvenzverwalter und die Mitarbeiter bedient werden. Dass sich darüber hinaus noch Kapital für die Aktienbesitzer findet, dürfte bei Notverkäufen sehr unwahrscheinlich sein. Die Aktie war demnach praktisch wertlos. Solche Zusammenhänge hindern jedoch manche Marktteilnehmer nicht daran, Aktien in der Insolvenzphase regelmäßig wieder nach oben zu schieben. Kein Käufer beachtete am 9. Februar 2012 den offenkundigen Kern der Nachricht: Der Kauf von Raffinerien durch Investoren hat nicht den Fortbestand des Unternehmens zum Ziel. Als Trader kann man bei solchen extremen Kursbewegungen einen Short absetzen. So bot sich hier ein Short bei einem Kurs von einem Euro an.
Griechenland-Anleihen: Strohhalme traden
Als Aktientrader ist man von hohen Handelsvolumina verwöhnt. Bei Anleihen ist in manchen Papieren der Umsatz ziemlich gering und der Spread hoch. In solch einem Fall kann man zumindest als Day-Trader diese Instrumente nicht gut handeln. In Sondersituationen allerdings sind auch bei Staatsanleihen ordentliche Gewinne drin, zumindest wenn sich manche Marktteilnehmer an Strohhalme klammern. Am Rosenmontag 2012 trafen sich die EU-Finanzminister, um für die Griechen ein weiteres 130-Milliarden-Euro-Hilfspaket zu schnüren. Deutschland und andere Länder wollen nicht, dass Griechenland offiziell die Pleite eingesteht und danach die Zahlungen für Staatsanleihen einstellt. Die Abschläge an den Anleihemärkten jedenfalls sind bereits seit Monaten ungewöhnlich hoch. So notierten Ouzo-Bonds mit einer Restlaufzeit von wenigen Wochen im Februar 2012 mit hohen Abschlägen und 60 bis 70 Prozent unter ihrem Nominalwert. Die Finanzminister und Regierungschefs beschlossen die erneute Rettung von Griechenland und sorgten durch ihre Beschlüsse wieder einmal für Verwirrung unter den Akteuren. So wurde gefordert, dass Anleger auf 53 Prozent des Anleihewertes verzichten sollen. „Irgendwie freiwillig“, hieß es. Ein hoher Abschlag und eine Notierung unter 50 Euro je 100 Euro Nominalwert ergeben also durchaus einen Sinn, und zwar sogar bei kurzer Restlaufzeit. Die meisten Börsianer feierten die Meldung, die EU-Staaten würden den Griechen tatsächlich unter die Arme greifen. Eine Griechen-Anleihe war besonders gefragt: GRDS – ausgestattet mit einer Nominalverzinsung von 4,042 Prozent – hatte eine Restlaufzeit bis zum 20. März 2012. Die Meldung der angeblichen Griechenland-Rettung zu Handelsbeginn – natürlich hatten die Politiker sich erst in der Nacht zum Dienstag geeinigt – hob die Anleihe von 36 auf 40 Euro und eine Kurslücke entstand. Die Rettungszusagen waren jedenfalls reichlich vage, um den Markt weiter zu stützen. Man konnte in dem Markt einen schönen Short absetzen und GRDS-Anleihen verkaufen. Das Gap wurde geschlossen und es ging an dem Tag sogar noch weiter herunter bis auf 33 Euro. Am nächsten Tag meldete die Financial Times eine neue Haushaltsprognose des griechischen Parlaments:
Neue Hiobsbotschaft aus Athen: Die Rezession trifft die Griechen stärker als bislang angenommen. In Deutschland melden sich die Gegner des zweiten Rettungspakets zu Wort.
Griechenland rechnet für dieses Jahr mit einem höheren Haushaltsdefizit. Die Lücke werde wohl 6,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen, hieß es auf der Internetseite des griechischen Parlaments. Ursprünglich hatte Athen für 2012 nur 5,4 Prozent angepeilt. Das Ziel habe aufgrund der Verschärfung der Rezession korrigiert werden müssen. Die Euro-Finanzminister hatten in der Nacht zu Dienstag das neue Milliarden-Hilfspaket auf den Weg gebracht. Es sieht bis 2014 Kredite und andere Hilfen im Umfang von 130 Mrd. Euro vor. Ziel ist es, den Schuldenberg des Landes von derzeit über 160 Prozent des BIP bis 2020 auf 120,5 Prozent zu verkleinern …
Quelle: Financial Times Deutschland
Auch diesmal kann sicherlich jeder Trader die Reaktion der Marktteilnehmer antizipieren. Die Anleihe verlor von knapp 34 Euro auf etwas mehr als 28 Euro. Solche Kursbewegungen sind für Rentenpapiere natürlich eher die Ausnahme.
DRW – eine nicht alltägliche Nachricht
Für die folgende Nachricht vom 21.02.2012 muss man den Unterschied zwischen Aktien und Genussscheinen nicht einmal kennen. Der zweite Satz ist zwar sehr verklausuliert und hat alle Chancen auf einen Preis für den umständlichsten Satz des Börsenjahres 2012, aber die Botschaft ist dennoch klar: Das Unternehmen unterbreitet ein Rückkaufangebot für Inhaber von Genussscheinen.
DRÄGERWERK AG & Co. KGaA fordert Inhaber der Genussscheine der Serien A, K und D zur Abgabe eines Verkaufsangebots auf und kündigt Dividendenvorschlag an; Anpassung der Dividendenpolitik
Die Drägerwerk AG & Co. KGaA fordert die Inhaber der Genussscheine der Serien A, K und D (Serie A: ISIN DE0005550651, WKN 555065; Serie K: ISIN DE0005550677, WKN 555067; Serie D: ISIN DE0005550719, WKN 555071), die am Regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse, der Börse Düsseldorf, der Hanseatischen Wertpapierbörse, der Börse München und der Baden-Württembergischen Wertpapierbörse zugelassen sind (die Genussscheine der Serien A und K sind zudem in den Freiverkehr der Börse Berlin einbezogen), dazu auf, der Drägerwerk AG & Co. KGaA Angebote zum Verkauf dieser Genussscheine zu einem Kurs von jeweils 210,00 Euro zu unterbreiten. Voraussichtlich wird die Angebotsperiode am 20. Februar 2012 (einschließlich) beginnen und am 19. März 2012 um 24:00 Uhr (Ortszeit Frankfurt am Main) enden … Die Genussscheininhaber erhalten durch die Aufforderung die Möglichkeit, ihre Genussscheine der Drägerwerk AG & Co. KGaA anzubieten, ohne von der reduzierten Dividende für das Geschäftsjahr 2011 und der veränderten Dividendenpolitik betroffen zu werden. Der Kurs von 210,00 Euro je Genussschein entspricht einer Prämie von 27,6 % (Serie A), 23,4 % (Serie K) und 25,8 % (Serie D) auf die jeweiligen gewichteten Drei-Monats-Durchschnittskurse und übersteigt die jemals an der Börse bezahlten Höchstkurse um 6,7 %, 7,1 % bzw. 9,1 %.
Die Nachricht enthält noch einen weiteren typischen Schlüsselreiz: „Prämie.“ In der Meldung sind netterweise die Wertpapierkennnummern genannt. Für einen Trader bedeutet das: Man kopiert die Kennungen und prüft die Preise an den unterschiedlichen Handelsplätzen. Fündig wurde ich in Frankfurt und in Stuttgart. Genussschein Serie D (DRW1) notierte um 08:00:17 in Stuttgart mit 201 Euro und Serie A DRW5 um 08:00:18 in Frankfurt mit 202,50. Der Kauf gelang und die Notierungen näherten sich schnell den versprochenen 210 Euro an.