Ein paar Fakten zu Sex
und Liebe

 
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Manche Dinge ändern sich auch in Jahrmillionen nicht.

 

Warum schlafen wir eigentlich miteinander? Eine dumme Frage, denken Sie vielleicht, denn die Antwort liegt auf der Hand.

Aber überlegen Sie mal – Sex, Liebe und Affären sind zeitaufwendig und teuer. Romantische Candle-Light-Dinners, Urlaube, endlose Telefonate und Briefe, großzügige Geschenke, Ehe, Trennung und Scheidung kosten viel Zeit und Geld. Und wofür? Einzig und allein, damit unsere Gene weiterexistieren – das ist alles; es geht schlicht nur darum, unsere DNA fortbestehen zu lassen. Menschen nutzen Sex zudem auch, um Macht und Status zu gewinnen, mit anderen zu spielen oder Verbindungen zu stärken, so wie man das bei anderen Primaten, etwa bei Bonobos, ebenfalls beobachten kann.

Nicht alle Lebewesen brauchen Sex, um sich fortzupflanzen. Einige Pflanzen, Bakterien und einfache Wirbellose, zum Beispiel Würmer, klonen sich einfach. Das Problem dabei ist, dass Klonen identische Nachkommen hervorbringt, die weder stärker noch besser angepasst sind als ihre Vorfahren; die Chance, dass der Nachwuchs in einer sich ändernden Umgebung überlebt, ist geringer. Die Nachkommen eines sich asexuell vermehrenden Weibchens können nur in dem Habitat optimal überleben, an das ihre Mutter angepasst war (Williams 1975). Doch die Lebensräume ändern sich ständig. Wenn man also die Gene zweier Individuen mischt, kann Nachwuchs dabei herauskommen, der stärker und besser an die Umgebung angepasst ist als beide Eltern.

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Matthew Goddard vom Imperial College in London und seine Kollegen konnten dieses Phänomen nachweisen. Sie verglichen Hefen, die sie zuvor so manipuliert hatten, dass sie sich nicht mehr sexuell fortpflanzen konnten, mit nicht manipulierten Typen. Unter stabilen Umweltbedingungen vermehrten sich beide Hefearten etwa mit derselben Rate. Als die Wissenschaftler jedoch die Raumtemperatur und damit den Stress erhöhten, entwickelte sich der sexuell aktive Stamm weitaus besser. Im Laufe von 300 Generationen stieg seine Wachstumsrate um 94 Prozent, die der geklonten Hefe nur um 80 Prozent.

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Wie sich die Zeiten ändern

 

Bis in die 40er Jahre des letzten Jahrhunderts hinein galt man mit 42 als Mann oder Frau mittleren Alters. 50-Jährige hatten nur noch die Rente zu erwarten, und ein 60-Jähriger war einfach alt. Diese Stereotypen haben Leute wie Rod Stewart, Mick Jagger, Sean Connery, David Bowie, Cher, Hugh Hefner, Madonna, Joan Collins und Paul McCartney, um nur ein paar zu nennen, inzwischen völlig unterlaufen.

Das 21. Jahrhundert wird für über 40-Jährige eine gute Zeit werden, weil sie in den 60er und 70er Jahren geboren wurden und aufgewachsen sind, einer Zeit also, die gewaltige Auswirkungen auf das moderne Leben und die Kultur hatte. Diese Generation kann mit Gesundheit und einem langen Leben rechnen, und sie experimentiert mit Versuchen, wie man die Uhr des Alterungsprozesses zurückdrehen kann. Bis ins späte 20. Jahrhundert hinein galt die typische über 40-Jährige als gesetzte Matrone, deren bester Freund die Brotschneidemaschine war, nicht der Vibrator. Ihr Leben wirkte langweilig und banal, ohne Romantik, Sex und Spannung, fast wie in viktorianischer Zeit. Jetzt enthüllen die Rollenmodelle der über 40-jährigen Frauen Körper und Einstellungen, wie man sie früher eher von 30-Jährigen erwartete. Hier formiert sich die erste Generation von Menschen, die sich weigern, das Altern anzuerkennen.

Einige Zahlen belegen diese in modernen Gesellschaften stattfindenden Veränderungen. Sie wurden 2008 von verschiedenen Statistikämtern und Gesundheitsbehörden in bis zu 30 westlichen Ländern zusammengestellt, darunter Großbritannien, Australien, Neuseeland, die Vereinigten Staaten, Kanada, Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Spanien.

 
  1. Das Durchschnittsalter der Männer bei der Eheschließung liegt heute bei 34 Jahren, Frauen heiraten mit 32. (Bei der zweiten Ehe sind es jeweils drei Jahre mehr.)
  2. Das Durchschnittsalter für Erstgebärende lag 2008 bei 30 Jahren. Außerdem greift heute eines von sechs Paaren wegen der niedrigen Fruchtbarkeitsraten auf künstliche Befruchtung zurück.
  3. Das Durchschnittsalter bei der Scheidung ist bei Männern von 37,6 Jahren (1988) auf 44,2 Jahre (2007) und bei Frauen von 34,8 Jahren auf 41,3 Jahre gestiegen.
  4. Etwa 40 Prozent aller Kinder werden heute unehelich gezeugt.
  5. Nur 36 Prozent aller Paare heiraten kirchlich.
  6. Etwa 80 Prozent aller Paare, bei denen ein Partner schnarcht, schlafen getrennt.
     

Solche Zahlen gab es in früheren Generationen nicht. Sie zeigen einen gewaltigen Wandel unserer Einstellungen zum anderen Geschlecht.

 

Wie man menschliche Verhaltensweisen erforscht

 

Auch die Menschen werden immer häufiger innerhalb des evolutionären Rahmens, mit dem Tierverhaltensforscher arbeiten, erforscht. Diese Untersuchungen laufen in den Disziplinen evolutionäre Psychologie, Evolutionsbiologie, menschliche Verhaltensökologie und Soziobiologie. Zusammenfassend nennen wir diese Bereiche »Menschliche Evolutionspsychologie«, denn ihr gemeinsames Ziel ist ein Verständnis unseres Verhaltens auf der Basis unserer evolutionären Herkunft. Viele Forscher begannen ihre Laufbahn mit der Verhaltensforschung an Tieren und arbeiten nach dem Grundsatz, dass sich das menschliche Verhalten ebenso entwickelt hat wie die Verhaltensweisen aller Säugetiere. (Allerdings können Menschen sprechen, was für die Forscher Vorteile wie auch Fallstricke birgt.) Wenn wir verstehen, wie sich die Psychologie des Menschen entwickelt hat, können wir menschliche Verhaltensweisen besser voraussagen.

Der Pfau etwa entwickelte sein prächtiges Federkleid, weil Pfauenhennen schon immer Männchen mit strahlend bunten, protzigen Schweifen bevorzugten. Männchen mit unauffälligen Schwanzfedern ließen sie links liegen, weil schwache Pfauen keine auffälligen Schwanzfedern bilden können. So wurden unauffällige Männchen mit der Zeit aus der Art herausgezüchtet, weil die Weibchen sie nicht als Partner akzeptierten.

 
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Genau wie bei Pfauen und ihren Hennen ist auch die menschliche Partnerwahl unbewusst immer strategisch gesteuert und nie willkürlich – egal, was wir uns vielleicht einbilden. Einfach ausgedrückt, haben Frauen schon immer Männer gewollt, die Ressourcen – Nahrung, Obdach und Schutz – bereitstellen konnten. Männer, die nicht über solche Ressourcen verfügten, hatten weitaus schlechtere Chancen, ihre Gene an die nächste Generation weiterzugeben.

 

Warum es so wichtig ist, geliebt zu werden und selbst zu lieben

 

Seit den Anfängen der modernen Medizin im 18. Jahrhundert haben Ärzte nur ungern Theorien zur menschlichen Lebenserwartung akzeptiert, die man nicht messen oder beziffern konnte. Neuere Forschungen zeigen nun, dass man im Durchschnitt deutlich länger lebt, wenn man geliebt wird und selbst liebt. Keine andere einzelne Maßnahme oder Veranlagung, seien es Gene, Ernährung, Lebensstil oder Medikamente, kommt an die Wirkungung der Liebe heran.

Dr. Dean Ornish, Autor der grundlegenden Studie Stress, Diet, and your Heart, ist ein Pionier bei der Erforschung der menschlichen Langlebigkeit und hat als erster Mediziner schlüssig bewiesen, dass Leiden wie etwa Herzkrankheiten durch eine Veränderung des Lebensstils, aber auch durch liebevolle Beziehungen verhindert oder sogar zurückgebildet werden können. Er begutachtete die »Mastery of Stress«-Studie, die in den frühen 50er Jahren an der Harvard University durchgeführt worden war. Damals gaben die Wissenschaftler an 156 gesunde männliche Probanden Fragebögen aus, in denen unter anderem die Beziehung zu jedem Elternteil auf einer Skala von »eng und warm« bis »angespannt und kühl« eingeordnet werden musste. 35 Jahre später stellte sich heraus, dass bei 91 Prozent der Teilnehmer, die ihrer eigenen Wahrnehmung nach keine warme Beziehung zu ihrer Mutter hatten, im mittleren Alter eine schwere Krankheit diagnostiziert worden war. Bei den Teilnehmern mit einer engen Beziehung zur Mutter waren es nur 45 Prozent. Die Probanden, die zum Vater wenig Nähe und Wärme verspürten, hatten zu 82 Prozent mit einem ernsten Leiden zu kämpfen, verglichen mit nur 50 Prozent bei denen, die von engen und warmen Beziehungen berichteten. Teilnehmer, die die Beziehung zu beiden Elternteilen als angespannt und kalt beschrieben, erlitten zu verblüffenden 100 Prozent schwere Erkrankungen im mittleren Lebensabschnitt.

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Ähnliche Ergebnisse lieferten auch andere Studien. So verteilten Mediziner der Case Western Reserve University School of Medicine in Cleveland Fragebögen an 8500 Männer, die nicht an Zwölffingerdarmkrebs erkrankt waren. Fünf Jahre später wiederholten sie die Befragung. Es zeigte sich, dass in der Zwischenzeit bei 254 Männern Zwölffingerdarmkrebs diagnostiziert worden war. Unter den Männern, die im Fragebogen den Satz »Meine Frau liebt mich nicht« angekreuzt hatten, fanden sich dreimal so viele Krebsfälle wie unter jenen, die sich der Liebe ihrer Frau sicher waren.

Für ein weiteres Fünf-Jahres-Experiment befragten die Mediziner aus Cleveland 10 000 verheiratete Männer, in deren Krankengeschichte noch keine Angina Pectoris dokumentiert war. Jene Männer, die die Frage »Liebt Ihre Frau Sie?« mit »Ja« beantwortet hatten, litten nach fünf Jahren deutlich seltener an Angina Pectoris, ungeachtet ihrer sonstigen Risikofaktoren. Die Wissenschaftler stellten auch fest, dass die Liebe der Ehefrau umso wichtiger wurde, je höher das Gesundheitsrisiko beim Probanden war. Neuere Forschungen zeigen heute, dass Emotionen eine wichtige Rolle als Puffer gegen alles spielen, was Stress verursacht und zu Krankheiten führt.

Bedeutet das also, dass man dazu verurteilt ist, an Krebs zu sterben, wenn man zum Beispiel ein schlechtes Verhältnis zu einem oder gar beiden Elternteilen hatte? Glücklicherweise nicht. Eine innige, liebevolle Beziehung im Erwachsenenalter bietet emotionale Sicherheit und kann die Auswirkungen elterlichen Liebesentzugs ausgleichen. Wenn allerdings jemand dieselben Beziehungsmuster, die er als Kind erlebt hat, weiterführt, ist sein Risiko, schwer zu erkranken, sehr hoch.

Viele Studien belegen mittlerweile, dass Verheiratete länger leben und niedrigere Sterblichkeitsraten bei fast allen Krankheiten aufweisen als Alleinstehende, Getrenntlebende, Verwitwete oder Geschiedene. Bei Verheirateten aller ethnischen Zugehörigkeiten, Geschlechter und Kulturen ist beispielsweise die Überlebenschance fünf Jahre nach einer Krebsdiagnose größer als bei Unverheirateten.

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Frühere Untersuchungen haben auch gezeigt, dass Verheiratete gesünder sind als Paare ohne Trauschein. Eine Heirat bietet offenbar vor allem Frauen zusätzliche emotionale Sicherheit, denn sie zeigt Rivalinnen, dass ihr Partner offiziell »nicht mehr zu haben« ist. Ohne diesen Stress bleibt das Immunsystem insgesamt gesünder. Linda Waite, Vorsitzende der Population Research Association of America, stellte in einer Studie fest, dass bei Männern wie bei Frauen die Ehe das Leben verlängert. Verheiratete Männer leben im Durchschnitt zehn Jahre länger als unverheiratete, verheiratete Frauen etwa vier Jahre. Zudem sind Verheiratete seltener krank als Alleinstehende.

 

Die sieben Typen der Liebe

 

Für die meisten Menschen ist Liebe ein großes Mysterium – vor allem für die Männer. Wenn eine Frau den Begriff »Liebe« benutzt, haben Männer selten eine Vorstellung davon, was sie genau meint. Sie sagt zu ihm: »Ich liebe dich«, und im nächsten Satz sagt sie: »Ich liebe Sushi«, gefolgt von »Ich liebe meinen Hund« und »Ich liebe Shopping«. Jetzt steht er da und fragt sich, wie er sich in Konkurrenz zu einer California Roll, einem Labrador Retriever und einem Einkaufsbummel behaupten soll.

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Leider haben die meisten modernen Sprachen nur ein Wort für das weite Gefühlsspektrum der »Liebe«. Alte Sprachen hatten viele Kategorien und für jede Bedeutung ein anderes Wort: Die Perser hatten 78, die Griechen vier, im Lateinischen gab es fünf.

Wir unterscheiden heute sieben Grundtypen der Liebe:

 
  1. Romantische Liebe – körperliche Anziehung, sexuelle Gefühle, Romantik und Hormonaktivität.
  2. Pragmatische Liebe – man kann sein Land, seinen Job, das Einkaufen oder Pizza lieben.
  3. Altruistische Liebe – wenn man eine gute Sache, einen Gott oder eine Religion »liebt«.
  4. Obsessive Liebe – Eifersucht, zwanghafte Liebe oder starke, instabile Gefühle.
  5. Brüderliche Liebe – seinen Freunden oder Nachbarn gegenüber.
  6. Allgemeine Liebe – für seinen Nächsten und andere.
  7. Familienliebe – liebevolle Gefühle für Kinder, Eltern und Geschwister.
     

Wenn also eine Frau erstmals zu einem Mann »Ich liebe dich« sagt, wie soll er das einschätzen? Bisher hatte er eine großartige Beziehung mit ihr – viel Sex, Spaß und eine tolle Zeit. Jetzt tauchen vor seinem geistigen Auge Dinge wie Verbindlichkeit, Ehe, Schwiegereltern, Kinder, Langeweile, keine Zeit für Hobbys, mentale Folter, ewige Monogamie, Bierbauch und Glatze auf. Für eine Frau bedeutet Liebe Monogamie, ein Heim bauen, Familie und Kinder – diese weiblichen Wünsche können auf Männer ziemlich abschreckend wirken.

 

Unsere Liebeslandkarten

 

Eine »Landkarte der Verliebtheit« ist ein Plan der Dinge, die wir beim anderen für erstrebenswert halten. Diese innere Prioritätenliste verwenden wir, um die Eignung eines potentiellen Partners abzuschätzen. Unsere Auswahl ist durch die Synapsenschaltungen unseres Gehirns bestimmt, aber eben auch durch ein Bündel von Kriterien, das wir in unserer Kindheit entwickelt haben und auf den Dingen beruht, die wir gesehen und erfahren haben – etwa die Art, wie unsere Eltern etwas sagten, die Dinge, die ihrer Meinung nach aufregend, abstoßend oder geschmacklos waren, was unsere Sandkastenfreunde für gut oder schlecht hielten, was unsere Lehrer von Strafe und Belohnung hielten, und eine Fülle scheinbar unwichtiger Dinge, mit denen wir in Berührung kamen. Wissenschaftler, die die menschliche Partnerwahl untersuchen, sind der Überzeugung, dass diese »Karten« vom sechsten Lebensjahr an allmählich Gestalt annehmen und mit 14 fest verankert sind.

Zwei Dinge allerdings stehen fest: Frauen verwenden die Ressourcen des Mannes als wichtigsten Maßstab, Männer die Jugend, Gesundheit und Schönheit der Frau.

Mit vier Jahren will man seinen Vater bzw. seine Mutter, den Bruder oder die Schwester heiraten. Dieses »romantische« Interesse an denen, die einem anfangs am nächsten stehen, verliert sich mit etwa sieben Jahren. Plötzlich bekommen andere, fremde, entfernte oder rätselhafte Personen eine stärkere Anziehungskraft. Die damit einhergehende Aversion gegen vertraute Menschen beruht auf einer chemischen Schaltung im Gehirn, wie bei einem berühmten Experiment gezeigt wurde: Frauen wurden gebeten, an den T-Shirts verschiedener Männer zu schnuppern und zu bewerten, wie stark sie sich jeweils von dem Geruch angezogen fühlten. Dabei stellte sich heraus: Je ähnlicher das Immunsystem eines Mannes dem eigenen war – wie etwa beim Bruder, Onkel oder Vater der Frauen –, desto weniger sprach der Geruch die Probandin an. Je stärker sich das Immunsystem des Trägers vom eigenen unterschied, desto anregender wirkte der Geruch. Dieses Phänomen wird auch bei anderen Säugetieren beobachtet und hat sich im Laufe der Evolution entwickelt – damit wir nicht diejenigen zu Partnern wählen, die uns genetisch zu ähnlich sind, da dies zu biologischen Problemen der Nachkommen führen könnte.

Auch das Timing spielt bei der Anziehung eine wichtige Rolle. Wenn Sie gerade ein emotionales Hoch oder Tief durchleben, etwa einen Erfolg feiern oder aber unter Depressionen, Einsamkeit, Trennungsfolgen leiden, dann sucht Ihr Gehirn nach Menschen, die Ihr Liebesbedürfnis in dieser Phase befriedigen können. Die veränderten Umstände verändern auch Ihren Hormonspiegel, und Ihre »Liebeskarten« werden aktiviert. Eine veränderte Umwelt bewirkt Ähnliches. Untersuchungen zeigen, dass Menschen im Urlaub oder auf einer Dienstreise, wenn sie aufgeregt, entspannt und frei von den üblichen häuslichen Verpflichtungen sind, einen höheren Dopaminspiegel haben und damit offener für Liebesbeziehungen und Affären sind. In beiden Fällen sind es die Hormone, die außer Rand und Band geraten.

 

Wie Hollywood und die Medien unseren Blick trüben

 

Ein Schauspieler ist ein professioneller Lügner, und der Schauspieler, der seine Rolle am überzeugendsten spielt, gewinnt einen Oscar. In Hollywood geht es vor allem um aufgesetztes Image, gespielte Romantik und künstlichen Glamour. Von normalen Männern und Frauen erwartet man dann, dass sie diesen Bildern im wirklichen Leben nacheifern. Schauspieler schaffen jedoch glaubhafte Illusionen und setzen auf der Leinwand Special Effects ein, die man in der Wirklichkeit nicht kopieren kann.

Diese künstlichen Bilder werden seit zwei Generationen in unsere Köpfe gepumpt und haben dazu geführt, dass Frauen zu drastischen Maßnahmen greifen, um der perfekten Leinwandgöttin zu ähneln, während man von Männern erwartet, dass sie auf- und anregender sind als je zuvor in der Geschichte der Menschheit. Wann sind Sie denn zum letzten Mal in Versace gehüllt zum Abendessen zu einem teuren Restaurant gefahren, in einer Wolke aus Chanel-Parfüm, die Rolex am Arm, um dort mit der perfekter Frisur und einem göttlichen Körper einer Luxuslimousine zu entsteigen, während irgendwo ein 30-Mann-Orchester im Hintergrund spielte? Das ist das Szenario, gegen das Sie antreten, und man erwartet von Ihnen, dass Sie ihm möglichst nahe kommen.

Solche unrealistischen Bilder werden Ihnen tagtäglich von den modernen Medien aufgedrängt. Männer wie Frauen stehen unter dem Druck, diesen Erwartungen gerecht zu werden. Viele Frauen geben sich der Illusion hin, sie könnten sich einen reichen Brad-Pitt-Typen angeln, während sie in Wirklichkeit einen Automechaniker mit Durchschnittseinkommen zu Hause haben. Die Grenze zwischen Realität und Fantasie verschwimmt. Zu Beginn einer neuen Beziehung vermitteln viele Männer, befeuert von den unrealistischen Erwartungen ihrer Partnerinnen, die Illusion, dass sie einige dieser Werte erreichen könnten. Frauen wollen den Mann aus den Rosamunde-Pilcher-Filmen, weil dieser Mann genau weiß, was Frauen wollen, und es ihnen auch immer gibt. Doch irgendwann erkennt jede Frau, dass ihr Mann nur ein »normaler« Mann ist, und die Ernüchterung setzt ein. Unrealistische Erwartungen sind ein Hauptgrund für Trennungen.

Frauen sind täglich Hunderten von Bildern des »neuen Mannes« in nachgestellten romantischen Situationen ausgesetzt, in denen Typen, die wie »Machos« aussehen, trotzdem wie Frauen denken, reden und reagieren. Diese Männer haben gemeißelte Körper, teure Klamotten, Haare auf der Brust und sorgfältig getrimmte Bärte, und sie hören begeistert zu, wenn Frauen über Beziehungen und ihr Leben erzählen. Verstärkt werden diese Bilder noch durch Frauenzeitschriften, die ihren Leserinnen das Gefühl vermitteln, ausgerechnet sie seien die Einzigen, die keinen Seifenopern-Star abbekommen haben. Studien haben gezeigt, dass Frauen, die gern Liebesromane lesen, eher mit ihrem Leben unzufrieden sind als Nicht-Leserinnen – obwohl sie im Durchschnitt mehr Orgasmen haben.

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Warum das 21. Jahrhundert für Männer so anstrengend ist

 

Die Männergeneration, die vor 1960 geboren wurde, war die letzte, für die zur Attraktivität ein guter Job, ein Hobby und ein Geräteschuppen gehörten. Man sollte einer Dame die Tür aufhalten, größere Mengen Bier vertragen und John Wayne und Cary Grant verehren. Mehr erwartete man gar nicht von einem »echten Mann«. John Wayne war das Rollenmodell schlechthin, weil er ungehobelt und hart war, aber respektvoll und fair mit Frauen umging.

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Seit den 70er Jahren haben sich parallel zur stärkeren Feminisierung der westlichen Gesellschaften die Anforderungen der Frauen an die Männer und an Beziehungen verändert. Frauen erwarten heute mehr von ihren Männern, als ihre Ahninnen je zu träumen gewagt hätten.

Früher musste eine Frau »einen Mann finden«, um gesellschaftlich akzeptiert zu werden und »legitime« Kinder zu bekommen – oder auch nur einen Kredit. Dieser Druck ist heute verschwunden, und damit sind die Ansprüche gewachsen. Viele Männer haben versucht, den neuen Herausforderungen gerecht zu werden, doch Frauen verlangen heute auch noch, dass ihr Partner wie eine Frau denkt, es also zum Beispiel merkt, wenn jemand niedergeschlagen ist, endlos über Gefühle redet und Probleme diskutiert, ohne zu einer Lösung zu kommen (alles Dinge, die im männlichen Gehirn normalerweise nicht angelegt sind). Darauf reagieren Männer verwirrt und verunsichert – sie ziehen sich auf ein Verhalten zurück, das früher als »typisch männlich« oder »machistisch« galt. Dazu gehört eine leidenschaftliche Hingabe an detailliertes Fachwissen über Autos, Motoren, Computer, Sportstatistiken, kombiniert mit nur wenigen – wenn überhaupt vorhandenen – persönlichen Kommunikationsleistungen. Die modernen feminisierten Gesellschaften mögen dieses männliche Verhalten nicht und versuchen manchmal, es als krankhaft abzustempeln. Einige Männer werden sogar als geistesgestört hingestellt, obwohl sie eigentlich nur akute Formen gewisser männlicher Verhaltensweisen zeigen oder schlecht erzogen sind.

Heute werden gerade jüngere Kinder fast ausschließlich von Frauen unterrichtet, die Jungen dazu ermuntern, ihre Streitereien »verbal auszutragen« und »nett zu spielen«, statt Hierarchien zu bilden, zu rangeln, Scheinkämpfe zu führen und Anführer zu wählen – eben die Dinge zu tun, die im männ lichen Gehirn angelegt sind. Es gibt kaum männliche Rollenvorbilder als Lehrer. Dies alles trägt zu der Verwirrung bei, welche die neue Generationen junger Männer empfinden, wenn sie darüber nachdenken, was es bedeutet, ein Mann zu sein.

Leider liegt die Latte für das, was Frauen von Männern erwarten, dank Hollywood und den Medien praktisch von Jahr zu Jahr höher, so dass viele junge Männer einfach aufgegeben haben, sich daran zu messen. Frauen müssen sich an den Fotos von perfekten Starlets auf den Titelbildern der Frauenzeitschriften orientieren, doch diese Magazine zeigen wenigstens, wie man aussehen sollte. Männerzeitschriften helfen dagegen nicht weiter, und das macht es für die Männer noch schwieriger. Der perfekte neue Mann des 21. Jahrhunderts sollte im Job ein Krieger, in Kleidungsfragen, in der Küche und bei der Hausdekoration ein metrosexuelles Wunderwerk, im Bett ein Hengst, im Fitness-Studio ein Muskelpaket mit Waschbrettbauch sein, zugleich aber auch ein Freund, der gern zuhört, wenn Frauen über ihre Probleme reden, und ein gefühlvoller Kumpel, der bei Freundinnen und Romeo und Julia weint. Zum großen Bedauern der meisten Frauen haben solche Männer meist einen männlichen Partner …

Während also die Liste der Anforderungen an den vollkommenen Mann des 21. Jahrhunderts ständig länger wird, ziehen sich viele Exemplare dieses Geschlechtes in die Fußballstadien und Kneipen zurück, wo Männer sich unter ihresgleichen noch wie Männer aufführen dürfen. Und die Frauen gehen shoppen und essen Schokolade.

 

Zusammenfassung

 

Wir leben heute in einer Zeit, in der Beziehungen schwerer zu knüpfen und aufrechtzuerhalten sind als in früheren Generationen. Die Erwartungen der Geschlechter an das jeweils andere haben bisher ungekannte Höhen erreicht, und die Eltern wissen nicht, was sie den Heranwachsenden raten sollen. Dennoch ist es nach wie vor wichtig für die Gesundheit und das Überleben der Menschen, sich zu verlieben und geliebt zu werden.

Männer sollen in manchen Situationen weichherzig und weiblich sein, in anderen kühn und männlich, während man von Frauen erwartet, dass auch sie finanziell unabhängig sind und wissen, wie man das Auto-Navigationssystem bedient. All diese Dinge gehörten nie zur Aufgabenbeschreibung unserer Vorfahren.

Wenn Sie verstehen, wer wir Menschen tatsächlich sind und woher wir kommen, können Sie erfolgreiche Strategien entwickeln, um Angehörige des anderen Geschlechts anzuziehen und mit ihnen umzugehen. Zunächst allerdings sollten Sie genau wissen, was das andere Geschlecht in Bezug auf Sex und Liebe wirklich will – und damit wollen wir uns in den nächsten beiden Kapiteln beschäftigen.

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Warum Maenner Immer Sex Wollen Und Frauen Von Der Liebe Traeumen
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