Erschrockene Schreie kamen aus dem Rauch.
Einen Augenblick später hörte sie über sich das Summen des Repulsorantriebs eines StealthX. Sie blickte auf und sah einen schwarzen Streifen, der hinter den AirStreakers her sauste und mit seinen Laserkanonen den Himmel aufriss.
Die Metageschütze zerkauten weiter den Dschungel, aber jetzt konnte Jaina auch andere Geräusche hören - das Aufheulen feindlicher Stimmen, das Ping von Magnetimpulsgeschossen auf Metallrüstungen, das anhaltende Donnern von explodierender Munition. Die Rekkers hatten die Linien der Chiss erreicht.
Jaina sah, dass die unteren Ebenen des Dschungels, zumindest in Richtung des Hauptkampfs, nun eine solide Mauer aus Flammen und Rauch bildeten, und sie kehrte in die Wipfel zurück. In der Ferne konnte sie Zekks StealthX sehen, wie er die AirStreakers jagte, aber nicht viel mehr.
Jaina griff wieder nach dem Elektrofernglas und benutzte die Macht, um ein Loch im Rauch zu schaffen. Die Metageschütze hatten eine dreihundert Meter lange Schneise in den Dschungel geschossen. Eine solide Wand aus Rauch und Dampf strömte aus dem Graben heraus, und Tausende von Rekkers und Millionen von Jooj schwärmten hinein. Die Situation an den Metageschützen war eindeutig unter Kontrolle.
Der Kampf am Perimeterschild verlief schwieriger. Die Chiss sammelten sich vor allem gegenüber den Kolosoloks, warfen Vapozünder und Gasgranaten nach den riesigen Insekten und schössen ihre Charric-Gewehre von den Dächern ihrer Truppentransporter ab. Die Killik-Flut drängte nach, sprühte Magnetimpulsgeschosse auf den Schild oder sprang einfach in die Horde der Verteidiger.
Die Chiss waren zu diszipliniert, um in Panik zu geraten, und zu gut ausgebildet, um einzubrechen. Nachschubeinheiten trafen ein, einheits- und kompanieweise. Leichen, sowohl von Insekten als auch von Chiss, überzogen den Boden erst in vier, dann in zehn Schichten. Truppentransporter explodierten oder wurden so heftig beschossen, dass es die Besatzungen in Stücke riss. Die Kolosoloks rammten weiter den Schild, sodass sich die Luft mit goldenen Fontänen aus Entladungsfunken füllte, zogen sich halb betäubt und unsicher wieder zurück und trafen den Schild dann wieder und wieder, und immer noch hielt er stand.
Dann sah Jaina einen Vapozünder der Chiss in die falsche Richtung fliegen, als der Soldat, der ihn warf, von einer Salve Magnetimpulsgeschosse getroffen wurde. Sie reagierte mehr einem Instinkt folgend, als dass sie einen Plan gehabt hätte, und streckte sich in der Macht nach dem Vapozünder. Ihre Kontrolle war über eine solche Entfernung so gut wie nicht vorhanden, also schubste sie die Granate einfach auf den nächsten Relaismast zu und beobachtete überrascht, wie der weit entfernte Fleck gegen den Mast stieß - und dann zu Boden fiel und einfach liegen blieb.
Jaina fluchte leise, dann senkte sie das Fernglas. »Der verdammte Rodder hat den,«
Ein hell leuchtender Explosionspunkt blühte in all dem Rauch auf, und Überraschung erfüllte die Macht. Jaina hob das Fernglas erneut, dann schuf sie sich ein Sichtloch im Rauch und sah zu ihrem Erstaunen, dass der Relaismast doch verschwunden war. Killiks strömten durch die Bresche im Perimeterschild, umhüllten eine Kompanie der Chiss-Verteidiger und schwärmten in einer unaufhaltsamen Flut weiter.
Die Kolonie hatte die feindliche Linie durchbrochen. Nun würden die Chiss evakuieren müssen.
Im riesigen Hangar 51 der Megador herrschte geschäftiges Treiben. Eine kleine Armee von Technikern, Droiden und Wartungspersonal beeilte sich, das gesamte Geschwader von Jedi-StealthX kampfbereit zu machen. Die StealthX waren empfindliche Schiffe mit spezieller Ausrüstung, daher erforderten selbst einfache Aufgaben wie die Treibstoffbetankung und Bewaffnung doppelt so viel Mühe und machten dreimal so viel Lärm wie die gleiche Arbeit an einem üblichen Sternenjäger. Und die Systemüberprüfungen riefen eine ganz eigene Art der Kakofonie hervor, wenn wildes Piepen und Pfeifen zwischen den auf Sicherheit bedachten Astromechs der StealthX und den sehr von sich überzeugten Diagnostik-Droiden der Megador hin und her wechselten.
Eine Folge davon war, dass Jacen nicht hören konnte, was Luke und Mara an der Landerampe des Falken zu Saba und seinen Eltern sagten. Aber er bezweifelte, dass das ein Problem darstellte. Sie schüttelten sich die Hände und umarmten einander. Er konnte in der Macht ihre Sorge und ihre Zuneigung zueinander spüren.
Wahrscheinlich hatte Luke Jacen nur hergerufen, damit er sich verabschieden konnte, bevor seine Eltern zu ihrer Mission gegen die Chiss aufbrachen. Jacen hätte ihnen das gerne erspart - hätte sie gerne überzeugt, dass die Chiss die Killiks weiter angreifen würden, ob Lukes verrückter Plan nun funktionierte oder nicht. Aber das wagte er nicht.
Lowbaccas und Tesars Anschuldigungen hatten ihn Luke und Mara gegenüber in eine schwache Position gebracht, und Jacen konnte es sich nicht leisten, die Situation noch zu verschärfen, indem er sich offen gegen Lukes Plan stellte. Alles hing davon ab, dass die Chiss diesen Krieg gewannen, und er musste in einer Situation bleiben, in der er dafür sorgen konnte.
Jacen erreichte das untere Ende der Landerampe des Falken, blieb stehen und wartete auf eine Gelegenheit, seine Eltern zu umarmen und ihnen eine gute Reise zu wünschen. Trotz des grauer werdenden Haars seines Vaters und der Krähenfüße in den Augenwinkeln seiner Mutter hielt er sie nicht für alt. Sie hatten einfach Erfahrung - gewaltige Erfahrung.
Sie waren seit über dreißig Jahren zusammen zu solchen Missionen aufgebrochen - schon vor Jainas und seiner Geburt -, und Jacen fing gerade erst an, wirklich zu verstehen, welche Opfer sie gebracht und in welche Gefahren sie sich begeben hatten. Wie oft hatten sie sich solchen Dilemmas gegenübergesehen wie er jetzt, hatten zwischen einem schrecklichen und einem absoluten Übel wählen müssen? Wie viele Geheimnisse wie Allana hatten sie verborgen - und wie viele verbargen sie immer noch?
Nun war es an Jacen und seinen Altersgenossen, die Fackel zu übernehmen, die seine Eltern und ihre Freunde all diese Jahre hochgehalten hatten - nicht, um die vorherige Generation beiseitezuschieben, sondern um ihnen die Last abzunehmen und den alten Helden wohlverdiente Ruhe zu gönnen. Er wusste, dass er und seine Altersgenossen bereit waren. Seit den Tagen der Alten Republik war keine Gruppe von Jedi mehr so sorgfältig ausgewählt und vorbereitet worden wie sie. Doch als Jacen seine Eltern ansah und sich noch einmal ins Gedächtnis rief, wie sie die Galaxis verändert hatten, fragte er sich unwillkürlich, ob er und seine Generation wirklich würdig waren.
Manchmal fragte er sich angesichts ihrer sicheren Kindheit und der organisierten Ausbildung sogar, ob die neuen Jedi nicht zu weich waren. Verglichen mit dem verdreckten, vollgestopften Frachter, den sein Vater als Junge für sein Zuhause gehalten hatte, oder der staubigen Feuchtfarm auf Tatooine, die die Jugend seines Onkels Luke geprägt hatte, war die Jedi-Akademie auf Yavin 4 luxuriös gewesen. Selbst seine Mutter, aufgewachsen im königlichen Palast von Alderaan, hatte schon als Kind begriffen, was Gefahr bedeutete, da der tödliche Blick von Palpatine immer auf ihre Familie gerichtet gewesen war. »Jacen?«
Er spürte den Blick seines Vaters auf sich und erkannte, dass auch alle anderen ihn ansahen.
»Bist du anwesend?«, fragte Han. »Du hast doch nicht noch eine Vision, oder?«
»Nein, ich habe nur.« Überrascht stellte er fest, dass er einen Kloß im Hals hatte, ». nur nachgedacht.«
»Dann hör auf damit«, befahl Han. »Du machst mir Angst.«
Jacen zwang sich zu einem Lächeln. »Tut mir leid. Das wollte ich nicht.« Er wandte sich an seine Mutter. »Du hast es ihm also nicht ausreden können?«
Leia musste trotz seiner Abwehrmaßnahmen etwas gespürt haben, denn sie ignorierte den Scherz und sagte: »Gibt es einen Grund, wieso ich das tun sollte?«
Jacen verdrehte die Augen, verfluchte aber im Stillen die Wahrnehmungsfähigkeit seiner Mutter. »Es war nur ein Witz, Mutter.« Er breitete die Arme aus und umarmte sie fest, damit sie ihm nicht zu genau in die Augen sehen konnte. »Ich bin nur gekommen, um euch eine gute Reise zu wünschen.« Er ließ sie los und drehte sich um. um seinen Vater zu umarmen.
»Gute,« Wäre ihm vorher klar gewesen, dass es ihm so schwer fallen würde, seine Gefühle zu vorbergen, dann hätte er eine Ausrede erfunden, um sich nicht von seinen Eitern verabschieden zu müssen. », Reise, Dad.«
»Ganz ruhig. Junge. Wir kommen wieder.« Han erstarrte plötzlich, dann trat er zurück und sah Jacen nervös an. »Oder? Du hast doch nicht irgendwas gesehen,«
»Ihr kommt zurück, Dad - da bin ich sicher«, erklärte Jacen. »Aber seid vorsichtig. Raynar wird euch nicht glauben, und es wird nichts nützen, dass ihr die Wahrheit sagt.«
»Deshalb machst du dir Sorgen?« Han klang erleichtert. »Sieh mal, Junge, wir machen das jetzt schon seit etwa,«
»Es wird schon gut gehen, Jacen«, unterbrach Leia, die nun doch mit inniger Wärme seine Hand drückte. »Es ist die einzige Möglichkeit, den Killiks klarzumachen, wie schwierig es sein wird, einen Krieg gegen die Chiss zu gewinnen.«
Saba trat hinter Leia und ragte über ihr auf, wie Chewbacca immer über Han aufgeragt hatte. »Es wird alles gut gehen. Jacen. Deine Mutter ist eine mächtige Jedi - auf ihre Art so stark wie du auf deine.«
Jacen nickte. »Das weiß ich.« Er beugte sich vor und drückte Leia einen Kuss auf die Wange. »Möge die Macht mit dir sein, Mom.«
»Und mit dir, Jacen«, sagte Leia. »Wir sind nicht diejenigen, die Gorogs Nestschiff angreifen werden.«
Han wirkte plötzlich erschrocken. »Du hast dir doch hoffentlich nicht deshalb Sorgen gemacht?«, fragte er. »Hast du gesehen,«
»ich habe überhaupt nichts gesehen, Dad«, sagte Jacen. »Ehrlich.« Er scheuchte seinen Vater die Rampe hinauf. »Macht schon. Wir sehen uns, wenn das hier vorbei ist.«
Han sah ihn noch einen Moment an, dann nickte er schließlich. »Ich verlasse mich darauf, Junge. Enttäusche mich nicht.« Er nahm Leias Hand und ging weiter die Rampe hinauf.
Saba blieb etwas zurück, ein Auge mit geschlitzter Pupille auf Jacen gerichtet, und begann amüsiert zu zischen. »Du steckst immer voller Überraschungen, Jacen Solo.« Sie ging die Rampe hinauf. »Immer so voller Überraschungen.«
Jacen musste gegen einen Anflug von Panik ankämpfen. Er wusste, dass Ben vor der Barabel-Meisterin Angst hatte, und so langsam verstand er, warum - sie war so schwer zu durchschauen!
Bevor C-3PO Saba und den anderen die Rampe hinauffolgte, blieb er vor Jacen stehen und tippte ihm leicht auf die Schulter. »Entschuldigen Sie. Master Jacen. Aber hat irgendetwas, was Sie gesehen haben, mit mir zu tun?«
Bevor Jacen antworten konnte, rief Han oben von der Rampe: »3PO! Wenn du in drei Sekunden immer noch auf dieser Rampe bist, wirst du den Flug nach Tenupe am Rumpf festgemacht zurücklegen!«
»Es ist nicht notwendig, mir zu drohen, Captain Solo!« C-3PO stapfte hinter Saba die Rampe hinauf und fuchtelte dabei mit seinen goldfarbenen Armen. »Ich komme ja schon!«
Jacen lächelte und winkte seinen Eltern ein letztes Mal zu, dann zog er sich in sichere Entfernung zurück und sah zusammen mit Luke und Mara zu, wie die Landerampe eingezogen wurde und der Falke aus dem Hangar glitt. Das Schiff hing einen Moment unterhalb der Megador, eine Träne aus weißem Durastahl, gerahmt vom riesigen Maul des Hangars, dann wandte es sich dem Heck des Sternenzerstörers zu und schoss tiefer in die Unbekannten Regionen.
Luke packte Jacen an der Schulter, und Jacen konnte gerade noch verhindern, dass er zusammenzuckte. Er konnte es sich nicht leisten, sich irgendwie überrascht zu zeigen, oder schuldbewusst. »Ich wette, es kommt dir vor, als hätten sie das dein Leben lang getan, nicht wahr?«, fragte Luke liebevoll.
»Ja«, erwiderte Jacen mit einem Nicken. »Und ich könnte nicht stolzer sein.«
»Nein?« Mara hakte sich an seiner anderen Seite ein. »Sie auch nicht.«
»Äh. danke.« Jacen spürte wieder den Kloß im Hals und schluckte, um ihn wegzukriegen. »Vielleicht sollte ich zu meinem Jäger zurückgehen. Neufie hat diesen Diagnosedroiden,«
»In einer Minute«, sagte Luke. »Erst möchte ich, dass du mit uns kommst.«
»Klar.« Jacens Herz begann so schnell zu schlagen, dass er eine Jedi-Beruhigungsübung machen musste. »Wohin?«
»Ghent ist so weit, um uns den Rest von R2s geheimen Dateien zu zeigen«, sagte Mara. »Aber er hat den Omnischlüssel immer noch nicht kopiert, also ist das hier vielleicht die einzige Gelegenheit, die Holos von deinen Großeltern zu sehen. Luke und ich dachten, du willst vielleicht dabei sein.«
»Tatsächlich?« Jacen hätte sich seine Erleichterung beinahe anmerken lassen. »Ich meine, ja, selbstverständlich!«
»Schon gut, ich bin auch nervös.« Luke lachte unecht, dann fügte er hinzu: »Sogar verängstigt.«
»Ich nicht.« Maras Tonfall war etwas zu unbeschwert. Die Skywalkers machten offen Scherze über Alema Rars Andeutung, dass Mara etwas mit dem Tod von Padme Amidala zu tun gehabt haben könnte. Aber Jacen wusste, wie sehr die ganze Sache seine Tante kränkte.
Die Frage nach Maras Unschuld musste beantwortet werden - und zwar, bevor die Jedi das Gorog-Nestschiff angriffen. Luke würde sich Lomi Plo sonst nicht stellen können. Sie würde jede Spur von Zweifel finden - besonders von solchen Zweifeln - und sie nutzen, um sich vollkommen zu verbergen.
Das war einer der Gründe, wieso Jacen glaubte, dass nicht sein Onkel, sondern er Lomi Plo gegenübertreten sollte. Er hatte keine Zweifel, egal woran. Vergere hatte sie in einem Schmelztiegel der Schmerzen aus ihm herausgebrannt.
Sie fanden Ghent in einem kleinen Besprechungsraum oberhalb von Hangar 51. wo er neben R2-D2 auf dem Boden saß, umgeben von dem üblichen Durcheinander an Werkzeugen, Drähten und Essensverpackungen. Der schlaksige Hacker spähte mit seiner heruntergeklappten Vergrößerungsbrille durch ein Zugangspaneel in den kleinen Droiden. hatte in jeder Hand eine Mikrozange und murmelte hektisch vor sich hin. auf eine Weise, die beinahe beängstigend wie Maschinencode klang. Sie wollten ihn nicht erschrecken und ein Missgeschick riskieren, also blieben sie in der Tür stehen und warteten darauf, dass er die Hände wieder aus dem Droidengehäuse nahm.
»Wieso steht ihr da?«, fragte Ghent, ohne von seiner Arbeit aufzublicken. »Von der Tür aus werdet ihr nichts sehen.«
»Tut mir leid.« Luke führte die anderen vorwärts. »Bist du fertig?«
»Sehe ich aus, als wäre ich das nicht?«, fragte Ghent. »Ich muss nur den Omnischlüssel wieder einrasten lassen.«
»Oh«, sagte Luke. »Als ich all die Schaltkreise sah.«
»Standardwartung«, unterbrach Ghent ihn. »Kein Wunder, dass dieser Droide sich anstellt! Einige Schaltkreise sind seit zwanzig Standardjahren nicht mehr gesäubert worden. Die Kohlestoffschicht auf ihnen war hundert Moleküle dick.«
Als sie näher kamen, erkannte Jacen, dass der Hacker ein paar Tage an R2-D2 durchgearbeitet haben musste -zumindest roch er so, als hätte er in der letzten Zeit eindeutig keine Gelegenheit zu einem anständigen Sanidampf gefunden. Sie blieben ein paar Schritte entfernt stehen und sahen zu, wie er einen Schaltkreis wieder an Ort und Stelle montierte.
»Fertig.« Er setzte sich auf die Hacken, dann blickte er auf und sagte: »Ihr wisst, dass ich der Meinung bin, ihr solltet das nicht tun.«
»Das hast du uns bereits gesagt«, erwiderte Mara.
Ghent zog die Brauen hoch. »Ach ja?«
»Mehrmals«, stellte Luke fest.
»Oh.« Ghent fuhr sich mit der Hand über den tätowierten Schädel, dann sagte er: »Es ist nur so. dass ich die Kopie des Omnischlüssels fast fertig habe. Noch drei Wochen - bestimmt nicht mehr als sechs-, dann hätte ich es geschafft. Dann könntet ihr euch diese Dateien ansehen, wann immer ihr wollt.«
»Wir haben keine sechs Wochen.« Luke schaute auf den Chrono. »Wir starten in sechs Stunden.«
Ghent riss die Augen auf. »So bald? Ich dachte, wir hätten drei Tage!«
»Das war vor drei Tagen«, erklärte Mara geduldig.
Ghent sah sich verwirrt um. »Er war wohl in schlechterem Zustand, als ich dachte.«
»Ghent, wir müssen jetzt wirklich dieses Holo sehen«, drängte Mara sanft. »Es hängt viel davon ab.«
»Ja, ich weiß«, sagte Ghent. »Aber ich glaube nicht, dass ihr versteht, worum es geht. Der Omnischlüssel ist sozusagen die Hintertür des Entwicklers des Intellex Vier. Wenn wir den, durchbrennen, bevor wir ihn kopiert haben, zerstören wir eine ganze Unterära der Computergeschichte.«
»Ghent, es ist wirklich wichtig«, sagte Luke.
Der Hacker seufzte, dann schaltete er R2-D2 wieder ein. ohne noch etwas zu sagen.
Der Droide erwachte mit einem verblüfften Pfeifen zum Leben, dann drehte er die Kuppel und betrachtete sorgfältig die Haufen Werkzeuge und die ausgetauschten Schaltkreise, die überall verstreut lagen. Kurz darauf begann er. sich auf seinen Ketten vorwärts und rückwärts zu schaukeln, fuhr diverse Funktionsarme aus und gab einen anerkennenden Pfiff von sich. Dann schwang R2-D2s Fotorezeptor zu Ghent: Gesicht herum. Er surrte verdutzt, warf einen Blick auf Luke und wich zurück.
»R2, hör auf damit!«, befahl Luke. »Komm wieder her. Wir müssen sehen, was meiner Mutter zugestoßen ist. nachdem mein Vater von Mustafar zurückkam.«
R2-D2 zwitscherte eine Erklärung. Jacen war nicht wirklich überrascht, als sich herausstellte, dass Ghent den Maschinencode übersetzen konnte.
»Er sagt. Anakin Skywalker kam nicht zurück.«
»Nein?« Luke runzelte die Stirn. »Was ist passiert?«
R2-D2 schwieg einen Moment, dann platzte er abrupt mit einer Erklärung heraus.
»Padme ist nach Mustafar geflogen und hat nach deinem Vater gesucht«, übersetzte Ghent.
»Dann zeig uns das«, sagte Luke zu R2-D2. »Und keine Tricks. Ich muss es sehen.«
R2-D2 pfiff zweifelnd.
»Er sagt,«
»R2, tu es einfach«, unterbrach Luke. »Wir ziehen bald in den Kampf, und du brauchst Zeit, um dich auf den StealthX zu kalibrieren.«
Der Droide trillerte eine aufgeregte Frage.
»Falls Ghent glaubt, dass du das schaffst«, sagte Luke. »Und wenn du aufhörst, Zeit zu schinden.«
R2-D2 kippte nach vorn und aktivierte seinen Holoprojektor. Das Bild eines grünen Sternenjägers auf der Landeplattform einer fernen Welt erschien - eines Planeten, den man von dem Bild her nicht identifizieren konnte. Ein junger Mann in dunklem Gewand lief aus der Richtung des Sternenjägers ins Bild. Als er näher kam, wurde klar, dass es sich um Anakin Skywalker handelte. Er sah müde und schmutzig aus, als käme er direkt aus dem Kampf. Das passte zu dem, was er Padme in dem letzten Holo gesagt hatte, das Jacen und die Skywalkers zusammen angeschaut hatten: dass er nach Mustafar gehen würde, um den Krieg zu beenden.
»Padme, ich habe dein Schiff gesehen«. sagte er.
Padme erschien. Sie betrat das Bild aus der Gegenrichtung, und die beiden umarmten sich.
»Anakin!« Sie stand mit dem Rücken zur Holocam. aber es war klar, dass sie zitterte.
»Es ist alles in Ordnung: du bist jetzt in Sicherheit.« Anakin sah ihr in die Augen. »Warum bist du hergekommen?«
»Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!« Padmes Stimme war ein wenig gedämpft, da sie immer noch von da Holocam abgewandt stand. »Obi-Wan hat mir so furchtbare Dinge erzählt.«
Anakins Miene verfinsterte sich. »Was denn für Dinge?«
»Er hat gesagt, du hast dich der Dunklen Seite zugewandt«, fuhr Padme fort, ohne direkt zu antworten. »Und dass du die
Schüler getötet hast.«
»Obi-Wan versucht dich gegen mich einzunehmen«. verkündete Anakin düster.
Padme schüttelte den Kopf. »Er macht sich Sorgen um uns.«
»Uns?«
»Er weiß es.« Padme hielt einen Moment inne, dann sagte sie: »Er will dir wirklich helfen.«
»Und dir.« Anakins Stimme war jetzt voller Eifersucht. »Lüg mich nicht an, Padme. Ich bin viel mächtiger geworden. als irgendein Jedi es sich je hätte träumen lassen, und ich habe das für dich getan... um dich zu beschützen.«
»Ich will deine Macht nicht.« Padme wandte sich von ihm ab. »Ich will deinen Schutz nicht.«
Anakin zog sie wieder näher. »Glaubst du. Obi-Wan wird dich beschützen?«, fragte er barsch. »Das kann er nicht... er kann dir nicht helfen. Er ist nicht stark genug.«
Padme senkte den Kopf und schwieg lange.
Vielleicht hatte R2-D2 seine Kommimikationsroutinen im Lauf der Jahre auf Luke abgestimmt, denn er schien LukeA Angst ebenso deutlich zu spüren wie Jacen. Der Droide nutzte die Stille, um eine lang gezogene, beunruhigt klingende Frage zu pfeifen.
»Er hat Angst, dass das hier deinen Stromkreis überlädt«, berichtete Ghent. »Und ich weiß, dass wir den seinen stark beanspruchen. Habt ihr das Trillern in seiner Frage gehört?«
»Mach weiter.« Luke klang nun ein wenig freundlicher. »Es ist in Ordnung, R2. es geht mir gut.«
Jacen nickte zustimmend. In Anakins Stimme hatte etwas Unvernünftiges. Gefährliches mitgeschwungen, und er verstand, wieso R2-D2 Luke diese Holos nicht hatte zeigen wollen. Aber Schmerz war nur gefährlich, wenn man ihn fürchtete - das war eine von Vergeres ersten Lektionen gewesen. Luke musste das Ende dieses Holos sehen. Er musste den Schmerz akzeptieren.
Kurz darauf hob Padme in dem Holo wieder den Kopf.
»Anakin, alles, was ich will, ist deine Liebe.«
»Liebe wird dich nicht retten«. zischte Anakin. »Nur meine neuen Kräfte können das.«
»Aber um welchen Preis?«, wollte Padme wissen. »Du bist ein guter Mensch. Tu das nicht.«
»Ich werde dich nicht verlieren, wie ich meine Mutter verloren habe.« Anakins Gesicht gehörte nun einem anderen, einem zornigen, verängstigten und eigensüchtigen Mann.
Padme schien die Veränderung nicht zu bemerken - und wenn sie es tat, dann war sie entschlossen, den anderen Anakin wieder zurückzubringen. Sie streckte die Hand aus.
»Komm mit mir weg von hier«, sagte sie. »Hilf mir, unser Kind aufzuziehen. Wir sollten das alles hinter uns lassen, solange wir es noch können.«
Anakin schüttelte den Kopf. »Verstehst du denn nicht? Wir brauchen nicht mehr wegzulaufen. Ich habe der Republik den Frieden gebracht. Ich bin mächtiger als der Kanzler. Ich kann ihn stürzen, wenn ich will, und gemeinsam können wir. du und ich. über die Galaxis herrschen... Wir schaffen ein Reich nach unseren Vorstellungen.«
»Ich kann nicht fassen, was ich da höre!« Padme wich zurück, als hätte man sie geschlagen.
Luke seufzte, erschüttert von der Arroganz, die seinen Vater auf den dunklen Pfad des Unterdrückers geführt hatte Jacen jedoch stellte fest, dass er viel mitfühlender auf seinen Großvater reagierte, beinahe bewundernd. Anakin Skywalker hatte seine eigene Kraft erkannt und - zumindest zu einem bestimmten Zeitpunkt - sie zu nutzen versucht, um Frieden zu bringen. Vergere hätte das gelobt. Ungenutzte Kraft war verschwendete Kraft, und was auch immer aus ihm geworden sein mochte, Anakin Skywalker hatte zumindest versucht, seine zu einem guten Zweck einzusetzen.
Einen Augenblick flackerte R2-D2s Hologramm, und alle hielten den Atem an. Dann klickte und schwirrte der Druide, und das Holo ging weiter.
Padme hatte aufgehört, vor Anakin zurückzuweichen.
»Obi-Wan hatte recht«, sagte sie. »Du hast dich verändert.«
»Ich will nichts mehr von Obi-Wan hören, verstehst du':'« Anakin folgte ihr. »Dieser Jedi hat sich gegen mich gewandt. Die Republik hat sich gegen mich gewandt. Wende du dich nicht auch noch gegen mich!«
»Ich erkenne dich nicht wieder«, sagte Padme. »Anakin. du brichst mir das Herz! Ich werde nie aufhören, dich zu lieben, aber du hast einen Weg beschritten, auf dem ich dir nicht folgen kann.«
Anakin kniff die Augen zusammen. »Wegen Obi-Wan?«
»Wegen dem. was du getan hast! Und dem, was du noch vorhast!« Padmes Stimme wurde herrisch. »Hör auf.« Sic schwieg einen Moment, dann wurde ihr Ton sanfter. »Hör sofort auf und kehre zu mir zurück. Ich liebe dich.«
Anakin sah sie jetzt nicht mehr an: er schien über ihre Schulter hinweg zur Cam zu blicken. »Lügnerin!«
Padme fuhr herum, und zum ersten Mal war zu sehen, wie fortgeschritten ihre Schwangerschaft war. Sie riss erschrocken den Mund auf. »Nein!«
»Du stehst auf seiner Seite!« Anakins Bück war zu Padme zurückgekehrt. »Du hast ihn hergebracht, damit er mich tötet!«
»Nein, Anakin.« Padme schüttelte den Kopf und ging wieder
auf ihn zu. »Ich schwöre... Ich.«
Anakin streckte den Arm aus, die Hand gebogen. Padme schrie auf, dann fasste sie sich an die Kehle und gab schreckliche, gurgelnde Geräusche von sich.
Luke schrie ungläubig auf, und die Macht wurde schwer von Trauer und Empörung. Selbst Jacen, dessen Zeit bei den Yuuzhan Vong ihn gelehrt hatte, niemals überrascht zu sein über die Brutalität, die ein Wesen einem anderen gegenüber an den Tag legte, spürte, wie sich sein Magen zusammenzog, als er sah, wie sein Großvater die Frau, die er angeblich liebte, mithilfe der Macht würgte.
Ein unheilvolles, aber kaum hörbares Heulen war irgendwo in R2-D2 zu hören. Das Holo begann wieder zu flimmern, und eine vertraute Stimme sprach von außerhalb des Blickwinkels der Cam.
»Lass sie los, Anakin.«
Den Arm immer noch ausgestreckt - und Padme immer noch würgend -, drehte sich Anakin um und lächelte den Sprecher höhnisch an. »Was hattet ihr beide denn vor?«
Obi-Wan Kenobi trat ins Bild. Er trug das sandfarbene Gewand eines Jedi. Er stand fast mit dem Rücken zur Kamera, aber seine Gestalt und sein bärtiges Profil waren unverwechselbar.
»Lass... sie... los!«
Anakin bewegte den Arm zur Seite und schleuderte Padme aus dem Holo.
Anakin ging auf Obi-Wan zu und sagte: »Ihr habt sie gegen mich aufgehetzt.«
Ein lautes Knallen ertönte tief in R2-D2, und statt des Holo war nur noch Statik zu sehen.
Ghent klappte die Vergrößerungsbrille herunter, dann spähte er in R2-D2s Zugangspaneel und schrie auf, als sei ihm ein Blastergeschoss direkt ins Herz gedrungen. Er steckte die Mikrozange durch die Öffnung und griff damit nach etwas. Dann holte er heraus, was für das ungeschulte Auge aussah, wie ein qualmendes Staubkorn.
»Ich wusste, dass das passieren würde!«, rief der Hacker. »Jetzt ist es nur noch Omniasche.«
Niemand antwortete. Luke war erstarrt und aschgrau und. kämpfte gegen Tränen an. Mara starrte auf die Stelle, wo Padmes schlaffe Gestalt aus dem Holo verschwunden war. Jacen versuchte zu entscheiden, wo sein Großvater den falschen Weg eingeschlagen hatte, versuchte herauszufinden, welcher Fehler ihn zu einem Diener seiner Launen gemacht hatte. Selbst R2-D2 schwieg und projizierte weiterhin eine Säule von Holostatik auf den Boden.
Einen Augenblick später schien Ghent zu erkennen, dass der Verlust des Omnischlüssels nicht das Schlimmste an diesem Tag war. Er legte Luke die Hand auf die Schulter und drückte sie tröstend. »Nun, zumindest wissen wir jetzt, dass deine Mutter nicht von Mara umgebracht wurde.«
»Ghent!« Mara sah aus, als wolle sie Blasterblitze nach ihm werfen.
»Was ist denn?« Ghent schien ehrlich verwirrt zu sein. »Ging es nicht darum, das herauszufinden?«
»Vergiss es einfach«, befahl Mara.
Tränen liefen Luke jetzt über die Wangen, und Jacen konnte spüren, wie er mit dem Zorn auf seinen Vater rang. Das ließ einen brennenden, bitteren Geschmack in der Macht zurück, der noch intensiver war wegen der Vergebung, die Luke Anakin Skywalker bereits gewährt hatte.
Ghent war sich all dessen natürlich nicht bewusst. »Aber jetzt wissen wir es doch!«, wiederholte er. »Es war nicht Mara.«
Jacen seufzte. »Ghent, wir wissen es nicht wirklich«, erklärte er. »Wir haben nur gesehen, wie Anakin Padme wegschleuderte. Wir wissen nicht, ob meine Großmutter wirklich gestorben ist.«
R2-D2 trillerte ein paar traurige Töne.
»Seht ihr?«, fragte Ghent, als könnten alle anderen ebenfalls verstehen, was der Droide sagte. »Wollt ihr es sehen?«
»Was sehen?«, fragte Mara barsch.
»Ihren Tod«, erwiderte Ghent. »Davor hat R2 Luke beschützen wollen, aber nun. da das Geheimnis gelüftet ist,«
»Nein, ich habe alles gesehen, was ich sehen musste.« Luke stand auf und wischte sich übers Gesicht, dann fügte er hinzu: »Wir müssen uns auf einen Kampf vorbereiten.«
Jacen gefiel nicht, wie leer die Stimme seines Onkels klang. Luke wich vor seinem Schmerz zurück und mied diese letzte Datei, weil er wusste, wie vernichtend es sein würde, seine Mutter sterben zu sehen. Und Schmerz, den man fürchtete, war Schmerz, der genutzt werden konnte, um einen zu beherrschen. Luke war nicht bereit, sich Lomi Plo zu stellen. Er würde nicht bereit sein, ehe er die Tragödie seiner Eltern akzeptierte - ehe er sie zu einem Teil von sich machte.
»Bist du sicher?«, fragte Jacen. »Es kann nicht lange dauern, und wer weiß, wann R2 wieder so kooperativ sein wird,«
»Ich bin sicher!«, fauchte Luke. »Habt ihr nicht ein paar Flugsysteme zu überprüfen?«
Mara nickte zur Tür. aber Jacen blieb, wo er war. »Das hier ist wichtiger. Wir müssen darüber reden.«
Luke seufzte, dann ging er zu einem Besprechungsstuhl und setzte sich. »Also gut, Jacen. Um was geht es?«
Mara zuckte zusammen, dann schloss sie die Augen, berührte Jacen in der Macht und drängte ihn. nicht weiter zu bohren.
Jacen holte tief Luft und sagte: »Ich bin nicht sicher, ob du bereit bist, diesen Kampf zu gewinnen, Onkel büke.«
»Diese Entscheidung stellt dir nicht zu, Jacen.« Luke klang streng. »Aber sprich weiter.«
Jacen zögerte nicht. »Du hast dich noch nicht wirklich auf die Sache eingelassen«, sagte er. »Du hast Angst, dir diese letzte Datei anzusehen,«
»Ich brauche sie nicht zu sehen«, sagte Luke. »Ich weiß, was geschah. Ich wusste es. sobald ich meinen, sobald ich sah, wie Darth Vader die Hand gegen meine Mutter erhob.«
»Du hast Angst vor dem Schmerz«, warf Jacen ihm vor.
»Schmerz ist nicht immer gut, Jacen«. sagte Mara. »Manchmal lenkt er einen nur ab.«
»Und ich darf mich jetzt wirklich nicht ablenken lassen.« Luke setzte demonstrativ dazu an aufzustehen. »Ich muss mich auf den Kampf vorbereiten, ebenso wie du. Jacen.«
»Es geht nicht nur um die Datei«, drängte Jacen. Er war jetzt sicher, dass er gegen Lomi Plo kämpfen sollte, da er der Einzige war, der keine Zweifel daran hatte, was er tun musste. »Du willst auch Raynar nicht umbringen.«
»Ich bin noch zu keinem Schluss gekommen«, sagte Luke.
»Das glaubst du vielleicht«, entgegnete Jacen. »Aber du wirst es nicht tun - und das ist ein Fehler.«
Luke zog eine Braue hoch. »Ich verstehe.« Er schwieg einen Moment, dann kehrte er zu seinem Stuhl zurück. »Ich weiß nicht, was du gesehen hast. Jacen. aber eins kann ich dir versprechen: Ganz gleich, was mit Raynar geschieht, die Kolonie wird zerstört werden. Es wird nicht zu dem Krieg aus deiner Vision kommen.«
»Es tut mir leid. Onkel Luke, aber Versprechen genügen nicht«, sagte Jacen. Er würde Allanas Leben nicht etwas so Vagem wie guten Vorsätzen anvertrauen. »Wir müssen sicher sein, dass die Kolonie stirbt - und das bedeutet, dass wir handeln müssen.«
Mara setzte sich neben Luke, dann fragte sie Jacen: »Du willst also einen Mann umbringen - einen, der einmal dein Freund war -, nur um sicher sein zu können?«
»Ich werde es nicht gerne tun«, sagte Jacen. »Aber es ist notwendig.«
»Ich weiß, dass du so denkst. Jacen«. sagte Luke. »Aber ich bin nicht überzeugt. Noch nicht.«
»Wir können uns keine Selbstzweifel leisten«, beharrte Jacen. »Wir müssen entscheiden. und handeln.«
Luke seufzte gereizt. »Wieder mal Vergere.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß, ihre Lehren haben dir das Leben gerettet.«
»Und uns geholfen, den Krieg gegen die Yuuzhan Vong zu gewinnen«, merkte Jacen an.
»Und uns geholfen, den Krieg gegen die Yuuzhan Vong zu gewinnen«, gestand Luke ihm höflich zu. »Aber ich bin nicht sicher, ob wir ihre Ideen als den Kern unserer Jedi-Philosophie auffassen sollten - tatsächlich bin ich sicher, dass wir das nicht tun sollten.«
»Warum nicht?«, wollte Jacen wissen.
»Zum einen, weil wir nicht mehr im Krieg gegen die Yuuzhan Vong stehen«, sagte Mara. Sie schüttelte den Kopf, dann zeigte sie auf R2-D2s Holoprojektor. »Hast du aus dem, was wir gerade gesehen haben, denn nichts gelernt?«
Jacen verzog ehrlich verwirrt das Gesicht. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
Lukes Stimme klang scharf. »Ein Jedi zu sein, bedeutet mehr, als einfach nur effektiv vorzugehen, Jacen.« Er wandte sich ab. dann fuhr er sanfter fort: »Seit dem Ende des Krieges haben mich Vergeres Lehren mehr und mehr beunruhigt, und ich glaube, ich verstehe jetzt, warum.«
Jacen zog die Brauen hoch. »Warum?«
»Weil ihre Gnadenlosigkeit mich so sehr an das erinnert, was mein Vater glaubte.« Luke drehte den Kopf und sah Jacen in die Augen. »Oder was der Imperator ihn zu glauben lehrte.«
Jacen war verblüfft. »Das ist doch nicht dein Ernst!«
»Ich will damit nicht sagen, dass Vergeres Lehren unethisch sind«, erwiderte Luke. »Tatsächlich befassen sie sich überhaupt nicht mit Ethik. Sie bieten keinerlei Rat.«
»Genau!«, stellte Jacen fest. »Es geht darum, uns von Illusionen zu befreien, zu erkennen, dass nichts wirklich dunkel oder hell ist, vollkommen gut oder böse.«
»Einem Jedi steht es also frei, alles zu tun, was notwendig ist, um sein Ziel zu erreichen?«, fragte Luke. »Seine einzige Pflicht besteht darin, effizient zu sein?«
»Seine erste Pflicht ist es, eine Entscheidung zu treffen«, sagte Jacen. »Alles andere folgt daraus.«
Mara und Luke sahen einander an, und etwas, das Jacen kaum wahrnahm, geschah zwischen ihnen.
Schließlich sagte Luke: »Aber Jacen, das ist nicht, was es bedeutet, ein Jedi zu sein!«
Jacen runzelte die Stirn. Er verstand nicht, was sein Onkel ihm zu sagen versuchte, nur, dass es mit Prinzipien und Verantwortung zu tun hatte - mit diesen uralten Fesseln, die Vergere ihn gelehrt hatte zu öffnen. War es tatsächlich möglich, dass Luke von den Jedi verlangte, sie wieder anzulegen und sich ihre Taten von den Meinungen anderer vorschreiben zu lassen?
»Nun gut«, sagte er vorsichtig. »Was also ist ein Jedi?«
Luke lächelte. »Ich schlage vor, dass du einige Zeit darüber meditierst«, sagte er. »In der Zwischenzeit solltest du einfach nicht vergessen, dass wir keine Kopfgeldjäger sind, in Ordnung?«
Jacen nickte. »Ja, Meister.« Er begriff, dass man ihn unmissverständlich angewiesen hatte, Raynar nicht umzubringen - jedenfalls nicht ohne Lukes Genehmigung. »Ich verstehe, aber ich kann spüren, dass du immer noch Zweifel daran hast, ob dein Plan auch moralisch ist. Vielleicht sollte ich derjenige sein, der gegen Lomi Plo kämpft.«
Man sah Luke seine Verblüffung deutlich an. »Darum ging es dir?«
»Ich bin vielleicht die bessere Wahl«, sagte Jacen. »Ich habe keinerlei Zweifel an diesem Plan - und auch nicht an etwas anderem.«
Luke stand auf, und ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er schlug Jacen auf die Schulter. »Jacen, du bist ein guter Jedi«, sagte er. »Danke.«
»Ah. gern geschehen.« Nun war Jacen ehrlich verwirrt. »Bedeutet das, du stimmst mir zu?«
»Nicht im Geringsten - und du verwechselst Gerechtigkeitssinn mit Zweifeln«, sagte Luke. Er winkte R2-D2, ihm zu folgen, dann zog er Jacen in Richtung Tür. »Ich werde Lomi Plo töten.«
Die überlebenden Chiss hatten sich auf eine Inselkette im großen Fluss zurückgezogen, eine Position, die recht gut zu verteidigen, aber nicht uneinnehmbar war. Tagelang hatte der entlaubte Dschungel vom Krachen der Feldartillerie der Kolonie widergehallt. Die Trebuchets schleuderten scharfkantige Felsblöcke, die Katapulte warfen Wachskugeln mit Brandsätzen. Hier und da versteckten die Killiks sogar Angehörige einer kleineren Insektenspezies in einer Gruppe von Wachskugeln und warfen sie auf eine der Inseln.
Nichts erschütterte die Chiss. Sie duckten sich weiter hinter ihre Brustwehren, löschten die Flammen, kümmerten sich um ihre Verwundeten und schössen auf jeden Killik, der dumm genug war. sich außerhalb der Erdwälle zu zeigen, die die Feldartillerie der Insekten abschirmte. Es gab immer noch beinahe hunderttausend Chiss; mehr als genug, um einen Vorstoß der Killiks über den rasch dahinströmenden Fluss zu verhindern. Nach so vielen Wochen ununterbrochen tobenden Kampfes gingen sogar der Kolonie langsam die Soldaten aus, und Jaina wusste, jeder Versuch, die Inseln zu erobern, würde in der Vernichtung ihrer Armee enden.
Aber Verstärkung für die Chiss konnte jederzeit eintreffen, und UnuThul wurde ungeduldig. Er stand weiterhin nicht in direkter geistiger Verbindung mit den Bodenstreitkräften und verstand einfach nicht, was diesen letzten Vorstoß verhinderte. Sein Wille war zu einem ununterbrochenen Druck in Jainas Brust geworden und drängte sie, weiter anzugreifen und den Feind zu einer Reaktion zu zwingen. Bald schon, fürchtete sie. würde er genug davon haben, darauf zu warten, dass ihr Plan funktionierte, und den Killiks einfach seinen Willen aufzwingen. Sie musste einen Weg finden, die Chiss jetzt zu vertreiben.
Jaina rutschte ein paar Meter den schlammigen Wall hinunter, dann drehte sie sich um, sodass sie dem Trebuchet gegenüberstand, das er schützte. Mehrere Dutzend metergroße Sotatos-Killiks bedienten die Kriegsmaschine und arbeiteten so koordiniert an der Winde, dass der Wurfarm aussah, als würde er von einer elektrischen Winde zurückgezogen. Die Waffe wurde von einer langen Reihe von Mollom mit Geschossen bestückt, die die Steine aus einem der seltenen Felsadern schlugen, sie dann zwei Kilometer weit trugen und direkt in die Trebuchets luden. Obwohl sie aus zwei unterschiedlichen Nestern stammten, arbeiteten die beiden Gruppen so gut zusammen, dass das Trebuchet nie leer war und kein Mollom jemals warten musste, es wieder zu beladen.
Jainas zerbrechliche Wuluw-Kommunikationshelferin kam zu ihr, als sie den Fuß des Walls erreichte. »Rubbur bu uubu«, berichtete sie. »Urr buur rrububu.«
»Sag Rekker, sie sollen sich wieder zerstreuen«, befahl Jaina. »Selbst wenn sie jetzt auf die Inseln hinüberspringen können, ist das hier nicht der richtige Zeitpunkt für einen solchen Angriff. Wir können keine anderen hinüberbringen, die sie unterstützen.«
»Rur u buuur rrub«, widersprach Wuluw.
»Ich tue ja etwas!«, fauchte Jaina. »Wir stehen hier keinen Imperialen gegenüber, sondern Chiss. Sie werden die Nerven nicht verlieren, nur weil war ein paar Millionen Käfer nach ihnen werfen.«
Plötzliches Schweigen senkte sich über den Dschungel, und Jaina erkannte, dass alle Killiks in Sichtweite sich umgedreht hatten und sie anstarrten.
»Verdammt noch mal!« Jaina schüttelte den Kopfüber das launische Insekten-Ego. »Seid nicht so empfindlich - wir befinden uns mitten im Krieg!«
Sie ging hinter dem Trebuchet in den Dschungel, rutschte eine schlammige Uferbank hinunter in einen seichten Bach, der neben der Waffenstellung verlief. Wuluw folgte ihr. landete auf allen sechsen und brach damit nicht einmal durch die Wasseroberfläche.
»Ruburu ubu?«
Jaina ging bachabwärts und wandte sich auf der anderen Seite des Trebuchets wieder den Inseln zu. »Ich tue etwas.«
Ein anerkennendes Summen erhob sich im Dschungel, und Wuluw huschte neben ihr über die Bachoberfläche.
»Ubu?«
»Das weiß ich noch nicht«, antwortete Jaina. »Aber es wird gut sein.«
Während sie durch das Wasser watete, achtete sie darauf, dass ihr Kopf nur minimal über das Bachufer hinausragte. Immer wieder spähte sie zu den Inseln hin. Der Dschungelboden war übersät von trockenem Laub und Splittern von Mogo-Holz. In diesem Schutt lagen 'Pausende toter Killiks - vielleicht Zehntausende -, einige verrenkt und verdreht, einige mit zum Himmel gestreckten Armen und Beinen, und immer stanken sie in der Dschungelhitze, und immer hingen durch ein großes Brandloch in ihrem Chitin die Eingeweide heraus.
Schließlich kam Jaina zu einer Stelle, wo nur noch ein schmaler Streifen Dschungel sie vom großen Fluss trennte. Die Chiss-Inseln befanden sieb auf der anderen Seite eines schnell dahinströmenden Flussarms und waren weiterhin dem ununterbrochenen Hagel von Felsblöcken und Brandkugeln der klackenden Katapulte und dröhnenden Trebuchets der Killiks ausgesetzt. Auf diese Entfernung konnte Jaina kaum die Barrikade aus gefällten Bäumen erkennen, die der Feind an seinem Ufer errichtet hatte. Die Insel war zu flach und mit Rauch bedeckt, sodass sie das Terrain hinter den Brustwehren nicht einsehen konnte, aber Jaina kannte die Chiss gut genug, um sicher zu sein, dass es hinter der ersten auch noch eine zweite und eine dritte Verteidigungslinie geben würde -vielleicht sogar eine vierte.
Immer noch darauf bedacht, sich nicht im Bachbett entdecken zu lassen, hob Jaina das Elektrofernglas und sah sich roten Augen und blauen Gesichtern gegenüber, die zwischen den Mogo-Stämmen hindurchschauten und nach allen Arten von Killik-Aktivitäten Ausschau hielten. Hier und da war der lange Lauf eines Scharfschützengewehrs zu sehen und darüber der dunkle Umriss eines Visier-Sensors. Jaina fragte sich, ob Jag irgendwo dort drüben war. Sie dehnte sich in der Macht aus, weil sie sehen wollte, ob sie seine Präsenz spüren konnte. Sie wusste selbst nicht, wieso ihr das wichtig war.
Wo immer er sein mochte, Jagged Fei hasste Jaina sicherlich dafür, dass sie sich in diesem Krieg auf die Seite der Kolonie geschlagen hatte - und dass sie den Krieg begonnen hatte. Und tatsächlich konnte sie ihm das kaum übel nehmen. Hätte er einen Trupp von Elitesoldaten der Chiss gegen die Galaktische Allianz geführt, hätte sie ihn selbstverständlich auch gehasst. So waren Menschen - und Chiss - nun einmal. Nur Killiks kämpften ohne Hass.
Jaina studierte weiter die Verteidigungsanlagen der Chiss. Sie war nicht sicher, wonach sie eigentlich Ausschau hielt -vielleicht nach einer Stelle, wo der Fluss von den Verteidigungslinien aus nicht so gut einzusehen war, vielleicht nach einem Mogo-Hain, der auf die Verteidiger niederstürzen konnte. Zweimal glaubte sie, Schwachstellen entdeckt zu haben, an denen die Chiss kein vollkommen freies Schussfeld hatten. Sie erwiesen sich als Fallen - eine würde die Angreifer auf eine große Treibsandfläche führen, die andere war umgeben von den wenigen Feldartilleriegeschossen, die die Chiss bei ihrem Rückzug hatten retten können.
Jainas Blick erreichte das Ende der ersten Insel. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit dem nahen Ufer zu und suchte diesmal nach einer geeigneten Stelle für eine Flussüberquerung. Dann spürte sie, dass jemand zurückschaute. »Deckung!«, warnte sie.
Sie setzte das Fernglas ab und ließ sich fallen - ein paar helle Blitze explodierten vor ihr am Ufer. Der Angriff kam von hinter ihr!
Jaina ließ sich unter Wasser sinken. Sie hörte ein feuriges Gurgeln, als Blasterblitze den schlammigen Bach rings um sie her erhellten, sofort Liter von Wasser erhitzten und es in einer dünnen Dampfwolke in den Himmel schießen ließen. Sie zog sich durch das schlammige Bachbett stromaufwärts und dehnte sich in der Macht in die Richtung des Angriffs aus.
Sie spürte zwei Präsenzen, beide sehr vertraut. Squibs.
Verdammt! Konnten diese beiden mit ihren Attentatsversuchen nicht bis nach dem Krieg warten?
Als Jaina schätzte, dass sie weit genug stromaufwärts war. um sich nicht mehr in der Feuerlinie der Chiss zu befinden, riss sie das Lichtschwert vom Gürtel und stieg aus dem Wasser. Rings um sie her blitzte es sofort, und es sausten Geschosse, aber sie hatte bereits das Lichtschwert aktiviert und schlug sie zurück. Sie fegte ein halbes Dutzend Geschosse beiseite und entging mehrmals nur knapp einem Treffer, wenn ihre Klinge gleichzeitig an zwei Orten sein musste.
Nach einem Moment hektischen Parierens fand Jaina schließlich heraus, woher die Angriffe kamen, und erkannte, dass die Squibs sie ins Kreuzfeuer genommen hatten. Sie begann, ihre Geschosse zum jeweils anderen zu schlagen, und zwang die beiden so, nicht nur an Angriff zu denken, sondern auch an Deckung. Schon bald fand sie eine Gelegenheit, die Hand auszustrecken und einen ihrer Angreifer mithilfe der Macht aus seinem Baum zu reißen.
Dem erschrockenen Quieken des Squib folgte ein dumpfer Aufprall - und dann ein kreischender Sturm von Maserstrahlen, als die Scharfschützen der Chiss auf das Durcheinander so reagierten wie die meisten Soldaten unter Stress: Sie schössen darauf. Zum Glück für den heruntergefallenen Squib schössen sie aus einem schlechten Winkel, und der pelzige Attentäter war weit genug vom Fluss entfernt, um von den Bäumen geschützt zu werden. Aber die Angriffe zwangen ihn zumindest, den Kopf unten zu halten.
Jaina nutzte die Macht, um ihm den Blaster zu entreißen. Sie warf die Waffe weit in den Dschungel und wandte ihre Aufmerksamkeit dann dem zweiten Squib zu. Sie schlug fünf oder sechs Lasergeschosse direkt in die Baumwurzel, hinter der er sich versteckte. Als ein großes Holzstück zum Himmel aufflog, hörte er schließlich auf zu schießen. Dann riss Jaina ihn mithülfe der Macht aus seiner Deckung und zog ihn direkt auf sich zu. Es interessierte sie nicht, dass die Chiss-Scharf-schützen ihr Bestes taten, ihn zu erwischen, als er zwischen den Bäumen zu sehen war.
Als der Squib näher kam - es war Langnase -, warf er seinen Repetierblaster weg und griff nach einem Thermalzünder, der an seinem Ausrüstungsgurt hing. Jaina schnippte mit den Fingern, und die silberne Kugel flog davon, bevor er Gelegenheit hatte, sie scharf zu machen.
Langnase riss überrascht die glänzenden Augen auf, dann kniff er sie verärgert zusammen. »Es ist egal, was du mit mir machst, Mädelchen. Du.«
»Wenn du auch nur ein halbes Hirn hättest, würdest du dir noch mal überlegen, wen du hier Mädelchen nennst«, sagte Jaina. Sie ließ ihn ins schlammige Wasser fallen. Dann hielt sie die Spitze ihres Lichtschwerts so dicht an seine Nase, dass seine Schnurrhaare schmolzen. »Rühr dich nicht - atme nicht mal.«
Langnase schielte auf die Spitze von Jainas Klinge, und sie ließ ihn langsam tiefer sinken.
»D-d-darf ich nicht m-m-mal Wasser treten?«
»Wenn du es mit den Händen über dem Kopf kannst«, sagte Jaina.
Langnases Hände erschienen über seinem Kopf, und er sank so tief in den Bach, dass er den Kopf zurücklegen musste, um das Kinn über der Oberfläche zu halten. Zufrieden wandte Jaina ihre Aufmerksamkeit wieder Narbe zu und stellte erleichtert fest, dass eine Handvoll Mollom ihn gepackt hatten. Er versuchte unter Gezappel und wilden Drohungen, sich zu befreien.
Jaina wandte sich um. um Wuluw zu sagen, sie sollten den Squib zu ihr bringen - und sah die kleine Killik ein paar Meter weiter bachabwärts treiben, leblos und in einer Pfütze von Blut und zerborstenem Chitin.
Langnase senkte den Kopf. »Tut mir leid.«
Jaina sah den Squib streng an. »Jedi können spüren, wenn du lügst, weißt du?«
Langnase legte die Ohren an. »He, es war nicht unsere Schuld«, protestierte er. »Wir hatten auf dich gezielt.«
Jaina wagte es. den Kopf lange genug über das Bachufer zu recken, um die Mollom mit dem zweiten Squib zu sich zu rufen. Während die Killiks von Baum zu Baum huschten, schob sie Langnase ans Ufer. Sie schnallte ihm seinen Ausrüstungsgurt ab und warf diesen - ebenso wie den kleineren Blaster und die Vibromesser. die an seinem Rumpf versteckt waren - wieder ins Wasser.
»He!«, protestierte er. »Das sind meine Kleider!«
»Es ist warm«, erwiderte Jaina. »Wir befinden uns auf einem Dschungelplaneten.« Sie sah Langnase einen Moment an und berührte ihn in der Macht, um ihn nervös zu machen, dann deaktivierte sie ihr Lichtschwert und beugte sich zu ihm. »Warum versucht ihr mich umzubringen?«, fragte sie.
»Ich sage kein Wort«, erwiderte Langnase.
»Bist du da so sicher?«, fragte Jaina. Sie nutzte die Macht, um ihn in das schlammige Ufer zu drücken. »Wenn ihr meine Fragen beantwortet, du und dein Freund, werdet ihr vielleicht überleben.«
»Du bluffst doch nur«, sagte Langnase. »Du kannst uns nicht kaltblütig umbringen. Du bist eine Jedi!«
»Stimmt - aber ich habe auch keine Zeit, um auf euch aufzupassen.« Jaina warf einen vielsagenden Blick auf die sich nähernden Killiks. »Also wird euer Schicksal in Mollorns Händen liegen. Was wollt ihr, dass ich ihnen sage?«
Langnase verzog höhnisch die Lippen. »Das würdest du nicht wagen. Ich weiß über die Dunkle Seite Bescheid. Wenn du,«
Jaina machte eine kneifende Bewegung mit den Fingern. Langnases Mund öffnete und schloss sich weiter, aber seine Stimme schwieg.
»Wenn du nichts Nützliches zu sagen hast, hat es auch keinen Sinn, wenn du redest.«
Jaina wandte sich Narbe zu, den die Mollom hinunter in den Bach brachten. Die Killiks waren nicht allzu freundlich mit ihrem Gefangenen umgegangen. Sie hatten ihm ein Ohr abgerissen, und er war halb kahl. Sie ließen ihn neben Langnase in den Schlamm fallen, dann stellten sie sich rings um die Gefangenen auf und klackten mit ihren großen Fresswerkzeugen.
Jaina riss Narbe seinen Ausrüstungsgurt ab und warf ihn zu dem von Langnase ins Wasser. »Was ist mit dir?«, fragte sie. »Ist dir danach, ein paar Fragen zu beantworten?«
»Nein.«
»Wirklich schade«, sagte Jaina. »Denn wenn du das tust, könnt ihr lebendig von hier verschwinden. Ansonsten überlasse ich euch Mollom.«
Narbe warf einen Blick auf seine Killik-Bewacher und konnte ein Schaudern nicht unterdrücken. Dann zuckte er mit den Schultern, um zu zeigen, dass er sich nicht einschüchtern ließ. »Ich würde sagen, das hängt davon ab, was du wissen willst.«
»Also gut«, erwiderte Jaina. »Warum versucht ihr mich umzubringen?«
»Dumme Frage«, antwortete Narbe. »Weil wir den Auftrag dazu übernommen haben. Was denkst du denn?«
Langnase verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.
»Hör nicht auf deinen Kumpel«, sagte Jaina. »Er will unbedingt sterben.«
Narbe nickte. »Das gehört zum Geschäft.«
»Wer hat euch den Auftrag gegeben?«, fragte Jaina.
Langnase schüttelte weiter den Kopf und fuhr sich außerdem mit dem Finger über die Kehle.
»Warum nicht?«, fragte Narbe. »Niemand hat erwähnt, dass wir Schweigen bewahren sollen. Sie wollen nur, dass sie stirbt.«
»Siehst du?« Jaina versetzte beiden einen kleinen Schubs mit der Macht, dann sah sie Narbe in die Augen. »Wer will, dass ihr mich umbringt?«
»Die Direktoren«, sagte Narbe. »Und es geht nur um dich. Sie sagten, wir sollten deinen Lover da raushalten, es sei denn, er gerät uns in den Weg.«
»Zekk ist nur ein Freund«, erklärte Jaina. »Und ihr habt meine Frage nicht beantwortet - nicht wirklich. Wer sind die Direktoren?«
Langnase verdrehte wieder die Augen und versuchte etwas zu sagen, konnte aber nur würgen.
»Bereit, etwas Nützliches zu sagen?«, fragte Jaina. Als er nickte, ließ sie seine Stimmbänder los. »Lass hören.«
»Es wird noch schlimmer werden, wenn du sie zwingst, jemand anderen zu schicken«, sagte Langnase. »Du wärst besser dran, dich jetzt von uns umbringen zu lassen.«
»Ja«, stimmte Narbe zu. »Wir machen es echt schmerzlos.«
»Darauf lasse ich es ankommen«, sagte Jaina. »Ich bin sicher, die Nächsten werden sich nicht besser schlagen als ihr.«
Langnase stellte stolz die Ohren auf. »Du bist ein kluges Mädchen, Jedi. Das mögen wir bei einer Zielperson.«
»Wie wäre es also damit, wenn ihr mir sagt, wer diese Direktoren sind?« Jaina machte wieder eine Kneifbewegung mit Daumen und Zeigefinger. »Oder ist dein Partner der Einzige, der lebend hier herauskommt?«
»Ich nehme an, es kann nichts schaden - es ist schließlich nicht so, als würdest du lange genug überleben, um dich gegen sie wenden zu können«, sagte Langnase. »Die Direktoren sind die Familienoberhäupter - unsere Urururgroßeltern.«
»Grees, Sligh und Emala«, fügte Narbe hinzu. »Deine Eltern hatten einmal auf Tatooine mit ihnen zu tun.«
Jaina nickte. »Davon habe ich gehört. Wieso wollen sie meinen Tod?«
Langnase zuckte mit den Schultern. »Haben sie nicht gesagt.«
»Schuldest du ihnen Geld?«, fragte Narbe. Jaina schüttelte den Kopf.
»Schulden deine Eltern ihnen Geld?«, fragte Langnase.
»Das bezweifle ich«, erwiderte Jaina.
Die beiden Squibs sahen einander an, dann nickte Langnase. »Nun, irgendwie kostest du sie zu viel. Das ist der einzige Grund, wieso die Direktoren jemals Mordaufträge vergeben.«
»Oder vielleicht kosten deine Eltern sie Geld«, fügte Narbe hinzu. »Wenn sie eine Warnung ignoriert haben.«
Langnase nickte eifrig. »Darum geht es für gewöhnlich, wenn sie uns ausschicken, um Kinder zu erledigen.«
»Mein Vater hat in seinem ganzen Leben keine einzige Warnung ernst genommen, also könnte das durchaus sein.«
Jaina war verwirrter denn je. »Aber ich weiß immer noch nicht, was meine Eltern mit euren, äh, den Direktoren zu tun haben könnten. In welcher Branche sind sie?«
»In welcher Branche sind sie nicht?«, schnaubte Langnase.
»Aber im Augenblick ist es viel Kriegszeug«, stellte Narbe fest. »Nachschub doppelt in Rechnung stellen, bei Treibstofflieferungen abzocken, Geld für Rationen verlangen, die nie ausgeliefert wurden,«
»Das Übliche eben«, fuhr Langnase fort. »Krieg ist immer gut für ein paar Milliarden Credits, die nicht über die Bücher gehen.«
»Okay - das ergibt schon mehr Sinn«, sagte Jaina.
Wie sie ihre Eltern - und ihren Onkel Luke und den Rest der Jedi - kannte, dann arbeiteten sie daran, diesem Krieg so schnell wie möglich ein Ende zu bereiten. Und wenn das, was immer sie taten, diese »Direktoren« genügend verärgert hatte, um Attentäter auf eine Jedi anzusetzen, dann gingen die Jedi wohl entsprechend wirkungsvoll vor. Vielleicht hatten ihre Eltern tatsächlich eine Chance, den Krieg zu beenden.
Jaina wandte sich den Mollom-Wachen zu. »Bringt diese beiden hier raus. Dann lasst sie laufen.«
»Buruub?«, dröhnten mehrere Mollom gleichzeitig.
»Es war ein Handel«, sagte Jaina. Dann sah sie wieder die Squibs an. »Aber euer Auftrag ist erledigt, verstanden? Wenn wir euch wiedersehen - wo auch immer -, seid ihr tot. Verstanden?«
Die Squibs rissen erstaunt die Schnauzen auf, und beide nickten begeistert. »Ja, sicher.«
»Was immer du sagst, Püppchen.«
»Und nennt mich nicht Püppchen«. zischte Jaina. Sie bedeutete den Mollom, die Squibs wegzubringen. »Sagt Wuluw. ich brauche eine neue.«
»Bu.«
Jaina drehte sich um und sah eine neue Wuluw-Kommunikationshelferin auf dem Wasser hinter sich stehen. Sie lächelte die kleine Killik an. »Wieso hat das so lange gedauert?«
Wuluw legte reuevoll die Fühler an. »Urru bu, urbru, uu bu ru...«
»Das war ein Witz«, sagte Jaina. »Hat denn keiner von den Mitnistern eures Nestes Humor?«
»U«. antwortete Wuluw. »Bu urb r urubu bubu ur burbur?«
»Nein, das war ernst gemeint.« Jaina hatte ein schlechtes Gewissen wegen der vielen Wuluws, die sie bereits verloren hatte. »Ich - wir werden versuchen, dich diesmal besser zu beschützen.«
Wuluw klapperte dankbar mit den Fresswerkzeugen, dann fragte sie, ob Jaina schon einen Plan habe, um die Chiss auf den Inseln zu vernichten.
»Der Plan macht Fortschritte«, übertrieb Jaina. »Wir -müssen nur noch ein paar letzte Einzelheiten überprüfen.« Sie watete bachabwärts, taillenhoch im Wasser und nach vorn gebeugt, um mit dem Kopf auf Höhe des Ufers zu bleiben. »Bleib unten. Diese Scharfschützen sind wirklich gut.«
Wuluw breitete die Beine aus und duckte sich, bis sie nur noch ein paar Zentimeter über dem Wasser war, und folgte Jaina. Die Schläge der Katapulte und Trebuchets gingen ununterbrochen weiter und erfüllten den Dschungel mit dem vor sich hin köchelnden Druck eines Sterns, der darauf wartet, zur Nova zu werden. Als die feindlichen Inseln wieder in Sicht kamen, blieb Jaina stehen und hob erneut das Fernglas an die Augen.
Diesmal dachte sie eher nach, als dass sie beobachtete. Da sie nun ahnte, welchen Ärger ihre Eltern den Squibs machten, fragte sie sich, ob sie wirklich einen Plan entwickeln musste:. Wenn ihre Eltern dicht daran waren, diesem Krieg ein Ende zu machen, wäre es vielleicht das Beste, Zeit zu schinden. Damit könnte sie Millionen von Leben retten - und das allein auf der Seite der Killiks.
Aber wenn Jaina sich irrte, was den Grund für diesen Mordauftrag anging - oder wenn ihre Eltern nicht schnell genug Erfolg hatten -, würden Verstärkungen eintreffen und UnuThuls Falle vereiteln. Die Chiss würden sogar noch dreister werden und tiefer ins Territorium der Kolonie vordringen. Billionen Killiks und Millionen Chiss würden sterben, und der Krieg würde noch heftiger weitergehen als zuvor.
Zum Glück hatte Jaina eine Möglichkeit, mehr herauszufinden. Sie dehnte sich in der Macht zu ihrer Mutter aus und spürte deutlich die Verbindung - nicht so klar wie in einem Kampfgeflecht, aber stärker und dauerhafter. Sie füllte ihren Kopf mit Gedanken an Frieden und fügte dann Neugier hinzu. Ihre Mutter schien erst erleichtert zu sein, dann erstaunt, dann besorgt.
Leia verstand eindeutig nicht, was ihre Tochter meinte. Jaina versuchte es wieder. Diesmal füllte sie ihren Kopf mit Hoffnung. Ihre Mutter wirkte noch verwirrter als zuvor, und Jaina gab verärgert auf. Einiges änderte sich offenbar nie.
Sie spürte, wie Leia sie in der Macht berührte, um Geduld drängte, und plötzlich hatte Jaina das Gefühl, dass sie ihre Eltern bald wiedersehen würde.
Mehr brauchte sie nicht zu wissen.
Jaina senkte das Fernglas und wandte sich Wuluw zu. »Lass die Trebuchets kürzer schießen, sodass die Steine ins Wasser fallen«, befahl sie. »Wir werden den Flussarm mit Steinen füllen - und das meinen wir wörtlich.«
»Burubr?«, wollte Wuluw wissen. »Ubru urb ururb!«
»Dann sollten wir lieber gleich anfangen, oder?«, erwiderte Jaina.
Tatsächlich glaubte sie. dass es sogar noch länger als eine Woche dauern würde, um den Kanal zu füllen. Aber wenn sie es Wuluw und dem Rest des Großen Schwarms gegenüber so darstellen konnte, als bereite sie einen narrensicheren Angriff auf breiter Front vor, würde UnuThul vielleicht das Selbstvertrauen des Schwarms spüren und Geduld haben.
Aber das Krachen der Trebuchets ließ nicht nach. Die Steine flogen weiter über den Kanal auf die Chiss-Insel, und der Druck in Jainas Brust nahm zu. Sie war selbst kurz davor, einen sofortigen Angriff zu befehlen. Ihr Plan hatte beim Großen Schwärm mehr Ungeduld hervorgerufen als Selbstsicherheit, und nun verlangte UnuThul von ihr, endlich anzugreifen - oder er würde es selbst tun.
Jaina ließ sich einen Moment Zeit, um eine Atemübung zu machen, und sammelte sich, um sich UnuThuls Willen zu widersetzen.
Ihre Meditation fand ein abruptes Ende, als es in den Wipfeln schrill kreischte. Zuerst dachte sie, es wäre eine Rakete oder eine Bombe, die aus dem Orbit fiel. Dann wurde ihr klar, dass sich die Geräuschquelle über sie hinwegbewegte, von den Killik-Trebuchets auf die Chiss-Inseln zu.
Jaina fuhr gerade rechtzeitig herum, um zwei Gestalten mit weit ausgestreckten Armen und Beinen zu sehen, die durch die Luft auf die Chiss-Inseln zusegelten.
»Was ist das denn?«, fragte sie.
»Burru.«
»Ich weiß, dass es die Squibs sind.« Jaina sah zu, wie die Gestalten auf die Inseln zufielen und etwa dreißig Meter hinter den Brustwehren der Chiss landeten. »Warum sind sie über den Himmel geflogen?«
»Buru bu rur«, erinnerte Wuluw sie.
»Trebuchets!«, keuchte Jaina. »Ich hatte nicht vorgehabt, sie auf diese Weise rauszubringen. Warte hier.«
Jaina stieg aus dem Bach und kletterte auf einen Mogo-Baum, wobei sie sich auf der von den Scharfschützen abgewandten Seite hielt, wo sie sicher war. Als sie davon ausgehen konnte, hoch genug zu sein, um über die Brustwehre spähen zu können, fixierte sie sich mithilfe der Macht, sodass sie an Ort und Stelle blieb. Dann hob sie das Fernglas und beugte sich vorsichtig vor, um um den Stamm zu spähen.
Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass die Squibs beide wieder auf die Beine gekommen waren, aber sie taumelton. wischten sich die Augen und spuckten etwas Dunkles aus. Sie dachte einen Moment, die beiden Nager hätten beim Aufprall schwere innere Verletzungen erlitten - bis eine Gruppe Chiss ungelenk näher kam, um sie gefangen zu nehmen. Die Soldaten waren von Kopf bis Fuß schlammverschmiert, und jedes Mal, wenn sie einen Schritt machten, sanken sie knietief in den nassen Boden.
Die Insel stand praktisch unter Wasser.
Ein Kreis aus Kälte bildete sich plötzlich zwischen Jainas Augen. Sie kletterte wieder vom Mogo herunter und warf sich in einen Rückwärtssalto, als ein Maserstrahl am Stamm vorbeizischte. Sie spürte mehr Strahlen, die in ihre Richtung flogen, ließ daher das Fernglas fallen, nahm das Lichtschwert vom Gürtel und aktivierte es in der gleichen fließenden Bewegung.
Jaina bewegte die Handgelenke drei Mal, fing drei Maserstrahlen ab und lenkte sie um - alles innerhalb von einer Sekunde -, dann ließ sie sich in den Bach fallen. Der Scharfschützenangriff hörte so plötzlich auf, wie er begonnen hatte, und plötzlich klang es, als bliese ein gewaltiger Wind durch den Dschungel und wirbelte Blätter auf, die nicht mehr an den Bäumen hingen. Jaina musste einen Augenblick lauschen, bevor sie erkannte, dass sie das Klicken von Millionen stockdünner Beine hörte.
Der Große Schwärm war unterwegs.
»Wartet!« Jaina drehte sich um, um Wuluw zu finden.
Das Insekt trieb den Bach entlang, eng ans Wasser gedrückt und mit einem gewaltigen Loch im Chitin, wo das Fernglas ihren zerbrechlichen Thorax getroffen hatte.
»Nein!« Jaina nutzte die Macht, um das verwundete Insekt zu sich zurückzuholen, dann rieb sie mit einem Unterarm über Wuluws Fühler. »Es tut uns so leid!«
Wuluw versuchte etwas zu sagen, aber am Ende ergoss sich nur ein langer Schwall Insektenblut ins Wasser.
»Rede nicht.« Jaina ging wieder bachaufwärts. Das Rascheln war nun zu einem Murmeln geworden, und sie konnte sehen, dass die ersten Rekkers durch die Bäume auf sie zusprangen. »Wir finden Hilfe für dich, aber erst musst du den Schwärm aufhalten. Jetzt anzugreifen, wäre ein schrecklicher Fehler!«
Wuluw gelang ein kaum hörbares Tippen mit den Fresswerkzeugen, und das Gemurmel des sich nähernden Schwarms schwoll zu einem Dröhnen.
»Ich habe einen Plan!«, rief Jaina. »Einen guten!«
Wuluws Arme und Beine versteiften sich, sie begannen zu zittern, und tief in ihren Augen zeigte sich eine milchige Verfärbung.
»Halte durch, Wuluw - sag den anderen, wir werden den Fluss aufstauen.« Jaina begann Machtenergie in das Insekt zu ergießen, um es lange genug am Leben zu erhalten, damit es die Botschaft weitergeben konnte. »Sag ihnen, wir werden die Chiss von diesen Inseln spülen.«
Der schillernde Hyperraum hatte sich gerade erst wieder in den sternenübersäten Samt des Normalraums verwandelt, als auch schon der Annäherungsalarm des Falken anschlug. Han setzte ihn zurück, um nachdenken zu können, doch er kreischte sofort erneut los.
»Verdammt, was soll das denn?«, rief Han. Sie sahen nichts vor sich als die Scheibe eines von Wolken umgebenen Planeten, bei dem es sich wohl um Tenupe handelte, und der Planet war immer noch nicht größer als seine Faust - viel zu weit entfernt. um einen ersten Annäherungsalarm auszulösen, von einer Wiederholung ganz zu schweigen. »Was ist da draußen?«
»Ich arbeite dran!« Leias Finger flogen über das Steuerpult, passten Statikfilter und Signalverstärker an. »Diese Sensoren kalibrieren sich nicht selbst.«
»Schon gut, immer mit der Ruhe«, sagte Han. »Es war nicht so gemeint.«
Er setzte den Alarm noch einmal zurück, doch wieder ging er los. Diese Wiederholungen konnten bedeuten, dass noch mehr Gefahren aufgetaucht waren oder dass die ursprüngliche Gefahr sehr schnell näher kam. Da er immer noch nichts zwischen sich und dem Planeten sah, beschleunigte er. Tenupe wurde schnell so groß wie ein Bith-Kopf, und auf der cremefarbenen Scheibe waren nun die blauen Flecke von Hunderten Seen zu sehen.
»Ist es klug zu beschleunigen, während wir sensorblind sind?«, fragte Jae von der Navigationsstation aus. Auf Lukes Bitte hatte Pellaeon dafür gesorgt, dass er und Tarfang den Solos als Führer nach Tenupe dienten. »Wir wissen immer noch nicht, w,«
»Schon Sic vor uns etwas?«, unterbrach Han ihn. »Nur Tenupe.«
»Ich ebenfalls.« Han setzte den Alarm zurück und fluchte, als er sofort wieder losschrillte. »Also nähert sich das. was diesen Alarm auslöst, uns.«
»Und wir fliehen?« Saba konnte es nicht glauben. »Ohne auch nur zu wissen, wovor?«
»Betrachte es als ein Ausweichmanöver«, erwiderte Han. Er aktivierte das Interkom, um mit den Noghri zu sprechen. »In die Geschütztürme mit euch und sagt Bescheid, wenn ihr etwas Verdächtiges seht.«
Tenupe war inzwischen auf die Größe eines Bantha-Kopfs angeschwollen. An einer Seite des Planeten konnte Han einen Brocken mit schattigen Narben sehen, der vielleicht ein kleiner Mond war. Auf der anderen Seite gab es eine Gruppe winziger keilförmiger Flecken, die über den Wolken kreisten.
»Das sieht nicht gut aus«, sagte Han. »Leia, wie weit bist du mit diesen,«
Hans Frage wurde unterbrochen, als Meewalh und Cakhmaim ankündigten, dass von allen Seiten Ionenausstoß auf das Heck des Falken zuraste.
»Chiss?«, fragte Saba.
Tarfang schnatterte etwas, das sich sarkastisch anhörte.
»Tarfang glaubt das jedenfalls«, übersetzte C-3PO hilfreich. »Er weist darauf hin, dass die Killik-Jäger einen Raketenantrieb haben.«
»So ein Pech!«, beschwerte sich Han. »Die Chiss sind bereits hier - und wir landen mitten in einem Spähtrupp!«
Drei scharlachrote Strahlen rasten kaum ein Dutzend Meter oberhalb der Kuppel vorbei. Dann drang eine mürrische Chiss-Stimme aus dem Korn.
»Millennium Falke, hier spricht Zark Zwei.« Die Frau sprach Basic eher ungelenk und mit starkem Akzent. »Die Vorgezogene Verteidigungsflotte der Chiss verlangt, dass Sie Ihr Schiff sofort anhalten. Halten Sie sich bereit, geentert zu werden.«
Han aktivierte sein Kommikrofon. »Oh, eine Sekunde.« Er warf einen Blick zu Leia hinüber, dann zeigte er auf das Steuerpult und zog die Brauen hoch. Als sie den Daumen hochreckte und anfing, die Sensoren zuzuschalten, fuhr er fort. »Tut mir leid. Sie müssen das noch einmal wiederholen. Ihr Basic ist ein wenig.«
Wieder rasten Energiestrahlen am Cockpit vorbei, diesmal so nahe, dass Han Punkte vor den Augen tanzten.
»Ist das klar genug. Falke?«, fragte Zark Zwei. »Das hier ist Kriegsgebiet. Wenn Sie nicht gehorchen, schießen wir gezielter.«
Hans taktisches Display flackerte auf, und er erkannte, dass dem Falken eine ganze Staffel von Klauenjägern folgte. Die Jäger wurden von zwei schweren Kanonenbooten und einem Angriffsshuttle eskortiert - die Standardzusammenstellung für ein Entermanöver.
Aber was Han nahe dem Planeten entdeckte, erschreckte ihn wirklich. Wie er befürchtet hatte, waren die keilförmigen Flecke, die über den Wolken kreisten, eine riesige Kampfflotte der Chiss, die sich über einem winzigen Bereich des Planeten konzentrierte.
»Leia, sieh mal, ob du.«
»Ich arbeite daran«, sagte Leia.
Einen Augenblick später erschien das Bild eines durch die Wolken dringenden Scans auf Hans Bildschirm. Der größte Teil der Landoberfläche des Planeten schien von Tieflanddschungel oder Bergregenwald bedeckt zu sein. Der Bereich direkt unterhalb der Chiss-Flotte war jedoch ein brauner Fleck. Ein breiter Fluss verlief an einem Rand des Flecks, und eine winzige Region am Ufer leuchtete vor Hitzeenergie.
Ein weiterer Alarm ertönte und verkündete, dass der Falke von seinen Verfolgern elektronisch ins Visier genommen worden war.
»Millennium Falke, das hier ist die letzte Warnung«, sendete Zark Zwei. »Schalten Sie sofort die Triebwerke ab.«
Han schob die Beschleunigungshebel bis zu den Überlastungswarnungen vor und ging in eine Ausweichspirale über. Lasergeschosse rasten sofort an allen Seiten vorbei, und die Kabinenlichter flackerten, als die Schilde des Falken getroffen wurden.
»Captain Solo, der Akzent der Staffelführerin muss Sie verwirrt haben«, sagte C-3PO. »Sie hat uns befohlen anzuhalten.«
»Das habe ich gehört.« Han hielt weiterhin den Blick auf das Bild des Flussufers gerichtet. »Aber das da unten sieht aus wie eine Schlacht. Eine große.«
»Woher wissen Sie das?«, fragte Juun, der eher staunend als zweifelnd klang. »Ich dachte, es wäre ein Dschungelfeuer.«
»Ein Dschungelfeuer? Mit einer Flotte im Raum, die ihm Deckung gibt?« Saba, die an der Komstation saß, streckte den Arm aus und schlug dem Sullustaner auf den Rücken. »Das ist wirklich komisch!«
Tarfang sprang hinzu, um Juun vom Boden aufzuhelfen, dann fuhr er zu Saba herum und keckerte so verärgert, dass die Schuppen der Barabel sich leicht sträubten.
»Tut mir leid«, sagte sie. »Diese hier wusste nicht, dass er das ernst meinte.«
Ein Entleerungswarnsummer ging an, während die Chiss weiter die Heckschilde beschossen. Han erkannte, dass er einem Dutzend Klauenjäger nie allein durch geschicktes Fliegen entkommen würde, und er aktivierte das Interkom noch einmal.
»Haltet ihr beide da hinten ein Schläfchen?«, wollte er wissen. »Schießt auf etwas!«
Der Falke erzitterte, als die Noghri sofort die großen Quadgeschütze einsetzten.
Leia riss die Augen auf. »Han, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist«, sagte sie. »Chiss umzubringen, wird nur.«
»Es ist nicht so, dass ich angefangen hätte«, sagte Han, »Wie ich meine Tochter kenne, steckt sie zusammen mit Zekk mitten in diesem Kampf da unten, und das bedeutet, dass die Chiss versuchen, sie umzubringen. Also entschuldige bitte, wenn ich mich revanchiere.«
»Han, ich empfinde ebenso«, sagte Leia. »Aber wir müssen an die Mission denken. Luke wollte, dass nicht noch mehr.«
Eine Schadenswarnung begann zu kreischen, und plötzlich fühlte sich der Steuerknüppel an wie eine zornige Schlange, schnappte von einer Seite zur anderen, vor und zurück, drehte sich nach rechts und peitschte nach links. Der Falke bockte wie bei einer Anfängerübung für Piloten, wenn der Steuerknüppel in einer einzigen Position festgestellt wurde. Dann ging er erzitternd in eine Drehung, und weitere Alarme schrillten, als empfindliche Systeme von dem heftigen Rütteln sekundären Schaden zu nehmen begannen.
»Sch-sch-schalte T-t-triebwerk Nummer v-v-vier ab!«, befahl Han. Zumindest glaubte er, dass es Nummer vier war. Bei all dem Wackeln und Rütteln war es nicht einfach, sicher zu erkennen, welches Statuslicht da blinkte. »Und wenn das nicht funktioniert, versuch die anderen.«
Leias Finger stachen bereits auf das Steuerpult herab und versuchten den richtigen Gleitschalter zu erwischen. Inmitten von all dem dröhnte es synthetisch aus dem Sprecher des Steuerpults, und Han bemerkte, dass eines der Zeichen, die für ein Chiss-Schiff standen, vom taktischen Display verschwand. Trotz des Gewackels war es einem der Noghri gelungen, einen Klauenjäger zu treffen. Han überraschte das nicht sonderlich.
Leia schaffte es schließlich, das Triebwerk Nummer vier abzuschalten. Der Falke hörte auf zu zittern, aber er wurde langsamer, und der Steuerknüppel wurde steif und träge. Han musste sich anstrengen, die wilde Spiralbewegung des Schiffes wieder unter Kontrolle zu bekommen.
»Han?« Leias Stimme war rau vor Angst. »Weißt du noch, was ich darüber gesagt habe, die Situation nur noch zu verschlimmern?«
»Ja?«
»Vergiss es«, sagte sie. »Sie sind bereits wütend.«
»Ja!« Sabas Zischen hörte sich nachdenklich an. »Meister Skywalker wusste nicht, wie sehr die Situation sich schon verschlimmert hat.«
»Danke für eure Ansichten«, murrte Han. »Wenn jetzt jemand nach hinten gehen und die Vektorplatte Nummer vier abschalten könnte? Im Moment sind wir wie ein Manta mit nur einer Flosse.«
»Mantas können sich mit nur einer Flosse bewegen?«, fragte Saba verdutzt.
»Nein, Meisterin«, erklärte Leia. »Das ist es ja gerade.«
»Oh.« Saba sprang auf und tippte Tarfang auf die Schulter.
Dann machten sich die beiden auf den Weg zum hinteren Teil des Cockpits. »Warum hast du nicht gesagt, dass es so schlimm ist?«
Ein Ruck ging durch den Falken, als sie noch einmal getroffen wurden, und Han sah auf dem taktischen Schirm, dass die Klauenjäger sie nun schneller einholten.
»Jae, wie lange, bis wir in den Wolken sind?«
»Wir werden sie nicht erreichen«, verkündete Juun sofort.
»Was reden Sie da?«, fragte Han. »Selbstverständlich erreichen wir sie!«
Juun schüttelte den Kopf. »Ich habe die Berechnungen durchgeführt. Wenn wir die Geschwindigkeit verringern, um in die Atmosphäre einzudringen.«
»Wer sagt, dass wir die Geschwindigkeit verringern?« fragte Han.
Juans Stimme wurde noch nasaler. »Wir werden die Geschwindigkeit nicht verringern?«
»Captain Solo tut das in solchen Situationen nie«, berichtete C-3PO. »Er genießt es offenbar, zu sehen, wie nahe wir einem Absturz kommen können, ohne tatsächlich abzustürzen. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie oft wir statistisch gesehen zum Untergang verurteilt waren und dennoch.«
Ein weiteres Krachen kam aus dem Steuerpultlautsprecher und meldete die Zerstörung eines zweiten Klauenjägers.
»Sehen Sie?«, fuhr G-3PO fort. »Aber ich bin wirklich froh, feststellen zu dürfen, dass unsere Überlebenschancen sich damit um drei Tausendstel Prozent erhöht haben.«
Das Krachen war kaum verklungen, als sich der Komkanal wieder meldete.
»Captain Solo, das reicht jetzt!« Diesmal war es die Stimme eines Mannes. eine Stimme, die sie kannten. »Schalten Sie sofort die Triebwerke ab!«
»Tut mir leid - jemand schießt auf uns.« Han fuhr mit der Spirale in Richtung Tenupe fort. Der Planet war nun so groß, dass sein Wolkengesicht das gesamte vordere Fenster füllte. »Sind Sie das, Jag?«
»Ja«, bestätigte Jagged Fei. »Und ich werde keine weiteren Opfer mehr hinnehmen.«
»Dann kann ich Ihnen nur raten, dass Sie dem Zark-Führer befehlen, die Verfolgung zu stoppen«, erwiderte Leia.
»Ich bin der Zark-Führer«, erwiderte Jagged kühl. »Und es steht mir nicht frei, diese Verfolgung zu beenden. Wenn Sie nicht augenblicklich anhalten, kann das hier nur auf eine Art und Weise enden.«
»Sie sind jetzt Staffelführer?« Han ignorierte Fels Drohung. »Was haben Sie denn angestellt, um so degradiert zu werden?«
»Nichts.« Die Cockpitlautsprecher knisterten von Jaggeds Empörung. »Mein Rang bleibt unberührt. Stoppen Sie den Falken...«
»Sie haben den gleichen Rang?«, warf Leia ein. »Wollen Sie behaupten, dass ein Commander diese Staffel führt?«
»Ein Captain, genau genommen«, erwiderte Jagged.
»Captain?« Han wurde schlecht. Die Vorgezogene Verteidigungsflotte der Chiss verwendete das Rangsystem der Marine, also war Jaggeds Rang dem eines Colonel der Bodentruppen der Galaktischen Allianz gleichzusetzen. Han konnte sich nur einen einzigen Grund vorstellen, wieso ein so hoher Offizier Patrouille flog. »Sie sind unseretwegen hier. Sie wussten, dass wir kommen!«
»Ich dachte, das wäre klar, Captain Solo«, sagte Jagged Fei.
Han antwortete nicht. Er war zu sehr damit beschäftigt, den
Falken aus der Drehung zu holen. und in Gedanken der Person, die sie an die Chiss verraten hatte, einen schmerzvollen Tod zu versprechen. Nur eine Handvoll Personen außerhalb des Jedi-Ordens hatte von dem Ziel der Solos gewusst. Also würde es nicht schwierig sein, den Spion zu finden und ihm ein Blastergeschoss in den Kopf zu jagen.
»Aber da Sie es jetzt verstehen«, fuhr Jagged fort, »erkennen Sie vielleicht, wie hoffnungslos Ihre Situation tatsächlich ist.«
»Hoffnungslos?«, schnaubte Han. »Ich mache mir noch nicht mal Sorgen.«
Er schob Hebel eins bis drei vorbei an den Überlastungswarnungen. Der Falke begann mit einer noch wilderen Spirale, und der Steuerknüppel begann wieder leicht zu zittern.
»Han«, sagte Leia. »Ja?«
»Ich mache mir ein bisschen Sorgen.«
»Immer mit der R-r-ruhe.« Die Steuerung vibrierte nun so stark in Hans Händen, dass es seine Zähne zum Klappern brachte. »Das da unten sind Regenwolken.«
»Und?«
»Und wenn wir erst mal unter ihnen sind«, erklärte Han. »wird der Regen die Feuer von der Reibungshitze löschen.«
»Sie tauchen so einfach in die Schwerkraft ein?« Juun klang ehrfürchtig. »Habe ich Ihre Erlaubnis, das aufzuzeichnen? Wir sollten dokumentieren, wie Sie aus dieser Situation herauskommen - besonders, wenn man die Schäden an der Steuerung bedenkt.«
»Falls wir rauskommen«, stöhnte Leia. Sie hasste diese Manöver. »Aber mach ruhig. Was kann es schon schaden?«
»Wir kommen da wieder raus«, sagte Han. »Immer vorausgesetzt, dass es Saba und Tarfang gelingt, diese Vektorplatte abzuschalten. Und wir müssen wissen, ob es in diesem Durcheinander irgendwelche Berge gibt. Du solltest lieber das Gelände überprüfen.«
»Ich werde es versuchen«, sagte Leia. »Es ist nicht einfach, Daten zu bekommen, wenn wir so außer Kontrolle in unseren Tod wirbeln.«
»Wer ist hier außer Kontrolle?«
Leia aktivierte die Landschaftsscanner und musste sich dabei anstrengen, die Hände an den jeweiligen Schaltern zu behalten, da der Falke so zuckte und rüttelte. Die Zark-Staffel beschoss weiterhin ihr Heck, aber die Zielgenauigkeit der Noghri schien den Eifer der Chiss abzukühlen. Trotz der berüchtigten Geschwindigkeit der Klauenjäger holten Fels Piloten sie erheblich langsamer ein, als Han erwartet hatte -und nicht annähernd schnell genug, um zu verhindern, dass sie den Planeten erreichten, wie Juun es berechnet hatte.
»Einen Moment mal!«, sagte Han. Sie waren jetzt so nahe an Tenupe. dass sie nur noch eine helle Masse grüner Wolken sahen, die sich immer schneller vor dem vorderen Fenster drehte, hier und da unterbrochen von einem blauen Fleck eines wolkenlosen Sees. »Da stimmt etwas nicht.«
»Das kannst du laut sagen.« Leia schickte ihm den Geländescan auf den Bildschirm. »Sieh dir das an!«
Die Karte zeigte einen zerklüfteten Dschungelplaneten mit hohen Bergen und gewaltigen Feuchtgebieten, ohne große Meere, aber mit Flüssen, die breit genug waren, dass man sie aus dem Orbit sehen konnte. Sie zeigte auch ein Dutzend Kreuzer, die auf den Eintrittspunkt des Falken zuflogen und deren Kurs und ursprüngliche Positionen deutlich an den Kondensstreifen zu erkennen waren, die sie hinter sich ließen.
»Fertige eine taktische Anzeige dieser.«
Die Daten erschienen auf Hans taktischem Display. Wie er erwartet hatte, waren es Landungskreuzer - für Raumkämpfe nicht viel nütze, aber ideal als Unterstützung für Operationen auf Planeten. Und die Energieballung an ihren Rümpfen legte nahe, dass sie alle vollständig geladene Traktorstrahlen bereithielten.
»Das ist eine Falle!« Han zog die drei noch funktionierenden Schalter zurück auf drei Viertel der Energie - nicht plötzlich, aber schnell genug, um ein wenig Reaktionszeit zu gewinnen. »Jag versucht uns in eine Falle zu treiben.«
»Versuchen, Han?«, fragte Leia.
»Ja, er versucht es«, knurrte Han. »Niemand nimmt Han Solo gefangen.«
Han wartete, bis der kleine rote Mond von Tenupe sich durch die Kuppel zeigte, dann riss er den Steuerknüppel zurück. Ein gedämpftes Krachen drang aus dem Zugangsflur -die Trägheitskompensatoren konnten die schnell wachsende Schwerkraft nicht ganz ausgleichen -, aber das wolkenverhüllte Gesicht des Planeten verschwand aus dem vorderen Fenster.
Sofort ertönte Jagged Fels Stimme im Cockpitlautsprecher.
»Ich sagte meinen Vorgesetzten bereits, dass eine Falle Sic nicht täuschen würde. Aber wenn Sie einen Blick auf Ihren taktischen Monitor werfen, werden Sie feststellen, dass Ihre Situation nur noch hoffnungsloser geworden ist.«
Han sah auf sein Display und musste ihm zustimmen. Zwei Sternenzerstörer der Chiss waren am Horizont von Tenupe erschienen und machten all seine Hoffnungen, um die Biegung des Planeten entkommen zu können, zunichte. Die Zark-Staffel kürzte hinter dem Falken die Biegung ab, näherte sich von der Seite und setzte den Beschuss fort.
»Zwingen Sie mich nicht, Sie und die Prinzessin abzuschießen, Captain Solo«, sagte Jagged. »Es hat zwischen Jaina und mir nicht funktioniert, trotzdem denke ich immer noch voll Zuneigung an Sie alle.«
»Tu, was du nicht lassen kannst, Junge.« Han schob die drei funktionierenden Schubhebel wieder an den Überlastungswarnungen vorbei nach vorn. »Mir war Kyp Durron sowieso immer lieber.«
Leia schaltete die Kommikrofone aus. »Han! Hast du den Verstand verloren?«, fragte sie. »Kyp?«
»Entspann dich.« Han grinste schief. »Ich versuche nur. ihn wütend zu machen. Ich weiß, dass Kyp viel zu alt für sie ist.«
Leia schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Glaubst du wirklich, das hier sei ein guter Zeitpunkt, um Jag wütend zu machen? Er hat eine ganze Flotte zur Verfügung.«
»Keine Sorge«, sagte Han. »Er blufft nur.«
»Han, Jag wurde von Chiss aufgezogen. Die wissen nicht, wie man blufft.«
»Wahrscheinlich kann er es deshalb so schlecht.« Han zwinkerte ihr zu. »Schick Meewalh und Cakhmaim, um Saba und Tarfang mit dieser Vektorplatte zu helfen. Ich denke nicht, dass wir sie noch länger in den Türmen brauchen, aber es wäre nett, diese Badewanne wieder steuern zu können.«
Leia aktivierte das Interkom und gab den Befehl weiter. Die Lasergeschütze schwiegen kaum, als Jaggeds Stimme wieder ertönte.
»Sie haben aufgehört, auf uns zu schießen - ich danke Ihnen.« Er klang ehrlich erleichtert. »Aber ich kann nicht aufhören, auf Sie zu schießen, bis der Falke zum Stillstand kommt.«
»Jagged, wir wissen alle, dass wir bereits Weltraumstaub wären, wenn Sie das hier ernst meinten«, erwiderte Leia. »Allerdings verstehe ich nicht, warum Sie sich solche Mühe machen, uns zu retten.«
»Ihre Verwirrung überrascht mich, Prinzessin«, erwiderte Jagged. »Ich dachte, der Grund sei jemandem mit Ihrem diplomatischen und militärischen Background klar. Sie und Captain Solo werden wertvolle Gefangene sein - ebenso wie Meisterin Sebatyne und Bwua'tus Meisterspione, der Ewok und der Sullustaner.«
»Sie sind sehr gut informiert, Jag«, sagte Leia. »Aber nicht gut genug. Wenn Sie wüssten, worin unsere Mission besteht, wäre Ihnen klar, dass wir versuchen, dem Krieg ein Ende zu bereiten. Sie würden uns helfen.«
»Ich weiß, dass Sie und Captain Solo hergekommen sind, um Jaina und ihren, äh, Geführten zu finden«, erwiderte Jag. »Ich weiß auch, dass sie Ihnen helfen wollen, einen Elitetrupp der Killiks in eine unserer Kommandozentralen zu schmuggeln. Ich weiß, Ihr Bruder glaubt - fälschlicherweise -, dass dieses Manöver uns beweisen wird, wie schwer es ist, einen Krieg gegen die Killiks zu gewinnen. Er glaubt außerdem, das wird es ihm einfacher machen, die herrschenden Häuser zu überreden, den Friedensvorschlag zu akzeptieren, den er der Kolonie aufzwingen will. Gibt es noch etwas, das ich über Ihre Mission wissen sollte?«
»Nein, das war so ziemlich alles«, knurrte Han durch zusammengebissene Zähne. Er hatte zunächst geglaubt, ein Spion habe sie in einem Hangar oder Besprechungsraum belauscht und dann verraten. Aber offensichtlich musste es. jemand sein, der dem Jedi-Orden erheblich näherstand -jemand, der Lukes gesamten Plan kannte. »Glauben Sie, es wird funktionieren?«
»Nein«, sagte Jagged eiskalt. »Ich werde Sie vorher umbringen müssen.«
»Ja. das habe ich mir schon gedacht«, sagte Han.
Die Zark-Staffel beschoss den Falken weiterhin. Ein neuer Schadensalarm gellte - und Juun packte C-3PO und rannte zum Heck -, doch die Klauenjäger blieben nun auf dem taktischen Display ein wenig zurück. Die Sternenzerstörer legten große Feuerteppiche vor den Falken, um ihn damit in Reichweite der Traktorstrahlen zu bringen oder ihn zu zwingen, sich entern zu lassen.
Han kämpfte immer noch mit dem trägen Steuerknüppel und seinem unkontrollierten Spiralflug. Er ließ sich wieder in Richtung Tenupe fallen und bewegte sich in einem stumpfen Winkel auf den Planeten zu.
»Ah, Han?« Leia klang beunruhigt. »Was machst du da?«
»D-d-das ergibt keinen Sinn«, sagte Han. Der Steuerknüppel hatte wieder zu zittern begonnen, und er kämpfte darum, ihn nicht aufs Geratewohl herumwackeln zu lassen. »Sie kennen unseren Plan. Also müssten sie uns mit allen Mitteln verfolgen.«
»Han, das hier ist mit allen Mitteln.« Leia hielt den Blick starr nach vorn gerichtet, wo sich ein grünes Band des planetaren Horizonts langsam um den Rand des Fensters bog. als der Falke weiter auf Tenupe zufiel. »Sie haben eine ganze Kampfgruppe hinter uns her geschickt.«
»Das meine ich doch«, erwiderte Han. »Du hast den Kampf da unten gesehen! Glaubst du. der Kommandant dort will, dass Jag Zeit damit verschwendet, uns zu jagen? Sie sollten uns einfach zu Atomen zerschießen und fertig.«
»Das werden sie nicht müssen, Han«, sagte Leia. »Wir sind auf dem besten Weg.«
»Wer immer uns verraten hat, sie mussten ihm versprechen, uns lebendig gefangen zu nehmen«, fuhr Han fort. Der brodelnde rote Vorhang aus Sternenzerstörerbeschuss erstreckte sich vor ihnen und ließ vor Hans Augen Flecken tanzen. »Leia, es muss jemand sein, der uns nahesteht.«
»Also gut, Han.« Leia zeigte nach vorn, wo Tenupes Atmosphäre verschwommen in der Mitte des Fensters wirbelte. »Aber was machst du jetzt?«
»Wie sieht es denn aus - Atmosphärensprung!« Han aktivierte das Interkom. »Festhalten, da hinten!«
Einen Augenblick später leckten rote Flammenzungen über das Fenster, als sie in das dünne Gas von Tenupes oberer Atmosphäre eintauchten. Das Schiff bockte so heftig, dass Han in die Gurte geschleudert wurde, und aus dem Zugangsflur ertönte der Lärm von umherfliegenden Gegenständen. Han kämpfte gegen den trägen Steuerknüppel und versuchte zu verhindern, dass das Schiff in einer immer engeren Spirale immer schneller wurde. und das war der Augenblick, als der Knüppel wieder frei beweglich wurde.
Ehe Flan es bemerkte, hatte er ihn auch schon bis ganz zu seinem Oberschenkel zurückgezogen, und der Falke ging aus seiner Spirale in einen die Schweißnähte zerreißenden Rückwärtssalto über. Rasch brachte Han den Knüppel wieder in die Mitte. und der Salto verlangsamte sich.
Der Falke kam nach etwa drei Vierteln des Überschlags zur Ruhe und hing einen Moment in dieser Position. Dann begann er sich träge in eine horizontale Position zu begeben - direkt auf die zuckende Masse von Megamaserblüten zu. Han schob den Knüppel ganz nach vorn, versuchte unter der brennenden Todeswand durchzutauchen und konnte nur die Zähne zusammenbeißen, als der Falke die Nase bestenfalls um fünf Grad senkte.
Leia beugte sich zu ihm und packte Hans Hand. »Han, ich liebe,«
Der Beschuss hörte so schnell auf, wie er begonnen hatte, und vor dem Falken lag nichts anderes mehr als die fleckig rote Oberfläche von Tenupes Mond.
»Ja, ich dich auch.« Han zog die Schalter zurück auf Höhe der Überlastungswarnungen und packte sie fest, damit seine Hände aufhörten zu zittern. »Siehst du, was ich meine? Sie haben den Beschuss eingestellt, um uns nicht verdampfen zu müssen.«
»Ja. Schon gut. Ich glaube dir.« Leias Stimme zitterte immer noch. »Sie haben jemandem versprochen, uns nicht umzubringen.«
»Ja.« Han klang verbittert. »Ich frage mich, wer das gewesen sein könnte.«
»Dachtest du an Omas?«
»Das ist das Einzige, was einen Sinn ergeben würde«, sagte Han. »Cal Omas würde uns sofort opfern, wenn das seiner Meinung nach die Chiss überzeugen würde, dass die Allianz keinen Krieg gegen sie führt.«
Leia schüttelte den Kopf. »Warum sollte er sich dann die Mühe machen, ihnen das Versprechen abzunehmen, uns am Leben zu lassen?«
»Weil er auch die Jedi braucht«, sagte Han. Der Mond vor ihnen war zu einem klumpigen faustgroßen Ei angeschwollen, das von einem Spinnennetz dunkler Risse überzogen wurde. »Wenn Omas' Betrug je herauskäme, würde er niemals Frieden mit Luke schließen können, wenn wir tot wären.«
Leia verzog das Gesicht. »Mag sein.«
»Entweder er ist es oder Pellaeon oder jemand von den Jedi«, sagte Han. »Und Pellaeon hat niemals jemanden verraten, nicht mal. als er noch ein Imperialer war.«
»Tja, wenn du es sagst.« Leia klang immer noch zweifelnd, aber ihr Gespräch wurde von Jagged Fels verblüffter Stimme unterbrochen.
»Ich fange langsam an, Jaina zu verstehen«, sagte er. »Wahnsinn ist in Ihrer Familie anscheinend erblich. Nur ein Wahnsinniger würde einen Atmosphärensprung mit einem beschädigten Schiff versuchen.«
»Han ist nicht verrückt«, sagte Leia. »Nur gut.«
»Ich bin überzeugt, dass Sie das glauben. Prinzessin Leia«, sagte Jagged. »Aber ich muss Sie warnen - nein, ich rate Ihnen, versuchen Sie nicht, Zuflucht in diesem Mondcluster zu suchen.«
»Mondcluster?« Han sah sich den roten Klumpen vor ihnen genauer an und musste zugeben, dass die Risse und Schluchten in Wirklichkeit Zwischenräume sein konnten. Er deaktivierte sein Kommikrofon, dann fragte er: »Was bei allem in der Galaxis ist das?«
»Ich werde es rausfinden«, sagte Leia und streckte die Hand nach den Geländesensoren aus. »Versuch du inzwischen Zeit zu schinden.«
»Bei Jag?« Han schaltete sein Mikrofon wieder an, dann sagte er: »Danke für den Rat, Jag, aber wir hatten ohnehin vor, darum herumzufliegen.«
»Tatsächlich?« Jagged klang selbstzufrieden. »Dann muss der Falke sogar noch schneller sein, als Jaina immer behauptete.«
Hau warf einen Blick auf sein taktisches Display und sah, dass die Zark-Staffel sein Manöver genutzt hatte, um selbst ebenfalls zu beschleunigen. Sie hatten aufgehört zu schießen -ein Zeichen, dass sie jetzt überzeugt waren, sie zu erwischen -und sich in einer Halbkugel um den Falken formiert. Die Eskorte der Staffel befand sich nicht weit hinter ihnen, und die Sternenzerstörer waren bereits auf der ihnen zugewandten Seite des Mondclusters in Traktorstrahlreichweite.
Han fluchte leise, aber dann sagte er: »Pass auf. Junge. Du wirst überrascht sein.«
»Daran zweifle ich nicht«, sagte Jagged. »Aber glauben Sie mir bitte, was den Mondcluster angeht. Er ist schwerkraftmäßig instabil. Jedes einzelne unserer Spähschiffe wurde zerquetscht. Sie wären besser daran, sich uns zu ergeben, und ich verspreche Ihnen, dass wir Sie während Ihrer Verhöre nicht foltern oder demütigen werden.«
»Danke, das ist wirklich nett von Ihnen«, sagte Han. »Lassen Sie mich mal eine Sekunde darüber nachdenken.«
Han schloss den Komkanal, dann experimentierte er mit dem Steuerknüppel, schob ihn herum und spürte beinahe keine Reaktion des Falken.
»Wie schlimm ist es denn?«, fragte Leia. Sie starrte immer noch auf den Geländescanner, runzelte die Stirn und stellte ihn feiner ein.
»Schlimm«, sagte Han. »Was ist mit diesen Monden?«
»Sie sind noch schlimmer, als er sagt.« Leia warf einen Blick auf die Monde, die nun nahe genug waren, um zu erkennen, wie sich alle Segmente bewegten und gegeneinanderstießen. »Es sieht so aus, als hätte etwas den alten Mond in fünfzig oder sechzig Stücke zertrümmert. Es muss immer noch da draußen sein, denn ich spüre,«
Leia beendete den Satz nicht, sondern schnappte nach Luft und starrte aus dem Fenster.
»Ja?«, fragte Han.
Leia hob die Hand, damit er schwieg, schloss die Augen und konzentrierte sich.
Han runzelte die Stirn und beugte sich vor, um einen Blick auf die Geländescanner zu werfen. Er sah nur den geborstenen Mond, den sie beschrieben hatte. Die Aufzeichnungen über die Dichte in seiner Mitte ließen einen metallischen Kern vermuten - wahrscheinlich der Grund für das Bersten. Er übte sich in Geduld und wartete, dass Leia was für ein Jedi-Ding auch immer abzog, aber ihnen lief die Zeit davon. Die beiden Sternenzerstörer hatten ihre Traktorstrahlen aktiviert und bewegten sich bereits auf den Mondcluster zu. um um jeden Preis zu verhindern, dass der Falke in einen der Risse schlüpfte.
Han aktivierte das Interkom. »Irgendwer da hinten soll an den Repulsorstrahl gehen, sofort! Wir müssen ein paar Steine aus dem Weg.«
»Han. nein!« Leia öffnete die Augen und sah ihn an. Sie schüttelte den Kopf. »Wir müssen uns ergeben!«
Han verzog das Gesicht. »Ja, ich weiß, die Steuerung ist nicht ganz auf der Höhe.«
»Darum geht es nicht.« Leia streckte den Arm aus und zog die Beschleunigungshebel ganz zurück. »Es sind Raynar und die Killiks - auf diesen Monden wimmelt es von Insekten!«
Die Jedi-StealthX erschienen - wie immer - wie aus dem Nichts, ein ganzes Geschwader dunkler Xe, die sich vor dem karmesinroten Schleier des Utegetu-Nebels abzeichneten. Sie schwebten dort nur einen Augenblick, dann flogen sie zu dem schwarzen Band einer stellaren Staubwolke und verschwanden wieder; Dunkelheit, die mit Dunkelheit verschmolz. Das alles passierte so schnell, dass Begleitschiffpiloten, die zufällig in diese Richtung geschaut hatten, blinzeln und sich fragen würden, ob da wirklich etwas gewesen war. Sie würden ihre Instrumente befragen, die ihnen versichern würden, dass sie einer optischen Täuschung aufgesessen waren.
Die StealthX setzten ihren Flug fort, vollkommen überzeugt, dass man sie nicht entdeckt hatte, und bald begann die helle Scheibe des gelben Planeten Sarm vor ihren Cockpitkuppeln anzuschwellen. Die Jedi-Piloten hielten gewissenhaft nach Wachen Ausschau - sowohl auf den Sensorschirmen als auch in der Macht - und wichen problemlos einem einzelnen unaufmerksamen Kanonenboot aus, das von Piraten geflogen wurde. Die StealthX erreichten Sarm unbeobachtet. und voll Anspannung. Die Jedi wussten, dass man einen Feind lieber nicht unterschätzen sollte - besonders nicht in einem Krieg. Die Killiks waren mit Sicherheit nicht ohne guten Grund so ungeschützt.
Als das Geschwader sich dem gelben Planeten näherte, wurde auf der Oberfläche ein Netz uralter, den Planeten umspannender Bewässerungskanäle sichtbar - alles, was von den Wesen geblieben war, die Sarm bewohnt hatten, bevor die Utegetu-Nova sie aus der galaktischen Erinnerung getilgt hatte.
Die Jedi hatten Zeit, diese Kanäle zu betrachten, während sie sich ihrem Ziel näherten. Sie dachten über das Schicksal von Zivilisationen in einem gewalttätigen Universum nach, angesichts des anonymen Endes, das für jede Kultur letztendlich kam. Was zählten Schlachten, wenn ein galaktisches Rülpsen ganze Zivilisationen auslöschen konnte? Konnte irgendwelches Töten jemals die fundamentale, brutale Vergänglichkeit des Seins verändern?
Vielleicht kannten die Killiks die Antwort. Immerhin lebten sie in Harmonie mit dem Lied des Universums, töteten und wurden getötet, wie die Melodie es verlangte, wuchsen und verschwanden, kämpften und tanzten, wie ihre Laune sie trieb. Sie kümmerten sich nicht um richtig oder falsch, um Gefühle wie Liebe und Hass. Sie dienten dem Nest. Was dem Nest nutzte, wollten sie haben. Was dem Nest wehtat, löschten sie aus.
Anders die Jedi. Sie rangen mit ihrem Schicksal, hinterfragten, ob etwas moralisch oder unmoralisch sei, versuchten die Zukunft zu erkennen und sie ihren Wünschen entsprechend zu verbiegen. Und wenn dabei ihr Griff abrutschte und die Zukunft ihnen wieder mit der Wucht eines Meteors ins Gesicht zurückschlug, waren sie immer so überrascht, immer so erschüttert, als hätte ihr Wille stark genug sein müssen, um den Kurs der Galaxis zu lenken.
Daher flogen die Jedi nun weiter auf Sarm zu, schweigend und finster entschlossen in ihren StealthX, bereit zu töten und getötet zu werden und das Lied des Universums auf ihre eigene Weise zu singen. Ihre Ziele kamen in Sicht, wie Admiral Bwua'tus Geheimdienstoffizier versprochen hatte, elf helle Kugeln im Orbit um den Planeten, jede von der Größe eines Sternenzerstörers der Super-Klasse, alle bis auf eine in die diffuse Machtpräsenz eines Killik-Nestes gehüllt.
Die StealthX umflogen den Planeten in großem Abstand und brachten sich in eine Position, aus der sie sich dem Nestschiff ohne Machtpräsenz nähern konnten. Es befand sich in der niedrigsten Umlaufbahn, wo der Rest der Flotte es vor einem Angriff schützen konnte. Das war das Schiff des Dunklen Nestes, auf dem Lomi Plo sich verbarg, und Lukes Plan war einfach. Die Jedi würden sich rings um das Schiff in Position schleichen und darauf warten, dass Admiral Pellaeon mit der Megador und dem Rest der Kampfflotte der Allianz eintraf. Dann würden sie alle Schiffe zerstören, die versuchten das Gorog-Nest zu verlassen, in das Schiff eindringen und Lomi Plo aus ihrer Höhle scheuchen.
Aber Sarm war zu still. Es hätte Membrosia-Schmuggler und andere geben sollen, die die Hangars des Nestschiffs anflogen und verließen, eine ganze Flottille privater Schiffe. Es hätte Wartungsbarkassen geben sollen, die über den Nestschiffen schwebten und die Schäden behoben, die die Jedi ihnen im Murgo-Engpass zugefügt hatten. Stattdessen wirkte die Flotte der Nestschiffe beinahe verlassen. Hätten die Jedi die Präsenzen in der Macht nicht gespürt, hätten sie sie tatsächlich für verlassen gehalten.
Dann erschien am Heck jedes Nestschiffs blaues Licht, und die Schiffe beschleunigten. Jetzt verstanden die Jedi, wieso Sarm so still war. Die Killiks hatten ihre Kampfflotte bereits vorbereitet. Jetzt verließen sie den Orbit, um die Blockade der Allianz zu durchbrechen.
Luke ließ seinen Jäger nach unten und weit um zwei Nestschiffe herumtauchen, um den scharfen Augen der Killik-Wachtposten zu entgehen. Mara, Jacen und die anderen Jedi folgten dicht hinter ihm und erfassten in ihrem Kampfgeflecht, dass der Plan sich geändert hatte. Kenth Hamner führte seine Staffel zurück hinter die beiden ersten Nestschiffe, wobei sie langsamer wurden, damit ihr Angriff zur gleichen Zeit erfolgte wie der von Luke. Kyle Katarns Staffel trennte sich ebenfalls von dem Geschwader und flog auf die andere Seite des Planeten zu. Tresina Lobis Staffel nahm die Gegenrichtung und eilte an die Front der Killik-Flotte.
Der Rest des Geschwaders flog weiter auf das Hauptziel zu: das Dunkle Nest von Lomi Plo. Als sie tiefer gingen, erlaubte Luke seiner Besorgnis, seine Gedanken zu erfüllen, und verband sich in der Macht mit Cilghal, versuchte ihr deutlich zu machen, wie wichtig die Situation war. Die Heilerin befand sich mit Tekli und den Sammelteams noch an Bord der Megador, und Pellaeon würde auf sie hören, wenn sie ihm sagte, die Flotte müsse sofort springen. Sie wirkte zunächst überrascht über Lukes Kontakt, dann besorgt, aber sie konzentrierte sich schnell auf das, was Luke ihr übermitteln wollte, und erwiderte seine Berührung überzeugend.
Das Gorog-Nest wurde vor Lukes Fenster stetig größer, als er sich ihm näherte, und bald schon verdeckte dieses helle Ei Sarms gelbe Oberfläche. Der Planet nahm das Aussehen eines riesigen goldfarbenen Scheins hinter dem gewaltigen Schiff an. Luke richtete die Nase seines StealthX direkt auf das Herz des Schiffes und nutzte dessen Schatten, um seine Staffel gegen das Leuchten von Sarm abzuschirmen.
Die Strategie erwies sich als nicht besonders wirksam. Insektenaugen waren besonders gut, wenn es darum ging, Bewegungen wahrzunehmen, und es verging kaum Zeit, bevor R2-D2 eine Warnung auf Lukes Display schickte.
ZIEL FÜHRT WAFFENSTELLUNGEN ENERGIE ZU.
»Danke, R2«, sagte Luke. Die drei Staffeln flogen in unterschiedliche Richtungen weiter und teilten sich dann noch einmal in Schildtrios. »Gut, dich wieder dabeizuhaben, alter Freund.«
DAS WAR WIRKLICH ZEIT, erwiderte R2-D2. IHR ÜBERLEBEN OHNE MICH WAR UNWAHRSCHEINLICH!
»Es war tatsächlich ein paarmal ziemlich eng«, gab Luke zu.
Das Nestschiff war jetzt dicht genug, dass Sarm vollkommen hinter dem hellen Kreis verschwand. Luke konnte eine doppelte Reihe von Turbolaserrohren zwischen den klotzigen Kühlkörpern erkennen, die den Rumpf des Nestschiffs überzogen. Die kleineren Nahbereichswaffen, die die StealthX angreifen würden, blieben in einem Netz dunkler Schatten verborgen.
Luke begann mit Ausweichmanövern und führte seine Flügelleute in einem zufällig wirkenden, wilden Abstieg näher ans Ziel heran. Mara und Jacen folgten ihm. als wären ihre Steuerungen mit seiner verbunden, führten jedes Manöver beinahe schon vor ihm aus und passten sich so gut an, dass ihre Transpondercodes auf seinem taktischen Schirm wie ein einziges Symbol aussahen.
Hochgefühl erfüllte das Kampfgeflecht, als Kenth Hamners Staffel angriff. Das taktische Display zeigte wiederholt Explosionen am Heck von drei Nestschiffen, und eine Reihe weißer Blitze erschien im hohen Orbit hinter Lukes Staffel. Aber keines der Nestschiffe schien auch nur langsamer zu werden.
»R2. setzen sie.?«
Ein schrilles Pfeifen ertönte, als R2-D2 warnte, dass die Gorog das Feuer eröffnet hatten. Luke wich bereits aus; seine Hände und Füße reagierten, noch bevor er die Lasergeschosse in den Schatten aufblitzen sah. Er rollte den Jäger weg von der Explosion und wurde von einer Flakgranate am vorderen Schild getroffen. Mara berührte ihn voller Sorge, bereit, die Führung zu übernehmen.
Das war nicht notwendig. R2-D2 hatte die Schilde bereits wieder auf 90 Prozent gebracht. Luke folgte der Reihe von Lasergeschossen mit dem Blick zurück zu ihrer Quelle, dann dehnte er sich in der Macht aus und schob die Geschützrohre der Killiks beiseite. Der tödliche Farbstrom änderte die Richtung und ergoss sich unschädlich in den Raum.
Dass Mara davon beeindruckt war - zumindest fühlte es sich durch ihre Machtverbindung so an freute Luke ungemein. Dann leitete Jacen einen Strom von Mag-Geschossen um, fand irgendwie die Flak-Geschütze und schob sie ebenfalls zur Seite. Mara wirkte beinahe ehrfürchtig.
Luke seufzte, dann warf er einen Blick auf sein taktisches Display. Er sah kein Anzeichen, dass die Nestschiffe irgendetwas anderes taten, als weiterhin zu beschleunigen.
»R2, irgendwelche Anzeichen von Pfeilschiffen?«
R2-D2 trillerte verärgert.
»Ganz ruhig«, sagte Luke. Dass R2-D2 so gereizt reagierte, warf die Frage auf, ob der Droide wirklich bereit war, in einen solchen Kampf zurückzukehren. »Ich wollte nur sicher sein.«
R2-D2 piepte ein Versprechen, dafür zu sorgen, dass Luke es sofort erfahren würde, wenn irgendwo ein Pfeilschiff auftauchte. Dann ließ er eine zusätzliche Botschaft über den Schirm laufen: SIE HABEN KEINEN GRUND, AN MIR ZU ZWEIFELN. ICH FOLGTE NUR MEINEN EIGENTÜMER-ERHALTUNGS-VORSCHRIFTEN.
»Das weiß ich, R2«, sagte Luke. »Aber du kannst die Leute nicht vor der Wahrheit schützen.«
WARUM NICHT? ES GIBT IN MEINEN
PARAMETERDEFINITIONEN KEINE AUSNAHMEREGELUNGEN FÜR WAHRHEIT.
Ein Turbolaserstrahl ließ den StealthX derart bocken, dass es sich anfühlte, als wären sie mit dem Nestschiff zusammengestoßen - was bald auch der Fall sein würde, wenn die Staffel nicht schnell angriff.
»Das erkläre ich dir später«, sagte Luke »Im Augenblick solltest du den Penetrator scharf machen.«
R2-D2 bestätigte das mit einem Piepen, und Luke spürte, wie der Rest seiner Staffel sich hinter ihm einreihte. Der Penetrator war im Grunde eine Jedi-Schattenbombe mit drei Hohlladungssprengköpfen, vor allem dazu entworfen, eine Reihe von heftigen, konzentrierten Detonationen im Inneren eines Killik-Nestschiffs zu produzieren.
Eine Botschaft erschien auf dem Schirm und verkündete, dass der Penetrator scharf war. Luke wich einem weiteren Turbolaserstrahl aus. Dann sah er. dass in den dunklen Rissen zwischen zwei Kühlkörpern aus Spuckbeton Lasergeschütze aufblitzten. Er schob die Geschützrohre mithilfe der Macht zur Seite, dann setzte er den Penetrator ab und nutzte gleichzeitig die Macht, um die Waffe gegen den Rumpf des Nestschiffs krachen zu lassen.
Seine Kuppel verdunkelte sich bei der ersten Detonation, doch die beiden folgenden Explosionen waren so hell, dass sie dennoch das Innere des Cockpits beleuchteten. Luke rollte den Jäger weg. ging in einen Rückwärtssalto und flog zurück in die Angriffslinie.
Ohne Pfeilschiffe, auf die er aufpassen musste, konnte er sein taktisches Display im Auge behalten, während Mara. Jacen und der Rest seiner Staffel ihre Penetratoren in Intervallen von einer Sekunde absetzten. Alle Bomben verschwanden in dem Krater, den die erste gerissen hatte, und vertieften das Loch in den übereinandergeschichteten Decks des Nestschiffs, richteten immer mehr Schaden an und setzten mehr und mehr vom Inneren des Schiffes dem kalten Vakuum des Raums aus.
Als die letzte Bombe explodiert war, waren die Gorog derart geschockt, dass alles Verteidigungsfeuer innerhalb eines Kilometers vom Aufschlagpunkt aufhörte. Luke schwang seinen StealthX herum und sah eine Wolke aus Dampf, Leichen und Ausrüstung, die aus dem Krater stieg, so dick, dass sie den Rumpf des Schiffes verdeckte. Er konnte an der Freude im Geflecht feststellen, dass Kyps Angriff auf das Heck des Schiffes ebenso erfolgreich verlaufen war. Aber in Corrans Staffel gab es eine gewisse Schwere, die Luke nur zu gut kannte: Ein Jedi war bei dem Angriff auf den Bug umgekommen.
R2-D2 pfiff erschrocken, und als Luke nach unten schaute, sah er Schwärme von Gorog-Pfeilschiffen aus den Hangarbuchten des Nestschiffs auftauchen.
»Danke, R2«, sagte er. »Wie läuft der Rest des Kampfes?«
Das taktische Display veränderte den Maßstab, und Luke sah, dass auch die anderen Nestschiffe Pfeilschiffe starteten und in einen niedrigeren Orbit gingen, um Gorog zu helfen. Die Killiks hatten offensichtlich aufgegeben, die Blockade angreifen zu wollen. Es war wichtiger, das Dunkle Nest zu schützen. Das Dunkle Nest war verwundet worden.
Luke verband sich mit Kenth, Kyle und Tresina und rief sie zurück zum ursprünglichen Ziel. Wenn Pellaeon mit der Angriffsflotte eintraf, würde es weniger Opfer durch Beschuss von den eigenen Truppen geben, wenn die Jedi ihr Bestes taten, um dem ursprünglichen Plan zu folgen.
Sobald Luke spürte, dass seine Staffel sich wieder hinter ihm formiert hatte, flog er voraus und nutzte die Macht, um sich einen Weg durch die Wolke aus Schutt und Leichen zu bahnen, die immer noch aus dem Inneren des Gorog-Nestes drang. Er erkannte aus der wachsenden Anspannung im Geflecht, dass Corran und Kyp ebenfalls zurückkehrten, um mit der zweiten gefährlicheren Phase des Angriffs zu beginnen, und er teilte die Hoffnung der anderen, dass die Kampfflotte der Allianz bald eintreffen würde. Sobald die Jedi mit der endgültigen Zerstörung des Dunklen Nestes begannen, würden sie jede Hilfe brauchen, die sie bekommen konnten.
Luke erreichte das Loch im Rumpf des Nestschiffs und aktivierte das bildgebende System in seinem Helmvisier. Auf dem eingebauten Schirm verwandelte sich das dunkle Innere des Nestschiffs sofort in ein unheimliches Hologramm kräftiger Farben, mit weiß glühenden Brocken Spuckbeton und rot glühenden Killik-Teilen, die sich aus einem scheinbar bodenlosen Schacht erhoben, bevor sie in die Leere taumelten.
Die StealthX schalteten ihre Ionenantriebe ab und tauchten allein mithilfe der Korrekturdüsen in das Loch hinab. So gerne Luke es gewollt hätte, sie hatten keine Zeit, nach Fallen oder Gegenangriffen Ausschau zu halten, als sie in dem ausgebombten Schacht an einem Deck nach dem anderen vorbeikamen. Der Erfolg ihres Angriffs hing von ihrem Tempo und ihrer Schlagkraft ab, und ihre größte Hoffnung bestand darin, den Feind immer wieder zu verwirren.
Als die Staffel zehn Decks tief abgetaucht war, blieb das letzte Trio zurück und glitt zum Rand des Schachts. Kurz darauf erhellten blaue Blitze das Dunkel, als die drei Piloten eine Luftschleuse entdeckten und ihre Lasergeschütze benutzten, um sie aufzureißen. Luke warf einen Blick über die Schulter und sah, dass noch mehr Schutt hinter ihm in den Schacht strömte. Die künstliche Schwerkraft des Nestschiffs war entweder zerstört oder abgeschaltet worden, um Energie zu sparen, denn selbst die schwersten Teile zeigten keinerlei Neigung, zur Mitte des Schiffes hin zu fallen.
Ein zweites Trio von StealthX löste sich von der Staffel, als sie zwanzig Decks tief abgetaucht waren, und ein drittes nach dreißig. Inzwischen war das Kampfgeflecht erfüllt von Erregung, während die Jedi sich von drei Seiten tiefer in das riesige Schiff schössen, mit ihren Lasergeschützen Wellen von Gorog-Kriegern in Schutzanzügen niedermähten, Luftschleusen aufrissen und die Macht benutzten, um an kritischen Stellen Schattenbomben abzusetzen.
Luke und Mara kamen am vierzigsten Deck vorbei und senkten sich tiefer ab zum fünfzigsten, wo der Schacht sich auf kaum mehr als die Spannweite eines StealthX verengt hatte. Die Erregung im Geflecht wandelte sich in Angst und Zorn und alle anderen Emotionen, die mitten in einer Schlacht an die Oberfläche brechen. Dann begannen Kenth. Kyle und Tresina Lobi Schreck auszustrahlen und warnten Luke. Kyp und Corran. dass es Arger gäbe.
Luke ließ sich nicht nervös machen. Pfeilschiffe waren erheblich weniger manövrierfähig als StealthX und würden in den verzogenen Decks kaum zu etwas nütze sein, aber dieser Gedanke fand ein jähes Ende, als R2-D2 eine eindringliche Warnung trillerte.
»B-Flügler?«, fragte Luke. B-Flügler waren schwerer bewaffnet als XJ-3s und gehörten zu den gefährlichsten und manövrierfähigsten Sternenjägern der Galaxis. »Bist du sicher?«
R2-D2 pfiff eine verärgerte Bestätigung.
Luke wandte sich von der staubigen Dunkelheit vor dem Jäger ab, nur gerade lange genug, um einen Blick auf das taktische Display zu werfen. Das Bild zeigte den Schacht hinter ihnen, eine sich erweiternde Öffnung, gefüllt mit absteigenden Sternenjägern.
»Unsere?«
Diese Frage wurde beantwortet, als der blaue Strich eines sich nähernden Protonentorpedos auf dem Display erschien. Luke beschleunigte sofort, zog sich in die frei liegenden Decks zurück und führte Mara und Jacen weg vom Detonationsbereich. Der Torpedo raste hinter ihnen vorbei, erreichte dann das Ende des Schachts und explodierte.
Luke und seine Flügelleute wurden zum Teil von mehreren Decklagen geschützt, aber die Wucht war heftig genug, um ihre Heckschilde wegzureißen und sie gegen die nächsten Trennwände zu werfen. Ihre vorderen Schilde absorbierten den größten Teil des Aufpralls, aber in ihren Cockpits brach eine Kakofonie von Schadensmeldungen und Entladungswarnungen aus.
Luke ließ seinen StealthX im Kreis fliegen, solange er schwankte. Die Flügel streiften die Decke auf einer Seite und auf der anderen den Boden, aber seine Zielsysteme schienen unbeschädigt zu sein. Ein ununterbrochener Strom Laserfeuer kam durch den Schacht herunter, als Kyle Katarn und zwei Angehörige seiner Staffel die sich nähernden B-Flügler von hinten angriffen.
Obwohl das Loch im Rumpf nun erheblich größer war als noch vor ein paar Minuten und die künstliche Schwerkraft des Nestes nicht mehr funktionierte, war der Schacht inzwischen so voll mit schwebendem Staub und Trümmern, dass das Gewitter von Schüssen kaum zu sehen war. Luke bemerkte, dass Mara und Jacen bereits ihre Korrekturdüsen benutzten, um sich von ihm zu entfernen und sich auf die Lauer zu legen.
Während sie warteten, schaltete Luke die Alarme ab und fragte sich laut: »Woher haben die Killiks B-Flügler?«
R2-D2 vertrat die naheliegendste Möglichkeit. Immerhin wurden B-Flügler von Slayn & Korpil hergestellt - einer der besten Firmen des Verpinen-Stocks.
»Schon gut - vergiss, dass ich gefragt habe«, sagte Luke. Die Killiks hätten für diesen Kauf nur eine einzige Teerbirne in hoher Stellung gebraucht. »Wie sind die Heckschilde? Kannst du sie wieder hochbringen?«
R2-D2 gab ein abfallendes Pfeifen von sich, dann erschienen zwei B-Flügler in dem Gewitter von durch den Schacht rasenden Lasergeschossen. Mit ihren kopfähnlichen Cockpits, die auf kreuzförmige Flügel gesetzt waren, hatten die Jäger ein vage menschliches Profil, wie ein Mann, der die Beine gespreizt und die Arme ausgestreckt hat. Der erste B-Flügler tauchte aufrecht ab und drehte sich dabei langsam, um die Decks in der Nähe nach StealthX-Eindringlingen abzusuchen. Der zweite flog auf dem Rücken und schoss hinauf in den Schacht auf Kyle Katarn und die anderen angreifenden Jedi.
Der erste Jäger drehte sich nun schneller und wollte die Torpedowerfer am Heck auf Lukes StealthX ausrichten. Luke packte das Schiff mit der Macht und hielt es an Ort und Stelle, dann eröffnete er mit seinen Lasergeschützen das Feuer. Der verdutzte B-Flügler-Pilot versuchte sich mit zusätzlicher Energie loszureißen. Luke setzte die Macht intensiver ein, um den Korrekturdüsen des Gegners entgegenzuwirken, und die Energie, die dabei durch seinen Körper strömte, ließ seine Haut kribbeln.
Mara und Jacen schössen nun ebenfalls. Die Schilde des B-Flüglers blitzten von der Überlastung auf, dann verschwanden sie in einem Sturm von Entladungsstatik. Einen Augenblick später fiel unter der vereinten Wut der StealthX-Geschütze der ganze Jäger auseinander.
Der zweite B-Flügler gab es auf, Kyle und seine Kameraden fernhalten zu wollen, und senkte den Schwanz, um den Torpedowerfer auszurichten. Luke wollte auch diesen Jäger packen, aber Jacen hatte ihn bereits in seinem Machtgriff und hielt ihn an Ort und Stelle, während die Jäger weiter oben Löcher in seine Schilde rissen.
Dieser B-Flügler versuchte nicht einmal, sich loszureißen. Der Pilot schoss einfach den Protonentorpedo in die Richtung, in die das Rohr zeigte. Plötzlich platzten die elektronischen Anzeigen in Lukes Cockpit und spuckten ätzenden Rauch, die Spuckbetondecke brach auf seinen StealthX nieder, und Mara berührte ihn in der Machtverbindung, überrascht und besorgt, aber auch irgendwie überzeugt, dass sie nicht sterben würden - noch nicht.
Dann wurden Luke und sein StealthX Teil der schwebenden Trümmer, die Lasergeschütze und abgebrochenen Flügel trieben im Staub; die Triebwerke, die immer noch durch ein paar Metallfetzen mit dem Rumpf verbunden waren, schlugen dagegen. R2-D2 kreischte Warnungen über den Cockpitlautsprecher, aber seine Stimme war durch das Tosen entweichender Luft kaum zu hören.
Luke versiegelte seinen Schutzanzug und aktivierte das Helmkom. »Ich bin in Ordnung, R2. Bereite dich vor. das Schiff zu verlassen.«
R2-D2 ließ eine Botschaft über das Display in Lukes Visier laufen. DIE SELBSTZERSTÖRUNGSLADUNG FEHLT - UND ES GIBT KEIN SCHIFF MEHR.
»Ich weiß. Hake dich einfach aus.«
Luke konnte spüren, dass Mara ebenfalls unverletzt war.
aber Jacen war schwieriger zu deuten. Er hatte sich in sich selbst zurückgezogen und war aus der Macht verschwunden.
Luke öffnete einen Komkanal. »Jacen?«
»Hier drüben.« Maras Sorge erfüllte die Machtverbindung. »Seine Kuppel ist zerborsten, aber sein Visier ist geschlossen, und ich sehe, dass er Druck in seinem Schutzanzug hat. Er ist vielleicht noch am Leben.«
Luke hielt ängstlich die Luft an. Nicht schon wieder! Er konnte Leia nicht beibringen, dass er noch einen ihrer Söhne verloren hatte.
»Hol ihn raus!«
»Das versuche ich ja«, sendete Mara. »Beruhige dich.«
Aber Luke konnte sich nicht beruhigen. Er fühlte sich, als hätte ihn ein Wookiee in den Bauch getreten. Es war schlimm genug, dass er Anakin in den Tod geschickt hatte, aber dieses Mal war Jacen direkt bei ihm gewesen. Er sah in die Richtung, aus der er Maras Präsenz spürte.
Es dauerte einen Moment, bis er ihr fleckig rotes Bild zwischen all den Trümmern entdeckte, die das bildgebende System in seinem Visier wiedergab. Sie trug bereits ihren Ausrüstungsgurt und hatte sich den schweren G-12-Powerblaster über die Schulter gehängt. Die zerborstenen Überreste ihres Jägers schwebten in all dem Schutt unter ihr, und sie klammerte sich an die leere Droidennische hinter der zerschmetterten Kuppel von Jacens StealthX.
Nun, da er sah, dass Mara bereits bei Jacen war, beruhigte er sich tatsächlich ein wenig. Was getan werden konnte, würde sie tun -, aber er verstand nicht, wie sie so schnell zu Jacens Jäger gelangt war. Vor der Explosion hatte sie auf seiner anderen Seite gelauert.
»Wie bist du dort rübergekommen?«
»Abgeprallt«, antwortete Mara. Sie nahm das Lichtschwert vom Gürtel. »Kommst du?«
»Bin gleich da.«
Luke öffnete seine Kuppel, griff nach seinem eigenen Ausrüstungsgurt und schlüpfte aus dem dunklen Cockpit. Er zog den massiven Powerblaster aus dem Holster hinter seinem Sitz, verband ihn mit dem Energiepack an seinem Gurt und schlang sich die Waffe über die Schulter.
Drei Jedi-Präsenzen tauchten etwa fünfzig Meter hinter ihm auf. Luke warf einen Blick zurück und entdeckte in all dem Staub und den Spuckbetontrümmern, die in dem Schacht umhertrieben, drei scheinbar leere Stellen etwa von der Größe eines StealthX. Selbst auf diese kurze Entfernung war das Bildsystem in seinem Helm für die Sternenjäger ebenso blind wie jedes Sensorsystem.
»Meister Skywalker?«, fragte Kyle über die Helmkoms.
»Jacen ist verletzt - wir wissen noch nicht, wie schwer.« Luke benutzte die Macht, um R2-D2 aus dem Jäger zu ziehen, und verankerte den Droiden hinten an seinem Ausrüstungsgurt. »Wir brauchen Hilfe beim Evakuieren von.«
Luke ließ den Satz unbeendet, als sein Gefahrensinn ihn durch einen eisigen Knoten zwischen seinen Schulterblättern warnte. Er warf sich hinter seinen StealthX und spürte, wie der Rumpf unter einem Hagel von Magnetimpulsgeschossen vibrierte. Er spähte unter dem Bauch des Jägerwracks in die Richtung, aus der die Geschosse kamen, aber seine Angreifer hatten sich zu gut versteckt, als dass das Bildsystem seines Helms sie in den Trümmern finden konnte.
Luke arbeitete daran, sich zu beruhigen und nur die Macht wahrzunehmen, die sich von allen Seiten an ihm brach. Er spürte viele kleine Wellen, die aus der Leere auf ihn zu schwappten: eine sich wandelnde Leere von Wesen, die sich in der Macht versteckten. Es gab Hunderte von ihnen, Gorog-Krieger, die auf ihn zurannten und dabei in die Kampfzone durch einen Engpass stürmten, der tief in dem Meer treibenden Schutts verborgen lag.
Und er nahm noch mehr wahr, eine Stille, so starr, dass sie wie gefroren wirkte, ein kaltes Loch, das die Macht aufzusaugen schien.
»Lomi Plo ist hier«, sagte Luke übers Kom. Zur gleichen Zeit dehnte er sich im Kampfgeflecht aus, rief Kyle, Corran und den Rest der Jedi zu sich und ließ sie wissen, dass es Zeit war, die Falle zuschnappen zu lassen. »Sie hat uns gefunden.«
Magnetimpulsgeschosse begannen auf Lukes Seite des Cockpits durch den Rumpf zu dringen, und er wusste, dass seine Deckung nicht mehr viel wert war. Er spähte immer noch unter dem Wrack des StealthX durch und nahm dabei den schweren Powerblaster vom Rücken. Dann benutzte er die Macht, um einen speedergroßen Block Spuckbeton auf einen noch größeren zutaumeln zu lassen, wo er die ihm nächste Gruppe von Gorog wahrgenommen hatte.
Die beiden Blocks stießen lautlos zusammen und taumelten in neue Richtungen. Das Feuer hörte sofort auf, und Bilder von warmem Käferblut, Eingeweiden und zerdrückten Schutzanzügen zogen über Lukes Bildsystem. Er entdeckte drei Gorog, die durch den Schutt wirbelten und mit allen sechsen um sich schlugen, als sie versuchten, ihre Panzeranzüge wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Luke schwang den Lauf seines Powerblasters herum und schoss einmal auf jedes Insekt, wobei er gegen den Rückschlag der gewaltigen Energieentladungen der Waffe die Macht einsetzte. Anders als die leichteren Blaster, mit denen Luke und Mara - und Han und Leia - bewaffnet gewesen waren, als sie zum ersten Mal gegen die Gorog kämpften, hatte der große G-12 mehr als genug Kraft, durch das dicke Chitin des Druckpanzers eines Killiks zu dringen. Als die Geschosse trafen, zerbrachen sie buchstäblich die schützende Hülle - und den Käfer darin.
Als keine Magnetimpulsgeschosse mehr auf ihn zuflogen, wandte sich Luke zu Mara um. Sie hockte auf der anderen Seite von Jacens StealthX und versuchte eher erfolglos, ihn mit dem Lichtschwert aus dem Cockpit zu schneiden. Eine kleine Gruppe von Gorog eilte durch die Trümmer auf sie zu und überzog Jacens beschädigten Jäger mit Geschossen, während sie von Block zu Block sprangen.
Luke streckte eine Hand aus und stieß die Killiks mit einem festen Machtstoß um. Als sie sich wieder aufrichten wollten, nahm er einen Thermalzünder vom Gurt, aktivierte ihn und warf ihn auf die Insekten.
Ein scharfes Knistern kam über sein Komlink. als die Waffe detonierte, und sein bildgebendes System wurde vorübergehend dunkel. Luke schoss dennoch mit seinem Powerblaster überallhin, wo er Wellen der Leere in der Macht spürte, die ihm sagten, dass sich immer noch etwas von tiefer aus den Trümmern näherte.
Als das Display in seinem Visier wieder klar wurde, hatte Mara Jacens Kuppel aufgeschnitten und drückte einen Knopf an seinem Handgelenk, um das automatische Stimulierungssystem seines Anzugs zu aktivieren. Luke bewegte sich in Saltos durch den Staub auf sie zu und beschoss dabei die Trümmer unter sich. Er brauchte nicht mehr nach Bewegungen in der Macht zu suchen, um Gorog zu finden -jetzt konnte er sie kommen sehen, eine wachsende Flut von eiförmigen Panzern, die von einem Spuckbetonbrocken zum anderen sprang und ihn und die anderen dabei beschoss.
Luke erreichte Jacens StealthX gerade, als Mara seinen schlaffen Neffen aus dem Cockpit zog. »Wie geht es ihm?«
»Er lebt«, sagte Mara. Geschosse bohrten sich in den Rumpf des Jägers, zerrissen Jacens R9-Einheit und füllten die Luft mit Funken. »Noch.«
R2-D2 schickte eine Botschaft in Lukes Visier, dass ohne ein Ausweichmanöver bald keiner von ihnen mehr am Leben sein würde.
»Keine Sorge.« Luke nahm drei weitere Thermalzünder vom Gurt und machte sie scharf. »Ich habe immer noch ein paar Asse im Ärmel.«
Er warf die Zünder nach den angreifenden Gorogs und nutzte die Macht, um sie entlang der Spitze des Schwarms zu verteilen. Diesmal war das Knistern in seinem Helm ohrenbetäubend. Doch Luke schaute in die Gegenrichtung, als die Explosionen erfolgten, sodass sich sein Bildsystem nicht verdunkelte, und zog sich über Jacens StealthX hinweg.
Luke nahm den Ausrüstungsgurt und den Powerblaster seines Neffen aus dem Cockpit, dann schloss er zu Mara auf und nahm ihren Arm. Als sie sich mithilfe der Macht auf einen träge dahintaumelnden Spuckbetonbrocken zuzogen, zeigte Lukes Visierdisplay eine Blase von der Größe eines StealthX, die an dem Schutt vorbeischwebte. Kyle Katarn berührte Luke im Kampfgefecht beruhigend und ließ ihn wissen, dass Verstärkung auf dem Weg war.
Einen Augenblick darauf wurde die Kampfzone von den aufblitzenden Lasergeschützen des StealthX taghell erleuchtet.
Luke und Mara rutschten mit Jacen hinter den Spuckbetonbrocken. Luke benutzte die Macht, um den Block aufrecht zu halten, sodass sie sich hinter dem Gebilde verstecken konnten. Mara öffnete das Statusdisplay am Unterarm von Jacens Anzug und überprüfte seine Werte.
»Sieht alles gut aus«, sagte sie, »Vielleicht hat er nur vom Druck das Bewusstsein verloren.«
»Oder er hat eine Gehirnerschütterung.« Luke konnte die Erleichterung in seiner eigenen Stimme hören. Keine dieser Verletzungen war tödlich - vorausgesetzt, sie konnten Hilfe holen. »Dreh seine Komlautstärke höher.«
Luke wollte Jacen an den Schultern packen, doch Mara schob ihn an den Rand des Blocks. »Halte du Wache. Ich werde.«
Ein Stöhnen kam über den Komkanal, dann wurde Jacens Gesicht hinter dem Visier plötzlich blass. Er öffnete die Augen und hätte sie beinahe alle hinter dem Spuckbetonblock hervortaumeln lassen, als er versuchte sich aufzusetzen.
»Nein, Jacen.« Mara schob ihn gegen den Spuckbeton. »Bleib, wo du bist.«
Er sah einen Moment verwirrt aus, dann wandte er sich an Luke. »Sie ist hier, nicht wahr?«
Luke nickte. »Das nehme ich an.«
»Kannst du sie sehen?«, wollte Jacen wissen.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Luke. »Ich habe sie noch nicht.«
Es knallte ohrenbetäubend auf dem Komkanal, und ein orangefarbener Blitz erhellte die Kampfzone einen Moment. Luke spürte die plötzliche Todesqual eines jungen Jedi, dann sah er die Flügel und Geschützhalterungen eines StealthX zusammen mit Schutt und Rauch an ihnen vorbeitaumeln. Er glitt zur Seite, spähte um die Ecke ihres Spuckbetonverstecks und stellte fest, dass er Lomi Plo tatsächlich sehen konnte. Die Dunkle Königin.
Sie schwebte etwa ein Dutzend Meter entfernt, umgeben von Gorog-Kriegern und in einen leicht zylindrischen Killik-Druckpanzer gehüllt. Zwei lange, krumme Arme streckten sich immer noch von ihren gebeugten Schultern weg und zeigten auf das verzogene Skelett aus rauchendem Durastahl. das einen Moment zuvor noch ein StealthX gewesen war. Ein zweites Paar kurzer, menschlicher aussehender Arme ragte aus der Mitte ihres Körpers, während dünne Beine sich von ihren Hütten abspreizten und sie eher wie ein Insekt aussehen ließen als wie einen Menschen.
Luke wollte sie erschießen und setzte dazu an, nach seinem Powerblaster zu greifen, aber Lomis Gefahrensinn war so ausgeprägt wie der von Mara. Ein Lichtschwert erschien sofort in ihren Händen, und sie drohte sich langsam, spähte suchend in die Trümmer und hielt Ausschau, was sie da angreifen wollte.
Luke registrierte, dass es nur einen Weg gab, mit ihr fertig zu werden, und nahm sein eigenes Lichtschwert vom Gürtel »Mara. halt mir die Käfer vom Leib.«
»Luke?« Sie kam an seine Seite. »Was willst du,«
»Lomi ist dort drüben«, sagte Jacen und trat zu ihnen. »Ich denke zumindest, dass sie es ist.«
»Du kannst sie ebenfalls sehen?«, fragte Mara.
»Klar«, antwortete Jacen. »Entweder das oder ich bin immer noch bewusstlos.«
»Du bist wach«, versicherte Luke ihm. Er löste den Ausrüstungsgurt und warf ihn Jacen zu. »Pass auf R2,«
»Ich bin nicht .so verletzt«, sagte Jacen. »Ich komme mit.«
Sie hatten keine Zeit, darüber zu diskutieren, denn Lomi Plo hatte Luke entdeckt und kam direkt auf ihn zu. Das Gesicht in dem Panzer war das gleiche, das Luke vor ein paar Monaten während ihres letzten Kampfes kurz gesehen hatte: ein halb geschmolzenes, nasenloses Gesicht mit vorstehenden Facettenaugen und kurzen Fresswerkzeugen, wo sich ihr Unterkiefer hätte befinden sollen. Die Fresswerkzeuge hinter dem Visier bewegten sich, und die Gorog-Krieger hoben die Waffen und drehten sich zu ihnen, um zu schießen.
Luke sprang auf Lomi Plo zu. packte sie gleichzeitig in der Macht und zog sie zu sich. Sie warf sich in einen Rückwärtssalto und versuchte sich so loszureißen, doch Luke hatte sie zu fest gepackt. Sie konnte sich gerade noch rechtzeitig umdrehen, bevor er da war, seine Klinge zündete und nach ihrem Bauch stieß.
Sie zog ihre lila Klinge nach unten und blockierte den Angriff. Luke entdeckte aus dem Augenwinkel ein weißes Blitzen, das auf seinen Helm zukam, und musste sich zur Seite werfen. Ihr zweites Lichtschwert fegte an seiner Schulter vorbei und hätte ihn um ein Haar erwischt. Luke nutzte die Macht, um seine Drehung zu verstärken, und riss die Füße hoch über den Kopf. Er landete einen machtverstärkten Tritt gegen ihr Visier, und die Spitze seiner Klinge kratzte einen rauchenden Bogen in die Seite ihres Panzers.
Lomi Plo riss beide Lichtschwerter zu einem Gegenangriff herum, das kurze lilafarbene zielte auf Lukes Bauch, das lange weiße fegte auf seine Knie zu. Er wechselte zu einem einhändigen Griff, begegnete der weißen Klinge mit seiner eigenen und blockierte den anderen Angriff, indem er sich eindrehte und auf ihren Ellbogen schlug, was sie zwang, beide Arme mit den Klingen ausgestreckt vor sich zu halten. Sie reagierte, indem sie ihre Knie hoch zu seinem Helm zog, was ihn davontaumeln ließ. Dann begann ein wilder Wettbewerb von Schlägen und Gegenschlägen. Keiner konnte Schwächen ausfindig machen oder einen fatalen Trick vorbereiten, denn beide kämpften nur darum, ein paar weitere Sekunden zu überleben, und konzentrierten ihre gesamte Aufmerksamkeit darauf, den nächsten Schlag abzuwehren. All ihre Kraft. Schnelligkeit und ihr Können flössen in den nächsten Angriff, um nur ein klein wenig schneller zu sein und den Blocks des Gegners ein wenig härter zu begegnen.
Luke nahm vage wahr, dass um sie her weitere Kämpfe tobten. Er konnte spüren, wie Mara und Jacen seine Flanken deckten und Lomi Plos Leibwächter mit Blastem, Sprengsätzen und der Macht abwehrten. Er konnte spüren, wie mehrere StealthX in die Kampfzone glitten, sie mit ihren Lasergeschützen beleuchteten, tiefer in den Schutt eindrangen und verhinderten, dass mehr Gorog ihre Königin erreichten. Li konnte hören, wie Kyle Katarn über das Anzugkom Befehle gab, die Jedi-Ritter anwies, ihre StealthX zu verlassen und einen schützenden Ring um ihren Großmeister zu bilden.
Dann zündete Mara den ersten Dämpfer. Ein schrilles Heulen erfüllte die Komkanäle. und die Kampfzone schimmerte in Regenbogenfarben. Die Luft in Lukes Helm roch plötzlich nach frisch geschnittenen Pallies - eine Nebenwirkung dieser die Aura unterdrückenden Waffe, die Cilghal entwickelt hatte, um den Kollektivgeist der Killiks zu stören.
Ohne die Gedanken und Gefühle ihrer Mitnister erstarrten die Gorog-Krieger, begannen mit selbstmörderischen Angriffen oder sackten einfach zitternd zusammen. Auch Lomi Plo zögerte, ihr weißes Lichtschwert verharrte einen Herzschlag zu lang über ihren Schultern, und ihre untere Klinge war an der falschen Stelle und verteidigte sie gegen einen Flankenangriff, der nicht erfolgte.
Luke griff wütend an, glitt unter ihrem erhobenen Lichtschwert hindurch und traf ihre untere Abwehr mit einem Schlag nach oben, er drängte weiter vorwärts und schlug nach ihrer Mitte. Sie drehte sich, indem sie sich seitlich nach hinten warf. Luke sprang vor und trieb die Spitze seiner Klinge tief in den Bauch ihres Panzers.
Einen Atemzug lang schien die Königin nicht zu bemerken, dass sie getroffen war. Sie sah nur, dass Luke sich weit vorgestreckt hatte und sich nicht im Gleichgewicht befand, schnappte entzückt mit den Fresswerkzeugen und zog die kurze Klinge in Richtung seines Arms, während ihre lange Klinge von oben auf ihn herabsauste.
Luke schaltete sein Lichtschwert ab, warf sich zur Seite und sah entsetzt, wie ihre lange Klinge kaum einen Zentimeter von seinem Helmvisier entfernt durch die Luft fuhr. Er rollte weiter und bemerkte, dass Dampf aus dem Bauch von Lomi Plos Druckpanzer quoll, dann zog es ihm die Füße nach oben - und er hing mit dem Kopf nach unten fest in einem Netz goldener Machtenergie.
Luke wusste, was ihm drohte: Das Myrkr-Einsatzteam hatte beschrieben, wie Lomi Plo ein ähnliches Netz benutzt hatte, um einen Yuuzhan Vong in Stücke zu schneiden. Luke stieß mit der Macht zu und hielt damit das Netz davon ab. sich weiter zuzuziehen und durch seinen Schutzanzug zu schneiden. Aber er war nicht stark genug, um den Angriff zu durchbrechen. Cilghals Dämpfer hatte Lomi Plo vom Kollektivgeist der Gorog abgeschnitten, aber nicht von der Macht. Sie konnte sich immer noch ihres Nestes bedienen, um ihr Machtpotenzial zu stärken, und so stark Luke auch sein mochte, es genügte nicht, um ein ganzes Nest von Killiks zu überwältigen. Er würde einfach durchhalten müssen - und hoffen, dass ihr die Luft ausging, bevor ihm die Kraft ausgehen würde.
Eine teerige schwarze Substanz floss nun aus dem Loch in Lomi Plos Panzerwunde, und die Dampfwolke verschwand. Die Königin hatte das Loch gestopft. Sie wandte sich um und schwebte auf Luke zu, die Fresswerkzeuge so weit ausgebreitet, dass er die lächelnde Reihe von Menschenzähnen sehen konnte, die sie verdeckten.
Mara oder Jacen um Hilfe zu bitten, stand nicht zur Debatte. Sie waren damit beschäftigt. Gorog-Krieger abzuwehren, überschlugen und drehten sich weg und wehrten mithilfe der Macht Geschosse ab. Stattdessen wagte Luke es, seine Konzentration zu teilen, und nutzte die Macht, um einen wookieegroßen Brocken Spuckbeton auf Lomi Plos Kopf zuzustoßen.
Selbstverständlich erreichte das Geschoss sie nicht. Sie spürte es kommen, hob die Hand und ließ es zu Mara hinüberfliegen.
Der Aufprall riss Mara herum, und das Magnetimpulsgeschoss eines Gorog traf sie im Lendenbereich. Eine Dampfwolke schoss aus dem Loch und verschwand dann schnell wieder, als der Schutzanzug sich selbst versiegelte.
Luke spürte Maras Überraschung und zu einem gewissen Grad sogar den dumpfen, tiefen Schmerz der Wunde selbst. Leidenschaftliche Wut stieg in ihm auf, und vielleicht gab ihm ja das die Kraft, Lomi Plos Machtnetz zu zerreißen, oder vielleicht hatte sie sich auch von dem Brocken, den Luke nach ihr geschleudert hatte, ablenken lassen.
Es war egal. Luke drückte, und das Netz löste sich auf. Er stürzte auf Lomi Plo zu. entschlossen, ihr jetzt ein Ende zu bereiten, aber auch voller Angst, er könnte nicht schnell genug sein - nicht gut genug, um die Unsichtbare Königin rechtzeitig zu töten und Mara zu retten.
Lomi Plo erwartete ihn. Plötzlich schien sie so groß zu sein wie ein Rancor, mit stachelbewehrten, drei Meter langen Käferarmen und so schnellen Reflexen, dass er ihre wirbelnden Lichtschwerter nur noch verschwommen wahrnehmen konnte. Luke stoppte seinen Angriff und versuchte den Kopf freizubekommen und sich zu beruhigen, damit er entscheiden konnte, was von dem, was er sah, der Wahrheit entsprach.
Aber es hatte keinen Zweck. Luke hatte zu viel Angst um Mara. Er konnte spüren, wie sie davonglitt, spürte, wie sie sich bemühte, den Schmerz zu beherrschen - und die Gorog griffen immer noch an. Luke warf sich wieder auf Lomi Plo. Es war egal, dass er niemals an ihrer Abwehr vorbeikommen würde oder dass er nicht verstand, was er sah. Er musste sin einfach nur töten.
Doch Lomi Plo hatte genug davon, gegen Luke zu kämpfen. Sie drehte sich weg, und ihre langen oberen Arme schlugen nach Mara. Luke stellte die Klinge fest und zog die Hand zurück zu einem Wurf - doch sein Arm ließ sich nicht mehr vorwärtsbewegen. Nichts regte sich mehr, er konnte nicht einmal den Mund öffnen, um den Schrei auszustoßen, der in ihm aufstieg, als Lomi Plos weißes Lichtschwert in einem Bogen auf Maras Helm niederging.
Dann war Jacen da, sprang vor Mara, und sein Lichtschwert blitzte auf, um die Waffe der Dunklen Königin abzufangen. Ihre Schwerter trafen sich über seinem Kopf, und er drehte seine Klinge blitzschnell um die von Lomi Plo und ließ ihr weißes Lichtschwert in den Schutt fliegen.
Aber Lomi Plo hatte zwei Lichtschwerter. Sie schwang das zweite unter Jacens Abwehr nach oben und stach es in den Bauch seines Schutzanzugs. Die lila Spitze trat an seinem Rücken wieder heraus, und Luke konnte sich immer noch nicht rühren. Wenn das ging, war er noch mehr gelähmt als zuvor: Er konnte nicht atmen, konnte nicht blinzeln - es kam ihm vor, als hätte sogar sein Herz aufgehört zu schlagen.
Die Mündung von Maras Powerblaster erschien unter Jacens erhobenem Arm, und Luke konnte den Zorn spüren, der seine Frau antrieb; den Zorn darüber, was ihrem Neffen zugestoßen war. Ein blendend helles Geschoss trat aus dem Lauf, traf Lomi Plo frontal gegen die Brust und ließ sie sich überschlagen, ihr lila Lichtschwert blieb in Jacens Körper stecken.
Und plötzlich konnte Luke sich wieder bewegen. Er nutzte die Macht, um sich zu Jacen und Mara zu ziehen, dann deaktivierte er Lomi Plos Lichtschwert und warf den Griff beiseite. Inzwischen hatte Mara bereits die Löcher in Jacens Schutzanzug geflickt.
Kyle Katarn traf im gleichen Augenblick ein. Er tauchte mit einem halben Dutzend anderer Jedi zwischen dem Schutt auf. Sie vertrieben schnell die letzten Gorog-Krieger, spickten die Dunkelheit mit Blastergeschossen und warfen Thermalzünder wie Konfetti. Sie nutzten die Macht, um eine Schutzschicht aus Trümmern um die Skywalkers und Jacen zu bilden.
»Wo ist Lomi Plo?«, fragte Kyle. »Ich kann sie nicht sehen. Ist sie immer noch hier?«
Luke hörte ihn kaum. Er konnte spüren, dass Mara Schmerzen hatte, aber sie war stark und konnte immer noch klar genug denken, um Jacen zwei Notfallsiegel auf den Schutzanzug zu drücken. Aber Jacens Präsenz war so schwach geworden wie zu dem Zeitpunkt, als er bewusstlos gewesen war. und die dunklen Sprühflecke rings um die Anzugflicken wiesen darauf hin. dass er viel Blut verloren hatte.
»Jacen?«
»Macht, euch keine Sorgen, um mich.« Jacen klang angestrengt, aber ruhig, und seine Worte hatten die Schärfe eines Befehls. »Du zeigst Lomi, deine Schwäche!«
»Schon gut.« Luke spähte über die Schulter, sah aber kein Zeichen von Lomi Plo oder ihren Gorog. »Mara hat sie vertrieben.«
»Tatsächlich?«, fragte Mara. Sie hatte Lomi Plo offenbar nicht sehen können. »Bist du sicher?«
Jacen schüttelte den Kopf. »Das, wissen wir, nicht.« Er packte Luke am Ärmel und zog ihn näher zu sich heran, »Du hast ihr, deine Angst gezeigt, und sie hat sie, gegen dich verwendet.«
Mara sah Luke an, dann wies sie mit dem Kinn hinter ihn. »Ich kümmere mich um Jacen«, sagte sie. »Du kümmerst dich um Lomi Plo.«
Luke nahm Jacens Powerblaster und drehte sich langsam um. Er beruhigte seine Gedanken und Gefühle und überließ sich der Macht, sodass er all ihre Strömungen spüren und nach der kalten Stille suchen konnte, die Lomi Plo sein würde. Aber er konnte nichts wahrnehmen, nicht einmal die vielsagenden kleinen Wellen in der Macht, die Gorog-Krieger verursachten.
»Ich glaube, sie ist weg«, sagte er schließlich. »Ich kann sie nicht mehr sehen.«
Verhörzellen ähnelten sich in der ganzen Galaxis: Sie waren dunkel, eng und karg, und normalerweise zu heiß oder zu kalt. Der Verhörspezialist hatte für gewöhnlich ein Atemproblem; einige ächzten oder keuchten oder sie benutzten sogar ein Atemgerät, was vermuten ließ, dass sie selbst ein oder zwei Mal an einen Stuhl gefesselt gewesen waren. Dieser Verhörspezialist, ein blauhäutiger Chiss in der schwarzen Uniform eines Commanders der Verteidigungsflotte, sprach mit einem feuchten Schnauben. Das rührte wahrscheinlich von der alten Wunde über seiner schwarzen Augenklappe her, einer daumengroßen Delle, die tief genug war, um seine Stirnhöhle eingedrückt zu haben.
Als der Offizier näher kam, roch Leia den beißenden Charric-Geruch - das ging an Bord eines Sternenzerstörers der Chiss wahrscheinlich als Deodorant durch. Der Mann blieb anderthalb Meter von ihrem Stuhl entfernt stehen und sah sie aus seinem gesunden Auge an, als frage er sich, wie eine Jedi-Frau wohl unter ihrem Gewand aussah. Leia tat so, als hätte sie das nicht bemerkt. Das »Ausziehen« war ein alter Verhörtrick und sollte bewirken, dass eine Gefangene sich machtloser fühlte, als sie wirklich war. Leia hatte solche Blicke öfter über sich ergehen lassen, als sie sich erinnern wollte - und das traf besonders auf das Verhör zu, dem Darth Vader sie unterzogen hatte.
Schließlich begegnete der Mann ihrem Blick und sagte: »Sie sind wach. Gut.«
»Ich bin froh, dass wenigstens einer von uns das gut findet«, sagte Leia. »Wenn ich ehrlich sein soll, hätte ich gerne weitergeschlafen, bis mein Kopf nicht mehr geschmerzt hätte.«
Das rote Auge des Mannes leuchtete auf, als er sich das für die Zukunft merkte. Wieder tat Leia, als fiele es ihr nicht auf. Sie hatte vor, ihm eine ganze Spur solcher Leckerbissen auszulegen. eine Spur, die direkt zu der Identität der Person führen würde, die ihre Mission verraten hatte.
»Ja. das Betäubungsgas.« Die Behinderung des Verhörspezialisten bewirkte, dass er Gas wie Khas aussprach. »Nach dem Ärger, den wir bei der Gefangennahme von Jedi Lowbacca hatten, hielten wir es für ratsam, mit Ihnen und Meisterin Sebatyne vorsichtig zu sein.«
»Sie hätten höflich bitten können.«
Der Verhörspezialist lächelte dünn. »Das haben wir. Sie haben zwei unserer Klauenjäger abgeschossen.«
Leia zuckte die Achseln. »Das war ein kleines Missverständnis.«
»So nennen Sie das also?« Seine Stimme blieb fest, aber ihr war jetzt eine gewisse Hitzigkeit anzuhören. »Dann sollten wir vielleicht sichergehen, dass es zu keinen solchen Missverständnissen mehr kommt.«
Er trat zurück und zeigte auf einen großen Schirm, der in der Ecke hing. Auf sein Zeichen hin erschien ein Bild, das Han zeigte, der an einen ähnlichen Stuhl gefesselt war wie Leia. Ein anderer Chiss-Offizier mit strengem blauem Gesicht stand direkt neben Han. Auf einem Tisch in der Nähe lagen diverse Nervensonden, Laserskalpelle und elektrische Klemmen - ein ganzes Büfett der Folter.
Leia keuchte, und ihr Herz fing plötzlich an, sehr hart zu schlagen. Sie wandte sich dem Mann zu und versuchte die Fassung zu wahren. »Captain Fei hat versprochen, dass es keine Folter geben würde.«
»Wenn Sie sich ergeben.« Ein feuchtes Rasseln drang tief aus der Kehle des Verhörspezialisten, als er einatmete. »Stattdessen haben Sie Ihre Fluchtversuche fortgesetzt, bis er Sie gegen den geborstenen Mond gedrängt hat.«
»Ein Chiss will sich hinter einer Formalität verstecken?«
Die Verachtung in Leias Stimme bestätigte dem Verhörspezialisten, dass er den richtigen Hebel gefunden hatte - das wusste sie, aber sie konnte einfach nicht anders. Nachdem sie entdeckt hatten, dass der Mondcluster voller Killiks war, hatte sie sich dagegen ausgesprochen, weiter zum Planeten zu fliehen. Mit einem kaputten Steuersystem, der Zark-Staffel und zwei Sternenzerstörern, die bereit waren, den Falken in Stücke zu schießen, war es ihr einfach klüger erschienen, sich in diesem Moment zu ergeben und später zu fliehen. Nun war sie nicht mehr so sicher. Die Chiss mussten in einer verzweifelten Situation sein, wenn sie Versprechen brachen und mit Folter drohten - und ein verzweifelter Feind war immer am gefährlichsten.
Der Verhörspezialist schwieg und gab Leias Gefühlen Zeit, sich aufzubauen. Er versuchte sie so schnell wie möglich von Angst über Zorn zur Hoffnungslosigkeit zu führen.
Aber Leia hatte sich wieder im Griff und verbarg ihre Angst hinter einer kühlen Stimme. »Ich sehe, ich muss meine Ansicht über die Chiss revidieren.«
Der Verhörspezialist spreizte in einer Geste der Hilflosigkeit die Finger. »Das hängt ganz von Ihnen ab. ebenso wie das Schicksal Ihres Mannes.«
Auf dem Schirm griff der junge Offizier nach einem Laserskalpell. Flan reagierte mit einem höhnischen Lächeln, aber Leia konnte die Angst hinter seiner demonstrativen Verachtung spüren. Der Offizier führte die Klinge dicht an Hans Auge, dann vollzog er einen sehr präzisen Serpentinenschnitt über Hans Wange - was nur bewies, dass es bei diesem Verhör keine Regeln gab. Der Buchstabe S erschien in hellem Rot. und Blut lief Han über die Wange.
Han behielt sein höhnisches Grinsen bei und zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Das kann mein Aussehen nur verbessern.«
Bitte, Han, provoziere ihn nicht, drängte Leia lautlos.
»Das ist nur ein Kratzer«, sagte der Verhörspezialist. »Solange Sie sich kooperativ verhalten, wird Ihrem Mann nichts Schlimmeres zustoßen. Wenn Sie sich jedoch weigern, wird mein Protege gezwungen sein zu zeigen, was er kann,«
Leia verspürte Hass und das plötzliche Bedürfnis, diesem kleinen Mann zu zeigen, wer hier wirklich das Sagen hatte. Sie wollte mit der Macht zugreifen und ihm die Kehle zudrücken. Stattdessen schluckte sie ihren Zorn hinunter und kniff nur die Augen zusammen.
»Es wird Sie überraschen, aber ich bin durchaus bereit, ihnen alles zu sagen, was Sie wissen wollen.« Sie wandte sich der verborgenen Vidcam zu, die sie auf der einen Seite des Bildschirms wahrgenommen hatte. »Sie wissen bereits von der Mission des Falken, und etwas anderes haben die Jedi nicht zu verbergen.«
Der Verhörspezialist folgte ihrem Blick und lächelte. »Beeindruckend. Andere raten vielleicht, dass es eine Cam gibt. Sie kennen sogar die genaue Position. Ich bin sicher, Sie haben viele solche Talente, Jedi Solo.« Sein Lächeln verschwand plötzlich, und er beugte sich vor und blies ihr übel riechenden Atem ins Gesicht. »Aber ich muss Sie warnen, diese Talente nicht für eine Flucht zu nutzen, üb Sie Erfolg haben oder nicht, Ihr Mann wird nicht in der Lage sein, mit Ihnen zu fliehen.«
Wieder warf er einen Blick auf den Schirm. Als Leia hinsah, zoomte die Cam zurück. Hinter Han standen zwei Chiss-Wachen. die ihre Charric-Pistolen auf seinen Kopf gerichtet hielten. Leias Hass auf den Verhörspezialisten schloss nun auch seine Vorgesetzten und alle anderen ein. von denen sie wusste, dass sie zusahen.
Sie breitete ihre Machtwahrnehmung um sich herum aus. Wie erwartet, spürte sie hinter sich ebenfalls zwei Chiss-Wachen. Aber sie spürte auch ein Paar vertrautere Präsenzen hinter und über den Wachen, etwa dort, wo sich ein Ventilationsschacht befinden könnte. Cakhmaim und Meewalh waren entkommen - oder, was wahrscheinlicher war. man hatte sie überhaupt nicht gefangen genommen.
Leia wandte sich wieder dem Verhörspezialisten zu.
»Ich mag Ihre Drohungen nicht«, sagte sie. Es war ein Codesatz, der den Noghri klarmachte, dass ein Befehl folgen würde. »Drohungen sind allerdings manchmal wirksam. Meisterin Sebatyne und ich können auf uns selbst aufpassen, aber ich wäre sehr unglücklich, wenn Han oder anderen Mitgliedern unserer Besatzung etwas zustoßen würde.«
Der Verhörspezialist verzog das Gesicht, verwirrt, nur eine, wie es schien, indirekte Antwort auf seine Drohung zu erhalten. »Wenn Sie um eine Garantie für Ihre Sicherheit bitten wollen.«
»Ich bitte um überhaupt nichts, Commander.« Leia hielt inne und wartete darauf, dass der Name des Verhörspezialisten in seinen Gedanken aufsteigen würde. ». Baltke. Ich sage Ihnen, ich werde alles, was Han und den anderen zustößt, auch Ihnen antun.« Sie wandte sich der verborgenen Vidcam zu. »Und Ihnen.«
Es war kaum zu erkennen, dass Baltke die Lippen fester zusammenkniff, aber Leia wusste, seine Vorgesetzten würden ihn später darauf hinweisen, dass dies der Augenblick gewesen war, in dem er die Kontrolle über das Verhör verloren hatte. Im Moment jedoch schien er zu glauben, dass er immer noch derjenige war, der alles bestimmte. Er nahm sich kurz Zeit und versuchte Leia niederzustarren - bei jedem Atemzug leise schnaubend. Sie spürte indessen, dass die Noghri sich zurückzogen, um ihre Anweisungen auszuführen.
Schließlich trat Baltke neben Leia und streckte eine Hand zu einer der Wachen hinter ihr aus. Als die Hand zurückkehrte, hielt sie einen Injektor.
»Keine Angst. Prinzessin.« Baltke zog den Ärmel ihres Gewands hoch und führte die Spritze an ihren Unterarm. »Das hier soll Ihnen nur helfen, sich zu entspannen - und dafür sorgen, dass Ihre Antworten der Wahrheit entsprechen.«
»Oh. ich habe keine Angst. Commander.«
Leia erzeugte ein lautes Machtknallen in der Ecke hinter sich, dann nutzte sie die Macht, um die Spritze an Baltkes Oberschenkel zu pressen und zuzudrücken. Er stieß einen überraschten Schrei aus und zog die Spritze so schnell weg, dass selbst Leia kaum sah, was geschehen war. Da der Blickwinkel der Vidcam zum Teil vom Rücken des Commanders verdeckt gewesen war, hoffte sie, dass nichts davon auf den Monitoren im Kontrollraum zu sehen gewesen war.
»Commander?«, fragte eine der Wachen hinter ihr. »Stimmt etwas nicht?«
»Alles ist in Ordnung«, sagte Leia beruhigend. Normalerweise konnte sie mithilfe der Macht nur willensschwache Personen beeinflussen - aber die Droge war schließlich dazu entwickelt worden, Willensschwäche zu verursachen Sie hoffte nur, dass sie schnell wirkte. »Ich bin zusammengezuckt, und Commander Baltke hätte sich die Spritze beinahe selbst injiziert.«
Baltke runzelte die Stirn und starrte die Spritze in seiner Hand an.
»Commander?«, fragte die zweite Wache.
»Sie ist zusammengezuckt.« Er gab der Wache die Spritze zurück. »Ich hätte mir die Spritze beinahe selbst injiziert.«
Leia atmete erleichtert aus. »Die Droge wirkt offenbar. Commander. Ich fühle mich schon viel entspannter.«
»Gut so. Ich mich auch.« Baltke sprach ein wenig schleppender, aber das war kaum wahrzunehmen. Er stellte sich wieder vor Leia hin und schwankte dabei ein wenig. »Ich denke, wir können jetzt anfangen.«
»Sie brauchen nicht zu stehen. Commander«, sagte Leia.
»Setzen Sie sich doch und machen Sie es sich bequem. Sie werden feststellen, dass ich sehr kooperativ bin.«
»Sie ist kooperativ.« Baltke schaute eine der Wachen an. »Bringen Sie mir einen Stuhl.«
Leia spürte eine wachsende Welle der Sorge von den beiden Wachen ausgehen, und sie hörte nicht, dass einer von ihnen sich geregt hätte, um den Befehl auszuführen.
»Verzeihen Sie mir. wenn ich mich einmische.« Leia sprach bewusst schleppend, um den Eindruck zu verstärken, dass sie sich nicht ganz unter Kontrolle hatte. »Aber war das nicht ein Befehl?«
»Das haben Sie nicht zu entscheiden. Gefangene«, erwiderte eine der Wachen.
»Nicht meine Schuld«, gab Leia zurück. »Ich bin nicht diejenige, die mir eine Wahrheitsdroge injiziert hat.«
»Es war tatsächlich ein Befehl.« Baltke sah die Wachen verärgert an. »Muss ich ihn wiederholen?«
»Nein, Sir.«
Die Tür öffnete sich schwirrend, und einen Augenblick später platzierte ein Soldat in schwarzer Uniform einen Stuhl hinter Baltke.
»Danke.«
Baltke setzte sich und betrachtete Leia mit leisem Schnauben. Er runzelte die Stirn, als fiele es ihm schwer, sich zu erinnern, was er sie fragen wollte. Sie würde schnell handeln müssen. Es würde nicht lange dauern, bis seine Vorgesetzten merkten, dass etwas nicht stimmte, und sie ihn ersetzten.
»Ich nehme an, Sie wollen wissen, worin die Pläne der Jedi bestehen«, gab sie ihm ein Stichwort.
Baltke schüttelte den Kopf. »Kenne sie schon.«
Leia runzelte die Stirn. »Tatsächlich?«
»Selbstverständlich.« Er nickte mit Nachdruck. »Wir wollen wissen, warum.«
»Warum was?«
»Warum zwingen die Jedi die Galaktische Allianz, sich mit der Kolonie gegen uns zu verbünden.«
»Das tun wir nicht«, sagte Leia.
Baltke schnaubte traurig, dann drehte er sich zu dem Schirm in der Ecke um. Er drückte auf das Kom an seinem Revers. »Sie lügt. Schneiden Sie ihm etwas ab.«
Der Offizier auf dem Schirm lächelte. Dann aktivierte ei sein Laserskalpell und drückte die Spitze unten an Hans Ohr.
»Ich lüge nicht.« Leia unterstützte ihre Worte mit der Macht. »Es ist die Wahrheit.«
»Die Wahrheit?« Baltke schien verwirrt zu sein, und Leia erkannte, dass die Vorstellung, gegen die sie ankämpfte, tief in ihm verwurzelt war. »Aber die Killiks haben uns bei Snevu mit einem brandneuen Sternenzerstörer der Allianz in einen Hinterhalt gelockt.«
»Ja, das weiß ich«, sagte Leia. »Das war die Admiral Ackbar. Die Killiks haben sie im Murgo-Engpass gekapert. Kurz bevor Admiral Bwua'tu verhinderte, dass die Flotte der Kolonie den Utegetu-Nebel verließ.«
»Die Killiks? Die Killiks haben einen Sternenzerstörer der Allianz gekapert?« Es fiel Baltke offensichtlich schwer, das zu glauben, selbst unter dem Einfluss einer Droge, die seinen Willen schwächte. »Das kommt mir nicht sehr wahrscheinlich vor, Prinzessin.«
Der Offizier auf dem Schirm begann in die Haut um Hans Ohr zu schneiden, was Han veranlasste, die Zähne zusammenzubeißen und sich gegen seine Fesseln zu stemmen. Den Kopf bewegte er klugerweise nicht.
»Sie dummer Rodder!«, schrie Leia. Sie musste ihre gesamte Willenskraft aufbieten, um Baltke nicht mithülfe der Macht zu erwürgen, aber sie zügelte sich. Die Noghri hatten Han noch nicht erreicht oder das, was sie sah. würde nicht geschehen. »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Ich war dort!«
»Sie waren dort?« Baltke betrachtete weiter den Schirm, die Miene ausdruckslos und uninteressiert, als sähe er jeden Tag, wie jemandes Ohr in Zeitlupe abgeschnitten wurde. »Ich bin sicher, deshalb wirkte diese Eroberung in den Nachrichtenholos so überzeugend.«
Leia stöhnte. »Ich werde Sie nie davon überzeugen können, dass das nicht inszeniert war.« Sie konnte den Blick nicht von Hans gequältem Gesicht lösen. »Warum hören Sie also nicht auf, ihn zu schneiden, und fragen Ihre Kontaktperson?«
»Unsere Kontaktperson?«
»Die Person, die Ihnen von der Mission des Falken erzählt hat!«, erwiderte Leia. Wer immer das sein mochte, er - oder sie - würde ebenfalls dafür bezahlen, was Han nun erdulden musste, immer vorausgesetzt, Leia konnte Baltke veranlassen, die Identität des Verräters zu enthüllen. »Sie haben sicher guten Grund, dieser Person zu vertrauen.«
»Ein hervorragender Vorschlag.« Baltke nickte ein wenig zu begeistert. »Ich werde es Commander Fei ausrichten.«
»Vielleicht sollten sie aufhören, Han zu foltern, bis Sie meine Version bestätigt bekommen.« Leia setzte erneut die Macht ein und versuchte Baltke denken zu lassen, dass das eine gute Idee war. »Ich sage wirklich die Wahrheit.«
Baltke stand auf und aktivierte sein Kom. »Warten Sie.«
Hans Folterer warf einen Blick über die Schulter, dann hielt er inne, das Laserskalpell immer noch an Hans Ohr.
Leia atmete erleichtert aus. »Danke«, sagte sie. »Bis Sie eine Botschaft nach Coruscant geschickt haben, würde nicht genug von ihm übrig bleiben, um,«
»Coruscant?«, fragte Baltke verwirrt.
»Dort befindet sich Ihre Kontaktperson doch, oder?« Leia konzentrierte ihre gesamte Aufmerksamkeit auf Baltke, sodass sie jede Spur von Täuschung wahrnehmen würde - in seinem Gesicht oder in der Macht. »Oder ist sie bei der Flotte?«
»Da werden Sie Captain Fei fragen müssen.« Baltke klang hilfreich, als glaube er wirklich, dass Jagged es ihr sagen würde. »Er ist der Einzige, der weiß, wer diese Kontaktperson ist.«
Dann legte er den Kopfschief und runzelte die Stirn: zweifellos erhielt er Anweisungen über einen verborgenen Ohrhörer. Leia versuchte, den wachsenden Kloß der Enttäuschung in ihrer Kehle hinunterzuschlucken. Selbst wenn Baltke sich irgendwie seiner eigenen Wahrheitsdroge widersetzte, konnte sie weder in seinem Gesicht noch in der Macht eine Spur von Betrug wahrnehmen. Soviel er wusste, war Jagged Fei tatsächlich die einzige Person, der bekannt war, wer die Mission verraten hatte.
Baltkes Gesicht nahm ein etwas helleres Blau an. »Sie sind sehr gerissen, Prinzessin - aber Gerissenheit hat ihren Preis.« Wieder aktivierte er das Kom. »Bringen Sie es zu Ende.«
Der Offizier schnitt Hans Ohr ab, dann trat er zurück, das Ohr zwischen Daumen und Zeigefinger. Hans Mund öffnete sich zu einem Brüllen, und er schüttelte den Kopf was eine Blutlinie über das blaue Gesicht des Mannes spritzen ließ.
Leia wurde unglaublich wütend, und ihr war so elend, dass sie dagegen ankämpfen musste, sich zu übergeben.
»Ich hoffe, Sie erinnern sich an meine Warnung, Commander!«, fauchte sie. »Denn ich tue es ganz bestimmt.«
»Selbstverständlich«, erwiderte Baltke freundlich. »Und ich hoffe, Sie erinnern sich, was passieren ward, wenn Sie etwas Dummes versuchen.« Wieder zeigte der Schirm die beiden Wachen, die ihre Charric-Pistolen auf Hans Hinterkopf richteten. »Nun sollten wir vielleicht über die Aktivitäten Ihrer Tochter sprechen.«
»Das ist doch sinnlos - darüber wissen Sie mehr als ich«, sagte Leia. Sie war immer noch von dem geschockt, was sie gerade gesehen hatte. Die Chiss waren zähe, tückische Soldaten. Aber sie hatte nicht geglaubt, dass sie tatsächlich einen Gefangenen foltern würden - besonders nicht, wenn einer ihrer kommandierenden Offiziere etwas anderes versprochen hatte. Natürlich legte die Tatsache, dass Jagged es überhaupt für nötig gehalten hatte, ein solches Versprechen abzugeben, nahe, dass Leia ein wenig naiv war. »Aber ich bin sicher, das werden Sie mir ebenfalls nicht glauben.«
Baltke wirkte verwirrt. »Ich will Ihnen ja glauben, Prinzessin. Sagen Sie uns einfach, warum sie den Bodenschwarm der Killiks anführt.«
»Woher soll ich das wissen?«, fauchte Leia. »Weil sie eine Mitnisterin ist.«
Baltke schnaubte laut und legte den Kopf schief. Leia fasste sich wieder und musste erkennen, dass sie Han oder den Jedi nicht helfen würde, wenn sie sich von ihrer Angst und ihrer Frustration beherrschen ließ. Sie wandte sich der versteckten Vidcam zu.
»Und selbst wenn Jaina keine Mitnisterin wäre«, sagte sie bedächtig, »könnten die Jedi das Niedermetzeln einer ganzen Spezies nicht hinnehmen. Wir sind alle gegen das, was Sie hier tun - das ist der Grund.« Sie warf noch einen Blick zu dem Display, und als der Offizier neben dem blutenden Han stehen blieb, fügte sie hinzu: »Die Jedi versuchen nur, den Krieg zu beenden.«
»Indem Sie uns besiegen«, erwiderte Baltke.
Leia schüttelte den Kopf. »Nein - indem wir die Kolonie zerstören und die Killiks wieder in ihren früheren Zustand mit unorganisierten Nestern zurückversetzen.«
Baltke schnaubte. »Vielleicht verstehen Sie und Captain Solo sich dieser Tage ja nicht besonders gut.« Er warf einen Blick auf das Bild des blutenden Han. »Vielleicht lügen Sie deshalb weiter.«
Leia setzte wieder die Macht ein. »Ich, lüge, nicht.«
»Sie lügen nicht?« Bei aller Beeinflussung seines Geistes wirkte Baltke nicht überzeugt. »Dann sind die Jedi dumm. Was Sie vorschlagen, ist undurchführbar.«
»Wir halten es für möglich.« Leia wandte sich wieder der Vidcam zu. »Sie fragten, warum die Jedi gegen Sie sind, küssen Sie mich das erklären.«
Der Boden und der Stuhl begannen von einer plötzlichen Beschleunigung zu erzittern. Baltke runzelte die eingedellte Stirn und schwieg einen Moment: hörte zu, was ihm über den Ohrhörer mitgeteilt wurde, und schnaubte jedes Mal leises wenn er atmete. Die Macht war geladen mit Erwartung und einem seltsamen, stoischen Fatalismus.
Leia wartete, bis Baltke ihr wieder seine Aufmerksamkeit zuwandte, dann fragte sie: »Ist etwas schiefgegangen?«
»Nicht im Geringsten«, sagte er selbstzufrieden. »Tatsächlich läuft alles sehr gut.«
Leia spürte keine Täuschung in seiner Antwort. »Wie kommt es dann, dass Sie so bereit sind zu sterben?«
Baltke riss überrascht die Augen auf, aber er sagte: »Weil ich ein Soldat bin, Prinzessin Leia.« Er kehrte zu seinem Stuhl zurück und bedeutete ihr, fortzufahren. »Aber bitte verschwenden Sie unsere Zeit nicht mit noch mehr Lügen. Ich werde dieses Verhör bald abbrechen müssen.«
»Also gut«, sagte Leia. Das Schiff bebte weiter, was daran! schließen ließ, dass sie in einen Kampf flogen. »Sie wissen bereits, worin die Mission des Falken bestand.«
»Ja. Sie waren beauftragt, sich mit Ihrer Tochter und deren Geistesgefährten zu treffen.« Baltke sprach nun ein wenig schneller; die Wahrheitsdroge und die Aussicht auf die kommende Schlacht schienen ihn in Erregung zu versetzen. »Dann sollten Sie in Chiss-Raum eindringen und versuchen unsere Kommando- und Kontrollzentralen mit Gruppen von Killik-Kommandos zu infiltrieren.«
»Nicht ganz«, verbesserte Leia. »Tatsächlich bestand der Plan darin, nur eine Zentrale anzugreifen und dabei eine Variation der gleichen Taktik zu verwenden, mit der die Killiks die Admiral Ackbar erbeuteten.«
Baltke zog die Brauen über seinem roten Auge hoch, dann fragte er interessiert: »Tatsächlich?«
»Die Idee bestand darin, den Falken beschlagnahmen zu lassen«, erklärte Leia. »Während Sie uns verhörten, würde ein Schwärm Killik-Kommandos - sie sind etwa so groß wie Ihr Daumen - aus den Schmuggelfächern des Falken schleichen, um in Ihre Einrichtung einzudringen und in einem passenden Augenblick das Kommando zu übernehmen.«
Als Leia das erläuterte, verzog Baltke unwillkürlich das Gesicht und drückte einen Finger an seinen Ohrhörer.
»Keine Sorge - Ihr Schiff ist in Sicherheit«, sagte Leia. »Dieser Teil unseres Plans hing von Jainas Mitarbeit ab. Da wir uns noch nicht mit ihr getroffen hatten, haben wir auch noch keine Killiks an Bord genommen.«
»Sie werden verstehen, dass wir das lieber selbst überprüfen möchten.«
»Selbstverständlich«, sagte Leia. »Wenn Sie mir ein Komlink geben, werde ich C-3PO anweisen, Ihnen zu zeigen, wie man die Fächer öffnet.«
Baltke setzte dazu an, nach seinem Komlink zu greifen, dann hielt er inne und lächelte.
»Guter Versuch, Prinzessin.« Er blickte zu einer der Wachen hinter ihr. »Bringt ein Aufzeichnungsgerät. Wir lassen sie die Botschaft aufnehmen.«
Der Mann bestätigte den Befehl, und die Tür hinter Leia ging auf. Einen Augenblick später begann das Schiff deutlicher zu bocken und zu zittern.
»Wir dringen in die Atmosphäre ein!«
»So sieht es aus«, erwiderte Baltke ruhig. »Wir sind immer noch verwirrt über Ihren Plan. Wie könnte die Eroberung einer unserer Kommando- und Kontrollzentralen die Kolonie vernichten?«
»Darum geht es nicht«, sagte Leia. »Wir wollten damit nur Ihre Aufmerksamkeit erregen. Luke zerstört die Kolonie selbst.«
»fetzt weiß ich, dass Sie dumm sind«, sagte er. »Wie könnte ein einzelner Jedi das tun?«
»Indem er das Dunkle Nest und seine Verborgene Königin zerstört«, sagte Leia. »Es sollte inzwischen erledigt sein.«
»Das haben Sie schon bei Qoribu versucht«, widersprach Baltke, »und jämmerlich versagt.«
»Diesmal sind wir besser vorbereitet«, sagte Leia. »Unsere Wissenschaftler haben ein paar Waffen entwickelt, um den Kollektivgeist der Killiks zu stören - und eine Flotte der Allianz unterstützt uns.«
Baltke schaute verächtlich drein. »Und sobald das Dunkle Nest weg ist, glauben Sie, dass die Killiks sich wieder in >brave Käfer< verwandeln?«
»Durchaus nicht«, erwiderte Leia. »Das ist nur der erste Teil von Lukes Plan. Er sollte sehr bald hier eintreffen, um den zweiten Teil zu vollenden.«
»Und der wäre?«
»Unu zerstören und Raynar Thul als Anführer der Kolonie entfernen«, sagte Leia. »Es mag ein wenig dauern, aber unsere Wissenschaftler sind sicher, sobald Raynar die Nester nicht mehr beherrscht, indem er seinen Willen durch die Macht vermittelt, wird die Kolonie auseinanderfallen und in einen Selbstregulierungszyklus eintreten. Dann wird sie keine Gefahr mehr darstellen.«
»Eine interessante Theorie«, sagte Baltke. Das Schiff bockte noch schlimmer als zuvor, und die Zelle wurde warm -offenbar tauchten sie so schnell ab, dass das Schiff die Hitze der atmosphärischen Reibung nur schwer verteilen konnte. »Was genau meinen Sie. wenn Sie davon sprechen, Raynar Thul zu >entfernen<?«
»Was immer nötig sein wird«, sagte Leia. »Luke hat der Gedanke, dass ein Jedi eine Regierung anführt, nie gefallen. Das hier ist ein gutes Beispiel, was er damit meint.«
»Sie werden also einen Anschlag auf Raynar Thul verüben?«, fragte Baltke.
»Das wäre eine Möglichkeit, aber ich weiß nicht, wofür Luke sich entschieden hat«, sagte Leia. »Eins kann ich Ihnen jedoch versprechen: Raynar Thul ist ein Jedi-Problem, und wir werden alles tun, was nötig ist, um es zu beheben.«
Baltke dachte einen Moment darüber nach, dann sagte er: »Das klingt tatsächlich glaubwürdig.« Er stand auf, schüttelte den Kopf und wandte sich dem Schirm zu. »Aber wie ich es sehe, werden wir Ihrem Mann noch etwas abschneiden müssen.«
»Was?«
Auf dem Schirm war ein Chiss-Medic zu sehen, der Hans Ohr verband - und so, wie es aussah, die Beschimpfung seines Lebens über sich ergehen ließ.
»Ihre Geschichte ergibt keinen Sinn«, sagte Baltke. »Eine unserer Kommandozentralen anzugreifen, trägt zu einem solchen Plan nichts bei.«
»Das liegt daran, dass die Jedi die Chiss nicht als Feind betrachten«, sagte Leia. »Luke wollte den Chiss niemals schaden - er wollte nur auf etwas hinweisen.«
»Tatsächlich?«, fragte Baltke. »Ich fürchte, das sehen wir nicht so.«
Das Licht flackerte, als das Schiff seine schweren Waffen abschoss. Leia warf einen Blick auf den Schirm und fragte sich, warum Han immer noch da war. Die Noghri hätten ihn inzwischen befreit haben sollen.
Dann sah sie wieder Baltke an. »Der Sinn dieses Teils bestand darin, zu zeigen, dass die Killiks selbst in Ihre sichersten Einrichtungen eindringen können. Die Allianz hat das mit der Ackbar auf die harte Tour gelernt. Die Killiks haben sie direkt vor der Nase unseres besten Admirals übernommen.«
»Bwua'tu ist vielleicht Ihr Bester«, sagte Baltke. »Aber ich kann Ihnen versichern, dass kein Chiss-Admiral einen solchen Fehler machen würde - wenn es denn wirklich ein Fehler war.«
»Ich glaube nicht, dass Sie sich dessen so sicher sind«, erwiderte Leia. Auf dem Schirm trat der Sanitäter von Hau weg und gab einen Kommentar ab, der Hans Folterer lachen ließ. »Sonst wären Sie nicht so neugierig gewesen, als ich die Mission des Falken beschrieb.«
»Ich bin nur vorsichtig«, erwiderte Baltke. »Vorsicht ist nie verschwendet.«
»Wenn Sie wirklich an Vorsicht glauben, dann werden Sie über das nachdenken, was ich Ihnen sage«, erklärte Leia. »Killiks können sich überall einschleichen. Es sind Insekten. Sie brauchen nur Eier in ein paar verwundete Soldaten zu legen und abzuwarten, bis Sie sie in einer Lazarettfregatte nach Hause bringen, und eine ganze Basis wird infiltriert. Oder sie können sich in einem zurückkehrenden Nachschubfrachter verbergen und einen ganzen Planeten befallen. Bevor Sie es auch nur ahnen, wird es im Reich der Chiss vor Killiks wimmeln - und ich brauche Ihnen nicht zu sagen, was das bedeutet. Sie werden alle zu Mitnistern werden.«
»Und die Jedi glauben, es würde helfen, die Kolonie Nester an unserer Grenze errichten zu lassen, bis sie bereit sind anzugreifen?«
»Wir glauben, die Chiss wären besser dran, wenn sie uns den Krieg auf unsere Weise beenden lassen würden«, sagte Leia. »Auf Ihre Weise werden Sie niemals gewinnen. Es ist nicht möglich, die Killiks auszulöschen. Sie haben schon zwanzigtausend Jahre vor der Entstehung des Chiss-Reiches Neststädte auf Alderaan gebaut, und sie werden noch zwanzigtausend Jahre, nachdem die Chiss verschwunden sind, Neststädte an Ihrer Grenze bauen.«
Ein selbstsicheres Grinsen zuckte über Baltkes Gesicht, und Leia spürte eine Störung in der Macht - etwas Kaltes. Bedrohliches und Endgültiges. Sie beschloss, sich nicht mehr auf die Noghri zu verlassen, und berührte Saba in der Macht, konzentrierte sich auf das blutige Bild von Han auf dem Schirm und ließ ihren Schrecken darüber in ihre Gedanken einfließen.
Sabas Gefühle waren seltsam beruhigend - zumindest für eine Barabel -, und Leia erhielt den eindeutigen Eindruck, dass Han in Sicherheit war. Leider konnte sie das nicht glauben.
Baltke legte wieder den Kopf schief, wandte sich dann kurz der versteckten Vidcam zu, bevor er Leia erneut ansah. »Ich gebe Ihre Warnung an meine Vorgesetzten weiter.« Er ging auf die Tür zu. »Aber ich fürchte, jetzt muss ich meinen Platz einnehmen. Wir erwarten schon bald Verwundete.«
»Sie sind Sanitäter?« Leia konnte ihre Überraschung nicht verbergen.
»Um genau zu sein, ein Kampfchirurg.« Baltke nahm die Augenklappe ab. und darunter kam ein vollkommen gesundes Auge zum Vorschein. Dann ging er auf die Tür zu. »Verhöre sind eine zweitrangige Pflicht.«
»Warten Sie!«, befahl Leia.
Baltke blieb stehen - eindeutig gegen seinen Willen. Er starrte sie wütend an.
»Als ich Ihnen sagte, die Killiks würden das Reich der Chiss überleben, haben Sie selbstzufrieden gegrinst«, erinnerte Leia ihn. »Sagen Sie mir. warum!«
»Was machen Sie da? Ist das ein Psychotrick der Jedi?«, wollte er wissen. »Es wird Ihre Schuld sein, wenn ich Captain Solo noch einmal wehtun muss.«
Leia warf einen Blick auf den Schirm und sah. dass der Sanitäter, der immer noch neben Han stand, zusammen mit dem Folterer lachte. Etwas stimmte hier nicht. Saba hatte sie in Bezug auf Han eindeutig beruhigen wollen, und dennoch war deutlich zu sehen, dass die anderen ihn noch nicht gerettet hatten - tatsächlich schien er weit davon entfernt zu sein.
Der verbliebene Wachtposten hinter Leia trat einen Schritt vor. Sie packte ihn mit der Macht und schleuderte ihn in die Ecke mit der Vidcam. Mit einem lauten Krachen stieß er mit dem Kopf voran gegen die Wand, dann sackte er zu Boden und bewegte sich nicht mehr.
Leia warf wieder einen Blick zu Baltke und legte die Kraft der Macht in ihre Stimme. »Warum glauben Sie, dass die Killiks nicht siegen können?«
Baltkes Gesicht verzog sich zu einer Maske des Widerstands, aber die Wahrheitsdroge machte es ihm unmöglich zu lügen.
»Weil wir unsere eigene Lösung des Killik-Problems entwickelt haben«, sagte er. »Und unser Plan wird funktionieren.«
Er wollte wieder zur Tür gehen, aber Leia schob ihn mit der Macht gegen die Wand. »Was für eine Art von Lösung?«
»Eine d-d-dauerhafte.« Baltke warf einen sehnsüchtigen
Blick auf den Schirm, dann sagte er: »Es ist nicht zu spät. Ihren Mann zu retten. Lassen Sie mich gehen.«
»Han wird schon wieder in Ordnung kommen.« Leia nutzte die Macht, um an den Schlössern der Handfesseln zu arbeiten, die sie an den Stuhl banden. »Aber Sie haben wirklich ein Problem - oder haben Sie vergessen, was ich über die Dinge gesagt habe, die Han zustoßen?«
»Ich erinnere mich.«
»Gut.« Die erste Fessel fiel ab. »Sie könnten vielleicht ein klein wenig informativer sein, was diese >dauerhafte Lösung< angeht.«
Baltke schüttelte den Kopf, aber er konnte dem Einfluss seiner eigenen Droge nicht widerstehen. »P-p-parasiten.«