Hair
Sind Männer mit Glatze bessere Liebhaber?
Normalerweise verteidigt der Mann in jungen Jahren seine üppige Haarmähne gegen die Schere der Autorität.
Mit vierzig fühlt er eine neue Bedrohung aus dem eigenen Ich auf sich zukommen. Er fürchtet sich davor, seine Haare zu verlieren, er hat Angst vor der Glatze.
Und jeder Mann reagiert anders auf diese Erscheinung, die häufig genug unbewußt als Zeichen schwindender Männlichkeit empfunden wird.
Daß Kahlköpfigkeit starke Beunruhigung auslöst und tiefsitzende Ängste freimacht, erkennt man, wenn man beobachtet, wie sehr manche Vertreter des männlichen Geschlechts sich bemühen, diesen Mangel vor anderen zu vertuschen.
Haarsträhnen, die der allgemeinen Katastrophe bisher entgangen sind, werden so gut wie möglich genutzt, um gelichtete oder völlig kahle Stellen zu bedecken.
Sicherlich haben Sie es schon öfter bemerkt: Zu diesem Zweck werden die »Resthaare« in die Gegenrichtung ihres natürlichen Wuchses gezwungen und in kühnen Schnörkeln angeklebt, was sehr oft die ganze Erscheinung eines Mannes eher lächerlich erscheinen läßt.
Die Vertreter dieser Spezies signalisieren, daß sie sich grundsätzlich ihrer Männlichkeit nicht besonders sicher sind.
Der gleiche Mangel an Sicherheit quält auch die Männer, die zu Haarimplantationen ihre letzte Zuflucht nehmen. Man erkennt sie an den grauen, runden Flecken, die ihre kahlen Schädel markieren.
Diese Männer sind zu beachtlichen Opfern an Zeit und Geld bereit, um das vermeintliche Idealbild ihrer Männlichkeit wiederherzustellen, die mit Sicherheit niemals sehr überzeugend war.
Es gibt aber auch Männer, die mit den ihnen verbliebenen Haaren in völlig anderer Weise verfahren. Sie sollen nicht etwa die völlig kahlen Stellen notdürftig verdecken, sondern werden selbst möglichst vorteilhaft zur Schau gestellt. Halblang und wunderbar gepflegt, glänzt das gerettete Resthaar, sorgfältig gelockt, auf dem Nacken von Ästheten, Künstlern und Intellektuellen reifen Alters.
Solche Männer ergeben sich in das Schwinden ihrer Männlichkeit -
allerdings nicht, ohne zu dokumentieren, zu welcher Erfahrung und zu welchem Raffinement sie es auf diesem Gebiet gebracht haben. »In der Liebe kann die Qualität höchst vorteilhaft Quantität ersetzen«, versuchen die sorgfältig gepflegten Köpfe zu signalisieren.
Interessant sind die Lösungen der Kahlköpfigen, die sich - nicht gerade überglücklich ob ihrer Kahlheit - einen wuchernden Haarschmuck im Gesicht leisten. Schnurrbärte, Vollbärte, Backenbärte, Kinnbärte nehmen phantastische Formen und eindrucksvolle Ausmaße an.
Diese Zierden sollen ausdrücklich vom kahlen Kopf ablenken und das vermeintliche Eingeständnis der Impotenz widerrufen! Der Bart ist ein Zeichen von Potenz, phallischer Kraft; manche Männer verhalten sich bewußt wie Sklaven der Gleichung »Behaarung ist gleich Männlichkeit«
und vertreten mit wuchernden Bärten häufig die Überzeugung, daß ihr Haarschmuck eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Frauen ausübe.
In Gegenwart einer Frau; die ihr Begehren weckt, führen sie oft die Hand zum Gesicht, um ihren Bart zu streicheln und diese Zierde richtig zur Geltung zu bringen.
Und was bitte will der Mann uns ganz genau sagen, wenn er seinen Bart streichelt? Die Nase ist das Symbol des Glieds, und das Streicheln des Schnurrbartes soll die Aufmerksamkeit darauf lenken, daß vor uns ein geschlechtsreifer Mann sitzt. Der Mund aber ist das Symbol des Weibes, und das Streicheln des Barts bedeutet deshalb auch, daß der Mann beim Weibchen spielen möchte!
Natürlich gibt es viele Menschen, die den Verlust ihrer Haare philosophisch hinnehmen. Es ist eine weitverbreitete Ansicht, daß die gelichtete hohe Stirn auf intellektuelle Qualitäten hinweist, während die natürliche Tonsur auf dem Oberkopf Begriffe wie »Strenge« und
»mönchisches Wesen« anklingen läßt.
Stimmt das? Beweise gibt es dafür keine! Aber die Männer, die sich über eine kahle Stelle oder ihre Tonsur nicht aufregen, demonstrieren zumindest, daß sie den abgegriffenen Symbolismus, wie ihn die Samson-Legende verdeutlicht, nicht ernst nehmen.
Andere Männer, die sich über kurz oder lang durch die »Glatze« bedroht sehen, entscheiden sich für eine Radikallösung: Ehe sie sich passiv einem langsamen Verfall aussetzen, ehe sie sich sinnlosen und demütigenden Rückzugsgefechten mit dieser Plage ausliefern, kommen sie dem Verhängnis zuvor. Sie lassen sich völlig kahl rasieren und tragen stolz einen nackten Schädel und ein haarloses Gesicht zur Schau.
Das glattrasierte Gesicht soll die Kindlichkeit betonen, die Harmlosigkeit zu der Zeit, da dem Kind noch keine Schamhaare gewachsen sind.
Zugleich soll es aber auch Kraft bedeuten, da der Mensch als emporgerichtetes Wesen phallusgleich ist und der Kopf die haarlose Eichel während der Erektion versinnbildlicht.
Tatsächlich vermittelt die Körpersprache der kahlköpfigen, glattrasierten Männer häufig den Eindruck ruhiger Kraft und überzeugender Männlichkeit: offener, fester Blick, hoch getragener Kopf, gestreckte, stolze Figur, zielbewußte Gesten, rascher, lockerer Gang.
Und wenn ich es mir nun ganz richtig überlege, dann war der Filmschauspieler YUL BRYNNER der Prototyp dieser wirklich stolzen Kahlköpfe.
Fazit: Männer mit Glatzen sind eben doch erotisch!
Eines ist sicher: Nicht nur der Mann signalisiert mit seiner Haarpracht - wo immer er sie auch trägt - Potenz und Männlichkeit.
Auch unsere maskulinen Zeitgenossen machen sich so ihre Gedanken, wenn sie eine Frau näher betrachten und überlegen messerscharf: Sind Haare ein Zeichen von Rasse und Klasse?
Sind Haare ein Zeichen von Rasse und Klasse?
Damit meine ich jetzt nicht unseren Haarschopf, den wir nach Lust und Laune färben, schneiden, wickeln oder wallen lassen. Ich denke an die Körperhaare, die manche Männer zu wilden Vermutungen hinreißen.
Ich erinnere mich noch sehr gut an ein Gespräch von zwei Männern im gesetzten Alter, mit angegrauten Schläfen. Die beiden betrachteten völlig fasziniert eine Frau mit stark behaarten Beinen - unter hauchdünnen Strümpfen. »Die hat's drauf«, sagte der eine, »das ist eine Superfrau.«
Und dann hat er noch einen draufgesetzt: »Ich hatte mal eine Freundin, die hatte Haare, du weißt schon wo, die gingen fast bis zum Nabel. Das war ein echtes Rasseweib. Die konnte nicht genug kriegen.«
So ist das also, habe ich mir damals gedacht. Je mehr Haare, desto mehr Rasse!
Es gibt aber auch Männer- und die befinden sich mit Sicherheit in der Überzahl -, die schlichtweg entsetzt sind, wenn sie eine gepflegte Frau sehen, die sich offen zu sinnlichem Wildwuchs bekennt und zum Beispiel ihre Achselhaare nicht entfernt.
Oder ist entsetzt das falsche Wort? Ist erstarrt das richtigere? Denn das hätte ein Mann von einer so eleganten, gepflegten Frau niemals gedacht!
Es ist so, als hätte er etwas höchst Intimes, Verbotenes erblickt. Und wissen Sie, was ein solcher Mann normalerweise in einem solchen Moment denkt: Wen wird sie sich heute nacht in ihr Bett holen? Diese Frau traut sich was. Was ist ihr sonst noch zuzutrauen?
Also doch Rasse - die Frau mit Haut und Haaren? Um jetzt einmal ganz ehrlich zu sein, die Schöne mit den schamlosen Achselhöhlen mag es ja irgendwo geben. Ich habe sie jedenfalls noch nicht entdeckt. Denn so weit lassen es die Frauen, die ich kenne, gar nicht erst kommen. Da wird überall gerupft, gezupft, gestutzt. Nicht nur unter den Armen, sondern auch an den Beinen, auf der Oberlippe, über den Augen und spätestens, wenn der Sommer in Gestalt von hochgeschnittenen Badeanzügen naht, auch auf und rund um den Venushügel. Allein die Wim-
pern entkommen dem allgemeinen Enthaarungskult. Für die Augenlider gilt noch, was für den Rest des Körpers längst verpönt ist: je länger, desto besser.
Was treibt die Frauen nur dazu, sich mehr oder weniger radikal zu enthaaren? Und dies - einmal abgesehen von modischen Schwankungen -
vermutlich schon seit Urzeiten. Spätestens jedenfalls, seit KLEOPATRA, die Schöne vom Nil, ihre prominenten Liebhaber mit völlig haarlosem Haupt und Leib, ja wimpernlosen Blicken betörte.
Um Antworten sind die enthaarten Frauen nicht verlegen! Sie tun es für den Mann, um ihn zu reizen! Um ihn zu verführen! Denn was könnte ihn mehr locken als die Aussicht, einen seidigglatten Frauenkörper zu streicheln? Und sie tun es natürlich auch sich selbst zuliebe, aus purer Lust an der Schönheit nackter Haut!
Denn was gibt es Vollkommeneres als ein Frauenbein in hauchdünnen Seidenstrümpfen, auf dem kein Härchen die schimmernde Transparenz stört?
Was sticht betörender ins Auge als ein knappes Bikinihöschen, aus dem sich seitwärts auch nicht das feinste Löckchen kringelt?
Und dann kann man sich eine Primaballerina vorstellen, im weißen Federkleid, die als sterbender Schwan die »Flügel« hebt und dabei schwarzes Gelock enthüllt?
Dabei braucht die rasierte Frau nicht einmal den Vorwurf zu befürchten, sie bürste der Natur gegen den Strich. Sie unterstützt und bekräftigt nur, was diese vorgesehen hat: nämlich, daß der weibliche Leib nicht nur runder und weicher, sondern auch zarter behaart ist als der des Mannes. Daß Frauen ganz unschuldig dieser Hoffart frönen, wenn sie unschöne Härchen auf Waden, Oberlippe und - gäbe es sie - auf den Zähnen entfernen, daran besteht kein Zweifel. Ganz anders jedoch, wenn es um die Haare geht, die unter den Achseln oder auf dem magischen Dreieck zwischen den Schenkeln sprießen.
Nur ganz verklemmte Moralapostel werden ja wohl behaupten, diese Haarbüschel seien nichts als zufällige Überbleibsel auf dem Weg des Menschen vom zotteligen Vierfüßler zum
hochzivilisierten Kulturwesen. Viel zu zäh halten sich seit Jahrtausenden diese kleinen Fellinseln, allen Epilationskuren, Textilien und Zentralheizungen zum Trotz!
Nein, Gott selbst - und nicht etwa der Teufel - hat das Haar für genau diese Stellen vorgesehen, als Signale! Als deutliche erotische Zeichen! Dafür spricht schon allein die Tatsache, daß diese putzigen Fellchen erst in der Pubertät wachsen. Und daß sie sexuelle Lockstoffe verströmen. Die schwül-sinnliche Duftnote, die uns unverwechselbar, einmalig und sexuell attraktiv für die Nase des erotischen Gefährten macht: aphrodisische Mole-küle, die wir allerdings manchmal mit Spray ebenso radikal bekämpfen wie ihre haarigen Träger mit der Rasierklinge.
Ich glaube, wer sich hier zurück- oder ganz kahl schneidet, trifft nicht nur eine ästhetische, sondern auch eine erotische Entscheidung. Plädiert für gezähmte Liebespiele und nicht für animalischen Sex, ist gegen jene Form schamloser weiblicher Geilheit, die Hexen auf den Blocksberg trieb, wo es bekanntlich mit dem Teufel zuging. Denn starke weibliche Behaarung unter den Achseln und an der Scham steht für ungezügelte Sinnlichkeit.
Wirkt lasziv, mit einem herausfordernden, aufreizenden
! Touch von
Schlampigkeit.
Und ich weiß deshalb auch: Nur Männer, die Angst haben vor dieser ungezähmten weiblichen Power, die das Weib lieber unter sich als auf sich spüren, schwärmen von der glatten, rundum enthaarten Frau - möglichst auch noch mit »entlaubtem« Venushügel.
Männer dagegen, die sich wenigstens hin und wieder bereitwillig in jene ekstatischen Gefilde wagen, wo sie nicht mehr Herr der Lage bleiben, wollen ihrer Geliebten kein Haar krümmen - weder oben noch unten.
Warum also nicht einmal warten mit der nächsten Rasur oder Warmwachsenthaarung? Warum sie nicht wieder einmal mit
unvoreingenommenen Augen betrachten - die kleinen Lustgärten des Körpers?
Zum Beispiel die Behaarung unter den Achseln: Nicht umsonst ist sie den Blicken zuerst einmal verborgen. Wird der Arm jedoch hochgehoben und das Büschel somit entblößt, durchfährt den Betrachter ein teils süßer, teils erschrockener Schauer: Dunkel und unbewußt erinnern ihn diese behaarten Höhlen an jenen anderen magischen Ort des Körpers, der sich so herausfordernd in feine Härchen hüllt. Das Mittelalter, um teuflische Einfälle niemals verlegen, kannte einen Grund für diesen seltsamen Achsel-Schauer: Die weibliche Armhöhle galt als Sitz dämonischer Kräfte und potentielle Brutstätte kleiner Teufel.
Schaffte es eine Frau, dem Geliebten einige ihrer Achselhärchen einzuverleiben, war es angeblich um ihn geschehen: Er liebte sie fortan bis zur Raserei.
Muß man sich als moderne Frau nicht einmal fragen, ob einer der Gründe für die allseits zunehmende und lauthals beklagte sexuelle Lustlosigkeit nicht auch in unseren blanken Achselhöhlen zu suchen ist?
Noch mehr dieser wundersamen Dämonie sitzt allerdings im unteren Haarbereich, an der haarigen Pforte zur himmlischen j
Hölle. Das
Schamhaar betont ganz schamlos die intimsten Körperteile, lenkt die Blicke magisch zum Zentrum des Geschehens. Und das Raffinierte an diesem gottgewollten Locksignal: Die Venuslöckchen fordern zwar auf zum Hinsehen, verhüllen aber das eigentliche. Denn am besten funktioniert nun mal das alte Spiel zwischen Mann und Frau, wenn der Liebhaber erst suchen muß, was er finden soll. Kein Wunder also, daß gewisse männliche Erotik-Connaisseure schon immer aus ihren Phantasien und Sehnsüchten so etwas wie »Schamhaarfetischismus« destillierten.
Das Haar des weiblichen Schoßes wurde vielen zum Liebesobjekt und zur Trophäe. Und manchmal sogar zum Ersatz für den hautnahen Kontakt mit dem pulsierenden Kraftort einer realen Frau:
Wann hat er sie wohl unter seiner Krone getragen, der englische König CHARLES 11. (1660 bis 1685) - seine Perücke, ganz aus dem Schamhaar zahlloser Kurtisanen gefertigt?
Und wieviel haben sie wohl an Bestechungsgeldern gezahlt, jene Fetischisten, über die der deutsche Psychiater RICHARD von KRAFFT-EBING im letzten Jahrhundert berichtete? Männer, in deren Auftrag die Angestellten großer Hotels jeden Tag
die Betten nach den feinen Flusen durchforsten mußten. Kein Wunder aber auch, daß die Männer oft nicht ungeschoren lassen wollten, was sie offensichtlich um den Verstand und manchmal auch ums Geld bringen konnte.
Kollegen jenes Herrn Freiherrn von Krafft-Ebing waren es, die ein paar Jahrhunderte zuvor zum Schutz ängstlicher Lüstlinge die Entfernung des gefährlichen Schamschopfes verordneten. Vermeintlich hysterische Frauen wurden zwangsrasiert. Frauen also, in denen man noch einen Rest der alten Hexenkraft und Sinnlichkeit wahrzunehmen glaubte und die flugs als Gemütskrankheit deklariert wurde. Spätestens hier müßte eigentlich auch der arglosesten Enthaarungsfetischistin allmählich dämmern, daß sie ihrem Körperflaum vielleicht doch nicht so freiwillig wie gedacht an die Wurzeln rückt. Vielleicht tut sie es unbewußt, um den Mann zu beruhigen: »Schau, so gefährlich bin ich gar nicht.«
Und wo sie es nicht tut, wird es mancherorts für sie bewerkstelligt. Viele Völker, die mehr noch als wir auf die Dominanz über die Frau ausgerichtet sind, haben zum Teil auch heute noch gültige Brautregeln entwickelt. Dort war und ist es Sitte, die Braut vor der Hochzeit am ganzen Körper zu enthaaren, eine Aufgabe, die von den dorfältesten Frauen oder der Braut-mutter besorgt wird.
Vermutlich würde die türkische Hochzeiterin, dazu befragt, unschuldig antworten, es sei eben schöner und appetitlicher. Aber ist das nicht so etwas wie Verrat? Verrat an der Kraft der Frau? Eine frisch enthaarte Scham macht auch die vollerblühte Frau zum verletzlichen, unbedrohlichen Kind.
Wir Frauen von heute stehen wohl irgendwo in der Mitte: zwischen stilisiertem und wildem Sex. Zwischen den behaarten Urfrauen, die ihre Lust wuchern lassen, und den enthaarten, ungefährlichen Gespielinnen des Mannes. Wir rasieren unsere Achseln, aber wir lassen uns nicht zwangsweise unsere Schamhaare nehmen. Mit Erfolg haben wir uns gegen die unnötige und auch entwürdigende Totalrasur im Entbindungszimmer gewehrt. Und allenfalls Frauen, die zu sehr lieben, würden einem tyrannischen Geliebten noch gestatten, was der römische Sado-Kaiser DOMITIAN sogern seinen Kurtisanen antat: Ganze Tage verbrachte er angeblich damit, ihnen die Schamhaare auszureißen - für ihn der Gipfel viriler Lust.
Wenn wir unser Schamhaar überhaupt trimmen, dann nur, um es in eine hübschere Form zu bringen. So wie es MARY QUANT, die britische Modeschöpferin und Erfinderin des Minirocks, bereits in den wilden
»Sechzigern« vorausgesehen hatte. Ausdrücklich hatte die oben eckig, unten - angeblich - herzförmig frisierte Frau verlangt, daß sich die Haute Coiffure auch endlich der Schamhaare annehmen möge!
Auch in Sachen Augenbrauen ist seit einigen Jahren wieder mehr Unbekümmertheit an der Tagesordnung. Ein bißchen trotziger Wildwuchs über kühnen Frauenaugen gefällt uns. Die abrasierten und hauchdünn nachgestrichelten Brauen der MARLENE DIETRICH und anderer Göttinnen ihrer Zeit dagegen finden wir allenfalls noch aus nostalgischen Gründen schön.
Mag sogar sein, daß in naher Zukunft mutige Frauen nicht nur mehr Braue, sondern auch mehr Achselhaar zeigen. Und vielleicht werden dann ja auch die haarempfindlichsten Männer entdecken, daß sich so ein liebevoll gepflegter Achselflaum in Wahrheit weicher und sinnlicher anfühlt als rasierte Gänsehaut.
Eigentlich ist an dem ganzen Thema nur eines wirklich hinderlich: nämlich, daß Körperhaare ihre Zeit brauchen, bis sie nachgewachsen sind. Denn sonst könnten wir ja beides in schnellem Wechsel leben: einmal die wilde Hexe, die mit ungebärdigem Haarwuchs auf dem Mann zum Gipfel der Lust reitet oder sich von ihrem Geliebten - wie Lady CHATTERLEY von ihrem Wildhüter - Veilchen ins Vlies flechten läßt. Und schon am nächsten Tag wären wir engelsgleiche, unschuldige Mädchen, mit einer Haut wie Porzellan, mit pinkfarbenen Achelhöhlen und einer provozierend nackten Scham. Dornröschen ganz ohne Hecke, auf den Kuß des mutigen Prinzen wartend.
Eine schöne Vorstellung!
Der Phantasie und den spielerischen Möglichkeiten wären keine Grenzen gesetzt! So aber müssen wir uns wenigstens wochenweise auf eine der beiden Rollen festlegen. Denn die Ersatzstücke, mit denen sich die frechen, rasierten Dirnen früherer
Zeiten behalfen - üppige, vielfarbige Schamhaarperücken mit oder ohne Perlen-, Blumen- und Federschmuck -, die gibt es ja nirgendwo mehr zu kaufen.
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