6.

Das chinesische Schriftzeichen für Ärger stellt sinnbildlich zwei Frauen dar, die unter einem Dach leben. Was meinst du, was ein Schriftzeichen bedeuten würde, das sieben Frauen unter einem Dach darstellt?«, fragte Tyson, während er ein Stück von dem frisch gebackenen Brot abbrach.

»Freude«, antwortete Libby augenblicklich. »Ich mag dieses Restaurant. Manchmal komme ich mit meinen Schwestern hierher. Das Essen ist ausgezeichnet.« Sie versuchte, sich zu entspannen, gleichmäßig zu atmen und nicht damit herauszuplatzen, dass sie sich so gut wie nie verabredete und sich fürchterlich unbehaglich fühlte. Wahrscheinlich würde er sie auslachen. Sie flog rund um die ganze Welt und strahlte in fast jedem Lebensbereich grenzenlose Selbstsicherheit aus, nur in ihrem Privatleben nicht. In Wahrheit hatte sie keine Ahnung, warum sie Tyson Derrick an einem Tisch gegenübersaß.

»Ich wusste, dass du dieses Restaurant magst.«

Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und betrachtete ihn über die flackernde Kerzenflamme hinweg. Die Schatten auf seinem Gesicht unterstrichen, wie gut er aussah; sie betonten seine entschlossen wirkende Mundpartie und den sinnlichen Schwung seiner Lippen. Er trug ein dunkles Jackett über einem blauen Hemd und dazu nicht etwa eine saloppe Freizeithose, sondern eine ausgebleichte Jeans. »Du scheinst eine ganze Menge über mich zu wissen.«

»Die Leute neigen dazu, über deine Familie zu reden.«

Libby stellte ihr Glas hin und sah ihm direkt in die Augen. Etwas störte sie daran, wie er das sagte, aber sie wusste nicht recht, ob es an seinem Tonfall lag, an seinen geschürzten Lippen oder ob sie vielleicht sogar Verachtung in seinem Blick sah. »Was soll das heißen?«

Er zuckte die Achseln. »Deine Familie legt großen Wert auf Publicity. Ich glaube, das ist allgemein bekannt.«

Sie nahm eine steife Haltung ein. »Ich habe nicht vor, mit dir an einem Tisch zu sitzen und zu essen und mir dabei geringschätzige Bemerkungen über meine Familie von dir anzuhören. Ich kann auf der Stelle aufstehen und das Restaurant verlassen, wenn es das ist, was du willst.«

»Sei nicht albern, Libby. Du reagierst überempfindlich, wenn es um deine Familie geht. Natürlich reden die Leute über euch. Hannah ist ein Topmodel. Ihr Gesicht sieht man überall. Jedes Konzert, das Joley gibt, ist ausverkauft. Jede CD, die sie aufnimmt, verkauft sich sofort mehr als eine Million Mal und schießt auf den ersten Platz der Hitlisten. Sie gewinnt jeden erdenklichen Musikpreis. Kates Bücher stehen wochenlang auf den Bestsellerlisten.«

»Das sind nur drei von uns, Ty. Ich bin Ärztin, Sarah ist im Sicherheitsdienst und Abigail ist Meeresbiologin.«

»Und was ist mit Elle? Ihr scheint es zu gelingen, unter den Radarschirmen durchzufliegen.«

Libbys Blick wandte sich von ihm ab. »Elle programmiert Computer.«

Tyson lächelte sie an. »Du solltest nie versuchen, Poker zu spielen, Libby. Die Sache ist die, dass ihr alle sehr bekannt seid, ob es euch passt oder nicht. Wenn man Musik macht, Model wird oder auch nur Bücher schreibt, legt man dann nicht ganz deutlich das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit an den Tag?«

»Nein.« Sie sah ihn wütend an. »Joley macht Musik, weil das ihre Person ausmacht. Zufällig hat sie Glück gehabt und ist ganz groß rausgekommen, aber darum geht es ihr nicht. Sie ist dazu geboren, Musik zu machen, und Kate muss schreiben. Sie würde auch schreiben, wenn sie nicht veröffentlicht würde. Abigail liebt das Meer und seine Geschöpfe. Für mich ist es eine Notwendigkeit, Menschen zu helfen.« Sie stützte den Arm auf und legte ihr Kinn in ihre Handfläche. »Was ist mit dir? Warum arbeitest du in einem Labor und beteiligst dich an Hubschrauberrettungseinsätzen?«

Er zog seine Augenbrauen hoch. »Du glaubst nicht, dass ich es aus purer Menschenfreundlichkeit tue?«

»Nein. Ich glaube, dass du die meiste Zeit vollkommen gleichgültig gegenüber der menschlichen Rasse bist, Ty. Das ist einer der Gründe, weshalb du meine Familie nicht verstehst.«

Der Kellner stellte die Teller vor ihnen ab, und Tyson wartete, bis er wieder gegangen war, bevor er sich auf seinem Stuhl zurücklehnte und sie aus halb geschlossenen Augen betrachtete. »Das stimmt vermutlich. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass ich Heilmittel gegen diverse Krankheiten finde, weil ich der Menschheit helfen möchte, aber so nett bin ich nicht.«

Er hätte sie gern belogen und ihr eine Antwort gegeben, die sie dazu gebracht hätte, ihn zu bewundern, aber er würde sie nicht hinters Licht führen. Ihr ganzes Leben war um eine Illusion herum aufgebaut und diejenigen, die ihr am nächsten standen, hielten diesen Betrug weiterhin aufrecht. Es machte ihm große Freude, sie anzusehen, als sie ihm jetzt gegenübersaß, und das Spiel der Schatten zu beobachten, die über ihr Gesicht huschten. Plötzlich ging ihm auf, dass er etwas diplomatischer vorgehen sollte – eine Kunst, die zu erlernen er sich nie die Mühe gemacht hatte.

Libby musterte sein Gesicht. In seinen Augen stand ein Ausdruck, den sie nicht exakt beschreiben konnte – war es ein Lechzen, ein Verlangen oder eine tiefe Sehnsucht? »Du bist kein so schlechter Mensch, wie du glaubst. Du hast schon viel Gutes getan, Ty.«

»Aus selbstsüchtigen Gründen.«

Sie schüttelte den Kopf. »Ist Joleys Bedürfnis, Musik zu machen, selbstsüchtig? Oder Kates Bedürfnis, Bücher zu schreiben? Menschen tun, was sie tun, weil ihre Natur es verlangt. Du musst Antworten finden. Davon warst du schon im College besessen und als Erwachsener bist du es immer noch.«

Tief in seinem Innern verknoteten sich seine Eingeweide, und ein Schraubstock schien sein Herz einzuzwängen. Sie verurteilte ihn nicht von vornherein, sondern sie akzeptierte seine Bedürfnisse, das rasende Verlangen, das ihn trieb und ihn Wochen und Monate in seinem Labor festhielt. Dieses Verlangen war so stark, und zeitweilig konzentrierte er sich so sehr darauf, dass er nur noch einen Tunnelblick hatte und seine eigene Gesundheit und die Bedürfnisse der Menschen um ihn herum vollständig missachtete. Niemand, noch nicht einmal Sam, hatte sein unerbittliches Streben nach wissenschaftlichen Erkenntnissen jemals verstanden, geschweige denn dieses Bedürfnis schlicht und einfach als einen grundlegenden Bestandteil seines Wesens akzeptiert.

Er war sich ihrer Gegenwart nur allzu deutlich bewusst. Sein Verlangen breitete sich aus wie ein Wipfelbrand, züngelte durch seinen Körper und ließ sämtliche Nervenenden entflammen, bis er jeden ihrer Atemzüge akut wahrnahm. Sein Verstand hielt jede Einzelheit fest und speicherte sie – wie sie ihren Kopf umdrehte, wie ihr Haar um ihre Schultern fiel und er diese zerzausten seidigen Strähnen unbedingt auf seiner Haut fühlen wollte. Alles an ihr faszinierte ihn, und so war es schon immer gewesen.

Er trank einen Schluck Wein und gestattete seinem Blick, unendlich langsam über sie zu schweifen. Er hätte sie bis in alle Ewigkeit anschauen können. Es war wirklich lächerlich, wie sehr er sich für ihren Anblick begeisterte. Diesen Zeitvertreib hatte er im College entdeckt, wenn ihn der Unterricht langweilte. Sie war so transparent. Ihr Gesicht verriet jede Gemütsregung. Ihre Augen strahlten, wenn sie lachte, und dann dieser Mund! Er liebte ihren Mund, die üppigen Lippen und die nach oben gebogenen Mundwinkel. Und dass sie mit zerzaustem Haar, ungeschminkt und in Jeans so sexy wirken konnte, wie jetzt. Wem sonst wäre das gelungen? Er verspürte plötzlich den Impuls, sich vorzubeugen und sie zu küssen. Seine Lippen konnten sie noch schmecken, und auch sein Verstand hatte sich die Erinnerung daran bewahrt. Sein Verlangen nach ihr war so heftig, dass es ihn reizbar machte.

»Du starrst mich an, Ty.« Libby hob verlegen eine Hand, um ihre verbrannte Nase damit zu bedecken. Es wäre zu sehr aufgefallen, wenn sie am Abend eine dunkle Brille getragen hätte, und daher starrte er wahrscheinlich die weiße Waschbärmaske um ihre Augen herum an.

»Tue ich das?« In seinen Phantasien hatte er sie immer wieder vor sich gesehen. Aber nicht ein einziges Mal war er auf den Gedanken gekommen, sie könnte ihm an einem Tisch gegenübersitzen und schüchtern und verwirrt wirken, und eine sanfte Röte könnte an ihrem Hals aufsteigen und seine Aufmerksamkeit auf ihre zarte Haut lenken. »Ich schaue dich gern an.«

»Das hast du nett gesagt. Ich danke dir.«

»Gern geschehen. Wie gut kennst du dich mit Voodoo aus?«

»Voodoo?« Libby war plötzlich auf der Hut und wich vor ihm zurück. »Ein bisschen. Warum fragst du?«

»Ich finde viele Dinge interessant, und Voodoo ist ein Kult, der selbst heute noch Tausende von Anhängern hat. Es ist natürlich kompletter Unsinn, aber die Leute, die Voodoo praktizieren, sind so fanatisch, dass es ihnen tatsächlich gelingt, echte physische Symptome zu entwickeln oder sogar zu sterben, wenn sie glauben, dass jemand sie verflucht hat. Das zeigt mal wieder, wie groß der Einfluss ist, den unser Verstand auf uns hat.«

Sie nickte zustimmend. »Ich habe Frauen gesehen, die sich so sehr gewünscht haben, schwanger zu werden, dass sie sämtliche Anzeichen einer Schwangerschaft entwickelt haben. Das menschliche Gehirn ist einfach umwerfend.«

»Der Medizinmann hat ungeheure Macht über seine Anhänger, und doch übertölpelt er sie am Ende, statt ihnen Gutes zu tun. Wenn man der Sache auf den Grund geht, ist er nichts weiter als ein Scharlatan.«

»Nicht alle sind Scharlatane, Ty. Viele Medizinmänner und -frauen, denen ich begegnet bin, praktizieren in Wirklichkeit Naturheilkunde und besitzen ein umfassendes Wissen über Kräuter.«

»Darauf würde ich wetten. Heilkräuter und giftige Kräuter. So haben sich die Voodoo-Priesterinnen doch den Ruf erworben, Tote auferstehen zu lassen und Zombies zu erschaffen, die man dann als Sklaven verwenden kann. In Wahrheit haben sie ihren Opfern einen wirksamen Cocktail eingeflößt, der aus Neurotoxinen besteht, wie zum Beispiel dem Gift des Fugu, einem der stärksten Nervengifte, die der Menschheit bekannt sind.«

Libby nickte. »Das Medikament Norcuron, das die Schulmedizin verwendet, hat eine ähnliche Wirkung und wird in der Chirurgie eingesetzt, um die Muskeln des Patienten zu entspannen. Das Gift des Kugelfischs würde schwere neurologische Schäden verursachen, von denen in erster Linie die linke Gehirnhälfte betroffen wäre, die für die Sprache, das Gedächtnis und die Motorik zuständig ist. Das Opfer wird lethargisch und scheint dann zu sterben. Dabei ist es noch bei wachem Verstand und wird Zeuge seines eigenen Begräbnisses.«

»Du hast dieses Zeremoniell nicht zufällig schon mal vollzogen, oder?«, fragte Ty.

Sie sah ihn hämisch an. »Außer dem Gift des Kugelfischs enthält der Cocktail auch noch Drüsensekrete der Bufokröte, die im Grunde genommen den Medikamenten Bufogenin und Bufotoxin entsprechen. Die Präparate sind fünfzig – bis hundertmal wirksamer als Digitalis, und sie sind grundlegende Voraussetzungen für die Erschaffung eines Zombie. Bufotenin zählt übrigens zu den Halluzinogenen.«

»Du kennst dich also nicht nur mit Medikamenten aus, sondern du weißt auch, wie man einen Zombie erschafft.«

Libby lächelte ihn an. »Ebenso wie du finde ich ziemlich viele Themen faszinierend.«

Tyson atmete langsam aus. Sie stellte den Zusammenhang zwischen dem Medizinmann, der Voodoo-Priesterin und ihrer Familie nicht her. Sie war außerordentlich intelligent, doch wie die Voodoo-Anhänger war auch sie einer vollständigen Gehirnwäsche unterzogen worden.

»Ist es dir als Ärztin denn überhaupt nicht peinlich, anderen Leuten deine Familie zu erklären?«

Er stellte die Frage so beiläufig, dass sie nicht gleich begriff, was er gesagt hatte. Als die Worte bei ihr ankamen, musste Libby gegen den Drang ankämpfen, ihm ihr Glas Eiswasser ins Gesicht zu schütten. »Du findest meine Familie peinlich? Bist du schon mal auf die Idee gekommen, dass du trotz deines Verstandes der dümmste und unbeholfenste Mensch auf Erden bist, wenn es darum geht, deine Mitmenschen zu verstehen oder mit ihnen umzugehen? Meine Familie ist mir nicht im Entferntesten peinlich und ebenso wenig ist mir das peinlich, was wir alle tun.«

»Du bist wütend, stimmt’s? Es besteht überhaupt kein Grund dafür, dass du dich aufregst, Libby, wir führen hier lediglich ein sachliches Gespräch. Warum nehmen Frauen alles immer gleich persönlich?«

»Wenn du meine Familie als peinlich bezeichnest, dann ist das persönlich.«

Tyson schob das Essen auf seinem Teller herum, bevor er mit seiner Gabel ein Stück Hühnerfleisch aufspießte, und währenddessen dachte er über die Situation nach. Er kaute langsam und mit einem leichten Stirnrunzeln auf dem Bissen herum. Wenn er sie dazu bringen wollte, ihren Verstand zu benutzen und ihre Familie als das zu sehen, was sie war, dann würde er viel langsamer vorgehen müssen. Sie war sehr loyal, ein großartiger Charakterzug, der die Durchführung seines Plans allerdings enorm erschweren würde. »Ich habe nie behauptet, ich fände deine Familie peinlich. Ich habe dich lediglich gefragt, ob du sie so empfindest. Du warst diejenige, die persönlich geworden ist, indem du mir Unbeholfenheit im Umgang mit meinen Mitmenschen unterstellt hast. Was die Dummheit angeht, die du mir vorgeworfen hast, ist deine Anschuldigung derart absurd, dass ich gar nicht erst darauf eingehen werde.« Er trank einen Schluck Wein und sah sie über den Rand des Glases an.

»Um deine Frage zu beantworten, ja, ich bin mir über meine mangelnden Umgangsformen durchaus im Klaren. Und nur zu deiner Information kann ich dir mitteilen, dass ich meinen Eltern laufend peinlich war, sogar so sehr, dass sie mich dem armen Sam und meiner Tante Ida aufgehalst haben. Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie es für Sam gewesen sein muss, mich in der Schule in seiner Klasse gehabt zu haben? Ich war etliche Jahre jünger als er, ein absoluter Streber und total abgehoben, ein Fachidiot, der ansonsten zu nichts zu gebrauchen war. Ich habe ihn mehr als einmal hoffnungslos in Verlegenheit gebracht, und ich tue es heute noch.«

Libby konnte ihre Augen nicht von seinem stechenden Blick abwenden. In seiner Stimme schwang keine Spur von Selbstmitleid mit; er sprach nüchtern und sachlich über reine Tatsachen. Als Tyson von seinen Eltern sprach, nahm sie jedoch eine unterschwellige Traurigkeit wahr. Er redete über seine Vergangenheit und über schmerzliche Erlebnisse, und dabei stand eine große Sehnsucht in seinen Augen.

»Du hast Recht.« Sie schämte sich dafür, dass sie ihm gleich an die Gurgel gegangen war. Jemand anderer hätte sie mit diesen Fragen vielleicht vorsätzlich beleidigen wollen, aber so funktionierte Tyson nicht. Er war tatsächlich der Meinung, einfach nur logisch zu denken, die Dinge fein säuberlich auseinander zu halten, um sie dann mit seinem eigenen Leben zu vergleichen. »Ich habe voreilige Schlüsse gezogen. Ich bin sicher, dass du deinen Eltern nicht peinlich warst, Ty. Als Kinder gelangen wir oft zu unrichtigen Schlussfolgerungen, wenn wir glauben zu wissen, warum unsere Eltern etwas tun.«

Seine Augenbrauen schossen in die Höhe. Sie hatte etwas für seine Augenbrauen übrig, die so schwarz wie die Flügel eines Raben waren und die Aufmerksamkeit auf die Intensität seiner blauen Augen lenkten.

»Jetzt klingst du wie einer von den siebenundzwanzig Psychiatern, zu denen mich meine Eltern geschickt haben. Sie wollten unbedingt herausfinden, was mit mir nicht stimmt und warum ich nicht normal bin.«

Sie nahm eine aufrechtere Haltung ein. Sie konnte seinen Schmerz fühlen, einen Schmerz, den er so tief in seinem Innern begraben hatte, dass er sich dessen wahrhaftig nicht bewusst war. »Ty, sie haben dich doch nicht wirklich zu siebenundzwanzig Psychiatern geschickt, oder?« Sie litt mit ihm, mit dem kleinen Jungen, den nie einer verstanden hatte.

»Und wie sie das getan haben. Sie wollten unbedingt erreichen, dass ich normal werde. Ich glaube, sie fanden es toll, darüber zu reden, dass ihr Sohn ein Genie ist, aber das Zusammenleben mit einem genialen Sohn war etwas ganz anderes. Ich habe über Dinge gesprochen, an denen sie keinerlei Interesse hatten und für die sie auch kein Verständnis aufbringen konnten. Ich habe oft von ihnen zu hören bekommen, mit meinem ungeselligen Benehmen brächte ich sie in größte Verlegenheit. «

Libby kniff die Lippen zusammen, um zu verhindern, dass sich Mitgefühl auf ihrem Gesicht ausdrückte, denn sie wusste genau, dass er ihr Mitgefühl nicht haben wollte. Sie hatte wunderbare Eltern, die ihre Kinder immer abgöttisch geliebt hatten. Ihre Schwestern waren liebevoll und stets hilfsbereit, und für ihre Tanten und Onkel und Cousins und Cousinen galt dasselbe. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es Eltern gab, die ihr Kind nicht um sich haben wollten oder gemeine, verletzende Dinge zu ihrem einzigen Sohn sagten. Tränen schnürten ihre Kehle zu und schimmerten in ihren Augen.

»Schau nicht so traurig, Libby«, sagte Ty. Er streckte eine Hand aus und fuhr mit einem Finger die Spur einer Träne auf ihrer Wange nach. »Nach einer Weile ist es mir gar nicht mehr aufgefallen. Mich haben ganz andere Dinge beschäftigt. Ich glaube, die Meinung, die meine Eltern von mir hatten, hat mir unglaublich zu schaffen gemacht, als ich etwa sieben oder acht Jahre alt war. Aber dann habe ich mich mit der Tatsache abgefunden, dass ich anders bin und dass sie sich nicht ändern werden. Als mir das erst einmal klar geworden war, habe ich mich den Dingen zugewandt, die mich wirklich interessiert haben. Und außerdem hatte ich Tante Ida. Sie hat mich zwar vielleicht nicht wirklich verstanden, aber sie hat mich geliebt und wollte mich immer bei sich haben. Sie hat mir den gesamten Keller als Labor überlassen. Ich fühlte mich wie im Himmel. Meine Eltern wollten nicht, dass ich mit Chemikalien oder sonst etwas hantiere. Tante Ida hat mich zu meinen Experimenten ermutigt. Nach einer Weile wollte ich am liebsten ganz hier in Sea Haven bleiben, bei ihr und Sam. Es war alles viel einfacher.«

»Aber du bist nicht hier geblieben.«

»Nein, meine Eltern haben mich ab und zu wieder zu sich genommen, damit wir in einem Bericht in irgendeiner Zeitschrift gut dastehen. Sie haben es versucht, versteh mich nicht falsch, sie wollten wirklich prima Eltern sein, aber sie hatten keine Ahnung, wie sie mit einem Sohn wie mir umgehen sollten.«

»Ich habe erst kürzlich von ihrem Tod erfahren. Was ist passiert? «

»Ein Flugzeugabsturz. Vor etwa zwei Jahren. Ich habe immer noch nicht alles geregelt. Der Nachlass hat mich restlos überfordert. Die meiste Zeit verkrieche ich mich im Labor und versuche, all das zu vergessen, obwohl ich weiß, dass ich mich damit befassen muss. Aber für mich hat das eben keinen Vorrang. Sam und ich haben uns gerade erst vor ein paar Wochen darüber unterhalten. Er hat mir den meisten Kleinkram abgenommen und viele Angelegenheiten überwacht, aber ich kann nicht von ihm erwarten, dass er das noch lange tut. Er hat schließlich sein eigenes Leben, und das Verwalten des Nachlasses ist eine aufwendige Angelegenheit.«

»Du stehst deinem Cousin sehr nah, stimmt’s?«

»Er ist für mich eher ein Bruder als ein Cousin. Er tut sein Bestes, um mich zu verstehen.« Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und ließ seine scharf geschnittenen Züge weicher und beinah knabenhaft wirken. »Den Versuch, mit mir und zwei Frauen auszugehen, hat er allerdings aufgegeben. Er behauptet, ich sei ätzend.«

»Das muss man sich mal vorstellen.«

Er zuckte die Achseln. »Geistlose Gespräche langweilen mich schnell. Ich bemühe mich zwar, den Mund zu halten und einfach nur zuzuhören, aber nach einer Weile halte ich es nicht mehr aus, und dann muss ich gehen. Ich sehe das als das kleinere von zwei Übeln an, aber dieser Meinung sind die Frauen bedauerlicherweise nicht.«

»Du machst nicht den Eindruck, als würde dich das stören.« Er zog den Kopf ein. »Nicht besonders. Ich wünschte, es würde mir etwas ausmachen. Ich möchte mich daran stören. Aber es sieht so aus, als brächte ich beim besten Willen nicht die Energie auf, mir etwas daraus zu machen, was die Leute von mir halten.«

»Auch nicht, was Sam von dir denkt?«

Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, drehte den Stiel des Weinglases zwischen seinen Händen und zog die Stirn in Falten, während er darüber nachdachte. »Nein. Für Sam ist es nicht wichtig, dass ich charmant bin. Wir verkehren die meiste Zeit nicht in denselben Kreisen. Er führt sein Leben und ich führe meines. Selbst dann, wenn wir gemeinsam das Haus bewohnen, halte ich mich meistens im Keller auf.«

»Du bringst die Arbeit mit nach Hause«, vermutete sie. »Du nimmst dir frei, aber du arbeitest trotzdem.«

»Ich kann nicht über einen längeren Zeitraum abschalten. Und wenn ich erst einmal anfange, über Dinge nachzudenken, dann muss ich Experimente anstellen. Sam ist daran gewöhnt, dass ich verschwinde. Er ist derjenige, der sich immer um alles kümmert, die Rechnungen bezahlt und dafür sorgt, dass der Kühlschrank gefüllt ist. In der letzten Zeit habe ich jedoch begriffen, was für eine Last ich ihm damit aufbürde, und ich habe mich entschlossen, einen Buchhalter einzustellen. Ich bemühe mich, ihn von einem Teil des Drucks zu entlasten und mehr Verantwortung zu übernehmen.«

»Sam? Er ist immer so …« Libby unterbrach sich und suchte nach dem richtigen Wort. Wirkte Sam nicht immer charmant und umgänglich? Er machte jedenfalls mit Sicherheit nicht den Eindruck, als sei er überlastet. »Gelassen? Locker? Ich habe gehört, dass du deine Erbschaft mit ihm geteilt hast. Das war sehr großzügig von dir.«

Er lachte. »Großzügig von mir? Das Geld bedeutet mir nicht das Geringste. Die meiste Zeit vergesse ich, dass es überhaupt da ist. Sam hat seine Mutter und sein Haus mit mir geteilt. Im Vergleich dazu ist das Geld gar nichts, Libby.«

Sie hörte die vollständige Ehrlichkeit in seiner Stimme. Vielleicht lag es daran, dass das Geld seinen Eltern gehört hatte, oder dass er selber gut verdiente. Wahrscheinlich entsprach diese Haltung aber ganz einfach seinem Charakter. Jedenfalls glaubte sie ihm – und sie bewunderte ihn. An Tyson war wesentlich mehr dran, als sie jemals für möglich gehalten hatte.

»Warum gehst du zum Parasailing und bekämpfst Feuer und suchst dir zum Rafting den wildesten Fluss aus? Was treibt dich dazu?«

»Ich möchte mich lebendig fühlen.«

»Macht es dir denn gar nichts aus, welchen Risiken du deinen brill…« Sie biss sich auf die Zunge, verschluckte, was sie eigentlich hatte sagen wollen, und sagte stattdessen: »Dass du dich in Gefahr bringst?«

Sein Lächeln verlieh seinen Augen ein warmes, tiefes Blau. Und es lag viel zu viel Glut in seinem Blick.

»Brillant, wolltest du sagen, Libby. Siehst du? Du hast mich also doch als brillant bezeichnet, stimmt’s? Im Krankenhaus. «

Sein Lächeln war unglaublich sexy. Alles an ihm war sexy, vor allem, wenn er sie aufzog. »Ich bin ganz sicher, dass ich das nicht gesagt habe. Du hast dir das ganze Gespräch selbst ausgedacht. Ich habe auch nicht in eine Verabredung mit dir eingewilligt. «

»Du erinnerst dich wirklich an gar nichts mehr?«

»Nur an unzusammenhängende Bilder. Was ist mit dir?« Sie war gespannt darauf, was er von jenem Tag in Erinnerung hatte.

»Die Rettung. Der Sturz. Es ist alles ein bisschen verschwommen. Dann fehlt mir fast jede Erinnerung, bis ich im Krankenhaus wieder zu mir gekommen bin. Ich würde schwören, dass ich Joe Fields dort gesehen habe. Er stand im Flur, aber wenn er wirklich da war, warum ist er dann nicht reingekommen und hat mit mir geredet?«

»Wer ist Joe Fields?«

»Er arbeitet für BioLab und ist ein guter Freund von einem der Biochemiker, die am PDG arbeiten.«

»Ach, wirklich? Er muss von deinem Unfall gehört haben und hergekommen sein, um nach dir zu sehen. Ich bin sicher, dass du für deine Firma sehr wichtig bist.«

»So schnell hätte er nicht nach Sea Haven kommen können. Nicht mal per Flugzeug. Dafür war keine Zeit. Er hätte schon vor dem Unfall hier sein müssen.« Ty schüttelte den Kopf. »Aber vielleicht war ich auch derart weggetreten, dass ich mir nur eingebildet habe, ihn zu sehen. Andererseits erinnere ich mich auch daran, dass ich von dir geträumt habe, als ich bewusstlos war.« Ein schwaches Lächeln, mit dem er sich über sich selbst lustig zu machen schien, verzog seine Mundwinkel. »Aber das tue ich oft, also ist es nicht weiter erstaunlich. Dann habe ich die Augen aufgeschlagen und dein Gesicht gesehen und geglaubt, ich träume noch. Mein Gott, du bist wunderschön. « Seine Stimme wurde rau, und seine Augen färbten sich noch dunkler.

Libby spürte, wie seine Stimme elektrische Funken durch ihren Körper jagte. Warum war sie bloß so anfällig für ihn? Nie in ihrem Leben hatte sie sich so übermächtig zu einem Mann hingezogen gefühlt. Nicht mit dieser unglaublichen Intensität. Ihre Kehle war trocken, und das galt auch für ihre Lippen. Sie wollte ihn berühren. Es juckte sie geradezu in den Fingern, ihn zu berühren. Ihr, Libby Drake, die immer so beherrscht war, wurde in einem Affentempo jegliche Selbstbeherrschung entrissen, als die Glut, die seine Blicke bei ihr auslösten, sich langsam in ihrem Körper ausbreitete.

»Ich bin doch gar nicht schön«, sagte sie. Kein Mann hatte ihr jemals gesagt, sie sei schön, aber Tyson schien seine Blicke nicht von ihr losreißen zu können. Sein Verlangen war so unverhohlen, dass ihr gar nichts anderes übrig blieb, als ihm zu glauben.

»Für mich bist du es. Ich träume tatsächlich von dir.«

Er trank wieder einen Schluck von seinem Wein, und sie sah ihm beim Schlucken zu. Selbst das war erotisch. Es hatte sie ganz schön erwischt. »Du träumst von mir?«

»Du willst bestimmt nicht wissen, was ich träume. Du würdest mich ohrfeigen.«

Erregung ergriff von ihrem ganzen Körper Besitz. In dem Moment wollte sie, Gott bewahre, tatsächlich nur wissen, was genau er in seinen Träumen mit ihr tat. Sie konnte an nichts anderes denken als daran, wie seine Haut schmeckte. Sie schloss die Augen und trank in der Hoffnung, dass es helfen würde, einen Schluck von ihrem Eiswasser. Es half aber nicht. Sie presste ihre Zunge an die kalten Perlen, die an der Außenseite des Glases schmolzen, und wünschte, es sei seine Brust.

»Verdammt noch mal, Libby, du bringst mich um. Ich besitze nicht so viel Disziplin, wie du glaubst. Vielleicht sollten wir ein Bett finden und es hinter uns bringen.«

Sein schroffer Tonfall, fast schon ein Knurren, riss sie abrupt aus ihren Gedanken. Was dachte sie sich bloß? Libby kannte ihr eigenes Naturell in – und auswendig. Sie war keine Frau für eine Nacht. Sie verknallte sich nicht. Und auf Tyson Derrick hatte sie schon immer viel zu stark reagiert, um zu glauben, dass sie unbeschadet davonkommen würde. Er wollte Sex. Schlicht und einfach Sex, und wer hätte ihm das vorwerfen können, wenn man bedachte, wie sie sich benommen hatte? Im Laufe dieses Abends hatte sie ihn die meiste Zeit mit ihren Augen ausgezogen. Sie presste das Glas an ihre glühende Stirn.

»Libby?«

Sie räusperte sich. »Ich weiß diese Aufforderung wirklich zu schätzen und insbesondere die Raffinesse, mit der du mir dein Anliegen vorgetragen hast, aber ich glaube trotzdem, ich muss passen.«

»Warum?«

Die Kampfansage in seiner Stimme ging ihr unter die Haut und ließ sie prickeln, bis sie spürte, wie sich ihre Empörung zu regen begann. Aber vielleicht war es auch nicht seine Kampfansage, vielleicht begehrte sie ihn nur so sehr, dass sie reizbar und rastlos war und aktiv Streit mit ihm suchte. Die Begierde grub ihre Krallen in Libbys Magengrube und fiel rasend über sie her, und deshalb musste sie den Blick abwenden.

Libbys Blick fiel auf einen Mann, der ganz in der Nähe an einem Tisch zu ihrer Linken saß. Das Wiedererkennen traf sie wie ein Schock. Sie setzte sich aufrechter hin. Ihre Augen waren plötzlich vor Angst weit aufgerissen, als sie sich Ty wieder zuwandte.

Seine Reaktion verblüffte ihn. Ty hatte gerade noch gespürt, wie wilde Lust in seinen Eingeweiden brauste, so dass er fürchtete, er könnte jeder Zeit in Flammen aufgehen. Doch dann sah sie ihn mit Angst in den Augen an und wirkte so zerbrechlich und schutzbedürftig.

Noch nie in seinem Leben hatte er Beschützertriebe entwickelt, und doch wollte er jetzt aufspringen, sie in seine Arme reißen und sie schützend an seinen Körper pressen. Von den angeknacksten Rippen und den Muskelrissen mal ganz abgesehen war er plötzlich ein Höhlenmensch, den Adrenalin durchströmte und der sich von seinem Beschützertrieb mitreißen ließ.

Er nahm ihre Hand und verschlang seine Finger eng mit ihren, um ihr zu zeigen, dass sie nicht allein war. Dann hörte er das Scharren von mehr als vier Stuhlbeinen und drehte den Kopf um, als drei Männer sich um seinen Tisch drängten, Stühle heranzogen und sich unaufgefordert hinsetzten.

»Ihnen ist wohl nicht aufgefallen, dass Sie uns beim Essen stören«, sagte Ty sarkastisch zur Begrüßung. Er hob eine Hand, um den Kellner herbeizurufen.

Einer der Männer ließ sein Jackett mit einer lässigen Bewegung verrutschen, um eine Pistole in einem Schulterhalfter freizulegen. Das wirkte auf Tyson nicht etwa ernüchternd, sondern ließ Wut in ihm auflodern. Fast hätte er sich über den Tisch gebeugt, um den Mann zu würgen. Libbys bleiches Gesicht und ihre Finger, die sich um seine spannten, als wollte sie ihn zurückhalten, entgingen ihm keineswegs. »Soll mich das etwa einschüchtern?«

»Ich möchte ein paar Worte mit der jungen Dame wechseln«, sagte der größte der drei Männer mit gesenkter Stimme. »Ich bin John Sandoval, und das sind meine Kollegen. Ich bin im Auftrag meines Chefs hier, der Edward Martinelli heißt. Ich werde ihre Zeit nur für ein paar Minuten in Anspruch nehmen und das wird ihr viele Unannehmlichkeiten ersparen. Ich bin sicher, dass sie diese Fotografien ungern veröffentlicht sähe.« Er warf etliche Bilder vor Ty auf den Tisch.

Tyson warf einen Blick darauf. Sie zeigten ihn in seinem Krankenhauszimmer und waren offensichtlich durch die Trennscheibe aus Glas aufgenommen worden. Er schien in einer sehr schlechten Verfassung und bewusstlos zu sein, und sein Körper war durch Schläuche und Röhrchen mit Geräten verbunden. Libby stand neben ihm und war über seinen bewusstlosen Körper gebeugt. Der Blitz musste sich in der Scheibe gespiegelt haben, denn sie schien zu leuchten, als strahlte ihr Körper ein eigentümliches Licht ab. Sie sah aus, als sei sie in eine weiß glühende Aura gehüllt. Ihre Hände lagen auf seinem Kopf, und ihre Augen waren geschlossen.

Sein Herz machte einen gewaltigen Satz in der Brust und begann dann zu hämmern. Ihr Gesicht drückte Schmerz aus, oder vielmehr Folterqualen, die sie schier zu zerreißen drohten. Und auf jeder weiteren Aufnahme schienen diese sich zu verschlimmern, bis Blut ihre Mundwinkel sprenkelte und Tränen über ihr Gesicht rannen. Das letzte Bild zeigte ihn munter und vollständig bei Bewusstsein, während Libby sich an die Wand kauerte und verloren und verletzbar wirkte.

»Wie Sie selbst sehen können, wäre es nicht gut«, sagte John, während er sich vorbeugte und mit seinem Daumen die Bilder durchblätterte, »wenn die Revolverblätter diese Fotos und eine Kopie der CT-Aufnahmen Ihres Gehirns nach Ihrem Unfall in die Hände bekämen.«

»Und wie genau könnten Sie an diese vertraulichen Unterlagen gekommen sein?«, wollte Libby wissen. Ihre Finger spannten sich um Tysons Hand, bis ihre Knöchel weiß wurden, aber ihre Stimme blieb ruhig.

John zuckte die Achseln. »Das Personal in diesen Krankenhäusern ist so achtlos und lässt die Unterlagen der Patienten sonst wo herumliegen. Mein Chef verlangt nicht mehr von Ihnen als ein paar Minuten Ihrer Zeit. Ich denke, Sie hätten ihn bestimmt nicht gern zum Feind.«

»Und ich kann ihm nur davon abraten, mir zu drohen«, sagte Libby, und in ihren grünen Augen begann stiller Zorn zu schwelen. Der Rotwein in Tysons Glas sprudelte und an der Oberfläche bildete sich blutroter Schaum. Libby versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie gut der Hieb saß. Wenn diese Bilder in einem der Schundblätter abgedruckt wurden, würden sie und ihre Schwestern ein gefundenes Fressen für die Medien sein.

»Edward Martinelli ist ein Freund von mir«, sagte Ty. »Wir gehen zusammen zum Rafting und zum Bergsteigen. Ich werde ihn anrufen und ihm mitteilen, dass Sie Miss Drake schikanieren und ihr drohen.« Tyson schob die Fotografien über den Tisch zurück, und auf seinen Gesichtszügen drückte sich blanke Verachtung aus. »Jeder kann an Fotos herumpfuschen. Dazu braucht man nichts weiter als die richtige Software, mit der sich jeder gewünschte Effekt erzielen lässt. Ihre angeblichen Beweise beeindrucken mich überhaupt nicht.«

Libby wagte es nicht, Tyson anzusehen. Sie schnappte einige seiner Gedanken auf. Er glaubte nicht an die Gaben der Drake-Schwestern und war der Meinung, wenn sie nicht derart darauf versessen wären, aller Welt weiszumachen, sie besäßen magische Kräfte, dann käme es gar nicht erst zu solchen Drohungen. Ihm war nicht aufgefallen, dass der Wein in den Gläsern und der Kaffee in den Tassen sprudelten und schäumten. Sie holte Luft und atmete langsam wieder aus, um sich zu beruhigen. So beiläufig wie möglich legte sie ihre Hand auf das nächste Weinglas, um dem Sprudeln Einhalt zu gebieten.

Tyson ließ einen Finger über Libbys Arm gleiten, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und lächelte sie flüchtig an. »Der Sheriff wird jeden Moment hier sein. Er mag Libby sehr gern, und ein Versuch, sie zu erpressen, wird ihm gar nicht gefallen.«

»Sie missverstehen das«, sagte John und griff nach den Bildern.

Eine Hand streckte sich über seine Schulter und brachte die Bilder an sich. »Libby, es tut mir Leid, dass wir zu spät zum Nachtisch kommen. Hast du schon bestellt?« Elle Drake reichte dem Mann, der hinter ihr stand, die Fotografien.

Jackson Deveau ragte über Elle auf, aber das lag nur daran, dass sie so klein war. Er war ein stämmiger, untersetzter Mann mit breiten Schultern und besaß im Gegensatz zu Jonas Harringtons subtilerer Kraft unübersehbare physische Kräfte. Jacksons Züge waren finster, und verkniffen und seine Augen glitzerten bedrohlich. »Meine Herren, ich glaube, Sie sitzen auf unseren Plätzen.«

Der Mann, der sein Jackett über dem Schulterhalfter hatte aufspringen lassen, wiederholte diese lässige Geste, die dazu gedacht war, die anderen einzuschüchtern. Jacksons Hand schloss sich augenblicklich um den Nacken des Mannes und schmetterte seinen Kopf brutal auf die Tischplatte. Die Mündung der Waffe in der anderen Hand des Deputy war fest an den Schädel des Mannes gepresst. »Libby, Ty, tretet auf der Stelle vom Tisch zurück.«

Tyson hatte sich bereits erhoben und zog Libby von ihrem Stuhl hoch und hinter sich. Ty sah sich im Raum um. Die anderen Gäste waren verstummt und beobachteten, wie das Drama seinen Lauf nahm. Mason Fredrickson, ein Einwohner von Sea Haven, und ein älterer Mann, den Ty nicht kannte, hatten sich zu beiden Seiten neben Jackson aufgebaut. Beide Männer gehörten zu den Reservekräften und waren jederzeit bereit, die hiesigen Behörden zu unterstützen, wenn sonst niemand zur Verfügung stand.

John rührte sich nicht, doch der andere Mann griff in seine Jacke, und Mason hielt seine Hand fest. »Das täte ich an Ihrer Stelle nicht. Sie kennen Jackson nicht. Er würde Sie alle drei abknallen, und dann müssten wir erst das Restaurant säubern, bevor wir zu Abend essen können. Lassen Sie Ihre Hände auf dem Tisch liegen.«

Jackson legte dem ersten Mann Handschellen an und steckte die Handgelenke des zweiten in Kabelbinder. John Sandoval sah Libby die ganze Zeit über fest an. »Die Männer haben reguläre Waffenscheine.« Sein Blick löste sich nicht von ihrem Gesicht. »Das ist alles so überflüssig. Er will doch nur mit Ihnen reden und verlangt nicht mehr als ein paar Minuten von Ihrer Zeit. Ihn zu verärgern, wäre eine Dummheit.« Er griff ganz selbstverständlich nach Libbys Wasserglas und trank mit ausdruckslosem Gesicht einen Schluck daraus.

Sandoval würgte und ließ das Wasserglas fallen. Es zerbrach auf dem Tisch, und die Tischdecke saugte sich mit der Flüssigkeit voll. Dann hob er beide Hände an seinen Kragen. Verzweifelt riss er daran, während sein Gesicht sich sprenkelte. Libby stieß Tyson aus dem Weg und eilte an Sandovals Seite, während Jackson und die beiden anderen Männer ihre Gefangenen vom Tisch fortzogen. Sandoval ging in die Knie. Nur Libbys Arm verhinderte, dass er auf den Boden fiel. Sie warf einen schnellen Blick in sein Gesicht und nahm wahr, wie er keuchend um Luft rang. Dann wandte sie den Kopf um und sah ihrer jüngeren Schwester fest in die Augen. Die beiden starrten einander lange an.

Libby ließ Sandoval auf den Boden sinken und öffnete seinen Kragen. Seine Lippen liefen blau an, und er gab schreckliche, keuchende Laute von sich. Libby setzte ihren Körper dazu ein, ihn so gut wie möglich gegen die Blicke der anderen Anwesenden abzuschirmen, und dann zeichnete sie Symbole in die Luft über seinem Kopf. Die Striche schimmerten silbern und funkelten, und sie enthüllten eine weitere dunklere Schicht von Symbolen. Libby zischte und sah Elle wieder an.

Die silbernen Funken sprangen über die dunkleren und löschten sie. Libby beugte sich über den Mann und hielt ihre Lippen an sein Ohr, während sie ihm zu helfen schien. »Es wäre eine sehr große Dummheit von Ihnen, einen Angehörigen meiner Familie zu bedrohen«, flüsterte sie.

Libby stand auf und stellte sich wieder hinter Tyson und neben Elle. Sie packte den Arm ihrer jüngeren Schwester. Die beiden blieben ganz dicht nebeneinander stehen und starrten einander an. Elle streckte ihre Arme aus, riss Libby an sich und hielt sie fest. Ich fühle und sehe überall um dich herum Gefahr. Sie umgibt deine Aura und ich kann den Quell nicht finden. Ich habe solche Angst um dich.

Elle griff selten auf die Möglichkeit der telepathischen Verständigung zurück, so selten, dass Libby oft vergaß, wie ausgeprägt ihre telepathische Veranlagung war. Doch sie konnte die Stimme ihrer Schwester und den lauten Hall der Furcht deutlich hören. Libby verflocht ihre Finger mit denen ihrer Schwester und stellte die Verbindung zwischen ihnen her, damit sie spüren konnten, wie die Kraft zwischen ihnen floss. Auf einer anderen Bewusstseinsebene nahm Libby wahr, dass Jackson die drei Männer aus dem Restaurant führte und die Kellner hastig den Tisch abräumten, aber all das schien sich in weiter Ferne abzuspielen.

Steckt Edward Martinelli dahinter?

Ich wünschte, ich wüsste es. Ich lasse dich ungern aus den Augen, und Hannah hat auch ein ungutes Gefühl. Ich muss mit Sarah reden, um zu sehen, ob sie etwas Böses wahrnimmt, das in den Schatten um uns herum lauert.

Hast du etwas davon wahrgenommen, als ich im Krankenhaus gearbeitet habe? Ich meine, bevor ich zu Ty gegangen bin und ihn geheilt habe?

Elle wirkte verwirrt und traurig. Ich weiß es nicht. Es tut mir ja so Leid, aber ich weiß es nicht.

Für einen kurzen Moment war Elles Seele vor Libby bloßgelegt, und sie erhaschte einen Blick auf die furchtbare Bürde, die ihre jüngere Schwester zu tragen hatte. Ständig wurde sie mit Gedanken und Gefühlen bombardiert, mit der Wahrnehmung der Menschen um sie herum, und besonders deutlich nahm sie ihre Schwestern und deren intimste Hoffnungen und Ängste wahr. Elle kannte ihre Geheimnisse und rang darum, die Privatsphäre einer jeden zu wahren. Libby fühlte die niederdrückende Last all dieser Geheimnisse und die ungeheure Kraft, die ständig durch Elles Körper strömte – das Gefühl, sie sei für die Sicherheit aller verantwortlich.

Sie drückte Elle eng an sich und ließ ihre Hände ganz bewusst über die Arme ihrer Schwester gleiten. Tief in ihrem Innern begann der wärmende Quell zu sprudeln, der es Libby erlaubte, Elles Qualen zu lindern. Heute Abend bin ich in Sicherheit, Kleines. Ich danke dir dafür, dass du mich so sehr liebst.

Elle blinzelte gegen ihre Tränen an, und als sie sich umsah, stellte sie verblüfft fest, dass Mason Fredrickson und ein Kellner und Tyson dicht vor ihnen standen. Sie bildeten mit ihren Körpern einen Schutzwall und schirmten die Drake-Schwestern gegen neugierige Blicke ab.

»Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Tyson und nahm Libbys Hand. »Du siehst blass aus.« Er zog ihre Hand an seine Schulter.

»Mir fehlt nichts. Es tut mir Leid, dass ich dich in diese Lage gebracht habe. Martinelli muss verzweifelt sein, wenn er bewaffnete Männer schickt, um mich einzuschüchtern, damit ich mit ihm rede. Kennst du ihn tatsächlich?«

»Ja, ich kenne ihn, und das hier sieht ihm überhaupt nicht ähnlich. Wer auch immer dieser John Sandoval sein mag, mit Ed hat er nichts zu tun. Ich werde Ed anrufen und ihm mitteilen, was hier vorgeht«, sagte Ty.

»Ich kann nur hoffen, dass du Recht hast«, erwiderte Libby. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit Mason Fredrickson zu, einem Mann, mit dem ihre älteren Schwestern zur Schule gegangen waren. »Danke, Mason. Es war sehr mutig von dir, Jackson den Rücken zu stärken.«

»Ich habe Sylvia zum Essen ausgeführt, und sie hat gemerkt, dass du in Schwierigkeiten bist. Sie konnte es dir im Gesicht ansehen. Ich gehöre zu den Reservekräften des Sheriffs und Mike Dangerfield auch, also haben wir die Lage im Auge behalten. Wir sehen uns dann später noch.« Er schlenderte durch das Restaurant zu dem intimen kleinen Tisch in einer dunkleren Ecke zurück.

Elle und Libby tauschten einen schnellen Blick miteinander aus. Tun sie sich wieder zusammen? Elle sandte die Frage zu ihrer Schwester.

Libby zuckte die Achseln. Sie hoffte es. Mason hatte Sylvia gut getan, und ungeachtet des Umstands, dass sie eine Affäre gehabt hatte, liebte Sylvia ihn offenbar und hatte dazu beigetragen, ihrem Exmann das Leben zu retten, als ein Mordanschlag auf ihn unternommen worden war. Libby lugte um Tysons größere Gestalt herum, winkte Sylvia zu und formte mit den Lippen ihren Dank.

Sylvia strahlte und winkte zurück. Elle trug ein kleines Lächeln zu Libbys Strahlen bei und hob zögernd eine Hand zum Winken. »Ich sollte jetzt wohl besser gehen.«

Libby hielt ihre Schwester am Arm fest. »Iss einen Nachtisch mit uns.« Sie wollte sich Tysons Fragen nicht aussetzen und ebenso wenig seinem Urteil über die Dinge, die ihre Familie bewerkstelligen konnte. Er hatte den Einsatz der magischen Fähigkeiten der Schwestern mitbekommen.

Elle schüttelte den Kopf. Sie zitterte. »Ich glaube, ich muss dringend nach Hause und mich hinlegen.« Sie rieb ihre Schläfen. »In der letzten Zeit habe ich wieder diese Kopfschmerzen, Libby.«

»Ich komme mit dir«, sagte Libby sofort. Sie blickte lächelnd zu Ty auf. »Danke für diesen wundervollen Abend. Es hat mir Spaß gemacht, bis Sandoval und sein Gefolge zu uns gestoßen sind.«

»Ich weiß nicht recht, aber irgendwie hat mir auch das Spaß gemacht«, sagte Ty mit einem schiefen Lächeln. »Bist du gemeinsam mit dem Sheriff gekommen?«, wandte er sich an Elle. »Ich bin übrigens Tyson Derrick. Du musst wohl Elle sein?«

»Mit dem Deputy«, verbesserte ihn Elle. »Ja, ich bin gerade hierher gerannt, und er hat mich auf dem Weg aufgegabelt. Freut mich, dich kennen zu lernen. Tut mir Leid, dass ich einfach so in euer Rendezvous reingeplatzt bin.«

»Ich war ohnehin auf dem besten Weg, mir Schwierigkeiten einzuhandeln«, gab Tyson zu. »Libby kann so vieles an mir nicht leiden.«

»Aber offenbar hat sie nicht gegen alles etwas«, sagte Elle und strich Libby das Haar aus dem Nacken.

Libby schnitt ihr eine Grimasse. »Fang du bloß nicht auch noch an, Elle. Hannah, Sarah und Kate haben mir schon erbarmungslos zugesetzt. Elle ist das Küken«, fügte sie zur Erklärung hinzu.

»Kommt schon, ich bringe euch beide nach Hause.« Er legte seine Hand auf Libbys Kreuz, und sie fühlte seine Handfläche glühend heiß durch ihre dünne Bluse.

Plötzlich war sie sehr nervös. Er hatte wieder diesen Tonfall angeschlagen, diese heisere, sinnliche Stimme, die tief genug war, um ihren Körper in Aufruhr zu versetzen und Verheerungen in ihrem Gehirn anzurichten. Elle würde es merken. Libby konnte nicht verhindern, dass sie errötete.

Elle versetzte ihr einen Rippenstoß. So geht es mir mit Jackson. Ich kann es nicht ausstehen.

Echt wahr? Das war eine schockierende Enthüllung. Und dieses Eingeständnis hatte Elle viel gekostet, aber sie war von Natur aus fair. Wenn sie Libbys intimste Geheimnisse erfuhr, dann enthüllte sie ihr eigenes Geheimnis auch.

Bedauerlicherweise ja. Ich halte mich nach Möglichkeit von ihm fern.

Und ich sollte mich von Ty fern halten. Wenn er bloß den Mund hielte und sich einfach nur von mir anstarren ließe, wäre alles wunderbar, gab Libby zu.

»Was macht ihr beide da?«, fragte Ty, als er sie aus dem Restaurant führte.

Libby zwinkerte Elle zu. »Elle hat telepathische Fähigkeiten. Wir haben uns über dich unterhalten.«

Er blieb mit gerunzelter Stirn direkt vor der Tür stehen und sah die beiden an, als seien sie äußerst exotische Proben unter einem Mikroskop. »Das ist doch nicht euer Ernst, oder?«

»Absolut. Möchtest du vielleicht, dass Elle mit dir redet?«

Tyson unterdrückte seine spontane Reaktion. Libby war einfach ziemlich durcheinander. Da war es zwecklos, sie ausgerechnet jetzt zur Vernunft bringen zu wollen. Diese Gelegenheit würde sich schon noch ergeben. »Nein.« Er ließ die Tür hinter ihnen zufallen und machte sich auf den Weg zum Wagen. »Ich passe.«

Er hielt Elle die Tür auf, damit sie auf den Rücksitz klettern konnte, und dann trat er vor Libby und verhinderte, dass sie in seinen Wagen stieg. Seine Schenkel pressten sich eng an sie, und seine Körperwärme hüllte sie ein. »Andererseits habt ihr wenigstens über mich geredet. Wenn ihr euch telepathisch verständigt, dann muss das, was ihr über mich gesagt habt, einsame Spitze gewesen sein.« Seine Stimme war um eine weitere Oktave gesunken und sandte ihr einen erneuten Schauer über den Rücken.

Wie stellte er das bloß an? Ihre Sexualität war unterentwickelt. Das hatte sie schon immer gewusst und mit der Zeit akzeptiert. Joley verströmte Sex aus jeder Pore. Hannah verschlug den Männern den Atem. Ihre anderen Schwestern brauchten nur eine Bar zu betreten und alle Köpfe drehten sich nach ihnen um – aber das galt nicht für Libby. So war sie nun mal nicht. Sie dachte nicht an Sex, und sie war auch frei von sexuellen Empfindungen. Männer waren Kollegen, und sie hatte viel zu viel zu tun, um sich mit dem Versuch zu beschäftigen, ihr wüstes Haar zu bändigen und Make-up aufzutragen und so zu tun, als hätte sie Brüste. Aber jedes Mal, wenn sie Tyson Derrick ansah, wurde ihr glühend heiß. Sie schmolz dahin und hatte ganz außerordentliche erotische Phantasien. Sogar mit der Waschbärmaske von der Sonnenbrille, der verbrannten Nase und dem wilden Haar fühlte sie sich sexy.

Um Himmels willen, Libby. Wie soll ich denn da noch länger ernst bleiben?

Libby lachte schallend. Hör auf, meine Gedanken zu lesen!

Du posaunst sie so laut aus, dass die ganze Stadt sie hören kann. Elle wieherte vor Lachen.

Tyson schlang seine Arme um Libby, zog sie an sich und lenkte sie damit augenblicklich ab. Er sah mit seinen blauen Augen und seinen sündhaft erotischen Lippen auf sie hinunter, und sie fixierte ihn, bevor sie sich Einhalt gebieten konnte. Sie starrte seinen Mund an und malte sich aus, wie er sich anfühlte und wie er schmeckte.

»Du solltest mich nicht so ansehen, Libby«, warnte er sie und senkte den Kopf, bis seine Lippen ihre um ein Haar berührten.

Ihre Knie wurden weich, als sie ihm in die Augen sah, doch sie wandte ihren Blick nicht ab. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, warum sie so wild entschlossen war, ihn auf Distanz zu halten. Sie spürte, dass er zusammenzuckte, als er sie eng an sich zog, und ihre Hand schien sich wie aus eigenem Antrieb zu heben und sich zielstrebig auf sein Brustbein zu legen und wieder einmal auf seine angeknacksten Rippen hinabzugleiten.

Sein Mund streifte federleicht ihre Lippen.

Libby! Elle beugte sich über die Lehne des Vordersitzes und drückte laut auf die Hupe. Das Geräusch ließ Libby und Tyson auseinander springen. Elle sah sie durch das Seitenfenster an. »Die Windschutzscheibe beschlägt schon.«

Ty rieb sich den Nasensteg. »Wir sitzen doch gar nicht im Wagen. Rein technisch gesehen ist das ausgeschlossen.«

»Nicht wirklich«, murmelte Libby und zog die Tür auf. »Tut mir Leid, Elle.«