Prolog

Die Bombe steckte halb vergraben im roten Sand. Eine Manifestation der Brutalität und unmäßigen Angst ihrer Hersteller in Durastahl. Sie war in einem langen, flammenden Taumel aus dem Orbit gestürzt und hatte sich dann mit dem hinteren Ende voran in die Düne gegenüber dem Nest gebohrt. Ihr Hitzeschild glühte immer noch von der Eintrittsreibung, und das Gehäuse war so versengt, dass die Zeichen an der Seite nicht mehr zu lesen waren.

Doch Jaina und Zekk brauchten keine Typenbezeichnung, um zu wissen, dass sie eine Chiss-Megawaffe vor sich hatten. Das Ding war so groß wie ein Beldon, mit einer Ausbuchtung an der Nase, in der sich alles Mögliche befinden konnte, von einer Ladung, die sogar Baradium durchdrang, bis zum Zünder eines Sprengkopfs von planetenzerstörender Kraft.

Als sich abzeichnete, dass die Bombe nicht explodieren würde - jedenfalls noch nicht -, wagte Jaina schließlich auszuatmen.

»Wir müssen uns dieses Ding näher ansehen«, sagte sie.

Zusammen mit Jacen, Zekk und den anderen drei Jedi ihres Teams stand sie im Eingang des Iesei-Pfeilschiffhangars und starrte finster den dreihundert Meter entfernten steilen, sandigen Hang der gegenüberliegenden Düne hinauf zu der Bombe. Alle paar Sekunden schlug ein Turbolaserschuss aus dem Orbit ein, der einen rontogroßen Krater aus rosa Glas in die Düne schmolz und eine zehn Stockwerke hohe Staubwolke aufwirbelte, die ihnen die Sicht nahm.

»Wir müssen wissen, was die Chiss im Ärmel haben«, stimmte Zekk zu.

»Wir müssen nur eins: raus hier!«, entgegnete Jacen. »Oder bin ich der Einzige, der immer noch den Machtruf spürt?«

»Nein...«, begann Zekk.

»... wir spüren ihn auch«, beendete Jaina den Satz.

Der Ruf hatte vor ein paar Stunden eingesetzt, mitten in einem StealthX-Angriff, der die Einsatzgruppe der Chiss jedoch nicht hatte zurückschlagen können. Der Ruf kam aus Richtung der bekannten Galaxis, und seine Dringlichkeit wuchs mit jeder Stunde. Er rief die Jedi-Ritter nach Ossus und verlangte, dass sie sofort in die Akademie zurückkehrten.

»Wir spüren es alle«, sagte Tahiri. Sie runzelte die vernarbte Stirn, dann wandte sie sich Tesar und Lowbacca zu. »Zumindest denke ich das.«

Der Barabel und der Wookiee nickten zustimmend.

»Es ist schwer zu ignorieren«, bemerkte Tesar.

»Das sollten wir auch nicht«, erwiderte Jacen. »Es muss etwas Schlimmes passiert sein, wenn mein Onkel uns alle auf diese Weise ruft. Selbst Luke Skywalker kann nicht so fest an der Macht ziehen, ohne selbst darunter zu leiden.«

»Mag sein«, meldete sich Jaina zu Wort. »Aber es wird nur wenige Minuten dauern, sich die Bombe anzusehen. Ich denke, so viel Zeit haben wir noch.«

»Es muss eine Art Geheimwaffe sein«, fügte Zekk hinzu. »Wir brauchen eine R-9-Einheit...«

»... und ein paar Prüfgeräte«, schloss Tesar. Er und Lowbacca wandten sich zum Hangar um. wo sich ein paar Dutzend Killiks mit rosigen Thoraxen und grün gefleckten Bäuchen den ramponierten StealthXs des Teams widmeten. Sie reparierten sie und tankten sie auf, bewaffneten sie aber nicht wieder. Die StealthX hatten schon seit dem Vortag keine Schattenbomben mehr, und der Vorrat des Nestes an Gas, das die Bomben antrieb, war seit dem Morgen ebenfalls erschöpft. »Wir suchen zusammen, was wir brauchen, und holen euch dann ein.«

Jacen trat ihnen rasch in den Weg. »Nein.«

Tesars Nackenschuppen richteten sich auf. und Lowbacca sträubte sich sein Fell. Beide Jedi starrten wortlos auf Jacen hinunter.

»Denkt doch mal nach - es sind Chiss«, sagte Jacen. »Es könnte eine Falle sein. Diese Bombe soll vielleicht gar nicht explodieren, bis wir versuchen sie uns näher anzusehen.«

Tesar und Lowbacca klackten in den Kehlen und sahen dann über ihre Schultern hinweg zu der Bombe. Sie waren noch keine Angehörigen des Nestes, aber Jaina und Zekk konnten ihre Gedanken deutlich genug wahrnehmen, um zu erkennen, dass Jacens Argument bei den beiden wirkte. Ebenso wie natürlich bei Tahiri. Sie brauchte keine Geistesgefährtin zu sein - Jaina und Zekk wussten ohnehin, dass Jacen sie in seinen Bann gezogen hatte. Sie rieb immer wieder ihre Unterarme über ihm, und wenn er sie ansah, musste sie plötzlich blinzeln.

Zekk gab ein mürrisches Knurren von sich, dann sagte Jaina: »Wir wünschten, du hättest am Nachschubdepot Thrago so klar gedacht.«

»Wir wissen nicht, ob mein Denken tatsächlich so unklar war«, sagte Jacen. »Jedenfalls noch nicht.«

Zekk runzelte die Stirn. »Unser Überfall sollte den Krieg verzögern.«

»... und nicht auslösen«, beendete Jaina den Satz.

Jacen zuckte die Achseln. »Die Zukunft ist ständig in Bewegung.« Er sah weg, dann fügte er hinzu: »Es ist zu spät, um ungeschehen zu machen, was nach dem Überfall passierte. Wir sollten Onkel Lukes Ruf respektieren und sofort nach Ossus zurückkehren.«

»Und Iesei im Stich lassen?«, fragte Zekk. Jaina und Zekk waren noch nicht lange genug bei Iesei. um sich seinem Kollektivgeist anzuschließen - tatsächlich schien es ihre geistige Verbindung zueinander sogar zu schwächen, bei einem anderen Nest als Taat zu leben -. aber Iesei fühlte sich für sie wie ein Nest von Geschwistern an. und sie waren durch den Willen der Kolonie an diese Insekten gebunden. »Während die Chiss sich darauf vorbereiten, hier zu landen?«

»Auch wenn wir bleiben würden, könnten wir das Nest nicht retten«, wandte Jacen ein. »Es ist besser zu gehen, solange wir das noch können.«

»Warum hast du es so eilig?«, fragte Jaina.

Als Jacens einzige Reaktion in einem Aufflackern von Zorn bestand, versuchte sie die Antwort durch die Machtverbindung zu erspüren, die sie als Zwillinge teilten, aber sie konnte auch dort nichts wahrnehmen. Ebenso wenig wie Zekk, der immer noch das meiste von dem teilte, was sie dachte und spürte. Seit dem Überfall auf Thrago hatte Jacen sie beide ausgeschlossen. Vielleicht weil Jaina und Zekk so wütend auf ihn geworden waren, als er einen rücksichtslosen Schuss abgesetzt und damit den Überfall beinahe in ein Massaker verwandelt hatte. Oder Jacen verbarg etwas - Jaina und Zekk wussten es nicht. Sie wussten nur, dass sein Rückzug aus der Zwillingsverbindung einer der schwerwiegendsten Gründe war, wieso sie ihm nicht mehr trauten.

Einen Augenblick später gab Jacen schließlich eine Antwort. »Ich habe es eilig, weil es einfach das Vernünftigste ist. Wenn wir bleiben, können wir höchstens ein paar Dutzend Chiss töten - und was würde das nützen?«

Jaina und Zekk wussten nicht, was sie antworten sollten.

Ihnen war ebenso klar wie Jacen, dass Iesei bis auf die letzte Larve ausgelöscht würde. Die Angriffsstreitmacht der Chiss war einfach zu groß und zu gut ausgerüstet, als dass sie sie hätten aufhalten können.

Doch da war immer noch die Bombe. Wenn sie herausfanden, um was es sich dabei handelte, könnten sie vielleicht unzählige Nester retten.

»Jacen, niemand hält dich hier«, sagte Jaina. »Geh, wann immer du willst.«

»Wir werden uns diese Bombe ansehen«, fügte Zekk hinzu.

Jaina wandte sich an Tesar. »Gib uns eine Minute Vorsprung. Wenn Jacen recht hat und es wirklich eine Falle ist.«

»... werden wir das früh genug erfahren«, schloss Tesar. »Geht.«

Lowbacca heulte zustimmend, um ihnen zu versichern, dass er und Tesar dicht hinter ihnen sein würden.

Nun öffnete Jacen die Zwillingsverbindung und überflutete die Macht mit seinem Schrecken und seiner Sorge. »Jaina! Tu das nicht. «

Jaina und Zekk ignorierten ihn. Jacen aktivierte die Zwillingsverbindung nur dann, wenn er etwas wollte, und im Augenblick wollte er, dass sie die Bombe liegen ließen und nach Hause flogen. Sie wandten sich ab, sprangen vom Hangareingang und ließen sich fünf Meter den Hang der Nestdüne hinunterrutschen. Beinahe unmittelbar wurde ihnen klar, dass die Bombe kein Trick war. Ihr Gefahrensinn meldete sich, indem sich ihre Nackenhaare sträubten, dann krachte eine Turbolasersalve aus dem Orbit, und heißer Sand spritzte ihnen ins Gesicht. Sie warfen sich in unterschiedliche Richtungen und rollten in Purzelbäumen weiter den Hang hinunter, dann kamen sie wieder auf die Beine und sprangen mithülfe der Macht über den fünf Meter breiten Graben hinweg auf die gegenüberliegende Düne.

Die Turbolaserschüsse folgten ihnen und erfüllten die Luft mit frischem Ozongeruch. Die Düne verwandelte sich in eine wirbelnde Sandmasse. Die Hälfte davon flog durch die Luft, während der Rest in mehreren unheimlich grummelnden Lawinen den Hang hinabrollte. Jaina und Zekk stemmten sich gegen die Schwerkraft und arbeiteten sich jetzt mittels unregelmäßiger Machtsprünge zu der Bombe hinauf. Sand kratzte in ihren Augen und füllte ihre Nase und Kehle, aber sie blieben in der wirbelnden Wolke und versuchten sich vor den Chiss-Sensoren zu verbergen, um schwerer zu treffen zu sein.

Sie hatten kaum den halben Weg zur Bombe zurückgelegt, als sie spürten, dass Jacen. Tahiri und was vom Iesei-Nest übrig geblieben war, hinter ihnen den Hang heraufrannte. Die Intensität des Beschusses auf sie ließ plötzlich nach, als die Chiss-Schützen ihr Feuer großflächiger verteilten, und die Silhouetten von Hunderten von Iesei erschienen im trüben Licht. Die Insekten kletterten auf allen sechsen den Hügel herauf, und ihre Fühler wackelten, als sie Jaina und Zekk überholten.

Einen Augenblick später erschienen auch die Silhouetten von Jacen und Tahiri aus der Sandwolke.

»Die Bombe ist also kein Trick«, stellte Jacen fest, als er Jaina und Zekk erreichte. »Aber das hier ist immer noch eine schlechte Idee.«

»Was willst du dann hier?«, fragte Zekk, der hinter Jaina stand.

»Auf euch beide aufpassen«, antwortete Jacen. »Onkel Luke wäre nicht besonders glücklich, wenn ich ohne euch zurückkäme.«

Jaina runzelte die Stirn und wollte widersprechen, als sie ein ohrenbetäubendes Krachen hörte. Die Düne unter ihren Füßen gab nach, und die Jedi wurden in einem gewaltigen Sandrutsch abwärtsgefegt.

Einen Moment dachten Jaina und Zekk, die Chiss-Schützen hätten die halb eingegrabene Bombe getroffen. Doch dann hörten sie das entfernte Grollen von Triebwerken und erkannten, dass das Krachen ein Überschallknall gewesen war. Jaina bewegte die Hand und benutzte die Macht, um ein Loch in der Sandwolke zu schaffen. Vor dem gelben Himmel erschien eine schwarze Rauchwolke, die vom Eindringen in die Atmosphäre stammte und sich von einem Angriffskreuzer der Chiss. der Feuer auf sie niederregnen ließ, immer weiter abwärtszog.

»Ein Landungsschiff«, rief Jaina. »Achtung!«

»Iesei, in Deckung!«, fügte Zekk hinzu.

Einen Augenblick später schoss eine endlose Reihe von silbernen Blitzen aus dem Kopf der Rauchwolke. Die Killiks steckten die Köpfe in den Sand und fingen an zu graben, während die Jedi die Macht benutzten, um sich aus der Sandlawine zu befreien und ihre Lichtschwerter zu ziehen.

Eine blaue Kaskade von Geschossen begann über die Düne zu fegen, wobei ihr tiefes Wummern einen beinahe sanften Kontrapunkt zu dem dröhnenden Krachen der Turbolaser bildete. Jaina und Zekk standen für eine Zeitspanne, die ihnen wie eine Ewigkeit vorkam, erwartungsvoll da. Es hatte keinen Sinn, in Deckung zu gehen. Die Waffensysteme von Landungsschiffen waren dafür entwickelt, das Gelände rings um die Landezone gleichmäßig mit Tod zu überziehen. Oft bedeutete das bis zu zwanzig Geschosse pro Quadratmeter.

Ein Chor grauenhafter Schreie erhob sich, als die Geschosse den eingegrabenen Iesei-Schwarm fanden, und die Luft wurde schwer von dem bitteren Geruch nach verbranntem Chitin. Mehr Schüsse zischten rings um Jaina und Zekk herab, wirbelten brusthohe Sandgeysire auf und erfüllten die Luft mit Statik. Die jungen Jedi hoben die Lichtschwerter, überließen sich der Macht und wirbelten und tanzten über die Düne, wichen dem Feuer aus und lenkten es neben sich in den Boden.

Ein Geschoss schlug Zekk direkt auf die Klinge, und er wurde davon in die Knie gezwungen. Jaina eilte an seine Seite und schlug zwei weitere Geschosse weg, wobei sie in eine äußerst ungünstige Position geriet und ein drittes Geschoss direkt auf ihren Kopf zusauste.

Zekks Lichtschwert zuckte nur Zentimeter an ihrem Gesicht vorbei, erwischte das Geschoss mit der Spitze der Klinge und ließ es über die Düne sausen. Jaina wich einem anderen Angriff aus, dann sah sie Jacen und Tahiri, die Rücken an Rücken standen. Jacen hatte eine Hand über ihre Köpfe gehoben, und die Geschütze prallten davon ab, als hielte er einen Deflektorschild. So etwas hatten Jaina und Zekk noch nie gesehen.

Dann war die Salve vorüber. Es blieb ein sandiger Abhang voll qualmender Chitinstücke und um sich schlagender, halb eingegrabener Killiks. Jaina und Zekk machten sich wieder an den Aufstieg zum Kamm, doch es war klar, dass sie ihn niemals vor dem Schiff der Chiss erreichen würden. Die Sandlawine hatte sie zum Fuß der Düne gefegt, und da die meisten Iesei bereits tot waren oder starben, eröffneten die Schützen an den Turbolasern ihr Feuer nun wieder auf die Jedi.

Tesar und Lowbacca stießen vom Hangar kommend zu ihnen, wobei Tesar eine R9-Einheit hinter sich her schweben ließ. Lowbacca trug einen Rucksack voller Ausrüstungsgegenstände auf dem Rücken.

»Das gefällt diesem hier überhaupt nicht«, krächzte Tesar. »Warum schicken die Chiss ein Landungsboot statt eines Jägers? Wäre es nicht leichter, die Bombe mit einer Rakete zu zerstören, statt sie zurückzuholen?«

»Ein Druckgeschoss würde Spuren hinterlassen«, überlegte Jaina.

»Und selbst aus Bruchstücken könnten wir noch eine Menge lernen«, fügte Zekk hinzu.

»Wenn sie ihr Geheimnis wahren wollen, dann müssen sie dafür sorgen, dass die Bombe nicht in unsere Hände fällt«, schloss Jaina.

Lowbacca schlug mit einem Grollen vor. dass dem Angriffskreuzer vielleicht ja die Raketen ausgegangen waren.

Das Schiff hatte Tausende benutzt, nur um sich seinen Weg bis zu diesem Planeten freizuschießen.

Das Landungsboot vervollständigte sein Angriffsmuster, bevor es zu schießen aufhörte, als es unter die wirksame Höhe für seine Feuerkontroll-Vorrichtung sank. Das Schiff selbst war ein glühender Keil Caram-Metall-Verbundstoff an der Spitze der Rauchwolke, nicht länger als vierzig Meter und mit einer vielleicht halb so breiten Basis.

Jaina. Zekk und die anderen kletterten weiter in Machtsprüngen den Hang hinauf, doch keine Spur mehr von lebenden Killiks - entweder hatten die Lasergeschütze sie alle erwischt oder die Überlebenden hielten sich versteckt.

Der Turbolaserbeschuss wurde fortgesetzt, verdunkelte das Blickfeld der Jedi-Ritter und verlangsamte sie, konnte sie aber nicht vollkommen stoppen. Es war schwierig genug, aus dem Orbit sich bewegende Ziele zu treffen, selbst wenn diese Ziele nicht über den Gefahrensinn der Jedi verfügten, der sie warnte, wenn ein Strahl auf sie zuzuckte.

Das Team hatte etwa den halben Weg nach oben zurückgelegt, als der Turbolaserbeschuss plötzlich eingestellt wurde. Jaina und Zekk hatten angenommen, das Schiff würde landen, aber das Dröhnen der Triebwerke hielt an. Sie nutzten die Macht, um ein weiteres Sichtloch in der Staubwolke zu schaffen. Das Landungsboot war viel näher, als es sich anhörte, aber das war nicht der Grund für das Ende des Beschusses.

Hoch über ihnen über der sich auflösenden Eintrittsrauchwolke glitt der winzige weiße Keil eines Sternenzerstörers auf den Angriffskreuzer zu. Kleine Scheiben Turbolaserfeuer waren bereits um beide Schiffe zu sehen, und eine doppelte Flammenspur zog sich zum Horizont herunter, wo zwei getroffene Sternenjäger in die Atmosphäre gestürzt waren.

»Ist das ein Sternenzerstörer der Allianz?«, fragte Tahiri, die an Jainas Seite trat.

»So muss es wohl sein«, sagte Tesar und stellte sich zu ihnen. »Warum sollten die Chiss aufeinander schießen?«

»Stimmt, das würden sie nicht tun«, stellte Jaina fest.

Sie und Zekk dehnten sich in der Macht zu dem Sternenzerstörer aus, aber statt der Allianz-Besatzung, die sie erwartet hatten, spürten sie zu ihrem Erstaunen die diffuse Präsenz eines Killik-Nestes.

Ein vertrauter Druck breitete sich in ihrer Brust aus. Dann keuchte Zekk. »Unu!«

Lowbacca heulte verblüfft auf und fragte sich, wie ein Nest von Killiks zu einem Sternenzerstörer der Allianz gekommen war.

»Wer weiß? Aber es kann nichts Gutes bedeuten.« Jacen trat zu Jaina. »Vielleicht versucht Onkel Luke deshalb, uns zurückzurufen.«

»Vielleicht«, räumte Jaina ein. Der Druck in ihr wuchs, und das Rätsel um die Ankunft des Sternenzerstörers schien plötzlich erheblich weniger wichtig zu sein als die Bombe. »Aber wir müssen immer noch herausfinden, was das für eine Bombe ist.«

»Müssen wir?«, fragte Jacen. »Oder will UnuThul das?«

»Wir müssen es alle wissen«, sagte Zekk.

Jaina und Zekk gingen weiter auf den Kamm der Düne zu. Ohne den Beschuss, der Sand und Staub aufgewirbelt hatte, wurde die Luft langsam wieder klarer. Sie konnten sehen, wie sich der leuchtend rote Keil des Landungsboots die letzten paar Meter bis zum Sand absenkte. Sein Nasenschild glühte immer noch von der Eintrittshitze, und die Lasergeschütze mit ihren vielen Rohren, die unter den Flügeln hingen, zischten und knallten aufgrund elektromagnetischer Entladungen.

Dann richtete sich der Geschützturm am Bauch des Schiffes auf die Jedi und feuerte seine Zwillings-Charric-Gewehre auf sie ab. Jaina, Zekk und die anderen hoben die Lichtschwerter und schlugen die Strahlen zurück in Richtung Schiff. Anders als Lasergeschosse, die nur sehr wenig kinetische Energie tragen, trafen die Charric-Geschosse mit gewaltiger Wucht auf. Mehrmals wurden Jaina, Zekk und selbst Lowbacca die Lichtschwerter aus der Hand gerissen, und sie mussten sich der Macht bedienen, um die Waffen zurückzurufen.

Die Jedi-Ritter machten wieder unregelmäßige Sprünge die Düne hinauf, gaben einander Deckung und suchten wenn möglich Schutz in Kratern oder hinter Sandhügeln, aber sie hielten dabei immer weiter auf den Kamm und die Bombe zu.

Als klar wurde, dass die Waffen des Geschützturms sie nicht fernhalten konnten, senkte das Landungsschiff die Nase, um einen besseren Winkel für seine Lasergeschütze zu haben. Der blauhäutige Pilot war durch die Kuppel des Cockpits deutlich zu sehen. Neben ihm auf dem Kommandantensitz saß ein Mensch mit stählernem Blick und einer langen Narbe oberhalb des rechten Auges.

Jagged Fel.

Jaina blieb wie erstarrt stehen, so überrascht und ergriffen von alten Gefühlen, dass sich ein Charric-Strahl beinahe an ihrer Wachsamkeit vorbeigeschlichen hätte. Sie war diejenige gewesen, die ihre Beziehung beendet hatte, aber sie hatte nie aufgehört, ihn zu lieben. Ihn jetzt als Kommandant des feindlichen Landungsboots zu sehen, erfüllte sie mit so vielen widersprüchlichen Gefühlen, dass ihr zumute war, als hätte jemand ihren Hauptsicherungsschalter umgelegt.

Fei sah Jaina an, und eine Spur von Kummer - oder vielleicht Enttäuschung - zuckte über sein Gesicht. Er sprach in sein Kehlkopfmikro. In diesem Moment warf sich Zekk von der Seite gegen Jaina, und beide fielen auf den gläsernen Grund eines Turbolaserkraters.

Bevor Jaina sich beschweren konnte, erfüllten Zekks Angst und Zorn sie. Plötzlich rügte sie sich selbst dafür. Fei getraut zu haben. Dann fragten Zekk und sie sich, wie sie so dumm hatten sein können... und wieso ihr Geist in einem solch kritischen Augenblick nicht vereint gewesen war.

Sand begann von oben auf sie herabzurieseln. Sie spürten, wie der Krater unter ihnen vibrierte, und erkannten, dass die Lasergeschütze das Feuer eröffnet hatten.

»Angeblich bist du - sind wir - doch über ihn hinweg!«, sagte Zekk laut.

»Wir sind über ihn hinweg«, erwiderte Jaina. Sie konnte spüren, wie gekränkt Zekk von den sich überschlagenden Emotionen war, die Fels Anblick in ihr hervorgerufen hatte, und das machte sie wütend - auf Fei, auf sich selbst, auf Zekk. Glaubte Zekk denn, sie könnte sich zwingen, ihn zu lieben? »Wir waren nur erschrocken.«

Zekk starrte sie wütend aus einem Auge an. »Wir müssen aufhören, uns selbst zu belügen. Das wird uns noch umbringen.«

»Ich lüge nicht«, erwiderte Jaina.

Sie rollte sich von Zekk weg. kletterte die glasartige Wand des Kraters hinauf und spähte über den Rand hinweg zu dem Schiff. Wie erwartet, war ein Trupp Elitesoldaten der Chiss aus seinem Bauch gekommen. Sie trugen Tarnrüstung, die die Farbe wechseln konnte, und rannten am Kamm der Düne entlang auf die nicht explodierte Bombe zu. Statt Bergungskabeln oder magnetischen Schwebeflächen, die Jaina erwartet hatte, hatten sie mehrere Taschen mit Sprengsätzen dabei.

Zekk erschien an ihrer Seite und spähte ebenfalls den Hang hinauf. Sie fragten sich einen Augenblick, wieso sich die Chiss die Mühe machten, Soldaten zu landen, um die Bombe zur Explosion zu bringen. Ein paar Treffer von den Lasergeschützen des Schiffes hätten das mehr als zufriedenstellend erledigt.

Dann verstanden sie. »Vapozünder!«, rief Zekk aus.

Vapozünder entsprachen in etwa den Thermalzündern der Allianz: Sie ließen nichts übrig, was man analysieren konnte. Sie lösten sich einfach auf. Aber sie konnten nicht von Raketen abgeschossen werden. Wie Thermalzünder waren sie Infanteriewaffen und mussten geworfen oder platziert werden.

Jaina schob einen Finger über den Kraterrand und zeigte damit auf eins der Lasergeschütze des Landungsboots, dann benutzte sie die Macht, um eine größere Menge Sand in das Rohr zu werfen. Die Waffe explodierte, was einen Flügel des Schiffes abbrechen ließ und einen klaffenden Riss im Rumpf verursachte.

Fels Augen weiteten sich erschrocken, dann geriet er aus Jainas und Zekks Blickfeld, als das Schiff zur Seite kippte. Es prallte hart auf dem Sand auf. Eine Reihe von Explosionen erschütterte die Düne, als die anderen Lasergeschütze explodierten. Das Landungsboot rollte wieder auf seinen Bauch, und Rauch quoll daraus hervor.

Kummer breitete sich in Jainas Brust aus, doch Zekk sagte: »Wir dürfen uns um ihn keine Sorgen machen, Jaina.«

»Er hat sich auch keine um uns gemacht«, stimmte Jaina zu. Ihr Kummer verwandelte sich rasch in Zorn - auf Zekk und auf sich selbst, aber vor allem auf Fei - und ihre Hände zitterten so heftig, dass es ihr schwerfiel, das Lichtschwert festzuhalten. »Das wissen wir.«

Nun, da die Lasergeschütze schwiegen, sprang Jaina aus dem Krater und rannte auf den Dünenkamm zu. Die Hälfte der Chiss-Truppe blieb stehen und eröffnete den Hang hinab, das Feuer auf sie, während die anderen die letzten paar Meter bis zu der Bombe rannten und eine Reihe miteinander verbundener Vapozünder um sie herum legten.

Jaina und die anderen Jedi-Ritter setzten ihren Aufstieg fort und lenkten dabei die Charric-Strahlen zu den Chiss ab. die jetzt die Zünder auslegten. Vier dieser Elitesoldaten fielen, bevor ihre Kameraden erkannten, was die Jedi taten, aber die Überlebenden waren zu gut ausgebildet, um sich davon stören zu lassen.

Als Jaina und die anderen den Dünenkamm fast erreicht hatten, waren die Zünder ausgelegt, und die Überlebenden beeilten sich, zum Landungsboot zurückzugelangen. Der Anführer der Truppe fiel ein wenig hinter die anderen zurück und begann einen Aktivierungscode in einen Sender einzugeben, der in den Unterarm seines Kampfanzugs eingebaut war.

Jaina zeigte mit dem Finger auf den Anführer und benutzte die Macht, um seine Hand von den Tasten wegzuziehen.

Die anderen Chiss richteten ihre Charric-Gewehre auf sie.

Zekk stellte sich vor Jaina und lenkte Strahl um Strahl in die Rüstung des Anführers um. Die Stöße trieben den Mann auf das beschädigte Landungsboot zu. und sein Kampfanzug riss schließlich, als er gegen den Rumpf geschleudert wurde.

Nun stürzten sich Tesar, Lowbacca und Tahiri auf die überlebenden Elitesoldaten, wehrten ihre Charric-Strahlen ab, traten ihnen die Waffen aus den Händen und befahlen ihnen, sich zu ergeben.

Was die Chiss selbstverständlich nicht taten. Offenbar hatten sie mehr Angst. Nestangehörige der Killiks zu werden, als zu sterben. Sie kämpften mit Messern und Händen, und so blieb den Jedi keine andere Wahl, als mit der Macht zuzustoßen, Glieder abzutrennen und zu töten. Jaina und Zekk wollten unbedingt die Sendeeinheit für die Zündung sichern, umkreisten die Kämpfenden und strebten auf den Anführer der Truppe zu. der reglos neben dem Landungsboot lag.

In diesem Moment ächzte der Rumpf des Schiffes laut. Jaina und Zekk stoppten, denn sie befürchteten, dass das Schiff explodieren würde. Stattdessen rollte es von ihnen weg, und ein zerklüftetes Loch kam zum Vorschein, wo der abgerissene Flügel mit dem Rumpf verbunden gewesen war.

Als sie begriffen, dass jemand die Macht eingesetzt hatte, blickten Jaina und Zekk über die Schultern und sahen Jacen. der den Blick auf das Landungsboot gerichtet hielt. Er lächelte und nickte in Richtung des Boots.

Jaina und Zekk drehten sich wieder um und sahen, wie gerade ein hustender braunhaariger Mensch aus dem Rumpf taumelte. Er war von Ruß bedeckt, und es war ein Wunder, dass er sich überhaupt bewegte, so angesengt und fassungslos, wie er war.

»Jag?«, keuchte Jaina.

Sie und Zekk eilten auf ihn zu. um ihm zu helfen, doch Fei beugte sich nur vor und drückte einen Knopf am Unterarm des toten Truppenführers.

Der Sender gab einen einzigen lauten Piepton von sich.

Fei sah nicht mal einen Moment in Jainas und Zekks Richtung. Er drehte sich einfach um und warf sich über den Dünenkamm.

Jaina und Zekk fuhren zu ihren Freunden herum. »Lauft!«

Diese Warnung war kaum mehr nötig. Die anderen Jedi hatten sich bereits von den verwirrten Elitesoldaten abgewandt und eilten mit Machtsprüngen zum Fuß der Düne.

Jaina und Zekk fanden Jacen und glichen ihre eigenen Sprünge den seinen so an, dass sie nebeneinander den Hang hinunterfegten.

»Das hast du so geplant!«, warf Jaina ihrem Bruder vor.

»Was geplant?«, fragte Jacen.

Er sprang den Rest des Weges zum Fuß der Düne, wo sich Tahiri, Tesar und Lowbacca zu ihm gesellten. Jaina und Zekk landeten einen Augenblick später neben der Gruppe.

»Die Vapozünder«, beschuldigte Zekk Jacen.

»Du hast Jag geholfen!«, fügte Jaina hinzu. Als sie diese Beschuldigung aussprach, drehten sie und Zekk sich wieder nach der Bombe um - die sich nun etwa dreihundert Meter oberhalb von ihnen befand, immer noch auf dem Kamm der Düne. »Du willst nicht, dass wir diese Waffe bergen!«

»Lächerlich! Ich habe nur versucht Jag das Leben zu retten.« Jacen blieb gelassen. »Ich dachte, du würdest mir dafür danken.«

»Vielleicht dankt dir ja Jag«, fauchte Jaina.

Sie und Zekk hoben die Hände und versuchten die Vapozünder mit der Macht zu packen, aber es war zu spät. Ein weißer Blitz verschlang den Kamm der Düne. Die Jedi rissen die Arme hoch, um ihre Augen zu schützen. Dann hörten sie ein tiefes Grollen, das sich über die Wüstenlandschaft ausbreitete, und spürten, wie der Sand unter ihren Füßen erzitterte.

Als sie aufblickten, war der Kamm der Düne verschwunden -ebenso wie die Bombe.

Der Sternenteich hatte sich in einen absolut ruhigen dunklen Spiegel verwandelt, und die Kaddyr-Käfer gaben rätselhafterweise keinen Laut von sich. Über der gesamten Jedi-Akademie lag ein unbehagliches Schweigen, und Luke wusste, dass die Zeit gekommen war. Er beendete seine Meditation mit einem tiefen Atemzug, streckte die Beine - er hatte im Schneidersitz in der Luft geschwebt - und stellte die Füße auf den Boden des Pavillons.

Mara war augenblicklich an seiner Seite und nahm seinen Arm, für den Fall, dass er zu schwach zum Stehen sein sollte. »Wie geht es dir?«

Lukes ganzer Körper fühlte sich steif und wund an, sein Kopf tat weh, und seine Hände zitterten. Auch seine Beine waren etwas zittrig, wie er feststellen musste. »Ich habe vielleicht ein bisschen Hunger.«

»Jede Wette.« Mara hielt weiter seinen Arm und drehte sich leicht, um den Meditationspavillon zu verlassen. »Holen wir dir etwas zu essen, und ein bisschen Ruhe brauchst du auch.«

Luke folgte ihr nicht. »Das hat noch eine Stunde Zeit.« In der Macht spürte er, dass sich beinahe der gesamte Jedi-Orden im Hörsaal versammelt hatte und darauf wartete, zu erfahren, wieso er sie gerufen hatte. »Wir müssen es jetzt machen.«

»Luke, du siehst aus, als hättest du dich wieder in Wampa-Höhlen herumgetrieben«, sagte Mara. »Du brauchst Ruhe.«

»Mara, es ist Zeit.« Luke gab nicht nach. »Ist Ben da?«

»Das weiß ich nicht«, antwortete Mara. Obwohl ihr Sohn endlich begann. Interesse an der Macht zu zeigen, kapselte er sich immer noch von seinen Eltern ab. Luke und Mara waren darüber traurig und ein wenig beunruhigt, aber auch entschlossen, ihn nicht zu drängen. Die Unruhe, die während des Krieges gegen die Yuuzhan Vong in der Macht geherrscht hatte, hatte ihn gegenüber der Lebensweise der Jedi ein wenig misstrauisch werden lassen, und sie wussten beide, falls Ben ihnen jemals in den Orden folgen sollte, würde er seinen eigenen Weg finden müssen.

»Muss Ben denn wirklich dabei sein?« Maras Tonfall suggerierte ihrem Mann die Antwort, die sie hören wollte.

»Tut mir leid, aber ich denke schon«, sagte Luke. »Jetzt, da Jacen ihn überzeugt hat, dass es ungefährlich ist, sich der Macht zu öffnen, wird Ben die gleiche Entscheidung treffen müssen wie alle anderen. Alle Schüler werden es tun.«

Mara runzelte die Stirn. »Sollten die Kinder nicht warten, bis sie älter sind?«

»Wir werden sie erneut fragen, wenn sie die nächste Stufe ihrer Ausbildung erreichen«, sagte Luke. »Ich weiß wirklich nicht, ob ich kurz davor stehe, den Jedi-Orden zu retten oder ihn zu vernichten.«

»Ich weiß es«, unterbrach Mara ihn. »Die Meister zerren den Orden in unterschiedliche Richtungen. Du wirst es tun müssen, oder sie zerreißen ihn.«

»So sieht es jedenfalls aus«, stimmte Luke zu. Seit Corran Horn und Kyp Durron sich zerstritten hatten, was die Anti-Killik-Politik der Galaktischen Allianz anging, schien es, als versuchte jeder Meister und jede Meisterin im Orden, den Jedi seinen oder ihren Kompromiss aufzudrängen. »Aber ob ich Erfolg haben werde oder nicht, das hier wird den Orden verändern. Wenn einige Schüler kein Teil davon sein wollen, ist es für alle Beteiligten besser, es jetzt gleich herauszufinden.«

Mara dachte darüber nach, dann seufzte sie. »Ich sage Nanna, sie soll Ben herüberbringen.« Sie zog ihr Komlink hervor und trat an die Seite des Pavillons. »Und ich sage Kam und Tionne, dass du auch die Schüler dort haben willst.«

»Gut. Danke.«

Luke schaute weiter auf das dunkle Wasser hinaus. Er hatte die vergangene Woche in tiefer Meditation verbracht und dem gesamten Jedi-Orden einen Machtruf geschickt. Es wäre leichter gewesen, das HoloNetz zu benutzen, aber viele Jedi -zum Beispiel Jaina und ihr Team - hielten sich an Orten auf, die über das HoloNetz nicht zu erreichen waren. Außerdem wollte Luke damit den Rest des Ordens auf subtile Weise daran erinnern, dass alle Jedi derselben Autorität unterworfen waren.

Und es hatte funktioniert. In jedem Zweig der Galaxis hatten Meister Verhandlungen unterbrochen, Jedi-Ritter hatten Untersuchungen ruhen lassen, Schüler hatten ihre Kampfübungen eingestellt. Es gab ein paar Jedi, die auf abgelegenen Planeten ohne Schiffe festsaßen, und einige, die ihre Aktivitäten nicht ohne tödliche Folgen unterbrechen konnten, aber bis auf diese Wenigen waren alle seinem Ruf gefolgt. Nur zwei Jedi-Ritter hatten seinen Ruf bewusst ignoriert, und ihre Entscheidung hatte Luke weniger überrascht, als sie ihn schmerzte.

Eine vertraute Präsenz kam auf dem Weg zum Meditationspavillon näher, und Luke sagte, ohne sich umzudrehen: »Hallo, Jacen.«

Jacen blieb am Eingang zum Pavillon stehen. »Tut mir leid, wenn ich dich störe.«

Luke blickte weiter auf den Teich. »Bist du gekommen, um zu erklären, wieso Jaina und Zekk nicht hier sind?«

»Es ist nicht ihre Schuld«, sagte Jacen, immer noch hinter Luke. »Wir hatten gewisse. äh, Unstimmigkeiten.«

»Du solltest sie nicht entschuldigen, Jacen«, sagte Mara und steckte das Komlink wieder weg. »Sie haben Lukes Ruf sicher ebenso deutlich gespürt wie du.«

»So einfach ist es nicht«, meinte Jacen. »Sie haben es vielleicht für einen Trick von mir gehalten.«

Nun drehte sich Luke doch um. »Tesar und Lowbacca sind offenbar nicht dieser Meinung gewesen.« Er hatte gespürt, dass drei andere Jedi-Ritter mit Jacen nach Ossus zurückgekehrt waren. »Ebenso wenig wie Tahiri.«

»Was soll ich sagen?« Jacen spreizte die Finger. »Ich bin nicht ihr Bruder.«

Mara verzog das Gesicht. »Jacen, deine Schwester hat dich als Vorwand benutzt, und das wissen wir alle. Wir sollten es dabei belassen.« Sie wandte sich Luke zu. »Nanna ist mit Ben auf dem Weg, und Kam sagt, die Schüler warten alle schon seit heute früh im Hörsaal.«

»Danke.« Luke trat mit ihr und Jacen aus dem Pavillon, dann machte er eine Geste zum Weg hin. »Geh mit uns, Jacen. Wir müssen uns unterhalten.«

»Ich weiß.« Jacen trat an Lukes Seite, zwischen ihn und Mara. »Du bist sicher sehr wütend wegen des Überfalls auf das Nachschubdepot der Chiss.«

»Das war ich«, gab Luke zu. »Aber deine Tante hat mich davon überzeugt, dass es einen guten Grund gegeben haben muss, wenn du in so etwas verwickelt warst.«

»Ich war mehr als nur verwickelt«, sagte Jacen. »Es war meine Idee.«

»Deine Idee?«, wiederholte Mara.

Jacen schwieg einen Moment. Luke konnte spüren, wie sein Neffe mit sich selbst darum rang zu entscheiden, wie viel er ihnen sagen sollte. Es war offensichtlich, dass er etwas beschützen wollte - etwas, das so wichtig für ihn war wie die Macht selbst.

Schließlich sagte Jacen: »Ich hatte eine Vision.« Er blieb stehen und blickte hinauf in die Krone eines Dbergo-Baums mit rotem Laub. »Ich sah. wie die Chiss einen Überraschungsangriff gegen die Killiks starteten.«

»Und daher hast du beschlossen, die Chiss zu provozieren. um sicher zu sein?«, fragte Luke. »Es wäre doch sicher besser gewesen, die Killiks zu warnen.«

Jacens Angst ließ die Macht kalt werden. »Da war noch mehr«, sagte er. »Ich sah, wie die Killiks einen Gegenangriff starteten. Der Krieg griff auf die Galaktische Allianz über.«

»Und deshalb hast du das Nachschubdepot angegriffen«, spekulierte Mara. »Um die Galaktische Allianz zu schützen.«

»Unter anderem«, sagte Jacen. »Vor allem musste ich die Dynamik der Situation verändern. Wenn der Krieg begonnen hätte wie in meiner Vision, hätte er nie beendet werden können. Niemals.« Er sah Luke an. »Onkel Luke, ich sah die Galaxis sterben.«

»Sterben?« Eine eisige Kugel bildete sich in Lukes Magen. Wenn man bedachte, in welcher Unruhe der Orden sich zu diesem Zeitpunkt befunden hatte, verstand er langsam, wieso Jacen es für nötig gehalten hatte, etwas derart Schreckliches zu tun. »Weil die Chiss einen Überraschungsangriff durchführten?«

Jacen nickte. »Deshalb habe ich Jaina und die anderen überzeugt, mir zu helfen. Um zu verhindern, dass dieser Überraschungsangriff stattfindet.«

»Ich verstehe.« Luke schwieg und fragte sich, was er wohl getan hätte, wenn er an Jacens Stelle gewesen wäre und eine solch erschreckende Vision gehabt hätte. »Ich verstehe, wieso du etwas tun musstest, Jacen. Aber es ist gefährlich, wenn man etwas zu verändern versucht, das man in einer Vision gesehen hat - selbst für einen Jedi von deiner Begabung und Kraft. Was du gesehen hast, war nur eine Version der Zukunft.«

»Eine, die ich nicht zulassen kann«, antwortete Jacen schnell.

Wieder spürte Luke diese Welle beschützerischer Bedürfnisse, die von Jacen ausging - und dass er etwas zurückhielt.

»Du hast etwas beschützt«, sagte Luke. »Was?«

»Nichts. und alles.« Jacen spreizte die Finger, und Luke spürte, wie er sich mit der Macht verband. »Das hier.«

Sie erreichten den Gewundenen Weg. eine Serpentine aus rechteckigen Trittsteinen, die so verlegt waren, dass die Benutzer gezwungen waren, langsamer zu werden und sich auf den Weg durch den Garten zu konzentrieren. Luke ließ Mara vorangehen und folgte dann Jacen, wobei er interessiert feststellte, dass sein Neffe instinktiv den problemlosesten und kürzesten Weg nahm.

»Jacen, bist du sicher, dass du verhindert hast, was du in deiner Vision sahst?«, fragte Luke. Er folgte hinter seinem Neffen zerstreut den Serpentinen und erlaubte seinen Füßen, ihren Weg von einem Stein zum anderen zu wählen. »Kannst du sicher sein, dass deine eigenen Aktionen diese Ereignisse nicht trotzdem herbeiführen werden?«

Jacen verfehlte den nächsten Stein und wäre fast auf den weichen Moosteppich getreten, wenn er nicht seinen Irrtum gespürt und sich rechtzeitig gefangen hätte. Er blieb stehen, dann drehte er sich zu Luke um.

»Ist das eine rhetorische Frage. Meister?«, wollte er wissen.

»Nicht unbedingt«, erwiderte Luke. Er machte sich Sorgen, dass Jacen die Zukunft erneut festgelegt hatte wie vor einiger Zeit, als er sich durch die Zeit ausdehnte und mit Leia während einer Vision sprach, die sie an der Absturzstelle auf Yoggoy hatte. »Ich muss sicher sein können, dass ich alles weiß.«

»Selbst Yoda wusste nicht alles«. erwiderte Jacen lächelnd. »Aber die Zukunft ist immer noch in Bewegung, wenn du das wissen wolltest.«

»Danke«. sagte Luke. Nachdem er damals gefährliche Wellen in der Macht gespürt hatte, hatte er Jacen gebeten, nicht noch einmal in die Zukunft zu greifen. »Aber ich wünschte immer noch, du hättest nicht so, heftig reagiert.«

»Ich musste etwas unternehmen«, sagte Jacen. »Und planen wir den nächsten Sprung nicht immer blind, wenn es um die Zukunft geht?«

»Das tun wir«, gab Luke zu. »Deshalb ist es für gewöhnlich weise, vorsichtig zu sein.«

»Ich verstehe.« Jacen blickte kurz den Gewundenen Weg entlang, wo das steile Dach des Hörsaals hinter einer Hecke aus Bamsholz aufragte. »Also hast du den gesamten Jedi-Orden nach Ossus gerufen, um etwas Vorsichtiges zu tun?«

Luke runzelte übertrieben die Stirn. »Ich sagte für gewöhnlich, Jacen.« Er stieß einen melodramatischen Seufzer aus, um zu zeigen, dass er nicht wirklich böse war, dann fuhr er fort: »Geh vor. Ich muss erkennen, dass du ein respektloser junger Neffe bist, den es freut, Altere in Verlegenheit zu bringen.«

»Selbstverständlich, Meister.«

Jacen lächelte und verbeugte sich, dann ging er weiter den Gewundenen Weg entlang und nahm nun den kürzestmöglichen Weg zum Hörsaal. Luke sah ihm hinterher und fragte sich, ob der Sprung, den er selbst demnächst in die Zukunft des Ordens machen würde, ebenso verwegen - oder blind - sein würde wie der seines Neffen bei dem Angriff auf das Nachschubdepot.

»Du musst etwas tun«, sagte Mara, die spürte, in welche Richtung sich seine Gedanken bewegten. »Das hier ist die beste Alternative.«

»Ich weiß«, sagte er. »Und genau das macht mir Sorgen.«

Luke folgte ihr. er ließ sich Zeit und konzentrierte sich auf den kräftigen Geruch der Gartenerde, konzentrierte sich bewusst auf etwas anderes als die Ansprache, die er halten wollte. Er wusste bereits, was er sagen musste - das war ihm sehr klar geworden, als er mehr über die wachsende Spaltung des Ordens erfahren hatte. Jetzt noch einmal darüber nachzudenken, würde die Botschaft nur weniger deutlich machen. Es war besser, die Worte einfach aus dem Herzen strömen zu lassen und zu hoffen, dass die Jedi ebenfalls mit ihren Herzen zuhören würden.

Als er die Ostseite des Hörsaals erreichte, war Luke von einer vertrauten Ruhe erfüllt. Er konnte die Jedi spüren, die voll angespannter Erwartung in dem Gebäude warteten, und alle hofften, dass er das Problem lösen würde, das drohte den Orden zu zerreißen. So viel war klar. Aber er spürte noch mehr: Frustration, Feindseligkeit, sogar Bitterkeit und Zorn. Ihre Streitigkeiten waren heftiger und persönlicher geworden, bis zu dem Punkt, da diverse Jedi-Meister es kaum noch ertragen konnten, sich mit ihren Kontrahenten im gleichen Raum zu befinden.

Luke öffnete die Tür und schritt voraus in einen kurzen Flur mit Holzboden. Als sie der Schiebetür am gegenüberliegenden Ende näher kamen, spürten die Jedi auf der anderen Seite ihre Gegenwart, und das leise Murmeln im Auditorium erstarb.

Mara drückte Luke einen Kuss auf die Wange, dann flüsterte sie: »Du kannst das, Luke.«

»Ich weiß«, erwiderte er. »Aber ich habe vorsichtshalber auch eine Lähmgranate dabei.«

Mara lächelte. »Du wirst keine Granate brauchen - sie werden auch so wie gelähmt sein.«

Sie zog die Schiebetür zur Seite, und vor ihnen öffnete sich ein schlichtes, steil aufsteigendes Auditorium mit Säulen aus hellem Holz. Die Jedi hatten sich im vorderen Teil des Raums versammelt. Kyp Durron und seine Anhänger drängten sich nahe der linken Wand. Corran Horn und seine Gruppe an der rechten. Jacen und Ben saßen mit den Solos und Saba Sebatyne in der Mitte, während die Schüler sich in kleinen Gruppen entlang des Mittelgangs verteilt hatten.

Luke war erschüttert darüber, wie klein diese Versammlung wirkte. Die Schüler und Hau eingeschlossen befanden sich nicht einmal dreihundert Personen in dem Saal, der für zweitausend Zuhörer entworfen worden war - alle Jedi und Angestellten der Akademie. Die leeren Bänke erinnerten deutlich daran, dass die Jedi nur ein sehr kleines Bollwerk gegen die dunklen Kräfte bildeten, die sich immer in den unbeobachteten Ecken der Galaxis zu sammeln schienen.

Luke blieb in der Mitte des Podiums stehen und holte tief Luft. Er hatte diese Ansprache ein Dutzend Mal geprobt, aber er war aufgeregter als damals, als er in Cloud City Darth Vader gegenübergestanden hatte. So viel hing von dem ab, was er zu sagen hatte, und wie die Jedi darauf reagieren würden.

»Vor fünfunddreißig Standardjahren wurde ich der letzte Hüter eines uralten Ordens, der tausend Generationen bestanden und geblüht hatte. Während all dieser Zeit hatte das Böse nicht gewagt, ihn herauszufordern, und kein ehrliches Wesen hatte jemals seine Integrität in Frage gestellt. Und dennoch stürzte der Orden durch den Verrat eines Sith-Lords, der sich als Freund und Verbündeter ausgab. Nur eine Handvoll Meister überlebte, verborgen in Wüsten und Sümpfen, damit das helle Licht der Jedi nicht vollkommen erlösche.«

Luke hielt inne und tauschte einen Blick mit Leia. Ihr Gesicht war gezeichnet von vier Jahrzehnten Opfern und Dienst an der Galaxis, aber ihre braunen Augen leuchteten immer noch mit der gleichen Intensität wie in ihrer Jugend. In diesem Moment leuchteten sie auch vor Neugier. Nicht einmal mit ihr hatte Luke über das gesprochen, was er zu sagen hatte.

Er sah die anderen Jedi an. »Unter der Anleitung zweier dieser Meister wurde ich das Instrument für die Rückkehr der Jedi und seitdem habe ich mich vollkommen auf das Wiederentfachen des Lichts ihres Ordens konzentriert. Unseres mag ein kleineres, blasseres Feuer sein als das, das der Alten Republik den Weg leuchtete, aber es ist gewachsen, sowohl an Größe als auch an Leuchtkraft.«

Luke spürte, wie die Erwartung im Saal ein wenig optimistischer wurde, aber er nahm auch wahr, wie die Sorge seiner Schwester wuchs. Als machtbegabte Politikerin und ehemalige Staatschefin erkannte sie, was er tat - und sie konnte sehen, wohin es führen würde. Luke schob ihre Sorgen aus seinem Kopf; er machte es, um den Orden zu retten, nicht um seine Stellung zu erhöhen.

»Wir sind gewachsen«, fuhr er fort. »Bis jetzt.«

Luke sah erst Corran und dessen Anhänger an, dann Kyp und die seinen.

»Jetzt werden wir von einem andersartigen Feind bedroht, einem, den ich in unsere Mitte brachte, weil ich die alten Praktiken falsch verstand. Ich glaubte, ich, wir hätten einen besseren Weg gefunden, einen, der besser zu den Herausforderungen unserer Zeit passt. Ich habe mich geirrt.«

Protestierendes Gemurmel erhob sich im Saal, und die Macht um Kyp wie auch um Corran füllte sich mit Schuldgefühlen. Luke hob die Hand, um Ruhe zu erbitten.

»In dem Orden, der mir vorschwebte, dienten wir der Macht, indem wir unserem eigenen Gewissen folgten. Wir unterrichteten unsere Schüler gründlich und vertrauten ihnen, ihren eigenen Herzen zu folgen.« Luke sah direkt in Leias beunruhigte Augen. »Es war ein großartiger Traum, aber er taugte in letzter Zeit immer weniger.«

Luke wandte den Blick wieder den anderen Jedi zu. »Mein Fehler bestand darin, zu vergessen, dass auch gute Wesen unterschiedlicher Meinung sein können. Sie können Beweise sammeln, sie aus allen erdenklichen Sichtweisen betrachten und immer noch zu gegensätzlichen Schlüssen kommen. Und jede Seite wird reinen Herzens davon ausgehen, dass nur ihre Ansicht richtig ist. Wenn das passiert, ist es leicht, etwas viel Wichtigeres aus den Augen zu verlieren, als wer im Recht und wer im Unrecht ist,«

Luke richtete den Blick auf Kyp, dem es gelang, ihm standzuhalten, auch wenn er rot wurde. »Wenn die Jedi mit sich selbst uneins sind, dann sind sie uneins mit der Macht.«

Luke sah nun Corran an. der reuig den Blick senkte. »Und wenn die Jedi mit der Macht uneins sind, können sie ihren Pflichten gegenüber sich selbst, dem Orden und der Allianz nicht nachkommen.«

Im Saal wurde es vollkommen still. Luke schwieg eine Weile - nicht um noch mehr Spannung aufzubauen, sondern um allen Jedi Zeit zu geben, über seinen oder ihren eigenen Anteil an der Krise nachzudenken.

Ben und die Schüler saßen reglos da, das Kinn gesenkt. Aber ihre Blicke zuckten hin und her und suchten nach Hinweisen, wie sie reagieren sollten. Tesar Sebatyne legte die Schuppen an - was zeigte, wie sehr er sich schämte, zu der Krise beigetragen zu haben, und Lowbaccas kräftige Schultern sackten nach unten. Tahiri setzte sich möglichst aufrecht hin und starrte steinern geradeaus; mit dieser steifen Haltung versuchte sie wenig erfolgreich, ihre Schuldgefühle zu verbergen. Nur Leia schien von dem subtilen Tadel nicht getroffen zu sein. Sie saß da, die Fingerspitzen aneinandergelegt, betrachtete Luke stirnrunzelnd und mit einer so zurückhaltenden Machtpräsenz, dass er ihre Gefühle nicht deuten konnte.

Als die Stimmung im Saal sich in Richtung Bedauern entwickelte, sprach Luke weiter. »Ich habe lange meditiert und bin zu dem Schluss gekommen, dass es viel weniger wichtig ist. wie wir auf eine Krise - die derzeitige oder irgendeine andere -reagieren, als dass wir es gemeinsam tun. Selbst mit der Macht, die uns führt, sind wir gewöhnliche Sterbliche. Wir werden mit Sicherheit Fehler machen. Aber Fehler allein werden uns niemals vernichten können. Solange wir zusammenarbeiten, werden wir immer die Kraft haben, uns wieder zu erholen. Es gibt nur eins, wovon wir uns nicht erholen können, und das sind interne Streitigkeiten. Sie würden uns so sehr auslaugen, dass wir unseren Feinden nicht mehr gegenübertreten könnten. Und genau das ist es, was Lomi Plo und das Dunkle Nest wollen. Es ist ihre einzige Möglichkeit, uns zu besiegen.«

Luke holte tief Luft. »Daher bitte ich euch alle, noch einmal über eure Verpflichtung als Jedi nachzudenken. Wenn ihr das Wohl des Ordens nicht über alles andere stellen und den Anweisungen eurer Vorgesetzten nicht folgen könnt, möchte ich euch bitten zu gehen. Wenn ihr andere Pflichten oder Loyalitäten habt, die ihr über den Orden stellt, bitte ich euch zu gehen. Wenn ihr nicht in erster Linie Jedi-Ritter seid, bitte ich euch, überhaupt keine Jedi-Ritter zu sein.«

Luke ließ sich Zeit und sah von einem schockierten Gesicht zum anderen. Nur Leia wirkte eher bedrückt - aber das hatte er erwartet.

»Denkt sorgfältig über eure Entscheidung nach. Wenn ihr bereit seid, kommt zu mir und lasst mich wissen, wie ihr euch entschieden habt.«

Im Hörsaal herrschte immer noch verblüfftes Schweigen, als Leia auf das Podium stieg, um ihrem Bruder hinterherzugehen. Es stand ihr als Jedi-Ritterin kaum zu. eine Anordnung des ältesten Meisters des Ordens zu hinterfragen, aber sie wusste sehr genau, was Luke tat. selbst wenn er es nicht wusste. Sie betrat den kleinen Flur hinter dem Podium, dann hatte Han sie eingeholt und packte sie am Arm.

Er schob die Tür hinter ihnen zu, dann flüsterte er: »Warte doch! Willst du nicht erst mal darüber reden, bevor du alles hinschmeißt?«

»Entspann dich, Han, ich verlasse den Orden nicht.« Leia sah den Flur entlang zu dem goldenen Licht, das aus dem Eingang zu der kleinen Bibliothek des Hörsaals fiel. Drinnen spürte sie die Ruhe ihres Bruders, der den Sturm erwartete. »Aber ich muss Luke ein wenig zur Vernunft bringen, bevor diese Sache außer Kontrolle gerät.«

»Bist du sicher?«, fragte Han. »Ich meine, du bist nicht einmal ein Meister.«

»Ich bin seine Schwester«, erwiderte Leia. »Das verleiht mir besondere Vorrechte.«

Sie ging den Flur entlang und betrat die Bibliothek, ohne anzuklopfen. Luke saß am anderen Ende des Raums auf einer Matte hinter einem flachen Schreibtisch, mit dem HoloNetz-Terminal im Rücken. Mara stand neben ihm an einem Ende des Tisches, die grünen Augen so kalt und undeutbar wie ein Eumlar-Kristall.

Als sie Leia bemerkte, zog Mara die Brauen hoch. »Ich bezweifle, dass du hier bist, um dem Orden deinen Gehorsam zu schwören.«

»Das bin ich nicht.« Leia blieb vor dem Tisch stehen und starrte verärgert auf Luke hinunter. »Weißt du, was du da gerade getan hast?«

»Selbstverständlich«, antwortete Luke. »Man nennt es das Rubogeanische Gambit.«

Leias Zorn wich Schrecken. »Du übernimmst die Führung des Ordens als Trick?«

»Er muss etwas tun«, sagte Mara. »Der Orden fällt auseinander.«

»Aber ein Rubogeanisches Gambit?«, erwiderte Leia. »Das ist doch nicht dein Ernst!«

»Ich fürchte doch«, sagte Luke. »Ich wünschte, es wäre anders.«

Leia berührte ihren Bruder in der Macht und erkannte, dass er die Wahrheit sagte. Er war so enttäuscht - von Kyp, von Corran, von den anderen Meistern, von sich selbst und von ihr. Noch mehr Kontrolle über den Orden zu haben, war das Letzte, was er wollte, aber Mara hatte recht. Etwas musste geschehen, und wie immer war es an Luke, es zu tun.

Leia dachte einen Moment über den Plan ihres Bruders nach und beruhigte sich ein wenig, als sie seine Alternativen bedachte - oder genauer gesagt, den Mangel daran. Schließlich sagte sie: »Deine Provokation ist nicht stark genug. Die meisten Jedi in der Halle wollen, dass du die Herrschaft über den Orden übernimmst. Sie werden sich dir nicht widersetzen.«

»Ich hoffe, sie werden es sich noch einmal überlegen, wenn sie erst darüber nachgedacht haben«, antwortete Luke. »Wenn nicht, dann werde ich tatsächlich die Herrschaft über den Orden übernehmen müssen.«

»Zu ihrem eigenen Wohl.« Leias rostiger politischer Instinkt löste eine Alarmsirene in ihrem Kopf aus. »Weißt du, wie viele Despoten genau das Gleiche zu mir gesagt haben?«

»Luke ist kein Despot.« Maras Stimme klang ein wenig hitzig. »Er will die Herrschaft nicht mal.«

»Ich weiß.« Leia sah weiterhin ihren Bruder an. »Aber deshalb ist es nicht weniger gefährlich. Wenn das Gambit versagt, machst du den Orden damit zu einem Personenkult.«

»Dann wollen wir hoffen, dass mein Ultimatum den Meistern hilft, einen Weg zu finden, erneut zusammenzuarbeiten.« Lukes Blick wurde streng. »Ich werde nicht zulassen, dass sie die Jedi spalten.«

»Selbst wenn das bedeutet, dich selbst zum König der Jedi zu salben?«, bohrte Leia nach.

»Ja, Leia - selbst dann.«

Leia schwieg, überrascht von der plötzlichen Schärfe in der Stimme ihres Bruders. Luke hatte sich bereits entschieden. Das allein schon beunruhigte sie. Er hatte diese Entscheidung getroffen, ohne ihre politische Erfahrung zu nutzen - und die Tatsache, dass ihr kein besserer Plan einfiel, machte ihr noch mehr Sorgen.

Als die Stille unerträglich wurde, trat Han an das andere Ende des Tisches, Mara gegenüber. »Also gut, ich habe keine Ahnung, was hier los ist. Kann vielleicht einer von euch mal die Geschwindigkeit runterdrehen und mir erklären, was zum Teufel ein Rubogeanisches Gambit ist?«

»Das ist ein diplomatischer Trick«, erklärte Leia, erleichtert, einen Vorwand dafür zu haben, den Augenkontakt zu Luke abzubrechen. »Du lenkst deinen Gegner mit einer provokativen Behauptung ab, in der Hoffnung, es regt ihn so auf, dass er nicht bemerkt, was du wirklich tust.«

»Mit anderen Worten, ein Ablenkungsmanöver.« Han sah Luke stirnrunzelnd an. »Du willst also nicht wirklich, dass die Jedi den Orden über alles andere stellen?«

»Doch, das genau ist es, was ich will«, erwiderte Luke. »Unser Problem besteht im Moment darin, dass der Orden für alle das Unwichtigste ist. Corran denkt, wir existieren, um der Allianz zu dienen, und Kyp ist überzeugt, wir sollten nur unserem eigenen Gewissen folgen. Und Jaina und ihr Team glauben, dass unsere erste Pflicht darin besteht, die Schwachen vor Angriffen zu schützen.«

»So weit verstehe ich es«, sagte Han. »Aber wobei ich nicht mitkomme, ist der Teil, wo du die vollständige Kontrolle übernimmst. Wenn du gar nicht König der Jedi sein willst, wieso benutzt du dann diesen Schwindel, um das vor allen anderen im Orden zu verbergen?«

»Luke versucht zu erreichen, dass sich die Meister gemeinsam gegen ihn wenden, Han«, erklärte Leia.

»Ja, den Teil habe ich verstanden.« Han runzelte die Stirn und fand das. was hier geschah, offenbar noch unheimlicher als Leia. »Aber wie ich schon sagte, wenn Luke ohnehin nicht König sein will, wieso versucht er es dann vor allen zu verbergen?«

»Weil Hinterhältigkeit die einzige Möglichkeit ist, die Meister zu überzeugen, dass ich es wirklich will«, sagte Luke. »Die Gefahr muss gewaltig sein - und echt. Wenn ich zu offensichtlich vorgehe, wissen sie, dass ich sie manipulieren will, und es wird nicht klappen.«

Han dachte einen Moment nach, dann sagte er: »Das klingt vernünftig. Aber es ist immer noch riskant. Woher weißt du, dass sie dieses rumpelige Gambit oder wie es heißt nicht durchschauen?«

»Han, sie sind Jedi-Meister«, sagte Mara. »Sie haben es schon begriffen, bevor Luke mit seiner Ansprache fertig war.«

Luke hob plötzlich den Kopf und sah an ihnen vorbei zum Eingang der Bibliothek. »Wir müssen diese Diskussion beenden. Die erste Jedi kommt, um mir zu sagen, wie sie sich entschieden hat.«

Eine traurige Schwere breitete sich in Leias Brust aus. »Selbstverständlich.«

Sie nahm Hans Hand und wandte sich zum Gehen. Danni Quee kam gerade herein, die blauen Augen glänzend von nicht geweinten Tränen. Als sie schon Leia und Han im Raum bemerkte, blieb sie stehen und wirkte ein wenig verlegen.

»Entschuldigung.« Sie begann sich zurückzuziehen. »Ich komme später wieder.«

»Schon gut, Danni«, sagte Leia. »Wir sind hier sowieso fertig.«

Leia wollte Han an ihr vorbeiziehen, aber Danni hob die Hand, um sie aufzuhalten.

»Bitte, geht nicht meinetwegen! Es wird nicht lange dauern, und was ich zu sagen habe, ist nicht persönlich.« Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte sich Danni Luke zu. »Meister Skywalker, ich hoffe, du wirst nicht denken, dass ich nicht zu schätzen weiß, was ich bei den Jedi gelernt habe, da ich so schnell zu dieser Entscheidung gekommen bin. Aber ich war nie ein echtes Ordensmitglied, und meine Zukunft ist an Zonama Sekot gebunden. Dort gibt es für mich noch so viel zu lernen, dass ich mich selbst belügen würde, wenn ich behauptete, die Jedi hätten Vorrang. Ich wünsche dir und den Jedi das Beste, aber ich werde nach Zonama Sekot zurückkehren.«

»Ich verstehe, Danni.« Luke stand auf, ging um den Tisch herum und ergriff dann ihre Hände. »Du hast den Jedi in ihrer schlimmsten Stunde sehr geholfen, aber wir wissen alle seit einiger Zeit, dass dein Schicksal anderswo liegt. Ich danke dir, möge die Macht immer mit dir sein.«

Danni lächelte und wischte sich die Augen, dann umarmte sie Luke. »Vielen Dank! Und bitte kommt uns alle besuchen, wenn ihr könnt. Sekot würde sich sehr darüber freuen.«

»Das werde ich«, versprach Luke. »Das werde ich sehr gerne.«

Danni ließ Luke los und umarmte Mara, Leia und Han, dann verließ sie den Raum.

Sie war kaum gegangen, als Tenel Ka, die Königinmutter von Hapes, eintrat. Sie hatte das Kinn mit dem Grübchen erhoben und die Schultern gereckt, aber die Entschlossenheit in ihrem Blick wirkte eher herzzerreißend als tröstlich.

Tenel Ka lächelte Leia traurig an, dann wandte sie sich an Luke. »Meister Skywalker, nichts wäre mir lieber, als mich vollkommen dem Jedi-Orden zu unterstellen.« Sie biss sich auf die Lippe, dann griff sie unter das Jedi-Gewand, das sie für diesen Besuch angelegt hatte, und zog das Lichtschwert heraus. »Lind wenn es nur um mich und meine Tochter ginge, würde ich es vielleicht tun. Aber das wäre verantwortungslos. Ich bin die alleinige Herrscherin eines interstellaren Reiches im Vollbesitz meiner Kräfte, und wenn ich meinen Thron aufgäbe, würden die Adligen bei den Kämpfen um meinen Rang Meere von Blut vergießen.« Sie hielt Luke ihr Lichtschwert hin. »Ich übergebe dieses Schwert nur mit großem Bedauern. Aber ich kann die Pflichten eines Jedi-Ritters einfach nicht erfüllen.«

»Das verstehe ich.« Luke nahm Tenel Kas Lichtschwert entgegen, dann drückte er es wieder in ihre Hand. »Aber bitte behalte dein Lichtschwert. Du hast dir das Recht verdient, es zu tragen, und das kann dir nie genommen werden.«

Es gelang Tenel Ka, traurig zu lächeln. »Danke, Meister Skywalker. Diese Geste bedeutet mir viel.«

»Ich danke dir«, erwiderte Luke. »Du hast im Augenblick als Königinmutter möglicherweise andere Pflichten, aber du trägst alles in dir, was einen Jedi-Ritter ausmacht. Eines Tages wirst du vielleicht die Möglichkeit haben, zum Orden zurückzukehren. Es wird hier immer einen Platz für dich geben.«

Tenel Kas Lächeln wurde hoffnungsvoller. »Ja, vielleicht.«

Sie umarmte Luke mit ihrem gesunden Arm, dann überraschte sie Leia, indem sie auch sie und Han umarmte. »Ihr bedeutet mir mehr, als ich jemals sagen kann, meine Freunde. Ich werde euch beide vermissen.«

»Vermissen?«, erwiderte Han. »Das hier ist nicht für immer. Kleines. Wir werden dich besuchen.«

»Genau«, fügte Leia hinzu und erwiderte die Umarmung der Königinmutter. »Dein Sicherheitschef erlaubt vielleicht nicht, dass Holos von dem Baby gemacht werden, aber ich möchte deine Tochter immer noch gerne sehen - und wenn wir dafür bis nach Hapes reisen müssen, geht es eben nicht anders.«

Tenel Ka erstarrte in Leias Armen. »Das wäre. schön.« Sie trat zurück, und ihre Unruhe war deutlich in der Macht zu spüren. »Bitte lasst uns wissen, wann ihr kommt, damit wir angemessene Sicherheitsmaßnahmen treffen können.«

»Natürlich.« Leia musste sich zwingen, nicht die Stirn zu runzeln. »Danke.«

Tenel Ka bedachte Leia und Han noch einmal mit einem unsicheren Lächeln, dann wandte sie sich Luke und Mara zu. »Lebt wohl. Möge die Macht mit euch allen sein.«

Dann drehte die Königinmutter sich um und ging so schnell hinaus, dass weder Leia noch irgendwer sonst die Möglichkeit hatte, ihr das Gleiche zu wünschen.

Han sah ihr hinterher und verzog das Gesicht. »Das war seltsam.«

»Irgendetwas ist mit dem Kind«, sagte Leia. »Es gibt einen Grund, wieso sie nicht zulässt, dass jemand es sieht.«

»Vielleicht ist es ihr peinlich«, sagte Han.

»Han!«, riefen Leia und Mara gleichzeitig.

»Na ja, sie hat immer noch kein Wort über den Vater verloren«, erwiderte er. »Ich sage nur, dass es vielleicht einen Grund dafür gibt. Vielleicht ist sie nicht besonders stolz auf den Kerl.«

»Han könnte durchaus recht haben«, sagte Luke. »Nicht damit, dass es ihr peinlich ist. aber vielleicht gibt es etwas, was sie der Galaxis nicht zeigen kann. Wie würden ihre Adligen reagieren, wenn die Erbin des hapanischen Thrones nicht eine vollendete Schönheit wäre?«

Leia war erschüttert, »ü nein! Die Arme!«

»Ich bin froh, dass du Tenel Ka ihr Lichtschwert gelassen hast, Luke«, stimmte Mara zu. »Sie wird es vielleicht brauchen.«

Alle starrten der Königinmutter hinterher, dachten über Tenel Kas einsames Leben nach und fragten sich, wie sie ihr vielleicht helfen könnten, bis andere Schritte im Flur zu hören waren. Einen Augenblick später stand Corran Horn im Eingang zur Bibliothek und verbeugte sich respektvoll.

»Luke, wäre dies ein geeigneter Zeitpunkt, um mit dir zu sprechen?«

»Selbstverständlich.« Luke warf Leia und Han einen bedeutungsvollen Blick zu, dann kehrte er zu seiner Matte an dem Schreibtisch zurück und setzte sich. »Komm herein.«

Leia nahm Hans Hand erneut und wollte an Corran vorbeigehen. »Entschuldige uns, Corran. Wir wollten gerade gehen.«

»Bitte nicht - zumindest noch nicht«, sagte Corran. »Ich habe das hier bereits dem Rest des Ordens gesagt, und ich möchte, dass auch ihr es hört.«

Leia warf Luke einen Blick zu, dann nickte sie. »Wenn du es willst.«

Corran ging zur Mitte des Raums und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Meister Skywalker, als Erstes möchte ich mich für meinen Anteil an dieser Krise entschuldigen. Ich verstehe nun, dass ich Staatschef Omas direkt in die Hände gespielt habe, als ich mich seinem Wunsch beugte, der vorübergehende Leiter des Ordens zu werden.«

»Das stimmt«, sagte Luke.

Corran schluckte, dann richtete er den Blick auf die Wand hinter Lukes Kopf. »Ich versichere euch, ich hatte niemals vor, mir jemandes Autorität anzueignen. Doch als klar wurde, wie schlecht die Beziehungen zwischen den Jedi und Staatschef Omas und der Allianz geworden waren, hatte ich das Gefühl, etwas müsse geschehen, fetzt kann ich sehen, wie furchtbar falsch das war.«

»Fehler sind im Nachhinein immer leicht zu erkennen«, sagte Luke freundlich.

Corran warf einen Blick hinunter zu Luke, eindeutig unsicher, wie der Meister seine Entschuldigung aufnahm. »Aber ich trage wirklich das Wohl des Ordens in meinem Herzen.«

»Gut«, sagte Luke.

»Deshalb glaube ich, es wäre das Beste, wenn ich gehe.« Corran konnte vor Emotionen kaum sprechen. »Meine Anwesenheit kann nur spaltend wirken.«

»Ich verstehe.« Luke stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und das Kinn auf die zusammengelegten Fingerspitzen. »Corran, ist das nicht das zweite Mal, dass du anbietest, den Orden zu seinem eigenen Wohl zu verlassen?«

Corran nickte. »Das stimmt. Nach der Zerstörung von Ithor.«

»Mach das kein drittes Mal«, unterbrach Luke ihn. »Das nächste Mal werde ich dich nicht aufhalten.«

Corran runzelte sichtlich verwirrt die Stirn. »Mich aufhalten?«

»Corran, du warst vielleicht leichtgläubig, als du glaubtest, die Yuuzhan Vong würden ihr Wort halten, aber sie waren es, die Ithor zerstörten, nicht du«, sagte Luke. »Und die Fehler, die die Jedi in unsere derzeitige Krise führten, sind mehr meine als die von anderen. Also hör bitte auf, dir alle Schuld der Galaxis aufzuladen. Um ehrlich zu sein, lässt dich das etwas aufgeblasen wirken.«

Corran sah aus, als hätte ihm jemand eine Lähmgranate ins Gesicht geworfen. »Aufgeblasen?«

Luke nickte. »Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich dir das vor anderen sage, aber du warst derjenige, der sie gebeten hat zu bleiben.«

Conan sah zu Leia und Han hinüber. »Selbstverständlich nicht.«

»Gut«, erwiderte Luke. »Dann ist also alles wieder in Ordnung? Du bleibst weiter Jedi, und deine Loyalität gegenüber dem Orden steht an erster Stelle?«

»Ja.« Corran nickte. »Selbstverständlich.«

Luke lächelte strahlend. »Das freut mich. Wir können uns nicht leisten, dich zu verlieren. Corran. Ich glaube nicht, dass du weißt, wie wichtig du für den Orden bist. Eine Pflicht der Jedi besteht tatsächlich darin, die Galaktische Allianz zu unterstützen - viel mehr, als wir es bisher getan haben -, und niemand vertritt diesen Standpunkt besser als du.«

»Ah, danke.« Corran blieb etwas verwirrt aussehend mitten im Zimmer stehen.

Nach einem Moment sagte Luke: »Das ist alles, Corran. Es sei denn, es gibt noch etwas,?«

»Das ist tatsächlich der Fall«, antwortete Corran. »Ich denke, auch die anderen Meister haben sich alle entschlossen zu bleiben. Nachdem ich mit ihnen gesprochen hatte, haben sie mich gebeten, dir zu sagen, dass sie im Auditorium warten werden.«

»Ach ja?« Luke zog die Brauen hoch und versuchte sich die Zufriedenheit nicht ansehen zu lassen, die Leia deutlich über ihre Zwillingsverbindung wahrnahm. »Dann sollte ich mir wohl anhören, was sie zu sagen haben.«

Leia trat beiseite, dann folgten sie und die anderen Luke ins Auditorium. Der Saal war noch leerer als vorher. Kyp, Saba und die anderen Meister hatten sich vor dem Podium dicht zusammengedrängt und führten ein lebhaftes Gespräch in einer Lautstärke, die kaum mehr höflich zu nennen war. Tesar, Lowbacca, Tahiri und Tekli saßen zusammen ein paar Reihen weiter hinten und versuchten nicht allzu offensichtlich zu belauschen, was da gesprochen wurde. Jacen war auf der anderen Seite des Mittelgangs geblieben und schien sich mehr für sein eigenes Gespräch mit Ben zu interessieren als dafür, was die Meister flüsterten.

Die anderen waren gegangen - wahrscheinlich weggeschickt von den Meistern, damit sie ihr Privatgespräch mit Meister Skywalker führen konnten. Die Tatsache, dass man Jacen, Tesar und die anderen gebeten hatte zu bleiben, ließ darauf schließen, dass es sich bei dem Gespräch um die Killiks drehen würde. Offensichtlich hatte Lukes Plan bei den Meistern zumindest eine gewisse Bereitschaft erzeugt, miteinander zu reden. Leia bezweifelte, dass sie sich über irgendetwas einig werden würden, aber Reden war ein Anfang.

Als Han die Versammlung der Meister sah, sprang er vom Podium und streckte die Hand nach Ben aus. »Sieht aus, als wären wir bei dieser Besprechung eher überflüssig, Partner. Warum gehen wir nicht rüber zum Falken und arbeiten an diesem Warpzentrumsproblem, von dem ich dir erzählt habe?«

Bens Augen leuchteten auf. Er wollte sich schon von Jacen verabschieden - doch da stand Kenth Hamner auf und sagte: »Captain Solo, es wäre uns lieb, wenn Sie blieben.«

Han warf Leia einen besorgten Blick zu, und sie wusste, dass sie das Gleiche dachten: dass es bei diesem Gespräch auch zu einem großen Teil um Jaina und Zekk gehen würde.

»Ja, sicher«, sagte er. »Wie ihr wollt.«

Ben verzog mürrisch das sommersprossige Gesicht. »Was ist mit dem Warpproblem des Falken?«

»Mach dir deshalb keine Sorgen, Junge«, sagte Han zu ihm. »Zentrumsstabilisatoren reparieren sich nicht von selbst. Es wird warten, bis wir Zeit haben.«

»Vielleicht könnte Bens Verteidigungsdroide ihn nach Hause bringen.« Kenth warf einen Blick zum Podium. »Wenn das für die Meister Skywalker akzeptabel ist.«

»Selbstverständlich«, antwortete Mara. Sie warf einen suchenden Blick in den Saal. »Nanna?«

Der große Verteidigungsdroide trat aus den Schatten, streckte die metallische Hand aus und wartete, während Ben widerstrebend den Gang entlangschlurfte.

Sobald die beiden den Saal verlassen hatten, wandte sich Kenth wieder Han zu. »Danke, dass Sie bleiben, Captain Solo. Wir wissen, dass Sie nur inoffiziell dazugehören, aber Sie sind ein wichtiger Teil des Ordens, und Ihre Meinung war bei den Meistern immer von großer Bedeutung.«

»Ich helfe gern«, sagte Han vorsichtig. »Um was geht es denn?«

»In einer Minute.« Kenth bedeutete Han, sich zu setzen. Offensichtlich waren sich die Meister über eins einig geworden - Lukes Gambit vereint entgegenzutreten. »Als Erstes würden wir gerne fragen, welche Rolle nach Meister Skywalkers neuer Sicht der Bindung eines Jedi an den Orden seine Familie spielt.«

»Ich sage nicht, dass wir die verlassen sollen, die wir lieben«, erwiderte Luke und trat zwischen Leia und die Meister. »Doch offensichtlich ist es erforderlich, dass jeder Jedi sich längere Zeit fern von seiner oder ihrer Familie aufhält.«

Als Luke zwischen Leia und den Meistern stehen blieb, erkannte sie das Zeichen und stieg vom Podium. Dann ging sie zu Han hinüber. Sie setzte sich neben ihn und Jacen auf die Bank.

Während Luke und die Meister fortfuhren zu definieren, was Luke damit gemeint hatte, den Orden an die erste Stelle zu setzen, beugte sich Han zum Ohr seines Sohnes. »Tenel Ka hat den Orden verlassen«, flüsterte er. »Ich dachte, das würdest du wissen wollen.«

»Ich weiß es schon«, antwortete Jacen. »Onkel Luke hat ihr nicht gerade viele andere Möglichkeiten gelassen, wie?«

»Es macht nur offiziell, was wir alle schon seit einiger Zeit wussten«, sagte Leia. Jacen und Tenel Ka hatten sich während ihrer Teenagerjahre nahegestanden, und Leia wollte nicht, dass Jacens eigene Entscheidung durch die Tenel Kas beeinflusst wurde. »Tenel Kas Pflichten als Königinmutter haben schon vorher verhindert, dass sie auf eine bedeutsame Weise am Orden beteiligt ist.«

Jacen lächelte und legte die Hand auf Leias Knie. »Mom, ich werde nicht wieder verschwinden. Ich habe bereits beschlossen zu bleiben.«

Leia war so erleichtert, dass sie glaubte, selbst Han könnte es spüren. Ihre Miene jedoch blieb unverändert, als sie sagte: »Wenn du glaubst, dass das das Beste ist. mein Lieber.«

Jacen lachte und verdrehte die Augen. »Mutter, deine Gefühle verraten dich.«

»Wohl möglich.« Leia wurde ernster, und sie fragte: »Was hat Tenel Ka dir über ihre Tochter gesagt?«

»Allana?« Jacens Präsenz schien plötzlich aus der Macht zu verschwinden, und sein Ton wurde vorsichtig. »Was ist mit ihr?«

»Wir meinen, was verbirgt Tenel Ka?«, wollte Han wissen. »Wenn man das Kind erwähnt, verschließt sie sich wie eine Rabclab in Eiswasser.«

»Was bringt euch darauf, dass Tenel Ka ausgerechnet mir irgendetwas erzählen würde?«, fragte Jacen.

»Das hat sie offensichtlich getan«, meinte Leia. »Sonst würdest du nicht versuchen unseren Fragen auszuweichen.«

Jacen starrte zu Boden. Leia hatte das Gefühl, er wollte es ihnen gerne sagen, kämpfte aber mit sich, ob er das Recht dazu hatte. Schließlich sah Jacen seine Mutter wieder an.

»Wenn Tenel Ka es für notwendig hält, dafür zu sorgen, dass ihre Tochter nicht ins Hololicht gerät, dann sollten wir uns darauf verlassen, dass sie dafür einen guten Grund hat.«

Han schaute an Jacen vorbei zu Leia und nickte. »Luke hatte recht.«

Jacen riss die Augen auf. »Womit?«

»Was Allana angeht«, sagte Leia. »Wenn sie auf irgendeine Weise, äh, von einem Schaden befallen wäre, müsste Tenel Ka das Kind verstecken. Für die Hapaner ist Schönheit so wichtig, dass es schon weit mehr als neurotisch ist. Ich will lieber nicht daran denken, was sie tun würden, wenn die Thronerbin einen Makel aufwiese.«

Die Besorgnis verschwand aus Jacens Miene. »Macht euch nicht die Mühe, nach Einzelheiten zu fragen. Ich weiß nichts darüber.«

Leia erkannte an der Art, wie Jacen ihren Blick mied, dass er log, aber sie bohrte nicht weiter nach. Er war eindeutig der Ansicht, dass sie ihn bereits jetzt dazu bringen wollten, jemandes Vertrauen zu missbrauchen. Ihn noch mehr zu bedrängen, würde ihn nicht gesprächiger machen.

»Wir wissen alles, was wir wissen müssen«, sagte Leia. »Ich hoffe nur, Tenel Ka weiß, dass wir ihr gerne helfen würden.«

»Mom, Tenel Ka hat mehr Geld als Lando und Dutzende von Jedi-Freunden«, sagte Jacen. »Ich bin ziemlich sicher, sie weiß, dass sie alle Hilfe bekommen kann, die sie braucht.«

»He, wir haben uns nur Sorgen um sie gemacht«, sagte Han. »Armes Kind - was immer nicht mit ihm stimmen mag. Ich bin sicher, das Problem kommt vom Vater.«

Jacen verzog das Gesicht und schwieg einen Moment, dann sagte er: »Du hast sicher recht, Dad. Und wenn das deine Art ist zu fragen, ob ich weiß, wer der Vater ist, wird das nicht funktionieren.«

Han tat gekränkt. »Glaubst du, ich würde dich ausfragen?«

»Ich weiß, dass du das tun würdest«, sagte Jacen. »Was du gerade versucht hast, ist das Zeltronische Aufspiel. Du hast es mir beigebracht, als ich zehn war.«

Han zuckte die Achseln. »Und ich dachte, du hättest mir nicht zugehört.«

Ein plötzliches Schweigen unter den Meistern erregte Leias Aufmerksamkeit. Sie blickte auf und sah, dass Luke auf dem Rand des Podiums saß und alle zu sich winkte. Als sie näher kamen, spürte sie eine gewisse Hoffnung in der Präsenz ihres Bruders.

»Die Meister sind sich einig, dass die oberste Pflicht des Ordens in jeder Krise darin besteht, schlüssig und einig zu reagieren«, fasste er zusammen. »Nun stellt sich die Frage, was wir wegen der Killiks unternehmen.«

»Deshalb haben wir die Solos gebeten zu bleiben«, wandte sich Tresina Lobi an Leia und die anderen. »Ihr wisst mehr über die Killiks als jeder von uns, also werden eure Erkenntnisse unsere Entscheidung leiten.«

Luke nickte zustimmend. »Und ich möchte Jacen bitten, uns allen von seiner Vision zu erzählen.«

»Vision?«, fragte Corran.

»Deswegen habe ich den Angriff auf das Nachschubdepot Thrago organisiert«, erklärte Jacen und stellte sich zwischen die Meister und das Podium. »In dieser Vision sah ich die Chiss einen massiven Überraschungsangriff gegen die Killiks durchführen.«

Kenth runzelte die Stirn. »Du dachtest doch sicher nicht, das würde verhindern.«

»Lass ihn ausreden«, sagte Luke und hob abwehrend die Hand. »Jacens Plan war verzweifelt, aber unter den gegebenen Umständen nicht unvernünftig - vor allem, wenn man unsere damalige Uneinigkeit bedenkt.«

Jacen fuhr fort: »An der Vision ängstigte mich eines wirklich, und zwar, dass es den Chiss nicht gelang, die Kolonie zu vernichten. Stattdessen sah ich einen Gegenangriff der Killiks, und der Krieg erfasste auch die Galaktische Allianz.«

»Mal sehen, ob ich das richtig verstehe«, sagte Corran und verzog verwirrt das Gesicht. »Du hast gesehen, wie der Krieg sich in die Galaktische Allianz ausbreitete, also hast du die Chiss angegriffen, damit das nicht passiert? Das klingt verrückt, Jacen.«

Jacen nickte. »Es ist verzwickt, ich weiß. Aber ich war der Meinung, wir müssen die Dynamik ändern. Offensichtlich greifen die Chiss immer noch an,«

»Und die Galaktische Allianz wird immer noch in den Krieg hineingezogen.« Kenths Tonfall war kühl. »Wir kämpfen jetzt nicht nur im Utegetu-Nebel, sondern die Chiss machen auch gegen uns mobil, weil sie glauben, dass wir den Killiks die Ackbar freiwillig überlassen haben. Ich sehe nicht, dass dein Angriff etwas anderes erreicht hat, als den Krieg zu beschleunigen - und alles noch erheblich komplizierter zu machen.«

»Er hat die Chiss überzeugt, dass sie nicht mit einem schnellen Schlag siegen können«, kam Han Jacen zu Hilfe. »Zumindest besteht jetzt eine geringe Chance, dass ihr dieses Durcheinander unter Kontrolle bringt, bevor es sich zu einem galaxisweiten Käferzerstampfen auswächst.«

»Han hat recht«, sagte Corran. »Außerdem werden wir das Problem nicht lösen, indem wir über unsere vergangenen Fehler diskutieren - ob es nun wirklich Fehler waren oder nicht. Wir müssen darüber reden, wie wir diesen Krieg aufhalten können, bevor er außer Kontrolle gerät.«

Die Meister nickten zustimmend, dann schwiegen sie jedoch und starrten zu Boden. Es widerstrebte ihnen offensichtlich, die gleiche Auseinandersetzung noch einmal zu führen, die schon seit Monaten drohte, den Orden zu zerreißen. Nach ein paar Sekunden warfen Corran, Kyp und sogar Saba Luke erwartungsvolle Blicke zu und hofften eindeutig, er werde die Führung übernehmen. Er schwieg aber und war entschlossen, die Meister zu zwingen, das Problem selbst durchzuarbeiten und ihren eigenen Konsens zu entwickeln.

Schließlich sagte Jacen: »Ich weiß, wie wir den Krieg aufhalten können.«

Alle - Leia eingeschlossen - sahen ihn erstaunt und fragend an.

»Warum überrascht mich das nicht?«, fragte Kyp. Er fuhr sich mit der Hand durch das zerzauste Haar und kratzte sich am Kopf. »Also gut. lass hören. Du scheinst der Einzige mit einer Idee zu sein.«

Jacen ging zu Luke und stellte sich direkt vor die Meister. Seine Entschlossenheit stieg schwer und unverrückbar in die Macht. Er würde den Krieg aufhalten. Er würde zu viel verlieren, wenn er es nicht tat.

»Wir töten Raynar Thul.«

»Was?« Dieser Ausruf kam gleich von mehreren, darunter auch Tesar Sebatyne und die anderen jungen Jedi-Ritter, die Jacen bei dem Überfall auf das Nachschubdepot Thrago begleitet hatten. Selbst Leia fragte sich, ob sie Jacen richtig verstanden hatte.

»Hast du das auch in deiner Vision gesehen?«, fragte Corran. Er wandte sich den anderen Meistern zu und schüttelte ablehnend den Kopf »Darüber haben wir doch schon gesprochen.«

Luke runzelte die Stirn. »Haben wir?«

»Als du und Han auf Woteba gefangen wart«, informierte Mara ihn. »Das war unser Notfallplan.«

»Und nun sollte es unser primärer Plan sein«, sagte Jacen ruhig. »Es ist die einzige Möglichkeit, den Krieg zu verhindern.«

»Weiter«, sagte Luke.

»Die meisten Insektenspezies haben eine gewaltige Sterberate«, erklärte Jacen. »Nur jedes tausendste Ei wird zu einer Larve, die überlebt, um sich zu verpuppen und selbst Nachwuchs zu produzieren. Als Raynar Angehöriger des Nestes wurde,«

»Aber Raynar zu töten, würde die Kolonie zerstören!«, krächzte Tesar.

»Ich glaube, genau darum geht es«, sagte Kenth. »Sie haben zwei anderen großen galaktischen Zivilisationen den Krieg erklärt.«

Lowbacca röhrte protestierend und erklärte, dass der Ärger allein vom Dunklen Nest ausginge.

»Jacen hat offenbar ausführlich darüber nachgedacht«, sagte Luke und hob die Hände, um Ruhe zu erbitten. »Warum hören wir ihn nicht weiter an?«

»Weil es gefährlich ist. Jacen anzuhören«, sagte Tahiri mit einem wütenden Blick auf Jacen. »Er sagt das eine und meint etwas anderes.«

Von Tahiri kommend, die von den Solos seit Anakins Tod praktisch als eigene Tochter betrachtet wurde, erhielten diese Worte ein besonderes Gewicht. Leia hätte sie wegen ihrer Unhöflichkeit getadelt, wenn Luke nicht schneller gewesen wäre.

»Das genügt!« Luke warf erst Tahiri. dann Tesar und Lowbacca einen verärgerten Blick zu. »Das hier ist eine Debatte unter Meistern, und wenn wir euch um eure Meinung bitten, so werdet ihr sie auf höfliche Weise äußern. Ist das klar?«

Tesar hatte die Schuppen aufgestellt, und Lowbaccas Fell war gesträubt, aber sie schlossen sich der nickenden Tahiri an. »Ja, Meister.«

»Danke.« Luke schaute zurück zu Jacen. »Du sagtest gerade.«

»Als Raynar Angehöriger des Nestes wurde, begannen die Killiks das Leben einzelner Nestangehöriger höher zu schätzen«, fuhr Jacen fort. »Ihre Bevölkerung explodierte, und sie ernteten ihre Planeten leer. Das war der Augenblick, in dem die Kolonie entstand und sich in den Chiss-Raum auszudehnen begann.«

»Aber würde es jetzt noch etwas ändern. Raynar zu töten?«. fragte Saba von der vordersten Bank aus. »Die Killiks haben sich bereits verändert. Diese hier sieht nicht, wieso die Entfernung Raynars sie zurückverwandeln sollte.«

»Weil diese Veränderung ein erlerntes Verhalten ist.« Jacen hatte sich diese Antwort offenbar schon zurechtgelegt gehabt. »Raynar ist der einzige Teil ihrer Persönlichkeit, dem eine Wertschätzung des individuellen Lebens angeboren ist.«

»Also entfernen wir Raynar, und sie verlernen das Verhalten wieder?«, fragte Kenth.

»Genau«, sagte Jacen. »Raynars Fähigkeit, seinen Willen durch die Macht zu projizieren, bindet die einzelnen Nester an die Kolonie. Wenn wir ihn entfernen, werden die Nester einzeln überleben müssen.«

»Sie werden entweder zu ihrem ursprünglichen Zustand zurückkehren oder hungern«, sagte Kenth. »Wie auch immer, das Problem wird sich von selbst lösen.«

»Nicht ganz«, sagte Corran. »Ihr vergesst das Dunkle Nest. Nach allem, was wir wissen, zieht es bereits die Fäden hinter den Kulissen der Kolonie. Wenn wir Raynar töten, was hält Lomi Plo dann noch davon ab, offiziell das Kommando zu übernehmen?«

»Wir werden sie und Alema Rar ebenfalls umbringen müssen«, sagte Jacen. »Sorry, das hielt ich für selbstverständlich.«

Als niemand widersprach, fragte Luke: »Damit sind also alle einverstanden? Das Dunkle Nest muss zerstört werden!«

»Ich hoffe nur, wir schaffen es«, murmelte Han. »Wir haben das schon versucht, erinnerst du dich?«

»Wir haben seitdem viel gelernt«, sagte Jacen. »Diesmal werden wir Erfolg haben.«

»Ich bin froh, dass du so überzeugt bist, Jacen«, sagte Kyp. »Wie wäre es, wenn du uns anderen ebenfalls das Geheimnis dieser Überzeugung verrätst?«

»Das habe ich bereits getan«, sagte Jacen. »Wir eliminieren Raynar und sein Nest ebenfalls.«

Das brachte ihm ein Schnauben von Tesar und Lowbacca ein, aber ein warnender Blick von Luke genügte, um die beiden Jedi-Ritter zum Schweigen zu bringen.

»Jetzt bin ich wirklich verwirrt«, sagte Corran. »Wenn wir das Dunkle Nest sowieso zerstören müssen, warum hören wir danach nicht auf und verhandeln mit Raynar?«

»Ich wünschte, das könnten wir«, sagte Leia. »Aber Raynars Geist wurde beim Absturz der Flier zerrüttet. Außerdem haben die Killiks eine sehr fließende Vorstellung von Wahrheit. Wenn man diese beiden Dinge addiert, kann man sich nicht darauf verlassen, dass er sich rational verhält. Wir konnten ihn nur dazu überreden, Qoribu zu verlassen, indem wir ihn überzeugten, dass alle Nester dort zu Dunklen Nestern würden, wenn er es nicht täte.«

»Das stimmt, Mutter«, sagte Jacen. »Aber das eigentliche Problem besteht darin, dass man das Dunkle Nest nicht zerstören kann, ohne Raynar zu töten. Solange es Unu gibt, wird es auch Gorog geben.«

»Das ist doch absurd«, schnaubte Tesar.

»Nicht im Geringsten.« Cilghal sprach leise, was eine beruhigende Wirkung auf die ganze Debatte hatte. »Ich hatte gleich den Verdacht, als das Dunkle Nest im Utegetu-Nebel erneut auftauchte.«

Corran, Kenth und sogar Luke wirkten verdutzt.

»Wieso das?«, fragte Luke.

»Erinnerst du dich an unser Gespräch über den bewussten und unbewussten Geist?«, erwiderte Cilghal.

Luke nickte. »Ich glaube, du hast es so ausgedrückt: >Wie die Macht selbst hat jeder Geist in der Galaxis zwei Seiten.<«

»Sehr gut«, sagte Cilghal. »Das Bewusstsein ist das. was wir über uns selbst wissen, das Unbewusste ist der Teil, der uns verborgen bleibt.«

»Ich dachte immer, das wäre das Unterbewusstsein«, sagte Corran.

»Ich auch, bis Cilghal es mir erklärt hat«, sagte Luke. »Das Unterbewusstsein ist eine geistige Ebene zwischen vollständiger Bewusstheit und Unbewusstheit. Das Unbewusste bleibt dem Teil unseres Gehirns, den wir kennen, vollkommen verborgen. Richtig, Cilghal?«

»Du hast ein hervorragendes Gedächtnis«, sagte sie.

»Einen Moment mal, Cilghal«. sagte Kyp. »Das heißt also, Jacen hat tatsächlich recht? Selbst wenn das Dunkle Nest nicht existierte, würde die Kolonie eins schaffen?«

»Ich sagte, dass Jacens Theorie zu dem passt, was wir beobachtet haben«, korrigierte Cilghal ihn. »Wenn man davon ausgeht, dass die Kolonie ein kollektiver Geist ist, dann ergibt es durchaus einen Sinn, dass sie auch ein Unbewusstsein geschaffen haben. Und man kann einen unbewussten Geist nicht zerstören, ohne den bewussten Geist zu vernichten.«

Cilghal hielt inne und richtete eins ihrer hervorstehenden Augen auf Tesar, Lowbacca und Tahiri. »Es tut mir leid, aber wenn diese Theorie zutrifft, dann ist es einfach unmöglich, das Dunkle Nest zu zerstören, ohne die Kolonie zu vernichten. Eins gehört zum anderen.«

»Dann stimmt Jacens Theorie eben nicht!«, krächzte Tesar.

»Das ist immer möglich«, gab Cilghal zu. »Aber sie erklärt alles, was wir beobachtet haben, und das macht sie zur besten Arbeitshypothese, die wir haben.«

»Also werden wir einen von uns töten?« Corran schüttelte den Kopf. »Ich kann einfach nicht glauben, dass das unsere beste Option sein soll. Es verstößt gegen alles, was ich als Jedi empfinde. Wir sind keine Attentäter, wir verraten unsere Leute nicht, und wir vernichten keine kompletten Zivilisationen.«

»Corran, darüber haben wir ebenfalls schon gesprochen«, erinnerte Leia ihn. »Wir müssen gerade deshalb handeln, weil Raynar ein Jedi ist. Er ist zu einer Gefahr für die Galaxis geworden, und es liegt in unserer Verantwortung, ihn aufzuhalten.«

»Ich verstehe, dass er eine Gefahr ist«, erwiderte Corran. »Aber wenn er so zerrüttet ist. wie ihr sagt, sollten wir ihn nicht töten - wir sollten versuchen, ihm zu helfen.«

»Möge die Macht dir dabei zur Seite stehen!«, schnaubte Han. »Du wirst sie brauchen. Raynar ist mächtiger als Luke, und er will eure Hilfe nicht.«

Luke runzelte die Stirn über Hans Beurteilung seiner relativen Stärke, aber er wirkte eher überrascht als beleidigt und widersprach nicht.

»Corran, denk noch einmal darüber nach, um was du da bittest«, sagte Leia. »Wie sollen wir Raynar denn helfen? Wir wissen alle, wie schwierig es ist, einen gewöhnlichen Jedi gegen seinen Willen zurückzuhalten, und Raynar hat unendlich größere Ressourcen. Ich fürchte, wir müssen uns der Realität der Situation stellen.«

»Du stimmst Jacen also zu?«, fragte Corran. »Du denkst, wir haben nur eine Wahl: Raynar zu töten?«

Die Frage traf Leia wie ein Tritt in den Bauch. Sie hatte Raynar gekannt, seit das hochnäsige Kind als zukünftiger Erbe des Transportimperiums Bornaryn in die Jedi-Akademie auf Yavin 4 gekommen war, und hatte ihn zu dem aufrichtigen jungen Mann heranwachsen sehen, der sich freiwillig gemeldet hatte, um Anakin auf seinem vom Unglück verfolgten Einsatz auf Myrkr zu begleiten. Der Gedanke, tatsächlich Jedi gegen ihn auszuschicken, ließ ihre Lippen vor Kummer zittern. Aber als die Killik-Flotte im Murgo-Engpass angegriffen hatte, hatte sie selbst miterleben müssen, dass er seinerseits keine Probleme damit hatte, seine früheren Freunde anzugreifen.

So nickte sie betrübt. »Ja, Corran«, sagte sie. »Ich denke, Jacen hat recht. Unsere beste Option ist. Raynar umzubringen. Tatsächlich ist es sogar unsere Pflicht.«

Corran lief rot an, und Leia wusste, die Auseinandersetzung würde jetzt ruppig werden.

»Unsere Pflicht?«, fragte er erbost. »Und was ist mit Jaina und Zekk?«

»Was soll mit ihnen sein?«, erwiderte Han.

»Auch sie gehören einem Nest an«, erklärte Corran, der immer noch Leia ansah. »Werdet ihr auch so begierig sein, sie umzubringen, wenn sie Raynars Platz einnehmen?«

Luke hob die Hand in dem Versuch, die Ruhe wiederherzustellen, aber der Schaden war bereits angerichtet. Die Frage hatte selbst Leias Blut zum Wallen gebracht, und Han kochte augenblicklich.

»Sie werden Raynars Platz nicht einnehmen!«, rief Han.

»Das kannst du nicht wissen«, erwiderte Corran. »Jaina hat immer getan, was sie wollte, und jetzt ist sie in der Kolonie.« Er wandte sich wieder an Leia. »Also, ich will es wissen: Würdet Ihr das Gleiche sagen, wenn wir Jaina und Zekk umbringen müssten?«

»Ihr wisst genau, dass das eine sinnlose Frage ist!«, erwiderte Leia.

»Nicht wirklich«, warf Kyle Katarn ein. »Was mich angeht, ich hielte eine Antwort für relevant für Raynars Fall.«

»Huttschleim!«, protestierte Kyp. »Jaina und Zekk haben bereits demonstriert, dass sie in erster Linie Jedi sind. Es ist kein bisschen relevant.«

»Warum sind sie dann nicht hier?«, bohrte Kyle weiter.

»Vermutlich, weil sie gerade versuchen einen Krieg aufzuhalten«, erwiderte Han.

Und schon ging es los. Stimmen wanden laut. Gemüter brausten auf, Gesten wurden schärfer. Corran bedrängte die Solos weiter, was sie tun würden, wenn Jaina und Zekk statt Raynar die Kolonie regierten. Han und Leia bestanden weiterhin darauf, dass das eine sinnlose Frage wäre, und Kyle, Kyp und die anderen Meister reihten sich zu beiden Seiten des Themas ein und bezogen immer starrere Positionen.

Innerhalb von Minuten war klar, dass sie eine Pattsituation erreicht hatten, und Leia spürte, wie die Frustration ihres Bruders wuchs. Sein Versuch, die Meister zu vereinen, war jämmerlich fehlgeschlagen. Sie waren nicht näher an einem Konsens als zu der Zeit, als er und Han im Utegetu-Nebel festgesessen hatten. Selbst Leia konnte sehen, dass die Situation sich höchstens noch verschlimmern würde.

»Danke.« Luke sprach nur leise, aber er benutzte die Macht, um seine Worte in den Geist jedes Anwesenden zu projizieren. Die Wirkung setzte augenblicklich ein: Der Streit brach ganz plötzlich ab, und die gesamte Gruppe wandte sich ihm zu.

»Danke für eure Beiträge.« Luke stieg wieder aufs Podium. »Ich werde sorgfältig über alles nachdenken und euch dann wissen lassen, wie ich entschieden habe.«

Kyp runzelte die Stirn. »Wie? Du entscheidest?«

»Ja, Kyp«, sagte Mara. Sie ging auf ihn zu und starrte ihm in die Augen. »Wie Luke entscheidet. Glaubst du nicht, das ist das Beste?«

Kyp zog die Brauen hoch, dann sah er die anderen Meister an - viele dieser Gesichter waren von der heftigen Auseinandersetzung noch gerötet - und schien langsam zu begreifen, was Leia bereits erkannt hatte: Luke übernahm die Herrschaft über den Orden.

Bevor Kyp seine Stimme wiederfand, um zu antworten, drehte sich Han um und ging durch den Mittelgang in Richtung Ausgang, seine Stiefelabsätze klackten dabei auf dem Holzboden. Leia folgte ihm und musste beinahe laufen, um ihn einzuholen. Luke schien zufrieden damit, sie schweigend gehen zu sehen, aber Saba war es nicht.

»Jedi Solo, wo gehst du hin?«, fragte die Barabel. »Mit Han«, erwiderte Leia. »Wir holen unsere Tochter zurück.«

»Was ist mit dem Orden?«, fragte Saba.

Leia drehte sich nicht einmal um. »Was für ein Orden?«

Der Versuch der Yuuzhan Vong, Coruscant nach dem Bild ihres verlorenen Heimatplaneten neu zu gestalten, hatte dem Planeten auch viele gute Dinge gebracht, und frischer Y'luubi gehörte zu den besten. Nicht mehr als drei Stunden vor dem Zubereiten aus dem Befreiungssee geholt, hatte er einen schweren, rauchigen Duft, der Maras gesamten Kopf mit Freude erfüllte. Sie behielt das schwammige Fleisch auf der Zunge, ließ sich Zeit, bis es sich auflöste, wie man es ihr empfohlen hatte, und staunte über die Abfolge von spektakulären Geschmacksnuancen. Das Aroma wandelte sich von rauchig über süß zu würzig, dann gipfelte es in einer scharfen, beißenden Würze, die ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ und mehr forderte.

»Die Y'luubi sind unglaublich, Madame Thul«, lobte Mara ihre Gastgeberin. Sie und Luke waren kaum eine Woche wieder auf Coruscant gewesen, als Madame Thul an Bord der Tradewyn eingetroffen war und eine Botschaft in den Jedi-Tempel geschickt hatte, um sie zum Essen einzuladen.

»Die gesamte Mahlzeit ist köstlich«, fügte Luke hinzu. »Ich danke Ihnen nochmals, dass Sie darauf bestanden haben, uns hier zu treffen.«

Aryn Thul - Raynar Thuls Mutter und die Aufsichtsratsvorsitzende der Handelsgesellschaft Bornaryn -lächelte höflich. »Es freut mich, dass Ihr es genießt.« Sie war eine hagere, beinahe zerbrechlich wirkende Frau mit grauem Haar und Augen von der Farbe von Durastahl. Sie hielt sich mit einer Würde und Anmut, die ihrem Gewand aus Schimmerseide und dem Halsschmuck aus Corusca-Edelsteinen angemessen war, die sie für dieses »zwanglose« Abendessen angelegt hatte. »Man sagte mir. Yuza Bre sei das beste Restaurant in Coruscant.«

»Das habe ich auch gehört«, sagte Mara. »Es heißt, dass man für gewöhnlich Monate im Voraus reservieren muss. Ich kann mir nicht vorstellen, wieso es heute Abend wie ausgestorben ist.«

»Das könnt Ihr nicht?«, fragt Tyko Thul. Er war ein großer, kräftiger Mann mit rundem Gesicht, kurzem ergrauendem Haar und grünbraunen Augen - der Bruder von Madame Thuls verstorbenem Gatten und der Direktor der Bornaryn-Handelsgesellschaft. Er wandte sich Madame Thul zu und lächelte arrogant. »Es sieht aus, als wären die Jedi doch nicht so allwissend, wie man uns glauben lassen will.«

»Das sollten wir nicht auf der Grundlage eines Restaurants entscheiden, Tyko. Ich bezweifle, dass Firmenübernahmen sehr weit oben auf der Liste der Dinge stehen, die sie beunruhigen.« Dann wandte Madame Thul sich wieder an Mara. »Seit heute Morgen gehört das Yuza Bre Bornaryn. Es zu kaufen, war die einzige Möglichkeit zu garantieren, dass unser Besuch hier vertraulich bleibt.«

»Ein Restaurant zu kaufen, war wohl kaum notwendig, Madame Thul«, sagte Luke vorsichtig. »Wenn es etwas gibt, was Sie vertraulich besprechen wollen, wäre ich gerne auch an Bord der Tradewyn gekommen.«

Nach dem Streit zwischen den Meistern, ob sie Raynar töten sollten oder nicht, war Mara und Luke der Zeitpunkt von Madame Thuls Essenseinladung verdächtig vorgekommen. Aber Luke war mit den Thuls befreundet, seit Raynar auf Yavin 4 in die Jedi-Akademie eingetreten war. Mara hatte ihn daher überzeugt, falls Madame Thul wirklich von der Auseinandersetzung wusste, würde sie eine Ablehnung der Einladung als Beweis dafür auffassen, dass er denen zustimmte, die der Ansicht waren, es gäbe nur eine einzige Möglichkeit, die Killik-Krise zu lösen: ihren Sohn zu töten.

Madame Thul verzog das Gesicht. »Luke, wir waren schon vor Bornans Tod Freunde.« Ihr Tonfall blieb beiläufig, aber Mara konnte in der Macht ihren Zorn - und ihre Angst -spüren. »Ihr kennt mich gut genug, um zu wissen, dass ich, wenn ich etwas mit Euch besprechen will, das auch tue.«

»Bedeutet das. dass Sie gar nichts besprechen wollen?«, fragte Luke.

»Es bedeutet, dass Ihr nicht der Hauptgrund seid, weshalb ich Yuza Bre erworben habe.« Madame Thul gestattete sich ein schuldbewusstes Lächeln. »Das hier ist zufällig Staatschef Omas' Lieblingsrestaurant. Wie Ihr Euch vorstellen könnt, wird er es von nun an schwierig finden, einen Tisch zu reservieren.«

»Das kommt mir ziemlich kleinlich vor«, sagte Mara. Madame Thul schien eine Frau zu sein, die Offenheit schätzte, also sprach sie es offen aus. »Und es wird kaum dazu beitragen, seine Meinung bezüglich der Kolonie zu ändern.«

Madame Thul zuckte die Achseln, und ihre blauen Augen blitzten schelmisch. »Ich versuche seit Monaten, mit ihm darüber zu reden, aber seine Jenet-Sekretärin weigert sich, einen Termin festzulegen. Das hier scheint mir eine gute Möglichkeit zu sein, mein Missvergnügen kundzutun.«

»Ich bin sicher, das wird es«, sagte Mara. »Aber wenn Sie die Skywalkers zu Y'luubi einladen, um damit auszudrücken, dass sie mit den Jedi nicht zufrieden sind, muss ich Sie enttäuschen: Es funktioniert nicht!«

Sie lächelte und erwartete, Madame Thul werde das Gleiche tun oder zumindest ein höfliches Lachen von sich geben.

Stattdessen sah die Aufsichtsratsvorsitzende sie mit einem stählernen Blick an.

»Ich verstehe das tatsächlich nicht. Mara.« Sie wandte sich an Luke. »Gibt es einen Grund, wieso ich mit den Jedi unzufrieden sein sollte?«

»Das wissen wir nicht«, antwortete Luke. »Sie sind sich sicher der Rolle der Jedi beim jüngsten Ärger zwischen der Kolonie und der Allianz bewusst.«

»Selbstverständlich«, sagte Madame Thul. »Sie waren entscheidend daran beteiligt, die Nestschiffe im Utegetu-Nebel festzusetzen.«

»Also hängt die Antwort auf Ihre Frage von Ihnen ab, Vorsitzende Thul«, stellte Mara fest. »Wo liegen Ihre Loyalitäten?«

Es war Tyko Thul. der antwortete. »Unsere Loyalitäten liegen, wo sie immer gelegen haben - bei der Bornaryn-Handelsgesellschaft. Wir haben drei Galaktische Regierungen überdauert, und wir werden auch diese überstehen.«

»Was ist mit der Familie?«, fragte Luke Madame Thul. »Ich bin sicher, Ihre Loyalitäten erstrecken sich auch auf Raynar.«

»Ja, es ist uns sehr wichtig, unsere Interessen in der Kolonie zu wahren.« Madame Thuls Stimme wurde eisig. »Bornaryn wird offenbar alles tun, was wir tun müssen, um sie zu schützen - und im Augenblick sind wir in einer hervorragenden Position, um extrem effizient zu sein.«

»Zum Beispiel hat Bornaryn nun auch einen Zweig für exotischen Sternenschifftreibstoff«, fügte Tyko hinzu. »Erst gestern haben wir Xtib erworben.«

Angespanntes Schweigen senkte sich über den Tisch. Xtib war die Verarbeitungsfirma. die TibannaX herstellte, das spezielle Tibanna-Isotop, das benutzt wurde, um bei StealthX- Triebwerken die Ionenspuren zu verbergen.

Kurz darauf blickte Mara auf und sah Tyko fest in die Augen. »Ich hoffe, das war nicht als Drohung gemeint. Wir haben dieser Tage nicht sonderlich viel Geduld.«

»Gibt es einen Grund, wieso Bornaryn den Jedi drohen sollte?« Tyko ließ sich nicht einschüchtern.

»Sie wissen offenbar von unseren Gesprächen über Raynar«. sagte Luke, sich erhebend. »Seien Sie versichert, dass die Jedi so etwas niemals leichtfertig tun werden, aber wir tun, was wir tun müssen, um diesen Krieg zu einem schnellen Ende zu bringen.«

»Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, Meister Skywalker.« Madame Thul verlor etwas von ihrer herrischen Haltung. Sie bedeutete ihm, sich wieder zu setzen. »Ich weiß nicht, warum, aber ich finde das Widerstreben in Ihrer Stimme irgendwie tröstlich. Bitte bleiben Sie und essen Sie zu Ende.«

»Ich fürchte, das ist uns nicht möglich«, erwiderte Luke.

»Aber wir würden gerne wissen, woher Sie Ihre Informationen haben«, sagte Mara und erhob sich ebenfalls. Ihr Magen zog sich zusammen vor Ärger, doch nicht wegen der denkbaren Gefahr, die die Bornaryn-Handelsgesellschaft für die TibannaX-Vorräte der Jedi darstellen könnte. Jemand -beinahe mit Sicherheit ein Jedi - hatte Luke und den Orden verraten. »Wer hat Ihnen davon erzählt?«

Madame Thul runzelte die Stirn. »Sie erwarten wirklich, dass ich das preisgebe?«

»Ihnen wird nichts anderes übrig bleiben«, sagte Mara.

»Das ist empörend!«, fauchte Tyko.

Er wollte aufstehen, aber Mara schnippte mit dem Finger in seine Richtung, und er fiel auf den Stuhl zurück, gelähmt von ihrem Machtgriff. Gundar, der Leibwächter mit dem Stiernacken, der auch das Essen aufgetragen hatte, griff nach seinem Blaster und setzte an, seinen Platz nahe der Küche zu verlassen.

Luke wedelte mit einem Finger nach dem großen, kräftigen Mann und benutzte die Macht, um ihn fest gegen die Wand zu drücken. Schließlich sah er wieder Madame Thul an.

»Ich nehme Verstöße gegen die Sicherheit sehr ernst«, sagte er. »Zwingen Sie mich nicht, die Macht gegen Sie anzuwenden.«

Madame Thul seufzte, dann wandte sie sich ab. »Ihr dürft es ihnen nicht übel nehmen«, sagte sie. »Sie waren überzeugt, das Richtige zu tun.«

»Das sind sie immer«, stellte Mara fest. »Wer war es?«

»Der Barabel und sein Wookiee«. antwortete Madame Thul. »Tesar und, ich glaube, er heißt Lowbacca.«

Mara konnte Madame Thuls Aufrichtigkeit in der Macht spüren, aber es fiel ihr immer noch schwer zu glauben, was die Frau sagte - und sei es nur, weil es zeigte, wie tief die Spaltung des Ordens selbst nach Lukes Gambit geblieben war.

»Das ist glaubwürdig«, Luke klang so besiegt, wie Mara schockiert war. »Ich hatte Besseres von den jungen Leuten erhofft.«

»Wenn Ihr enttäuscht seid, solltet Ihr den Grund dafür vielleicht bei Euch selbst suchen«, schlug Madame Thul vor. »Tesar und der Wookiee haben ein gutes Herz, Meister Skywalker. Sie werden Euer Vertrauen nur dann hintergehen, wenn sie glauben, keine andere Wahl zu haben.«

»Oder wenn sie unter Kontrolle der Kolonie stehen«, sagte Mara. Sie wandte sich der Transparistahlwand des Restaurants zu und sah zu dem grünen Leuchten des Siegesplatzes und dem goldenen Schimmer der großen Pyramide des Jedi- Tempels hinaus. »Sie waren immerhin länger als einen Monat bei den Killiks.«

Lukes Sorge - oder vielleicht sein Kummer - erfüllte die Machtverbindung, die Mara mit ihm teilte, aber er behielt eine neutrale Miene, als er Madame Thul noch einmal ansprach.

»Ich danke Ihnen für Ihre Gastfreundschaft«, sagte er. »Der Y'luubi war unbeschreiblich. Ich bin sicher, das Yuza Bre wird auch als Bornaryn-Eigentum weiterhin florieren.«

»Ihr müsst wirklich gehen?«, fragte Madame Thul.

»Leider ja«, sagte Luke. »Bevor der Arger mit der Kolonie nicht beigelegt ist. wäre es vielleicht besser, wenn die Bornaryn-Handelsgesellschaft und die Jedi voneinander Abstand halten.«

Madame Thul nickte. »Ich verstehe. Aber bevor Ihr geht, gestattet mir vielleicht, Euch ein Geschenk zu machen - von Freund zu Freund.«

Tyko riss die Augen auf. »Aryn. ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Wir könnten immer noch.«

»Das bezweifle ich.« Madame Thul sah ihren Schwager verärgert an. »Es ist offensichtlich, dass wir Meister Skywalker nicht mit einem Droiden auf unsere Seite ziehen werden, also können wir ihn ihm auch einfach geben.«

Mara sah sie verblüfft an. »Ein Droide?«

Madame Thul lächelte. »Ihr werdet schon sehen.« Sie wandte sich ihrem Leibwächter zu. »Gundar. Sie können R2-0 jetzt hereinbringen.«

Gundar benutzte eine Fernbedienung, und ein schreckliches Kreischen ertönte aus der Küche. Einen Augenblick später kam ein uralter Astromechdroide der R-Serie in Sicht. Sein Bewegungssystem war so verrostet und zerfressen, dass er an ein altes Segelschiff erinnerte, das gegen den Wind ankreuzte.

Jemand hatte vor kurzer Zeit einen Versuch unternommen, das Messinggehäuse zu polieren, aber entlang der Nischen und Nähte war die Patina so dick, dass sie wie Farbe aussah.

»Ein antiker Droide?«, fragte Mara.

»Eine ganz besondere Antiquität.« Madame Thul wartete, bis der Droide auf Armeslänge an den Tisch herangekommen war. dann streckte sie die Hand aus und zog ihn sanft an ihre Seite. »Meister Skywalker, erlaubt mir, Euch R2-0 vorzustellen, den ursprünglichen Prototyp für die R2-Astromechs.«

Luke riss den Mund auf. »Der Prototyp?«

»Das behauptet zumindest mein Systemverantwortlicher«. antwortete Madame Thul. »Man sagte mir, er enthalte das ursprüngliche Intellex-Vier-Hirn. Ich hoffe, es wird sich als hilfreich erweisen, wenn Ihr versucht. R2-D2s Speicherprobleme zu lösen.«

»Da bin ich sicher!«, antwortete Mara. »Woher haben Sie ihn?«

»Aus einem verlassenen Lagerhaus«, sagte Madame Thul. »Es gehörte einmal Industrial Automaton, das Bornaryn kürzlich erworben hat. Selbstverständlich waren deren Aufzeichnungen beinahe vollkommen nutzlos, was das Auffinden des Prototyps anging.«

»Industrial Automaton?«, fragte Mara. »Ghent sagte, der R2 sei ein imperialer Entwurf gewesen.«

»Fehlinformation«, entgegnete Tyko. »Der imperiale Geheimdienst hat eine bewusste Kampagne geführt, um zu verschleiern, woher die wichtigste militärische Technologie des Imperiums wirklich stammte.«

»Dann war der Entwickler des Intellex-IV-Droidenhirns kein Imperialer?«, fragte Luke.

»Nicht, als er an der R-Serie arbeitete.« Tyko zuckte die Achseln. »Wer weiß, was später geschah? Vielleicht wurde er einer, oder vielleicht haben sie ihn in ihren Dienst gezwungen. Unsere Historiker konnten nur feststellen, dass seine Identität aus allen Datenbanken über die R-Serie getilgt wurde.«

»Aber jetzt habt Ihr den Prototyp«, stellte Madame Thul fest. »Ich hoffe, Ihr könnt damit herausfinden, was Ihr braucht.«

»Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, murmelte Luke. »Vielen Dank!«

»>Vielen Dank< genügt vollkommen«, sagte Madame Thul. »Jeder Mann sollte seine Mutter kennen.«

»Ich bin sicher, er wird sehr hilfreich sein«, warf Mara ein. »Aber wie sind Sie darauf gekommen? R2s Speicherprobleme sind nicht unbedingt außerhalb des Jedi-Ordens bekannt.«

Madame Thul lächelte. »Tesar und der Wookiee«, sagte sie. »Ich sagte Euch doch schon, dass sie ein gutes Herz haben.«

Dutzende ramponierte Transporter hingen in allen möglichen Winkeln an den wachsüberzogenen Wänden, und Schwärme von orangefarbenen Killik-Arbeitern schoben Kriegsfracht durch die Mikroschwerkraft. Es ging im Lizil-Hangar geschäftiger zu als bei Hans und Leias letztem Besuch. Die größte noch freie Dockbucht war eine keilförmige Fläche nahe dem oberen Ende des kugelförmigen Hangars, und selbst die schien kaum groß genug für den klotzigen Transporter der Dray-Klasse zu sein, den die Solos sich von Lando geliehen hatten, um ihre Verkleidung perfekt zu machen. Han rollte die Swiff auf den Rücken und bewegte sie langsam auf die leere Stelle zu.

Leia schnappte nach Luft, dann aktivierte sie die Landecams und studierte das Display des Copiloten. »Warte. Wir haben nur einen halben Meter bis zum nächsten Schiff.«

»So viel?«

»Han, das hier ist nicht der Falke.«

»Das brauchst du mir nicht zu sagen«, erwiderte Hau. »Dieser Klotz lenkt sich wie ein Asteroid.«

»Ich glaube, Prinzessin Leia möchte andeuten, dass Sie mit diesem Schiff vielleicht nicht geschickt genug umgehen können, um auf so engem Raum anzudocken«, versuchte C-3PO aus dem Hintergrund des Cockpits zu helfen. »Ihre Reaktionsfähigkeit und Ihre Auge-Hand-Koordination haben in den letzten zehn Jahren um zwölf Prozent nachgelassen.«

»Nur wenn du in der Nähe bist«, grollte Han. »Und hör auf, mir das zu sagen. Mein Gedächtnis ist gut. und über meine Fähigkeiten als Pilot solltest du auch nicht meckern.

Blechgesicht.«

»Ich deute nur an«, sagte Leia, »dass wir wenig Platz haben, und du hast Lando versprochen, keine Kratzer an seinem Schiff zu verursachen.«

»Und du denkst, das hat er mir geglaubt?«

»Ich glaube, wir sollten warten, bis eine größere Dockbucht frei wird«, sagte Leia. »Wir werden das Vertrauen der Kolonie nicht gewinnen, indem wir einen Unfall verursachen.«

»Wir brauchen ihr Vertrauen nicht.« Han wies mit einem Daumen auf den riesigen Frachtraum der Swiff. »Wenn sie diese riesige Magkanone sehen, die wir dabeihaben, werden sie uns anflehen, das Ding raus an die Front zu bringen.«

»Das ist sehr unwahrscheinlich, Captain Solo«, sagte C-3PO. »Insektenspezies haben nur selten ein Gefühl für Mitleid, also würde es ihnen auch nicht einfallen, an Ihr Mitgefühl zu appellieren.«

»Han meint damit, dass sie versessen darauf sein werden, einen Handel mit uns einzugehen«, erklärte Leia. »Was nur noch ein Grund mehr ist zu warten. Wir wollen es nicht übertreiben. Jaina und Zekk werden immer noch an der Front sein, wenn wir dorthin kommen.«

»Warten?« Han schüttelte den Kopf und manövrierte die Swiff weiter in die Dockbucht. Einer der Transporter in der Nähe, ein uraltes Schiff der Courier-Klasse vom Sienar System aus der Zeit der Republik, hatte seine Landerampe in den Raum ausgefahren, auf den er zulenkte, aber das beunruhigte Han nicht. Die Landestützen der Swiff hatten genügend Abstand voneinander, um sie auf beiden Seiten der Rampe aufzusetzen, und die Lizil-Arbeiter, die auf der Rampe beschäftigt waren, waren daran gewöhnt, Schiffen auszuweichen. »Es könnte Tage dauern, bis eine weitere Dockbucht frei wird.«

»Es würde nicht mehr als eine Stunde dauern.« Leia zeigte nach oben. »Diese Freight Queen ist abfahrbereit.«

Han sah in die angegebene Richtung, aber statt auf die Freight Queen fiel sein Blick auf einen elegant aussehenden Mon-Calamari-Transporter der Sailfish-Klasse, der direkt »unter« ihnen in der Mitte des Hangars angelegt hatte. Die Rampe war ausgefahren, und zwei Flakax standen dort Wache und behielten einen zerlumpten Haufen von Verpinen, Vratix und Fefze im Auge, die offenbar darauf warteten, dass der Captain des Sailfish mit ihnen sprach. Der Anblick ließ Han schaudern. Es gefiel ihm nicht, dass sich so viele unterschiedliche Insektenspezies an einem Ort versammelten - es wirkte auf ihn, als planten sie etwas.

Statt das zuzugeben - er wusste, dass Leia ihn bereits für paranoid hielt, was Käfer anging -, fragte er: »Ist das ein Langstreckensichtverstärker hinten an der Rectenna-Schüssel dieses Sailfish?«

»Woher soll ich das wissen?«, fragte Leia und betrachtete das Schiff stirnrunzelnd. »Und wieso sollte es mich interessieren?«

»Weil Lando das auf all seinen Schiffen der Sensorausstattung hinzufügt«, sagte Han. »Einschließlich des Sailfish, den er Juun und Tarfang verkauft hat.«

»Der, den sie mit den Squibs getauscht haben?«

»Genau«, bestätigte Han.

Leia begutachtete den Sailfish einen Moment und war nun ebenso interessiert daran wie Han. Im Lauf der Jahre waren die Solos viele Male den Squibs begegnet, drei geschäftstüchtigen Vertretern ihrer Spezies, die sich gerne am Rand der Rechtssysteme bewegten, die jeweils für sie zuständig waren.

Das letzte Mal waren die drei jedoch zu weit gegangen, als sie den Killiks geholfen hatten, einen Schwann Elitesoldaten-Käfer an Bord der Admira] Ackbar zu schmuggeln.

Schließlich sagte Leia: »Ich bin sicher, dass der Geheimdienst der Streitkräfte sich sehr für die Antwort interessieren wird - und worin die Verbindung zwischen all den dort draußen herumlungernden Insekten besteht.«

»Also bin ich nicht der Einzige, der das für seltsam hält«, stellte Han fest.

»Es ist nicht wirklich so ungewöhnlich«, sagte C-3PO. »Wenn man bedenkt, dass siebenundsechzig Prozent der Schiffsbesatzungen in diesem Hangar aus Insekten bestehen, stellt es kaum eine statistische Abweichung dar.«

»Siebenundsechzig Prozent?«, wiederholte Han. Er sah sich genauer im Hangar um und achtete nun vor allem auf die Besatzungen und ihre Schiffe. Wie C-3PO festgestellt hatte, gab es tatsächlich schrecklich viele Käfer, und mindestens die Hälfte der Schiffe war von Slayn & Korpil hergestellt worden -einer verpinischen Firma. »Das wird mir langsam unheimlich,«

»Es könnte einfach am Krieg liegen«, sagte Leia. »Vielleicht fühlen sich die Killiks sicherer, wenn sie es mit Insekten zu tun haben.«

»Und das beunruhigt dich nicht?«, fragte Han.

»Ich sagte vielleicht«, erwiderte Leia. »Wir werden es uns genauer ansehen müssen.«

»Dürfte ich vorschlagen, dass Sie das tun, wenn wir mit dem Landen fertig sind?«, fragte C-3PO. »Wir scheinen kurz davor zu sein, auf einem anderen Schiff zu landen!«

Han warf einen Blick auf das Display, wo eine der Stützencams eine Landestütze zeigte, die schon beinahe die Beobachtungsblase des Courier berührte.

»Immer mit der Ruhe, Chiphirn.« Han zündete eine Korrekturdüse, um die Swiff wieder in die richtige Position zu drehen. »Es ist ein knappes Manöver, also benutze ich die Sluissi-Drehung.«

»Die Sluissi-Drehung?«, fragte C-3PO. »Ich habe keine Aufzeichnungen dieses Manövers in meinen Datenbanken.«

»In einer Sekunde wirst du eine haben«, versprach Han.

Er zündete eine andere Düse, um ihre Rotation zu bremsen, dann spürte er ein leichtes Schaudern, als der Rand des Landegestells den Rumpf des Courier streifte. Die Arbeiterkäfer wichen aus. einen Augenblick später landete die Swiff auf ihren Stützen. Han versenkte zusätzlich die Ankerbolzen und wies das Droidenhirn des Schiffes an, mit der automatischen Abschaltsequenz zu beginnen, dann blickte er auf und sah, wie Leia aus ihrer Seite der Cockpitkuppel starrte.

»Ich wusste nicht, dass Wasbos ihre Kiefer so weit aufreißen können!«, sagte sie.

»Das war wirklich Millimeterarbeit.« Han schnallte sich ab, dann ging er zur Rückseite des Cockpits. Er drehte sich langsam ein Mal um sich selbst und führte das kunstvolle Gewand, die langhaarige Perücke und die weißen Kontaktlinsen vor, die er als Teil seiner Verkleidung trug. »Alles an Ort und Stelle?«

»Sehr arkanisch«, sagte Leia. »Pass nur auf, dass keiner sich auf deine Hände konzentriert. Dieser kleine Finger sieht immer noch zu dick aus.«

»Ja, die Verkleidung wäre viel besser, wenn Sie Ihren Ringfinger entfernt hätten«, stimmte C-3PO zu. »Aus einer Amputation resultiert immer eine überzeugendere vierfingrige Hand, und ich berechne Lizils derzeitige Chancen, uns zu erkennen, auf siebenundfünfzig Komma acht Prozent, plus oder minus vier Komma drei.«

»Tatsächlich?«, fragte Han. »Wie wäre es, wenn wir dich als einarmigen Putzdroiden verkleiden?«

C-3PO legte den Kopf zurück. »Das erscheint mir reichlich unnötig«, sagte er und betrachtete die grüne Patina, die man an seinem Gehäuse angebracht hatte. »Droiden erregen normalerweise ohnehin wenig Aufmerksamkeit. Ich bin sicher, meine Verkleidung wird genügen.«

»Ebenso wie Hans«, stellte Leia fest und kam zu ihnen. Sie war als Falleen verkleidet, mit einem von feinen grünen Schuppen bedeckten Gesicht, Perlen und Kämmen in ihrem langen Haar und einem stacheligen Rückenkamm, der sich unter ihrem betont engen Overall abzeichnete. »Wie sehe ich aus?«

»Gut - sogar sehr gut.« Han bedachte sie mit einem begierigen Lächeln und bewunderte ganz ungeniert die sportliche Figur, die Leia unter Sabas strengem Ausbildungsplan entwickelte. »Vielleicht haben wir ja noch Zeit,«

»Was ist mit dem Beschaffen einer Genehmigung, in die Kriegszone zu fliegen?«, unterbrach Leia ihn. Sie schob sich kopfschüttelnd an ihm vorbei. »Zumindest weiß ich jetzt, dass die künstlichen Pheromone funktionieren.«

Han folgte ihr zum Heck, ziemlich überzeugt, dass es nicht die Pheromone waren, auf die er reagierte. Er und Leia waren seit beinahe dreißig Jahren verheiratet, und immer noch verging kein Tag, an dem er sich nicht nach ihr sehnte. Es war, als hätte er sich jeden Tag etwas mehr zu ihr hingezogen gefühlt, bis zu dem Morgen, an dem er aufgewacht war und festgestellt hatte, dass sie die Kraft war, die seine Galaxis zusammenhielt. Nicht dass er dieses Gefühl wirklich verstand -vielleicht lag der Grund dafür in seiner Bewunderung für ihren abenteuerlichen Geist oder in seiner Liebe zu ihr als Mutter seiner Kinder -, aber er war ungemein dankbar dafür.

»Keine Ursache«, sagte Leia.

»Was?« Han verzog das Gesicht. Wann immer jemand in letzter Zeit seine Gedanken las, fragte er sich, ob er wohl dabei war, zum Mitnister zu werden. »Ich habe nichts gesagt.«

»Nicht laut.« Leia drehte sich um und bedachte ihn mit einem tückischen Reptilienlächeln, das er ziemlich. aufregend fand. »Aber ich bin eine Jedi, erinnerst du dich? Ich habe deine Dankbarkeit durch die Macht gespürt.«

»Oh. ja.« Han fand es peinlich, bei so etwas Sentimentalem erwischt zu werden, selbst von Leia - besonders von Leia. »Ich dachte gerade daran, wie dankbar ich bin, dass du mitgekommen bist«

»Und ich erkenne auch, wenn du lügst.« Die äußeren Enden von Leias reptilischen Brauen hoben sich. »Warum hätte ich nicht mitkommen sollen? Jaina ist auch meine Tochter.«

»Immer mit der Ruhe - das meine ich ja gar nicht«, sagte Han. »Ich dachte an diese ganze >Jedi an erster Stelle<-Sache, die Luke abzieht. Es war sicher nicht leicht für dich, mit mir aufzubrechen.«

»Luke muss tun, was er für das Beste für den Orden hält.« Leia vermied, die Frage direkt zu beantworten. »Und wir müssen tun, was wir für das Beste für Jaina und Zekk halten. Diese beiden Dinge schließen einander nicht unbedingt aus.«

»Also gut«, sagte Han. »Aber ich denke, dass Luke und Saba sich erheblich besser fühlen würden, wenn sie uns tatsächlich ausgeschickt hätten, um Jaina und Zekk zurückzuholen.«

»Ich bin sicher, das hätten sie getan.« Leia ging auf die Bodenluke zu. »Aber ich weiß nicht, ob ich Lukes Entscheidung mittragen kann, sich zum Großmeister der Jedi zu machen.«

»Komm schon«, sagte Han. »Es ist nicht so, als hätte er eine andere Wahl gehabt - und du weißt, dass er gute Arbeit leisten wird.«

»Selbstverständlich«, sagte Leia. »Aber was wird aus dem Orden, wenn Luke einmal nicht mehr ist? Diese Position bedeutet viel Macht für ein einziges Wesen, und Macht korrumpiert. Der nächste Großmeister könnte empfänglicher für deren dunklen Einfluss sein als Luke.«

»Dann sind deine Sorgen unbegründet«, sagte Han. »Du hast die Meister doch gesehen. Ohne Luke würde der Orden kein Jahr bestehen.«

»Ich weiß«, sagte Leia. »Und das macht mir ebenfalls Sorgen.«

Sie erreichten die Hauptschleuse, wo Cakhmaim und Meewalh in ihren Verkleidungen warteten. Die Noghri taten ihr Bestes, sich watschelnd zu bewegen und den Kopf schief zu legen, wie neugierige Ewoks es taten, aber irgendwie wirkten sie dennoch viel zu graziös.

Han steckte sich den Stimmensynthesizer in den Mund, dann drehte er sich um und sprach tief und dröhnend zu den Noghri.

»Versucht, etwas ungeschickter zu sein«, schlug er vor. »Vielleicht solltet ihr was fallen lassen und ein oder zwei Mal stolpern.«

Die beiden starrten Han an, als hätte er Ewoks gebeten zu fliegen.

»Gebt einfach euer Bestes«, sagte Han.

Er senkte die Landerampe ab und musste beinahe würgen, als er die feuchtkalte, viel zu süße Luft einatmete, die durch die Schleuse drang. Die Kakofonie des Klickens und Summens war noch lauter als bei ihrem letzten Besuch hier.

Ein Dutzend taillengroße Killiks mit dunkel orangefarbenem Thorax und blauem Bauch erschien unten an der Rampe und begann heraufzukommen, ohne um Erlaubnis zu bitten.

Han trat beiseite und winkte die Käfer an Bord - angesichts ihres Mangels an Schiffsetikette mit zusammengebissenen Zähnen. Sie gingen an ihm vorbei und begannen sofort, sich in der Swiff zu verteilen, fuhren mit ihren fiedrigen Fühlern über jede Oberfläche und klackten interessiert mit den Fresswerkzeugen.

Han winkte sie zum Heck. »Hier entlang, meine Freunde«, sagte er und versuchte eine gute Vorstellung als verarmter arkanischer Technolord zu geben. »Wir haben etwas ganz Besonderes für euch.«

Drei Killiks summten in der Brust und kamen zu ihm, aber die anderen konzentrierten sich auf den Rest des Schiffes. Han bedeutete Cakhmaim und Meewalh, ein Auge auf die anderen zu haben, dann lächelte er und führte die drei Insekten zum Hauptfrachtraum. Er wusste, dass die Killiks jeden Meter des Schiffes untersuchen würden, also hatten er, Leia und die Noghri sich sehr angestrengt, jeden Hinweis auf ihre wahre Identität aus dem Müllrohr zu schießen. Aber trotzdem lief ihm der Schweiß über die Rippen. So, wie es im Utegetu-Nebel gelaufen war. würde Lizil wohl kaum erfreut reagieren, wenn er erkannte, wer er und Leia wirklich waren.

Als sie den Frachtraum erreichten, drückte Han mit großer Geste auf das Paneel, das die Schleuse öffnete. »Ich präsentiere Ihnen die Magkanone, die beste Magnetspulenartillerie der ganzen Galaxis.«

Die drei Killiks traten ein, dann blieben sie stehen und reckten die Hälse, um zu dem gepanzerten Gehäuse der Waffe hinaufzustarren - alle drei Stockwerke hoch. Han nickte Leia zu, die zum Sockel der Waffe trat und mit der sinnlichen -wenn auch vollkommen künstlichen - Stimme einer Falleen mit ihrer Verkaufsansprache begann.

»Die sparsame Max Magkanone gibt Feuerkraft zur planetaren Verteidigung in jeder beliebigen Stärke ab. Mit dem voll abgeschirmten Gehäuse und dem eingebauten Sensorfolger kann dieses böse Mädchen einen bombardierenden Sternenzerstörer ebenso leicht finden wie in Stücke schießen.«

Leia setzte ein gewinnendes Falleen-Lächeln auf, dann drehte sie sich um und wollte die Insekten zu den riesigen Teleskop-Geschützrohren der Waffe führen. Statt ihr zu folgen, wandten die Killiks sich an Han und begannen zu summen.

»Sie würden gerne wissen, wie sie eine Waffe von dieser Größe bewegen sollen«, übersetzte C-3PO. »Hat sie einen eigenen Antrieb?«

Han sprach die Käfer direkt an. »Sie bewegen sie überhaupt nicht. Wir transportieren und installieren die Waffe, wo immer sie sie brauchen - auch im Kriegsgebiet.« Er bedachte sie mit einem königlich arkanischen Lächeln. »Unser Kundendienst ist hervorragend.«

Alle drei Insekten drehten sich um und verließen den Frachtraum.

Han sah ihnen hinterher und verzog das Gesicht. »Sie kaufen sie also?«

Der letzte Killik in der Reihe drehte sich um und starrte Han aus seinen vorstehenden grünen Augen an. »Brrub uur.« Er schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Buubb rruuur ubbu, rbu ubb rur.«

»Oje«, sagte C-3PO. »Er sagt, die Kolonie hat keine Verwendung für Waffenstellungen. Die Chiss überrennen ihre Planeten zu schnell.«

Der Killik ging weiter den Flur entlang und summte dabei in einem fort.

»Aber die Repetierblaster und Thermalzünder in dem geheimen Waffenschrank hinter dem technischen Hauptterminal werden sehr nützlich sein«, übersetzte C-3PO. »Lizil hat im Austausch dafür ein Dutzend Leuchtkugeln und fünfzig Wachsbehälter mit goldenem Membrosia am Fuß der Landerampe zurückgelassen.«

»Das ist alles?« Han folgte ihnen zur Rampe, wo Cakhmaim und Meewalh bereits dabei waren, die Leuchtkugeln und den Membrosia an Bord zu bringen - und dabei für Ewoks immer noch viel zu elegant aussahen. »Wir sind nicht den ganzen Weg geflogen,«

Hans Einwand endete abrupt, als er feststellte, dass er den Käfern nicht die Rampe hinunterfolgen konnte, da er von der Macht festgehalten wurde.

Leia trat neben ihn und nahm ihn am Arm. »Lord Rysto, es hat wirklich keinen Sinn, etwas erzwingen zu wollen«, gurrte sie mit ihrer Falleen-Stimme. »Wenn Lizil die Waffe nicht haben will, werden wir eben eine andere Möglichkeit finden, sie zu verkaufen.«

Leias Worte beruhigten Han augenblicklich. Er hatte zugelassen, dass seine Enttäuschung sein Urteilsvermögen beeinträchtigte - und das konnte wirklich sehr gefährlich sein, wenn man bedachte, wie tief sie sich in Feindesland befanden.

Er legte seine Hand auf die Leias. »Danke, Syrule - du hast recht.« Er sah hinab zu dem Mon-Calamari-Sailfish, der unter ihnen in der Mitte des Hangars stand. »Und ich weiß auch schon genau, wo wir damit anfangen sollten.«

Da die meisten aus dem Jedi-Orden unterwegs waren, um Piraten zu jagen oder Aufklärarbeit für Admiral Bwua'tu im Utegetu-Nebel zu leisten, war der Aufenthaltsraum der Ritter im zehnten Stock des Jedi-Tempels nahezu verwaist. Die einzigen anwesenden Ritter waren die drei, die Luke hierherbestellt hatte - Tesar, Lowbacca und Tahiri -, und die Luft wirkte abgestanden und verbraucht. Tesar und Lowbacca warteten im Besprechungssalon nahe der Teeküche. Tahiri war im Übungsraum am anderen Ende der Suite und arbeitete mit dreizehn faustgroßen Droiden, die um sie herumwirbelten, an ihrer Lichtschwertform. Wenn man von dem Rauch ausging, der hinter den Transparistahlwänden zu erkennen war, waren die Brandgeschosse der Übungsdroiden hoch genug eingestellt, um Verbrennungen zu verursachen.

Luke neigte sich dicht zu Cilghal, die neben ihm stand und die Arme voller Sensorgeräte hatte. »Können wir das im Salon überhaupt machen?«

»Fluktuationen in der Aura lassen sich überall messen«, sagte sie mit einem Nicken. »Aber du weißt, dass das nicht beantworten wird, was du wirklich wissen willst.«

»Es wird helfen«, sagte Luke. »Wenn sie geistig immer noch verbunden sind, dann werden sie wahrscheinlich von Raynar beherrscht.«

»Und wenn wir feststellen, dass ihre Geister nicht miteinander verbunden sind?«

»Dann werde ich wissen, dass es ihre eigene Entscheidung war, Madame Thul von der Debatte über Raynar zu berichten«, sagte Luke. »Und ich werde entsprechend handeln.«

Luke ging voraus zum Salon. Er konnte spüren, wie besorgt Cilghal wegen seiner wütenden Reaktion auf den Verrat der Jedi-Ritter war, aber er war sich erstaunlich sicher. Die anderen Meister hatten ihm keine Wahl gelassen, als wirklich in vollem Umfang zum Großmeister zu werden - den Orden zu leiten, wie er es für das Beste hielt, und vollständigen Gehorsam von allen zu verlangen.

Als Luke und Cilghal näher kamen, standen Tesar und Lowbacca von dem Tischchen auf, an dem sie gesessen hatten, und sahen den Meistern mit einem starren, insektenähnlichen Blick entgegen. Sie trugen beide ihre offiziellen Gewänder, aber keine Gürtel und Lichtschwerter. Tahiri blieb im Übungsraum, konzentrierte sich auf ihre Lichtschwertform und achtete nicht auf das Eintreffen der beiden Meister.

Luke winkte Cilghal mit ihrer Ausrüstung zum Nebentisch, dann setzte er sich den beiden Jedi gegenüber und forderte sie auf, sich ebenfalls wieder zu setzen. Er rief Tahiri nicht aus dem Übungsraum. Madame Thul hatte Tahiri nicht als eine der Jedi genannt, die sie über die Vorschläge bezüglich Raynar informiert hatten, also war Luke zufrieden damit, die junge Frau weiterüben zu lassen - jedenfalls im Augenblick.

Ruhig betrachtete er die beiden Jedi-Ritter auf der anderen Seite des Tisches, während Cilghal ihre Vorbereitungen beendete. Nichts in der Macht deutete darauf hin, dass Tesar und Lowbacca von der Kolonie beherrscht wurden, aber das hatte wenig zu sagen. Solange Raynar nicht genau in diesem Augenblick den Willen der Kolonie bei ihnen durchsetzte, würde es wohl nicht viel für Luke zu spüren geben.

Lowbacca beobachtete, wie Cilghal ihre Ausrüstung aufbaute, und sein naturwissenschaftlich interessierter Geist schien sich mehr auf ihre Feineinstellungen zu konzentrieren als auf den Grund, weshalb man ihn zum Jedi-Tempel gerufen hatte. Tesar andererseits war so nervös, dass er zischte und mit den Lippen schnalzte, um nicht so viel zu sabbern.

Schließlich nickte Cilghal zum Zeichen, dass sie bereit war. Luke machte sich nicht die Mühe, die Ausrüstung zu erklären. Wie alle Jedi, die mehr als ein paar Tage bei den Killiks verbracht hatten, waren Lowbacca und Tesar schon Dutzenden von Auratests unterzogen worden, als Teil von Cilghals Untersuchungen.

»Ich bin sicher, ihr wisst, wieso ich angeordnet habe, dass ihr mich hier trefft«, sagte Luke.

Lowbacca nickte und stellte fest, es habe vermutlich damit zu tun, was sie Aryn Thul gesagt hatten.

»Wir können das erklären«, fügte Tesar hinzu.

»Das bezweifle ich.« Lukes Tonfall war streng. »Aber bitte, versucht es.«

»Uns blieb nichts anderes übrig«, sagte Tesar.

Lowbacca grollte zustimmend und wiederholte das Argument, dass eine Zerstörung der Kolonie unmoralisch wäre.

»Ebenso wie einen Freund zu töten«, fügte Tesar hinzu. »Raynar war unser Jagdgefährte. Ihn umzubringen, wäre falsch.«

»Das mag sein«, erwiderte Luke. »Aber diese Entscheidung steht euch nicht zu.«

Lowbacca reagierte mit einem langen, störrischen Knurren.

»Jedi-Ritter dienen der Macht«, antwortete Luke. »Aber sie dienen ihr durch den Jedi-Orden. Wir haben gesehen, was passiert, wenn alle ihre eigene Richtung einschlagen. Wir lähmen uns selbst, und unsere Feinde blühen auf.«

Lowbacca war der Meinung, gelähmt zu sein, sei besser, als einem Yuugrr auf seinen Ast zu folgen.

Luke runzelte die Stirn. Yuugrrs waren nicht besonders intelligente Raubtiere, die dafür berüchtigt waren, Wookiee-Kinder aus ihren Betten zu stehlen und dann die Verfolger abschütteln zu wollen, indem sie sich auf dünne Äste flüchteten. Häufig brachen diese Äste, und der Yuugrr, das Kind und manchmal auch die Verfolger fielen in die Tiefe des Kashyyyk-Walds.

»Wenn du mich einen Yuugrr nennst, weiß ich nicht, ob ich deiner Analogie folgen kann.« Es war nicht einfach für Luke, ruhig zu bleiben. Er fühlte sich so verraten von den beiden, dass es seine ganze Willenskraft brauchte, sich noch für ihre Gründe zu interessieren. »Was soll das bedeuten?«

»Er meint nicht, dass du ein Yuugrr bist«, sagte Tahiri, die zu ihnen trat. Ihr lief immer noch der Schweiß übers Gesicht, und ihr Overall hatte mehrere Löcher, wo die Übungsdroiden getroffen und Brandblasen verursacht hatten. »Du folgst einem - und du nimmst den gesamten Orden mit. Wir mussten etwas unternehmen.«

»Wir?«, fragte Luke. Er widerstand dem Verlangen, Tesar loszuschicken, um ein wenig Bacta-Salbe aus dem Erste-Hilfe-Kasten zu holen. Doch das war nicht der Zeitpunkt, väterlich zu wirken, und außerdem hatte Tahiris Geist immer noch genügend von den Yuuzhan Vong in sich, dass ihr der Schmerz wahrscheinlich gefiel. »Madame Thul hat deinen Namen nicht genannt.«

»Nur weil diese beiden hier mir nicht verrieten, was sie vorhatten.« Tahiri bedachte Lowbacca und Tesar mit einem verächtlichen Blick. »Sonst wäre ich bei ihnen gewesen.«

Luke versuchte nicht zu verbergen, wie enttäuscht er war. »Ich weiß deine Ehrlichkeit zu schätzen, aber ich verstehe immer noch nicht.«

»Es ist nicht schwer.« Tahiri setzte sich zwischen Lowbacca und Tesar und rieb auf Killik-Art die Unterarme an ihren. »Du hörst auf Jacen, als wäre er ein älterer Meister, aber man kann sich auf seinen Rat nicht verlassen. Er hat seine eigenen Gründe.«

»Jacen ist nicht derjenige, der hier die Schweigepflicht gebrochen hat«, erwiderte Luke. »Und er weiß ebenso wenig wie ihr, was ich bezüglich Raynar entschieden habe.«

»Aber du hast Jacen angehört«, krächzte Tesar. »Das kannst du nicht abstreiten.«

Lowbacca grunzte zustimmend und fügte hinzu, dass Luke und Mara Jacens Ansicht mehr Bedeutung beigemessen hätten als den Beiträgen der anderen. Sie schienen zu denken, fuhr Lowbacca fort, dass Jacens fünfjährige Abwesenheit ihn zu einem besseren Jedi-Ritter machen würde als all jene, die die ganze Zeit dem Orden und der Allianz gedient hatten.

»Jacens Erfahrung ist einzigartig«, sagte Luke. »Das wissen wir alle.«

Selbst für ihn klang das mehr nach einer Ausrede als nach einem Grund. Die Wahrheit war, dass er die Ansicht seines Neffen tatsächlich wegen der Dinge schätzte, die Jacen über andere Traditionen gelernt hatte, die die Macht benutzten -aber auch, weil Jacen der Einzige war, dem Ben als Führer zur Macht traute. Und das machte Jacen zweifellos zu einem Favoriten in der Skywalker-Familie - sie waren schließlich Eltern.

Luke warf einen Blick zu Cilghal und berührte sie in der Macht. Er hatte nur eine einzige Frage an sie. Sie hob die Hand mit den Schwimmhäuten und machte eine vage Geste, die Luke als moderate Übereinstimmung in der Auraaktivität der drei Jedi-Ritter deutete - genug, um zu behaupten, dass es immer noch eine Verbindung gab, aber offensichtlich nicht die enge Verbindung wie innerhalb eines Nestes.

Luke sah wieder Tahiri und die anderen an. »Aber eure Meinung ist mir ebenso wichtig. Wenn Jacen andere Absichten hat. welche sollen das sein?«

Alle drei gaben nervöse Klickgeräusche von sich. Dann sagte Tahiri: »Das haben wir noch nicht herausfinden können.«

»Aber es hat etwas mit dem Angriff auf das Nachschubdepot Thrago zu tun«, sagte Tesar.

Lowbacca fügte ein tiefes Knurren hinzu und stellte fest, dass Jaina sich seit dem Angriff geweigert habe, zusammen mit ihrem Bruder zu fliegen. Sie sei überzeugt, dass Jacen bewusst versucht habe, die Chiss zu provozieren.

»Da bin ich sicher«, sagte Luke. »So. wie er es mir erklärte, war das die einzige Möglichkeit zu verhindern, dass die Chiss den Überraschungsangriff ausführten, den er in seiner Vision sah.«

Lowbacca und Tesar wechselten unbehagliche Blicke, aber Tahiri konzentrierte sich weiterhin ohne zu blinzeln auf Luke.

»Wir denken, dass Jacen vielleicht gelogen hat. was seine Vision angeht.«

Lukes Brauen schössen nach oben. »Ich habe keine Lügen gespürt, als er mir davon erzählte.«

»Hast du es versucht?«

»Jacen kann seine Gefühle sehr gut verbergen«, fügte Tesar hinzu.

Lowbacca nickte und knurrte, dass selbst Jaina ihn häufig nicht mehr in der Macht spüren konnte.

»Habt ihr ihn also beim Lügen erwischt?«, hakte Luke nach. »Das ist eine sehr ernste Anschuldigung.«

»Wir haben ihn nicht wirklich erwischt«, sagte Tahiri.

Lowbacca röhrte, dass die Tatsachen einfach nicht zusammenpassten.

»Die Chiss waren immer noch damit beschäftigt, das Depot mit Treibstoff zu füllen, als wir angriffen«, fügte Tesar hinzu.

»Lind es gab ein halbes Dutzend eingemottete Fregatten«, schloss Tahiri. »Sie hatten nicht einmal die Hauptreaktoren gezündet.«

»Was wollt ihr damit sagen?« Luke hatte langsam genug von diesen Andeutungen. Solche Bezichtigungen waren die Lieblingswaffe von Rufmördern, und er hatte von den Jedi anderes erwartet. »Hat Jacen behauptet, dass ein Überraschungsangriff der Chiss unmittelbar bevorstünde?«

Tesar und Lowbacca sahen einander an, dann schüttelte Tahiri den Kopf. »Nein, das sagte er nie.«

»Aber als die Chiss angriffen, war es ein improvisierter Angriff«, sagte Tesar. »Ihre Nachschublinien waren noch nicht entsprechend organisiert.«

Lowbacca nickte nachdrücklich und fügte hinzu, dass die Geheimwaffe, die sie gegen die Iesei eingesetzt hätten, offenbar sehr schnell entwickelt worden war. Ansonsten hätte sie bei ihrem ersten Einsatz nicht gleich eine Fehlfunktion gehabt.

»Diese Fehlfunktion der Bombe - und alles andere, was ihr mir erzählt habt - trägt eher dazu bei, Jacens Vision zu unterstützen, nicht sie in Zweifel zu ziehen«, sagte Luke. Er hatte den Bericht der drei über die Fehlfunktion der Bombe genauso beunruhigend wie unvollständig gefunden. Wenn man bedachte, dass die Chiss im letzten Krieg bereit gewesen waren, Alpha Red freizusetzen - auf die Gefahr hin, zusammen mit den Yuuzhan Vong möglicherweise auch die gesamte Galaxis auszulöschen -, betrachtete er diese geheimnisvolle Bombe in sehr Unheil verkündendem Licht. »Die Chiss haben eindeutig Kriegsvorbereitungen getroffen. Sie zu zwingen, war vielleicht die einzige Möglichkeit, die Situation zu retten.«

»Du sagst also, Jacen hat das Richtige getan?«, keuchte Tahiri. »Selbst wenn die Chiss nicht bereit waren anzugreifen?«

Luke nickte. »Manchmal ist es besser, als Erster zuzuschlagen - vor allem, wenn man sieht, wie der andere nach einem Thermalzünder greift.«

Er sah jedem Jedi-Ritter in die starren Augen und fragte sich, wie er sich bei ihrer Ausbildung so geirrt haben konnte. Vielleicht hatte er zu sehr gezögert, einer so unterschiedlichen Gruppe von Schülern seine eigenen Werte überzustülpen, oder vielleicht hatte er ihnen nicht genügend unlösbare Dilemmas vorgelegt, damit sie eine wirkliche ethische Mitte entwickeln konnten. Er wusste nur eins sicher - er hatte irgendwo versagt. Er hatte sie nicht darauf vorbereitet, sich der korrumpierenden Gnadenlosigkeit des Krieges gegen die Yuuzhan Vong zu stellen, oder ihnen die Kraft gegeben, sich dem Willen von Raynar Thul zu widersetzen.

Nach einem Augenblick des Schweigens stand Luke auf und starrte auf die drei Jedi hinab. »Ihr werdet Jacen nicht die Schuld an dem zuschieben, was ihr getan habt. Selbst wenn er tatsächlich gelogen hat, was seine Vision anging - und das glaube ich nicht -, ist das, was ihr getan habt, unentschuldbar. Indem ihr mit diesen Informationen zu Madame Thul gegangen seid, habt ihr mich, die anderen Meister und den Jedi-Orden verraten.«

Die drei Jedi-Ritter zeigten kein bisschen Reue. Tahiri und Tesar sahen Luke weiterhin starr an, und der Ausdruck in ihren Augen lag irgendwo zwischen Zorn und Unglauben. Lowbacca gab ein sehr killikartiges Grollen in der Brust von sich, das darauf hinwies, dass er eher zornig war, als dass er bedauere, was er getan hatte.

»Es ist dumm, Jacen so zu vertrauen!«, krächzte Tesar, »Er ist nichts als ein Shenbit in einer Schlangenhaut. Du vertraust ihm dein Junges an,«

Lowbacca fauchte dem Barabel eine Warnung zu und sagte, er werde Luke nur noch wütender machen, wenn er dos erwähnte.

»Was erwähne?«, fragte Luke.

»Nichts«, sagte Tahiri. »Wir haben es nicht selbst gesehen, also wissen wir nicht, ob es wahr ist.«

»Ob was wahr ist?«, fragte Luke.

Lowbacca warf Tesar einen Seitenblick zu, dann knurrte er eine ausführliche Erklärung, dass Jaina und Zekk Jacen dabei erwischt hätten, wie er Erinnerungen von Ben blockierte.

»Er hat seine Erinnerungen blockiert?«, fragte Luke.

»Ben sah etwas, das ihn erschreckte«, erklärte Tahiri. »Jaina und Zekk haben Jacen dabei erwischt, wie er die Macht einsetzte, um zu verhindern, dass Ben sich daran erinnerte.«

Luke verzog das Gesicht, als der Zorn, den er bereits verspürte, sich zu Wut steigerte. »Wenn ihr das nur erfindet,«

»Das tun wir nicht«, versicherte Tesar. »Jaina und Zekk haben es gesehen. Sie sahen, wie Jacen Bens Brauen rieb, und spürten etwas in der Macht.«

Lowbacca mischte sich mit einem leisen Grollen ein und erklärte, dass Jacen ihnen gesagt habe, es handele sich um eine Technik, die er bei den Adepten des Weißen Stroms gelernt habe.

»Ich habe nie über so etwas von ihnen gehört«, sagte Luke. »Was für eine Erinnerung wollte Jacen denn blockieren?«

Tahiri zuckte die Achseln. »Das wirst du ihn selbst fragen müssen - er ist dieser Tage nicht besonders mitteilsam.«

Luke konnte spüren, dass Tahiri die Wahrheit sagte, aber selbst ohne die Macht hätte er ihr geglaubt. Jacen war mit erstaunlichen Fähigkeiten von seiner fünfjährigen Reise zurückgekehrt, aber er war nun auch eine erheblich rätselhaftere Person als vorher und lenkte oft ab, um keine Fragen über diese Erfahrungen beantworten zu müssen -wenn er nicht überhaupt ablehnte, darüber zu reden. Es war, als glaubte er, dass niemand, der nicht selbst eine solche Reise unternommen hatte, berechtigt sei, an den entsprechenden Weisheiten Anteil zu haben.

»Ich werde Jacen ganz bestimmt danach fragen«, sagte Luke. »Aber ich erkenne nicht, was das mit eurem Verrat zu tun haben soll.«

Obwohl er innerlich immer noch kochte - besonders wegen der Versuche der drei, seinen Zorn auf Jacen umzulenken - , gab Luke ihnen die Gelegenheit, die Verbindung für ihn herzustellen.

Als sie das nicht taten, fragte er: »Ich gehe also davon aus. dass ihr zumindest nicht andeuten wollt. Jacen habe meine Erinnerung an etwas blockiert?«

Selbst Tahiri riss die Augen erschrocken auf, und Tesar sagte: »Ja - ich meine, nein -. wir haben keinen Grund zu glauben, dass er deine Erinnerungen blockiert hat.«

Luke sah die anderen Jedi-Ritter an und wartete auf deren Bestätigung, dann nickte er, als sie weiter schwiegen.

»Also gut«, sagte er. »Bevor ich heute hierhergekommen bin, habe ich lange über die Angelegenheit nachgedacht, und nichts, was ihr gesagt habt, konnte mich davon überzeugen, dass ich mich geirrt habe.«

Lowbacca ächzte und versicherte, dass alles, was sie getan hatten, dem Wohl des Ordens,

»Ich weiß, was ihr denkt«, sagte Luke und hob die Hand, um Lowbacca das Wort abzuschneiden. »Aber ich denke, ihr nehmt lieber an, dass Jacen seine Familie, seine Freunde und den Orden verraten hat, als zuzugeben, dass die Kolonie tatsächlich kurz davorsteht, die Galaxis in den ewigen Krieg zu stürzen, den Jacen in seiner Vision gesehen hat.«

Tesars Schuppen sträubten sich. »Das ist doch absurd! Wir stehen nicht unter dem Einfluss der Kolonie.«

»Es tut mir leid, Jedi Sebatyne«, sagte Cilghal, die seit dem Beginn der Diskussion geschwiegen hatte. »Aber das können wir nicht mit Bestimmtheit wissen. Eure Geister stehen immer noch miteinander in Verbindung, zumindest rudimentär, und Raynar konnte bereits einen beträchtlichen Einfluss auf euch ausüben, noch bevor ihr dem Kollektivgeist ausgesetzt wart.«

»Also basiert deine Entscheidung auf der Möglichkeit, wir könnten noch zum Nest gehören?« Tahiri starrte Luke bei dieser Frage an, ihre grünen Augen so hart und emotionslos wie Oliven. »Das passt nicht zu dir.«

»Wenn du mich damit darum bitten willst, im Zweifelsfall zugunsten der Angeklagten zu entscheiden, ist das in Ordnung«, sagte Luke. »Es lassen sich viele Fragen dazu stellen. warum ihr den Orden verraten habt, aber die Tatsache an sich steht außer Zweifel. Ihr habt versucht, meine Entscheidung zu beeinflussen, indem ihr Madame Thul eingeschaltet habt, damit sie Druck auf mich ausübt.«

Die drei Jedi-Ritter starrten ihn weiterhin an. Ihre emotionslosen Augen blinzelten nicht, und sie wandten sie auch nicht ab.

»Eure Taten lassen mich an eurem Wunsch, weiterhin Jedi-Ritter zu bleiben, ernsthaft zweifeln«, sagte Luke. »Ich schlage vor, dass ihr euch nach Dagobah begebt, um über das Thema nachzudenken.«

»Dagobah?«, krächzte Tesar. »Du schickst uns in den

Urlaub?«

»In Klausur«, verbesserte; Luke. »Lim darüber zu meditieren, was es bedeutet, ein Jedi-Ritter zu sein.«

Tahiri und Lowbacca wechselten einen Blick, dann fragte Tahiri: »Wie lange?«

»Bis ich euch rufen lasse«, erwiderte Luke. »Und falls ihr vorhabt, im Jedi-Orden zu bleiben, solltet ihr mir in dieser Sache gehorchen. Ich werde jegliches Versagen - ganz gleich, aus welchem Grund - als euren Rücktritt betrachten.«

Leia sah verwirrt zu, wie Han die Wand hinunterschritt und sich durch den überfüllten Handelshangar des Lizil-Nestes auf den verdächtigen Sailfish zuschob. Da die Squibs offiziell vom Geheimdienst der Streitkräfte gesucht wurden, schien das Lizil-Nest durchaus eine geeignete Zuflucht für die drei zu sein -und Han hatte eindeutig vor, diese Tatsache zu nutzen, um Jaina zu finden. Leia verstand jedoch nicht, wie er das anstellen wollte - und wie sie ihren Mann kannte, wusste Han es auch nicht.

Leia wies C-3PO und die Noghri an, bei der Swiff zu bleiben. Dann lief sie die Rampe hinunter und folgte Han, wobei ihre Füße laute, schmatzende Geräusche in dem weichen Wachs verursachten, mit dem das Innere des Nestes überzogen war. Sie brauchte nur ein paar Schritte, bis die Mikroschwerkraft, der Mangel an Perspektive und der erstickende Geruch ihr auf den Magen schlugen. Sie biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich auf Han, versuchte zu erraten, welch wilden Plan er entwickelte - und ob auch nur die geringste Möglichkeit bestand, dass dieser Plan wirklich funktionieren würde.

Nach ein paar Schritten hatte sie ihren Mann eingeholt und neigte sich zu ihm. »Han, was hast du vor?«

»Vielleicht interessieren sie sich für eine Max Magkanone.« Han zeigte auf den Sailfish. der nun nahe genug war, um ihn genauer begutachten zu können. Der schwarze Kasten hinter der Rectenna-Schüssel war tatsächlich einer von Landos charakteristischen Langstreckensichtverstärkern. »Sieht aus. als wären sie Händler.«

»Hast du den Verstand verloren?«, zischte Leia. »Wir dürfen die Squibs doch nicht wissen lassen, dass wir hier sind!«

»Sicher dürfen wir das«, sagte Han. »Sie werden es niemandem verraten.«

»Nein?«

»Ganz bestimmt nicht.« Han sah sich um, dann flüsterte er: »Juun und Tarfang haben für diese pelzigen kleinen Verräter gearbeitet. Und da wollen diese Squibs ganz bestimmt nicht, dass ich Lizil erzähle, wessen Angestellte mir und Luke auf Woteba zur Flucht verholten haben.«

»Du glaubst, sie haben es Raynar noch nicht gestanden?«, fragte Leia.

»Soll das ein Witz sein?«, fragte Han. »Wir reden hier von Squibs. Sie würden niemals zugeben, dass sie Anteil an etwas hatten, was schiefgegangen ist - besonders an etwas, das die Pläne des Dunklen Nestes verdorben hat.«

Leia runzelte die Stirn und spürte, wie sich dabei die Schuppen ihres künstlichen Falleen-Gesichts bewegten. »Und da sie es nicht gleich zugegeben haben.«

»Würde es wirklich nicht gut für sie aussehen, wenn wir es den Killiks jetzt erzählten«, schloss Han.

»Das ist es, was ich an dir mag.«

»Ich bin nicht nur reich, sondern sehe auch noch gut aus?«

Leia schüttelte den Kopf. »Du bist einfallsreich. und nur ein bisschen verdorben.«

Sie lächelte ihm kokett zu - dann spürte sie eine kleine Vibration zwischen ihren Schulterblättern, als ihre Verkleidung auf ihr Verhalten reagierte und Anziehungspheromone versprühte. Ein begieriges Glitzern trat sofort in Hans Augen, und er warf einen sehnsuchtsvollen Blick zurück zur Swiff.

»Ganz ruhig, Junge«, zischte Leia »Später!«

»Na gut.« Selbst in seiner Arkanier-Verkleidung wirkte Han enttäuscht. »Wirst du dabei dieses Kostüm tragen?«

Leia musste gegen die Versuchung ankämpfen, ihn zu schlagen, denn sie hatten den Hangar-»Boden« erreicht und waren nun von Dutzenden von geschäftigen Lizil umgeben. Sie umrundeten einen alten leichten Gallofree-Transporter, dann drängten sie sich durch die kleine Menge von Insekten, die vor dem Sailfish wartete.

Leia folgte Han zum Fuß der Landerampe, wo sie vor zwei riesigen Flakax-Wachen stehen blieben. Die Flakax gaben wirklich einschüchternde Wachtposten ab - ein wenig größer als Wookiee, mit scharfen, schnabelartigen Rüsseln, schwarzem Chitin und langen eiförmigen Bäuchen unter dem Thorax. Außerdem neigten Flakax. die ihre Heimatplaneten verließen, dazu, Psychopathen zu werden.

»Wir sind hier, um mit den Squibs zu reden«, sagte Han und verbarg dabei die Angst, die Leia spüren konnte, hinter dem Gepolter eines arkanischen Technolords. »Sagt ihnen, sie sind uns immer noch etwas für Pavo Prime schuldig.«

Die Wachtposten musterten Leia und Han gleichgültig aus riesigen Facettenaugen.

»Es wäre nicht weise, uns warten zu lassen«, drängte Leia. »Wir sind alte Freunde.«

Das rief bei den Insekten, die vor dem Sailfish warteten, amüsiertes Klicken und Zischen hervor, und einer der Flakax hob eine Drei-Zangen-Hand.

»Gutscheine für einen Termin kosten jeweils fünfzig Credits.«

»Gutscheine für einen Termin?«, wiederholte Han.

»Glauben Sie etwa, dass wir umsonst hier stehen?«. wollte der zweite Flakax wissen.

Leia trat vor und legte den Kopf zurück, um zu dem keilförmigen Kopf des Flakax aufzuschauen. »Wir brauchen keinen Termingutschein«, sagte sie und benutzte die Macht, um den Geist des Insekts zu beeinflussen. »Wir werden erwartet.«

»Sie brauchen keinen Gutschein«, sagte der erste Flakax.

Er trat beiseite und winkte die Solos an Bord. »Die Direktoren erwarten Sie.«

Der Zweite blieb, wo er war, knirschte mit den Press Werkzeugen und blockierte immer noch die Rampe. »Tatsächlich? fetzt?«

»Ja.« Han zog einige lumpige Credits aus der Tasche. »Was ist der Preis, wenn man erwartet wird. Zehn?«

Der Flakax legte die Fühler flach an. »Fünfundzwanzig.«

»Fünfundzwanzig!«. rief Han verärgert. »Das ist.«

»Ziemlich wenig und nicht der Mühe wert zu feilschen«, unterbrach Leia ihn. »Warum setzen wir es nicht einfach den Direktoren auf die Rechnung. Lord Rysto? Das wird alle zufriedenstellen.«

»Also gut.« Han blitzte den Flakax wütend an, aber er gab ihm die Credits. Dann schlüpfte er wieder in die Rolle des überheblichen Arkaniers. »Wenn die Squibs etwas dagegen haben, werde ich sie in Kenntnis setzen, mit dir darüber zu reden.«

Der Bauch des Flakax zitterte ein wenig, aber das Insekt trat beiseite und bedeutete Leia und Han, die Luftschleuse des Sailfish zu benutzen. Die Luft an Bord des Schiffes roch abgestanden und muffig, und die für einen Mon-Calamari-Entwurf so typischen breiten, ovalen Flure waren vollgestopft mit Waffen, Energiepacks und Rüstungsteilen, sodass nur noch Platz blieb, hintereinander her zu gehen. Leia folgte Han in den vorderen Salon, wo zwei verpinische Piloten einen großen gebogenen Tisch betrachteten, der mit kleinen Geräten und Schmuckstücken beladen war. Auf der anderen Seite des Tisches stand ein einzelner Lizil-Killik hinter drei sitzenden Squibs.

», dankbar für die Fracht«, sagte einer der Verpinen gerade. »Aber wir brauchen mehr Lieferzeit. Wenn etwas schiefgeht, werden wir es nicht schaffen.«

»Was sollte denn schiefgehen?«, fragte der Squib links.

Mit seinem ergrauenden Fell, der faltigen Schnauze und den roten Tränensäcken unter den großen braunen Augen sah Grees aus. als wäre er in den dreißig Jahren, die vergangen waren, seit Leia ihn zum ersten Mal gesehen hatte, um sechzig Jahre gealtert. »Ihr folgt einfach der Route, die wir euch angeben. Alles wird gut gehen.«

»Wir machen uns wegen der Chiss Sorgen. Direktor«, erklärte der zweite Verpine. »Tenupe liegt an der Front.«

»Das ist der Grund, warum wir diesen Flug für Sie reserviert haben«, sagte der Squib rechts. Eines seiner Ohren stand nicht mehr aufrecht und war stattdessen abgeknickt wie ein gebrochener Fühler. Seine Stimme war so rau und krächzend, dass Han sie kaum als die von Sligh erkannte. »Wir würden einen solchen Auftrag nicht jedem anvertrauen. Wir setzen großes Vertrauen in Sie. Betrachten Sie es als Auszeichnung.«

Die beiden Verpinen wechselten einen nervösen Blick, dann sagte der erste: »Wir haben gehört, dass die Chiss sich schnell vorwärtsbewegen. Was passiert, wenn sie die Basis überrannt haben, bevor wir liefern können? Es gibt niemanden sonst, der Ihr TibannaX haben wollte - vor allem nicht so viel.«

Hans Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen. Soweit er wusste, gab es nur einen Nutzen für TibannaX: als Treibstoff für die Jedi-StealthX.

»Ark'ik, Sie sind zu uns gekommen und haben um eine Fracht gebeten. Aber seit wir Ihnen gegeben haben, was Sie wollten, stellen Sie nur noch Was-wäre-wenn-Fragen«, sagte Emala. Sie saß zwischen Grees und Sligh. Ihre Augen waren von einer milchigen Schicht überzogen, und ihre Nasenspitze war gerissen und blutete. Sie schüttelte traurig den Kopf und wandte sich von den beiden Verpinen ab. »Wir bekommen wirklich langsam das Gefühl, dass Sie undankbar sind.«

Beide Verpinen legten die Fühler flach an den Kopf. »Nein, wir sind sehr dankbar, Direktor«, sagte Ark'ik. »Wir wollen Sie nur nicht enttäuschen.«

»Und das wollen wir ebenfalls nicht«, sagte Sligh. »Wir glaubten. Sie wären beide bereit, eine wichtige Rolle im Kriegsgeschäft zu spielen. Aber wenn Sie kein Interesse haben.«

»Dann nehmen wir die Fracht«, sagte Han und trat in die Kabine.

Der erste Verpine - Ark'ik - fuhr herum. Ein wütender Ausdruck stand in seinen dunklen Augen, aber der wich schnell der Verwirrung, als Leia in ihrem Falleen-Kostüm auf ihn zuschwänzelte.

»Ich hoffe, das stört Sie nicht.« Sie berührte ihn in der Macht und gab ihm die Vorstellung ein, dass sie nur wiederholte, was er bereits glaubte. »Sie brauchen diesen Flug nicht. Es kann zu viel schiefgehen.«

»Stören? Wieso sollte uns das stören?«, fragte Ark'ik. »Es gibt zu viel, was schiefgehen kann.«

»Ark'ik!« Der zweite Verpine versetzte dem ersten einen Faustschlag gegen den Hinterkopf. »Idiot! Sie setzt ihre Pheromone gegen dich ein.«

Leia machte sich nicht die Mühe, ihn zu korrigieren. Genau aus diesem Grund hatte sie sich für ein Falleen-Kostüm entschieden, damit sie viele ihrer Manipulationen mithilfe der Macht als das Ergebnis der Pheromone tarnen konnte.

»Und?«, fragte Ark'ik seinen Kumpan. »Dieser Flug hat mit unserem Kampf doch sowieso nichts zu tun.«

»Sei doch still!« Der zweite Verpine wandte sich den Squibs zu. »Wir nehmen den Flug, Direktor - aber wir brauchten noch ein Wachs. Es ist ein weiter Weg.«

»Noch ein Wachs?« Grees erhob sich sofort und stellte sich auf seinen Sessel. »Wofür haltet ihr euch eigentlich? Ihr nehmt die drei, die wir euch schon gegeben haben, und seid dankbar dafür!«

»Da draußen herrscht Krieg!«, fügte Sligh hinzu. »Wir sind froh, überhaupt Schwarzen Membrosia aus dem Utegetu bekommen zu können.«

Der zweite Verpine gab ein lang gezogenes, kehliges Ächzen von sich, dann senkte er den Blick. »Entschuldigung, Direktor. Ich wollte nicht gierig erscheinen.«

Emala schüttelte betrübt den Kopf. »Sie enttäuschen uns, Ra'tre, Wir geben Ihnen die Chance, Geschichte zu schreiben, und Sie versuchen das auszunutzen.« Sie zeigte auf einen Flur, und ein erheblich jüngerer Squib mit rötlich braunem Fell und schwarzen Haarpinseln auf den Ohren trat in den Salon. »Kräfte wird sich um die Einzelheiten kümmern. Vergessen Sie nicht, ihm ein großzügiges Trinkgeld zu geben. Das macht seine Berechnungen präziser.«

»Selbstverständlich.« Ra'tre verbeugte sich nervös. »Danke!«

Er nahm Ark'iks Arm und zerrte ihn hinter dem jungen Squib her.

Sobald sie weg waren, trat Han zu Leia an den Tisch. »Das ist ein gewaltiges Unternehmen, was ihr hier habt«, sagte er. »Handel mit Kriegsfracht und Schmuggeln von Schwarzem Membrosia? Die Hutts könnten noch etwas von euch lernen.«

Emala richtete sich stolz auf. »Sie sind nicht der Erste, der das sagt.«

»Nicht, dass es Sie etwas anginge«, sagte Grees. Er beugte sich vor, kniff die Augen zusammen, und seine Nase zuckte. »Kennen wir uns?«

Bevor Han sich empört geben konnte, begann der Killik hinter den Squibs im Thorax zu grollen - er erklärte zweifellos, dass Lizil bereits mit ihnen »Handel getrieben« hatte.

Leia trat näher an den Tisch der Squibs. »Ihr erinnert euch vielleicht von Pavo Prime her an uns«, sagte sie. »Und davor haben wir auf Tatooine zusammengearbeitet.«

»Tatooine?« Sligh griff über den Tisch nach Leias Hand und rieb sie an seiner Wange. Er legte die Ohren flach an. »Ihr!«

»Brut?«, wollte Lizil wissen.

»Wir sind alte Freunde.« Leia hielt den Blick auf die Squibs gerichtet, die alle langsam die Hände unter den Tisch schoben, wo man sie nicht sehen konnte - und wo sie zweifellos nach Blastem tasteten. Leia hatte zuvor nicht daran gedacht, aber die drei hatten guten Grund anzunehmen, dass sie und Han hier waren, um Wiedergutmachung für die Rolle der Squibs bei der Aneignung der Admiral Ackbar zu fordern. »Kein Grund, sich aufzuregen, nicht wahr. Sligh?«

»D-d-das werden wir sehen«, stotterte Sligh.

»Seid einfach nur vorsichtig«, warnte Grees. »Ihr seid nicht mehr so schnell, wie ihr einmal wart.«

Lizil legte den Kopf schief und starrte Leia aus einem vorstehenden grünen Auge an. »Uuu rru buur?«

»Sligh ist nervös, weil wir uns lange nicht gesehen haben«, stellte Leia fest. Sie nahm an, das war die Frage, die das Insekt gestellt hatte.

»Und Sylune und ich sahen damals anders aus«, fügte Han hinzu.

»Ich bin sicher, unser Aussehen ist ein Schock für euch«, sagte Leia zu den Squibs. »Aber es gibt keinen Grund zur Aufregung. Wir sind nicht hier, um Ärger zu machen -jedenfalls nicht, solange sonst niemand Ärger macht.« Sie warf einen bedeutungsschweren Blick zu den Händen der Squibs. und alle drei legten sie wieder mit der Handfläche nach unten auf die Tischkante.

»Warum seid ihr dann hier?«, wollte Grees wissen. »Lizil hat euch doch schon gesagt, dass die Kolonie keine Magkanone braucht.«

»Können wir nicht einfach alte Freunde besuchen?« Han lächelte und sah Grees drohend in die Augen. »Ich wollte euch nur sagen, dass ich vor nicht allzu langer Zeit zwei Leuten begegnet bin, die für euch arbeiteten. Sie waren für mich und einen guten Freund eine wirklich große Hilfe,« Er warf einen Blick zu dem Killik hinter ihnen. »Ich dachte, ich sollte euch das vielleicht ausführlicher erzählen.«

»Nein!«, riefen alle drei Squibs gleichzeitig.

»Wir meinen, das ist nicht notwendig«, fügte Sligh rasch hinzu. »Wir wissen bereits alles.«

»Seid ihr sicher?«, fragte Leia. »Sogar, wie sie.«

»Wir haben es gehört!«, sagte Grees bestimmt. Er wandte sich dem gleichen Flur zu, aus dem zuvor Emalas Sohn Kräfte erschienen war. »Und jetzt haben wir wirklich sehr viel zu tun. Seneki wird euch hinausführen.«

»Habt ihr nicht etwas mehr Zeit für eure Freunde?« Han wandte sich der Frau mit dem schwarzen Fell zu und scheuchte sie zum Flur zurück. »Das kränkt mich!«

Seneki erstarrte auf halbem Weg in den Salon und sah Emala an, von der sie neue Anweisungen erwartete.

»Zeit ist Geld«, sagte Emala und winkte Seneki zu sich, »Das versteht ihr sicher.«

»Nicht wirklich«, erwiderte Leia. Sie streckte die Hand zu Seneki aus - wahrscheinlich Emalas Tochter - und benutzte die Macht, um sie zurückzuhalten, was die junge Squib überrascht nach Luft schnappen ließ. »Aber ich denke wirklich, wir sollten über eure Angestellten sprechen. Was Höflichkeit angeht, könntet ihr noch einiges von ihnen lernen.«

Die drei Squibs seufzten und sahen einander an, dann schüttelte Emala den Kopf und sagte: »Ihr wisst, wie wertvoll unsere Zeit ist. und wir haben heute einen sehr knappen Terminplan. Ihr werdet einfach einen anderen,«

»Vielleicht können wir euch dafür entschädigen«, unterbrach Leia sie.

»Das bezweifle ich«, sagte Sligh. »Wenn ihr jetzt gehen,«

»Wir gehen nicht«, knurrte Han. Er wandte sich wieder Leia zu. »Was wolltest du gerade sagen, Syrule?«

Leia lächelte und stützte eine Hand auf die Hüfte. »Nun, ich bin sicher, die Kolonie will nicht, dass unsere Magkanone in den Händen der Chiss oder der Galaktischen Allianz landet.«

Lizil klackte seine Fresswerkzeuge zu einem sehr eindeutigen »Nein« zusammen.

»Dann sollten wir vielleicht versuchen, sie an unsere alten Freunde zu verkaufen«, sagte Leia. »Ich bin sicher, dass sie einen sicheren Käufer dafür finden - und damit wären wir frei, eine Frachtladung nach Tenupe zu bringen.«

»Tenupe liegt im Kriegsgebiet«, sagte Sligh. »Die Kolonie gestattet nur Insekten, Nachschub ins Kriegsgebiet zu bringen.«

»Also sprecht für uns mit ihnen«, sagte Han. »Es sieht aus, als hättet ihr hier einigen Einfluss.«

»Ruruuruur bub?«, fragte der Killik.

»Lizil will wissen, was euch an Tenupe so interessiert«, übersetzte Emala.

»Nichts«, antwortete Han. »Wir wollen nur die StealthXs sehen.«

Die Squibs, denen nahezu mit Sicherheit klar geworden war, dass es Han und Leia um Jaina und Zekk ging, verdrehten die Augen.

Aber Lizil fragte: »Bub?«

»Wir haben einen Kunden, der von dieser Technologie möglicherweise profitieren würde«, antwortete Leia. Sie lächelte verschwörerisch. »Und ich bin sicher, dass es der Kolonie nur nützen würde, wenn die Galaktische Allianz plötzlich noch mehr Ressourcen dafür aufwenden müsste, hinter Piraten in Tarnschiffen herzujagen.«

Lizils Fühler zuckten interessiert vor, dann wandte das Insekt sich Grees zu. »Uubbuu ruub buur?«

Grees seufzte, dann sagte er: »Sicher, wir bürgen für sie.« Seine roten Augen schössen Blasterstrahlen auf Leia ab. »Und wenn sie Sie enttäuschen sollten, werden wir dafür sorgen, dass sie ihre Geheimnisse mit ins Grab nehmen.«

Für gewöhnlich spürte Luke es, wenn sich die Tür zum Vorraum seines Büros im Jedi-Tempel gleich öffnen würde. Heute jedoch war er so versunken darin, Ghent bei der Arbeit zu beobachten, dass er seinen Besucher nicht bemerkte, bis jemand am Eingang zu seinem Büro stand und sich höflich räusperte. Die Mikrozange in Ghents Hand zuckte ein wenig, und man konnte ein leises Klicken irgendwo tief in R2-D2 hören. Der Hacker gab einen prächtigen Schmugglerfluch von sich - etwas über in Huttschleim ringende Twi'leks -, den er wahrscheinlich während seiner Tätigkeit bei Talon Karrdes Schmugglersyndikat aufgeschnappt hatte. Dann zog er die Mikrozange langsam aus R2-D2s tiefem Reserve-Datenspeicher heraus.

»Das klang nicht gut«, sagte Luke. Ohne sich umzudrehen, bedeutete er der Person, an der Tür zu warten. »Wie schlimm ist es?«

Ghent wandte Luke sein tätowiertes Gesicht zu; eine Vergrößerungsbrille ließ seine hellen Augen riesig und käferhaft wirken. Mit seinen zerzausten blauen Haaren und dem verschlissenen Overall sah der hagere Mann eher aus wie ein Süchtiger aus den unteren Bereichen von Talos City als der beste Hacker der Allianz.

»Wie schlimm ist was?«

»Was immer dich zum Fluchen gebracht hat«, sagte Mara. Sie kniete neben Ghent und hatte eine Handvoll uralter Leitungen in der Hand, die sie aus dem R2-Prototyp hatten, den Aryn Thul ihnen gegeben hatte. »Es klang, als hättest du den Omnischlüssel fallen lassen.«

»Ich habe gehört, wie er in R2 herunterfiel«, sagte Luke.

Ghent nickte. »Ich auch«, sagte er, als würde so etwas jeden Tag passieren.

Er nahm eine Stiftlampe aus dem Werkzeugkasten, leuchtete tief hinein in R2-D2s Gehäuse und ließ den Lichtstrahl langsam über die Schaltkreise wandern, ohne die ursprüngliche Frage zu beantworten. Luke nahm an. das hatte er nun davon, sich mit Genies abzugeben, und wandte sich widerstrebend dem Eingang zu seinem Büro zu, wo sein Neffe Jacen in seinen üblichen Stiefeln, dem Overall und der ärmellosen Weste wartete. Nun. da er sich den Bart abrasiert hatte, den er während seiner fünfjährigen Abwesenheit hatte wachsen lassen, sah er seinen Eltern noch ähnlicher, mit Leias großen braunen Augen und Hans schiefem Grinsen.

»Twool sagte, du willst mich sehen.« Jacen warf einen Blick auf Ghent und Mara. »Aber wenn du jetzt keine Zeit hast,«

»Nein, wir müssen uns unterhalten.« Luke winkte ihn in das Vorzimmer. »Gehen wir raus. Ich will Ghent nicht stören.«

»Das ist schon in Ordnung«, sagte Ghent und überraschte Luke, da er auf eine Bemerkung reagierte, die nicht einmal an ihn gerichtet gewesen war. »Du störst mich nicht.«

»Ich denke, Luke muss sich mit Jacen unter vier Augen unterhalten«, erklärte Mara.

»Oh!« Ghent spähte durch seine Vergrößerungsbrille in R2-D2s Speicherbereich. »Will er nicht sehen, ob der Omnischlüssel funktioniert?«

»Doch, natürlich«, sagte Luke. Der Omnischlüssel war ein Stück Schaltungstechnik, das Ghent in dem Prototyp-Droiden gefunden hatte. Angeblich stellte er so etwas wie einen Hardware-Dietrich dar, der alle Dateien öffnen würde, die R2-D2 abgeschottet hatte. »Heißt das, du bist so weit?«

»Fast«, sagte Ghent. »Und du solltest lieber nicht weggehen - der Omnischlüssel ist ziemlich brüchig. er hält vielleicht nicht lange.«

»Ihr habt einen Weg gefunden, R2 zu entsperren?« Jacen kam herein, ohne Lukes Erlaubnis abzuwarten. »Du kannst ein Holo meiner Großmutter abrufen?«

»Sicher.« Ghent nahm seine Mikrozange aus R2-D2s Datenspeicher, dann klappte er die Vergrößerungsbrille hoch. »Entweder das, oder wir verlieren R2s gesamten Speicher an eine Sicherheitslöschung.«

»Zumindest sind die Gefahren offensichtlich«, sagte Luke und folgte Jacen zu dem Hacker. Das hier war zwar nicht der Grund, wieso er nach seinem Neffen geschickt hatte, aber Jacen hatte beinahe ein ebenso großes Recht darauf, die verlorenen Holos zu sehen, wie Luke selbst. »Was ist wahrscheinlicher?«

Ghent zuckte die Achseln. »Das hängt davon ab, wie sehr du dieser Madame Thul vertrauen kannst. Ihre Geschichte klingt glaubwürdig.«

Luke wartete, während Ghents Gesichtsausdruck zunehmend abwesender wirkte...wie oft, wenn der Hacker etwas besprechen wollte.

Nach einem Moment fragte Luke: »Aber?«

Ghents Blick wurde wieder konzentriert, und er setzte das Gespräch fort. »Aber wenn das da nicht der echte Intellex-Vier-Prototyp ist, dann wird der Omnischlüssel alle Sicherheitssysteme auslösen, die dein Droide hat. Wir können von Glück reden, wenn nicht auch noch unsere Erinnerungen gelöscht, überschrieben und neu formatiert werden.«

»Es hängt also allein davon ab, ob Aryn Thul ehrlich zu uns war?«, fragte Mara.

»Und von der Person, die ihr den Prototyp verkauft hat«, sagte Ghent. »Spezialisten für antike Droiden werden immer wieder von gefälschten Prototypen gebraten.«

»Das ist zumindest etwas, um das wir uns keine Sorgen machen müssen«, stellte Mara fest. »Niemand wird Aryn Thul betrügen. Diese Frau ist ein Rancor, was das Geschäftsleben angeht.«

Luke sah Jacen an. »Was denkst du?«

Nun wirkte Jacen tatsächlich überrascht. »Ich?«

»Auch du hast ein Interesse an der Sache«, sagte Luke. Das Gespräch, das er mit seinem Neffen führen wollte, würde schwierig genug werden. So erschien es ihm klug, Jacen zu versichern, dass er ihn immer noch sehr schätzte. »Du solltest an dieser Entscheidung teilhaben.«

»Danke, denke ich.« Jacen runzelte die Stirn, dann sagte er: »Madame Thul hat sicher Grund genug, dir gegenüber misstrauisch zu sein - sogar, zornig auf dich zu sein. Aber ich erkenne nicht, wie es ihr einen Vorteil bringen sollte, wenn ihr R2s Speicher löscht.«

»Du bist also der Meinung, wir sollten es wagen?«, fragte Luke. Jacens Antwort war genau das gewesen, was er nicht hatte hören wollen, da sie sich allein auf Logik und Berechnung gründete, statt auf Verständnis und Mitgefühl zu setzen, die Jacens besondere Talente gewesen waren, bevor der Krieg gegen die Yuuzhan Vong ihn veränderte. »Willst du das Risiko eingehen?«

Jacen nickte. »Ich glaube nicht, dass Madame Thul etwas gewinnen könnte, wenn sie dir einen gefälschten Omnischlüssel unterjubelt.«

»Das hat Luke nicht gefragt«, stellte Mara fest, die Lukes Enttäuschung offenbar gespürt hatte. »Er will wissen, wie du in dieser Sache empfindest.«

»Wie ich empfinde?« Jacens Augen leuchteten auf, als er verstand. »So eine alberne Frage. Was glaubst du denn?«

Luke lächelte. »Ich betrachte das als Aufforderung, anzufangen.« Er wandte sich Ghent zu und nickte. »Tu es.«

»Also gut. Haltet alle eine Sekunde den Atem an.« Ghent klappte die Brille wieder herunter. »Ich muss den Omnischlüssel ansetzen.«