Juun zog die Schubhebel zurück, dann glitt das Bild der DR919a davon, und das illusionäre Glühen ihrer imaginären Sublichtantriebe zwang alle im Cockpit, die Augen zu schließen. Luke drehte die Illusion leicht nach Backbord, als versuche das Schiff, die Piraten zu umfliegen. Inzwischen wurde die wirkliche DR919a von der zweiten Illusion getarnt. Die Zielalarme brachen ab, und das kalte Ziehen in Lukes Körper ließ langsam nach.
Tarfang heulte vor Entzücken, dann wandte er sich Luke zu und schnatterte aufgeregt auf ihn ein.
»Ich glaube wirklich nicht, dass Meister Luke Interesse hat, seine Position beim Jedi-Orden aufzugeben«, unterbrach C-3PO ihn.
Tarfang meckerte.
»Also gut, ich frage ihn.« C-3PO wandte sich an Luke und begann zu übersetzen. »Tarfang möchte wissen, ob Ihr Interesse habt, Euch der Besatzung des Neuners anzuschließen. Er ist sicher, dass Captain Juun Euch einen vollen Anteil zahlen würde. Und bei Eurer Begabung könnten sie wieder anfangen zu schmuggeln und würden ein Vermögen machen.«
Luke hatte kaum mehr genug Kraft, um Han einen flehenden Blick zuzuwerfen. Die Macht toste durch ihn wie Feuer, und es fiel ihm immer schwerer, die beiden Illusionen aufrechtzuerhalten.
»3PÜ hat recht. Tarfang«, sagte Han. »Ich mache Luke seit Jahren das gleiche Angebot, und er redet nur immer darüber, wie sehr die Galaxis ihn braucht.«
Vor dem vorderen Fenster begann es. heftig zu blitzen, als die Piraten das Feuer auf die gefälschte DR919a eröffneten. Luke behielt die leichte Drehung der Illusion bei und achtete darauf, dass sie ihren Angreifern immer ein wenig voraus war und sie von dem echten Schiff weglockte. Seine Haut fühlte sich dünn an wie Papier, und Hitzewellen peinigten seinen Körper, als das Zytoplasma in seinen Zellen zu kochen begann. Aber er machte weiter. Im vergangenen Jahr hatten er und Jacen an Überladungstechniken gearbeitet, also wusste er, dass er den Schmerz und die Erschöpfung beinahe unendlich lange ertragen konnte. Sein Körper würde teuer dafür bezahlen und innerhalb von Minuten um ein Jahr altern, aber er würde nicht zusammenbrechen.
Schließlich konnten sie den Piratenkreuzer mit bloßem Auge nicht mehr sehen, und das Navigationsdisplay der DR919a zeigte ihnen, dass das Schiff inzwischen viel zu weit entfernt war, um noch umzukehren und sie abzufangen. Luke verbarg ihr echtes Schiff weiterhin und schob den Köder noch tiefer in den Dunst. Allerdings hatten sie immer noch viele Piraten vor sich - und das war noch das geringste Problem.
Han und R2-D2 kehrten an ihre Arbeit an der Energieverteilung zurück, und der silbrige Halbmond vor ihnen wuchs zunächst zu einer Scheibe mit einer dunklen Seite und schließlich zu einer Halbkugel, die von weißem Dampf umgeben war. Der kalte Schmerz in Lukes Magen war beinahe vollständig verschwunden, aber nicht ganz. Er hoffte, dass es sich dabei nur um einen Überrest handelte, eine Nebenwirkung, die sich durch seine Verbindung mit der Illusion eingeschlichen hatte. Aber es konnte natürlich genauso gut auch Lomi Plo sein, die ihn in unbegründete Sicherheit wiegen wollte. Es gab keine Möglichkeit, das herauszufinden. Luke wusste einfach nicht genug darüber, was sie mit ihm machte.
Als sie dem Planeten näher kamen, nahm der Stern des Systems die Gestalt eines gewaltigen silbernen Strudels an, der Unmengen von Nebelgas in sich aufsaugte. Der Planet selbst schimmerte alabasterfarben mit unscharfen Rändern, eine Wolke weißer Helligkeit, umgeben von den dunklen Flecken von mehr als einem Dutzend Monden.
Die nur sehr grundlegenden Sensoren der DR919a konnten die dicken Wolken in der oberen Atmosphäre nicht durchdringen, aber die dichte Konzentration von Eiskristallen wies auf viel Wasser hin, und die Masse des Planeten sprach für einen felsigen Kern. Die Monde waren leichter zu untersuchen. Sie waren alle etwa acht Kilometer lang, eiförmig und strahlten von einem Kernbereich nahe den dickeren Enden Hitze aus.
»Das sind keine Monde!«, sagte Han, der über Tarfangs Schultern spähte. »Das sind Nestschiffe!«
Luke kam sich nur noch dumm vor. Bis zu diesem Augen blick hatte er geglaubt, das Problem mit den Utegetu-Nestern sei überwiegend ein Missverständnis. Dass Raynar und Unu wegen des Fizz zornig geworden und durch ihren Zorn vorübergehend unter den Einfluss des Dunklen Nests geraten waren. Aber hier gab es nun fünfzehn Nestschiffe: eins für jedes der vierzehn Nester, die die Kolonie auf den Planeten des Nebels eingerichtet hatte, und ein weiteres Schiff für das Dunkle Nest. Selbst die Killiks konnten eine solche Flotte nicht in ein paar Monaten gebaut haben. Entweder hatten alle Utegetu-Nester schon den größten Teil des vergangenen Jahres unter dem Einfluss des Dunklen Nests gestanden oder Raynar und der Rest der Kolonie waren von Anfang an Teil des Plans gewesen. Wie auch immer, Luke fühlte sich verraten.
Er hoffte, dass die Piraten inzwischen annahmen, ihre Beute sei im Dunst des Nebels entkommen, beschleunigte den Köder noch einmal, ließ ihn dann los und wandte sich Han zu.
»Das beantwortet wohl. unsere Frage.« Es fiel dem Jedi-Meister schwer zu sprechen, da er weiterhin die DR919a unter der zweiten Illusion verbarg. »Jetzt ist ziemlich klar, wieso sie so versessen auf Reaktortreibstoff und Hyperantriebs-Kühlflüssigkeit waren.«
»Ja, aber ich wünschte wirklich, es wäre nicht wahr«, sagte Han.
»Warum?«, fragte Juun. »In den Geschichtsvids behaupten Sie immer, dass es sich auszahlt zu wissen, gegen wen man kämpft.«
»Habe ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen aufhören, sich diese Dinger anzusehen?« Ohne auf Juuns Einwand einzugehen, wandte sich Han wieder dem Energienetz zu. »Wir kommen eine Weile auch ohne Klimakontrolle aus. Und wer braucht schon Luftreiniger?«
Tarfang sprang von seinem Sitz auf und eilte erschrocken schwatzend auf Han zu.
»Tarfang will wissen, ob Sie den Verstand verloren haben«, sagte C-3PO. »Ohne Luftreiniger wird die Kohlendioxidkonzentration pro Stunde um zwölf Prozent ansteigen.«
»Kein Problem«, sagte Han. »So lange wird es nicht dauern.«
Juun riss die Augen auf und sah Luke über die Schulter an. »Das verstehe ich nicht.«
»Wir müssen sie aufhalten«, erklärte Luke. Der heiße Schmerz ließ langsam nach, als er aufhörte, so viel von elf Macht zu beanspruchen, aber das kalte Ziehen von Lomi Plos Aufmerksamkeit blieb. »Wir können ihnen nicht erlauben, eine ganze Flotte von Nestschiffen loszulassen.«
»Sie werden ganze Sektoren kahl fressen«, sagte Han. »Und noch schlimmer - sie werden die Bewohner dieser Sektoren zu Mitnistern machen.«
Juun riss den Mund auf und schwieg einen Moment, dann fing er plötzlich an, leise zu lachen. »Jetzt haben Sie mich wirklich reingelegt!« Er schüttelte den Kopf und schaute wieder nach vorn. »In den Geschichtsvids wurde nie erwähnt, dass Sie gerne Witze reißen.«
»Das war kein Witz, Captain Juun«. sagte Luke. Sic waren jetzt dem Planeten schon ziemlich nahe: einer riesigen, wirbelnden weißen Scheibe, die den größten Teil des vorderen Fensters ausfüllte. Der Jedi-Meister spürte unter den Wolken die Präsenz vieler Piraten, irgendwo nahe dem Äquator des Planeten. »Wir müssen sie wirklich aufhalten.«
»Wir...« Juuns Stimme brach. Er räusperte sich, dann versuchte er es noch einmal. »Wir müssen das tun?«
»Mir gefällt das auch nicht, Juun«, sagte Han. »Aber so etwas passiert nun mal, wenn man anfängt, sich mit Jedi abzugeben.«
Es klang wie ein Scherz, aber seine Worte enthielten einen Funken Wahrheit. Luke war sich bewusst, dass er als Einziger an Bord freiwillig zu diesem Einsatz aufgebrochen war. Alle anderen begleiteten ihn nur, weil sie zufällig in der Nähe gewesen waren, und keiner von ihnen schien besonders gut dafür ausgerüstet, um diese Sache zu überleben. Er war nicht sicher, ob er wirklich das Recht hatte, die anderen weiter mit hineinzuziehen, wenn er weitermachte. Aber als er dann daran denken musste, was geschehen würde, wenn die Killiks sich in der Galaxis verteilten, fragte er sich, ob er wirklich das Recht hatte, nicht alles Erdenkliche zu tun.
Der erste »Mond« wurde vor dem Fenster schnell größer. Das Schiff war etwa acht Kilometer lang und recht ungelenk. Es hatte einen Rumpf wie aus Stein, riesige Steuerflossen und zwei gewaltige Dockbuchten - aus einer stieg gerade ein ramponiertes fünfhundert Meter langes Passagierschiff auf. Luke ignorierte es und berührte das Nestschiff in der Macht. Es war voller Killiks. deren stoische Haltung vermuten ließ, dass es sich um das Taat-Nest handelte.
Beinahe sofort begann sich das kalte Ziehen in seinem Bauch wieder auszudehnen, als Lomi Plo auf den Kontakt reagierte. Luke holte ein paarmal tief Luft und versuchte das Gefühl mithülfe der Macht wegzuschieben, aber diesmal gelang es ihm nur zu verhindern, dass es sich weiter ausdehnte. Lomi Plo wurde stärker, je näher er kam.
»Captain Juun. wie dicht ist die Blockade der Allianz?«, fragte Luke. »Wird sie verhindern können, dass die Killiks in diesen Schiffen entkommen?«
»Selbstverständlich«, antwortete Juun. »Solange die Killiks die üblichen Routen benutzen, um den Nebel zu verlassen.«
»Was ist mit den nichtüblichen Routen?«, fragte Han.
Tarfang schnatterte und schüttelte den Kopf.
»Tarfang weist daraufhin, dass Piraten niemals die üblichen Routen benutzen«, übersetzte C-3PO. »Ebenso wenig wie Leute, die schwarzen Membrosia schmuggeln.«
»Vergiss die Blockade, Luke«, sagte Han. Er klappte die Kontrolle der Energieverteilung zu. dann verriegelte er sie. »Wenn du willst, dass etwas geschieht, müssen wir es schon selbst tun.«
Luke seufzte. »Du hast recht.« Dann sah er Juun und Tarfang an. »Es tut mir leid, aber ich brauche wirklich Ihre Hilfe dabei, diese Schiffe aufzuhalten.«
»Sie aufzuhalten?« Juun drehte sich auf seinem Sitz herum. »Wie sollen wir das denn machen?«
»Ich nehme nicht an, dass Sie einen Haufen Baradium an Bord haben?«, fragte Han.
Juun riss die Augen auf. »Sie haben Baradium auf dem Falken ?«
»Han scherzt nur. Captain Juun«, erklärte Luke. »Und wir brauchen sie auch nicht alle funktionsunfähig zu machen. Ich muss nur das Schiff aufhalten, auf dem sich das Dunkle Nest befindet. Das Dunkle Nest ist der Schlüssel zu allem.«
Tarfang fragte etwas.
»Tarfang will immer noch wissen, wie das geschehen soll«, sagte C-3PO. »Die DB919a hat nicht einmal Druckgeschosse.«
»Aber eine Fluchtkapsel, oder?«, fragte Han.
»Selbstverständlich«, sagte Juun. »Die Kapsel ist sogar in recht gutem Zustand.«
»Gut.« Luke brauchte nicht zu fragen, denn er wusste, dass Han an das Gleiche dachte wie er - mit einer Ausnahme. »Dann müssen Sie nur noch ein Stück näher heranfliegen und mich abwerfen.«
»Uns abwerfen«, verbesserte Han.
Luke schüttelte den Kopf. »Das hier ist eine Jedi-Mission. und wir haben nicht einmal viele Waffen. Du wirst nur.«
»Wenn du jetzt sagst im Weg sein, werde ich dich platt walzen wie ein Hutt«, warnte Han. »Leia würde mich umbringen, wenn ich dich dort allein sterben ließe.«
Luke seufzte resigniert, dann nahm er die Suche nach dem Dunklen Nest wieder auf. Jedes Mal, wenn er mit einem der Nestschiffe in Kontakt trat, wuchs der kalte Knoten in seinem Bauch ein wenig höher zur Brust. Es dauerte nicht lange, bis er einen ununterbrochenen Kampf in der Macht führen musste, um das Gefühl in Schach zu halten.
Sie kamen gerade am dritten Nestschiff vorbei, als Luke unzählige Piratenpräsenzen wahrnahm, die durch die Wolken des Planeten aufstiegen.
»Haltet euch bereit«, warnte er. »Die Piraten kommen, um uns den Weg abzuschneiden.«
Tarfang ratterte eine lange Reihe von Ewok-Schimpfwörtern herunter.
»Das ist ungerecht«, sagte C-3PÜ. »Es ist wirklich nicht Meister Lukes Schuld, dass Sie das Heckgeschütz nicht ersetzt haben.«
»Schon gut«, sagte Han. »Wenn wir das Feuer eröffnen müssen, sind wir sowieso Sternenschlacke.«
Ein weiteres Nestschiff erschien hinter der Biegung des Planeten, und in der Macht wurde die Qual von Gefangenen, die von den Gorog-Laven verzehrt wurden, überdeutlich.
»Dort.« Luke zeigte auf das Schiff. »Fliegen Sie vorbei und setzen Sie uns in der Fluchtkapsel ab. Dann fliegen Sie zum Murgo-Engpass und erzählen alles, was Sie wissen, dem ranghöchsten Blockadeoffizier, den Sie finden können.«
Tarfang begann zu schwatzen und den Kopf zu schütteln.
»Tarfang hält das für nicht besonders klug«, übersetzte C-3PO. »Die Verteidigungsflotte wird jemandem die Schuld an dieser Modelllieferung zuschieben wollen.«
»Und wenn ihr das vermeiden wollt, solltet ihr bei der Flotte lieber als die Leute auftreten, die sie rechtzeitig gewarnt haben«, sagte Han. »Wenn ihr sie erreicht, bevor etwas Schlimmes passiert, bekommt ihr vielleicht sogar eine Belohnung.«
Tarfang runzelte die pelzige Stirn. »Gabagaba?«
»Eine beträchtliche Belohnung, da bin ich sicher«, sagte Luke.
»Ja, mindestens tausend Credits«. ergänzte Han. »Immerhin rettet ihr vielleicht eine gesamte Flotte.«
»Eine Belohnung wäre nett«, stellte Juun fest. »Aber darum geht es hier nicht, Tarfang. Es war unser Fehler, also ist es auch unsere Aufgabe, ihn zu korrigieren.«
Tarfang stöhnte und ließ den Kopf hängen, aber er bedeutete Luke und Han, zum Fleck zur Fluchtkapsel zu gehen.
»Ich werde den Neuner so lange verbergen, wie ich kann«. sagte Luke, als er sich zum Gehen wandte. »Aber sobald Sie außer Reichweite für Abfangversuche sind, verschwinden Sie schnell. Ich muss meine Energie.«
Lukes Anweisungen wurden vom Heulen des Annäherungsalarms unterbrochen. Juun kreischte, und Luke fuhr herum und sah durch das vordere Fenster das blaue Licht eines Ionenausstoßes.
»Piratenschiff?«, fragte er.
Juun schaffte es kaum, auch nur zu nicken.
»Immer mit der Ruhe, sie haben uns verpasst«, sagte Han. »Und jetzt, wo sie vorbei sind.«
Der Annäherungsalarm heulte erneut, und diesmal wurde Luke umgerissen, weil das Schiff bockte. Ein lautes Dröhnen erklang, dann ächzte das Metall am Heck und der säuerliche Geruch von Druckschalenflüssigkeit breitete sich aus.
Juun betrachtete seine Konsole einen Moment. »Unglaublich! Uns ist nichts passiert.«
»Was für eine Erleichterung«, sagte C-3PO, der auf der anderen Seite des Decks gelandet war. »Meine Berechnungen zeigen an, dass wir von einem Schiff gestreift wurden, das mindestens die Größe einer corellianischen Korvette hatte.«
»Ah, ich wäre an eurer Stelle nicht zu optimistisch.« Han kam neben Luke auf die Knie. »Ich habe die Energie der Schadenskontrolle auf die Schilde umgelegt.«
Tarfang, der wie Juun angeschnallt gewesen war, war! einen Blick über die Schulter und begann Han verärgert anzukeckern.
»Ja?« Han stand auf und deutete mit dem Zeigefinger auf den Ewok. »Wir wären nicht einmal mehr hier, wenn ich dieses Flitfeld, das ihr beide als Schilde bezeichnet, nicht verstärkt hätte.«
Eine Piratenfregatte schoss zwischen der DR919a und dem Gorog-Nestschiff hindurch, dann wirbelte sie herum und eröffnete das Feuer mit einer kleinen Turbolaserbatterie.
Die Geschosse gingen mindestens einen Kilometer über ihnen vorbei.
Luke kam wieder auf die Beine und schaute auf Juuns Navigationsdisplay. Erleichtert stellte er fest, dass der Rest der Piratenflotte - etwa dreißig Schiffe von Kanonenbooten bis zu Fregatten - so ziemlich das gleiche Manöver ausführte und die Umgebung eines funktionsunfähigen Kanonenboots beschoss, das mehrere Kilometer hinter ihrem Heck schwebte. Die Machtillusion funktionierte immer noch. Die Piraten hatten keine Ahnung, wo sich die DR919a befand und griffen blind an in der Hoffnung, einen Glückstreffer zu erzielen.
»Ich glaube, das Schlimmste ist vorbei«, sagte Luke. Das Gorog-Nestschiff befand sich nun direkt vor der DR919a und wurde vor dem Fenster schnell größer. »Aber Sie müssen das Schiff ein bisschen höher ziehen. Ich glaube, der Zusammenstoß hat unsere Nase etwas gesenkt.«
»Ich ziehe es Ja hoch«, keuchte Juun.
Luke warf einen Blick auf den Steuerknüppel und sah, dass der Sullustaner ihn tatsächlich beinahe bis in seinen Schoß zurückgezogen hatte. Tarfang schnallte sich ab und starrte nach achtern, begann aufgeregt zu schnattern und bedeutete Han. mit ihm zu kommen.
»He, das ist nicht meine Schuld«, sagte Han. »Ich habe die Korrekturdüsen nicht angerührt.«
Die DR919a flog unter der Piratenfregatte durch und weiter auf das Gorog-Nestschiff zu.
Hans Stimme erklang über das Interkom. »Es ist nur eine kaputte Relaisbox. Die haben wir schnell...« Der Rest des Satzes ging für Luke in einem plötzlichen schmerzhaften Ploppen seiner Ohren unter.
R2-D2 pfiff erschrocken, und C-3PO sagte: »Bist du sicher;«
R2-D2 zwitscherte gereizt.
»Oje!«, sagte C-3PO. »Meister Luke. R2 sagt, wir verlieren Kabinendruck.«
»Ich weiß.« Lukes Ohren ploppten noch einmal »Han.«
»Hast du das gespürt?«, fragte Han über Interkom. »Wir haben ein Leck!«
»Wo?«, fragte Juun. Er hatte die Augen auf die Schadenskontrolle fixiert. »Ich kann hier nichts erkennen!«
»Das ist egal«, sagte Luke. Das Gorog-Nestschiff füllte nun das vordere Fenster vollkommen aus. »Selbst wenn wir das Leck versiegeln könnten, bliebe uns dafür keine Zeit mehr.«
Juun blickte zu ihm auf. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Ich fürchte, ich schulde Ihnen ein neues Schiff«, antwortete Luke. »Immer vorausgesetzt, wir leben lange genug.«
In Leias Geist dauerte der Tagesanbruch ewig.
Sie schwebte am Rand eines plätschernden Flusses, genoss die sanfte Berührung der warmen Brise auf ihrem Gesicht und blickte zur Sonne von Alderaan. die auf dem Schluchtenrand zu stehen schien. Sie hatte sie schon Stunden beobachtet, vielleicht Tage, doch die Sonne bewegte sich nicht. Genau darum ging es bei dieser Meditation: alles zu beruhigen, die Gedanken, die Gefühle, den Geist.
Aber die Strömung des Flusses wurde rauer. Es gab Ärger zwischen Jacen und Jaina, ein Gefühl von Verrat und. Akzeptanz. Leia berührte beide in der Macht und hoffte, dass ihre Liebe ihnen helfen konnte, die Kluft zwischen sich zu schließen. Sie waren so weit entfernt, tief in den Unbekannten Regionen, wo nur die Killiks und die Chiss sie finden konnten. Diese Berührung war alles, was Leia im Moment für sie tun konnte. Sie mussten sich aufeinander verlassen. Sie mussten sich umeinander kümmern. wenn schon nicht um ihrer selbst willen, dann für Leia.
Das Gefühl der Akzeptanz - Jacen - kapselte sich ab, doch Jainas Gefühl, verraten worden zu sein, verlor ein wenig an Bitterkeit. Um Leias willen würde sie auf ihren Bruder aufpassen.
Leia entspannte sich wieder und versuchte, zu ihrer Meditation zurückzukehren, aber das Wasser brach sich an ihr, hob sie an und zog sie in die Strömung. Sie versuchte nicht, nahe am Ufer zu bleiben. Die Berührung des Wassers hatte eine vertraute Wärme, eine Ehrlichkeit und Kraft, die sie als die Präsenz ihres Bruders in der Macht erkannte. Sie über ließ sich dem Fluss, und bald schon eilten die Schlucht wände vorbei. Die gelbe Sonne stieg höher an den Himmel die Brise verschwand, die Luft wurde unbewegt und abgestanden, und plötzlich war Leia wieder in ihrer Zelle, wo sie im Schneidersitz auf der Pritsche saß und die gleiche leere Stelle an der Wand anschaute wie seit - sie warf einen Blick auf den Chrono -achtzehn Standardstunden.
Leia antwortete Luke, aber er hatte ihre Rückkehr in die Realität bereits gespürt und warnte sie davor, dass etwas entkommen sei, dass etwas im Nebel schrecklich schiefgegangen sei. Sie konnte spüren, dass ihr Bruder sich in einer Art Gewühl befand und dass Han sich ganz in seiner Nähe aufhielt - aber nicht viel mehr. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie stellte sich in Gedanken das Saras-Nest vor und fragte sich, ob die beiden immer noch auf Woteba waren.
Die einzige Antwort bestand in dem überwältigenden Eindruck, dass eine Gefahr auf sie zukam und Leia Alarm geben musste. Sie versuchte, mehr herauszufinden, versuchte zu erkennen, ob Han und Luke in Gefahr waren und Hilfe brauchten, aber sie spürte nur eine rohe Angst, die vielleicht ihre eigene war - und dann war Lukes Präsenz verschwunden.
Leia blieb auf ihrer Pritsche sitzen und nahm sich einen Moment Zeit, um sich zu sammeln. Han und Luke hatten große Schwierigkeiten, und sie nahm sich unwillkürlich übel, dass sie zugelassen hatte, dass Bwua'tu sie und Saba aufhielt. Sie war als Gefangene auf der Admiral Ackbar geblieben, weil der Verfall der Beziehung zwischen den Jedi und der Galaktischen Allianz sie beunruhigte, und jetzt würden Han und Luke vielleicht dafür bezahlen müssen.
Aber Luke hatte sie nicht um Hilfe gebeten. Er hatte sich mit ihr als Jedi-Ritter in Verbindung gesetzt und sie angewiesen, im Auftrag des Ordens zu handeln. Sie sollte Alarm geben, und zwar schnell.
Leia fing damit an, Mara zu berühren, die sich immer noch in einer winterschlafähnlichen Trance befand. Ob es Leia und Saba nun gelang, Bwua'tu von der Gefahr zu überzeugen, oder ob sie einfach mit dem Falken verschwinden würden, Mara und die anderen StealthX-Piloten mussten bereit sein.
Sobald Leia Mara alarmiert hatte, streckte sie sich zu Saba aus und spürte. überhaupt nichts. Die Barabel wollte entweder nicht gestört werden oder sie schlief. Leia war unsicher, ob sie es noch einmal versuchen sollte. Saba hatte ihr einmal anvertraut, dass, wenn sie eine Präsenz spürte, während sie schlief, sie häufig mit dem intensiven Bedürfnis erwachte, diese Person zu jagen.
Immer noch im Schneidersitz auf der Pritsche sitzend, dehnte sich Leia in der Macht aus und packte die Sicherheitscam, die in der Deckenlampe verborgen war. Sie fand die Übertragungsleitung und zog daran. Ein leises Klack erklang aus dem Gerät, und dann spürte sie die leichte Verärgerung eines Wachtpostens, der im Vorraum des Zellenblocks stationiert war.
Rasch stand sie auf und ging zur Tür. Sie konnte auf der anderen Seite keine Lebewesen spüren, aber sie war sicher, dass zwischen ihrer und Sabas Zelle mindestens ein Droide stand - wahrscheinlich eine Weiterentwicklung von Landos so erfolgreicher YVH-Serie für den Justizbedarf. Sie drückte das Ohr an die Tür, dann blickte sie zur Seitenwand ihrer Zelle, richtete die Aufmerksamkeit auf die letzte Zelle im Block und benutzte die Macht, um dort einen lauten Knall in die Decke zu projizieren.
Vor ihrer Tür erklang gedämpftes Zischen und metallisches
Klappern, als ein massiver Droide den Flur entlangeilte, um dem Geräusch auf den Grund zu gehen.
Leia legte die Hand auf das magnetische Schloss, das sie gesehen hatte, als die Tür geöffnet worden war, dann berührte sie es mit der Macht und löste die Arretierung. Die Tür glitt mit einem deutlich hörbaren Zischen auf.
Sie verließ die Zelle und sah, dass der Sicherheitsdroide zu ihr herumfuhr.
»Ihre Zellentür hat eine Fehlfunktion.« Der Droide brachte sich in eine stabile Stellung und hob den Arm mit dem schweren Lähmblaster. »Kehren Sie in Ihre Zelle zurück und bleiben. «
Leia schnippte mit dem Finger nach dem Kopf des Droiden und nutzte die Macht, um den Hauptschalter umzulegen. Der Schalter war unter der Halspanzerung verborgen, aber das half nicht gegen eine Jedi.
»...siiieee doooorrr...«
Das Kinn des Droiden sackte auf seine Brust und der Lähmschuss, den er vorbereitet hatte, prallte wirkungslos vom Boden ab.
Ein metallisches Scheppern erklang hinter Leia, als sich die Drucktür am Eingang zum Zellenblock öffnete. Sie fuhr herum und sah zwei verblüffte Wachen, die auf der anderen Seite der Schwelle standen, die Blasterpistolen immer noch im Holster.
»Stang!«, sagte der Ältere. »Sie ist.«
Leia hob den Arm zu den beiden Männern und nutzte die Macht, um sie ruckartig auf sich zuzuziehen. Dann schleuderte sie sie gegen die Drucktür und ließ sie auf die Schwelle fallen, sodass der Zellenblock nicht abgeriegelt werden konnte, ohne sie zu zerquetschen.
Der ältere Mann, ein grauhaariger menschlicher Sergeant, riss das Komlink aus der Ärmeltasche. Sein Begleiter, ein Duros mit glatter blauer Haut und erschrocken hervorquellenden roten Augen, machte den Fehler, nach seinem Blaster zu greifen.
Leia packte mittels der Macht zu und rammte den Kopf des Duros' gegen die Wand, dann rief sie den Blaster aus dem offenen Halfter zu sich. Als sie den Lauf auf den Sergeant richtete, hatte dieser das Komlink schon beinahe an die Lippen gehoben.
»Hier ist alles in Ordnung«, sagte sie und berührte seinen Geist in der Macht. »Es ist nicht nötig, sich aufzuregen.«
»W-wie Ihr wünscht, P-prinzessin.« Der Sergeant achtete darauf, nicht den Aktivierungsschalter des Komlink zu berühren. »Ihr seid diejenige mit dem Blaster.«
Leia seufzte. Sie würde wirklich mit jemand anderem als Saba üben müssen, wie man andere mithilfe der Macht überredete. Einschüchterungen mithilfe der Macht mochten für Barabels in Ordnung sein, aber Menschen brauchten ein subtileres Vorgehen.
Sie deutete auf das Komlink. »Sagen Sie dem Wachoffizier Bescheid - und keine Tricks. Ich bin eine Jedi. Ich werde es wissen, wenn Sie einen Alarmcode benutzen.«
Der Sergeant nickte, dann aktivierte er das Kom. »Hier ist alles in Ordnung.«
»Warum bedroht sie Sie dann mit einem Blaster?«, lautete die blecherne Antwort.
Leia blickte hoch zu der Sicherheitskuppel in der Decke. »Weil Junior dumm genug war, danach zu greifen.« Sie nahm den Energiepack aus dem Griff des Blasters, dann warf sie die Pistole weg. »Ich will niemandem wehtun. Ich muss nur mit Admiral Bwua'tu sprechen. Ich habe wichtige Informationen für ihn.«
»Also gut«, sagte der Wachoffizier. »Kehrt in Eure Zelle zurück, und ich werde in Eurem Namen um eine Audienz bitten.«
»Ich bitte nicht darum.« Leia hob die Hand zur Sicherheitskuppel und fand mittels der Macht die Energie- und die visuelle Leitung. »Und ich werde nicht warten. Es ist dringend.«
Sie riss die Leitungen heraus, dann ging sie zu Sabas Zelle. Sie behielt den Sergeant und seinen Helfer im Auge, legte die Hand auf die kalte Tür und nutzte die Macht, um die Arretierung zu lösen.
Die Zelle war leer bis auf ein paar abgebrochene Klauen auf dem Boden und ein Komlink auf der Pritsche. An einem Ende des Raums hing ein Teil eines Durastahlpaneels von der Decke, was genug Platz geschaffen hatte, dass eine Barabel sich hindurchzwängen konnte.
Leia rief das Komlink zu sich, dann stellte sie die Lautstärke niedrig, damit der Sergeant und sein Assistent zumindest Sabas Teil des Gesprächs nicht hören konnten.
»Meisterin?«, flüsterte sie ins Mikrofon.
Kurz herrschte Stille, dann antwortete Saba. »Verflixt! Du hast sie verscheucht.«
»Wen verscheucht?«
»Die Gankers«, antwortete Saba. »Diese hier hat Hunger.«
»Du konntest nicht einfach. ach. schon gut.« Das Letzte, was Leia jetzt brauchte, war eine Diskussion über die Gefängnisküche. »Können wir uns auf der Brücke treffen? Wir müssen mit Bwua'tu reden.«
»Nein.« Saba berührte Leia durch die Macht und initiierte ein Kampfgeflecht. »Das wird nichts nützen.«
»Saba, Luke hat sich mit mir in Verbindung gesetzt«, sagte Leia. Sie öffnete sich dem Geflecht und erhielt den Eindruck eines riesigen offenen Raums. »Im Nebel ist etwas im Gange.«
»Ja«, antwortete Saba. »Die Killiks brechen auf.«
»Und wir müssen die Flotte warnen«, sagte Leia. Nun erkannte sie den großen offenen Raum als einen Hangar und wusste plötzlich, dass Saba nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte - zweifellos weil sie fürchtete, dass irgendein Komtechniker der Allianz sie belauschte. »Luke war sehr präzise, was das angeht.«
»Bwua'tu wird dir nicht glauben.«
»Wir müssen es versuchen«, sagte Leia.
Das Bild des Falken im Hangar, umgeben von Allianztruppen, zuckte durch ihren Kopf.
»Dann tu das«, sagte Saba. »Diese hier hat immer noch Hunger. Sie wird ihre Jagd fortsetzen.«
Das Wrack, das einmal die DR919a gewesen war. lag dreißig Meter entfernt: eine unidentifizierbare Masse blendend hellen Metalls, die in dem Krater glühte, den sie in das Gorog-Nestschiff gerissen hatte. Ein stetiger Strom aus Schutt ergoss sich von den Decks der Umgebung in das riesige Loch: tote Killiks, Spuckbetonbrocken und drei Längen verbogener Durastahl, die verdächtig nach Turbolaserläufen aussahen. An den Kraterwänden hatten sich mehrere weiße Dampfkegel gebildet - Luft oder Wasser oder eine andere lebenswichtige Substanz, die aus zerfetzten Leitungen und Rohren in das kalte Vakuum strömte.
Luke konnte im Krater selbst nichts wahrnehmen, aber die Macht war angefüllt mit kleinen Wellen aus der Umgebung, alle sehr hart und ungleichmäßig, da halb betäubte Gorog versuchten herauszufinden, was gerade geschehen war. Leider dehnte sich diese Verwirrung nicht auch auf Lomi Rio aus. Sie berührte Luke immer noch durch die Macht, erfüllte ihn mit dem gleichen kalten Ziehen, das er empfand, seit sie das Tuskenauge erreicht hatten.
Luke wandte sich von der Sichtluke der Fluchtkapsel ab. dann zog er seine Tunika hoch und drehte Han den Rücken zu. »Mach es. Han!«
»Bist du sicher?«, fragte Han. »Selbst auf Betäubung wirst du auf diese Entfernung verbrannt werden.«
»Mach schon, Han«, befahl Luke. »Bevor Gorog heraus findet, was geschehen ist.«
»Also gut«, sagte Han. »Du musst nicht gleich. «
Ein brennender Schmerz explodierte überall auf Lukes Rücken, und er brach in die Knie. Obwohl er sich von der Macht helfen ließ, brauchte er all seine Willenskraft, um nicht das Bewusstsein zu verlieren. Er ließ sich von dem Schmerz erfüllen, sammelte ihn und gab ihm eine Richtung: Er führte ihn in die Magengrube, wo er immer noch Lomi Plos kalte Berührung spürte.
Etwas entspannte sich in ihm, als würde ein Knoten gelöst, und das kalte Ziehen verschwand. Luke berührte seine Begleiter, sammelte ihre Präsenzen und kapselte sie von der Macht ab.
Die drei keuchten überrascht. Tarfang sackte plötzlich auf seinen Sitz und plapperte in verängstigtem Ton vor sich hin.
»Tarfang ist überzeugt, dass wir beim Absturz umgekommen sind und es nur noch nicht wissen«, erklärte C-3PO. »Und ich muss sagen, ich bemerke etwas wirklich Merkwürdiges in meinen eigenen Stromkreisen.«
»Ich versuche uns vor Lomi Plo zu verstecken«, erklärte Luke. Er zog die Tunika wieder herunter. Der Rücken tat immer noch furchtbar weh, aber zumindest war das kalte Ziehen in seinem Bauch verschwunden. »Wenn wir Glück haben, wird sie ebenfalls annehmen, dass wir beim Absturz umgekommen sind.«
Tarfang warf Luke einen misstrauischen Blick zu, dann setzte er sich auf und schnatterte zornig, wobei er abwechselnd mit den Fäusten drohte und mit einem pelzigen Finger in die Luft stach.
»Das werde ich Meister Luke ganz bestimmt nicht sagen«, erwiderte C-3PO. »Und ich verstehe wirklich nicht, was es schaden soll, wenn er etwas unternimmt, damit es uns besser geht. Das ist eindeutig angenehmer, als sich stets auf das Negative zu konzentrieren.«
»Wir sind nicht tot«, sagte Luke zwischen zusammengebissenen Zähnen. Er ging zu Juun und zeigte aus der Sichtluke des Piloten auf ein Stück Deck, das direkt am Kraterrand hing. »Steuern Sie die Kapsel dorthin. Wir müssen aus diesem Ding raus, bevor Gorog es sieht.«
Juun brachte sie in den Krater. Die Temperatur stieg rasch, als sie auf die glühenden Überreste der DR919a zuflogen, und die Kapsel wackelte spürbar, als sie in die künstliche Schwerkraft des Nests eindrangen.
»Ein Hoersch-Kessel-Schwerkraftsystem«, stellte Han fest. »Mann, das wird ihnen noch leidtun.«
Tarfang stellte eine empörte Frage.
»Tarfang möchte gerne wissen, was so falsch sein soll an.«
»Alles«, antwortete Han. »Ich hoffe, wir können verhindern, dass dieser Klumpen jemals seinen Hyperraumantrieb aktiviert. Ich will gar nicht wissen, was diese Schwerkraftrülpser meinen Gelenken antun werden.«
Juun setzte die Kapsel auf dem herabhängenden Stück Deck ab, das von Antennen, Satellitenschüsseln und Datenleitungen umgeben war, die alle ganz und gar nicht nach Killiks aussahen und sich rings um eine halb geschmolzene Relaisstation befanden.
»Das haben sie bestimmt nicht alleine aufgebaut.« Han spähte durch die Sichtluke der Kapsel. »Sie hatten jede Menge Helfer. Dieser Hitzesensor sieht balmorranisch aus, und die Überwachungsanlage stammt eindeutig von Kuat.«
»Wahrscheinlich haben ihnen die Piraten geholfen -finanziert durch den Handel mit schwarzem Membrosia«, sagte Luke. »Aber darum kümmern wir uns später. Jetzt müssen wir erst mal zum Hyperantrieb.«
»Gute Idee.« Han öffnete den Überlebenspack der Kapsel und besprühte Lukes Rücken mit Bactaspray, dann reichte er ihm einen Blaster und nahm sich ebenfalls einen. »Hast du eine Idee, wie wir durch ein Nest voller Käfer zu dem Antrieb gelangen sollen?«
»Wir werden nicht durch das Nest gehen«, sagte Luke. Er zog das Oberteil seines Schutzanzugs zurecht und versiegelte ihn. »Wir gehen außen herum.«
Juun verzog das Gesicht und hätte damit beinahe sein Helmvisier heruntergeklappt. »Das verstehe ich nicht.«
»Außerhalb des Schiffs.« Luke sicherte seinen eigenen Helm am Kragenring. »Wir klettern über den Rumpf.«
»Ich befürchtete schon, dass du so etwas vorhast«, stellte Han fest.
Luke senkte das Visier, griff nach dem schweren Überlebenspack und wandte sich dem Schott zu. Han und die anderen versiegelten ihre Anzüge ebenfalls, dann verließen alle die Fluchtkapsel und schoben sie auf den immer noch glühenden Krater zu.
Das Deck erzitterte. Alle warfen sich zurück, weil sie befürchteten, es würde abbrechen. Das Deck blieb jedoch, wo es war. Obwohl es ein kleines Stück nachgab, bestand anscheinend keine Gefahr, dass es abbrach. Nicht einmal mit der schweren Fluchtkapsel, die nur einen Meter von seinem Rand entfernt stand.
Das Zittern wurde heftiger. Die durchtrennten Leitungen und die Geräte, die an den Wänden baumelten, wackelten lautlos.
Dann erklang Hans Stimme über das Komsystem der Anzüge: »Wir sollten lieber ein bisschen warten.« Er zeigte über das Kraterloch hinweg, wo sich der namenlose Piratenplanet immer schneller an ihnen vorbeibewegte. »Ich bin nicht sicher, ob ich draußen herumklettern möchte, wenn dieses Ding in den Hyperraum springt.«
Leia registrierte, dass das Kommandodeck der Admiral Ackbar ebenso makellos sauber, ordentlich und effizient war wie der Rest des Sternenzerstörers. Die Besatzungsmitglieder gehörten verschiedenen Spezies an. waren aufmerksam und konzentriert, blickten nur kurz auf, als Leia aus dem Fahrstuhl trat, und wandten sich rasch wieder ihren Aufgaben zu. als sie sahen, dass die Jedi von Leuten der Brückensicherheit begleitet wurden.
Bwua'tu selbst befand sich im Taktischen Salon - dem TakSal - weiter hinten auf dem Kommandodeck, wo er sich zusammen mit seinem Stab ein Holo des Murgo-Engpasses ansah. Eine schimmernde Büste des großen Admirals stand in einer Nische an der hinteren Wand und hielt feierlich Wache über das gesamte Deck. und ihr Anblick bewirkte, dass Leia ein kaltes Kribbeln überlief.
Die Sicherheitsleute blieben vor dem TakSal stehen, wo der Adjutant des Admirals, Wurf'al, Leia mit einem feindseligen Grinsen begrüßte. Mit einer knappen Bewegung bedeutete er ihr, ihm zu folgen, und als sie das Holodisplay erreichten, beendete Bwua'tu das Gespräch mit seinem Stab und lächelte Leia selbstgefällig an.
»Prinzessin Leia, Ihr wolltet mich sehen?«
»Ja. Admiral«, sagte Leia. »Danke, dass Sie es mir nicht schwergemacht haben.«
»Warum sollte ich?«, fragte Bwua'tu. »Ich bin ebenso besorgt wie Ihr.«
Das überraschte Leia. »Tatsächlich?«
»Selbstverständlich«, sagte Bwua'tu. »Selbst, wenn Eure Freunde in den StealthX zusätzliche Luftreiniger in ihren Frachtbereichen haben, atmen sie inzwischen ihre eigenen Abgase. Ich hoffe nur, es ist noch nicht zu spät.«
Leias Überraschung wich Ärger. »Meinen Freunden geht es gut. Ich bin gekommen, um Sie davor zu warnen, dass die Killiks versuchen werden, Ihre Blockade zu durchbrechen.«
»Tatsächlich?« Bwua'tus Miene blieb selbstgefällig, aber Leia sah an der Art, wie er das Halsfell anlegte, dass diese Nachricht ihn tatsächlich beunruhigte. »Und das habt Ihr erfahren, während Ihr eine Wand Eurer Zelle anstarrtet?«
»Mehr oder weniger«, antwortete Leia. »Luke hat sich durch die Macht mit mir in Verbindung gesetzt.«
»Selbstverständlich. die Jedi-Zauberei.« Bwua'tu dachte einen Moment darüber nach, dann fragte er: »Hat Euer Bruder Euch auch verraten, wo wir diese Gefahr zu erwarten haben -oder welche Form sie annehmen wird?«
»Leider nicht«, gestand Leia. »Kommunikation durch die Macht ist selten präzise. Ich konnte nur feststellen, dass Luke sich große Sorgen macht.«
»Ich verstehe.« Bwuia'tus Blick kehrte zu dem Holodisplay zurück, wo die Sternenjäger - sowohl der Admiral Ackbar als auch der Man Mothma, zusammen weit über hundert Schiffe -in einer doppelten Abschirmformation zwischen den beiden Sternenzerstörern zu sehen waren. Der Admiral schien Leia einen Augenblick zu vergessen und in Gedanken zu versinken, dann drehte er sich plötzlich wieder zu ihr um. »Meisterin Sebatyne kann besser mit der Macht umgehen, nicht wahr?«
»Ja«, antwortete Leia. »Das ist einer der Gründe, wieso sie eine Meisterin ist.«
»Dann könnte mir Meisterin Sebatyne vielleicht mehr sagen«, vermutete Bwua'tu. »Informiert sie, dass ich sie hier auf dem Kommandodeck sehen will.«
»Ich war bereits in Kontakt mit Meisterin Sebatyne und ich bin sicher, dass Ihre Komoffiziere Ihnen das mitgeteilt haben.« Während sie das sagte, betrachtete Leia weiterhin verwundert diese seltsame, beinahe verzweifelte Formation der Sternenjäger. »Sie ist im Augenblick nicht zu sprechen.«
»Stimmt«, sagte Bwua'tu. »Sie jagt Gankers.«
Leia zuckte die Achseln. »Wenn sie Hunger hat, kann man mit ihr nicht vernünftig reden. Barabel mögen ihr Fleisch am liebsten frisch.«
»Wie wir alle«, sagte Bwua'tu. »Aber es gibt an Bord dieses Schiffes keine Gankers.«
»Kommen Sie, Admiral.« Leia berührte Bwua'tu in der Macht und das bestätigte, was sie bereits angenommen hatte: Er glaubte ihr kein Wort. »Auf einem Großkampfschiff gib! es immer Gankers.«
»Nicht auf meinem Schiff.« Bwua'tu kam näher und sagte leise und heiser: »Euer Plan ist gut, Jedi Solo, aber Ihr vergesst, mit wem Ihr es zu tun habt.«
»Mein Plan, Admiral?« Leia warf noch einen Blick auf das Holodisplay und erkannte schließlich, was sie sah. Die Sternenjäger der Mon Mothma bewegten sich vorsichtig von denen der Admiral Ackbar weg und folgten dabei einem engen Suchmuster. »Sie glauben, ich will Sie ablenken.«
»Nicht, dass das Euren Freunden in den StealthXs etwas nützen würde«, sagte Bwua'tu. »Aber ich bin tatsächlich beeindruckt von der taktischen Koordination, die Jedi durch ihre Zauberei erreichen können.«
»Sie übertreiben.« Leia streckte ihre Macht Wahrnehmung in den Engpass aus und spürte die vertraute Präsenz eines StealthX-Kampfgeflechts. Dann berührte Kyp Durron sie in der Macht und versicherte ihr. er und sein Team würden bald eintreffen, um ihr und Saba zu helfen. Leia kochte innerlich -sie brauchte wohl kaum gerettet zu werden! Aber dass ein anderer das glaubte, brachte sie zu der Erkenntnis, dass es ein Fehler gewesen war, so lange in der Zelle sitzen zu bleiben, nur um die Beziehungen zur Galaktischen Allianz nicht weiter zu belasten. »Bevor ich gesehen habe, was Ihre Sternenjäger da draußen machen. Admiral Bwua'tu, wusste ich nicht einmal, dass Meister Durron und seine Staffel ebenfalls dort sind.«
»fetzt macht Ihr Euch über mich lustig. Jedi Solo.« Bwua'tu klang ehrlich vorärgert. »Der rurgavische Trick ist wenig bekannt, aber habt Ihr wirklich geglaubt, ich würde ihn nicht erkennen?«
»Natürlich nicht.« Leia versuchte verzweifelt, sich daran zu erinnern, um was es bei diesem rurgavischen Trick ging. »Aber Sie müssen mir glauben. Lukes Botschaft ist wahr. Ich versuche nicht, Sie abzulenken.«
»Für jemanden, der das nicht versucht, leistet Ihr erstaunlich gute Arbeit«, stellte Bwua'tu fest. »Falls Meisterin Sebatyne sich nicht in den nächsten dreißig Sekunden beim nächsten Offizier meldet, werden wir den StealthX-Treibstoff, den Ihr an Bord habt, vernichten. Danach werden wir uns um den Antrieb des Falken kümmern.«
»Wie kann ich Ihnen nur beweisen, dass ich die Wahrheit sage?« Leia musste sich anstrengen, damit ihre Stimme nicht brach. »Würden Sie mir glauben, wenn ich beide StealthXs-Teams hereinrufe?«
Bwua'tu kniff die Augen zusammen, dachte über ihr Angebot nach und zeigte dann mit einer gebogenen Kralle in ihre Richtung. »Gut gemacht. Prinzessin. Ein klassischer Übergang zur mandalorianischen Kapitulation.«
Leia seufzte. »Ich versuche Ihnen zu helfen. Admiral. nicht die Ackbar zu erobern.«
Bei diesen Worten bildete sich ein kalter Knoten zwischen ihren Schulterblättern. Sie drehte sich halb um und erwartete, dass Wurf'al oder einer der anderen Offiziere ihr einen wütenden Blick zuwarf. Stattdessen fand sie sich den leere!; Augen der Büste des Admirals gegenüber.
»Admiral, ich spüre immer noch, dass etwas an Bord nicht stimmt.« Sie zeigte auf die Büste. »Darf ich fragen, welchen Sicherheitsscans dieses Werk unterzogen wurde?«
»Das dürft Ihr nicht«, erklärte Bwua'tu streng. »Ich lasse mich nicht ablenken. Jedi Solo.« Er hob die Hand und warf einen Blick auf den Chrono, dann fügte er hinzu: »Und Eure dreißig Sekunden sind um. Da es immer noch kein Zeichen von Meisterin Sebatyne gibt, muss ich meine Drohung wahrmachen.«
Wurf'al holte ein Komlink heraus und reichte es dem Admiral. »Sicherheit Zwei, Admiral.«
Bwua'tu starrte weithin Leia an. »Das sind die Leute, die Euren StealthX-Treibstoff bewachen.«
»Machen Sie schon«, sagte Leia. Sie hatte immer noch ein schlechtes Gefühl, was die Büste anging, aber Bwua'tu würde sie augenscheinlich nicht anhören, solange er nur glaubte, dass sie ihn ablenken wollte. »Vielleicht wird Sie das ja von meiner Ehrlichkeit überzeugen.«
»Wie Sie wünschen.« Bwua'tu aktivierte das Korn. »Tibanna-Team...« Der Admiral hielt inne, als das Komlink in Leias Ärmeltasche die Worte wiederholte.
Bwua'tu verzog verärgert das Gesicht und bedeutete Wurf'al, Leia das Gerät abzunehmen. Nachdem der Adjutant das getan hatte, hob der Admiral sein eigenes Komlink und sprach erneut.
»Tibanna-Team, melden Sie sich.«
Wieder wurde der Ruf von dem Kom in Wurf'als Hand wiederholt - dem Kom. das Saba für Leia auf ihrer Pritsche zurückgelassen hatte.
Bwua'tu zog die buschigen Brauen hoch und sah Leia an.
»Kompliment. Es sieht so aus, als hätte ich nicht mehr die Kontrolle über Euren StealthX-Treibstoff.«
Ein lautes Zischen erklang über beide Komlinks.
Bwua'tu runzelte die Stirn, dann sagte er in seines: »Ich würde mir die Schadenfreude noch verkneifen, Meisterin Sebatyne. Ich habe immer noch den Falken.«
Das führte zu noch mehr Zischen.
Bwua'tu schaltete das Kom ab. Dann überraschte er Leia, indem er nicht sofort einen Angriff auf die Antriebsgondel des Falken befahl. Stattdessen wandte er sich an Wurf'al: »Lassen Sie nachsehen, was aus den Soldaten geworden ist, die den StealthX-Treibstoff bewacht haben«, sagte er. »Und die Leute in der Bucht für requirierte Schiffe sollen Kampfposition einnehmen.«
Bevor Wurf'al den Befehl bestätigen konnte, heulte der Annäherungsalarm auf.
»Unidentifizierte Schiffe kommen aus dem Hyperraum«, berichtete ein weiblicher Sensoroffizier. »Keine Signaturen. Sie kommen aus dem Nebel und wenden sich nach Norden.«
Fünfzehn schwarze Dreiecke - die taktischen Symbole für unbekannte Schiffe - erschienen am Rand des Holodisplays aus der Richtung des Utegetu-Nebels. Statt innezuhalten, um ihre Umgebung zu erforschen oder die nächsten Sprünge zu berechnen, wie es die meisten Flotten tun würden, rasten sie sofort mit einem beträchtlichen Prozentsatz der Lichtgeschwindigkeit auf das Herz des Murgo-Engpasses zu.
Leia versuchte immer noch zu begreifen, was sie da sah, als Bwua'tu schon begann. Befehle herunterzurasseln. »Wurf'al, alle auf Kampfstation.«
»Sir!«
»Grendyl, rufen Sie alle Sternenjäger zurück. Jorga, legen Sie Ziele für die Turbolasergeschütze fest. Rabad, lassen.
Sie Commodore Darklighter die Mothma näher manövrieren, um uns zu unterstützen. Tola, beginnen Sie einen Rückzug in Richtung der Mothma...«
Die Rückmeldungen kamen schneller, als Leia sie nachvollziehen konnte: »Sir. Sir. Sir. Sir.«. und die Brücke brach in eine Art kontrollierten Wahnsinn aus. als die Offiziere sich beeilten, die Befehle auszuführen.
»Batterien fünf, neun und siebzehn haben Ziele erfasst«, meldete ein Duros-Kanonier.
»Gut gemacht, Jorga. Feuer eröffnen.«
»Feuer eröffnen?«, keuchte Leia. »Sie wissen noch nicht einmal.«
Bwua'tu hob drohend den Finger, um sie zum Schweigen zu bringen. Einen Augenblick später quollen Wolken schwarzer Dreiecke aus den fünfzehn größeren Schiffen.
»Unidentifizierte Schiffe starten Jäger«, gab der Sensoroffizier an.
Leia war fassungslos. Die Killiks versuchten nicht nur, die Blockade der Galaktischen Allianz zu durchbrechen, sie würden sie angreifen! In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken, was das zu bedeuten hatte und was die Folgen sein würden, und sie bekam schreckliche Angst, hier den Ausbruch eines neuen galaktischen Kriegs vor Augen zu haben - eines Krieges, der umso tragischer sein würde, weil er das Ergebnis von Missverständnissen und Verzweiflung war.
Das bunte Gleißen einer Turbolasersalve strahlte hinter dem Fenster auf und beleuchtete die Brücke der Ackbar. Ein paar Sekunden später zeigte das taktische Display Treffer bei drei unterschiedlichen Zielen.
»Bestätige Treffer«, berichtete der Sensoroffizier. »Keine Schilde. Schaden unbekannt.«
Die Dreiecke, die die unbekannten Schiffe anzeigten, nahmen nun dreidimensionale Gestalt an, jedes mit Längenangaben zwischen 7952 und 6234 Metern. Sie sahen aus wie fünfzehn eiförmige Steine und hatten alle einen kurzen Ionenschweif. Die Jäger waren nur Wolken winziger Splitter, aber auf dem Display befand sich nun auf einem eingeblendeten Insert in einem der Schwärme eine kleine Zeichnung, die verdeutlichte, dass es sich um Pfeilschiffe handelte, die jeweils auf einem übergroßen Ionentriebwerk saßen.
»Interessant.« Bwua'tu schien mit sich selbst zu reden. »Die Killiks haben neue Spielzeuge. Ich frage mich, welche Überraschungen sie außerdem noch mitgebracht haben?«
Leia musste sofort wieder an die diversen Büsten des Admirals denken, die sie an Bord der Ackbar gesehen hatte. Sie sahen zu sehr nach Spinnglas aus, um aus einem anderen Material zu bestehen. Sie drehte sich zu der Büste um, die über dem TakSal wachte, und brauchte nicht einmal mehr die Macht einzusetzen, um zu wissen, dass sie recht hatte. Ihr Gefahrensinn jagte ihr einen Schauder über den Rücken, so kalt und eindeutig, dass sie Gänsehaut bekam.
Sie wandte sich an Wurf'al. »Entschuldigen Sie, Captain, wo befindet sich der nächste Müllschlucker?«
»Müllschlucker?« Wurf'al runzelte die Stirn, als wollte er fragen, wozu sie denn einen brauchte. Dann schössen die restlichen Batterien der Ackbar, und hinter dem Fenster der Brücke war buntes Leuchten zu sehen, während die Deckenbeleuchtung flackerte und trüber wurde. Wurf'al zeigte zerstreut auf eine makellose Abdeckklappe an der gegenüberliegenden Wand. »Da.«
»Danke.«
Leia benutzte die Macht, um die etwa vierzig Zentimeter hohe Büste von ihrem Sockel zu lösen. Ein Mon-Calamari-Lieutenant-Commander schrie verblüfft auf, als sie aus der Nische schwebte. Dann trat er vor Bwua'tu. um ihn zu schützen.
»Ich will Sie ja nicht beunruhigen«, sagte Leia. Sie ließ die Büste zum Müllschlucker schweben und schob sie durch die Klappe. »Aber dieses Ding hier muss verschwinden.«
»Der Admiral!«, rief Wurf'al. Er sprang hinter der Büste her und steckte die Arme bis zu den Schultern in den Müllschlucker. »Schon gut, ich habe ihn!«
Leia spürte, dass die Läufe mehrerer Blaster auf sie gerichtet wurden. Der Unteroffizier, der ihre Sicherheitseskorte kommandiert hatte, warnte sie: »Denkt nicht einmal daran. Euch zu bewegen, Prinzessin.«
Leia achtete darauf, dass ihre Hände gut zu sehen waren, ignorierte die Drohung aber ansonsten.
Bwua'tu spähte über die Schulter des Lieutenant Commander vor ihm und warf zuerst Leia, dann Wurf'al einen verärgerten Blick zu. »Captain, was machen Sie mit den Armen im Müllschlucker?«
»Ich halte Ihre Büste fest, Sir.« Ein gedämpftes Klirren erklang im Müllschlucker. »Aaah!«
Bwua'tu runzelte die Stirn. »Captain?«
»Tut mir leid, Sir, aber etwas - Rodder!« Wurf'al richtete sich plötzlich auf und zog die Arme aus dem Müllschlucker. Seine Hände und die Handgelenke waren von Dutzenden von daumengroßen blauen Insekten überzogen. »Sie beißen!«
»Es sind Gorog!« Leia schloss den Müllschlucker mithilfe der Macht. »Killiks aus dem Dunklen Nest.«
Wurf'al brach schreiend in die Knie und versuchte, die Insekten abzuschütteln. Einige flogen tatsächlich auf, aber sie landeten gleich wieder auf seinem Kopf, besonders auf den Augen. Die Schreie des Bothaner wurden lauter, aber der TakSal schien in seiner Verwirrung erstarrt zu sein, und selbst Leia wusste nicht, wie sie dem Adjutanten am besten helfen sollte. Nach ein paar Sekunden warf er den Kopf zurück und brach mit einem kehligen Gurgeln zusammen.
Die Attentäterkäfer breiteten die Flügel aus, erhoben sich in die Luft und schwirrten in alle Richtungen davon.
»Überfall auf die Brücke!«, rief Bwua'tu. Er zog den Blaster und schoss einen Killik aus der Luft. Ein halbes Dutzend Geschosse fegten an Leias Schulter vorbei und erledigten ein weiteres Insekt.
Erst dann reagierte der Rest von Bwua'tus Stab. Sie zogen ihre eigenen Blaster und feuerten in alle Richtungen. Allerdings ohne sonderlichen Erfolg. Ein Duros-Lieutenant-Commander schlug mit der Hand gegen seinen Hals, dann fiel er zu Boden und wand sich in Zuckungen. Vielleicht zwei Dutzend Insekten entkamen aus dem TakSal auf das übrige Kommandodeck.
Nachdem der erste Schreck über den Angriff ein wenig abgeklungen war, ging Bwua'tu zum Müllschlucker hinüber und drückte den Knopf, damit der Inhalt des Schachts in die Mülltanks der Ackbar gesaugt wurde.
»Gut gemacht, Prinzessin.« Er drückte den Knopf noch
einmal. »Wie seid Ihr darauf gekommen?«
Leia nutzte die Macht, um einen Attentäterkäfer von seinem Ohr wegzuschnippen und gegen die Wand zu schmettern. »Jedi-Zauberei!«
»Großartige Sache!« Bwua'tu betrachtete den blaugelben Fleck an der Wand, dann sah er an Leia vorbei zu dem Kommandanten ihrer Sicherheitseskorte. »Sie da, nehmen Sie Ihre Leute und sichern Sie dieses Deck.«
»Sir. Und die Gefangene?«
»Gefangene?« Bwua'tu schnaubte. »Sie war nie Eure Gefangene, Sohn. Sie war nur höflich.«
»Danke, Admiral«, sagte Leia. »Ich weiß nicht, was die Killiks vorhaben, aber ich hoffe. Sie verstehen, dass die Jedi nicht.«
»Kein Wort mehr.« Bwua'tu hob die Hand, um sie aufzuhalten. »Die loch mögen idealistische Narren sein, aber sie sind keine Verräter - wie Ihr bereits bewiesen habt.«
»Ich bin froh, dass wir einander verstehen.« Leia versuchte, sich nicht darüber aufzuregen, dass man sie eine Närrin genannt hatte. Unter diesen Umständen war sie einfach froh zu hören, dass Bwua'tu ihr vertraute. »Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte. Killik-Nester haben einen Kollektivgeist.«
»Selbstverständlich.« Bwua'tu wandte sich dem Interkom zu und öffnete einen schiffsweiten Kanal. »Alarm - Eindringlinge! Alle Schotten dicht, alles mit sechs Beinen abschießen und alle Statuen in den nächsten Müllschlucker werfen! Das ist keine Übung.«
Bwua'tu hielt einen Moment inne, um sich das Chaos auf dem Kommandodeck der Ackbar anzusehen. Mindestens ein Dutzend Arbeitsstationen waren unbesetzt, während die Besatzung gegen die letzten Attentäterkäfer kämpfte. Dann kehrte er zu seinem Platz am Holodisplay zurück.
»Also gut, Leute, wir haben eine Schlacht zu gewinnen«, sagte er zum TakSal-Stab. »Zurück auf Ihre Positionen.«
Leia trat zusammen mit seinen Offizieren ans Holodisplay. Der größte Teil der Killik-Flotte raste direkt auf die Mon Mothma und das Herz des Engpasses zu, und Wolken von Insektensternenjägern brodelten bereits an dem dünnen Schirm von Verteidigern vorbei. Doch eine kleine Gruppe - fünf Schiffe und mehrere tausend Pfeilschiffe - hielt auf die Ackbar zu, um zu verhindern, dass sie die Mothma erreichte.
Leia wusste, wie wichtig es bei einer Schlacht sein konnte, so viel wie möglich über den Feind zu wissen, und konzentrierte sich daher auf die Kämpfe, besonders auf die Killik-Schiffe. Sie nahm eins nach dem anderen in der Macht wahr. Sie spürte die Präsenz eines einzelnen Killik-Nests an Bord jedes großen Schiffes, häufig mit Dutzenden oder Hunderten Angehöriger anderer Spezies, die ebenfalls zum Nest gehörten, und sie erkannte sogar die stoische Haltung der Taat und die künstlerische Begabung der Saras bei den Insekten auf den Schiffen, die auf die Mothma zuflogen. Doch als sie das letzte Schiff der Gruppe erreichte, die Kurs auf die Ackbar genommen hatte, spürte sie dort überhaupt keine Präsenzen, nur eine Leere in der Macht.
»Gibt es etwas, das Ihr uns mitteilen wollt. Jedi Solo?«, fragte Bwua'tu.
Leia blickte auf und sah, dass der Bothaner sie forschend ansah. Sie deutete auf die Abbildung des »leeren« Schiffes auf dem Holodisplay.
»Ich glaube, das da ist das Schiff mit dem Dunklen Nest«, sagte sie. »Wir können natürlich nicht wissen, wie die Killik-Flotte organisiert ist. aber das da ist vermutlich so etwas wie ihr Flaggschiff.«
»Es sollte mich eigentlich nicht überraschen, wie viel ihr Jedi feststellen könnt, aber ich staune dennoch.« Bwua'tu dachte einen Moment nach, dann wandte er sich dem Mon-Calamari-Captain zu. der zuvor versucht hatte ihn zu schützen. »Wir zeigen ihnen noch nicht, was wir können, Tola.«
»Sehr wohl, Sir.«
»Aber wenn dieses Schiff in Schussweite ist, sollten wir bereit sein, ihm alles zu geben, was wir haben«, fuhr der Admiral fort. »Vielleicht können wir sie ja ausnahmsweise einmal überraschen.«
»Ja. Sir«, sagte Tola. »Ich lasse es sofort von allen Batterien als sekundäres Ziel erfassen.«
»Gut. Nennen Sie es Käfer Eins.« Bwua'tu sah zurück auf das Holodisplay, sprach aber weiterhin Tola an: »Lind noch eins. Die Leute im Hangar für die requirierten Schiffe sollen wegtreten. Alle Jedi-Schiffe sind willkommen, zu kommen und zu gehen, wie sie wünschen.«
Tola bestätigte den Befehl, dann drehte er sieh um. um ihn weiterzugeben.
Leia lächelte. »Danke. Admiral«, sagte sie. »Aber ich kann Ihnen auch hier behilflich.«
»Ich dachte mehr an Eure StealthXs, Prinzessin«, unterbrach Bwua'tu sie. »Sie werden einen Ort brauchen, um sich neu mit Treibstoff und Munition zu versorgen.«
»Tatsächlich?«, fragte Leia. »Ich meine, wenn die Jedi irgendwie helfen.«
»Das werden sie.« Bwua'tu begann auf und ab zu gehen aber sein Blick blieb auf das Holodisplay konzentriert. »Informiert sie, dass sie von jetzt an unter meinem Kommando stehen.«
»Äh...«
»Gibt es damit ein Problem?«, wollte Bwua'tu wissen.
»Nein. Sir«, antwortete Leia. »Ich denke nur über die beste Möglichkeit nach, es sie wissen zu lassen.«
»Nehmt die, die es am klarsten macht. Diese Käfer haben einen Plan, Prinzessin.« Bwua'tu blieb stehen und starrte sie entlang seiner Schnauze verärgert an. »Wenn war sie hier nicht aufhalten können, schaffen wir es überhaupt nicht.«
Leia schluckte. »Das weiß ich. Admiral. Ich werde mein Bestes geben.«
Sie schloss die Augen und richtete ihr Machtbewusstsein in den Engpass. Als Erstes fand sie Mara und ihr Team. Sie waren sehr ruhig und konzentriert. Ein heller Kreis eines Ionenausstoßes, umgeben vom Bug eines großen klumpigen Schiffs, erschien in Leias Kopf: Die Piloten schlichen sieh gerade an ein Killik-Schiff an. Leia füllte die Gedanken der anderen Jedi mit einer freundlichen Wahrnehmung von Admiral Bwua'tu und wiederholte lautlos den Begriff Respekt.
Mara und die anderen waren verwundert, aber kooperativ.
Dann suchte Leia nach Kyps Staffel und wurde sofort von einem Feuersturm aus Furcht, Begeisterung und Zorn verschlungen. Sie lieh sich einen Moment in den emotionalen Aufruhr sinken und sah das Aufblitzen explodierender Pfeilschiffe und feurig weiße Treibstoffspuren.
Kyps Präsenz berührte Leia und versicherte ihr. dass er auf dem Weg sei. Sie reagierte ebenso wie bei Mara, indem sie ihren Geist mit guten Gedanken über Bwua'tu füllte und Kyp lautlos drängte, ihn zu respektieren.
Kyp reagierte empört.
Leia wiederholte ihre Botschaft noch intensiver und versuchte ihm klarzumachen, dass die Killiks das Problem waren, nicht die fünfte Flotte. Kyp war frustriert, aber dann ließ sein Starrsinn langsam nach.
Als Leia die Augen wieder öffnete, sah sie, wie Tola, der Mon Calamari, auf die Knie sank, nach Atem rang und an seinem Hals zerrte. Bwua'tu warf ihm einen Blick zu, dann schmetterte er ungerührt den Griff seines Blasters auf Tolas Hinterkopf. Sie hörten das Geräusch von berstendem Glutin, dann fiel der Lieutenant Commander nach vorn, und für einen Augenblick verband ein Streifen von Insekteninnereien seinen Kopf mit dem Blastergriff des Admirals.
»Bleibt aufmerksam, Leute!«, befahl Bwua'tu. »Ich kann es mir nicht leisten, dass mein Stab rings um mich her tot umfällt.«
Zwei Sicherheitsleute kamen in den TakSal, um den zuckenden Mon Calamari wegzutragen. Leia schob die Trauer beiseite, die sie um ihn empfand, dann sah sie Bwua'tu an.
»Die StealthX-Besatzungen sind einverstanden.« Sie zeigte in das Holodisplay. auf die fünf Killik-Schiffe, die der Ackbar entgegenflogen. »Maras Team - eine halbe Staffel - ist irgendwo hinter dieser Gruppe und nähert sich einem der Schiffe.«
Bwua'tu verzog das Gesicht. »Wie ist ihr Status? Sie können doch nach so langer Zeit im Raum nicht kampfbereit sein.«
»Sie können einen einzigen Angriff führen, aber Nahkampf ist ausgeschlossen, bis sie aufgetankt haben«, sagte Leia »Davon einmal abgesehen, geht es ihnen gut.«
Bwua'tu schien daran zu zweifeln. »Glauben Sie mir. Admiral.« Leia lächelte. »Jedi-Zauberei.«
Bwua'tu schnaubte. »Wenn Ihr das sagt.«
Leia zeigte auf eine Gruppe Pfeilschiffe, die sich aus keinem offensichtlichen Grund zwischen den beiden Gruppe der Killik- Schiffe zu sammeln schien. »Ich denke, Meister Durrons Staffel kämpft hier.«
»Auf dem Weg, Euch und Meisterin Sebatyne zu befreien«, spekulierte Bwua'tu. »Wir brauchen sie hier nicht. Sie sollen sich zur Mothma zurückziehen.«
»Es wäre eindeutiger, wenn Sie selbst mit unseren Teams sprechen würden.« Leia ging zur Komstation und öffnete einen Kanal zu den StealthX. »Sie können Ihre Befehle nicht bestätigen, aber sie werden sie zumindest hören.«
»Also gut.«
Bwua'tu entfernte sich vom Holodisplay und teilte den StealthXs mit, was er von ihnen wollte. Leia spürte, wie alle den Befehl bestätigten - nur Mara war vollkommen dagegen, das Ziel aus den Augen zu lassen, das sie bereits ausgewählt hatte. Als Leia ihrer Verwunderung gestattete, in die Macht einzufließen, überflutete Mara das Geflecht mit Sorge um Luke und Han.
»Außer Mara sind alle einverstanden«, berichtete Leia. »Mara wird bei ihrem momentanen Ziel bleiben. Es hat etwas mit Luke und Hau zu tun.«
Bwua'tu zog die dichten Brauen hoch. »Etwas ist kein sonderlich präziser Begriff. Prinzessin.«
»Tut mir leid. Admiral.« Leia dehnte sich in der Macht aus und suchte nach der Präsenz ihres Bruders, aber sie spürte nichts. »Mehr weiß ich nicht.«
Bwua'tu sah finster drein. Er war eindeutig nicht daran gewöhnt, dass seine Befehle in dieser Weise abgeändert wurden. »Das wird.«
Er brach ab, als die Schiffe an der Spitze der Killik-Flotte das Holodisplay mit Lichtblitzen füllten. Das Bild der Mon Mothma war plötzlich gelb, was bedeutete, dass ihre Schilde mehr Energie aufnehmen mussten, als sie abwehren konnten. Das Bild der Ackbar blieb blau.
»Feindliche Waffen als Turbolaser identifiziert«, berichtete ein Offizier. »Hersteller unbekannt, aber eindeutig Allianztechnologie.«
»Zumindest wissen wir jetzt, wen die Tibanna-Diebe beliefert haben«, stellte Bwua'tu fest. Er drehte sich zu Leia um. »Lasst Meisterin Sebatyne den Falken startklar machen. Die StealthX brauchen vielleicht eine mobile Auftankplattform.«
Leia griff nach dem Komlink, das Saba auf ihrer Pritsche gelassen hatte. »Meisterin Sebatyne, würdest du den Falken bitte startklar machen? Admiral Bwua'tu braucht ihn vielleicht, um die StealthXs zu betanken.«
»Der Falke ist bereits startklar«, erwiderte Saba. Ein gedämpftes Floppen erklang im Hintergrund. »Aber diese hier weiß nicht, wie lange wir das aufrechterhalten können.«
Leia runzelte die Stirn. »Höre ich da das Blastergeschütz des Falken?«
»Selbstverständlich!«, erwiderte Saba. »Diese kleinen Gorog sind überall.«
Leia begann. Bwua'tu Bericht zu erstatten, aber er war bereits an einem Wanddisplay beschäftigt, drückte Tasten, hielt inne, dann gab er noch mehr Codes ein und fluchte. Auf dem Schirm war nie etwas anderes als Statik zu sehen.
»Diese Käfer sind gut«, knurrte er. »Sie haben unsere Statusanzeigen lahmgelegt.«
Leia aktivierte das Kom noch einmal. »Wir sind hier oben blind. Meisterin. Was kannst du mir über die Situation sagen?«
»Es sieht schlecht aus«, antwortete Saba. »Wenn diese hier die Batterien im Hangar nicht bereits funktionsunfähig gemacht hätte, würdest du jetzt nicht mehr mit ihr reden können. Die Soldaten der Allianz sind tot, und überall sind Käfer.«
»Also gut«, sagte Leia. »Vielleicht solltest du jetzt lieber starten.«
»Ohne dich?« Ein rhythmisches Zischen kam aus dem Komlink. »Immer einen Scherz auf den Lippen, wie, Jedi Solo?« Saba beendete die Kommunikation.
Leia blickte auf und sah, dass Bwua'tu gerade mit einem jungen sullustanischen Ensign sprach, der die Doppelblitze eines Maschinisten trug.
».hat Captain Urbok mir nicht gesagt, dass die Ackbar so schlecht dran ist? Schadensberichte fallen in ihre Verantwortung.«
»W-weil sie tot ist, S-sir?«, stotterte der Lieutenant. »Was ist mit Lieutenant Commander Reo?«
»Ebenfalls tot, Sir.«
Leia konnte spüren, wie Bwua'tus Zorn wuchs, aber es gelang ihm, höflich zu bleiben. »Und Lieutenant Aramb?«
»Gelähmt und unfähig zu sprechen, Sir«, erwiderte der Ensign. »Das Killik-Gift wirkt gegen Gotals offenbar nicht ganz so gut.«
»Also, wer leitet dann die Maschinenabteilung?«, fragte Bwua'tu.
Der Sullustaner schaute zurück zu dem ziemlich leeren Kommandodeck, dann sagte er: »Sie?«
»Falsch, Captain Yuul.« Bwua'tu zeigte auf den Maschinistensitz der Brücke. »Und jetzt setzen Sie sich an Ihre Station und stellen Sie fest, in welchem Zustand sich dieses Schiff befindet.«
»Sir!«
Als der Sullustaner sich umdrehte, um zu gehorchen, sah Bwua'tu Leia an und schüttelte den Kopf. »Diese Killiks machen mich langsam nervös, Prinzessin. Welche Überraschungen haben sie noch unter ihrem Chitin?«
Ohne eine Antwort zu erwarten, wandte er die Aufmerksamkeit wieder dem Holodisplay zu. Die Mon Mothma konzentrierte ihr Feuer auf das Schiff an der Spitze und schoss so viele Teile ab, dass es danach eher wie ein Asteroidenfeld aussah statt wie ein Großkampfschiff. Aber die Pfeilschiffschwärme der Killiks hatten die Jägerschirme der Allianz bereits überwältigt und für jeden Turbolasertreffer, den die Mothma verzeichnen konnte, musste sie zehn einstecken.
Der Ackbar erging es besser, zumindest außerhalb des Rumpfs. Obwohl der Raum hinter dem Aussichtsfenster von Turbolaserexplosionen hell erleuchtet wurde, schien es den Killik-Schützen schwerzufallen, sich auf die Schwerkraftwirkung der binären Sterne hinter dem Sternenzerstörer einzustellen. Die meisten Schüsse gingen harmlos unter dem Bauch der Ackbar vorbei, und die wenigen, die trafen, waren nicht stark genug, um die Schilde wirklich zu beanspruchen.
Das Bild der Mothma verfärbte sich plötzlich rot, was anzeigte, dass es zu einem Schildbruch gekommen war. Bwua'tu seufzte hörbar, dann wandte er sich der Menschenfrau zu, die dicht an seiner Seite geblieben war.
»Grendyl, sagen Sie Commodore Darklighter. er soll sich zurückziehen. Alle überlebenden Sternenjäger der fünften Flotte sollen sich ans den Kämpfen losen und am Treffpunkt Alpha zu ihm stoßen.«
Grendyl riss die Augen auf. »Auch unsere Jäger. Admiral?«
»Das habe ich doch gesagt, verflixt noch mal!«, bellte Bwua'tu. »Stimmt etwas nicht mit den kleinen rosa Klappen, die Sie Ohren nennen?«
Erstauntes Schweigen senkte sich über die Brücke, und alle überlebenden Angehörigen des Stabs konzentrierten den Bück auf das Holodisplay.
Bwua'tu holte tief Luft, dann sagte er: »Entschuldigen Sie. Grendyl. So hätte ich nicht reagieren dürfen. Ich fürchte, unsere unselige Situation hat mich ziemlich nervös gemacht.«
»Schon gut. Sir.« Ihre Stimme stand kurz vor dem Brechen. »Ich gebe die Botschaft sofort weiter.«
»Danke«, sagte Bwua'tu. »Und machen Sie es zu einem direkten Befehl, sowohl an Commodore Darklighter als auch an die Sternenjägerstaffeln. Ich will keine wertvollen Mittel der Allianz an sinnlose Tapferkeit verschwenden. Die Ackbar ist verloren.«
Grendyl hob die Hand zu einem schneidigen Salut. »Sir.«
Der Rest von Bwua'tus Stab schwieg, starrte weiterhin das Holodisplay an und dachte über die finstere Bemerkung des Admirals nach. Die Ackbar saß mit dem Rücken gegen einen binären Stern fest, und fünf Großkampfschiffe der Killiks und ein Schwärm aus mehreren tausend Jägern raste auf sie zu. Zwischen ihnen und dem feindlichen Angriff gab es nur noch ein paar Wasserstoffatome. Die Situation war hoffnungslos, und Bwua'tu war scharfsinnig genug, das schon früh zu erkennen, und vernünftig genug, sich und den anderen nichts vorzumachen.
Leia spürte, wie Saba sie drängte, zum Falken zu kommen, aber sie blieb, wo sie war. Etwas fühlte sich immer noch falsch an. Die Turbolaser der Ackbar droschen weiter auf die fünf feindlichen Großkampfschiffe ein. aber die Schilde des Sternenzerstörers selbst gerieten kaum ins Flackern.
Einen Augenblick später sagte Bwua'tu: »Ich glaube, der
Zeitpunkt für unsere Überraschung ist gekommen.« Er ging zum Korn und öffnete einen Kanal zu den Turbolaserbatterien. »Alle Batterien feuern jetzt auf Käfer Eins. Bestätigen Sie, wenn Sie bereit sind.«
Die Turbolaserbatterien der Ackbar schwiegen einen Moment, dann kamen die Bestätigungen so schnell herein, dass Leia ihnen kaum folgen konnte.
Als das Kom wieder schwieg, sagte Bwua'tu: »Schießen Sie auf mein Zeichen. drei. zwei. eins. Feuer!«
Der Raum hinter dem Kommandodeckfenster wurde vom Turbolaserfeuer blendend hell, und das Deck erzitterte vor kinetischer Energie. Alle auf der Brücke warteten atemlos, bis die Schüsse die gewaltige Entfernung zurückgelegt hatten und auftrafen. Das Symbol von Käfer Eins auf dem Holodisplay verfärbte sich gelb.
»Bestätige Treffer«, berichtete der Sensoroffizier. »Geschätzter Verlust an Masse: zehn Prozent.«
Die Überlebenden im TakSal und auf dem Kommandodeck jubelten.
Bwua'tu sprach ins Kom. »Gut gemacht, Schützen! Batterien mit ungeraden Zahlen feuern weiter.«
Leia hörte den Rest von Bwua'tus Worten nicht mehr, denn Mara berührte sie plötzlich in der Macht, voller Schrecken und Sorge um Luke und Hau. Leia runzelte verwirrt die Stirn, und in ihrem Kopf erschien das Bild eines Killik-Schiffs. Auf seiner Überfläche befanden sich mehrere winzige Gestalten, die über die zerklüftete Oberfläche kletterten und die man nur wegen des winzigen Lichts ihrer Helmlampen sehen konnte. Dann ergoss sich Turbolaserfeuer wie ein nkllonianischer Meteorsturm auf das Schiff und riss riesige Löcher in den Rumpf, ließ Steinfontänen in den Raum aufsteigen und verbarg die winzigen Gestalten hinter einem Staubvorhang.
Und dann spürte Leia plötzlich Lukes Präsenz irgendwo in der Nähe von Mara. Er war noch erschrockener als seine Frau.
Leia eilte an Bwua'tus Seite. »Hören Sie auf! Luke und Han sind auf diesem Schiff!«
Bwua'tu zog die buschigen Brauen zusammen und war so verwirrt, wie Leia selbst es noch einen Augenblick zuvor gewesen war. »Was?«
»Luke und Han befinden sich auf Käfer Eins!«, erklärte Leia. »Deshalb wollte Mara zuvor kein neues Ziel wählen. Sie hat sie gesehen!«
Bwua'tu riss die Augen auf. »Sind Sie sicher?«
»Ja«, antwortete Leia. »Ich habe Luke gerade in der Macht gespürt. Zuvor hat er sich offenbar verborgen.«
Bwua'tu kniff die Augen zusammen. »Ich verstehe.« Er dachte einen Moment nach, dann kehrte er ans Kom zurück. »Batterien, die mit fünf oder null enden, feuern weiter auf Käfer Eins. Alle anderen wenden sich wieder den vorherigen Zielen zu.«
Leia runzelte die Stirn. »Das sind immer noch zehn Batterien!«
»Wenn Euer Bruder und Euer Mann sich auf diesem Schiff befinden, dann entweder als Gefangene oder blinde Passagiere«, sagte Bwua'tu. »Wenn sie gefangen genommen wurden, besteht ihre beste Chance zu einer Flucht darin, dass wir das Schiff funktionsunfähig machen. Wenn sie blinde Passagiere sind.«
».könnten wir die Killiks auf sie aufmerksam machen, wenn wir den Angriff vollkommen abbrechen«, schloss Leia.
Bwua'tu nickte. »Wir werden noch einen Flottenadmiral aus Euch machen, Prinzessin.«
Sie kehrten zum Holodisplay zurück. Das winzige Dreieck eines unidentifizierten Schiffs löste sich gerade von Käfer Eins und beschleunigte auf die Ackbar zu.
»Sensoren, ich brauche sofort Daten«, verlangte Bwua'tu. »Was ist das? Eine Rakete?«
Es gab eine kurze Pause, dann veränderte sich die Abbildung zu dem dreieckigen Zylinder einer alten Kuati-Fregatte.
»Neues Schiff bestätigt als Fregatte der Lancer-Klasse«, berichtete der Sensoroffizier. »Zugehörigkeit unbekannt.«
Bwua'tu verzog das Gesicht, dann sah er Leia an. »Kann Eure Zauberei da irgendwie helfen, Prinzessin?«
Sie hoffte, sie würde Luke und Han an Bord der Fregatte spüren können, berührte das Schiff in der Macht. und fand Raynar Thul an Bord. Sofort versuchte sie, den Kontakt abzubrechen, aber als sie sich zurückzog, folgte er ihr. und eine gewaltige trübe Präsenz stieg in ihrem Geist auf. Ihr Blickfeld bekam sofort dunkle Ränder, und ein gewaltiges Gewicht drückte sie nieder, so schwer und kalt und erschöpfend, dass ihre Knie weich wurden und versagten.
»Prinzessin Leia?« Bwua'tu und Grendyl eilten sofort zu ihr, die Blasterpistolen in der Hand, um jedes Insekt zu erschlagen, das sie an ihr sahen. »Wo haben sie Euch erwischt?«
»Ich.« Leia versuchte aufzustehen, schaffte es aber nicht. »Keine Käfer. Fregatte.«
Bwua'tu sah sie erstaunt an. »Die Fregatte?« Er zog Leia hoch. »Was ist damit?«
Leia wollte antworten, wollte ihm sagen, wer sich da näherte, aber dieses dunkle Gewicht war einfach zu viel für sie. Sie konnte die Worte einfach nicht denken und hätte sie auch nicht aussprechen können, seihst wenn sie sie hätte denken können.
»Ich verstehe«, sagte Bwua'tu. »Grendyl, markieren Sie das Schiff als feindlich. und als Ziel von hoher Priorität.«
Einen Augenblick später begannen die Turbolaser die Fregatte zu beschießen. Tiefe Trauer erfasste Leia. als sie auf die bevorstehende Explosion wartete. Was immer bei den Killiks aus Raynar geworden war, er war einmal ein Jedi und enget Freund ihrer Kinder gewesen, und sie wusste, sein Verlust würde bewirken, dass sie sich leer und elend fühlte.
Dann verschwand das dunkle Gewicht in ihr, als sich die Laserschüsse Raynars Schiff näherten, und sie gewann neue Kraft. Sie atmete immer noch schwer, doch sie wollte gerade berichten, wer sich an Bord befand, als die Turbolaserstrahlen sich plötzlich von der Fregatte abwandten und im leeren Raum explodierten.
Grendyl stieß einen erstaunten Ruf aus, und von den Überlebenden auf dem Kommandodeck erklang ungläubiges Gemurmel. Leia verstand plötzlich, wieso die Killik-Schützen so schlecht waren. Sie versuchten nicht einmal, die Ackbar zu treffen.
Als sich die zweite Salve des Turbolaserfeuers ebenfalls im letzten Augenblick von der Fregatte wegbog, kniff Bwua'tu die Augen zusammen und wandte sich Leia zu.
»Was ist das'.''«, fragte er. »Eine neue Art von Schild?«
Leia schüttelte den Kopf. »Das ist Raynar Thul«, sagte sie. »Und ich glaube, er kommt, um Ihr Schiff zu übernehmen.«
Das Äußere des Nestschiffes war zerklüftet und dunkel, eine Landschaft schmaler Gräben, die sich im Zickzack an riesigen Spuckbetonbrocken vorbeizogen. Han wusste, dass die Brocken beinahe mit Sicherheit primitive Kühlkörper waren, die benötigt wurden, damit der Rumpf bei den extremen Temperaturschwankungen des Raums nicht brach. Aber das machte es kein bisschen einfacher, sie zu umgehen. Die Oberfläche des Schiffs war ein gewaltiges SpuckbetonLabyrinth, das sich beinahe unendlich weit vor ihnen erstreckte und dann plötzlich im blauen Leuchten eines gewaltigen Halbmonds eines Ionenausstoßes verschwand. Han kam sich vor, als kletterte er in eine Sonne - ein Eindruck, der von den Schweißtropfen, die in seinen Augen brannten und über seine Wangen liefen, nur verstärkt wurde. Alle vier echten Sonnen des Murgo-Engpasses brannten auf seine Schultern und seine Seite herab, und der billige Schutzanzug aus der Fluchtkapsel der DR919a konnte seinen Träger nicht mehr kühlen. Han befürchtete, sie würden alle bald anfangen zu schmelzen.
Han machte am Sockel eines Kühlkörpers Halt, eines zwei Meter hohen Spuckbeton-Monolithen, den Luke erklettert hatte, um sich das Gelände vor ihnen anzusehen. Er kippte den Helm zurück, damit er aufblicken konnte. Ein zweites Nestschiff befand sich etwa hundert Kilometer über ihnen, und ein ununterbrochener Strom winziger bunter Striche kam und ging, als es mit dem Sternenzerstörer der Allianz dort irgendwo im Murgo-Engpass Schüsse austauschte.
Han aktivierte sein Anzugkom. »Und. sind wir da?«
»Beinahe, Han.« Luke musterte weiter den Horizont und schirmte das Helmvisier dazu mit einer behandschuhten Hand ab. »Es gibt einen eckigen Schatten bei elf Uhr, der ein Lüftungsschacht sein könnte.«
»Siehst du Hitzeflimmern darüber?«
»Nein.«
»Dann ist es nicht, was wir suchen.« Han versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie enttäuscht er war - er wollte Tarfang nicht zu noch mehr Gemecker provozieren. »Ein Hyperantrieb für ein Schiff dieser Größe muss stundenlang Hitze ausstoßen. Wenn wir in die Nähe eines solchen Schachts kommen, werden wir es wissen.«
»Wahrscheinlich.« Luke setzte dazu an, wieder herunterzuklettern, doch plötzlich kippte er den Helm zurück, um über ihre Köpfe hinwegzuschauen. »Angriff! Runter.!«
Der Raum wurde weiß, und Lukes Stimme verschwand in dieser verräterischen Statik, die einen nur zu gut gezielten Turbolaserangriff ankündigte. Han versuchte Deckung zu finden, aber das war in seinem steifen FluchtkapselSchutzanzug beinahe unmöglich. Er hatte es gerade geschafft, die Knie zu beugen, als das Nestschiff unter ihm auch schon gewaltig ruckte und ihn gegen die Seite des Kühlkörpers schmetterte. Er rutschte am Spuckbeton herunter und kam am Sockel zu liegen, die Innenseite seines Visiers so schweißverschmiert, dass er nicht einmal hätte sagen können, ob er auf dem Bauch oder auf dem Rücken lag.
Der Boden bockte und schauderte weiter, sodass Hans Nase gegen das Visier krachte, und die Statik wurde ohrenbetäubend. Er schaltete das Anzugkom mit dem Kinn ab, damit es ihm nicht entging, falls ein Zischen ein Leck in seinem Anzug ankündigte. Dann hob er langsam die Arme und kam zu dem Schluss, dass er auf dem Bauch lag.
Er rollte sich auf den Rücken, wünschte sich dann aber, er hätte es nicht getan. Der Raum über ihm war ein riesiger, verschwommener Vorhang aus Turbolaserenergie - das meiste davon stammte von Angriffen auf das Schiff - und füllte sich rasch mit brodelndem Spuckbetonstaub, wirbelnden Kühlkörpertrümmern. und etwas, das aussah wie ein Schutzanzug von halber Größe, der mit den ausgebreiteten Armen fuchtelte.
Han aktivierte sein Kom wieder und hörte noch mehr Statik. Ein Sternenzerstörer der Allianz beschoss sie mit allem, was er hatte. Er richtete sich auf und hätte sich beinahe selbst aus der künstlichen Schwerkraft des Schiffs gelöst, dann landete er schwerfällig neben C-3PO.
Der Droide drehte den Kopf und sah aus, als sagte er etwas. Zum Glück konnte Han kein Wort hören.
Er versuchte die Gestalt, die über ihm schwebte, im Auge zu behalten, kam wieder auf ein Knie hoch und sah durch den dichter werdenden Staub des Angriffs, dass Luke etwa fünf Meter entfernt war. Er taumelte zu ihm und berührte Lukes Helm mit seinem, sodass sie sich ohne Kom verständigen konnten.
»Jemand ist weggerissen worden!« Han zeigte auf die langsam kleiner werdende Gestalt. »Wir verlieren ihn!«
Luke schaute in die Richtung, in die Han deutete. »Das ist Tarfang.«
»Woher weißt du das?«
Luke zeigte auf zwei Schatten, die sich hinter einem Kühlkörper duckten. »Juun und R2 sind da drüben.«
Er hob die Hand und benutzte die Macht, um den sich drehenden Tarfang wieder herunterzuholen. Die künstliche Schwerkraft des Schiffs erfasste den Ewok etwa zwei Meter über der Oberfläche. Er landete hart, sprang dann jedoch sofort auf, drohte mit der Faust und schnatterte hinter seinem Visier. Als ein weiterer Treffer ganz in der Nähe ihn erneut vom Schiff riss, musste Han es sich wirklich gut überlegen, bevor er nach oben griff und den Ewok am Fußgelenk packte.
Tarfang bemerkte das Zögern. Seine Blicke waren wie Vibrodolche. als Han ihn wieder herunterzog, aber das hielt ihn nicht davon ab. sich fest an Hans Gürtel zu klammern. Han versuchte noch einmal, sein Anzugkom zu aktivieren, aber da der Raum geladen war wie bei einem Gewitter auf Bespin. konnte er nur Statik hören.
Luke brauchte das Kom nicht. Fr stand einfach auf und sah Han an, und Han verstand. Sie mussten weiter. Luke hatte die Macht eingesetzt, und nun konnte Lomi Plo spüren, dass sie auf dem Weg waren.
Sie holten Juun und die Droiden und machten sich wieder auf den Weg, folgten den Spuckbeton-Gräben zwischen den Kühlkörpern, suchten sich ihren Weg durch den Beschuss, während rings um sie her riesige Fontänen aus Spuckbetonsplittern und Dampf aufschössen. Nach wenigen Minuten hatte der Turbolasersturm nur noch einen Bruchteil seiner ersten Wut, aber er blieb heftig genug, dass sie immer noch um ihr Leben fürchteten. Mehrere Treffer waren so nahe, dass alle umgerissen wurden, und Luke musste noch zweimal die Macht einsetzen, um jemanden in die künstliche Schwerkraft des Nestes zurückzuholen. Der Dunst von den Treffern wurde immer dichter und blockierte die Sicht dermaßen, dass Han Tarfang und C-3PO beinahe über den Rand eines gewaltigen Schusskraters geführt hätte.
Vielleicht einen Kilometer später blieb Luke plötzlich stehen und zeigte auf eine wogende Wolke aus Staub und zerbrochenem Spuckbeton etwa fünfzig Meter voraus. Sie strudelte in einer Konvektionsströmung und stieg stetig nach oben.
»Wir sind da, Han.« Lukes Stimme war kratzig, aber verständlich. Dank des nun geringeren Beschusses hatte die elektromagnetische Statik nachgelassen und störte die Kommunikation über Anzugkom nicht mehr vollkommen. »Aber mach dich auf einiges gefasst - ich glaube, uns erwartet ein Empfangskomitee.«
Tarfang blieb stehen und nahm eine trotzige Haltung ein. »Wobba jobabu!«
»Keine Sorge«, sagte Luke. »Wir bekommen Verstärkung.«
»Verstärkung?« Han versuchte durch den Dunst zu spähen. »Hier draußen?«
»Mara behält uns von einem StealthX aus im Auge«, sagte Luke. »Ich glaube, sie hat unsere Helmlampen gesehen, als sie sich anschlich, um das Nestschiff anzugreifen.«
»Sie ist in einem StealthX?«. fragte Han. »Und du willst das hier immer noch auf die harte Tour machen? Warum kann sie nicht einfach eine Schattenbombe in den Abzugsschacht werfen und verschwinden? Und war lösen unsere Notsignale aus und warten, bis uns jemand abholt.«
»Das ist keine schlechte Idee, Han«, sagte Luke.
Han hörte so etwas wie Zähneklappern durch das Kom.
Luke wandte sich wieder dem Abzugsschacht zu. »Ich möchte, dass du mit den anderen redest, und dann tut ihr genau das. Es wird meine Aufgabe einfacher machen.«
»Wie das?«, fragte Han misstrauisch. »Ich dachte, wir müssten nur den Hyperantrieb des Schiffs erledigen, und das kann Mara mit einer Schattenbombe erheblich besser als wir mit einem Lichtschwert und zwei popligen Blasterpistolen.«
»Es gibt da eine Komplikation«, sagte Luke. »Eine, die wir mit einer Schattenbombe nicht erledigen können.«
»Eine Komplikation?« Han drückte das Visier dicht an Lukes und sah. dass der Jedi-Meister schauderte. »Sprichst du von Lomi Plo?«
Luke nickte. »Ich s-sollte ihr ein Ende! machen, solange ich noch die Gelegenheit habe.«
»Ich weiß nicht, wem du hier etwas vormachen willst - bei mir funktioniert es jedenfalls nicht«, sagte Han. »Sie hat dich wieder erwischt, oder?«
Luke seufzte. »Das bedeutet nicht, dass du bleiben sollst.«
»Wenn du mit uns kommst, tue ich das auch nicht«, erwiderte Han.
»Damit w-würde ich uns alle zu Zielen machen.« Luke schüttelte den Kopf. »Ich werde hierbleiben und es hinter mich bringen.«
»Dann sind wir schon zu zweit«, sagte Han. Er drehte sich zu Tarfang und Juun um. »Was ist mit euch beiden?«
Tarfang ließ eine Tirade zornigen Keckerns los, dann packte er Hans Gürtel fester und schüttelte den Kopf. Juun stand einfach nur da und blinzelte.
»Nun?«, fragte Han.
Als Juuns Miene sich nicht veränderte, tippte Han an die Seite des Helms des Sullustaners. Juun runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
»Damit ist es wohl einstimmig«, sagte Han. »Juun kann nicht riskieren, mit einem angeschlagenen Korn von diesem Felsbrocken zu springen. Falls sein Notsignal auch noch ausfällt, wird er da draußen nicht lange überleben.«
»Ich wünschte, du würdest es dir anders überlegen. Han.«
»Ja, und ich wünschte, wir hätten eine Tasche mit Thermalzündern und ein paar Kilo Baradium«, sagte Han. »Aber diese Wünsche werden sich nicht erfüllen. Also, gehen wir.«
Sie zogen weiter. Aber statt direkt auf den Abzugsschacht zuzugehen, umkreiste Luke ihn vorsichtig. Alle paar Meter blieb er stehen und verharrte fünf oder zehn Sekunden reglos, dann veränderte er den Kurs leicht und wurde noch langsamer.
Schließlich bedeutete er den anderen, stehen zu bleiben. Dann schlich er weiter und spähte um die Seite eines Kühlkörpers. Han folgte ihm und sah mehrere Dutzend verschwommene käferförmige Gestalten in den klotzigen Panzern, die die Killiks als Druckanzüge trugen. Sie lauerten alle in einem Hinterhalt, immer noch in die Richtung gewandt, aus der sich Han und Luke vor ein paar Minuten genähert hatten.
»Haltet euch bereit.« Luke nahm das Lichtschwert vom Gürtel, dann holte er die Blasterpistole aus dem Holster und reichte sie Tarfang. »Mara greift an.«
»Und dann?«, fragte Han.
»Dann wird Lomi Plo sich zeigen müssen«, antwortete Luke. »Wenn wir mit ihr fertig sind, werden wir die Rettungssignale aktivieren.«
»Darauf werde ich zurückkommen«, sagte Han. Er bedeutete Juun, bei den Droiden zu bleiben und sich zu ducken. Ohne funktionierendes Kom oder einen Blaster würde der Sullustaner ihnen beim Kampf ohnehin nichts nützen. Dann drehte er sich um und schaute in den Raum hinaus. »Was dauert da denn so.«
Luke sprang auf, aktivierte das Lichtschwert und richtete es auf die versteckten Gorog. Im gleichen Augenblick erschien der dunkle Umriss eines Jedi-StealthX hinter den Insekten und überzog den Rumpf des Nestschiffs mit Feuer aus vier Lasergeschützen. Ein Vorhang aus Spuckbetonstaub, Rumpfstücken und Käferteilen stieg zum Himmel auf, dann war der StealthX auch schon wieder in der sternenfleckigen Leere verschwunden.
Einen Augenblick später stürzte eine kleine Reihe von Gorog in Druckanzügen zwischen den Kühlkörpern hervor und schoss aus elektrischen Sturmgewehren und Magnetimpulswaffen. Han erwiderte das Feuer und fluchte frustriert, als die meisten seiner Geschosse von den Panzer-Druckanzügen der Insekten abprallten. Luke machte einfach eine Handbewegung, und ein Ende der Gorog-Reihe taumelte hoch in den Raum.
Dann schoss wieder Geschützfeuer wie leuchtende Speere aus dem Raum und verwandelte die restlichen Insekten in einen Wirrwarr aus Chitin und Eingeweiden. Han schoss weiter, mehr um Mara anzuzeigen, wo er sich befand, als dass er glaubte, noch etwas töten zu können. Einen Augenblick später raste der dunkle Umriss des StealthX nur ein paar Meter von ihrem Versteck entfernt vorbei, so dicht, dass Han sehen konnte, wie Mara den Kopf hin und her drehte, als sie ihre Ziele auswählte.
Han beobachtete sie noch, als etwas an den hinteren Teil seines Helms klirrte. Er fuhr herum und erwartete halb, ein schmerzhaftes letztes Ploppen zu spüren, weil eine Kugel ihm in den Kopf drang, aber außer Juun und den Droiden befand sich niemand hinter ihm.
Der Sullustaner zeigte auf etwas irgendwo hinter Luke. Han schaute hinüber und sah nichts als den üblichen Kampfstaub. Luke stand noch genauso da wie einen Augenblick zuvor, das leuchtende Lichtschwert auf die wenigen MöchtegernAngreifer gerichtet, die Maras Angriff bisher überlebt hatten.
Juun gestikulierte heftiger, und diesmal zeigte er auf eine Stelle noch näher bei Luke. Han schaute wieder hin. sah nichts als Staub und spreizte in einer hilflosen Geste die Finger.
Juun schlug sich mit den Fäusten gegen den Helm, dann sprang er auf und rannte in die Richtung, in die er gezeigt hatte.
»Vorsicht, Luke!«, warnte Han seinen Schwager übers Korn. »Hier kommt ein verrückter Sullustaner.«
Luke fuhr herum, führte sein Lichtschwert in einer Abwehrbewegung nach oben - und stand dann wie erstarrt in einem Funkenschauer.
Han verzog das Gesicht. »Was zum.«
Luke sackte plötzlich vornüber, als hätte man ihn fest in den Magen getreten. Dann kam Juun etwa einen Meter vor Luke zum Stehen und schlang die Arme um etwas, das Han nicht sehen konnte.
Luke hob die Klinge und schlug in die Luft, er zog die Spitze des Lichtschwerts in einem Manöver über die Schulter, das seinen Rücken schützen sollte, und weitere Funken sprühten. Danach ging er in die Hocke und riss ein Bein herum, das traf, an was Juun sich klammerte. Die Arme des Sullustaners lösten sich, und er kullerte über den Spuckbeton gegen die Seite eines Kühlkörpers.
Han schoss in die allgemeine Richtung des unsichtbaren Angreifers, und eine Salve aus Blasterschüssen ging an seiner Schulter vorbei, als Tarfang das Gleiche tat. Der größte Teil ihrer Schüsse führte lediglich dazu, dass ein paar Stücke aus dem Rumpf des Nestschiffs gerissen wurden, aber ein paarmal wurden die Geschosse auch auf mysteriöse Weise abgelenkt, und einmal glaubte Han für den Bruchteil einer Sekunde ein vernarbtes Gesicht zu sehen, so hager und verzerrt, dass er nicht sicher sein konnte, ob es sich um ein Menschen- oder ein Insektengesicht handelte.
Luke tänzelte in den Kampf zurück, schlug tief und hoch mit dem Lichtschwert zu, traf nichts, drehte sich aber direkt in die nächste Attacke. Seine Klinge glitzerte und blitzte, als sie die unsichtbaren Schläge blockierte, die gegen ihn geführt wurden. Han und Tarfang verfolgten den Kampf, schössen mehr oder weniger dorthin, wo der Jedi angriff, und zogen damit gerade genug Aufmerksamkeit auf sich, dass Luke den unsichtbaren Feind weiter zurückdrängen konnte.
So ging es noch fünf oder zehn Sekunden, dann erschien eine weitere Reihe sechsgliedriger Gestalten mit klotzigen Killik-Druckanzügen zwischen den Kühlkörpern. Han schlug das Herz bis zum Hals - er fragte sich, ob sich der Gefahrensinn der Jedi wohl ebenso anfühlte -. und er rückte nicht mehr weiter vor.
»Ah, Jungs?« Er sah sich um und entdeckte, dass sich auch von den Seiten Käfer näherten. »Runter!«
Hektik entstand, als die Insekten die Waffen hoben. Han ließ sich bereits auf das Schiff fallen. Er landete auf der Seite und trat sich hinter einen Kühlkörper. Silberne Blitze tanzten über sein Visier, während umherfliegende Spuckbetonbröckchen eine unregelmäßige Kadenz auf seinen Helm trommelten. Er rollte sich in Fötusstellung zusammen und war froh, noch am Leben zu sein.
Einen Augenblick später erklang Lukes Stimme über das Anzugkom. »Deckung!«
»Was glaubst du denn, was ich.«
Hans Kom gab ein scharfes Knacken von sich, dann brachte eine Reihe von Explosionen den Schiffsrumpf zum Beben. Das Geräusch der Betonbröckchen an seinem Helm wich zunächst einem Dutzend Sekunden Statik, dann vollkommenem Schweigen. Vorsichtig hob er den Kopf.
Der von den Schüssen aufgewirbelte Staub hatte sich zu einer trüben grauen Wolke verdichtet, aber Han konnte dennoch Maras helles Laserfeuer sehen, mit dem sie die überlebenden Gorog verscheuchte. Han kam auf die Knie und drehte sich in die andere Richtung. Etwa drei Meter von der Stelle entfernt, an der er kniete, klaffte ein tiefer dunkler Krater voller Schutt, schwebender Leichen und hoch aufsteigender Dampffontänen.
»Han?«, erklang Lukes Stimme über das Anzugkom. »Alles in Ordnung?«
»Kommt drauf an.« Han stand auf und drehte sich langsam im Kreis, dann sah er schließlich, dass Luke aus etwa zehn Metern Entfernung auf ihn zukam. »Hast du Lomi erwischt?«
Luke schüttelte den Kopf. »Ich kann sie immer noch spüren.«
»Dann geht es mir eher schlecht.« Han drehte sich weiter, den Blaster feuerbereit. »Ich hasse es, wenn sich etwas, das ich nicht sehen kann, an mich anschleicht. Gehen wir Juun suchen.«
»Warum das?«, fragte Luke.
»Weil er sie sehen kann«, antwortete Han.
Luke blieb drei Schritte von Han entfernt stehen. »Bist du sicher?«
»Hast du nicht gesehen, wie er versucht hat, sie umzureißen? Natürlich bin ich sicher.« Han gefiel nicht, wie überrascht sein Schwager klang. »Hat das etwas zu bedeuten?«
»Ja«, sagte Luke. »Es bedeutet, dass ich mich geirrt habe, was Lomi Plo angeht.«
»Na wunderbar«, knurrte Han. Er hätte gerne noch einmal vorgeschlagen, das Insektenschiff zu verlassen und die Notsignale zu aktivieren, aber er wollte nicht, dass Luke ihm sagte, er solle das ruhig tun, aber allein. Er fürchtete, die Versuchung könnte zu viel für ihn sein. »Wie meinst du das, geirrt?«
»Ich dachte, sie bewirkt mithilfe der Macht, dass ich sie bestenfalls verschwommen wahrnehmen kann, um sich zu verstecken«, sagte Luke. »Aber wenn Juun sie sehen kann und ich nicht.«
Als Luke nicht weitersprach, sagte Han: »Ja, das macht mir auch Angst.« Er drehte sich wieder in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Vielleicht kann Juun es erklären.« »Moment mal«, sagte Luke. »Was ist mit Tarfang?«
»Tarfang?« Han sah sich schnell um. »Er hat doch nicht schon wieder abgehoben?«
Luke schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Nein, Tarfang befindet sich unterhalb von uns, innerhalb des Schiffs.« Er drehte sich um und schaute in eines der Löcher, die Maras Schattenbomben gerissen hatten. »Ich glaube. Lomi Plo hat ihn.«
Leia und eine kleine Gruppe Besatzungsmitglieder wurden von einer Wolke Attentäterkäfer und Elitesoldaten der Unu verfolgt, die mit ihren Magnetimpulsgewehren in jeden Seitenflur schössen, an dem sie vorbeikamen. Die Jedi wusste, dass ihre kleine Gruppe kaum eine Chance mehr hatte. Es würde ihnen nie gelingen, die Killiks lange genug in Schach zu halten, um den Selbstzerstörungsprozess der Ackbar auszulösen.
Was Leia nicht wusste, war, wie sie das Bwua'tu klarmachen sollte. Ein Schwärm Attentäterkäfer, der aus den Luftschächten gekommen war, hatte sie gezwungen, das Kampfdeck zu verlassen. Seitdem kannte der Admiral nur ein einziges Ziel: die Selbstzerstörungssequenz zu aktivieren. Aber die Killiks hatten das vorhergesehen. Jedes Zugangsterminal, an dem Leia und die anderen vorbeigekommen waren, war so beschädigt, dass es nicht schnell genug repariert werden konnte - für gewöhnlich durch einen Schuss mit dem Elektrogewehr in die Tastatur.
Leia erreiche eine weitere Kreuzung, und aus der Mitte der Gruppe hinter sich hörte sie Bwua'tu rufen: »Nach rechts!«
Da die Attentäterkäfer bereits dicht hinter ihnen summten, blieb ihr keine Zeit, sieb erst umzusehen. Sie aktivierte einfach ihr Lichtschwert - das Bwua'tu aus seinem Tresor in der Offiziersmesse geholt hatte, als sie von der Brücke flohen -und führte die Gruppe um die Ecke.
Es überraschte sie nicht, einen Trupp Unu-Soldaten zu sehen, die ihnen entgegenkamen. Die Insekten waren so groß wie Wookiees. hatten goldene Thoraxe, große purpurfarbene Augen und scharlachrote Rückenpanzer, und in ihren vier Zangenhänden hielten sie sowohl Magnetimpulsgewehre finden Kampf aus größerer Entfernung als auch kurze Dreizacke für den Nahkampf. Sie eröffneten das Feuer, sobald Leia um die Ecke bog. und sofort lärmten Schüsse und Querschläger durch den Flur.
Lichtschwerter waren nicht sonderlich geeignet, um Angriffe mit Magnetimpulswaffen abzuwehren, aber Leia begann trotzdem sich vorwärtszudrehen und zu wirbeln, wich den Geschossen aus, ohne auch nur darüber nachzudenken, ergab sich vollkommen der Macht und verließ sich darauf, dass sie ihre Schritte führte.
Ihre Begleiter - eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Angehörigen der Besatzung, die sie und Bwua'tu unterwegs aufgelesen hatten - kamen einen Schritt hinter ihr in den Flur gerannt und feuerten auf die Killiks. Niemand zögerte, an seinen Kameraden oder an Leia vorbeizuschießen. Zweimal musste Leia Blasterschüsse abwehren, und einmal wäre sie beinahe in die Kugel eines Magnetimpulsgewehrs gerannt, als sie vermeiden wollte, von hinten getroffen zu werden. Sie hielt ihre Begleiter dennoch nicht für unbesonnen. Sie hatten einfach nicht genug Zeit, um vorsichtig zu sein.
Nun hatte Leia die Unu-Soldaten erreicht und stieß den ersten mithilfe der Macht gegen den Killik neben ihm. Sie schlug mit dem Lichtschwert zu und hackte den Kopf des Insekts von seinem goldenen Thorax, dann riss sie die Klinge? zurück und schlitzte einen weiteren Unu auf.
Zwei riesige Fresswerkzeuge erfassten sie von der Seite, dann sah sie die Spitzen eines Dreizacks auf ihre Brust zukommen. Sie nutzte die Macht, um die Waffe wegzuschieben, schaltete ihr Lichtschwert ab. warf den Griff herum und reaktivierte die Klinge, als sie die Öffnung an den Thorax ihres Gegners drückte.
Ein ohrenbetäubendes Kreischen erklang. Leia riss den Fuß hoch und trat ein Gewehr beiseite, das ein weiterer Unu-Soldat auf sie richten wollte, dann führte sie das Lichtschwert nach unten, schnitt damit ihren Gegner auf und führte die Klinge zwischen den Beinen des anderen Möchtegern-Angreifers wieder hoch. Beide Insekten brachen zusammen.
Als Bwua'tus Leute sie erreichten, begann ein wilder Kampf der Gewehre und Zangen. Die zahlen- und kräftemäßig vollkommen unterlegene Besatzung der Ackbar schoss ihre Blaster aus nächster Nähe ab. Die Killiks nutzten jeweils ein Paar Handzangen für die Gewehre und das andere für die Dreizacke; manchmal packten sie einen Angreifer auch mit den Fresswerkzeugen oder rissen ihn damit um.
Leia warf einen Blick zurück, um nach Bwua'tu zu sehen, und stellte fest, dass sich der Admiral direkt hinter ihr befand. Seine Adjutantin Grendyl stand hinter ihm und warf einen Thermalsprengsatz zurück in die sich nähernde Wolke Attentäterkäfer.
»Los!« Bwua'tu schob Leia den Flur entlang. »Weiter vorn sollte es ein Terminal geben, vor dem Schott!«
Leia fuhr herum und schnitt sich einen Weg durch ein Soldateninsekt, das gerade dabei gewesen war, einen Nahkampf gegen zwei Ensigns der Allianz zu gewinnen. Ein orangefarbenes Licht blitzte hinter ihnen auf, als Grendyls Granate explodierte. Das Krachen hallte von den Wänden wider, und der Flur füllte sich bald mit beißendem Rauch. Leia eilte aus dem Gefecht in den leeren Flur.
Zehn Meter entfernt kam eine Gruppe viel kleinerer Gorog-Soldaten - sie waren nur schulterhoch und hatten keinen zusätzlichen Panzer - aus einem Seitenflur gerannt, um ein Sicherheitsschott zu blockieren, das mit »HANGAR [requirierte Schiffe)« beschriftet war. Bei ihnen befand sich eine schlanke Twi'lek-Frau in einem blauen Chitinpanzer, der so eng an ihrem Körper anlag, dass er wie ein Bodystocking wirkte. Einer ihrer Arme baumelte schlaff an einer verformten Schulter - das Ergebnis ihres Kampfes gegen Luke vor einem Jahr auf Qoribu. Sobald sie Leia sah, verzog sie die vollen Lippen zu einem verächtlichen Lächeln.
»Alema Rar!«, sagte Leia. »Auf diese Begegnung habe ich mich schon gefreut.« Leia griff nach hinten und packte einen der letzten unverletzten Unu-Soldaten mit der Macht, dann riss sie den Arm nach vorn und schleuderte das Insekt den Flur entlang. Sie folgte sofort und nutzte seinen Körper als Schild, während sie hörte, wie sein Panzer von den Schüssen seiner Kameraden durchlöchert wurde.
Einen Augenblick später hörte sie das Zischen eines Lichtschwerts, das aktiviert wurde, dann schnitt eine so tiefblaue Klinge, dass sie beinahe schwarz aussah, das Insekt mittendurch. Leia stürmte weiter, sprang zwischen den Insektenhälften hindurch, als diese auseinanderfielen, traf Alema mit einem Machtstoß und zog ihre eigene Klinge zu einem hohen Schlag herum.
Alema konnte ihr Schwert erst in letzter Sekunde zur Abwehr heben, und Funken flogen, als die beiden Klingen sich kreuzten. Leia landete einen energischen Tritt, der die Twi'lek zurücktaumeln ließ, dann drehte sie das Lichtschwert zu einem waagrechten Schlag gegen Alemas schlaffen Arm.
Alema blieb nichts anderes übrig, als sich ebenfalls zu drehen und die Waffe herumzuführen, um diesen Angriff abzuwehren, was sie in eine seitlich verrenkte Stellung brachte. Leia schwang den Fuß in einem mächtigen Tritt herum, erwischte die Twi'lek in den Kniekehlen und riss ihr beide Beine weg.
Alema landete flach auf dem Rücken und riss die grünen Augen und den Mund erschrocken auf. Leia gestattete sich ein kleines selbstzufriedenes Lächeln - sie erinnerte sich noch gut daran, wie sehr Alema im Vorteil gewesen war, als sie das letzte Mal gekämpft hatten -, dann führte die Twi'lek einen verzweifelten Angriff auf Leias Fußgelenke, und Leia ging zur Gegenwehr über, wobei sie die Spitze ihrer Klinge auf Alemas Herz richtete.
Bevor sie jedoch zustechen konnte, traf eine summende Masse aus blauem Chitin sie an der Brust und warf sie auf den Rücken. Sie versuchte, das Lichtschwert hochzureißen, aber ihre Arme wurden fest gegen ihre Brust gepresst. Dann drückte der Angreifer ihr einen Gewehrlauf in die Rippen. Sie nutzte die Macht, um die Waffe wegzuschieben, aber die Fresswerkzeuge des Insekts hielten ihren Kopf fest, und sein nadelscharfer Rüssel schoss auf ihr Auge zu.
Leia hob rasch die freie Hand zwischen die Fresswerkzeuge, packte den Rüssel mit zwei Fingern und schob ihn zur Seite, bis er brach. Der Gorog stieß ein erschrockenes Pfeifen aus, packte fester mit den Fresswerkzeugen zu, und Leia spürte brennende Schmerzen an den Seiten ihres Gesichts. Dennoch schob sie das Insekt mithilfe der Macht weiter und schuf so etwas wie eine Lücke, sodass sie das Lichtschwert hochziehen und den Angreifer in zwei Teile schneiden konnte.
Sie wollte gerade aufspringen, als ein Blastergeschoss-Sturm über ihren Kopf hinwegfegte und drei Gorog zu ihren Füßen traf. Ein halbes Dutzend Besatzungsmitglieder rannte vorbei und warf sich in einer ohrenbetäubenden Kakofonie von Schlägen und Handwaffenfeuer auf die Wand von Insekten, dann erschien Bwua'tu an Leias Seite und wollte ihr aufhelfen.
»Prinzessin! Geht es Euch.«
»Gut!« Leia zog die Füße an und hob dabei automatisch das Lichtschwert zu einer Abwehrbewegung. »Zurück.« Alema griff mitten aus dem Gewühl heraus an, das Lichtschwert zu einem tödlichen Schlag erhoben. Leia fing den Angriff mit ihrer eigenen Klinge ab, dann versetzte sie der chitingepanzerten Mitte der Twi'lek einen Machtstoß.
Es war, als hätte sie eine Wand getroffen. Sie spürte, wie ein Knochen in ihrer Hand brach, und es gelang ihr nicht einmal, Alema weit genug zurückzutreiben, um sich besser aufrichten zu können. Die Twi'lek riss Leia das Knie unters Kinn und schmetterte ihren Kopf mit solcher Kraft zurück, dass Leia einen Moment schwarz vor Augen wurde.
Sie setzte trotzdem ihren freien Arm ein und hakte ihn um das Knie, das sie gerade getroffen hatte, dann warf sie sich in eine Rückwärtsrolle. Alema musste in die Gegenrichtung springen und einen Rückwärtssalto schlagen, dann kamen sie beide wieder auf die Beine und standen einander gegenüber. Leias Hand schmerzte, aber nicht so sehr, dass sie ihr Lichtschwert nicht mit beiden Händen packen konnte.
Bwua'tu und die anderen Besatzungsmitglieder waren hinter Alema, wo sie weiter die Gorog angriffen und sie zum Hangar für requirierte Schiffe zurücktrieben. Auf der anderen Seite des Schotts spürte Leia Saba und die Noghri, die versuchten, das Sicherheitssystem zu knacken, damit sie sich dem Kampf anschließen konnten. Weiter hinter sich im Flur hörte sie das entfernte Summen der Attentäterkäfer, die Grendyls Granate überlebt hatten.
Alema sah Leia aus zusammengekniffenen Augen an. »Sie
haben geübt.«
Leia zuckte mit den Achseln. »Ein bisschen.«
»Das wird nichts ändern«, sagte Alema höhnisch. »Sie sind zu alt, um jetzt noch eine echte Jedi zu werden.«
Leia zog die Brauen hoch. »Ich glaube, ich sollte dir erst mal Manieren beibringen.«
Leia sprang vor und griff erneut Alemas verkrüppelten Arm an. Diesmal machte die Twi'lek nicht mehr den Fehler, ihre Gegnerin zu unterschätzen. Sie wich schnell zurück und umkreiste Leia dann, um ihre verkrüppelte Seite zu schützen.
Wieder und wieder prallten die Klingen aufeinander, und beide Kämpferinnen verstärkten ihre Lichtschwertschläge mit Machtstößen und telekinetischen Angriffen. Beide versuchten, die Schwächen der anderen auszunutzen. Leias Gesicht war inzwischen so angeschwollen, dass sie aus einem Auge kaum mehr etwas sehen konnte, und Alema umkreiste sie weiter auf der Suche nach einem Angriffspunkt. Leia ihrerseits verfolgte Alemas schwache Seite, sosehr die Twi'lek sie auch schützen wollte, und zwang ihre Gegnerin, sich zum Sicherheitsschott zurückzuziehen. Die ganze Zeit kam das Summen der Attentäterkäfer näher.
Dann überwältigten Bwua'tu und die Besatzung der Ackbar Alemas Insektensoldaten und trieben sie hinter ihr auf das Terminal zu. Obwohl die Twi'lek mit dem Rücken zum Hauptkampf stand, als der Admiral und seine Leute sich dem Terminal näherten, wusste sie dank des Kollektivgeists der Gorog sofort davon. Ihre Augen blitzten erschrocken auf, dann sprang sie zurück, stellte die Klinge fest und warf ihr Lichtschwert nach Leias Beinen.
Leia blieb nichts anderes übrig, als den Wurf tief abzufangen und sich wegzudrehen. In dieser Sekunde zeigte Alema auf Bwua'tus Wirbelsäule und ließ einen knisternden Strom von Machtblitzen los. Leia wollte den Admiral in der Macht packen und ihn aus dem Weg reißen, aber seine Adjutantin Grendyl sprang bereits auf ihn zu.
Die Blitze trafen die Frau direkt in die Brust, schleuderten sie gegen Bwua'tu und warfen beide aufs Deck.
Leia sprang Alema an und schlug nach ihren Schultern. Die Twi'lek drehte sich weg. und schmetterte Leia mit einem wirbelnden Tritt in die Rippen gegen eine Wand.
Das dumpfe Krachen ihres Schädels gegen Durastahl hallte in Leias Kopf wider. Ihr Hirn verwandelte sich in Watte, und sie glaubte einen Augenblick, das schauerliche Heulen, das sie hörte, sei ihr eigenes. Dann bemerkte sie ein meterlanges Stück eines abgetrennten Lekku, das auf dem Deck zuckte wie ein Baagalmog auf dem Trockenen.
Leia blickte auf und sah, dass Alema schrie und vor Schmerzen zitterte. Der versengte Stumpf des empfindlichen Kopfschwanzes endete direkt hinter ihrer Schulter. Aber selbst ihre Schmerzen hielten die Twi'lek nicht davon ab, mehr Machtblitze zu schleudern, die sie diesmal auf das Terminal richtete.
Das Gerät explodierte in einem Regen aus Funken, Splittern und Rauch. Vom Sicherheitsschott kam das verräterische Zischen eines brechenden Siegels, und Bwua'tu stieß einen frustrierten Schrei aus.
Leia sprang auf und wollte sich wieder auf Alema stürzen.
Die Twi'lek hatte bereits den Arm ausgestreckt, um ihr Lichtschwert wieder zu sich zu rufen. Leia hörte, wie das Zischeln der Klinge hinter ihr lauter wurde, und duckte sich tief, als die Waffe über ihr vorbeischoss, dann stach sie nach Alemas Herz.
Die Twi'lek führte ihr Schwert nach unten, wehrte den Stich problemlos ab und versetzte Leia einen seitlichen Tritt gegen die Kehle. Der Treffer war schmerzhaft, aber nicht wirklich gefährlich. Leia ließ sich trotzdem aufs Hinterteil fallen, hustete und würgte und versuchte den Eindruck zu erwecken, ihr Kehlkopf sei zerschmettert. Sie konnte das Summen der Attentäterkäfer ein paar Meter hinter sich hören und wusste, dass es Zeit war, den Kampf zu beenden - und sie konnte an der ungestümen Wut in Alemas Augen erkennen, dass die Twi'lek nun in der Verfassung war, einen Fehler zu machen.
Leia verdrehte die Augen und tat so, als bräche sie zusammen. Sie hörte, wie Alema auf sie zukam, dann spürte sie im Magen einen Knoten der Erwartung, als sie sich darauf vorbereitete, ihre Klinge in den Bauch der Twi'lek zu stoßen. In diesem Augenblick nahm sie die Erleichterung Sabas und der Noghri wahr. Ein lautes Knirschen ertönte aus der Richtung des Sicherheitsschotts, und sie wusste, ihre Meisterin und ihre Leibwachen hatten die Tür endlich aufbrechen können.
Das pulsierende Heulen von Meewalhs T-21-Repetierblas-tor hallte im Flur wider. Alemas Klinge zischte und knisterte, als sie die Blastergeschosse wegschlug. Leia öffnete die Augen und sah, dass die Twi'lek an einer Wand des Flurs entlangtänzelte, so gerade eben außer Reichweite, und sich in die summende Wolke der Attentäterkäfer zurückzog.
Als ihre Blicke sich begegneten, zog Alema überrascht die Brauen hoch. Sie schnippte das Lichtschwert zu einem kurzen Gruß hoch, bedachte Leia mit einem boshaften Grinsen und floh.
Leia spürte plötzlich, wie sie über das Deck rutschte, dann begriff sie, dass Saba die Macht benutzte, um sie von der näher kommenden Wolke Attentäterkäfer wegzuziehen. Cakhmaim und Meewalh flankierten sie und überzogen den Flur mit Blasterfeuer.
»Jedi Solo«, sagte Saba. »Warum liegst du zu einem solchen Zeitpunkt am Boden?«
Leia deaktivierte ihr Lichtschwert und stand recht würdevoll auf, wenn man bedachte, dass ihre Hand nun ernsthaft wehtat und ihr Gesicht schrecklich geschwollen war. »Ich wollte ihr eine Falle stellen.«
»Eine Falle?« Saba schüttelte den Kopf und zischte hysterisch. »Jetzt klingst du schon genau wie Hau.«
Die Schattenbombe hatte ein velkergroßes Loch in den Rumpf des Nestschiffes gerissen, aber die Explosion war nur bis zum zweiten Deck vorgedrungen, wo Luke nun inmitten der Verwüstung stand. Die Macht war zu unruhig, als dass er hätte sagen können, wohin Lomi Plo gegangen war. aber der kalte Knoten in seinem Magen und das Ziehen in Armen und Beinen sagten ihm, dass sie irgendwo in der Nähe sein musste, wo sie wahrscheinlich auf den richtigen Augenblick wartete, um erneut angreifen zu können.
Luke spürte, dass Tarfang sich etwa dreißig Meter vor ihm befand und sich langsam von ihm entfernte. Den Ewok zu hören war leichter: Tarfang schnatterte zornig in sein Anzugkom. Es war allerdings nicht klar, ob er nun die Gorog oder Luke und Han beschimpfte.
Dann erklang Hans Stimme über das Kom: »Wir sind so weit, Luke.«
Luke blickte auf und sah Han und Juun zwei Stockwerke höher, wo sie sich schwach vor der sternenfleckigen Leere des Raums abzeichneten. Die beiden beschädigten Droiden hatte Han auf der Außenseite des Schiffes gelassen, wo sie sie auf dem Weg nach draußen leicht wieder auflesen konnten.
Jetzt packte Luke Hau und Juun mithülfe der Macht und holte sie vorsichtig durch das Loch herunter, wobei er angestrengt darauf achtete, dass sie nicht in die Nähe von scharfen Kanten oder zerklüfteten Vorsprüngen gerieten. Die Schutzanzüge aus der Fluchtkapsel der DR919a waren dünn und billig; schon ein einziger Riss konnte zum Tod des Trägers führen.
Sobald Han und Juun unten waren, erschien Maras StealthX im Loch und schwebte auf den Repulsoren abwärts, wobei er sich langsam im Kreis drehte.
Luke kniete sich neben Juun und berührte den Helm des Sullustaners mit dem seinen, damit sie sich unterhalten konnten. »Haben Sie da oben Lomi Plo gesehen, die versuchte, sich an mich anzuschleichen?«
»Ich 'ab was geseh«. sagte Juun. Schallwellen übertrugen sich nie sonderlich gut durch Helme, und Juuns nasale Stimme machte das noch schlimmer. »Ich wusst nich, ob sie es war, bis ich Euren Lichtschwertkampf sah.«
»Das genügt«, sagte Luke. Er stand auf und wandte sich Maras StealthX zu, der nun auf dem Deck neben ihnen landete, und aktivierte sein Kom. »Wir könnten ein paar zusätzliche Waffen brauchen.«
Mara, die immer noch im Cockpit saß, nickte. Einen Moment später klappte sie die Kuppel auf und reichte Luke das E-11-Blastergewehr aus dem Überlebenspack ihres Notausstiegsmoduls.
»Warum zerstören wir nicht einfach den Hyperantrieb?«, fragte sie über ihr Anzugkom. »Wir können nicht zulassen, dass dieses Nestschiff den Engpass verlässt.«
»Ich weiß«, antwortete Luke. »Aber erst müssen wir Tarfang zurückholen. Ich habe ihn in diese Sache hineingezogen und jetzt muss ich ihn wieder herausholen.«
Damit erntete er eine bestätigende Ewok-Bemerkung über das Anzugkom.
»Wir haben nicht viel Zeit«, warnte Mara. »Und wir werden nur eine einzige Chance bekommen, den Abzugsschacht zu treffen, den Han und du gefunden haben. Ich habe nur noch eine Schattenbombe, und der Falke kann uns auch nicht helfen.«
Luke nickte. Er hatte Leias Erleichterung gespürt, als sie und Saba mit dem Falken von Bord der geenterten Ackbar entkamen. Nun waren sie auf dem Weg zum Gorog-Nestschiff. um ihn, Han und die anderen abzuholen. Aber die Druckgeschosse des Falken waren nicht präzise genug, um wirklich den Hyperantrieb des Nestschiffes zu erreichen, und selbst wenn sie es schaffen sollten, fehlte es ihnen an Kraft.
»Was ist mit Kyp und den anderen Jedi. die ich da draußen spüre?«, fragte Luke. »Vielleicht sollte ich sie herrufen, damit sie uns helfen können.«
»Das könntest du«, sagte Mara. »Aber es würde Admiral Bwua'tus Befehlen widersprechen. Er lässt sie die Hyperantriebe der anderen Nestschiffe aufs Korn nehmen. Das hier ist meine Verantwortung.«
Luke zog die Brauen hoch. »Kyp hilft bei der Blockade?«
»Wohl kaum«, schnaubte Mara. »Es ist ein bisschen komplizierter. Es fing damit an, dass Leia und Saba von der Ackbar gefangen genommen wurden, als wir auf dem Rückweg nach Woteba waren.«
»Ein Allianzschiff hat Jedi gefangen genommen?«
»Es wird noch schlimmer«, sagte Mara. »Nach dem, was ich an Komverkehr zwischen der Ackbar und der Mothma belauschen konnte, glauben die Chiss, die Jedi und die Galaktische Allianz wären für die Rückkehr der Killiks zu ihrer Grenze verantwortlich. Staatschef Omas hat versucht, sie friedlicher zu stimmen, indem er die Utegetu-Nester blockieren ließ. Außerdem wollte er verhindern, dass sich die Jedi einmischen, indem er Corran Horn die Verantwortung für den Orden übergab.«
Luke verzog das Gesicht. »Es ist nicht die Sache von Staatschef Omas. Jedi-Anführer zu berufen.«
»So dachten Kyp und sein Team ebenfalls«, sagte Mara. »Also haben sie sich eine Staffel StealthXs geschnappt, um dich und Han von den Killiks zu befreien und Leia und Saba von der Ackbar zu holen. Es ist ein furchtbares Durcheinander.«
»Das klingt nach einer Untertreibung.« Luke schüttelte frustriert den Kopf. Er hatte immer geglaubt, dass Jedi im Einklang mit ihrem Gewissen handeln und sich darauf verlassen sollten, dass die Macht sie zu dem führen würde, was das Beste für den Orden, die Allianz und die Galaxis war. Offenbar hatte er irgendwo unterwegs auf die falschen Ideale gesetzt. »Und warum befolgt Kyp dann - zusammen mit allen anderen - Bwua'tus Befehle?«
»Weil Leia uns darum gebeten hat«, sagte Mara. »Niemand will, dass die Killiks sich mit diesen Nestschiffen weiter im Raum ausbreiten.«
»Zumindest was das angeht, sind sie sich also einig.«
Luke hatte ein schreckliches flaues Gefühl im Magen. Bei all seiner Anstrengung, einen selbstbestimmten Orden der Jedi aufzubauen, hatte er den Orden selbst ohne Leitung gelassen. Niemand hatte eine eigensüchtige oder falsche Entscheidung getroffen - nicht einmal Staatschef Omas -, aber es war auch keiner da gewesen, der sie veranlasste zusammenzuarbeiten, keiner, der ihre Energie in eine einzige Richtung bündelte. Kurz gesagt, es hatte keine Führung gegeben.
»Sei nicht so hart gegen dich selbst, Skywalker«, sagte Mara. »Du hast immerhin auf Woteba festgesessen.«
»Ich erinnere mich«, antwortete Luke. »Aber das hätte nichts ausmachen dürfen - nicht wenn ich die anderen Meister richtig darauf vorbereitet hätte.«
Mara schüttelte den Kopf. »Das ist die Schuld von Kyp und Corran und den anderen. Du kannst nicht jede Minute da sein.«
»Nein, aber ich kann ihnen Anleitung bieten, und eine Vision«, sagte Luke. »Wenn ich das wirklich getan hätte, hätten die Meister sich nie von Omas spalten lassen.«
Hau kam nun ebenfalls zum StealthX. »Vielleicht könnt ihr euch später über Führungstheorien unterhalten«, sagte er. »Wenn wir Tarfang nicht erreichen, bevor die Käferkönigin ihn in einen Bereich bringt, der noch Druck hat. bekommen wir ihn nie wieder.«
»Entschuldige.« Luke legte die Hand auf Maras Arm. »Wir müssen weitermachen. Ich kann ihn nicht zurücklassen.«
Mara seufzte. »Ich weiß - und Lomi Plo weiß es ebenfalls. Sie versucht uns hineinzulocken.«
Luke lächelte. »Ihr Fehler.«
»Das hoffe ich«, sagte Mara. »Ich will Ben nicht alleine großziehen.«
»Das wirst du auch nicht müssen.« Luke tätschelte ihren Arm, dann trat er vom Cockpit zurück. »Ich verspreche es dir.«
Han setzte dazu an, Luke zu folgen, aber Mara winkte ihn zu sich zum Cockpit.
»Nimm das hier.« Sie reichte Han ihr Lichtschwert. »Es wird dir bei Nahkämpfen mehr nützen als ein Blaster.«
Han betrachtete die Waffe einen Moment durch sein Visier, dann nickte er. »Danke. Ich werde versuchen, nichts zu zerschneiden, was ich nicht zerschneiden sollte.«
Mara lächelte, aber ihr Blick zeigte, wie besorgt sie war. »Wenn ihr Tarfang habt, springt auf meine Flügel«, sagte sie. »Ich bringe euch schnell raus und dann kehre ich zurück und werfe eine Schattenbombe in diesen Abzugsschacht.«
»Klar«, sagte Han. »Ganz wie in meinen Tagen als Swoop- Pilot.«
Sobald Han zurückgetreten war. schloss Mara die Kuppel und hob den StealthX wieder vom Deck. Sie drehte sich in die Richtung, in der sie Tarfangs Präsenz spürte, dann aktivierte sie die externen Flutlichter und flog sehr langsam vorwärts.
Luke winkte Juun zu sich, dann beugte er sich hinunter und berührte den Helm des Sullustaners mit dem seinen. »Bleiben Sie dicht bei mir.« Er gab ihm das Blastergewehr aus Maras Überlebensmodul. »Lind wenn Sie Lomi Plo sehen, zögern Sie nicht. Schießen Sie einfach.«
Juun riss die Augen auf. »Ich?«
»Sie wollen Tarfang doch retten, oder?«
»Selbstverständlich.« Juun entsicherte die Waffe. »Ich werd alles tun. was dazu erforderlich is.«
»Gut«, sagte Luke. »Aber vergessen Sie nicht: Bleiben Sie in meiner Nähe.«
Er winkte Han an die andere Flanke des StealthX, dann folgte er dem Sternenjäger auf seiner eigenen Seite. Das Deck, auf dem sie sich befanden, war offenbar nicht mehr gewesen als ein Lagerbereich. Es gab ein paar Gorog-Leichen, deren Augen von dem plötzlichen Druckabfall geplatzt waren, aber der meiste Schutt sah aus wie zerbrochene Wachskugeln mit schwarzem Membrosia.
»Diese Käfer fangen an, mir wirklich Angst zu machen«, sagte Han übers Kom. »Dieses Schiff ist stabil. wirklich stabil.«
»Selbst ohne Schilde?«, fragte Luke.
»Die brauchen sie nicht«, sagte Han. »Jedes Deck ist eine Schildschicht für sich. Wenn man eins wegreißt, gibt es ein anderes direkt darunter. Bei der Größe dieser Käfertransporter muss man vielleicht hundert Decks tief reinschießen, bevor man etwas Wichtiges trifft.«
Luke seufzte. »Was ist mit Bwua'tus Plan?«
»Oh, der wird funktionieren«, sagte Han. »Alle Schiffe sind am Heck schwächer - sogar diese Ungeheuer. Aber sie sollten die Schattenbomben wirklich direkt in die Ausstoßkanäle bringen. Wenn sie eine Wand treffen und explodieren, bevor sie den Hyperantrieb selbst erreichen, wird das die Käfer schlimmstenfalls heim nächsten Sprung vom Kurs abbringen.«
»Ich hatte befürchtet, dass du das sagen würdest.«
Luke öffnete sich dem Kampfgeflecht und versuchte Kyp und den anderen Piloten noch einmal deutlich zu machen, wie wichtig Präzision war, wenn sie die anderen Nestschiffe ins Visier nahmen. Er spürte die unterschiedlichsten Reaktionen von der Freude darüber, seine Präsenz zu spüren, über Dankbarkeit für den Rat bis zu Frustration, dass er das so spät sagte. Die StealthXs griffen bereits an; einige hatten ihre Bomben schon abgesetzt und waren auf dem Weg zum Falken, um Luke und Han abzuholen.
Luke strahlte gerade Trost und Sicherheit ins Geflecht aus, als das Licht von Maras Flutlichtern auf eine Spuckbetonwand fiel. Eine Gruppe von etwa zwanzig Gorog in Druckanzügen näherte sich einer der ledrigen Membranen, die die Killiks als Druckschleusen verwendeten. Mit einiger Anstrengung hielten sie dabei eine kleine, um sich tretende Gestalt in einem Schutzanzug fest.
Mara berührte Luke in der Macht und fragte, ob sie vielleicht einen Schuss wagen sollte.
Er nickte geistig, dann warnte er Han: »Augen zu! Geschützfeuer!«
Luke wandte selbst den Blick ab und griff nach unten, um Juuns Visier zuzuhalten, dann schoss Mara die Vierfachlaser des StealthX ab. Der Blitz war so grell, dass Lukes Augen wehtaten, obwohl er den Blick gesenkt hatte.
Als es einen Augenblick später wieder dunkler wurde, sah der Jedi-Meister, dass der Schuss nicht nur die Membran, sondern auch einen großen Teil der umgebenden Wand zerstört hatte. Dutzende Gorog flogen aus dem Loch und fuchtelten mit Armen, Beinen und borstigen Antennen, bevor sie einen schnellen, aber schmerzhaften Tod erlitten.
Viele: dieser Leichen stießen gegen die Killiks in Druckanzügen, die Tarfang festhielten, rissen einige von ihnen um und verwandelten die Gruppe in ein wirres Durcheinander. Der Ewok konnte einen Arm losreißen und schlug damit so heftig zu. dass das Durcheinander sofort zu einem Chaos wirbelnder Panzer und zuckender Glieder wurde.
Han eilte auf den Kampf zu und schoss ein halbes Dutzend Mal. bevor er den Blaster gegen Maras Lichtschwert tauschte. Als er die Klinge zündete, wurde er von ihr herumgerissen und vollzog einen vollständigen Kreis, bevor er die Waffe schließlich unter Kontrolle hatte und einen Gorog mittendurch schnitt.
Als Luke und Juun eintrafen, hatten sich die Gorog von ihrem ersten Schreck erholt und drehten sich um, um zu kämpfen. Sie hoben die Magnetimpulsgewehre und schössen. Luke nutzte die Macht, um die Läufe beiseitezuschieben, dann zündete er sein eigenes Lichtschwert und öffnete mit einem einzigen Schnitt vier Insektendruckanzüge. Juun blieb dicht hinter ihm und schoss aus nächster Nähe auf jeden Killik, der den Fehler machte, sich ihnen von der Seite zu nähern.
Da ihre Fresswerkzeuge und Zangenhände sich in ihren panzerartigen Druckanzügen befanden, konnten die Killiks nur zuschlagen oder ihre Waffen benutzen. Luke konzentrierte sich auf die Gewehre und verteidigte sich. Juun und Han mit dem Lichtschwert und der Macht, indem er Waffenhände abhackte und Kugeln zurückschlug.
Allerdings waren er und seine Begleiter immer noch gegenüber Angriffen aus nächster Nähe verwundbar, und Luke wurde mehrmals beinahe umgeworfen, als ein Panzer sich gegen ihn warf oder ein Insektenglied gegen seine Beine krachte. Mara gab ihnen aus dem StealthX Deckung und nutzte die Macht, um sich jeden Käfer zu schnappen, der etwas hatte, was scharf genug sein konnte, um die billigen Schutzanzüge aufzureißen, und ließ sie gegen ein schroffes Stück halb eingestürzter Wand krachen.
Als sie alle Insekten bis auf ein letztes halbes Dutzend getötet hatten, vollzog Maras Lichtschwert ein wildes, wirbelndes, rollendes Muster. Luke glaubte, Han habe die Klinge aus Versehen festgestellt und dann fallen lassen. Aber dann sah er die Spur eines orangefarbenen Schutzanzugs hinter dem Griff, und das Lichtschwert schnitt durch Gorog-Druckanzüge und streckte innerhalb von zwei Sekunden vier Insekten nieder.
»Han?«
»Das bin nicht ich«, antwortete Han über das Anzugkom. Ein paar Meter von dem Lichtschwert entfernt konnte Luke sehen, wie sein Schwager wieder aufstand. »Sie haben mich umgeworfen.«
Das Lichtschwert fällte einen weiteren Gorog.
Luke schnitt die Beine unter dem letzten Insekt weg, als es herumfuhr, um zu schießen.
Tarfang klammerte sich mit beiden Händen an den Lichtschwertgriff und wurde von der Kreiselwirkung herumgeschleudert wie ein Lappen in einem Sandsturm. Er schnatterte entzückt, bewegte die Beine wie ein Ruder und versuchte vergeblich, die Bewegung des Schwerts auszugleichen.
Luke eilte auf ihn zu und blockierte die Waffe mit seiner eigenen Klinge, was dem wilden Ritt ein Ende machte und Tarfang gestattete, die Füße wieder aufs Deck zu setzen. Der Jedi-Meister benutzte die Macht, um die Klinge zu deaktivieren, dann rief er sie aus den zitternden Händen des Ewok zu sich.
Tarfang stand einen Moment ein bisschen schwankend da. dann richtete er sich auf. zwitscherte etwas über das Anzugkom, das sich nach einem Dank anhörte, und streckte die Hand nach dem Lichtschwert aus.
»Tut mir leid«, sagte Luke. »Sie sollten lieber den Blaster nehmen.«
Tarfang stützte die behandschuhten Hände in die Hüften und fauchte.
Plötzlich wurden die Flutlichter des StealthX trüber, und Luke spürte durch ihre Machtverbindung, wie verwirrt Mara war. Er fuhr zu dem StealthX herum, sah aber nichts als das schwächer werdende Leuchten der Flutlichter.
Han trat an Lukes Seite. »Was bedeutet das?«
»Ärger!«, stellte Luke fest. Er gab Han Maras Lichtschwert zurück. »Lomi Plo saugt die Energie aus Maras Flut.« Er brach ab. als Juun das Feuer eröffnete und dabei auf einen dunklen Bereich direkt hinter dem Cockpit des StealthX zielte. Drei Geschosse heulten nur einen Meter über Maras Kuppel vorbei, dann änderten sie plötzlich den Kurs und rasten wieder zu Juun zurück.
Das kalte Ziehen in Lukes Gelenken verlangsamte seine Reflexe, und er wäre nie schnell genug gewesen, um Juun zu retten, hätte er nicht vorausgesehen, dass Lomi Plo die Geschosse zurückschlagen würde. Aber als es geschah, hatte er das Lichtschwert bereits in Position, wehrte die Geschosse eines nach dem anderen ab und schlug sie wieder zu ihrem ursprünglichen Ziel.
Das erste Geschoss wurde zur Decke umgeleitet. Die beiden anderen gingen einfach über den StealthX hinweg und verschwanden dahinter im Dunkeln.
Mara drehte sich auf dem Sitz um und versuchte zu erkennen, was sie angegriffen hatten. Da nahmen die Flutlichter ihres Jägers wieder normale Helligkeit an. Sie hatten Lomi Plo gezwungen, sich zurückzuziehen.
»Schon gut«, sagte Han über Korn, »Wir kommen.«
Er packte Juun an der Schulter und ging mit ihm auf den StealthX zu. aber der Sullustaner blieb plötzlich stehen, ließ sich auf ein Knie nieder und versuchte unter den Jäger zu spähen.
Luke kniete sich neben ihn und berührte seinen Helm. »Wo ist sie?«
»Hinter der Strebe.« Juuns Stimme klang gedämpft. »Habt Ihr ihr Bein nich gesehen?«
»Nein«, sagte Luke. »Ich kann sie nicht sehen.«
»Ihr könnt sie nicht sehen, Meister Skywalker?«
»Nein. Jae«. antwortete Luke. »Sie sind der Einzige, der sie seilen kann.«
»Aber als Ihr sie bekämpft habt, habt Ihr ihre Angriffe blockiert.«
»Die Macht hat meine Hand geführt«, erklärte Luke.
Juun schwieg einen Moment, dann fragte er: »Und als sie meine Schüsse zurückschlug?«
»Hat die Macht meine Hand geführt«, wiederholte Luke.
Juun schwieg abermals, dann rief er: »Meister Skywalker, Ihr macht Witze!«
»Ich wusste, dass sie Ihre Geschosse zurückschlagen würde«, gab Luke zu. »Und ich habe ihre Angriffe blockiert. Sie sagten, Sie würden alles tun, um Tarfang zu retten.«
»So is es wohl.« Juun klang, als wäre er von sich selbst enttäuscht. »Also gut. Was jetzt?«
»Fangen Sie wieder an zu schießen. Wir müssen sie vom StealthX fernhalten, damit sie nicht noch mehr Schaden anrichtet.«
Juun legte das Gewehr an. aber er schoss nicht.
»Was ist?«, fragte Luke.
»Ich kann sie auch nich sehen.«
Lukes Herz schlug ihm bis zum Hals. »Wie meinen Sie das? Hat sie sich bewegt?«
Juun zuckte die Achseln. »Weiß ich nich. Ihr Bein is einfach irgendwie verschwunden - vor meiner Nase.«
Han und Tarfang erschienen und knieten sich neben sie.
»Steigen wir auf den Jäger und verschwinden hier!«, drängte Han übers Anzugkom. »Lomi Plo hat das Licht wahrscheinlich verdunkeln wollen, damit wir nicht sehen, wenn Verstärkung kommt.«
»Du hast recht.« Luke ging weiter, wobei er bewusst der Feuerlinie des StealthX auswich. »Aber wir müssen vorsichtig sein. Sie ist immer noch da oben, und jetzt kann Juun sie auch nicht mehr sehen.«
»Warum nicht?«, fragte Han.
»Weiß ich nicht«, sagte Luke. »Als ihm klar wurde, dass wir sie nicht sehen konnten, hörte er auf.« Er brach den Erklärungsversuch ab, denn plötzlich verstand er, wieso Juun Lomi Plo nicht mehr sehen konnte. »Zweifel!« Er sah Han an. »Trüben deinen Blick der Zweifel wird. Verflixt noch mal! Wie oft habe ich das von Yoda gehört?«
»Etwa so oft, wie du es mir gesagt hast«, seufzte Han.
Luke ignorierte die spitze Bemerkung. »So macht sie es, Han! Sie wendet unsere Zweifel gegen uns!«
»Ich habe mit dieser Theorie nur ein Problem«, sagte Han. »Ich glaube durchaus, dass es sie gibt, und ich kann sie immer noch nicht sehen.«
Tarfang fügte ein bestätigendes Kläffen hinzu.
»Es geht nicht darum, ob wir an ihrer Existenz zweifeln«, sagte Luke. Sie waren nun näher am StealthX, und Mara lenkte den Jäger auf seinem Repulsorantrieb wieder auf die Öffnung zu. »Wenn Lomi Plo in unseren Gedanken irgendwelche Zweifel wahrnimmt, kann sie sich dahinter verstecken.«
Han schwieg einen Moment, dann sagte er: »Das könnte erklären, wieso Alema so intensiv versucht hat, bei dir Zweifel an Mara zu wecken.«
»Ja, das denke ich auch«, sagte Luke. »Und jetzt, da ich weiß, was sie zu tun versucht, ist mir auch klar, dass sie nichts in der Hand hat.« Er blickte zum StealthX hinüber und sah. nichts.
Han schien die Enttäuschung seines Schwagers zu spüren, als Luke schwieg. »Das wäre ein bisschen zu einfach gewesen. Junge«, meinte Han. »Niemand weiß besser als eine Twi'lek-Tänzerin. wie man einen Mann aus dem Konzept bringt. Und Alema verfügt zusätzlich über die Macht, die ihr dabei hilft.«
Obwohl Mara das Gespräch über ihr eigenes Anzugkom hören konnte, beschränkte sich ihre Reaktion auf ein Gefühl intensiver Neugier - beinahe des Argwohns -, die Luke durch ihre Machtverbindung spürte. Der Gedanke, dass irgendwer, besonders Alema Rar, versuchte, Luke an ihr zweifeln zu lassen, ärgerte sie, aber sie versuchte, sich davon nicht kränken zu lassen - jedenfalls nicht, bevor sie einen Ort erreichen würden, an dem Luke ihr unter vier Augen erklären konnte, um was es ging.
Plötzlich explodierte ein Flutlicht am StealthX, dann sprühten Funken von der dunklen Panzerung des Sternenjägers. Ein Dutzend Blitze schoss unter dem Rumpf hervor, und der Repulsorliftantrieb stieß einen stetigen Funkenschauer aus. Der StealthX begann zu wackeln.
Luke warf einen Blick zurück und sah eine Reihe von Gorog in Druckanzügen, die auf sie zueilten und Maras Schiff beschossen.
Mara setzte die Lasergeschütze ein und erfüllte den Raum mit grellem Licht. Die Schüsse der Magnetimpulsgewehre wurden schnell weniger, als die Gorog in Deckung gingen oder zerfetzt wurden. Luke beschloss, dass es Zeit war. eine weitere Begegnung mit Lomi Plo zu wagen, packte Juun an der Schulter und ging mit ihm weiter auf den StealthX zu.
Dann wurde das Laserfeuer schwächer und begann zu stottern, und er wusste, dass Lomi Plo wieder zu dem Jäger zurückgekehrt war. Sie befand sich irgendwo auf dem StealthX und brachte erneut die Energie des Jägers zum Schwinden -oder Schlimmeres.
Luke schob Juun auf das Loch zu. durch das sie ins Nestschiff eingedrungen waren, und rief: »Han. zur Einsturzstelle!«
Er aktivierte sein Lichtschwert und vollzog einen Machtsprung auf den oberen Flügel des wackelnden StealthX. Dabei ließ er die Klinge vor sich wirbeln und versuchte seine unsichtbare Feindin zu einem Angriff zu verleiten.
Die Taktik funktionierte beinahe zu gut. Als er das Triebwerk erreichte, spürte Luke, wie die Macht sein Lichtschwert nach unten führte, um einen Schlag gegen sein Knie abzuwehren. Dann erklang ein lautes, dumpfes Geräusch in seinem Helm, und ein Tritt, ein Ellbogen oder irgendetwas schleuderte ihn von der Nase des Schiffs.
Er streckte die Arme aus und hielt sich an der Triebwerksverkleidung fest, dann schwang er sich vor dem unteren Flügel nach unten.
Verdutzt bemerkte er, dass Han zusammen mit Juun und Tarfang auf den unteren Flügel kletterte.
»Was macht ihr denn da?«, fragte Luke. »Ich sagte lauft!«
»Lauf du«, sagte Han. »Ich gebe dir Deckung.«
Eine Reihe von Kugeln, die vom Triebwerksgehäuse neben Lukes Kopf abprallten, unterstrichen Hans Feststellung. Der Jedi-Meister warf einen Blick zurück und sah. dass der Gorog-Schwarm wieder mit dem Angriff begonnen hatte. Da die Lasergeschütze des StealthX nicht mehr funktionierten, schössen die Killiks nun blind auf den Sternenjäger und dessen Umgebung.
Mara schaltete das letzte funktionierende Flutlicht ab und beschleunigte rückwärts auf das Loch zu. wobei der StealthX heftig wackelte und sein überladener Flügel mehrmals beinahe über das Deck schrammte. Tarfang füllte das Anzugkom mit ängstlichem Heiden - oder vielleicht war es auch Aufregung. Juun starrte Luke einfach nur mit großen Augen an, und seine Beine flatterten vom Flügelrand wie zwei orangefarbene Bänder, bis Han ihn ein Stück weiter heraufzog.
Der Jedi-Meister benutzte die Macht, um mit einer Drehung hoch auf Maras Kuppel zu schnellen, dann ließ er sein Lichtschwert vor sich her wirbeln und rückte vor. Es dauerte nur einen Augenblick, bis seine Klinge erneut der von Lomi Plo begegnete und Funken sprühten. Er drehte sich und trat seitlich aus, aber er hätte ebenso gut gegen eine Durastahlsäule treten können. Sein Fuß wurde abrupt aufgehalten. Etwas Festes krachte gegen seine Kniekehle, und Schmerz breitete sich in seinem Oberschenkel aus.
Lomi, die immer noch unsichtbar war, versetzte Luke von der anderen Seite der Kuppel aus Machtstöße. Dann tauchten Hans Helm und Schultern hinter dem Cockpit auf. Er schwang Maras Lichtschwert auf Knöchelhöhe über den Rumpf des Jägers.
Lomi hörte auf, Luke zu rammen. Funken flogen, als sie Hans Angriff abwehrte und Maras Lichtschwert vom Heck des StealthX schlittern ließ.
Luke sprang vor, schlug dorthin, wo sich mit einiger Sicherheit Lomis Mitte befand, und wusste, dass dies der Todesstreich sein würde - plötzlich bockte und schauderte der StealthX unter ihm, und er konnte sich nur noch mithülfe der Macht festhalten.
»Festhalten!«, schrie er übers Anzugkom. »Wir steigen auf!«
Der Rand eines gerissenen Decks sauste vorbei, dann kam das Loch im Rumpf des Nestschiffes, und plötzlich war der StealthX draußen im Raum und hing mit Schlagseite ein Dutzend Meter über dem Nestschiff.
Han klammerte sich immer noch mit beiden Händen an den Flügel, und seine Beine schwebten nun. da sie die künstliche Schwerkraft hinter sich gelassen hatten. Tarfang umklammerte den Lauf eines Lasergeschützes mit beiden Händen, heulte wild und bewegte die Beine, als würde er schwimmen.
Aber Juun trieb in den Raum davon. Er versuchte verzweifelt, irgendetwas zu packen, und seine Füße traten ins Nichts. Luke fing den Sullustaner mit der Macht ein und zog ihn wieder zu dem wackelnden StealthX zurück.
Dann flackerte sein Lichtschwert und verblasste einen Moment später. Luke spürte einen kalten Knoten zwischen den Schulterblättern. Er nahm sich nicht einmal die Zeit, sich umzudrehen, sondern trat einfach fest nach hinten und traf seine unsichtbare Angreiferin direkt in die Brust.
Der Tritt war trotz der Macht nicht heftig genug, um Lomi von dem StealthX zu schleudern - aber er rettete Luke das Leben. Die Klinge der dunklen Jedi streifte die Technikkapsel am Rücken seines Schutzanzugs. Er fuhr zum nächsten Angriff herum, schlug erst zu und packte dann Lomis Arme.
Juun befand sich immer noch fünf Meter vom Jäger entfernt und versuchte, einen von Tarfangs zappelnden Füßen zu erwischen.
»Tarfang, stillhalten!«, befahl Luke und benutzte die Macht, um den Sullustaner bis zum Flügel zu ziehen. »Ich habe die Hände voll, und Juun braucht Hilfe!«
Tarfang trat weiter um sich, aber es gelang Juun dennoch, einen seiner Füße zu packen. Der Ewok warf einen Blick über die Schulter, sah seinen Captain an seinem Stiefel hängen und gehorchte schließlich.
Etwas traf Lukas Magengrube hart. Er war überrascht, denn er hielt immer noch. Lomi Plos Anne fest.
Mara riss den StealthX herum und flog auf den Abzugsschacht zu. wobei Luke beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Unter ihnen waren kurz C-3PO und R2-D2 zu sehen. Sie standen immer noch an der gleichen Stelle, wo Han sie zurückgelassen hatte, und C-3POs Fotorezeptoren folgten dem StealthX, als dieser über sie hinwegflog. Eine von Tarfangs Händen löste sich, und einen Augenblick hingen der Ewok und Juun nur noch mit einer Hand am Geschützlauf.
Wieder stieß Luke etwas fest in den Magen - konnte das ein dritter Ellbogen sein? -. und diesmal drückte es ihm die Luft aus der Lunge. Er trat gegen eins von Lomis Beinen, verrenkte die beiden Arme, die er immer noch festhielt, und versuchte, ihr das Lichtschwert zu entreißen.
Der dritte Ellbogen traf Luke erneut. Als er versuchte, wieder zu atmen, fühlte es sich an, als saugte er statt Luft Mull in sich hinein.
Er hatte keinen Sauerstoff mehr.
Er warf einen Blick auf das Statusdisplay in seinem Helm und sah nur Dunkelheit. Der Schlag gegen seine Technikkapsel würde ihn wohl am Ende doch erledigen. Er versuchte noch einmal, Lomi Plo das Lichtschwert zu entreißen, aber er verlor schnell an Kraft.
Dann pulsierte das leise Klonk einer Schattenbombe, die abgeworfen wird, durch den Rumpf des StealthX. Der Jäger bockte, als sie durch die Hitzewolke über dem Abzugsschach' flogen. Lomi Plo ließ sofort das Lichtschwert los, versetzte Luke einen gewaltigen Stoß mit der Macht und versuchte sich loszureißen, damit sie die Bombe ablenken konnte.
Luke war beinahe frei, bis er ein Bein um eines von Lomis Beinen hakte und auf Maras Astromech fiel. Er musste die Macht benutzen, um sich festzuhalten. Dann sah er Han, der sich ihm gegenüber mit einer Hand festhielt und mit der anderen Tarfangs Blaster hob. Es sah aus. als bewegte er die Lippen, aber was immer er sagte, verklang ungehört, Lomi hatte Lukes Korn ebenso funktionsunfähig gemacht wie den Luftaufbereiter - oder vielleicht verlor er auch einfach nur das Bewusstsein.
Ein greller Blitz erhellte den Raum hinter ihnen. Mara zog den StealthX herum, und Luke sah Tarfang und Juun, die immer noch am Geschützlauf hingen, als Silhouette vor einer riesigen Flammensäule. Die Flammen erstarben kurz, dann schössen sie wieder empor - Spuren einer zweiten Explosion im Abzugsschacht. Wenn Luke noch Luft in der Lunge gehabt hätte, hätte er einen Freudenschrei ausgestoßen. Zumindest war es ihnen gelungen, den Hyperantrieb des Dunklen Nests funktionsunfähig zu machen.
Mara berührte ihn in der Macht und bat ihn, nur noch ein klein wenig durchzuhalten. Genau das tat Luke bereits. Er konnte Leia und Kyp und die anderen Jedi-Piloten spüren, die ihn im Kampfgeflecht berührten und ihm versicherten, dass Hilfe schon ganz nahe war. Er beruhigte Geist und Körper und verlangsamte seinen Herzschlag und andere natürliche Prozesse in Vorbereitung auf einen Macht-Winterschlaf.
Dann ließ sich ein unsichtbares Gewicht auf seiner Brust nieder, und unsichtbare Finger kratzten an seinem Helm und wollten das Visier öffnen oder versuchten eins der Siegel zu brechen, Luke schlug nach Lomi. so gut er konnte, aber nun wurde ihm schwindlig, und seine Reaktionen waren träge und schwach. Er hörte ein Unheil verkündendes Klicken hinter seinem Ohr. wo sich das Scharnier des Visiers befand, und versuchte, seine Angreifern) wegzustoßen.
Lomi stieß ebenfalls zu und rammte seinen Helm gegen Maras Kuppel. Energiegeschosse rasten an Lukes Kopf vorbei, als Han zu schießen begann, und Lomi musste ihre Aufmerksamkeit schließlich der Abwehr zuwenden.
Mara drängte Luke durchzuhalten, und Han hörte plötzlich auf zu schießen. Der StealthX drehte sich auf den Rücken, und Luke sah den zerklüfteten Rumpf des Nestschiffs in weniger als drei Metern Entfernung unter sich. Er benutzte die Macht, um sich noch dichter an den Jäger zu drängen, dann entdeckte er direkt vor sich einen klotzigen Kühlkörper. Er versuchte, seinen letzten Atemzug nicht für einen Schrei zu verschwenden.
Ob Lomi Plo sprang oder vom Jäger gerissen wurde, hätte Luke nicht sagen können. Aber kurz bevor es geschah, sah er zwei vorstehende grüne Käferaugen, die durch das transparente Visier eines Killik-Druckanzugs auf ihn niederstarrten. Sie befanden sich in einem geschmolzenen Frauengesicht ohne Nase und mit zwei kurzen Fresswerkzeugen, wo der Unterkiefer hätte sein sollen. Luke hätte schwören können, eine Reihe von Menschenzähnen grinsen zu sehen, als die Fresswerkzeuge aufklappten. aber vielleicht hatte er auch nur Halluzinationen aufgrund des Sauerstoffmangels.
Dann verschwand das Gewicht von seiner Brust, und plötzlich war er frei von Lomi Plo. Er benutzte die Macht immer noch, um sich an den StealthX zu klammern. Er drehte den Köpfend sah Han, der zwischen dem Rumpf und dem Triebwerksgehäuse klemmte und sich mit beiden Händen an den Schildgenerator klammerte. Der Jedi-Meister war froh, nicht hören zu können, was sein Schwager schrie.
Mara drehte den StealthX plötzlich wieder richtig herum. Ein Geschwader Pfeilschiffe flog über sie hinweg und drehte dann, um sie anzugreifen. Von ihren Bäuchen gingen ein Dutzend Ausstoßspuren aus. Mara duckte den Jäger hinter einen Kühlkörper, und einen Augenblick später erhellten orangefarbene Blitze den Himmel auf der anderen Seite.
Lukes Blickfeld begann sich zu trüben. Er entdeckte den Falken, der über ihnen vorbeiraste und mit seinem Repulsorstrahl die Pfeilschiffe aus dem Weg fegte. Dann spürte er, wie Leia und Saba ihn in der Macht berührten, ihn bedrängten, nur noch ein klein wenig länger durchzuhalten, und ihm sagten, dass der Falke jetzt direkt hinter ihnen war. Dann konnte er nichts mehr sehen.
Aber er verlor das Bewusstsein nicht. Er berührte Mara, Leia, Kyp und all die anderen Jedi in der Macht, er berührte sogar Han. Juun und Tarfang, und ihre Kraft verhinderte, dass er in den Abgrund fiel.