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„Blasen ist nicht blasen!“

„Eh klar!“ werden jetzt wieder alle auf mich hinpecken. „Dass bei so einem Saubartl irgendwann einmal auch das Blasen kommen muss. Wie das Amen im Gebet!“

„Weil aber alle immer nur das eine im Schädel haben“, kann ich da nur sagen. Ich – ich denk bei blasen kein bisserl an was Ordinäres. Ich denk dabei an zart blasen und an fest blasen. Aber ausschließlich in Zusammenhang mit der Atemluft!

Wenn sich ein Kind wehgetan hat, blast man zart auf die Stelle, wo es wehtut, und alles ist wieder gut. Wenn du aber eine Luftmatratze aufblasen willst, musst du schon hübsch fest blasen. Oder bei einer Trompeten oder gar bei einer Tuba, da musst du auch ordentlich hineinblasen.

Jetzt aber interessant: Blasen hat noch eine ganz eine andere Bedeutung. Nämlich: Alkohol trinken. Sprich: wenn du dich gscheit ansaufst. Könnte durchaus sein, dass es dann wegen der Atemluft blasen heißt. Weil du nach zehn Bier natürlich ein bisserl aus dem Mund stinkst. Nennt man dann Fahne. Auch ein schönes sprachliches Bild: wie einem Besoffenen praktisch der Alkohol beim Maul herausflattert.

Möglicherweise kommt das alkoholische Blasen aber auch nur von dem, dass unsere Blasmusikanten gern was trinken. Grundsätzlich! Und dementsprechend oft und dementsprechend viel. Ist also ein Bläser entweder ein Tschecherant oder ein Musikant oder beides. Jetzt werden aber in letzter Zeit bei den Blasmusikkapellen die Musikantinnen immer mehr. Kann man da überhaupt Bläserinnen sagen, ohne dass wer auf ordinäre Gedanken kommt?

Wie dem auch sei, auf jeden Fall ist jetzt die Gucki grad am Blasen. Nicht ordinär, nicht alkoholisch, sondern zart. Blast auf den Löffel, bringt so die rostbraun schimmernde Suppen zum Kräuseln. Dass sie sich beim Kosten die Goschen nicht verbrennt.

Im übertragenen Sinn hat sie sich ihre Goschen ja eh schon oft genug verbrennt, die Gucki, weil sie ihre Pappen schon ziemlich weit aufreißt. Wenn sie, sagen wir einmal: bei so einem Heiratsinserat, ihre Hobbys aufzählen müsst, tät da stehen: Hund, stänkern, tarockieren. Man beachte die Reihenfolge! Weil die Gucki schon leidenschaftlich gern tarockiert.

Beim Kochen ist sie da ganz anders, da ist sie vorsichtig. Will sich die Zunge nicht verbrennen, sonst kann sie ja nichts mehr schmecken. Und die Suppen, die die Gucki grad zusammenbraut, ist ganz was Heikles, muss sorgfältigst abgeschmeckt werden. Consommé heißt so eine Suppen, mit der du zwei Tage herumscheißen musst, bis sie fertig ist. Und kosten tut dich so eine Consommé auch hübsch was. Von dem sauteuren spanischen Sherry, den die Gucki extra in Linz gekauft hat, ist nur mehr ein kleines Lackerl in der Flaschen. Das kann aber auch damit zusammenhängen, dass die Gucki so nebenbei immer ein bisserl am Sherry nippt. Das macht sie grundsätz­lich.

Nicht das Sherry-Saufen, das Saufen aber schon! Immer wenn sie was kocht, wo ein bisserl ein Alkohol drinnen ist, trinkt sie beim Kochen was. Halt das, was im Essen drinnen ist. Bei einem Hendl in Weißweinsauce einen Veltliner, bei einer Rindsroulade in Rotweinsauce einen Blaufränker, bei einem Bierfleisch ein Freistädter Bier. Praktisch geistiger Partnerlook mit dem jeweiligen Essen.

Jetzt kann es zwar vorkommen, dass die Gucki was kocht, wo gar kein Alkohol drinnen ist. Dann trinkt sie halt das, was zu diesem Essen passt. Weißwein zur Forelle oder Bier zum Gulasch. Ein bisserl was trinken tut sie beim Kochen nämlich auf jeden Fall. „Steigert die Konzentration und die Intuition“, behauptet die Gucki.

Ist sie gestern Nachmittag doch glatt nach Linz gefahren. Einkaufen. Besagten Sherry und einen Haufen ausgefallene Fressalien, die du im Mühlviertel nicht kriegst. Das war aber noch lang nicht alles! Wie der winzige Porsche-Kofferraum dann endlich mit Lebensmittel und Alkoholika bummvoll war, sind die Gucki und der Turrini stundenlang durch die Stadt gerennt. Von einem Geschäft zum anderen. Weil sich der Turrini einfach nicht entscheiden hat können, welches Kleid ihm am besten gefallt.

Haben sie schließlich in den Klosterhof einkehren müssen, auf ein Bier. Oder – jetzt ganz ehrlich: Drei sind es gewesen, aber mehr wirklich nicht! Waren ja alle zwei komplett fertig, der Turrini und die Gucki. Sind ja das Shoppen nicht gewohnt, weil die Gucki normalerweise nur in Jeans und Lederjacken herumrennt.

„Ist das leicht wegen diesem Eber? Dass die Gucki unbedingt einen neuen Gwandfetzen braucht?“, wird man jetzt fragen. Zumindest die Frauen werden diese Frage stellen, die kennen das ja aus eigener Erfahrung.

„Richtig“, sag ich da nur, „wirklich gut kombiniert!“

Aber dass die Gucki dann in so einem Nobel-Geschäft direkt neben dem Klosterhof gleich 800 Euro für so ein Kleidl hinausgeschmissen hat, das hätten ihr wahrscheinlich nicht einmal die Frauen zuge­traut.

Schaut aber wirklich gut aus, das neue Kleidl, das die Gucki jetzt beim Kochen anhat. Unter der Küchenschürze von der Oma, dass sie sich nicht gleich anpatzt.

„Ja, sag schon“, werden jetzt alle neugierig, „wie schaut es denn aus, das neue Kleidl?“

Muss ich die Männer leider enttäuschen: kein bisserl ein Ausschnitt! Und übers Knie gehen tut es auch. Allerdings ist es oben ziemlich figurbetont geschnitten. Sprich: Der prächtige Busen von der Gucki kommt also schon zur Geltung. Aber mehr dezent. Dass es aus petrolgrünem Leinen ist und mit bordeauxroter Seide gefüttert und vorne zum Knöpfeln ist – praktisch ein Edel-Trachtenkleid –, das wird die Männer sowieso nicht interessieren.

Wie kommt die Gucki aber ausgerechnet auf Tracht? Will sie den Eber damit vertreiben? Auf mich macht der trotz seiner gut 50 Jahre den Eindruck von einem jugendlichen Revoluzzer. Ein Mann mit langen Haaren! Und dann auch noch das Auto! Sicher, heute – heute ist es ein Oldtimer. Aber damals – damals war der Citroën 2CV das Auto von denen Hippies.

Hat die Gucki einfach besser aufgepasst wie ich, am Dienstag, wie sie den Eber das erste und einzige Mal gesehen hat. Da hat er nach dem Duschen eine schwarze Jeans und ein weißes Hemd angehabt, dazu aber ein moosgrünes Gilet mit kleinen silbernen Knöpfen. Wär mir gar nicht aufgefallen!

Aber nicht dass jetzt wer glaubt, die Gucki ist total berechnend und schmeißt sich wegen dem Partnerlook in Tracht. Die Gucki funktioniert anders. Bei der geht sowas nicht ins Hirn hinein, sondern in die unterirdischen Seen ihrer Seele. Und steigt dann als Gefühl wieder nach oben. In dem Fall als das untrügliche Gefühl: „Das Kleidl – oder keines!“

Beim Kochen aber, beim Kochen ist sie schon berechnend. Und wie! Da weiß sie ganz genau, wie sie einen Mann einkocht. Weibliche Intuition nennt das die Gucki. Dass sie auf Anhieb weiß, was einem Mann schmeckt, ohne dass sie ihn nach seiner Lieb­lingsspeis fragen muss. Ich glaub ja, dass die Gucki einfach so gut kocht, dass einem jeden sowieso alles schmeckt, was sie auf den Tisch stellt. Dass nicht ihre weibliche Intuition, sondern das Böhmische-Köchinnen-Gen, das sie von der Oma geerbt hat, dafür verantwortlich ist.

Im Unterschied zur Oma kocht die Gucki aber nicht nur bodenständig, sondern auch ziemlich raffiniert. Sprich: ausgefallene Gewürze und extrem aufwändige Zubereitung. Heute zum Beispiel: Chili und Sherry in einer Suppen ist hübsch was Ausgefallenes, während ein gespickter Rinderbraten, der acht Stunden lang bei Niedertemperatur im Rohr vor sich hin schmort, eher unter aufwändig fällt.

Wissen wir also auch schon, was es heute gibt, wenn der Eber und seine Schwester zum Essen kommen. Hat ja alle zwei einladen müssen, die Gucki, sonst hätt es ja ausgeschaut, wie wenn das Abendessen nur ein Vorwand wär.

Ist schon so eine eigene Sache, das mit der Zeit. Am Dienstag hat die Gucki den Eber eingeladen, für heute. Ist gleich: Samstag. Jetzt ist es ja gar nicht so lang von Dienstag bis Samstag, und trotzdem hat es die Gucki schon am Mittwoch nimmer derwarten können. Hat sich zwar „Nur mehr dreimal schlafen!“ vorgesagt, hat sich aber trotzdem kein bisserl auf ihren Mordfall konzentrieren können. Am Donnerstag war es dann noch schlimmer, da hat sie beim Morgenlauf mit dem Turrini geglaubt, sie geht vor lauter Sehnsucht ein. Meiner Meinung nach war da aber nicht nur die Sehnsucht schuld, sondern auch die zehn Bier und die zehn Whiskey, mit denen sie sich am Vortag getröstet hat. Sind der Turrini und sie doch glatt in Frankys Bar versumpft. Auf jeden Fall war dann der ganze Donnerstag nur beschissen.

Kann der Freitag nur besser werden! Da hat sie wenigstens was Vernünftiges zu tun. Einkaufen, in Linz. Und am Abend dann die Rindsuppen kochen, für die Consommé. Ist die Zeit wenigstens halbwegs ausgefüllt.

Aber dann ist alles ganz anders gekommen. Dann hätt es die Gucki am Freitag am Vormittag vor lauter drawig bald nimmer derschnauft: eine Pressekonferenz nach der anderen! Und die Gucki muss hingehen, weil es sich um lauter wichtige Kunden der Mühlviertler Nachrichten handelt.

Erste Pressekonferenz, Thema: Nationalfeiertag. Genauer: die Bedeutung des richtigen Wanderschuhs für den National-Wandertag. Veranstalter: Schuhhaus Attwenger. Hat die Gucki ein halbseitiges Inserat und ein Paar Stöckelschuhe abgestaubt. Aufschauen zu einem Mann liegt ihr einfach nicht!

Zweite Pressekonferenz, Thema: Nationalfeiertag. Genauer: die Bedeutung des österreichischen Weins für die Nation. Hat die Gucki mit dem Weinhändler Wurzinger ordentlich feilschen müssen, dass er den 12er-Karton Billigwein, den er ihr andrehen wollt, gegen drei Flaschen ordentlichen Veltliner umgetauscht hat. Dafür hat sie sich aber dann beim Inserat bitter gerächt. Hat aus dem Werbespruch

Immer wieder Rot-Weiß-Rot

Rot-Weiß-Rot bis in den Tod

gemacht.

Die ödeste Pressekonferenz war aber dann sowieso die bei der Raika. Thema: Weltspartag. Auch die Geschenke waren da am grindigsten. Hat sich die Gucki zwischen einem Regenschirm mit dem Schriftzug Raiffeisenbank, einem Badetuch mit dem Schriftzug Raiffeisenbank und einem Plüschhund entscheiden können. Wobei der Hund ein Halsband gehabt hat, wo schon wieder Raiffeisenbank draufgestanden ist. Hat die Gucki natürlich den Hund genommen. Der Turrini hat nicht einmal drei Minuten gebraucht, dass er den zerfetzt. Mitsamt Halsband. Das ist ja sozusagen ein Hobby von unserem Turrini: Plüschtiere in der Luft zerfetzen.

Jetzt ist mir schon klar, dass alle neugierig sind und wissen wollen, ob es was wird: mit der Gucki und mit dem Eber. Praktisch mit der Liebesgeschichte. Muss ich aber trotzdem noch kurz beim Thema Plüschtiere bleiben, weil das sowieso mit dem Thema Liebe zusammenhängt. Weil ja so ein Plüschtier sozusagen der allererste Lebensgefährte im Leben eines jungen Menschen ist.

Früher einmal, da hat ein Bub einen Teddybären gekriegt oder von mir aus auch einen Stoffhasen und ein Mäderl halt eine Puppen. Mit der Betonung auf einen beziehungsweise eine. Heutzutags haben die Kinder gleich 30, 40 so Plüschviecher oder Puppen. Und was kommt dabei heraus? Gar nix! Das reinste Chaos kommt dabei heraus! Wenn du als Kind ein so ein Spielzeug hast, dann ist es was wert, dann entwickelst du zu dem eine Beziehung. Wie wenn es ein lebendiges Wesen wär! Wenn du aber einen ganzen Haufen solcher Plüschviecher hast, dann geht das beim besten Willen nimmer.

Wie soll so ein Kind ohne echte Plüschtier-Beziehung dann als Erwachsener in einer festen Beziehung leben können? Wenn es gelernt hat, dass man jedes Plüschtier problemlos durch ein anderes ersetzen kann. Auch wenn mich da jetzt alle auslachen: Ich glaub fest an einen direkten Zusammenhang zwischen der Plüschtier-Explosion in den Kinderzimmern und der explodierenden Scheidungsrate.

Ist also die Gucki von der Raika am schnellsten Weg zurück in die Redaktion gehetzt. Muss ja den ganzen Schmarrn noch schreiben, bevor sie nach Linz fahrt. Dort wartet aber auch schon die Post auf sie. Zumindest oberflächlich durchschauen muss sie die noch, wenn sie am Wochenende frei haben will. Und das will sie – ja, das muss sie!

Wie nicht anders zu erwarten: lauter total uninteressante Sachen! Eine Feuerwehrzeughaus-Einweihung, drei Herbstkonzerte von drei Blasmusikvereinen, 13 Wandertage anlässlich des Nationalfeiertags und so weiter und so fort.

Will die Gucki den ganzen Berg Post schon in den hintersten Winkel von ihrem Schreibtisch verbannen, um ihn dort bis Montag liegenzulassen, da sticht ihr auf einmal ein Brief ins Aug: feinstes Büttenpapier, Adresse mit Schreibmaschine getippt, kein Absender. Hat ihr leicht gar der Eber geschrieben? In die Redaktion? Weil er ihre Hausnummer nicht kennt?

War aber leider nicht der Eber, der ihr da geschrieben hat, sondern der Mörder:

Verehrte Frau Mag. Wurm!

Der verblichene Dagobert wird nicht der einzige Geizkragen bleiben, der das Zeitliche segnet. Sie können der Öffentlichkeit also mitteilen, dass in so manchem Bankinstitut in naher Zukunft Arbeitsplätze frei werden, während die Leichenbestatter Hochkonjunktur haben.

Mit verwegenen Grüßen

Die Wilderer

P.S. Im Übrigen haben wir beschlossen, dass sämtliche Banken durch den Fleischwolf gedreht werden müssen.

Ein Bekennerbrief! Und echt ist er auch noch! Weil nur die Gucki und die Kripo die Geschichte mit der Dagobert-Duck-Maskerade kennen. Und die Gucki hat in den Mühlviertler Nachrichten nix darüber geschrieben, die Kripo aber hat eine Nachrichtensperre verhängt. Bleibt nur mehr der Mörder über: Keiner sonst kann das wissen!

Ist die Gucki so aufgeregt, dass sie komplett vergisst, dass der Mörder ja gar kein Mörder ist. Ist ja nur Körperverletzung mit tödlichem Ausgang! Trotzdem hat er weitere Morde angekündigt, ziemlich spöttisch noch dazu. Nämlich genau in der Sprache, die sonst die Industriellenvereinigung benutzt. Eine Sprache, in der Menschen gar nicht vorkommen, nur Begriffe aus der Wirtschaft: Arbeitsplätze, Hochkonjunktur.

Überhaupt, der Gucki ihr Briefschreiber ist einer, der es mit der Sprache hat. Verblichen oder das Zeitliche segnen, lauter altmodische Wörter, die heute abgesehen von ein paar Hofratswitwen keiner mehr in den Mund nimmt. Dafür ist Leichenbestatter ein ziemlich ein saftiges Wort, das im Gegensatz zum Bestattungsunternehmer nicht verschweigt, um was es geht.

Und dann noch das P.S.! Weist darauf hin, dass der Briefschreiber in ein Gymnasium gegangen ist, wo sie Latein gehabt haben. Weil auf ein lateinisches Zitat angespielt wird: Ceterum censeo Carthaginem esse delendam. Im Übrigen habe ich beschlossen, dass Karthago zerstört werden muss. Heißt es übersetzt, wenn sich die Gucki richtig erinnert. Mit diesen Worten hat ein gewisser Cato eine jede seiner Reden beendet. Praktisch wie das Amen im Gebet. Ist es doch einmal für was gut, dass die Gucki in die depperte Kreuzschwesternschule gegangen ist.

Aber noch was ist interessant: Ihr Mörder will die Banken nicht einfach zerstören, er will sie durch den Fleischwolf drehen. Schon ein griffiges Bild! Ob der am End ein Koch ist? Zuerst hätte die Gucki ja auf einen Elektriker oder auf einen Auto-Mechaniker getippt, weil der Gierlinger mit einem Haufen Kabelbinder an den Pranger gefesselt war. Später dann eher auf einen Arzt. Wegen dem Narkosemittel.

Hat aber die Gucki auf eine Idee gebracht, das Wort Fleischwolf. Jetzt weiß sie wenigstens, was sie für eine Suppen machen soll: eine Consommé nämlich. Da kochst du am Vortag eine ganz eine normale Rindsuppen mit Knochen und Wurzelgemüse und allem Drum und Dran. Die wird dann kalt gestellt und am Tag drauf abgeseiht, durch ein Leinentuch. Und da kommt dann das Chili hinein und der Sherry und ein mageres Rindfleisch. Aber faschiert: Brauchst du natürlich einen Fleischwolf!

Hat die Gucki jetzt gar nimmer lang herumgetan mit dem Bekennerbrief. Dass sie die Kripo informieren könnte, an das hat sie sowieso keine Sekunde gedacht. Kennt ja die Punzenberger Helli: brunzdumm, dafür aber arrogant bis zum Geht-Nimmer! Der reibt sie den Brief nächste Wochen in den Mühlviertler Nachrichten unter die Nase.

Und da sind wir auch schon wieder: in der Gucki ihrer Küche nämlich. Da wird wieder geblasen und gekostet, dass es nur so eine Freud ist. Und noch ein bisserl Sherry und noch ein bisserl weißer Pfeffer. Und wieder geblasen und gekostet und gekostet und geblasen. Praktisch die Feinarbeit: wo es sozusagen um Millimeter geht!

Jetzt nur noch die Knochenmark-Pofesen ins heiße Schmalz, dann kann er schon kommen, der Eber! Blöd wär es nur, wenn er früher kommt als ausgemacht. Und draußen steht und klopft und klopft – und keiner macht auf. Muss die Gucki die Musik doch ein bisserl leiser stellen. Der Turrini hört nämlich auch nix, ist als Wachhund praktisch schon in Pension.

Muss die Gucki vorsichtshalber wirklich einmal hinausschauen, ob nicht doch schon wer da ist – und akkurat! Kaum hat die Gucki den Kopf bei der Tür hinausgesteckt, steht auch schon ein Ein-Meter-90-Lackel vor ihr. Nur hat der kein grünes Gilet mit silbernen Knöpfen an, sondern ein schwarzes. Mit der Aufschrift COBRA.

„Das mit dem Eber, das wird heut nix mehr“, kann die Gucki noch denken. Dann haben sie die zwei schwarzen Gestalten, die links und rechts von der Haustür gelauert haben, auch schon zu Boden gerissen.