17

«Meine Tage sind bald abgelaufen, da mag kommen, was will.» Else wischte sich den Schweiß aus ihrem faltigen Gesicht. «Doch was euch Junge betrifft, so bete ich, dass das alles bald ein Ende hat.»

Sie saßen im Hof vor Elses Häuschen, im Schatten zwar, doch selbst hier war die Hitze kaum auszuhalten.

David griff nach einer der glänzenden rotgrünen Julibirnen, und Agnes schlug ihm auf die Finger. «Lass das. Die haben wir der Gevatterin zum Geschenk mitgebracht.»

«Nun sei doch nicht so streng mit dem Büble. Los, mein Junge, such dir die schönste aus. Und dann ab in den Hühnerstall, Eier suchen.»

«Denk dir», fuhr Else fort, nachdem sich der Junge Richtung Schuppen getrollt hatte, «Melchert hat sich freiwillig zum Landesaufgebot gemeldet. Ich hab ihn ausgelacht. Dich alten Stecken jagen sie gleich wieder heim, hab ich ihm gesagt. Aber jetzt hab ich Angst, dass sie den Alten tatsächlich holen.»

«So bös wird es nicht kommen», versuchte Agnes sie zu beruhigen, doch klangen ihr die eigenen Worte falsch und verlogen im Ohr.

Dabei hatte es zunächst durchaus ausgesehen, als hätten Doctor Löfflers diplomatische Bemühungen Früchte getragen. Was hatte der Vizekanzler nicht Tröstliches zu berichten gewusst: Von Wallenstein drohe keine Gefahr, er habe nicht die Absicht, sich für einen Einmarsch gebrauchen zu lassen und seine Soldaten auszuschicken, um die Tore der Klöster zu sprengen. Er wolle keine neuen Feinde schaffen. Doch dann, zu Beginn des Regensburger Reichstags, war der strenge kaiserliche Befehl nach Memmingen gegangen, Wallenstein möge die Klostersache in Württemberg endlich zum Abschluss bringen – sonst könne man das kaiserliche Heereskommando auch einem anderen General übertragen. Eilends war der württembergische Regent nach Heidenheim aufgebrochen zu einer geheimen Unterredung mit dem Feldherrn, doch da war nichts zu retten. Er habe, so ging das Gerücht in Stuttgart, einen lethargischen, gichtkranken Mann angetroffen, der ein ums andre Mal beschied, er sei zwar ein Freund Württembergs, müsse aber geschehen lassen, was geschehen solle.

Und ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt traten der siebzehnjährige Thronfolger und seine Brüder ihre Kavalierstour nach Straßburg und Mömpelgard an. «Der Feind kommt, und meine Brüder machen sich aus dem Staub», hatte Antonia anfangs noch gespottet. Doch inzwischen überwog die Sorge um die Prinzen. Würden sie bei ihrer Rückkehr ihr Land unversehrt vorfinden?

Vor drei Tagen nun war von Regensburg Nachricht eingetroffen, seine kaiserliche Majestät sehe sich, da mit einem Einlenken der Württemberger nicht mehr zu rechnen sei, gezwungen, achtundzwanzig Kompanien in die württembergischen Kernlande zu entsenden. Agnes sah noch immer die entsetzten Gesichter im herzoglichen Frauenzimmer vor sich. Dass nicht Wallenstein, sondern ein gewisser Oberst von Ossa an der Spitze marschierte, hatte Prinzessin Antonia zu der bissigen Bemerkung provoziert: Der Friedländer sei nicht nur ein Heuchler, sondern auch ein elender Feigling.

«Weißt du, Else, was ich am meisten fürchte? Dass es nicht dabei bleibt.»

«Wobei?«

«Dass die Katholischen nur die Klosterländereien besetzen, und Schluss. Unser Regent wird sich nicht mehr lange neutral halten. Die jungen Männer im Land gieren doch danach, sich in die Schlacht zu stürzen, und die Landschaft hat längst Gelder bewilligt, um Truppen anzuwerben. Dann tobt der Krieg bald auch bei uns.»

«Nein, nein, nein.» Else schüttelte den Kopf. «So weit darf es nicht kommen.»

«Wird es aber.» Agnes starrte zu Boden. «Dieser Krieg ist wie ein Waldbrand im Hochsommer: Hat man an einer Stelle die Flammen ausgetreten, lodern sie an andrer Stelle wieder auf. Es wird niemals aufhören.»

«Was für ein Mumpitz. Der Krieg hat einen Anfang, also hat er auch ein Ende.»

 

Die Kunde von ersten Scharmützeln zwischen kaiserlichen Söldnern und braven Bauern und Bürgern ließ nicht lange auf sich warten. Irgendwann hieß es sogar, beim Kampf um die ehrwürdige Klosterschule Blaubeuren habe es Tote gegeben.

Auf den Gassen und in den Wirtshäusern wurde über nichts anderes gesprochen. Diejenigen, die zu Zurückhaltung und Friedfertigkeit mahnten, wurden immer weniger, die Gemüter der Übrigen immer hitziger.

«Gehen wir zurück ins Schloss», schlug Rudolf vor. Agnes nickte. Ein Handgemenge in der Hirschgasse, in das Rudolf ums Haar hineingezogen worden wäre, hatte ihr die Lust am Abendspaziergang vergällt.

Vor der Hofpfisterei kam ihnen Franz entgegen.

«Agnes! Der Torwächter schickt nach dir. Vor dem Esslinger Tor steht ein Fremder und will zu dir. Der Wächter lässt ihn nicht ein, weil er aussieht wie ein Söldner.»

«Matthes!»

«Dein Bruder?» Rudolf runzelte die Stirn.

Agnes sah ihn verwirrt an. «Vielleicht. Ich muss sofort los.»

«Warte. Ich werde dich begleiten. Das könnte auch sonst wer sein.»

«Es ist besser, ich gehe allein.»

Sie schürzte ihren Rock und rannte los, ohne weiter auf Rudolf zu achten. Die Hitze und der Gestank des Unrats raubten ihr schier den Atem, als sie im Laufschritt die Esslinger Vorstadt durchquerte. Vor dem Torhaus stellte sich ihr der Wächter in den Weg. Sie kannte ihn flüchtig.

«Der Bursche da draußen behauptet, Euer Bruder zu sein.»

«Wenn er sich Matthes Marx nennt, ist er es auch.»

Der Wächter zuckte die Schultern. «Ihr wisst, dass ich ohne Legitimation keine Fremden einlassen darf, schon gar nicht, wenn sie bis an die Zähne bewaffnet sind.»

«Dann lasst mich zu ihm.»

«Gut. Auf Eure Verantwortung.»

Agnes drückte sich an ihm vorbei und überquerte den Stadtgraben. Gegen die Abendsonne sah sie auf der Obstwiese die Silhouette eines hoch gewachsenen, breitschultrigen Mannes. Er ließ sein Pferd am langen Zügel grasen. Als sie näher kam, bemerkte sie, dass das Tier schweißüberströmt war.

«Matthes?», rief sie leise.

Der Mann wandte sich um und schritt bedächtig auf sie zu. Es war ihr Bruder, und doch war er es wieder nicht. Zehn Jahre standen dazwischen. Aus dem fünfzehnjährigen Knaben war ein gestandener Mann geworden. Sein Körper wirkte kraftvoll und stark, nur die eingefallenen Wangen in dem schmalen Gesicht verrieten, dass er auch lange Zeiten der Entbehrungen durchgemacht haben mochte. Das dunkle, halblange Haar, das ihm wirr ins Gesicht fiel, und der schwarze Vollbart verliehen ihm etwas Wildes, Verwegenes. Dazu das waffenstarrende Bandelier, das er um den Leib geschnallt trug, und sie konnte verstehen, warum man ihn nicht in die Stadt gelassen hatte.

«Du bist tatsächlich gekommen.»

Er nickte nur und sah verlegen zu Boden. Sie hätte ihn gern umarmt, doch nicht nur das schwere Wehrgehenk hielt sie davon ab.

«Gehen wir ein Stück.» Seine Stimme hatte einen tiefen Klang. «Das Pferd muss trocken geführt werden, sonst wird es krank.»

Sie nahmen einen Pfad stadtauswärts und marschierten schweigend nebeneinander her. Endlich fragte Matthes: «Was weißt du von Mutter und Jakob?»

Agnes berichtete von den Neuigkeiten aus Jakobs letztem Brief, dann blieb sie stehen. «Es ist schrecklich, was mit deinem Freund geschehen ist.»

Wieder nickte er nur. Trauer konnte Agnes in seinen Augen keine entdecken, sie blickten starr, beinahe hart. Das Unbändige, Ungestüme schien aus seinem Wesen gänzlich verschwunden, nichts verriet mehr die Abenteuerlust des Fünfzehnjährigen. Matthes schien nicht um zehn, er schien um zwanzig Jahre gealtert.

«Du musst hungrig sein», sagte sie.

«Weniger hungrig als durstig. Meine Wasserflasche ist leer.»

«Dann komm. Ich kenne eine behagliche Schenke, in der du auch dein Pferd unterstellen kannst.»

Es kostete Agnes einige Überredungskunst, bis der Torwächter ihren Bruder in die Stadt ließ. Matthes musste Waffen und Munition ablegen und sein Wort geben, sich nur in der Vorstadt aufzuhalten sowie rechtzeitig bei Torschluss zurück zu sein.

Beim Schellenwirt bestellten sie Bier, Brot und Käse. Matthes vertilgte alles blitzschnell, um anschließend noch ein Krüglein Branntwein zu ordern. Seine Züge entspannten sich.

«Wie geht es deinem Jungen?»

«Er ist gesund, kräftig und reichlich fürwitzig.» Agnes lachte. «Ich hoffe, er richtet heute Abend keine Dummheiten an, wo ich nicht bei ihm bin.»

«Ich möchte ihn sehen.»

«Es ist spät, und ich darf dich nicht ins Schloss mitnehmen. Wann musst du zurückreiten?»

«Morgen früh.»

«Dann komme ich morgen mit David zum Esslinger Tor. Gleich zur siebten Stunde. Ach herrje – und wo wirst du schlafen? Doch nicht etwa auf freiem Feld?»

Matthes lächelte zum ersten Mal.

«Darum musst du dir die geringsten Sorgen machen. Als Soldat bin ich –» Er unterbrach sich mitten im Satz. «Verzeih, ich wollte nicht damit anfangen. Wollte nicht über diesen Krieg reden. Erzähl mir von David. Was mag er am liebsten?»

Viel zu rasch verging die Zeit. Der Nachtwächter rief zur neunten Stunde, und so traten sie hinaus in die einbrechende Nacht.

«Bis morgen früh.» Agnes nahm seine beiden Hände und drückte sie fest. «Ich bin so froh, dass du gekommen bist.»

«Ich auch. Und ich freue mich, meinen Neffen kennen zu lernen.»

«Matthes?»

«Ja?«

«Falls du jemals Kaspar begegnen solltest – sag ihm, dass er einen Sohn hat. Und dass David oft von seinem Vater spricht.»

«Ich – ich bin ihm längst begegnet.»

Agnes ließ jäh seine Hände los. «Wann?»

«Das ist schon fünf Jahre her. Agnes, ich kann dir nur eins sagen: Du musst den Kerl vergessen.»

 

Die Sonne hatte sich noch nicht über die Hügel erhoben, da stand Matthes bereits am Graben vor dem Esslinger Tor. Der Wächter ließ ihn über die Brücke und begrüßte ihn um Einiges freundlicher als am Vortag.

«Ihr seid viel zu früh. Eure Schwester liegt sicherlich noch in seligem Schlaf. Habt Ihr Lust auf ein Spielchen?»

«Warum nicht?»

Matthes band sein Pferd an einen Mauerring und hockte sich zu dem Mann auf den Boden.

«Drei Kreuzer Einsatz?» Der Wächter schüttelte den Würfelbecher.

«Einverstanden.»

Matthes war nicht bei der Sache, und so hatte er seinen Einsatz bald verloren. Hätte er nur sein Maul gehalten wegen Kaspar. Er hätte seiner Schwester das alles liebend gern erspart. Andererseits – war die Wahrheit in ihrer Lage nicht allemal besser als jede falsche Hoffnung?

«Guten Morgen!»

Agnes stand vor ihm, müde zwar, aber mit einem Lächeln im Gesicht. An ihrer Hand der achtjährige David, der jetzt verlegen grinste.

Matthes stand auf und reichte dem Jungen die Hand.

«Ich bin Matthes, dein Oheim.»

«Ich weiß. Du bist Soldat wie mein Vater. Stimmt es, dass du für unsere Feinde kämpfst?»

Matthes zuckte zusammen. Dann strich er David übers Haar. Im Äußeren glich der Junge seiner Mutter nur wenig, am ehesten noch um den Mund, dessen geschwungene Lippen wie bei Agnes einen kecken, leicht spöttischen Zug hatten. Das dichte, hellbraune Haar und die hellen Augen stammten eindeutig von seinem nichtsnutzigen Vater.

Matthes warf einen Seitenblick auf Agnes. «Der Kaiser ist nicht euer Feind. Möchtest du auf meinem Pferd reiten?»

«Ja!»

«Dann komm.»

Er nahm seinen Neffen bei der Schulter und führte ihn zu seinem Fuchs. Fachmännisch begutachtete David das Pferd, dem er gerade mal bis zur Brust reichte.

«Was für einen hübschen Kopf es hat. Und die vier weißen Stiefel zu dem hellroten Fell. Wie heißt es?»

Matthes sah ihn verdutzt an. Er hatte seine Pferde nie anders als nach ihrer Farbe benannt, Schimmel sein erstes, dieses hier mal Fuchs, mal Roter. Er hob David in den Sattel.

«David – er heißt David, nach dir.»

«Ist das wahr? Maman, hast du gehört? Das Pferd heißt David, genau wie ich!»

«Unglaublich.» Agnes zwinkerte ihrem Bruder zu. «Das wird doch kein Zufall sein.»

«Nein. Ich habe es nach deinem Sohn benannt.» Kein schlechter Name für dich, mein Schöner, dachte er und klopfte dem Pferd den Hals. Dann band er es los.

«Hier, nimm die Zügel und reite im Schritt neben uns her. Solange du nicht grob mit ihm bist, macht er alles, was du willst.»

Er wandte sich Agnes zu. «Es ist spät und ich muss allmählich aufbrechen. Begleitet ihr mich ein Stück durch die Obstwiesen?»

«Gern.» Ihre Stimme klang rau.

Der Torwächter schüttelte ihm zum Abschied grinsend die Hand. «Gebe Gott, dass ich niemals mein Tor gegen Euch verteidigen muss.»

«Das gebe Gott», erwiderte Matthes ernst.

Aufrecht und stolz wie ein Prinz ritt David neben ihnen her, während eine gleißende Sonne sich endgültig über die Berge schob und einen weiteren heißen Tag versprach.

«Wir werden uns so bald nicht wieder sehen, nicht wahr?», sagte Agnes.

«Weiß nicht. Aber ich werde dir schreiben, das verspreche ich dir.»

«Ich werde dir auch schreiben.»

«Das wird schwierig. Ich kann ja die Postreiter nutzen, die inzwischen viele große Städte verbinden. Und ich weiß, wo du zu finden bist. Aber ich bin mal hier, mal da. Es war wirklich großes Glück, dass ich in Wallensteins Hauptquartier war, als dein Brief in Memmingen eintraf.»

«Aber dienst du denn nicht in Wallensteins Regiment?»

«Wallenstein hat viele Regimenter, im Augenblick um die fünfzig, und die liegen über halb Deutschland verstreut. Da hätte der Generalissimus viel zu tun, wenn er die Post an seine Söldner verteilen wollte.»

«Dann müsste ich also wissen, in welchem Regiment du gerade dienst?»

«Genau. Doch das wechselt häufig.»

«Wo bist du jetzt?»

«Unter Oberst von Ossa.»

«Ossa?» Der Name kam wie ein spitzer Schrei über ihre Lippen, und sie blieb abrupt stehen.

Matthes sah sie verdutzt an. «Er ist einer von Wallensteins Vertrauten. Ja und?»

«Ja und?» Sie stampfte mit dem Fuß auf. «Dann gehörst du zu den römischen Bluthunden, die in dieses friedliche Land eingefallen sind und wegen ein paar alter Kirchen und Klöster sengen und morden?»

Ihre Stimme war so schrill geworden, dass das Pferd unruhig zu tänzeln begann.

«Ich dachte, du wüsstest – wir wollten doch nicht über den Krieg –»

«Hast dich womöglich aufgedrängt für diesen heldenhaften Feldzug, dich an vorderster Front gemeldet? Pfui Teufel, wenn das Vater wüsste!»

«Nicht so laut, Agnes. Bitte beruhige dich.» Er griff dem Pferd in die Zügel.

«Beruhigen?» Sie stampfte mit dem Fuß auf und stieß ihren Bruder gegen die Brust. David begann zu weinen.

«Ich bin kein Bluthund. Ich erfülle nur meine Pflicht gegenüber unserem Kaiser.» Er zog David aus dem Sattel und hielt ihn im Arm fest. «Euch wird nichts geschehen. Euch nicht und keinem anderen Menschen in Stuttgart. In dieser Sache geht es nur um die Kirchengüter, die der Mutterkirche einst widerrechtlich entrissen wurden.«

«O ja, ich habe davon gehört», höhnte sie. «Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.»

«Nicht der Kaiser – die Geistlichkeit soll ihre Klöster und Kirchen zurückbekommen. Das sind Orte des Gottesdienstes und der Gebete.»

«Aber das ist hundert Jahre her, seit da zuletzt Mönche und Nonnen lebten!» Ihre Stimme zitterte noch immer, doch jetzt sprach sie leiser. «Aus den Klöstern sind längst Knabenschulen geworden. Die Bauern ringsum kennen keinen andern Herrn als unseren Herzog.»

«Unseren Herzog!» Matthes konnte nicht verhindern, dass sich ein verächtlicher Ton in seine Worte mischte. «Ich sehe, du hast längst eine neue Heimat gefunden. Hast du vergessen, dass du aus einer freien Reichsstadt kommst? Die über sich nur unseren Kaiser als Herrn anerkennt?»

«Und was ist das für ein Kaiser, der seinen Glauben mit blanker Gewalt durchsetzt? Der dafür Ströme von Blut vergießt, sein halbes Volk niedermetzeln lässt wie einst die Ritterorden die Heiden und Mohren? Nichts anderes als ein grausamer Herodes ist er. Und du als Lutheraner gibst dich dafür her, schlägst deine eigenen Glaubensbrüder hinterrücks tot.»

«Ich schlage überhaupt niemanden hinterrücks tot. Ich kämpfe auf dem Schlachtfeld für ein geeintes Reich. Ich kämpfe gegen Eindringlinge, die hier nichts zu suchen haben und gegen alle, die sich mit ihnen verbünden. Das hat doch schon längst nichts mehr mit dem Glauben zu schaffen.»

David befreite sich aus seinen Armen und rannte zurück in Richtung Stadt.

Agnes’ dunkle Augen verengten sich zu Schlitzen. «Du bist ein elender Verräter, Matthes Marx, und verdienst es nicht, den Namen deines Vaters zu führen.»

Damit drehte sie sich um und folgte schnellen Schrittes ihrem Sohn.

Matthes sah ihr nach. In seinen Augen standen Tränen. Vielleicht bin ich ein Verräter, dachte er. Aber es gibt keinen Weg mehr zurück.