Einleitung

Dies ist die wahre Geschichte meiner Freundschaft mit einem wild lebenden Großen Tümmler, dem ich den Namen JoJo gegeben habe. Aus irgendeinem Grund hat dieser in den türkisblauen Gewässern um die Turks- und Caicosinseln beheimatete Delfin Anschluss an den Menschen gesucht. Doch warum JoJo mir die Gelegenheit gab, seinen Lebensweg zu teilen, weiß ich bis heute nicht. Jedenfalls lebte er – untypisch für seine Art – als Einzelgänger und ließ mich zu seinem Freund werden; er führte mich in sein ozeanisches Reich ein und machte mich mit den anderen dort heimischen Lebewesen vertraut. So ermöglichte er mir sehr ungewöhnliche Einblicke in das freie Leben eines Delfins – ein Geschenk, das nur ganz wenigen Menschen zuteilwird. Seit mehr als zwei Jahrzehnten führe ich nun schon darüber Tagebuch; mindestens 3 500 Seiten sind so zusammengekommen. Sie bilden die Grundlage dieses Buches.

Unsere gemeinsame Zeit hat viele Fragen aufgeworfen, aber auch viele beantwortet. Weshalb gibt es überall auf der Welt allein lebende Delfine und wie kam JoJo gerade zu den Turks- und Caicosinseln? Wie steht es um die Möglichkeiten der Kommunikation von Mensch und Tier? Wie intelligent sind Delfine? Empfinden sie ähnlich wie wir? Wodurch unterscheidet sich ein wild lebender Delfin von seinen Artgenossen im Aquarium – und ist JoJo womöglich generell ein Sonderfall? Diesen und vielen anderen Fragen werden wir auf den folgenden Seiten nachgehen.

Wie alle engen Beziehungen ist auch in das Verhältnis zwischen JoJo und mir von Liebe und Schmerz, Vertrauen und Zweifel, Freude und Leid gekennzeichnet. Alle unsere gemeinsamen Erlebnisse, mitunter lebensgefährlich, oft einfach großartig, waren lehrreich, staunenswert und voller Überraschungen. Für mich hat sich aus dem Geschenk der zufälligen Begegnung mit diesem Delfin, der mein Gefährte wurde, eine Lebensaufgabe ergeben.

Als JoJos Wohlergehen zunehmend in Gefahr geriet und Freundschaft allein nicht mehr ausreichte, fing ich an, mich intensiv um ihn zu kümmern. Ich übernahm Verantwortung für den Delfin, weil es ihm genauso zustand wie den Menschen, die mir nahestehen. Um aber Schaden von ihm abwenden zu können, musste ich nicht nur sein unmittelbares Lebensumfeld schützen, sondern das gesamte nähere Ökosystem. JoJos Gesundheit und Wohlbefinden wurden oft von hinterhältigen, profitgierigen Bestrebungen bedroht, Kapital aus ihm zu schlagen. Das hat uns jedoch nicht nur Angst gemacht, sondern auch dazu gebracht, allen Mut zusammenzunehmen, um die Gefahr abzuwenden.

Aus dem Kampf um den Schutz von JoJo erwuchs mein Engagement für alle einzeln lebenden Exemplare der eigentlich so geselligen Delfine und Wale. Daraus haben sich entscheidende Verbesserungen ergeben, unter anderem auch Gesetzesnovellen, die den Schutz der Delfine, der Umwelt, ja des gesamten Lebens im Meer vorschreiben. In diesem Engagement fühle ich mich bis heute von JoJo inspiriert und beflügelt.

Wie ich im Laufe der Jahre immer wieder feststellen konnte, übt er auf viele Menschen, die mit ihm in Berührung kommen, eine ausgesprochen heilsame Wirkung aus. Das hat mich dazu bewogen, aus unserer Geschichte einen Therapieansatz zur Behandlung seelischer und körperlicher Verletzungen zu entwickeln. Aus der ganzen Welt melden sich Eltern kranker Kinder und traumatisierte oder depressive Menschen, um zu berichten, wie heilsam sie die bloße Kenntnis unserer Geschichte empfunden haben. JoJo ist in der Tat ein ganz besonderer Delfin. Hier nun seine Geschichte – viel Vergnügen damit!

Dean Bernal

Providenciales, Turks- und Caicosinseln, British West Indies