Donnerstag, Frankfurt
In Frankfurt war es früh am Morgen. Ein Kollege vom Nachtdienst kam Logo und Sascha, die zeitgleich im Präsidium eintrafen, auf dem Gang entgegen. „Ihr kommt grad richtig! Ne Leiche in der „Buchscheer“. Das ist …“
„Ich weiß, wo das ist“, unterbrach ihn Sascha. „Was ist passiert?“
„Die wollten heute Morgen Äppler machen und haben nen Toten im Tank gefunden. Oder in den Äpfeln. Das heißt, Teile von nem Toten.“
„Welche?“
„Mensch, Sascha, es ist noch früh“, murrte Logo.
„Ist doch wichtig!“
Logo seufzte ergeben. „Okay, hast ja recht. Also Jörg, weißt du Genaueres?“
„Von einem Kopf war die Rede.“
„Vielleicht gehört der zu unserem Mainfund.“
„Und dann puzzeln wir uns eine komplette Leiche? Wie soll das denn zusammenpassen? Die eine Hälfte im Main, die andere im Lokal?“
Sascha hob die Schultern. „Kann doch sein!“
Jörg schüttelte den Kopf. „Fahrt einfach hin, dann werdet ihr´s rauskriegen. Ich mach jetzt Feierabend.“
Logo drehte sich um. „Komm. Wir holen uns unterwegs einen Kaffee. Oder vielleicht kriegen wir da einen.“
Sie fuhren am Hauptbahnhof vorbei und über die Friedensbrücke nach Sachsenhausen. Das Lokal „Buchscheer“ befand sich in einer stillen Seitenstraße, unweit des Bahnhofs Louisa. Seit dem 19. Jahrhundert wurde hier Apfelwein gekeltert. Gegründet von Adam Theobald war es heute die 5. Generation der Theobalds, die das Lokal leitete.
Sie parkten direkt vor der Tür und betraten die Gaststätte durch den Garten. Der Kranz über der Tür zeigte, dass hier gekeltert wurde. Ein herber Geruch nach frischen Äpfeln überlagerte alles. Uniformierte Kollegen befragten bereits Mitarbeiter. Ein knollennasiger Beamter unterbrach sein Gespräch und kam ihnen entgegen. „Ihr seid sicher vom K 11.“
Logo bestätigte das mürrisch.
„Müller vom Neunten. Bin froh, dass ihr hier seid. Sowas sieht man nicht alle Tage. Ne zerstückelte Leiche in den Kelteräpfeln.“
„In den Äpfeln?“
„Ja, mittendrin.“
Logo blickte Sascha fragend an. „Ihr habt doch auch ein Apfelwein-Lokal. Kennst du dich mit Keltern aus?“
„Klar. Die Äpfel bekommen wir aus den Gärten der Nachbarschaft. Aber die Buchscheer ist viel größer. Hier dürften Tonnen an Äpfeln ankommen.“
„Tonnen?“
„Ja, aus dem ganzen Umland. Deshalb schmeckt der Apfelwein immer ein bisschen anders. Je nachdem, welche Äpfel da reinkommen. Die kommen per Lastwagen, werden ausgeschüttet, zerkleinert und, laienhaft ausgedrückt, zerquetscht.“
„Genau“, schaltete sich Müller ein, „und beim Umschichten der Äpfel ist den Arbeitern eine blaue Tüte aufgefallen. Sie haben sie geöffnet und sind fast in Ohnmacht gefallen. Einer sitzt drinnen im Lokal und ist noch ganz blass um die Nase, der andere hat sich besser im Griff. Der Inhaber müsste auch gleich hier sein, den haben wir unterwegs beim Einkaufen erreicht.“
„Ich will mir das angucken. Ist die Spusi schon da?“
Müller nickte und winkte sie nach hinten durch. Am Ende des Gartens befand sich eine durchsichtige Tür, durch die die Gäste beim Apfelweinmachen zuschauen konnten. Die Tür stand offen und gab den Blick auf das übliche Szenario eines Leichenfundortes frei. Ein Fotograf lief am Rand des großen Raumes entlang und machte Fotos, zwei Mann von der Spurensicherung in Schutzoveralls warteten, bis er fertig war, und sahen sich um. Sie nickten Logo und Sascha zu. Den größten Teil des Raumes nahm ein riesiger Berg Äpfel ein. Aus ihnen schaute auf einer Seite ein blauer Müllsack hervor, der an einer Stelle aufgerissen war. Logo drehte sich zu Müller, der ihnen gefolgt war.
„Und der Prof?“
„Du meinst den Gerichtsmediziner? Die Zentrale hat durchgegeben, dass er auf dem Weg ist, aber es würde noch dauern. Hab das nicht ganz verstanden.“
„Ich schon“, meinte Logo missmutig. „Er hat keine Lust um diese Uhrzeit. Wahrscheinlich frühstückt er erst.“
„Wohl kaum!“, ertönte eine Stimme hinter ihnen. „Und wenn Sie mir nicht wie immer im Weg herumstehen würden, könnte ich schon längst an der Arbeit sein. Was ist eigentlich los mit Ihnen? Bin ich Ihnen keine ganzen Leichen mehr wert? Was soll das, mich wegen ein paar Teilen herumzuhetzen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, drängte er sich an ihnen vorbei und kniete sich neben den Sack. Die Mitarbeiter der Spusi ignorierte er.
Logo verschlug es kurz die Sprache. Er schüttelte den Kopf. „Langsam müsste ich ihn ja kennen …“ Er raunte zu Jörg, der etwas verdattert aussah. „Einfach ignorieren.“
„Ich ignoriere es auch das nächste Mal, wenn ihr mich anruft. Vor allem, wenn es sich nicht mal um eine ganze Leiche handelt. Das nächste Mal ruft ihr bestimmt wegen eines einzigen Fingers oder einer Fingerkuppe an. Wo kommen wir denn da hin?“
Logo ärgerte sich langsam. „Vielleicht schauen Sie mal in die Tüte? Bis jetzt wissen wir gar nicht, was drin ist.“
„Was meinen Sie, was ich gerade mache? Aber wenn da eine ganze Leiche drin sein soll, muss es einer der sieben Zwerge sein!“
Er stocherte in der Tüte und schob den Inhalt, der am Herausquellen war, wieder hinein. Dann erweiterte er mit einem Skalpell vorsichtig die Öffnung. „Ein Kopf. Moment, da hängt noch ein Stück Oberkörper dran. Männlich, dunkelhaarig. Und das wars. Weiter auspacken werden wir ihn im Institut. Wenigstens mal ein Fund im gleichen Stadtteil wie die Gerichtsmedizin. So eine Rücksichtnahme ist man ja gar nicht gewöhnt.“ Er stand auf, drängte sich an ihnen vorbei und verschwand. Den Abtransport überließ er seinem Mitarbeiter, der gerade eintraf. Jetzt konnten auch die Mitarbeiter der Spurensicherung an die Arbeit gehen und fingen an vorsichtig den Apfelberg abzutragen.
Logo wandte sich an Müller. „Wollen wir reingehen und mit den Arbeitern sprechen? Vielleicht bekommen wir ja einen Kaffee.“
Müller nickte und ging voran. Die Gaststube sah zu dieser frühen Stunde düster aus. Es fehlte die lärmende Geselligkeit, die allen Apfelweinwirtschaften zu eigen ist. Im Gegensatz zu anderen Lokalen saß man hier ohne Berührungsängste mit Wildfremden auf langen Bänken und rückte bereitwillig zusammen, wenn sich noch jemand dazu quetschen wollte. Am Ende des Abends hatte man oft neue Bekannte oder Freunde fürs Leben gefunden.
Jetzt jedoch herrschte gähnende Leere. Eine Putzfrau wischte zwischen den Tischen und zwei Männer in Blaumännern saßen zusammen mit einem Uniformierten an der Theke. Nach einem Blick auf einen kleinen Notizblock stellte Müller sie vor. „Bernhard Schindel und Robert Ballau. Beide helfen hier seit Jahren zur Kelterzeit aus.“
Logo begrüßte die beiden, die einen etwas zittrigen Eindruck machten. Sehnsuchtsvoll blickte er hinter die Theke, sah jedoch keine Kaffeekanne. „Gut, erzählen sie mir einfach, was heute Morgen passiert ist. Beginnen sie mit Ihrer Ankunft hier.“
Ballau, der Jüngere von beiden, blickte hilfesuchend Schindel an, der sich sichtlich zusammenriss. „Also … wir waren beide um sieben Uhr hier. Ich sammel Robert immer am S-Bahnhof ein und wir fahren das letzte Stück zusammen. Als wir ankamen, sind wir gleich hinter zu den Äpfeln. Mittags kommen ja schon neue, da müssen die ruckzuck verarbeitet werden. Wir ham sie also reingeschippt in die Presse. Plötzlich hab ich was Blaues schimmern gesehn. Den Sack. Hätt ich gewusst, was drin ist, hätt ich ihn nich aufgerissen.“ Er sah aus, als würde ihm gleich schlecht werden.
„Nicht dran denken!“, meinte Logo. „Woher kommen denn die Äpfel?“
„Weiß nich. Müssen Sie den Chef fragen. Wir schippen sie nur in die Maschine.“
„Und wann sind die gekommen? Heute oder gestern?“
„Gestern Nachmittag. Da haben wir die Hälfte verarbeitet, heut wär der Rest drangekommen.“
„Gut, wird wohl heute nichts werden.“
„Wer will schon Ebbelwoi trinken aus Äppeln, wo so was drin war. Pfui Deibel!“
„Weiß doch keiner“, bemerkte Ballau spontan. Alle blickten ihn entsetzt an. „Tschuldigung.“ Er guckte verlegen.
Müller schaute zur Tür. „Ah, da ist ja der Chef.“ Logo drehte sich um. Ein etwa fünfunddreißigjähriger, großgewachsener Mann kam durch den Gastraum auf sie zu.
„Was ist denn passiert?“, fragte er ohne Begrüßung.
Müller schob sich nach vorne und erklärte die Lage. Dann stellte er Logo und Sascha vor.
„Ein Kopf? In meinen Äpfeln?“
„Bedauerlicherweise. Wo kamen die Äpfel denn her?“
Der Wirt trat hinter die Theke und nahm ein Buch aus einer Schublade. Er blätterte. „Hier, Hofheim. Von da bekommen wir oft Ware. Immer einwandfrei.“
„Vielleicht war der Beutel nicht in der Lieferung, sondern jemand hat ihn erst hier in den Äpfeln versteckt.“
Der Mann kratzte sich am Kopf. „Wüsste nicht wann. Die Äpfel kamen gestern. Abends war das Lokal voll und nachts kommt hier keiner rein.“
„Kann niemand unbemerkt in den Kelterraum, wenn hier Gäste sind?“
„Man kann ja durchs Glasfenster reingucken. Das hätte jemand sehen müssen.“
„Aber wäre das nicht aufgefallen, wenn er mit den Äpfeln gekommen wäre?“
„Eigentlich schon. Andererseits, die werden tonnenweise ausgekippt. Wenn er da mitgerutscht ist, quasi im Verborgenen.“ Er schüttelte den Kopf. „Makaber. Warum ausgerechnet in meinen Äpfeln? Ist ja widerlich. Die kann ich jetzt alle wegschütten.“
„Tragisch“, meinte Logo trocken. Sascha sah ihn überrascht an. Theobald fing sich. „Wissen Sie schon, wer das Opfer, also von wem der Kopf …?“
„Leider nein. Geben Sie mir bitte die Adresse des Lieferanten. Ansonsten wär´s das erst mal. Später werden wir bestimmt noch mal mit Ihnen reden müssen.“
Er winkte Sascha, nickte Müller zu und drehte sich auf dem Absatz um.
„Was ist dir denn für ne Laus über die Leber gelaufen?“, meinte Sascha, als sie bereits draußen auf dem Bürgersteig waren.
„Da muss man zu nachtschlafender Zeit hier her und kriegt nicht mal nen Kaffee angeboten. Gibt’s hier irgendwo einen McDoof?“
„Am Südbahnhof. Prima Idee! Da kann ich mir gleich Frühstück holen.“ Logo sah ihn entgeistert an. „Frühstück?“
„Warum nicht?“, fragte Sascha erstaunt. Logo schüttelte verständnislos den Kopf.
„Logo, meinst du, ich könnte bei der Obduktion dabei sein?“
„Jetzt hör aber auf! Du mit deinen Leichen. Das ist ja krank!“
Sascha schwieg eingeschnappt.
Über die Mörfelder Landstraße fuhren sie quer durch Sachsenhausen zum Südbahnhof und parkten neben dem dort ansässigen Fitnessstudio.
Die Aussicht auf Essen hatte Sascha, der selten nachtragend war, bereits wieder versöhnt. „Ich spring rein und hol dir Kaffee. Dann bekommst du vielleicht bessere Laune. Und wirklich kein Frühstück für dich?“
Logos Blick reichte als Antwort.
Eine halbe Stunde später waren sie wieder im Präsidium. Logo mit Kaffee im Bauch, Sascha mit einem kompletten Frühstück inklusive Pommes.
Logo schaute zunächst, ob eine Vermisstenanzeige eingegangen war. Fehlanzeige.
Sascha blickte vom Monitor auf. „Den Main-Springer haben sie gefunden. Ist in Niederrad aufgetaucht, direkt vorm LichtLuftBad. Zum Glück ist nicht Hochsommer. Da wär die Liegewiese voll gewesen.“
„Der war jetzt wie lange im Wasser?“, erkundigte sich Logo.
„Drei Tage. Mittlerweile liegt auch eine Identifizierung vor. Ein Student von auswärts, deshalb hat ihn niemand vermisst.“
Logo schüttelte den Kopf. „Wann lernen die das endlich, dass es meist tödlich ist, in den Main zu springen? Die unterschätzen sowohl Strömung als auch Temperatur.“
„Und die Tiefe überschätzen sie!“
„Wir fahren jetzt zu dem Apfellieferanten.“ Logo blickte auf den Zettel. „Hofheim. Das scheint ein Streuobstverein zu sein. Was es alles gibt.“
„Die wollen die Streuobstwiesen und die Vielfalt der Apfelsorten erhalten.“
„Woher weißt du das schon wieder?“
„In den letzten Jahren sind einige Vereine gegründet worden, die sich um die Pflege der alten Streuobstwiesen im Rhein-Main-Gebiet kümmern. Es wurden sogar Lehrpfade angelegt, wo alte Sorten angebaut werden. Als Sohn eines Apfelweinlokal-Betreibers muss ich so was ja wohl wissen.“
„Ich hab so ne Ahnung, dass ich bei diesem Fall mehr über Äpfel lernen werde, als ich je wissen wollte. Dabei trink ich viel lieber Bier.“
„Langsam musst du dich mal umstellen. Lebst jetzt lang genug in Frankfurt!“
Logo schüttelte sich.
Sie fuhren aus Frankfurt heraus auf die A66 Richtung Wiesbaden. In Hofheim verließen sie die Autobahn und fanden nach kurzem Suchen den Seitenweg, der zu der weitläufigen Anlage führte. Im Hof parkten zwei große Lastwagen, deren Ladefläche hoch mit Äpfeln beladen war. Neben ihnen stand eine merkwürdige Maschine, auf die Sascha, kaum dass er ausgestiegen war, losstürzte. „Mensch, guck mal! Das muss eine dieser neuen Obstlesemaschinen sein. Die pflückt vollautomatisch.“ Er ging um sie herum. „Wie niedrig die ist. Die fährt unter den Bäumen entlang.“
„Ach was“, meinte Logo gelangweilt.
„250 Kilo gehen da drauf!“
Logo gähnte demonstrativ. „Lass uns zum Haus gehen.“
In der Tür erschien ein extrem dünner Mann in einem Anzug, der eher in ein Büro gepasst hätte als auf einen landwirtschaftlichen Hof. Zu Logos Überraschung trug er eine Fliege statt einer Krawatte. Er strahlte sie an. „Sie wünschen?“
Logo stellte sich und seinen Kollegen vor und sofort verblasste das Lächeln. „Polizei? Ich dachte, Sie interessieren sich für unsere Äpfel“, meinte der Mann enttäuscht.
„Auch, Herr …?“
„Wenzel, Amadeus Wenzel. Ich bin für die Ausbildung der Fachleute für Obst- und Weinbau zuständig.“
Logo verstand nur Bahnhof und blickte Sascha hilfesuchend an. Der sprang in die Bresche. „Sie bilden hier auch aus? Wir interessieren uns für eine Lieferung Äpfel, die gestern den Hof verlassen hat und nach Frankfurt in die Buchscheer geliefert wurde. Können Sie dazu was sagen?“
„Moment.“ Er drehte sich um und rief nach hinten. „Friedrich, kommst du bitte mal?“ Zu Sascha und Logo meinte er. „Ist gerade Frühstückszeit. Ah, Friedrich, du hast doch gestern die Äpfel für Frankfurt verladen, oder?“
Der breitschultrige junge Mann nickte. „In die Buchscheer. Warum? Was nich in Ordnung damit?“
Logo erklärte. „In den Äpfeln wurde etwas gefunden und wir versuchen jetzt herauszubekommen, wo es hineingelangt ist.“
„Etwas gefunden? Was denn?“
„Eine Tüte. Ein großer Müllbeutel, etwa halb voll. Der Inhalt tut nichts zur Sache.“
Friedrich kratzte sich am Kopf und steckte die Hände dann in die Taschen seiner grünen Arbeitshose. „Hier war noch keine Tüte in den Äpfeln. Muss wohl in der Buchscheer reingekommen sein.“
„Könnten wir mal sehen, wo die Äpfel vorher lagern und wie sie verladen werden?“
Wenzel nickte Friedrich zu. „Das geht in Ordnung. Zeig den Herren alles.“
Zusammen gingen sie hinaus und ums Haus herum. In einem großen Unterstand war ein riesiger Berg Äpfel aufgeschichtet. Friedrich wies mit dem Kinn darauf. „Die sind heut reingekommen. Im Laufe des Tages werden sie über das Laufband da auf die Lastwagen verladen. Zwei volle LKWs stehen schon vorne und fahren gleich los. Beim Aufladen hätte man so eine Tüte sehen müssen.“
Logo nickte. „Dann können wir das ausschließen. Und die Angestellten, die die Äpfel ausfahren? Arbeiten die schon lange hier?“
Wenzel fragte dazwischen. „Buchscheer? Waren das nicht Brunn und Gonzales?“
Friedrich bejahte. „Brunn arbeitet schon ein paar Jahre hier und Gonzales gehört zu den Studenten, die hier die praktische Ausbildung machen. Sind beide momentan unterwegs.“
Logo wandte sich ab. „Gut. Danke einstweilen. Wir melden uns, wenn wir Sie nochmal sprechen wollen. Schönen Tag noch.“
Sie liefen ans Auto und stiegen ein. Logo schüttelte sich. „Bah, was ein Geruch. Und die Wespen.“
„Denen schmecken die Äppel.“
„Die sind bestimmt total sauer.“
„Klar, müssen sie auch sein für Äppelwein.“
„Ach, verdammt. Wenn wir schon ne Leiche finden, warum nicht in nem Bierfass?“
„Und so was will Frankfurter sein. Hast du eine Laune! Sei doch froh, dass es heut nicht regnet.“ Logo verzichtete auf einen Kommentar, schwang sich in den Wagen und startete.
Zurück im Büro griff er nach dem Telefon. „Ich ruf mal in der Gerichtsmedizin an. Die müssen doch schon irgendwas haben. Dass man da immer drängeln muss!“
„Mutig“, bemerkte Sascha trocken.
Logo ignorierte ihn und fragte sich durch, bis er einen Mitarbeiter des Profs am Telefon hatte. Kurz angebunden fragte er nach Ergebnissen.
„Wir haben die Fingerabdrücke von der Hand. Hat etwas gedauert, weil die Haut aufgeweicht und schrumpelig war. Wir mussten die Fingerkuppen erst fixieren und mit Injektionen konservieren.“
„Jaja“, unterbrach ihn Logo. „Nur Ergebnisse bitte.“
Nach einem Moment Stille sprach der Wissenschaftler in verstimmtem Tonfall weiter. „Die Hand dürfte einem Mann zwischen dreißig und fünfzig gehören. Die Fingerabdrücke schicke ich euch gerade rüber. Ansonsten war noch der rechte Arm im Beutel. Muskulös, wenig behaart. Haarfarbe dunkelbraun. Mehr gibt er nicht her. Der Fund von heute Morgen dürfte mehr bringen. Es handelt sich um den Kopf eines Mannes, das Alter passt zu den Funden von gestern. Dunkelhaarig und blauäugig. Die Zähne sind vorhanden, sobald er geröntgt ist, kriegt ihr die Bilder mit dem Zahnstatus. Und der halbe Oberkörper war drin. Ziemlich behaart und auch muskulös. Todeszeitpunkt Montagabend, genauer geht’s nicht. DNA folgt.“
Logos Laune besserte sich schlagartig. „Danke, das ist eine ganze Menge!“ Doch der Mann hatte schon aufgelegt. „Wieder ein Freund fürs Leben“, meinte Sascha.
Logo ignorierte ihn. „Damit können wir was anfangen. Schau mal, ob die Abdrücke da sind und lass sie durch AFIS laufen. Und dann geh ich Mittagessen.“