»Parasiten?«, fragte Leia. Die zweite Fessel öffnete sich. »Sie werden sie mit Parasiten infizieren?«
Baltke nickte. »Jeden Augenblick«, sagte er. »Wenn die Killiks ihre Falle erst zuschnappen lassen.«
»Falle?«
»Sie wissen schon«, sagte er. »Haben Sie sich nicht deshalb von dem geborstenen Mond abgewandt?«
Leia riss den Mund auf. »Sie wissen, dass sich dort Killiks verstecken?«
»Wir nahmen es an.« Baltke wirkte nun beinahe stolz. »Wir haben daraufgesetzt, dass sie uns einen Hinterhalt legen.«
»Das verstehe ich nicht.« Leia streckte den Arm zu dem bewusstlosen Soldaten aus und rief seine Charric-Pistole in ihre Hand. »Sie setzten wofür auf einen Hinterhalt der Killiks?«
Ein tiefes Dröhnen drang aus dem Luftschacht hinter Leia, und der gesamte Raum bebte.
»Um einen gewaltigen Sieg über uns davonzutragen«, sagte Baltke.
Nun verstand Leia auch den Rest des Plans. »Und morgen werden alle Nester einen gewaltigen Siegestanz veranstalten.«
»Stimmt«, sagte Baltke. »Die Killiks sind nicht die Einzigen, die dieses Spiel beherrschen.«
»Wie lange?«, fragte Leia. Als Baltke nicht antwortete, fragte sie noch einmal, und diesmal benutzte sie die Macht. »Wie lange?«
»Wir werden noch eine Weile weiterkämpfen müssen«, antwortete Baltke. »Der Parasit wird erst nach einem Jahr tödlich sein.«
»Aber bis dahin wird er sich in der gesamten Kolonie ausgebreitet haben?«
Baltke lächelte. »Sehen Sie? Wir können den Krieg tatsächlich auf unsere Weise gewinnen.«
»Sind Sie verrückt geworden?«, rief Leia. »Sie töten eine gesamte Spezies!«
Sie nutzte die Macht, um ihre Fußfesseln zu lösen. Dann hörte sie, wie sich die Zellentür hinter ihr öffnete. Sie nahm an, der andere Soldat würde mit dem Aufzeichnungsgerät zurückkehren, das Baltke verlangt hatte - oder die Offiziere, die vom Kontrollraum her zusahen, hätten Verstärkung geschickt -, also warf sie sich vom Stuhl und rollte über den Boden. Dann fuhr sie herum, richtete die erbeutete Charric-Pistole aus... und fand sich dem sympathischen Gesicht ihres liebsten Halunken gegenüber.
»Han?«
»Ho - immer mit der Ruhe, Prinzessin!« Han hob die Hände, »ich weiß, ich bin spät dran. Wir mussten uns erst um den Kontrollraum kümmern.«
»Das ist mir egal!«, rief Leia, die sich langsam von ihrem Schock erholte. Sie warf sich in Hans Arme und bemerkte kaum, wie Cakhmaim und Meewalh an ihr vorbeischlüpften, um sich um Baltke und die bewusstlose Wache zu kümmern. Dann hob sie die Arme und berührte die Ohren ihres Mannes. »Sie sind beide noch dran!«
»Schatz, bist du sicher, dass es dir gut geht?« Han trat einen Schritt zurück und sah sie besorgt an - bis ihm der Schirm in der Ecke auffiel, wo der Sanitäter und der Folterer immer noch neben dem blutigen Han standen. »He! Der arme Rodder da sieht genauso aus wie ich!«
Eine vertraute Stimme hallte in einem langen Tunnel wider, ein Hammer schlug in ihrem Kopf, eine Zentrifuge wirbelte sie durch die Dunkelheit, eine schmerzhafte Kälte unterhalb ihrer Knie, eine schmerzhafte Kälte von den Schultern aufwärts.
Nichts dazwischen. Nur Taubheit.
Dann wieder die Stimme, die Mara zurückrief, ihre Aufmerksamkeit beanspruchte.
Luke gab Befehle, zu schnell. Nicht wirklich nah genug, dass sie folgen konnte.
Langsam, Skywalker!
Luke fuhr fort. »Nichtshatsich verändert. Wir sind burruburrub«, sagte er. »Uruburruplan. Cilghalwird beim Urbububu Sammelteam sein unddannals Kyles wissenschaftliche Beraterin dienen urburub Verteilungsoperationen innerhalb der eigentlichen Kolonie.«
Mara öffnete die Augen und sah nur blendende Helligkeit. Alles roch nach Sterisauber, und Maschinen schwirrten und zischten überall. Sie versuchte sich hinzusetzen und stellte fest, dass ein Riemen über ihrer Brust das verhinderte.
»Wie unberechenbar ist diese Nanotechnologie?«, fragte eine tiefe Duros-Stimme irgendwo rechts von ihr. »Wird sie unsere StealthX unter uns in Kompost verwandeln?«
»Nur. wenn Sie es aus den Stasisgläsern entkommen lassen«, erwiderte Cilghal. Ihre Stimme und die des Duros klangen ein wenig gedämpft. »Selbst dann haben Sie noch viel Zeit, den Jäger zu verlassen, bevor der Schaden kritisch wird.«
Die Helligkeit über ihr wurde klarer, und Mara erkannte sie als das matt beleuchtete Weiß der Decke eines Lazarettschiffs.
Sie brauchte einen Moment, um zu verstehen, wieso sie hier war. Aber als sie den Kopf drehte, sah sie ein Durcheinander von Infusionen, die in ihren Arm liefen, und erinnerte sich: Ein Geschoss war durch ihren Schutzanzug und ihren Bauch gegangen. Es hatte eine ihrer Nieren zerstört, und das konnte keine Heiltrance reparieren.
Der riesige Kopf des Bith-Arztes Ogo Buugi erschien über ihr. »Gut, Ihr seid wach. Wie geht es Euch?«
»Wss gaabnn Sss dennn?«, ächzte Mara. Es hätte Was glauben Sie denn?, heißen sollen, aber ihre Kehle war so trocken wie ein Sumpf auf Tatooine und ihre Zunge zu schwer, um sie zu heben. »Gsss guu.«
Buugi nickte anerkennend, und sein Lächeln verschwand halb in den Hautfalten, die von seinen Wangen hingen. »Gut. Das hatte ich gehofft.«
Mara zog in Erwägung, die Macht zu benutzen, um ihn gegen die Decke zu schleudern.
»Die Operation ist sehr gut verlaufen - überhaupt keine Komplikationen«, fuhr Buugi fort. »Wir züchten bereits eine neue Niere im Klontank. Wir werden sie in ein paar Wochen einsetzen, und in einem Monat werdet Ihr so weit sein, nach und nach wieder an Eure Arbeit zurückzukehren.«
»Ein Monat?«, rief Mara. »Sind Sie ein Arzt oder ein...«
»Überlassen Sie das lieber mir, Doktor Buugi!« Jacen erschien neben Maras Bett. Er saß in einem Schwebestuhl, und ein Drainagebeutel hing an seiner Seite. »Tante Mara kann ein bisschen gereizt sein, wenn sie gerade erst aufgewacht ist.«
Buugi lächelte nun deutlicher und nickte. »Das sehe ich.« Er legte eine zarte, langfingrige Hand auf Maras Stirn, dann sagte er: »Ihr müsst Geduld haben. Selbst eine Jedi kann sich nicht über Nacht eine neue Niere wachsen lassen.«
»Danke für den Rat. Doktor«, antwortete Mara nun höflicher. »Und danke, dass Sie mich wieder zusammengeflickt haben.« Mara wartete, bis Buugi gegangen war, dann wandte sie sich Jacen zu. »Solltest du nicht in einem Bacta-Tank stecken?«
»Da die Killiks Thyferra immer noch besetzt haben, ist Bacta knapp geworden«, erklärte Jacen und bewegte seinen Stuhl näher an ihr Bett. »Ich darf ein paar Wochen ohnehin nichts tun, also dachte ich, ich überlasse das Bacta lieber jemandem, der keine Heiltrance benutzen kann.«
Mara nickte anerkennend. »Gute Idee - sehr rücksichtsvoll.« Sie zeigte auf den Drainagebeutel, der an seiner Seite hing. »Wie ist es?«
»Unbequem«, erwiderte Jacen. »Ich habe in drei unterschiedlichen Organen Löcher, und bevor die nicht geflickt sind, werde ich mich nicht gut genug bewegen können, um zu kämpfen.«
»Ich kenne das Gefühl«, sagte Mara. Sie griff nach seinem Arm und verzog das Gesicht über den dumpfen Schmerz, der dabei ihren unteren Rückenbereich befiel. »Danke, Jacen. Ohne dich hätte sie mich erwischt.«
»Es wäre ihr beinahe gelungen«, sagte Jacen. »Wenn du mit diesem Blaster nicht so schnell geschossen hättest, wäre keiner von uns hier.«
»Wie auch immer.« Mara drückte seinen Arm, dann fragte sie: »Wissen wir, was aus ihr geworden ist?«
Jacens Miene wurde nüchtern. »Pellaeons Spione haben sich die Kampfvids angesehen. Ein Skiff hat Gorog verlassen, bevor wir es gesprengt haben. Niemand hat dieses Skiff angegriffen - niemand schien es auch nur gesehen zu haben, nicht einmal die Leute in der Kontrolle.«
Mara seufzte. »Lomi Plo.«
»Das denkt Onkel Luke auch.«
Mara nutzte die Macht, um die Bettsteuerung zu bedienen, und fuhr ihren Oberkörper hoch. Diese Veränderung der Position ließ weitere dumpfe Schmerzen in ihrem Rücken erwachen, aber sie schob sie beiseite und spähte durch die Tür in den Vorraum, wo Luke sich mit Cilghal und den anderen Meistern besprach.
»Und er bleibt bei seinem Plan?«
Jacen nickte.
»Wer wird unsere Plätze einnehmen?«
»Niemand«, sagte Jacen, und ein leichtes Stirnrunzeln zeigte, wie enttäuscht er war. »Cilghal hat angeboten, selbst ein Team zu führen, damit Kyp, äh, Meister Durron Luke helfen kann, aber Onkel Luke wollte nichts davon wissen. Nach den Karten des Geheimdienstes, die Juun und Tarfang uns gegeben haben, müssen die Sammelteams das Nanotech-System nur von fünfzehn unterschiedlichen Gegenden im Nebel ernten, aber sie werden das Zeug zu mehr als tausend Planeten in der Kolonie schicken müssen. Tresina Lobi hat bei einem Absturz Verbrennungen erlitten und kann nicht arbeiten, doch Onkel Luke wollte keinen anderen Meister aus den Verteilungsteams nehmen. Er denkt, dieses nano-technische Umweltsystem wird die Killiks in Schach halten - jedenfalls langfristig.«
Mara seufzte. »Er wird Raynar also allein jagen?«
»Admiral Pellaeon bringt die Flotte nach Tenupe«, sagte Jacen. »Die Gespenster- und die Sonderstaffel werden ihm helfen, außerdem wird er eine Kompanie von Landos Käferkiller-Droiden haben, aber wir wissen beide, dass das nicht viel helfen wird, sobald das Machtduell beginnt.«
»Und Lomi Plo wird ebenfalls nicht aufgeben«, sagte Mara.
»Nicht sehr wahrscheinlich«, bestätigte Jacen. »Es sei denn, dieser Blasterschuss, den du abgegeben hast, wird sie vorher umbringen.«
Mara sah ihn säuerlich an. »Was glaubst du wohl, wie wahrscheinlich das ist?«
»Ich denke vermutlich das Gleiche wie du«, gestand Jacen. »Er wird sie beide umbringen müssen. Lomi Plo und Raynar.«
Maras Magen zog sich vor Angst zusammen. »Jacen. wir können ihn das nicht allein tun lassen.«
»Ich glaube nicht, dass uns etwas anderes übrig bleibt«, sagte Jacen. »Hast du schon mal versucht aufzustehen?«
Draußen im Vorraum entließ Luke die Meister und wandte sich Maras Zimmer zu. den treuen R2-D2 direkt hinter sich.
Sie hatten kaum die Schwelle überquert, als Mara fragte: »Bist du verrückt?«
Luke blieb stehen und warf den davongehenden Meistern einen verlegenen Blick hinterher, dann sah er wieder sie an. »Du hast es also gehört.«
»Du hast doch nicht geglaubt, du könntest so etwas vor mir geheim halten, Farmboy?«
»Selbstverständlich nicht.« Luke trat neben das Bett und nahm ihre Hand, dann warf er Jacen einen strengen Blick zu. »Aber ich harre gehofft, es dir selbst sagen zu können.«
»Luke, die Kolonie wird diesen Krieg nicht über Nacht gewinnen«, sagte Mara. »Warte, bis Jacen und ich dir helfen können. Raynar ist unerfahren, aber stark.«
Jacen nickte zustimmend. »Und Lomi Plo wird.«
»Das kann ich nicht«, schnitt Luke ihnen das Wort ab. Er legte Jacen eine Hand auf die Schulter. »Ich habe etwas Drängendes von Leia gespürt. Dieser Krieg spitzt sich jetzt zu.«
»Weißt du, wie?«, fragte Jacen.
Luke schüttelte den Kopf. »Ich kann nur sagen, dass es auf Tenupe nicht gut aussieht. Der Falke hat sich nicht mit Jaina treffen können. Ich nehme an. die Chiss waren bereits dort und haben sie angegriffen.«
Maras Herz hätte fast ausgesetzt, aber um Jacens Mundwinkel spielte ein Lächeln.
»Dann sollten wir nicht eingreifen«, sagte er. »Wenn Mom und Dad Jaina und Zekk rausholen und den Chiss ausweichen können, wäre das vielleicht das Beste für die Galaxis.«
Luke verzog das Gesicht. »Jacen, du bist so schlimm wie dein Vater«, sagte er. »Du glaubst, die Antwort auf jedes Insektenproblem besteht darin, fest draufzutreten.«
»Nicht jedes Insektenproblem«, sagte Jacen. »Aber dieses hier. Ich dachte, das hätte ich bereits deutlich gemacht.«
»Das hast du«, bestätigte Luke. »Du hast auch deutlich gemacht, dass du in dieser Sache der Führung des Ordens folgen wirst.«
»Es war nur ein Vorschlag«, erwiderte Jacen. »Kann ein Jedi-Ritter nicht einmal mehr seine Meinung sagen?«
Lukes Miene wurde weicher. »Doch, natürlich«, sagte er, »Aber ein halbes Dutzend Mal sollte genügen. Ich kenne deine Einstellung gegenüber den Killiks sehr gut, und ob du es glaubst oder nicht, ich habe darüber nachgedacht.«
»Also gut. Tut mir leid, dass ich es noch einmal erwähnt habe.« Jacen wirkte allerdings eher enttäuscht als einsichtig -was Mara glauben ließ, dass er es ernst meinte, sich an die Führung des Ordens halten zu wollen, auch wenn er mit ihr nicht übereinstimmte. »Aber ich denke immer noch, du solltest warten, bis Tante Mara und ich dir helfen können. Du wirst gar nichts erreichen, wenn Raynar dich umbringt.«
»Oder wenn Lomi Plo es tut«, fügte Mara hinzu. Sie war jeden Tag mehr von Jacen beeindruckt, und seit Luke die alleinige Führung des Ordens übernommen hatte, fragte sie sich sogar, ob er nicht eines Tages einen guten Stellvertreter abgeben würde. »Ich glaube nicht, dass du es mit beiden aufnehmen kannst, Luke.«
»Dann muss ich mich ihnen eben nacheinander stellen«, sagte Luke. »Denn wenn ich warte, bis ihr wieder gesund seid, wird auch Lomi Plo Zeit gehabt haben zu heilen - ebenso wie Gorog. Lomi Plo wird nie schwächer sein als jetzt.«
Luke klang entschlossen, und Mara konnte durch ihre Machtverbindung spüren, dass er von seinem Plan nicht abzubringen sein würde.
Aber Jacen - gesegnet sollte er sein! - blieb entschlossen. »Und du bist immer noch nicht bereit, dich ihr zu stellen.«
Lukes Augen blitzten vor Verärgerung - oder vielleicht auch vor Selbstzweifel. »Das entscheide ich, Jacen.«
»Natürlich.« Jacen spreizte die Finger in einer Geste der Kapitulation, doch Mara glaubte in der Tiefe dieser braunen Augen etwas Helles flackern zu sehen, wie Mondlicht, das auf einem Fluss tanzt. »Du bist der Großmeister.«
»Danke, Jacen«, sagte Luke. Er wandte sich Mara zu, und sie spürte ein schwaches Kribbeln von Machtenergie, das über ihren Körper lief. »Und wenn ihr mich jetzt entschuldigen wollt, ich würde gerne.«
Luke klappte der Mund auf, dann starrte er sie verwirrt an. »Padme?«
»Padme?«, wiederholte Mara. »Luke, was redest du.«
»Mara?« Luke klang enttäuscht. Er schüttelte den Kopf, um ihn klar zu bekommen. »Ich verstehe das nicht.«
»Ich auch nicht«, sagte Mara.
»Mara?« Jetzt klang Luke erschrocken. »Was ist los mit dir?«
»Gute Frage«, antwortete Mara.
Sie drehte sich zu Jacen um, aber der legte nur einen Finger an die Lippen und bewegte den Schwebestuhl näher auf Luke zu. R2-D2 stieß einen verwirrten Pfiff aus und fuhr einen hydraulischen Arm mit einem medizinischen Sensor am Ende aus.
»Mara!« Luke drehte sich um und wollte den Notfallknopf neben Maras Bett drücken, aber Jacen machte eine Handbewegung, und der Knopf bewegte sich nicht. Luke schien das nicht zu merken. Er wandte sich wieder Mara zu und legte die Finger an ihren Hals, um ihren Puls zu prüfen. »Ich kann keinen Puls fühlen. R2, ruf einen MD-Droiden. Sie sollen sich beeilen!«
R2-D2 drehte sich zum Datenport, um zu gehorchen, aber Jacen nutzte die Macht, um die Energiezufuhr zu den Ketten des Droiden zu unterbrechen.
Mara sah Jacen an. »Es reicht. Jacen. Das hier ist weit genug gegangen.«
Noch nicht. Die Botschaft hallte ohne Worte in Maras Kopf wider. Er muss es lernen.
Mara spürte eine weitere Welle von Machtenergie über sich hinwegfluten. Luke schrie entsetzt auf und schaute zu R2-D2.
»R2, wieso dauert das so lange?«
R2-D2 gab einen frustrierten Pfiff von sich und wandte Jacen anklagend den Fotorezeptor zu. Luke hielt es nicht mehr aus. Er hob die Hand und füllte sie mit Leben spendender Machtenergie.
»Jacen, wir können nicht warten. Wir müssen sie selbst wiederbeleben.« Er zeigte auf das Beatmungsgerät, das für einen solchen Notfall an der Wand hing. »Nimm das Atemgerät.«
Luke beugte sich über Mara und legte seine Hand auf ihre Brust - bis Jacen einen Arm hob und ihn wegschob.
»Jacen!«, schrie Luke. »Was ist mit dir los?«
»Nichts«, sagte Jacen ruhig. »Und mit Tante Mara ist auch alles in Ordnung.«
Lukes Blick glitt zurück zu Mara, und sie hätte nicht sagen können, ob er eher verblüfft oder erleichtert war. »Du. du bist wieder am Leben!«
»Ich war niemals tot«, sagte Mara. »Ich denke, Jacen will damit etwas unterstreichen.«
Luke wandte sich wieder Jacen zu. Er war immer noch zu verwirrt, um zornig zu sein. »Ich verstehe das nicht, Jacen. Was hat sie.«
»Du bist nicht bereit. Lomi Plo erneut entgegenzutreten«, unterbrach Jacen. »Und das hast du gerade bewiesen.«
Lukes Verwirrung ließ langsam nach, und sein Zorn wuchs. »Du hast das mit mir gemacht?«
Jacen schüttelte den Kopf. »Du hast es dir selbst angetan«, sagte er. »Deine Angst betrügt dich.«
Mara verstand plötzlich, was Jacen getan, oder besser gesagt, was er nicht getan hatte. »Luke, ich denke, du solltest ihn anhören.« Sie berührte ihn in ihrer Machtverbindung und fügte eine sehr persönliche Bitte hinzu, von der sie wusste, dass er sie nicht ablehnen konnte. »Für mich.«
Luke schnaubte, doch er wandte sich Jacen zu. »Also gut. ich höre«, sagte er. »Aber du solltest einen guten Grund haben. Mara das Leben zu retten, gibt dir nicht das Recht, mich zu manipulieren.«
»Das habe ich nicht getan«, sagte Jacen, »Ich habe nur deine Angst an die Oberfläche gebracht. Die Illusion hast du selbst erschaffen.«
»Erinnerst du dich daran, was auf dem Nestschiff passiert ist?«, fragte Mara. »Nachdem ich getroffen wurde, konntest du dich nicht mehr bewegen. Luke, du bist erstarrt.«
»Und dann konnte ich Lomi Plo nicht mehr sehen.« Luke sah Jacen an. »Du hast mit mir das Gleiche gemacht?«
»Das bezweifle ich.« Jacen wandte nervös den Blick ab, »Das war nur eine Spiegelillusion, die ich von den Fallanassi gelernt habe.«
»Aber es beweist, dass du Lomi Plo gegenüber immer noch verwundbar bist«, sagte Mara.
»Du hast keine Angst um dich selbst«, stellte Jacen fest. »Aber du fürchtest um andere - und Lomi Plo weiß das jetzt. Sie wird es gegen dich verwenden.«
Luke nickte, und in seinen Augen zeigte sich eine Spur von Erkennen. »Ängste unterscheiden sich nicht sonderlich von Zweifeln. Ich muss mich meinen stellen,«
»Nein«, sagte Jacen. »Du musst sie eliminieren.«
»Sie eliminieren?«, fragte Mara. »Das ist ziemlich viel verlangt - besonders, bevor wir Tenupe erreichen.«
»Aber ich kann es«, sagte Luke. »Ich muss.«
»Wie denn?«, wollte Mara wissen. »Du kannst nicht aufhören, deine Familie zu lieben.«
»Das braucht er auch nicht«, erwiderte Jacen. »Er muss sich nur ergeben.«
»Ergeben?«, fragte Mara.
»Vergere hat mir beigebracht, meinen Schmerz zu akzeptieren, indem ich mich ihm ergab.« Jacen wandte sich Luke zu. »Ich habe diesen Schmerz zu einem Teil von mir gemacht - etwas, gegen das ich nie ankämpfen und das ich nie abstreiten muss. Du musst mit deiner Angst dasselbe machen, Onkel Luke. Dann wird sie keine Macht über dich haben.«
»Das ist wohl leichter gesagt als getan«, sagte Luke.
»Nicht im Geringsten - ich weiß genau, wo du anfangen musst.« Jacen nutzte die Macht, um R2-D2 zu ihnen herüberzuheben. »Das Erste, was deine Furcht dir gezeigt hat, war das Gesicht deiner Mutter. Und vor dem Kampf hast du dich geweigert, dir anzusehen, was geschehen ist, nachdem dein Vater sie mit der Macht wegschleuderte.«
»Also muss ich das jetzt ansehen?«
»Nur, wenn du Lomi Plo umbringen willst«, sagte Jacen.
Mara wollte Luke davon abraten, wollte ihm den Schmerz ersparen, zusehen zu müssen, wie seine Mutter von der Hand seines Vaters starb. Aber er war entschlossen. Lomi Plo zu töten und diesen Krieg unter den Bedingungen der Jedi zu beenden, und sie wusste, dass Jacen recht hatte. Luke würde keinen Erfolg haben, solange er seine Furcht nicht zu einem Teil von sich machte, wie Jacen es mit seinem Schmerz getan hatte.
»Jacen hat recht. Wenn du Lomi Plo erwischen willst, musst du es tun.« Mara griff nach seiner Hand. »Du kannst nicht ändern, was das Holo zeigt. Du kannst es nur akzeptieren.«
»Das unterscheidet sich gewaltig davon, zu akzeptieren, dass du verletzt bist - oder stirbst«, wandte Luke ein. »Ich konnte nichts tun, um zu verhindern, was meiner Mutter zustieß, aber als du verwundet wurdest, war ich da.«
»Und du konntest dennoch nicht verhindern, was mir zustieß«, entgegnete Mara. »Wenn ich mich recht erinnere, warst du ziemlich mit Lomi Plo beschäftigt.«
»Ich konnte kaum gegen sie bestehen«, gab Luke zu.
»Es gibt Dinge, die du nicht beherrschen kannst«, sagte Jacen. »Wenn du sie jedoch fürchtest, dann kontrollieren diese Dinge dich.«
Luke schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht sicher, ob wir Zeit für so etwas haben«, sagte er. »Und was, wenn du dich irrst? Was, wenn Lomi Plos Wunden genügen, um sie zu schwächen?«
»Ich irre mich nicht«, erwiderte Jacen. »Sieh mal, du glaubst vielleicht, dass du deine Furcht beiseiteschiebst, wenn du in den Kampf ziehst - dass du sie begräbst. Aber du wirst sie niemals tief genug begraben können, um sie vor Lomi Plo zu verstecken. Ganz gleich, in welchem Zustand sie sich befindet. Also musst du jetzt mit diesem Problem fertig werden. Denn wie du schon gesagt hast, Lomi Plo heilt mit jeder Minute mehr.«
Luke atmete tief aus. »Na gut.« Er wandte sich R2-D2 zu. »Zeig mir das Holo, in dem meine Mutter stirbt.«
R2-D2 gab ein fragendes Trillern von sich.
»Wir ziehen ohnehin in den Kampf«, sagte Luke. »Wenn du nicht den Rest deiner Tage damit verbringen willst. Sklavenschiffe für Lomi Plo zu navigieren, fängst du besser an. wo wir letztes Mal aufgehört haben.«
R2-D2 gab einen absteigenden Pfiff von sich, dann schaukelte er sich vor und aktivierte seinen Holoprojektor. Das Bild von Padme. Anakin und Obi-Wan Kenobi erschien auf dem Boden. Padme würgte, Anakin hatte einen Arm zu ihr ausgestreckt, und Obi-Wan ging auf Anakin zu.
»Lass... sie... los!«, befahl Obi-Wan.
Anakin riss den Ann nach einer Seite, Padme flog aus dem Holo. und Anakin stürzte Obi-Wan entgegen.
»Ihr habt sie gegen mich aufgehetzt!«, bezichtigte Anakin ihn.
Obi-Wan schüttelte den Kopf. »Das hast du ganz allein
geschafft.«
Die beiden verließen das Holo, als R2-D2 sich zurückzog und von ihnen abwandte. Einen Moment waren ihre Stimmen noch im Hintergrund zu hören, langsam verklingend. Obi-Wan bezichtigte Anakin, sich seinem Zorn und seiner Machtgier ergeben zu haben. Ihre Stimmen verschwanden vollkommen, als Padmes zusammengesackte Gestalt wieder zu sehen war, die auf einem metallenen Deck lag.
Ein Kloß des Kummers bildete sich in Maras Magen, und sie spürte, dass Luke vor Trauer bebte. R2-D2 streckte einen seiner Arme aus und begann die bewusstlose Padme in Sicherheit zu zerren.
Irgendwo außerhalb des Holo rief C-3PO: »Was machst du denn da? Du wirst ihr wehtun! Warte!«
Die fernen Geräusche eines Lichtschwertkampfs erklangen irgendwo außerhalb des Holo. dann erschien C-3PO und hob Padme vorsichtig hoch. Er ging auf das elegant aussehende Skiff zu, das sie im letzten Holo gesehen hatten, und H2-DJ folgte ihnen piepend.
»Ich bin ja vorsichtig!«. sagte C-3PO. »Ich habe sie gut im Griff, aber ich sorge mich um meinen Rücken. Ich hoffe, er wird dieses Gewicht aushalten.«
C-3PO betrat das Skiff und legte Padme auf ein Bett in der Kabine. Das Holo wurde verschwommen, als R2-D2 es mehrere Minuten vorspulte, in denen man sie nur dort liegen sah.
Dann kehrte Obi-Wan zurück, um sie sieb anzusehen, und strich ihr Haar zur Seite.
Das Holo flackerte einen Moment und ging aus. dann startete es neu im Beobachtungsraum eines Operationssaals. Obi-Wan war dort, zusammen mit C-3PO, Yoda und einem hochgewachsenen dunkelhaarigen Menschen. Mara erkannte den Mann als Bail Organa - jemanden, den sie später als Hand des Imperators ausspioniert hatte. Ein Med-Droide betrat den Beobachtungsraum und sprach mit Obi-Wan und den anderen.
»Medizinisch betrachtet ist sie vollkommen gesund.« Die Stimme des Droiden war blechern, aber für eine Maschine überraschend mitfühlend. »Aus Gründen, die wir uns nicht erklären können, verlieren wir sie.«
»Sie liegt im Sterben?« Obi-Wan klang, als glaube er dem Droiden nicht.
»Wir wissen nicht, warum«, wiederholte der Droide. »Sie hat ihren Lebenswillen verloren. Wir müssen schnell operieren, wenn wir die Babys retten wollen.«
»Babys?« Das war Bad Organa.
»Sie bekommt Zwillinge«. erklärte der Droide.
»Retten wir sie müssen«, fügte Yoda hinzu. »Unsere letzte Hoffnung sie sind.«
Der Droide kehrte in den Operationssaal zurück, und dann erklang R2-D2s Piepen.
»Ich glaube, es ist eine Art Reproduktionsprozess«, sagte C-3PO leise.
Nach ein paar Minuten flüsterte Padme dem Droiden etwas zu, und Obi-Wan wurde in den Operationssaal gerufen. Er ging zu ihr. und seine Stimme aus R2-D2s Holosprecher klang noch blecherner und distanzierter als sonst.
»Gebt nicht auf, Padme«, sagte er.
Sie blickte zu ihm hoch. Sie wirkte sehr schwach. »Ist es ein Mädchen?«
»Das wissen wir noch nicht.« Obi-Wan warf dem Droiden, der weiteroperierte, einen Blick zu. »In einer Minute... in einer Minute.«
Padme verzog schmerzerfüllt das Gesicht, dann hob der
Droide ein kleines Bündel hoch. »Es ist ein Junge«, verkündete er.
Padmes Stimme war so schwach, dass man sie kaum hören konnte. »Luke...« Sie lächelte schwach und bemühte sich, die Hand auszustrecken, um die Stirn des Babys zu berühren, dann wiederholte sie:»... Luke.«
Der Droide zeigte ihr ein weiteres Bündel. »Und ein Mädchen«, sagte er.
»Leia«, sagte Padme.
Obi-Wan beugte sich näher zu ihr. »Ihr habt Zwillinge. Padme. Sie brauchen Euch... haltet durch!«
Padme schüttelte den Kopf. »Ich... kann nicht.«
Wieder verzog sie das Gesicht, aber sie nahm Obi-Wans Hand. Es schien ein Halsschmuck zu sein, der an ihren Fingern baumelte, als sie das tat, aber das Holo war nicht klar genug, um genau sehen zu können, um was es sich handelte.
»Strengt Euch nicht an«, bat Obi-Wan.
Padmes Blick ging in die Ferne. »Obi-Wan... es gibt Gutes in ihm. Ich weiß, dass es so ist.«
Sie keuchte plötzlich, dann glitt ihre Hand aus der von Obi-Wan, und der Halsschmuck baumelte an seinen Fingern. Er packte ihn, dann drehte er die Hand und betrachtete den Schmuck mit einem erschrockenen Ausdruck.
Das Holo war zu Ende, und R2-D2 zwitscherte eine Frage.
Als Luke nicht antwortete, sagte Jacen: »Danke, R2. Das war es, was wir sehen mussten.«
R2-D2 kippte sich wieder in eine aufrechte Stellung, dann wandte er den Fotorezeptor Luke zu und gab ein bedauerndes Pfeifen von sich.
»Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest, R2«. sagte Mara. Obwohl Luke äußerlich gefasst wirkte, spürte sie.
wie sehr er damit kämpfte, seinen Kummer in Schach zu halten, seine Qual nicht in Wut und Schmerz ausbrechen zu lassen. »Es musste sein.«
Jacen legte die Hand an Lukes Ellbogen und drückte zu. bis Luke ihm seinen ausdruckslosen Blick zuwandte. »Meister, kannst du ändern, was du in diesem Holo gesehen hast?«
Luke schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht.«
»Stimmt. Du kannst es nur akzeptieren«, erklärte Jacen. »Einige Unglücke kannst du verhindern, und das wirst du auch. Aber andere. manchmal kannst du nichts weiter tun, als den Schmerz akzeptieren.«
Luke legte eine Hand auf die seines Neffen, »Ich verstehe. Danke.«
»Gut«, sagte Jacen. »Nun nutze, was du empfindest. Dein Zorn und dein Kummer können dich mächtiger machen. Nutze sie, wenn du Raynar und Lomi Plo gegenüberstehst, und du wirst sie besiegen.«
Eine Welle der Abscheu rollte plötzlich durch die Machtverbindung zwischen Mara und Luke. Luke verzog das Gesicht und entzog Jacen seinen Arm. »Nein, Jacen«, sagte er. »Das ist Vergeres Art, die Macht anzuwenden. Es wird bei mir nicht funktionieren.«
Jacen sah ihn besorgt an. »Aber du stehst allein gegen zwei, und sie haben das Machtpotenzial der gesamten Kolonie zur Verfügung. Du wirst alles nutzen müssen, was du bekommen kannst.«
»Nein«, erwiderte Luke. »Ich werde Kraft brauchen - und die kommt aus meiner Art, mit der Macht umzugehen.«
Jacen warf Mara einen besorgten Blick zu. und auch sie begann sich zu sorgen.
»Luke, ich verstehe dein Zögern«, sagte sie. »Aber es wäre besser, wenn du einen anderen Meister oder zwei mitnehmen,«
»Ich habe mich entschieden.« Luke lächelte und drückte sanft ihren Arm. »Sorge dich nicht. Akzeptiere.«
Inzwischen war klar, dass Han und Leia Solo diesmal ausnahmsweise nicht im entscheidenden Moment eintreffen würden. Ein ununterbrochenes Megamaserfeuer-Gewitter hatte Tenupes grünen Himmel in eine blitzende rote Decke und den endlosen Regen in ein heißes, übel riechendes Nieseln verwandelt. Ein Dutzend unterschiedlicher Rettungsshuttles schwebte über dem aufgestauten Fluss, um die halb ertrunkenen Chiss von ihren überschwemmten Inseln zu holen. Wolken faustgroßer Qeeq und einen Meter langer Aebea schwärmten aus dem Dschungel, um anzugreifen, verstopften Ansaugturbinen mit ihren zerquetschen Körpern und setzten sich in solchen Massen auf die Rümpfe, dass ihr Gewicht allein ein Schiff wie einen Stein in den Fluss fallen ließ.
Der entscheidende Moment war vorüber. Vielleicht hatte Jaina die Situation falsch interpretiert, als sie ihre Mutter in der Macht berührte, oder vielleicht hatte etwas den Falken aufgehalten. Es spielte kaum eine Rolle mehr. Die Schlacht war nicht mehr zu stoppen. Zekk stieg aus den entlaubten Dschungelwipfeln auf - er hatte die Steuerung von Jainas StealthX mit seiner eigenen verbunden. Nun blieb nur noch. UnuThuls Falle zuschnappen zu lassen und zuzusehen, wie die Chiss starben.
Als die beiden StealthX sich näherten, stellte sich auch Jainas und Zekks Gedankenverbindung wieder her. Sie war nicht so umfassend wie bei den Taat - bei anderen Nestern zu leben, hatte sie geschwächt -. aber sie war stark genug, um Jaina das Drängen spüren zu lassen, das jede Faser von Zekk erfüllte, und den Grund dafür verstand. UnuThul war mit der Mondflotte auf dem Weg in die Schlacht.
Die Landestützen hatten kaum den Dschungelboden berührt, als Jainas Astromech auch schon die Kuppel öffnete und ihr ein Willkommen zuzwitscherte.
»Ich freue mich auch, dich zu sehen. Sneaky«. sagte Jaina »Alles klar?«
Der Droide bestätigte das mit einem Pfiff. Jaina spürte eine Welle der Sorge, die von Zekk ausging. Sie war übel zugerichtet, entkräftet und blutbefleckt. Würde sie überhaupt fliegen können?
»Glaubst du, die Chiss werden warten, während wir ein Schläfchen halten?«, erwiderte Jaina. Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sie sich ihrer Wuluw-Kommunikationsassistentin zu und rieb einen Unterarm an ihrem Fühler. »Es tut mir leid, dass ich für so viele deiner Tode verantwortlich bin, Wuluw.«
»Burru«, summte Wuluw. »U bru.«
»Du solltest auch vorsichtig sein«, sagte Jaina. »Eines Tages wird das Lied auch eine Strophe über deine Tapferkeit in der Schlacht von Tenupe enthalten.«
»Rrrr.« Wuluw klackte verlegen mit den Fresswerkzeugen, dann wehrte sie bescheiden mit allen vier Armen ab. »Uburr.«
Jaina und Zekk lachten, dann ging Jaina zu ihrem StealthX und nahm erfreut ihren Overall aus dem Cockpit, den sie sofort mit ihrem schlammigen Kampfanzug tauschte.
Sie stieg gerade ein, als ihre Mutter sie plötzlich in der Macht berührte. Leia schien furchtbar erschrocken und versuchte eindeutig, Jaina und Zekk vor etwas zu warnen, aber das Gefühl war zu ungenau, um mehr sagen zu können.
Dann spürten Jaina und Zekk, wie Saba sie in der Macht berührte und sich zu einem Kampfgeflecht öffnete. Sie taten das Gleiche, und die Situation wurde sofort klarer. Saba und Leia waren hier, irgendwo in der Nähe von Tenupe. und sie brauchten Jaina und Zekk in der Luft. Etwas Schreckliches war auf dem Weg, etwas, das aufgehalten werden musste.
Jaina schnallte sich rasch an. dann warf sie einen Blick hinüber zu Wuluw. und sie und Zekk fragten sich, ob sie die Killiks warnen sollten.
Ja! Dieser Eindruck kam sowohl von Saba als auch von Leia und war so stark, dass Jaina und Zekk ihn tatsächlich als Worte in ihren Köpfen hörten. Ihr müsst!
Wuluw wollte sich umdrehen und gehen, aber Jaina hielt sie mit der Macht fest und ließ sie zurück zu den StealthX schweben.
»Urubu rububu!«. summte die Killik. als Jaina sie neben dem Sternenjäger schweben ließ. »Brurb!«
»Keine Sorge, du kommst nicht mit uns«, sagte Jaina. »Und selbst wenn, würde ich bezweifeln, dass du platzen würdest. StealthXs haben Trägheitskompensatoren.«
»Urb?«
»Du musst den Schwärm warnen«, sagte Jaina. »Etwas Schlimmes ist auf dem Weg.«
»Br?«
»Das wissen wir nicht. Meine.«
Jaina hielt inne, unsicher, ob sie die Quelle ihrer Vorahnung preisgeben sollte. Sie hatte gehört, dass sich ihre Eltern bei der Evakuierung von Utegetu eingemischt hatten, und sie wusste, dass die Kolonie gegen jeden Versuch war, den Krieg zu beenden. Also hielten Zekk und sie es für das Beste, Leia und Saba nicht zu erwähnen.
»Wir erhalten einen intensiven Eindruck aus der Macht.« Jaina setzte Wuluw wieder ab. »Warne den Schwärm - und alarmiere UnuThul!«
Jaina klappte die Kuppel des StealthX zu und leitete Energie zu den Repulsoren, dann folgte sie Zekk hinauf in die Wipfel des Dschungels, wo die entlaubten Mogos nun niederbrannten. Die Chiss schössen Maserstrahlen durch die Wolken herab wie einen bespinischen Blitzschwall, ließen kilometerlange Feuersäulen aufflackern und verwandelten den unteren Teil des Himmels in eine Region aus Feuersturm und heißen, starken Winden.
Die beiden Jedi stiegen zur Wolkendecke auf. geblendet von den wechselnden Ausbrüchen karmesinroter Helligkeit und einem stürmisch-trüben Licht. Sie überließen ihre Hände der Macht und erfühlten so ihren Weg durch einen Wald aus knisternder Energie. Sie waren sich undeutlich des ruhigeren Bereichs über dem Fluss bewusst, wo ein unsteter Strom von Chiss-Shuttles in die Masse der Killiks eintauchte, die über den Inseln wirbelten. Aber sie dachten nicht einmal daran, den Rettungskorridor des Feindes zu benutzen. So nervenaufreibend es war, durch diesen Beschuss aufzusteigen, es war doch besser als die Alternative: von einem Rettungspiloten entdeckt zu werden und eine Staffel Klauenjäger auf dem Hals zu haben.
Die Wolkendecke stellte bei ihrem Aufstieg eine besondere Herausforderung dar. Die Megamaserstrahlen schienen nicht von oben nach unten hindurchzuschießen, sondern sich urplötzlich im Nebel zu bilden. Jaina und Zekk reagierten eher, als sie sie vorausahnten, rollten sich von einer kleiner werdenden Flammensäule weg, nur um sich einer neuen gegenüberzusehen. Um alles noch schlimmer zu machen, sahen sie auf ihren taktischen Displays zwei Klauenjäger-Staffeln, die über ihnen in den Wolken kreisten - genug, dass selbst Jedi die Zähne zusammenbissen und leise fluchten.
Zekk ließ sie wissen, dass er nur für das Zähnezusammenbeißen verantwortlich war. Bis er Jainas Geistesgefährte geworden war, hatte er die meisten Flüche, die nun in seinem Kopf herumschwirrten, nicht einmal vorn Hören gekannt.
Als sie aus den Wolken in die smaragdgrüne Weite von Tenupes oberer Atmosphäre brachen, atmeten beide erleichtert aus. Ein blendendes Energiegewitter tobte immer noch rings um sie her, aber jetzt, da sie sich oberhalb des Regens und der Wolken befanden, erinnerte die Situation ein wenig mehr an die Kämpfe, die sie vom Raum her gewöhnt waren - mit Betonung auf ein wenig. Die Megamaserstrahlen schössen von etwa fünfzig Punkt oberhalb herab. Die Schiffe, die sie abfeuerten, waren zunächst so weit weg, dass sie nur als kleine Flecken am Himmel zu sehen waren, aber sie kamen schnell näher, folgten einander in einer weiten Spirale und zogen dabei lange Wolken grauen Eintrittsrauchs hinter sich her, die ihre Position verrieten.
Jaina runzelte die Stirn. Eine militärische Flotte, die mit flammenden Geschützen aus dem Orbit kam, war schrecklich, aber Leia und Saba würden kaum erwarten, dass Jaina und Zekk sie mit zwei StealthX aufhielten. Es musste bei dieser Warnung um etwas anderes gehen - etwas, das die beiden Jedi noch nicht entdeckt hatten.
»Sneaky, gib mir einen Tak-Überblick über diese Flotte«, befahl Jaina. »Ich suche nach etwas, das nicht ins Angriffsprofil passt.«
Sneaky dudelte eine Bestätigung, dann lief eine Botschaft über das Display: EINE RAUMFLOTTE, DIE TRUPPEN AM BODEN UNTERSTÜTZT, PASST IN KEIN ANGRIFFSPROFIL MEINER AUFZEICHNUNGEN.
»Deine Aufzeichnungen enthalten nicht die Schlacht von Bogo Rai«, sagte Jaina.
UND IHRE SCHON?
»Die von ReyaTaat schon«, sagte Jaina. ReyaTaat war einmal ein Offizier des Chiss-Geheimdienstes namens Daer'ey'ath gewesen. »Es ist eine berühmte Chiss-Schlacht. Die Kolonie hat davon erfahren, als Taat feststellte, dass Daer'ey'ath uns ausspionierte, und sie in ihr Nest aufnahm.«
OH.
Die Aufstellung der Flotte erschien auf Jainas taktischem Display. Die Unterstützung für die Bodentruppen des Feindes bestand aus dreißig Sternenzerstörern und ihren Eskorten, eine wahrhaft beeindruckende Flottille, die den Dschungel kilometerweit vom Wipfel bis zu den Wurzeln niederbrennen konnte. Aber die Chiss waren seltsam sorglos und ließen nur eine Handvoll Sternenzerstörer und ihre Eskorten zur Deckung im Orbit. Wenn UnuThul mit dem Mondschwarm eintraf, würde er mehr tun, als die feindliche Flotte bluten zu lassen und sie zu vertreiben - er würde sie auf den Planeten schleudern.
Die Chiss haben ihren letzten Fehler gemacht, sagte Zekk durch die Gedankenverbindung. Wenn UnuThul ihre Flottierst zerstört hat. werden sie nicht imstande sein, den Krieg weiterzuführen.
Die Chiss werden geschwächt sein, stimmte Jaina ihm zu. Irgendwo im Hinterkopf erkannte sie jedoch, dass eine vollkommene Vernichtung der Flotte ein zweischneidiges Schwert darstellte. Wenn die Chiss zu sehr geschwächt wurden, würde das die Kolonie nur ermutigen, und der Krieg würde noch länger dauern - aber UnuThul schien nicht dieser Ansicht zu sein. Jaina konnte in der Macht spüren, wie aufgeregt er war. Es war ein dunkler Impuls in ihr. der jeden Augenblick an Schwung gewann und sie unvermeidlich in einen blutigen totalen Krieg trug. Die Gezeiten werden sich ändern, und die Kolonie wird ihre Feinde zertreten wie Ungeziefer.
Zekk lachte leise über die Bosheit, und dass er so amüsiert war, machte Jaina ein wenig traurig. Es hatte eine Zeit gegeben, wo sie ebenfalls gelacht hätte, und keiner von beiden hätte gewusst - oder sich darum geschert -, wer damit angefangen hatte.
Dann spürte Jaina etwas anderes von Zekk - plötzlichen Schrecken -. und sie ließen sich schnell wieder in die Wolken fallen, wo sie nur schwer zu entdecken sein würden. Vier Staffeln von Klauenjägern stiegen vor der Hauptflotte ab und begleiteten zwei Entlauber. Sie hielten dabei großen Abstand zu dem Megamaserbeschuss.
Jaina und Zekk dehnten sich in der Macht zu den Entlaubern aus, und plötzlich wurde ihnen kalt, und sie fühlten sich elend. Das da waren die Schiffe, um die es Leia und Saba gegangen war. An Bord dieser beiden Entlauber befand sich etwas Schreckliches, etwas so Unheilvolles und Tödliches, dass es ihren Gefahrensinn selbst aus hundert Kilometern Entfernung erschütterte.
Sie flogen nach Instrumenten und begaben sich auf einen Abfangkurs. Kurz darauf entkamen sie dem Maserbeschuss des Sperrbereichs. Bald schon spürte UnuThul die Gefahr ebenfalls. Ein dunkler Druck bildete sich in fainas und Zekks Brust und wollte sie auf die beiden Entlauber zuschieben, wollte sie zwingen, sofort anzugreifen. Sie konnten sich seinem Willen nur mit großer Mühe widersetzen und in den Wolken bleiben, bis sie eine erfolgversprechendere Position erreicht hatten.
Als die beiden Entlauber schließlich so nahe gekommen waren, dass die Hauptflotte nicht riskieren würde, in den Kampf zu schießen, rasten faina und Zekk vorwärts. Sie blieben in den Wolken, bis sie sich direkt unter ihren Zielen befanden, dann zogen sie die Steuerknüppel zurück und stiegen steil auf. Jaina machte zwei Protonentorpedos scharf - die Kolonie konnte das Baradium, das für Schattenbomben gebraucht wurde, nicht mehr ankaufen -, dann wählte sie den Entlauber rechts von ihr.
»Wir nehmen den da, Sneaky. Lass mich wissen, wenn wir ihn im elektronischen Visier haben.«
Der Droide zirpte bestätigend, und einen Augenblick sah es so aus. als könnten die StealthX sich unentdeckt bis auf Schussweite nähern.
Dann lösten sich Klauenjäger aus den beiden Staffeln und kamen ihnen entgegen. Sie schienen sich nur in Zeitlupe zu bewegen, da die Atmosphäre selbst so hoch oben dick genug war. um einen Sternenjäger zu verlangsamen und ihn sogar zu zerfetzen, wenn man zu scharf manövrierte. Die Entfernungen waren jedoch ebenfalls geringer - nur Dutzende von Kilometern statt Hunderte. Innerhalb von ein paar Herzschlägen kamen die dunklen Flecken der ersten Chiss-Jäger in Sicht und eröffneten das Feuer auf die StealthX.
Sneaky meldete, das Ziel sei erfasst. Jaina bestätigte, dass es sich um das richtige Schiff handelte, dann spürte sie. wie Zekk das Gleiche tat. Sie schössen ihre Torpedos gemein sam ab und sahen zu. wie die weißen Punkte der Antriebe im grünen Himmel verschwanden.
Eine Sekunde später krachte das erste Lasergeschoss in Jainas vordere Schilde, ließ orangefarbene Flammen vor der Kuppel aufflackern, und der Treffer hallte im Cockpit wider, wie es im Raum nie der Fall war, wenn ein Schild getroffen wurde. Zekk kam näher, setzte sich leicht vor Jaina und verschaffte ihr Zeit, damit ihre Schilde sich erholen konnten, indem er zwischen ihr und ihren Angreifern flog. In diese: Formation stiegen sie weiter auf, kaum fünf Meter voneinander entfernt, führten gleichzeitig ihre Ausweichbewegungen durch und schössen ihrerseits auf die Klauenjäger.
Sneaky zirpte überrascht, und als Jaina auf ihr taktisches Display sah, musste sie feststellen, dass beide Torpedosätze zwanzig Kilometer von den Entlaubern entfernt explodierten -weit außerhalb des Bereichs, in dem sie Gegenmaßnahmen erwartet hätte.
»Was zum Hutt ist da passiert?«
Das taktische Display wiederholte die letzten Sekunden, und Jaina sah vier Klauenjäger, die direkt auf die Torpedos zuflogen, um sie abzufangen. Einer der Piloten hatte das Glück, das Ziel mit seinem Geschützfeuer zur Explosion zu bringen, aber die Schüsse der anderen gingen daneben. So hielten sie die Torpedos auf, indem sie ihre Jäger buchstäblich in sie hineinlenkten.
Das ist abgedreht - sogar für Chiss!, sagte Zekk in ihrem geteilten Geist.
Vielleicht haben die Entlauber keine eigene Verteidigung. spekulierte Jaina.
Oder die Chiss wollen sichergehen, dass diese Schiffe ihre Ladung auf jeden Fall absetzen, antwortete Zekk.
Zekk wurde an den Schilden getroffen, und Jaina übernahm die vordere Position. Die feindlichen Staffeln kamen jetzt direkt auf sie zu. Eine verrückte Taktik, die für die Chiss ebenso gefährlich war wie für ihre Ziele. Sie kamen in Viererwellen, und die ersten waren schon so nahe, dass sie faustgroß aussahen. Jaina und Zekk entschieden sich für den zweiten von links und schössen gemeinsam. Sie perforierten seine Schilde, indem sie fünf Geschütztreffer gleichzeitig landeten.
Schon bevor die Feuerkugel verglüht war, wechselten die beiden das Ziel. Die erste Welle von Klauenjägern war jetzt so dicht, dass sie die Lasergeschosse sehen konnten, die aus den Spitzen der nach vorn weisenden »Klauen« ragten, denen die Jäger ihre Spitznamen verdankten. Die Jedi schössen erneut, wobei sie nicht dorthin zielten, wo das Schiff sich im Augenblick des Schusses befand, sondern vielmehr auf die Stelle, wo es sich laut der Macht im nächsten Moment befinden würde. Der Pilot tat ihnen den Gefallen, indem er direkt in ihre Feuerlinie auswich, und sein Sternenjäger verschwand in einem Schein gelber Flammen.
Jaina und Zekk hatten gerade ihre Aufmerksamkeit dem nächsten Opfer zugewandt, als das Krachen eines dreifachen Treffers Jainas Cockpit erschütterte. Ihr Instrumentenbord blinkte auf von Schwund- und Schadensmeldungen, aber sie konnte über das Getöse der Explosion die Alarmgeräusche -oder Sneakys Zwitschern - nicht hören.
Zekk setzte sieh wieder an die Spitze, und sie schössen mit den Lasern auf die nächsten Klauenjäger. Die beiden Überlebenden aus der ersten Welle waren nun so groß wie ein Bith-Kopf, doch sie schlingerten, stiegen auf und nieder und vollführten so intensive Ausweichbewegungen, das,-, die StealthX auf diesen kurzen Abstand ihre Lasergeschütze nicht schnell genug ausrichten konnten, um die Ziele zu treffen.
Sneaky sandte eine Botschaft auf Jainas Display: ES IST UNERLÄSSLICH, DASS WIR SOFORT UMKEHREN, WIK HABEN DEN VORDEREN SCHILDKONDENSATOR VERLOREN!
»Und?«, fragte Jaina. »Im Moment haben wir immer noch Schilde, oder?«
BIS WIR DAS NÄCHSTE MAL GETROFFEN WERDEN, antwortete Sneaky. UND WENN WIR GEZWUNGEN SIND AUSZUSTEIGEN. HABE ICH KEINEN FALLSCHIRM.
»Immer mit der Ruhe«, sagte Jaina. »Ich habe die Macht.«
Der eine Chiss flog schließlich doch in die falsche Richtung. Drei Treffer durchstießen seine Schilde und rissen eine Angriffsklaue ab, was den Jäger in eine unkontrollierte Drehbewegung versetzte. Er verschwand in den wogenden graugrünen Wolken unter ihnen. Dann war der letzte Klauenjäger da und wich nicht mehr aus, sondern kam direkt auf die StealthX zu, aus allen vier Geschützen feuernd.
Zekks Schilde waren überlastet und brachen innerhalb von Sekunden zusammen. Bevor Jaina sich vor ihn setzen konnte, wurde sein StealthX an der Nase und dann noch einmal an einem oberen Flügel getroffen, und immer noch kam der Klauenjäger auf sie zu.
Jaina erkannte, dass der Pilot nicht vorhatte, den Jäger im letzten Moment zur Seite zu ziehen. Da sie und Zekk so flogen, dass sich ihre Schilde überlappten, würde die Explosion eines einzigen Zusammenstoßes genügen, um sie beide zu erwischen.
Jaina hatte das gerade erst gedacht, als Zekk seinen Jäger auch schon nach links riss. Jaina zog ihren in die Gegenrichtung und hoffte, ein Zögern ihres Feindes zu erzwingen, indem sie den Chiss zwang, zwischen den Zielen zu wählen.
Der Chiss war zu gut, um zu zögern. Er wählte sein neues Ziel sofort und nahm die Seite von Jainas StealthX ins Visier, schoss durch ihre Schilde und riss kopfgroße Löcher in den Rumpf. Unfähig, zurückzuschießen, nutzte sie die Macht, um den Klauenjäger nach unten zu drücken, gab den Schüssen damit eine neue Richtung und zwang ihn in einen Sturzflug, der ihn unter ihrem Sternenjäger hindurchtrug, statt ihn mit ihr zusammenstoßen zu lassen.
Als der Jäger vorbeiraste, knisterte die Macht geradezu von der Frustration des Piloten - einer Frustration, die sich sehr menschlich anfühlte, Jaina dehnte sich in der Macht aus und spürte eine nur zu bekannte Präsenz. »Verdammt«, murmelte sie. Jagged Fel.
Sie wusste, es war nicht gut, einen Klauenjäger-Piloten -besonders diesen Klauenjäger-Piloten - im Rücken zu haben, und so rollte sie den StealthX über seinen eigenen Flügel und flog hinter dem Klauenjäger her.
»Sneaky, öffne einen Grußkanal zu unserem Ziel.«
Der Droide gab ein lang gezogenes protestierendes Quieken von sich, das Jaina durch all die Schadensalarme kaum hören konnte - und das sie auch nicht lesen konnte, da ihr Display nicht mehr funktionierte.
»Komregeln gelten im Augenblick nicht«, sagte Jaina, die nur raten konnte, was ihren Astromech so aufregte. »Der Feind weiß bereits, wo wir sind. Er kann uns sehen.«
Sneaky pfiff trotzig.
»Wenn ich es selbst machen muss, schmeiße ich dich raus«, sagte Jaina.
Der Kanal war offen, als sie sich hinter den Klauenjäger setzte.
»Jag, was machst du hier?«, wollte sie wissen.
»Ich versuche dich abzuschießen«, antwortete Jag. »Aber ich habe wohl vergessen, dass das eigentlich ein militärisches Geheimnis ist. Jetzt muss ich dich umbringen.«
Jaina hätte vielleicht über die Verbitterung in Jags Stimme nicht so überrascht sein sollen, aber das war doch der Fall. Er konnte sich beinahe losreißen, indem er nach links wegkippte. Zum Glück war Zekk zur Stelle und beschoss das Heck des Klauenjägers. Jag geriet wieder in Jainas Visier, während sich Überladungsstatik über seine Schilde schlängelte. Er versuchte erneut zu entkommen, indem er den Jäger stark nach rechts zog, aber diesmal war Jaina bereit und zwang ihn mit einem Strom von Geschützfeuer dicht an seiner Flanke zurück.
»Jag, du solltest es nicht so persönlich nehmen«, sagte Jaina. Sie bemerkte, dass er seinen Jäger nach und nach drehte und sie von den Entlaubern wegzulocken versuchte. »Du und ich waren schon lange getrennt, bevor Zekk und ich Taat kennenlernten.«
»Glaubst du, mich interessiert, wessen Fühler du reibst?«, erwiderte Jag. »Ihr habt euer Wort gebrochen.«
»Unser Wort?« Jaina war verwirrt. »Wir haben dir nichts. «
»Ich habe Lowbacca auf Bewährung gehen lassen«, erinnerte Jagged sie. »Und du erwiderst mein Entgegenkommen mit Verrat. Beim Nachschubdepot Thrago und in der Schlacht von Snevu. Der Ruf meiner Familie hat gelitten.«
Ebenso wie ihre Finanzen, wenn Jaina sich richtig an die Bedingungen der Bürgschaft für die Bewährung erinnerte. Aristocra Formbi hatte gesagt, die Fels würden alle Schäden zahlen müssen, die Lowbacca anrichtete, wenn er gegen die Bedingungen seiner Bewährung verstieß - und nach seiner Rückkehr zur Allianz hatte er an der Zerstörung nicht nur von mehreren Millionen Litern Treibstoff, sondern auch Dutzender Klauenjäger und ein paar Großkampfschiffe teilgenommen.
»Jag, es tut mir leid«, sagte Jaina. Die zweite Welle von Klauenjägern war nun auch ohne Instrumente zu sehen. Die Chiss ignorierten, dass sie aus Versehen auch Jagged treffen könnten, und eröffneten das Feuer auf die beiden StealthX. »In dieser dringlichen Situation haben wir einfach nicht an die Bewährung gedacht.«
»Entschuldige dich nicht. Es war mein Fehler.« Jagged fuhr mit seiner Drehung fort und stieg nun auf, um Jaina und Zekk für seine Flügelleute besser ins Ziel zu setzen. »Ich hätte nie den Fehler machen dürfen zu glauben, die Jedi hätten Ehre.«
Dieser Vorwurf traf härter, als er sollte, vielleicht weil Jaina und Zekk wussten, dass er berechtigt war - und weil Jaina wusste, dass er Jaggeds derzeitige Verachtung für sie widerspiegelte. Aber sie befanden sich im Krieg, und sie konnten nicht zulassen, dass persönliche Gefühle ihnen im Weg standen. Sie mussten diese Entlauber aufhalten, denn was auch immer diese Schiffe geladen hatten, fühlte sich absolut heimtückisch und todbringend an.
»Jagged, wir - ich - will, dass du weißt, dass ich dich immer noch liebe. Und immer lieben werde.« Jaina aktivierte die Angriffssensoren und nahm Jaggeds Klauenjäger als primäres Ziel ins Visier. »Aber wenn du aussteigen kannst, solltest du das jetzt tun.«
Jaina und Zekk eröffneten das Feuer.
Aber Jagged war bereits in die Klauenjäger-Drehung gegangen, sein Schiff wirbelte um sein kugelförmiges Cockpit und vorsprühte Lasergeschosse in alle Richtungen, als er in einer Spirale abtauchte, die zu zufällig war, um ihn ins Visier nehmen zu können. Das war im Raumkampf eine beliebte Taktik, aber in einer Atmosphäre so gefährlich und schwierig, dass die meisten Piloten es vorgezogen hätten, ohne Schilde und nur mit einem Triebwerk zu fliegen. Aber Jagged Fei schaffte es irgendwie, zu verhindern, dass der Luftwiderstand sein Schiff zerriss, und als er in den Wolken verschwand, kam er bereits wieder aus der Drehung und zog den Jäger hoch.
Vielleicht sollten wir ihn das nächste Mal nicht warnen. schlug Zekk vor.
Das sagst du nur, weil du eifersüchtig bist, witzelte Jaina.
Ja, aber nicht deinetwegen, erwiderte Zekk. Niemand kann ohne die Macht so fliegen!
Ein Geschoss raste an Jainas Cockpit vorbei - so dicht, dass es eine Hitzeblase an der Kuppel verursachte -, und sie und Zekk drehten sich und gingen in den Sturzflug. Da ihre vorderen Schilde nicht mehr existierten und die Chiss sich mehr wie Selbstmordpiloten der Killiks benahmen als wie Klauenjäger-Piloten, bestand ihre einzige Möglichkeit, die Entlauber abzuschießen, darin, die beiden Schiffe in den Wolken zu erwischen, wo ihre StealthX vor ihnen verborgen blieben, bis sie angriffen. Die Klauenjäger folgten ihnen, aber Jaina und Zekk hatten immer noch Heckschilde und überstanden den kurzen Beschuss, bis sie die Deckung erreichten.
Sie waren kaum in die Wolken eingetaucht, als der dunkle Druck in Jainas Brust wieder zunahm. UnuThul wollte nicht, dass sie warteten. Er wollte, dass sie sofort angriffen. Jaina und Zekk berührten ihn in der Macht und versuchten ihm klarzumachen, dass sie unmöglich Erfolg haben würden, dass ihre StealthX kaum noch zusammenhielten und dass ihre einzige Hoffnung auf Erfolg darin bestand, sich zu verbergen.
UnuThul verstand das nicht - oder es war ihm egal. Der dunkle Druck wurde unerbittlich, bis sie schon fürchteten, ihre Herzen würden kollabieren. Dennoch, sie blieben in den Wolken und gaben sich gegenseitig Kraft, um sich UnuThul zu widersetzen. Jaina benutzte die Macht, um Zekks Hand zu stärken, wenn sein StealthX aufzusteigen begann, und Zekk schob ihren Steuerknüppel nach vorn, wenn sie ihn zurückzog. Da Jainas Displays nicht funktionierten und Zekks Sensorkapsel weggeschossen worden war, mussten sie rein nach Gefühl navigieren und richteten die Nasen ihrer ramponierten Sternenjäger immer auf die Gefahr aus, die sie in der Macht spürten.
Gerade als Jaina und Zekk sich ihren Zielen wieder näherten, spürten sie Leia und Saba weit über ihnen mit ihren eigenen Problemen ringen. Manchmal fühlte sich Jainas Mutter angespannt und besorgt an, dann wieder befanden sich Leia und Saba eindeutig im Kampf und füllten das Kampfgeflecht mit Wut, Furcht und Entschlossenheit. Jaina und Zekk hätten ihnen gerne geholfen, aber sie waren zu diszipliniert, um die Entlauber zu ignorieren - selbst ohne den Einfluss von UnuThul.
Eine Schockwelle des Erstaunens pflanzte sich plötzlich durch das Kampfgeflecht fort. Leia und Saba schienen gleichzeitig verwirrt, hoffnungsvoll und verängstigt zu sein. Der dunkle Druck in Jaina und Zekk wurde mächtiger denn je. und sie ertappten sich dabei, dass ihre Kuppeln gegen ihren Willen durch die Wolken stießen.
Die Entlauber waren nur ein paar Kilometer über ihnen, sodass Jaina und Zekk nun deutlich ihre falkenartigen Silhouetten sehen konnten - und die tropfenförmigen Umrisse von jeweils zwei riesigen Bomben unter jedem Flügel.
Jeder Entlauber war dicht umringt von Klauenjägern, und sechs zusätzliche Sternenjäger befanden sich weiter entfernt in Abfangposition. Weiter weg würde es noch mehr Chiss geben, die im Hinterhalt lagen und dicht über den Wolken kreisten, bereit, zuzustoßen, sobald die StealthX sich zeigten.
Hoch über den Entlaubern blitzte ein fernes Lichtnetz zwischen der abtauchenden Chiss-Flotte und den niedrigeren Bereichen des Raums hin und her. Da die taktischen Displays in beiden Jägern nicht funktionierten, wussten Jaina und Zekk nicht, was passierte. aber sie konnten es sich vorstellen. UnuThul war mit dem Mondschwarm eingetroffen und hatte vorzeitig angegriffen, wahrscheinlich in der Hoffnung, die Chiss ablenken und es damit den beiden Jedi einfacher machen zu können, die Entlauber abzuschießen - und nach ihren Empfindungen im Kampfgeflecht zu schließen, saßen Leia, Saba und der Rest der Besatzung des Falken irgendwo mittendrin.
All das änderte nichts daran, was Jaina und Zekk betraf. Ihre beste Chance auf Erfolg, so geringfügig sie sein mochte, bestand immer noch darin.
Da nahmen sie etwas Neues im Kampfgeflecht wahr - die dunkle, seltsam vertraute Präsenz einer Twi'lek-Mitnisterin -Alema Rar.
Eine Woge des Abscheus stieg in Jaina und Zekk empor -ebenso wie in Leia und Saba. Alema war das beste Beispiel für alles, was Meister Skywalker an der neuen Sichtweise der Jedi über die Macht so beunruhigte. Sie war der lebende Beweis, dass es tatsächlich eine Dunkle Seite gab, denn sie hatte sich in diese Dunkelheit gewagt und sich in ihr so vollkommen verirrt, dass selbst Luke die Hoffnung aufgegeben hatte, sie noch retten zu können. Sie war zu einer verdrehten, zornigen Person geworden, die Treueschwüre wechselte wie Hemden, ihren Kameraden den Rücken zukehrte, selbst heiligstes Vertrauen missbrauchte und hinterhältig genug war, sich auch gegen jene zu wenden, die stets nur freundlich zu ihr gewesen waren.
Aber im Augenblick zählte nur, dass sie ebenfalls in einem StealthX hier war und sich ein paar Kilometer hinter Jaina und Zekk in den Wolken versteckte. Die Chiss hatten keine; Ahnung, dass sie da war, aber Jaina und Zekk verstanden nun, wieso der dunkle Druck in ihnen so anwuchs, wieso UnuThul so versessen darauf war, dass sie sich in einer nutzlosen Geste opferten.
Sie sollten als Ablenkung dienen. Alema - Nachtherold des Dunklen Nestes - war die wahre Feuerkraft. Für UnuThul stellte dies den sichersten Weg dar, das Übel aufzuhalten, das unter den Flügeln der Entlauber hing.
Leia und Saba dehnten sich in der Macht aus und drängten Jaina und Zekk, sich UnuThuls Willen zu widersetzen, sich an ihren eigenen Plan zu halten und in den Wolken anzugreifen.
Jaina und Zekk beschleunigten, dann zogen sie die Steuerknüppel zurück und begannen in einer wilden Spirale aufzusteigen, die ihre Astromechs zu kreischenden Warnungen wegen Überbeanspruchung der Struktur veranlasste. Da sie keine vorderen Schilde mehr teilen konnten, war es nicht notwendig, in enger Formation zu fliegen. Stattdessen stiegen sie in parallelen Spiralen schräg vor dem Bug der Entlauber auf, um ihnen den Abstieg abzuschneiden.
Die Chiss reagierten schnell, um sie aufzuhalten. Die Verteidigungsringe verlagerten sich, um zwischen den beiden StealthX und ihren Zielen zu bleiben, und die anderen Jäger, die ein wenig weiter entfernt gewesen waren, stießen herab, um sie mit Lasergeschützen zu beschießen. Jaina und Zekk erwiderten das Feuer effektiv, aber ohne Begeisterung, zerstörten jeder einen Klauenjäger und wussten, dass diese Piloten geopfert worden waren, um abzulenken - ebenso wie sie selbst.
»Sneaky. kannst du einen der Entlauber ins Visier nehmen?« Die Bomben - vier an jedem Schiff - entsprachen dem Prototyp. den Jag in den Dünen über dem Iesei-Nest zerstört hatte.
Der Droide reagierte mit einem bestätigenden Zwitschern, fügte aber einen lang gezogenen, absteigenden Pfiff hinzu, der andeutete, dass er diesen Angriff nicht für empfehlenswert hielt.
»Widersprich nicht!« Jaina machte alle Protonentorpedos scharf, und Zekk tat dasselbe. »Lass mich einfach wissen, wenn du so weit bist.«
Der Droide gab einen kurzen Pfiff von sich.
Jaina feuerte die nächsten beiden Protonentorpedos ab und sah mit entsetzter Faszination zu. wie zwei Klauenjäger sich vor die kleiner werdenden Ausstoßpunkte fallen ließen. Einen Augenblick später wurde sie kurz geblendet, als zwei grelle Blitze den Himmel zwischen ihr und den Entlaubern erhellten.
Sie ging davon aus, nun in Schussweite zu sein, und ergoss Laserfeuer auf den Entlauber, den Sneaky ins Visier genommen hatte. Der defensive Ring von Klauenjägern zog sich noch enger zusammen, um die Angriffe mit seinen eigenen Schilden abzufangen, wodurch das Heck des Entlaubers für einen Protonentorpedo verwundbar wurde.
Dennoch, Alema griff nicht an. Wartete sie darauf, dass sich auch noch die Chiss zeigten, die weiter entfernt im Hinterhalt lagen. oder darauf, dass Jaina und Zekk abgeschossen wurden? Die Verachtung, die Leia und Saba in das Kampfgeflecht ergossen, machte deutlich, was sie dachten.
Zwei Protonentorpedos flogen von Zekks StealthX zu dem zweiten Entlauber. Ein Chiss-Klauenjäger ließ sich fallen und erledigte den ersten Torpedo mit einer Salve von Geschossen. Die Piloten, die den zweiten Torpedo abzufangen versuchten, wurden von der Explosion geblendet, sodass der Torpedo durch den Defensivschirm schlüpfen konnte, um an den Bauchschilden des Entlaubers zu explodieren. Beinahe sofort erschienen Jagged Fei und ein paar andere aus den Wolken und droschen auf Jainas und Zekks Heckschilde ein.
Gefangen in einem vernichtenden Kreuzfeuer und gewaltig in der Unterzahl, war das einzig Vernünftige, was Jaina und Zekk tun konnten, zu fliehen. Sneaky begann zu pfeifen und zu hupen, zweifellos um ihnen die Weisheit zu vermitteln, dass sie dem Feind ihre immer noch mit einem Schild versehenen Hecks präsentieren und fliehen sollten, solange es noch ging.
Stattdessen setzte Jaina ihre letzten Protonentorpedos ab und beschleunigte auf ihr Ziel zu, wobei sie ununterbrochen mit den Lasern schoss und ihr Bestes tat, es so aussehen zu lassen, als wollte sie den Entlauber rammen. Zekk machte es ihr nach und flog auf den zweiten Entlauber zu. Vier Klauenjäger-Verteidiger bewegten sich rasch in den Weg der Torpedos. Andere gingen auf Kollisionskurs zu Jaina und Zekk, während Jag und die Jäger, die im Hinterhalt gelegen hatten, die StealthX von hinten beschossen, ohne dabei Rücksicht auf ihre eigenen Sternenjäger zu nehmen.
Dann spürten Jaina und Zekk, wie Alema aus den Wolken brach und sich hinter die Entlauber schob, wo nun kein einziger Klauenjäger übrig geblieben war, um sich ihr entgegenzustellen. Jainas Heckschilde brachen zusammen, dann brannte eines ihrer Triebwerke, und Sneaky trillerte Warnungen, die sie nicht verstand. Sie beschoss weiter den Bauch ihres Entlaubers. ignorierte die Gefahr eines Zusammenstoßes mit den Klauenjägern und nutzte die Macht, um so gut wie möglich dem verrückten Gewitter von Geschossen auszuweichen.
Einer von Zekks Flügeln brach ab. Sein StealthX begann zu taumeln und in einen Sturzflug überzugehen, aber Jaina konnte spüren, wie Zekk die Macht einsetzte, um den Jäger wieder nach oben zu ziehen. Er flog weiter auf sein Ziel zu, seine Spiralbewegungen wirrer denn je, und schoss nur noch aus zwei Lasern, aber die Chiss waren wie gebannt.
Du hast wirklich keinen Grund, eifersüchtig zu sein, sagte Jaina durch ihre Gedankenverbindung. Seihst wenn Jag die Macht hätte, könnte er das nicht.
Wer redet hier von Macht?, fragte Zekk. Das ist nichts als Angst!
Alema schoss endlich ihre ersten Protonentorpedos auf den Entlauber ab, der ihr am nächsten war. Sie befand sich so dicht an dem Schiff, dass es keine Chance hatte, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Der erste Torpedo überlud die Schilde des Schiffes und riss das Heck des Entlaubers in Stücke. Der zweite ließ das gesamte Schiff verdampfen. Nichts als ein weißes Aufblitzen blieb zurück.
Die Macht brodelte vor Schreck und Verwirrung, aber die Chiss reagierten erstaunlich schnell. Sie wandten sich sofort von Jainas StealthX ab. um auf Alema zuzuhalten.
Sie kamen zu spät. Alema hatte bereits ein weiteres Torpedopaar auf den zweiten Entlauber abgeschossen. Einer explodierte gerade, als die Verteidiger am Heck des Schiffes eintrafen, und Jaina und Zekk spürten, wie ein Dutzend Leben in einem einzigen Augenblick ausgelöscht wurden. Der andere Torpedo krachte in einen Klauenjäger, der sich opferte, jedoch so nahe am Entlauber, dass es sich auch auf das größere Schiff auswirkte. Der Rumpf des Entlaubers und einer seiner Flügel verschwanden in einem weiteren weißen Blitz.
Der andere Flügel hielt.
Der Entlauber taumelte auf den Planeten zu, und seine silberne Haut blitzte hell in der blauen Sonne. Die beiden Bomben waren immer noch intakt, die Wolken unter ihm näherten sieb schnell.
Hoch über Tenupe bebte die Fell Defender immer noch von der Eröffnungssalve der Killiks, als sich eine grimmige Ruhe im Kampfgeflecht ausbreitete und Leia verstand, was Jaina und Zekk vorhatten.
»Wir können keine Zeit mehr auf Tricks verschwenden«, flüsterte sie. Alema Rar hatte sich gerade dem Geflecht angeschlossen. Leia konnte die Twi'lek in der Atmosphäre unter ihnen spüren, wo sie hinter Jaina und Zekk wartete, berechnend, entschlossen und ein wenig amüsiert über die Idee, sie als Köder zu benutzen. »Wir müssen sofort an Bord des Falken gehen.«
Tarfang brabbelte etwas, das sich ein wenig wie »unmöglich« anhörte. Er war der Einzige in der Gruppe, der in dem nach Öl riechenden Transporttunnel aufrecht stehen konnte, und das nutzte er aus, indem er die Hände in die Hüften stemmte und während seines Schnatterns heftig den Kopf schüttelte.
»Tarfang hat recht.« Juun zeigte auf eine abgelegene Ecke des von Chiss wimmelnden Hangars, wo etwa fünfzig Soldaten in lichtschluckender schwarzer Rüstung den Falken in einem engen Kreis umstanden. »Sie wissen, dass wir kommen. Diese Sicherheitstruppe dort wartet eindeutig auf uns.«
»Und?«, krächzte Saba. »Vielleicht werden sie uns einen guten Kampf liefern - zur Abwechslung.«
»Ja. vielleicht auch zu gut«, murmelte Han. Erblickte ebenfalls hinaus in den riesigen, schimmernden Hangar des Sternenzerstörers und beobachtete eine ganze Wartungsbrigade, die eilig den Start des Sternenjägergeschwaders der Defender vorbereitete. »Wir können die Soldaten am Falken vielleicht überwältigen, aber diese Wartungsleute tragen alle,«
»Han. Alema Rar hat sich dem Kampfgeflecht angeschlossen«, sagte Leia. »Ich denke. Jaina und Zekk sollen ihr als Köder dienen, um die Eskorte von abzu,«
»Worauf warten wir noch?« Han hob den T-21-Repetier-blaster. den Cakhmaim und Meewalh aus dem Lager der beschlagnahmten Waffen des Gefängnisses gestohlen hatten -zusammen mit den anderen Waffen der Gruppe -, dann bewegte er sich geduckt aus dem Tunnel heraus. »Gehen wir und holen mein Schiff zurück.«
Saba nutzte die Macht, um Han aufzuhalten. »Ein Plan wäre nicht schlecht.«
»Du willst einen Plan?« Er zeigte auf Saba und Leia. »Also gut, ihr beiden inszeniert eine Ablenkung. Cakhmaim. du und Meewalh schleicht an Bord und kümmert euch um die Leute, die zweifellos dort warten, um uns anzugreifen. Tarfang, Sie und ich erledigen alle, die uns auch nur schief ansehen.« Er warf einen Blick zurück zu Saba. »Zufrieden?«
»Ja«, antwortete Saba.
»Dieser Plan ist ungenau und lückenhaft!«, beschwerte sich Juun.
»Und?«, wollte Han wissen.
»Was soll ich denn tun?«, fragte Juun.
»Schritt halten«, erwiderte Han. »Der Falke wird auf niemanden warten.«
»Selbstverständlich nicht«, erwiderte Juun. »In Spionieren leicht gemacht schreibt Kyle Katarn, dass jedes Mitglied eines Spionageteams,«
Leia hörte nicht mehr zu, als Cakhmaim und Meewalh aus dem Tunnel krochen. Sie schlüpften hinter einen leeren Raketenständer, der darauf wartete, zum Neubeladen in den Tunnel geschickt zu werden. Dann begannen sie sich an der Wand entlang auf den Falken zuzubewegen. Sie konnten sich so gut tarnen, dass selbst Leia sie nach fünf Schritten aus den Augen verlor.
Saba zeigte auf eines der Lagergerüste über ihnen, wo Klauenjäger festgemacht wurden, bevor man sie für Flüge vorbereitete. Einer der Sternenjäger begann in seiner Halterung zu schwanken, dann löste er sich plötzlich und fiel mit einem ohrenbetäubenden Krachen zu Boden.
Alle Augen im Hangar drehten sich nach dem Geräusch um, und Leia führte Han und die anderen im Laufschritt aus dem Transporttunnel heraus, eilte zwischen leeren Waffenständern hindurch, duckte sich hinter abgestellte Ausrüstungswagen, versteckte sich hinter tragbaren Diagnostikmaschinen. Sabas Ablenkung erwies sich als so dramatisch, dass die Arbeit im gesamten Hangar zum Stillstand kam, während verblüffte Techniker, Piloten und selbst die Sicherheitsleute, die den Falken bewachten, zusahen, wie das Notfallteam zu dem heruntergefallenen Jäger eilte, um zu ermitteln, was passiert war.
Als sich die Offiziere von ihrem Schock erholt hatten und laut Befehle gaben, wieder an die Arbeit zurückzukehren, knieten Leia und die anderen hinter einem tragbaren Ladegerät für Lasergeschützrohre. Der Falke befand sich nur noch zwanzig Meter entfernt, der Sicherheitsring etwa halb so weit. Sie konnte spüren, dass die Noghri irgendwo in den Schatten auf der anderen Seite des Schiffes versteckt lagen und auf eine Gelegenheit warteten, an Bord zu schlüpfen.
Leia bedeutete den anderen, sich bereitzuhalten, dann nutzte sie die Macht, um ein lautes Knarren in den Lagergerüsten direkt über der Sicherheitstruppe zu erzeugen. Die Soldaten blickten sofort auf, bereits misstrauisch genug, um ihre Charric-Gewehre zu heben.
Leia packte mit der Macht einen Klauenjäger, der über den Köpfen der Soldaten hing, und schaukelte ihn hin und her. Die Soldaten wichen sofort vom Falken zurück - bis ihr weiblicher Offizier ihnen ein paar Befehle zuschrie. Im nächsten Moment schlitterte der Offizier mit fuchtelnden Armen über das Deck, kreischte erschrocken immer noch Befehle und deutete auf die Lagergerüste.
Die Soldaten starrten die Frau verwirrt an. oder sie schauten nach oben, in die Gerüste, und blickten finster drein. Keiner von ihnen bemerkte die schlanken brusthohen Gestalten zweier Noghri, die aus dem Schatten hinter ihnen kamen und dann die Landerampe des Falken hinaufhuschten.
Saba schlug mit dem Schwanz aufs Deck und begann zu zischen.
»Still, Meisterin!«, flüsterte Leia. »Du verrätst uns noch!«
»Tut mir leid!«, erwiderte Saba. »Es ist einfach so komisch, wie sie ihren Soldaten befiehlt zu bleiben, während sie davonschlittert.«
»Ja, jede Millisekunde ein Lacher«, grollte Han. Er wandte sich an Leia. »Wie wäre es, wenn du den Rest von ihnen dazu bringst, sich zu bewegen, sodass wir hier rauskommen?«
Leia drehte den schaukelnden Klauenjäger ruckartig, und er riss sich aus der Verankerung. Die Sicherheitstruppe gab Alarm, und alle gingen in Deckung, wobei viele blind in die Gerüste schössen. Einen Augenblick später krachte der Sternenjäger in ihre Mitte, und Geschützteile und Stücke von Panzerplatten flogen überallhin.
Leia und Saba spurteten bereits zum Falken hinüber, die Lichtschwerter in den Händen, aber nicht gezündet. Einen Augenblick konzentrierten sich die Sicherheitsleute noch auf die Gerüste, da sie glaubten, ihre Angreifer müssten sich dort oben befinden. Dann bemerkte einer von ihnen Leia und die anderen, die auf das Schiff zurannten, und schlug Alarm.
Leia und Saba rissen mithülfe der Macht ein halbes Dutzend Charric-Gewehre aus den Händen der Soldaten und ließen die Waffen über den Boden schlittern. Han und Tarfang gaben ihnen Deckung, aber das hinderte die Sicherheitstruppe nicht daran, einen Gegenangriff zu starten.
Leia und Saba aktivierten ihre Lichtschwerter, woben damit einen undurchdringlichen Schild aus Licht und passten ihre Bewegungen im Kampfgeflecht aneinander an. sodass immer eine Klinge an der richtigen Stelle war, um ein Geschoss abzuwehren, ohne der anderen in die Quere zu kommen. Anders als Blastergeschosse mit ihrer eher geringen kinetischen Energie traf jeder Maserstrahl so hart, dass es Leia beinahe das Lichtschwert aus der Hand riss. Manchmal nutzte sie die Macht, um fester zupacken zu können und den Strahl zurück zu ihrem Angreifer zu schlagen, bei anderen Gelegenheiten lenkte sie die Energie um und bewegte damit ihre Klinge in die nächste Position.
Keiner der Angriffe durchdrang ihren Schild, und bald schon eilten Leia und die anderen rückwärts die Landerampe hinauf in den Falken. Han zog die Rampe hoch, dann zuckte er zusammen, als Masergeschosse den Rumpf des Schiffes trafen.
»Das ist wirklich unhöflich«, sagte er.
Zwei metallische Füße kamen von hinten auf sie zugestapft, dann sagte C-3PO: »Ich bin so froh, dass Sie endlich hier sind! Sie haben das Schiff vollkommen auseinandergenommen!«
»Wer?«, fragte Leia.
»Lieutenant Vero'tog'leo und seine Untergebenen«, antwortete C-3PO. »Sie haben mich aktiviert und von mir verlangt, ich solle ihnen sagen, wo sich die Schmuggelfächer befinden. Als ich erklärte, ich sei nicht autorisiert, diese Informationen preiszugeben, drohten sie, Säure in meine Schmiervorrichtungen zu gießen!«
»Wo sind sie jetzt?«, fragte Leia.
»Ich glaube, sie warten mit Cakhmaim und Meewalh im Heckfrachtraum.«
Leia wandte sich an Han. »Saba und ich können uns darum kümmern. Nimm du Jae und bringt uns hier raus.«
Han nickte und drehte sich um, um zu gehen - dann hielt er plötzlich inne. »Wo ist Jae?«
Leia sah sich im Eingangsbereich um und konnte den Sullustaner nirgendwo entdecken. »Sag nicht, wir haben ihn draußen gelassen!«
Tarfang schnatterte etwas Zorniges.
»Es ist nicht Ihre Schuld«, sagte Han. »Ich habe ihm gesagt, er soll Schritt halten.«
Tarfang keckerte etwas anderes und zeigte nach vorn. Plötzlich kam Juuns Stimme übers Interkom.
»Initiiere die Kaltstart-Routinen für den Notfall«, sagte er. »Sichere alle Schotten.«
Alle atmeten erleichtert aus, dann machte Han eine Geste zu Tarfang. »Kommen Sie. Wir sollten lieber raufgehen oder er wird immer noch Stromkreistests durchführen, wenn die Chiss bereits ihre Lasergeschütze ausgerichtet haben.«
Han und der Ewok rannten den Flur entlang, und Leia und Saba gingen zum Heck. Wie C-3PO schon gesagt hatte, hatte Lieutenant Vero'tog'leo den Falken zerlegt, Schränke geleert, die Sanitätsbucht auseinandergenommen, sogar die Zugangspaneele in der Decke geöffnet. Als sie den Frachtraum erreichten, war Leia wütend genug, um den Lieutenant und seine Leute auf der falschen Seite einer Luftschleuse einzuquartieren, die bald geöffnet würde.
Aber als sie sah, wie zerschlagen und blutig die Chiss bereits waren, entschied sie, dass Cakhmaim und Meewalh sie genug bestraft hatten. Also scheuchte sie die humpelnden, in sich zusammengesunkenen Soldaten in den Frachtlift und lud sie einfach ab.
Der Lift fuhr gerade erst zurück, als der Falke sich schon vom Deck hob und auf den Hangarausgang zuflog. Da die Chiss nun einmal Chiss waren, ging Leia davon aus, dass Vero'tog'leo einen Peilsender, eine Bombe oder beides an Bord versteckt hatte. Sie beauftragte Cakhmaim und Meewalh, eine Sicherheitsüberprüfung vorzunehmen, dann eilten sie und Saba zu den Geschütztürmen, um die Quadgeschütze bereit zu machen.
Leia hatte sich kaum angeschnallt, als Han den Falken auch schon auf die Hangaröffnung zufliegen ließ. Eine Handvoll Sicherheitsleute überzog den Rumpf mit Maserstrahlen, aber keiner versuchte sie aufzuhalten, indem er den Hangar verschloss. Da die Killiks angriffen, hatten die Chiss wichtigere Probleme als fliehende Gefangene. Die Defender stieß Klauenjäger aus, so schnell sie konnte, und der Aufsichtführende für diesen Hangar würde diese Starts nicht unterbrechen, um den Falken aufzuhalten.
Bevor sie sich in den Sturm losbrechender Energie außerhalb der Schilde der Defender wagten, nutzten die Jäger den Schutz des großen Rumpfs, um sich zu Staffeln zu formieren. Han senkte einfach die Nase des Falken und ging in den Sturzflug, was Leia - deren Geschützturm zum Heck wies -einen Blick in den blitzenden Wahnsinn des Kampfes ermöglichte. Der Himmel war gleichzeitig schwarz von Rauch und absteigenden Pfeilschiffen und gefleckt von dem blauen Leuchten der Turbolasertreffer, und außerdem stürzten die brennenden Rümpfe von zwei Chiss-Sternenzerstörern in einem unkontrollierten Wirbel nach unten.
Der Falke schoss plötzlich unter der Schlacht weg, und Han verkündete: »Hab sie.«
Leia überprüfte ihr Zieldisplay und sah, dass sich der Falke etwa fünf Kilometer über zwei Chiss-Entlaubern befand und sie schnell einholte. Die Eskorten der Entlauber hatten ihre Formation aufgegeben und drängten sich vor den beiden Schiffen, um auf unsichtbare Ziele zu schießen, die. wie Leia annahm, wohl Jaina und Zekk waren. Sie konnte sie im Kampfgeflecht spüren, finster und entschlossen, an getrieben von Raynars Willen und immer noch darauf konzentriert, die Entlauber zu zerstören. Sie konnte auch Alema in der Nähe spüren, die ebenso entschlossen war.
Leia drehte den Turm und berührte Jaina und Zekk in der Macht. Sie drängte sie, sich nicht zu opfern. Hilfe war auf dem Weg. Sie mussten nur in die Wolken zurückfallen und warten.
Aber Alema Rar war immer schon ungeduldig gewesen. Diese Ungeduld ergoss sie nun ins Geflecht und verlangte, dass Jaina und Zekk weiter angriffen. Raynars Wille drängte die beiden Jedi-Ritter ebenfalls, und sie setzten den Schusswechsel mit den Eskorten fort.
Dann blitzten etwa drei Kilometer vor dem Falken zwei blendend helle Torpedoexplosionen auf, und als die Statik wieder von Leias Zieldisplay verschwand, war einer der Entlauber weg.
»Han, bring uns sofort hin!«, befahl Leia ihm übers Interkom.
»Klar.« Der Falke beschleunigte, und lang gezogene Flammenzungen leckten über die Turmkuppel. »Was kann ein bisschen Eintrittshitze schon schaden?«
Als das zweite Torpedopaar explodierte, waren sie nahe genug, um die dicke Wolke von Klauenjägern zu sehen, die um Jaina und Zekk herumschwärmten - und um zu bemerken, wie ungelenk beide StealthX sich bewegten, als sie auf die Wolken zuschössen. Selbst wenn Leia es nicht in der Macht gespürt hätte, sie hätte daran erkannt, dass ihre Tochter und Zekk sich in einer verzweifelten Situation befanden.
Und es gab keinen Hinweis darauf, dass Alema ihnen helfen würde. Die Twi'lek war aus dem Kampfgeflecht verschwunden, nachdem sie den zweiten Entlauber zerstört hatte, und nun tat sie nichts, um ihren Ködern zu helfen.
»Weiß jemand, was aus Alema geworden ist?«, fragte Leia. »Ich würde ihr gerne ein paar Salven hinterherjagen.«
Der Falke erzitterte, als Saba mit den Geschützen an der Unterseite das Feuer eröffnete. »Tut mir leid. Diese hier hat danebengeschossen«, zischte sie. »Sie war auf meiner Seite und flog auf die Wolken zu.«
»Sieht aus, als folge sie etwas«, sagte Han. »Und das Gleiche gilt für diese Chiss dort.«
Leia warf einen Blick auf ihr Display und sah, dass acht Klauenjäger beschleunigten und hinter etwas her jagten, das groß und langsam war und einem unberechenbaren Flugmuster folgte. »Was ist das?«
»Ein Flügel!« Juun schwieg einen Moment, dann fügte er hinzu: »Mit zwei riesigen Bomben dran!«
Leia befürchtete das Schlimmste. »Wie dicht sind sie an der Kampfzone?«
»Das ist egal«, sagte Han. »Diesmal geht meine Tochter vor. Es interessiert mich nicht, ob ihre seltsamen Freunde ausgelöscht.«
»Han!« Leia schwang ihren Turm herum und schoss auf die Klauenjäger, die Jaina und Zekk verfolgten. »Dir ist hoffentlich klar, dass StealthX auf diesen Abstand den gesamten InterkomVerkehr mithören können.«
»Tatsächlich?«
»Die StealthX wurden in erster Linie zur Spionage gebaut«, erinnerte Saba ihn. Sie feuerte ebenfalls, und ein paar Klauenjäger wichen von ihrem bisherigen Kurs ab und schössen auf den Falken zu. »Aber vielleicht hören sie nicht zu.«
»Wen interessiert das?«, fragte Han. »Jaina weiß, dass ich mir nur Sorgen um sie mache.«
»Sie weiß auch, dass du weißt, dass sie auf sich selbst aufpassen kann«, argumentierte Saba. »Und dass du niemals zulassen würdest, dass die Chiss eine dieser Parasitenbomben zünden. Selbst ein paar Eier würden genügen, die ganze Spezies ihrer Freunde zu töten.«
Han seufzte. »Du meinst also, wir müssen diesen Flügel bergen?«
»Ich fürchte, ja«, sagte Leia. Das kalte Ziehen der Enttäuschung in ihrem Magen wurde nur teilweise erträglicher durch die Ermutigung und die Anerkennung, die Jaina und Zekk sie durch das Geflecht spüren ließen. »Aber du könntest auf dem Rückweg durchaus etwas näher gehen. Saba und ich hätten nichts gegen ein paar Schießübungen.«
Der Falke rollte in einen so steilen Sturzflug, dass alle nicht befestigten Ausrüstungsgegenstände und Vorräte in der Kabine und den Frachträumen umherflogen. Leia ignorierte den Krach und schoss weiter. Sie ignorierte auch die Klauenjäger, die nun von hinten auf den Falken schössen. Stattdessen nutzte sie die Macht, um auf das Schiff zu schießen, das weiter unten noch immer ihrer Tochter und Zekk folgte.
Selbst auf diese Entfernung, selbst in einer Atmosphäre konnten die mächtigen Quadgeschütze des Falken es mit dem leichten Schild eines Klauenjägers mehr als aufnehmen. Leia ließ einen Jäger in die Wolken taumeln. Ein anderer explodierte zu einer Feuerkugel, als er offenbar einfach in Sabas Schusslinie flog, dann traf Leia einen dritten Sternenjäger mit einer Reihe von Streifschüssen, die ihn in eine unkontrollierte Drehung gehen ließen.
Endlich hatten die beiden StealthX einen freien Weg in die Wolken. Jaina und Zekk tauchten qualmend und wackelnd hinein, verfolgt von einem Dutzend Klauenjäger, aber immer noch am Stück. Das Geflecht wurde warm von ihrer Dankbarkeit, dann trübten sich die Lichter im Turm, als der nächste Klauenjäger die Schilde des Falken beschoss.
Han rollte das Schiff noch einmal herum, bewirkte noch mehr Krach in der Kabine, und der Reibungsbrand wurde so heftig, dass Leia vor lauter Flammen nichts mehr sehen konnte. Sie schwang ihre Geschütze auf den Klauenjäger zu. dann ignorierte sie das Zieldisplay und ließ sich ihre Hand von der Macht leiten. Sie hörte das synthetische Grollen des Computers, der einen Treffer verkündete, dann zwei, dann noch einen, und plötzlich spürte sie keine Ziele mehr.
Leia warf einen Blick aufs Display und sah dort ein Dutzend Explosionen aufblühen. Es war unglaublich - für jeden Sternenjäger, den sie abgeschossen hatte, hatte Saba zwei erwischt.
»Rodder!«, keuchte Leia. »Vielleicht werde ich das auch einmal können, wenn ich Meisterin bin.«
»Vielleicht?« Saba begann zu zischen, aus einem Grund, den wohl nur Barabels verstanden. »Leia, jetzt ist wirklich keine Zeit für deine Scherze! Diese hier muss sich konzentrieren.«
Die Eintrittshitze ließ nach, als der Falke in die Wolken tauchte, dann verschwand sie vollkommen, als sie in einen so heftigen Regen gerieten, dass Leia kaum mehr den Bug des Schiffes erkennen konnte. Das Zieldisplay zeigte die acht Klauenjäger, die dem Entlauberflügel nach unten gefolgt waren. Sie schössen auf den Flügel, der seinerseits Aufwinde einfing und so heftig hin und her flatterte, dass selbst Saba Probleme gehabt hätte, ihn zu treffen. Sie schössen auch auf einen leeren Bereich hinter dem Flügel, wo sich wohl Alemas StealthX befand. Sie schämte sich nicht, ihnen bei diesem letzten Ziel viel Glück zu wünschen.
C-3POs Stimme meldete sich im Interkom. »Wie hilfreich!«, verkündete er. »Die Chiss scheinen auf ihre eigenen Bomben zu schießen. Vielleicht sollten wir uns zurückziehen.«
»Sie schießen nicht nur auf sie, Chiphirn«, sagte Han. »Sie versuchen, sie zum Explodieren zu bringen.«
»Wie seltsam«, erwiderte C-3PO. »Werden sie beim Aufprall nicht ohnehin detonieren?«
»Nur, wenn sie scharf gemacht wurden«, warf Leia ein. »Und das war offensichtlich nicht der Fall. Die Piloten hatten ihr Zielgebiet noch nicht erreicht, als ihr Entlauber abgeschossen wurde.«
Der Abschusskontrollcomputer gab Ziele nach Gefährlichkeit an, und Leia und Saba setzten wieder ihre Quadgeschütze ein. Drei Klauenjäger gingen in Flammen auf, bevor drei andere schließlich aufhörten, Alema und den Flügel anzugreifen, und stattdessen auf den Falken zuflogen.
Saba übernahm die Angreifer des Falken und überließ es Leia, zu verhindern, dass die beiden anderen die Parasitenbomben zündeten. Ihre Ziele waren schlau und setzten sich zwischen den Falken und den taumelnden Flügel, sodass sie nicht auf sie schießen konnte, ohne zu riskieren, die Bomben zu treffen. Sie spähte in den Regen hinaus, der das Blickfeld gewaltig einschränkte, und fand einen der Sternenjäger in der Macht, dann konzentrierte sie sich auf dieses Schiff und gab alle bewusste Kontrolle über ihre Hand auf.
Leia spürte, wie der Turm erzitterte, als ihre Quadgeschütze feuerten, dann verkündete der Computer mit einem synthetischen Grollen, dass das Ziel zerstört sei. Sie richtete sich in der Macht auf den anderen Klauenjäger aus - und bemerkte verblüfft die vertraute Präsenz von Jagged Fei auf dem Pilotensitz.
»Han«, sagte Leia übers Interkom. »Dieser letzte Klauenjäger - das ist Jag!«
»Was? Woher weißt du.« Han brach ab. »Ach ja. Vergiss die Frage.«
Leia hörte Han an, dass er Jagged Fei ebenso wenig töten wollte wie sie, aber sie schienen nicht besonders viele Möglichkeiten zu haben. Saba tauschte immer noch Feuer mit den Klauenjägern aus. die sie noch nicht abgeschossen hatte, und sie wussten alle, dass es nicht lange dauern würde, bis die Staffel, die Jaina und Zekk in die Wolken verfolgt hatte, ihre Suche aufgab und sich darauf konzentrieren würde, mit dem Flügel zu helfen.
»Sieht so aus, als wären wir jetzt dran«, sagte Man. »Was wirst du tun? Wir müssen ihn abschießen,«
»Ich weiß«, sagte Leia. »Aber ich brauche eine Grußfrequenz.«
»Sprechen Sie. Prinzessin«, sagte Juun.
»Jagged Fei, ich bin sicher, Sie wissen, wer hier spricht.«
»Prinzessin Leia?« Jagged schien nicht überrascht zu sein. »Ich habe den Chiss schon gesagt, dass es unmöglich ist. Jedi gefangen zu halten.«
»Jetzt wissen die Chiss es.« Leia legte den Finger an den Auslöser. »Wenn Sie aussteigen können, schlage ich vor, dass Sie das schnell tun.«
Jagged seufzte. »Das habe ich in letzter Zeit öfter von SoloFrauen gehört.«
Leia konnte ihn kaum verstehen. Sie hatte sich bereits tief in die Macht versenkt und konzentrierte all ihre Aufmerksamkeit auf seinen Sternenjäger.
Sie spürte ihren Finger zucken und sagte: »Leben Sie wohl, Jag.«
Der Turm begann zu erzittern und hörte nicht mehr auf. Leia spürte, wie ihre Hand sich bewegte und Jaggeds Ausweichversuchen folgte, aber er hätte ebenso gut versuchen können, dem Licht auszuweichen. Sie folgte seinem Hin und Her noch einen Moment in der Macht, dann begann sie seine Bewegungen vorwegzunehmen. Eine Sekunde später hörte sie das synthetische Grollen des Abschusskontrollcomputers, der einen Treffer anzeigte.
Aber sie spürte nicht den Schock von Jaggeds Tod.
Sie senkte den Blick auf das Zieldisplay und sah das bereits wieder schwächer werdende Leuchten seiner Klauenjäger-Explosion, aber das Bild war nicht gut genug, um erkennen zu können, ob etwas von dem Schutt, den sie davonschweben sah. eine Ausstoßeinheit war.
»Han. hat er,«
»Ich weiß es nicht«. antwortete Han. »Es könnte sein, dass ich ein Ausstoßleuchten gesehen habe, bevor du geschossen hast, aber im Augenblick haben wir andere Probleme.«
Etwas Grünes. Verschwommenes, so groß wie ein Planet, tauchte aus dem Regen vor ihnen auf, und der Falke verringerte rasch die Geschwindigkeit. Leia zog ihren Turm herum und sah etwas, das eindeutig die Baumwipfel eines Dschungels waren, hinter dem Heck des Schiffes zurückfallen.
»Han. willst du etwa behaupten,«
»Ich fürchte, ja«, sagte Han. »Die Bomben sind irgendwo da unten.«
Luke traf Gilad Pellaeon allein auf dem Beobachtungsdeck der Megador an. Er hatte die altersfleckigen Hände auf dem Rücken verschränkt und den grauen Kopf ein wenig zurückgeneigt, um aus der Kuppel zu schauen. Seine Aufmerksamkeit schien auf den wolkenverhüllten Planeten vor ihnen gerichtet zu sein, wo sich das rote Blitzen des Hinterhaltschwarms der Killiks immer mehr ausbreitete. Die Insekten versuchten die Chiss-Flotte zwischen sich und der Oberfläche von Tenupe festzunageln und so, wie es aussah, hatten sie damit Erfolg. Der Admiral ließ sich durch nichts anmerken, ob ihm bewusst war, dass seine riesige Armada gerade rings um die Beobachtungskuppel aus dem Hyperraum kam.
»So etwas habe ich noch nie gesehen, Luke.« Pellaeon sprach, ohne den Blick von dem Planeten abzuwenden. »Die Kolonie muss da unten mit einer Million Pfeilschiffen angreifen. Ich kann mir die Logistik nicht einmal vorstellen.«
»Sie haben auch keinen Kollektivgeist«, sagte Luke und trat neben den Admiral. »Die Killiks sind eine außergewöhnliche Spezies. Einige Zeit glaubte ich, dass sie diejenigen waren, die Centerpoint Station und den Schlund errichtet haben.«
Pellaeon beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. »Jetzt nicht mehr?«
Luke schüttelte den Kopf. »Die Nester neigen dazu, die Erinnerungen ihrer Neunister mit ihren eigenen zu verwechseln.« Er war überrascht, dass Pellaeon die Behauptung der Killiks so ernst nahm. »Und die Technologie scheint weiter entwickelt zu sein als ihre.«
»Glaubt Ihr wirklich?« Pellaeon wandte den Blick wieder der Kuppel zu, dann zeigte er mit einem faltigen Finger ani die Killik-Flotte. »Ich frage mich, wie lange die Galaktische Allianz gebraucht hätte, diese Flotte zu bauen.«
»Gutes Argument.« Luke betrachtete Pellaeon forschend und versuchte herauszufinden, worauf der schlaue Admiral hinauswollte. »Aber die Killiks haben nicht einmal so was wie eine richtige Wissenschaft. Woher sollten sie also das Wissen beziehen, etwas wie den Schlund oder Centerpoint zu bauen?«
Pellaeon drehte sich zu Luke um. »In fünfundzwanzigtausend Jahren kann viel passieren, Meister Skywalker. Wissenschaft kann verloren gehen, Wissen kann in Vergessenheit geraten, kulturelle Notwendigkeiten können sich verändern. Das bedeutet nicht, dass wir unseren Gegner unterschätzen sollten.«
»Natürlich nicht.« Luke war verblüfft, so scharf getadelt zu werden. »Verzeihen Sie, Admiral - ich befand mich mit meinen Gedanken nicht auf der gleichen Ebene wie Sie.«
Pellaeons Miene wurde freundlicher. »Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen, Meister Skywalker. Ihr konntet nicht wissen, dass es mir um unsere derzeitigen Angriffsstrategien ging.« Er wandte die Aufmerksamkeit wieder der Killik-Flotte zu, dann fügte er trocken hinzu: »Seit der Rebellion neige ich sehr dazu, offen für die Fähigkeiten meiner Feinde zu sein.«
Luke lachte, dann sagte er: »Ich hätte aufmerksamer sein sollen, besonders da ich Sie tatsächlich aufgesucht habe, um über unsere Strategie zu sprechen.«
Pellaeon nickte, ohne den Blick von der Kuppel zu wenden. »Sprecht.«
»Danke«, sagte Luke. Schillerndes Licht flackerte über die Kuppel, als die Mon Mothma und die Elegos A'Kla aus dem Hyperraum kamen und die Megador flankierten. »Unsere Schiffe scheinen sich zu einem Angriff auf die Flotte der Kolonie zu formieren, der von allen Seiten erfolgen wird.«
»So ist es.« Die Spur eines Lächelns erschien unter Pellaeons buschigem Schnurrbart. »Uns steht eine Schlacht von gewisser Schönheit bevor, Luke. Die Killiks haben absolut keinen Manövrierraum. Wir werden sie gegen die Chiss drücken und zerquetschen wie, na ja. wie Käfer eben.«
»Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen den Spaß verderbe«, sagte Luke. »Aber das ist genau, was wir nicht tun sollten.«
»Wie bitte?« Pellaeon riss seine Aufmerksamkeit von der Kuppel los. »Die Killiks sind schon so gut wie tot. Sie können uns unmöglich entkommen.«
»Wahrscheinlich nicht«, stimmte Luke ihm zu. »Aber wir sind nicht hier, um eine feindliche Flotte zu zerstören. Wir sind hier, um diesen Krieg zu beenden.«
»Nach meiner Erfahrung ist das ein und dasselbe«, fauchte Pellaeon.
»Ja, aber Ihre Erfahrung bezieht sich nicht auf Killiks.« Lukes Antwort war sehr direkt, aber er musste den Admiral dazu bringen, seine Taktik sofort zu ändern. Wenn die Flotte ihre Geschwader erst gestartet hatte, würde es unmöglich sein, die Kampfziele noch zu ändern. Nicht einmal Pellaeon war gut genug, um mehrere tausend Sternenjäger zurückzurufen, Formationen zu ändern und den Angriff ohne jede Erwartung auf Erfolg fortzusetzen. »Admiral, wir müssen unsere Ressourcen darauf konzentrieren, die Admiral Ackbar zurückzuholen und Raynar Thul zu neutralisieren.«
Pellaeon zog die grauen Brauen hoch. »Ihr wisst mit Sicherheit, dass sich Raynar an Bord der Ackbar befindet?«
Luke nickte, »ich bin sicher. Ich spüre es in der Macht.«
»Dann braucht Ihr keine ganze Flotte, um ihn zu erwischen«, erwiderte Pellaeon. »Admiral Bwua'tus Sonderkommando sollte mehr als genügen, um Euch zu unterstützen.«
»Sie verstehen mich falsch, Admiral«, sagte Luke. »Die Flotte der Kolonie zu zerstören, wird den Krieg verzögern, aber nicht beenden. Die Killiks werden einfach eine neue aufbauen und im nächsten Jahr mit einer noch größeren Streitmacht wiederkommen.«
»Dann konnten wir zumindest ein wenig Zeit gewinnen.« Pellaeon schüttelte den Kopf. »Ich werde nicht alles darauf ausrichten, einen einzigen Mann auszuschalten, Luke. Wenn Ihr versagt - oder wenn Ihr Euch irrt und die Entfernung Raynars die Kolonie nicht verstümmelt -, haben wir die Gelegenheit zu einem großen Sieg verspielt.«
»Das ist selbstverständlich ein vernünftiger militärischer Ansatz«, sagte Luke. Die Mothma und die A'Kla schoben sich jetzt ein wenig vor die Megador, um sie abzuschirmen. »Aber wenn Sie Ihren Plan verfolgen, werden Raynar und Lomi Pio uns besiegen - weil wir unsere wahren Ziele aus den Augen verloren haben.«
Pellaeons Blick blieb kühl - vielleicht sogar verärgert -, aber er unterbrach Luke nicht.
»Nehmen wir einmal an, es gelingt mir, Raynar und Lomi Pio ohne die volle Unterstützung der Flotte zu neutralisieren«, fuhr Luke fort, »und Ihnen, die gesamte Killik-Flotte zu zerstören. Ihre Strategie wird den Krieg nur verlängern.«
»Das ist doch Unsinn, Luke«, erwiderte Pellaeon. »Ohne Raynar und Lomi Pio werden die Killiks ihre Flotte nicht wiederaufbauen können. Ihr habt selbst gesagt, dass die Neutralisierung dieser beiden die Fähigkeit der Kolonie zerstören wird, Nester zu koordinieren. Wollt Ihr das jetzt wieder zurücknehmen?«
»Ich sagte. Raynar zu entfernen, würde letztendlich die Kolonie zerstören«, verbesserte Luke. »Und Sie vergessen die Chiss. Wenn Sie die Killik-Flotte hier auf Tenupe auslöschen, was, glauben Sie. werden die Chiss als Nächstes tun?«
»Sich bei uns bedanken«, sagte Pellaeon. »Vielleicht werden sie uns dann endlich glauben, dass wir nicht auf der Seite der Killiks stehen.«
»Das werden sie auch wissen, wenn wir uns darauf konzentrieren, die Ackbar zurückzuholen und Raynar und Lomi Plo zu neutralisieren«, sagte Luke. »Sie werden diese Flotte da unten jedoch nicht dafür nutzen, um den Krieg gegen die Kolonie weiterzuführen.«
Pellaeons Augen blitzten erschrocken auf; dann verfinsterte sich seine Miene, und er musterte Luke so forschend, als begegneten sie sich zum ersten Mal. Draußen waren die Ränder des Beobachtungsdecks von Ionenspuren gerahmt. Der Rest der Flotte begab sich in Angriffsformation.
Schließlich sagte Pellaeon mit ungläubiger Stimme: »Meister Skywalker, ich glaube, Ihr schlagt tatsächlich vor, dass wir die Chiss-Flotte sich selbst überlassen sollen.«
Luke nickte. »Das wäre das Beste«, sagte er. »Sie waren offensichtlich ohnehin bereit, einen großen Teil davon zu opfern.«
»Bevor ihnen ihre Parasiten-Waffe genommen wurde«, wandte Pellaeon ein. Als die Megador aus dem Hyperraum gekommen war, hatte der Falke ihnen sofort neue Informationen über die Situation auf Tenupe gesendet. »Ich nehme an, jetzt werden die Chiss es nicht mehr darauf anlegen, die Killiks mit einem falschen Gefühl der Sicherheit einzulullen. Es wird eine blutige Schlacht werden.«
»Zweifellos. Aber es wäre ratsam, den Chiss einen guten Eindruck davon zu verschaffen, wozu die Killiks fähig sind. Sonst werden sie den Krieg weiterführen - sie werden eine andere Möglichkeit finden, ihre Parasiten-Waffe einzusetzen.« Luke hielt einen Moment inne, dann fuhr er fort: »So begeistert Sie von diesem Kampf sein mögen, ich weiß, Sie wollen Ihr Gewissen nicht mit der Vernichtung einer gesamten Spezies belasten.«
Pellaeons Augen blitzten, und Luke befürchtete schon, zu weit gegangen zu sein.
Dann seufzte der Admiral. »Es geht mir nicht ums Töten«, sagte er. »Es ist die Schönheit von Schlachten, die ich liebe -die Choreografie und die Notwendigkeit, alles genau richtig zu machen, und die Herausforderung, meinen Geist gegen den eines fähigen Gegners zu stellen.«
Pellaeon wirkte nun nicht mehr empört, sondern eher widerwillig. »Ich fürchte, ich habe ein bisschen mehr von Thrawn in mir, als mir lieb bist.« Wieder seufzte er, dann schaute er erneut auf Tenupe, das nun ebenso dicht von Pfeilschiffen überzogen war wie von grünen Wolken. »Die Chiss werden viele Schiffe verlieren - und das hier ist ein gefährlicher Teil der Galaxis, selbst ohne die Kolonie.«
»Ich weiß.« Luke gefiel es ebenso wenig, so viele Chiss ihrem Schicksal zu überlassen, aber die Alternative würde darin bestehen, noch mehr Killiks zu töten. »Die Chiss werden sich womöglich eine Weile mehr auf ihre Verbündeten verlassen müssen - und das wird gut für die Allianz sein.«
»Ja, das nehme ich an - immer vorausgesetzt, dass sie uns immer noch als Verbündete ansehen.« Pellaeon blieb noch einen Moment stehen und blickte aus der Kuppel, dann seufzte er bedauernd und wandte sich dem Lift zu. »Kommt mit, Meister Skywalker. Bevor Ihr mit Eurer Entermannschaft aufbrecht, brauche ich im TakCon ein paar Minuten Eurer Zeit.«
Leias Sinne wurden beinahe überwältigt von der intensiven Kraft der lebendigen Macht, die diesen Dschungel erfüllte. Ihre Ohren summten von der Energie dieser Macht, ihre Haut kribbelte unter dem warmen Druck, selbst Leias Sehvermögen versah den Regen mit einem weichen grünen Schimmer. Sie stellte fest, dass sie mehr mit dem Geist wahrnahm als mit dem Körper und so eher ein Teil des Dschungels wurde als ein Besucher darin.
Saba reagierte ein wenig anders. Sie schlich mit der List eines hungrigen Raubtiers an den von Ranken überzogenen Mogo-Ästen vorbei und berührte dabei kaum das dicke Laub, außer wenn sie plötzlich über ein zischendes Nagetier herfiel oder aus dem Hinterhalt sprang, um sich einen vorbeifliegenden Surrvogel zu schnappen.
Leia hätte sich mehr an der Spur des Todes gestört, die ihre Meisterin aufgrund ihres Raubtierinstinkts hinterließ, wenn sie nicht gespürt hätte, dass die Hälfte des Dschungels ihrerseits sehr daran interessiert war, sie zu fressen. In der Macht konnte sie von winzigen Blutfledermäusen bis zu Rudeln ewokgroßer Spinnen alle Wesen spüren, die sie belauerten und auf die Gelegenheit warteten, um zuzustoßen.
Da es so viele Raubtiere gab, machte Leia sich natürlich sofort Sorgen um Jaina und Zekk, die hier irgendwo mit ihren beschädigten StealthX gelandet waren. Sie konnte sie da draußen in diesem alles verschlingenden Dschungel spüren, übel zugerichtet, aber immer noch am Leben. Sie waren zusammen und hatten sich offenbar an einem sicheren Ort verschanzt. Sie schienen sich sogar mehr Sorgen um Leia zu machen als Leia um sie, sodass sie Trost in die Macht ergossen und Leia und Saba ermutigten, sieb erst um die Parasitenbomben zu kümmern, bevor sie sie suchten.
Das war natürlich leichter gesagt als getan. Han gab sein Bestes, um den Feind von dieser Region wegzulocken, indem er beschützerisch über einem anderen Teil des Dschungels kreiste. Aber die Chiss würden schon bald erkennen, dass das ein Trick war. Ihre Sensorsuche würde schließlich bestätigen, dass es in dem Bereich, den Han schützte, kein Metall - und daher auch keine Bombe - gab.
Das leise Piepen von Leias Scanner wurde schließlich zu einem einzigen lang gezogenen Heulen. Sie warf einen Blick auf das Display: Die Metallsignatur, der sie die letzte halbe Stunde gefolgt waren, befand sich nun in der Mitte des kleinen Bildschirms, was darauf hinwies, dass sie ganz in der Nähe der Signalquelle sein mussten. Sie blieb stehen und beugte sich auf dem moosigen Mogo-Ast. ein wenig vor, das Lichtschwert in der Hand, falls eines der Raubtiere, die sie belauerten, beschloss, sein Glück zu versuchen.
»Meisterin Sebatyne«, rief sie. »Vielleicht könntest du dich einen Moment von deinem Vergnügen losreißen?«
Saba erschien aus einem nahen Dickicht. An ihrem Mund klebte ein Dutzend blutiger Federn.
»Sei nicht so missbilligend, Jedi Solo«, sagte sie. »Diese hier kann gleichzeitig essen und suchen. Wer hat denn Alema Rars StealthX gefunden?«
»Du, Meisterin«, sagte Leia.
Saba hatte den Sternenjäger hoch oben in einem Mogo-Baum verborgen entdeckt, getarnt mit einem riesigen Vorhang aus Bartmoos und mit der Nase nach unten aufgehängt, die hinteren Landestützen sorgfältig über einen dicken Ast gehakt.
Sie nahmen an. dass die Twi'lek das Gleiche vorhatte wie sie -die Parasitenbomben zu zerstören, bevor die Chiss eintrafen -. aber das war eine Aufgabe, die Meisterin oder Schülerin niemand anderem überlassen wollten, schon gar nicht einer Angehörigen des Dunklen Nestes.
»Hast du in letzter Zeit mal deinen Scanner überprüft?«, fragte Leia.
»Selbstverständlich.« Saba warf einen schnellen Blick zu ihrem Gürtel und stellte überrascht den Rückenkamm auf. Sie grinste verlegen, dann sagte sie: »Diese hier hat ihrer Schülerin nur eine Chance geben wollen, die Bomben als Erste zu finden.«
Sie ließ Leia keine Zeit, diese Behauptung in Frage zu stellen, beugte sich aus ihrem Versteck vor und spähte hinunter in den Dschungel - dann zischte sie frustriert. Leia befestigte den Scanner wieder an ihrem Gürtel, dann hielt sie sich an einem Zweig fest und beugte sich von ihrem eigenen Ast weg, bis sie sehen konnte, was Saba entdeckt hatte.
Der Entlauberflügel lag verkehrt herum etwa zwanzig Meter unter ihnen auf einem Mogo-Ast. Beide Waffenbefestigungen waren leer und die Bomben nirgendwo zu sehen.
»Bloah!«, rief Leia.
Ihr Ausruf schreckte einen Schwärm langarmige Affeneidechsen auf, die sich kreischend und zischend von ihnen wegschwangen. Saba sah ihnen gierig hinterher, und ihre lange Zunge erschien zwischen ihren Lippen.
»Konzentriere dich, Meisterin«, drängte Leia. Sie nahm den Scanner wieder vom Gürtel und programmierte ihn, den Flügel zu ignorieren, dann bewegte sie sich langsam im Kreis. Sie hatte etwa die Hälfte des Kreises hinter sich, als der Scanner wieder anfing zu piepen und ein leuchtender Fleck oben am Rand des Schirms erschien.
»Ich habe etwas gefunden!«, berichtete Leia.
»Diese hier auch«, antwortete Saba.
Leia warf einen Blick über die Schulter und sah Saba in die Gegenrichtung starren.
»Na klar - es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn sie zusammen herausgefallen wären«, beschwerte sich Leia. »Wir werden uns trennen müssen.«
»Schon gut, Jedi Solo«, sagte Saba. »Diese hier hat keine Angst.«
Zischend vor Lachen drehte Saba sich um und sprang mithülfe der Macht auf einen anderen Ast hinunter. Leia sah zu, wie die Barabel im Laub verschwand, und fragte sich, ob sie von ihrer Meisterin vielleicht noch mehr übernahm als Jedi-Weisheit. Sabas letzten Scherz hatte sie tatsächlich verstanden.
Leia konzentrierte sich auf ihren eigenen Kontakt, dann wählte sie einen sicher aussehenden Ast, der als nächster Landeplatz dienen konnte, und sprang mithilfe der Macht in den Regen hinaus. Sie hätte lieber einen Repulsorpack benutzt, aber Saba hatte etwas gegen technische »Krücken«, wenn auch die Macht es tat.
Auf dem Weg nach unten lief Leia ein kalter Schauder über den Rücken, und sie spürte, wie etwas Hungriges hinter ihr abstieg. Das Zischen von Luft an Flügelschuppen entlang ertönte, und Leia schlug einen Salto und aktivierte das Lichtschwert, riss die Klinge hoch in den Körper von etwas Riesigem, Grünem und muffig Riechendem. Der Schlangenvogel zerfiel in zwei Teile.
Leia spürte, dass sie ihrem Zielast näher kam - und zwar schnell. Sie berührte ihn in der Macht und zog sich zu ihm, landete rückwärts im nassen Moos und wäre beinahe vom Ast gerutscht.
Ihr Gefahrensinn bebte weiter.
Sie konnte einen großen Fluss hören, der irgendwo tief unten durch den Dschungel rauschte, aber sie hatte keine Ahnung, wo sich dieses neue Raubtier verbarg. Sie drehte sich langsam im Kreis. Als sie nichts als Wolken smaragdgrünen Laubs sah. dehnte sie sich weiter in der Macht aus. spürte aber nur die gleichen Raubtiere, die sie zuvor bereits wahrgenommen hatte. Diese Gefahr ging von etwas anderem aus - etwas, das sich in der Macht verstecken konnte.
Leia beruhigte sich und begann in dem Dunst der lebendigen Macht auf Tenupe nach einer leeren Stelle zu suchen. Es dauerte nicht lange, sie zu finden. Dort, wo ihr Ast aus dem Mogo-Stamm wuchs, nahm sie eine seltsame Ruhe wahr, versteckt hinter einem grünen Vorhang aus Würgeranken. Sie hatte das Lichtschwert immer noch in einer Hand. Nun zog sie mit der anderen den Blaster und schoss in die Ranken.
Das Zischen eines Lichtschwerts war in der Rankenmasse zu hören, dann schnitt eine Klinge, so blau, dass sie beinahe schwarz war, durch das Laub und schlug Leias Geschosse weg. Das Durcheinander von Ranken fiel schnell nach unten und enthüllte eine blauhäutige Twi'lek mit einem amputierten Kopfschwanz und einem verkümmerten Arm, der nutzlos an einer tiefer hängenden Schulter baumelte. Sie trug einen StealthX-Overall, der zwei Nummern zu klein für ihre schlanke Gestalt war, wobei der Reißverschluss bis zum Nabel offen stand.
Leia hörte auf zu schießen und berührte Saba in ihrem Kampfgeflecht, versuchte ihr zu übermitteln, dass sie etwas gefunden hatte, das ebenso wichtig war wie die Bomben.
»Alema Rar. Ich hätte wissen sollen, dass du hier irgendwo aus einem Loch kriechen würdest.«
Alema riss zornig die starren Augen auf, aber sie deaktivierte ihr Lichtschwert und fletschte die Zähne zu etwas, das mehr nach der Drohgebärde eines Insekts als nach einem Lächeln aussah.
»Kommen Sie schon, Prinzessin«, schnurrte Alema. »Wir sind beide hier, um die Bomben zu zerstören. Vielleicht sollten wir zusammenarbeiten.«
Die Stimme der Twi'lek war so betörend, dass Leia tatsächlich dachte, Alema könne nicht so schlecht sein; und dass jemand, der ein solch schweres Leben gehabt hatte, das Recht habe, ein paar Fehler zu machen. Außerdem war ihr Vorschlag durchaus vernünftig. Das Dunkle Nest hatte sogar noch mehr Grund als die Jedi, die Parasitenbomben zu zerstören. Die Zeit, die sie und Alema damit verbrachten, einander zu bekämpfen, konnten die Chiss nutzen, um die Bomben zu finden.
Dann blitzte ein Bild durch Leias Geist, wie Jaina und Zekk in ihren ramponierten StealthX in die Wolken abtauchten, und ihr Gefahrensinn bildete einen eisigen Knoten in ihrem Nacken. Genau darin bestand Alema Rars Vorgehensweise - und wahrscheinlich die des gesamten Dunklen Nestes: Sie versprach etwas Angenehmes oder Vernünftiges, um die Mitarbeit der Zielperson zu sichern. Doch am Ende war es diese Zielperson, die leiden musste - sie fungierte als Köder oder musste zurückbleiben und kämpfen, während die Twi'lek und das Dunkle Nest einfach in der Nacht verschwanden.
»Danke, aber ich passe«, sagte Leia. »Ich weiß, wie du arbeitest. Es hätte meine Tochter beinahe umgebracht.«
Alema gab ein paar kehlige Klicklaute von sich, dann sagte sie: »Es war für das Wohl der Kolonie notwendig. Jaina und Zekk haben das verstanden.«
»Sie haben verstanden, dass du sie im Stich gelassen hast«, erwiderte Leia. Nun, da sie aufmerksam darauf achtete, konnte sie spüren, wie die Twi'lek versuchte die Macht gegen sie einzusetzen, ihre negativen Gedanken dämpfte und die positiven verstärkte. Zum Glück hatte sie nicht viele positive Gedanken. »Ebenso wie ich.«
»Wir mussten die Bomben zerstören.« Alema legte ein wenig Dringlichkeit in ihre Stimme - und ergänzte es, indem sie fester mit der Macht schob. »Wir müssen immer noch die Bomben zerstören.«
»Na gut.« Leia beschloss, ihre Taktik zu ändern. Sie nutzte die Macht und versuchte einen ebenso verführerischen wie vernünftigen Eindruck zu machen. »Ich war immer dagegen, nachtragend zu sein. Wenn du zusammenarbeiten willst, Alema, reich mir einfach dein Lichtschwert und die anderen Waffen rüber.«
»Tatsächlich?« Alema begann ihren Gürtel zu öffnen - dann blinzelte sie verblüfft mit beiden Augen und gab ein kurzes, kehliges Rasseln von sich. »Guter Versuch, Prinzessin - aber wir denken, das werden wir nicht tun.«
»Gut.« Leia lächelte und freute sich auf die Überraschung, die sie der Twi'lek bereiten würde. »Ich hatte gehofft, dass du das sagst.«
Leia griff an, schoss mit einer Hand den Blaster ab und aktivierte mit der anderen das Lichtschwert. Es war vollkommen undenkbar, Alema eine Fluchtchance zu geben, indem sie jetzt mit ihr zusammenarbeitete - selbst wenn das bedeutete, dass die Chiss die Bombe finden würden. Der Kern von Lukes Plan bestand darin, das Dunkle Nest zu eliminieren, und die Twi'lek war ein wichtiger Teil dieses Nestes.
Alema begegnete dem Angriff sofort, zündete ihr eigenes Lichtschwert, schwang es mit dem guten Arm und wehrte die Geschosse problemlos ab. Sie trafen sich auf einem Knoten, wo ein kleinerer Ast vom großen abzweigte, und ihre Lichtschwerter stießen mit einem Zischen von Funken und Farbe aufeinander.
Leia traf Alema mit einem einhändigen Machtangriff, der die Abwehr der Twi'lek leicht nach unten wegriss, und drehte ihre Klinge in einem Gegenschlag zu der Spanne ungeschütztem blauem Hals. Alema duckte sich, hockte sich auf die Fersen, und irgendwie gelang es ihr, aus dieser unmöglichen Position heraus zuzutreten. Leias Mitte explodierte in Schmerzen.
Die Prinzessin stieß hart die Luft aus, zwang den Schmerz damit weg und wich keinen Zentimeter zurück. Sie riss die Klinge nach unten auf das ausgestreckte Bein zu. aber Alema hatte den Fuß bereits zurückgezogen. Am Ende musste Leia die Klinge der Twi'lek abwehren, die auf ihre Knie zuzuckte.
Leia drehte das Handgelenk und entwaffnete Alema, dann hob sie die Blasterpistole und gestattete sich ein kleines, selbstzufriedenes Lächeln, als sie das Feuer eröffnete.
Doch zu früh gefreut.
Alema hatte sich bereits weggedreht und warf sich rückwärts in die Luft, die Hand nach ihrem fallenden Lichtschwert ausgestreckt. Zwei Geschosse zischten an den Beinen der Twi'lek vorbei - so dicht, dass der Overall anfing zu qualmen -, aber sie rollte sich in ein ausweichendes Machttaumeln, landete unversehrt auf dem nächsten Ast, und rutschte aus. Sie schnappte nach Luft und wäre beinahe gefallen, hakte dann rasch das Bein über den Ast und fing sich wieder.
Leia schoss nach dem Bein, aber Alema schwang sich bereits herum, das dunkelblaue Lichtschwert wieder in der Hand, und schlug die Blastergeschosse direkt zu Leia zurück. Leia stellte den Beschuss ein.
Die Twi'lek glitt ins Astmoos und kauerte sich hin, dann hob sie das Bein, streckte es am Ast entlang aus und starrte ihren Stiefel an. Leias Schwertschlag gegen den Fuß ihrer Gegnerin war doch nicht danebengegangen. Der vordere Teil von Alemas Stiefel fehlte - zusammen mit dem halben Fuß. Die Twi'lek blickte auf, die starren Augen staunend und zornig aufgerissen. In diesem Augenblick erwachte Leias Ohrhörer zum Leben.
»Wie läuft's da unten?«, fragte Han.
»Bin beschäftigt!«, erwiderte Leia ins Mikro.
»Irgendeine Spur von den Bomben?«, drängte Han weiter.
»Nicht wirklich.«
Leia sah beunruhigt, dass Alema aufstand und hinter sich den Ast entlangspähte. Offenbar hielt sie nach einem Fluchtweg Ausschau.
»Ich muss weiter«, sagte Leia. »Bin gerade ziemlich beschäftigt.«
Entschlossen, die Twi'lek nicht entkommen zu lassen, sprang Leia mithilfe der Macht von ihrem Ast auf Alemas.
Die Twi'lek hob den verkümmerten Arm und streckte ihn nach Leia aus. Die Prinzessin versuchte mit einem Salto auszuweichen - dann spürte sie, wie sie in die falsche Richtung flog, als ihre Füße mithilfe der Macht dorthin geschoben wurden. Sie nutzte ebenfalls die Macht, um die Rotation zu stoppen, doch da schlug sie auch schon fest mit dem Hinterkopf seitlich gegen den Ast.
An den Seiten der Äste war das Moos nicht so dick wie oben. Der Aufprall hallte so laut in Leias Schädel wider, dass sie glaubte, niemals wieder etwas anderes zu hören. Dann spürte sie, wie ihre Füße abrutschten. Dunkelheit stieg in ihr auf, um sie zu verschlingen, und sie wusste, dass einer dieser schrecklichen Augenblicke gekommen war, in denen alles nur noch von der Willenskraft und dem hartnäckigen Wunsch zu überleben abhing.
Zum Glück hatte Saba sie gut auf diese Momente vorbereitet. Leia riss die Arme nach hinten und hakte einen Ellbogen um den Ast, um ihren Fall aufzuhalten. Alles blieb dunkel, aber sie wusste, sie musste weiterkämpfen, um sich ihren Feind. wer immer das sein mochte - sie hatte Schwierigkeiten, sich zu erinnern. vom Leib zu halten.
Leia spürte die Blasterpistole in einer Hand und das Lichtschwert in der anderen. wieder eine von Sabas Lektionen, die in ihrem Kopf widerhallte, niemals, niemals die Waffe fallen lassen, stirb mit der Waffe noch in der Hand. und sie begann zu schießen, richtete den Blaster den Ast entlang, von wo der Ärger - wer war es noch mal? - auszugehen schien.
Eine vertraute Stimme meldete sich in ihrem Ohr. »He, das klingt wie Blasterfeuer!«
Han.
»Ja. ist es auch.« Leia konnte sich an die Situation erinnern - ein Dschungel, eine Twi'lek, ein Kampf - Alema Rar. »Und jetzt sei still!«
Leia schüttelte den Kopf - großer Fehler! —, dann zog sie, weiterhin schießend, das Bein über den Ast. Die Dunkelheit verschwand vor ihren Augen, aber ihre Blastergeschosse schienen sich nur in Zeitlupe auf ihr Ziel zuzubewegen, während das Ziel - eine schimmernde blaue Fata Morgana, die offenbar drei Köpfe und sechs Arme hatte - hinter einem Lichtschwert auf sie zuhinkte, das sich so schnell bewegte, dass es einen Schild fest zusammenhängenden Lichts wob.
Dann bewegte sich einer der sechs blauen Arme. Leias Blaster flog ihr aus der Hand und verschwand im wogenden Grün eines Dschungels, den sie nicht wirklich scharf sehen konnte.
Der Kampf verlief nicht so, wie sie es geplant hatte.
Saba sagte immer, Planen werde einmal Leias Untergang sein. Sie tadelte ihre Schülerin, weil sie zu viel plante und zu wenig fühlte. Sie hatte auch gesagt, dass ein Shenbit sich den tiefsten Biss immer bis zuletzt aufspart.
Leia stieß sich von dem moosigen Ast ab und zog die Füße unter sich. Die Prinzessin hatte nie ein Shenbit gesehen, aber Saba verwendete diesen Satz für gewöhnlich beim Sparring, kurz bevor sie ihre Schülerin mit einem Wirbel von gewaltigen Schlägen ins Deck trieb. Leia näherte sich ihrer dreiköpfigen, sechsarmigen Gegnerin und bewegte ihre Klinge dabei in dem wilden Schlagen-Schneiden-Reißen-Muster eines wütenden Barabel-Angriffs.
»Warten Sie! Das ist einfach dumm!« Wieder diese betörende Stimme, diese flüchtige Machtberührung, die versuchte die negativen Gedanken zu dämpfen und die positiven zu stützen. Alema deutete mit dem Lichtschwert über die Seite des Astes. »Die Bombe ist gleich dort unten.«
Leia blieb stehen - mehr um ihren Augen die Gelegenheit zu geben, sich besser auf ihre Feindin zu konzentrieren, als dass sie das Angebot wirklich in Erwägung gezogen hätte - und sah nach unten. Dort schien es tatsächlich etwas Silbriges zu geben, das in einem Bett von Grün lag.
»Es wäre eine Schande, wenn die Chiss sie holen würden«, sagte Alema. »Können wir keinen Waffenstillstand schließen, bis sie zerstört ist - und dann weiter versuchen uns umzubringen?«
Leia tat so, als dächte sie über den Vorschlag nach, während sie immer klarer sehen konnte. Als Alemas zusätzliche Köpfe und Arme endlich verschwanden, schüttelte sie den Kopf.
»Bringen wir es hinter uns.«
Leia trat vor. und bedauerte ihre Entscheidung sofort, als der Ast nach unten sackte und ihre Knie beinahe nachgegeben hätten. Dass der Ast unter ihrem Gewicht nachgab, bedeutete wohl, dass sie sich näher an seinem Ende befand, als ihr in ihrem benebelten Zustand klar gewesen war. Dieser Fehler würde sie teuer zu stehen kommen. Auf so unzuverlässigem Boden würde die Prinzessin noch schlechter dran sein als ihre Feindin mit ihrem halbierten Fuß.
Alema nutzte ihren Vorteil schnell, hinkte vorwärts, um anzugreifen, ließ einen Wechsel von Schlägen und MachtstoßKombinationen vom Stapel, der Leia weiter auf das Ende des wackelnden Astes hinaustrieb. Die Prinzessin parierte, aber der Schlag gegen den Kopf hatte ihre Reaktionen verlangsamt, und sie musste sich einen weiteren Schritt zurückziehen. Sie versetzte Alemas Knie einen Machtstoß, aber die geschmeidige Twi'lek - die ihre fugend als Tänzerin in den Ryll-Höhlen von Kala'uun vorbracht hatte - hob einfach den halben Fuß. drehte sich auf dem guten nach vorn und trieb Leia einen weiteren, noch längeren Schritt zurück.
Der Ast wackelte so gefährlich, dass die Prinzessin die Macht einsetzen musste, um darauf stehen zu bleiben.
»He, das klingt wie Lichtschwertor!«, stellte Han in Leias Ohrhörer fest.
»Sind es!«, knurrte Leia. »Kannst du nicht einfach warten?«
Nun sackte der Ast noch weiter nach unten, obwohl die Prinzessin sich nicht bewegte, und ihr Gefahrensinn verursachte ihr Gänsehaut auf dem Rücken. Hätte Alema jetzt angegriffen - wie schwach auch immer -, wäre Leia nur die Möglichkeit geblieben, sich fallen zu lassen und zu hoffen, dass sie mithülfe der Macht auf dem Weg nach unten einen anderen Ast packen konnte. Stattdessen gab sich die Twi'lek offenbar damit zufrieden, die Prinzessin lediglich mit defensiven Schwertmanövern an Ort und Stelle zu halten.
Schließlich brannte sich Verstehen seinen Weg durch den Gehirnerschütterungsnebel in Leias Kopf. Die Gefahr, die sie spürte, hatte nichts mit Alema zu tun. Ein Raubtier war hinter ihr gelandet - etwas, das groß genug war, um einen Ast vom Durchmesser ihres Oberschenkels zum Wackeln zu bringen.
Alema lächelte. »Abendessen, Prinzessin.«
Leias Blut begann in einer sehr barabelhaften Wut zu brodeln. Sie würde sich nicht von einem Twi'lek-Tanzmädchen umbringen lassen - und auch nicht in den Klauen dieses Dschungelwesens landen. Sie griff an, vergaß ihre langsamen Reaktionen, den umnebelten Kopf und den unsicheren Ast und ließ sich vom Kampf einnehmen - ließ ihr Lichtschwert blockieren und zuschlagen und zustechen, wie es wollte, ließ ihre Füße auf dem wackelnden Ast vor und zurück tänzeln.
Alemas Gegenangriff erfolgte mit vergleichbarer Wut. Sie trat mit ihrem halben Fuß zu, streckte sich zu langen Vorstößen mit dem Lichtschwert, drängte ununterbrochen auch mit der Macht vorwärts und trieb Leia damit stetig auf die hungrige Präsenz zu, die die Prinzessin nun deutlich hinter sich spüren konnte.
Dann streifte ein Hauch von heißem Atem Leias Nacken, und sie wusste, dass es Zeit war. Die Prinzessin deutete einen Schlag in Richtung auf Alemas Hals an, schwang dazu das Schwert weit und öffnete sich bewusst einem möglichen Stoß ins Herz. Die Twi'lek hatte noch nie einer Versuchung widerstehen können und reckte sich, um ihr den tödlichen Stoß zu versetzen.
Leia hatte bereits die Knie gebeugt und sprang von dem wackelnden Ast in die Luft, wobei sie die Füße in einem offenen Machtsalto hoch über den Kopf brachte. Sie sah die Twi'lek unter sich, wie sie sich streckte - nicht ganz aus dem Gleichgewicht geratend, aber nicht weit davon entfernt -, wie sie den Hals reckte, um ihrer Gegnerin hinterherzuschauen, die über sie hinwegflog.
Leia schwang ihr Lichtschwert nach unten und schlug nach Alemas Kopf.
Die Twi'lek konnte ihre Waffe nur zu einem verzweifelten Block hochreißen. Die Klingen begegneten sich in einem zischenden Schauer von Funken und Licht. Dann kam die Prinzessin hinter Alema herunter und drehte sich, um einen Fuß zwischen die Schultern der Twi'lek zu setzen und sie auf die zottige Masse zuzutreten, die sich zuvor hinter Leia angeschlichen hatte.
Sie hatte keine Zeit herauszufinden, um was für ein Geschöpf es sich handelte. Leia sah nur, dass etwas von der Größe eines Banthas Alema Rars Schwertarm zwischen die Kiefer nahm. Die Twi'lek schrie schmerzerfüllt auf, dann erschienen vier stachlige Pedipalpen an der Seite des Mauls und zogen sie tiefer hinein.
Alemas Beine waren immer noch draußen und zappelten heftig, als Leia bemerkte, dass das Ding nun sie fixierte, mit allen sechs wachsamen Augen, die unter den moosigen Schuppen seines Kopfs hervorlugten. Bevor es zuspringen konnte, schwang die Prinzessin das Lichtschwert herab und schnitt den Ast vor ihren Füßen durch.
Statt auf den Dschungelboden zu fallen, schwang das Geschöpf jedoch nur zur Seite, denn es hatte seinen dicken, sehnigen Schwanz mehr als zehn Meter weiter oben um einen Ast geschlungen. Das Raubtier war sogar noch größer, als Leia zunächst angenommen hatte, und hatte einen langen, schneckenartigen Körper, an dessen Unterseite sich Dutzende kleine Füßchen befanden. Alema steckte immer noch in seinem Maul, trat um sich und schrie wahrscheinlich in seiner Kehle. Leia stellte die Lichtschwertklinge fest, dann nutzte sie die Macht, um die Waffe zu werfen, sodass sie durch den Schwanz schnitt.
Das Raubtier - was immer es sein mochte - öffnete das Maul nicht und brüllte auch nicht schmerzerfüllt. Es fiel einfach nach unten. Lautes Krachen war zu hören, als es durch die Mogo-Äste stürzte, und schließlich landete es mit gewaltigem Platschen in dem dunklen Fluss.
Leia rief ihr Lichtschwert zurück und hatte es kaum abgeschaltet, als im Ohrhörer wieder Hans Stimme erklang.
»Leia?«
»Keine Sorge, Han«, sagte sie. »Ich bin immer noch da.«
»Das ist gut.« Han klang eher ungeduldig als erleichtert -oder überrascht. »Aber diese Bomben, ihr solltet euch lieber beeilen. Die Chiss-Scanner haben offenbar diesen Kampf registriert, den du und Saba geführt habt, und jetzt ist ein Haufen Klauenjäger in deine Richtung unterwegs.«
»Na wunderbar.« Leia seufzte. »Sie lassen einen nicht mal Luft holen.«
Sie fühlte sich nach dem Kampf immer noch ein wenig unsicher auf den Beinen - besonders wegen des Schlags gegen ihren Kopf-, doch sie spähte vorsichtig über die Seite des Astes zu dem silbernen Fleck hinunter, den sie zuvor gesehen hatte.
Der Fleck war weg, und anstelle des belaubten Zweigs, auf dem er gelegen hatte, war da nur noch ein abgerissener Stumpf.
»Bloah!«, fluchte Leia erneut. Sie riss den Scanner vom Gürtel und fand ein sehr schwaches Signal auf Bodenebene, das sich langsam wegbewegte. »Sie ist in den Fluss gefallen!«
Ein lautes Zischen ertönte hinter ihr, und als Leia sich umsah, entdeckte sie Saba. die nahe am Mogo-Stamm stand, ihren eigenen Scanner betrachtete und einen Thermalzünder in der Hand hielt.
»Nichts verläuft je nach Plan, wie?«, fragte die Barabel. »Diese hier weiß wirklich nicht, wieso du dich überhaupt mit Plänen abgibst.«
»Es hat wahrscheinlich etwas damit zu tun, ein Mensch zu sein«, sagte Leia. »Hast du die andere Bombe vernichtet?«
»Natürlich«, erwiderte die Barabel. »Wir waren nicht alle damit beschäftigt, gegen Käferliebchen zu kämpfen und uns den Kopf anzuschlagen. Die Parasitenbombe ist zerstört.«
»Was machst du dann hier? Rumstehen?«, fragte Leia.
»Diese hier hat zugesehen.« Saba zeigte all ihre Reißzähne. »Sie ist sehr stolz!«
»Stolz?«, rief Leia. »Ich hätte getötet werden können!«
»Nein.« Saba schüttelte den Kopf. »Diese hier hat dich zu gut ausgebildet.«
Leia spürte, wie ihr Mund aufklappte. »Ist das etwa ein Kompliment, Meisterin Sebatyne?«
»Ja.« Saba schlug sich an die Brust. »Diese hier hat sehr gute Arbeit geleistet, wenn man das Ausgangsmaterial bedenkt.«
»Meine Güte, wirklich umwerfend«, sagte Han in Leias Ohrhörer. »Aber wenn ihr beiden eure gegenseitige Bewunderung einen Moment unterbrechen könntet - was ist mit der zweiten Bombe?«
»Kein Problem.« Leia schaute wieder auf ihren Scanner. Das Signal hatte sich in den letzten paar Sekunden vielleicht fünfzig Meter weit bewegt, aber es war so schwach geworden, dass sie es kaum mehr finden konnte. »Verdammt - jetzt sinkt sie!«
»Ja, das passiert, wenn etwas Schweres in einen Fluss fällt«, sagte Saba. Sie aktivierte ihren Thormalzünder, dann warf sie ihn in Richtung der Bombe und benutzte die Macht, um sie dorthin zu führen, wo der verblasste Punkt auf ihren Scannern blinkte. »Das nächste Mal wirst du vorsichtiger sein müssen. Jedi Solo.«
Der Punkt verschwand vom Scanner. Sie hörten aus der angegebenen Richtung das leise Blubb von etwas Kleinem, das ins Wasser fiel, dann war das laute Wusch! einer Unterwasserexplosion zu hören.
»Habt ihr sie erwischt?«, fragte Han.
Leia überprüfte ihren Scanner. Es gab immer noch keinen Punkt auf dem Schirm. »Wir können wohl davon ausgehen, dass wir es geschafft haben - und selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, werden die Chiss sie auch niemals finden können.« Sie bedeutete Saba, mit dem Klettern anzufangen. »Gehen wir - es ist Zeit, meine Tochter zu holen.«
Das Innere von Stomper Eins war von leisem Schwirren und elektronischem Zirpen erfüllt, während sich die Passagiere des Angriffsshuttles mit den letzten Systemüberprüfungen beschäftigten. Jeder Soldat ließ seine Servomotoren laufen und bestätigte, dass seine Zielsysteme ebenso kalibriert waren wie die der beiden benachbarten Einheiten. Dann führte er einen raschen Komscan durch, um sich zu überzeugen, dass er auf allen Kanälen Empfang hatte. Da diese Truppe direkt dem Kommandanten des Angriffs - Jedi-Großmeister Luke Skywalker - unterstellt war, überprüften sie auch alle den Vokabulator. »Check Sound, Check Basic«, hallte es zweiunddreißigmal in der Passagierkabine wider - jedes Mal in der ultratiefen, ultramännlichen Version von Lando Calrissians Stimme, die für die gesamte Reihe von YVH-Kampfdroiden Standard war.
Luke saß an der Steuerung des Angriffsshuttles und fühlte sich durch die mechanische Symphonie seltsam isoliert. Als einzige biologische Einheit der Angriffsbrigade hatte er sich bereits ein wenig fehl am Platz gefühlt, und die überdeutliche Effizienz seiner YVH5-S-Käferkiller bewirkte, dass er sich einsamer fühlte, als ihm lieb war. Die Droiden würden so gut funktionieren wie lebende Wesen - wenn nicht besser -, aber nichts tat so gut wie ein wenig Lachen, um die Nerven eines Soldaten vor dem Kampf zu beruhigen.
Sobald die YVHs ihren Vokabulatortest beendet hatten, sprühten sie sich gegenseitig vakuumbeständiges Schmiermittel in die Gelenke. Bald hing im ganzen Schiff ein öligsüßer Duft in der Luft, der Luke tränende Augen und Magenbeschwerden verursachte. Er hatte nie erwartet, dass ihm einmal der Schweißgeruch anderer Soldaten so fehlen würde.
Die raue Stimme des taktischen Kontrolloffiziers der Megador ertönte aus dem Cockpitlautsprecher. »Sonderkommando Stomper erhält Freigabe zum Angriff. Seien Sie vorsichtig: Großkampfschiffe und Pfeilschiffschwärme versuchen zurückzukehren, um die Ackbar zu unterstützen. Zeit des Eintreffens ungewiss.«
»Verstanden.«
Luke gab sich nicht die Mühe, einen Blick aufs taktische Display zu werfen, um die feindlichen Schiffe zu zählen - es würden viele sein, und es war auch egal. In einer Viertelstunde würde er sich entweder an Bord der Ackbar befinden und gegen Raynar kämpfen oder der ewige Krieg, den Jacen vorhergesehen hatte, würde voll zum Ausbruch kommen.
Luke versiegelte seinen Schutzanzug, dann sendete er den Angriffsbefehl an die anderen fünfzig Angriffsshuttles in seiner nur aus Droiden bestehenden Brigade und beschleunigte.
»Stomper beginnt«, berichtete er der Megador.
»Gute Jagd, mein Freund.« Die Stimme gehörte Pellaeon. »Und möge die Macht mit Euch sein.«
Luke dankte dem Admiral für die guten Wünsche und versprach, dass sein Glaube an den Plan der Jedi nicht enttäuscht werden würde. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Angriff zu.
Die Admiral Ackbar lag nur zehn Kilometer vor ihnen, ihre stumpfnasige Silhouette war umgeben von einem wirbelnden Mantel aus Killik-Pfeilschiffen, die schnell von den Turbolasern der Allianz verdampft wurden. Die Haupttriebwerke des Sternenzerstörers erhellten den Raum, als er sich in Richtung des Planeten zurückzuziehen versuchte, aber er wurde von den Traktorstrahlen von einem halben Dutzend »Piratenschnapper«-Sternenzerstörer der Allianz festgehalten.
Raynar wäre besser beraten gewesen, seine Jäger auszuschicken, um einen Gegenangriff zu starten, aber er schien die Pfeilschiffe zurückzuhalten, damit sie gegen das Sonderkommando vorgehen konnten, Admiral Bwua'tu hatte schon vorhergesagt, dass er so reagieren würde, und bisher hatte der Bothan recht behalten.
Hinter der Ackbar wendeten sich Dutzende Großkampfschiffe, die Luke der Shard-Klasse vergleichbar einordnete, vom Kampf auf Tenupe ab. um Raynar zu Hilfe zu kommen.
Diese Schiffe waren ein wenig klobig und kegelförmig und zwischen anderthalb und zehn Kilometer lang. Alle hatten ein breites, abgerundetes Ende und mehrere zerklüftete Seiten. Es sah beinahe so aus, als wäre diese seltsame Flottille entstanden, indem ein Asteroid oder ein kleiner Mond zerbrochen worden war. Dem Leuchten der Dispersionsblitze und feurigen Streifen um die Schiffe nach zu schließen, waren sie alle mit sehr guten Schilden versehen und schwer bewaffnet.
Die Schlacht um Tenupe tobte weiter, ein funkelnder roter Fleck, der sich nun über ein Viertel des Planeten ausgebreitet hatte. Der größte Teil der Chiss-Flotte befand sich in den Wolken und war daher nicht zu sehen, aber einige der größeren Schiffe der Kolonie zeichneten sich vor dem flackernden Leuchten darunter ab. Die vier Nestschiffe, die den Jedi im Murgo-Engpass entwischt waren, drängten sich nahe dem Zentrum der Schlacht und ergossen aus einer Seite ihrer Rümpfe schreckliche Feuerregen auf den Planeten, während die andere mit ihren Turbolasern auf die Allianz-Schiffe schoss, ohne sonderlich genau zu zielen.
Was Luke am meisten beeindruckte, war die Erfindungsgabe, die die Killiks bei der Vervollständigung ihrer Flotte an den Tag gelegt hatten. Am Rand der Schlacht befanden sich Dutzende von uralten Megafrachtern. deren charakteristische Ringform umgeben war von wirbelnden dunklen Wolken, die darauf hinwiesen, dass die Frachter als Sammelpunkte für die Pfeilschiffe dienten. Hunderte kleinerer Schiffe, die nur als dreieckige Flecke zu erkennen waren, bewegten sich in zufällig wirkenden Flugmustern über dem Zentrum des Kampfes, und jedes davon schoss einen einzigen Turbolaserstrahl ab. Die Megamaser der Chiss fegten die schnakenähnlichen Ziele aus dem Orbit, wann immer ihre Schützen sie anvisieren konnten, aber es würde eine Weile dauern, um sie vollkommen auszulöschen.
Die Schilde der Ackbar begannen vor Überlastungsentladung zu flackern, dann brachen sie in einer Reihe von hellen bunten Blitzen zusammen.
Die Stimme der Kontrollstation meldete sich im Lautsprecher von Lukes Helm. »Ziel hat Schilde verloren. Alle Hauptbatterien auf Formationsverteidigung umschalten, alle Staffeln angreifen.«
Der Befehl hatte wenig mit dem Sonderkommando Stomper zu tun, aber Luke freute sich, dass die Kontrolle seinen Kanal in die Übertragungsliste aufgenommen hatte. Der Klang einer nicht elektronischen Stimme erinnerte ihn daran, dass er die Ackbar nicht allein angriff, dass er und seine Käferkiller nur eine Speerspitze darstellten und die Waffe von einer gesamten Flotte vorangetrieben wurde.
Die Allianz-Batterien gehorchten rasch dem Befehl und lenkten ihr Feuer nun auf die näher kommende Flottille der Killiks. Die Jägerstaffeln verließen ihre sicheren Positionen, wo sie auf das Ende dos Turbolaserbeschusses gewartet hatten, und flogen ihre Angriffe, malten ganze Streifen des Raums mit ihrem Triebwerksausstoß blau. Die Nahbereichsgeschütze der Ackbar legten ihnen ein Netz von Laserstrahlen in den Weg. und die Pfeilschiffe der Kolonie zogen sich zurück und bildeten einen noch engeren Mantel um den Sternenzerstörer.
Ein böser Fehler.
Bwua'tu hatte diese Taktik vorausgesagt. Die Jägerstaffeln der Allianz fegten hinter Unmengen von Protonentorpedos durch diesen Mantel, dann fielen sie wie tausend Falkenfledermäuse über die Ackbar her, beschossen ihre Geschütztürme und räumten dem Sonderkommando Stomper den Weg frei.
Anderthalb Staffeln Sternenjäger - die achtzehn Schiffe, die in den Wartungsbuchten waren, als die Killiks die Ackbar übernahmen - starteten aus der Hangarbucht und wandten sich Lukas Shuttles zu. Bwua'tu hatte auch das vorausgesagt. Die Sonderstaffel löste sich aus ihrer Eskortenposition und eliminierte sie in drei feurigen Vorbeiflügen.
Inzwischen war das Sonderkommando Stomper nur noch drei Kilometer von der Ackbar entfernt, und nur die Pfeilschiffe konnten sie jetzt noch von ihrem Ziel abhalten. Der Schwärm löste sich aus seinem Kampf mit den Sternenjägerstaffeln und griff die Shuttles an.
Genau, wie Bwua'tu erwartet hatte.
Einer der Piratenschnapper-Sternenzerstörer der Allianz sandte seinen Traktorstrahl aus und zog die Pfeilschiffe in einer taumelnden Masse weg. Nun befand sich zwischen dem Sonderkommando Stomper und seinem Ziel nur noch tausend Meter laserdurchkreuzter Raum. Etwa einmal in der Sekunde flackerte irgendwo im Sonderkommando ein Farbfleck auf, wenn ein Geschoss der Ackbar sich an den Schilden eines Shuttles auflöste oder ein verbliebenes Pfeilschiff von einem YVH-Schützen zerstört wurde. Aber zum größten Teil leisteten die Sternenjägerstaffeln und die Piratenschnapper-Sternenzerstörer mit ihren Traktorstrahlen hervorragende Arbeit und lenkten die Killik-Angriffe ab.
Luke aktivierte den Kommandokanal seines Regiments. »Wir sind jetzt auf uns allein gestellt. Schwärmt aus und entert rasch.«
Statt eine Bestätigung zu erhalten, hörte er nur Statik und das für genau 1,3 Sekunden - die Standardverzögerung, die ein YVH-Droide einer biologischen Einheit zugestand, um einen unvollständigen Gedanken fortzusetzen.
Dann sagte eine ultratiefe Lando-Calrissian-Stimme: »Sir, >ausschwärmen und rasch entern< ist kein klarer Befehl.«
»Tut mir leid.« Luke seufzte und wünschte sich, es hätte Platz genug gegeben, um der YVH-Verarbeitungseinheit auch ein Interpretationsprogramm zu laden. »Verteilt euch auf die angewiesenen Zonen und dringt in den Rumpf des Zielschiffs ein.«
»Stomper Zwei verstanden«, erwiderte der Droiden-Anführer der Truppe.
»Stomper Drei verstanden.«
Eine lange Reihe von Bestätigungen tiefer Stimmen erklang in Lukes Helm - insgesamt neunundvierzig. Er verbrachte die Zeit, indem er sich daran erinnerte, dass die Käferkiller-Brigade dieses Ärgernis wert sein würde, wenn sie sich erst an Bord der Ackbar befanden. Die Droiden waren besser bewaffnet und viel tödlicher als lebendige Elitesoldaten, und sie würden gegenüber auf der Macht beruhenden Beeinflussungsversuchen durch Raynar Thul und Lomi Plo immun sein.
Die Shuttles begannen gerade erst auszuschwärmen, als eins von ihnen plötzlich auseinanderfiel. Es gab kein Aufblitzen und keine Feuerkugel. Die Passagierkabine zerfiel einfach in ihre Einzelteile und spuckte ihre Fracht an Käferkillern in den Raum.
Noch während Luke auf dem taktischen Display nachsah, um die Nummer des Shuttles festzustellen, zerfiel ein weiteres.
Stirnrunzelnd öffnete er einen Kanal zu dem Piloten. »Stomper Zwölf, was ist mit Ihrem Shuttle passiert?« Die Antwort kam in den elektronischen Tönen eines Stimmensynthesizers, da Stomper Zwölf im Augenblick im luftleeren Raum schwebte und nicht imstande war, mit seinem eigenen Vokabulator Töne zu produzieren. »Es hat sich aufgelöst.«
»Das sehe ich!«, sagte Luke. »Was hat.«
Luke brach ab, als er plötzlich spürte, dass sich die Macht um ihn sammelte, wie in Vorbereitung auf eine starke, gewaltsame Freisetzung. Er hatte gerade noch genug Zeit, eine Druckblase um sich zu bilden, bevor am Steuerpult jeder einzelne Schadensalarm losging. Das Cockpit schien einfach rings um ihn herum zu zerfallen, und dann trieb er inmitten einer Schuttwolke im Raum.
Raynar Thul.
Eine elektronische Stimme erklang in Lukes Helm. »Sir, wenn Sie eine Frage gestellt haben.«
»Ignorieren«, befahl Luke.
Ein weiteres Shuttle zerfiel und ließ eine weitere Gruppe von zweiunddreißig Käferkillern in den Raum treiben. Diese Art von Angriff hatte Bwua'tu nicht erwartet - aber das zählte kaum, denn der Bothan baute auch immer für das vor, was er nicht vorhersehen konnte. Er war derjenige gewesen, der darauf bestanden hatte, dass die Allianz weltraumtaugliche YVHs einsetzte, als sie ihre neue Käferkiller-Brigade zusammenstellte.
Luke öffnete einen brigadeweiten Kanal. »Alle Stomper-Einheiten ohne Schiff werden sich mit eigenen Triebwerken weiter auf die Zielzonen zubewegen.«
Wieder folgte eine lange Reihe von Bestätigungen. Luke nutzte die Macht, um sich von einem vorbeifliegenden Droiden mitziehen zu lassen, als seine eigene Truppe die Düsen zündete und sich durch ein blendendes Durcheinander von Lasergeschossen, vorbeirasenden Sternenjägern und Raketentreibstoff auf ihre Zielzone zubewegte. Sie verloren zwei Gruppen an Glückstreffer der Lasergeschütze und drei weitere durch Zusammenstöße mit Pfeilschiffen. Aber die Allianz-Sternenjäger leisteten gute Arbeit dabei, die Verteidigungsanlagen des Feindes zu beschäftigen, und Stomper Eins erreichte die Brücke der Ackbar wohlgeordnet und mit mehr als genug Kraft, um ihre Mission durchzuführen.
Inzwischen hatte auch der größte Teil der restlichen Brigade den Sternenzerstörer erreicht und erstattete pflichtbewusst Bericht, als sie eindrangen. Das gesamte Schiff war zu einer Zone erklärt worden, in der die Droiden nach eigenem Ermessen schießen konnten, also musste Luke nicht noch mehr wissen. Er überließ die Droiden ihrer eigenen Initiative und wies sie an, sich zu melden, wenn sie ihre Ziele erreicht hatten.
Luke dehnte sich in der Macht aus und stellte fest, dass Raynar gerade das Gleiche tat und dabei rasch das Kommandodeck oberhalb der Brücke verließ. Raynars Präsenz war dunkel und schwer wie immer, und sobald Luke sie spürte, begann sie Druck auszuüben und drängte ihn umzukehren.
Luke widersetzte sich nicht. Er würde umkehren, er wollte gehen. mit Raynar. Luke setzte seinen eigenen Willen ein, zog Raynar auf sich zu, setzte Raynars eigene Macht gegen ihn ein. indem er ihre Präsenzen durch Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit aneinanderband: wie Luke einmal geholfen hatte, Raynars Familie vor der Allianz der Vergessenen zu schützen, und wie er später zusammen mit Raynars Vater ein schreckliches Virus vernichtet hatte, das eine galaxisweite Seuche hätte auslösen können. Sie würden zusammen gehen. UnuThul wollte, dass Luke ging, Luke wollte, dass UnuThul mit ihm ging, also würden sie zusammen gehen. UnuThul wünschte es so.
Das Gewicht in Luke wunde plötzlich geringer, als Raynar sich zurückzog. Luke versuchte ihn aufzuhalten, versuchte einen Teil seines ehemaligen Schülers zu finden, an den er sich klammern konnte. Aber UnuThul hatte immer noch die Kraft der Kolonie hinter sich, und er nutzte diese Kraft nun, um die Verbindungen abzubrechen, die der Jedi-Meister so rasch aus Erinnerungen gewoben hatte. Raynars trübe Präsenz riss sich los, und die Schwere verschwand ganz aus Lukes Brust.
Stomper Eins und seine Helfer hatten die rumpfbrechenden Sprengladungen bereits angebracht. Der Rest der Gruppe hatte sich am Rumpf der Ackbar um Luke formiert. Sie schirmten ihn mit ihren großen, kräftigen Körpern ab und schössen mit im Unterarm montierten Blastergeschützen auf ein sich näherndes Geschwader von Pfeilschiffen. Luke konnte sehen, wie sich winzige Dellen an den Laminanium-Rüstungen der Droiden bildeten, als die Waffen der Feinde lautlos ihre Spuren hinterließen.
»Worauf wartest du noch?«, fragte Luke über Kom Stomper Eins. »Zünden!«
Aber wenn es um die vorgeschriebene Verfahrensweise ging, konnte man selbst Kampfdroiden nicht hetzen. »Zurückbleiben!«, sendete Stomper Eins. »Die Lunte brennt!«
Dann zündete er den Sprengsatz.
Lukes Visier wurde dunkel von der grellen Explosion, aber nicht so vollkommen, dass ihm das Aufblitzen von Stomper Eins' Blastergeschützen entging, die in den aufgerissenen Rumpf feuerten.
Dann erklärte Stomper Eins: »Frei!«, und gab Befehle: »Los, los, los,« In Intervallen von jeweils einer Sekunde schwebten die Käferkiller durch das Loch.
Beim Vierten hatte Lukes Visier wieder seine normale Farbe angenommen, und er konnte einen steten Strom von Lebensmittelcontainern. Membrosia-Wachskugeln und Spuckbetonbrocken erkennen, der durch das Loch in den Raum hinausschoss.
»Großmeister-Kommandant?«, fragte der erste Droide. »Danke.«
Luke duckte sich durch das Loch ins Innere eines Saales, der einmal die Messe für rangniedrigere Offiziere gewesen war. Die Lichter funktionierten noch, sodass er erkennen konnte, dass die Killiks die Stühle, die einmal neben den Tischen am Boden befestigt gewesen waren, entfernt hatten. Die zum Schiff hin liegende Hälfte des Raums war in eine Zuchtstation verwandelt worden. Die Larven hingen nun halb aus ihren Zellen heraus und wanden sich von dem Druckverlust in Schmerzen. Membrosia-Wachskugeln und Allianz-Lebensmittel flogen immer noch aus den Schränken oder wurden aus Spuckbetontonnen gerissen und verschwanden zusammen mit der Atemluft der Kabine durch das Loch.
Raynars schwere Präsenz kehrte zurück, und diesmal rief sie Luke zu sich.
Der Jedi-Meister ging auf den Ausgang zu, der ins Innere des Schiffes führte, wo die ersten Käferkiller bereits versuchten, sich über die Druckverlustsicherung hinwegzusetzen und das Schott zu öffnen. Er freute sich darauf, zu Raynar zu gehen. Wieder strahlte Luke seinen eigenen Willen in die Macht aus und schloss dabei UnuThuls Wünsche ein, nutzte sie jedoch nach seinen eigenen Bedürfnissen. Er erinnerte sich an das Essen mit Aryn Thul, als sie und Tyko ihn gebeten hatten. Raynars Leben zu schonen. Es war Zeit, dem Töten ein Ende zu machen, diesem Krieg ein Ende zu machen, und der Jedi-Meister würde gerne zu Raynar kommen und die Kapitulation seines ehemaligen Schülers akzeptieren. UnuThul wünschte, dass Luke zu ihm kam. und Luke wünschte den Krieg zu beenden, also würde Luke zu Raynar gehen und die Kapitulation der Kolonie akzeptieren.
Wieder zog Raynar sich zurück, und auch diesmal so heftig, dass Luke keine Möglichkeit hatte, es zu verhindern. UnuThul war auf dem Weg - nicht um zu kapitulieren, sondern um ihm entgegenzutreten. Der Meister würde kämpfen müssen. Luke hatte gewusst, dass es dazu kommen würde, aber das Wissen machte sein Herz nicht weniger schwer.
Das innere Schott öffnete sich schließlich, und der Druckverlust riss ein halbes Dutzend Killiks nach draußen. Die Käferkiller eröffneten das Feuer mit ihren Blastergeschützen und zerfetzten die Druckpanzer, bevor die Killiks reagieren konnten. Dann drängten sie sich schießend durch die Tür. Als der vierte Droide durch war, gab eine synthetisierte Stimme in Lukes Helm bereits Entwarnung.
Luke folgte den Droiden und befand sich kurz darauf in einem schmalen Gang, in dem überall tote Killiks und Stücke zerbrochener Panzer lagen. Geschlossene Schotten begrenzten beide Enden des kurzen Gangs. Zwei verwirrte kleine Mausdroiden wühlten sich durch den Schutt, entschlossen, einen Auftrag auszuführen, der nicht mehr zählte. Eine Reihe versiegelter Schotten befand sich in der gegenüberliegenden Wand, und wenn Luke sich richtig an die Brückenpläne der Ackbar erinnerte, befanden sich dahinter Lagerschränke, Offizierswohnräume und Trainingseinrichtungen. Jede Tür war eine Sackgasse und ebenso ein mögliches Versteck für Angreifer.
Der Gang war kaum ein idealer Ort für ein Lichtschwertduell, aber es würde genügen müssen. Luke konnte den wütenden Raynar Thul bereits am einen Ende des Gangs spüren, wo er seine brutale Machtkraft einsetzte, um das gegen den Druckverlust versiegelte Schott zu öffnen.
Sobald die Letzten aus seiner Truppe im Flur waren, zeigte Luke auf das Schott, durch das sie gekommen waren. »Versiegelt es luftdicht.«
»Luftdicht. Sir?«, fragte Stomper Eins. »Sind Sie sicher? Als S-Serie-Droiden haben wir in einer drucklosen Umgebung einen beträchtlichen taktischen Vorteil.«
»Aber ich nicht.« Luke zupfte am Ärmel seines Schutzanzugs. »Und ich möchte mir keine Gedanken machen müssen, ob dieses Ding hier einen Riss bekommt oder nicht. Der Kampf wird rau werden.«
»Rau?« Stomper Eins sah sich im Flur um, schätzte ihre Position ein und kam offenbar zu dem gleichen Schluss wie Luke: Der Flur war kein guter Platz für einen Kampf. »Wie Sie wünschen. Sir.«
Die Droiden machten sich rasch an die Arbeit, versiegelten das Schott zur Offiziersmesse und nutzten ihre Blastergeschütze, um die anderen Schotten zuzuschweißen, damit die Truppe nicht aus dem Hinterhalt überfallen werden konnte. Als Luke bemerkte, dass sie das Schott direkt hinter ihnen offen ließen, zeigte er darauf.
»Versiegelt das hier ebenfalls.« Er ging den Flur entlang zu dem Schott am anderen Ende. »Wir werden uns nicht zurückziehen.«
Die künstliche Stimme von Stomper Eins klang nun anerkennend. »Ja, Sir.«
Luke spürte, wie die Macht in Bewegung geriet, als Raynar es ein letztes Mal versuchte. »Sie kommen. Seid bereit für,«
Das Schott explodierte nach innen und brachte einen plötzlichen Druckverlust mit, der Luke zurückwarf und den Flur mit Staub füllte. Er entdeckte eine hochgewachsene Gestalt in einem schwarzen Schutzanzug.
Dann bewegte die Gestalt eine Hand, und Luke flog schneller rückwärts, krachte gegen YVH-Droiden und taumelte unkontrolliert. Er dehnte sich in der Macht aus, griff nach Schotten, an denen er vorbeikam, nach der Decke, sogar nach Raynar selbst, aber er wirbelte zu schnell durch die Luft, um sich irgendwo festhalten zu können.
Mit einem gewaltigen Krachen stieß er gegen das Ende des Flurs, unsicher, ob er mit dem Kopf nach unten oder seitlich aufgekommen war. dann sackte er zu Boden und musste sich anstrengen, bei Bewusstsein zu bleiben.
Als er wieder klar sehen konnte, erkannte er, dass im Flur ein wilder Sturm aus Blaster- und Magnetimpulsgeschossen losgebrochen war. Die unteren zwei Drittel des Flurs wurden von einer Wand aus Käferkiller-Rüstungen aus Laminanium blockiert, aber das obere Drittel gehörte Raynars Killiks. Sie trugen immer noch ihre Druckpanzer und huschten über Wände und die Decke durch den Rauch, schössen auf die Köpfe der Droiden und versuchten an ihnen vorbeizugelangen, um sie auch von hinten angreifen zu können.
Luke rappelte sich mühsam hoch - und musste erstaunt mit ansehen, wie sein Helm in zwei Teilen vor ihm auf den Boden fiel. Er warf einen Blick auf die Wand hinter ihm und entdeckte eine faustgroße Delle, wo er gegen den Durastahl geprallt war.
»Das darf ich ihn nicht noch einmal machen lassen«, stöhnte er. Er öffnete die Siegel an den Handschuhen seines Schutzanzugs, schüttelte sie zu Boden und nahm das Lichtschwert vom Gürtel. Dann wandte er den Blick ab und sagte in sein Kehlmikrofon: »Dämpfer!«
Der Flur war plötzlich von schillernden Regenbogenfarben erfüllt, dann ertönte ein durchdringendes Kreischen über Lukes Ohrhörer, und der Geruch von reifen Hubba-Kürbissen drang ihm in die Nase. Erschüttert vom Wegfall ihrer Aura, den die Dämpfer verursachten, stürzten mehrere Killiks von der Decke mitten zwischen die Käferkiller. Der Rest der Insekten klebte bald als gelbe Schmiere an Decke und Wänden.
Luke war bereits vorwärtsgestürmt, nur um sich hinter seinen eigenen Droiden eingesperrt zu finden und den Rest des Kampfes zu verpassen. »Macht Platz!«, befahl er. »Ich komme.«
Drei Käferkiller, die seinen Weg blockiert hatten, traten gehorsam zur Seite, und Luke starrte auf zehn Meter Flur, der brusthoch mit Killik-Leichen und verzogenen YVH-Rahmen angefüllt war. Am anderen Ende stand Lukes Gegner mit dem geschmolzenen Gesicht. Raynar Thul. Sein schwarzer Helm lag in einem geschmolzenen Brocken vor ihm, und die Finger seiner Schutzanzughandschuhe waren von der Machtenergie verbrannt, mit der er Luke durch den Flur geschleudert hatte.
Luke sprang auf den Berg aus Chitin und Metall, der sich vor ihm erhob. Zwei von Raynars Unu-Leibwachen erschienen sofort und schössen mit ihren Magnetimpulswaffen auf ihn.
Luke hob die Hand und lenkte die Geschosse mithülfe der Macht in eine Wand. Dann erwiderten die Käferkiller hinter ihm das Feuer der Killiks. Raynar aktivierte ein goldenes Lichtschwert und lenkte den größten Teil der Salve ab, aber einige Geschosse schafften es und klatschten seine Leibwächter an die Wände.
»Es ist nicht zu spät, dich zu ergeben.« Luke ging langsam vorwärts. »Ich bin nicht versessen darauf, das hier zu tun.«
Raynars vom Brand vernarbte Lippen zuckten in der schwachen Andeutung eines Lächelns. »Wir sind es.« Raynar hob sein Lichtschwert und sprang auf den Leichenhaufen.
Luke aktivierte seine eigene Klinge und rannte vorwärts, wobei er die Macht benutzte, um nicht über den Schutt zu stolpern. Ein lautes Knirschen ertönte hinter ihm, als die überlebenden Droiden ihm folgten. Dann sprang ein halbes Dutzend von Raynars Leibwächtern auf das andere Ende der Halde und eilte voran. Sie bedienten mit dem unteren Armpaar Magnetimpulswaffen, in den oberen Armen hielten sie flammende Dreizacke.
Eine Salve Blastergeschosse raste von hinten an Luke vorbei und tötete drei Insekten. Raynar zeigte auf die angreifenden Droiden. Ein gedämpftes Krachen erklang in einem von ihnen, und er sackte zu einem zischenden, knallenden Haufen Laminanium zusammen. Luke tötete den letzten von Raynars Leibwächtern, indem er ihn mithilfe der Macht so hart gegen die Wand schmetterte, dass sein Thorax barst. Dann hatten die beiden Jedi einander erreicht, und ihre Lichtschwerter zuckten mit aller Geschwindigkeit und Kraft, die beide Männer aufbringen konnten, auf den jeweiligen Kopf des Gegners zu.
Das war das Problem mit mächtigen Männern - besonders jüngeren. Sie waren so beeindruckt von ihrer eigenen Kraft, dass sie diese Kraft häufig für die Lösung aller Probleme hielten. Luke war älter und weiser. Während Raynar zuschlug, drehte er sich.
Als Raynars goldene Klinge dort durch die Luft schnitt, wo sich vorher Lukes Kopf befunden hatte, traf der Stiefel des Jedi-Meisters ihn bereits am Fußgelenk, trat ihm die Beine weg und ließ ihn umfallen.
Aber Raynar war ebenfalls ein Jedi, und alle Jedi waren schnell. Er fing sich mithilfe der Macht ab und schwebte gerade lange genug in der Luft, um seine goldene Klinge auf Lukes Schulter herunterzuziehen.
Luke blieb nichts anderes übrig, als den Schlag mit seiner Klinge zu blockieren, und er hatte keinen Platz dafür außer am Unterarm. Raynars Lichtschwert flog davon, immer noch im Griff seiner dreifingrigen Hand, und erwischte einen von Lukes Käferkillern am Rücken. Die Waffe schnitt durch sechs Zentimeter Laminanium, bevor der abgetrennte Unterarm sich löste. Die Klinge deaktivierte sich, und der Griff fiel in das Durcheinander von Tod und Zerstörung zu Füßen des Droiden.
Der Schmerz, einen Arm zu verlieren, hätte einen gewöhnlichen Jedi vielleicht gezwungen, den Kampf abzubrechen, aber Raynar war kein gewöhnlicher Jedi. Er konnte sich auf das Machtpotenzial der Kolonie stützen, und genau das tat er jetzt. Er hob die Hand, die ihm geblieben war, um Luke den Flur entlangzuwerfen, wie er es schon einmal getan hatte.
Aber diesmal war Luke vorbereitet. Er hob die eigene Hand vor Raynars Hand und verwurzelte sich im Herzen der Macht. Als er das tat. wurde er zum unbeweglichen Objekt. Nichts konnte ihn wegbewegen - keiner von Landos Asteroidenschleppern, nicht die Sechzehn-Tonnen-Triebwerke der Megador, nicht das Schwarze Loch im Zentrum der Galaxis.
Luke blieb stehen, wartete und war sich undeutlich bewusst, dass die überlebenden Käferkiller sich in Defensivstellungen begeben hatten, einer hinter ihm und der andere in dem aufgebrochenen Schott. Raynar gab nicht auf. versuchte noch einmal Luke den Flur entlangzuschleudern. versuchte ihn auch nur einen einzigen Zentimeter weit zu bewegen.
Luke rührte sich nicht von der Stelle. Schließlich hörte Raynar auf zu kämpfen und sah Luke verdutzt und erschrocken an.
Der Meister seufzte und schüttelte den Kopf. »Was soll ich nur mit dir machen, Raynar Thul?«, fragte er. »Du hat nichts aus deinen Fehlern gelernt.«
Luke schaltete sein Lichtschwert ab, packte Raynar am Kragen und schmetterte ihn gegen die Wand. Er benutzte die Macht, um ihn dort festzuhalten, und wartete auf eine Reaktion auf seine Frage, beobachtete, wie der Ausdruck in den gequälten Augen seines Gefangenen von Staunen über Zorn zu Berechnung wechselte.
Aber als Raynar die Hand hob. tat er das nicht, um einen Machtblitz zu schleudern, wie Luke es erwartet hatte. Er rief sein Lichtschwert zurück, um einen Kampf fortzusetzen, den er offensichtlich nicht mehr gewinnen konnte.
In diesem Augenblick beschloss Luke, das Leben von Raynar Thul zu schonen. Er fing die Waffe ab und benutzte die Macht, um Raynars verbliebenen Arm ebenso an die Wand zu drücken wie den Rest seines Körpers. Dann öffnete er den Griff des Lichtschwerts seines Gefangenen und nahm den Kristall heraus. Er hielt ihn Raynar vor die Nase.
»Eines Tages wirst du ihn vielleicht zurückerhalten - aber im Augenblick behalte ich ihn.« Er steckte den Kristall in eine kleine Tasche seines Schutzanzugs und zog den Reißverschluss zu. Dann dehnte er sich in der Macht zu Raynar aus und sagte nun freundlicher: »Deine Tage als UnuThul sind vorüber, Raynar. Es ist Zeit, dass du dich ergibst und nach Hause kommst.«
Die Augen unter Raynars wulstigen Brauen blitzten erschrocken auf. »Die Kolonie ist unser Zuhause.«
Luke schüttelte den Kopf. »Das darf sie nicht mehr sein. Raynar«, sagte er. »Die Kolonie darf nicht mehr sein. Wenn du bei den Killiks bleibst, wird die gesamte Spezies sterben.«
Raynar verzog höhnisch die vernarbten Lippen. »Lügen.«
»Nein.« Luke berührte Raynar in der Macht. »Du bist immer noch ein Jedi. Du kannst spüren, ob jemand die Wahrheit sagt. Du kannst es jetzt in mir spüren.«
Darauf hoffend, Luke seinen Willen aufzwingen zu können, ließ Raynar den Kontakt zu - wie Luke es erwartet hatte - , dann keuchte er erstaunt, als er spürte, dass Luke tatsächlich die Wahrheit sagte. »Wie kann das sein?«
»Solange du der Erste Unu bist, wird Lomi Plo Königin der Gorog sein.« Luke begann zu drücken, als versuchte er Raynar nun seinen Willen aufzuzwingen. »Und solange es Gorog gibt, wird die Kolonie für die Chiss eine Bedrohung darstellen.«
Raynar fing an zu ziehen, denn er hatte aus Lukes vorheriger Taktik gelernt, und versuchte nun Lukes eigenen Angriff gegen ihn zu wenden. »Die Chiss sind eine Bedrohung für die Kolonie.«
Luke machte mit - tatsächlich drängte er noch fester. »Das ist wahr. Die Chiss sind eine Bedrohung für die Kolonie«, sagte er. »Sie haben eine Waffe entwickelt, die die gesamte Kolonie auslöschen kann. Sie haben versucht sie hier einzusetzen. Jaina und Zekk konnten das verhindern. aber wir wissen beide, dass die Chiss noch mehr dieser Waffen besitzen.«
Die Wahrheit, unterstützt von Lukes Kraft, war zu viel für Raynar. Seine Willenskraft brach, und seine Entschlossenheit verwandelte sich in Panik. »Das wissen wir«, gab er zu.
Luke drängte weiter. »Und sie werden sie einsetzen - wenn du bei der Kolonie bleibst.«
Raynar schüttelte den Kopf. »Das können wir nicht zulassen.«
»Dann musst du gehen«, sagte Luke. »Das ist der einzige Weg, die Killiks zu retten.«
Schreckliche Traurigkeit spiegelte sich auf Raynars geschmolzenem Gesicht. Er senkte die vernarbten Lider und nickte widerstrebend - doch plötzlich hörte er auf und warf einen Blick zu dem Schott, durch das er zuvor gebrochen war.
»Nicht der einzige Weg.« Raynars Stimme nahm einen finsteren Klang an, und Luke wusste, dass seine eigentliche Gegnerin nun bereit war, sich zu zeigen. »Vielleicht gibt es ja eine Waffe, um die Chiss zu töten?«
Luke widerstand der Versuchung, zu dem Schott zu schauen. Lomi Plo würde sich nicht zeigen, wenn sie wusste, dass er sie erwartete.
»Selbst wenn es eine solche Waffe gäbe, wäre es nicht richtig, sie einzusetzen«, sagte Luke. »Die Jedi werden nicht zulassen, dass du die gesamte Spezies der Chiss vernichtest -ebenso wenig wie wir zulassen werden, dass die Killiks als Spezies vernichtet werden.«
»Aber Ihr könntet es zulassen. wenn es Notwehr wäre.« Raynar fletschte die Zähne, als er versuchte zu lächeln. »Die Chiss zu vernichten, wäre Selbstverteidigung, also würdet Ihr es zulassen müssen.«
Raynar begann nun zurückzudrängen, erfüllte Lukes Brust mit dem dunklen Gewicht von UnuThuls Willen.
»Wenn es tatsächlich Selbstverteidigung wäre, würden wir es erlauben müssen.« Wieder nutzte Luke Raynars eigenen Angriff gegen ihn. »Aber selbst das würde die Kolonie nicht retten. Sie kann so, wie sie ist, nicht überleben. Das wissen wir.«
»Wie wollt Ihr das denn wissen?«, fragte Raynar verärgert. »Wir wissen nichts dergleichen.«
»Wir schon«, machte Luke weiter, zeigte seine eigene Willenskraft erneut in der Macht und brachte Raynar zum Taumeln. »Wenn die Kolonie zu groß wird, verschlingt sie ihre eigenen Planeten und zerstört sich selbst.«
»Es gibt immer noch mehr Planeten«, erwiderte Raynar.
»Nicht immer«, sagte Luke. »Manchmal sind alle anderen Planeten bereits in festen Händen. So könnte es damals vielleicht auch den Killiks von Alderaan gegangen sein, als sie von dort verschwanden.« Er hielt inne, dann zog er so fest mit der Macht, wie er konnte, und versuchte Raynar zu seiner eigenen Sichtweise der Realität zu bewegen. »Tatsächlich bin ich sicher, dass es sich auf Alderaan so zugetragen hat. Die Killiks hatten ihre eigene Welt verschlungen und versuchten eine andere zu überneh men. Das ist der Grund dafür, dass die Celestials die Killiks in die Unbekannten Regionen getrieben haben.«
Endlich verschwand Raynars Kampfeswille. »Seid Ihr wirklich sicher?« Er legte den verätzten Unterarmstumpf auf den Bauch und wiegte ihn mit dem anderen Arm. Seine Lippen bebten vor Schmerzen, und Tränen traten ihm in die Augen. »Ihr wisst,?«
Die Frage ging im Dröhnen eines Blastergeschützes unter, und als Luke den Gang entlangschaute, schaltete sich der Käferkiller, der dort stationiert war, plötzlich ab. Der Droide fiel rückwärts aus der Öffnung und krachte aufs Deck, dann huschte Lomi Plo auf ihren nicht zusammenpassenden Beinen - eines war menschlich, das andere ein Insektenbein - durch das Schott. Sie wandte ihnen die vorstehenden Augen und das nasenlose Gesicht zu, dann streckte sie die krummen oberen Arme nach dem Lichtschwert in Lukes Händen aus.
Der letzte überlebende Käferkiller eröffnete das Feuer und zwang Lomi Plo, das Lichtschwert in ihren unteren Händen zu aktivieren. Sie blockierte und parierte jedoch so langsam, dass sie die Geschosse kaum zurückschlagen konnte, sodass sie gezwungen war, die Oberarme zu dem Droiden zu schwingen und ihm seine Kraft zu entziehen. Raynar blieb zum Glück wie betäubt - und scheinbar machtlos - stehen.
Luke musste Lomi Plo unbedingt erreichen, bevor sie die Energiezelle seines Lichtschwerts leeren konnte. Er sprang den Gang entlang und von dem Leichenhaufen herunter, um sie anzugreifen. Lomi blockierte seine erste Attacke mit ihrem weißen Lichtschwert. Dann aktivierte sie statt des lila Lichtschwerts, das sie nach ihrer letzten Begegnung in Jacens Körper stecken gelassen hatte, eine vertraut wirkende grüne Klinge - das Lichtschwert, das Raynar auf Woteba konfisziert hatte. Lukes Lichtschwert.
»Das ärgert mich jetzt wirklich«, sagte Luke.
Lomi klackte mit den Fresswerkzeugen und zischte, dann schwang sie ihre blitzenden Klingen in einer mörderischen TiefHoch-Tief-Kombination. Luke parierte, duckte sich und sprang.
Er stieß einen Ellbogen unter ihre Fresswerkzeuge und warf sie nach hinten. Sie fuchtelte mit allen vier Armen, um trotz ihrer nicht zusammenpassenden Beine im Gleichgewicht zu bleiben.
Luke riss die Klinge zu einem tödlichen Schlag gegen ihr Zentrum herum - doch in diesem Moment verspürte er das Prickeln seines Gefahrensinns zwischen den Schulterblättern und versuchte sich wegzudrehen. Er schaffte es nur fast.
Etwas Schweres und Riesiges traf seine Schulter - ein Magnetimpulsgeschoss? - und ließ ihn durch den Flur an Lomi Plo vorbeitaumeln. Er versuchte sie im Vorbeirollen zu treffen, musste aber feststellen, dass er sein Lichtschwert nicht mehr hatte und die Handprothese nicht mehr bewegen konnte -ebenso wenig wie den Rest seines Arms.
Lomi Plos Klingen fuhren herab und trafen den Boden knapp hinter ihm, daher nutzte er die Macht, um schneller zu werden, und rollte weiter. Zwei Meter hinter seiner Gegnerin kam er wieder auf die Beine und rief das Lichtschwert zurück in seine gesunde Hand.
Die Waffe traf nur einen Herzschlag vor Lomi Plo ein. und plötzlich befand sich Luke in der Defensive und wurde in eine Ecke gedrängt, während Raynar Thul - der doch nicht so machtlos war - seine gesunde Hand benutzte, um mehr Magnetimpulsgeschosse abzufeuern.
Luke zog beim Lichtschwertkampf doppelhändige Kampfstile vor, aber er konnte auch mit einer Hand - selbst mit seiner schwachen Hand - ebenso gut kämpfen wie jeder andere in der Akademie. Er konnte sich allerdings nicht verwundet und schwach gegen zwei Klingen zur Wehr setzen, während ein zweiter Gegner einen stetigen Strom von Geschossen auf ihn abfeuerte.
Kurz gesagt, Luke befand sich in einer verzweifelten
Situation.
Also ließ er sich zur Seite fallen und packte Lomi Plos menschliches Bein mit einer Scherenbewegung seiner Füße. Das Knie bog sich in die falsche Richtung und brach mit einem Übelkeit erregenden Knirschen.
Sie fiel mit einem Schmerzensschrei um, klackte mit den Fresswerkzeugen - und verdoppelte sofort das Tempo ihres Angriffs. Sie schlug so wild mit ihren Zwillingsklingen zu, dass Lukes Hand kaum die Kraft hatte, sie abzuwehren.
Selbstverständlich wählte die Kontrollstation gerade diesen Augenblick für eine wichtige Mitteilung von der Megador. »Achtung, drei Killik-Schwärme haben sich gelöst, um die Healing Star anzugreifen.«
Lomi Plos Angriffe ließen einen Moment nach, und Luke erkannte, dass sie vorsichtig in der Macht nach ihm tastete und nach einer Spur von Angst oder Zweifeln suchte. Er schob jeden Gedanken an die Healing Star - das wichtigste Lazarettschiff der Flotte - beiseite und konzentrierte sich weiter auf den Kampf. Lomi Plo hatte ziemlich sicher das Dunkle Nest benutzt, um diese Schwärme umzuleiten und damit einen Zugang zu schaffen, der ihr Macht über seinen Geist geben würde.
Luke wich immer noch Geschossen aus, rollte sich auf dem Boden hin und her und parierte wie wild, als er einen Blick den Flur entlang warf und die Macht benutzte, um in den Leichenhaufen unter Raynars Füßen zu fassen. Er packte das Größte und Schwerste, was er finden konnte - einen außer Gefecht gesetzten Käferkiller-Droiden -, und riss es heraus.
Der Haufen verrutschte, und Raynar fiel auf seinen Hintern, doch Luke bemerkte es kaum. Er zog den Droiden direkt den Flur entlang auf Lomi Plo zu.
Sie wehrte ihn selbstverständlich problemlos ab - dazu musste sie sich jedoch von Luke abwenden und die Hand bewegen. Das gab ihm Gelegenheit, einen Machtsprung den Flur entlang zu Raynar zu machen, der gerade wieder auf die Beine kam.
»Wie ich schon sagte«, zischte Luke und richtete das Lichtschwert gegen Raynars Brust. »Du lernst einfach nichts.«
Raynars Augen blitzten erschrocken, und er rollte sich weg -und präsentierte Luke die Seite seines Kopfs für einen perfekten K.-O.-Schlag. Luke riss das Lichtschwert nach unten, deaktivierte dabei die Klinge, drehte den Griff in letzter Sekunde und traf Raynars Kopf hinter dem Ohr.
Der Schlag verursachte ein scharfes Knacken, das einen Schädelbruch vermuten ließ, aber Luke hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Lomi Plo zog sich gerade durch das offene Schott und versuchte in der allgemeinen Verwirrung der Zurückeroberung der Ackbar zu entkommen. Luke sprang hinter ihr her und nutzte die Macht, um sie in den Gang zurückzuziehen.
Lomi Plo fuhr herum und hob die Lichtschwerter in eine Abwehrposition, griff aber nicht an. Mit einem gebrochenen Knie auf den Boden gefesselt, wusste sie ebenso gut wie Luke, dass sie sich nicht verteidigen und er sie jederzeit töten konnte.
Daher hatte Luke schon fast erwartet, die Stimme der Kontrollstation wieder in seinem Ohr zu hören. »Killik-Schwärme eröffnen das Feuer auf die Healing Star.«
Lomi Plos Fresswerkzeuge spreizten sich weit, und ein lang gezogenes, gurgelndes Zischen kam aus ihrer Kehle. Luke brauchte kein Killik zu sprechen, um zu verstehen, was sie sagte - er brauchte die Bedeutung nicht einmal in der Macht zu erspüren. Sie konnte den Angriff auf das Lazarettschiff abblasen. Luke brauchte sie nur gehen zu lassen.
Luke sch naubte. »Das ist das Problem mit mitleidlosen Typen wie dir - ihr seid alle so leicht zu durchschauen.«
Lomi Plo packte die Seiten des Schotts mit zwei Händen, zog sich auf ihr Insektenbein hoch und legte den Kopfschief, sodass nur eins ihrer vorstehenden Augen auf Luke gerichtet war.
»Mara und Jacen sind auf Coruscant im Krankenhaus«, erklärte Luke. »An Bord der Healing Star befindet sich außer ein paar Mausdroiden niemand. Admiral Bwua'tu hat vorausgesehen, dass du dieses Schiff angreifen würdest. Und außerdem habe ich keine Zweifel an Mara. Sie lässt dich grüßen.«
Lomi Plo reagierte so plötzlich, dass Luke bezweifelte, dass sie selbst es erwartet hatte. Sie warf sich mit beiden Klingen voran auf ihn und schlug hoch und tief zu, von zwei Seiten, in einem verzweifelten Versuch, ihm ein Ende zu machen.
Luke hatte das jedoch erwartet. Lomi Plo hatte keine Macht über ihn. Er trat einfach in ihren Angriff hinein und bewegte das Handgelenk zwei Mal. Erst riss er die Klinge nach oben, dann schlug er von der Seite zu, und Lomi Plo landete in vier Teilen zu seinen Füßen.
Luke starrte die Teile einen Moment lang an und erwartete fast, dass sie sich in Rauch verwandeln und verschwinden oder sich auflösen würden wie ein schlechtes HoloNetz-Signal. Es war schwer zu glauben, dass eine Frau, die nur aus Fleisch, Blut und Chitin bestand, so viel Ärger verursacht und die Galaxis an den Rand eines ewigen Krieges getrieben hatte - aber natürlich waren es immer Wesen aus Fleisch und Blut, die Kriege anfingen. Deshalb brauchte die Galaxis ihre Jedi.
Luke griff nach den beiden Lichtschwertern, die Lomi Plo geschwungen hatte. Er steckte das weiße in seinen Anzug und hängte das grüne wieder an seinen Platz am Gürtel, dann kehrte er zu seinem ehemaligen Schüler zurück.
Raynar war immer noch bewusstlos, aber seine medizinischen Werte waren stabil, und er schien in keiner großen Gefahr zu sein.
Luke holte ein Medikit heraus und fing an zu arbeiten. »Flicken wir dich erst mal zusammen, Sohn«, sagte er. »Und dann gehen wir nach Hause.«