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In diesem Kapitel
Was beim Lesen im Kopf geschieht
Einen Sachtext sinnvoll lesen
Sich das Gelesene merken
Methoden, die das Lesetempo erhöhen
Sinnvoll mitschreiben
Richtig aus Büchern herausschreiben
Wissen und Informationen werden noch immer schriftlich gespeichert – in Büchern, in Dateien oder in Zeitschriften. Selbst den Nachrichten, die ein Nachrichtensprecher vorträgt, liegt ein schriftlicher Text zugrunde, den er vorher geschrieben hat und wenn Sie in Talkshows genau hinschauen, sehen Sie, dass auch dort die Moderatoren ihre Fragen von Karten ablesen.
Natürlich haben die meisten Lerner Lesen und Schreiben schon in der ersten Klasse gelernt. Und Leseratten haben meist genug Übung, um auch die mitunter komplizierten Texte zum Lernstoff zu lesen. Haben Sie schon immer eher einen Bogen um Bücher gemacht? Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, sich damit zu beschäftigen, wie Sie effektiv und schnell lesen können. Für das Schreiben gilt das Gleiche; heimliche Romanschreiber und Lerner, die regelmäßig Texte für ihren Blog verfassen, werden auch die Herausforderungen des Seminars meistern. Haben Sie die SMS-Funktion Ihres Handys jedoch begrüßt, um sich von Urlaubskarten oder Briefen zu verabschieden, ist das folgende Kapitel genau richtig für Sie. Hier finden Sie Strategien, wie Sie mit wenig Lese- und Schreibaufwand viel erreichen können.
Lernen erfolgt zu einem großen Teil lesend, kein Wunder, dass Lehrer schon in der Schule so großen Wert darauf legen, dass die Schüler einen Text entschlüsseln können. Nichts anderes ist Lesen nämlich: Eine Kette von Symbolen muss entschlüsselt werden. Geben Sie es zu, bei manchen Fachtexten haben Sie wirklich das Gefühl, Sie müssten einen Geheimcode knacken mit all den Fremdwörtern und Fachbegriffen. Aber auch weniger schwere Texte sind nicht so einfach zu lesen wie ein Roman, selbst wenn das viele Menschen meinen. Schauen Sie nur, wie viele Menschen im Zug dicke Fachbücher lesen, als wären es Schmöker – ohne Denkpause, ohne Stift, ohne Werkzeug, das ihnen hilft, am Ende etwas wiederzufinden. Das wird Ihnen nicht mehr passieren, wenn Sie die folgenden Tipps beherzigen.
Wie gut Sie einen Text lesen, hängt zum Teil davon ab, ob Sie ihn richtig ausgewählt haben. Viele Dozenten verweisen auf eine Literaturliste und viele Schüler und Studenten machen den Fehler, dass sie alles lesen wollen, was auf der Liste steht. In den meisten Fällen ist die Liste eine Auswahl, die Dozenten weisen auf Grundlagenwerke hin, die Sie in jedem Fall lesen sollten, und auf weitere Literatur, die Sie lesen müssen, wenn Sie sich mit bestimmten Fragestellungen beschäftigen oder das Thema vertiefen möchten. Prüfen Sie daher schon, ehe Sie die Bücher bestellen, ob sie wirklich sinnvoll sind oder nicht.
Sinnvoll sind die Bücher, die einen Überblick über das Thema des Seminars geben, die Fakten enthalten und gegebenenfalls genauere Informationen zu der Fragestellung, über die Sie referieren wollen oder sollen. Um herauszufinden, ob es sich lohnt, ein Buch oder einen Artikel zu lesen, sollten Sie Folgendes prüfen:
Gibt es einen direkten Bezug zum Lernthema im Titel oder geben die Überschriften Aufschluss über den Bezug? Finden Sie keinen Bezug, prüfen Sie, ob der Autor wichtig ist, und suchen Sie ansonsten nach einem Buch, das näher an Ihrem Thema ist.
Ist der Autor bekannt dafür, dass er sich mit dem Thema beschäftigt hat? Das können Sie leicht im Internet überprüfen, indem Sie den Namen und Ihr Thema eingeben.
Wann ist das Buch erschienen? In welcher Auflage ist das Buch erschienen? In den Geisteswissenschaften werden häufig auch ältere Bücher empfohlen und gelesen, während in den Naturwissenschaften oder in den technischen Wissenschaften häufig schon Bücher, die älter als fünf Jahre sind, zum Teil nicht mehr aktuell sind. Prüfen Sie bei Übersetzungen daher auch, in welchem Jahr die Originalausgabe erschienen ist.
Was sagen Klappentext und Vorwort über den Bezug zum Thema aus? Diese Texte geben nicht nur Hinweise darauf, ob es sich für Sie unter Ihrer bestimmten Fragestellung lohnt, das Buch zu lesen. Sie können Sie auch neugierig machen auf das Buch und zum Lesen motivieren.
Klären, was wichtig sein könnte
Damit der Text richtig verstanden wird, ist entscheidend, dass nicht einfach drauflos gelesen wird, auch wenn die Zeit drängt oder die Sonne draußen lockt. Überlegen Sie sich vorher genau, warum Sie den Text ausgewählt haben und warum Sie den Text lesen wollen oder müssen. Für jeden Anlass gehen Sie anders an den Text heran; womöglich reicht es, den Text zu überfliegen, sodass Sie sich die Mühe der vollständigen Lektüre sparen können. Mit Köpfchen lesen kann also Zeit und Enttäuschung ersparen, solange Sie vor der Lektüre darüber nachdenken, was Sie wollen:
Möchten Sie wiederholen, was der Dozent gesagt hat?
Dann reicht es, wenn Sie sich in Erinnerung rufen, was der Referent vorgetragen hat und die Schlüsselbegriffe im Text suchen.
Müssen Sie sich ein neues Thema erarbeiten?
In dem Fall wäre es gut, wenn Sie auf die Fünf-Schritt-Lesetechnik oder Ihre eigene Methode des analysierenden Lesens zurückgreifen, um die Kernaussage des Textes und die dazugehörige Argumentation zu verstehen.
Sollen Sie den Text im Seminar wiedergeben?
Auch in diesem Fall ist es wichtig, dass Sie den Text genau lesen und sich schon beim Lesen notieren, welche Zitate Sie wörtlich vortragen möchten.
Suchen Sie lediglich Beispiele, die Ihre These unterstreichen?
Es genügt, wenn Sie den Text überfliegen und dort Halt machen, wo konkrete Beispiele erwähnt werden.
Benötigen Sie Gegenargumente, um eine sinnvolle Argumentation aufzubauen?
Versuchen Sie, diese Gegenargumente zu finden, indem Sie den Text querlesen. Reichen die Ergebnisse nicht aus, können Sie den Text immer noch vollständig lesen.
das punktuelle Lesen, bei dem nur Ausschnitte eines Textes gelesen werden
das vollständige Lesen, bei dem der Text von vorn nach hinten gelesen wird
das diagonale Lesen, bei dem der Text überflogen wird
das kursorische Lesen, bei dem der Text von vorn nach hinten mit Blick auf eine Fragestellung gelesen wird
das intensive Lesen, bei dem jedes Wort und jeder Satz gelesen werden, um den Text am Ende bewerten zu können
das sokratische Lesen, bei dem Fragen zum Text gestellt und nach der Lektüre schriftlich beantwortet werden
Wer sich mit dem Text in ein neues Thema einarbeiten möchte, tut sich und seinem Gehirn einen großen Gefallen, wenn er vor der Lektüre einen kleinen Wissens-Check vornimmt. Sammeln Sie alles, was Ihnen zu dem Thema einfällt. Sie können es als Stichwortliste untereinander oder als Mindmap aufschreiben. Wichtig ist, dass das vorhandene Wissen abgerufen wird. Sie erinnern sich daran, dass Ihr Gehirn wie eine Suchmaschine alle Informationen vernetzt. Wenn die Pfade bereits vor dem Lesen geöffnet werden, fällt dem Gehirn die Vernetzung leichter und die neuen Informationen bleiben besser im Gedächtnis.
Beobachten Sie sich einmal genau, wenn Sie einen Text lesen. Beschäftigen Sie sich mit der Überschrift oder gehen Sie gleich zum Text über? Viele Leser beachten die Überschrift nicht weiter, dabei ist sie so etwas wie ein Schlüssel dafür, den Text zu verstehen, und eine Art Signalflagge für das Gehirn, dass es nun losgeht. Leser sollten sich daher daran gewöhnen, zunächst die Überschrift zu lesen und auf sich wirken zu lassen. Fallen Ihnen spontan Fragen ein, die sich aus dem Titel ergeben, hat das Gehirn Feuer gefangen und der Text wird viel aufmerksamer und bewusster gelesen, als wenn Sie sich gleich auf das erste Wort gestürzt haben.
Das Gleiche gilt für die Kapitel- beziehungsweise Abschnittsüberschriften und die Bildunterschriften, auch die werden häufig vernachlässigt, dabei können geübte Leser bereits nach der Lektüre der Überschriften, der Bild- oder Tabellenunterschriften und der hervorgehobenen Stellen eine sehr treffende Inhaltsangabe des Textes machen. Ab sofort können Sie das auch. Probieren Sie es gleich aus.
Nachdem Sie dank der Überschriften eigentlich schon wissen, was in dem Text steht, sollten Sie ihn noch einmal überfliegen, um zu überprüfen, ob Sie der Autor nicht in die Irre geführt hat. Lesen Sie flüchtig und schnell vor allem die Nomen, klammern Sie sich nicht an lange Sätze, sondern gehen Sie weiter zum nächsten Satz; jetzt geht es noch nicht um Kleinigkeiten, sondern um das große Ganze, um die Kernbotschaft des Textes und nicht um jedes einzelne Argument.
Für manche Aufgaben reicht es, beim Lesen nur auf bestimmte Begriffe zu achten, vor allem dann, wenn Fragen mit Schlüsselwörtern beantworten werden müssen. Dabei schweift das Auge über die Seiten und hält gezielt Ausschau nach den Begriffen, die in der Aufgabe vorkommen. Diese Methode eignet sich ausschließlich für Fragen oder Aufgabenstellungen, bei denen deutlich kurze und knappe Antworten erwartet werden. Sollen Sie Argumente wiedergeben oder gar einen ganzen Argumentationsverlauf, müssen Sie den Text vollständig lesen, am besten mit Stift und Notizpapier.
Lesen mit Stift und Klebezettel
Die Leseübung weiter vorn zeigt, warum es so wichtig ist, beim Lesen wichtige Informationen hervorzuheben. Lesen Sie Fachtexte grundsätzlich mit einem Stift in der Hand und markieren oder unterstreichen Sie Schlüsselwörter, die für das Thema des Textes und Ihr aktuelles Lernthema wichtig sind. Sie finden sich beim zweiten Lesen schneller zurecht und Ihr Gehirn speichert die markierten Begriffe in einer Art Stichwortverzeichnis ab.
Das ist keine Aufforderung dazu, in entliehene Bücher mit Kugelschreiber hineinzuschreiben oder gar Textstellen in fremden Büchern mit Textmarker zu markieren. Bei ausgeliehenen Büchern oder Artikeln ist es sinnvoll zu prüfen, ob es möglich ist, mit einem weichen Bleistift Anmerkungen machen zu können. Diese Notizen können anschließend wegradiert werden und das Buch kann dann, so wie es war, zurückgebracht werden.
Besonders gut zum Lesen eignen sich Post-its, diese kleinen Haftnotizzettel. An den Rand des Buches geklebt, helfen sie, sich jederzeit wieder zurechtzufinden. Das Buch wird nicht verschmutzt und Sie können auf die Zettel gleich Ihre Gedanken notieren. Es gibt neben den klassischen Klebezetteln inzwischen auch durchsichtige Post-its, die wie ein Textmarker wirken und auf die wichtigen Textstellen und Begriffe geklebt werden können. Finden Sie die für Sie geeignete Methode heraus. Wichtige Bücher und Texte sollten Sie kaufen oder in Auszügen kopieren, was für wissenschaftliche Zwecke wie Ihre Aus- oder Fortbildung erlaubt ist. Die Kopien heften Sie in den Seminarordner zu Ihren Notizen oder den Thesenpapieren, dann haben Sie alles griffbereit. Falls Sie Textauszüge kopieren, vergessen Sie nicht, auf jedem Blatt einen Quellenvermerk anzubringen. Damit Sie den Titel des Buches nicht immer neu schreiben müssen, greifen Sie wieder auf die Haftnotizzettel zurück. Schreiben Sie einmal den Titel auf und heften Sie ihn unten auf die Seite, die Sie kopieren.
Erinnern Sie sich? Der schnellste Leser der Welt schafft fast 4000 Wörter in einer Minute. Das ist nun nicht unbedingt die Marke, an der sich der Durchschnittsleser und Lerner orientieren sollte, wenn er sein Lesetempo erhöhen möchte. Auch für das Lesen gilt: Jeder muss das Tempo finden, das für ihn passend ist. Was nützt es Ihnen, wenn Sie einen Text in einer Minute »gelesen« haben und nachher nicht wissen, was in dem Text steht? Dennoch gibt es einige kleine Dinge, mit denen Sie es schaffen können, schneller zu lesen.
Schnell lesen dank gutem Wortschatz
Eine wichtige Grundlage für schnelles Lesen ist ein großer Wortschatz. Beim Lesen gleicht das Gehirn blitzschnell die Wörter, die die Augen erfassen, mit dem Wortarchiv im Kopf ab und verarbeitet die Wortbedeutungen weiter. Wenn es jedoch zu einem Wort keine Bedeutung findet, gerät es ins Stocken. Im besten Fall beachtet es das Wort einfach nicht und vielleicht war es auch für den Inhalt nicht wichtig. Im schlimmsten Fall wirft es seine Suchmaschine an und versucht herauszufinden, was das Wort bedeutet. Das heißt aber auch, dass es sich nicht um die nächsten Wörter, die Ihre Augen erfassen, kümmern kann, und schon sind Sie aus dem Text und aus Ihrer Konzentration und frustriert, weil Sie nicht weiterkommen. Eine Endlosschleife tritt in Kraft: Sie sind frustriert, haben keine Lust zu lesen, zwingen sich und bleiben an unbekannten Wörtern hängen.
Nutzen Sie jede Gelegenheit, Ihren Wortschatz zu erweitern. Fragen Sie, wenn Sie unbekannte Wörter hören, schlagen Sie die Bedeutung nach, wenn in einem Text ein unbekanntes Wort vorkommt. Gerade bei der Lektüre von Fachtexten sollten Sie ein Fremdwörterbuch in der Nähe haben. Lesen Sie einen langen Text, markieren Sie am besten schon beim Überfliegen des Textes die unbekannten Wörter und suchen die Bedeutungen heraus, ehe Sie den Text vollständig und langsam lesen.
Das Geheimnis des schnellen Lesens ist die Führung der Augen. Je mehr Wörter Sie mit einem Blick erfassen können, umso schneller können Sie einen Text lesen. Erinnern Sie sich an Ihre Zeit als Leseanfänger? Damals haben Sie Buchstabe für Buchstabe gelesen und irgendwann alle Buchstaben auf einmal erkannt und ein Wort gelesen. Ähnlich ist es beim Schnelllesen, Sie lesen nicht Wort für Wort, sondern Wortblöcke von zwei bis vier Wörtern. Sie können das beeinflussen, indem Sie Ihre Augen nicht auf das erste Wort in einer Zeile richten, sondern auf das zweite oder dritte. So erweitern Sie Ihre Blickspanne.
Optimal wäre es, wenn Bücher so gedruckt wären, dass in einer Zeile nur fünf oder sechs Wörter wären. Das ist aber leider nicht der Fall, also müssen Sie Ihre Augen schulen. Teilen Sie die Seite, die Sie lesen möchten, in Gedanken in Blöcke von drei bis fünf Zentimetern ein. Je nach Schrift entspricht das vier bis sechs Wörtern. Versuchen Sie beim Lesen einer Zeile, den ersten Blick mitten in den ersten Block zu lenken, dann mitten in den zweiten Block und, falls es ihn gibt, auch noch mitten in den dritten Block. Das wird ungewohnt sein, aber nach einiger Zeit gewöhnen sich Ihre Augen von selbst daran und Sie werden eine Leseseite irgendwann automatisch lesegerecht aufteilen. Ob schnell oder langsam, Lesen braucht Übung wie eine Pflanze Wasser.
Ja, wirklich, lesen ist für das Lesen überlebenswichtig. Wer lange nicht gelesen hat, kann natürlich noch lesen, allerdings nicht mehr so flüssig und schnell, weil die Augen nicht mehr im Training sind und auch das Gehirn die ungewohnte Arbeit nicht so zügig bewältigt wie früher einmal. Lesen Sie also, wann immer Sie Gelegenheit dazu haben; das müssen nicht immer Sachtexte oder Fachbücher sein, auch beim Lesen eines Romans trainieren Sie Ihre Leseorgane, wenn auch nicht die Fähigkeit, einen Text effektiv zu lesen.
Denken – schreiben – nichts vergessen
Schreiben beim Lernen hat viele Bedeutungen; es hilft, nicht zu vergessen, was der Vortragende verkündet oder was Sie gelesen haben. Der Lernstoff gelangt so nicht nur über das Ohr in das Gedächtnis, sondern auch über das Auge, das der Hand beim Schreiben automatisch folgt. Schließlich gilt auch beim Lernen das Motto: »Wer schreibt, der bleibt« oder »Aufgeschrieben ist im Kopf geblieben«. Gewöhnen Sie sich also an, sich bei jeder Vorlesung und jedem Seminar Notizen zu machen.
Nun ist der Kopf kein Computer, der sich am Ende einer Lehrveranstaltung abschalten lässt. Er arbeitet weiter und es kann geschehen, dass Sie auf dem Heimweg in der U-Bahn oder mit dem Fahrrad auf einmal eine Erleuchtung haben und genau wissen, was der Professor erklärt hat. Dann ist es gut, wenn Sie einen Stift und Papier in der Tasche haben und Ihre Gedanken gleich aufschreiben. Sie kehren womöglich nie wieder und vor der nächsten Prüfung sitzen Sie da und versuchen, den Lernstoff zu durchschauen.
Abschreiben ausdrücklich erlaubt
Selbst beim Lesen kann Schreiben eine wertvolle Hilfe sein. Nicht jeder hat schließlich ein fotografisches Gedächtnis, mit dem er Seite für Seite einscannen kann. Die meisten müssen Fakten, wichtige Gedanken oder Stellen, die zitiert werden könnten, abschreiben, damit sie später zur Hand sind.
Geübte Lerner haben immer einen Stapel Karteikarten und einen Stift neben sich liegen, wenn sie einen Text lesen. Sie schreiben die Textstelle sofort ab und zwar genau so, wie sie in dem Buch oder Artikel steht. Das ist wichtig! Zitieren bedeutet, etwas exakt wiederzugeben. Notfalls mit Rechtschreibfehlern oder in der alten Rechtschreibung. Gewöhnen Sie sich daran, korrekt abzuschreiben das erspart Ihnen die Kontrolle, wenn Sie das Zitat in einer Hausarbeit verwenden möchten. Vergessen Sie die Quellenangabe nicht, sie muss Folgendes enthalten:
den Namen des Autors des Buches oder Artikels und bei Artikelsammlungen auch des Herausgebers
den genauen Titel des Buches oder Artikels
bei Artikeln auch noch den Titel der Zeitschrift oder des Buches, in der beziehungsweise dem er erschienen ist
Erscheinungsjahr und falls vorhanden die Auflage des Werkes
Erscheinungsort und Verlag; ob beide Angaben nötig sind, hängt von den Vorgaben des betreuenden Dozenten ab, sicherheitshalber sollten Sie beides notieren
Angabe der Seite, auf der sich das Zitat befindet
Mitschreiben ist der halbe Lernerfolg
Da sitzen Sie nun im Seminar und der Redner spricht und spricht, womöglich noch mit Fremdwörtern, die Ihnen nichts sagen. Die Gefahr, dass Sie abschalten und gar nichts von der Veranstaltung mitbekommen, ist groß. Es sei denn, Sie haben einen Stapel großer Karteikarten, einen Collegeblock oder den Computer vor sich liegen und den Ehrgeiz, die wichtigsten Informationen des Vortrags möglichst gut mitzuschreiben. Stift und Schreibpapier ermuntern einen geradezu, etwas mitzuschreiben. Es lohnt sich daher in jedem Fall, sie immer mitzunehmen. Der Computer lockt durchaus mit Ablenkungen, das sollten Sie auch bei der Entscheidung für oder gegen Stift und Computer beachten.
Das Gute an solchen Mitschriften ist, dass der Lernstoff damit über die Zeit gerettet wird, also immer griffbereit ist. Damit wird gleichzeitig das Kurzzeitgedächtnis entlastet, indem das Gehörte ins Langzeitgedächtnis verfrachtet wird. Entscheidend ist, dass Sie trainieren, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, aber das ist eine Frage der Übung.
Das Ziel des Mitschreibens im Seminar ist nicht, den ganzen Vortrag mitzuschreiben. Dieses Ansinnen aus den ersten Jahren der Schulzeit können Sie getrost vergessen. Bei Mitschriften von Vorträgen gilt wie so oft im Leben: Weniger ist mehr oder Stichwörter sagen mehr ganze Sätze. Die meisten Redner machen es ihren Zuhörern leicht, sie werfen entweder eine »Folie« über den Beamer an die Wand, aus der eine Gliederung ersichtlich ist, oder sie nummerieren ihre Informationen oder Themen. Wenn Sie gleich am Anfang der Stunde die Gliederung notieren, haben Sie eine gute Grundlage für eine Mitschrift, die Ihnen viel Arbeit erspart. Schreiben Sie jeden Gliederungspunkt, den der Referent nennt, auf eine Karteikarte oder ein Blatt Ihres Collegeblocks. Papiersparen ist in dem Moment die falsche Alternative. Seien Sie großzügig mit dem Platz auf dem Papier. Freiraum auf dem Papier lässt Ihnen den Freiraum, später eigene Gedanken nachzutragen.
Heute geht es um …
Ein Beispiel dafür ist …
Erstens, zweitens, drittens …
Wichtig ist …
Ein Schwerpunkt ist …
In einer Untersuchung …
Ein Beleg dafür findet sich …
Zusammenfassend heißt das …
Mein Fazit ist …
Auch wenn mancher Dozent das anders sehen mag, nicht jedes Wort, das ein Redner sagt, muss sich in einer Mitschrift wiederfinden. Beschränken Sie sich auf das Wichtigste und notieren Sie sich Stichwörter. Versuchen Sie erst gar nicht, alles mitzuschreiben, wenn Sie nicht gerade Stenografie beherrschen. Der Redner wird immer schneller sein und Sie verärgert, weil Sie letztlich einen Großteil des Vortrags verpasst haben. Wenn Sie eine Gliederung vorgenommen haben, tragen Sie einfach zu jedem Punkt in Stichworten ein, was Ihnen wichtig erscheint. Das sollten in jedem Fall folgende Informationen sein:
Definitionen
Zahlen, Daten und Fakten
Kernaussagen
Argumente für oder gegen die Kernaussagen
Forschungsergebnisse
Literatur- und Quellenhinweise
Wörtlich notieren sollten Sie nur Bemerkungen oder Wortschöpfungen, die Ihnen so gelungen erscheinen, dass Sie sie gerne wörtlich zitieren möchten.
Es wird ohnehin der Tag kommen, an dem Sie sich noch einmal mit dem Thema des Seminars beschäftigen müssen. Die Zeit, die Sie dann aufwenden, können Sie verringern, indem Sie Ihre Notizen noch am gleichen Tag bearbeiten.
Prüfen Sie, ob Sie alles lesen können, falls Sie die Notizen mit der Hand geschrieben haben.
Kontrollieren Sie, ob die Stichwörter beim richtigen Gliederungspunkt stehen.
Markieren Sie Stellen, die Ihnen besonders wichtig erscheinen.
Ergänzen Sie gegebenenfalls Datum, Titel der Veranstaltung, den Namen des Dozenten und die Seitenzahlen.
Notieren Sie am Rand oder unten auf der Seite Schlagwörter zu den Notizen.
Das mag aufwendig klingen, aber die Beschäftigung mit den Notizen hilft, den Stoff zu wiederholen, und speichert ihn wirksamer ab, als wenn Sie Wochen später mühevoll Ihre Schrift entziffern.
Ein Zeichen sagt mehr als viele Worte
Nun haben Sie sich viel Mühe gegeben, die wichtigen Dinge mitzuschreiben, und dann suchen Sie etwas und finden es doch nicht, weil auch viele Stichwörter noch viel zu lesen sind. Nutzen Sie zusätzlich zu den Gliederungspunkten Symbole, um Ihre Notizen zu strukturieren. Mithilfe von einfachen Zeichen finden Sie sich schnell zurecht und ersparen sich eine frustrierende Suche. Denken Sie sich eigene Zeichen aus, die für Sie sinnvoll sind, zum Beispiel:
! für »Das ist wichtig!«
? für »Das muss ich prüfen.«
++ für »Das finde ich sehr gut.«
→ für »Das ist ein Beispiel.«
Z für »Hier finden sich Zahlen.«
→ ← für »Widersprüche«
Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, vorausgesetzt, Sie wissen noch, was Ihre Zeichen bedeuten. Es empfiehlt sich, ein Verzeichnis anzulegen, damit auch nach Jahren noch klar ist, was die Zeichen bedeuten. Eine Hilfe ist auch ein einfaches Lesezeichen aus einem Pappstreifen, auf dem die Symbole zu sehen sind. Es begleitet Sie von Seminar zu Seminar und erinnert Sie daran, welches Symbol welche Bedeutung hat. Die Symbole können Sie schließlich vielseitig verwenden, sowohl beim Mitschreiben als auch beim Lesen.
Je nach Art des Seminars ist es erforderlich, längere Texte zu schreiben, um zu zeigen, dass Sie den Inhalt verstanden haben – zur Selbstkontrolle oder auch zur Überprüfung durch einen Dozenten. Zeit, sich an das zu erinnern, was in der Schule über Analysen und Erörterungen, Inhaltsangaben und Zusammenfassungen gesagt wurde. Dass ein Text immer aus einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss besteht, wissen die meisten noch. Diese Struktur hat einen entscheidenden Vorteil: Sie ermöglicht es, langsam in den Text hineinzukommen und nicht gleich schriftlich die Hauptthemen zu diskutieren.
»Dass« ist eine Konjunktion (ein Bindewort), die einen Haupt- und einen Nebensatz verbindet, vor »dass« steht immer ein Komma. Wenn Sie nicht sicher sind, prüfen Sie, ob Sie an der Stelle auch »dieses« oder »welches« einsetzen könnten, dann wird »das« geschrieben!
Die meisten Fremdwörter können Sie nur ableiten, wenn Sie fit im Lateinischen oder Griechischen sind, also lernen Sie sie lieber auswendig.
Großgeschrieben werden Wörter am Satzanfang und Nomen, alle Wörter mit den Endungen »ung«, »heit«, »keit«, »tion«, »logie«, »ik«, »ur« sind Nomen! Wenn Sie unsicher sind, prüfen Sie, ob Sie ein Adjektiv vor das Wort setzen können wie »gefährliche Situation« oder »böse Fraktur«.
Kommas stehen bei Aufzählungen, bei Nebensätzen und Einschüben. Nebensätze erkennen Sie daran, dass es in einem langen Satz mehrere gebeugte Verben gibt. Im letzten Satz zum Beispiel: »erkennen Sie« und »Verben gibt«.
Die Einleitung ist ziemlich einfach, weil darin nur kurz beschrieben wird, worum es geht:
In einer Erzählung werden Personen, Ort und Zeit erwähnt.
In einer Analyse werden das Medium, das analysiert werden soll, Text, Bild oder Grafik mit allen Daten, die bekannt sind, Autorenname, Name des Forschungsinstituts, Jahr der Entstehung genannt.
Bei der Erörterung, der Diskussion von Pro und Kontra, wird das Thema vorgestellt.
Denken Sie immer an die Einleitung; sie ebnet bei schwierigen Aufgaben den Weg zum Text. Wenn Sie einmal angefangen haben, fällt es Ihnen leichter, einfach weiterzuschreiben; selbst ein nicht perfekter Text ist besser als ein leeres Blatt. Wiederholen Sie notfalls die Aufgabenstellung mit eigenen Worten, dadurch wirkt das Blatt nicht mehr so erschreckend leer und die Chance darauf, dass Sie die Aufgabe verstehen, steigt.
Der Hauptteil ist das Herzstück des Textes
Im Hauptteil wird das Medium von verschiedenen Seiten betrachtet, es werden Besonderheiten beschrieben und ausgewertet. Wichtig ist, genau anzugeben, was beschrieben oder ausgewertet wird, die Textstelle sollte erwähnt werden und die Zahlen oder Daten sollten wiederholt werden, schließlich hat auch der Leser nicht jede Information des Textes im Kopf.
Wenn Sie ins Stocken geraten, machen Sie sich Notizen. Am besten auf kleinen Karteikarten oder Notizzetteln, die Sie anschließend in die richtige Reihenfolge bringen können. Schreiben Sie zu jedem Aspekt des Themas die Zeile oder Zahl, auf die Sie sich beziehen, damit Sie beim Schreiben nicht lange suchen müssen.
Sortieren Sie Ihre Stichwörter und fangen Sie an zu schreiben. Sie werden sehen, dass Sie schnell in einen Schreibfluss kommen und nur noch die Stichwörter abarbeiten. Suchen Sie nicht lange nach den passenden Wörtern, lassen Sie Platz und schreiben Sie weiter. Bei der Überarbeitung haben Sie Zeit genug, den passenden Begriff zu finden. Hauptsache, Sie werden nicht aus dem Schreibfluss gerissen.
Viele Menschen tun sich schwer mit dem Schluss, weil sie denken, sie hätten doch schon alles beantwortet. Aber der Schluss ist eine Art Ausgang aus dem Text und zeigt noch einmal, ob der Autor verstanden hat, worum es in der Aufgabe ging. Fassen Sie im Schlusssatz Ihre Erkenntnisse zusammen, beziehen Sie sich noch einmal auf die Einleitung, erwähnen Sie den Titel des Mediums erneut und geben Sie Ihre eigene Meinung wieder. Damit wiederholen Sie den Lernstoff ein weiteres Mal und Sie zeigen einem Prüfer, dass Sie sich mit dem Thema vertiefend beschäftigt haben. Zitieren Sie ruhig abschließend einen Satz aus dem Text oder etwas, das Ihnen besonders wichtig erscheint, das rundet Ihren Text ab.
Qualitätskontrolle für den Text
Beim Schreiben eines Textes wie beim Lernen überhaupt sind Sie dafür zuständig, die Qualitätsstandards zu überwachen – Ihre eigenen ebenso wie die, die der Seminarleiter oder Prüfer vorschreibt. Das heißt, dass Sie Ihren Text am Ende noch einmal prüfen sollten, ehe Sie ihn abgeben. Je nach Situation, in der Sie den Text schreiben, können Sie diese Kontrolle auch abgeben, doch Sie bleiben der oberste Qualitätsprüfer. Und darauf sollten Sie achten:
Passt der Text zur Aufgabenstellung? Sind alle Vorgaben in der Aufgabe eingehalten?
Gibt es Einleitung, Hauptteil und Schluss?
Ist der Text grammatisch richtig? Wurde eine einheitliche Zeit verwendet? Ist der Satzbau immer korrekt?
Wurde die aktuelle Rechtschreibung angewendet?
Haben Sie alle wichtigen Fachbegriffe benutzt?
Die Notizen von Texten und Vorträgen sind natürlich kein Selbstzweck. Sie dienen dazu, den Lernstoff zu dokumentieren, und das geht nur, wenn die Notizen clever archiviert werden. Denken Sie an die farbigen Ordner und Mappen für jedes Seminar, die Sie nach der Lektüre von Teil I dieses Buches angelegt haben. Heften Sie Notizen zu den anderen Unterlagen des Seminars – mit den Unterlagen, die der Dozent verteilt hat – oder speichern Sie Ihre Notizdokumente auf dem Computer in dem Seminarordner ab. Hinweise zum Mitschreiben am Computer finden Sie in Kapitel 15.
So sind die Notizen auch am Morgen vor der Fortsetzung des Seminars noch auffindbar. Ein Blick in die Aufzeichnungen steigert den Lernerfolg. Das Gehirn schaltet in das richtige Programm, das aktuelle Seminarthema, und kann die neuen Informationen gleich richtig einordnen. Bei der Durchsicht der Mitschriften wird klar, ob es offene Fragen gibt, die geklärt werden müssen, oder ob der Referent Themen angekündigt hat, die bereits die Grundlage einer Gliederung für die nächste Stunde bilden. Wenige Minuten beim letzten Kaffee vor einer Seminarstunde ersparen Stress und Hektik bei der Vorbereitung für das abschließende Kolloquium oder die schriftliche Prüfung für den Schein.