Zwölf
Marie saß am Tisch und beobachtete den Herd mit halb geschlossenen Augen. In einem großen Topf kochte etwas, das verführerisch nach Basilikum und Tomaten roch. Mein Magen knurrte. Ich musste schleunigst etwas essen.
Mia und Emma, Maries zweijährige Tochter, saßen neben ihr auf dem Boden und spielten mit ihren Puppen. Als Kind hatte ich nie besonders gern mit Puppen gespielt, obwohl Mom alles Mögliche versucht hatte, um mich dafür zu begeistern. Mir waren Spielzeugpistolen und Matchboxautos immer lieber gewesen als Barbie und Ken.
Mia hob den Kopf. Als sie mich sah, ließ sie die Puppen fallen und sprang auf. Sie rannte auf mich zu und warf sich so stürmisch auf mich, dass sich ihr kleiner Kopf schmerzhaft in meinen Bauch bohrte. Ich umarmte sie und rang gleichzeitig nach Luft.
»Du bist wieder da! Du bist wieder da!«, kreischte sie.
Ich ging in die Hocke, damit wir auf Augenhöhe waren. Lächelnd strich ich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Ja, ich bin wieder da.«
»Wie geht’s Daddy? Wo ist er?« Sie sah an mir vorbei, als würde sich Dad irgendwo hinter mir verstecken.
»Mom und Dad sind im Haus nebenan. Du weißt ja, wie die Erwachsenen sind. Sie wollen wie Erwachsene miteinander reden.« Ich verdrehte dramatisch die Augen.
»Oh.« Mia rümpfte die Nase. Anscheinend hatte sie mir das abgekauft, obwohl ich eine ziemlich schlechte Lügnerin war. Emma sah mich aus großen, neugierigen Augen an. Ihr blondes Haar war kurz und wuschelig. Sie sah fast wie ein kleiner Junge aus – ein süßer kleiner Junge. Ich richtete mich auf. Mia nahm meine Hand, als hätte sie Angst, dass ich mich jeden Moment in Luft auflösen könnte. Ich zog einen Stuhl zu mir herüber und ließ mich darauf fallen. Meine Füße waren schwer wie Beton. Zu schwer, um sie auch nur ein bisschen vom Boden zu heben.
Joshua lächelte mich an. Ein Lächeln, das sich nicht in seinen Augen widerspiegelte. Ich fragte mich, was wohl in ihm vorging.
Marie stellte den großen Topf auf den Tisch. Abendessen. Ich stützte mich auf die Ellbogen und spähte hinein. Tomaten, rote Paprika, Zwiebeln und etwas, das fast wie Hühnchen oder Schweinefleisch aussah.
Ich warf Marie einen Blick zu. »Ist das Hühnchen?«
Joshua antwortete, bevor sie etwas sagen konnte. »Wir haben ein paar Hühner und drei Kühe hinter dem Haus.«
Vor 912 Tagen hatte ich zum letzten Mal Hühnchen gegessen.
»Wenn du willst, kann ich dich morgen ein bisschen rumführen.« Joshua füllte seinen Teller und sah mich an.
»K … klar«, stammelte ich und musste plötzlich an den Kuss denken, den ich auf seine Wange gedrückt hatte. Marie sah uns an und grinste. Ich senkte den Kopf und schaufelte mir ebenfalls den Teller voll.
Joshua erzählte Marie von unseren »Abenteuern«, wie er es nannte. Er redete leise, damit Emma und Mia nichts mitbekamen. Seine Geschichte machte ja sogar mir Angst, wie musste sie dann erst auf die Kinder wirken? Ich war nicht besonders begeistert davon, das alles noch mal zu hören, aber ich unterbrach ihn nicht. Vielleicht fühlte er sich ja besser, wenn er sich alles von der Seele redete.
Mia und Emma schienen gut miteinander auszukommen, obwohl sie vier Jahre auseinander waren. Nachdem sich jahrelang nur Bobby oder ich um Mia gekümmert hatten, war sie wahrscheinlich überglücklich, eine neue Spielkameradin zu haben.
»Hat Mia schon gegessen?«, fragte ich. Mein Teller war so gut wie leer, und jetzt hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht früher an meine Schwester gedacht hatte.
Marie nickte und gähnte. »Wir haben schon gegessen, bevor ihr gekommen seid. Wir wussten nicht, wann ihr zurückkommt, also haben wir nicht auf euch gewartet.« Sie schüttelte den Kopf, um nicht einzuschlafen. »Ich muss dringend ins Bett. Es ist ja schon dunkel.« Sie hob ihre laut protestierende Tochter vom Boden auf.
»Gute Nacht«, rief ich ihnen hinterher.
Marie winkte mir zu, als sie den Raum verließen. Mia kam zu mir herüber, schlang die Arme um meine Taille und vergrub ihr Gesicht in meinem Bauch. Joshua hatte den Kopf auf die verschränkten Hände gelegt und die Augen geschlossen. Wir waren alle todmüde und mussten schlafen, obwohl ich nicht gerade begeistert war, wenn ich an die bevorstehenden Albträume dachte.
Mia war sofort eingenickt und lag wie ein nasser Sack über meinem Schoß. Ich stieß sie an, und sie öffnete ein klein wenig die Augen. »Ich kann dich nicht nach oben tragen.« Meine lädierten Füße konnten ja kaum meinem eigenen Gewicht standhalten – und schon gar keiner zusätzlichen Last. Sie löste sich von mir, stand auf und rieb sich mit ihren kleinen Fäusten die Augen. Joshua schlief tief und fest. Er atmete gleichmäßig und sah sehr friedlich aus. Er war so süß, und plötzlich wurde mir klar, dass ich ihn noch mal küssen wollte.
Dann spürte ich, wie ich rot wurde. Es fühlte sich ziemlich seltsam an, wieder Interesse an einem Jungen zu zeigen. Ich betrachtete sein friedliches Gesicht noch einen Augenblick, entschloss mich aber, ihn nicht zu wecken. Jede Minute Schlaf ohne Albträume war kostbar.
Ich stand auf und versuchte, den Stuhl möglichst lautlos nach hinten zu schieben. Mia nahm meine Hand und schmiegte sich an mich. Seit meiner Rückkehr war sie noch viel anhänglicher.
Ich führte sie die Treppe hinauf. »Wo hast du letzte Nacht geschlafen?« Ich versuchte, so leise wie möglich zu sprechen.
»In Mommys Bett, aber jetzt ist sie ja nicht da. Darf ich bei dir schlafen?« Sie sah mich mit großen Hundeaugen an und schob die Unterlippe vor. Ich musste lachen.
»Okay, aber bald musst du alleine schlafen. Du bist doch schon ein großes Mädchen.« Sie nickte mit einem schmalen Lächeln und folgte mir auf mein Zimmer. Dort kroch sie sofort in mein Bett.
Meine Haut klebte vor Schweiß, aber ich war zu müde, um zu duschen. Ich kuschelte mich neben Mias warmen Körper und hielt sie fest, während sie langsam in den Schlaf sank.
Der nächste Morgen kam viel zu schnell. Ich starrte mein Spiegelbild an. Seit ich geduscht, Zähne geputzt und sogar meine Haare gekämmt hatte, fühlte ich mich besser. Trotzdem sah ich immer noch fürchterlich aus. Ich war blass und hatte einen blauen Bluterguss an der Schläfe, der zwar schlimm aussah, aber nicht besonders wehtat. Vielleicht lenkten mich auch die Schmerzen in meinen anderen Körperteilen davon ab. Der Zustand meiner Füße hatte sich verschlimmert, und meinem Kopf ging es auch nicht besonders. Ich konnte nicht aufhören, die Nähte darauf zu betasten. Es war eine harte Nacht gewesen. Meine Albträume hatten sogar Mia geweckt. Zum Glück wusste sie nicht, wovon ich geträumt hatte.
Ich konnte es kaum abwarten, nach Dad zu sehen. Vielleicht war er inzwischen aufgewacht und ich konnte mit ihm reden.
Dann wandte ich mich wieder meinem Spiegelbild zu. Die Klamotten, die ich heute Morgen auf dem Schreibtisch in meinem Zimmer gefunden hatte, passten wie angegossen. Ein einfaches T-Shirt und Jeans, nichts Besonderes. Ich hätte gerne etwas Schöneres angezogen, aber ich durfte nicht wählerisch sein.
Zumindest glänzte mein Haar wieder. Beim Gedanken daran musste ich lachen. Es tat gut, sich durch solche dummen Dinge abzulenken – selbst wenn es nur ein paar Minuten waren, in denen ich nicht über menschenfressende Weepers nachdenken musste.
Vor 69 Tagen hatte ich zum letzten Mal unbeschwert gelacht.
Einen Augenblick lang fühlte ich mich wie ein ganz normaler Teenager. Dann holte mich der stechende Schmerz in meinem rechten Fuß in die Realität zurück.
Mia hatte sich in die Kissen gekuschelt und schlief immer noch tief und fest. Die Sonne war gerade aufgegangen. Ich wollte sie nicht wecken, also schloss ich leise die Tür und ging nach unten.
Mom saß mit Karen und Larry am Küchentisch und trank eine Tasse Kaffee. Sie sah auf. »Guten Morgen.«
»Morgen.« Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen und bereitete mich auf eine schlechte Nachricht vor. »Wie geht’s Dad?«
Moms Lächeln verschwand. »Er war heute Nacht ein paar Stunden lang wach. Jetzt ist er wieder eingeschlafen. Aber er sieht schon besser aus.«
»Kann ich ihn sehen?«
»Später vielleicht. Gerade sind Geoffrey und Bobby bei ihm. Sie sagen uns Bescheid, falls er aufwacht. Er muss sich ausruhen«, sagte Karen. Sie wirkte ebenfalls ziemlich ausgelaugt.
»Sogar deine Großmutter hat ihn kurz besucht.« Mom nahm einen weiteren Schluck Kaffee. »Dafür hat sie sogar deinen Großvater alleingelassen. Zum ersten Mal.«
Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn. Grandma hatte ich ja völlig vergessen. »Wo ist sie? Ich hab sie noch gar nicht gesehen.«
»Sie ist bei deinem Großvater in einem der Cottages«, sagte Larry.
Ich runzelte die Stirn. »Habt ihr ihn wieder eingefroren?«
Larry spuckte einen Schluck Kaffee aus und fing heftig an zu husten. Karen klopfte ihm auf den Rücken. Auch sie musste sich das Lachen verkneifen.
Mom seufzte. »Nein, wir haben ihn nicht wieder eingefroren.«
»Wir haben auch gar keine Kühltruhe, in die er reinpassen würde.« Larry sah mich verlegen an.
»Aber … wird er denn nicht verwesen?«, fragte ich. Allein bei dem Gedanken daran wurde mir ganz anders.
»Doch, leider schon.« Karen zuckte mit den Achseln. Die Vorstellung, dass im Cottage nebenan eine verwesende Leiche lag, schien sie nicht groß zu beunruhigen.
Mom stellte die Tasse ab. »Wir werden ihn heute Morgen begraben. Er fängt schon an zu stinken. Das ist die einzige Möglichkeit, egal, was deine Grandma sagt.«
Ich nahm mir eine Tasse und gab ein paar Löffel Instantkaffeepulver hinein. Ich hatte noch nie vorher Kaffee getrunken – der Duft hatte mich immer abgeschreckt –, aber jetzt war wohl der richtige Zeitpunkt, um damit anzufangen. Ich nahm einen Schluck von dem heißen Gebräu. Es war so bitter, dass ich eine Grimasse schnitt. Ich versuchte, nicht an tote Menschen zu denken.
»Schläft Mia noch?«, fragte Mom und beobachtete, wie der Kaffee in ihrer Tasse hin und her schwappte, als sie sie leicht kippte.
»Ja. Sie war ziemlich müde.«
»Gut. Dann fangen wir gleich an, damit sie nichts mitbekommt.«
»Jetzt?« Ich sah sie verwundert an. »Aber wir müssen doch erst ein Grab ausheben.« Mit meinen wunden Füßen riss ich mich nicht gerade um diese Aufgabe.
Mom stand auf. »Das haben Tyler und Geoffrey schon vor ein paar Stunden erledigt.«
»Dann hole ich mal die anderen«, sagte Larry. Ich beobachtete ihn, wie er aus der Küche humpelte.
Karen, Mom und ich gingen zum kleinen Cottage hinüber, in dem Grandma über Grandpa wachte. Ich hielt mir die Nase zu und atmete durch den Mund. Einen Augenblick lang glaubte ich, dass ich den Kaffee wieder von mir geben müsste, aber er blieb, wo er war.
Karen schien ziemlich unbeeindruckt. Wenn man jahrelang als Krankenschwester gearbeitet hat, machte einem der Gestank wahrscheinlich irgendwann nichts mehr aus. Ich würde mich wohl nie daran gewöhnen. Ich folgte Mom und Karen ins Hinterzimmer, das mit einem Bett und einem Schaukelstuhl ziemlich spartanisch möbliert war.
Grandma saß auf dem Stuhl und starrte den toten Grandpa auf dem Fußboden an. Die Monate in der Kühltruhe und die Zeit, die er hier gelegen hatte, hatten ihre Spuren hinterlassen. Er war zum Großteil in das Laken gewickelt, doch irgendjemand hatte es von seinem Gesicht zurückgeschlagen. Wahrscheinlich Grandma.
Ich musste wegsehen. Mit aufeinandergepressten Lippen lehnte ich mich gegen den Türrahmen. In dieses Zimmer würde ich keinen Fuß setzen. Ein Schritt weiter, und alle Willenskraft würde mich nicht davon abhalten können, mich zu übergeben.
Grandma sah auf. Ihr Gesicht war völlig ausdruckslos.
»Es ist Zeit, Edgar zu begraben«, sagte Mom sanft. Grandma starrte sie mit leeren Augen an, als wüsste sie nicht, wovon Mom redete. Hoffentlich musste ich nicht dabei helfen, Grandpas Leiche hinauszutragen. Das würde kein gutes Ende nehmen.
Jemand tippte mich auf den Arm. Ich drehte mich um. Joshua hatte aufgrund des Gestanks das Gesicht verzogen.
»Wir tragen deinen Großvater nach draußen«, sagte er mit aufeinandergebissenen Zähnen. Er atmete ebenfalls durch den Mund.
Wir? Ich linste an ihm vorbei und war überrascht, dass Tyler hinter ihm stand. Den hatte ich seit gestern Morgen nicht mehr gesehen. Normalerweise blieb er für sich. Vielleicht war er einfach nur schüchtern.
Ich trat zurück, damit die Jungs das Zimmer betreten konnten. Sie hatten eine Trage dabei, auf die sie Grandpa legten. Ich stellte mich in den Flur, um ihnen Platz zu machen, als sie ihn aus dem Haus trugen. Grandma, Mom, Karen und ich folgten ihnen in ein paar Schritten Entfernung. Wir gingen in einen großen Garten, von wo aus man über die Weinberge blicken konnte. Nur die mit Efeuranken überwachsene Steinmauer blockierte die Aussicht.
Bobby und Larry gingen zu einem kleinen Tor in der Mauer und öffneten sie für Tyler und Joshua. Nach ein paar Minuten hatten wir eine Wiese erreicht. Unter einer großen Eiche stand ein Dutzend kleiner Kreuze. In einige davon waren Namen geritzt.
Ein Friedhof.
Beim Gedanken an die Leute, die in Safe-haven gestorben waren, erschauderte ich. Was, wenn Dad auch hier enden würde?
Wir versammelten uns um ein Loch in der Erde. Die drei Kühe, von denen mir Joshua erzählt hatte, grasten im Hintergrund. Sie hoben die Köpfe und beobachteten gleichgültig unsere kleine Versammlung. Dabei kauten sie geduldig. Ein seltsamer Anblick bei einem Begräbnis. Niemand von uns war angemessen gekleidet, aber wenn man jeden Tag ums Überleben kämpfen muss, schert man sich nicht um solche Dinge. Joshua hatte recht – Manieren und die guten Sitten waren inzwischen völlig unwichtig.
Marie und Geoffrey fehlten – irgendjemand musste ja auf Dad, Mia und Emma aufpassen.
Dad würde sich sicher aufregen, weil er Grandpas Beerdigung verpasste. Wenn er überlebt.
Ich verdrängte diesen Gedanken. Dad würde Grandpas Schicksal nicht teilen. Er würde es schaffen.
Dann spürte ich ein Kribbeln, als würde mich jemand beobachten. Ich bekam eine Gänsehaut. Die Weinberge sahen unverändert aus. Aber es war ja nicht schwer, sich zwischen den Rebstöcken zu verstecken. Ob die Weepers uns gefolgt waren? Oder war da noch etwas anderes?
Ich wandte mich von den Weinblättern ab, die sich im Wind wiegten, und den dunklen Wolken, die ihre Schatten auf sie warfen.
Tyler und Joshua mühten sich damit ab, Grandpa in das Grab zu senken und ihn dabei nicht fallen zu lassen. Er hatte noch nicht mal einen Sarg. Mom legte ihre Arme um Grandma, als sie anfingen, Erde auf die Leiche zu schaufeln. Larry sprach ein paar Worte, die ich kaum mitbekam. Ich starrte auf das Grab und fragte mich, warum ich nicht weinte. Ich war noch nie auf einer Beerdigung gewesen. Sollten die Familienmitglieder dabei nicht in Tränen ausbrechen?
Ich war jedenfalls nicht besonders traurig. Seit Grandpas Tod waren viele Monate vergangen. Ich hatte ihm bereits Lebewohl gesagt, als Dad ihn in die Kühltruhe gelegt hatte. Damals hatte ich geweint, doch jetzt spürte ich nur eine große Leere in mir. Das machte mir Sorgen. Ob ich langsam abstumpfte?
Ich beobachtete die anderen. Niemand weinte, nicht mal Grandma.
Tyler warf die letzte Schaufel Erde auf das Grab und trat einen Schritt zurück. Larry hatte schon lange aufgehört zu reden, und wir schwiegen. Der Wind wurde stärker, zerzauste mein Haar und ließ mich frösteln, weil ich nur das T-Shirt anhatte. Langsam entfernten sich alle vom Grab, bis nur meine Familie zurückblieb. Dann führte Mom Grandma zum Cottage. Bobby folgte ihnen. Ich blieb noch einen Augenblick zurück, als ich plötzlich ein vertrautes Summen hörte. Ich sah zum Himmel auf und bemerkte einen schwarzen Punkt, der immer kleiner wurde. Schon wieder? Jetzt war ich wirklich davon überzeugt, dass ich verfolgt wurde. Was zum Teufel war das nur?
Ich ließ meinen Blick über die mit Rebstöcken überwachsenen Hügel schweifen, aber davon erhielt ich auch keine Antwort. Da bemerkte ich eine Bewegung in der Entfernung. Weepers? Blanke Angst packte mich.
Ich kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Aber da war nichts. Erst der schwarze Punkt, dann diese seltsame Bewegung. Hatte ich jetzt schon Halluzinationen? Das war kein gutes Zeichen. Ganz und gar nicht.
Ich drehte mich um und zuckte zusammen, als ich Joshua bemerkte. Er saß auf der Mauer und beobachtete mich. Ich rieb mir die Arme, um mich aufzuwärmen, und ging zu ihm hinüber. Wenn er nichts bemerkt hatte, dann war da auch definitiv nichts gewesen.
Er sprang von der Mauer und landete geschickt auf den Füßen. Ich hätte mir bei einem solchen Sprung glatt die Beine gebrochen.
Dann kam er mit den Händen in den Hosentaschen auf mich zu. Sein blondes Haar war völlig zerzaust. Er blieb vor mir stehen. Sein Blick huschte über das frische Grab.
»Ich wünschte, ich hätte meine Mutter so begraben können.«
Ich blinzelte ihn an und wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. »Was ist mit ihr passiert?«