Als Ghent seine Mikrozange in R2-D2s Datenfach steckte, begann Lukes Herz so schnell zu schlagen, dass er schon befürchtete, das Pochen könnte die Konzentration dos Hackers stören. Natürlich wollte er unbedingt wissen, was aus seiner Mutter geworden war, aber von diesem Omnischlüssel hing noch mehr ab als das Füllen von Lücken in seiner Familiengeschichte.

Während seines Aufenthalts auf Woteba hatte das Dunkle Nest angedeutet, Mara versuche zu verbergen, dass sie in ihrer Zeit als Helferin des Imperators etwas mit dem Tod von Lukes Mutter zu tun gehabt hatte. Natürlich war Luke schon zu diesem Zeitpunkt klar gewesen, dass diese Andeutung nicht haltbar war. Aber die Tatsachen ließen gerade genug Raum, um Zweifel aufkommen zu lassen, und Zweifel konnten ein sehr hartnäckiger Feind sein. besonders, wenn sie vom Dunklen Nest genährt wurden.

Lomi Plo lebte von Zweifeln. Wenn sie bei einer Person auch nur die geringsten Zweifel wahrnahm, konnte sie sich dahinter in der Macht verstecken und sich praktisch unsichtbar machen. Sie hätte Luke, als sie einander das letzte Mal gegenüberstanden, beinahe umgebracht. und wenn er sie beim nächsten Mal wirklich besiegen wollte, musste er alle Zweifel ausräumen - an Mara, an sich selbst, an seinen Mit- Jedi. In größerem Maß, als er allen außer Mara gegenüber zugeben wollte, war das auch einer der Gründe für seine Neuorganisierung des Jedi-Ordens gewesen. Er konnte einfach nicht zulassen, dass ihm noch Zweifel daran blieben, wohin sich alles entwickeln würde.

Kurz darauf stieß Ghent einen erleichterten Seufzer aus und zog die Mikrozange aus dem Datenbereich.

»Also gut, ihr könnt wieder atmen«, sagte er. »Der Schlüssel ist an den gesonderten Stromkreis angeschlossen.«

Er schaltete R2s Hauptsicherung ein, und der kleine Droide erwachte mit scharfem Quieken zum Leben.

»Schon in Ordnung, R2«, sagte Luke. »Ghent hat nur gerade an diesen Speicherproblemen gearbeitet, die du hast.«

R2-D2 drehte die Kuppel und betrachtete die PrototypErsatzteile, die ihn umgaben. Dann richtete er den Photorezeptor auf Ghent und piepte misstrauisch.

»Er hat dir nichts eingebaut, was dich beunruhigen sollte«, sagte Luke. »Und jetzt zeig mir, was zwischen meiner Mutter und meinem Vater geschah, nachdem er im Jedi-Tempel fertig war.«

R2 wollte sich schon mit einem Quieken weigern - stieß dann jedoch einen erschrockenen Pfiff aus. Er drehte den Photorezeptor zu Luke und zirpte widerstrebend eine Frage.

»Deine Parameter sind zu vage«, tadelte Ghent. »Er hat wahrscheinlich tausend Dateien, auf die diese Beschreibung zutrifft.«

»Ich meine die Datei, die zeitlich auf jene folgt, die er mir und Han in der Rehabilitierungseinrichtung von Saras gezeigt hat.« Luke ermahnte sich, Geduld zu haben. Er nahm an, dass R2-D2 nur versuchte, Zeit zu schinden, um sich über den Omnischlüssel hinwegzusetzen. Aber es war auch möglich, dass der Droide tatsächlich eindeutigere Angaben brauchte. »Das war die Aufzeichnung, die du aus dem Sicherheitssystem des Tempels gestohlen hast und in der mein Vater das Niedermetzeln der Schüler anführte.«

Obwohl Luke Jacen und allen anderen in seiner Familie bereits von der Datei erzählt hatte, spürte er immer noch einen Ruck durch die Macht gehen, als er seinen Neffen und die anderen Anwesenden an die Schreie und das Sterben der Unschuldigen erinnerte, die tatsächlich auf Holo festgehalten worden waren.

Als R2-D2 seinen Holoprojektor immer noch nicht aktivierte, sagte Luke: »Ich denke, mein Befehl war eindeutig genug, R2. Hör auf, Zeit zu schinden, oder ich werde Ghent anweisen, deine Persönlichkeit zu löschen. Du weißt, wie wichtig diese Sache ist.«

R2-D2 gab ein kleinlautes Zirpen von sich, dann einen bedrückt klingenden Triller.

»Ich bin sicher«, bestätigte Luke ihm.

Der Droide prustete verärgert, dann kippte er nach vorn und aktivierte seinen Holoprojektor.

Die Veranda von etwas, das wie eine elegante Wohnung im alten Coruscant aussah, erschien im Holo. Padme Amidala eilte ins Blickfeld, dicht gefolgt von einem goldenen Protokolldroiden, der sehr an C-3PO erinnerte. Einen Augenblick später erschien Anakin Skywalker aus der Gegenrichtung und umarmte sie.

»Geht es dir gut?«, fragte Padme und löste sich einen Moment später von ihm. »Ich habe gehört, dass der Jedi-Tempel angegriffen wurde... Man kann den Rauch von hieraus sehen!«

Anakins Blick wandte sich von ihr ab. »Es geht mir gut«, sagte er. »Ich wollte nur wissen, ob du und das Baby in Sicherheit seid.«

»Captain Typho ist hier. Wir sind in Sicherheit.« Padme schaute aus dem Holo heraus, wahrscheinlich zum Jedi-Tempel. »Was geht da vor?«

Anakins Antwort war unverständlich, denn der Protokolldroide blockierte die Sicht auf Padme und Anakin, dann fragte der Droide: »Was ist denn nur los?«

»Ist das C-3PO?«, fragte Jacen verblüfft.

Luke zuckte die Achseln und bedeutete seinem Neffen, still zu sein. Er würde das Rätsel des goldfarbenen Protokolldroiden später lösen, nachdem er herausgefunden hatte, was seiner Mutter zugestoßen war.

»Du kannst unmöglich noch verwirrter sein als ich!«, sagte der goldfarbene Droide zur Antwort auf eine Reihe von Quietsch- und Pfeiftönen von H2-D2. Dann ging er aus dem Weg, und Anakin und Padme waren wieder zu sehen.

»... Jedi haben versucht, die Republik zu stürzen...«

»Das kann ich mir nicht vorstellen!«. rief Padme.

Anakin zog die Brauen zusammen. »Erst konnte ich das auch nicht, aber es stimmt. Ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, wie Meister Windu versucht hat, den Kanzler zu ermorden.«

Wieder füllte der Kopf des goldfarbenen Droiden das Holo. »Etwas Wichtiges wird geschehen. Es geht das Gerücht, dass sie alle Droiden verbieten wollen.«

R2-D2 piepte laut in dem Hologramm, und Mara zischte; »Das muss 3PO sein. Kein anderer Droide ist so nervtötend.«

»Schhh... nicht so laut!«, sagte C-3PO im Holo. R2-D2 piepte leiser, dann verschwand C-3POs Kopf wieder aus dem Bild. »Was immer es ist, wir werden die Letzten sein, die es

erfahren.«

Padme saß inzwischen auf einer Bank nahe dem Rand der Veranda. »Was hast du denn jetzt vor?«

Anakin setzte sich neben sie und sah sie entschlossen an. »Ich werde die Republik nicht verraten. Meine Loyalität gilt dem Kanzler. Und dem Senat. Und dir.«

»Was ist mit Obi-Wan?«, fragte Padme.

»Ich weiß es nicht«, erwiderte Anakin. »Viele Jedi wurden getötet.«

»Gehört er ebenfalls zur Rebellion?«, bohrte Padme nach.

Anakin zuckte die Schultern. »Das werden wir vielleicht nie erfahren.«

Beide starrten einen Moment zu Boden, dann schüttelte Padme verzweifelt den Kopf. »Wie konnte das passieren?«

»Die Republik ist instabil. Padme. Die Jedi sind nicht die Einzigen, die versuchen die Situation auszunutzen.« Anakin wartete, bis Padme ihn ansah, dann schlug er einen Unheil verkündenden Ton an. »Es gibt auch im Senat Verräter.«

Padme stand auf und sah unbehaglich drein. »Was willst du damit sagen?«

Anakin erhob sich ebenfalls und drehte sie zu sich um, dass sie ihn ansehen musste. »Du musst dich von deinen Freunden im Senat distanzieren. Der Kanzler sagte, sie werden sich um sie kümmern, wenn dieser Konflikt vorüber ist.«

»Was, wenn sie eine offizielle Untersuchung veranlassen?« Padme klang eher verärgert als verängstigt. »Ich war gegen diesen Krieg. Was wirst du tun. wenn man mich verdächtigt?«

»Das wird nicht passieren«. sagte Anakin. »Ich werde es nicht zulassen.«

Padme wandte sich von ihm ab und schwieg eine Weile, dann sagte sie: »Ich will weg von hier - irgendwo weit weg.«

»Warum?« Anakin schien diese Idee kränkend zu finden. »Die Dinge haben sich verändert! Es gibt eine neue Ordnung.«

Padme gab nicht nach. »Ich will unser Kind an einem sicheren Ort aufziehen.«

»Das will ich doch auch!«, sagte Anakin. »Aber dieser sichere Ort ist hier. Ich lerne neue Dinge über die Macht. Bald schon werde ich imstande sein, dich vor allem zu schützen.«

Padme musterte ihn einen Moment, und ihre Miene wechselte von Unglauben zu Hoffnungslosigkeit, als sie seine vom Kampf beschmutzte Kleidung betrachtete. Schließlich senkte sie den Kopf. »O Anakin... ich habe Angst.«

»Hab Vertrauen. Liebste.« Da ihm zu entgehen schien, dass er selbst es war, den sie fürchtete, nahm er sie in die Arme. »Hab Vertrauen, Liebste! Alles wird bald wieder in Ordnung kommen. Die Separatisten haben sich im Mustafar-System gesammelt. Ich werde dort diesem Krieg ein Ende bereden. Warte, bis ich wiederkomme... Dann wird alles anders sein, das verspreche ich dir.«

Anakin küsste sie, doch jetzt spürte er offenbar Padmes Bedenken, die Luke sogar in dem winzigen Holo erkennen konnte - die Angst vor dem. was aus ihm wurde -, denn er hielt inne und wartete, bis sie ihm in die Augen sah.

»Bitte.« Sein Tonfall wurde eine Spur befehlend. »Warte auf mich.«

Padme nickte und senkte ergeben den Blick. »Das werde ich.«

Anakin sah sie noch einen Moment an, dann drehte er sich um und ging auf R2-D2 zu, und das Holo war zu Ende.

Luke und die anderen schwiegen eine Weile. Er, Mara und Jacen dachten über Padmes letzte Worte nach und versuchten ihre Miene mit ihrem Tonfall in Einklang zu bringen. Als sie Anakin sagte, dass sie Angst habe, hatte sie da an mögliche Untersuchungen gegen die Kriegsgegner im Senat gedacht, die sie vorher erwähnte? Oder daran, was die Zukunft für sie, Anakin und ihr Kind bereithielt?

Mara war die Erste, die das Schweigen brach. »Nichts für ungut, Luke, aber dein Vater verursacht mir eine Gänsehaut.«

»Warum denn das?« Jacen klang ehrlich überrascht.

Mara zog fragend die Brauen hoch. »Sind dir die Untertöne nicht aufgefallen? Diese kleine Drohung, als er ihr sagte, sie solle sich von ihren Freunden im Senat distanzieren?« Sie runzelte die Stirn. »Ich weiß doch, dass du sensibler bist.«

»Was ich gesehen habe, war ein Mann, der sich um die Sicherheit seiner Frau sorgt«, erwiderte Jacen. »Und das war alles.«

»Fandest du ihn nicht ein wenig herrisch?«, fragte Luke. So langsam sorgte er sich wirklich um das emotionale Bewusstsein seines Neffen. Als wäre auf Jacens Reise, um die Macht zu studieren, alle Empfindsamkeit aus ihm verschwunden. »Nicht einmal, als er ihren Wunsch, an einen sicheren Ort zu gehen, rundheraus ablehnte?«

»Er hat versprochen, dafür zu sorgen, dass Coruscant für sie sicher wird.« Jacen lächelte sie schief an. »Und nach allem, was ich über Anakin Skywalker und seine Fähigkeiten gehört habe, sagte er wohl die Wahrheit.«

»Das ist sicher auch eine mögliche Betrachtungsweise.« Maras Tonfall machte allerdings deutlich, dass sie das Gespräch anders deutete. »Aber vielleicht interpretieren Luke und ich tatsächlich zu viel in diese Szene hinein. In einem Holo dieser Größe gibt es nicht viele Einzelheiten zu sehen.«

»Und vielleicht verfügt ihr auch über mehr Kontext dazu als ich«, gestand Jacen ihnen zu. »Ich sage auch nicht, dass es das Richtige war - nur, dass ich verstehe, was er dachte.«

»Ein gutes Argument - manchmal vergessen wir, dass auch Anakin Skywalker nur ein Mensch war.« Luke wandte sich R2-D2 zu. »R2, zeig uns das nächste.«

»Äh, das willst du vielleicht lieber nicht«, unterbrach Ghent ihn.

Luke runzelte die Stirn. »Warum nicht?«

Ghent sah ihn an. »Habe ich dir nicht gesagt, dass der Omnischlüssel ziemlich.« Er warf einen Blick zu R2-D2 und kam offenbar zu dem Schluss, dass es nicht klug wäre, vor dem Droiden zu erwähnen, wie zerbrechlich der Schlüssel war. ». dass es gebraucht ist?«

»Ja«, sagte Mara. »Aber das erklärt nicht, warum wir uns nicht die nächste Datei ansehen sollten.«

»Tatsächlich scheint es eher nahezulegen, dass wir es jetzt tun sollten«, sagte Jacen, »solange alles noch funktioniert.«

Ghent starrte ihn ausdruckslos an.

»Nun?«, fragte Luke ungeduldig.

Ghent zuckte mit den Achseln. »Na ja. es ist dein Omnischlüssel.«

Luke zog eine Braue hoch und wartete auf eine Erklärung, aber Mara - die den Hacker aus der Zeit, als sie für Talon Karrde gearbeitet hatte, viel besser kannte - sagte sofort: »Du wirst uns sagen müssen, um was es geht, Ghent. Wieso ist ein gebrauchter Omnischlüssel so riskant?«

»Oh.« Er kniete sich neben R2-D2 und deaktivierte den Droiden abermals, dann sagte er: »Ich will einen so zerbrechlichen Schlüssel nicht überhitzen. Er kann zu leicht schmelzen.«

»Wir müssen also nur darauf warten, dass er abkühlt?«, fragte Jacen.

»Das würde helfen«, erwiderte Ghent. »Nur helfen?«, fragte Mara.

»Na ja, wir überhitzen ihn wahrscheinlich jedes Mal, wenn wir ihn benutzen«, sagte Ghent. »Er war in ziemlich schlechtem Zustand.«

»Du sagst also, es ist nur eine Frage der Zeit, bis er nicht mehr funktioniert?«, stellte Mara klar.

»Ja - es könnte passieren, wenn ihr ihn das nächste Mal benutzt oder das Mal danach«, sagte Ghent. »Ich glaube nicht, dass er mehr als drei weitere Versuche überstehen wird.«

Luke schnaubte frustriert. »Und wir können nichts dagegen tun?«

Ghent dachte einen Moment nach, dann nickte er: »Doch, ich könnte versuchen seinen Aufbau zu kopieren.«

»Wie riskant ist das?«, fragte Mara.

»Gar nicht«, erwiderte Ghent. »Immer vorausgesetzt, ich mache keinen Fehler.«

»Und dann haben wir eine Sicherheitskopie, falls der erste Schlüssel schmilzt?«, fragte Luke.

Ghent sah ihn an, als ob er gerade eine sehr dumme Frage gestellt hätte. »Genau das ist ja die Idee dabei, wenn man eine Kopie macht.«

»Wieso hast du das denn nicht gleich gesagt?«, fragte Jacen, der ungewöhnlich ungeduldig mit dem nur langsam mit der Sprache herausrückenden Hacker wurde. »Was ist das Problem dabei?«

»Die Zeit«, sagte Ghent. »Man braucht viel Zeit - vor allem, wenn ich keinen Fehler machen will.«

»Die Zeit könnte ein Problem sein«, sagte Luke.

Bisher hatte er sich damit zufriedengegeben, die Jedi am Rand des Krieges agieren zu lassen und zu versuchen, Staatschef Omas' Vertrauen in den Orden wiederzugewinnen, indem er sie Piraten jagen und Streitigkeiten zwischen Mitgliedstaaten der Allianz schlichten ließ. Aber er hatte nicht vor, das einfach so weiterlaufen zu lassen. Früher oder später würden die Jedi handeln müssen. und ein intensiver werdendes Kribbeln in seinem Hinterkopf deutete an, dass es schon bald so weit sein würde.

Es ärgerte Luke, dass seine persönliche Geschichte dabei eine Rolle spielte, aber bevor die Jedi handelten, musste er frei von jedem Zweifel sein. Mara hatte ihm versichert, dass sie nie mit etwas zu tun gehabt hatte, das Padme Amidala betraf, und Luke glaubte ihr. Aber die Möglichkeit blieb bestehen, dass die Andeutungen des Dunklen Nestes der Wahrheit entsprachen: Padme könnte fünfzehn oder zwanzig Jahre unter einem falschen Namen gelebt haben, und Mara - damals Palpatines Attentäterin - könnte beauftragt worden sein, sie zu finden, ohne zu wissen, wer sie wirklich war. Wenn Luke eine Chance haben wollte, Lomi Plo zu besiegen, musste er wissen, was seiner Mutter zugestoßen war - um auch noch den letzten Hauch von Zweifel über Maras Verwicklung aus seinem Herzen stoßen zu können.

Als Ghent ihn einfach nur weiterhin schweigend ansah, seufzte Luke und fragte: »Wie lange würde es dauern, diese Kopie herzustellen?«

Ghent zuckte mit den Achseln. »Es geht schneller, als wenn ich versuchte, den Algorithmus und die ursprünglichen Variablen für den Universalschlüssel herauszufinden, den du beim letzten.«

»Na gut, ich verstehe.« Luke schloss die Augen und nickte. »Mach eine Kopie - aber unternimm nichts, was verhindern würde, das Original in einem Notfall noch benutzen zu können.«

»Notfall?« Ghent war verwirrt. »Wie könnte das Anschauen von alten Holos ein Notfall sein?«

»Es ist möglich«, sagte Mara. »Du brauchst nicht zu wissen, warum.«

Ghent zuckte mit den Achseln. »Na gut.« Er klappte seine Brille wieder herunter und griff nach der Mikrozange. »Kein Problem, was diese Notfallsache angeht.«

Luke wartete, bis der Hacker wieder zu arbeiten begonnen hatte, dann wandte er sich Jacen zu. »Gehen wir in den Vorraum und lassen Ghent in Ruhe seine Arbeit machen.«

»Ach ja - das Gespräch.« Jacen ging auf die Tür zu, dann blieb er stehen und warf einen Blick über die Schulter. »Kommst du nicht mit, Tante Mara? Immerhin bist du diejenige, die wirklich wütend ist.«

»Ich würde nicht sagen, wütend, Jacen.«

»Nein?« Jacen bedachte sie mit einem schiefen SoloGrinsen. »Ich schon.«

Der tief unter mehreren metallischen Asteroiden an der Rückseite des Nestes verborgene Privathangar wirkte erheblich ordentlicher als Lizils Haupthangar. Zwei Dutzend Slayn & Korpil Transporter hingen in ordentlichen Reihen an den Wänden und wurden mit allem Möglichen, von Blastergewehren über Druckgeschosse bis zu ArtillerieErsatzteilen, beladen. Es gab kein »Handeln«. nichts wurde aus den Schiffen herausgeholt, nirgendwo war eine Membrosia-Kugel zu sehen.

Han schwang die Swiff in eine offene Dockbucht nahe der Ausflugsmembran und benutzte die Korrekturdüsen, um die Landestützen besonders fest in den wachsüberzogenen Boden zu schieben. Es wimmelte im Hangar nur so von großen Käfern - Killiks und anderen -, und er hatte nicht vor, die Ankerbolzen abzuschießen, ehe er nicht sicher war, dass sie den Hangar nicht sehr schnell wieder verlassen mussten.

»Wir haben uns für diese Aufgabe wirklich die falsche Verkleidung ausgesucht«, stellte Han fest und betrachtete den geschäftigen Schwärm. »Ich sehe hier niemanden, der kein Käfer ist.«

»Das ist seltsam, Captain Solo«, stellte C-3PO fest. »Ich sehe überhaupt keine Käfer. Die Verpinen sind eher gebaut wie Gottesanbeterinnen, die Huk stehen den Vespoiden erheblich näher, und höchstens die Fefze erinnern tatsächlich an,«

»Ich glaube nicht, dass Han wirklich Käfer meinte. 3PO«, unterbrach Leia ihn. »Er benutzte den Begriff abwertend.«

»Tatsächlich?«, fragte C-3PO. »Dürfte ich darauf hinweisen, dass das kein besonders guter Zeitpunkt ist. um Insekten zu beleidigen. Captain Solo? Sie und Prinzessin Leia scheinen die einzigen Säuger im Hangar zu sein.«

»Als wäre mir das nicht aufgefallen«, knurrte Han. Er schnallte sich ab und löste die Abschaltautomatik aus, blieb aber sitzen und blickte durch den vorderen Teil der Kuppe! nach draußen. »Leia. fällt dir an diesen Killiks, die die Transporter beladen, etwas auf?«

»Jetzt, da du es erwähnst, schon«, antwortete Leia. »Sie sehen wirklich nicht aus wie Lizil.«

»Das auch«, sagte Han. Anders als die Lizil-Arbeiter waren diese Killiks beinahe zwei Meter hoch, kräftig gebaut, hatten fleckig-graues Chitin und kurze, gebogene Fresswerkzeuge, die aussahen wie gekrümmte Nadeln. »Aber ich habe mich gefragt, wieso keine die Rampen herunterkommen.«

Leia sah sich die Schiffe einen Moment an, dann sagte sie: »Gute Frage.«

»Tatsächlich ist die Antwort ziemlich klar«, stellte C-3PO fest. »Diese Killiks beladen die Transporter nicht, sie gehen dauerhaft an Bord.«

»So sieht es tatsächlich aus«, stimmte Leia zu. »Den Chiss steht vielleicht eine große Überraschung bevor.«

»Eine Überraschung?«, fragte C-3FO. der das Offensichtliche wieder einmal nicht erkannte. »Welche Art Überraschung?«

»Dir sind doch sicher diese S-und-K-Transporter aufgefallen, die im Eingangstunnel hingen?«, fragte Han.

»Selbstverständlich«, antwortete C-3PO. »Alle hundertsiebenundzwanzig.«

Han stieß einen leisen Pfiff aus. Er hatte nicht gedacht, dass es so viele waren. »Also gut. sagen wir mal. jede dieser Badewannen kann dreihundert Käfer transportieren. Das sind beinahe vierzigtausend Soldaten auf diesen Schiffen.«

»Eine ganze Division«, sagte Leia. »Das wird eine sehr unangenehme Überraschung für die Chiss sein - vor allem, wenn diese Killiks irgendwo zuschlagen, wo man sie nicht erwartet.«

»Ach du meine Güte!«, sagte C-3PO. »In diesem Fall sollten wir vielleicht lieber in unser eigenes Territorium zurückkehren und eine Botschaft schicken, um Commander Fei zu warnen.«

»Vergiss es«, sagte Han und stand auf. »Die Chiss sollen auf sich selbst aufpassen - zumindest bis wir unsere Tochter wiederhaben.«

Er führte sie zum hinteren Frachtraum, wo Meewalh und Cakhmaim warteten, die Kopfteile ihrer Ewok-Verkleidung unter die Arme geklemmt. Die riesige Magkanone, die dort untergebracht gewesen war, war verschwunden und befand sich gerade auf dem Weg zu. einer Piratenbasis irgendwo in der Galaktischen Allianz. Wenn man sich auf Landos Leute verlassen konnte, würde die Waffe schon beim ersten Versuch, sie abzuschießen, explodieren.

Han wies die Noghri an, ihre Ewok-Köpfe aufzusetzen. Nachdem er und Leia ihre eigene Verkleidung überprüft hatten - Arkanier und Falleen -, wandte er sich der Frachtliftsteuerung zu und stellte zu seinem Erstaunen fest, dass ihn aus den Monitoren, die die Außenseite des Schiffes zeigten, zwei Fefze anstarrten. Die meterhohen schwarzen Käfer standen unterhalb des Frachtlifts, glotzten in die Vidcam und bedeuteten ihm mit hektischem Gefuchtel, er solle den Frachtlift absenken.

»Was jetzt?«, fragte Han. Er wandte sich C-3PO zu. »Hat Grees nicht gesagt, seine Flakax-Schurken würden hier auf uns warten?«

»Ich glaube, er sagte >Tito und Yugi werden dort sein, um sich um euch zu kümmern«, berichtete C-3PO. »Und tatsächlich zeigte er zu diesem Zeitpunkt auf die Flakax.«

»Was wollen dann diese beiden?«, fragte Han.

Leia schloss für einen Moment die Augen, dann sagte sie: »Lass sie rein. Ich glaube, wir kennen sie.«

»Kennen? Wenn ich jemals einem Kotzer begegnet wäre, würde ich mich daran erinnern.« Hans Bemerkung bezog sich auf die Angewohnheit der Fefze. einen Lebensmittelbrei von sich zu geben, wenn sie Angst bekamen. »Bist du sicher? Ich habe nicht vor. den Rest des Fluges in einem stinkenden.«

»Han, ihre Präsenzen sind mir vertraut.« Leia griff an ihm vorbei und drückte auf den Liftknopf. »Lass sie rein.«

Der Lift war kaum ganz abgesenkt, da kletterten die Fefze auch schon über das Sicherheitsgeländer und gestikulierten, dass man ihn wieder hochholen solle. Han warf Leia einen unsicheren Blick zu. doch als sie nickte, brachte er die beiden Insekten nach oben. Die Fühler der beiden hatten sich kaum über Bodenhöhe erhoben, als einer von ihnen anfing, leise in der Ewok-Sprache zu schnattern.

»Ihr Widerstreben, sie an Bord zu lassen, war vollkommen berechtigt, Captain Solo. Man hat nicht mehr so unhöflich mit mir gesprochen, seit wir das letzte Mal mit diesem schrecklichen Ewok zu tun hatten.«

»Ewok?« Han ging zum Lift. »Ich denke, der Käfer wäre mir lieber.«

Die Fefze sprangen an Deck des Frachtraums, dann richtete einer von ihnen sich auf die Hinterbeine auf und begann, unsicher mit den Vorderbeinen zu fuchteln. Einen Augenblick später fiel sein Kopf ab und zu Boden. Darunter wurde ein anderer Kopf sichtbar - einer mit schwarzem Fell, großen dunklen Augen und kleinen runden Ohren.

»Tarfang!«, rief Leia und trat neben Flan. »Was machen Sie denn hier?«

Tarfang schnatterte schneller und wackelte dabei aufgeregt mit seinen restlichen Fefze-Beinen.

»Ach du meine Güte!«, sagte C-3PO. »Er sagt, wenn er es Ihnen verrät, muss er Sie umbringen.«

Der Ewok fügte zwei weitere Silben hinzu.

»Ihre Entscheidung«, übersetzte C-3PO.

»Schon in Ordnung«, sagte Han. Als er Tarfang das letzte Mal gesehen hatte, hatte Admiral Bwua'tu ihm und Jae Juun angeboten, als militärische Geheimagenten zu arbeiten. »Wir können es uns vorstellen.«

Der zweite Fefze trat zu ihnen und fuchtelte mit den Armen, wie Tarfang es zuvor getan hatte. Han griff zu und riss ihm den Kopf ab, was ein Gesicht mit großen Augen und grauen Hängebacken enthüllte.

»Juun!« Han schlug dem Sullustaner auf den Rücken seines Kostüms. »Ich bin froh, dass Sie noch leben, alter Kumpel -und auch ein bisschen überrascht.«

»Ja, unsere Missionen sind immer sehr gefährlich«, erwiderte Juun strahlend. »Admiral Bwua'tu schickt Tarfang und mich immer dann, wenn eine Mission wahrscheinlich tödlich sein wird.«

»Sie scheinen entgegen aller Wahrscheinlichkeit wohlauf zu sein«, stellte Leia fest. »Was können wir für Sie tun?«

Tarfang plapperte etwas Ungeduldiges.

»Er sagt, sie sind hier, um uns zu helfen«, übersetzte C-3PO.

»Die Squibs haben ein Kopfgeld auf euch ausgesetzt«, erklärte Juun. »Über tausend Credits - für jeden.«

»Was?« Han runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht.«

Tarfang gackerte etwas, das zornig klang.

»Das ist ja wohl kaum fair«, erwiderte C-3PO. »Es ist beinahe zwanzig Jahre her. seit ein Kopfgeld auf Captain Solo ausgesetzt war. Er hat das Recht. Angst zu haben.«

»Ich habe keine Angst«, sagte Han. »Ich glaube es nur nicht. Wir haben einen Handel mit den Squibs geschlossen.«

»Und sie haben eine Abmachung mit Tito und Yugi«, sagte Juun. »Tito meinte, wir könnten eure Hirne essen, wenn wir ihnen helfen.«

»Sagte er auch, wieso die Squibs uns tot sehen wollen?«, fragte Leia.

Juun schüttelte den Kopf. »Nur, dass es nicht viel Arbeit sein würde, weil Sie nicht damit rechnen.«

Der Sullustaner setzte seinen Fefze-Kopf wieder auf. dann wandte er sich Tarfang zu, der die beiden Noghri in ihrer Ewok-Verkleidung entdeckt hatte und sie wütend anstarrte.

»Tarfang, lass uns gehen«, sagte Juun. »Die Flakax sind schon auf dem Weg.«

Statt den Kopf seines Kostüms wieder aufzuheben, gab Tarfang ein zorniges Kläffen von sich und schubste Meewalh. Sie reagierte sofort, warf den Ewok mit einem raschen Tritt aufs Deck und setzte sich dann mit gespreizten Beinen auf ihn. was ihn vollkommen bewegungsunfähig machte.

»Tarfang!«, fauchte Juun. »Was machst du denn da? Wir müssen verschwinden, bevor die anderen kommen.«

Tarfang gurgelte etwas Zorniges und besprühte dabei Meewalhs Kostüm bewusst mit Speichel.

»Es ist mir gleich, ob du dich beleidigt fühlst oder nicht«, erwiderte Juun. »Wir haben für so etwas keine Zeit. Wenn wir entdeckt werden, wird Admiral Pellaeon nie erfahren, wohin diese Division fliegt.«

Han zog die Brauen hoch. »Ihr seid im Auftrag von Pellaeon unterwegs?«

»Ah. ja, aber es steht mir wirklich nicht zu,«

»Ja, klar«, erwiderte Han. »Ich verstehe nur nicht, wieso sich der Oberbefehlshaber der Galaktischen Allianz für eine Division interessiert, die in den Chiss-Raum aufbricht.«

»Ich schon«, sagte Leia. »Wenn Pellaeon den Chiss sagen kann, wohin die Killiks unterwegs sind, kann er sie damit vielleicht überzeugen, dass die Galaktische Allianz sich nicht auf die Seite der Kolonie geschlagen hat. Es ist umständlich, aber wahrscheinlich die beste Chance der Allianz, einen Krieg an zwei Fronten zu vermeiden.«

Tarfang gab ein lang gezogenes, langsam verklingendes Schnattern von sich, und Cakhmaim ging zu ihm und drohte ihm mit einem Lähmstock - nicht, dass das notwendig gewesen wäre, solange Meewalh auf ihm saß.

»Es sieht für mich nicht so aus, als würden Sie jemanden umbringen«, sagte C-3PO zu dem Ewok. »Prinzessin Leias Leibwachen haben Sie offenbar unter Kontrolle.«

»Immer mit der Ruhe«, warf Han ein. »Euer Geheimnis ist bei uns sicher - und ihr solltet wirklich verschwinden, bevor der Ärger losgeht.«

Er bedeutete den Noghri, Tarfang loszulassen. Meewalh gab ein kehliges Knurren von sich, ließ dann aber ohne ein Wort von dem Ewok ab.

Tarfangs Blick schoss von einem Noghri zum anderen, und es kam Han so vor, als versuchte er seine Chancen auf einen erfolgreichen Angriff einzuschätzen, obwohl er immer noch am Boden lag.

»Ihre Aufopferung für die Sicherheit Ihrer Mission ist bewundernswert«, sagte Leia und benutzte die Macht, um den Ewok wieder auf die Beine zu stellen »Aber Captain Juun hat recht. Wir stellen keine Gefahr für Ihren Auftrag dar, und Sie müssen jetzt wirklich gehen.«

Han hob den Kopf von Tarfangs Fefze-Verkleidung auf und stülpte ihn dem Ewok wieder über, bevor dieser noch mehr Drohungen von sich geben konnte. Dann schob er ihn zusammen mit Juun in den Frachtlift.

»Das nächste Mal, wenn wir Gilad sehen, werden wir ihm sagen, wie mutig ihr beide seid«, versprach Han. »Und danke für die Warnung - wir sind euch was schuldig.«

Cakhmaim aktivierte den Lift, und die beiden Spione verschwanden langsam aus ihrem Blickfeld.

Han kehrte zu Leia zurück. »Das war wirklich eine Überraschung.«

»Was? Dass sie so lange überlebt haben?«, fragte Leia.

»Oder dass sie ihr Leben aufs Spiel setzen, um uns zu helfen?«

Han schüttelte den Kopf. »Dass sie verrückt genug sind, in Käferkostümen hierherzukommen.«

»Stimmt.« Leia streckte die Hand aus und zupfte Hans Perücke zurecht. »Das ist wirklich verrückt.«

Han runzelte die Stirn. »Bei uns ist es etwas anders«, sagte er. »Wir kennen uns mit diesen Dingen aus.«

»Sicher«, erwiderte Leia. »Deshalb versuchen die Squibs ja auch, uns umbringen zu lassen.«

»Das verstehe ich wirklich nicht«, gestand Han. »Wir waren uns doch einig.«

»Vielleicht gefällt ihnen nicht, dass wir Informationen über sie haben«, spekulierte Leia.

Han schüttelte den Kopf. »Nein, es ergibt einfach keinen Sinn. Die Squibs wissen, dass wir Lizil nichts erzählen können, ohne uns selbst zu verraten. Der Versuch, uns umzubringen, erhöht nur das Risiko, dass man uns erwischt, und sie wissen, dass wir in diesem Fall gleichziehen würden, indem wir Raynar sagen, wer mir und Luke auf Woteba geholfen hat.«

»Vielleicht glauben sie. sie könnten uns umbringen, bevor wir reden«, sagte Leia.

»Sie sind arrogant, aber nicht dumm«, entgegnete Han. »Selbst wenn sie uns überraschten, bestände eine gute Chance, dass wir überleben. Ganz gleich, wie man es betrachtet, es ist ein Risiko, uns hier anzugreifen.«

»Dann ergibt es wirklich keinen Sinn«, sagte Leia. »Sie sollten uns doch eher Deckung geben und nicht umbringen -zumindest, solange wir im Nest sind.«

»Stimmt.« Han rieb die künstliche Haut seiner Verkleidung, dann sagte er: »Sie versuchen also, etwas zu verbergen -etwas, das wertvoll genug ist, um dafür zu riskieren, Raynar gegen sich aufzubringen.«

»Etwas, das mit Schwarzem Membrosia zu tun hat?«, fragte Leia.

Han dachte einen Moment nach, dann zuckte er mit den Schultern, »Mir fällt nur eine einzige Möglichkeit ein, das herauszufinden.«

»Die Flakax zu fragen?«

»Darf ich darauf hinweisen, dass männliche Flakax für ihre Unhöflichkeit und ihren Mangel an Hilfsbereitschaft berüchtigt sind?«, schaltete sich C-3PO ein. »Ich glaube wirklich nicht, dass sie uns viel verraten werden. Vielleicht wäre es besser zu verschwinden, bevor sie eintreffen.«

»Zu spät.« Leia schloss einen Moment die Augen. »Sie sind hier - und sie fühlen sich sehr gefährlich an.«

Han ging zum Steuerpult und sah sich die Außenmonitore an. Die beiden Flakax hatten vier Verpinen mitgebracht, um ihnen zu helfen. Jedes Insekt trug eine Kiste, die mit GRÜNES THAKITILLO oder BRGT-RIPPGHEN oder der Bezeichnung für eine andere Delikatesse beschriftet war, die die Solos angeblich im Auftrag der Squibs transportieren sollten, um Jaina und Zekk im Kriegsgebiet treffen zu können.

»Sie sind zu sechst«, berichtete er. »Und alle haben Kisten dabei.«

»Ihre Waffen befinden sich wahrscheinlich in den Kisten«, sagte Leia. »Ich werde mich darum zuerst kümmern.«

»Also gut«, sagte Han und bedeutete Cakhmaim und Meewalh, ihm zu folgen. »Wir werden sie von hinten angreifen.«

C-3PO drehte sich in die Gegenrichtung weg. »Ich bin sicher, Sie wollen nicht, dass ich Ihnen im Weg stehe. Ich warte im Cockpit, bis Sie Entwarnung geben.«

»Gute Idee«, stimmte Leia ihm zu. »Behalte die Außenmonitore im Auge.«

»Und wenn es so aussieht, als kämen irgendwelche Killiks aufs Schiff zu. gehst du raus und versuchst sie aufzuhalten«, sagte Han. »Wir können nicht zulassen, dass die Käfer von diesem Kampf erfahren, ebenso wenig wie die Squibs. Das würde unsere Chancen, uns dem Konvoi anzuschließen, zunichtemachen.«

»Aufhalten?« C-3PO blieb auf der Schwelle stehen und ließ den Kopf nach vorn sacken. »Warum bekomme ich immer die gefährlichen Aufgaben?«

Han zog seine Blasterpistole - eine 434 »DeathHammer«. die Lando ihm als Ersatz für seine zuverlässige DL-44 gegeben hatte, die auf Woteba konfisziert worden war. Dann glitten er und die Noghri jeweils in einen der engen Kriechgänge hinter den Wartungsschotten im Frachtraum.

Han saß im Dunkeln, wartete und dachte darüber nach, wie Leias Hingabe an ihre Jedi-Ausbildung die Dinge zwischen ihnen verändert hatte. Es hatte eine Zeit gegeben - und die war noch nicht lange her -, in der er niemals zugelassen hätte, dass sie den Köder spielte. Aber nun erkannten selbst die Noghri, dass Leias Fähigkeiten in der Macht ihr angemessenen Schutz gewährten. Sie strahlte ein kühles Selbstbewusstsein aus, das so unerschütterlich schien wie der Kern der Galaxis selbst. Als hätten ihre Jedi-Studien ihr den Glauben an die Zukunft wiedergegeben, den sie nach Anakins Tod verloren hatte.

Han freute sich über diese Veränderung. Leia war immer sein Leitstern gewesen - die helle, lodernde Flamme, die ihn auf Kurs gehalten hatte, durch so viele Jahrzehnte Kampf und Verzweiflung. Es war gut, sie wieder leuchten zu sehen.

Das leise Schwirren des Frachtlifts erklang von der anderen Seite der Zugangsluke und bewirkte, dass Han es kalt den Rücken herunterlief. Er hatte nicht an sein Erlebnis mit den Kamarianern gedacht, als er sich in diesen Kriechgang zwängte, um dort im Hinterhalt zu lauern. Aber die Dunkelheit, die Enge und die Wahrscheinlichkeit eines Kampfes gegen Käfer bewirkten, dass das Blut ihm in den Ohren rauschte. Es war über vierzig Jahre her. aber er konnte immer noch spüren, wie sich die Zangen der Kamarianer um seine Fußknöchel geschlossen hatten, konnte seine Nägel auf dem Durastahl kratzen hören, als er sich dagegen gewehrt hatte, sich von ihnen aus seinem Versteck zerren zu lassen, Han packte sein Ohrläppchen und drehte es - fest -. denn er wollte mit dem Schmerz seine Gedankenmuster durchbrechen. Seine Hände zitterten bereits, und wenn er die Erinnerung noch deutlicher werden ließ, würde er sich hier am Ende zu einer Kugel zusammenrollen, während Leia und die Noghri mit den Flakax allein fertig werden mussten.

Der Lift erreichte das Deck mit einem Rattern, und Leias gedämpfte Stimme war hinter der Zugangsluke zu hören. »Sind das die Kisten, die wir für die Squibs, äh. die Direktoren, nach Tenupe bringen sollen?«

»Ja.« Der Flakax beendete die Antwort mit einem Klicken in der Kehle. »Wo wollen Sie - bei den Eiern der Königin!«

Han schob die Wartungsluke auf und sah die Köpfe aller sechs Insekten, die auf die gegenüberliegende Ecke des Frachtraums gerichtet waren, wo die Kiste, die Leia gerade mithilfe der Macht aus den Zangen des ersten Flakax gerissen hatte, gegen die Wand krachte. Sie brach auf, und eine Gewehrversion der verpinischen Magnetimpulswaffe und diverse Thermalgranaten fielen heraus.

»Hm, das sieht aber nicht, aus wie grüner Thakitillo«, sagte Leia.

Sie zeigte auf die Kiste in den Armen des zweiten Flakax. Auch diese Kiste flog los, und die Insekten erholten sich schließlich von ihrem Schock. Die vier Verpinen rissen die Deckel ihrer Kisten ab. Bevor sie jedoch die Waffen herausholen konnten, schössen Cakhmaim und Meewalh ihre Lähmblaster ab und fällten alle vier von hinten.

Han richtete seinen DeathHammer auf die Flakax. »Ganz ruhig. Jungs«, sagte er. »Niemand muss.«

Die beiden warfen sich auf Leia, klackten wütend mit den Fresswerkzeugen und stießen aus ihren Bäuchen einen braunen Rauch. Han schoss zwei Mal. aber ihr Chitin war so dick und hart, dass selbst die wuchtigen Geschosse des Death-Hammers kaum mehr erreichten, als faustgroße Krater hineinzudrücken.

Leia verschwand zwischen den beiden Geschöpfen, und Han hörte auf zu schießen. Die Chance. Leia zu treffen, war einfach zu groß, vor allem, da er in dem sich ausdehnenden braunen Rauch kaum mehr sehen konnte als um sich schlagende Arme und Insektenköpfe. Er rief Cakhmaim und Meewalh zu sich und stürmte voran. Als er einen ersten Atemzug von dem Käferdampf nahm, spürte er ätzende Schmerzen in Nase. Hals und Lunge.

Nach zwei Schritten waren seine Augen so voller Tränen, dass er nichts mehr sehen konnte. Ein weiterer Schritt, und ihm wurde schwindlig, und er brach auf alle viere nieder; hustend, würgend und mit dem Gefühl, als sei gerade ein Thermalzünder in seiner Brust explodiert. Er kroch die letzten drei Meter zu dem Kampf und streckte die Hand aus, um die Mündung seines Blasters an einen grünlichen Thorax zu drücken.

Der Flakax hatte Han dank seiner großen Facettenaugen und seinem Blickfeld von 360 Grad bereits kommen sehen. Er erwischte Han mit einem blitzschnellen Ellbogenschlag am Kopf. Der DeathHammer-Schuss ging daneben und prallte vom Deck ab. bevor er ein Loch in die Wand riss.

Dann zischte es leise unter dem Insekt, und Han wurde beinahe geblendet, als die Spitze von Leias Lichtschwert durch den Flakax nach oben schoss, nur ein paar Zentimeter von seiner Nase entfernt. Es gelang ihm gerade noch, sich aus dem Weg zu werfen, als die Klinge auf sein Gesicht zufegte, den Thorax von der Mitte bis zur Flanke aufriss und überall auf Landos Deck Käferblut verspritzte.

»He, pass,« Han musste aufhören und husten, dann schloss er: », doch auf!«

Er kam taumelnd wieder auf die Beine und richtete den Blaster auf das Durcheinander vor sich, das er immer noch nur verschwommen wahrnehmen konnte, und versuchte die Gestalt seiner Frau von der des zweiten Flakax zu unterscheiden, der sie angriff.

Nun kamen Cakhmaim und Meewalh und sprangen hustend und keuchend den sich windenden Haufen an. Einen Augenblick später flogen die beiden Noghri. an den überlebenden Flakax geklammert, in die Gegenrichtung davon, als Leia die Macht benutzte, um das Insekt durch den Frachtraum zu werfen.

»Han!« Leias Stimme klang so rau und brennend, wie Hans Kehle sich anfühlte. »Bist du.«

»In Ordnung.« Er griff nach unten und zog sie auf die Beine. »Wieso hast du das nicht gleich gemacht?«

»Es ist schwer, sich zu konzentrieren, wenn diese. diese Maulteile nach deinem Gesicht schnappen.« Sie schaltete ihr Lichtschwert ab und folgte mit Han den Noghri und dem Flakax. »Warum hast du nicht geschossen?«

»Das habe ich ja«, sagte Han. »Jemand sollte diese Käfer zu Rüstungen verarbeiten.«

»Han!« Leia hustete. »Es sind fühlende Wesen!«

»Es wäre nur gerecht«, erwiderte Han. »Wenn sie dieses Zeug tragen dürfen, dann sollten wir es auch.«

Sie kamen aus der stinkenden Wolke und hörten Cakhmaim und Meewalh fauchen, die weiter mit dem zweiten Flakax rangen. Han wischte sich die Tränen aus den Augen und sah, dass der Käfer mit dem Gesicht nach unten auf dem Deck lag, während die beiden Noghri, immer noch in ihren Ewok-Verkleidungen, auf ihm saßen. Cakhmaim hatte die Arme des Insekts auf dessen Rücken gedrückt und hielt sie an den Ellbogen zusammen, während Meewalh die Fußknöchel hielt und die Beine jedes Mal zurück in Richtung seiner Hüften zog, wenn das Insekt die Gasdüse an seinem Bauch öffnen wollte.

Han überließ es Leia, mit dem Durcheinander fertig zu werden, fesselte die bewusstlosen Verpinen und verstaute das beeindruckende Waffenarsenal, das die Insekten an Bord gebracht hatten. Als er damit fertig war, hatten Leia und die Noghri den Flakax in die Knie gezwungen, seine Arme auf dem Rücken gefesselt und die Gasöffnung im Bauch mit einem Stück Tuch verstopft.

Leia bewegte die Spitze ihres Lichtschwerts vor dem Kopf des Insekts hin und her, was die Facetten seiner zusammengesetzten Augen beben und rascheln ließ.

»Welcher bist du?«, fragte sie. »Tito oder Yugi?«

»Tito!« Der Flakax klang gekränkt. »Ich bin der Gutaussehende. Das wissen doch alle.«

»Ja, du hast wirklich interessante Augen«, sagte Han. »Warum erzählst du uns jetzt nicht, wieso ihr uns umbringen wolltet?«

Tito spreizte die Fresswerkzeuge - das Käfer-Äquivalent eines Schulterzuckens. »Ich dachte, es würde Spaß machen.«

»Das ist offensichtlich«, sagte Leia. »Wir reden von den anderen Gründen.«

»Wir wissen, dass die Squibs euch beauftragt haben«, bohrte Han weiter.

Tito legte den Kopf schief und richtete ein vorstehendes Auge auf Flan. »Wenn ihr das wisst, wisst ihr auch, warum.«

»Hör auf, dich dumm zu stellen«, sagte Han. »Du verstehst genau, was wir wissen wollen. Die Squibs wollten uns nicht ohne Grund tot sehen. Was versuchen sie zu verbergen?«

Die Fresswerkzeuge des Flakax bogen sich weit auseinander, und eine gelbe Masse von vorverdautem Etwas schoss aus seinem Mund und klatschte gegen Hans Brust. »Bringt mich um! Besser als das. was die Direktoren tun werden, wenn ich meinen Schwur zu schweigen breche.«

»Schwur?«, wiederholte Han. »Du meinst, so etwas wie ein Schweigegelübde?«

Tito versuchte seinen Bauch zu heben und die verstopfte Ausstoßöffnung auszublasen. Cakhmaim riss die Spitze seines Ellbogens in den Nervenknoten, der Thorax und Bauch verband, und der Bauch sackte wieder aufs Deck.

Leia wandte sich an Han. »Ich dachte, unter Verbrechern wären solche Schwüre gegenseitig bindend.«

»Das sind sie«, sagte Han, der erkannte, worauf Leia hinauswollte. »Aber du kennst doch die Squibs.«

Tito drehte den Kopf von Han zu Leia und wieder zurück, und schließlich konnte er nicht widerstehen. »Die Direktoren?«

Han und Leia wechselten einen Blick, dann fragte Han: »Sollen wir es ihm sagen?«

Leia schüttelte den Kopf. »Das wäre doch nur grausam, da wir ihn sowieso umbringen müssen.«

»Was wäre grausam?«, fragte Tito.

Meewalh drückte ihren Blaster an seinen Kopf, aber Tito machte sich offenbar erheblich mehr Sorgen wegen etwas, das sie ihm angeblich vorenthielten, als wegen der Wahrscheinlichkeit, umgebracht zu werden.

»Sagt es mir!«

Han runzelte die Stirn. »Bist du sicher, dass du es wissen willst? Niemand erfährt gerne, dass man ihn reingelegt hat.«

Tito bewogte die Fresswerkzeuge. »Wie?«

»Das willst du nicht wissen«, sagte Leia. Sie wandte sich Meewalh zu. »Mach,«

»Wartet!«, rief Tito. »Wenn ihr es mir verratet, verrate ich euch, was ich weiß.«

Meewalh fragte, ob sie schießen solle.

»Noch nicht.« Leia betrachtete den Gefangenen stirnrunzelnd. »Bist du sicher, dass du es wissen willst? Es wird dich wütend machen.«

»Wirklich wütend«, bestätigte Han. »Man kann Squibs einfach nicht trauen.«

»Flakax werden nie wütend«, sagte Tito. »Sie werden nie irgendwas. Wir haben keine nutzlosen Gefühle wie Menschen.«

»Also gut«, sagte Han. »Ich gebe dir einen Hinweis. Bist du nicht neugierig, woher wir wussten, dass ihr auf dem Weg wart?«

Tito wandte Leia ein Auge zu. »Die Squibs haben es euch nicht gesagt. Sie wollten, dass ihr sterbt.«

»Stimmt.« Leia machte eine kleine Handbewegung, dann fügte sie hinzu: »Aber war sollten nicht die Einzigen sein.«

Tito breitete die Fühler aus, »Sie wollen uns ebenfalls umbringen?«

»Das haben wir jedenfalls gehört«, sagte Han. »Vor den Verpinen baten die Squibs zwei Fefze, euch zu helfen, oder?«

»Woher wisst ihr das?«

»Weil das diejenigen waren, die uns die Warnung vor euch verkauften«, sagte Leia. »Und wir sind nicht die Einzigen, die sie umbringen sollten.«

Tito klapperte mit den Fresswerkzeugen. »Fefze bringen Flakax um? Das ist komisch.« Er wandte sich Meewalh zu. »Es bringt mich zum Lachen. Du kannst jetzt schießen.«

»Es ist nicht so komisch.« Leia machte eine andere Handbewegung. »Du hast ja auch gegen uns gekämpft!«

»Dir ist wohl der Thermalzünder in der Brot-Rippchen-Kiste nicht aufgefallen?«, fragte Han. Er hatte dort keinen Thermalzünder gefunden, als er die Waffen wegpackte, die aus der Kiste gefallen waren, aber das war unwichtig. Er konnte immer noch einen aus ihrem eigenen Arsenal holen und behaupten, die Squibs hätten ihn in die Kiste gesteckt, als Tito gerade nicht hinsah. »Selbst ein Fefze könnte einen Zünder einstellen und verschwinden, während du damit beschäftigt bist, gegen uns zu kämpfen.«

»Obwohl ich die Verpinen tatsächlich für die bessere Wahl halte«, sagte Leia und warf einen Blick zu den bewusstlosen Insekten. »Sie sind technologisch so viel begabter.«

Tito dachte einen Moment darüber nach, dann stieß er ein lang gezogenes, kehliges Rasseln aus. »Die Direktoren haben ihren eigenen Schwur gebrochen!«

»Sieht so aus«, stellte Han fest.

Leia nickte. »Und jetzt, da wir unseren Teil des Handels erfüllt haben,«

»Die Direktoren wollten, dass wir euch umbringen, weil Lizil euch nicht nach Tenupe schickt, wie sie versprochen hatten«, sagte Tito. »Lizil sagte ihnen: >Zweibeiner sind in der Allianz nützlicher. Schickt sie mit dem Konvoi.<«

Han riss den Mund auf. »Einen Moment mal! Du behauptest, dass dieser Konvoi ins Allianz-Territorium fliegt?«

Tito klappte die Fresswerkzeuge zusammen, dann schaute er von Han zu Leia. »Vielleicht.«

Leia zog die Brauen hoch. Nach dem wilden Kampf hatten sich Fetzen der Falleen-Verkleidung von ihrer Haut gelöst, »Kein Wunder, dass sie uns umbringen wollten!«

»Ja«, sagte Han. Wenn dieser Konvoi tatsächlich für den Allianz-Raum bestimmt war, konnte es für die geladene Kriegsfracht nur einen Grund geben. »Die Kolonie unterstützt einen Staatsstreich - vielleicht sogar eine ganze Reihe.«

»Das denke ich auch.« Leia wirkte beunruhigt und sie wandte sich langsam zu Han um. »Jemand muss Luke warnen.«

Han nickte. »Ich weiß. Vielleicht können wir.«

Er bremste sich im letzten Moment, bevor er [nun und Tarfang sagen konnte, dann nahm er Leia am Ellbogen und führte sie von dem Gefangenen weg.

Leia wartete nicht einmal, bis sie den vorderen Teil des Frachtraums erreichten. »Han. das müssen wir selbst machen.«

»Wir haben zu tun«, sagte Han.

»Denk an all die Allianz-Insekten, die wir hier gesehen haben«, drängte Leia. »Verpinen, Flakax, Fefze, Vratix, Huk.«

»Ich habe an sie gedacht«, sagte Han. »Sogar ziemlich oft.«

»Wenn diese Regierungen stürzen, dann wird die Verteidigungsstreitmacht viel zu viel im Allianz-Raum zu tun haben, um den Druck auf Utegetu noch aufrechterhalten zu können - nicht zu reden von einem Krieg gegen den Rest der Kolonie.« Leia hielt inne und drehte ihn zu sich herum. »Du weißt, dass wir das nicht Juun und Tarfang anvertrauen können, Han.«

»Selbstverständlich können wir das!«, widersprach Han. »Du hast Juun doch gehört. Bwua'tu glaubt an sie.«

»Und wir?«, fragte Leia. »Selbst wenn sie ihre Befehle vernachlässigen, nur weil du es ihnen sagst. Wärst du wirklich bereit, das Wohl der Allianz in ihre Hände zu legen?«

»Es würde der Allianz recht geschehen«, knurrte Han. »Die Rehab-Konglomerate nehmen ohnehin allen anderen jeden Anspruch weg.«

»Zumindest fangen die Rehab-Konglomerate keine Kriege an«, sagte Leia. »Aber genau das wird geschehen, wenn wir zulassen, dass die Kolonie die Insektenregierungen der Allianz stürzt.«

Han ließ den Kopf hängen und fragte sich, warum immer alles an ihm und Leia hängen blieb, warum sie immer diejenigen waren, die sich zur falschen Zeit am richtigen Ort aufhielten.

»Also gut, wahrscheinlich bestand daran ohnehin nie ein Zweifel«, sagte Han.

Leia sah ihn Stirn runzelnd an. »Zweifel?«

»Dass wir zurückkehren«, sagte Han. »Du musst immer noch das Richtige tun. Du kannst einfach nicht anders.«

Leia dachte einen Moment darüber nach, dann nickte sie. »Ich nehme an, das stimmt. Ich könnte nicht mehr in den Spiegel schauen, wenn wir zuließen, dass die Kolonie diese Regierungen stürzt.«

»Sei nicht so hart zu dir selbst«, sagte er. »Nachdem die Squibs uns umbringen lassen wollen und die Killiks entschlossen sind, uns wieder zur Allianz zu schicken, hatten wir ohnehin keine große Chance, Tenupe zu erreichen.«

»Nicht diesmal«, stellte Leia fest. »Aber wir kommen zurück.«

»Ja, es gibt immer ein nächstes Mal.« Han gestattete sich einen Moment, um das Universum zu verfluchen, dann nickte er zu Tito und den Verpinen hin. »Was machen wir mit denen?«

»Wir können sie nicht als Gefangene mitnehmen«, sagte sie. »Besonders nicht Tito. Er ist für einen heimatlosen Flakax noch nicht besonders psychopathisch, aber das wird sich ändern, da sein Kumpan jetzt tot ist. Das können wir einfach nicht riskieren.«

»Dann gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit.« Han ging wieder auf das Insekt zu.

Leia packte ihn am Arm. »Han, du willst doch nicht.« »Doch, das will ich.« Han entzog ihr seinen Arm. »Ich schicke ihn zurück zu den Squibs.«

Mit einem plätschernden künstlichen Wasserfall in der Ecke und einer Schule von Goldies in dem Auffangbecken darunter war die Gesprächsecke von Lukes Vorzimmer eindeutig dazu entworfen, eine friedliche, entspannte Atmosphäre zu fördern. Die Beleuchtung war gedämpft und warm, der Boden lag etwas tiefer, um diesen Bereich vom Rest des Raums zu trennen, und die gepolsterten Bänke standen in einem stumpfen Winkel zueinander, sodass alle negative Energie, die bei einer Diskussion entstand, nicht direkt auf die Gesprächspartner zufliegen würde.

Das alles war in der augenblicklichen Situation leider eine Verschwendung. Jacen hatte sich entschlossen, stehen zu bleiben, und stand nun mit leicht gespreizten Beinen und verschränkten Armen Luke und Mara gegenüber. Luke spürte, dass Jacen genau wusste, wieso man ihn gerufen hatte, also verschwendete er keine Zeit.

»Jacen, deine Jedi-Ritter-Gefährten hatten einige sehr verstörende Dinge über den Überfall auf das Nachschubdepot der Chiss zu sagen.«

Jacen nickte. Seine Miene war nicht zu deuten. »Das kann ich mir vorstellen.«

»Sie behaupten, es sei offensichtlich gewesen, dass sich die Chiss nicht auf einen Überraschungsangriff vorbereiteten«, bohrte Luke nach. »Sie glauben, du hast den Krieg unnötig begonnen.«

»Sie irren sich.«

Als Jacen das nicht näher ausführte, fragte Mara: »Also gut. Was weißt du, was sie nicht wissen?«

»Nur, was ich in meiner Vision gesehen habe«, erwiderte Jacen. »Ich konnte nicht zulassen, dass die Chiss zu ihren Bedingungen angriffen. Ich musste sie zwingen, sofort zurückzuschlagen.«

Luke konnte in den Worten seines Neffen keine Lüge spüren - tatsächlich spürte er überhaupt nichts, da Jacen sich von der Macht abgeschottet hatte. Er versuchte offenbar tatsächlich, etwas zu verbergen.

»Jacen. es hat mir nie gefallen, wenn jemand mich angelogen hat«, sagte Luke einem Instinkt folgend. »Und ich weigere mich strikt, es jetzt zu tolerieren. Sag mir die Wahrheit oder verlass den Orden.«

Jacen schreckte sichtlich zurück. Dann schien er zu erkennen, dass er sich verraten hatte, und er betrachtete Luke überrascht und mit offenem Mund.

»Denk nicht darüber nach«, befahl Mara. »Tu es einfach.«

Jacen ließ die Schultern hängen, und sein Blick wanderte zu dem Becken unter dem Wasserfall. »Es ändert nichts an dem, was getan werden musste. Ich habe jedoch ein Detail meiner Vision abgeändert, um Jaina und die anderen überreden zu können, mir zu helfen.«

Luke hatte ein sehr unangenehmes Gefühl, das mehr Enttäuschung als Zorn war. »Welches Detail?«

Jacen zögerte noch einen Moment, dann sagte er: »In meiner Vision habe ich nicht gesehen, wer als Erster angriff. Ich sah nur, dass der Krieg sich immer mehr ausbreitete, bis er die gesamte Galaxis verschlang.«

»Also glaubtest du, du solltest einfach handeln und einen Anfang machen?«, fragte Mara ungläubig. »Was hast du dir nur dabei gedacht?«

»Dass der Krieg bereits begonnen hatte!«. erwiderte Jacen.

»Die Kolonie hat uns angegriffen - die Jedi und die Allianz -, und das seit Monaten. Ich habe das einfach nur allen bewusst gemacht.«

Wenn man bedachte, was Han und er bei ihrem Aufenthalt auf Woteba entdeckt hatten, konnte Luke dem kaum widersprechen. Zusätzlich zu der Flotte von Nestschiffen, die die Kolonie im Utegetu-Nebel gebaut hatte, wussten sie inzwischen, dass die Killiks viele Probleme für die Galaktische Allianz heraufbeschworen hatten, indem sie Piraten Zuflucht gewährten, einen Markt für gestohlenes Tibanna-Gas schufen und den Schmugglern halfen, Schwarzen Membrosia zu verbreiten. Aber das war noch lange kein Grund, die Chiss zu provozieren, damit sie die Kolonie angriffen.

»Jacen, was du getan hast, war falsch«, sagte Luke. »Und ich nehme an. das weißt du auch. Sonst hättest du nicht versucht, deine Schwester und die anderen zu belügen, damit sie dir helfen.«

»Was sollte ich denn sonst tun?«, fragte Jacen und sah Luke hitzig an. »Ihr habt auf Woteba festgesessen, Mom und Mara steckten im Murgo-Engpass, und die Meister Durron und Horn und der gesamte Jedi-Orden waren in einem Wettbewerb der Willenskraft erstarrt.«

Die Antwort tat weh, denn sie entsprach der Wahrheit - und dieser Ausfall war Lukes Fehler gewesen.

»Das verstehe ich, aber so etwas wird nie wieder passieren.« Luke sah seinen Neffen scharf an und ließ ein wenig Durastahl in seine Stimme einfließen. »Und so etwas wie der Trick, den du gegen deine Schwester und die anderen angewandt hast, wird auch nicht mehr vorkommen. Ist das klar?«

Jacen schnaubte gereizt, aber er nickte. »Das nächste Mal komme ich zu dir.«

»Und wenn Luke nicht erreichbar ist?«, fragte Mara.

»Ich bin sicher, dann wird er jemanden ausgewählt haben, der in seiner Abwesenheit den Orden leitet.« Jacen bedachte Luke mit einem ironischen Lächeln. »Ich bin nicht der Einzige, der aus seinen Fehlern lernt.«

»Das hoffen wir.« Luke dehnte seine Wahrnehmung aus und stellte zu seinem Missfallen fest, dass sein Neffe sich immer noch von der Macht abschloss. »Und was versteckst du sonst noch?«

Diesmal war Jacen nicht überrascht. Er nickte nur. dann sagte er: »Es hat nichts mit den Jedi zu tun - und ich würde es nicht verbergen, wenn es nicht sehr wichtig wäre.«

»Erklärt das auch, wieso du Raynar unbedingt umbringen willst?«, bohrte Luke nach.

Jacen grinste. »Das ist kein Geheimnis«, sagte er. »Ich will Raynar umbringen, weil das die einzige Möglichkeit ist, den Krieg aufzuhalten. Lowie und Tesar sind dagegen, weil er auf der Akademie unser Freund war.«

»Du glaubst nicht, dass sie von Raynar beeinflusst werden?«, fragte Mara.

Jacen dachte einen Moment darüber nach, dann zuckte er mit den Schultern. »Wenn Raynar wüsste, was wir vorhaben, sicher. Aber sie sind keine wirklichen Mitnister mehr. Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Kontakt zwischen ihnen eng genug ist, um ihn wissen zu lassen, dass die Meister über seinen Tod diskutiert haben.«

Luke nickte. Raynar hatte, als er Jaina und die anderen das erste Mal zu Hilfe der Kolonie gerufen hatte, bereits bewiesen, dass er die Macht einsetzen konnte, um auch Nicht-Mitnister zu beherrschen. Aber Cilghals Experimente hatten gezeigt, dass er über große Entfernungen hinweg Gedanken nicht besser lesen konnte, als Jedi sich über solche Entfernungen mithilfe der Macht verständigten - nicht einmal die Gedanken von Personen, die sich einem Nest angeschlossen hatten. Ab einem bestimmten Abstand gab es nur noch Gefühle und vage Wahrnehmungen. Also hätte Raynar schlimmstenfalls ein gewisses Unbehagen und eine unklare Bedrohung verspürt.

»Gut«, sagte Luke, erleichtert, dass Jacen diese offensichtliche Gelegenheit nicht ergriffen hatte, das Urteilsvermögen der anderen in Zweifel zu ziehen. Zumindest versuchte er bei dem, was er tat, immer noch fair und gerecht zu bleiben. »So verstehe ich die Situation ebenfalls.«

»Selbstverständlich«, fügte Jacen hinzu, »können wir nun, nachdem Tesar und Lowie Madame Thul von der Debatte berichtet haben, davon ausgehen, dass Raynar inzwischen auch über konventionellere Kanäle davon erfahren hat.«

Luke runzelte die Stirn. »Woher weißt du davon?«

»Tesar und Lowie?« Jacens Blick zuckte weg. und er konnte nicht ganz verbergen, wie frustriert er über sich selbst war. »Ich wusste nicht, dass es ein Geheimnis sein sollte.«

»Wir haben niemandem davon erzählt«, sagte Luke. »Und da ich die drei nach Dagobah geschickt habe, um darüber nachzudenken, ob sie wirklich.«

»Du hast auch Tahiri weggeschickt?«, fragte Jacen erstaunt. »Aber sie hat Madame Thul kein Wort gesagt!«

Nun war es an Mara, ihn forschend zu mustern. »Und woher weißt du das?«

Jacen zögerte einen Sekundenbruchteil, dann schien er zu erkennen, dass er einen Fehler gemacht hatte, und sagte: »Tahiri und ich reden nach wie vor miteinander.«

»Darüber, was Lowie und Tesar tun?«, wollte Mara wissen.

»Spioniert sie die anderen für dich aus?«

»Wir reden«, sagte Jacen unnachgiebig. »Manchmal fallen dabei auch Tesars und Lowies Namen.«

»Das kann ich einfach nicht glauben!« Luke schüttelte verzweifelt den Kopf. War im Jedi-Orden wirklich etwas so schiefgegangen, dass die Mitglieder einander nun ausspionierten? »Vielleicht sollte ich dich ebenfalls nach Dagobah schicken, damit du dich ihnen anschließen kannst.«

»Ich habe das Vertrauen der Meister nicht verraten«, erwiderte Jacen ungerührt. »Aber wenn du darauf bestehst, gehe ich natürlich.«

»Ich werde darüber nachdenken«, sagte Luke finster. »Inzwischen keine Spionage mehr! Wenn wir einander nicht vertrauen können, haben wir keine Chance, am gleichen Strang zu ziehen.«

»Tatsächlich kann Spionage Vertrauen auch aufbauen.« Jacen zitierte einen Leitsatz, den Luke oft von Leia gehört hatte, als sie noch Staatschefin der Neuen Republik gewesen war. Er musste Lukes Missbilligung spüren, denn er fügte schnell hinzu: »Aber es sieht so aus. als würde ich nicht so bald wieder mit Tahiri sprechen.«

»Danke«, sagte Luke.

»Gern geschehen«, erwiderte Jacen. Dann sah er zum Ausgang. »Wenn das alles war, sollte ich jetzt,«

»Guter Versuch«, sagte Mara und versperrte Jacen den Weg zum Ausgang. »Ich will immer noch wissen, was du verbirgst.«

Jacen zögerte keine Sekunde, bevor er den Kopf schüttelte. »Es tut mir leid, das kann ich dir nicht sagen.«

»Hat es mit dem zu tun, was du mit Ben gemacht hast?« Maras Stimme wurde so scharf wie eine Vibroklinge, denn sie war noch erschrockener gewesen als Luke, als er von seinem Gespräch mit Lowie und Tesar berichtet hatte. »Du hast seine Erinnerungen blockiert?«

Jacen wirkte nicht so überrascht, wie er hätte sein sollen. »Das hat damit nichts zu tun«, sagte er. »Ich habe es getan, um ihn zu schützen.«

»Vor was?«, wollte Mara wissen.

»Wir schliefen nahe einem Ewok-Dorf, als ein Corax angriff«, erklärte er. »Bevor wir ins Dorf gelangen konnten, hatte er schon das halbe Dorf ausgelöscht und war auf dem Weg nach Hause.«

Luke spürte, wie Maras Zorn nachließ. Corax waren Riesenprimaten, die so groß waren wie die Bäume auf dem Waldmond, und ihre Brutalität war allgemein bekannt. »Ich verstehe. Du hast befürchtet, die Erinnerung würde traumatisch sein.«

»Nein, nicht wirklich«, sagte Jacen. »Ben weiß besser als die meisten Kinder in seinem Alter, dass die Galaxis voller Ungeheuer ist. Daher bin ich sicher, er hätte mit ein wenig Anleitung von Erwachsenen mit dem fertig werden können, was er sah.«

»Da hast du mehr Zutrauen zu ihm als ich«, sagte Luke. »Hat er ihren Tod in der Macht gespürt?«

Jacen nickte. »Und er spürte auch, was die Gefangenen des Corax fühlten.«

Mara hob unwillkürlich die Hand zum Mund.

Luke fragte: »Und deshalb hast du.«

»Nein«, sagte Jacen. »Ich habe Bens Erinnerung blockiert, damit er nicht mehr daran denken musste, was ich getan habe.«

»Was hast du denn getan?«, fragte Luke.

»Ben fing an zu schreien, dass ich die Ewoks retten müsse, und das machte den Corax auf uns aufmerksam«, erklärte Jacen. »Aber ich konnte Ben nicht mit in den Kampf nehmen, und ich spürte im Wald hinter mir einen anderen Gorax,«

»Also konntest du ihn auch nicht allein lassen«, schloss Mara.

Jacen nickte. »Ich benutzte die Macht, um uns zu verbergen.«

Als Jacen nun schwieg, hakte Luke nach: »Und?«

»Ben war in dieser Nacht sehr verletzlich«, fuhr Jacen fort. »Er spürte, was mit den Gefangenen in der Höhle passierte.«

»Daran soll er sieb also nicht erinnern«, sagte Mara.

»Am Morgen begann er bereits, sich wieder aus der Macht zurückzuziehen«, berichtete Jacen. »Er ist immer noch jung. Ich glaube, er gibt der Macht die Schuld an den schlimmen Dingen, die er in ihr wahrnimmt.«

»Das denke ich auch«, bestätigte Luke. Er und Mara hatten kurz nach dem Krieg eine ähnliche Theorie entwickelt, als sich abzuzeichnen begann, dass Ben sich vor der Macht zurückzog. »Und wie genau hast du seine Erinnerung blockiert?«

»Es ist eine Form von Machtillusion«, erklärte Jacen. »Die Adepten bezeichnen es als Erinnerungspolitur.«

Luke verzog das Gesicht. »Das klingt nach einem ziemlich tiefen Eingriff für die Fallanassi«, sagte er. »Und ich kann mich an keine Weiße-Strom-Technik erinnern, die dauerhaft den Geist einer anderen Person verändert.«

Jacen lächelte und spreizte hilflos die Finger. »Nun. Akanah sagte tatsächlich, ich sei nur der zweitschlechteste Schüler, den sie je hatte.«

»Gut zu wissen, dass ich immer noch ihre Nummer eins bin«, sagte Luke, aber er lachte nicht. Er hielt einen Augenblick inne, dann fuhr er fort: »Ich verstehe, wieso du die Erinnerung blockiert hast. Wahrscheinlich werde ich sogar dankbar sein, wenn ich Zeit hatte, darüber nachzudenken.«

»Ich bin jetzt schon dankbar«, sagte Mara. Luke konnte spüren, dass sie Jacen bereits vollkommen vergeben hatte. »Ich hoffe, du kannst mir die Technik beibringen.«

»Ich bin kein annähernd so guter Lehrer wie Akanah«, erwiderte Jacen. »Aber wir können es gerne versuchen.«

»Als Erstes will ich aber wissen, wieso du Mara und mir nicht gleich gesagt hast, was passiert ist«, sagte Luke. »Ich verstehe ja, dass du Ben schützen wolltest, aber das ergibt keinen Sinn.«

»Das stimmt, Jacen«, sagte Mara und zwang sich, wieder streng zu sein. »Es gibt keine Entschuldigung dafür, Geheimnisse vor uns zu haben.«

»Es tut mir leid«, sagte Jacen beschämt. »Ich hätte es euch erzählen sollen, aber es war unverantwortlich von mir, ihn überhaupt in diese Situation zu bringen.«

»Und daher hast du entschieden, was ihm zugestoßen ist, vor uns zu verbergen?«, fragte Luke.

»Ich weiß nicht, warum, aber ich spüre, dass er mich braucht, damit ich ihn zur Macht führe. Und ich dachte, wenn ihr erfahrt, was geschehen ist, werdet ihr mir ihn nicht mehr anvertrauen.«

»Jacen!« Mara klang ungläubig, aber ihre Erleichterung floss in die Macht. »Wie konntest du so etwas annehmen?«

Jacen wirkte ein wenig verwirrt. »Ich weiß nicht. Ich dachte einfach.«

»Du hast falsch gedacht!«, sagte Mara. »Du bist wunderbar für Ben, und es gibt niemanden, dem ich ihn lieber anvertrauen würde. Aber ab jetzt keine Geheimnisse mehr.« Sie warf einen Blick zu Luke. »In Ordnung?«

»Wir werden sehen.« Er selbst neigte etwas weniger als seine Frau dazu, alles zu verzeihen. An Jacens Wirkung auf Ben bestand kein Zweifel, doch Luke war nicht so sicher, was die Art und Weise anging, wie sein Neffe seine Gefühle vor der Macht verschloss. »Du verbirgst immer noch etwas vor uns. Und ich will wissen, was das ist.«

»Ich weiß, dass du das willst«, erwiderte Jacen. »Aber euch noch mehr zu sagen, würde bedeuten, dass ich das Vertrauen einer anderen Person missbrauche, und das werde ich nicht tun.«

»Jacen, wenn du weiterhin ein Jedi sein willst, musst du den Orden an die erste Stelle stellen«, sagte Luke. »Wir können keine Loyalitätskonflikte mehr brauchen.«

»Das verstehe ich, und ich werde den Orden verlassen, wenn,«

»Das will wirklich keiner«, unterbrach Mara ihn. Luke ließ sie durch die Machtverbindung spüren, wie sehr ihn ihre Einmischung verärgerte, aber sie ignorierte ihn und fuhr fort: »Wir müssen nur wissen, dass dieses Geheimnis sich nicht auf deine Pflichten als Jedi auswirken wird.«

»Das wird nicht passieren.« Jacen wirkte erleichtert. »Vielmehr kann ich versprechen, dass es mich noch entschlossener machen wird, ein guter Jedi zu sein - und dafür zu sorgen, dass unser Orden stark bleibt.«

Jacen offenbarte gerade genug von seiner Präsenz, dass Luke und Mara erkennen konnten, dass er die Wahrheit sagte - worin sein Geheimnis auch bestehen mochte, er betrachtete den Jedi-Orden als bestes Mittel zu seinem Schutz.

»Wir werden dir in dieser Sache wohl vertrauen müssen.« Lukes Tonfall war gemessen. »Enttäusche uns nicht.«

Luke wollte seinen Neffen gerade entlassen, als er wahrnahm, wie sich in der Macht eine schuldbewusste Schwere ausbreitete. Sie kam aus seinem Büro. Er ging zur Tür und sah. wie Ghent unter der Computerstation in der Ecke lag und etwas unten an den Schreibtisch klebte.

Mara schob sich an Luke vorbei. »Ghent!«

Der Hacker setzte sich auf und stieß sich dabei den Kopf. Die Schuldgefühle in der Macht verwandelten sich in Angst. Der Blick des Hackers schoss durch den Raum zu R2-D2, dann zog er ein winziges elektronisches Gerät von der Unterseite des Tisches ab und schluckte es hinunter.

»Hast du Abhörgeräte in Lukes Büro installiert?«, fragte Mara.

Die Tätowierungen auf Ghents Gesicht verdunkelten sich, so verlegen war er. »Es-es tut mir leid.«

Mara benutzte die Macht, um den Hacker unter dem Tisch vorzuziehen. Dann durchsuchte sie seine Taschen und fand ein wirklich beeindruckendes Arsenal von Abhörwanzen.

»Hat Staatschef Omas dich dazu gebracht?«, fragte Mara.

Ghent nickte. »Er sagte, es sei zum Wohl der Allianz.« Er nahm eine der Wanzen aus Maras Hand und begann nervös an der winzigen Drahtantenne zu spielen. »Und er sagte, ich dürfte euch erst wieder mit R2 helfen, wenn ich die Abhörgeräte angebracht hätte.«

»Aha«, sagte Luke und trat in das Büro.

Er sah sich einen Moment lang um, entdeckte einen etwas verrutschten Datenblock oben auf seinem Schreibtisch, ein Aufnahmegerät, das sich geheimnisvollerweise selbst eingeschaltet hatte, und einen Holowürfel von Ben und Mara, der nun am falschen Ende des Regals stand.

»Warst du fertig?«

Ghent wirkte verwirrt. »N-n-nicht wirklich.«

»Tja.« Luke winkte Mara und Jacen zur Tür. »Ich denke, dann sollten wir dich deine Arbeit lieber zu Ende bringen lassen.«

»Du lässt ihn weitermachen?«. fragte Jacen.

»Selbstverständlich.« Luke schob seinen Neffen auf das Vorzimmer zu. »Hast du mir nicht gerade gesagt, dass Spionieren Vertrauen aufbaut?«

Drei Sprünge nach ihrem Abflug von Lizil führte Han gerade eine Überprüfung der Systeme durch, während Leia den Kurs zur Rago-Strecke berechnete, der Hyperraumverbindung, die sie wieder ins Territorium der Galaktischen Allianz bringen würde. Bisher hatte die Swiff alles getan, was sie wollten, und sie sogar ans Essen erinnert, als das Droidenhirn des Schiffes feststellte, dass während der letzten zwanzig Stunden keiner der Prozessoren in der Bordküche aktiviert worden war.

»Das gefällt mir nicht«, sagte Han, der sich die Aufzeichnungen der Temperatur der Triebwerke ansah. »Keine Maschine ist so zuverlässig.«

»Im Gegenteil. Captain Solo«, warf G-3PO ein. »Wenn Maschinen richtig gewartet, in einer angemessenen Umgebung eingesetzt und nicht über ihre Leistungsparameter hinaus belastet werden, sind sie sehr zuverlässig. Fehlfunktionen sind häufig das Ergebnis von Unachtsamkeit einer biologischen Einheit. Ich kann Ihnen sagen, dass dies auch nach meiner eigenen Erfahrung zutrifft.«

»Pass auf, was du da sagst«, riet Leia. »Es ist nicht klug, die Hand zu beleidigen, die dich ölt.«

»Oh«, sagte C-3PO. »Ich wollte sicherlich nicht andeuten, dass Captain Solo mich jemals vernachlässigt hätte! Ich hatte auch andere Besitzer.«

»Andere Besitzer? Das würde einiges erklären.« Han sah hinüber zur Copiloten-Station, wo Leia auf einem sich dem Körper anpassenden, superbequemen Stützgelsitz des Cockpits saß. »Wie sieht es mit den Sprungkoordinaten aus?«

»Beinahe fertig«. sagte sie. »Der Navicomputer ist ein

bisschen langsam, zumindest verglichen mit dem des Falken.«

Han spürte so etwas wie Stolz in ihm aufsteigen. »Das überrascht dich? Der Falke hat die besten.«

Er wurde von dem schrillen Ping eines Alarms unterbrochen.

»Ich wusste es!«, sagte er und begann im Hyperantriebsbereich des gewaltigen Steuerpults nach einer blinkenden Anzeige zu suchen. »Dieser Warp-Stabilisator war am Ende unseres letzten Sprungs ein paar Grade zu heiß.«

»Tatsächlich liegt der Systemstatus der Swiff in jeder Hinsicht im optimalen Bereich. Captain Solo«, verkündete C-3PO. »In einem Transporter der Dray-Klasse steht dieser Ton für einen Annäherungsalarm.«

Han richtete den Blick auf den Sensorbereich der Konsole und sah das blinkende Licht. »Das kann nichts Gutes bedeuten.« Er schaltete den Alarm ab, dann aktivierte er das Interkom. »Macht euch bereit, da hinten.«

Die Noghri antworteten, sie seien immer bereit, und eine Reihe von Statusanzeigen leuchtete bernsteinfarben, um anzuzeigen, dass die Waffensysteme der Swiff eingeschaltet waren.

Han konzentrierte sich auf das taktische Display und erkannte, dass sich hinter ihnen ein Raum-Zeit-Loch geöffnet hatte. Einen Augenblick später schloss sich die Verzerrung wieder, und ein Zeichen für ein unbekanntes Schiff erschien an ihrer Stelle.

»Ich wusste ja, dass wir zu leicht rausgekommen sind«, sagte Han. Nachdem sie Tito und die Verpinen aus dem Schiff gebracht hatten, hatten sie einfach die Landerampe der Swiff eingezogen und sich durch die Luftschleusenmembran gedrängt, bevor die verwirrten Killiks Gelegenheit fanden, sie aufzuhalten. »Jemand muss uns einen Peilsender an den Rumpf geklebt haben.«

»Vielleicht«, sagte Leia. Nach ihrem Aufbruch von Lizil hatten sie vorsichtshalber das Innere des Schiffes überprüft, aber keine Zeit gehabt, eine externe Suche durchzuführen, ohne irgendwo zu landen. »Aber das wird ihnen nicht viel helfen. Wir sind in dreißig Sekunden sprungbereit.«

»Solange sie nicht in zwanzig Sekunden zu schießen anfangen.« Han beschäftigte sich mit den Sensoren und versuchte festzustellen, welche Art von Schiff ihnen folgte. »Wenn es zu einem Kampf kommen sollte, ist dieses Ding kein Falke.«

Bevor Han Sensordaten erhielt, erschien der Transpondercode des Schiffes und identifizierte es als einen Transporter der Mon-Calamari-Sailfish-Klasse namens Real Deal. Einen Augenblick später grüßte sie eine forsche Squib-Stimme über den offenen Komkanal.

»Solo, bist du da?«

Die Deal schaltete die Ionentriebwerke ein und kam näher.

Han warf einen Blick zu Leia, die ebenso überrascht zu sein schien wie er, dann aktivierte er sein Kom. »Ja.«

»Was macht ihr denn da?«, fragte ein zweiter Squib, wahrscheinlich Grees. »Ihr fliegt in die falsche Richtung.«

»Wir haben uns etwas unerwünscht gefühlt«, erklärte Han. »Und ihr drei seid jetzt nahe genug. Die Noghri sind immer noch ein bisschen sauer wegen dieser Killerkäfer, die ihr geschickt habt.«

»He, wir wussten doch, dass sie gegen euch keine Chance haben würden«, sagte Sligh. »Aber wir mussten es wenigstens versuchen.«

»Das war wirklich gut, wie ihr Tito gegen uns aufgebracht habt.« Grees klang eher ärgerlich als bewundernd. »Er hat Kräfte und Seneki erwischt, bevor wir ihn aufhalten konnten.«

»Aber wir nehmen es euch nicht übel«, stellte Emala fest. Die Deal wurde nun langsamer, trieb aber weiter auf die Swiff zu. »Wir sind schließlich diejenigen, die angefangen haben. Fair ist fair.«

»Klar doch«, sagte Leia. »Aber warum bezweifle ich stark, dass ihr uns hierher gefolgt seid, nur um gut Wetter zu machen?«

»Das gefällt uns an euch«, sagte Sligh. »Euch entgeht wirklich nichts.«

»Wir könnten Leute wie euch brauchen, was unsere Sache angeht«, fügte Emala hinzu.

Die Squibs schwiegen erwartungsvoll.

»Ihr wollt uns anheuern?«, schnaubte Leia.

»Rekrutieren«, verbesserte Sligh. »Anheuern ist so ein hässliches Wort.«

»Krieg ist gut fürs Geschäft«, sagte Emala. »Und dieser hier wird immer größer und besser. Glaubt mir, wenn ich euch sage, dass wir eine sehr profitable Beziehung eingehen könnten.«

»Keine Chance«, sagte Han. Er überprüfte die Waffensysteme und stellte fest, dass inzwischen alle Statuslichter grün leuchteten. Wenn die Squibs ihnen zu nahe kamen, stand ihnen eine große Überraschung bevor. Die Real Deal war vielleicht besser bewaffnet als die Swiff, aber die Swiff hatte Noghri-Schützen - und Han Solo auf dem Pilotensitz. »Aber danke für das Angebot.«

»Lass es mich ganz simpel formulieren, Solo.« Grees' Stimme klang tief und bedrohlich. »Das hier ist ein Angebot, das du nicht ablehnen willst.«

»Ich kann es wirklich nicht ausstehen, wenn mir ein anderer erzählt, was ich will.« Han warf einen Blick zu Leia, sah, dass die Berechnungen für den nächsten Sprung fertig waren, und bedeutete ihr. die Koordinaten ins Leitsystem zu schicken. »Also warum.«

»Du verstehst es wirklich nicht, wie?«, unterbrach Grees ihn. »Jaina befindet sich immer noch im Kolonieraum. Wir können euch helfen, zu ihr zu fliegen - oder wir können selbst zu ihr fliegen.«

Leias Finger schwebte über dem Transferknopf. »Wollt ihr etwa unserer Tochter drohen?«

»Keineswegs«, sagte Emala. »Wir geben euch die Chance, sie zu beschützen.«

Hans Wut kochte über. »Wenn ihr irgendwas versucht, werde ich euch nicht nur aufhalten, ich werde euch persönlich häuten und an einen Togorianer verfüttern.«

»Wer droht denn jetzt wem?«, fragte Grees. »Ihr denkt, ihr seid zu gut für uns - welche Wahl bleibt uns denn?«

»Es ist eure eigene Schuld«, stellte Sligh fest. »Für das. was von jetzt an geschehen wird, tragen wir keine Verantwortung.«

»Das reicht!« Han packte den Steuerknüppel und die Korrekturdüsen und bereitete sich darauf vor, die Swiff zu einem Angriff herumzuziehen. »Von euch wird nicht genug übrig bleiben.«

Leia streckte sich zu ihm und zog seine Hände von der Steuerung. »Han. nein.« Han verzog das Gesicht. »Nein?«

»Denk mal darüber nach.« Leia deaktivierte das Kommikrofon. »Warum sind sie uns gefolgt? Warum haben sie ein Kopfgeld auf uns ausgesetzt?«

Han dachte darüber nach. »Also gut. Sie haben den Killiks immer noch nichts von Juun und Tarfang erzählt.«

Leia schüttelte den Kopf. »Nein, die Squibs haben sich bei Lizil für uns verbürgt. Wenn wir der Allianz verraten, was die Kolonie vorhat, werden sie die Folgen zu spüren bekommen.«

Han atmete seufzend aus. »Also versuchen sie uns abzulenken.«

»Genau«, sagte Leia. »Sie brauchen uns nicht anzuheuern oder zu töten. Wenn sie uns nur eine Weile aufhalten können. Vielleicht haben sie auch Glück und können uns doch noch erledigen,«

»Wir fliegen also weiter?«, unterbrach Han sie.

Leia nickte. »Das müssen wir.« Sie schickte die Sprungkoordinaten zum Leitsystem.

Hans Herz fühlte sich plötzlich so schwer an wie ein Schwarzes Loch. Auch wenn sich die Squibs aus ihrer Verantwortung für »Lord Rystos« Verrat herausreden konnten, würden sie zweifellos ein Vermögen verlieren, wenn ihre Coups scheiterten - und Squibs hassten es, Geld zu verlieren. Sie würden ihr Bestes geben, ihre Drohung wahr zu machen.

Die Deal wurde wieder schneller, dann verkündeten Alarmsignale, dass die Swiff von Zielsensoren erfasst worden war.

Slighs Stimme kam über den Komkanal: »Ich kann nicht glauben, dass du uns dazu zwingst, Solo. Liebst du deine Tochter denn nicht?«

Han versuchte den Squib zu ignorieren, aber die Frage war zu schmerzhaft. Selbstverständlich liebte er seine Tochter! Er würde Sterne versetzen, um seine Kinder zu beschützen, um sie nicht zu verlieren, wie er und Leia Anakin verloren hatten. Aber das wurde jeden Tag schwieriger. Erst war Jaina eine Jedi geworden, dann eine Pilotin der Sonderstaffel, und jetzt waren sie und Zekk Angehörige eines Nestes und kämpften auf der falschen Seite eines Krieges, der vielleicht niemals enden würde. Wenn ein Vater eine so störrische Tochter wie Jaina hatte, konnte er nur begrenzt etwas unternehmen - selbst wenn dieser Vater Han Solo war.

»Sie bluffen nicht, Leia«, sagte Han bei abgeschaltetem Kommikrofon. »Du weißt, dass sie es tun werden.«

»Sie werden es versuchen«, sagte Leia. »Jaina kann gut auf sich selbst aufpassen.«

»Ja. ich weiß.« Han schob die Hebel nach vorn und ließ das Schiff von der Deal weg beschleunigen. Er wusste, dass Leia recht hatte, dass jeder Attentäter, den die Squibs zu Jaina schickten, jämmerlich unterlegen sein würde - aber das machte es nicht leichter, das Wohl der Allianz über ihre Sicherheit zu stellen. »Wahrscheinlich liegt es ihr im Blut.«

»Was liegt ihr im Blut?«, fragte Leia.

»Eine Jedi zu sein«, antwortete Han. Der Angriffsalarm kreischte, als die Deal das Feuer eröffnete. »Was immer Luke mit dem Orden macht, es ist doch klar, dass du drinbleiben wirst. Die Pflicht steht bei dir immer an erster Stelle.«

Leia wirkte gekränkt, dann nickte sie widerstrebend. »Da bin ich nicht die Einzige, Han.«

»Das weiß ich, Prinzessin.« Die Swiff erzitterte, als die erste Salve der Deal ihre Heckschilde traf. Han aktivierte den Hyperantrieb, und die Sterne streckten sich zu schillernden Linien. »Und mir gibt Luke nicht mal ein Lichtschwert.«

Der Konvoi befand sich nur Minuten von der verpinischen Hauptstadt entfernt und wölbte sich über den fernen gelben Fleck der Sonne des Roche-Systems, im Endanflug auf den mit glühenden Flecken versehenen Asteroiden Nickel One. Mit ihren schwächlichen Ionenantrieben und den Silhouetten von aufgeplusterten Waffeln sahen die Slayn & Korpil-Sammler eher aus wie eine lange Reihe zurückkehrender Ernteschiffe als wie eine tödliche Angriffsstreitmacht.

Mara konnte an Bord jedes Schiffes nur ein Dutzend Präsenzen spüren, aber einige dieser Präsenzen waren etwas zu diffus, um Verpinen zu sein, und da war ein elektrisches Summen in der Macht, das sie an eine dieser heißen Dschungelnächte erinnerte, wenn die gesamte Schöpfung bereit zu sein schien, einen Krieg zu beginnen. Mit diesem Konvoi stimmte definitiv etwas nicht.

Sie brachte ihren StealthX hinter dem letzten Schiff in der Reihe in Angriffsposition. Dann wartete sie geduldig, während Luke und Jacen sich nach vorn arbeiteten und die Macht einsetzten, um die Aufmerksamkeit der Schützen an der Unterseite von sich abzulenken, als sie unter den plumpen Sammlern hinwegflogen. Trotz der diffusen Präsenzen, die sie an Bord der Transporter spürten, ergoss Luke Vorsicht ins Kampfgeflecht und drängte Mara und Jacen, sich zurückzuhalten.

Das von den Solos gesendete Holo, das sie vor massiven Staatsstreichen in Insektensystemen warnte, hatte so sehr geflackert und war so verzerrt gewesen, dass selbst R2-D2 nicht bestätigen konnte, dass es sich tatsächlich um Leias Stimme handelte. Luke und mehrere andere Meister hatten sofort vermutet, es handele sich um eine Fälschung, die die Jedi dazu bringen solle, legitime Konvois anzugreifen. Luke hatte schließlich entschieden, ein Team zu jeder Insektenkultur der Allianz zu schicken, aber mit dem strikten Befehl, nicht anzugreifen, bevor nicht wirklich klar war, dass die Killiks tatsächlich einen Staatsstreich inszenierten.

Deshalb war Mara so perplex, als es vor dem Konvoi weiß aufblitzte. Es sah aus wie die Explosion einer Schattenbombe, aber weder von Luke noch von Jacen hatte sie eine Warnung erhalten, und auf dem taktischen Display war auch nichts zu sehen, was andeutete, dass der Staatsstreich tatsächlich begonnen hatte.

Der Konvoi schob sich enger zusammen - das übliche Procedere, wenn der Anführer überlappende Verteidigungssysteme wollte - und flog dann weiter auf den Asteroiden zu.

»Neun«, sagte Mara zu ihrem Astromechdroiden, »gibt es da draußen irgendwelche Anzeichen eines Kampfes?«

Der Droide berichtete, dass eine sehr große Baradium-Explosion gerade einen leichten Transporter bei seinem Anflug auf Nickel One zerstört hatte.

»Die Schattenbombe habe ich gesehen«, sagte Mara. »Ich meine, gibt es etwas an der Oberfläche.«

Das Kampfgeflecht erstarrte plötzlich geschockt, dann brach es abrupt zusammen, als Luke sich zurückzog. Mara konnte seinen Zorn in ihrer Machtverbindung spüren, einen sengenden Druck, der bedeutete, dass er sich die Frage bereits beantwortet hatte, die sie gerade ihrem Astromech stellen wollte. Es gab keine Spur eines Kampfes auf der Oberfläche des Asteroiden.

Jacen hatte ohne Grund angegriffen.

Mara sah hinunter auf die lange Liste auf ihrem Display: SCHILDPROJEKTOREN. LUFTSCHLEUSENEINGÄNGE, BLASTERGESCHÜTZSTELLUNGEN, VERTEIDIGUNGSBUNKER, TRANSPARISTAHLFENSTER, LEITLICHTER,

Alles, was ihr Astromech auf der überdache des Asteroiden erkennen konnte.

»Das genügt. Neun«, sagte Mara. »Ich denke, ich habe meine Antwort.«

Sie dehnte sich zu Jacen aus und fand ihn voller Ungeduld, entschlossen, die Sammler aufzuhalten, bevor sie Nickel One erreichten.

Mara drängte ihn. sich zurückzuziehen.

Eine weitere Schattenbombe explodierte am Kopf des Konvois und versprühte Trümmer in alle Richtungen.

Mara wurde so wütend, dass sie den Kontakt abbrechen musste. Es war zu gefährlich, bei einem Kampf Zorn ins Geflecht einfließen zu lassen. Zorn störte jede Disziplin, beeinträchtigte ihr Urteilsvermögen und machte das Töten persönlich.

Ein verpinischer Schütze an der Unterseite bemerkte Maras StealthX und überzog die Dunkelheit in ihrer Nähe mit Geschützfeuer. Sie rollte weg, ohne zurückzuschießen. Sie spürte, dass Jacen das Geflecht wiederherzustellen versuchte, damit er sie und Luke erreichen konnte. Einer der Nachteile der StealthX - und der Grund, wieso nur Jedi sie fliegen konnten - bestand darin, dass die strengen Komstille-Protokolle jedes Gespräch verbaten. Stattdessen mussten die Piloten durch ein Kampfgeflecht kommunizieren, das allein auf Emotionen, Eindrücken und hier und da einem geistigen Bild beruhte.

Der Konvoi hatte sich zu einer engen, dreidimensionalen Rautenformation zusammengezogen. Er näherte sich weiterhin dem Asteroiden, und die Schützen feuerten wahllos auf die Oberfläche. Ob sie versuchten, die Verteidigungsanlagen des Asteroiden zu erledigen, oder einfach nur auf Jacens Angriff reagierten, konnte man nicht sagen. Wie Luke benutzte auch Mara ihre Waffen nicht.

Einen Augenblick später spürte sie. dass Luke sich wieder dem Kampfgeflecht öffnete, und Jacens Erleichterung war deutlich in der Macht wahrzunehmen. Er erneuerte seinen Aufruf zum Angriff, teilte den anderen seinen Schrecken und seine Angst mit. Luke machte deutlich, dass er Jacens Tat missbillige und verurteile. Er drängte seinen Neffen, sich zurückzuziehen.

Ein plötzlicher Funke von Verständnis blitzte im Geflecht auf, gefolgt von einem Gefühl des Gekränktseins. Mara nahm an. dass Jacen letztlich erkannt hatte, dass seine Flügelleute seinen Entschluss kritisierten und nicht glaubten, dass ein Angriff angemessen war, nur weil er einen ausgeführt hatte.

Der Gedanke war gerade erst durch Maras Kopf gezuckt, als vor ihrem geistigen Auge das klaffende Rechteck eines Hangareingangs erschien. Die Turbolaserbatterien an seinen vier Ecken schwiegen alle, die Geschütztürme waren von Explosionen von innen aufgerissen worden. Ein einzelner Sammler war auf dem Asteroiden neben dem Hangar gelandet, und eine Reihe von Killiks in Druckanzügen verließ seine Schleuse.

»Neun!« Mara schrie beinahe. »Hast du mir nicht gesagt, dass es auf dem Asteroiden keine Anzeichen von Kampf gibt?«

Der Droide erwiderte, dass es tatsächlich keine Anzeichen eines Kampfes gebe.

»Was ist dann mit diesen Turbolaserbatterien?«, wollte Mara wissen. »Und den Killiks?«

Neun stellte fest, dass die Turbolaserbatterien nicht funktionierten. Was die Killiks anging, so schienen sie ihre Schiffe zu verlassen, aber nicht anzugreifen.

»Schon gut.« Mara fühlte sich gleichzeitig erleichtert und beschämt - erleichtert, dass Jacen aus gutem Grund angegriffen hatte, und beschämt, da sie und Luke ihren Vorbehalten - die nun ungerechtfertigt schienen - erlaubt hatten, die Wirksamkeit des Teams zu beeinträchtigen. »Wähle die geeignetsten Ziele aus. Neun.«

Der Droide beleuchtete ein Transpondersymbol relativ weit hinten im Konvoi, und Mara zog ihren Jäger hinter den Sammler, für den das Zeichen stand. Sie setzte die erste Schattenbombe ab und zog den Jäger dann sofort auf das nächste Ziel zu. Einen Augenblick später wurde der Raum hinter ihr heller, und ihr taktisches Display zeigte nur noch Statik. Sie setzte die zweite Schattenbombe ab, ohne auch nur zurückzuschauen und nachzusehen, welchen Schaden die erste angerichtet hatte. Der leichte Transporter war nicht so gebaut, dass er den direkten Treffer einer Jedi-Schattenbombe überstanden hätte.

Mehr Schattenbomben explodierten nahe der Mitte des Konvois, als Luke sich dem Kampf anschloss. Die StealthX wirbelten um die Sammler herum und griffen aus allen Richtungen an. Unfähig, mehr als einen flüchtigen Blick auf die umherschießenden Jedi-Schiffe zu erhaschen, errichteten die Schützen des Konvois Mauern aus Laserfeuer. Die Jedi ihrerseits ließen sich von der Macht leiten und schlüpften unter diesem Beschuss hindurch, bis sie ein weiteres halbes Dutzend Schiffe zerstört hatten.

Schließlich erkannten die Piloten des Konvois offenbar, dass sie leichte Ziele abgaben. Sie verteilten sich, und jeder Sammler flog auf eine andere Ecke eines imaginären Rechtecks zu. Während dieser Flucht feuerten ihre Schützen weiterhin blind in den Raum. Mittlerweile hatten viele Oberflächenbatterien auf Nickel One sich angeschlossen und versuchten ihren überlebenden »Freunden« einen sicheren Anflug zu garantieren. Das war das Schöne bei einem Staatsstreich: Die Verwirrung arbeitete immer zugunsten der Angreifer.

Mara schoss zwei weitere Sammler ab und spürte, wie Luke einen anderen zerstörte. Dann merkte sie, dass sie nicht mehr wusste, wo Jacen sich befand. Sie konnte ihn immer noch im Geflecht spüren, aber seine Präsenz war irgendwie gedämpft und verborgen. Neugierig und besorgt versuchte sie ihn zu erreichen. Seine Reaktion wirkte gleichzeitig eingebildet und trotzig, als wollte er ihr sagen, dass sie nie wieder an ihm zweifeln solle.

»Was immer du da tust, Fliegerass, bau keinen Mist«, murmelte Mara laut. Sie setzte auf Jacen. damit er Bens Interesse an der Macht weiter nährte, aber das würde nicht passieren, wenn ihr Neffe sich weiterhin wie ein Einzelgänger benahm. »Zu viel hängt von dir ab.«

Jacen schien von ihren Empfindungen verwirrt zu sein. Dann breitete sich ein Meer von Turbolaserfeuer zwischen Mara und ihrem nächsten Ziel aus, und ihr Astromech begann zu kreischen, sie solle ausweichen. Sie tat es, behielt aber den groben Kurs auf ihr Ziel bei. Ein Streifschuss erwischte sie an der Flanke, und sie verlor sofort alle Schilde.

»Shhhhubba!«, zischte sie und hielt ihren Kurs immer noch.

Neun begann zu piepen und hektisch zu pfeifen. Er füllte das Display mit allen möglichen erschrockenen Warnungen, was aus ihnen werden würde, wenn es ihr nicht gelang, sich sofort aus dem Kampf zurückzuziehen. Mara ignorierte ihn und setzte ihre letzte Schattenbombe ab.

Die Bombe traf den Sammler oberhalb seines Flügels und brach in einer grellweißen Explosion durch die Schilde. Die Kuppel des StealthX wurde dunkel, und Mara spürte ein schreckliches Reißen in der Macht, als das Vakuum die Mannschaft aus dem aufgerissenen Schiff zog.

Der StealthX erzitterte, als etwas Großes gegen seine Cockpitkuppel stieß. Mara zuckte zurück und hielt den Atem an. Halb erwartete sie. das kurze Wusch eines katastrophalen Vakuumbruchs zu hören. Doch als die Kuppel einen Moment später wieder ihre normale Farbe annahm, war sie nur so von Käferinnereien überzogen, dass es Mara schwerfiel, die Nase ihres eigenen Jägers zu erkennen.

Sofort spürte sie, wie Luke sich besorgt mit ihr in Verbindung setzte. Sie versicherte ihm. sie sei in Ordnung, dann schaltete sie auf Instrumentenflug um und stellte erleichtert fest, dass sie die Wahrheit gesagt hatte.

»Neun, kannst du etwas tun, um die Kuppel zu säubern?«

Der Droide versprach, die Anti-Nebel-Funktion zu aktivieren.

»Wage es ja nicht!«, erwiderte Mara sofort. »Das Zeug ist schon eklig genug, ohne dass es über die ganze Kuppel läuft!«

Mara warf einen Blick auf das taktische Display und stellte fest, dass nur drei Sammler übrig waren, zwei auf Lukes Seite des Asteroiden und einer auf ihrer. Sie schwang ihren StealthX auf das nächste Ziel zu und verließ sich darauf, dass die Macht sie sicher um die schwachen Farbstreifen herumführen würde, die an ihrer verschmierten Kuppel vorbeirasten. Ihr Astromechdroide schickte eine höfliche, aber dringende Botschaft aufs Display und erinnerte sie daran, dass sie ihre Schilde verloren hatten.

»Ganz ruhig, Neun«, sagte Mara, »Ich lasse mich bei jeder Mission nur einmal anschießen.«

Der Droide zirpte zweifelnd, dann fragte er, ob sie immer blind flöge.

»Ich bin nicht blind«, erinnerte Mara ihn. »Ich habe die Ma...«

Neun unterbrach sie mit einem schrillen Pfiff und berichtete, dass sie eine verzweifelte Botschaft der Stockmutter von Nickel One erreichte.

»Dann leg es auf den Lautsprecher«, befahl Mara.

Neun erwiderte, die Botschaft komme nicht über die üblichen Komkanäle, sondern werde auf den Radiofrequenzen gesendet, die die Verpinen benutzten, um sich organisch zu verständigen.

»Also gut. Was sagt sie?«

Eine Botschaft erschien auf Maras Display: HILFE! DIE HERZKAMMER WIRD VON DEN ALTEN UND VON VER-PINISCHEN MEMBROSIA-VERRÄTERN ANGEGRIFFEN!

»Alte?«, fragte Mara.

Neun nahm an, dass sich die Stockmutter damit auf die Killiks bezog.

»Sag ihr, sie sollen sich einschließen«, sagte Mara. »Wir kommen so schnell wie möglich.«

Beinahe augenblicklich erschien eine Frage auf dem Display. WER?

»Sag ihr nur, dass wir Jedi sind«, erwiderte Mara. »Die Leute, die den Konvoi angegriffen haben.«

Der Droide zwitscherte, und die Antwort der Stockmutter erschien eine halbe Sekunde später auf dem Display: DER STOCK BITTET, DASS SICH DIE UNSICHTBAREN JEDI BEEILEN. DIE MEMBROSIA-VERRÄTER HABEN DIE ALTEN BEREITS IN DIE HERZKAMMER EINGELADEN, UND DIE MÄNNER-DIE-FÜR-DIE-STOCKMUTTER-STERBEN-WÜR-DEN BEFINDEN SICH BEREITS IM KAMPF.

Neun fügte eine eigene Botschaft hinzu, in der er feststellte, dass die Waffenbatterien am Boden nun auf die Sammler zielten, und deutete an. dass die Jedi nur in den Weg geraten würden, wenn sie weiterhin die gleichen Ziele angriffen.

Mara warf einen Blick auf ihr taktisches Display: Die verpinischen Waffenstellungen - oder besser gesagt, was von diesen Waffen übrig war - griffen nun tatsächlich den Feind an.

»Deine Anmerkung sollte besser der Wahrheit entsprechen, Neun«, sagte sie. Die R9-Serie war berüchtigt dafür, ihre Selbstschutzroutinen auszuweiten. »Wenn du Daten änderst, nur damit ich umkehre, werde ich dir schneller, als du bis eine Million und zehn zählen kannst, einen Termin für eine Neuinstallation deines Betriebssystems verschaffen.«

Der Droide versicherte ihr, dass er wirklich nur die Wahrheit wiedergab, und als Beweis führte er an, dass es rings um ihren Jäger keine Explosionen mehr gab. Mara erkannte, dass Neun wohl recht hatte - jedenfalls konnte sie keine Farbstreifen mehr durch das dicke Geschmier auf ihrer Kuppel sehen -, und beschloss, ihm zu glauben. Sie verband sich mit Luke und rief ihn zu sich.

»Also gut. Neun«, sagte sie dann. »Richte der Stockmutter aus, wir sind auf dem Weg.«

Die Antwort der Stockmutter erschien fast augenblicklich auf dem Display. JA, SIE SIND SEHR SCHNELL. WIR KÖNNEN SIE JETZT SEHEN, WIE SIE DIE ALTEN MIT IHRER KRISTALL- FOKUSSIERTEN KLINGE NIEDERMÄHEN.

»Sie kann uns sehen?« Der Grund wurde Mara im selben Moment klar, als sie die Frage stellte. »Jacen!«

Der freudige Stolz, der plötzlich die Machtverbindung mit Luke erfüllte, sagte ihr, dass ihr Mann zu dem gleichen Schluss gekommen war. Die beiden hatten sich Sorgen darüber gemacht, ob sie Jacen noch trauen konnten, und damit beinahe die Mission scheitern lassen. Aber Jacen hatte getan, was getan werden musste, und den Staatsstreich verhindert. Er befand sich bereits in der Herzkammer.

Jacen war wirklich ein sehr guter Jedi.

»Frag die Stockmutter, ob es aussieht, als brauchten wir.«

Sie wurde von einem Annäherungsalarm unterbrochen, und die Transpondercodes einer Kampfgruppe der Galaktischen Allianz erschienen auf ihrem taktischen Display. Neun ließ eine Botschaft über den Schirm laufen und informierte Mara, dass er auch diese Daten nicht geändert habe.

Kurz darauf kam eine vertraute Stimme über den Sprecher in Maras Cockpit. »Hier spricht Oberbefehlshaber Gilad Pellaeon an Bord des Sternenzerstörers Megador der Galaktischen Allianz. Wir melden Nickel One, dass wir uns auf einer friedlichen Mission befinden. Bitte bestätigen Sie das.«

Maras Droide berichtete, dass die Stockmutter die Botschaft bestätige, aber es könne einen Moment dauern, bis die Megador das erkannte, da der Stock immer noch auf verpinischen Radiowellen sendete.

»Hier spricht Oberbefehlshaber Pellaeon an Bord der Megador«, meldete Pellaeon sich erneut. »Ich wiederhole, wir sind hier, um Ihnen zu helfen. Wir haben Grund zu der Annahme, dass eine feindliche Streitmacht versuchen wird, Ihre Regierung zu stürzen.«

Es war Jacens Stimme, die über sein persönliches Komlink antwortete. »Betrachten Sie Ihren Verdacht als bestätigt, Admiral Pellaeon«, sagte er. »Aber es gibt keinen Anlass mehr zur Besorgnis. Die Jedi haben die Sache bereits unter Kontrolle.«

»Die Jedi?«, fragte Pellaeon. Er klang erleichtert, beunruhigt, aber kein bisschen überrascht. »Ich hätte es wissen sollen.«

Mara spürte Lukes Neugier im Kampfgeflecht, und Jacen fragte: »Warum das?«

»Weil ich bereits Berichte erhalten habe, dass Jedi beinahe überall dort warteten, wo die Killiks bisher angegriffen haben.«

Diesmal brauchte Luke seine Neugier nicht ins Netz einzufüttern. Jacen fragte schlicht. »Beinahe?«

»Leider ja, Jedi Solo«, sagte Pellaeon. »Ich spreche doch mit Jedi Solo, oder?«

»Und den Meistern Skywalker«, erwiderte Jacen. »Wir sind zusammen hier.«

»Ja. das hat Meister Horn mir berichtet«, sagte Pellaeon. »Bedauerlicherweise hat unsere Garnison sein Team abgefangen, bevor es verhindern konnte, dass die Killiks auf Thyferra landen.«

Schrecken erfüllte das Kampfgeflecht, aber Mara hätte nicht sagen können, ob es von Luke oder Jacen ausging. Jacen fragte: »Sie wollen doch nicht sagen,«

»Ich fürchte doch«, erwiderte Pellaeon. »Die Killiks haben die Kontrolle über unseren Bacta-Nachschub übernommen.«

Tausend silberne Feuerfinger stachen aus dem Orbit herab und durch die smaragdgrünen Regenwolken. Der Regen leuchtete bald schon wie der Kern, und der Boden bebte so heftig, dass das Bild im Periskop ruckte wie ein schlechtes Holosignal. Dennoch, es war klar genug, um erkennen zu können, dass die letzte Welle Landungsschiffe - zumindest die wenigen, die Jaina durch die Sintflut wirklich sehen konnte - beinahe unbehelligt gelandet war. Die Passagiere stiegen bereits in gepanzerte Schwebefahrzeuge um und fuhren los, um sich den Hunderttausenden von Soldaten anzuschließen, die sich hinter den Verteidigungsschilden der Landezone sammelten.

Doch der Erfolg der Chiss war nicht der Grund für den eisigen Knoten zwischen Jainas Schulterblättern und hatte auch nichts damit zu tun, dass ihr Magen sich nicht beruhigen wollte. UnuThul hatte gewusst, dass die Kolonie die Landung des Feindes nicht würde aufhalten können. Schließlich war Tenupe der Dreh- und Angelpunkt der Killik-Front, das Tor zur Glitzer-Passage und zum Herzen der Kolonie, und die Chiss hatten zwei Drittel ihrer Angriffskräfte abgestellt, um den Planeten zu erobern. Daher war der Erfolg der Landung keine Überraschung, er war nicht einmal etwas sonderlich Erschreckendes. Jaina reagierte auf etwas anderes, etwas, das der Große Schwärm noch nicht entdeckt hatte.

Jaina schob sich von dem Periskop weg und blinzelte einen Moment, während ihre Augen sich wieder an das trübe Licht der Leuchtkugel in dem raschelnden Tunnel gewöhnten. Es war heiß und feucht, und in der Luft hing der bittere Geruch von Kampfpheromonen. Die Macht war von einer Unruhe durchdrungen, wie sie Soldaten aller Spezies vor einem Kampf empfanden. Dieser Tunnel war buchstäblich vollgestopft mit Killiks: Millionen daumengroßer Jooj. eine endlose Reihe massiver Rekkers und dazwischen einige kniehohe Wuluws. Es gab auch ein paar Dutzend Freiwillige anderer Insektenspezies - überwiegend gottesanbeterinnenähnliche Snutib-Jäger, verschrumpelt aussehende geonosianische Krieger und eine Handvoll Kamarianer, die immer wieder nach Jainas Vater fragten.

Jaina sah sogar ein paar schmierige Squibs mit schwarzem Fell, bewaffnet mit Repetierblastern und Thermalzündern. die offenbar die großen Augen nicht von ihr lösen konnten. Sie lächelte und berührte sie in der Macht, wollte sie trösten und ihre Angst beruhigen. Sie war nicht sonderlich erfolgreich; die Squibs verzogen nur spöttisch den Mund und beobachteten sie weiter.

Jaina sah sie misstrauisch an. Es war schwer, sich vorzustellen, wieso sich ein paar junge Söldner-Squibs diesem Kampf anschließen sollten - es sei denn, sie waren verzweifelt und dumm. Andererseits war kaum anzunehmen, dass sie eine große Gefahr darstellten. Wahrscheinlich hatte etwas anderes ihren Gefahrensinn ausgelöst - etwas, das mit den Chiss zu tun hatte.

Sie hätte gerne gewusst, ob Zekk etwas Ungewöhnliches empfand, aber man hatte ihn auf einem Berg mehr als hundert Kilometer entfernt postiert, zu weit entfernt, um mit ihr zu teilen, was er dachte. Da ihr eigenes Nest Taat immer noch im Utegetu-Nebel festsaß, funktionierte ihre Gedankenverbindung nur, wenn sie weniger als ein paar Dutzend Meter voneinander entfernt waren.

Jaina dehnte sich in der Macht zu Zekk aus und kommunizierte auf die schwerfällige Weise, die die Jedi normalerweise benutzten. Als sie nichts Ungewöhnliches spürte, zog sie sich aus seiner Präsenz zurück und wandte sich einem kniehohen Killik zu, der neben ihr stand.

»Wuluw, informiere UnuThul, dass wir, äh, ich Gefahr wahrnehme.« Bei diesen Worten fuhr Jaina zerstreut mit den Handgelenken über Wuluws Fühler. »Frag ihn, ob Unu sicher ist, dass die Späher alle Chiss-Reserven gefunden haben.«

Wuluw bestätigte den Befehl mit einem knappen »Urbu«. Die Killiks vom Wuluw-Nest mit ihren übergroßen gelben Augen und so dünnem Chitin, dass selbst eine steife Brise es knacken konnte, gaben kaum ideale Soldaten ab. Aber Wuluws konnten sich geistig über erheblich weitere Strecken miteinander verbinden als die meisten Killiks - über fast einen halben Kilometer, verglichen mit einer Durchschnittsreichweite von ein paar Dutzend Metern bei den anderen Nestern -, daher hatte UnuThul sie überall im Großen Schwärm postiert, um als Kommunikationsnetz zu dienen.

Einen Augenblick später berichtete Wuluw, dass UnuThul keine Gefahr in der Macht wahrnahm. Er wollte wissen, ob Jaina und Zekk wieder so einen Trick versuchten wie auf Qoribu, »Nein«, unterbrach Jaina das Insekt. »Wir wollen die landende Streitmacht ebenso vernichten wie ihr. Vielleicht wird eine schwere Niederlage die Chiss dazu bringen, noch einmal darüber nachzudenken, ob es wirklich so weise ist, auf diesen Krieg zu drängen.«

Wuluw gab eine Bestätigung von UnuThul wieder, dass sie den Chiss bald schon beibringen würden, die Kolonie zu achten. Dann erhob sich ein dunkler Machtdruck in Jainas Brust und drängte sie und den Rest des Großen Schwarms zu handeln. Lautes Klappern war im Tunnel zu hören, und Wuluw übermittelte einen eindeutigeren Befehl von UnuThul, der Jaina anwies, ihre Horde für den Angriff vorzubereiten.

Jaina blickte einen Seitengang entlang in eine große unterirdische Kammer, eine von Hunderten, die die Killiks gegraben hatten, seit die Landungsschiffe gekommen waren. Hin steter Schauer feuchter Dschungelerde fiel von der Docke und verdeckte zum Teil das helle weiße Chitin der vier Mollom-Wühler, die sich zur Oberfläche gruben.

»Sag UnuThul, wir werden das Kommandoschiff jeden Augenblick angreifen«, sagte Jaina. Sie öffnete sich dem Kampfgeflecht - das überwiegend aus ihr und Zekk bestand, aber sie wusste, dass UnuThul es ebenfalls überwachen würde -, dann winkte sie ihren Insektensoldaten und bog in den Seitengang ein. »Wir greifen an.«

»Ur muh«, grollte der Anführer der Rekkers. »Ihm h ruu.«

»Genau«, sagte Jaina. »Wir müssen nur sicher sein, dass die Freiwilligen.«

»Schnellll und harrrt«, pfiff ein Snutib.

»UnuThul hat es uns gesagt«, fügte ein Geonosianer hinzu.

»Gut«, sagte Jaina und fragte sich, wieso UnuThul sich die Mühe gemacht hatte, sie und Zekk zu Unterkommandanten zu ernennen, wenn er ohnehin die gesamte Schlacht selbst führen wollte. »Fragt, wenn ihr noch Fragen habt.«

Sie blieb am Ausgang der Kammer stehen und wartete schweigend darauf, dass die Mollom durch die Oberfläche brachen. Zum Glück war der Dschungelboden zu feucht, um zu stauben, während er herunterfiel. Aber als die Wühler sich der Oberfläche näherten, wurde die Erde zu Schlamm, von dem schnell viel in die Höhle lief und den Boden glatt und rutschig werden ließ. Schließlich grollten die Mollom eine Warnung durch den Schacht, und von der Oberfläche hörte man ein lautes, schmatzendes Geräusch.

Einen Augenblick später brach die von der Hitze versengte Nase eines Landungsschiffs in die Höhle, wobei sich die Schildgeneratoren überluden und explodierten, als die (miss versuchten, wieder durch den engen Schacht aufzusteigen, den die Mollom unter ihnen gegraben hatten. Regen lief in das Loch, und die vorderen Strahlengeschütze des Schiffes begannen zu schießen, erfüllten den Raum mit Hitze, Dampf und Farbe und rissen banthagroße Krater in Wände und Boden.

Jaina machte eine Handbewegung, als schöpfe sie etwas, und benutzte die Macht, um eine große Menge Erde nach den Geschützen zu werfen, trieb den Schlamm tief in die Ausstoßöffnung und packte ihn fest um die Spulen. Die Waffen explodierten einen Augenblick später, rissen den Geschützturm ab und hinterließen ein Loch von etwa fünf Metern Durchmesser im Rumpf.

Die Killiks warfen sich in einer brodelnden Welle nach vorn. Die winzigen Jooj schwärmten über Wände und Decke, die mächtigen Rekkers sprangen direkt auf das Landungsschiff. Sie gaben ein entzücktes Summen von sich und kletterten in das Loch, das der zerstörte Geschützturm hinterlassen hatte. Ein paar Sekunden, nachdem die ersten Insekten eingedrungen waren, ertönte in dem Schiff gedämpftes Zischen und Knallen.

Jaina klickte anerkennend in der Kehle, dann streckte sie sich in der Macht aus, um festzustellen, ob sie Jagged Fels Präsenz in dem Schiff wahrnehmen konnte. Sie waren jetzt Feinde, aber sie wollte dennoch nicht, dass er starb. Als geschickter Taktiker und hochrangiger Chiss-Offizier würde er für die Kolonie ein großer Gewinn sein - immer vorausgesetzt, man konnte ihn gefangen nehmen und zu einem Nest bringen.

Und wenn Jag ein Mitnister wurde, dachte sie, würde der Morgengruß so viel,

»R uu buruub!«, kreischte Wuluw. Die kleine Killik war drauf und dran, sich umzuwenden und den Tunnel entlangzufliehen. »Bur!«

»Nein!« Jaina packte sie am Arm. »Da entlang.«

Wenn die Chiss den Selbstzerstörungsmechanismus des Landungsschiffs scharf gemacht hatten, dann wollten sie auf keinen Fall unter der Erde sein, wenn die Schockwelle sich ausbreitete, Jaina zog Wuluw mit sich, als sie einen Machtsprung auf den Rumpf des Landungsschiffs machte, dann sprang sie noch einmal und legte etwa ein halbes Dutzend Meter zur Oberfläche zurück.

Sie stand jetzt mitten in der Landezone der Chiss, auf einer Lichtung aus Schlamm und Asche, umgeben von einem Kreis von Explosionen umgerissener Mogo-Bäume. Hundert Meter entfernt ging die Landzone in einen Gerippedschungel über, ein blattloses Durcheinander aus Stämmen und Ästen, die die Chiss mit ihren Entlaubungssprays kahl gefegt hatten. In der Ferne, wegen des starken Regens und der nackten Baumstämme nur schlecht zu erkennen, ragte das Heck eines weiteren Landungsschiffes nach oben, aus einem ganz ähnlichen Loch wie dem, aus dem sie gerade gekommen war.

Ein Gewitter aus schrillem Zischen brach aus, als eine Chiss-Truppe mit ihren Charric-Gewehren das Feuer eröffnete. Wuluw wollte wieder in das Loch abtauchen, aber Jana riss das Insekt in die Gegenrichtung mit sich.

»Ich sagte doch, hier entlang!« Jaina rannte über die Lichtung und zog Wuluw bei all ihren Ausweichmanövern mit. »Das ist sicherer.«

»Bur ub bbu!«

»Natürlich schießen sie auf uns.« Jaina erreichte den Rand der Lichtung und ging in Deckung. »Sie sind der Feind!«

Sie warfen sich zwischen zwei umgestürzte Mogo-Bäume. und das Zischen wurde zu einem Knistern, als die Charrics sich durch den speedergroßen Stamm kauten.

»B-roo u-Li b-b-burr«. stotterte Wuluw.

»Keine Sorge.« Jaina nahm ihren Repetierblaster vom Rücken. »Wir sind Jedi. oder?«

Wuluw summte zweifelnd.

Jaina richtete sich auf und schoss über die Lichtung zurück. Das nächste Landungsschiff - das, an dem sie hochgesprungen war - hatte sich noch nicht selbst zerstört, und die Jooj schwärmten nun am Rumpf entlang nach oben und ergossen sich in die Landezone. Die Rekkers kamen ebenfalls, sprangen zu Dutzenden aus dem Loch, summten entzückt und schössen Magnetimpulsgeschosse in alle Richtungen.

Doch die Chiss erholten sich rasch von ihrem Schock und schlugen zurück. Beinahe die Hälfte der springenden Rekkers fiel wieder in die Grube, während aus ihren Leibern Blut spritzte oder ihre Köpfe im Aufblitzen eines Maserstrahls verschwanden. Und viele von denen, die den Dschungelboden tatsächlich erreichten, taten das in Stücken oder schlaffen, nässenden Haufen.

Jaina tat ihr Bestes, ihnen Deckung zu verschaffen, aber die Chiss-Soldaten trugen die Farbe wechselnde Tarnanzüge in Fraktalmustern, die sie beinahe unsichtbar machten. Also dehnte Jaina sich in der Macht aus und spürte in dem Bereich verstreut etwa hundert feindliche Soldaten, alle verwirrt, verängstigt und - wie es für Chiss typisch war - immer noch entschlossen. Sie verließ sich nun mehr auf die Macht als auf ihre Augen, um Ziele zu finden, und sah, wie eines ihrer Geschosse etwas traf, das ihr zunächst wie ein Mogo-Ast erschien - bis es sein Charric-Gewehr fallen ließ, sich an die verwundete Schulter fasste und davonrannte.

Dann ließ ein gewaltiger Stoß den Boden erzittern. Das Hinterende des nächsten Landungsschiffs explodierte in einer Kugel aus Splittern und orangefarbenen Flammen, und die Macht erschauerte von der Qual so vieler Sterbender. Jaina ließ sich wieder hinter den Baum fallen und wollte Wuluw neben sich ziehen. Sie fand nur einen Splitter weißglühenden Durastahls, der in einem blutbespritzten Mogo-Stamm steckte, ein Stück hinter der Stelle, wo das Insekt gestanden hatte.

Jaina hatte so viele Gemetzel in Schlachten gesehen - und selbst veranstaltet -, dass sie geglaubt hatte, gefühllos gegenüber dem Sturm der Emotionen zu sein, den es auslöste. Aber der Tod der verängstigten kleinen Wuluw brachte alles zurück - all die Angst, den Zorn und die Schuldgefühle, die Verzweiflung, die Einsamkeit und die seelenversengende Wut, die seit dem Tod von Anakin und Chewbacca und so vielen anderen unter der Oberfläche gelauert hatte.

Jaina sprang erneut auf, wollte hundert Chiss in Stücke schießen, wollte die Eindringlinge für den Tod von Wuluw und so vielen anderen bezahlen lassen. Aber von ihrem eigenen verklingenden Kriegsschrei abgesehen war es plötzlich sehr still geworden. Von dem Landungsschiff war nur schwarzer Rauch geblieben, der aus der Grube stieg, und ein paar Splitter weiß glühenden Metalls, die sich in die umgestürzten Mogos gebohrt hatten. Chiss und Rekkers hatten hinter den Baumstämmen ringsumher Deckung gefunden, im Augenblick zu verstört, um weiter zu töten, und selbst die überlebenden Jooj schienen nicht so recht zu wissen, was sie tun sollten, und schweiften in braungrünen Schwärmen über den Boden.

In der Ferne konnte Jaina andere Rauchsäulen sehen, die sich in den smaragdgrünen Himmel erhoben. Hin und wieder krachte irgendwo im Regen eine weitere Explosion, und ein weiteres Landungsschiff war zerstört. Jede Explosion brachte den Tod von Tausenden von Insekten, aber selbst eine gesamte Landungsflotte von Detonationen würde den Ausgang der Schlacht nicht ändern können. Was die Chiss nicht verstanden - was sie sich weigerten zu verstehen - war. dass sie einen Zermürbungskrieg gegen die Kolonie nicht gewinnen konnten.

Ein Killik konnte im Monat tausend Eier legen, und innerhalb eines Jahrs würden diese Eier kampfbereite Larven sein. Nach zwei Jahren würden die Überlebenden selbst Eier legen. Wenn man einen Killik tötete, traten zehntausend an seine Stelle. Wenn man zehntausend umbrachte, würde man sich einer Million gegenüberfinden. Wenn die Chiss diesen Krieg überleben wollten, hatten sie nur eine Wahl: sich hinter die eigenen Grenzen zurückzuziehen und mit Friedensverhandlungen zu beginnen. So einfach war das.

Einen Augenblick später fanden die Jooj ihren Weg zwischen die umgestürzten Bäume, hinter denen sich der Feind versteckte. Chiss-Soldaten sprangen aus der Deckung, schrien und rissen sich ihre Rüstungen herunter, schlugen und schössen sogar nach den daumennagelgroßen Insekten, die durch ihre Verteidigungslinie geschlüpft waren. Die Jooj fraßen vielmehr, als dass sie angriffen: Sie injizierten ein fleischauflösendes Enzym in ihre Beute und saugten dann das verflüssigte Fleisch heraus. Angeblich fühlten sich die Opfer, als würden sie bei lebendigem Leib verbrannt.

Die überlebenden Rekkers nutzten die Panik des Feindes aus und beschossen ihn mit Magnetimpulsgeschossen, sobald er sich zeigte. Andere Chiss erwiderten das Feuer, und bald war der Kampf wieder in vollem Gange. Jaina dehnte sich in der Macht aus und schoss mit dem Blaster auf Soldaten, die sie spüren, aber nicht sehen konnte. Das scharfe Krachen von Insektizid-Granaten ertönte überall rings um sie her, und sie spürte, wie Killiks langsam und unter Qualen starben, wenn ihre Atemlöcher zuschwollen.

Schließlich kam die Killik-Verstärkung aus der rauchenden Grube: Rekkers sprangen schießend hervor, Jooj huschten über den Rand und schwärmten in alle Richtungen aus. Die Chiss, diszipliniert, selbst wenn offensichtlich war, dass sie keine Chance hatten zu überleben, reagierten mit einem verzweifelten Gegenangriff, warfen Vapozünder und InsektizidGranaten in das Loch und versuchten vergeblich die Killik-Flut umzukehren.

Jaina spürte eine feindliche Präsenz hinter sich, drehte sich um und sah drei Chiss-Soldaten, die über einen Mogo-Stamm sprangen. Sie schwenkten ihre Charric-Gewehre bereits in ihre Richtung. Jaina fegte mit der Hand über ihren Körper und nutzte die Macht, um die Bemühungen der Feinde zu stören, sie ins Visier zu nehmen. Maserstrahlen sprühten harmlos an ihr vorbei und erfüllten die Luft mit Rauch, Splittern und Hitze.

Der Anführer hatte Jaina bereits erreicht. Hass ließ die roten Augen hinter seinem Helm leuchten, als er mit dem Gewehrkolben nach ihrem Kopf schlug. Sie duckte sich, benutzte die Macht, um ihn über ihren Rücken zu ziehen, und ließ ihn gegen den Stamm hinter ihr krachen.

Die anderen beiden Chiss kamen einen Schritt hinter ihm. Einer riss ein gepanzertes Knie hoch zu ihrem Gesicht. Jaina blockte es mit dem Blaster ab, schoss zur gleichen Zeit und traf die Bauchrüstung des dritten Angreifers. Die Geschosse prallten ab und ließen den Soldaten zurücktaumeln, doch nicht, ehe er Jainas Hinterkopf mit seinem eigenen Gewehrkolben getroffen hatte.

Jaina stellte fest, dass sie plötzlich auf dem Boden kniete, ihr Gesichtsfeld wurde kleiner, ihre Hände waren leer, und das ohrenbetäubende Krachen des Schlags hallte immer noch in ihrem ganzen Körper wider. Sie wollte aufstehen, aber sie spürte die Kraft aus ihrem Körper sickern.

Nein!

Zekk berührte sie durch das Kampfgeflecht, ergoss durch die Macht Kraft in sie und drängte sie, bei Bewusstsein zu bleiben.

Jaina fiel auf den Boden - sie griff nach ihrem Lichtschwert und aktivierte die Klinge, während sie sich wegrollte, und versetzte beiden Soldaten damit Schnitte in Kniehöhe. Sie schrien auf und brachen hinter ihr zusammen, Jaina spürte, wie ihre Klinge zurückzuckte, als ein Maserstrahl sie traf. Dann konnte sie wieder klarer sehen und fand sich erneut dem ersten Chiss. der sie angegriffen hatte, gegenüber.

Sie schlug den nächsten Schuss in sein Helmvisier zurück, was ihn rückwärts über den Mogo-Stamm fallen ließ. Er blieb reglos liegen, und die kleine Rauchwolke, die von ihm aufstieg, stank nach verkohltem Fleisch.

Jaina fuhr auf einem Knie herum und stellte fest, dass die anderen beiden Chiss vor ihr auf dem Boden lagen und vor Schmerz stöhnten, während sie versuchten sich auf die Ellbogen zu stützen und das Feuer zu eröffnen. Sie benutzte die Macht, um ihnen die Waffen aus den Händen zu reißen. Dann stand sie auf und hob das Lichtschwert, um ihnen ein Ende zu machen.

Nur der Abscheu, den Zekk i ns Machtgeflecht ergoss, hielt ihre Klinge zurück. Sie war immer noch so von Kampfeslust erfüllt, dass sie nicht einmal gemerkt hatte, dass sie dabei war, die beiden Chiss kaltblütig umzubringen. Es geschah also wieder - sie ergab sich der Wut, die sie nach Anakins Tod verschlungen hatte, gab sich bedingungslos dem Krieg hin, ohne an etwas anderes als an Rache und Sieg zu denken.

Mit angewidertem Schaudern deaktivierte Jaina ihr Lichtschwert und kniete sich neben die beiden Soldaten. Ihre Klinge hatte ihre Wunden verätzt, also verloren sie nicht zu viel Blut. Aber sie zitterten beide und waren viel zu still. Jaina drehte sie auf den Rücken, dann nahm sie dem ersten Soldaten den Helm ab. Seine blaue Haut war nass von Schweiß, und seine roten Augen wirkten leer.

Jaina packte ihn am Kinn und schüttelte ihn, versuchte ihn wieder zu Bewusstsein zu bringen. »Wo ist Ihr Medikit?«

Der Chiss packte sie schwach am Arm. »Warum?«

»Sie werden einen Schock erleiden«, erklärte sie. »Sie brauchen eine Stirn-Spritze oder Sie worden sterben.«

»Sie,«, keuchte der zweite Soldat in seinen Helm. », versuchen, uns zu retten?«

»Ist das nicht, was wir gerade gesagt haben?«, fragte Jaina.

»Nein!« Der erste Soldat stieß sie weg und überraschte sie mit seiner Kraft.

»Keine Angst.« Jaina ergoss beruhigende Emotionen in die Macht und versuchte die beiden zu trösten und zu beruhigen. »Die Kolonie wird sich um Sie kümmern. Wir geben Ihnen sogar,«

Der zweite Soldat riss einen Vapozünder vom Gürtel und zog die Zündnadel heraus. »Wir wissen, was Sie, tun werden.«

»Hey!« Jaina wagte nicht, ihm mithilfe der Macht die Granate aus der Hand zu reißen - sie würde explodieren, sobald er den Auslöser losließ. »Sie verstehen das nicht. Die Kolonie ist gut zu ihren Gefangenen. Sie werden kaum merken.«

»Dass Ihre Käfer unsere Innereien fressen?« Der Chiss nickte seinem Kameraden zu, dann sagte er: »Wir werden auf der anderen Seite warten, Jedi.«

Jaina sprang rückwärts in einen Machtsalto und dann in einem hohen Bogen davon, wobei sie ihr Lichtschwert wieder aktivierte und einen Wirbel von Maserstrahlen wegschlug, bevor sie in das schlammige Band eines Dschungelbachs eintauchte.

Der Vapozünder explodierte, als sie ins Wasser fiel, ein blendend weißer Blitz, der die Luft selbst zerfetzte und Jaina den Atem aus der Lunge riss. Danach war sie halb blind, verwirrt und zitterte.

Es hatte sie nicht sonderlich überrascht, dass sich die beiden Soldaten nicht ergeben wollten - aber ihre Gründe bedrückten sie. Hatten sie wirklich geglaubt, die Kolonie würde die Gefangenen an ihre Larven verfüttern?

Sie hatte keine Zeit, über diese Frage nachzudenken, denn ein weiterer Schauder von Gefahr lief ihr über den Rücken. Sie schwang das Lichtschwert hoch und fuhr herum, um einen Angriff zu blockieren - und fand sich den beiden Squib-Freiwilligen gegenüber, die vom Ufer auf sie herabschauten, wobei nur ihre dunklen Köpfe und die Powerblaster hinter dem Stamm eines umgestürzten Mogo hervorschauten.

»Immer mit der Ruhe, junge Frau«, sagte der links. Seine Schnauze war ein wenig länger und spitzer als die des anderen, dem auf einer Wange ein gekrümmter Streifen weißes Fell über eine alte Narbe wuchs. »Wir wollten nur nachsehen, ob du noch lebst.«

»Es scheint so«, erwiderte Jaina. Sie senkte das Lichtschwert, deaktivierte es jedoch nicht. »Seid vorsichtig, ich spüre da oben etwas Gefährliches.«

»Tatsächlich?« Langnase wechselte einen Blick mit Narbe, dann sagte er: »Dann ist es wohl gut, dass wir vorbeigekommen sind.«

»Ja«, stimmte Narbe zu. »Du hast wirklich Glück, dass wir auf dich aufpassen.«

Tief unter der neuen Kommandozentrale der Verteidigungsstreitkräfte auf Coruscant - beim Militär als der »Dunkle Stern« bekannt - lag ein Dutzend so geheimer Planungseinrichtungen, dass man Luke offiziell nie von ihrer Existenz in Kenntnis gesetzt hatte. Im Augenblick befand er sich in PUAR fünf - PUAR stand für »Planungs- und Analyseraum«. Dass Cal Omas ihn - und Mara und Jacen -tatsächlich in diesen geheimen Raum bestellt hatte, betrachtete er als gutes Zeichen. Vielleicht war der Staatschef ja bereit, die Streitigkeiten zwischen den Jedi und der Regierung beizulegen.

Ihre Eskorte führte sie einen trüb beleuchteten erhöhten Laufsteg entlang, vorbei an einer Projektionsgrube mit einem drei Meter hohen Hologramm des Planeten Thyferra. Am Rand der Grube befanden sich diverse Reihen von Stationen, an denen Dutzende von Kommunikationsoffizieren, Spionageanalytikern und Systembearbeitern damit beschäftigt waren, die Informationen, die im Hologramm dargestellt wurden, immer wieder zu aktualisieren. Nach dem, was Luke erkennen konnte, stand es nicht gerade gut. Die grünen Bereiche mit Regenwald waren fleckig von bunten Buchstaben, die anzeigten, in welchem Zustand sich die diversen Dörfer, Streitkräfte und Einrichtungen befanden. Die größte Stadt des Planeten, Zalxuc, und die meisten Dörfer hatten sich bereits rot verfärbt, was bedeutete, dass sie sich unter feindlicher Herrschaft befänden.

Am Ende des Laufstegs wurden die Skywalkers und Jacen auf eine gesicherte Kommandoplattform geführt, wo Staatschef Omas zusammen mit Admiral Pellaeon über Holoaufzeichnungen gebeugt stand. Han und Leia waren ebenfalls bereits dort und betrachteten zusammen mit einem Vratix eine zweite Reihe von Holodisplays - die Vratix waren eine mantide Insektenspezies, die Thyferra bewohnten. Als die Wachen die Ankunft Lukes und seiner Begleiter ankündigten, tat Omas so, als sei er vollkommen in ein Holo des thyferranischen Regenwalds versunken, und überließ es dem überraschten Pellaeon, sie zur Holoreihe zu winken.

»Meister Skywalker, Jedi Solo, bitte kommt zu uns.« Trotz seines gealterten Gesichts und des buschigen weißen Schnurrbarts sah Pellaeon - ein ehemaliger imperialer Admiral - immer noch wie der gewitzte kommandierende Offizier aus, der er war. Er zeigte auf das Insekt an seiner Seite: »Kennt Ihr Senator Zalk't von Thyferra?«

»Nur vom Namen her.« Luke nickte dem Vratix zu. »Es tut mir leid, dass die Jedi nicht imstande waren, den Staatsstreich auf Thyferra zu verhindern, Senator Zalk't.«

Zalk't eilte auf Luke zu und begrüßte ihn, indem er ihm mit seinem massiven Unterarm über die Schulter rieb. »Das war nicht Euer Fehler, Meister Skywalker.« Seine Worte waren von Pfiffen und Klicks durchsetzt. »Thyferra dankt den Jedi für ihre Anstrengungen, die sie unseretwegen unternommen haben.«

»Wie auch die gesamte Galaktische Allianz«, fügte Pellaeon hinzu. »Wenn die Jedi nicht so schnell reagiert hätten, hätten wir noch viel mehr verloren als das Thyferra-System.« Er warf einen bedeutsamen Blick in Omas' Richtung. »Stimmt das nicht, Staatschef Omas?«

Omas riss sich nun doch von dem Holo los und sah Luke an. Er wirkte noch verhärmter als gewöhnlich, mit aschgrauer Haut und Tränensäcken, die einem Yuuzhan Vong Ehre gemacht hätten. »Ja. es war eine Erleichterung, die Jedi zur Abwechslung einmal der Galaktischen Allianz dienen zu sehen«, stellte er fest.

»Die Jedi haben der Galaktischen Allianz immer gedient, Staatschef.« Bei diesen Worten ergoss Luke Wohlwollen in die Macht. Er spürte, wie sehr Omas' Bemerkung Han und Leia und selbst Jacen geärgert hatte, und er konnte nicht zulassen, dass dieses Treffen in einen Streit ausartete. »Aber die Probleme waren nicht immer offensichtlich, und manchmal haben wir eine längerfristige Perspektive verfolgt, ohne das zuvor mit Ihnen abzusprechen. Ich entschuldige mich für unsere Fehler.«

Omas riss den Mund auf. Han, Leia und Jacen taten das Gleiche. Nur Pellaeon und Mara schienen nicht überrascht zu sein - Pellaeon, weil die Galaktische Allianz und der Jedi-Orden einander brauchten, um mit den Killiks fertig zu werden, und Mara, da sie Luke selbst nahegelegt hatte, dass es die Pflicht des Jedi-Ordens sei, die Galaktische Allianz zu unterstützen. So unvollkommen sie war, stellte die Allianz doch die beste Hoffnung der Galaxis auf einen dauerhaften Frieden dar.

Omas erholte sich schließlich von seinem Schock. »Danke, Meister Skywalker.« In seinen Worten schwang jedoch mehr Misstrauen als Erleichterung mit, und er wandte sich schnell wieder den Hologrammen zu. »Ich hoffe, die Jedi werden unsere aktuellen Probleme nicht zu verwirrend finden.«

Beinahe alle Hologramme zeigten einen kleinen Trupp Killiks, die ein paar Vratix-»Teerbirnen« - Insekten, die süchtig nach Schwarzem Membrosia waren - in ein Dorf mit anmutigen Türmen mit vielen Balkonen führten. Die Teerbirnen betraten ein oder zwei Türme, dann kehrten sie mit ein paar Vratix zurück und brachten sie zu den Killiks, die sich nicht einmal die Mühe machten, die Gefangenen in einer Reihe aufzustellen, bevor sie sie erschossen. Irgendwann während des Prozesses zeigte das Holo für gewöhnlich einen Killik, der auf die Holocam zuging, danach war auf dem Display nur noch Statik zu sehen.

»Die Verräter holen die Dorf-Anirs aus den Häusern«, erklärte Zalk't in seinem pfeifenden Basic. »Aber der Staatsstreich begann tatsächlich in Zalxuc. Bevor uns klar wurde, was geschah, hatten Teerbirnen-Verräter unsere hohen Canirs und ihre Assistenten getötet, und die Killiks brachten alle Nicht-Insekten in der Stadt zur Strecke.«

»Sie haben das Haupt abgetrennt, um den Körper beherrschen zu können«, sagte Leia. »Die übliche Staatsstreichstrategie.«

»Ja, aber diese hier hat noch einen anderen Aspekt«, warf Han ein. »Schwarzer Membrosia wird in Strömen fließen und die halbe Bevölkerung süchtig machen - und die Käfer werden sie beliefern.«

»Noch schlimmer«, sagte Leia. »Wenn die Killiks Thyferra lange genug halten können, werden die Vratix zu Mitnistern.«

Luke nickte. »Falls die Killiks das System lange genug halten können.« Er wandte sich an Jacen. »Wie lange würde es dauern, bis die Vratix Mitnister werden?«

»Das ist egal«, sagte Jacen kopfschüttelnd. »Die Killiks versuchen.«

»Das habe ich nicht gefragt«, fauchte Luke. Er konnte in der Macht spüren, dass Omas den Jedi immer noch zu sehr misstraute, um einen Rat von Jacen anzunehmen. »Beantworte einfach meine Frage.«

Jacen schaute bei diesem Tadel finster drein. »Cilghal könnte dir darüber besser Auskunft geben als ich«, sagte er schließlich. »Normalerweise muss ein Außenstehender mehrere Monate in einem Nest verbringen, um wirklich ein Mitnister zu werden, aber vielleicht geht es bei Insektenspezies schneller.«

»Inzwischen ist unsere Bacta-Versorgung unterbrochen«, sagte Omas. »Und wenn wir eine Gegenoffensive starten, könnte der Schaden noch größer werden.«

»Es wird überall zu Kämpfen kommen, und die Xoorzi-Ernte wird darunter leiden«, stellte Zalk't fest.

»Xoorzi-Ernte?«, fragte Han. »Ich dachte. Bacta würde aus einer ganzen Reihe von Bakterienarten gemacht.«

»So ist es auch«, erwiderte Zalk't. »Xoorzi-Pilze sind das Wachstumsmedium für die Alazhi-Bakterien. Sie wachsen nur wild, im tiefsten Schatten des Waldbodens. Die geringste Veränderung, und der Pilz wirft seine Sporen ab und schrumpft.«

»Wie Sie sehen können, würde eine konventionelle Schlacht verheerend sein«, sagte Pellaeon. »Wir hofften, die Jedi hätten eine Möglichkeit, ein wenig feinfühliger mit der Situation umzugehen.« Er wandte sich Omas zu, und seine Miene übermittelte eine unausgesprochene Forderung. »Nicht wahr?«

Omas schluckte angestrengt, dann sagte er: »Ja. Die Galaktische Allianz wäre sehr dankbar für die Hilfe der Jedi.«

Luke schaute weiterhin ernst, aber innerlich lächelte er. Die schnelle Reaktion der Jedi auf die Staatsstreichversuche hatte ihnen ein gewisses Maß an Respekt von Staatschef Omas zurückgebracht, und nun bat er - wenn auch widerstrebend -um die Hilfe der Jedi.

»Selbstverständlich.« Luke spürte geballten Schrecken in die Macht schießen, als Han, Jacen und sogar Leia sich Sorgen zu machen begannen, ob er wohl sein Urteilsvermögen von politischen Belangen untergraben ließe. »Die Jedi würden gerne helfen.«

»Wenn Sie und Admiral Pellaeon es für das Beste halten«, fügte Mara hinzu, die offenbar ebenfalls die Vorbehalte der anderen spürte.

Omas sah sie stirnrunzelnd an. »Das tun wir.«

»Dann werden wir entsprechend vorgehen.« Luke bemerkte, wie Pellaeon Mara forschend musterte. Er berührte den Admiral in der Macht, erhöhte Pellaeons Zweifel und drängte ihn, die Situation zu hinterfragen. Nach außen hin verbeugte er sich vor Staatschef Omas. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, werde ich anfangen, unsere Jedi-Ritter zurückzurufen.«

»Noch nicht«, sagte Pellaeon. Sein Blick schoss kurz zu Luke, dann zu Mara, und Luke wusste, dass der Admiral herausgefunden hatte, dass er benutzt wurde. Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, die richtige Frage zu stellen: »Ihr glaubt nicht, dass es eine gute Idee ist. Jedi nach Thyferra zu schicken, nicht wahr, Meister Skywalker?«

Luke sah weiterhin Omas an. »Die Jedi sind bereit zu gehen, wohin Staatschef Omas uns schickt.«

»Verdammt noch mal, Luke«, bellte Pellaeon. »Das hatte ich nicht gefragt. Wenn Ihr etwas wisst, was wir nicht.«

»Es ist nichts, was wir wissen«, unterbrach Leia ihn. »Es geht um Erfahrung.«

»Welche Erfahrung?« Omas wirkte misstrauisch, aber er wollte seinem Oberbefehlshaber auf keinen Fall die Freiheit nehmen, diese Frage weiterzuverfolgen. »Mit den Killiks?«

»Genau«, sagte Leia. »Es ist Ihnen bei Ihrer Stellung als Staatschef wahrscheinlich nicht aufgefallen, aber die Jedi sind überzeugt, dass sich seit Qoribu ein großer Teil der Aggression der Kolonie gegen den Jedi-Orden richtet.«

»Das würde mich nicht überraschen«, sagte Omas eisig. »Wie Sie sich sicher erinnern, wollte ich von Anfang an nicht, dass sich die Jedi mit der Kolonie einlassen.«

»Ich verstehe nicht, wie sich das auf die derzeitige Situation auswirken soll«, sagte Pellaeon scharf. »Auf welche Weise sollten diese Staatsstreiche denn gegen die Jedi gerichtet gewesen sein?«

»Nicht gegen uns«, verbesserte Luke. »Sie sind Ablenkungsmanöver, um uns in der Defensive zu halten, damit wir die Stärke der Kolonie nicht zu einem so kritischen Zeitpunkt zerstören.«

»Die Killiks haben etwas Großes vor«, sagte Leia. Als Omas die Brauen hochzog. hob sie die Hand, um seiner Frage zuvorzukommen. »Ich kann es durch Jaina spüren - es ist ein Kampf im Gange, einer, bei dem sie sicher ist zu gewinnen.«

Das war neu für Luke, der seine Nichte nicht mehr klar in der Macht spüren konnte, seit sie zur Mitnisterin geworden war. aber Pellaeon nickte zustimmend.

»Bwua'tu ist ebenfalls der Ansicht, dass sie einen weiteren Ausbruchsversuch aus dem Utegetu vorbereiten«, bestätigte der Admiral. »Und sie werden ganz bestimmt nicht wollen, dass sich die Jedi dabei einmischen - nicht nach der Rolle, die Ihr dabei gespielt habt, ihren ersten Versuch zu vereiteln.«

Omas sah Pellaeon mit offenem Mund an. »Sie glauben ihnen?«

»Ja. Die Kolonie kann nicht gleichzeitig gegen die Allianz und gegen die Chiss kämpfen. Ich habe diese Staatsstreiche nie für mehr als eine Ablenkung gehalten - und ich werde sicher gerne in Erwägung ziehen, dass es nicht das Militär war, was sie ablenken wollten.« Pellaeon wandte sich an Luke. »Können die Jedi wirklich die Macht der Kolonie zerstören?«

Luke nickte und nutzte die Macht, um mehr Selbstvertrauen auszustrahlen, als er wirklich empfand. »Das können wir.«

»Ihr verzeiht mir sicher, wenn ich wissen möchte, wie«, sagte Omas.

»Ganz einfach.« Es war Jacen, der das sagte. »Wir ziehen Raynar Thul aus dem Verkehr.«

Pellaeon und Omas wechselten einen unsicheren Blick, dann fragte Omas: »Mit aus dem Verkehr ziehen, meinen Sie.«

»Wir meinen, wir tun, was notwendig ist. um ihm seinen Einfluss zu nehmen«, sagte Luke. Er war immer noch nicht bereit, sich darauf festzulegen, einen seiner eigenen Jedi-Ritter umzubringen - zumindest nicht öffentlich. »Aber wenn wir die Kolonie zerstören wollen, ist das nicht genug. Ich werde Lomi Plo finden und töten müssen.«

Pellaeon kniff die Augen zusammen. »Und das könnt Ihr? Ich dachte, sie sei unsichtbar.«

»Diesmal wird sie nicht unsichtbar sein«, sagte Luke. »Und wir haben außerdem noch einen zweiten Plan.«

»Ach ja?« Han zog die Brauen hoch.

Luke nickte. »Etwas, das Cilghal entwickelt hat, als ihr, du und Leia, euch in Lizil umgesehen habt.«

Luke verlor kein Wort darüber, dass es für diese Mission seiner Schwester und seines Schwagers keine offizielle Erlaubnis gegeben hatte. Trotz Leias Bedenken, weil er sich zum alleinigen Anführer der Jedi gemacht hatte, war sie der Allianz und dem Orden offensichtlich immer noch ergeben. Das hatte sie bewiesen, als sie und Han zurückgekommen waren, um vor den Staatsstreichen zu warnen, statt weiter Jaina und Zekk zu folgen.

Als Luke nicht näher ausführte, um was es bei Cilghals Entdeckung ging, wurde Pellaeon ungeduldig, »Meister Skywalker, Ihr habt offenbar einen Plan, diese gesamte Krise zu beenden. Würdet Ihr bitte aufhören, die Zeit des Staatschefs zu verschwenden, und ihn uns erläutern?«

Luke lächelte. »Selbstverständlich.«

Er umriss die Grundlagen des Plans, den er und Mara in letzter Zeit entwickelt hatten, und skizzierte, was er von Seiten der Streitkräfte brauchte, wie die Jedi der Allianz eingesetzt würden und was sie von Staatschef Omas erwarteten. Als er fertig war. hatte sich die Stimmung auf der Kommandoplattform erheblich verändert.

»Nur. damit ich es wirklich verstehe«, sagte Omas. »Das wird die Kolonie zerstören, aber nicht die Killiks?«

»Stimmt«, sagte Luke. »Und selbst wenn sich die Kolonie irgendwie neu bilden sollte, wird sie sich nicht ausdehnen können.«

Omas nickte, dann sah er Luke direkt in die Augen. »Und Ihr sagtet wirklich: >die Jedi der Allianz<?«

Luke lachte, wobei er versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie betrübt er innerlich war. »Ja«, sagte er. »Die Jedi dienen der Macht - aber das können wir nicht in einem Vakuum tun. Wir brauchen die Galaktische Allianz ebenso dringend, wie sie uns braucht.«

»Also dann!« Omas' Miene hellte sich auf, und er wandte sich Pellaeon zu. »Was halten Sie von den Plänen unserer Jedi?«

Pellaeon zwirbelte zerstreut und nachdenklich die Bartenden, dann verzog er anerkennend das Gesicht. »Es ist ein hinterlistiger Plan«, sagte er. »Er gefällt mir.«

Ein schreckliches, zerfetzendes Geräusch drang aus den Wolken herab, Jaina blickte auf und sah ein weiteres Geschwader von Chiss-Raketen, das durch den Regen fiel. Es war Tage her - mehr als eine Woche -, seit der Große Schwärm unter den Landungsschiffen des Feindes aus dem Boden gekommen war, aber die Raketen hatten nicht nachgelassen. Sie fielen Tag und Nacht, zeichneten Streifen weißen Feuers an den Himmel und zogen grüne Insektizidwolken hinter sich her, und das endlose Grollen beanspruchte die Nerven gewaltig.

Jaina machte eine ausholende Handbewegung und nutzte die Macht, um drei Raketen zurück zu ihren Werfern zu schicken. Die anderen beiden fielen hinter ihr in den entlaubten Dschungel und detonierten in gleißendem Licht, schleuderten Baumstämme in alle Richtungen, und tödliche Strahlung breitete sich im Umkreis von mehreren hundert Metern zwischen den kahlen Bäumen aus.

Sofort starben Hunderte von Killiks. Tausende würden noch sterben, sobald die giftigen Wolken sich auf den Dschungelboden senkten und ihren Tribut forderten. UnuThul drängte den Großen Schwärm weiter und füllte jeden Thorax mit dem gleichen unwiderstehlichen Zwang: Angriff, Angriff, Angriff. Jaina verspürte das gleiche Hämmern in ihrer eigenen Brust. Die Killiks mussten die Front der Chiss überrennen, und zwar sofort.

Es gab nur ein Problem.

Der Dschungelboden lag bereits so tief unter toten Killiks und Stücken von toten Killiks begraben, dass Jaina sich kaum bewegen konnte. Stellenweise watete sie buchstäblich durch Teiche von Insektenblut und Innereien oder musste über Berge von zerfetztem Chitin klettern. Die feindlichen Linien blieben dabei so unerreichbar wie eh und je. Denn für hundert Meter, die der Große Schwärm näher kam, zogen sich die Chiss hundertundeinen Meter zurück. Am Ende würde ihnen natürlich der Raum zum Rückzug ausgehen, aber Jaina fragte sich langsam, ob der Kolonie nicht zuvor die Killiks ausgehen würden.

Sie schlüpfte hinter den Stamm eines riesigen Mogo, ging in die Knie und behielt die flackernde Schlacht vor sich im Auge, während sie ihre Wasserflasche öffnete. Das Problem war nicht, dass die Killiks die Feinde nicht töteten. Jaina konnte ein halbes Dutzend verängstigter Chiss sehen, die an ihrer Rüstung rissen, um zu den Jooj darunter zu gelangen, und Rekkers sprangen rasch aufeinanderfolgend über Befestigungen und warfen Chiss-Soldaten in den Wald hinaus - oft in Stücken.

Das Problem bestand darin, dass die Killiks erheblich weniger effizient waren als die Chiss, da UnuThuls Wille sie zwang, ziemlich gedankenlos anzugreifen. Sie rannten gegen Feuerwände von Charric-Beschuss, während der Feind verborgen und geschützt hinter seinen provisorischen Befestigungen saß und sich nur einem Angriff stellte, wenn so viele Killik-Leichen aufgetürmt waren, dass die Chiss sich in eine andere Position begeben mussten, wo sie ein freieres Schussfeld hatten.

Jaina drehte sich um, suchte nach ihrem neuesten Kommunikationsassistenten - sie verlor mindestens einen Wuluw am Tag - und sah nur die beiden Squibs mit dem schwarzen Fell, die sich offenbar vorgenommen hatten, ihr Deckung zu geben.

»Wuluw?!«, rief sie.

Es klackte leise am Fuß des Mogo-Baums. und als sie in diese Richtung blickte, sah sie den kleinen braunen Killik. der unter einem Wurzelknie hervorkroch.

»Was machst du da unten?«

»Ubb.«

»Na gut.« Jaina seufzte. »Verschwinde nur nicht vollkommen.«

Wuluw zog sich unter die Wurzel zurück, bis man nur noch eine winzige Fühlerspitze sehen konnte.

Die durchnässten Squibs lachten ganz offen und verspotteten Wuluw wegen ihrer Feigheit - bis ein Charric-Strahl Langnases Kopf streifte und ihm ein handbreites Fellband wegbrannte.

»Rurub«, summte Wuluw aus ihrem Schlammloch.

»Ich bin überzeugt, dass du nicht über mich lachst. Käfer.« Langnase hob seinen Repetierblaster. »Dazu bist du nicht mutig genug.«

»Hört auf damit«, sagte Jaina. Sie benutzte die Macht, um die beiden Squibs wegzuschieben, dann sagte sie in Richtung Wuluws Versteck: »Sag UnuThul, das hier funktioniert nicht. Wir müssen langsamer werden und aus einer Stellung heraus.«

»Bb!«, gab Wuluw zurück.

»Doch, das müssen wir«, betonte Jaina. »Bei diesem Tempo werden dem Schwärm bald die Soldaten ausgehen!«

»Bruu ruu urubu.« Wuluw gab immer noch UnuThuls Botschaft wieder. »Urbu!«

»So groß ist nicht einmal die Armee der Kolonie!«, protestierte Jaina. »Die Chiss metzeln uns zu Millionen nieder.«

»Ur bu!«, wiederholte Wuluw. »Urub buh ruuur uur.«

»Was meinst du damit, du wirst nicht zu erreichen sein?«, wollte Jaina wissen. »Du bist der Kommandant, UnuThul! Du kannst nicht einfach das Schlachtfeld verlassen!«

»Bu'ub bur«, übermittelte Wuluw. »Urbu!«

Der »Vertrau mir«-Befehl wurde von dem dunklen Druck von UnuThuls Willen begleitet und drängte Jaina, den Angriff fortzusetzen und die Chiss-Linien zu überrennen. Alles hing davon ab.

»Was bleibt uns sonst übrig?«, knurrte Jaina. »Aber bevor UnuThul geht, gibt es etwas, was er über die Chiss wissen muss.«

»Ub?«

»Sie ergeben sich nicht«, berichtete Jaina. »Selbst wenn sie keine Möglichkeit mehr haben, weiterzukämpfen, zwingen sie uns. sie umzubringen.«

»Uuuu«, knurrte Wuluw. »Bu?«

»Sie denken anscheinend, wir würden Eier in sie legen«, sagte Jaina, »und lassen unsere Larven sie fressen, wie es das.«

Jaina konnte sich nicht an den Namen des Nestes erinnern, das auf Kr diese schrecklichen Dinge getan hatte.

»Wie es bei Qoribu geschehen ist«, schloss sie.

Wuluw lieferte UnuThuls Antwort schnell - zu schnell. »Buub urr bubb.«

»Das ist mehr als nur ein Gerücht«, widersprach Jaina. »Wir haben gesehen, was auf Kr passiert ist. Ebenso wie du. UnuThul.«

»Ubbb ruur?«, fragte Wuluw für UnuThul. »Burrubuur rububu ru.«

»Mag sein«, sagte Jaina. Der Druck, anzugreifen, war inzwischen zu einem dunklen Gewicht geworden, das ihre Brust niederdrückte und sie drängte, ihre Erinnerungen noch einmal durchzugehen. »Es war tatsächlich dunkel in der Larvenhöhle. Wir könnten falsch verstanden haben, was wir sahen.«

»Buuu ururub«, übermittelte Wuluw. »Bbuurb u rubur ru u.«

»Das ist es wahrscheinlich«, stimmte Jaina zu.

Sie wusste, dass UnuThul ihr bestimmte Schlüsse aufzwang, dass sie sich irgendwo tief drinnen anders an die Ereignisse erinnerte. Aber Zekk versteckte sich immer noch mit dem fliegenden Schwärm in den Bergen, zu weit entfernt, um ihre Gedanken zu teilen und ihre Entschlossenheit zu unterstützen. Ohne ihn fehlte ihr einfach die Kraft, sich UnuThuls Willen zu widersetzen.

»Es würde zu den Chiss passen, so etwas zu erfinden«, sagte sie schließlich. »Das muss es sein. Sie haben Angst, dass ihre Soldaten sich der Kolonie ergeben.«

»Bur.«

Wuluw machte sich daran, UnuThuls Befehle noch einmal zu wiederholen, und wies Jaina an. den Angriff an allen Fronten voranzutreiben. Selbstverständlich war es nicht wirklich nötig, den Befehl selbst weiterzugeben. Der gesamte Schwärm spürte den gleichen Druck im Thorax, den Jaina in ihrer Brust wahrnahm, und er begann seine Anstrengungen zu verdoppeln: Die Rekkers sprangen in Wellen über die Befestigungen der Chiss, die Jooj schwärmten in einer summenden braungrünen Wolke durch den Dschungel.

Jaina achtete darauf, dass Wuluw bei ihr blieb - und dass sie immer wusste, wo diese Squibs waren -, und machte sich auf zu den fernen Bergen, die hinter Regen und Nebel verborgen lagen. Sie hätte sich in jede Richtung wenden können, da der Schwärm die Chiss aus allen Richtungen angriff. Aber in den Bergen wartete Zekk, und Jaina sehnte sich danach, ihm so nahe wie möglich zu sein. Da Taat immer noch im Utegetu-Nebel festsaß, war er jetzt ihr gesamtes Nest - die Worte, die ihre Gedanken vervollständigten, der Schlag, der ihr Herz antrieb -, und wenn sie an diesem Tag sterben sollte, wollte sie es in seiner Nähe tun.

Plötzlich wurde das Zischen der Charric-Gewehre leiser, und der Schwann kam schneller voran. Jaina hatte endlich die Killik-Gedärme und das Blut hinter sich und sah nichts anderes vor sich als huschende Insektenglieder und schwirrende Flügel. Es gab nirgendwo Chiss. keine Todesstrahlen flackerten, um die Kolonie zu bremsen. Jaina konnte nicht glauben, dass sie tatsächlich die legendäre Disziplin der Chiss besiegt haben sollten, dass UnuThuls letzter Aufruf alles gewesen war, was sie brauchten, damit der Schwann durch die feindlichen Linien brach. Etwas stimmte nicht.

Jaina blieb stehen und drehte sich zu Wuluw um. »Stopp! Sag ihnen, sie sollen stehen bleiben. Das ist eine.«

Knatternde Schüsse hallten durch die Bäume, dann brach der Dschungel in ein Gewitter aus explodierenden Artilleriegranaten und splitterndem Holz aus. Ganze Baumwipfel fielen herab und erdrückten Tausende unglückliche Insekten, grüne Dampfschwaden begannen sich zwischen den Mogos auszubreiten und auf den Waldboden niederzusinken.

Die Killiks hielten inne und summten erschrocken, benutzten ihre Flügel und versuchten den Dunst davon abzuhalten, sich auf ihre Körper zu setzen, aber die Artilleriegranaten fielen weiter. Die Dampfschwaden wurden dichter und schlossen sich schließlich zu einem einheitlichen Bodennebel zusammen. Der Regen schien es noch schlimmer zu machen, als würde das Insektizid durch Wasser erst aktiviert. Der Strom von Jooj verharrte, auf dem Dschungelboden wimmelte es von sich windenden Rekkers, und Jaina begann von dem ekelerregend süßen Geruch des tödlichen Gases zu würgen.

Sie benutzte die Macht, um ein Loch in den grünen Nebel zu reißen. Bevor sie noch das Elektrofernglas vom Gürtel nehmen konnte, war das Loch überfüllt mit heranstürmenden Rekkers. Sie wollte auf einen Mogo-Stamm springen, damit sie über sie hinwegsehen konnte, doch ihr wurde klar, wie ungeschützt sie dort sein würde, und sie ließ es lieber bleiben.

»Befiehl diesen Soldaten, sie sollen warten!«, sagte Jaina zu Wuluw. »Ich muss etwas sehen.«

Wuluw hatte den Befehl kaum bestätigt, als die Rekkers auf den Dschungelboden sackten. Jaina benutzte das Fernglas und spähte durch den Tunnel in der grünen Wolke, den sie mithilfe der Macht offen hielt. Selbst nachdem die Chiss alles entlaubt hatten, war es beinahe unmöglich, sehr weit durch den dichten Wald zu sehen. Doch schließlich entdeckte sie Mündungsfeuer hinter einem Fünfzig-Meter-Mogo. Sie versetzte dem Baum einen festen Stoß mit der Macht und ließ ihn krachend zu Boden stürzen.

Ein Durcheinander von Charric-Strahlen verwandelte die ausgerissenen Wurzeln in einen Schwall von Dreck und rauchenden Splittern, aber Jaina verschwendete keine Zeit damit, nach den Angreifern zu suchen. Das Feuer war schnell und präzise gewesen, was bedeutete, dass es von der Chiss-Infanterie kommen musste, und das erzählte ihr viel von dem, was sie wissen musste.

Den Rest entdeckte sie. als ein weiteres Mündungsfeuer im Sucher ihres Fernglases aufzuckte. Sie konzentrierte sich auf den Blitz, vergrößerte das Bild und fand sich der klotzigen Silhouette eines Metageschützes gegenüber, einer der größten Waffen, die die Chiss bei ihren Landungen absetzten. Das Metageschütz konnte Maserstrahlen abfeuern, aber nach einem einfach durchzuführenden Wechsel des Rohrs auch Blastergeschosse und sogar primitive Artilleriegranaten.

Die Waffe war allerdings nicht imstande, schnell auf eine Veränderung der Taktik zu reagieren.

»Alle auf die Bäume«, befahl Jaina. Das Insektizid der Chiss würde in den Wipfeln des Dschungels nicht so wirkungsvoll sein, da es dort rasch vom Wind aufgelöst wurde oder zu Boden sank. »Rückt schnell vor. bis der Feind anfängt, in die Wipfel zu schießen, dann lasst euch wieder herunterfallen und macht so weiter. Erwartet Beschuss durch Nahkampfwaffen.« Sie warf einen Blick auf den Entfernungsmesser. ». etwa einen Kilometer von hier.«

Wuluw hatte die Befehle bereits weitergegeben und kletterte schon den nächsten Mogo hinauf. Die Squibs folgten ihr auf dem Fuß. Jaina befestigte Fernglas und Lichtschwert wieder am Gürtel, dann eilte sie hinterher und gab während des Kletterns weitere Befehle.

»Berichtet allen Nestern, dass es so aussieht, als hätten die Chiss ihre schwere Artillerie hergebracht, um uns aufzuhalten.«

Wuluw hörte auf zu klettern. Sie drehte den Kopf, und ihre Fresswerkzeuge waren erschrocken gespreizt, als sie Jaina ansah.

»B-b-bu?«

»In der Tat«, bestätigte Jaina. »Aber mach dir keine Sorgen. Wir werden nicht zulassen, dass dir etwas zustößt.«

Wuluw legte zweifelnd die Fühler an. »Buur urbu ruub u.«

»Diesmal meine ich es ernst.« Jaina nutzte die Macht, um mit einer Hand eine Insektizid-Nebelbank wegzuwedeln, die in ihre Richtung wallte. »Klettere einfach weiter und mach deine Arbeit! Die anderen Nester brauchen diesen Bericht.«

Wuluw stieß durch ihre Atemlöcher Luft aus, dann drehte sie den Kopf zurück und kletterte weiter. Einen Augenblick später begann sie zu summen und gab die Freude der anderen Nester darüber wieder, wie sich die Schlacht entwickelte Kolosolok würde bald schon den Rand des Schlachtfelds erreichen.

Schließlich hatten sie die Nebelschicht hinter sich gelassen und befanden sich in den Überresten des Dschungelwipfels. Alles Laub war verschwunden, und so wirkte es, als kratzten die riesigen Mogos mit den gekrümmten Fingern ihrer nackten Kronen an den Regenwolken. Der Artilleriebeschuss hatte überraschend wenige Löcher in die graue Fläche gerissen, und es gab sogar ein paar verwirrte Vögel, die tief über den nassen Wipfeln kreisten.

Zu Jainas Erleichterung hatten Tausende Rekkers die gefährliche Kletterpartie vom Dschungelboden in die Wipfel überstanden. Sie drängten bereits durch den Regen vorwärts, sprangen mit einer Kraft und Geschmeidigkeit von Wipfel zu Wipfel, um die selbst Wookiees sie beneidet hätten - wären sie imstande gewesen, über die sechs Glieder, die Fühler und die langen herabhängenden Bäuche der Rekkers hinwegzusehen.

Die Jooj rückten ein wenig anders vor. Ihre Schwärme wanden sich in riesigen, sich biegenden Decken durch die Wipfel, wichen Lücken im Walddach aus und schufen lange, wimmelnde Brücken aus ihren eigenen Körpern.

Die Chiss-Artillerie verwüstete weiterhin den Boden unter ihnen, und hin und wieder fiel die Krone eines Mogo in das giftige Durcheinander, während erschrockene Killiks in die nächsten Baumwipfel zu springen versuchten.

Ansonsten jedoch konnte die Kolonie ungehindert vorrücken. Rekkers und Jooj liefen weiterhin hinter Jaina die Bäume herauf, und so weit das Auge reichte, bewegte sich vor ihr eine unaufhaltsame Flut von Insekten auf die Linien der Chiss zu.

Jaina wandte sich an Wuluw. »Wie gut kannst du springen?«

»Bub bu«, gab das Insekt zu.

»Das dachten wir uns schon«, sagte Jaina. Sie drehte Wuluw wieder den Rücken zu. »Spring rauf.«

Der Killik sprang und schlang alle sechs Glieder um Jainas Körper.

»Was ist mit euch beiden?«, fragte Jaina die Squibs.

Sie legten die nassen Ohren an. »Mach dir keine Sorgen um uns. Püppchen«, sagte Narbenwange. »Wir sind direkt hinter dir.«

»Tut mir leid - ich wollte euch nicht beleidigen«, sagte Jaina. Sie nickte zu den Chiss-Linien hin. »Warum geht ihr nicht voraus?«

Sie richteten einen Augenblick ihre dunklen Augen auf Jaina, dann schlangen sie sich die Repetierblaster auf den Rücken und kletterten auf allen vieren weiter. Als sie eins Ende des Astes erreichten, breiteten sie die Arme aus und glitten beinahe zwanzig Meter weit in die Krone des nächsten Baums.

Als sie dort auf Jaina warteten, drehte sie sich um und sprach über die Schulter Wuluw an.

»Was wissen die Nester über die beiden?«

»Urubu bubu rbu«, antwortete Wuluw.

»Ich weiß, dass es Squibs sind!«, sagte Jaina. »Was machen sie hier?«

»Bubuu urrb.«

»Außer, dass sie Chiss umbringen«, sagte Jaina.

»Ruubu bu«, antwortete Wuluw. »Ub rur uru.«

»Das reicht nicht«, fauchte Jaina gereizt. »Leute durchqueren nicht die gesamte Galaxis, um in anderer Leute Kriegen zu kämpfen - vor allem nicht Squibs.«

»Urub r buur.«

»Was für ein Ding hat sie geschickt?«, wollte Jaina wissen.

»Urub u ur r Buur.«

»Einfach Das Ding?«, fragte Jaina. »Wir haben noch nie von Dem Ding gehört.«

»Rburubru uburburu buu«, erläuterte Wuluw. »Urb u?«

»Na gut.«

Jaina klickte gereizt in der Kehle, aber es hatte keinen Sinn. Wuluw noch mehr Fragen zu stellen. Die Motivationen von Insekten waren schlicht. Wenn ein Handelspartner, dem sie vertrauten, anbot, jemanden zu schicken, der beim Kampf gegen die Chiss half, dann stellten die Killiks nicht viele Fragen. Sie wies Wuluw an. sich gut festzuhalten, dann folgte sie den Squibs mit Machtsprüngen.

Sie hatten vielleicht den halben Weg zu den Metageschützen zurückgelegt, als ein absteigendes Heulen über dem Dschungel ertönte, Jaina schaute in Richtung des Geräuschs und sah die dunklen Flecke einer AirStreaker-Staffel, die durch den Regen auf sie zukam.

»Sohn einer Sithhure!«, fluchte Jaina.

Zekk und sein Schwärm hatten die AirStreakers bei der ersten Landung angegriffen und ziemlich dezimiert. Daher hatte Jaina nicht erwartet, dass die Chiss die Überbleibsel des Geschwaders mitten in diesem Sturzregen aufs Spiel setzen würden.

Sie zeigte auf die Mitte der Formation, dann dehnte sie sich in der Macht aus und schob einen der AirStreakers auf seinen Flügelmann zu. Der zweite Flieger wich aus, und der erste versuchte sich Jainas Zugriff zu widersetzen. Der Rest der Staffel eröffnete eine Sekunde darauf das Feuer. Eine Rauchwand explodierte im Dschungeldach und begann auf sie zuzuwogen.

»Sag Zekk, er soll den Flügelschwarm hierherbringen, sofort!«, sagte Jaina über ihre Schulter.

»Bb.«

»Nein?«, kreischte Jaina. »Wir haben Feuerkäfer!«

Wuluw erklärte, dass UnuThuls Befehle vollkommen klar gewesen waren. Der fliegende Schwärm solle nicht angreifen, bevor die Chiss mit der Evakuierung anfingen.

»Die Chiss werden nicht evakuieren, wenn wir diese AirStreakers nicht aufhalten!«, protestierte Jaina. »Sie werden keinen Grund dazu haben, denn alles, was vom Großen Schwärm übrig bleibt, wird ein Dschungel voller weggemaserter Käfer sein!«

»Rruub um bubub«, berichtete Wuluw. »Ubbuburu buub.«

»Es ist mir egal, ob die Kolosoloks angreifen«, sagte Jaina. »Das wird uns hier oben nicht viel nützen, oder?«

»Urbuubur. buubu urubu.«

»Oh.« Jaina schwieg einen Moment, denn sie versuchte immer noch, den AirStreaker gegen seinen Flügelmann stoßen zu lassen. »Wenn man es so betrachtet, sind wir vielleicht wirklich ersetzbar.«

Eine Feuerkugel erschien über den Wipfeln, als Jaina schließlich Erfolg hatte. Mit einigem Glück war einer der AirStreakers, die sie erledigt hatte, der des Kommandanten gewesen. Aber sie ging nicht wirklich davon aus, dass das die Staffel verwirren würde. Die Chiss waren viel zu gut organisiert, um sich durch so etwas wie Opfer von ihren Plänen abbringen zu lassen.

Wuluw fing an zu zittern. »Uuuu buuuu...«

»Ach, hab dich nicht so«, sagte Jaina. Die Staffel war jetzt so nahe, dass sie die Silhouetten einzelner AirStreakers mit ihren nach unten gebogenen Flügeln erkennen konnte. »Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm.«

»Bu unu tu.«

»Schau, du solltest nicht alles glauben, was wir sagen«, riet Jaina.

»Urbur?«

»Wirklich nicht«, bekräftigte Jaina. Sie richtete den Blick wieder auf die AirStreaker-Staffel, dann tastete sie in der Macht nach Zekk, konzentrierte sich angestrengt und versuchte ihn ihren Schrecken durch das Kampfgeflecht spüren zu lassen. »Menschen übertreiben manchmal.«

Wuluw hörte auf zu zittern und blieb einen Moment seltsam still, dann berichtete sie: »Burubu ruburu.«

»Ist er?« Jaina tat überrascht. »Nun, Zekks StealthX wird ihnen nichts verraten. Die Chiss können ihn nicht einmal sehen.«

»Ur!« Wuluw klackte entzückt mit den Fresswerkzeugen, dann rieb sie die Fühler über Jainas Gesicht. »Burrb u!«

»Schon gut! Das reicht!« Jaina lachte. »Wenn wir hier herauskommen wollen, muss ich immer noch sehen können.«

Wuluw zog ihre Fühler augenblicklich zurück.

Sobald Jaina wieder klar sehen konnte, bemerkte sie, dass sie die Squibs aus den Augen verloren hatte. Wahrscheinlich hatten sie sich wieder in den Dschungel hinunterfallen lassen, sobald die AirStreakers aufgetaucht waren, und zogen es vor, lieber die Metageschütze anzugreifen. Jaina hatte keine Zeit, sich darüber Sorgen zu machen. Sie konnte sehen, dass die AirStreakers nun hin und her flogen, eine Wand aus Maserstrahlen vor ihnen errichteten und einen Bereich der Dschungelkronen in Flammen setzten, der einen Kilometer weit reichte.

Jaina dehnte sich in der Macht aus und versuchte noch einen AirStreaker zu schubsen, aber die Chiss lernten schnell. Ihr Ziel zog die Maschine einfach weg von der Staffel und stieg auf. Dann kämpfte der Pilot gegen den Machtzugriff an, bis er in den Wolken war und sie ihn aus den Augen verlor. Jaina beschloss, dass ein Durcheinander ebenso gut war wie Zerstörung, und sie begann die anderen Flieger zu schubsen. Alle verschwanden in den Wolken - und kehrten einen Augenblick später zurück, in perfekter Formation und näher als zuvor.

»Beeil dich, Zekk!«, flüsterte Jaina.

»Ubr?«

»Ich sagte, wir müssen weiter vorstoßen«, erwiderte Jaina, die Wuluw nicht wieder beunruhigen wollte. »Sehen wir mal, ob wir einen guten Beobachterposten finden können.«

Sie vollzog einen Machtsprung auf einen besonders hohen Mogo, nutzte die Macht, um sich leichter zu machen, und kletterte hoch in die dünnsten Äste, bis sie bis zu den Bergen sehen konnte. Durch das Gewirr von nackten Ästen und Zweigen waren auf dem Dschungelboden mehrere Metageschütze zu sehen, etwa einen halben Kilometer vor ihnen. Jaina nahm wieder das Elektrofernglas vom Gürtel und sah, dass die Mannschaften beschäftigt waren, die Konfiguration der Waffen zu ändern und die ballistischen Rohre durch von weiter werdende Strahler zu ersetzen, die für den Nahkampf besser geeignet waren.

»Die Rekkers sollen diese Metageschütze sofort angreifen!«, wies Jaina Wuluw an. »Wenn sie in den nächsten dreißig Sekunden nicht dort sind, werden diese Maserfächer sie zerfetzen.«

»Ru.«

Jaina checkte die Fortschritte der AirStreakers. Sie waren jetzt so nahe, dass sie die Ausstoßfächer unter den Flügeln aufblitzen sehen konnte, wenn sie ihre Maserstrahlen abschössen - und sie konnte das Holz knistern hören, als die Mogo-Bäume in Flammen aufgingen. Sie versuchte wieder mit der Macht zu schubsen, und wieder gelang es ihr nur. die gesamte Staffel für weniger als drei Sekunden in die Wolken zu schicken.

Jaina tastete erneut nach Zekk und drängte ihn, sich zu beeilen. Zur Antwort füllte sich das Geflecht mit Beruhigung.

Jaina hob das Fernglas wieder an die Augen und sah sich den Rest des Schlachtfelds an. Fünf Kilometer hinter den Metageschützen glühte der Perimeterschild der Chiss durch den Schlachtenrauch, eine goldene Wand, die flackerte und blitzte, als die Horden der Kolonie mit Katapulten. Magkanonen und anderen primitiven Feldgeschossen angriffen. Die Chiss feuerten mit Masergeschützen zurück, die auf gepanzerten Truppenfahrzeugen montiert waren, und richteten das meiste Feuer auf eine Linie von etwa fünfzig moosbedeckten kleinen Hügeln, die aussahen, als bewegten sie sich langsam vorwärts.

Kolosolok griff an.

Jaina betrachtete das Spektakel ehrfürchtig. Diese riesigen Insekten waren länger als fünfzig Meter und höher als zehn. Sie erinnerten an Spinnenschaben von der Größe eines Frachters und hatten einen breiten, ein wenig gebogenen Panzer, der ihren ganzen Rücken bedeckte. Auf ihren Köpfen saß ein Dickicht aus schwarzen Fühlern, das eher wie Hörner wirkte.

Obwohl der Kolosolok-Angriff von Weitem langsam und benommen wirkte, bewegten sie sich tatsächlich so schnell vorwärts, dass die anderen Killik-Soldaten, die ihnen folgten, kaum Schritt halten konnten. Masergeschütze nützten nichts gegen diese riesigen Insekten. Die Strahlen prallten wirkungslos von ihrem dicken Kopfchitin ab oder rissen drei Meter tiefe Krater in das schwammige grüne Moos, das ihren Thorax bedeckte. Und wenn tatsächlich einmal ein Strahl das Chitin durchdrang, schien das kurze Aufsprudeln von braunem Blut unbemerkt zu bleiben - zumindest vom Opfer.

Das Knistern der Feuer in den Wipfeln steigerte sich zu einem immer lauteren Tosen, und Wuluw begann wieder zu zittern.

»Rurb u brubr uh.«

»Wir können jetzt nicht gehen.« Jaina senkte das Fernglas nicht. »Diese Metageschütze sollten mit ihrem Strahlenbeschuss etwa.«

Ein gewaltiges Röhren erhob sich drunten im Dschungel und schüttelte Jainas Baum so heftig, dass sie die Macht nutzen musste, um sich an dem Zweig festzuhalten, auf dem sie saß.

»... jetzt anfangen!« rief sie. »Halte dich fest!«

Lautes, lang gezogenes Krachen ertönte aus einem Bereich in der Nähe der Metageschütze und uralte, hundert Meter hohe Mogo-Bäume stürzten um, da der untere Teil der Stämme unter ihnen weggeschossen worden war.

Jaina betrachtete weiter den Perimeterschild. Das war der

Schlüssel, der Ort, an dem der Kampf gewonnen oder verloren würde. Die Chiss-Verteidiger änderten ihre Taktik und stellten sich auf ihre Truppentransporter, um Gasgranaten und Vapozünder abzuschießen. Die Gasgranaten schienen sich auch auf die Kolosoloks auszuwirken, ließen sie erzittern und stolpern, wenn eine sie wirklich traf. Die Vapozünder rissen große Löcher in ihr Chitin, was manchmal dazu führte, dass sich eine Flut von Blut und Organen daraus ergoss, groß genug, um die riesigen Insekten auf den Bauch fallen zu lassen. Selbst dann krochen die gewaltigen Krieger noch vorwärts.

Die Chiss-Waffen waren einfach zu schwach, um Kolosolok wirklich aufzuhalten. Mehr als die Hälfte des Nestes erreichte die Begrenzung der Chiss-Stellungen lebend und begann sich in den Energievorhang zu schieben, schnappte mit den Fresswerkzeugen zu, krallte riesige Gruben in den Boden und diente für Ströme von Killik-Soldaten, die auf ihren Rücken kletterten, als Belagerungstürme.

Ein kaltes Kribbeln regte sich an Jainas Wirbelsäule. Sie senkte das Fernglas, fuhr herum und starrte hinunter in den Dschungel auf die Stelle, von der das Gefühl offenbar ausging. Sie sah nichts als Schatten. Sie dehnte sich in der Macht aus, doch da wurde das Heulen eines sich nähernden AirStreakers zu einem Kreischen, die Hitze der brennenden Wipfel wärmte Jainas Gesicht, und sie wusste, dass Zekk es nicht rechtzeitig geschafft hatte.

Sie wandte sich dem Geräusch zu und sah durch die Kuppel eines AirStreakers direkt in die roten Augen einer Chiss-Pilotin.

Wuluw kreischte, und Jaina selbst hob die Hand, als wollte sie einen Schlag abweh ren. Aber statt ihre Handfläche zu den Ausstoßrohren zu drehen, bewegte sie die Finger seitlich und griff mit der Macht zu. um der Pilotin den Steuerknüppel des AirStreakers aus der Hand zu stoßen.

Die Chiss riss überrascht die Augen auf. Sie griff nach dem rebellischen Steuerknüppel, und Jaina sah nicht mehr, was sie danach tat. Der AirStreaker tauchte in den Dschungel ein und verschwand. Einen Moment später brodelte eine orangefarbene Feuerwolke durch die Bäume nach oben. Jaina spürte Hitze an den Fußsohlen, und Wuluw kreischte abermals und klammerte sich noch fester an sie.

Der Rest der Staffel röhrte vorbei und versprühte zu jeder Seite auf fünfzig Meter grellrote Feuervorhänge und erfüllte die Macht mit den Todesqualen von Tausenden von Killiks. Die Luft wurde sofort so heiß, dass Jainas Kehle sich zuzog.

Dann wurde das Kribbeln zwischen ihren Schulterblättern zu einem kalten Schauder. Sie sprang hinab, ohne vorher hinzusehen, und fiel durch den raucherfüllten Dschungel, ohne zu wissen, was unter ihr lag - sie wusste nur, dass sich die Gefahr, die sie spürte, dort unten befand. Jemand hatte sie im Visier.

Eine Salve von Blasterschüssen fegte an ihr vorbei und zwang sie zu einem ungelenken Machttaumeln, das Wuluw von ihr losriss. Sie drehte sich um, versuchte die Killik zu sich zurückzuziehen. und sah Wuluws Thorax zerplatzen, als ein Blasterschuss sie traf.

Jaina spürte den Tod der Killik, als wäre es ihr eigener. Ein schreckliches Feuer flackerte in ihr auf und knisterte bis in ihre Fingerspitzen, sehnte sich nach Erlösung, nach Rache. Ein Mogo-Ast erschien im Rauch unter ihr, und sie griff in der Macht danach, zog sich hinüber zu ihm und landete so sanft wie eine Feder auf ihm.

Eine Handvoll Blasterschüsse zerfetzte den Baumstamm und hörte dann plötzlich auf, als ihre Angreifer erkannten, dass sie in Deckung gegangen war. Jaina nahm das Lichtschwert vom Gürtel und machte einen Machtsprung zum nächsthöheren Ast, dann schlich sie sich näher an den Stamm und spähte um ihn herum, zum Ausgangspunkt der Blasterschüsse. Wie sie schon geargwöhnt hatte, hockten Langnase und Narbe in einer Höhlung des nächsten Stammes und sahen sich mit großen dunklen Augen nach ihr um.

Jaina verzog das Gesicht. Attentäter-Squibs.

Sie sah sich die Äste in der Nähe an und plante den Weg. der sie hinter die beiden Killer führen würde, in ihrem Zorn unsicher, ob sie sie gefangen nehmen oder einfach Rache nehmen sollte.

In diesem Augenblick berührte Zekk Jaina im Kampfgeflecht, fragte, ob sie verletzt sei, und drängte sie, sich zu konzentrieren. Rache war nicht wichtig - Rache war niemals wichtig. Nur die Schlacht zählte. Sie hatte eine Verantwortung gegenüber der Kolonie.

Jaina sah zum Himmel. Der Rauch war so dicht, dass sie kaum die grünen Regenwolken sehen konnte, aber sie hingen immer noch über ihr und ergossen immer noch Wasser auf den brennenden Dschungel.

Jaina fragte sich, wieso Zekk so lange gebraucht hatte, um sie zu erreichen. Plötzlich stand ihr das Bild angreifender Klauenjäger vor Augen. Selbstverständlich - die Chiss würden niemals ohne Deckung von weiter oben zuschlagen. Sie steckte das Lichtschwert weg, dann nutzte sie die Macht, um etwa dreißig Meter hinter Langnase und Narbe einen kleinen Ast abzuknicken.

Die beiden Squibs sprangen aus ihrem Versteck und eilten mit dem Kopf voraus den Baum hinunter, wobei sie sich so schnell bewegten, dass Jaina sich fragte, ob sie kletterten oder fielen. Sobald das Paar außer Sicht war, flüsterte sie hinter ihm her und benutzte die Macht, um ihre erboste Stimme weiterzutragen: »Wir beenden das hier später. Falls ihr so lange am Leben bleibt.«