1 Aristoteles hat dieses Umfassende als «physis» bezeichnet. Physis war der Inbegriff aller Gegenstände und Prozesse einschließlich der sie bestimmenden Gesetzmäßigkeiten. Der physis stellte Aristoteles die Artefakte gegenüber, die sich nicht wie die natürlichen Gegenstände wandeln. Aus einem jungen Trieb wird ein Bäumchen und schließlich ein großer Baum, eine Maschine bleibt immer gleich. Artefakten wohnt kein Trieb zur Wandlung inne (Höffe, O. (2006). Aristoteles. München: Beck Verlag, S. 113f.).

2 Für Eriugena, einem Gelehrten des 9. Jahrhunderts, stellte sich die Natur als die allumfassende Wirklichkeit dar, bestehend aus der Schöpfung mitsamt dem Gott, der sie schuf.

3 Zum Beispiel zeigen die Bilder des Landschaftsmalers Jacob Philipp Hackert (1737-1807) den Menschen in Harmonie mit der Natur. Ein Vulkanausbruch hindert die Menschen nicht, am Fuße des Vulkans in aller Ruhe spazieren zu gehen. David Caspar Friedrich (1774-1840) hat metaphysisch-transzendente Bilder wie den «Wanderer über dem Wolkenmeer» oder «Das «Eismeer» gemalt. Diese Bilder sind Symbole und Ausdruck von Spiritualität. Das Eismeer, in dem ein Schiff gestrandet und zerbrochen ist, symbolisiert zum Beispiel die gescheiterte Hoffnung.

4 Genau genommen müsste es heißen, «wie sie zu einem bestimmten Zeitpunkt war», wobei die Festlegung dieses Zeitpunkts normativ ist.

5 Heidegger, M. (1959). Vorträge und Aufsätze. Pfullingen: Neske.

6 Man denke an die postmodernen Bauten von Frank Gehry, Toyo Ito und Zaha Hadid. Nicht rechtwinklige Formen sind indessen schon seit langem auch ein Merkmal anthroposophischen Bauens.

7 So spricht Herzog Blaubart in der Oper «Herzog Blaubarts Burg» von Bartok zu seiner jungen Frau Judith: «Schau, das ganze Land mein eigen, weite Ferne - keine Grenzen».

8 Die Harmonie - der Mensch im Einklang mit der Natur - bleibt gewahrt, auch wenn im Hintergrund ein Vulkan tätig ist. Die Menschen ficht dies nicht an, die Beziehung zwischen Mensch und Natur bleibt entspannt.

9 Wie eng letztlich die Begriffe Landschaft und Umwelt zusammenhängen, zeigt sich auch daran, dass die Bezeichnungen «landscape aesthetics» und «environmental aesthetics» synonym gebraucht werden (Bourassa, 1990).

10 Mit «literarischer Landschaft» hat Günter de Bruyn die Landschaft bezeichnet, die in den Werken eines Schriftstellers immer wiederkehrt, vgl. Günter de Bruyn: Vierzig Jahre. Ein Lebensbericht. Frankfurt: Fischer Verlag, 1996, S. 136.

11 Empfindung ist der Vorgang, bei dem durch Reizung der Sinnenszellen und Sinnesorgane neuronale Impulse erzeugt werden. Nervenzellen leiten diese Impulse weiter. Die Information aus der Umwelt wird durch Anfassen und Greifen (haptische Wahrnehmung), über Hautempfindungen, den Gleichgewichtssinn, die chemischen Sinne Riechen und Schmecken und über das Sehen und Hören aufgenommen (Schönhammer, 2009). In der Haut befinden sich die Sinneszellen für Druck-, Schmerz-, Wärme- und Kälteempfindung. Die Reizung der Kälte- und Wärme- Sinneszellen lässt zum Beispiel die Luft als heiß und schwül und das Meer als angenehm kühl erscheinen.

12 Brecht, B. (1982). Gesammelte Werke in 20 Bänden. Frankfurt am Main. Suhrkamp.

13 In der James-Lange-Theorie wurden diese körperlichen Erscheinungen als primär angesehen, indem man Emotionen als Reaktionen auf körperliche Veränderungen verstand: Wir sind aufgeregt, weil das Herz schneller schlägt und nicht umgekehrt. Der Mensch deutet sozusagen seine körperlichen Symptome in einer bestimmten Richtung. Dass die Erklärungskraft dieser Theorie begrenzt ist, zeigt sich daran, dass nicht bei allen Gefühlen körperliche Veränderungen auftreten.

14 Ein solches Museum stellt besondere Ansprüche an die Gestaltung, weil nicht nur einzelne Objekte, sondern die gesamte Alltagswelt mit Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, Äckern, Feldern, angrenzenden Wiesen und Weiden gezeigt werden.

15 Namen von Hurrikanen und Orkanen sind zum Beispiel Hugo, Andrew und Wiebke.

16 Die Übersetzung von «place» mit «Ort» ist problematisch, weil «Ort» im Deutschen auch «space» bedeuten kann. Wegen der Eindeutigkeit wird der englische Begriff «place» beibehalten.

17 Als Black Box bezeichnet man das Modell eines Systems zur Verarbeitung von Reizen, dessen Aufbau unbekannt ist: ein Kasten, der zwar Eingang und Ausgang besitzt, dessen Innenleben aber dunkel (= black) ist. Motivation, Denken, Kreativität und Erinnern galten bei den klassischen Behavioristen als einer wissenschaftlichen Untersuchung nicht zugänglich, beobachtbar ist allein das Verhalten.

18 vgl. Sloterdijk, P. (1985). Der Zauberbaum. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

19 Ein Beispiel für eine bewusst nicht erdrückende Architektur ist das auf dem Gelände der Vitra in Weil am Rhein von Tadao Ando gebaute Konferenzgebäude, bei dem das untere Geschoss in die Erde gelegt wurde, um zu vermeiden, dass das Gebäude die Bäume auf dem Gelände überragt.

20 Nach der heutigen Erkenntnis waren in früheren Zeiten die Wüstennomaden eine Hirtenbevölkerung, die mit Schaf-, Ziegen- und Rinderherden von Weidegrund zu Weidegrund gezogen ist. Die Wüstennomaden schätzten also nicht die Wüste als solche, sondern die Weideplätze, die sie dort fanden.

21 Hunziker (2006) hat Mystery mit Mysteriosität übersetzt, Hellbrück & Fischer (1999) mit Rätselhaftigkeit. Hier wird der englische Begriff beibehalten.

22 Bewusst nicht kohärent sind spektakuläre Bauten der Postmoderne. Die Dekomposition, ein Zerlegen in einzelne Teile und deren nicht-kohärentes Aufeinanderschichten, geschieht mit voller Absicht. Naturlandschaften sind nicht postmodern, sondern überwiegend kohärent.

23 Ähnlich Nietzsche. Im «Zarathustra» lässt er diesen beim Anblick der Sonne ausrufen: «Du großes Gestirn! Was wäre dein Glück, wenn du nicht die hättest, welchen du leuchtest! » (vgl. Allesch, 2006, S. 13).

24 Der Lebensstil ist ein mehrdimensionales Konzept. Lebensstile sind charakterisierbar anhand einer Reihe von Merkmalen wie Alter, Bildungsniveau, Konsumverhalten, Werthaltungen, Einstellungen, Interessen, Lebensziele, Freizeitaktivitäten, Mediennutzung und nicht zuletzt auch ästhetische Vorlieben. Menschen mit ähnlichem Lebensstil haben einen ähnlichen Geschmack (Ritterfeld, 1996).

25 Traumatische Belastungen können durch ein psychologisches being away vermindert werden. Die betroffene Person befasst sich z. B. mit der Beobachtung von Tieren. Hier ist das Buch von Jonathan Trouern-Trend (2009) zu nennen: Birding Babylon. Tagebuch eines Soldaten im Irak, erschienen im Berlin Verlag.

26 Hippokrates: Über die Umwelt, herausgegeben und übersetzt von Hans Diller, Kapitel 16, 2. Auflage 1998, Berlin: Akademie Verlag.

27 Der Name «Spitzbergen» geht auf die steil aufragenden Berge auf der Hauptinsel des Archipels zurück (vgl. Meier & Thannheiser, 2009).

28 Im Amerikanischen wird «wilderness» auch im Sinne von Freizeitumwelt verstanden, die spezifische Aktivitäten ermöglicht und nicht alltägliche Erfahrungen bietet (Bell et al., 1996).

29 vgl. Rühle, A.: Das Dachs-Unternehmen. Wie ist das eigentlich, als Stadtmensch draußen im Wald zu übernachten? Süddeutsche Zeitung Magazin Nr. 32 vom 7. August 2009, S. 17.

30 Henry David Thoreau (1817-1862) hat zwei Jahre in einer selbstgebauten Blockhütte an einem See inmitten der Natur gelebt. In seinem Werk «Walden or life in the woods» beschrieb er diese Phase seines Lebens.

31 vgl. Abels, N. (2008). Benjamin Britten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.

32 Asklepios ist in der griechischen Mythologie der Gott der Heilkunst. Die Heilbehandlung bestand oft aus einem Heilschlaf. Ausgeübt wurde die Heilkunst in sog. Asklepien, den heutigen Kureinrichtungen vergleichbare Anlagen.

33 Mündliche Mitteilung von Andreas Kipar.

34 Das Wort «Schule» hat einen pädagogischen Touch: Wildwuchs soll verhindert werden, das Wachstum in geordnete und vor allem nutzbringende Bahnen gelenkt werden. Das englische Wort «tree nursery» ist noch pointierter.

35 Unter Uthlande (niederdeutsch für Außenlande) versteht man die dem Festland vor gelagerten Inseln, Halligen und Marschen in Nordfriesland.

36 Als Koog bezeichnet man ein durch Deichbau und Entwässerung aus dem Meer gewonnenes, sehr flaches Marschland.

37 Der Hermannshof ist ein 2,2 ha großes privates Gelände mit klassizistischem Herrenhaus. Im Jahre 1980 beschlossen die Familie und die Firma Freudenberg, dort einen Schau- und Sichtungsgarten für Stauden einzurichten und der Öffentlichkeit kostenlos zugänglich zu machen. Man kann im Garten mehr als 2500 Staudenarten und in Deutschland nicht verbreitete Gehölze kennen lernen.

38 Umweltbehörde Hamburg (1999). Besucher- und Bedarfsuntersuchung im Altonaer Volkspark. Die Ergebnisse der Befragungen im Öjendorfer und im Harburger Stadtpark stellte die Umweltbehörde Hamburg freundlicherweise zur Verfügung.

39 Die von Scheiner ausgewerteten Daten sind von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen im Rahmen einer bundesweiten repräsentativen Befragung erhoben worden.

40 Musik kann solche Korrespondenzen erzeugen. Man denke zum Beispiel an die sechste Symphonie von Beethoven, in der friedliche Szenen, aber auch Gewitter und Sturm zum Ausdruck gebracht werden. In der Natur spiegeln sich die Gefühle der friedlichen Heiterkeit und des Gefühlsaufruhrs wider.

41 Heute sind Farbgärten zum Beispiel im Arboretum in Ellerhoop in Schleswig Holstein zu finden. Es gibt hier einen weißen Garten, blaue-, rote- und lilarosafarbene Rabatte sowie den Garten der purpurnen Impressionen.

42 Peter Engel: Eutiner Garten im Winter (unveröffentlicht).

43 Die Erzählung von Siegfried Lenz «Stimmungen der See» ist erschienen in «Gesammelte Erzählungen, Hamburg: Hoffmann und Campe, 1970.

44 Brigitte Kronauer (2004). Im Gebirg' und Fünfzehn mal Natur? Ein Nachwort. In: Die Tricks der Diva. Geschichten. Stuttgart: Reclam

45 vgl. www.iba-see.de, Stand 21. 6.2010

46 Für die Berechnung des Indikators der Artenvielfalt bezieht man sich auf 59 ausgewählte Vogelarten in verschiedenen Raumtypen wie zum Beispiel Binnengewässer, Meere, Agrarland und Alpen (Hoffmann-Müller & Lauber, 2008).

47 Möglicherweise können sie die Naturlandschaft nicht als einen Ort der Kontemplation und Ruhe erleben, weil Flugzeuge über das großflächige Gelände des Nationalparks fliegen (vgl. Mace et al., 2004).

48 Das Verhalten ist geplant, indem es auf Verhaltensabsichten beruht.

49 Während die Psychologie individuelles Verhalten und Erleben erklären will, strebt die Sozialökologie eine Beschreibung der Entwicklung von sozialen Systemen in ihrem Verhältnis zur natürlichen Umwelt an (Hunecke, 2001, S. 39).

50 Josef Beuys hatte 1984, von der Intention geleitet, die Natur dem Zugriff einer vereinnahmenden wirtschaftlichen Nutzung zu entziehen, mit solchen Aktionen begonnen. Diese waren Vorbild für die Künstler im südlich der Elbe gelegenen Stadtteil Hamburg-Wilhelmsburg. Die Künstler setzten sich mit den lokalen Gegebenheiten und Missständen auseinander. Ihre Aktionen stoßen keinesfalls immer auf Verständnis, sie rufen vielmehr Irritationen und damit auch Aufmerksamkeit hervor.

51 Die von Hardin beschriebene «Tragik der Allmende» bezieht sich auf eine gemeinsame Schafweide, auf der jeder im Dorf seine Schafe grasen lassen kann. Ein Schäfer möchte gern seine Herde vergrößern, wobei das gemeinsame Weideland konstant bleibt. Würden sich die anderen Schäfer ebenfalls weitere Schafe zulegen, wäre eine Überweidung unausweichlich, so dass die Schafe nicht mehr genug zu fressen haben. Verallgemeinert heißt das: Wenn eine Ressource uneingeschränkt allen Menschen zur Verfügung steht, wird jeder versuchen, für sich möglichst viel zu bekommen. Wenn einer zuviel nimmt, bekommen die anderen weniger. Wenn sie alle mehr haben wollen, ist die Ressource bald erschöpft. Der Ruin aller ist die Folge.

52 Diese Aktionen wurden mitunter als übertrieben hingestellt, indem man von «Verhinderungstieren» wie der gestreiften Zartschrecke oder dem Wachtelkönig sprach. Eingriffe in die Natur wurden oftmals mit dem Hinweis auf die Schutzwürdigkeit dieser Tiere verhindert.

53 Das vom Bundesforschungsministerium geförderte Verbundprojekt wurde durchgeführt vom Institut für Regionalwissenschaft der Universität Karlsruhe, dem Institut Wohnen und Umwelt in Darmstadt und der Agentur für Organisation und Kooperationsdesign in Saarbrücken. Beteilige Städte waren Dortmund und Heilbronn.

54 Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung wohnt in Städten, während es vor 60 Jahren erst rund 30% waren. Nach Prognosen der UNO wird der weltweite Anteil der städtischen Bevölkerung bis 2030 auf über 60% steigen und im Jahr 2050 rund 70% erreichen.

55 Urbane Landwirtschaft (urban farms) meint das Produzieren von Nahrungsmitteln vor Ort. Bei solchen regionalen Produkten entfällt ein Zeit- und Kosten aufwändiger Transport, die Stadtbewohner erhalten frische Produkte.

56 Raggi Verdi – Grüne Strahlen ist der Name eines strategischen Masterplans, der seit 2005 für Mailand aufgestellt wird, vgl. Land Milano, Kipar, A., Sala, G. & Partner (2009). Raggi verdi. Green vision for milano 2015. Berlin: AedesLand.