9. Kapitel
Zum fünfmonatigen Jubiläum lud Dominic Katharina ganz groß zum essen ein und schenkte ihr ein kleines, silbernes Armbändchen, mit seinem Namen eingraviert. Sie fand das wirklich süß, vor allem, weil er auf ihre Witze darüber etwas empfindlich reagierte. Sie wusste, dass es für ihn viel bedeutete, soviel hatte sie in den letzten Monaten mitbekommen. Er mochte sie wirklich sehr und wenn er ihr sagte, dass er sie liebt, klang es richtig und gut. Nur sie hatte es bis jetzt noch nicht gesagt. Sie war sich nicht sicher, ob man nach fünf Monaten schon vor wahrer Liebe reden konnte. Und bevor sie etwas dummes tat, dass sie im Endeffekt bereuen würde, hielt sie lieber ihren Mund.
Nach dem essen waren sie wieder zu Dominic gegangen. Sie waren kaum durch die Tür getreten, da fielen sie schon übereinander her. Aber Dominic hielt sie zurück und führte sie in sein Schlafzimmer.
„Oh mein Gott.“ Als sie die romantische Dekoration sah, die aus roten Rosen und liebevoll platzierten Kissen bestand, schmolz sie dahin. Er zog sie langsam aus, küsste dabei jedes Stück freiwerdende Haut und als sie glaubte, gleich vor Erregung zu sterben, stieß er sie aufs Bett.
„He! Was soll denn das?“ Dominic grinste.
„Bleib liegen. Ich will dich massieren.“ Sie runzelte die Stirn.
„Du willst was machen?“ Er drehte sie auf den Bauch und setzte sich anschließend auf ihren Po, sodass sie sich nicht mehr bewegen konnte.
„Du hast mich schon richtig verstanden.“ Sie hörte das Ploppen einer Tube oder einer Flasche und im nächsten Moment ergoss sich etwas kaltes über ihren Rücken.
„Nici! Das ist kalt!“ Er hielt kurz inne und beugte sich zu ihr herunter.
„Nenn mich noch einmal so und ich versohle dir den Hintern.“ Ein seltsames Kribbeln wanderte von ihrer Wirbelsäule direkt in ihren Schoß und sie notierte sich im Hinterkopf, dass sie das unbedingt mal ausprobieren musste. Nicht, dass sie auf SM oder so stehen würde, aber der Gedanke, dass er sie sich übers Knie legte und sie versohlte, war auf eine seltsame Weise erotisch.
Er begann mit seiner Massage und verteilte das inzwischen warme Massageöl auf ihrem Rücken. Sie war schon diverse Mal bei einer Physiotherapeutin gewesen, weil sie durch das ständige stehen und das schwere heben Rückenschmerzen gehabt hatte, aber das war nichts im Vergleich zu Dominics Händen. Er war ein Massagegott.
Während er ihren Rücken durch knetete, entspannte sie sich völlig und hätte sich nicht ab und zu eine freche Hand zum Rand ihrer Brust verirrt, wäre sie wahrscheinlich eingeschlafen. An ihrem Po spürte sie seine wachsende Erektion und rieb sich daran. Das entlockte ihm ein leises Stöhnen.
„Rede mit mir, sonst entspanne ich mich zu sehr und schlaf hier und jetzt ein.“ Er lachte und knabberte zärtlich an ihrem Ohr.
„Wenn du jetzt einschläfst, wirst du einiges verpassen. Ich hab einen sehr langen Abend geplant.“ Sie brummt nur, als er ihren Nacken kräftig knetete.
"Sag mal, hat Johanna eigentlich was gegen Männer?" Katharina runzelte die Stirn. Warum dieser abrupte Themenwechsel?
"Warum willst du das wissen?" Während er mit seinen Daumen über ihre Wirbelsäule fuhr und dann wieder kreisend nach oben massierte, erwiderte er: "Ich hab sie neulich in der Stadt mit einem Mann gesehen. Sie sah aus, als ob sie gleich ohnmächtig werden würde. Du weißt schon, vor Angst." Oh nein! Das konnte nichts gutes bedeuten. Sie hob ihren Kopf und drehte sich zur Seite. Sie hätte wirklich gerne weiter seine Massagekünste genossen, aber das hier war wichtiger.
"Wann genau war das?"
"Vorgestern. Als ich Abends meine Schwester mitbringen musste." An diesem Tag war Johanna völlig durch den Wind gewesen. Und nun wusste sie auch warum. Endtäuschung breitete sich in ihr aus. Warum hatte sie ihr nichts davon erzählt? Sie hatte sogar nachgefragt, weil Johanna so komisch gewesen war, doch die kleine Blondine hatte die Fragen nur ab geblockt und gesagt, sie müsse noch arbeiten.
"Ich muss nach Hause." Sie gab ihm einen Kuss und wandte sich ihren Sachen zu, die auf dem Boden verteilt herum lagen.
"Was ist mit Johanna und diesem Typ?"
"Das kann ich dir nicht sagen. Tut mir Leid. Wenn Johanna es dir erklärt, ist es in Ordnung, aber ich habe versprochen es niemanden zu erzählen." Johanna würde sie umbringen, wenn sie jemals auch nur ein sterbenswörtchen über damals verlieren würde. Sie hatte es schwören müssen.
Als Katharina in Johannas Zimmer stürmte, saß diese gerade an ihrer Nähmaschine und sah erschrocken auf.
"Gott hast du mich erschreckt! Was ist denn los?" Katharina hatte sich noch nicht einmal die Zeit genommen, ihre Jacke und die Schuhe auszuziehen. Etwas völlig untypisches für sie. Und sie war außer Atem.
"Was ist am Donnerstag passiert?" Obwohl sie es zu verbergen versuchte, sah Katharina sofort wie ihre beste Freundin blass wurde.
"Ich weiß nicht was du meinst." Sie stellte sich mit den Händen in die Hüfte gestemmt vor ihre Freundin und sah sie streng an.
"Du weißt sehr wohl, was ich meine. Dominic hat es mir gesagt." Johanna zuckte zusammen und wandte sich wieder ihrer Nähmaschine zu.
"Ich hab einen Bekannten getroffen, mehr war da nicht."
"War es John? Belästigt er dich?" Katharina konnte direkt zusehen, wie sie sich versteifte, als sie diesen Namen hörte. Er war seit damals nie wieder gefallen.
"Er war es nicht. Kann ich jetzt weiter arbeiten?" Hatte sie nun komplett Angst vor Männern? Verhielt sie sich allen gegenüber so? Wenn Katharina ehrlich war, hatte sie Johanna schon seit Ewigkeiten nicht mehr mit einem Mann reden sehen. Es war ihr nicht aufgefallen. Seit sie Dominic kannte, hatte sie nur noch Augen für ihn und vorher war das Geschäft ihr Baby. Sie sank vor Johanna in die Knie und sah zu Boden.
"Was machst du denn? Steh wieder auf."
"Ich bin eine furchtbare Freundin. Ich habe nicht gesehen, dass es dir schlecht geht." Johanna umfasste mit ihren kleinen zarten Händchen Katharinas Gesicht und zwang sie so auf zusehen.
"Ach Süße. Mir geht es nicht schlecht. Weißt du, ich bin nicht aus Zucker. Ich schaff das schon." Plötzlich schoss ihr ein furchtbarer Gedanke durch den Kopf. Litt Johanna, wenn Dominic hier in der Wohnung war?
"Ich möchte jetzt eine ehrliche Antwort von dir: Ist dir Dominics Anwesenheit unangenehm?" "Zuerst schon, aber ich gewöhne mich langsam an ihn. Und denk nicht mal dran, ihm zu verbieten, hier her zu kommen." Katharina fiel ein riesiger Felsbrocken vom Herzen. Plötzlich runzelte Johanna die Stirn.
"Bist du nur deswegen her gekommen? Ich dachte, du übernachtest heute bei Dominic."
"Ich hab mir Sorgen um dich gemacht." Johanna verdrehte die Augen und sah auf ihre Uhr.
"Bleibst du? Dann können wir noch Pizza bestellen und mal wieder einen Fernsehabend machen." Das klang super. Auch wenn Dominic nicht sehr begeistert sein wird.
"Gerne. Ich muss nur noch schnell bei Dominic anrufen. Ich hab ihn vorhin recht überstürzt verlassen." Mit einer großen Erektion, die sie nur all zu deutlich an ihrem Po gespürt hatte. Sie stand auf und ging aus dem Zimmer. Schon auf halbem Weg hatte sie ihr Handy aus der Tasche gefischt. Es zeigte eine ungelesene Nachricht und sie wusste auch genau, von wem.
Kümmre dich gut um Jojo. Sehen wir uns morgen? Ich verschwinde jetzt erst mal unter die Dusche und kümmere mich um meinen kleinen Freund, der heute sträflich vernachlässigt wurde. ;)
Katharina schmunzelte und tippte schnell eine Antwort:
Ich mach es morgen wieder gut. Pass auf, dass du keine Sehnenscheidenentzündung bekommst. Wir machen es uns jetzt auf der Couch bequem und essen Pizza. Küsse
Ihr wurde ganz warm bei dem Gedanken, dass er eben in diesen Moment unter der Dusche stand und sich selbst befriedigte. Das würde sie zu gerne sehen. Vielleicht sollte sie ihn das nächste Mal darum bitten, es vor ihren Augen zu tun. Dominic war zum Glück nicht so verklemmt wie viele andere Männer, mit denen sie mal zusammen gewesen war. Und er hatte es nicht nur darauf abgesehen, sie ins Bett zu bekommen. Ganz im Gegenteil. Er schien es zu genießen, mit ihr Zeit zu verbringen und sie zu necken.
Und er fasste sie gern an. Nicht an den entscheidenden Stellen, sondern an völlig untypischen Stellen. Am Oberarm, am Handgelenk, am Rücken. Und ihre Haare schienen es ihm besonders angetan zu haben. Bei jeder Gelegenheit fuhr er mit gespreizten Fingern hindurch und schloss dabei genüsslich die Augen. Und der Sex war einfach großartig. Er stürzte sich nicht gleich auf ihre Muschi, sondern küsste und liebkoste erst ihren ganzen Körper, verwöhnte sie von Kopf bis Fuß und sie hatte schon mehr als einmal um seinen Schwanz gebettelt.
"Wo bist du schon wieder mit deinen Gedanken?" Johanna stand grinsend vor ihr und hielt ihr das Telefon zusammen mit dem Bestellzettel hin.
"Unter der Dusche." Es war ihr plötzlich heraus gerutscht und sie sah entschuldigend zu ihrer Freundin. Sie erzählte sonst nie von ihren Liebschaften oder One-Night-Stands. Einfach nur aus dem Grund, dass sie Johanna nicht weh tun wollte.
"Wie überstürzt hast du Dominic eigentlich verlassen?" Katharina zuckte lapidar mit den Schultern. Wenn Johanna es unbedingt wissen wollte.
"Mitten im Vorspiel. Wobei Vorspiel bei ihm ein zeitlich sehr dehnbarer Begriff ist." Die anfängliche Blässe auf Johannas Gesicht wich einem überaus reizenden rosa.
"Ich nehme eine Vier-Jahreszeiten-Pizza." Damit verschwand sie im Wohnzimmer.