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Flensburg, Juli 1830
Leider hat der Herrgott meine Gebete nicht erhört. Und Mutter wird von Tag zu Tag schwächer. Sie kann kaum noch einen Satz sprechen, der nicht von einem fürchterlichen Hustenanfall unterbrochen wird. Ich sitze Tag und Nacht an ihrem Bett, weil Vater es nicht erträgt, ohne in Tränen auszubrechen. Er ist ein Bild des Jammers. Diesen Mann, der stets wie ein Fels in der Brandung gestanden hat, derart hilflos zu erleben, geht mir mächtig ans Herz. Natürlich wünschte ich in den Augenblicken, in denen mir die Augen zuzufallen drohen, er wäre mir eine Hilfe, aber das ist Vater beileibe nicht.
Deshalb hatte ich auch ein schlechtes Gewissen, als ich mich an diesem Tag heimlich fortschlich. Doch, es musste sein. Wie sonst sollte ich herausfinden, ob Hauke mich so liebte wie ich ihn und ob er Manns genug war, mich notfalls aus meiner prekären Lage zu retten?
Ich schlich mich also auf Zehenspitzen die breite Treppe in die Diele hinunter und wollte gerade aus der Tür schlüpfen, als ich aus Vaters Arbeitszimmer seine sichtlich erregte Stimme vernahm. Mit wem mochte mein ansonsten so am Boden zerstörter Vater in dieser Lautstärke streiten? So schlich ich zu der Tür seines Reiches, das ich nur mit seiner ausdrücklichen Erlaubnis betreten durfte. Die Tür stand einen Spaltbreit offen. Vorsichtig näherte ich mich und versuchte einen Blick auf Vaters Besucher zu erhaschen. Mir war, als wollte mir das Herz stehen bleiben, als ich in der zusammengesunkenen Gestalt auf dem Besucherstuhl Hauke erkannte. Sein sonnengebleichter Lockenschopf war auch von hinten zweifelsfrei zu erkennen. Vater stand hinter seinem Schreibtisch, was ihn noch mächtiger aussehen ließ. Sein Gesicht war wutverzerrt. Ich ahnte, was hier verhandelt wurde, und lauschte atemlos.
Vater geizte nicht mit klaren Worten: »Junger Mann, es mag sein, dass Sie ehrenwerte Absichten haben und dass Sie meine Tochter lieben. Aber wollen Sie mein geliebtes Kind unglücklich machen? Sie hat die einmalige Chance, einen der wohlhabendsten Bürger der Stadt zu ehelichen. Soll sie darauf verzichten, um Sie Habenichts zum Mann zu nehmen! Wie wollen Sie meine Hanne ernähren?«
Gebannt heftete ich meinen Blick auf den Rücken des Mannes, den ich so sehr liebte. Spring auf und kämpfe!, dachte ich bei mir, aber er sackte nur noch tiefer in sich zusammen. Seine Stimme klang kläglich. Ich verspürte den dringenden Impuls, in Vaters Zimmer zu stürmen und Haukes Verteidigung zu übernehmen. Doch ich beherrschte mich. Sonst würde ich nie erfahren, wie Hauke seinen Mann stand.
»Herr Asmussen, bitte, ich bin zwar nicht der Besitzer eines Gesamthandelshauses, aber ich habe einen guten Stand als rechte Hand von Christian Hensen, und wenn wir zurück in Christiansted sind, werde ich sein Prokurist …«
»Das ist ja wohl nicht Ihr Ernst, junger Mann, dass Sie meine Tochter auf die westindischen Inseln verschleppen wollen? Nein, diese Flausen schlagen Sie sich mal schnell aus dem Kopf! Meinen Segen haben Sie nicht«, donnerte Vater.
Erst in diesem Moment begriff ich, dass sich meine erste Frage an Hauke damit zu meiner vollen Zufriedenheit geklärt hatte. Er hatte tatsächlich bei Vater um meine Hand angehalten. Jetzt musste er es nur noch schaffen, sich von Vaters Gekläffe nicht entmutigen lassen. Doch was war das? Er stand auf und machte sich zum Gehen bereit.
Ich konnte gerade noch einen Schritt zur Seite machen, damit er mich nicht entdeckte. Er steuerte genau auf mich zu. Ich hielt die Luft an. Schade, ich konnte nun nichts mehr sehen. Nur hören.
»Ich komme wieder, Herr Asmussen, und dann bringe ich Christian Hensen als meinen Fürsprecher mit. So schnell gebe ich die Frau, die ich liebe, nicht auf!« Das klang schon kämpferischer. Gut gebrüllt, Löwe, dachte ich, bevor ich mit einem Satz im Nachbarzimmer verschwand. Ich eilte zum Fenster und sah Hauke, wie er durch unseren Park stürmte. Sollte ich rufen? Nein, die Gefahr, dass mich jemand hörte, war zu groß. So lief ich einfach los, um ihn einzuholen. Ich hatte Glück. Weder Vater noch unsere Köchin oder das Mädchen begegneten mir bei meiner Flucht aus dem elterlichen Haus. Ich war völlig außer Atem, als ich Hauke endlich bei der Schiffsbrücke einholte. Ich war ihm durch die halbe Stadt gefolgt, stets bemüht, nicht allzu ungestüm zu rennen. Denn das würde man mit Sicherheit Vater zutragen, wenn seine Tochter wie ein ungezogener Bengel durch die Stadt stürmte. Kurz vor dem Kontorhaus und dem Speicher der Hensens war er endlich in Rufweite.
»Hauke«, keuchte ich verzweifelt. »Hauke, so warte!«
Er wandte sich um und musterte mich wie einen Geist.
»Sie?«
»Ja, ich«, erwiderte ich unwirsch. »Können wir irgendwo ungestört reden?«
Er zuckte die Achseln. »Das Beste wird sein, Sie begleiten mich in mein Kontor.«
»Wie Sie wollen. Hauptsache, Sie leihen mir Ihr Ohr. War es sehr schlimm bei Vater?«
»Sie wissen … ich meine, dass ich … ich denke, also ich …«
Ich legte ihm zärtlich den Finger auf den Mund. Er sah mich mit stummer Verwunderung an.
»Ich für meinen Teil will, und ich habe auch schon eine Idee, wie wir es bewerkstelligen können«, erklärte ich dem verblüfften Mann.
Vor dem Handelshaus Hensen angekommen, folgte ich ihm die Stiege in den ersten Stock hinauf. Er machte mir ein Zeichen, dass er sich erst einmal vergewissern wollte, ob wir allein waren. Nachdem er einen Blick in das Büro geworfen hatte, winkte er mich zu sich und ließ mich eintreten, bevor er die Tür hinter uns schloss.
Wir standen uns eine Sekunde wie Fremde gegenüber, und ich verspürte das dringende Bedürfnis, ihn zu umarmen. Doch ich wollte nicht vergessen, dass ich die wohlerzogene Tochter eines Reeders war. Also blieb ich wie angewurzelt stehen und wartete. Für meinen Geschmack dauerte es entschieden zu lange, bis er aufwachte und die Initiative ergriff. Er nahm meine Hände und raunte bewegt: »Sie würden wirklich meine Frau werden wollen?«
Eigentlich hatte ich ihm das in meiner stürmischen Art bereits unmissverständlich zu verstehen gegeben, aber ich nickte damenhaft. Er trat einen Schritt auf mich zu, so als könne er sein Glück gar nicht fassen, nahm mein Gesicht in beide Hände und bedeckte es mit Küssen.
Dann musterte er mich, als wäre ich eine Erscheinung und keine Frau aus Fleisch und Blut. »Was tun wir nur, wenn Ihr Vater uns seine Zustimmung verweigert?«
»Er wird Sie Ihnen in jedem Fall verweigern«, entgegnete ich ungerührt. »Wir müssen unser Schicksal selbst in die Hand nehmen!«
»Für Sie tue ich alles!«, stieß er entschlossen hervor.
»Gut, dann hören Sie mir zu!« Ich flüsterte ihm meinen Plan ins Ohr.
Er wurde kalkweiß. »Ich soll Sie entführen und mit Ihnen auf ein Schiff nach den Westindischen Inseln gehen?«, fragte er sichtlich erschrocken.
»Es gibt keine andere Möglichkeit«, erklärte ich ihm eindringlich. »Mein Vater will, dass ich Ihren Arbeitgeber, den Handelsherren Hensen, heirate.«
»Aber der ist doppelt so alt wie Sie«, entfuhr es ihm entsetzt.
»Genau, deshalb müssen Sie mich um jeden Preis vor dieser Ehe retten. Wenn wir eines Tages als Mann und Frau aus Westindien zurückkehren, wird er mich in seine Arme schließen und erleichtert sein, dass ich wohlbehalten zurück bin.«
»Ich verstehe«, murmelte er, doch statt der Freude auf das bevorstehende Abenteuer stand die nackte Angst in seinen Augen geschrieben. Er ließ sich auf einen Kontorstuhl fallen.
»Und wie erfahre ich, dass es so weit ist?«, fragte er schwach.
»An dem Tag, an dem meine arme Mutter von uns geht, werde ich Ihnen über unser Hausmädchen Anna eine Nachricht zukommen lassen. Um Mitternacht dieses Unglückstages werde ich im Park auf Sie warten. Und zwar unter einem Apfelbaum. Sie können ihn sehen, wenn Sie am Ende der Ulmenallee angekommen sind, dann halten Sie sich links. Ich trage ein Licht bei mir, um Ihnen den richtigen Weg zu leuchten.«
»Sie haben wohl an alles gedacht«, bemerkte er bewundernd. Ich schenkte ihm mein schönstes Lächeln. Er stand auf, machte einen Schritt auf mich zu und wollte mich umarmen, doch eine Stimme an der Tür ließ ihn zurückweichen.
»O, welch hoher Besuch in unserer bescheidenen Hütte!«, rief Christian Hensen belustigt aus. »Das junge Fräulein Asmussen. Welche Ehre. Da wird sich mein Onkel aber besonders freuen. Wie ich hörte, hat er Ihren Eltern kürzlich die Aufwartung gemacht. Eine gute Wahl, wirklich!«
Ich konnte mir nicht helfen. Kein Wort glaubte ich diesem verschlagenen Kerl! Was sollte er wohl daran gut finden, dass sein Onkel im Begriff stand, einen Nachkommen zu planen, der Christian Konkurrenz um sein Erbe machen würde? Was er wohl sagen würde, wenn er wüsste, dass von mir keinerlei Gefahr ausging?
Hauke war noch bleicher geworden. »Sie, also wir … sie wird deinen Onkel niemals heiraten. Nur damit du, damit du es weißt!«, stammelte er.
»So?« Verwundert ließ Christian seinen prüfenden Blick zwischen Hauke und mir hin und her schweifen, als erwartete er eine Erklärung.
Ich aber wollte um jeden Preis verhindern, dass Hauke ihn womöglich in unsere Pläne einweihte. »Ob Sie mich für einen Augenblick nach draußen begleiten könnten?«, fragte ich ihn mit Nachdruck.
»Diesem Ansinnen, wertes Fräulein Asmussen, müsste ich allerdings aufs Schärfste widersprechen«, mischte sich Christian ein. »Ich brauche meine rechte Hand jetzt. Wir haben die Ladung eines Schiffes zu planen!«
Hauke würde sich von diesem aufgeblasenen Kerl doch nicht etwa an einem Gespräch unter vier Augen mit mir hindern lassen?
Da hörte ich ihn bereits bedauernd erklären: »Sie hören es ja selbst. Ich werde dringend im Kontor gebraucht. Aber ich verspreche Ihnen, es wird alles so geschehen, wie Sie es wünschen, Fräulein Asmussen …« Er unterbrach sich erst, als ich ihm einen warnenden Blick zuwarf. War er wirklich so einfältig zu glauben, dass Christian Hensen ihn nicht, sobald ich den Fuß aus dem Zimmer gesetzt hatte, nach allen Regeln der Kunst ausfragen würde?
Mit einem unguten Gefühl im Bauch stieg ich die Stufen hinunter, als ich am Fuß der Treppe den reichen Kaufmann erblickte und erschrak.
»Guten Tag, Herr Hensen«, brachte ich trocken heraus.
Über sein Gesicht huschte ein Lächeln.
»Was für eine angenehme Überraschung«, sagte er. »Wollten Sie zu mir?«
Was sollte ich tun? Ich konnte ihm ja schlecht anvertrauen, dass ich soeben die Einzelheiten meiner Entführung besprochen hatte. Ich nickte.
»Und was führt Sie zu mir?« Seine Stimme bekam einen weichen Klang. Und auch aus seinen Augen sprach echte Zuneigung. Er tat mir fest ein wenig leid in diesem Moment. Und wenn man ihn so aus der Nähe anschaute, war er wirklich ein stattlicher Mann, dem man sein Alter nicht ansah. Trotzdem war er mein Feind und Mitleid ganz und gar nicht angebracht.
Ich rang mich zu einem falschen Lächeln durch. »Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass es meiner Mutter sehr schlecht geht. Und wie Sie sicher wissen, habe ich meinen Eltern versprochen, mich zu Ihrem Antrag gleich zu äußern, wenn sie sterben sollte. Aber was auch immer geschieht, geben Sie mir alle Zeit der Welt. Haben Sie bitte Geduld. Ich verspreche es Ihnen. Sie werden dann recht bald erfahren, wie ich mich entschieden habe.«
Ehe ich michs versah, hatte er mir eine blonde Locke aus der Stirn gestrichen. »Fühlen Sie sich auf keinen Fall bedrängt«, raunte er verständnisvoll.
Ich atmete tief durch und schoss ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei ins Freie.
Vor der Tür nahm ich einen tiefen Atemzug der frischen Sommerluft. Sie war heute besonders würzig und schmeckte nach Wind und Salz. Ein leichter Wind fegte über die Förde. Ich riskierte einen Blick hinüber zu den Dreimastern, die alle nur darauf warteten, Richtung Karibik in See zu stechen. Der Gedanke, ich würde bald selbst auf einer dieser Inseln sein, versetzte mich in Aufregung. Ein Abenteuer ganz nach meinem Geschmack. Eigentlich ist alles sehr gut gelaufen, ging es mir durch den Kopf. Aber warum hatte ich trotzdem ein so verdammt mulmiges Gefühl?
Ja, und dieses Gefühl sollte mich auch in den nächsten Tagen nicht loslassen. Ich schob es auf den Zustand meiner Mutter. Sie wurde immer schwächer, schlief den ganzen Tag, und wenn sie erwachte, griff sie nur stumm nach meiner Hand. Das Sprechen fiel ihr schwer. Ich wusste, dass es bald zu Ende gehen würde. Es brach mir schier das Herz, in ihr immer schmaler werdendes Gesicht mit den großen traurigen Augen zu sehen. Manchmal wünschte ich, sie würde einfach einschlafen, damit sie nicht mehr so leiden musste. Erst, als sie an diesem Nachmittag partout nicht erwachen wollte, bereute ich allerdings zutiefst, jemals etwas Derartiges gehofft zu haben. Ich schrie verzweifelt ihren Namen, schüttelte und rüttelte sie, doch das Unabwendbare war eingetreten. Meine geliebte Mutter war tot!
Ich hielt ihre Hand, die so eiskalt war, dass es mich schauderte. Ich versprach ihr, dass ich glücklich werden würde und dass ich gewartet hätte, bis ich ihr Herz mit meinem Plan nicht mehr beschweren konnte. Und ich versprach ihr, eines Tages zurückzukehren und an ihrem Grab zu weinen. Ich versicherte ihr, dass es mir leidtäte, dass ich nicht zu ihrem Begräbnis kommen könnte. Ich schwor ihr, dass sie, was die Zukunft auch bringen würde, immer einen Platz in meinem Herzen habe. Und dass ich an der Seite Hauke Jessens bestimmt mein Glück finden und eines Tages mit ihren Enkelkindern an der Hand zu ihrem Grab kommen würde.
Stundenlang blieb ich mit ihr allein, bis ich das Sterbezimmer schließlich mit gesenktem Kopf verließ und nach meinem Vater schickte. Ich wartete, bis er herbeigeeilt kam, und umarmte ihn fest. Wieder und immer wieder. Er weinte bitterlich und merkte gar nicht, dass ich keine einzige Träne vergoss. Dabei war mir so schwer ums Herz bei der Vorstellung, mich an einem einzigen Tag von beiden Eltern trennen zu müssen. Ich eilte in mein Zimmer und schrieb Hauke in knappen Worten eine Nachricht, dass meine Mutter verstorben sei. Dabei vermied ich jede Formulierung, die verraten könnte, dass wir uns näherstanden und dass dies die Aufforderung war, mich aus meinem Elternhaus zu entführen. Ich war vorsichtig für den Fall, dass die Botschaft womöglich in die falschen Hände geraten sollte.
Unser Hausmädchen Anna versprach, die Nachricht umgehend zu Hensens Kontorhaus zu bringen. Es war noch nicht einmal achtzehn Uhr. Hauke würde gewiss noch bei der Arbeit sein. Danach schlich ich mich noch einmal in Mutters Zimmer. Vater schluchzte immer noch herzzerreißend. Ich setzte mich auf einen Stuhl neben ihn, nahm seine Hand und drückte sie fest. Er aber nahm diese Berührung in seiner Trauer kaum wahr. Mich überkam mit aller Macht mein schlechtes Gewissen. Durfte ich den gebrochenen Mann wirklich allein zurücklassen in seinem Elend? Was, wenn er jetzt seine Schiffe verlor und unser Haus? Was, wenn er ihr vor lauter Kummer bald folgen und ich ihn niemals wiedersehen würde?
Gegen Abend war ich beinahe so weit, alles abzublasen und mich in mein Schicksal zu fügen. Es war ein Satz Vaters, der mich auf den Boden der Tatsachen zurückholte.
»Wirst du dein Versprechen nun halten und Pit Hensens Frau werden?«
Ich war fassungslos. Mutter war noch keinen ganzen Tag tot, da musste er mich auf diese unglückselige Ehe ansprechen.
»Wie kannst du es wagen, an Mutters Totenbett diese Heirat zu erwähnen?«, fauchte ich ihn an.
»Gerade hier!«, entgegnete er streng. »Denn du hast es ihr geschworen, dass du diesen Mann heiraten wirst, wenn sie von uns gegangen ist.«
Das wusste ich nur allzu gut. Er brauchte mich nicht daran zu erinnern, aber er hatte nicht die gekreuzten Finger hinter meinem Rücken gesehen, die diesen Schwur wieder aufhoben. Trotzdem war ich nicht gewillt, meine Notlüge im Angesicht meiner toten Mutter zu wiederholen.
Trotzig biss ich die Lippen aufeinander.
»Du bist ein selten stures Menschenkind«, brummte mein Vater und wandte sich wieder Mutter zu.
Ich aber hielt es nicht länger an ihrem Bett aus. Alle meine Skrupel hatten sich in Luft aufgelöst. Im Gegenteil, ich kochte vor Wut bei dem Gedanken, wie meine Eltern überhaupt so etwas von mir hatten verlangen können. Rasch erhob ich mich und gab Mutter einen letzten innigen Kuss auf die Stirn. Im Vorbeieilen tätschelte ich Vater über seinen immer noch dichten blonden Lockenkopf.
»Ich bin erschöpft. Ich muss schlafen«, raunte ich, doch dann fiel mir ein, dass noch niemand meine Schwester benachrichtigt hatte. »Aber vorher hole ich Lene und Heinrich«, fügte ich hinzu.
Vater schreckte auf und musterte mich verwirrt. »Wenn ich dich nicht hätte. Ich habe vergessen, nach ihr schicken zu lassen.«
Also eilte ich zum Holm und überbrachte meiner Schwester die traurige Nachricht. Wie erwartet, flossen ihre Tränen in Strömen. Ich konnte ihre Trauer kaum ertragen und wartete nicht auf die beiden, sondern rannte allein zurück nach Hause.
In der Diele traf ich Anna, die ebenso wie Vater verquollene Augen vom vielen Weinen hatte. Ich schärfte ihr ein, dass ich nicht gestört werden wolle. Ich müsse endlich schlafen. Unser Hausmädchen hatte vollstes Verständnis, denn offenbar sah man es mir an, wie viele Nächte ich in den letzten Wochen schlaflos an Mutters Bett verbracht hatte.
Ich war froh, als ich endlich allein in meinem Zimmer saß. Wehmütig sah ich mich um. Der Raum war groß und hell möbliert. Jedes Stück war von einem Tischlermeister extra für mich hergestellt worden. Es war Tropenholz aus Saint Croix. Seufzend musste ich zugeben, dass ich bis vor Kurzem das Leben einer Prinzessin geführt hatte. Ebenso wie die Form und Farbe der Möbel hatte ich mir auch alle Stoffe selbst ausgesucht. Keine meiner Freundinnen besaß ein solches kleines Schlosszimmer, obwohl sie fast alle zu den Töchtern der feinen Gesellschaft der Stadt zählten.
Plötzlich fiel mir Nele ein, und mir wurde erneut schwer ums Herz. Was würde sie sagen, wenn ich morgen einfach verschwunden wäre? Wir hatten uns doch immer alle Geheimnisse anvertraut. Ich kämpfte mit mir. Ob ich ihr einen kurzen Besuch abstatten sollte? Den Gedanken verwarf ich allerdings sofort wieder. Ich würde keine Gelegenheit haben, unbemerkt in ihr Haus zu gelangen. Schließlich lebte sie seit der Hochzeit mit ihrem Ehemann, dem Polizeidirektor, zusammen. Ich durfte bei ihr keinerlei Verständnis für meine Lage erwarten. Sie hatte ohne zu zögern einen älteren und in meinen Augen nicht einmal halb so attraktiven Mann wie den alten Hensen geheiratet. Es war nicht ausgeschlossen, dass sie mich »zu meinem Besten« sogar verraten würde. Nein, das durfte ich nicht riskieren. Genauso wenig, wie ich Lene gegenüber auch nur ein Wort verlauten lassen durfte.
Mir tat es jetzt leid, dass ich Mutter eben nicht wenigstens ein letztes Mal in den Arm genommen hatte, aber nun war es zu spät. Keine zehn Pferde brachten mich noch einmal zurück in das Totenzimmer, in dem Lene in diesem Augenblick wahrscheinlich in einem Meer aus Tränen schwamm.
Um die Zeit bis Mitternacht ohne weitere Zweifel an meinem Plan zu überstehen, versuchte ich, intensiv an Hauke Jessen zu denken. Als Erstes fiel mir sein Mund ein und wie weich sich seine Lippen auf meinen Wangen angefühlt hatten. Was ich mit einem Mal vermisste, war das Zittern meiner Knie. Daran, so hatten mir meine Freundinnen, die an den Früchten der Liebe gekostet hatten, versichert, erkenne man das Verliebtsein. Und daran, ob man beim ersten Kuss einer Ohnmacht nahe sei.
Ich stieß einen tiefen Seufzer aus. Nein, zitternde Knie hatte ich nicht gehabt. Aber schließlich hat er mich ja auch noch nicht geküsst, dachte ich und fügte in Gedanken hinzu, dass ich erst mit ihm aufs Schiff gehen würde, nachdem er mich einmal geküsst hatte. Wenn ich mir vorstellte, ich würde erst im fernen Saint Croix merken, dass meine Knie nicht … Kaum auszudenken.
Um mich von der Grübelei abzulenken, holte ich ein kleines Holzköfferchen hervor, das meine Eltern mir einst für die Besuche bei Mutters Eltern in Kopenhagen geschenkt hatten. Wie gut, dass die beiden Alten den Tod ihrer Tochter nicht mehr erleben müssen, ging es mir durch den Kopf, während ich mein Lieblingskleid und ein paar Toilettenartikel einpackte. Plötzlich überfiel mich siedend heiß, dass ich ja überhaupt keinen Schimmer hatte, wie Hauke in Christiansted lebte. Besaß er ein eigenes Haus, lebte er bei Pit Hensens Bruder, gab es dort einen Schneider, der mir neue Kleidung machen konnte, und einen Hutmacher? Wie würde es mir dort ergehen?
Ein eiskalter Schauer überfiel mich bei der Vorstellung, dass mir nichts von den Annehmlichkeiten, die mir hier das Leben versüßen, bleiben würden. Und gab es dort wirklich unfreie schwarze Menschen, die für die Weißen auf den Zuckerrohrplantagen schufteten? Ich nahm mir fest vor, Hauke einer intensiven Befragung zu unterziehen, bevor ich auch nur einen Fuß auf ein Schiff setzte, das mich weit fortbringen würde. Und würde man mich überhaupt auf ein Schiff mitnehmen? Frauen an Bord hatte keiner gern. Das wusste ich seit Kindesbeinen. Wie sagte Heinrich immer? Ünnerrock an Bord, dat gifft Malheur! Und was, wenn gar keines im Hafen lag, das nach Westindien fuhr? Dann würden wir erst einmal nach Altona fliehen müssen. Nein, ich hatte keine andere Wahl als die Flucht!
Ich ballte entschieden die Fäuste. Wenn ich einmal einen Plan hatte, dann führte ich ihn auch aus. Ich war keine wankelmütige Person und schon gar keine verwöhnte Göre, die wegen der paar Kleidern ins Wanken kam. Und wenn ich in Lumpen gehen musste, beschloss ich entschieden, Pit Hensen würde ich nicht heiraten! Und das bedeutete, dass ich mit Hauke Jessen gehen würde, ganz gleich, was er mir für ein Leben in der Karibik zu bieten hatte. Das Einzige, auf das ich keinesfalls verzichten wollte, war ein eigenes Pferd …
Nachdem ich den Koffer geschlossen und einen Blick auf die Wanduhr geworfen hatte, fragte ich mich, womit ich mir nur die kommenden Stunden vertreiben sollte, wenn nicht mit Spekulationen über meine Zukunft.
Ein Pochen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. »Fräulein Hanne, hier ist Anna, Ihr Vater lässt fragen, ob Sie nicht etwas essen wollen. Er sitzt mit Ihrer Schwester und Ihrem Schwager im Salon und würde es begrüßen, wenn Sie ihnen Gesellschaft leisteten, auch wenn es schon ungewöhnlich spät zum Essen ist.«
»Nein, ich schlafe! Teilen Sie ihm das bitte mit«, entgegnete ich unwirsch, wenngleich mich im selben Augenblick ein knurrender Magen daran erinnerte, dass ich einen Bärenhunger hatte. Doch die Vorstellung, mit Vater zu speisen, als wäre nichts geschehen, nein, das brachte ich nicht über mich. Zumal ich befürchtete, dass er wieder mit den Heiratsplänen anfangen würde. Allerdings würde ich auf dem Weg zu unserem Treffpunkt wohl noch etwas aus der Vorratskammer stibitzen müssen.
Die Zeit verlief schleppend. Minuten wurden zu Stunden und ich immer schläfriger. Mehr als einmal sackte mein Kopf zur Seite und die Augen fielen mir zu, doch ich wachte immer wieder auf. Ein Abend wie eine halbe Ewigkeit, dachte ich, als ich zur Uhr sah. Halb zwölf. Endlich! Nun hielt mich nichts mehr. Lieber saß ich eine halbe Stunde auf meinem einstigen Lieblingsplatz, der Bank am Wasserfall, als noch länger in diesem Zimmer.
Leise öffnete ich meine Tür und lauschte. Es war totenstill im Haus. Ich schlich die Treppe hinunter. Zu meinem großen Schrecken knarrten die Stufen bei jedem Schritt. Ich konnte nur hoffen, dass Vater in seinem Kummer Schlaf gefunden hatte. Denn wenn er erst einmal schlief, war er durch nichts und niemanden mehr zu wecken.
In der Diele angekommen, blieb ich stehen und lauschte erneut. Ich hatte Glück. Keiner hatte mich gehört. Nachdem ich einen Umweg über den Vorratsraum gemacht und einen großen Brotkanten in meine Umhängetasche gestopft hatte, erreichte ich unbemerkt die Haustür.
Sie möglichst geräuschlos zu öffnen war eine weitere schwierige Aufgabe, denn sie knarrte ganz fürchterlich. Ich schob sie gerade so weit auf, bis der Spalt groß genug war, dass ich hindurchschlüpfen konnte. Dann ließ ich sie einfach offen. Und doch klopfte mir das Herz bis zum Hals.
Erst als ich den Weg in den schützenden Park hinter mich gebracht hatte, fiel mir ein, dass ich versäumt hatte, die alte Öllampe mitzunehmen. Ich hatte Hauke versprochen, dass er meinen Standort an der Funzel erkennen konnte. Mir war mulmig bei dem Gedanken, mich deshalb noch einmal ins Haus zurückzuwagen. Ich erkannte jedoch, dass es gar nicht nötig war, denn der Vollmond beleuchtete den Park beinahe taghell. Ich eilte also weiter, bis die Ulmenallee anfing, die bis hinunter zur Straße führte. Ein Blick nach rechts brachte mir die Gewissheit. Die Bank unter dem Apfelbaum leuchtete im Mondlicht. Das würde kein Mensch je übersehen können. Ich bog also vom Weg ab und hockte mich unter den Baum. Wieder überfiel mich ein wehmütiges Gefühl. Wie oft hatte ich auf diesem Platz Schutz gesucht, wenn ich mich über meine Eltern geärgert hatte. Das leise und vertraute Plätschern des Wasserfalls verstärkte meine melancholische Anwandlung.
Seufzend zog ich den Brotkanten hervor und verzehrte ihn gierig. Das Kreischen einer Eule ließ mich zusammenzucken. Nicht dass ich abergläubisch war, aber trotzdem fiel mir sofort dieser Satz ein. Die Eule war’s, die schrie, der traur’ge Wächter, die grässlich gute Nacht wünscht … Das war einer meiner Sätze gewesen, die ich im Schultheater als Lady Macbeth gesprochen hatte. Ich atmete ein paarmal tief durch. Das Kreischen wurde lauter. Wenn Eulen so kreischten, dann drohte von irgendwoher Gefahr. Dazu brauchte ich gar nicht abergläubisch zu sein. Vorsichtig drehte ich mich um und ließ meinen Blick einmal rund um den Apfelbaum schweifen. Was, wenn die mondbeschienene Idylle beim Wasserfall trügerisch war?
So plötzlich, wie die Eule zu kreischen begonnen hatte, verstummte sie auch wieder. Erleichtert seufzte ich auf. Wie lange saß ich eigentlich schon hier? Es waren bestimmt schon fünfzehn Minuten.
Ein Beben durchlief meinen Körper bei dem Gedanken, dass sich mein Leben in weniger als dreißig Minuten für immer geändert haben würde. Wieder wurden Minuten zu Stunden, während ich unruhig auf der Bank hin und her rutschte.
Angespannt lauschte ich den Geräuschen. Da gab es den auffrischenden Wind, der sich in den Baumkronen verfing, das Zwitschern der Vögel im sommerlichen Park und dann … ich erstarrte: Ein Knacken von Ästen wurde laut. Ich hielt die Luft an. Sollte ich seinen Namen rufen? Womöglich irrte er durch das Gebüsch auf der Suche nach der Bank. Was jetzt hinter mir aus dem Busch hervorsprang, ließ mir förmlich den Atem gefrieren. Es war ein großes Tier! Bevor ich mich von meinem Schreck erholen und mir Gedanken machen konnte, um was für ein wildes Vieh es sich handelte, leckte es schon meine Hand. Und das ganz und gar nicht angriffslustig. Ich entspannte mich. Es war ein Jagdhund mit einem drahtigen hellen Fell, das jede Menge brauner Einsprenkelungen besaß. Die Schnauze war ganz braun, die Ohren hingen, und ich erkannte die Rasse. Es handelte sich um einen Altdänischen Vorsteherhund. Vater hatte auch einmal einen solchen Hund besessen, als er noch zur Jagd gegangen war. Eines Tages war der Hund nicht mit Vater von der Jagd zurückgekehrt. Er hatte behauptet, er wäre fortgelaufen, aber mir konnte er nichts vormachen: Ich wusste, was die Jäger mit ihren alten Hunden machten, die in ihren Augen zu nichts mehr taugten. Nicht nur, dass ich tagelang um ihn geweint hatte, nein, ich verweigerte auch das Fleisch, das Vater bei der Jagd erlegt hatte … Während ich den liebesbedürftigen Hund kraulte, fiel mir plötzlich ein, dass er ja auch einen Besitzer haben musste. Aber wen? Und wenn, dann war er in der Nähe. Hauke gehörte er bestimmt nicht.
Ich zog meine Hand weg, als hätte ich mich verbrannt. »Hau ab!«, flüsterte ich energisch. »Hau ab!« Der Hund aber machte keinerlei Anstalten. Er blieb vor mir sitzen und legte den Kopf schief. »Du sollst gehen!«, wiederholte ich. Erfolglos! Wahrscheinlich sollte ich nach ihm treten, aber das brachte ich nicht übers Herz. Stattdessen entschied ich mich dafür, ihn zu mir zu locken und so zu kraulen, dass er hoffentlich vergaß, sein Herrchen auf sich aufmerksam zu machen. Solange er nicht bellte, war alles gut.
Ich fuhr also fort, ihn zu streicheln. Inzwischen hatte er sich auf den Rücken geworfen und ließ sich unter dem Bauch kraulen. Unwillkürlich musste ich lächeln. Das verging mir aber in demselben Augenblick wieder, als mir meine innere Uhr sagte, dass es inzwischen längst Mitternacht war. Die Glocken von Sankt Nikolai gaben mir recht. Zwölf Mal schlug die Turmuhr. Dann war wieder alles still. Gespenstisch still, wie ich fand. Doch da erhob sich der Hund ganz plötzlich, schüttelte sich und verschwand im Gebüsch, als wollte er mir zeigen, dass er keinesfalls nur auf der Welt war, um sich kraulen zu lassen.
Die Stille war unheimlich. Ich wünschte mir von Herzen, ich würde endlich Haukes herannahende Schritte vernehmen, aber nichts dergleichen geschah. Ich weiß nicht, wie lange ich gebannt darauf gewartet habe. War es eine halbe Stunde oder mehr? Ich vermag es nicht zu sagen. Wenn ich wenigstens ungesehen ins Haus zurückgekehrt wäre, aber es kam anders. Ich wurde so müde, dass mir meine Augen zugefallen waren. Eine feuchte Hundeschnauze weckte mich. Da war er wieder, mein Freund, aber dieses Mal fing er an zu bellen. Und er gab erst Ruhe, als sich eine Gestalt näherte. Sofort erkannte ich, dass es nicht Hauke Jessen war. Als mir dann klar wurde, wer da auf mich zukam, fuhr mir der Schreck durch alle Glieder. Er war der Letzte, der mich hier draußen hätte finden dürfen!
»Ich wusste doch, dass er etwas aufgespürt hat. Er hat einfach keine Ruhe gegeben.« Pit Hensen tätschelte seinem Hund den Kopf, bevor er sich neben mich auf die Bank setzte. Ich wollte reden, aber etwas schnürte mir die Kehle zu.
Mit einem durchdringenden Blick auf mein Köfferchen sagte Pit Hensen ganz ruhig. »Sie wollten fliehen, nicht wahr?«
Ich presste die Lippen aufeinander. Kein Wort würde ich ihm verraten! Er war mein Feind!
»Welcher Dummkopf hat Sie denn versetzt? War es dieser Hauke Jessen?«
Ich konnte nicht länger schweigen. In meinem Inneren tobte ein mörderischer Aufruhr. Ich war unendlich wütend, dass er sein Wort nicht gehalten hatte. Natürlich suchte ich nach allen möglichen Entschuldigungen, aber mir fiel keine ein.
»Kommen Sie! Bringen Sie mich zu meinem Vater! Petzen Sie ihm, dass ich fortlaufen wollte! Aber ich schwöre Ihnen, ich lasse mich von niemandem zwingen, Sie zu heiraten.«
»Ist der Gedanke, meine Frau zu werden, so schlimm für Sie?« Er klang betroffen.
»Schlimmer!«, fauchte ich.
»Dann entschuldigen Sie bitte. Wenn ich geahnt habe, dass ich Ihnen derart zuwider bin, ich hätte meinen Antrag zurückgezogen. Dass Sie mich nicht besonders mögen, habe ich schon gemerkt, aber damit wir uns richtig verstehen, nein, ich möchte Sie nicht um jeden Preis. Eine Ehefrau, die mich verabscheut, ist das Letzte, was mein Herz begehrt. « Er erhob sich.
»Aber, wo wollen Sie denn hin? Sie können jetzt nicht zu meinem Vater gehen! Er schläft. Meine Mutter ist heute Nachmittag gestorben.« Ich war außer mir und fest davon überzeugt, dass er Vater brühwarm von meinem Plan berichten wollte.
»Das tut mir aufrichtig leid«, erwiderte er förmlich. »Keine Sorge, Ihr Vater wird nichts von mir erfahren. Nach der Beerdigung werde ich ihn aufsuchen und ihm mitteilen, dass ich eine andere Braut gefunden habe, und Fürsprache halten, dass Sie Ihren Hauke Jessen heiraten können. Ich verstehe zwar nicht, was Sie an dem jungen Mann finden, aber das muss ich ja auch nicht. Jedenfalls werde ich ihn morgen früh beiseitenehmen und ihn auffordern, Ihnen eine Erklärung für sein unverständliches Verhalten abzugeben. Wenn er schon eine bezaubernde Frau wie Sie entführen darf, dann soll er das, verdammt noch mal, auch richtig machen.« Er pfiff nach seinem Hund und verschwand in Richtung seines Hauses. »Versager!«, hörte ich ihn noch zischen.
Der Morgen graut, und ich habe, nachdem ich meinem Tagebuch all das Erlebte anvertraute, den Rest der Nacht am offenen Fenster verbracht. Gerade wird es hell. Aber nicht in meinem Herzen. Wie konnte Hauke mir das nur antun? Es muss eine Entschuldigung geben. Allein, mir fällt beim allerbesten Willen keine ein!