Was Männer wirklich wollen

 
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Die ideale Frau

 

Für die meisten Männer haben Beziehungen wenig Romantisches an sich und gründen vor allem auf dem, was ihnen die Frau zu bieten hat. Wenn man Männer bittet, die Frau in ihrem Leben zu beschreiben, sprechen sie unausweichlich von Dienstleistungen: Sie ist eine gute Köchin, hält das Haus sauber, erzieht die Kinder großartig, ist eine tolle Gastgeberin, eine gute Freundin, sexy, hat einen hübschen Hintern und so weiter. All das sind im Grunde Dinge, die sie auch mit Geld kaufen könnten.

Wenn man Frauen bittet, ihren Mann zu beschreiben, sagen sie, er ist ein guter Versorger, klug, bringt sie zum Lachen, hat einen guten Job, besitzt ein Haus und so weiter. Es läuft wieder alles auf die Ressourcen hinaus. Die Gesellschaft präsentiert diesen Austausch von Gütern und Dienstleistungen unter dem wohlklingenden und politisch korrekten Deckmantel der »Kompatibilität«. Im Grunde aber sind Männer einfach nur an den Dienstleistungen einer Frau und an ihrem Aussehen interessiert.

Weibliche Leserinnen mögen nun denken, dass wir Männer als oberflächlich oder zügellos darstellen. Darum geht es uns nicht. Wir wollen lediglich zeigen, dass Männer ziemlich schlichte Bedürfnisse und Prioritäten haben und dass Sie Ihren Mann glücklich machen können, wenn Sie zur richtigen Zeit die richtigen Knöpfe drücken. Messen Sie allerdings seine männlichen »Werte« an Ihren weiblichen »Werten«, werden Sie ständig mit ihm im Clinch liegen und nie mit ihm glücklich werden.

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Wenn es um die männlichen Kriterien hinsichtlich der Attraktivität einer Partnerin geht, reden sich viele, vor allem Feministinnen, in Rage, weil sie diese Kriterien furchtbar oberflächlich finden. Manche plädieren sogar dafür, dass Forschungen zu den einschlägigen Vorlieben von Männern zensiert oder unterdrückt werden, weil viele Frauen darunter leiden.

Nun sind diese Vorlieben für weibliche Schönheit und Jugend über Jahrhunderttausende hinweg entstanden, tief im Gehirn verankert und kaum über Nacht zu verändern. Für eine erfolgreiche genetische Verbreitung der menschlichen Art waren sie notwendig. Natürlich ist unsere Gesellschaft und Lebensweise heute eine völlig andere, aber die männlichen Vorlieben haben sich ihr noch nicht angepasst. Sie zu unterdrücken oder zu leugnen hat ebenso wenig Sinn wie sich zu ärgern, weil es gerade regnet oder weil Raubtiere Fleisch fressen und nicht zu Vegetariern werden.

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Wenn man dagegen die männliche Biologie und mit ihr die Kriterien der Partnerwahl als starke, nicht zu bändigende Kraft akzeptiert, kann man entsprechende Strategien entwickeln. Über Jahrmillionen hinweg haben Fische Appetit auf Würmer und Maden entwickelt. Wenn Sie also angeln gehen, sollten Sie Maden und Würmer als Köder verwenden. Es hat keinen Sinn, den Fischen etwas anzubieten, das sie nicht mögen, und Sie können ganz sicher nicht erwarten, dass der Fisch Ihnen einfach so ins Boot springt, nur weil Sie das gern hätten. Beim Angeln muss man wissen, wie Fische ticken, und sich entsprechend verhalten. Und genauso muss man wissen, wie Männer ticken, damit man sie besser versteht und Strategien entwickeln kann, um sie sich zu angeln und mit ihnen umzugehen.

 

Wie die Medien die Einstellungen der Männer prägen

 

Die Medien stehen ständig in der Kritik, weil sie einen Standard für weibliche Schönheit verbreiten, den sich die Frauen zu eigen machen sollen. Das mag für Frauenzeitschriften gelten, bei Männermagazinen jedoch ist es ganz anders. In Frauenzeitschriften werden weibliche Stars gezeigt, die meist ziemlich dürr sind und kaum Busen oder Hintern haben. Das Ideal der »Bohnenstange« stammt von den Laufstegen, auf denen professionelle Models als Kleiderständer für die neue Mode dienen, und die Designer wollen, dass sich das Augenmerk auf die Kleidung richtet.

Dabei zeigen alle Studien, dass der Bohnenstangen-Typ die meisten Männer gar nicht anspricht. Denn je flachbrüstiger und dünner eine Frau ist, desto weiter ist sie von der idealen Proportion von Hüfte und Taille entfernt (mit der wir uns in Kapitel 8 genauer beschäftigen) und desto geringer scheint wiederum die Wahrscheinlichkeit, dass sie Kinder bekommt. Männergehirne sind darauf ausgerichtet, die verlässlichen biologischen Hinweise auf das reproduktive Potential einer Frau zu erkennen, und finden deshalb die »Sanduhr-Figur« anziehend. In den Redaktionen der Männermagazine weiß man das, und wenn man Werbungen für Autos oder Motorräder anschaut, sieht man kurvenreiche Frauenkörper darüber drapiert, die genau diese Signale aussenden. In einer HarleyDavidson-Werbung werden Sie nie eine Frau sehen, die wie eine Stabheuschrecke aussieht. Merke: Mehr als 80 Prozent der Zuschauer der Wahl zur Miss Universum sind Männer, aber nicht einmal 5 Prozent der Besucher von Modenschauen.

 
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Schönheit vergeht – Implantate halten ewig.

 

Professor Douglas Kenrick und seine Kollegen an der Arizona State University haben sich mit den Darstellungen von biologisch perfekten Frauen in den Medien beschäftigt und sind zu beunruhigenden Ergebnissen gekommen: Männer, denen sie Fotos von sexuell anziehenden Frauen zeigten, schätzten ihre Partnerinnen anschließend als weniger attraktiv ein und waren unzufriedener mit ihnen als Männer, die Fotos von ganz normalen Frauen vorgelegt bekamen. Schlimmer noch: Die Männer der ersten Testgruppe beschrieben sich anschließend als weniger fest gebunden, weniger ernsthaft an ihrer Beziehung interessiert, unzufriedener und ihren Partnerinnen weniger nahe. Selbst Männer, deren Partnerinnen sehr attraktiv wirkten, waren nach dem Betrachten von sexuell anziehenden Frauen weniger zufrieden mit ihnen.

Diese Resultate sind besorgniserregend, weil die Frauenbilder in Männermagazinen und im Internet meist aus Hunderten Fotos ausgewählt wurden, um das richtige Bild oder die richtige Pose einzufangen. Sie spiegeln mit anderen Worten nicht die Welt wider, in der wir eigentlich leben. Zu Zeiten unserer Vorfahren wählten Männer ihre Partnerinnen aus der Gruppe der verfügbaren Frauen aus und sahen niemals überarbeitete und geschönte Bilder von perfekten Traumfrauen. Man kann also wohl davon ausgehen, dass diese früheren Männergenerationen mit ihren Frauen weitaus zufriedener waren als die Männer des 21. Jahrhunderts, denn sie bekamen, was sie sahen.

Männergehirne haben dieselben neuronalen Schaltungen für diesen bewertenden Prozess bei der Partnerwahl wie früher. Aber die moderne Technik führt sie an der Nase herum, indem sie ihre Reaktionen auf uralte weibliche Fruchtbarkeitssignale überstimuliert. Das ist etwa so wie beim Fast Food: Die moderne Lebensmittelchemie trickst unser Gehirn aus, weil sie uns glauben macht, wir äßen etwas Wertvolles, zum Überleben Notwendiges. Diabetes, Fettsucht und andere Krankheiten sind die Folge.

Die Medienbilder von perfekten Schönheiten tragen dazu bei, dass Männer sich immer seltener binden und eher auf lockere Bettbeziehungen aus sind. Gleichzeitig instrumentalisieren sie den natürlichen Konkurrenztrieb der Frauen, wenn es darum geht, Männer anzuziehen. Deshalb greifen Frauen heute mehr denn je zu kosmetischer Chirurgie, teuren Kleidern und Make-up, um die Aufmerksamkeit der Männer zu gewinnen.

 

Was Männer wirklich wollen

 

Schon immer wollten Männer nur vier Dinge von Frauen:

  1. Sex
  2. Lebenswichtige Dienstleistungen (Kochen, Waschen, Bemuttern usw.)
  3. Geliebt werden und an erster Stelle stehen
  4. Zeit für sich allein, ohne gestört zu werden
     
 

So einfach ist das. Männer filtern alles, was sie sagen und tun, durch diese vier Bedürfnisse. Wenn Sie erkennen, welches Bedürfnis ein Mann wann erfüllt bekommen möchte, ist er leicht zu handhaben.

Leider sind die Prioritäten bei Frauen ganz andere. Ein Mann, der lange arbeitet, Überstunden macht oder sogar zwei Jobs hat, tut das in der Regel, um seine Familie mit Nahrung und einem Dach über dem Kopf zu versorgen. Seine Frau dagegen denkt, dass ihm die Arbeit wichtiger ist als seine Familie.

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In einer Beziehung tut der Mann meist das unumgänglich Nötige, damit die Frau ihm die obigen vier grundlegenden Dienstleistungen bietet. Dazu gehören romantische Abendessen, Tanzen, seine »weibliche Seite« zeigen, indem er mit ihr redet und ihr sagt, sie sei einzigartig und die wunderbarste Frau, die er je kennengelernt habe – Sie kennen diese Sprüche zur Genüge. Sein eigentliches Ziel ist, die Frau so weit zu bringen, dass sie eines oder mehrere seiner Grundbedürfnisse befriedigt, und zwar so schnell wie möglich. Wenn sie dafür unbedingt Sätze wie »Ich werde dir immer treu sein« hören will, wird er ihr genau das sagen. Ein Mann wird eine Frau auch in Bezug auf ihr Aussehen belügen, um seine Chancen, mit ihr ins Bett zu steigen, zu verbessern, denn unter Männern gilt das als eine durchaus zu rechtfertigende Notlüge.

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Was ein Mann für Sex alles tut

 

Ein Mann erwartet sich eine Belohnung in Form von Sex und anderen Wohltaten, wenn er etwas für eine Frau tut, und Frauen wissen das. »Geh mit mir bummeln«, bittet sie ihn, »bau mir etwas, fahr mich irgendwohin, geh mit mir ins Kino/zum Essen/zu meiner Mutter, bring die Kinder ins Bett, streich die Garage«, und so weiter. Woher wissen wir Frauen, dass Männer Sex als Belohnung wollen? Weil Männer all diese Dinge nicht für andere Männer tun würden. Und wenn sie doch einmal etwas für einen Geschlechtsgenossen tun, steht jener in ewiger Schuld, die irgendwann abgetragen werden muss.

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Scott lebte zusammen mit Kirsty und ihren zwei Söhnen. Sie waren ein Jahr zusammen gewesen, dann jedoch ging ihre Beziehung in die Brüche. Er war allerdings arbeitslos und wusste nicht, wo er sonst wohnen sollte. Er half im Haushalt und im Garten – mähte den Rasen, wusch ab, staubsaugte … Er verbrachte auch Zeit mit den beiden Jungs, die er beschenkte und zum Essen einlud. Scott zahlte Kirsty eine geringe Miete. Sie schliefen in getrennten Zimmern, und er hatte keine Lust mehr auf eine intime Beziehung, obwohl sie ihn immer noch liebte und gerne mit ihm zusammen sein wollte. Als er dies für immer ablehnte, forderte Kirsty ihn auf, das Haus zu verlassen.

Seither ist er nicht mehr dort vorbeigekommen – seinem Gefühl nach hat er schließlich seine Schulden bei Kirsty abgetragen.

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Die Furcht davor, Dienstleistungen seitens der Frau zu verlieren, treibt selbst den nachlässigsten und gleichgültigsten Mann dazu, ewige Liebe und Hingabe zu schwören, ja seiner Partnerin sogar die Ehe oder ein Kind zu versprechen, wenn sie ihm unvermutet den Laufpass geben will. Er würde alles versprechen, um weiterhin etwas zu essen und Sex zu bekommen, seine Hemden nicht selbst bügeln zu müssen oder um einen Rivalen aus dem Feld zu schlagen. Die Männer haben Glück, dass die meisten Frauen ihnen diese Versprechungen abnehmen. Frauen indes sollten lernen, das Verwöhnprogramm des Mannes zu genießen, ohne alle seine Geschichten zu glauben.

 

Männer denken nicht über Beziehungen nach

 

Wie wir in Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken dargelegt haben, lieben die meisten Männer alles, was mit Jagd, Sex und Bewegung im Raum zu tun hat. Die Zeitschriften, die Männer sich kaufen, spiegeln diese Bedürfnisse wider: Sie lesen Fisch & Fang, Kicker, auto motor und sport, Computer Bild, Boote exklusiv und Magazine, die knapp bekleidete Frauen auf dem Titelblatt haben. In Zeitschriften, die sich an Männer richten, findet man ganz sicher keine Artikel wie:

 

»Der perfekte Hochzeitstag«

»Wie man eine Frau dazu bringt, treu zu bleiben«

»Das richtige Outfit für jeden Tag«

»Wie man die einzig Richtige findet – für immer und ewig«

 

In Männermagazinen geht es um ganz andere Themen, etwa um:

 

»Wie man richtig viel Geld verdient«

»Das perfekte Sixpack-Workout«

»Ein Hengst im Bett«

»Wie man so viel Sex wie möglich mit so vielen Frauen wie möglich hat«

 

Frauen dagegen verschlingen alles, was mit Menschen und Beziehungen zu tun hat: Gala, Brigitte, Cosmopolitan, Marie Claire, Freundin, Meine Familie & ich oder Welt der Frau. In Tausenden Beziehungsbüchern geht es kaum darum, was Frauen denken, denn das interessiert Männer gemeinhin nicht. Männer wollen nur versorgt, geliebt, unterhalten oder in Ruhe gelassen werden. Darum geht es in Beziehungsbüchern

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Eine Fernbedienung, wie Männer sie sich wünschen

 

jedoch selten, denn die werden meist von Frauen geschrieben und zu über 90 Prozent von Frauen gelesen.

Männer sind vor allem deshalb schlecht darin, Beziehungen zu Frauen aufzubauen, weil sie so wenig darüber nachdenken. Und wenn sie es doch tun, denken sie vor allem an schreiende Kinder, knappes Geld, Geheimratsecken, nörgelnde Ehefrauen, Bierbauch und ewige Monogamie.

Insgeheim sehen die meisten Männer – vor allem die jüngeren – eine Beziehung als Klotz am Bein, der sie von den unglaublichen Möglichkeiten abhält, die sich ihnen jeden Tag bieten. Wenn Tommy Lee das erste Groupie geheiratet hätte, das ihm ihr Höschen zeigte, hätte er niemals Pamela Anderson, Heather Locklear und diese vielen anderen üppigen Blondinen ins Bett bekommen, oder? Selbst wenn solche Abenteuer nicht einmal für ein Prozent der Männer auch nur in den Bereich des Möglichen rücken, wollen sie sich auf jeden Fall alle Optionen offenhalten – nur für den Fall, dass doch … So denken die meisten Männer. »Bis dass der Tod euch scheidet« klingt in ihren Ohren daher eher abschreckend.

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Die Männersprache decodieren

 

Männer haben ein Repertoire von Standardphrasen, mit denen sie Frauen dazu bringen wollen, sie bei ihren vier Grundbedürfnissen, vor allem Sex, zu versorgen. Hier sind die wichtigsten zehn Männersätze und ihre Übersetzungen:

 
  1. »Du siehst hübsch/wunderbar/überwältigend aus.« »Dein Gesicht ist klar und symmetrisch, was zeigt, dass du meine Gene erfolgreich weitertragen könntest. Lass uns miteinander ins Bett gehen.«
  2. »Du siehst toll aus heute Abend.« »Ich will so schnell wie möglich mit dir ins Bett.«
  3. »Lass uns Freunde bleiben.« »Ich steh nicht auf dich (bzw. ich bin über dich hinweg). Hoffentlich rufst du mich nicht ständig an oder schickst mir um die 40 SMS am Tag und fragst, wo ich gerade bin.«
  4. »In den Klamotten siehst du einfach heiß aus!« »Dieses Kleid betont deine Figur und bringt deine Möpse zur Geltung. Das wiederum lässt meine Gehirnschaltungen und Hormone heißlaufen, und ich würde dich am liebsten sofort flachlegen.«
  5. »Möchtest du noch auf einen Kaffee mit reinkommen?« »Lass es uns treiben wie die Tiere, während ich noch halb betrunken bin und das Licht so gedimmt ist, dass es alle Unvollkommenheiten, die du vielleicht haben magst, gnädig verschleiert.«
  6. »Darf ich dir einen Drink spendieren?« »Ich möchte deine Hemmungen mit Alkohol lösen, damit du vielleicht mit mir ins Bett gehst.« (Die fortgeschrittene Version wäre dann: »Darf ich dir noch einen Drink spendieren?«)
  7. »Ich kann heute nicht lange bleiben: Ich muss morgen früh raus.« »Danke für den Sex. Ich bin dann mal weg!«
  8. »Ich möchte eine Beziehung, in der wir ehrlich miteinander um gehen.« »Wenn ich später einmal fremdgehe, kann ich mit Verweis auf diesen Satz sagen: ›Ich habe ja angekündigt, dass ich ehrlich zu dir sein werde.‹«
  9. »Ich ruf dich an, wenn der Club zumacht.« »Wenn ich heute anderweitig kein Glück habe, werde ich halt mit dir ins Bett gehen.«
  10. »Es liegt nicht an dir – es liegt an mir.« »Es liegt an dir, also verschwinde.«
 

So witzig das jetzt auch klingen mag: Frauen machen sich oft vor, dass wenigstens ein Quäntchen Wahrheit hinter den Phrasen der Männer steckt, und ermuntern sie geradezu, diese einzusetzen. Deshalb tun sie sich auch so schwer mit der Entscheidung, ob ein Mann ein ernsthafter Kandidat für eine langfristige Beziehung ist. Wenn Frauen diese Sätze entschlüsseln könnten, hätten sie Treffer und Nieten schnell auseinandersortiert.

 

Männer suchen den Fortpflanzungswert

 

Die Männer der Urzeit suchten vor allem Frauen, die möglichst viele Kinder bekommen konnten, und diese Fähigkeit war durch zwei offensichtliche Faktoren bestimmt: Jugend und Gesundheit. Je jünger eine Frau ist, desto mehr Kinder kann sie noch zur Welt bringen. Da die weibliche Reproduktionsfähigkeit mit 20 Jahren ihren Höhepunkt erreicht und danach ständig sinkt, bis sie mit 50 auf dem Nullpunkt angelangt ist, haben unsere Männer von ihren Vorfahren eine Vorliebe für jüngere Frauen geerbt. Und deshalb ist bei jüngeren Frauen auch die Gefahr einer Vergewaltigung am höchsten. Amerikanische Statistiken zeigen, dass 85 Prozent aller Vergewaltigungsopfer unter 36 Jahre alt sind, und diese Zahl korreliert mit der Fortpflanzungsfähigkeit der Frau.

Ganz allgemein wünschen sich Männer Ehefrauen, die zwischen zwei und vier Jahre jünger sind als sie selbst. Je älter der Mann wird, desto jünger soll seine Frau im Verhältnis dazu

 

Gewünschtes Alter der Partnerin je nach Alter des Partners

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sein. In einer Studie haben die Professoren Kenrick und Keefe herausgefunden, dass 20-jährige Männer am liebsten mit 18jährigen Frauen zusammen sind, 35-Jährige 30-jährige Frauen bevorzugen, 48-Jährige 37-jährige Partnerinnen, und ein Mann über 50 möchte, dass seine Frau mindestens 20 Jahre jünger ist.

Männer begreifen die Relation zwischen Ressourcen und der Fähigkeit, jüngere Frauen für sich zu interessieren, offenbar instinktiv. Der deutsche Evolutionsbiologe Karl Grammer analysierte die Kundendaten von 2638 Männern und Frauen eines Computer-Dating-Dienstes und stellte fest, dass Männer umso jüngere Frauen suchen, je höher ihr Einkommen liegt. Wenn ein Mann etwa 10 000 Euro im Monat verdiente, suchte er eine Frau, die fünf bis 15 Jahre jünger war als er, während ein Mann, der nur 1000 Euro monatlich zur Verfügung hatte, jemanden wollte, der bis zu fünf Jahre jünger war. Je 1000 Euro Monatsverdienst sank das gewünschte Alter der Frau um ein Jahr.* Mit anderen Worten: Männer wissen, dass ihr Reproduktionswert mit ihren Ressourcen steigt und sie mit viel Ressourcen mehr Partnerinnen für sich interessieren können als mit wenigen Ressourcen. Wenn ein solcher Mann bereit ist, sein Geld einer einzigen Frau zur Verfügung zu stellen, steigen seine Chancen auf eine qualitativ hochwertige Partnerin, weil attraktive Frauen ihre Gunst genau für einen solchen dauerhaft bindungsbereiten wohl habenden Mann aufheben können.

Heißt das also, dass man als Frau über 50 und ohne jeden »Reproduktionswert« dazu verurteilt ist, sein Leben allein zu fristen? Nein – es heißt nur, dass ältere Frauen ebenso wie jüngere darauf achten müssen, attraktiv auszusehen, wenn sie im Beziehungsspiel mitmischen wollen. Frauenzeitschriften sind voller Artikel über reife Frauen und wie sie es schaffen, jung auszusehen. Wer jünger wirkt, weil er sich pflegt, zieht Männer aller Altersgruppen an – denken Sie an Joan Collins, Cher, Ivana Trump und Madonna.

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Frauen finden diese männlichen Vorlieben natürlich nicht fair, einfühlsam, vernünftig oder politisch korrekt. Aber es gibt sie, und deshalb spielt es keine Rolle, ob man sie gut findet oder nicht. Wenn Sie verstehen, woher diese Wünsche kommen und dass sie zur Grundausstattung des männlichen Gehirns gehören, wird das Verhalten des »anderen Geschlechts« verständlicher, und Sie können besser damit umgehen.

 

Und jetzt zur Sache!

 

Die Liste der Männer für langfristige Beziehungen

 

Folgende Attribute suchen Männer bei einer Partnerin in einer auf Dauer angelegten Verbindung:

 
  1. Persönlichkeit
  2. Attraktivität
  3. Intelligenz
  4. Humor
  5. Körperliche Fitness
     

Wenn man das mit der folgenden Liste – den Vorlieben der Frauen – vergleicht, wird man feststellen, dass beide sich sehr ähneln und die Persönlichkeit immer ganz oben rangiert. Allerdings verlangen Frauen beim Mann auch Sensibilität, während bei Männern die Schönheit der Partnerin eine große Rolle spielt.

 

Die Liste der Frauen für langfristige Beziehungen

 

Dies wünschen sich Frauen von einem dauerhaften Partner:

 
  1. Persönlichkeit
  2. Humor
  3. Einfühlungsvermögen
  4. Intelligenz
  5. Körperliche Fitness
     

Bei unseren Vorfahrinnen war die Liste nie so lang, denn sie brauchten nur einen Mann, der genug Antriebskraft besaß, um Nahrung zu beschaffen und Angreifer abzuwehren. Er musste keine Witze reißen, um eine Frau zu beeindrucken, nicht Schach spielen können und ihre Gefühle nicht verstehen. Die Frauen der Urzeit hatten wohl auch weit weniger Schwierigkeiten, einen Mann zu finden, weil es keine Kosmetik, keine Designer-BHs und keine Schönheitschirurgie gab – die Chancen waren gleichmäßiger verteilt.

Aber jetzt kommt etwas, von dem die meisten Frauen nichts wissen: Männer haben zwei Prioritätenlisten für Partnerinnen, die meisten Frauen nur eine. Eine Frau verwendet immer dieselben Bewertungskriterien für einen Mann, egal ob es nun um den Vater ihrer Kinder oder einen One-Night-Stand geht. Männer dagegen haben eine eigene Liste für kurzfristige Beziehungen.

 

Die Liste der Männer für kurzfristige Beziehungen

 
  1. Attraktivität
  2. Körperliche Fitness
  3. Brüste
  4. Hintern
  5. Persönlichkeit
     

Bei dieser Liste geht es also vor allem um visuelle Reize, die die Hormonaktivität in Hypothalamus und Mandelkern des männlichen Gehirns anregen – das körperliche Begehren steht hier im Zentrum.

David Buss hat 67 Eigenschaften aufgelistet, die Männern und Frauen bei einer Bettbekanntschaft wichtig sind. Dazu gehören Loyalität, Geselligkeit, Ehrlichkeit, Geld, Freundlichkeit, Intelligenz, Charme, Bildung, Großzügigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Hilfsbereitschaft. Bei Männern allerdings hatten diese Eigenschaften einen deutlich niedrigeren Stellenwert als bei Frauen, wenn es um Zufallsbekanntschaften ging. Auch negative Charakteristika wie Promiskuität, Alkoholismus, fehlende Bildung, Bisexualität oder ein manipulativer Charakter waren ihnen relativ egal. Bei einer dauerhaften Partnerin dagegen fanden sie die letztgenannten Dinge extrem unattraktiv. Hier wünschten sie sich vor allem Bindungswillen und körperliche Schönheit, während Körperbehaarung und ein geringer Geschlechtstrieb unerwünscht waren. Bei Zufallsbekanntschaften fanden Männer außerdem einen Bindungswunsch der Frau extrem abstoßend, bei Dauer- oder Ehepartnerinnen hingegen überaus wichtig. Verheiratete Frauen waren als Sexpartnerinnen begehrter als Singles, weil sie mit größerer Wahrscheinlichkeit keine neue Bindung eingehen wollten.

Die Liste für kurzfristige Beziehungen aktiviert ein Mann in Clubs, Kneipen, Bars, am Strand, im Fitness-Studio und wann immer er sich sonst unter Menschen bewegt. Es ist eine vor allem auf körperliche Merkmale zugeschnittene Liste, denn Gehirn-Scans zeigen, dass Männer vor allem auf visuelle Reize reagieren, und Gesicht und Körper einer Frau nehmen sie nun einmal zuerst wahr.

Die meisten Frauen versuchen, vor allem in Bezug auf diese Liste zu punkten. Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass es Männern dabei nur um einen One-Night-Stand oder eine kurze Beziehung geht, nicht um eine auf Dauer angelegte Partnerschaft. Eine Frau, die sich ständig wie ein billiges Flittchen anzieht, reagiert auf diese Liste. Mini röcke, Blusen mit tiefem Ausschnitt, dickes Make-up und anzügliches Benehmen sind dafür typisch. Deshalb verschwenden Frauen, die sich so aufmachen, auch eine Menge Zeit in kurzfristigen Beziehungen. Um einen Mann für eine stabile Beziehung zu interessieren, muss eine Frau seine Langzeit-Liste abchecken und sich entsprechend kleiden und verhalten, gleichzeitig aber auch wissen, wann sie auf seine Kurzzeit-Liste reagieren muss, um sich seine momentane Aufmerksamkeit zu bewahren.

 

Was Partnerschaftsanzeigen offenbaren

 

Kontaktanzeigen verraten die unterschiedlichen Prioritäten von Männern und Frauen ganz deutlich. Männer suchen drei bis viermal häufiger als Frauen nach körperlich ansprechenden, attraktiven Partnern, während Frauen vor allem auf Ressourcen aus sind – also auf einen Mann, der zumindest einen Job, ein Auto und ein Dach über dem Kopf hat.

Der Psychologe Mark Mason am Nene College, Nor thampton, analysierte 2200 Partnerschaftsanzeigen, um herauszufinden, was am häufigsten gesucht wird und welche Anzeigen die meisten Zuschriften bekommen. Daraus entwickelte er eine Erfolgsformel: Reden Sie zu 70 Prozent über sich, und beschreiben Sie in 30 Prozent der Anzeige, was Sie sich wünschen.

Diese Anzeige hat sich für Männer als überaus effektiv erwiesen:

 

Mann, 28, gutverdienend, offen und aufrichtig,

mit Sinn für Humor, sucht attraktive, fürsorgliche junge

Frau für eine ehrliche Partnerschaft.

 

Sie funktioniert, weil sie Leserinnen bietet, wonach sie suchen – Ressourcen –, und aufzählt, was er will – Jugend und Gesundheit, was wiederum gleichzusetzen ist mit dem Reproduktionswert.

Im Gegensatz dazu lassen sich aus einer ebenfalls sehr wirkungsvollen Partnerschaftsanzeige die typischen Wünsche einer Frau ablesen:

 

Frau, feminin, schlank, liebevoll und einfühlsam,

sucht einen gutverdienenden Mann mit Sinn für Humor,

unabhängig, aufrichtig, für eine ehrliche Beziehung.

 

In diesem Inserat bietet sie körperliche Vorzüge und Dienstleistungen im Austausch gegen Ressourcen.

Jede Diskussion über die eigentlichen Wünsche von Männern und Frauen provoziert Protestgeschrei aus einer bestimmten Ecke. Dann kommt die Geschichte eines Bekannten auf den Tisch, der völlig anders inseriert und damit auch Erfolg gehabt habe. Aber denken Sie bitte immer daran: Wir sprechen in diesem Buch von den Grundprinzipien, die in den meisten Situationen auf den Großteil der Menschen anwendbar sind, und nicht über Minderheiten oder Ausnahmen.

 

Warum Attraktivität so wichtig geworden ist

 

Eine auf 50 Jahre angelegte Studie zur Partnerwahl, die 1940 begann, befasste sich mit den Anforderungen, die Männer wie Frauen an ihre Partner stellten. Durchgängig hielten die Männer Schönheit bei Frauen für überaus wichtig, während Frauen sie bei einem männlichen Partner wünschenswert, aber nicht unbedingt notwendig fanden. 1990 maßen Männer wie Frauen der körperlichen Schönheit gegenüber 1940 eine um 50 Prozent größere Bedeutung zu; im Jahr 2008 lag der Wert bei den Männern sogar um 65 Prozent höher als bei den 1940 Befragten. Ursachen sind die Globalisierung und eine damit einhergehende größere Verfügbarkeit von potentiellen Partnerinnen sowie die Medien und die von ihnen propagierten Männer-und Frauenbilder. Das Ergebnis zeigt auch, dass unsere Wertschätzung der körperlichen Schönheit nicht in den Genen verankert ist, sondern sich je nach Situation verändern kann. Leider sind wir noch stärker auf körperliche Vollkommenheit aus als unsere Vorfahren.

Zudem ist der Wunsch nach einer attraktiven Partnerin offenbar ein weltweit verbreitetes Phänomen. Lettische Männer hegen ihn ebenso wie Griechen oder Isländer, Chinesen, Marokkaner, Inuit oder Zulu. Diese Vorliebe ist seit Hunderttausenden von Jahren im männlichen Gehirn verankert und verantwortlich für die Entstehung einer milliardenschweren Schönheitsindustrie einschließlich der plastischen Chirurgie. Diese Branche weiß, welche Signale die Hormonaktivität im männlichen Gehirn auslösen, und verspricht den Frauen Produkte und Dienstleistungen, die diese Signale aussenden oder verstärken.

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Männer bedienen sich attraktiver Frauen auch, um ihre Ressourcen sichtbar zu machen. Eine gutaussehende Frau am Arm eines Mannes gilt als Beweis für seine Fähigkeit, Ressourcen zu beschaffen – daher auch die klassische »Trophäenfrau«. Eine attraktive Partnerin hat für den Mann den gleichen Stellenwert wie teure Kunstwerke, schnelle Autos, goldene Uhren und hohe Titel – all dies macht einen Mann erstrebenswerter für andere potentielle Partnerinnen. David Buss stellte fest, dass unabhängig von der jeweiligen Kultur der Status eines Mannes sinkt, wenn seine Frau unattraktiv ist, während das Aussehen eines Mannes keinen Einfluss auf den Status der Frau hat, selbst wenn er aussieht wie Mike Tyson (oder gar wie Mike Tyson an einem seiner schlechtesten Tage). Wenn er Geld und Macht hat, gilt er immer noch als guter Fang; er darf dann ruhig kugelrund sein und aussehen, als wäre ein Bus über sein Gesicht gefahren.

 

Was heißt eigentlich »attraktiv«?

 

Wenn eine Frau attraktiv erscheint, bedeutet das, dass sie Zeit und Mühe aufgewendet hat, um ihre Vorzüge zur Geltung zu bringen und ihre Defizite möglichst verschwinden zu lassen. Eine attraktive Frau ist immer repräsentativ zurechtgemacht. Und denken Sie daran: Männer werden zunächst von dem stimuliert, was sie sehen, nicht von dem, was wirklich da ist. Die körperliche Anziehungskraft einer Frau löst Rückschlüsse auf ihre Gesundheit aus – gerade deshalb ist das Aussehen für Männer so wichtig. Wenn sich eine ältere Frau schminkt und gut kleidet, kann sie durchaus als attraktiv gelten, obwohl sie das Aussehen und die Signale einer jungen, gebärfähigen Frau lediglich nachahmt. Die meisten Frauen wissen, worauf es hier ankommt, und die Schönheitsindustrie mit ihren Pflegeprodukten, Diätpillen, Kleidern und Verhaltenstipps verkauft im Grunde das Versprechen, diesen männlichen Kriterien gerecht zu werden.

Der Psychologe Paul Rozin befragte in einem Experiment Männer und Frauen danach, wie in ihrer Wahrnehmung die ideale weibliche Figur aussah. Dazu legte er den Probanden Bilder von extrem dünnen bis hin zu extrem dicken Frauen vor. Ohne Ausnahme fanden die Frauen die dünneren Frauen am attraktivsten – »so möchte ich auch gern aussehen«. Für die Männer allerdings waren die Frauen mit einer eher durchschnittlichen Figur die attraktivsten. Frauen glauben heute also fälschlicherweise, dass Männer Knochengestelle im Bett haben wollen. Dabei bevorzugen Männer insgesamt eher Frauen mit durchschnittlichen bis überdurchschnittlichen Konfektionsgrößen und einer Sanduhr-Figur. Mit den Gründen dafür werden wir uns noch beschäftigen.

Der Anthropologe Donald Symons von der University of California in Santa Barbara wies freilich als einer der Ersten nach, dass Männer in einer Gesellschaft wie den Vereinigten Staaten, in der Nahrung im Überfluss vorhanden ist, eher dünnere Frauen anziehend finden, während in Gesellschaften, in denen Nahrungsmangel herrscht, füllige Frauen bevorzugt werden. Er zeigte zudem, dass es den Männern vor allem um die mit der Wohlgenährtheit zusammenhängende psychische Stabilität ging, nicht um die Körperfülle an sich.

 

Von den Amazonen lernen

 

Um die Aufmerksamkeit der Männer zu erregen, laufen die Frauen einiger Stämme im Amazonasgebiet und in Afrika barbusig herum und tragen nur einen Riemen – eine Art Stringtanga – zwischen Schamlippen und Pobacken. So etwas schockiert die Frauen der modernen Welt, ist aber eigentlich in der Wirkung nicht allzu weit von deren Tricks und Kniffen entfernt. Sie benutzen Make-up, um ihre Haut makellos rein und gesund erscheinen zu lassen, Mascara, damit die Augen größer wirken, und Lippenstift, der eine gute Durchblutung in den Lippen nachahmt. Sie färben sich das Haar blond, um Jugend und einen höheren Östrogenspiegel vorzutäuschen, unterziehen sich Operationen oder spritzen Botox, um ihre Gesichter jünger und mädchenhaft wirken zu lassen, und tragen Push-up-BHs, Miniröcke, Nylonstrümpfe, Stöckelschuhe … All dies sind Verkaufsinstrumente, die an die bei den Männern festverankerten Vorlieben für Jugend und Gesundheit appellieren sollen. Wie schon gesagt, erklärt das alles auch, warum Männer sich schneller verlieben als Frauen – visuelle Signale wirken halt sofort.

Wir sagen nicht, dass man all dies nicht tun sollte; wir erklären nur, warum es getan wird.

 

Was Männer in der Schönheit suchen

 

Tiere wissen nicht, was »Schönheit« ist. Noch nie hat ein Hund, eine Katze oder ein Elefant versonnen die Schönheit eines Sonnenuntergangs, eines Monet-Gemäldes oder eines Wasserfalls betrachtet. Es gibt keine hässlichen Affen, Katzen oder Pferde. In der Tierwelt ist Attraktivität ganz anders definiert. Wenn das Weibchen brünstig, rollig, läufig, rossig ist, zieht es die Männchen stärker an als jedes Superweib die Männer.

Dagegen haben wir Menschen unser Schönheitsideal von unseren Vorfahren geerbt. Wir finden ein Gemälde oder Bild attraktiv, wenn es Dinge und Situationen jener Welt nachahmt, in der sich unsere Ahnen entwickelt haben – Wasser, Tiere, Wetter, Zuflucht.

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Männer suchen in der körperlichen Schönheit einer Frau Hinweise auf ihre Fortpflanzungsfähigkeit. Zu diesen Hinweisen gehören eine glatte Haut, gesundes, glänzendes Haar, eine gute Muskelspannung, klare Augen und ein hohes Energieniveau. Genau diese Eigenschaften versprechen all die Kosmetika, Shampoos, Conditioners, Cremes und Gesichtmasken, die Frauen so kaufen. Vom evolutionären Standpunkt aus gelten Frauen, die besonders gepflegt wirken, als attraktiv, ungepflegte Frauen dagegen als wenig anziehend, weil Schmutz mit Krankheit und einer niedrigeren Überlebenschance für Kinder assoziiert wird.

Professor Randy Thornhill, Evolutionsbiologe an der University of New Mexico, bat Männer und Frauen, die Attraktivität von weiblichen Gesichtern, die er ihnen als Fotos vorlegte, auf einer Skala einzuordnen. Die Gesichter älterer Frauen wurden von beiden Geschlechtern als weniger anziehend ein geschätzt, wobei allerdings die männlichen Teilnehmer deutlich schlechtere Bewertungen vergaben als die weiblichen. Das zeigt, dass auch Frauen dieses Prinzip instinktiv verinnerlicht haben – und erklärt, warum Faceliftings so beliebt sind.

 

Weltweiter Schönheitswettbewerb

 

Die Welt ist für fast alle Frauen in praktisch allen Kulturen zu einem riesigen Schönheitswettbewerb geworden. Frauen geben heute mehr Geld für ihr Aussehen aus als je zuvor. Auf den Titelblättern der Frauenzeitschriften geht es zu 94 Prozent um dieses Thema. In den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts waren es nur 18 Prozent. Damals beschäftigten sich die Magazine vor allem mit Mode, Kochrezepten und praktischen Haushaltstipps. Für die Schönheit einschließlich plastischer Chirurgie und Diätprodukte werden heute in den USA mehr als 100 Milliarden Dollar pro Jahr ausgegeben.

Doch die Kosmetikindustrie hat die Bilder von Traumfrauen nicht erfunden; sie beutet sie nur so gründlich wie möglich aus. Nach Meinung von Feministinnen sind Frauen, die sich dieser Industrie ausliefern, ahnungslose Dummchen, die schlicht den Wünschen der Männer nachgeben oder von den Medien manipuliert wurden. Genau genommen sind freilich die Kosmetikindustrie und die Schönheitschirurgie einzig und allein durch den Konkurrenztrieb der Frauen im Wettbewerb um die Männer entstanden. Frauen wissen instinktiv, dass sie auf diese Weise ihre Chance erhöhen, das zu bekommen, was sie wollen. Verstörend dabei ist nur, dass die Medien ein für die meisten Frauen unerreichbares Schönheitsideal anpreisen. Dies drückt das Selbstbewusstsein von Millionen Frauen, ganz abgesehen davon, dass die anderen Faktoren, die Männern in einer dauerhaften Partnerschaft wichtig sind, ignoriert werden – Persönlichkeit, Humor und Intelligenz.

 

Unsere Reaktion auf attraktive Gesichter ist angeboren

 

2003 bewiesen die Entwicklungspsychologin Judith Langlois und ihre Kollegen von der University of Texas in Austin, dass die Reaktion auf attraktive Gesichter beim Menschen angeboren ist und nicht durch Umwelt oder Erziehung erlernt wird, wie man bisher dachte. Sie zeigte acht bis zwölf Wochen alten Babys Fotos von unterschiedlich attraktiven Menschen und wiederholte dies bei einer zweiten Gruppe von sechs bis acht Monate alten Kleinkindern. Beide Gruppen betrachteten die attraktiven Gesichter länger als die nicht so anziehenden. In einem zweiten Experiment ließ sie Einjährige mit Puppen spielen, deren Gesichter sich unterschieden und mal hübsch, mal weniger hübsch waren. Auch hier spielten die Kinder länger mit den attraktiveren Puppen und lächelten sie häufiger an.

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Interessanterweise hat sich in kulturübergreifenden Studien auch gezeigt, dass es eine Universalformel für Schönheit gibt – praktisch alle Bewohner der Welt sind sich darin einig, wie ein hübsches Gesicht auszusehen hat. In Warum Männer lügen und Frauen immer Schuhe kaufen haben wir dargelegt, dass ein möglichst symmetrisches Gesicht – bei dem also eine Gesichtshälfte der anderen entspricht – besonders attraktiv wirkt. Wenn man altert, wird das Gesicht immer asymmetrischer; auch deshalb erscheinen junge Gesichter anziehender als alte.

 

Die ominösen 70 Prozent – warum das Taille-Hüfte-Verhältnis für Männer so wichtig ist

 

Das ideale weibliche Größenverhältnis, bei dem der Taillenumfang 70 Prozent des Hüftumfangs beträgt, ist für Männer offenbar sehr wichtig. Sie sind darauf geeicht, Frauen mit der sogenannten Sanduhr-Figur aufzuspüren, weil diese sich als besonders fruchtbar erwiesen hat. Diese Proportionen kommen auch in den meisten Werbeanzeigen, in denen Frauen Männern irgendetwas verkaufen wollen, zum Einsatz. Und sie funktionieren sogar bei übergewichtigen Frauen; denn eigentlich zählt das 70-Prozent-Verhältnis, nicht das Gewicht an sich. Es verspricht eine erhöhte Fruchtbarkeit und größere Körperfettreserven – vor allem im Po und in den Oberschenkeln –, die nötig sind, um ein Kind zu stillen.

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Männer lieben weibliche Körper vor allem, weil sie so ganz anders sind als die eigenen. Wo sie Kurven hat, hat er Ecken, wo sie weich ist, ist er hart. Was also das Körperliche betrifft, ziehen sich Gegensätze ganz eindeutig an.

 

Was Männer bei Frauen abstößt

 

Eine Frau, die sich ständig über ihre körperlichen Mängel beklagt, schreckt die meisten Männer ab. Beispiele dafür gibt es in rauen Mengen:

 

»Meine Schenkel sind zu fett.«

»Mein Hintern ist zu groß.«

»Ich habe zu viel Cellulitis.«

»Ich bin zu dick/groß/klein.«

»Mein Haar ist zu dünn/langweilig/unordentlich.«

»Meine Falten werden immer tiefer.«

»Mein Busen ist zu klein/schlaff/asymmetrisch.«

»Ich hasse meine Schwangerschaftsstreifen/meinen Bauch.«

 

Wenn ein Mann mit einer Frau zusammen ist, fühlt er sich gewöhnlich von ihren auffälligsten Körperteilen angezogen und hat kein Auge für ihre Unvollkommenheiten. Wenn er bei einem romantischen Abendessen mit Wein und Kerzenlicht um sie wirbt, ist sein Gehirn in der Regel so von Dopamin und anderen Hormonen überschwemmt, dass jeder körperliche Makel, den sie haben mag, in seinen Augen völlig unerheblich ist.

Die meisten Männer sind, wenn es um Frauen geht, auf ihre Urinstinkte reduziert. Nicht der Umfang oder die Formen einer Frau wirken für sie abstoßend, sondern ihre Unsicherheit darüber, wie ihr Körper wahrgenommen wird. Eine australische Untersuchung aus dem Jahr 2008 unter Frauen zwischen 13 und 28 ergab, dass 86 Prozent mit ihrem Aussehen unzufrieden waren und alle Optionen einschließlich operativer Maßnahmen in Erwägung zogen, um dies zu ändern. Männer können dieses Gejammer nicht mehr hören, oder es ist ihnen schlicht egal. Wenn er erregt ist, sind ihre Schwangerschaftsstreifen weich und sexy, dicke Schenkel werden schön, und an wirrem Haar ist überhaupt nichts auszusetzen. Eine Frau allerdings, die sich über ihre körperlichen Mängel beklagt, wirkt nicht sehr anziehend. So einfach ist das.

 

Die Vorlieben homosexueller Männer und Frauen

 

Die Psychologieprofessorin Elizabeth Hill von der University of Detroit und ihr Kollege William Jankowiak befragten heterosexuelle und homosexuelle Männer und Frauen zur körperlichen Anziehungskraft von Gesichtern auf einer Reihe von Fotografien. Bei homo- wie heterosexuellen Männern kamen sie in Bezug auf die Bedeutung von Jugend und Aussehen bei potentiellen Partnern/Partnerinnen zu fast identischen Ergebnissen. Für Frauen, egal, ob homo- oder heterosexuell, spielte die Jugend dagegen kaum eine Rolle. Bei ihrer Analyse von Kontaktanzeigen stellten Hill und Jankowiak fest, dass bei heterosexuellen Männern und Frauen ebenso wie bei homosexuellen Männern ein Drittel um Zuschriften mit Foto bat, während bei den homosexuellen Frauen nur jede achte ein Foto wollte. Körperliche Eigenschaften wie Gewicht, Größe, Augenfarbe, Körperbau und Fitness erwähnten drei von vier homosexuellen und heterosexuellen Männern, aber nur eine von fünf heterosexuellen Frauen. Bei den Lesbierinnen war es gar nur eine von 14.

In einer weiteren Untersuchung mit 12 000 Paaren, darunter 969 schwule und 788 lesbische Beziehungen, stellten Blumstein und Schwartz fest, dass diese Kriterien selbst in dauerhaften Beziehungen konsistent blieben: Für 57 Prozent der schwulen und 59 Prozent der heterosexuellen Männer war es wichtig, dass ihr Partner/ihre Partnerin sexy aussah, verglichen mit 35 Prozent der Lesbierinnen und 31 Prozent der heterosexuellen Frauen. Hetero- und homosexuelle Männer haben also offenbar dieselben Vorlieben bei der Auswahl – nur das Geschlecht des Partners ist ein anderes.

 

Der Staat in der Rolle des Ehemanns

 

Keuschheit und Treue einer Frau stehen in einer engen Beziehung zu ihrer Abhängigkeit von den Ressourcen des Mannes. In Ländern, in denen die Regierung für verlassene Frauen ein stabiles soziales Netz aufgebaut hat, wie etwa in Großbritannien, Australien und Schweden, sind Frauen vom Geld ihres Mannes weniger abhängig, weil die Regierung im Grunde diese Aufgabe übernommen hat – der Staat liefert die nötigen Ressourcen. Das ist ein Hauptgrund dafür, dass der Prozentsatz von vorehelichem und außerehelichem Sex in diesen Staaten rasant ansteigt. Außerdem erklärt es, warum in Ländern ohne oder mit gering ausgebautem Wohlfahrtssystem wie China oder Indien außerehelicher Sex eine so geringe Rolle spielt. Dort verfügen nur die Männer über die Ressourcen, und die Frauen wollen sie nicht verlieren.

 

Andrew will im Sozialamt einen Seniorenpass beantragen. Die Frau am Schalter fragt ihn nach seinem Ausweis, um sein Alter zu überprüfen, aber er hat die Brieftasche zu Hause vergessen. Er will sie schnell holen, doch die Frau sagt: »Knöpfen Sie mal Ihr Hemd auf.«

Also öffnet er sein Hemd. Zum Vorschein kommt krauses graues Brusthaar.

»Das graue Haar reicht mir als Beweis«, sagt sie und nimmt seinen Antrag an.

Zu Hause erzählt Andrew seiner Frau von dieser interessanten Altersbestimmung, doch die meint nur: »Du hättest auch deine Hosen herunterlassen sollen. Vielleicht hättest du dann sogar noch einen Behindertenausweis bekommen.«

 

Zusammenfassung

 

Fast alle Untersuchungen der vergangenen 60 Jahre im Hinblick auf männliche Vorlieben bestätigen, was die Maler und Dichter der letzten 6000 Jahre schon wussten: Aussehen und körperliche Vorzüge einer Frau ziehen Männer stärker an als ihre Intelligenz oder ihr Vermögen, selbst in unserer politisch korrekten Zeit. Der Mann des 21. Jahrhunderts bewertet eine Frau nach denselben sofort ins Auge fallenden Kriterien wie seine Vorfahren: ihrer vermeintlichen Fähigkeit, seine Gene erfolgreich weiterzutragen und seinen Nachwuchs großzuziehen. Bei kurzfristigen Bekanntschaften achtet er fast nur auf Gesundheit, Jugend und Verfügbarkeit. Bei langfristigen Partnerinnen allerdings sind ihm auch Persönlichkeit, Humor, Intelligenz und Fürsorglichkeit wichtig.

Leider ist der Durchschnittsmann pro Woche über 500 Bildern von »perfekten« Frauen in Zeitungen und Zeitschriften, auf Plakatwänden und im Fernsehen ausgesetzt. Diese Bilder sind meist das Ergebnis von Make-up, Beleuchtungstechnik und digitaler Bildbearbeitung. Selten zeigen sie einen Menschen so, wie er wirklich aussieht.

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Und beim Sex – was wollen die Männer da wirklich? Alles. Immerzu, an jedem Ort und unter fast allen Bedingungen. Eine Frau kann jederzeit einen Sexpartner finden, weil sie über das Ei verfügt. Männer dagegen haben sich im Laufe der Evolution dahin entwickelt, dass sie sexuellen Kontakten nachjagen und mit anderen Männern darum konkurrieren müssen, weil sie von dem Ziel angetrieben werden, ihre Gene zu verbreiten, indem sie mit so vielen Frauen wie möglich Nachkommen zeugen. Deshalb wurden Männer zu sexuellen Opportunisten. Die moderne Frau braucht immer noch einen Grund, um mit jemandem zu schlafen; der moderne Mann braucht nur einen Ort dafür.

Im nächsten Kapitel untersuchen wir, was Männer und Frauen sich von Bettbekanntschaften und One-Night-Stands erwarten.

 
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* Grammer (1992). Die Zahlen wurden an die Einkommen von 2009 angepasst.

 
Warum Maenner Immer Sex Wollen Und Frauen Von Der Liebe Traeumen
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