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Als ich erwachte, war es halb zwölf, das Frühstück vermutlich längst abgeräumt, vor den Fenstern tirilierten Vögel, draußen fuhr leise ein schwerer Wagen vor und kurze Zeit später wieder weg. Theresa, dieses herrliche und ganz und gar unanständige Weib, war nicht ansprechbar und verschwand murmelnd noch weiter unter ihrer Decke, als ich versuchte, sie aus dem Schlaf zu kitzeln.

Ich kann, wenn ich einmal wach bin, nicht lange untätig herumliegen. So schlich ich ins Bad, kleidete mich leise an und ging hinunter. In der Nähe schlug eine Dorfkirche gemächlich zwölf. Das Wetter passte zu meiner Stimmung. Die Sonne war wärmer als erwartet, es war völlig windstill, in den Bäumen versuchten Vögel, sich gegenseitig davon zu überzeugen, dass nun wirklich der Frühling gekommen sei. Nur im Schatten merkte man, dass wir immer noch Winter hatten.

Spazieren gehen ohne Theresa war langweilig. Nach kaum zehn Minuten beschloss ich, hinaufzugehen und sie mit etwas mehr Nachdruck zu wecken. Als ich an der Rezeption vorbeikam, war diese verwaist. In der Ferne hörte ich Stimmen, die vermutlich aus der Küche kamen, wo es klapperte und schepperte.

Ein Polizist ist immer Polizist, hatte schon Vera oft geseufzt.

Mit unschuldiger Miene schlenderte ich hinter den Tresen, als wollte ich meinen Schlüssel vom Brett nehmen, den ich in der Tasche trug. Früher wäre es einfacher gewesen. Da hätte ein dickes Buch auf dem Tisch gelegen, in dem man nur ein paar Monate zurückblättern musste, um zu finden, was man suchte. Aber heute gab es kein Buch mehr. Stattdessen summte ein Computer, und auf dem dazugehörigen Bildschirm schwammen bunte Fische herum. Als ich versuchshalber eine Taste drückte, wechselte der Bildschirm die Farbe und verlangte ein Passwort von mir. Gerade noch rechtzeitig kam ich wieder vor den Tresen, als ich Schritte hörte.

Es war dieselbe Frau, die mich am Donnerstag hatte abblitzen lassen. Fröhlich fragte sie, ob ich und die Frau Gemahlin gut geschlafen hätten, was ich bejahte, wollte wissen, ob sie etwas für mich tun könne. Dabei sah sie an mir vorbei und nickte jemandem freundlich zu, der eben den Raum betrat.

Ein teuer gekleidetes Paar in den Sechzigern bekam einen Schlüssel ausgehändigt. Dann waren wir wieder allein. Selbstverständlich wusste sie, was sie für mich tun konnte, weshalb ich hier stand. Nachdenklich, aber nicht unfreundlich sah sie mich an. Als Gast genoss ich offenbar mehr Vertrauen denn als Kripobeamter.

»Sören Kriegel hat der Mann geheißen, nicht wahr?« Sie senkte die Stimme. »Vor ein paar Tagen hat nämlich schon mal jemand angerufen deswegen. Eine Frau.«

»Seine Witwe vermutlich.«

Sie nickte ernst. »Er hat einen Unfall gehabt?«

»In derselben Nacht. Wenn er tatsächlich hier ein Zimmer gebucht hatte, dann muss er irgendwann nach Mitternacht abgereist sein.«

»Um die Zeit ist die Rezeption nicht mehr besetzt«, sagte sie in einem Ton, als müsste sie ihr Haus verteidigen. Wieder sah sie an mir vorbei. Ich fürchtete schon, sie würde wieder ihren Chef mit der Adlernase bemühen, da gab sie sich einen Ruck. Sie setzte ihre Goldrandbrille auf und begann wortlos auf der Tastatur zu tippen. Schweigend drehte sie den Monitor so, dass ich ihn sehen konnte. Sören Kriegel war am Abend des fünften Juli angereist und hatte das Zimmer sofort bar bezahlt. Nummer zwanzig. Ein Doppelzimmer. Na also.

Sie blinzelte mir zu. »Ich habe Ihnen nichts gesagt, okay?«

»Sie waren ja gar nicht hier. Ich habe es ganz zufällig gesehen, im Vorbeigehen. Hat er das Zimmer allein bewohnt?«

»Gebucht war jedenfalls sonst niemand für die Zwanzig.« Sie drehte den Monitor wieder in die alte Richtung. »Aber sie kann natürlich auch in einem anderen Zimmer übernachtet haben. Das machen manche so. Wenn sie zwei Rechnungen brauchen, zum Beispiel.«

»Sie haben nicht zufällig eine Liste der Gäste jener Nacht herumliegen, die sie nicht mehr brauchen?«

Diesmal war ich offensichtlich zu weit gegangen. Angestrengt sah sie auf den Bildschirm. »Zweiundfünfzig Gäste waren im Haus damals. Kein Wunder, dass es ein Unglück gegeben hat.«

Ich sah sie verständnislos an.

»Vier mal dreizehn. Ist Ihnen das nicht aufgefallen?«

Da sie ernst blieb, verkniff ich mir das Lachen. »Mich würde wirklich interessieren, ob er in Begleitung war.«

»Das habe ich schon verstanden.« Unschlüssig schob sie die Maus herum. »Es ist irgendwie komisch. Zimmer einundzwanzig war belegt, der Name steht hier aber nicht. Aber eines wird Sie vielleicht interessieren: Zwischen den beiden Zimmern gibt es eine Verbindungstür. Und wenn die Gäste es wünschen, dann bekommen sie den Schlüssel dazu.«

»Und? Hat Herr Kriegel den Schlüssel verlangt?«

»Das wird nicht notiert.«

Wieder sah sie an mir vorbei und begrüßte jemanden mit ihrem Lächeln. Dieser Jemand trat hinter mich und schlang zwei heiße Arme um meinen Hals.

»Guten Morgen, Verruchter.« Theresas Zungenspitze fuhr in mein Ohr. »Was tust du hier?«

»Och.« Ich wandte mich um und gab ihr einen ordentlichen Guten-Morgen-Kuss. »Nichts.«

Theresa ging auf Abstand. »Wenn ein Mann sagt, er würde ›nichts‹ tun, dann hat man als Frau Grund, sich Gedanken zu machen. Du hast doch nicht etwa Geheimnisse vor mir?«

»Ich möchte an die frische Luft«, sagte sie, als ich schwieg. »Und außerdem bin ich hungrig wie eine Wölfin.«

Ich erzählte ihr von Sören Kriegel, von seiner verzweifelten Witwe, seinem kleinen Sohn.

»Ich hatte gedacht, du verbringst das Wochenende mit mir und nicht mit deiner Arbeit«, waren ihre letzten Worte in dieser Angelegenheit.

Wir beschlossen, ins Dorf hinunterzugehen und dort eine Kleinigkeit zu essen. Arm in Arm schlenderten wir die schmale, mittäglich stille Straße entlang. Es roch gerade so stark nach Landwirtschaft, dass es noch angenehm war. Nicht weit von uns floss der Neckar träge durch feuchte Wiesen. Hinter einem Tor muhte eine Kuh. Ein tief im Wasser liegender Frachtkahn brummte flussaufwärts. Irgendwo in der Ferne tuckerte ein Traktor. Das Leben war schön. Die Sonne hörte nicht auf zu scheinen.

Den größten Teil des Nachmittags verbrachten wir im Bett. Aber zu mehr als trägen, nachdenklichen Zärtlichkeiten reichte unsere Kraft nicht mehr. Hin und wieder übermannte mich mein schlechtes Gewissen wegen meiner Töchter. Ich begann, mir Sorgen zu machen, weil ich so gar nichts von ihnen hörte. Als Theresa im Bad war, rief ich zu Hause an. Aber niemand nahm ab. Sollte ich es über eines der Handys versuchen? Ich ließ es bleiben. Am Ende hätte ich sie doch noch erreicht und mich über irgendetwas aufregen müssen.

Da es zum Abendessen noch zu früh war, machten wir einen Spaziergang über die Felder. Nicht weit von uns leuchteten auf einem Hügelkamm die stolzen Türme von Bad Wimpfen in der Abendsonne.

Theresa machte sich um meine Bildung verdient. Schließlich wollte sie nicht umsonst Geschichte studiert haben. »Wimpfen ist eine alte staufische Kaiserpfalz, Gründung um 1200 durch Kaiser Barbarossa höchstpersönlich. Die Reste des Hohenstaufenpalasts sind eines der interessantesten Beispiele romanischer Baukunst, die wir heute überhaupt noch haben. Vor allem das Steinhaus ist architekturgeschichtlich wirklich bemerkenswert. Das musst du dir unbedingt ansehen!«

Ich erfuhr, dass Kaiserpfalzen immer von einem Ring von Schutzburgen umgeben waren, dass Wimpfen schon hundert Jahre nach der Gründung freie Reichsstadt wurde und dass 1622 eine der größten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges hier getobt hatte.

»Vielleicht genau hier, wo wir jetzt gehen!« Theresa schien die Vorstellung, über menschliche Gebeine zu spazieren, aufregend zu finden. Mich dagegen hatten alte Geschichten schon immer gelangweilt. Selbst, wenn sie von Leichen handelten. Vielleicht, weil ich in meinem Beruf genug mit aufregenden Geschichten und Toten zu tun hatte.

»Wenn du Lust hast, dann können wir uns die Stadt ja morgen ansehen«, schlug ich vor. »Ich glaube, es gibt sogar ein Schiffchen, mit dem man hinfahren kann.«

Theresa fand das eine wunderbare Idee und verlor urplötzlich den Spaß am Geschichtsunterricht, weil ihr kalt wurde. Ich nahm sie in den Arm, um sie zu wärmen, und wir beschlossen, zum Hotel zurückzukehren und einen Tee zu nehmen. Zu diesem Zweck musste sich die Gnädigste, die sich eben erst umständlich angekleidet hatte, natürlich umziehen. Mit den Händen in den Taschen wartete ich vor dem Hoteleingang und beobachtete das Hereinbrechen der Dämmerung. Sachte wechselte die Farbe der Wolkenschleier im Westen von Weiß über Rosa zu Lila und schließlich Dunkelblau. Bis auf leise, heimelige Geräusche aus der Küche und das entfernte Summen irgendeines landwirtschaftlichen Geräts war es ganz still. Selbst die Vögel hatten Feierabend gemacht. Im Süden, nicht weit über dem Horizont, war schon der erste Stern zu sehen. Der Abendstern, war das die Venus oder der Mars? Dass ein Stern so schön sein kann.

Dies war einer jener heiligen Momente in meinem Leben, in denen ich vollkommen glücklich war.

Jemand trat so leise neben mich, als wollte er meine Andacht nicht stören. Es war die junge Frau von der Rezeption. Sie zündete sich eine Zigarette an und nickte mir zu. Wir schienen uns inzwischen schon so gut zu kennen, dass Förmlichkeiten nicht mehr nötig waren. Ich gehörte zur Familie, und genau so fühlte ich mich auch. Die Lichter im Park gingen an. Die Kirchturmuhr schlug fünf. Plötzlich war die Luft feucht, und ich spürte, wie kühl es geworden war.

»Nicht viel los zurzeit?«, fragte ich lächelnd.

Die Frau neben mir sah hinaus in den Park, der im letzten Licht allmählich seine Farben verlor. »Bald wird es mehr. Wenn der Frühling kommt.«

Ein dunkler Jaguar fuhr vor, das alte Paar, das ich am Mittag schon gesehen hatte, mochte von einem Ausflug zurückkommen. Wir traten zur Seite, um sie einzulassen. Die Hotelangestellte ging mit hinein, um ihnen den Schlüssel auszuhändigen. Dann kam sie zurück und nahm ihre Zigarette wieder auf, die sie auf einem Mauervorsprung abgelegt hatte.

»Was ist das für eine Geschichte mit diesem Herrn Kriegel?«, fragte sie leise.

»Ich weiß kaum mehr als Sie. Er hat hier ein Zimmer gehabt, ist aber irgendwann nach Mitternacht aufgebrochen und auf der Bundesstraße hinter Mosbach von der Straße abgekommen.«

»Einfach so?«

»Ich weiß es nicht. Es hat ziemlich geregnet, er ist vermutlich zu schnell gefahren. Vielleicht war er übermüdet. Betrunken war er nicht, so viel steht immerhin fest.«

»Und warum interessiert sich die Kriminalpolizei dafür? Wenn es doch ein Verkehrsunfall war?«

Sie nahm einen tiefen Zug und behielt den Rauch lange in der Lunge. Ein Steinchen ihres Ohrschmucks glitzerte im Licht, das von hinten durch die offenen Türen auf sie fiel.

Ich erzählte ihr von Vanessa Kriegel und ihrer Sorge, ihr Mann könnte sie in den letzten Stunden seines Lebens betrogen haben. Meine Zuhörerin nickte einige Male, als könnte sie sich gut in die Situation der unglücklichen Witwe hineinversetzen.

»Wollen Sie ihr eine ehrliche Antwort geben, oder möchten Sie sie bloß beruhigen?«

»Am liebsten wäre mir eine ehrliche Antwort, die sie beruhigt.«

Wieder nickte sie ernst. »Ich hab vorhin mal im Computer nachgeguckt. Es waren damals drei Damen im passenden Alter und ohne Begleitung im Haus.«

»Hat eine davon das Nachbarzimmer bewohnt?«

Sie warf das Haar zurück. »Irgendwas muss an dem Abend schief gegangen sein beim Einchecken. Manche Einträge im PC sind nicht vollständig. Bei vielen fehlt die Zimmernummer, bei manchen Zimmern fehlt der Name.«

Mir kam eine Idee: »Hat eine der Damen ebenfalls gleich bei der Ankunft bar bezahlt?«

Sie trat ihre Zigarette aus und kickte den Stummel ins Gebüsch. »Auch das ist nicht eingetragen. Ich weiß nicht, was da los war. So eine Unordnung haben wir sonst nie.«

Eine Weile schwiegen wir. Langsam wurde mir kalt.

»Was werden Sie der Frau jetzt erzählen?«

»Vielleicht nur den beruhigenden Teil der Wahrheit. Dass ihr Mann hier ein Zimmer hatte und dass er es allein bewohnt hat.«

Wir gingen hinein. Sie trat hinter ihren matt schimmernden Tresen und winkte mir ganz unprofessionell freundlich lächelnd zu. Plötzlich wurde ihr Blick starr, als wäre ihr etwas eingefallen.

»Moment!« Sie ging in die Hocke und suchte etwas. »Vielleicht haben wir Glück.«

Als sie wieder hochkam, legte sie einen schmalen Ordner auf den Tisch, blätterte, der schlanke Zeigefinger mit perfekt gepflegtem Nagel fuhr eilig über eine Liste. »Bingo!«

Sie klappte den Ordner wieder zu und sah triumphierend auf.

»In der Nacht hat Lorenzo Dienst gehabt. Wenn einer weiß, was damals los war, dann er. Lorenzo hat ein Gedächtnis wie ein Elefant.«

»Könnte ich den Herrn sprechen? Ist er im Haus?«

»Lorenzo ist Ende des Jahres in Rente gegangen. Dabei war er noch gar nicht so alt, aber die Beine haben es nicht mehr getan. Seither habe ich die Stelle. Und ich glaube, ich kriege auch schon Krampfadern vom ständigen Stehen.«

»Haben Sie vielleicht seine Adresse oder die Telefonnummer?«

Bedauernd hob sie die Schultern. »Ich weiß nur, dass er irgendwo in der Gegend von Heidelberg wohnt. Er soll ein Haus geerbt haben.«

Sie schrieb den Namen auf und reichte mir den Zettel. Horst-Heinrich Lorentz, las ich.

Jemand kam die Treppe herab. Ich steckte den Zettel ein und drehte mich um. Wie immer war es der Auftritt einer Königin. Theresa strahlte auf mich herunter – im vollen Bewusstsein ihrer Attraktivität, ihrer Macht über mich. Nie hatte ich eine Frau getroffen, die es verstand, auf so hinreißende Weise arrogant zu sein wie sie. Oder sollte ich sagen, auf so arrogante Art hinreißend?

 

Das Ende der Idylle begann am Sonntagvormittag, um fünf nach zehn. Das Schiffchen nach Bad Wimpfen fuhr leider nur im Sommer, erfuhren wir an der Rezeption, die heute von einem großen Mann mit kühler Miene bewacht wurde. Das Wetter war immer noch gut, und er meinte, es seien höchstens drei oder vier Kilometer, bequem in einer Stunde zu gehen, und im Restaurant beim Blauen Turm speise man vorzüglich. Zurück könnten wir ja ein Taxi nehmen, falls der Weg doch zu weit sein sollte für die Herrschaften. Theresa fand, drei Kilometer seien keine Entfernung, und freute sich auf die Gelegenheit, meine Kenntnisse in mittelalterlicher Geschichte weiter zu vertiefen.

Arm in Arm zogen wir los.

Nach dem ersten Kilometer stellte Madame fest, dass sie leider die falschen Schuhe gewählt hatte. Fünfhundert Meter weiter wurde der Weg schlecht, und wir mussten am Straßenrand weitergehen. Es stellte sich heraus, dass sie eigentlich gar keine Schuhe dabei hatte, die sich für längere Spaziergänge eigneten. Auf meine – zugegeben vielleicht ein wenig patzige – Frage, warum um Himmels willen sie das nicht gleich gesagt hatte, erhielt ich keine Antwort.

Das schmale Nebensträßchen war alles andere als stark befahren, aber eine Straße entlangzuwandern macht manchen Menschen eben keinen Spaß. Vor allem, wenn sie schlechte Laune haben und ihnen mit jedem Schritt die Füße mehr wehtun. Merkwürdigerweise schien Bad Wimpfen auch kein bisschen näher zu kommen. Vielleicht war die Entfernungsangabe dieses blöden Typs an der Rezeption doch ein wenig zu optimistisch gewesen? Mag sein, dass mir die eine oder andere unpassende Bemerkung herausrutschte, ungefähr bei Kilometer zweikommafünf wurde das Vokabular meiner Göttin ungewohnt derb, sie hatte die erste Blase und definitiv keinen Bock mehr weiterzugehen. Ich hätte sie nicht überreden sollen, die Zähne zusammenzubeißen. Und vielleicht auch nicht in diesem Ton. Kurz vor Kilometer drei begann es auch noch zu nieseln, woran selbstredend ich schuld war. Wer hatte schließlich diese unsäglich dämliche Idee gehabt, zu Fuß eine Stadt zu besuchen, die mindestens zwanzig Kilometer entfernt war, wie jeder halbwegs vernunftbegabte Mensch auf den ersten Blick sehen konnte?

Als ich endlich das Handy zückte, um nach einem Taxi zu telefonieren, sprach Theresa schon nicht mehr mit mir. Und ich auch nicht mit ihr.

Wir reisten früher ab als geplant und schwiegen während der Fahrt vor uns hin. Zum Abschied knallte sie die Wagentür mit beachtlicher Kraft hinter sich zu. Inzwischen regnete es wieder in Strömen.

Die Zwillinge empfingen mich verdächtig wortkarg und in gedrückter Stimmung. Sie schienen Streit zu haben, was selten vorkam, aber es gelang mir nicht herauszufinden, weswegen. Auf meine leutselige Frage, was sie denn so getrieben hatten, murmelten sie nur etwas von »Schwimmbad«.

Immerhin hatte es keine wilden Partys gegeben. Nach dem Zustand der Wohnung und des Kühlschranks zu schließen, hatten keine größeren Horden bei uns übernachtet. Kein Nachbar begehrte mich dringend zu sprechen, nichts musste repariert werden. Zu verdächtig früher Uhrzeit verschwanden meine Mädchen in ihrem Zimmer.