NEUNTES KAPITEL

Pünktlich um acht Uhr morgens betrat Nastja die Poliklinik der Hauptverwaltung für Innere Angelegenheiten. Entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit trug sie heute eine lange, leuchtend rote Wetterjacke, ihren Kopf schmückte eine große, flauschige Fuchspelzmütze.

Nachdem sie ihre Patientenkarte aus der Anmeldung abgeholt hatte, gab sie Jacke und Mütze an der Garderobe ab und fuhr hinauf in den zweiten Stock, in die Abteilung für Prophylaxe. Dort nahm sie alle Untersuchungsscheine in Empfang, ging wieder hinaus ins Treppenhaus und schlug den Weg zum Notausgang ein. Dort erwartete sie Tschernyschew mit einer großen Tasche aus hauchdünnem Kunststoff. Sie drückte Andrej einen Kuss auf die Wange, nahm wortlos die Tasche und begab sich zur nahe gelegenen Damentoilette. Zehn Minuten später verließ sie diese mit grell geschminkten Augen, in einem aufgeknöpften dunklen Mantel, unter dem ein schneeweißer Arztkittel zu sehen war. Um ihren Hals hing ein Stethoskop, in der Hand hielt sie einen Stapel Patientenkarten. Die dünne Kunststofftasche lag, zu einem winzigen Päckchen zusammengefaltet, in ihrer Manteltasche.

Nastja ging hinunter zum Dienstausgang, der in einen Hof führte, und stieg in einen hellen Wagen mit blauem Streifen, auf dem in roten Lettern »Medizinischer Dienst« stand. Es parkten noch mindestens drei Wagen derselben Art im Hof, und es würde nicht mehr lange dauern, bis andere Frauen, ebenso gekleidet wie Nastja, mit Stethoskop um den Hals und Patientenkarten in der Hand, in diese Autos steigen würden. Ärztinnen, die zu Hausbesuchen aufbrachen.

Der am Steuer wartende Tschernyschew sah Nastja an und begann zu lachen.

»Was ist los?«, fragte sie erstaunt. »Ist etwas nicht in Ordnung?«

»Du siehst sehr hübsch aus, wenn du geschminkt bist.«

»Tatsächlich?«, fragte Nastja skeptisch.

»Ehrenwort. Du bist sogar schön. Warum machst du das nicht jeden Tag? Uns Männern zur Freude und dir selbst zu Gefallen. Bist du zu faul dazu?«

»So ist es«, murmelte Nastja und ordnete die vermeintlichen Patientenkarten auf ihren Knien. »Eure männlichen Freuden interessieren mich nicht, und so etwas wie weibliche Eitelkeit besitze ich nicht. Weißt du, wie wir fahren müssen?«

Andrej antwortete nicht, er steuerte den Wagen durch die Toreinfahrt auf die belebte Straße.

»Warum hast du mich gestern nicht zurückgerufen?«, fragte er.

»Ich habe deinem Ljoscha doch meine Telefonnummer hinterlassen und dringend um deinen Anruf gebeten.«

»Ich bin sehr spät nach Hause gekommen, und du hast schließlich ein kleines Kind. Ich wollte nicht stören. Ist etwas passiert?«

»Ja, es ist etwas passiert. Der einstige Untersuchungsführer Grigorij Fjodorowitsch Smelkow wohnt jetzt bei Dmitrow, und um dorthin zu gelangen, müssen wir über die Straße in Richtung Saweljewsk fahren.«

Der sorgfältig geordnete Kartenstapel fiel Nastja von den Knien.

»Treffer«, sagte sie mit kaum hörbarer Stimme. »Noch nicht ins Schwarze, aber haarscharf daneben. Endlich! Ich kann es kaum glauben.«

»Kannst du mir vielleicht erklären, wie uns dieser Treffer gelungen ist?«

»Ich weiß es selbst nicht. Wahrscheinlich Intuition. Kannst du dich erinnern, wie ich dich gefragt habe, womit Vikas Mutter ihr Geld verdient hat?«

»Ich habe dir gesagt, dass sie als Schneiderin gearbeitet hat.«

»Genau. Und ich habe mir immerzu den Kopf darüber zerbrochen, warum der Violinschlüssel auf Kartaschows Zeichnung diese salatgrüne Farbe hat. Gibt es etwas in einem ganz gewöhnlichen Haushalt, das man zum Zeichnen dieses Violinschlüssels benutzt haben könnte?«

»Und zu welchem Schluss bist du gekommen?«

»Es ist Kreide. Ganz gewöhnliche Farbkreide, wie sie in jedem Schreibwarengeschäft zu haben ist. Jede Schneiderin besitzt einen Satz davon, mit Farbkreide überträgt man das Schnittmuster auf den Stoff. Ich bin noch einmal selbst ins Archiv gefahren und habe mir die Prozessakte der Jeremina mit eigenen Augen angeschaut. Es ist seltsam, Andrej. So etwas nenne ich ein Schulbeispiel.«

»Warum?«

»Alles ist so glatt und stimmig wie in einem Lehrbuch. Perfekte Unterlagen, chronologisch abgeheftet, die Protokolle sind mit der Schreibmaschine geschrieben, damit man sie bequem lesen kann und über nichts stolpert. Das ist eine Spielzeugakte, ein Weihnachtsgeschenk in einer hübschen Verpackung. Echte Strafsachen sehen anders aus.«

»Meinst du nicht, dass du übertreibst? Ich habe die Akte schließlich auch gelesen, und mir ist nichts Besonderes aufgefallen.«

»Du hast mit ganz anderen Augen geschaut als ich, du hast gelesen und nach Informationen gesucht. Dir ist es um den Inhalt gegangen, deshalb hast du nicht auf die Form geachtet.«

Eine Zeit lang schwiegen sie.

»Hast du etwas mit Kartaschow ausgemacht?«, fragte Nastja schließlich.

»Ja, er erwartet uns in Wodniki, am Yacht-Club.«

»Ich bitte dich, Andrej, bleib den ganzen Tag in Reichweite. Am besten, du verlässt heute die Petrowka nicht.«

»Ich bin kein kleines Kind und habe diese Idee selbst schon gehabt.«

»Mache ich dir schon wieder Vorschriften?«, fragte Nastja verwirrt. »Entschuldige bitte.«

Vor dem Yacht-Club stieg Nastja zu Boris Kartaschow ins Auto. Andrej fuhr den Shiguli mit der Aufschrift »Medizinischer Dienst« zum örtlichen Revier der Miliz, stellte ihn dort ab und kehrte mit der S-Bahn nach Moskau zurück.

* * *

Aus einem Wagen, der vor der Poliklinik anhielt, stieg ein sympathischer junger Mann. Er ging zum Gebäude, zeigte dem Pförtner seinen Passierschein und lief mit zielsicheren Schritten die Treppe hinauf zur Anmeldung.

»Guten Tag, Galotschka«, sagte er zu der jungen Frau hinter dem Schalter.

Diese zerfloss in einem breiten Lächeln, als sie ihren Bekannten erblickte.

»Guten Tag! Ist etwas passiert? Sind Sie krank?«, fragte sie teilnahmsvoll.

»Nein, ich suche eine Kollegin, Anastasija Pawlowna Kamenskaja. Ich brauche sie dringend, und im Büro hat man mir gesagt, dass sie heute zum Gesundheitscheck hier ist. Ich vermute zwar, dass sie in Wirklichkeit ein Rendezvous hat, aber für alle Fälle wollte ich mal bei euch vorbeischauen, ob sie nicht doch hier ist. Vielleicht habe ich ja Glück.«

»Wie war der Name?«

»Kamenskaja, Anastasija Pawlowna.«

»Ich sehe gleich nach.«

Die junge Frau verschwand hinter den langen, hohen Regalen im Innern des Raumes.

»Die Patientenkarte ist nicht da«, erklärte sie, nachdem sie zum Schalter zurückgekehrt war. »Demnach muss Ihre Kamenskaja irgendwo hier sein.«

»Können Sie mir sagen, wo ich sie suchen muss?«

»Fragen Sie bei der Prophylaxe, Zimmer 202. Dort wird man es Ihnen sagen.«

»Galotschka, ich stehe in Ihrer Schuld!«

Der Mann entfernte sich, blieb ein paar Sekunden vor der Garderobe stehen, entdeckte die leuchtend rote Jacke, die an einem Haken hing, und begab sich über die Treppe in den zweiten Stock.

Die Tür zu Zimmer 202 stand weit offen. Auf dem Korridor saßen Menschen mit Patientenkarten in der Hand vor einem laufenden Fernseher. Der Mann betrat das Zimmer.

»Guten Tag, ich bin von der Kripo, aus Gordejews Abteilung.«

»Kommen Sie zum Gesundheitscheck?«, fragte ein sympathisches Pummelchen, das gerade etwas in einem Karteikasten suchte.

»Nein, nicht ganz. Ich komme im Auftrag meines Chefs, um zu überprüfen, ob heute eine Anastasija Pawlowna Kamenskaja bei Ihnen war. Sie fehlt sehr oft im Büro, angeblich besucht sie die Poliklinik. Aber der Chef zweifelt daran, Sie verstehen selbst. . .«

»Eine Kamenskaja?«

Das Pummelchen dachte angestrengt nach.

»Ich kann mich nicht erinnern.«

»Doch, doch, sie war hier«, meldete sich eine junge Krankenschwester mit rotem Pony aus der anderen Ecke des Zimmers zu Wort. »Weißt du noch, wir haben uns über sie gewundert, weil sie Majorin ist und aussieht wie fünfundzwanzig.«

»Ach ja, die«, lächelte das Pummelchen. »Jetzt weiß ich es wieder. So eine schlanke Blondine, ja?«

»Ja, genau die meine ich. Ich danke euch, ihr Hübschen. Jetzt kann ich meinem Chef guten Gewissens berichten, dass die Kamenskaja nicht blaumacht. Übrigens, wie lange dauern die Untersuchungen? Etwa zwei Stunden?«

»Wo denken Sie hin! Wir haben hier sehr lange Wartezeiten. Es dauert den ganzen Tag.«

Der Mann plauderte noch eine Weile mit den Mädchen und verabschiedete sich. Ohne sich umzusehen, ging er zum Ausgang und bemerkte den Blick in seinem Rücken nicht, der ihm aufmerksam folgte.

* * *

»Er hat gesagt, dass er bei Ihnen in der Abteilung arbeitet. Ein mittelgroßer Mann, dichtes dunkles Haar, schmale Schultern. Schöne, ebenmäßige Gesichtszüge, eine Narbe am linken Ohrläppchen. Eine hohe, klangvolle Stimme.«

»Das ist keiner von uns«, sagte Gordejew entschieden. »Bei uns gibt es nur zwei attraktive Männer, der eine ist zwar dunkelhaarig, aber sehr groß. Der zweite ist blond. Und niemand von meinen Mitarbeitern hat eine Narbe am Ohrläppchen. Was war weiter?«

»Er stieg ins Auto und fuhr in Richtung Sadowoje Kolzo. Irgendwie benahm er sich seltsam. Um elf Uhr zwanzig hielt er vor einer Telefonzelle, aber er stieg nicht sofort aus, sondern sah erst zweimal auf die Uhr. Dann ging er gemächlich zur Zelle, nahm den Hörer ab, hängte sofort wieder ein und stürzte zurück zum Auto. Offenbar war das Telefon defekt, und nun wurde die Zeit knapp. Er fuhr sofort wieder los und hielt vor der nächsten Telefonzelle, er schien sehr nervös zu sein. Dieses Mal hatte er Glück, das Telefon funktionierte. Er wählte eine Nummer und drückte gleich darauf auf die Gabel, ohne mit jemandem gesprochen zu haben. Dann wählte er erneut, wartete diesmal etwas länger, aber es meldete sich wieder niemand. Er wählte ein drittes Mal, wartete noch länger und hängte wieder ein, auch diesmal hatte er mit niemandem gesprochen. Er verließ die Telefonzelle, stieg ins Auto und fuhr in Richtung Ismajlowo.

»Er hat drei Nummern angerufen und niemanden erreicht. Was kommt dir daran seltsam vor?«

»Er hat auf die Uhr gesehen und ganz offensichtlich auf eine vereinbarte Zeit gewartet. Das heißt, dass seine Anrufe erwartet wurden. Warum hat dann niemand abgenommen? Außerdem hatte er weder ein Geldstück noch eine Telefonmünze in der Hand. Wie hätte er mit jemandem sprechen können?«

»Du hast Recht. Ich werde darüber nachdenken. Lasst ihn nicht aus den Augen.«

»Viktor Alexejewitsch, wenn er sich Einlass in die Poliklinik verschaffen konnte, muss er einer von unseren Mitarbeitern sein. Wir haben kein Recht. . .«

»Hast du seinen Dienstausweis gesehen?«, unterbrach Gordejew seinen Gesprächspartner scharf.

»Nein, aber. . .«

»Ich habe ihn auch nicht gesehen. Behalte deine Schlussfolgerungen für dich. Solange du seinen Dienstausweis nicht mit eigenen Augen gesehen hast, ist er für dich kein Kollege, sondern ein Beschattungsobjekt.«

»Gut, wie Sie meinen.«

* * *

Boris Kartaschow hielt an und sah noch einmal auf die Karte.

»Ich glaube, wir haben die Abzweigung nach Ozerki verpasst. Wir müssen umkehren.«

Er wendete das Auto, und schon eine Minute später waren sie an der richtigen Kreuzung. Von hier war es nur noch ein Katzensprung bis zu Smeljakows Adresse.

Der ehemalige Untersuchungsführer Grigorij Fjodorowitsch Smeljakow bewohnte ein großes zweistöckiges Haus, das inmitten von Apfelbäumen stand. Alles hier ließ eine geschickte, fürsorgliche Hand erkennen. Die säuberlich zurückgeschnittenen Sträucher, der frisch gestrichene Gartenzaun, der gepflegte Weg, der vom Gartentor zum Haus führte.

»Werden wir vom Hausherrn erwartet?«, fragte Boris, während er das Auto abschloss.

»Nein.«

»Und wenn wir ihn nicht antreffen, was machen wir dann?«

»Das werden wir entscheiden, wenn wir ihn wirklich nicht antreffen sollten«, sagte Nastja so sorglos wie möglich. In Wirklichkeit war ihr bewusst, was geschehen würde, wenn Smeljakow nicht zu Hause war, wenn es ihr nicht gelingen sollte, den Zeitvorsprung zu nutzen, den sie heute gewonnen hatte. Sie wollte diesen Gedanken nicht zu Ende denken. Es war ganz klar, dass sie mit einem so primitiven Manöver wie dem heutigen kein zweites Mal durchkommen würde. SIE erwarteten komplizierte Schachzüge von ihr, und nur deshalb war es geglückt, mit diesem altbekannten Trick etwas Zeit zu gewinnen. Schon morgen würden SIE die Wahrheit erfahren, und dann würde Nastja unbemerkt nicht einmal mehr bis zur Toilette kommen. Heute war der entscheidende Tag, und alles hing davon ab, was sie aus dem Tag machte.

Sie stieß das Gartentor auf, und im selben Augenblick erschien auf der Türschwelle des Hauses ein älterer, grauhaariger Mann mit einem roten Vollbart.

»Zu wem möchten Sie?«, fragte er mit klangvoller Bassstimme.

»Sind Sie Grigorij Fjodorowitsch?«

»Ja, der bin ich.«

Nastja war schon dabei, ihren Dienstausweis hervorzuholen, aber dann überlegte sie es sich anders.

»Dürfen wir hereinkommen?«

»Bitte sehr.«

Smeljakow ging zur Seite und ließ die Gäste eintreten. Im Innern glich das Haus einer komfortablen, beinahe luxuriösen Stadtwohnung. Holzgetäfelte Wände, an den Fenstern schwere, teure Vorhänge, im Wohnzimmer brannte ein Kamin, kein elektrischer, sondern ein richtiger. Vor dem Kamin ein Schaukelstuhl mit einer achtlos zurückgelassenen Wolldecke, daneben, auf dem Fußboden, zwei riesige Neufundländer, die beim Auftauchen der Fremden sofort aufsprangen und in wachsamer Pose erstarrten.

»Wie schön es bei Ihnen ist!«, platzte es unwillkürlich aus Nastja heraus.

Der Hausherr lächelte zufrieden. Man sah ihm an, dass er sein Haus liebte und stolz darauf war.

»Was kann ich für Sie tun?«, fragte er, während er Nastja den Mantel abnahm.

»Grigorij Fjodorowitsch, könnten wir uns mit Ihnen über die Ereignisse des Jahres neunzehnhundertsiebzig unterhalten?«

Smeljakows Reaktion war völlig überraschend. Er lächelte erfreut.

»Also hat man meine Erzählung doch noch veröffentlicht! Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Ich habe das Manuskript voriges Jahr einer Zeitschrift angeboten und nie wieder etwas gehört. Ich dachte, man hätte es verworfen. Aber offenbar haben Sie die Erzählung gelesen, und sie hat Ihr Interesse geweckt. Allerdings müssen Sie wissen, dass dort nicht alles auf Fakten beruht, ich habe mir auch einige dichterische Freiheiten genommen. Aber nehmen Sie doch bitte Platz, ich mache Tee, und dann beantworte ich gern alle Ihre Fragen.«

Nastja klammerte sich an Kartaschows Arm fest, um nicht umzukippen. In Augenblicken plötzlicher Erleuchtung wurde ihr meistens schwindlig, alles begann sich zu drehen, und ihre Knie gaben nach.

»Ist Ihnen nicht gut?«, fragte Boris leise, während er Nastja vorsichtig zum Sofa geleitete.

»Schlechter könnte es nicht sein«, murmelte sie, während sie ihre eiskalte Handfläche an die Stirn presste und nach Luft rang. »Macht nichts, es vergeht gleich wieder. Boris . . .«

»Ja?«

»Ich glaube, ich habe alles verstanden. Wir sind in eine schreckliche Geschichte hineingeraten. Es könnte jetzt sehr gefährlich werden. Gehen Sie, gehen Sie auf der Stelle. Irgendwie schaffe ich es auch allein, wieder nach Moskau zu kommen.«

»Reden Sie keinen Unsinn, Anastasija. Ich bleibe natürlich hier.«

»Verstehen Sie doch, Boris, ich habe nicht das Recht, Sie in diese Geschichte hineinzuziehen. Ich werde für das Risiko bezahlt, aber Sie haben nichts damit zu tun. Ich bitte Sie, gehen Sie, solange es noch nicht zu spät ist. Wenn Ihnen etwas zustößt, werde ich mir das nie verzeihen können.«

»Nein. Versuchen Sie nicht, mich zu überreden. Wenn Sie nicht wollen, dass ich bei dem Gespräch dabei bin, kann ich so lange im Auto warten. Aber ich lasse Sie hier nicht allein zurück.«

Nastja wollte noch einmal widersprechen, doch in diesem Augenblick erschien der Hausherr wieder im Zimmer. Er schob einen kleinen Servierwagen vor sich her.

»Hier ist der Tee. Guter Gott, wie blass Sie sind«, sagte er mit einem besorgten Blick auf Nastja. »Sind Sie krank?«

Sie hatte sich inzwischen wieder gefasst und lächelte.

»Ich bin immer so, achten Sie nicht darauf.«

Sie tranken Tee, der mit Minze, Johanniskraut und Preiselbeerblättern angesetzt war, und Grigorij Fjodorowitsch erzählte ihnen von dem Mord, den Tamara Jeremina begangen hatte. Der einstige Untersuchungsführer versuchte nicht, etwas zu verschweigen. Seither war viel Zeit vergangen, und er hatte es nicht mehr nötig, sich zu rechtfertigen. Außerdem war es in den letzten Jahren modern geworden, über die einstige Willkür der kommunistischen Partei zu sprechen und zu schreiben. Die Partei wurde beschimpft, man bedauerte diejenigen, die ins Netz ihrer gnadenlosen Machtausübung geraten waren, insofern sah Smeljakow nichts Unanständiges oder Gefährliches darin, seine Geschichte zu erzählen.

Am Tag nach dem Mord, als Tamara bereits verhaftet worden war, wurde Smeljakow von einem Parteisekretär aus dem Stadtkomitee zu sich gerufen. Er verließ das Büro des Parteisekretärs als Chef einer Behörde für Innere Angelegenheiten im Umkreis von Moskau und als Inhaber einer großen Vierzimmerwohnung. Grigorij Fjodorowitsch fuhr sofort in sein Büro, entnahm Jereminas Akte sorgfältig einen Teil der Schriftstücke und ersetzte sie durch neue, auf denen er die Unterschriften der Zeugen gefälscht hatte. Anschließend rief er den Gutachter Batyrjow an und verabredete sich mit ihm zu einer Tatortbesichtigung. Batyrjow verspätete sich, und Smeljakow sah ihm sofort an, dass man auch ihn ins Parteikomitee gerufen hatte.

»Was sollen wir tun, Grigorij?«, fragte Batyrjow niedergeschmettert. »Man hat mich befördert und mir eine Stelle in Kirow angeboten.«

»Mir hat man dasselbe in der Nähe von Moskau angeboten. Hast du zugestimmt?«

»Habe ich denn eine Wahl? Wenn ich ablehne, setzen sie mich an die Luft. Mit Sicherheit erinnern sie sich dann daran, dass meine Eltern umgesiedelte Krimtataren sind.«

»Ich habe auch zugestimmt. Ich habe sechs Kinder, wir bewohnen zwei Zimmer in einer Gemeinschaftswohnung und treten einander fast tot.«

»Darum geht es doch gar nicht«, sagte der Gutachter deprimiert.

»Sondern?«

»Es geht darum, dass man uns überhaupt nichts anbietet, man befiehlt uns. Wohnung und Beförderung sind nur eine großzügige Zugabe, eine edle Geste. Man befiehlt uns, eine Strafsache zu fälschen, und danach will man uns loswerden. Wir sollen ein Verbrechen begehen.«

»Aber nicht doch, Raschid!«, widersprach Smeljakow nervös. »Das ist doch kein Verbrechen. Wir fügen niemandem Schaden zu. Die Jeremina ist eine Mörderin, das wissen wir, und sie bestreitet es auch gar nicht. Man will nur, dass die Namen der Zeugen, die sich zur Tatzeit in der Wohnung befunden haben, aus der Akte verschwinden. Was ist schon dabei? Wir schaden damit niemandem. Die Studenten waren zwar in Jereminas Wohnung, aber deshalb sind sie doch keine schlechten Kerle, so etwas kann doch jedem von uns einmal passieren. Du weißt doch, an welcher Hochschule sie studieren. Wenn man dort erfährt, dass sie sich mit einer trunksüchtigen Prostituierten eingelassen haben, wird man sie sofort exmatrikulieren, sie werden aus dem Komsomol ausgeschlossen, und vorbei ist es mit der Karriere. Warum soll man diesen Jungs das Leben ruinieren!«

»Vielleicht hast du Recht«, sagte Batyrjow trocken. »Was wird von mir verlangt?«

»Es geht um das Tatortbesichtigungsprotokoll«, erwiderte der Untersuchungsführer schnell. »Es dürfen dort keine Spuren von Personen auftauchen, die sich während der Tat in der Wohnung befunden haben. Nur die Jeremina und das Opfer.«

»Und die kleine Tochter?«

»Die kann bleiben. Jeder weiß, dass sie zu dieser Zeit in der Wohnung war.«

Die gefälschte Strafsache ging zur Staatsanwaltschaft, und Smeljakow und Batyrjow traten erfolgreich ihre neuen Stellen außerhalb von Moskau an. Vor vier Jahren war Grigorij Fjodorowitsch in Pension gegangen. Seine sechs Kinder waren längst erwachsen, sie lebten in Moskau und hatten inzwischen selbst Familien. Drei seiner Söhne gingen Geschäften in der freien Wirtschaft nach. Nach Smeljakows Pensionierung wurde beschlossen, die Vierzimmerwohnung zu verkaufen und ein großes, luxuriöses Haus zu bauen, in dem der vor kurzem verwitwete Vater bequem und behaglich leben konnte. Gleichzeitig schuf man sich so einen Ort, den man selbst mit Familie und mit Freunden besuchen konnte, um im nahen See zu schwimmen, im Winter Ski zu laufen, im Dampfbad zu schwitzen und sich ordentlich zu erholen.

Grigorij Fjodorowitsch hatte gegen diesen Plan nichts einzuwenden, im Gegenteil, er freute sich, weil sich nun dank seiner geschäftstüchtigen Söhne, denen es nicht an Geld mangelte, sein alter Traum von einem Haus mit Kamin und Bibliothek, mit Schaukelstuhl und großen Hunden erfüllte. Nachdem er das Haus nach eigenem Geschmack eingerichtet und sich an den Komfort und die Ruhe gewöhnt hatte, beschloss Smeljakow, sich in der Literatur zu erproben. Auch das war ein alter Traum von ihm. Zuerst schrieb er ein paar Tatsachenberichte, um in Fluss zu kommen, dann wagte er sich an eine Erzählung, in der er den Fall Jeremina beschrieb.

»Gehe ich recht in der Annahme, dass an der Wand in Jereminas Küche das da hing?«

Nastja reichte Smeljakow das von Kartaschow gemalte Bild mit dem grünen Violinschlüssel. Smeljakow nickte.

»Wo hat man meine Erzählung eigentlich veröffentlicht?«

»Ich fürchte, nirgends, Grigorij Fjodorowitsch.«

»Dann haben Sie das Manuskript also in der Redaktion gelesen?«

»Nein, ich habe Ihr Manuskript nicht gelesen.«

Smeljakow fixierte Nastja mit einem beunruhigten, argwöhnischen Blick.

»Woher wissen Sie dann Bescheid?«

»Bevor ich Ihnen antworte, würde ich Ihnen gern etwas vorlesen.«

Nastja holte die »Todessonate« aus ihrer Handtasche. Sie hatte das Buch vorsorglich in Papier eingeschlagen, damit man das Bild auf dem Einband nicht sehen konnte. Sie schlug das Buch an einer der vielen Stellen auf, die mit Lesezeichen versehen waren, und übersetzte vom Blatt. Nachdem sie zwei Absätze gelesen hatte, hob sie die Augen und sah Smeljakow an.

»Gefällt es Ihnen?«

»Was ist das?«, fragte er entsetzt. »Wo haben Sie das her? Das ist doch von mir, es stammt aus meiner Erzählung. Der Blick aus dem Fenster meines Büros. Ander verwahrlosten Hauswand gegenüber das riesige Transparent mit der Aufschrift ›Es lebe die KPdSU‹. Darunter das von Hooligans hingeschmierte Hakenkreuz. Und unter diesem Gesamtkunstwerk lag jeden Samstag ein und derselbe Betrunkene, der irgendwann abgeholt und in die Ausnüchterungszelle gebracht wurde. So etwas kann man doch nicht frei erfinden, oder?«

»Ich lese Ihnen noch ein Stück vor.«

Sie schlug das Buch an einer anderen Stelle auf und übersetzte noch einen Abschnitt.

»Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Die Namen sind verändert, insgesamt ist es ein anderer Text, aber die Einzelheiten, die Vergleiche, sogar einzelne Sätze stammen wortwörtlich von mir. Was hat das zu bedeuten?«

»Wo haben Sie Ihr Manuskript hingebracht?«

»In die Redaktion der Zeitschrift ›Kosmos‹.«

»Wem genau haben Sie es gegeben?«

»Ich sehe gleich nach. Ich habe mir den Namen aufgeschrieben.«

Grigorij Fjodorowitsch öffnete die Schublade seines Schreibtisches und entnahm ihr eine Visitenkarte.

»Hier«, sagte er und reichte Nastja die Karte. »Auf der Rückseite steht der Name. Der Mann, mit dem ich gesprochen habe, hieß Bondarenko. Er hat lange nach einem Zettel gesucht und schließlich nach irgendeiner Visitenkarte gegriffen, die auf seinem Schreibtisch lag. Auf der Rückseite . . . Lieber Gott, was ist mit Ihnen? Gleich, gleich . . .« Smeljakow begann, aufgeregt in den Taschen seiner Strickjacke zu wühlen. »Ich muss irgendwo Nitroglyzerin haben . . .«

»Nicht nötig, machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Nastja mit tonloser Stimme, während sie die Visitenkarte in ihre Handtasche zu stecken versuchte. Sie schaffte es kaum, den Verschluss zu öffnen, ihre Finger gehorchten ihr nicht. »Es ist schon wieder vorbei. Hier ist es etwas stickig.«

Der Hausherr begleitete seine Gäste zum Wagen. Nach ein paar Atemzügen an der kalten, feuchten Luft ging es Nastja wieder besser.

»Grigorij Fjodorowitsch, haben Sie keine Angst, allein in diesem Haus zu leben?«

»Nein, ich habe die Hunde und eine Waffe. Außerdem sind die Nachbarn nicht weit.«

»Trotzdem. . .«

»Warum trotzdem? Was meinen Sie?«

»Sie sind ein Profi und wissen genauso gut wie ich, dass Sie für gewisse Leute sehr gefährlich sind. Sie wissen sehr viel mehr, als Vika Jeremina wusste. Und wenn jemand dieses Mädchen so gefürchtet hat, dass ein Mord begangen wurde, dann können auch Sie in ernste Gefahr geraten. Ich weiß, dass Sie sehr viel mehr Erfahrung haben als ich und selbst am besten wissen, was Sie zu tun und zu lassen haben. Ich kann Ihnen nichts raten, ich kann Ihnen nur meine Hilfe anbieten.«

»Seltsam«, lachte Smeljakow. »Ich wollte Ihnen eben genau dasselbe sagen. Sie sind klug und zupackend, Sie sind mutig, aber auch sehr vorsichtig. Das ist eine typisch weibliche, aber in der Polizeiarbeit sehr nützliche Eigenschaft. Auch ich wage es nicht, Ihnen Ratschläge zu erteilen. Aber auch ich biete Ihnen gern meine Hilfe an.«

Nastja und Boris traten schweigend die Rückfahrt an. Boris hatte eine Menge Fragen auf der Zunge, aber er konnte sich nicht entschließen, ein Gespräch zu beginnen.

»Fahren wir wieder zum Yacht-Club?«, fragte er schließlich.

»Nein, nach Moskau.« Nastja holte die Visitenkarte, die Smeljakow ihr gegeben hatte, aus ihrer Handtasche. »Ich möchte versuchen, die Redaktion der Zeitschrift ›Kosmos‹ zu finden.«

Auf der Vorderseite der Visitenkarte stand in goldfarbenen Lettern: VALENTIN PETROWITSCH KOSARJ.

* * *

Um sich nicht zu verraten, musste Nastja unbedingt vor dem Ende der ärztlichen Sprechstunden wieder in die Poliklinik gelangen und sie demonstrativ in ihrer leuchtend roten Jacke verlassen. Sie trat gegen sieben Uhr abends aus dem Gebäude, ebenso gekleidet wie am Morgen, in der roten Jacke und mit der schwarzen Pelzmütze auf dem Kopf. Sie wusste, dass man ihr inzwischen wieder auf der Spur war und dass man ihr wahrscheinlich bis zu ihrem Haus folgen würde. Deshalb rief sie von unterwegs nirgends an, um ihre Verfolger nicht nervös zu machen und zu erneuten nächtlichen Telefonattacken zu provozieren. Sie betrat einige Geschäfte, um etwas einzukaufen, und dachte mit Genuss an das köstliche Abendessen, das Ljoscha Tschistjakow zubereiten würde.

Der Besuch bei der Redaktion der Zeitschrift ›Kosmos‹ war leider nur von halbem Erfolg gekrönt gewesen. Sergej Bondarenko arbeitete tatsächlich dort, aber er befand sich nicht an seinem Arbeitsplatz, weil er krank war. Nastja rief bei ihm zu Hause an, aber niemand meldete sich. Es war ärgerlich, den gewonnenen Zeitvorsprung wieder zu verlieren, aber es ließ sich nicht ändern. Sie saß zusammen mit Kartaschow im Auto unweit des Hauses, in dem Bondarenko wohnte, und rief alle Viertelstunde von einer Telefonzelle aus an. Endlich, gegen sechs Uhr abends, nahm eine Frau den Hörer ab und teilte mit, dass Sergej erst gegen zehn Uhr nach Hause kommen würde. Deshalb musste Nastja Tschernyschew bitten, das Gespräch mit Bondarenko zu führen. Er sollte nicht bis zehn Uhr warten, sondern versuchen, den Redakteur so schnell wie möglich zu finden. Man musste die Zeit nutzen, solange sie Nastja in der Poliklinik wähnten, es zählte jede Minute. Schon morgen würden sie ihr wieder auf Schritt und Tritt folgen und über alle Vorgänge im Bilde sein, sofern es Nastja nicht gelingen würde, sie auch weiterhin an der Nase herumzuführen.

* * *

Das auf geringste Lautstärke eingestellte Telefon schnarrte kaum hörbar, aber Arsenn wachte trotzdem auf. Er warf einen Blick auf das Display und stellte die Lautstärke auf null. Jetzt war nur noch am Blinken des roten Signallämpchens zu erkennen, dass jemand anrief. Arsenn nahm nicht ab. Neben ihm schlief seine Frau.

Nach einigen Sekunden blinkte das Lämpchen erneut auf. Der dritte Anruf kam pünktlich um 2.05 Uhr. Arsenn stieg vorsichtig aus dem Bett und schlich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. Drei Anrufe in der Zeit zwischen 2.00 und 2.05 Uhr – das bedeutete, dass ein sofortiges Treffen am vereinbarten Ort erwünscht war. Der Behinderte hatte das ihm gesandte Zeichen weitergeleitet.

Arsenn zog sich rasch an, schlüpfte in eine dunkle warme Jacke, schloss leise die Tür auf und verließ die Wohnung. Er ärgerte sich stets über den Schmutz und die Dunkelheit in den Moskauer Straßen, aber in diesem Moment war er der Stadtverwaltung dankbar dafür, dass sie die Stadt so verwahrlosen ließ. Nachts begegnete man auf den Straßen kaum Passanten.

Er ging schnellen, elastischen Schrittes, und nach einer Viertelstunde erblickte er eine stattliche Gestalt an einer Straßenecke.

»Was ist los?«

»Sie haben Kontakt zur Zeitschrift ›Kosmos‹ aufgenommen.«

»Wann?«

»Heute.«

»Wie haben Sie es erfahren?«

»Der stellvertretende Chefredakteur hat es mir mitgeteilt.«

»Haben Sie Bondarenko gefunden?«

»Bis jetzt offenbar noch nicht. Aber morgen werden sie ihn mit Sicherheit finden, das heißt heute schon.«

»Der Teufel soll dieses Weibsbild holen!«, presste Arsenn zwischen den Zähnen hervor. »Wie konnte sie auf die Zeitschrift kommen? Wer hat sie auf diese Idee gebracht, was glauben Sie?«

»Ich habe nicht die geringste Ahnung. Der Einzige, über den eine Verbindung zwischen Vikas Albträumen und der Zeitschrift bestand, war Kosarj. Aber er ist schon seit zwei Monaten nicht mehr unter den Lebenden.«

»Und der Autor? Ich meine den, der über diese Geschichte geschrieben hat. Kann es sein, dass sie ihn ausfindig gemacht hat?«

»Ich glaube, nicht. . .«

»Ich frage Sie nicht danach, was Sie glauben oder nicht. Ich will wissen, ob das im Prinzip möglich ist.«

»Da sie sich in der diesseitigen Welt befindet und nicht in der jenseitigen, ist es wahrscheinlich möglich.«

»Wahrscheinlich, wahrscheinlich«, spottete Arsenn gehässig. »Wissen Sie, worin Ihr Unglück besteht, Sergej Alexandrowitsch? Sie können nicht einmal dann ehrlich sein, wenn es lebensnotwendig für Sie selbst ist. Warum haben Sie von Anfang an ein falsches Spiel gespielt? Warum haben Sie mir nicht gleich gesagt, dass Sie ein Büro in Paris haben? Wenn die Kamenskaja Smeljakow auf der Spur sein sollte, dann möchte ich nicht in Ihrer Haut stecken. Selbst wenn wir ihr den Hahn abdrehen würden, würde das nichts mehr nutzen. Denn wenn sie tatsächlich bei Smeljakow war und ihm das aus Rom mitgebrachte Buch von Brisac gezeigt hat, kann Smeljakow nun selbst auf die Suche nach dem gehen, der sein Manuskript gestohlen hat. Und natürlich wird er dann an erster Stelle Herrn Bondarenko in der Redaktion Ihrer heiß geliebten Zeitschrift aufsuchen. Was machen wir dann?«

»Könnte man ihn nicht?. . . Und Bondarenko gleich dazu. . . Ich bezahle.«

»Sind Sie verrückt geworden? Nachdem sie die beiden gefunden hat, dürfen wir das auf keinen Fall tun. Die Kamenskaja würde sofort begreifen, dass sie auf dem richtigen Weg ist, und dann würde sie immer tiefer graben. Wir hätten dann nicht nur sie, sondern die ganze Kripo am Hals. Aber vielleicht ist ja noch nicht alles verloren. Was hat Ihr Freund von ›Kosmos‹ Ihnen erzählt? Wer genau ist heute in der Redaktion gewesen?«

»Er hat den Mann nicht gesehen. Er hat nur durch die Tür gehört, wie eine männliche Stimme im Büro nebenan nach Sergej Bondarenko fragte. Man hat ihm gesagt, dass Bondarenko krank sei.«

»Hat der Mann nach Bondarenkos Privatanschrift gefragt?«

»Nein. Er hat gesagt, dass er in einer Woche noch einmal vorbeikommt. Der stellvertretende Chefredakteur hat sich bei seinen Mitarbeitern erkundigt, wie der Mann ausgesehen hat. Angeblich ist er etwa dreißig Jahre alt, sehr groß, dichtes dunkelbraunes Haar, Schnurrbart.«

»War er allein?«

»Ja.«

»Gut, Sergej Alexandrowitsch, gehen Sie wieder schlafen. Ich werde die Sache klären.«

»Ich verlasse mich auf Sie, Arsenn.«

»Das sollten Sie nicht tun. Ich bin nicht allmächtig und kann Ihnen nichts versprechen. Sie sind an allem selbst schuld.«

»Wer hätte denn ahnen können, dass Smeljakow über diese Geschichte schreiben würde, dass er sein Manuskript ausgerechnet zu ›Kosmos‹ bringen und dass es in die falschen Hände geraten würde? So etwas konnte niemand vorhersehen.«

»Sie hätten nicht lügen dürfen. Gute Nacht.«

Arsenn zweifelte keinen Augenblick daran, dass der Mann, der am heutigen Tag die Redaktion aufgesucht hatte, Boris Kartaschow war. Natürlich hatte Arsenn sich vor Sergej Alexandrowitsch nichts anmerken lassen, sondern so getan, als sei er sehr beunruhigt. In Wirklichkeit hatte er erleichtert aufgeatmet, nachdem ihm klar geworden war, dass es sich nur um Kartaschow handeln konnte. Was hatte es zu bedeuten, dass er ausgerechnet jetzt Kontakt zur Redaktion aufgenommen hatte? Es konnte nur bedeuten, dass er den Zettel gefunden hatte, den Vika für ihn hinterlassen hatte. Arsenn war erfahren genug, um nicht an einen Zufall zu glauben. Bis jetzt war dieser Zettel Kartaschow nie unter die Augen gekommen, aber ganz plötzlich, nachdem ein gewisser Einbrecher ihn besucht hatte, war Kartaschow fündig geworden. Auf wundersame Weise war der Zettel von einem Moment auf den anderen in seiner Wohnung aufgetaucht. Dafür konnte es nur zwei Erklärungen geben. Entweder hatten sich die Beamten von der Petrowka mit Kartaschow in Verbindung gesetzt und ihn gebeten, den Zettel zu suchen, oder der vermeintliche Einbrecher, den Onkel Kolja auf Kartaschow angesetzt hatte, hatte den Prügeln nicht mehr standgehalten und etwas ausgeplaudert.

Die erste Möglichkeit entfiel wahrscheinlich. In der Petrowka glaubte man, Kartaschow sei noch nicht nach Moskau zurückgekehrt. Und wenn die Kamenskaja tatsächlich wüsste, was auf dem Zettel stand, wäre nicht Boris in der Redaktion aufgetaucht, sondern sie selbst oder einer ihrer Kollegen. Stattdessen hatte sie den ganzen Tag in der Poliklinik vertrödelt und zu keinem ihrer Mitarbeiter Kontakt aufgenommen. Und wenn Kartaschow tatsächlich etwas erfahren hatte, dann war die Information wahrscheinlich noch nicht weitergeflossen. Davon konnte man im Moment jedenfalls ausgehen.

Arsenn kam zu dem Schluss, dass die Situation noch nicht sehr gefährlich war. Da Kartaschow nicht nach Bondarenkos Privatadresse gefragt hatte, hielt er das Gespräch mit ihm offenbar nicht für besonders wichtig, was bedeutete, dass er keinen Zusammenhang zwischen Vikas Tod und Bondarenko herstellte. Und wenn es so war, brauchte man die Pferde nicht scheu zu machen. Nichts auf der Welt ging Arsenn mehr gegen den Strich als überstürzte Handlungen. Er war davon erzeugt, dass Entscheidungen, die man unter Zeitdruck traf, falsch und dumm waren.

Alles sah gar nicht schlecht aus, nur dieser Onkel Kolja mit seinem Bengel. . . Wie hatte er nur so einen Fehlgriff tun können! Nicht genug, dass er diesen Jammerlappen in seine Mannschaft aufgenommen hatte, der es nicht einmal mit einem schwachbrüstigen Künstler aufnehmen konnte, nun hatte er sich von diesem Rotzlöffel auch noch hinters Licht führen lassen und nicht bemerkt, dass er angelogen wurde. Was hatte sich in Kartaschows Wohnung wirklich abgespielt? Hatte der Junge von selbst gestanden, dass er gekommen war, um den Zettel zu suchen? Oder hatte Kartaschow sich in einer dunklen Ecke seiner Wohnung versteckt und seinen Gast beobachtet, um in dem Moment, als dieser gefunden hatte, was er suchte, aus seinem Versteck hervorzukommen und loszuschlagen? Anders jedenfalls konnte Arsenn sich die Tatsache nicht erklären, dass Kartaschow plötzlich in der Redaktion aufgetaucht war und nach Bondarenko gefragt hatte. Der Grund dafür konnte nur der Zettel sein. Und an den konnte er nur durch diesen Bengel herangekommen sein. Dieser Schwachkopf von Onkel Kolja musste jedenfalls sofort klären, was Sache war.

Was Kartaschow betraf, so musste man ihn für alle Fälle im Auge behalten und herausfinden, ob er vorhatte, sich mit der Kripo in Verbindung zu setzen. Arsenn hielt sich für einen guten Menschenkenner. Die Tatsache, dass Boris selbst zur Redaktion gegangen war, konnte zweierlei bedeuten. Entweder kannte er in der Petrowka nur die Telefonnummer der Kamenskaja, und da er sie den ganzen Tag nicht erreichen konnte, hatte er sich schließlich selbst auf den Weg zur Redaktion gemacht. Oder er hielt es gar nicht für nötig, die Miliz in diese Angelegenheit einzuweihen. Morgen würde man mehr wissen. Ein einziger Tag würde genügen, um herauszufinden, welche Absichten Kartaschow verfolgte.

Und da war noch ein Gedanke, der Arsenn beruhigte. Wenn die Kamenskaja vorläufig nichts wusste, konnte man die Zeit nutzen, um sich ein wenig mit Smeljakow und Bondarenko zu befassen. Hoffentlich würde man ohne weitere Morde auskommen. Es gab schon zu viele davon . . .

* * *

Andrej Tschernyschew hatte in dieser Nacht das Gefühl, am Ende seiner Kräfte zu sein. Zuerst musste er Bondarenkos Frau schöntun und sie überreden, ihm zu verraten, wo sich ihr kranker Mann befand. Als er ihn schließlich in einer feuchtfröhlichen Gesellschaft in der Sauna gefunden hatte, versuchte Andrej, den netten Kumpel von nebenan zu spielen und sich so in Bondarenkos Vertrauen einzuschleichen, worauf es ihm gelang, den volltrunkenen Redakteur aus der Sauna in eine leere Wohnung zu transportieren, zu der er stets die Schlüssel bei sich trug. Anschließend rief er erneut Bondarenkos Frau an, redete mit Engelszungen und schwor ihr bei der heldenhaften Vergangenheit und lichten Zukunft der russischen Miliz, dass ihr Mann die Nacht nicht bei einer anderen Frau verbrachte, sondern sich vielmehr bei ihm, Andrej, befand, unter seiner fürsorglichen Obhut, und dass sie ihren Mann am nächsten Morgen nüchtern und völlig unversehrt an Leib und Seele Wiedersehen würde. Dann musste Bondarenko nüchtern werden und sich bereit erklären, Tschernyschews Fragen zu beantworten, ohne in seinem verkaterten Kopf alles durcheinander zu bringen.

Zuerst hatte Tschernyschew gehofft, mit einfachen Mitteln auszukommen. Er gab Bondarenko starken Tee und Kaffee zu trinken und steckte seinen Kopf unter den kalten Wasserhahn. Aber das Ergebnis blieb irgendwie einseitig: Bondarenko stand nach einer Weile zwar einigermaßen sicher auf den Beinen, aber sein Blick wurde immer trüber und seine Rede immer zusammenhangloser. Die Zeit verging, der Morgen rückte näher, und die Aussicht, eine brauchbare Aussage zu bekommen, wurde immer geringer. Andrej wurde nervös, dann wütend und geriet schließlich in Verzweiflung. In dem Moment, in dem die Verzweiflung ihren Höhepunkt erreicht hatte, klickte plötzlich etwas in seinem Kopf, als hätte man einen Schalter umgestellt, und er sah die Situation in einem neuen Licht. Stell dir vor, dass du einen kranken Hund vor dir hast, sagte er sich. Über einen kranken Hund würdest du dich schließlich auch nicht ärgern. Und ein betrunkener Mann gleicht einem kranken Tier. Ihm ist schlecht, und er kann sich selbst nicht helfen. Und er kann auch nicht sagen, was ihm wehtut. Wenn Kyrill mitten in der Nacht krank würde, was würdest du dann tun?

Die Antwort ergab sich von selbst. Andrej überwand seinen Widerwillen, brachte Bondarenko in einen sicheren Stand vor der Kloschüssel und steckte ihm zwei Finger in den Hals. Vorsorglich hatte er einen Fünfliterbehälter mit einer schwachen Kaliumpermanganatlösung bereitgestellt und zwang Bondarenko abwechselnd zum Trinken und zum Erbrechen.

Gegen Morgen war Sergej Bondarenko, der Redakteur der Zeitschrift ›Kosmos‹, endlich so weit, dass er wieder vernünftig sprechen und über die zurückliegenden Ereignisse berichten konnte. Als Valentin Kosarj ihm eines Tages von der seltsamen Krankheit erzählte, unter der die Freundin eines Bekannten litt, hatte Bondarenko sofort das sichere Gefühl, etwas Ähnliches schon einmal gelesen zu haben. Schließlich fiel ihm ein Manuskript ein, das einst ein älterer Mann, ein früherer Untersuchungsführer, wenn sein Gedächtnis ihn nicht trog, in die Redaktion gebracht hatte. Er sagte es Kosarj, und dieser wurde plötzlich sehr ernst. Mit solchen Dingen dürfe man nicht scherzen, meinte er, man müsse unbedingt die Wahrheit herausfinden, denn eine unsachgemäße psychiatrische Diagnose könne sehr verhängnisvoll für den Betroffenen sein.

»Machen wir es so«, schlug er Sergej schließlich vor. »Du suchst in deiner Redaktion nach dem Manuskript, und ich gebe meinem Bekannten deine Telefonnummer, damit er sich mit dir in Verbindung setzen kann. Einverstanden?«

»Meinetwegen«, sagte Bondarenko mit einem gleichgültigen Schulterzucken. Die Krankheit irgendeiner ihm völlig unbekannten Person interessierte ihn herzlich wenig, und er hatte nicht die geringste Lust, im Keller der Redaktion in alten Papieren und ausgesonderten Manuskripten herumzuwühlen. In den letzten Jahren war eine schreckliche Schreibwut ausgebrochen. Früher, in den Zeiten der Stagnation, hatte es so etwas nicht gegeben. Aber heute jagte ein Modethema das nächste. Mal war die Partei dran, mal die Willkür in den staatlichen Besserungsanstalten, mal die Homosexualität, mal Putsch, mal Korruption. Und jedes dieser Modethemen löste eine neue Welle von Schreibwut aus, jeder glaubte, er habe dazu etwas zu sagen. Die Zeitschriftenredaktionen ertranken in Manuskripten, doch die meisten von ihnen waren völlig unbrauchbar und landeten in den Kellern oder auf den Speichern der Redaktionen.

Aber Sergej konnte Valentin Kosarj, seinem besten Freund, der ihm schon so oft geholfen hatte, die Bitte nicht abschlagen. Noch am selben Tag begab er sich in den Keller und unternahm den gewissenhaften Versuch, das Manuskript zu finden, aber er blieb erfolglos. Trotz des scheinbaren Chaos hatte hier alles seine Ordnung, an die sich jeder hielt. Jede Abteilung der Redaktion hatte hier ihr eigenes Stück Wand, ihre eigenen Bereiche und Regale. Bondarenko untersuchte Zentimeter für Zentimeter sein »Territorium«, aber das Manuskript des einstigen Untersuchungsführers Smeljakow blieb unauffindbar. Er versuchte sich zu erinnern, ob er es wirklich in den Keller verbannt hatte. Vielleicht war der Text ja gar nicht so schlecht gewesen, und er hatte ihn zur Lektüre an den stellvertretenden Chefredakteur weitergegeben. Doch dieser hatte nie ein Manuskript in der Hand gehabt, das von einem Smeljakow stammte. Sergej war deshalb nicht sonderlich betrübt. Wenn das Manuskript nicht mehr zu finden war, dann eben nicht. Er hatte sich Smeljakows Adresse notiert, und die konnte Valentin an seine Freunde weitergeben, wenn sie daran interessiert waren.

»Erinnern Sie sich, ob Kosarj seinen Bekannten angerufen hat?«, fragte Andrej, während er die nächste Tasse Schwarztee aufbrühte und eine neue Schachtel Würfelzucker öffnete.

»Ja, natürlich. Er wollte direkt aus meinem Büro anrufen, aber dann fiel ihm ein, dass er die Telefonnummer nicht dabeihatte. Am Abend desselben Tages rief er mich an und sagte, sein Bekannter sei gerade auf einer Dienstreise, aber er, Valentin, habe ihm eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Sobald Boris wieder in Moskau sei, würde er ihn sicher zurückrufen.«

»Wissen Sie noch genau, dass er seinen Bekannten Boris genannt hat?«, fragte Andrej nach.

»Ja, ich bin mir ziemlich sicher.«

»Erinnern Sie sich, wann genau das war?«

»An das Datum erinnere ich mich nicht. Aber ich weiß, dass es ein Freitag war, weil mich am nächsten Tag eine junge Frau anrief und sagte, sie hätte meine Telefonnummer von Kosarj bekommen, sie wolle sich mit mir treffen, um über das Manuskript zu sprechen. Das war an einem Samstag. Ich musste mich vor meiner Frau herausreden und sie glauben machen, ich müsse dringend ins Büro. Ich konnte schließlich nicht eine fremde junge Frau zu mir nach Hause einladen, Sie verstehen schon.«

»Und wo haben Sie sie getroffen?«

»Natürlich in meinem Büro. Was glauben Sie, was passiert wäre, wenn meine Frau angerufen und mich nicht erreicht hätte? Sie hätte sofort die Scheidung eingereicht.«

»Und was geschah weiter?«

»Sie kam in mein Büro. Ich kann Ihnen sagen. . . Haben Sie dieses Mädchen schon einmal mit eigenen Augen gesehen? Es haut einen um. Ich schmolz natürlich sofort dahin und hätte ihr zuliebe noch einmal den ganzen Keller durchwühlt. Kurz, ich gab ihr Smeljakows Adresse, sie drehte den Zettel eine Weile hin und her und sagte schließlich, sie hätte Angst, allein dorthin zu fahren. Es sei ein fremder, abgelegener Ort, sie könnte sich verfahren. Ich habe den Wink mit dem Zaunpfahl natürlich sofort verstanden. Ich versprach ihr, mir von einem Freund ein Auto zu leihen und sie am Montag zu Smeljakow zu bringen. Wir machten aus, dass sie am Montag um zehn Uhr zu mir in die Redaktion kommen würde und wir von dort aus losfahren würden. Dann trennten wir uns.«

»Und wie ging es weiter?«

»Es ging überhaupt nicht mehr weiter. Sie kam nicht und rief auch nicht an. Ich habe nie wieder etwas von ihr gehört.«

»Haben Sie nicht versucht, sie zu finden?«

»Wozu hätte ich das tun sollen? Sie war nur als schöne Frau von Interesse für mich, und da sie sich nicht wieder meldete, musste ich davon ausgehen, dass mein Interesse einseitig war. Wozu hätte ich sie suchen sollen?«

»War an diesem Samstag außer Ihnen noch jemand in der Redaktion?«

»Ja, fünf bis sechs Leute.«

»Hat jemand Vika in Ihrem Büro gesehen?«

»Praktisch alle. Ich habe mich im Gemeinschaftsraum mit ihr unterhalten, dort wird Tee getrunken, geplaudert und geraucht.«

»Haben Sie bemerkt, dass jemand besonderes Interesse an Ihrer Besucherin zeigte?«

»Sie stellen vielleicht Fragen!«, lächelte der Redakteur. »Ich glaube, kein einziger Mann könnte gleichgültig an dieser Frau vorübergehen. Alle Mitarbeiter männlichen Geschlechts, die den Raum betraten, standen sofort stramm und versuchten, sie kennen zu lernen. Etwas Besonderes habe ich nicht bemerkt, alle haben sich gleich verhalten.«

»Sergej, Sie müssen jetzt nachdenken und versuchen, sich an zwei Dinge zu erinnern. Welcher Samstag war das genau, und wer von Ihren Kollegen hat Vika an diesem Tag gesehen? Kriegen Sie das hin?«

Bondarenko legte die Stirn in Falten, rieb sich die Schläfen und nippte an der Tasse mit dem starken heißen Tee. Schließlich sah er Andrej verstört an.

»Ich weiß es nicht mehr. Ich habe keine Anhaltspunkte. Ich weiß nur noch, dass es ein Samstag war, aber das Datum . . . Es könnte Ende Oktober gewesen sein, aber auch Anfang November.«

»Am fünfundzwanzigsten Oktober ist Kosarj ums Leben gekommen«, erinnerte ihn Tschernyschew.

»Tatsächlich?«, rief Sergej aus. »War das wirklich am fünfundzwanzigsten Oktober? Ja, sicher, am vierten Dezember waren es vierzig Tage, und wir haben uns versammelt, um seiner zu gedenken, wie es sich gehört. Das Mädchen habe ich getroffen, bevor Valentin . . . bevor man ihn . . . Kurz, es war vorher.«

»Demnach muss es am dreiundzwanzigsten Oktober gewesen sein«, sagte Andrej nach einem Blick in seinen Taschenkalender.

Mit den Namen der Kollegen, die an jenem Samstag im Büro gewesen waren, sah es schon schlechter aus. Schließlich kamen nicht jeden Samstag dieselben Leute in die Redaktion. Bondarenko erinnerte sich nur an zwei von ihnen, hinsichtlich der anderen hatte er Zweifel. Aber auch zwei waren schon etwas. Und da man nun das genaue Datum hatte, konnte man versuchen, mit Hilfe der beiden genannten Personen auch die anderen zu ermitteln.