XV

LIEBENDE glauben, dass sie den anderen verstehen, weil sie ihn lieben, und umso besser verstehen, je mehr sie ihn lieben; nur wer, wie Bühl, dabei noch genug Verstand behält, glaubt auch, dass er dem anderen letztlich nie auf den Grund kommt und das Unbegreifliche an ihm kein Ausdruck von Tiefe sein muss. Ein Glauben mit Folgen: Man kann den anderen dann auch oberflächlich und in seiner Fremdheit lieben, etwa als die Frau, die in ihrer falschen Ehe auch etwas Richtiges sieht, oder den Mann, der an einen Ort reist, an dem er als Junge ein Mädchen geküsst hat, später verheiratet mit seinem engsten Schulfreund (noch später kranke Geliebte des Mannes der Frau, die an einer falschen Ehe hängt); man unterwirft sich also etwas Unbekanntem in der Hoffnung, mit ihm warm zu werden wie mit einer schönen fremden Stadt – oder einer Jugendlandschaft, an der kaum noch etwas wie früher ist.

Bühl, das Fernglas um den Hals, folgte seinem alten Fußweg am Ufer des Ossiacher Sees, heute Trimmpfad. Der erste milde Abend im Jahr, der gestreckte See blaugrün, halb zwischen Bergen, die noch stille Vorsaison; niemand überholte ihn schnaufend, niemand kam in Sprüngen über den Parcours entgegen, eine Stille wie zum Einatmen. Er suchte den Kussplatz von damals, ein Wunsch nach innerer Ordnung: einem scharfen Bild anstelle des verwischten, nur erschien ihm die ganze Landschaft verändert, kleiner, spielzeughaft. Alles war anders als erwartet, und er war auch zu spät gekommen, Marlies war nicht, wo sie hätte sein müssen, in Steinach im alten Strandhotel Mattrainer, sie war schon wieder abgereist. Der frühere Weg und jetzige Trimmpfad führte von dem Hotel – er war dort einziger Gast, im besten Balkonzimmer mit Seeblick – zu einer Golfanlage jenseits des alten, durch eine Art Facelift, Kunst und Bepflanzung, umgestalteten Bahndamms. Eine Strecke von gut einer Stunde, seinerzeit idealer Abendspaziergang, nun mit künstlichen Hindernissen versehen, als sei das Leben nicht schon Parcours genug, die erste Hürde gleich das Zur-Welt-Kommen, irgendwo als Kind von irgendwem, ein Kind, das älter wird, vom Jungen zum Mann, vom Mädchen zur Frau, eine Kette von Hürden, und das sich im Sterben daran erinnert, auch einmal geliebt zu haben. Der Bahndamm, damals im Dunkeln, war trotz langer Helligkeit beleuchtet, ein weißliches Licht auf Gleisen und Aufschüttung; das Mauerwerk, früher wild überwuchert, war bis in Kopfhöhe durch Beton verstärkt, schon mehr Wand als Mauer, darauf Übungspiktogramme zu dem Trimmpfad und bestellte Graffiti. Er ging an der Mauer entlang und schaute nach einem überhängenden Busch, ihrem einzigen Schutz vor dem Regen damals, und trotz aller Bereinigung ragten an einer Stelle noch gekappte Äste aus der Bahndammkante, an ihren Spitzen sogar frische Triebe. Also war es wohl hier, hier hatte er ihren Mantelkragen in die Hände genommen, um den Kopf näher an seinen zu ziehen, was gar nicht nötig gewesen wäre, weil sie ihm von sich aus entgegenkam, und er nahm die alte Position ein, mit Blick auf die Mauer, am Übergang vom Beton zu bemoosten Steinen, eine Rille. Und in der Rille, kaum breiter als ein Daumen, drei ausgedrückte Zigaretten, jede nur angeraucht, als hätte sie auch hier gestanden, Tage vor ihm, und hätte sich mit den Zigaretten erinnert oder getröstet.

Der Rückweg zu dem Strandhotel dann unter Nutzung des Parcours, ein Rennen und Springen, als ließe sich die alte Zeit einholen, dazwischen ein Hakenschlagen, als wollte er sie bloß abschütteln; und später der Blick von seinem Zimmer auf den Badesteg, auf dem die junge Nichte der alten Mattrainers in ihrem schwarzen Badeanzug in der Sonne gelegen hatte, die Hand mit der Zigarette am Mund, blond, allein, rauchend, eine Mädchengöttin. Es war wenig geblieben von damals, der weiße Schriftzug am Haupthaus, Strandhotel Mattrainer, in schwungvollen Schreibbuchstaben wie das Wort Lebensmittel über einem Laden, in dem seine Eltern immer Kleinigkeiten gekauft hatten, Zahnpasta, Manna-Schnitten, Die Bunte; und es gab auch noch die Veranda für das Frühstück an Regentagen und ihre leicht abfallende Terrasse zum See für das Frühstück bei Sonne. Dort saß er eines Morgens, die Eltern schliefen noch, und las in einem Buch, während zwei Tische weiter eine junge Blonde, die Hoteliersnichte, hieß es, allein frühstückte und dann allein rauchte, die Augen hinter einer Sonnenbrille, die sie dann tagelang aufbehielt. Erst als er sie fragte, ob sie mit ihm rudern würde, und von ihr das verblüffende Ja kam, schob sie die Brille in ihr Haar, eine Geste wie ein erhaltener Schatz auf dem Grund der Jahre. Marlies’ Nenntante lebte noch, aber das Hotel führte jetzt ihr Sohn mit Frau, und der alte Mattrainer, Bruder von Marlies’ Mutter, sah den beiden von einem Foto, gerahmt am Empfang, über die Schulter, während seine Witwe nur noch für Frühstücksbuffet und Bierhahn zuständig war; sie hatte den einzigen Gast dieser Vorsaisontage nicht wiedererkannt, kein Wunder – seine drei Ferienwochen hier waren in einer Art grauer Vorzeit, noch analog und harmlos, keine fünfundzwanzig Jahre her und doch Jahrhunderte.

Bühl ging ins Bad, die Unterlippe tat ihm weh, schon seit der Fahrt von Triest nach Kärnten – nichts Neues, diese zwei, drei Bläschen, die zuerst schmerzten, dann aufsprangen, dann sich vereinten zu einer offenen Stelle, die nur langsam abheilte, letztlich gab es kein Mittel dagegen. Seit den Ruderhausnächten trug er diesen Schläfer in sich, der plötzlich aktiv werden konnte, wenn etwas zu viel wurde, wie früher Jahr für Jahr auf den Klassenfahrten. Der Vatikan: nie ohne offene Lippe. Die Ramblas, der Wenzelsplatz: immer mit einem Kainsmal am Mund. Heiding hatte noch ein trocknendes Puder benutzt; sobald es warm wurde, alles blühte, sein weißer Fleck auf der leicht bläulichen indianischen Unterlippe. Ein Puderzuckermund, der ihn nach dem Rudern geküsst hat, das war der Anfang – Initiis obsta, hatte sein Vater immer gesagt, aber da hätte er sich nie in einen 6er-BMW setzen dürfen. Sein Vater war dumm, die Mutter auch, kultivierte dumme Leute. Einmal war Heiding bei ihnen zu Hause, er stammte ja auch aus der Freiburg-Ecke, also kam er am Ende der Ferien vorbei, um ihn in seinem Käfer Cabrio mit an den Bodensee zu nehmen. Heiding wurde durch die unteren Räume geführt, er zeigte Interesse an den Bildern, es gab schon den Böcklin, und im Kaminzimmer hingen gewagte Picasso-Drucke, Faune ohne Feigenblatt, beim Kaffee sprach man über den Eros. Dann mussten seine Eltern für zwei Stunden weg, irgendeine Geldsache, aber der Aarlinger Lehrer sollte noch zum Essen bleiben, also waren sie beide allein im Haus, und Heiding nahm sich einfach eine Handcreme der Mutter, damit es nicht unnötig wehtue. Sie machten es in seinem Zimmer, das noch ein Kinderzimmer war, mit Märklin-Eisenbahn auf dem Boden. Und später beim Essen hatte er Magenkrämpfe, es gab sein Lieblingsgericht, wie immer vor der Abreise, Kartoffelpuffer mit Apfelbrei, er bekam nichts herunter. Was ihm fehle, fragte der Vater, und er bekam auch nichts heraus, ihm gegenüber der sympathische Herr Heiding: ein Wort seiner Mutter, von der Sorte hatte sie viele. Er sagte nichts, und er aß nichts, er saß stumm vor dem vollen Teller und war kein Kind mehr, aber auch noch kein Junge. Ein sprachloses Kind mit Schwanz, das war er. Also musste er warten, bis er mehr als ein Junge war: ein Fünfzehnjähriger, schon gebaut wie ein Mann, sein Haar noch wilder als Heidings. Und in einer Juninacht, als sie nach dem Rudern noch beide hinausschwammen, eine jähe Idee, die Art von Idee, wie sie Franz in der Nacht von Spoleto für eine Stimme gehalten hatte – warum er Kriegsknechten nachlaufe, statt dem Herrn selbst zu dienen. Er schwamm diesem Mann nach, diente ihm und würde ihm wieder dienen, warum nicht das Ganze beenden? Er war der Stärkere im Wasser, und es war dunkel, ein Geistesblitz, nicht der erste in Aarlingen. Schon an seinem Ankunftstag, als die Eltern, damals noch im Opel, um die Ecke gebogen waren und er, zehnjährig, mit einem Koffer die Treppe vom Hesse-Saal zum Sportplatz hinunterging, die plötzliche Klarheit, dass zwischen ihm und den bolzenden Jungs immer ein Graben wäre: dass er hier zu sich selbst halten müsste, um zu überleben. Erst als er zwölf war und Kilian-Siedenburg nach den Sommerferien das Internatszimmer betrat, fing eine neue Zeit an, ein anderes Leben, das Leben in Freundschaft – noch etwas auf dem Grund der Jahre, aber etwas, das von dort aufstieg: später am Abend Cornelius’ Auftritt bei Open End, Vila hatte ihn noch am Morgen daran erinnert, Schau dir das heute an! Bühl wusch sein Gesicht, dann ging er in die Wirtsstube, bei sich das Notebook und die Franziskusblätter.

Ein Raum aus hellem Fichtenholz, nüchterner Abkömmling der einstigen Stube mit ihren dunklen, von der Zeit getränkten Bohlen und Balken. Er bestellte die Käseplatte und ein Bier, der Mattrainersohn im Hollister-Shirt nickte nur, und seine Mutter, noch in absurder Tracht, zapfte das Bier und brachte es an den Tisch. Das Notebook und die Blätter, ein Wall, hinter dem er nachdachte, über sich, über Vila, über sie beide, Hände auf dem Kopf, Augen geschlossen, leicht theatralisch, so wie jedes Nachdenken über Liebeslösungen. Und auch alles, was er sich vorstellte, ein weiteres Wochenende, eine kleine Reise, die gemeinsame Flucht, ja sogar den Tod von Renz: ein Stück Theater, aus einer alten, erprobten Haltung heraus – bei Heiding, der auch Geschichte gab, musste man in der Unterstufe oft mit auf den Kopf gelegten Händen und geschlossenen Augen im Klassenraum sitzen, Strafe für Lärm und Gerenne, während Heiding durch die Reihen ging und von römischen Sitten erzählte; nur hatte für ihn, Schüler Bühl, diese Haltung bald jede Bedeutung als Strafe verloren, im Gegenteil, sie war der Zugang zu allen Träumereien. Die alte Mattrainerwirtin brachte die Käseplatte, und er sagte in einem Atemzug, dass er als Junge mit seinen Eltern hier Urlaub gemacht habe, drei Wochen im August, und in der letzten Woche sei die Nichte ihres Mannes zu Besuch gekommen: wie es ihr gehe, ob sie Kinder habe, was sie beruflich mache – Fragen, auf die er keine Antworten brauchte, aber die Antworten dann doch überraschend. Kinder, die hätte sie haben können, ja, stattdessen jetzt ein Krebs wie ihre Mutter und deren Mutter, ewig zu viel Kummer, zu viel Arbeit. Und dann hier ihr Zusammenbruch nach einem Spaziergang auf dem Trimmpfad, Notarzt, Krankenwagen, Spital, aber dort wollte die Marlies nicht bleiben, immer schon mit ihrem Kopf, sie wollte nach München. Und mein Sohn, sagte die Wirtin, fuhr sie hin, und nun liegt sie in einer privaten Klinik. Wollen Sie noch ein Bier? Sie wischte sich über die Augen, und auf einmal dämmerte ihr etwas, Da war ein Junge, der Marlies gerudert hat, den ganzen Tag, seine Mutter eine Dame mit Tüchern, gern Mittelpunkt auf der Liegewiese: auch den ganzen Tag, sagte sie. Oder darf es ein Obstler sein, aufs Haus? Die Mattrainerwirtin schnaufte vom Reden, und er ließ sich den Obstler servieren, einen Marillenschnaps, Abrundung seiner Käseplatte; danach schon der Rückzug aufs Zimmer.

Die Dame mit den Tüchern, locker um Schenkel und Hüften, eine andere Form der Theatralik: das Pathos der schimmernden Hüllen. Seine Mutter hatte jede Seidenprobe aus den ersten Importen ihres Mannes für sich umarbeiten lassen und die Resultate auch am Ossiacher See vorgeführt, er besaß noch ein Foto davon: Rita Bühl auf dem Holzbadesteg, um ihre problematischen Bereiche ein Tuch fast von der Größe einer Flagge in allen Regenbogentönen und ein zweites, kleineres um den Hals gelegt – eine Diva, die schon die mondänen Orte scheut, lieber auf dem Land, inkognito, Urlaub macht. Er steht neben ihr, sehnig, gebräunt, in blauer Dreieckshose, das Haar glänzend nass vom Schwimmen, an den Wangen erste Bartschatten, eine Hand um ihre Schulter. Beide lächeln sie in die Kamera des Vaters, ihr Lächeln das einer Kursaalqueen, seines gewollt. Nach dem Urlaub steht das Foto in einem Silberrahmen auf ihrem Sekretär, an dem sie die Kulturabende plant: ihr Beweis, dass sie noch etwas hermacht und einen jungen Geliebten haben könnte. Und eines Abends, bei einem Scotch, den sie gar nicht verträgt, sagt sie das auch, Wir sehen aus wie ein Pärchen, nicht wahr? Und er widerspricht nicht, obschon sein Eindruck ein anderer ist: dass sie wie Behinderte auf dem Foto aussehen, behindert durch eine diffuse Schönheit. Es war das letzte Mal, dass er für ein Foto den Arm um sie gelegt hatte, und je mehr ihm dazu noch einfiel – während im Zimmer schon der Fernseher lief, die Nachrichten vor der Open-End-Sendung –, desto gegenwärtiger wurde ein anderes, älteres Bild, nur von keiner Kamera festgehalten. Er, noch vor den Aarlinger Jahren, in seinem Bett bei gedämpftem Licht und am Bettrand die Dame mit den Tüchern, in dem Fall nur einem Tuch von seidigem Schwarz. Er darf ihr den Knoten lockern, es ist still im Haus, Mittag, nur das Geräusch von Regen am Fenster, angeblich sein Mittagsschlaf, und er will ihn auch halten, doch scheint es ihr lieber zu sein, wenn er nicht schläft, höchstens halb, wenn er noch in der Lage ist, sie zu betrachten und auf ihr Dasein zu antworten. Und später, allein im Bett, meint er, das alles geträumt zu haben – ihr Tuch wie ein überfahrener Vogel auf dem Boden und seine Hände auf dem vorher Bedeckten, dem Problematischen. Und noch etwas später, nachmittags, gräbt er am Rande des Gartens den Boden auf und füllt alle Einkaufstaschen aus der Küche mit schwerer Erde und schleppt sie im Regen vor die Außentür zum Keller, als müsste das Kind einen Säckedamm gegen Fluten errichten.

Die Vorspannmusik von Open End: wie für den Auftritt einer Kommissarin, Musik vor einer nächtlichen Citykulisse, eher Frankfurt als Berlin, und aus der Kulisse tritt, man weiß nicht wie, eine Frau ohne Alter, Carmen Streeler, schiefergrauer Anzug, weiße Bluse, Gigolofrisur. Die Gäste sitzen schon an einem Tisch – der eigentliche, viel effektivere runde Tisch, könnte man denken –, und Carmen Streeler begrüßt jeden mit Handschlag, erst die Justizministerin, offenbar eine alte Bekannte, dann einen Kirchenvertreter, so rosig weich, wie ein Kirchenvertreter nur sein kann, als dritten Gast einen Schriftsteller, silberhaarig mit regloser Miene, aber in jungen Jahren selbst von der Thematik betroffen. Und am Ende oder last not least heißt sie noch den Initiator einer Stiftung zur Entschädigung von Missbrauchsopfern willkommen, Cornelius Kilian-Siedenburg, und die Einblendung seines Namens ein noch stärkerer Vorstoß in alles Vergangene, als den alten Freund auf dem Flachbildschirm an der Wand gegenüber dem Bett zu sehen – Bühl hatte auf dem Bett gelegen, nun lief er hin und her in dem Zimmer, und es fehlte etwas, um es zu schleppen, ein Gegengewicht wie als Kind im Garten die Beutel voll Erde.

Der alte Freund trägt einen dunklen Anzug mit racinggrünem Polohemd und erhält gleich das Wort oder den Anstoß, wie Carmen Streeler, ehedem Sportkommentatorin, sagt: den Anstoß als Kenner der Opferszene. Und seine ersten Worte für Bühl dann wie alte Klänge, etwas, vor dem er sich die Ohren zuhielt, nicht wirklich, mehr eine Geste. Die Hände an den Ohren, vielleicht auch um besser zu hören, lief er weiter hin und her, von der Balkontür zum Garderobenspiegel und wieder zurück, als Cornelius schon von dem Drama der Leute spricht, die ein halbes Leben lang aus Scham geschwiegen hätten – und nun hörte er sie genau, diese Stimme aus alten Sommertagen, als sie mit ihren Waffen in die Wälder ausgerückt waren, Heute ein Eichhörnchen, Bühle, so hatte er ihn genannt, wenn sie eng waren, halbe Brüder, auch im Schilf, Erzähl von Indianergerd, Bühle, was läuft da? Jedes gestohlene Wort hörte er, jedes Stück fremder, unter den Nagel gerissener Scheiße. Scham, wiederholt Kilian-Siedenburg und setzt die filigrane Brille ab, man fühlt sie, und es zerreißt einem das Herz, sentio et excrucior, wie der Lateiner sagt. Und noch im selben großsprecherischen Atemzug erwähnt er den Lehrer Heiding und nennt einige seiner Praktiken, für Carmen Streeler der Moment, den Schriftsteller aufzurufen, wie er sprachlich mit all dem umgehe. Und der Silberhaarige mit schmalem Kopf – er war ihm nur als Name bekannt – rät dazu, bei dem Thema generell mit Worten aufzupassen: Wer von Missbrauch rede, müsse sich auch nach dem Gebrauch fragen lassen und damit dem Vorschriftsmäßigen, wie es viele amerikanische Bundesstaaten noch verlangten, so einfach sei das mit dem Begehren und der Liebe nicht. Der Liebe? Carmen Streeler verwehrt sich gegen das Wort Liebe in dem Zusammenhang, ihre Stunde oder Minute schlägt, sie spricht von der Würde der Opfer und holt sich erst den Beistand des Kirchenmanns, dann den der Ministerin – oder sprechen wir hier nicht über Gewalt? Eine Frage an alle, verbunden mit einer Kamerafahrt um den Tisch, bis zur Ministerin, und die klärt knapp über die Rechtslage auf, reitet dann aber auf dem Wort Aufklärung herum: eine Einladung an Kilian-Siedenburg, seine Idee einer Radikalaufklärung vorzutragen, und er, Bühl oder Bühle, ging ins Bad und wieder ins Zimmer, ging auf den Balkon und lief auch schon zurück; wenn ihn etwas mit Scham erfüllte, dann seine beschämende Aufmerksamkeit. Der alte Freund spricht jetzt mit erhobenem Finger, in den übrigen Fingern der Hand einen Bügel seiner Brille, er spricht von Protokollen aller Vorfälle und Klassifizierung der Folgeschäden, und der schon ältere Autor kann oder will dem nicht länger zuhören. Aufklärung sei keine Polizeiarbeit à la Fernsehen, sagt er. Selbst der, der einen anderen missbrauche, folge, bei aller Gewalt, allem Abstoßenden, im Grunde auch nur dem Bestreben, dass aus zweien eins werde, das immer gültige, letztlich alleinige Prinzip der Liebe – ein unbeendeter Gedanke, die Moderatorin fällt ihm ins Wort, wenn sie ihm nicht über den Mund fährt. Schluss, Thema verfehlt, hier gehe es um Gewalt, nicht um Liebe, ruft sie, und dem Gemaßregelten gelingt nur noch ein Gegenausbruch: Liebe und Gewalt, ein Januskopf, durch kein anderes Gefühl werde man so geschlagen, kein anderes Gefühl erzwinge verlogenere Worte, und wie zum Beweis der verlogenen Worte legt Kilian-Siedenburg seinen Entschädigungsplan auf den Tisch eines Berliner Studios, während er am Ossiacher See die Entschädigung in die eigene Hand nimmt oder nahm, den früheren Freund zum Schweigen brachte, indem er den Fernsehstecker aus der Wand zog.

Und im Zimmer eine Stille wie die im Zartenbacher Haus, wenn mittags die Dame mit den Tüchern verschwunden war und er zurückblieb in einem Meer von Gedanken, sich selbst Geschichten erzählend, ohne zu wissen, wie man erzählt, das eigene und fremde Interesse weckt und wachhält.

Franz auf dem Rückweg von Syrien nach San Damiano, um Klara wiederzusehen nach einem Jahr. Immer mehr hat sich die Reise verzögert, er lag mit dem Nilfieber in Damaskus, in Mazedonien. Dann hat ihn ein Schiff nach Venedig gebracht, da war es schon Herbst, und von Venedig ist er in quälenden Tagesmärschen, noch schwach vom Fieber, zu den Brüdern nach Bologna gegangen. Und die haben von Klara berichtet, Klara, die im Land unterwegs sei, allein wie er, Klara, die ihn gesucht habe, ihre Füße zwei Wunden. Und die jetzt bei den Schwestern am Benacus faste, sei zu hören. Mag alles sein, doch soll er den Wegeplan ändern, weil sie es will? Sie wollte immer viel von ihm, zu viel: daß sie beide eins werden, unzertrennlich. Er aber will mit dem Leidensfürsten eins sein und nicht eine, sondern alle Schwestern lieben. Sie kann ihn nicht zwingen, zu ihr zu kommen. Sie hat keine Gewalt über ihn, wie er keine mehr über sie hat. Nur das Ganze ist gewaltig, sie und er. Also schlägt er von Bologna die Gegenrichtung ein, will einmal mehr über den Apennin im Herbst. Er ist jetzt siebenunddreißig, auch wenn mancherorts gern erzählt wird, er sei erst Anfang elfhundertzweiundachtzig zur Welt gekommen, eine Unklarheit, die ihn begleitet: nach welchem Kalender man sich im kleinen Assisi gerichtet hat, dem von Pisa oder dem von Florenz. Aber die mildere Zahl macht ihn nicht jünger, als er aufbricht, nur einen Stab in der Hand und ein paar Früchte unter der Kutte. Schon auf dem Futapaß wird der Weg beschwerlich, nachts ein früher Schneefall, das Weiß bei Tag wie Salz in den Augen, sein Gesicht wird mit Lappen bedeckt, zwei jüngere Brüder führen ihn. Aber wohin? Vielleicht sollte er doch das Gewaltige suchen und eiligst zum Kleinen Meer gehen, dort Klaras Leib retten, wenn das noch möglich wäre, er kennt ihren Starrsinn. Eine Stimme rät ihm: kehr um – nicht die Stimme von Spoleto, es ist die eigene, die ihn zur Umkehr bringt. Seine Begleiter stellen keine Fragen, sie glauben an die andere Stimme und tun, was er sagt – wer kein Licht erträgt, wird von Gott erleuchtet. Franz sieht nichts und singt, singend treibt er zur Eile an. Bis die Kälte auch die Ebene erreicht, müssen sie am Benacus sein. Mit jeder Stunde, jedem Tag wird jetzt sein Bangen um die Schwester größer; erst war sein Herz verschlossen, nun klafft es auf. Und je weiter sie kommen, über die Paßhöhen wieder in Täler mit rostigem Weinlaub, süßen Trauben, und schließlich in die Ebene der Flüsse und Sümpfe, je genauer er abschätzen kann, wie viele Tagesmärsche noch vor ihnen liegen – keine zwei mehr ab Mantua, wenn der Mincio nicht zu hoch steht –, desto inniger sein Wunsch, sie nicht mit Haut und Knochen vorzufinden, als Fastengerippe. Sie soll noch die sein, die vor dem Streit um die Leitung von San Damiano Tag und Nacht um ihn war, so still und so notwendig wie die Luft. Er war ihr Ritter ohne Rüstung, sie sein Ruhm. Nach dem Streit hat er sich Richtung Spanien davongemacht, das war vor fünf Sommern, jetzt will er sie zurückhaben, sie und die Dornenkrone zugleich, das Bittersüße, und sein Gesang überschlägt sich, als sie am grünen Mincio entlanggehen, die Brüder auf dem letzten Stück hinter ihm. Er hat sich die Lappen von den Augen genommen, das Flußwasser funkelt, tränenblind setzt er einen Fuß vor den anderen, er will es selbst ahnen: Wo der Mincio aus dem See tritt, da liegt das strohbedeckte Haus der Schwestern, dort wartet Klara – er wird sich vor ihr Lager werfen und ihr das Fasten verbieten, und sie wird essen und singen und am Ende mit zu seiner Insel fahren, seiner Klause, ja überhaupt bei ihm bleiben (denkbar, aber nicht zu belegen: Klaras Schicksal verläuft sich in den Archiven, soweit sie geöffnet sind), sie wird ihm verzeihen, auch wenn der Garten um die Klause der Garten einer anderen ist: der, die einmal Wäscherin war, Gazza, die Elster, die ihm bei San Vigilio ihr Haar überlassen hat, die Schwester, die um ihn war wie ein Klarazwilling. Wer hat deine Beete gesetzt, wird die richtige Klara ihn fragen. Irgendein Gotteskind, kann er ihr antworten, ohne zu lügen.

LIEBENDE bringen einander auf Trab, unaufhörlich, und müssen dafür kaum etwas tun, nur der Lust zum Erzählen nachgeben und ihrer Neugierde, wer bin ich?, wer bist du? Und jede Antwort, ob wahr oder halbwahr (irgendein Gotteskind), ist Teil eines Spiels: ein Würfelwurf aus leichter Hand, und schon wirft der andere auch, und die Augen addieren sich zu einem Gewinn – solange die Lust zum Erzählen vorhält, kurbelt sich die Liebe von selbst an. Erst wenn alle Geschichten durch sind, zweimal, dreimal, und jeder in etwas Unerzählbarem steckt, wenn beide auf eigene Rechnung würfeln wie Vila und Renz, muss ein Paar sich aufraffen, die Kurbel selbst bedienen, zusammen kochen oder in die Oper gehen oder wortlos ins Bett, um wenigstens der Gewohnheit nachzugeben.

Nachdem sie Open End gesehen hatten – das Ende diesmal fast pünktlich, damit der Schriftsteller nicht noch einmal von Liebe anfängt –, saßen Vila und Renz im Bett und rauchten, seit vielen Jahren zum ersten Mal wieder beide mit Zigarette; Renz hatte die Hand aufgehalten, als Vila sich eine ansteckte, und sie gab ihm gleich das ganze Päckchen in seinem viel zu breiten, eigentlich ehegerechten Bett; genau genommen nur ein Sitzen auf seiner alten Tagesdecke, einer Anschaffung nach Katrins Geburt, um das Chaos zu mildern: Renz hatte die Decke einfach über Pampers und Söckchen und das damals schon gekaufte und noch völlig nutzlose Kleinkinderspielzeug geworfen, wie er nach dem Bau des Hauses über den restlichen Schutt und die nackte Erde grüne Planen gezogen hatte. Er rauchte also wieder, wie eh und je die Hand mit der Zigarette auf dem Kopf oder hinter dem Kopf, rauchen ließ ihn klug aussehen, aber auch wie den Mann vom Bau, wenn er die Zigarette ohne Hand im Mund hatte. Und, fragte Vila, gut? Sie sah ihn von der Seite an, er war etwas schmaler geworden in letzter Zeit, noch mehr der verstoßene Kirchenfürst, schmaler und auch stiller; während der Sendung von ihm nur ein Wort zu Carmen Streeler, unerträglich, und ein Lob für den Ex-Mann seiner Kranken, wie sachlich der sei, sachlich von sich überzeugt.

Ja, sagte Renz, gut. Wir beide in einem Bett rauchend. Bist du hier in den nächsten Tagen? Er hielt ihr einen Unterteller als Aschenbecher hin, er sah auf ihre Füße; sie saß wie er im Bademantel auf dem Bett, die Beine angezogen, er rieb den großen Zeh an ihrer Ferse. Ich fahre erst in ein paar Tagen nach München, Marlies hat sich eine Privatklinik angesehen, aber will es trotzdem noch einmal zu Hause versuchen. An einem Tag geht es ihr besser, am nächsten bricht die Welt zusammen. Oder bist du nicht hier, musst du wegfahren? Renz drückte seine Zigarette aus, beide jetzt mit einer Hand an dem Ersatzaschenbecher, ihre Hand mit etwas mehr Zug, bis er losließ. Ich bin Freitag in Hamburg, sagte sie. Ich treffe dort eine gutaussehende Frau, die sich angeblich nichts aus Sex macht. Sie hat eine Website zu dem Thema und vertritt offensiv ihr Leben ohne Sex jeder Art. Nur sie ist keine Spinnerin, diese Dinge reizen sie einfach nicht, Küssen erscheint ihr als seltsame Tätigkeit, einen Orgasmus stellt sie sich so holprig vor wie das Wort. Ich möchte sie als Kandidatin gewinnen, wie findest du das? Rauchen wir noch eine? Sie hielt Renz das Päckchen hin, und er winkte ab – keine Zigarette und auch keine Unterhaltung über Sex. Dann bist du also in Hamburg, sagte er nur und gab ihr Feuer, und sie summte ein Ja – normalerweise hätte er sich auf die Frau ohne Sex gestürzt, hundert Gründe für ihre Selbsttäuschung angeführt, aber normalerweise wäre er auch schon in München oder hätte ihre Raucherei kommentiert oder überhaupt mehr geredet; selbst als sie vor der Sendung mit Katrin sprachen, kam nur wenig von ihm. Sie beide vor Renz’ Gerät und Katrin in ihrem Flusscamp, die Sonne stand schon niedrig bei ihr, ein rötlicher Himmel über dem braunen Rio Xingu und Katrin an einem Klapptisch im Freien vor ihrem Laptop, das Gesicht etwas unscharf, nur ihr am Hinterkopf getürmtes Haar kam gut herüber, und eine zweite Person, leicht abgerückt von dem Tisch, ein Indio mit Adidaskappe, Katrins Kontaktmann zu irgendwelchen Stämmen in irgendwelchen Winkeln des Deltas, Namen, die sie mit überlegenem Lächeln aussprach, bis Renz sie bat, doch von sich zu erzählen. Wie geht es dir, bist du gesund, kannst du schlafen bei all den Viechern nachts, und sie griff sich an den Kopf, rief, das tue sie die ganze Zeit schon: von ihrer Sache reden. Und ihr, wie geht es euch? Eine Anstandsfrage, während auf dem Klapptisch ein Funkgerät schnarrte, und beide erzählten sie einen Mist, der Katrin nur gnädig nicken ließ, sagten, dass alles in Ordnung sei, die Wohnung, das Haus, die Arbeit, Renz sitze an einem Zweiteiler über Missbrauch, der gute Chancen habe, wenn er sich eile, und sie selbst sammle immer mehr Talkkandidaten, auch wenn einer schon im Koma liege, und dann brach die ganze Skypeverbindung zusammen, oder Katrin hatte sie, nach einem seltenen Geständnis, schnell zusammenbrechen lassen, dem Geständnis, dass sie ihr Frankfurt vermisse.

Renz war bewegt von diesen Worten, die er in sich gleich verdrehte, Stell dir vor, unsere Tochter vermisst uns!, und er schien noch immer bewegt zu sein – ein Mann, der ihr den Aschenbecher hielt und hoffte, dass sie in den nächsten Tagen daheim wäre, einer, den sie vielleicht weniger kannte als gedacht oder der immer noch etwas von dem Menschen hatte, der mit Zigarette im Mund allen Schutt rund um den Rohbau des Hauses wegräumte, Eimer für Eimer, der die Außenwände strich und den Rasen säte, zehn Zypressen pflanzte und einen Zitronenbaum, sieben Palmen und Dutzende von Oleanderbüschen, der Hand anlegte, bis er nicht mehr stehen konnte. Renz war ein Verwandler, einer, der aus Unordnung Ordnung machte und das Schöne schon sah, wo noch Chaos herrschte – den liebte sie an ihm, diesen Punkt. Als sie zum ersten Mal auf dem noch wilden Grundstück waren, die alten Olivenbäume so hoch, dass man keinen Blick hatte, stieg er auf einen der Bäume und rief: Ich sehe den See, hier wird unser Haus stehen! Danach zahlte er das Terreno mit fünftausend Mark an, ein Kauf auf dem niedrigsten Lire-Stand, der Kauf seines Lebens, inzwischen war allein das Grundstück ein Vermögen wert, was Renz egal war, ihn interessierte nur der Blick, die Schönheit, die Pracht, aber das waren Worte; im Grunde suchte er etwas, das ihn bewegte – ihr Eindruck, als sie die Zigarette ausstieß, ihn ansah, seine Augen, als hätte er noch einmal den ganzen Tag Schutt weggetragen.

Du solltest schlafen, sagte sie und strich ihm über die Stirn: jemand mag dich, nicht alles an dir, aber etwas, darum schlaf jetzt, erhol dich für den, der dich mag – eine Reihe stummer Worte, die Renz sehr wohl empfing. Er nahm ihre Hand und legte sie ihr hinter den Kopf, und während aus den Zweigen vor dem Fenster noch leises Piepsen kam in dieser ersten milden Nacht, schliefen sie auf der alten Tagesdecke zusammen, noch in den Bademänteln, halb die Arme darin, um erst nach einer Weile alles Hinderliche abzuwerfen und das Nötige zu tun, wie sie es immer getan hatten, nur jetzt etwas hastig, als könnte es ihnen davonlaufen oder zwischen den Fingern zerrinnen. Aber sie konnten es halten, bis zuletzt, gut für beide, und erst in der Minute danach für ihr Empfinden – sie schon wieder mit Zigarette – auch ein gewolltes, fragwürdiges Tun, fragwürdig wie das in Filmen, wenn die Schauspieler, ein Mann, eine Frau, auf dem Höhepunkt die Augen zukneifen und eine Zungenspitze zwischen den Zähnen zeigen, so tun, als ob, bevor die Kamera wegschwenkt, zu abgelegtem Schmuck und einer Lesebrille auf dem Nachttisch, und am Ende, groß im Bild: das Zittern eines Perlenkettchens auf einem Buch – für sie ein hilfreicher Ausklang, sich solche Bilder vorzustellen, während Renz noch die Spätnachrichten ansah, das Hinrichtungsdrama um Osama Bin Laden, auf die Schnelle nur etwas stümperhaft animiert.

Ruhige Maitage, schon mit Aussicht auf den Sommer, den Wechsel zum See. Renz telefonierte mit Gabriele Salaorni, dem Werftbesitzer, der Blauanstrich am Boot sollte erneuert werden, ein dunkleres, satteres Blau – eins der wenigen Dinge, die er gänzlich in der Hand hatte: seine Sea Ray –, und Vila nahm dann den Zug nach Hamburg, eine gute Strecke, um sich Fragen an die Frau ohne Sex auszudenken. Lass dich nicht infizieren, hatte Renz ihr noch hinterhergerufen, und keine Stunde später saß er in seinem zu großen Wagen und fuhr Richtung München, ein schöner sonniger Tag, sogar der Abschnitt Würzburg–Nürnberg erträglich, die Wundertütenfabrik bei Schlüsselfeld nun auf der Fahrerseite, die Sonne immer mehr von vorn – er fuhr auf das Leben zu, auf seinen See, wenn er München außer Acht ließ, und er rief im Haus an, um zu hören, wie schön es auch dort sei, das war schon auf der ausgebauten Strecke hinter Nürnberg: freies Sprechen und vom Motor kaum ein Geräusch bei Tempo zweihundert. Was macht der Garten, die Bananen? Er überfiel den Mieter, und der erzählte von den Bananen, über zwanzig neue Triebe, sagte er, man könne fast beim Wachsen zuschauen, auch zuschauen, wie sich die Blätter entrollten. Renz wechselte das Thema, er sprach über den Kilian-Siedenburg-Auftritt bei Open End, sehr professionell, Ihr alter Freund, nicht wahr?, seine Zusammenfassung, aber Bühl ging darauf gar nicht ein. Er lehnte schon das Wort professionell ab, nur die Abwandlung, Profi, sei noch schlimmer, noch lebloser, und damit kam er auf den lebendigen Garten zurück, der Jasmin wachse allmählich die Balkonecken zu, ob er etwas tun sollte dagegen. Die Verbindung wurde schlecht, ein Hin und Her wie über Kontinente. Von mir aus, rief Renz. Aber so, dass Vila es nicht merkt! Sein unfreiwilliges Aufwiederhören; danach nur noch Auto fahren, bis er genau vor Marlies’ Wohnhaus eine Parklücke fand, für ihn schon der bestmögliche Münchenanfang.

Und der Abend verlief dann auch, als sei ihr Tumor nur ein lästiger Verwandter, dem man mit ironischer Höflichkeit begegnen kann, Marlies rauchte sogar in der Küche, sie saß in einer Art Kimono auf dem Tisch, ihre Füße mit lackierten Zehen pendelten. Es sei schon komisch, sagte sie, Hauptfigur eines Dramas zu sein, von dem keiner weiß, wann es endet. Der eigene Körper als Kino, du der einzige Zuschauer. Dürfte ich Ihre Karte sehen? Sie spielte die Frau mit dem Taschenlämpchen, die es in keinem Kino mehr gibt, und Renz teilte die Rauchspiralen mit der Hand. Er streichelte ihr Gesicht und im Grunde die eigenen Erinnerungen, ihre Nebelfahrt durch die Poebene, die Nacht von Chioggia, ihre Weiterfahrt ins Land, die Nacht von Lucca, Marlies’ Gier nach seinen Jahren, seiner Erfahrung, nach einer Substanz, die er vielleicht nur ausstrahlte. Tu es in mich hinein, hatte sie ihm einmal zugeflüstert und im nächsten Moment angefangen zu weinen, ein Zuviel des Guten oder Bösen. Er machte ihr ein Risotto mit Morcheln an dem Abend, und sie roch an einer der Morcheln und sagte: wie Samen, ein Wort beim Ausdrücken der Zigarette, danach ihr Husten und ein Schweißausbruch, sie taumelte Richtung Bad, er musste sie halten, ihren schon mageren, aber immer noch warmen Körper, ein Zu-Hilfe-Kommen in einem Flur mit Regalen bis zur Neubaudecke, in den Regalen Hunderte von Videokassetten, alles, was Marlies je an Filmen mit komplizierten Geräten aufgenommen hatte, das meiste aus den Jahren mit Kilian-Siedenburg, technisch und überhaupt von der Zeit längst überholt, aber sie konnte sich nicht davon trennen, auf den Hüllen Daten und Bilder der Regisseure, sorgfältig aufgeklebt. DVDs oder gar Filme auf Festplatten: schon ein erster Schritt ins Nichts; an die Regale mit den Kassetten konnte man sich wenigstens anlehnen. Renz streichelte ihr Haar auf der Höhe von Fellini, Federico, , Marlies hatte alles nach Regisseuren geordnet, und es waren nur Filme, wie sie hier im Fernsehen keinen einzigen hätte auf den Weg bringen können, ein Flur voller Träume wie seiner mit den Cineastenbüchern. Und in dem Träumeflur beruhigte er sie, eine Hand unter ihrem Kimono, auf der nassen Brust, und vor Augen plötzlich ein präzises Bild des eigenen Endes, seiner letzten Tage mit Schnabeltasse, der Maske des Todes, die sich sein Vater im Krankenhaus vors Gesicht gehalten hatte, daraus ein Geruch nach Kamille, bei ihm dann vielleicht auch nach Morchel – der Morchel, die Marlies noch in der Hand hielt. Er nahm sie ihr ab und machte das Risotto fertig, goss heiße Brühe über den Reis und rührte, in seinem Rücken die Frau, für die er kochte, ihre Arme um ihn geschlungen. Und das Essen schließlich im Bett mit Weißwein. Nur ein Glas, sagte sie, aber ließ sich bald nachschenken, die Beine über Kreuz, damit sie voller erschienen, und er erzählte von den ersten Zweiteilerszenen, fast ein Arbeitsgespräch, welche Figur ist noch zu blass, wo fehlt noch welcher Drive, wie muss das Ganze enden, damit ein Wilfinger ja sagt; Marlies war voller Ideen, das frühere Opfer könnte heute auch Schulleiter sein, mit Ehekrise, der Täter von damals in Pension auf Mallorca und scheindement, ein strategisches Vergessen – bis das Opfer ihn auf der Promenade von Palma anspricht, sagte sie und streichelte seinen Kopf, seinen Bauch, die Hoden. Das Noch-einmal-Arbeiten, es ging über in ein Noch-einmal-Lieben, auch voller Ideen, Marlies setzte sich rücklings auf sein Gesicht, sie überließ ihm ihren einzigen unveränderten Teil, so hell und weich wie am Anfang, und er tauchte darin ein, in ihr Verlangen, noch einmal, ein letztes Mal, ganz angenommen oder genommen zu werden, das war schon spät in der Nacht, und er war sicher, Vila würde in Hamburg, zwischen schwarzen Kanälen mit Ebbe und Flut, im Steigenberger Hotel schlafen, so fest, dass es einerlei wäre, was in München, unweit des Arri-Kinos, passierte.

Aber Vila sah auf einen der schwarzen Kanäle hinunter und telefonierte mit Bühl, sie erzählte von der Frau, die Küssen für eine seltsame Tätigkeit hielt und die ohne Sex nichts zu vermissen vorgab – nur erschien sie zu unserem Treffen in einem hautengen Kleid. Eine Frau, die mir gefallen könnte, wenn sie nicht dauernd ihr sexloses Leben verteidigen würde. Ob ihre Haut nie brennt, eine andere Haut will, fragte ich, und sie sprach von Sonnencreme, Faktor dreißig. Sie wollte mich provozieren, und ich sagte, so werde das mit ihr und der neuen Talkshow nichts – da will man schon hören, was Sie so weit von anderen Menschen entfernt hat, dass Ihnen Küssen und alles Weitere als seltsame Tätigkeiten vorkommen, und sie sagte, entfernt hätten sich allein die anderen mit ihrem ewigen Sex, nicht sie, und ich kam auf ihr Kleid, das ziemlich sexy sei, und ihre Antwort: Es ist nur schön. Ich werde das Schöne in diese Sendung tragen! Langweilt dich das Thema? Vila schwankte noch immer, wie Bühl war und was er wollte (während Renz zum ersten Mal verstand, dass es für Marlies leben hieß, mit ihm zu schlafen), ein Schwanken, das er noch verstärkte, als er ihr riet, der Frau, die keinen Sex wollte, einfach zu glauben, wie man einer Nonne glaubt. Nur sehen Nonnen nicht so gut aus und verbinden sich in Gedanken mit Jesus, erwiderte sie, und Bühl machte als Hausmieter einen Sprung zum wuchernden Jasmin: Ob er die Balkonecken freischneiden dürfe. Und von ihr das erste entschiedene Nein.

VIER Tage blieb Renz in München, für Marlies Mattrainer ein einziger, erschöpfender Abschied; keine Stunde nachdem sie vom Balkon aus den schwarzen Jaguar hatte wegfahren sehen, fiel sie in sich zusammen, wie eine Zabaione, die ihr Renz noch am Abend zuvor gemacht hatte, ohne den Eischaum energisch genug zu schlagen. Ein Zusammenbruch, als sie gerade Belege aus einer Plastiktüte auf ihrem Schreibtisch leerte, die Steuer und damit auch irgendwie das Leben in Angriff nehmen wollte – plötzlich keine Luft mehr und auch ein Nachgeben der Beine, zum Glück lag das Telefon auf dem Tisch; wenig später schon die Ambulanz, drei freundliche junge Helfer, und noch am selben Tag der Einzug in die Privatklinik im Süden der Stadt, den Ort, den sie für die letzten Wochen oder Tage gewählt hatte, die ja gar nicht mehr ihre Wochen oder Tage würden, sondern die der Krankheit.

Vor ihrem Zimmer alte Bäume, ein begrenzter Blick, das Zimmer selbst, bei aller Technik, wohnlich, etwa ein Schrank mit bayerischen Ornamenten, nur dass sie kaum Dinge dabeihatte, einen Jogginganzug, etwas Wäsche, ihren Bademantel und ein paar Bücher, auch wenn lesen eigentlich keinen Sinn mehr machte, ebenso das Anschauen eines Films; sie hatte auch ein paar DVDs dabei, die Billy Wilder Collection, ein Geschenk von Renz, um ihre Videokassettensammlung zu ergänzen oder irgendwann abzulösen, aber irgendwann, das war jetzt: in diesem Privatklinikzimmer mit den Bäumen vor dem Fenster. Und auch ein weiteres Mal Manche mögen’s heiß von vorn bis hinten könnte die Bilder nicht so festigen, dass sie auch nur wenige Minuten, etwa für die Länge der Schlafwagenszene, ohne Sauerstoffzufuhr in ihr überstehen würden. Und doch hatte sie den Film dabei, eine nüchterne Form von Verzweiflung oder verzweifelte Nüchternheit, Letzteres war ihr näher. Erst am dritten Tag schickte sie Renz eine Nachricht, sie beschrieb ihre Lage, nannte die Klinik ein snobistisches Hospiz und bat ihn um einen Besuch noch vor dem Sommer, was recht vage klang, aber im Grunde eine dringende Bitte war, die dringende Bitte, doch bei ihr zu sein, bevor sie den Verstand verliert. Und von Renz schon eine Stunde später das Versprechen, sie noch einmal im Mai zu besuchen, nur war der Mai ein langer Monat, das ließ sich leicht an den hervorstehenden Fingerknöcheln ablesen. Ihr Zustand, er verschlechterte sich von Abend zu Abend, sie nahm nur noch Kindernahrung zu sich, Püriertes aus Möhren oder lauwarmes Apfelmus, alles, was sie selbst nie einem Kind hatte zubereiten können, und es fiel ihr immer schwerer, deutlich zu sprechen oder einfach die zu sein, die sie war, bei dem, was ohne Pause in ihre Venen tropfte – keine Tagesreste mehr, Lebensreste schwärmten jetzt in den Halbschlaf ihrer Nächte aus.

Und als Renz schließlich anrief – nach langem Zögern, wie vor dem Anruf in einem Todestrakt, um einer jungen Delinquentin sinnlos Mut zu machen –, konnte Marlies nur noch flüstern; alles Drängen in der Stimme war ihr Drängen, gehört zu werden, etwas, das auf Renz übersprang, ihn selbst flüstern ließ, allein in der Wohnung, Vila bei Wilfinger, es ging um ihre Kandidaten, ein Flüstern, bis Marlies am Ende ihm Mut zusprach, Alles wird schon irgendwie gut sagte, auch wenn alles definitiv schlechter wurde, eine Verkehrung, die ebenfalls übersprang. Ich bin bei dir, rief er ihr noch als Letztes zu (das I’ll be with you, das Hauptmann Kampe für sich als Verwundeten erfunden hatte, dagegen ein beruhigendes erstes Wort), und die Stille nach dem Auflegen für ihn kaum erträglich.

Renz saß auf dem Bett und glaubte, an der Stille zu ersticken, also holte er sich Katrins alten iPod – all ihr neues Elektronikzeug landete früher oder später bei ihm, verbunden mit einer Nachhilfestunde, damit er nicht als Vollidiot dastand, und in dem Fall hatte sie als Lockmittel für schnelles Kapieren seine Lieblingssachen auf das kleine Ding geladen, kleiner als ein Päckchen Kondome oder Pariser, wie es zur Zeit dieser Songs hieß. Er suchte das Lied der Lieder, wenn man keine zu hohen Ansprüche an sein Gemüt hat, Il Mondo, und drehte den Ton auf bei den ersten, fast nachdenklichen Takten, als wüsste das Lied noch nicht, wohin sein Anschwellen führen soll, ehe der Refrain förmlich herausplatzt, wie aus ihm im selben Moment die Tränen, jedes Mal, auch wenn er dagegen kämpft, die Beine streckt, die Muskeln spannt, ankämpft wie der Schwimmer gegen die Strömung, bis er sich mitreißen lässt, das verdammte Il Mondo ihm in den Ohren klingt: eine Neueröffnung seines Lebens mit Jimmy Fontana im Pepitajackett, der zum Küssen ermuntert. Und wenn Vila ihn überlebt, und was sollte sie sonst tun, wird sie das an der Seite von Katrin ertragen müssen, Il Mondo aus zwei Boxen rechts und links vom Sarg. Renz lag jetzt in seinem Bett, die Musik wie eine Decke über sich gezogen, er war sechzehn, nicht Mitte sechzig, wobei er diese Mitte erst im April überschritten hatte, am siebzehnten, kein Datum der Extraklasse wie das von Vila, seine Gesellschaft hieß nicht Johann Wolfgang Goethe, sondern Anton Wildgans, Jurist und Lyriker, immerhin auch zweimal Leiter des Wiener Burgtheaters.

Er hatte den Geburtstag ausfallen lassen, das jährliche Vilafest reichte für ihn mit, nur Marlies hatte sich nicht daran gehalten, sie rief vom Ossiacher See an und sang sogar Happy Birthday. Danach ein längeres Gespräch, Marlies mit aufgefrischtem Akzent durch die Kindheitsumgebung, auch eine Musik, die alles schwingen und klingen ließ, was sie sagte, jedes Wort und jede Silbe, wie gern sie ihn eigentlich habe und wie wichtig er für sie sei, nicht einfach ein älterer Mann: der ältere Mann, und ob sie ihm das sagen dürfe, wie gern sie ihn habe, ob er damit leben könne, dass sie damit irgendwie überlebe, und er hatte nur Ja geantwortet – fast schon ein krimineller Akt für einen Verheirateten, der nicht plante, sich zu trennen, aber ein Nein war undenkbar in dem Moment, und so war er an seinem Geburtstag mit nur einem Wörtchen auf die schiefe Bahn geraten, und allein Marlies’ Tod könnte ihn davon wieder herunterholen – eine Tragik, wie er sie schon nicht mehr für möglich gehalten hatte nach all den kleinen Vorabendmalheuren, von denen er lebte, die erste Verwicklung neunzehn Uhr zehn, die zweite vor der Werbepause, und die Lösung des Knotens in Minute dreiundvierzig, um in der letzten Minute noch einen Lacher zu bringen. Wie viele solcher Minuten hatte er mit einem Zwinkern gekrönt, einer Befreiung nach Mord und Totschlag oder verlorenem Prozess, immer war ihm diese Schlussminute gelungen, nur bei Marlies würde sie nicht gelingen. Er würde vor dem Zimmer sitzen, in dem sie stirbt, und im Spiegel blättern, der lag dort sicher herum wie beim Zahnarzt; ein stiller Flur, nur das Geräusch des Blätterns und manchmal die quietschenden Sohlen einer Schwester, Stunde für Stunde, weil Marlies’ letzte Stunde auf sich warten ließe, wie bei ihm der Schlaf. Er wollte nur noch schlafen, obwohl es erst früher Abend war, wegsinken in eine Dunkelheit und nicht die Dunkelheit abwarten. Im Besucherbereich auf ihrer Etage hänge ein Hessewort, hatte Marlies flüsternd erzählt, Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt, das unentrinnbar und leise von allen ihn trennt. Also nicht nur ein teures Haus – sogar meine Schnabeltasse, sagte sie: wahrscheinlich Nymphenburger Porzellan, verziert wie das Bayerische Filmpreisfigürchen –, nein, auch ein kultiviertes.

Renz lag nach Il Mondo hoffnungslos wach und sah sich in diesem Flur morgens um fünf im Spiegel blättern, Bestärkung suchen für sein Bild vom Zustand der Welt, auch wenn es letztlich nur eine eigene, kleine Welt war, hier in der Mitte von Mitteleuropa, Schadowstraße siebzehn, Frankfurt Sachsenhausen, an einem der Nebenarme der Schweizer Straße, wie Katrin immer sagte. Eine Welt der Banalität, nicht des Dunkels. Und wie kleinlich war das, wie schwach: sich in einer Gegend der Seligen am frühen Abend ins Bett legen und auf den Schlaf hoffen. Nicht einmal die Reifen seines Jaguars sind ihm in dieser Spielzeugumgebung je aufgeschlitzt worden, und was kann ihm überhaupt passieren, außer dass Marlies stirbt und mit Vila etwas nicht stimmt? Die größere Welt erwischt ihn höchstens, wenn er samstags an einem Stand der Grünen oder Linken vor dem dm-Markt am Schweizer Platz vorbei muss auf dem Weg zum Metzger Meyer, weil Elfi und Lutz abends zum Essen kommen, und er einen weißen oder roten Luftballon in den Himmel über Frankfurt entlassen soll, diese Kinderei mitmachen, um einer linken Solidarität oder grünen Friedfertigkeit Ausdruck zu geben, dann ist er schon wieder frei, während nur ein paar Flugstunden entfernt beide Beine zerfetzt sein könnten, weil die eine oder andere Gruppe ihren Ansichten Nachdruck verleihen will. Ihm kann eigentlich nichts passieren, bis auf die sanfte Vergiftung durch das Banale wie durch ein geruchloses Gas – er hat sich die letzte Staffel des Dschungelcamps angesehen, auch wegen Katrin, um sich am Unterschied zu ergötzen, aber ergötzt hat ihn ein Schauspieler, den er seit langem kennt, wie der Würmer verschlang und im Dreck lag mit seinem Gucci-Zeug, dazu noch der kleine fette Buffokommentator: das Ganze auch eine Art Bombe, eine wie im Alptraum, wenn man danach mit allen Gliedmaßen erwacht. Wünschte er sich vielleicht eine echte Bombe, gezündet am Schweizer Platz, wenn am Samstag die ganze Sippschaft dort einkauft für die Abendessen mit den Freunden? Ja und nein. Er wollte schon, dass alles Banale in die Luft geht, sich so auflöst wie er selbst, nur sollte es durch eine Bombe passieren, bei der sich hinterher alles neu und besser zusammenfügt, im Grunde auch ein Glauben ans Paradies gleich nach dem Heldentod, sein kleiner Privat-Islam. Und dann endlich die Wohnungstür, endlich Vila, Renz, bist du da?, sie geht ins Bad, geht in die Küche, sie schlägt ein paar Eier in die Pfanne, sie braucht seinen Zuspruch – die Kandidatin ohne Sex: nur akzeptabel mit Arzt in der Runde, prominent und gutaussehend, Wilfingers Hoffnung auf eine Spontanheilung –, Vila ist empört, sie hasst das Fernsehen, darin sind sie sich einig, auch wenn sie davon leben, das Ganze besiegelt mit einem Gavi di Gavi zu den Eiern, die er noch mit Kartoffeln und Zwiebeln verlängert hat; eine Einigkeit, die ein paar Tage vorhält, bis Vila eine Mail von Bühl bekommt: der eine Wanderung plant, und Renz einen Anruf von Marlies, ihre Stimme kaum mehr zu hören, der Anfang vom Ende, oder schon das Ende, das sich hinzieht? Ich bin auf dem Sprung, flüstert er, ich bin so gut wie bei dir, ja?

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