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Nervosität und Prüfungsangst besiegen

In diesem Kapitel

Nervosität von Prüfungsangst trennen

Entstehung von Prüfungsangst

Tipps gegen Lampenfieber

Warum Vorbereitung die beste Therapie gegen Prüfungsangst ist

Was bei einem Blackout in der Prüfung hilft

Die meisten Menschen haben ein ungutes Gefühl vor Prüfungen, selbst wenn sie sich gut vorbereitet haben. Das liegt daran, dass vom Ergebnis der Prüfung oft viel abhängt und jeder weiß, dass er mal besser und mal schlechter drauf ist. Wenn dann ein Tag, ein Vormittag oder gar eine Stunde über einen Traum entscheidet, kann einem schon mulmig zumute sein. Was Sie tun können, um die Nervosität vor und während der Prüfung in den Griff zu bekommen, finden Sie in diesem Kapitel.

Manche Menschen haben nicht nur Lampenfieber vor der Prüfung, sie haben richtig Angst, ja sogar Panik und bekommen schon Schweißausbrüche, wenn sie nur an die Prüfung denken. Doch auch ihnen bleiben Prüfungen nicht erspart. Falls Sie zu diesen Menschen gehören, sollten Sie sich dem Problem stellen, wie, das erfahren Sie ebenfalls auf den folgenden Seiten.

Wissenswertes über Prüfungsangst

Angst ist nicht gleich Angst, das gilt auch für die Prüfungsangst. Viele Menschen jammern im Vorfeld einer Prüfung und behaupten, sie hätten solche Angst vor der Prüfung. In Wirklichkeit sind sie einfach nur nervös und sorgen sich, dass sie die Prüfung nicht so gut bestehen, wie sie es wünschen. Manchmal sind sie schlecht vorbereitet, oft klammern sie sich so sehr an das Ziel, das sie mit der Prüfung erreichen wollen, dass sie kaum noch klar sehen können.

Was Nervosität von Prüfungsangst unterscheidet

Ehe Sie versuchen, Ihre Angst vor der Prüfung in den Griff zu bekommen, ist es wichtig, dass Sie erkennen, ob es sich um Nervosität handelt oder ob Sie Panik vor einer Prüfung haben. Die Prüfungsangst zeigt sich nicht nur in einem flauen Gefühl im Magen, wie es mit der Nervosität einhergeht. Prüfungsangst geht viel tiefer und beeinträchtigt diejenigen, die an Prüfungsangst leiden, wann immer sie nur an die Prüfung denken, in weit stärkerem Maße:

körperliche Anzeichen: die Hände zittern, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Durchfall, Schwindelanfälle, Heißhunger oder auch Appetitlosigkeit, Ausschlag, innere Unruhe, Schweißausbrüche

Anzeichen bei der geistigen Fitness: Denkblockade, Konzentrationsstörungen, die Aufmerksamkeit kann nicht mehr bewusst gesteuert werden, die Merkfähigkeit sinkt

seelische Anzeichen: Aggressivität, Depression, Abkapseln von anderen, Unsicherheit, Angst

Anzeichen im Verhalten: Nervosität, nicht still sitzen können, die Hände müssen ständig beschäftigt sein

Über die Hintergründe von Prüfungsangst

Angst ist eigentlich eine gesunde Reaktion des Körpers, der oft schon aktiv wird, ehe eine Bedrohung oder Gefahr zu sehen ist. Angst zeigt, dass etwas ungewöhnlich ist und es wichtig ist, besonders aufmerksam zu sein. Nun müssen Sie heute nicht mehr damit rechnen, dass ein Mammut aus dem Gebüsch kommt oder Sie von anderen Tieren angegriffen werden. Aber die biologische Reaktion »Angst« ist im Körper noch vorhanden. Da wir nicht wie die Menschen früher einfach weglaufen können, sucht der Körper andere Wege, die Anspannung loszuwerden, das führt zu den beschriebenen Anzeichen.

Icon_techniker2.jpgDer Prozess, der im Körper stattfindet, wenn wir Angst haben, ist noch immer der gleiche wie bei den ersten Menschen. Der Körper schüttet Adrenalin aus und kurbelt das Angst-Reaktions-Verhalten an:

Das Herz-Kreislauf-System wird rege und aktiv.

Die Blutgefäße verengen sich, was zu erhöhtem Blutdruck führt.

Die Muskeln machen sich bereit, sie werden stärker durchblutet.

Der Körper sammelt sämtliche Energien.

Wahrnehmung und Aufmerksamkeit werden geschärft.

Prüfungsangst ist gelernt

Prüfungsangst ist keine natürliche Angst, woher sollte sie auch kommen, bei den Urmenschen gab es weder Zentralabitur noch Abschlussprüfung, weder Uni noch Qualifizierungsmaßnahme. Die Angst vor der Prüfung haben Sie gelernt, so komisch das klingt. Sie lernen eben viel mehr, als im Lehrplan steht und vieles lernen Sie nicht bewusst, sondern durch Vorbilder und Kommentare in Ihrem Umfeld vom ersten Lebenstag an:

Der Erziehungsstil der Eltern hat einen Einfluss darauf, welche Einstellung jemand zu Prüfungen entwickelt, dazu gehört wie und wie oft die Eltern mit ihren Kindern sprechen und wie sie auf Fehler und Versagen reagiert haben.

Die Persönlichkeit der Menschen im Umfeld färbt ab. Wenn um ein Kind herum die Menschen eher ängstlich und zurückhaltend sind, nimmt es diese als Vorbild und verhält sich oft auch als Erwachsener so, wenn nichts dagegen getan wird.

Schlechte Erinnerungen an Prüfungen hängen einem ein Leben lang nach, wenn man es zulässt. Das Gefühl, versagt zu haben und nichts zu schaffen, kommt gerade vor Prüfungen wieder zum Vorschein, wenn man nicht lernt, es zu beherrschen.

Was Sie als Kind erlebt haben, können Sie nicht ändern. Es bringt auch wenig, wenn Sie Ihren Eltern oder Freunden vorwerfen, sie hätten sich falsch verhalten. Vielleicht war das zu der damaligen Zeit ein richtiges Verhalten, die Zeiten ändern sich. Wichtig ist, dass Sie sich mit den Ursachen beschäftigen und Wege finden, dass sie nicht noch die heutige Prüfung negativ beeinflussen.

Icon_techniker2.jpgDie Zeiten ändern sich. Vor vierzig oder fünfzig Jahren mussten Kinder noch still sein, wenn die Erwachsenen sich unterhielten. Zum Teil kamen sie sogar an einen »Katzentisch«, damit sie nicht störten. Heute werden Eltern ermuntert, viel mit ihren Kindern zu sprechen, sie in Entscheidungen einzubeziehen und nach ihrer Meinung zu fragen.

Prüfungsangst ist auch eine Frage der Einstellung

Ihre bisherigen Erlebnisse und Erfahrungen bestimmen zum größten Teil, ob Sie Angst vor Prüfungen haben oder gelassen an die Herausforderung herangehen. Allerdings sind wir Menschen keine Marionetten, die von ihrer Vergangenheit gezogen und geschoben werden. Wir können selbstständig denken, aber leider machen sich manchmal auch die Gedanken selbstständig.

Das kann auch schiefgehen, zum Beispiel wenn Sie innerlich damit rechnen, dass Sie die Prüfung ohnehin nicht bestehen, weil Sie den Prüfer nicht mögen oder (angeblich) nicht genug gelernt haben, weil das Thema Sie abstößt oder Sie einfach keinen Bock haben. Diese negativen Gedanken über die Prüfung beeinflussen Ihr Verhalten. Sie werden wütend, depressiv und angespannt und schon geht die Prüfung schief.

Wenn Sie dagegen neutral an die Sache herangehen, sich sagen: »Ich habe mich ordentlich vorbereitet, an mir liegt es nicht, ich warte mal ab«, bleiben Ihre Gefühle in einer Ruheposition. In der Prüfung ist dann vor allem das Thema entscheidend, wie gut die Prüfung ausfällt.

Wenn Sie davon überzeugt sind, dass Sie die Prüfung schaffen, weil es keinen Grund gibt, warum das nicht klappen sollte, macht sich in Ihnen auch eine kleine Neugier und positive Spannung bereit und die Chancen, dass Sie die Prüfung bestehen, sind sehr hoch.

In die Zukunft denken

Für die Prüfung, die jetzt vor Ihnen liegt, ist es gleichgültig, ob Sie »nur« nervös sind oder Prüfungsangst haben. Um sich auf den Termin vorzubereiten, sollten Sie sich mit den Hinweisen im nächsten Abschnitt beschäftigen und Wege suchen, die für Sie geeignet sind. Allerdings wird die jetzige Prüfung nicht die einzige in Ihrem Leben bleiben. Wenn Sie nicht nur Angst vor der Prüfung haben, sondern auch Panik vor dem Vorstellungsgespräch, einer freien Rede oder nur dem Wortbeitrag auf der Betriebsversammlung, dann sollten Sie etwas tun, damit das aufhört. Beginnen Sie damit, dass Sie sich kritisch mit sich selbst beschäftigen wie es im Abschnitt »Die Ursachen der Prüfungsangst aufspüren« weiter hinten in diesem Kapitel beschrieben wird.

Einen Weg finden, mit Nervosität umzugehen

Ein bisschen Nervosität vor der Prüfung ist nicht schlecht, denn sie schärft die Aufmerksamkeit und sorgt dafür, dass das Gehirn sämtliche Reserven anzapft. Entscheidend ist, dass Sie rechtzeitig zur Ruhe kommen, um die geistigen Kräfte zu bündeln und sich mit der Prüfungsaufgabe zu beschäftigen.

Icon_hand2.jpgAll Ihre Bemühungen, die Nervosität in den Griff zu bekommen, fruchten übrigens nicht, wenn Sie unvorbereitet in die Prüfung gehen. Das soll schon vorgekommen sein, bei anderen, aber nicht bei Ihnen. Wer sich nicht ausreichend Zeit nimmt, um den Prüfungsstoff zu wiederholen und sinnvoll zu lernen, dem helfen auch die besten Techniken nicht.

Die Gedanken an die Leine nehmen

Ein Grund für die Nervosität ist, dass Prüfungskandidaten sich ausmalen, was in der Prüfung alle schiefgehen kann und welche Auswirkungen das für ihre Ziele hat. Lassen Sie solche Gedanken nicht zu, denken Sie positiv und stellen Sie sich vor, wie Sie die Prüfer mit Ihrem Wissen beeindrucken, wie Sie sicher alle Aufgaben lösen und wie Ihnen am Ende alle die Hand schütteln und gratulieren. Lassen Sie sich doch nicht von Ihren Gedanken bestimmen, bestimmen Sie Ihre Gedanken.

Einen Plan B entwickeln

Gerade weil die Angst vor der Prüfung daher rührt, dass an ihr scheinbar das ganze zukünftige Leben hängt, ist es wichtig, hier vorzubeugen und eine Alternative, einen »Plan B« zu entwickeln, der zum Tragen kommt, wenn die Prüfung wider Erwarten schiefging. Denken Sie allein oder mit Freunden darüber nach, was Sie tun könnten, wenn Sie den Abschluss oder die Stelle nicht bekommen.

Erkundigen Sie sich, welche Möglichkeiten es gibt, die Prüfung zu wiederholen.

Informieren Sie sich, wie Sie die Panne ausgleichen können.

Erstellen Sie eine Mindmap mit Alternativen, einem ähnlichen Seminar, einem anderen Job, einem längeren Auslandsaufenthalt … Erinnern Sie sich an Ihre Träume und Lebensziele und vielleicht stellen Sie sogar fest, dass der Plan B eine wünschenswerte Alternative wäre.

Der Plan B hilft, entspannter in die Prüfung zu gehen, weil klar ist, dass nicht alles von dieser kurzen Zeitspanne abhängt. Schreiben Sie den Plan B auf, dann können Sie in der nächsten Prüfung darauf zurückgreifen.

Icon_tipp2.jpgNervosität kann sich zu einer echten Panik vor einer Prüfung entwickeln, wenn man sein gesamtes Leben, Glück oder seine Zukunft davon abhängig macht. Dabei sind die Prüfung und alles, was damit zusammenhängt, nur ein Teil des Lebens. Freunde, Familie, Sport, Ehrenamt, Hobbys und Interessen außerhalb des Seminars sind ebenso wichtig und geben Halt und im Notfall sogar Hilfe.

Sich Mut zusprechen

Lenken Sie nicht nur Ihre Gedanken in eine positive Richtung, machen Sie sich außerdem Mut. Sagen Sie sich, ruhig laut, dass Sie gut vorbereitet sind, dass Sie die Prüfung schaffen und es keinen Grund gibt, warum ausgerechnet Sie scheitern sollten. Wenn es also schiefgeht: An Ihnen liegt es nicht.

Wählen Sie Ihren persönlichen Mut-mach-Spruch und nutzen Sie alles, was Ihnen täglich begegnet, um sich immer wieder daran zu erinnern, dass Sie die Prüfung bestehen werden:

Erstellen Sie am Computer eine Grafik mit Ihrem Mut-mach-Spruch und richten Sie ihn als Desktophintergrund ein.

Speichern Sie die Grafik auf Ihrem Smartphone oder Tablet als Hintergrundbild ab.

Laden Sie die Grafik als Titelbild bei Facebook oder anderen sozialen Netzwerken hoch.

Drucken Sie die Grafik aus und heften Sie sie vorn in Ihre Arbeitsordner, hängen Sie sie an den Kühlschrank, neben die Zahnbürste und übers Bett.

Nehmen Sie Ihren Mut-mach-Spruch als Audiodatei auf und laden Sie sie auf Ihr Smartphone als Klingelton und auf Ihren Computer als Begrüßung.

Sie sehen, Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, Sie können sogar eine Tasse, ein Mousepad oder ein T-Shirt mit dem Spruch bedrucken lassen. Wichtig ist, dass er Ihnen überall begegnet, denn auch positive Gedanken können Sie lernen, wenn Sie sie häufig wiederholen.

Icon_hand2.jpgJeder muss seinen Weg finden, mit der Nervosität umzugehen, es gibt kein Rezept, das für alle passt. Es gibt aber einen Weg, der auf keinen Fall hilft, weder bei der Vorbereitung noch in der Prüfung: Medikamente! Es gibt leider Medikamente, die dem Nutzer vorgaukeln, sie könnten bei der Prüfung helfen, und manche mögen auch beruhigend wirken. Wenn aber Nervosität den Geist schärft, können Medikamente zwar zu Ruhe führen, aber auch dazu, dass der Kopf nicht mit voller Power arbeitet. Zwei Gefahren lauern bei Medikamenten: Zum einen ist nicht klar, welche Wirkung sie auf jeden Einzelnen haben, und zum anderen kann eine wiederholte Einnahme zu Abhängigkeit führen, vielleicht nicht unbedingt zu einer körperlichen, aber zu einer seelischen, weil irgendwann der Eindruck entsteht, ohne Medikamente geht gar nichts mehr.

Der Nervosität ein Gesicht geben

Wenn Kinder vor etwas Angst haben, malen sie es und streichen es dann dick durch, damit es sie nicht mehr ängstigen kann. Ganz so einfach funktioniert diese Methode bei Erwachsenen nicht. Aber probieren kann nicht schaden. Zeichnen Sie Ihre Nervosität, geben Sie Ihr ein Gesicht und einen Körper und sagen Sie ihr die Meinung. Erklären Sie ihr, dass sie nun wirklich verschwinden könnte, weil Sie sie nicht gebrauchen können oder weil es gar keinen Grund gibt, dass sie sich in Ihrem Kopf breitmacht. Sie müssen dafür nicht unbedingt zeichnen, Sie können sich aus gedanklich mit Ihrer Nervosität auseinandersetzen.

Durch die bewusste Beschäftigung mit der Nervosität und die Suche nach Argumenten, warum die Nervosität verschwinden kann, wird klar, dass es keinen Grund für Lampenfieber oder Muffensausen gibt und das beruhigt. Wenn Sie das erreichen, indem Sie die Nervosität als großen schwarzen Panther zeichnen, den Sie in einen Käfig sperren, brauchen Sie keinen Gedanken daran zu verschwenden, dass das kindisch sein könnte. Nur das Ergebnis zählt.

Eine Entspannungstechnik suchen

Direkt vor der Prüfung brandet die Nervosität meist wie eine große Welle noch einmal hoch. Da ist es hilfreich, Techniken zu beherrschen, mit denen man sich selbst beruhigen kann. Wenn Sie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung beherrschen, greifen Sie auf Übungen zurück, die auch in einem Prüfungsraum umgesetzt werden können. Falls Sie nicht über diese Kenntnisse verfügen und nicht auf den nächsten VHS-Kurs warten können, trainieren Sie einfache Übungen an den Tagen vor der Prüfung, damit Sie, wenn die Nervosität anrückt, darauf zurückgreifen können.

Icon_anekdote.jpgÜbrigens: Selbst Sportler und Musiker haben Probleme mit Lampenfieber. Es heißt, Robbie Williams hätte vor jedem Auftritt Lampenfieber und Ronaldo würde vor wichtigen Spielen an den Fingernägeln kauen.

Eine einfache Atemübung

Probieren Sie es mit einer einfachen Übung: Legen Sie Ihre flache Hand auf den Bauch, etwa zwei Zentimeter unter dem Bauchnabel, und atmen Sie langsam tief ein. Beobachten Sie in Gedanken, wie der Atem die Hand langsam anhebt, und folgen Sie dem Atem zurück durch die Brust zur Nase nach draußen.

Die Handkreis-Methode

Bei dieser Methode führen Sie Ihre Hände so aufeinander zu, dass sie sich nur an den Fingerkuppen berühren. Damit schließen Sie sozusagen Ihren persönlichen Schaltkreis, die Spannung kann sich entladen und Sie werden ruhiger. Wichtig ist, dass Sie die Fingerkuppen der gleichen Finger aufeinanderlegen, also Daumen an Daumen, Zeigefinger an Zeigefinger und so weiter.

Eine kleine Meditationsübung

Wenn Sie eher bildorientiert sind, probieren Sie, ob diese Übung etwas für Sie ist: Schließen Sie Ihre Augen und stellen Sie sich eine Umgebung vor, in der Sie sich besonders wohlfühlen. Erinnern Sie sich an den Moment, als Sie das letzte Mal dort saßen und entspannt waren. Besonders hilfreich ist es, wenn Sie sich vorstellen, dass Sie am Meer sitzen und aufs Meer schauen oder auf einem hohen Berg und über alle Häuser und Bäume hinwegsehen.

Probieren Sie aus, welches Bild Ihnen am ehesten hilft, ruhig zu werden. Wenn Sie sich schwer damit tun, sich das Bild vorzustellen, suchen Sie in Ihren Urlaubsfotos, in einem Fotoband oder im Internet nach einem passenden Foto.

Icon_tipp2.jpgDrucken Sie das Bild in Postkartengröße aus oder kaufen Sie eine Postkarte mit einem Bild, das Sie beruhigt, und legen Sie es zu Ihren Unterlagen für die Prüfung. Achten Sie aber darauf, dass die Rückseite nicht beschrieben ist, damit gar nicht erst der Verdacht aufkommt, Sie wollten schummeln.

Oft sind es die kleinen Dinge, die gegen Nervosität helfen. Erkundigen Sie sich bei Ihren Freunden, was ihnen in Prüfungssituationen geholfen hat, und probieren Sie das aus, was Ihnen am besten gefällt.

Die Ursachen der Prüfungsangst aufspüren

Wer an extremer Prüfungsangst mit körperlichen Beschwerden leidet, sollte unbedingt die Ursachen herausfinden und gegebenenfalls mithilfe eines Beraters, Coaches oder Psychologen daran arbeiten, die Hintergründe zu verarbeiten. Extreme Prüfungsangst ist ein psychologisches Problem, bei dessen Bewältigung viele Menschen Unterstützung in Anspruch nehmen, warum nicht auch Sie.

Wenn Sie versuchen möchten, die Prüfungsangst selbst in den Griff zu bekommen, sollten Sie sich Zeit nehmen und all jene Faktoren betrachten, die zu der Angst geführt haben könnten.

Icon_tipp2.jpgFalls Sie bei folgenden Fragen und Tipps merken, dass Sie sich unwohl fühlen, zum Beispiel Schweißausbrüche bekommen oder einen Weinkrampf, sollten Sie nicht weiter versuchen, Ihre Prüfungsangst selbst in den Griff zu kriegen. Erkundigen Sie sich in einer psychologischen Beratungsstelle, welche Möglichkeiten es gibt, Ihre Prüfungsangst zu bekämpfen.

Die Rolle der Angst im Leben

Denken Sie darüber nach, wann Sie ängstlich und wann Sie mutig sind. Erstellen Sie eine Liste der Dinge, vor denen Sie Angst haben. Ist die Liste sehr lang oder so kurz, dass Sie die Dinge an einer Hand abzählen können? Vielleicht gehören Sie zu den Menschen, die grundsätzlich erst einmal misstrauisch oder vorsichtig sind und unsicher, wenn sie sich in fremder Umgebung und unbekannten Situationen befinden. Wenn Sie sich selbst gegenüber ehrlich sind und das feststellen, haben Sie doch schon den ersten Schritt getan, um Ihre Angst zu überwinden.

Icon_tipp2.jpgStellen Sie sich der Angst. Trauen Sie sich etwas zu. Wählen Sie aus der Liste eine kleine harmlose Angst aus, zum Beispiel allein in ein Café zu gehen oder die typische Kinderangst, allein in den Keller zu gehen. Probieren Sie es aus. Sagen Sie sich: Das schaffe ich doch. So viele Menschen können das, dann bekomme ich das auch hin. Bitten Sie eine Freundin, Sie zu coachen und in der Nähe zu bleiben, in der Wohnung, wenn Sie in den Keller gehen, oder im Park, wenn Sie allein im Café einen Kaffee trinken.

Die Lebensweisheiten der Kindheit

Auch die Lebensweisheiten der Kindheit können Prüfungsangst hervorrufen. Warum eigentlich nicht? Vieles, was Erwachsene können, haben sie gelernt, weil es ihnen jemand immer wieder erklärt hat. Waren Sie jemals am Südpol? Und dennoch wissen Sie, dass es dort Pinguine gibt. Ähnlich ist es mit Aufforderungen oder Kritik, die Sie immer wieder gehört haben. Stellen Sie sich Momente in Ihrer Kindheit vor, in denen Sie ausgeschimpft wurden. Gab es Bemerkungen, die Sie immer wieder gehört haben wie:

»Das war ja klar, dass du das nicht schaffst.«

»Natürlich, du wieder, du bist aber auch ein Unglücksrabe!«

»Ich weiß auch nicht, was aus dir mal werden soll.«

»Pass auf, dass du nichts kaputt machst.«

»Wehe, du machst dich schmutzig!«

»Siehst du denn nicht, dass da … ist?«

Läuft Ihnen schon ein Schauer über den Rücken, wenn Sie das lesen? Dann haben die Sätze versteckte Erinnerungen in Ihnen geweckt, die Sie stärker beeinflussen, als Sie gedacht haben. Wer solche Sprüche täglich hört, ist irgendwann davon überzeugt, dass er nichts schaffen kann, und hat dementsprechend Angst vor Situationen, in denen er auf sich selbst gestellt ist und niemand helfen kann.

Icon_tipp2.jpgSuchen Sie nach solchen versteckten Bemerkungen, sprechen Sie mit Ihren Geschwistern oder Freunden; gemeinsam finden Sie diese Sprüche besser. Schreiben Sie sie auf Karten, jeder Spruch kommt auf eine Karte und zwar in die untere Hälfte. Streichen Sie den Spruch nun dick durch und formulieren Sie einen Spruch, der genau das Gegenteil sagt wie »Na und, wer spielt und arbeitet, macht sich eben schmutzig.«.

Die erste Prüfung

Die Einstellung zur Prüfung wird maßgeblich mitbestimmt von den Erfahrungen, die jemand mit Prüfungen hat. Dabei ist Prüfung weit gefasst, dazu gehört die Fürbitte in der Kirche ebenso wie der Gedichtvortrag bei Opas Achtzigstem, der erste Abend allein zu Hause genauso wie die Seepferdchenprüfung oder die Fahrradprüfung. Erinnern Sie sich an die erste Prüfung, die Sie nicht bestanden haben.

Wie hat Ihr Umfeld damals reagiert?

Wie haben Sie sich gefühlt?

Hat Sie jemand aufgemuntert oder wurden Sie ausgelacht?

Wurden Sie vielleicht sogar bestraft, weil Sie nach Auffassung Ihres Umfelds »versagt« haben?

Erlebnisse oder Sätze, die Sie im Zusammenhang mit der Prüfung sehr verletzt haben, über die Sie schon als Kind oder Jugendlicher sehr lange nachgedacht haben, die Ihnen noch heute im Traum begegnen, beeinflussen Ihre Herangehensweise an einer Prüfung. Versuchen Sie, diese Erfahrungen zu klären, am besten zusammen mit einem Coach oder Psychologen.

Icon_tipp2.jpgGehen Sie Ihre schlechten Erfahrungen durch und versuchen Sie, sie einzuordnen. Standen die Menschen in Ihrem Umfeld vielleicht selbst unter Druck und war ihnen gar nicht klar, was sie bei Ihnen auslösen? Denken Sie an das Ereignis aus der Zeit heraus, in der es geschah, damals wurde vieles anders gesehen als heute. Vor vierzig Jahren waren Schläge als Strafe zum Beispiel noch anerkannt, heute könnten Kinder ihre Eltern dafür anzeigen.

Missglückte Prüfungen auswerten

Der Mensch ist wie die Medien: Er merkt sich vor allem das, was schiefgelaufen ist, und das, was so richtig gut war, die vielen kleinen Dinge, die ganz in Ordnung waren, werden gedanklich irgendwo abgeheftet und nicht weiter beachtet. Wenn Ihre letzte Prüfung nicht so gut gelaufen ist, nagt die noch immer an Ihnen, obwohl Sie sicher schon viele andere Prüfungen bestanden haben.

Schauen Sie sich genau an, warum die letzte Prüfung ein Flop war, und vergleichen Sie Ihre Ergebnisse mit dem Ist-Stand:

Sie hatten sich auf die letzte Prüfung schlecht vorbereitet? Na, das ist dieses Mal ja ganz anders.

Sie hatten private Sorgen und Probleme? Die haben Sie dieses Mal nicht und wenn doch, haben Sie sich damit beschäftigt.

Sie waren krank? Diese Mal sind Sie fit und wenn Sie krank sind, erklären Sie das dem Prüfer, dann wird die Prüfung eben verschoben.

Der Prüfer hatte Ihnen die falschen Themen genannt? Dieses Mal haben Sie sich umfassender informiert und können auf jeden Fall zu jedem Thema etwas sagen.

Sie hatten sich ein unrealistisches Ziel gesteckt? Bei dieser Prüfung wissen Sie, was Sie erreichen können.

Sie konnten sich in der Umgebung nicht konzentrieren? Für diese Prüfung haben Sie vorgesorgt, Sie schaffen sich einen angenehmen Arbeitsplatz und kennen ein paar Konzentrationsübungen.

Hilfe beim Blackout in der Prüfung

Ein »Blackout« in der Prüfung kann jedem passieren, auch ohne Nervosität und Prüfungsangst. Dadurch, dass im Gehirn viele Dinge gleichzeitig ablaufen, kann es zu Fehlschaltungen kommen und plötzlich wissen Sie nicht mehr, was Sie sagen wollten. Das ist wirklich wie eine Art Kurzschluss im Kopf, bei dem Ihr Rechner im Kopf sich plötzlich ausschaltet oder aufhängt und sich nichts mehr bewegen lässt.

Icon_techniker2.jpgDie Denkblockade, wie der Blackout auch genannt wird, lässt sich sogar biologisch erklären, es mischen sich nämlich gemeine Stresshormone zwischen die Gehirnzellen und bringen sie aus dem Konzept.

In solch einem Fall bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als Ihren Kopfrechner zurückzusetzen. Bei einem elektronischen Gerät würden Sie den Reset-Knopf drücken. Im Kopf gibt es einen solchen Schalter leider nicht, Sie können nur versuchen, sich selbst mit Tricks zu überlisten und offen mit Ihrem Blackout umzugehen.

Nicht versuchen, einen gedanklichen Aussetzer zu vertuschen

Das Wichtigste bei einem Blackout ist, darüber zu sprechen. Es hat keinen Sinn, die Blockade zu überspielen und Unfug zu schreiben oder zu plappern. Gerade in der mündlichen Prüfung kann das zu einer schlechten Note führen. Erklären Sie dem Prüfer, dass Sie einen Aussetzer haben und noch einmal von vorn beginnen müssen. Hier sind die Notizen hilfreich, sie sind quasi Ihre Datensicherung, die externe Festplatte für Ihren Kopf. Die Prüfer haben in der Regel Verständnis in einer solchen Situation und rechnen es Ihnen hoch an, dass Sie die Schwäche eingestehen.

Einen »Reset-Knopf« erfinden

Auch wenn Sie die Prüfer auf Ihre Seite bringen, müssen Sie dennoch mit einer kleinen Verzögerung die Prüfung fortsetzen. Sie brauchen einen Weg, um Ihren Verstand wieder lauffähig zu machen und Ihre Gedanken wieder unter Kontrolle zu bekommen. Erfinden Sie dafür schon vor der Prüfung Ihre persönliche Reset-Methode. Dabei geht es darum, dass die Gedanken kurzzeitig abgeschaltet werden, damit Sie dann die Aufgabe erneut angehen können. Da sich Gedanken nur schwer ausstellen lassen, ist eine Methode nötig, die langweilig genug ist, dass das Gehirn kurzzeitig ruhig wird und gar nicht an den Prüfungsstoff denkt. Solche Methoden können sein:

einen Kreis auf ein Blatt Papier zeichnen, bis Sie sich beruhigt haben

ein Gedicht aus der Kindheit aufsagen

in Gedanken ein Lieblingslied summen

die Buchstaben des Alphabets von A bis Z oder von Z bis A schreiben

alle Zahlen von 1 bis zu Ihrem Alter addieren

Eine solche »Reset-Methode« ist einfach und leicht umzusetzen; wichtig ist, dass jeder seine eigene einfache Übung findet und für den Notfall eine solche »Reset-Technik« in seinem persönlichen Methodenkoffer hat.

Icon_tipp2.jpgEntwickeln Sie Ihren persönlichen Notfallkoffer für Prüfungen. Schreiben Sie die Punkte, mit denen Sie die Prüfung meistern wollen, auf Karteikarten. Die nächste Prüfung folgt bestimmt.