Wie Gauner überall in der Galaxis arbeiteten auch Tibanna-Diebe am besten in der Dunkelheit. Sie bewegten sich vorwiegend auf den untersten Ebenen der bewohnbaren Zone des Planeten Bespin. Dort unten, wo es selbst am Tag nie heller wurde als dämmrig und Gestalten zu Silhouetten wurden. Dort unten, wo schwarze Nebelvorhänge über einen brodelnden purpurroten Himmel wehten. Die Diebe überfielen die einsamen Förderplattformen, auf denen ehrliche Wesen die endlose Nacht durcharbeiteten, überfrorene Einlassventilatoren vom Eis befreiten und auf dem Bauch in verstopfte Rohre krochen, in denen das kostbare Gas Atom für Atom gesammelt wurde. Allein im vergangenen Monat waren die Tanks von mindestens einem Dutzend Stationen auf geheimnisvolle Weise geleert worden, und nun hatte man zwei Jedi-Ritter beauftragt, die Diebe dingfest zu machen.
Als Jaina und Zekk in einen Bereich mit klarer Luft kamen, konnten sie BesGas drei sehen, eine untertassenförmige Förderplattform mit so vielen Verarbeitungsanlagen, dass es ein Wunder war, dass sie immer noch schwebte. Das Deck mit dem Hauptlager wurde von blinkenden blauen Warnlichtern umrissen. Trotz dieser blitzenden Lichter bemerkten Jaina und Zekk hinter einer der Lampen zwischen zwei Tanks einen länglichen Schatten.
Jaina lenkte den gemieteten Wolkenwagen auf die Tanks zu und beschleunigte, denn sie wollten einen besseren Blick auf den Schatten erhaschen, bevor die gesamte Plattform wieder hinter einem weiteren Nebelvorhang verschwand. Vielleicht war es ja wirklich nur ein Schatten, denn hier am Boden der Lebenszone verschworen sich oft Hitze, Druck und Dunkelheit gegen das menschliche Sehvermögen, und es war zu empfehlen, sich alles aus nächster Nähe anzuschauen.
Verdichtetes Tibanna-Gas wurde vielfältig eingesetzt, aber sein wichtigster Nutzen bestand darin, die Leistung von Sternenschiff-Waffen zu erhöhen. Wenn es also gestohlen wurde, besonders in solchen Mengen wie in den letzten Wochen, war es für die Jedi wichtig herauszufinden, wer die Diebe waren - und was sie mit dem Gas vorhatten.
Als Jaina und Zekk sich näherten, wurde der Schatten allmählich dicker. Zekk machte den Miniatur-Traktorstrahl bereit, und Jaina tat das Gleiche mit dem ZwillingsIonengeschütz des Wagens. Sie brauchten sich nicht darüber zu verständigen, dass der Schatten nun aussah wie ein Saugballon; sie brauchten nicht zu erklären, dass die Stroboskop-Lichter sie blendeten, oder zu besprechen, wie sie weiter vorgehen sollten. Dank ihres Aufenthalts bei den Killiks waren sie im Geist so eng miteinander verbunden, dass sie oft nicht wussten, wo das Denken des einen begann und das des anderen endete. Selbst ein Jahr nach ihrem Abschied von der Kolonie flössen Ideen, Wahrnehmungen und Emotionen ohne jede Anstrengung zwischen ihnen hin und her. Oft konnten sie nicht einmal sagen, aus welchem Kopf ein Gedanke stammte -und es war auch egal. Sie teilten ihn einfach.
Ein blaues Leuchten flackerte zwischen den Tanks auf, dann kam ein kleiner Schlepper in Sicht. Seine kegelförmige Silhouette zitterte vor den durch den Druck verschwommen wirkenden Lichtern der Wohndecks der Station. Einen Augenblick später stiegen hinter ihm drei Saugballons auf -der. den Jaina und Zekk bereits entdeckt hatten, und zwei andere -, gefolgt von lang gezogenen Schwaden Tibanna-Gas, das immer noch aus den Löchern in den Tanks entwich.
Jaina feuerte die Innengeschütze ab. Sie verfehlte den Schlepper knapp, traf dafür das Zentrum der Station. In der Nähe von Tibanna-Gas war es sicherer, statt Blastergeschossen Ionenstrahlen zu benutzen, da die Strahlen nur elektronische Schaltsysteme lähmten. Die Treffer richteten daher keinen Schaden an den Gebäuden an. zwei Wohndecks hatten jedoch plötzlich keinen Strom mehr.
Zekk schwang den Traktorstrahl herum und bekam damit einen der Saugballons zu fassen. Die Diebe klinkten ihn aus. und der Ballon kam direkt auf den Wolkenwagen zugeflogen. Zekk deaktivierte den Strahl sofort wieder, doch Jaina musste den Wagen immer noch scharf zur Seite reißen, damit sie nicht von dem riesigen Beutel mit supergekühltem Gas getroffen wurden.
Sie schnaubte nervös. »Das war...«
»... knapp!«, beendete Zekk den Satz.
Als sie den Wolkenwagen gewendet hatten, folgten die anderen beiden Ballons dem Schlepper bereits in eine wogende dunkle Wolke. Jaina zog die Nase des Wagens hoch und schickte den Dieben eine weitere Salve ionisierter Energie hinterher, aber Zekk aktivierte den Traktorstrahl nicht noch einmal.
Sie waren sich einig, dass ihr Versuch, die Diebe zu fassen, realistisch genug gewirkt hatte. Nun mussten sie etwas Abstand halten, damit ihre Gegner fliehen konnten. Jaina drosselte das Tempo, und sie flogen in einer trägen Spirale hinter den Verfolgten her.
Einen Moment später erschien tief in der Wolke ein verschwommener gelber Kleck. der rasch zu einer rauchigen Flammenzunge anschwoll, die in die klare Luft hinausschoss beinahe bevor Jaina das Ionengeschütz ausrichten konnte. Sie schoss aus beiden Läufen und schwang das Geschütz dabei von einer Seite zur anderen. Die Rakete selbst zu treffen wäre auch für eine Jedi unmöglich gewesen, aber sie legte ihr eine Decke ionisierter Energie in den Weg.
Zekk fand die Rakete mithilfe der Macht, dann führte er sie geschickt in einen von Jainas Ionenstrahlen. Die elektrischen Systeme der Rakete versagten in einem Gewitter von Entladungsblitzen und Überladungsfunken. Sobald es wieder ruhiger wurde, schob Zekk die zerstörte Rakete mithilfe der Macht weg von der Förderplattform. Sie fiel kaum ein Dutzend Meter vom Rand des Lagerdecks nach unten, dann verschwand sie in der brodelnden Dunkelheit der Druckzone.
Jaina runzelte die Stirn. »Das war nun wirklich...«
»...unnötig.«
Bei all dem supergekühlten Tibanna. das auf das Lagerdeck floss, hätte selbst eine kleine Explosion genügt, um die gesamte Plattform zu zerfetzen. Jaina und Zekk erkannten allerdings, dass die Diebe wohl genau das beabsichtigt hatten: als Rache dafür, dass die Förderer sich an die Jedi gewandt hatten, und eine Warnung an andere Stationen, das nicht auch zu tun.
»Wir müssen sie kriegen«, sagte Zekk laut.
Jaina nickte. »Sobald wir wissen, für wen sie arbeiten.«
Inzwischen hatten sie den Dieben wohl genug Vorsprung gegeben, um sich sicher zu fühlen. Nun dehnten Jaina und Zekk sich in der Macht aus. um sie zu orten. Das erwies sich als schwierig. Selbst in diesen Tiefen gab es auf Bespin überraschend viel Leben, von riesigen gasgefüllten Beldons bis zu den gewaltigen Völkern, die die Beldons jagten, von ausgedehnten purpurfarbenen Feldern von »Leucht«-Algen bis zu den Rawwks und anderen Geschöpfen der Luft, die ihre Nahrung auf Förderplattformen wie BesGas drei fanden.
Schließlich fanden Jaina und Zekk. was sie suchten - drei Präsenzen, die eindeutig Erleichterung. Aufregung und mehr als nur ein wenig Zorn ausstrahlten. Die drei Diebe fühlten sich an wie Insektoide und schienen sich irgendwie in einer harmonischeren Beziehung mit dem Universum zu befinden als die meisten anderen Wesen. Aber sie waren auch eindeutig drei Individuen, jedes mit seiner eigenen einzigartigen Präsenz, und daher keine Killiks.
Und das machte Jaina und Zekk ein wenig traurig. Sicher, sie standen zu der Entscheidung, die zu ihrer Verbannung aus der Kolonie geführt hatte: Sie hatten mit ihrem Entschluss zur Verhinderung eines Krieges beigetragen, also bereuten sie ihn nicht. Aber von Taat - dem Nest, dem sie sich auf Qoribu angeschlossen hatten - getrennt zu sein fühlte sich an, als wäre man von sich selbst ausgeschlossen, als hätten der Geliebte, die Freunde und die Familie einen unwiderruflich verstoßen. Es war ein bisschen wie zum Gespenst zu werden, zu sterben, aber nicht wirklich davonzugehen, sondern stets am Rand der Welt der Lebenden zu verharren, ohne die Möglichkeit, mit ihnen in Kontakt zu treten. Also taten sie sich manchmal ein wenig leid. Selbst Jedi konnten sich das mitunter erlauben.
»Wir müssen sie kriegen«, stellte Jaina fest und wiederholte damit die Aufforderung zu handeln, die, wie sie spürte, eher von Zekk kam als von ihr. Er hatte nie viel dafür übrig gehabt. Vergangenes zu bedauern. »Bereit?«
Dumme Frage. Jaina beschleunigte und folgte den Dieben. Sie stieg dabei in ein heftiges Unwetter mit so hoher Blitzaktivität auf, dass sie und Zekk sich vorkamen, als wären sie wieder mitten in einer Raumschlacht gegen die Yuuzhan Vong. Nach einer Standardstunde gaben sie es auf, ihre Flöhe halten zu wollen, und akzeptierten resigniert, dass ihre Mägen entweder bis zum Hals hochgeschleudert oder in die Gedärme gedrückt wurden. Nach drei Stunden gaben sie auch auf. den Wolkenwagen aufrecht fliegen zu wollen, und konzentrierten sich nur noch darauf vorwärtszukommen. Nach fünf Stunden flogen sie aus dem Sturm heraus in eine bodenlose Schlucht mit klarer, ruhiger Luft. Im gleichen Augenblick verschwanden jedoch die Diebe auf der gegenüberliegenden Seite in einer Wand aus leuchtend roten Wirbeln, die von Winden entgegengesetzter Richtungen gebildet wurden. Erstaunlicherweise hingen beide Saugballons immer noch am Schlepper.
Jaina und Zekk fragten sich, ob die Diebe wussten, dass sie verfolgt wurden, aber das schien unmöglich zu sein. So tief in der Atmosphäre verhinderten Bespins magnetisches Feld und die schweren Unwetter, dass selbst die einfachsten Sensoren funktionierten. Man konnte nur mithilfe von Kompass, Gyroskop und Berechnungen navigieren. Es gab nur einen Grund dafür, dass der Schlepper es mit dieser Windmauer aufnahm: Er war dabei, das gestohlene Tibanna abzuliefern.
Jaina und Zekk warteten, bis die Diebe verschwunden waren, dann durchquerten sie die Wolkenschlucht und beschleunigten vorsichtig in den gleichen Wirbel. Der Wind packte sie sofort, und es fühlte sich an. als würden sie aus einem Turbolaser abgeschossen. Ihre Köpfe wurden fest gegen die Sitzlehnen gedrückt, der Wolkenwagen ächzte und zitterte, und die Welt auf der anderen Seite der Kuppel verwandelte sich in verschwommenen roten Dampf und Blitze, die direkt auf sie zuzurasen schienen. Jaina ließ den Steuerknüppel los.
damit sie nicht unwillkürlich versuchte zu lenken, weil das nur dazu führen würde, dass der Wind die Flügel ihres Fahrzeugs abriss.
Eine Stunde später spürten die beiden, dass die Präsenzen der Diebe nach einer Seite abwichen. Offenbar hatte der Schlepper die Windzone hinter sich gebracht. Jaina berührte den Steuerknüppel immer noch nicht, ging aber auf Höchstgeschwindigkeit. Kreischend und bockend schoss der Wolkenwagen vorwärts, dann verblasste der Nebel von hellrot zu rosa, und ihr Flug wurde ruhiger.
Jaina drosselte die Geschwindigkeit, bis der Repulsorantrieb schließlich schwieg, dann begann sie, im Mindesttempo durch den rosigen Nebel zu kreisen.
»Das hat. «
».wirklich Spaß gemacht«, stimmte Zekk zu. »Wir sollten so etwas lieber nie wieder tun.«
Nachdem ihre Mägen sich beruhigt hatten, brachte Jaina den Wolkenwagen wieder auf Kurs, und sie krochen zurück durch den rosa Nebel, unfähig, auch nur hundert Meter weit zu sehen, und ließen sich immer noch von der Präsenz der Diebe in der Macht leiten. Es fühlte sich an, als wären sie ein ganzes Stück über die Verfolgten hinausgeschossen, aber ob diese Entfernung hundert oder tausend Kilometer betrug, wussten sie nicht. Die Macht kannte keine solchen Maßstäbe.
Nach einer Viertelstunde erlagen sie beinahe der Illusion, dass sie einfach nur in der Wolke umherschwebten und sich überhaupt nicht mehr aus eigener Kraft bewegten. Aber die Instrumente zeigten an, dass ihre Geschwindigkeit immer noch über hundert Kilometer pro Standardstunde lag, und in der Macht fühlte es sich so an. als holten sie die Verfolgten schnell ein.
Jaina fragte sich, wo sie wohl waren.
Zekk sagte: »Der Gyrocomputer gibt unsere Position mit drei-sieben-Punkt-acht-drei Nord, zwei-sieben-Punkt-acht-acht Länge und eins-sechs-neun Tiefe an.«
»Ist das im.«
»Ja«, antwortete Zekk. Sie befanden sich etwa tausend Kilometer tief im Toten Auge, einer riesigen Region mit unbewegter Luft und dichtem Nebel, die in Bespins Atmosphäre schon mindestens seit der Entdeckung des Planeten existierte.
»Na wunderbar. Nur neunzehntausend Kilometer bis zur anderen Seite«, murrte Jaina. »Zeigen die Karten, ob. «
»Nichts«, sagte Zekk. »Nicht einmal eine Markierungsboje.«
»Mist!«, sagten beide gleichzeitig.
Dennoch, es fühlte sich an, als holten sie die Diebe jetzt schnell ein. Offenbar gab es da draußen doch noch mehr als Nebel.
»Vielleicht machen sie nur Halt, um. «
»Nein«, widersprach Jaina. »Das Gas war bereits.«
»Stimmt«, sagte Zekk. »Sie werden.«
»Und zwar bald.«
Das gestohlene Tibanna-Gas war bereits verdichtet, also mussten die Diebe es schnell in Karbonit einfrieren oder es würde den größten Teil seines Handelswerts verlieren. Und das wiederum bedeutete, was immer die Karte auch verzeichnete oder nicht, es musste hier im Toten Auge eine Anlage geben, wo das möglich war.
Jaina drosselte das Tempo ein wenig. Es fühlte sich an, als hätten sie die Diebe beinahe erreicht, und in diesem Nebel.
Die verrosteten Tanktürme einer uralten Raffinerie tauchten aus dem rosa Nebel vor ihnen auf, und Jaina schaffte es gerade noch, den Wolkenwagen auf die Seite zu kippen und von der Anlage wegzulenken. Zekk, der ebenso überrascht, aber erheblich weniger beschäftigt war, hatte einen Moment Zeit, um durch das durchsichtige Wagendach ein in Trümmern liegendes Wohndeck zu erspähen. Der Rest der Station blieb im Nebel verborgen, und man konnte nur ein paar geisterhafte Ecken und Kanten ausmachen, die vermuten ließen, dass die unteren Decks noch nicht abgefall en waren. Noch nicht.
Jaina konzentrierte sich auf die Präsenzen der Tibanna-Diebe und flog vorsichtig in einer Spirale um den Hauptturm der Raffinerie, während Zekk nach einem Hinterhalt Ausschau hielt. Ein großer Teil der äußeren Hülle der Station war längst weggerostet, was die metallene Stützstruktur entblößt hatte, die ebenfalls bereits von Rost zerfressen wurde. Schließlich kamen die Überreste des Ladedecks in Sicht. Gekrümmte rosa Nebelarme stiegen durch Löcher im Boden auf, und die Andockbuchten waren so primitiv, dass es nur Laderampen und keine Plattformlifte gab.
Nahe einem großen Loch im Boden hatte der kegelförmige Schlepper, den Jaina und Zekk verfolgt hatten, in einer Bucht angelegt. Das Schiff stand auf drei Landestützen und hatte die Landerampe abgesenkt. Die beiden Saugballons lagen leer und platt auf dem Deck dahinter. Von der Besatzung keine Spur.
Jaina und Zekk umkreisten das Schiff einmal, dann landeten sie neben den leeren Saugballons. Sofort spürten sie ein rhythmisches Beben - der Repulsorlift-Generator der Station arbeitete schwer.
Jaina sträubten sich die Nackenhaare. »Wir müssen uns beeilen.«
Zekk hatte die Kuppel bereits geöffnet und sprang aufs Deck. Jaina schnallte sich ab und folgte ihm zu dem Schlepper, das Lichtschwert bereit, aber nicht aktiviert. Der Repulsorlift-Generator musste in noch schlechterem Zustand sein, als sie gedacht hatte. Das Beben steigerte sich immer wieder zu einem Zittern, und dieses Zittern dauerte jedes Mal etwas länger und wurde etwas heftiger.
Jaina und Zekk gefiel dieses Geräusch überhaupt nicht. Es schien seltsam, dass die Maschinerie ausgerechnet jetzt versagen sollte, nachdem sie die Station so viele Jahrhunderte in der Luft gehalten hatte. Aber vielleicht hatten die Diebe ja die meiste Generatorenergie zum Karbonit-Gefriersystem umgeleitet. Inzwischen bestand kein Zweifel mehr, wozu sie diesen Ort benutzten.
Als die Jedi den Schlepper erreichten, wurde jedoch offensichtlich, dass sie diese Theorie noch einmal überdenken mussten. Sie konnten die Diebe im Schiff spüren, teilnahmslos und viel zu zufrieden - beinahe bewusstlos. Während Jaina draußen wartete, ging Zekk die Rampe hinauf, um nachzusehen. Dank ihres geteilten Geistes erhielt sie ein vollständiges Bild dessen, was er vorfand.
Die Rampe führte in einen Technikbereich, der - wenn man von dem Müll und den Nestlumpen ausgehen konnte, die überall herumlagen - auch als Mannschaftsquartier diente. Es fühlte sich an, als befänden die Diebe selbst sich im Cockpit, das eine Ebene höher lag. In der Luft hing ein drückender Geruch, den Zekk und Jaina beide nur zu gut kannten, und auf dem Boden lagen unzählige wächsern aussehende Kugeln, die eine schlammige dunkle Flüssigkeit mit faserigen Klumpen enthielten.
»Schwarzer Membrosia?«, fragte Zekk.
Es gab nur eine Möglichkeit, sicher zu sein, aber Zekk hatte wirklich nicht vor, das Zeug zu probieren. Nachdem er als Teenager der Dunklen Seite zu nahe gekommen war, hielt er sich nun strengstens von allem fern, das auch nur im Entferntesten nach Verderbnis oder Morallosigkeit aussah.
Nachdem Jaina sich ein letztes Mal überzeugt hatte, dass sich nichts aus dem Nebel an sie heranschlich, stieg sie also selbst die Rampe hinauf. Sie griff nach einer der Kugeln und bohrte den Daumen durch das Wachs, dann zog sie ihn wieder zurück und leckte an dem schwarzen Sirup. Er war viel dicker und süßer als der leichte Membrosia ihres eigenen Nests und hatte einen ranzigen Nachgeschmack, der bewirkte, dass sie sich am liebsten die Zunge abgekratzt hätte. zumindest, bis sie plötzlich nur noch verschwommen sehen konnte und von einer chemischen Euphorie beinahe überwältigt wurde.
»Wow. Eindeutig Membrosia.« Jaina musste sich an einer Wand abstützen, und sie und Zekk verspürten eine gewaltige Sehnsucht, sich wieder ihrem Nest in der Kolonie anzuschließen. »Ziemlich stark.«
Jaina konnte fühlen, dass Zekk unbedingt noch mehr schmecken wollte, und sei es nur durch ihren Geist, aber der dunkle Membrosia war berauschend stark, und sie hatten jetzt wirklich keine Zeit für eine getrübte Wahrnehmung. Also kniff sie das Loch im Wachs wieder zu. legte die Kugel beiseite und nahm sich vor. sie auf dem Weg nach draußen mitzunehmen.
»Keine gute Idee.« Zekk nutzte die Macht, um die Kugel zu einem Haufen anderer zu transportieren.
Er konnte so ein Eiferer sein!
Plötzlich tauchte das Bild eines riesigen Raums voller Kugeln mit klumpigem schwarzem Membrosia in Jainas Kopf auf, und sie erinnerte sich wieder, wo dieses Zeug herkam.
Das Dunkle Nest hatte überlebt.
»Und wir müssen herausfinden.«
»Genau.« Jaina stieg die Leiter voran zum Cockpit hinauf. »Was Membrosia aus dem Dunklen Nest ausgerechnet hier macht.«
»Ja.«
»Und was das Ganze mit den Tibanna-Diebstählen zu tun hat.«
Zekk seufzte. Manchmal fehlte es ihm, seine eigenen Sätze nicht mehr beenden zu können.
Im Cockpit fanden Jaina und Zekk drei Verpinen zusammengesackt an ihren Stationen, vollkommen berauscht vom Membrosia. Auf dem Boden lagen überall leere Wachskugeln, und die langen Hälse der Verpinen waren auf eine selbst für Insekten unnatürliche Weise über ihre Thoraxe oder Schultern gebogen. Ihre langen Finger und Glieder zuckten, als träumten sie, und als es dem Piloten schließlich gelang, den Kopf zu drehen und die Jedi anzusehen, standen winzige Funken goldenen Lichts tief in seinen vorquellenden Augen.
»Von denen sollten wir in nächster Zeit keine Antworten erwarten«, stellte Jaina fest.
»Stimmt«, meinte Zekk. »Aber sie haben diese Saugballons nicht alleine geleert.«
Jaina und Zekk verließen den Frachter und kehrten zu den Saugballons zurück. Dann folgten sie einem neu wirkenden Verbindungsschlauch zu einem weiteren Loch im Boden. Der Schlauch zog sich durch das Loch nach unten und verschwand im Nebel, in Richtung der unteren Spitze der Plattform, wo sich für gewöhnlich die Gefriereinrichtungen befanden.
Jaina und Zekk sahen einander an und debattierten lautlos, ob es besser sei, an dem Schlauch entlangzurutschen oder durch den Hauptturm der Station hinunterzusteigen - und dann hörte der Repulsorlift-Generator endgültig auf zu zittern.
Beiden Jedi hob sich der Magen, und sie hofften, dass sie damit nur auf die plötzliche Stille reagierten - doch die plötzliche Stille war nicht das schlechte Zeichen, das sie fürchteten.
Dann flackerte unter ihnen das blaue Glühen eines großen Repulsorantriebs auf. »Rodders!«, fluchte Jaina.
Das blaue Glühen des startenden Schiffs schwang herum und beleuchtete kurz die im Dunst liegende Lanze des Sockels der Station, dann verschwand es rasch im Nebel.
»Sie haben den Generator abgeschaltet!«, sagte Zekk.
Jaina und Zekk fuhren herum, um zu ihrem Wolkenwagen zu rennen, dann erinnerten sie sich an die Diebe und eilten stattdessen zu dem Schlepper.
Ihre Knie wurden weich, als das Deck plötzlich nach oben ruckte, dann brach eine der Landestützen des Schleppers und das Schiff schlitterte über die Plattform. Jaina und Zekk waren zu verwirrt, um reagieren zu können - bis sie bemerkten, dass sie selbst ebenfalls rutschten.
Die Station kippte zur Seite.
Jaina wandte sich nun dem Wolkenwagon zu. der ebenfalls über das Deck glitt, auf seinen Landestützen wackelte und aussah, als würde er gleich umkippen. Sie streckte den Arm aus. hielt Zekk mit der anderen Hand fest und benutzte die Macht, um das Fahrzeug aufzuheben und zu ihnen zu bringen. Sie packte den Cockpitrand und setzte sich hinein. Dann bemerkte sie, dass Zekk sich immer noch nicht rührte.
Er starrte eines der großen Löcher im Deck an und hatte immer noch den Arm ausgestreckt. Aber sein Machtgriff war leer, und Jaina konnte spüren, wie wütend er auf sich war, weil er den Schlepper nicht hatte packen können.
»Vergiss es!« Sie zog sich ins Cockpit des Wolkenwagens und zerrte ihn hinter sich her. »Es sind Tibanna-Diebe. Sie sind es nicht wert, für sie zu sterben.«
Woteba.
Als Han Solo das letzte Mal hier gewesen war, hatte der Planet noch keinen Namen gehabt. Die Luft war stickig gewesen, es hatte nach Sumpf gerochen und ein schlammiger Bach war durchs Marschgras geplätschert und dann in einer lang gezogenen Biegung im nahen Nadelwald verschwunden. Ein zerklüfteter Berg hatte in der Ferne aufgeragt, und sein heller Gipfel hatte vor dem dünnen roten Schleier eines Nebelhimmels geglitzert.
Jetzt hing der Duft von süßem Membrosia und langsam gebratenen Nerf-Rippchen in der Luft, und das einzige Wasser in Sichtweite war ein künstlicher Wasserfall. Man hatte den Nadelwald abgeholzt, die Stämme geschält und in den sumpfigen Boden getrieben, wo die Holzpfähle nun die schillernden Tunnelhäuser des Saras-Nests trugen. Selbst der Berg sah anders aus und schien auf einem Kissen aus Brennofendampf über der Stadt zu schweben, wobei sein eisiger Gipfel beinahe den Eindruck erweckte, den Bauch des Utegetu-Nebels mit seinen bleichen Adern zu kratzen.
»Interessant, was die Käfer aus dem Planeten gemacht haben«, stellte Han fest. Er stand in der Tür des schimmernden Hangars, in dem sie den Falken angedockt hatten, und schaute zusammen mit Leia, Saba Sebatyne, den Skywalkers, C-3PO und R2-D2 auf das Nest hinaus. »Sieht eigentlich beinahe normal aus.«
»Hör auf, sie als Käfer zu bezeichnen. Han«, ermahnte Leia ihn. »Es ist kein guter Start für einen Besuch, die Gastgeber zu beleidigen.«
»Nein, das stillten wir auf keinen Fall tun«, sagte Han. »Schon gar nicht wegen solcher Kleinigkeiten, wie dass sie Piraten Zuflucht gewähren und schwarzen Membrosia vertreiben.«
Er überquerte eine Spinnglas-Brücke und blieb am Rand einer gewundenen schmalen Straße stehen. Der silbrige Verkehrsweg war überfüllt mit brusthohen Killiks. die roh behauenes Holz, Moire-Gestein und Fässer mit Blauwasser schleppten. Hier und da torkelten trübäugige Raumfahrer -Menschen und andere -, die eindeutig zu viel Membrosia getrunken hatten, zurück zu ihren Schiffen. Auf den Balkonen oberhalb der Eingänge zu den Tunnelhäusern standen Angehörige anderer Spezies, die zu viel Zeit bei den Killiks verbracht hatten und in den Kollektivgeist des Nests absorbiert worden waren. Sie lächelten und tanzten zu der leisen Musik sich drehender Windhörner. Das Einzige, was nicht in dieses Bild passen wollte, war der sumpfige, zwei Meter breite Streifen Land zwischen dem Hangar und der Straße, der als Abflussrinne diente. Ein einzelnes Insekt lag dort mit dem Gesicht nach unten im Dreck, und sein orangefarbener Thorax wie auch der weiß gestreifte Bauch waren halb von einer Art mattgrauem Schaum bedeckt.
»Raynar muss doch wissen, dass wir angekommen sind«, sagte Luke. Er stand immer noch hinter Han auf der Brücke. »Irgendeine Spur von einem Führer?«
Der Käfer im Rinnstein stemmte sich hoch und begann zu summen.
»Keine Ahnung«, antwortete Han und betrachtete den Käfer unsicher. Während sich das Insekt auf die Brücke zuschleppte, sagte er: »Vielleicht doch.«
Der Killik blieb stehen und starrte sie aus zwei vorstehenden grünen Augen an. »Bur r rruubb, ubur ruur.«
»Tut mir leid - ich verstehe kein Wort.« Han kniete sich auf die schimmernde Straße und streckte die Hand aus. »Aber stehen Sie doch auf! Unser Protokolldroide beherrscht über sechs Millionen.«
Das Insekt breitete die Fresswerkzeuge aus und wich zurück, wobei es auf den Blaster an Hans Hüfte deutete.
»He, immer mit der Ruhe«. sagte Han. der die Hand immer noch ausgestreckt hielt. »Das ist nur Show. Ich bin nicht hier, um jemanden zu erschießen.«
»Brubr.« Der Killik hob eine Zangenhand, dann tippte er sich zwischen die Augen. »Urrubb uu.«
»Ach du meine Güte«, sagte C-3PO vom hinteren Ende der Brücke her. »Sie scheint Sie tatsächlich darum zu bitten, sie zu erschießen.«
Der Käfer nickte begeistert, dann wandte er den Blick ab.
»So ein Unsinn«, sagte Elan. »Sie sind wirklich nicht so viel zu spät.«
»Ich glaube, sie hat Schmerzen, Han.« Mara kniete sich neben Han auf die Straße und winkte das Insekt näher zu sich. »Kommen Sie her. Wir werden versuchen, Ihnen zu helfen.«
Der Killik schüttelte den Kopf und tippte sich wieder zwischen die Augen. »Buurubuur, ubu ru.«
»Sie sagt, nichts kann ihr helfen«, erklärte C-3PO. »Sie hat den Fizz.«
»Den Fizz?«, wiederholte Han.
Die Killik summte eine ausführliche Erklärung.
»Sie sagt, es sei sehr schmerzhaft«, übersetzte C-3PO. »Und sie wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie ihrem Elend so bald wie möglich ein Ende machen würden. UnuThul wartet im Gartensaal.«
»Tut mir leid«, sagte Han. »Auf dieser Reise erschieße ich niemanden.«
Die Killik grollte etwas, das sich wie Rodder anhörte, und sie schleppte sich davon.
»Warten Sie!« Luke streckte die Hand aus und die Killik erhob sich wieder aus dem Schlamm. »Vielleicht können wir eine Isolierstation einrichten.«
Der Rest seines Angebots wurde übertönt, als die Lastenträger von Saras auf die mit Schaum überzogenen Beine ihrer Artgenossin zeigten, summten und einander die Lasten aus den Armen stießen. Die Tänzer verschwanden von ihren Balkonen, und verdutzte Raumfahrer stolperten auf die Abflussrinne zu. blinzelten und griffen nach ihren Blastem.
Luke ließ die Killik auf die Brücke zuschweben. Das Insekt klackte protestierend mit den Fresswerkzeugen und fuchtelte mit den Armen, doch seine Beine - verborgen unter einer dicken Schicht Schaum - baumelten leblos unter dem Thorax. Ein stetiges Rinnsal von etwas, das wie Dreck aussah, triefte von seinen Füßen in die Rinne.
Han verzog das Gesicht. »Luke, vielleicht sollten wir lieber verschwinden und.«
Ein Blastergeschoss kam heulend von der Straße her, traf die Killik am Thorax und ließ einen Kreis faustgroßer Chitin-und Schaumbatzen auf die milchige Außenwand des Hangars spritzen. Das Insekt war sofort tot, aber eine neue Unruhe entstand, als wütende Raumfahrer einen leicht schwankenden Quarren beschimpften, der eine schwere Merr-Sonn Flash-4-Blasterpistolo in der Hand hielt.
»Es ist nicht meine Schuld!« Der Quarren deutete mit der Pistole vage in Lukes Richtung. »Die Jedi da ließen einen Fizzer herumschweben.«
Diese Anschuldigung handelte Luke wütende Blicke ein. aber keiner der Versammelten hatte so viel Membrosia intus, um eine Gruppe zu belästigen, zu der vier Wesen in Jedi-Gewändern gehörten. Stattdessen stolperton die Raumfahrer so schnell, wie ihre unsicheren Beine sie tragen konnten, auf die anderen Eingänge des Hangars zu und überließen es Han und den Jedi, die tote Killik verblüfft und schweigend anzustarren. Normalerweise hätten Luke und seine Freunde den Mörder zumindest in Gewahrsam genommen und ihn den lokalen Gesetzeshütern übergeben, aber das hier ließ sich wohl kaum als »normale Umstände« bezeichnen. Luke seufzte und ließ das Opfer wieder in die Rinne sinken.
Leia konnte den Blick kaum abwenden. »Nach der Reaktion dieser Raumfahrer zu schließen, ist das wohl ziemlich verbreitet. Hat Raynar in seiner Botschaft eine Epidemie erwähnt?«
»Kein Wort«, antwortete Mara und richtete sich wieder auf. »Nur, dass Unu entdeckt habe, wieso das Dunkle Nest mich letztes Jahr angriff, und dass wir persönlich darüber sprechen müssten.«
»Das gefällt mir nicht«, stellte Han fest. »Und es klingt mit jeder Minute fragwürdiger.«
»Das ist uns klar - nochmals vielen Dank, dass ihr mitgekommen seid«, sagte Mara. »Wir wissen die Hilfe zu schätzen.«
»Keine Ursache.« Auch Han stand nun wieder auf. »Wir haben an dieser Sache ebenfalls ein persönliches Interesse.«
Genau genommen ging die Tatsache, dass die Killiks in den Schmuggel von Membrosia verwickelt waren und anderen Schmugglern Zuflucht gewährten, Han und Leia nichts an. Aber Staatschef Omas hatte die Situation als Vorwand benutzt, seinen Teil eines komplizierten Handels mit den Solos nicht einzuhalten, und behauptete, bis die Nester des Utegetu-Nebels nicht aufhörten, der Galaktischen Allianz so viel Ärger zu machen, könne er im Senat nicht genügend Stimmen zusammenbekommen, um den Ithorianern einen neuen Heimatplaneten zu geben.
Han hätte gerne geglaubt, diese Behauptung sei nur ein großer Banthafladen, aber irgendwie waren die Bedingungen des Übereinkommens bis zur Holopresse durchgedrungen. Nun verknüpfte die Öffentlichkeit den Namen der Solos und den Planeten der Ithorianer mit Piratenüberfällen und den »Teerhonig«-Höhlen, die die Grenze von Adumar bis Reecee besudelten.
Nachdem der Verkehr auf den Straßen sich wieder normalisiert hatte, sagte Luke: »Sieht aus. als hätten wir keine Führerin. Wir werden Raynar selbst finden müssen.«
Han wollte gerade G-3PO ausschicken, um einen Killik nach dem Weg zu fragen, aber Luke und die anderen Meister drehten sich einfach zu Leia um und sahen sie erwartungsvoll an. Sie schloss einen Moment lang die Augen, dann wandte sie sich der Straße zu und führte sie selbstsicher tiefer hinein in das schimmernde Nest. Einigermaßen überzeugt, dass sie wusste, wohin sie ging, folgte Han ihr und den anderen zusammen mit G-3PO und R2-D2. Manchmal fühlte er sich in Gesellschaft so vieler Jedi beinahe unzulänglich.
Eine Viertelstandardstunde lang schritten sie durch stets gleich aussehende Bereiche des Saras-Nests. Sie begegneten immer wieder langen Reihen von Killik-Lastenträgern, die in Richtung Hangar marschierten, bekamen mehr und mehr Appetit auf den Nerf-Braten, dessen Geruch in der Luft hing, bestaunten die gewundenen schillernden Tunnelhäuser und waren beeindruckt von der Schönheit einer endlosen Reihe von Brunnen, Sprühregen und Kaskaden, an denen sie vorbeikamen.
Han hatte die meisten Killik-Nester. die er bisher besucht hatte, eher unheimlich gefunden, und ihm war dort sogar übel geworden. Aber dieses hier bewirkte, dass er sich seltsam heiter und entspannt fühlte, vielleicht sogar jünger. So als gäbe es in der ganzen Galaxis nichts Angenehmeres, als auf dem Balkon eines Tunnelhauses zu sitzen, goldenen Membrosia zu trinken und den anderen Neunistern beim Tanzen zuzusehen. Und das wiederum ließ ihn sich fragen, was die Käfer jetzt schon wieder planten.
Langsam wurde es auf der Straße ruhiger, und die Gruppe bemerkte mehr schaumbedeckte Körper im Rinnstein. Die meisten waren bereits tot und halb verwest, aber ein paar waren noch imstande, die Köpfe zu heben und um ein gnädiges Ende zu flehen. Han hätte ihrem Leiden gerne ein Ende bereitet, aber es widerstrebte ihm. etwas so Drastisches zu tun. ohne die Situation wirklich zu verstehen. Zum Glück konnte Luke einen Mittelweg einschlagen und die Macht einsetzen, um die Opfer bewusstlos werden zu lassen.
Etwa zehn Meter vor einer offenen Sumpffläche blieb Leia schließlich stehen. Die Straße zog sich weiter an bunten Sumpfblüten vorbei, aber ihre Oberfläche wurde schnell matt und schaumig, und die Enden der Tunnelhäuser in der Nähe waren von grauem Schaum zerfressen. In der Mitte des Sumpfes stand ein gewaltiger Palast aus Spinnglas, dessen Grundmauern von einer formlosen Masse aus aschfarbenen Blasen überzogen waren, während kompliziert verflochtene schimmernde Türmchen mit bunten Bändern das Dach schmückten.
»Ich hoffe, Raynar wartet nicht dort auf uns«, stöhnte Han. »Denn wie sollen wir.«
»Raynar Thul kann auf keinen Fall dort warten«, erklang eine raue Stimme aus einem Tunnelhaus in der Nähe. »Das sollten Sie inzwischen wissen, Captain Solo. Raynar Thul gibt es schon lange nicht mehr.«
Han drehte sich um und sah die beeindruckende Gestalt von Raynar Thul im Eingang eines Tunnelhauses stehen. Er war ein hoch gewachsener Mann mit majestätischer Haltung, aber sein Gesicht wirkte wie geschmolzen. Ihm fehlten Ohren. Nase und Haar, und alle sichtbare Haut glänzte und hatte die Unbeweglichkeit von Brandnarben. Er trug eine purpurrote Hose und einen Umhang aus scharlachroter Seide über einem Brustharnisch aus goldenem Chitin.
»He, ich bin nicht gerade der Lernfähigste hier.« Han lächelte. »Schön, dich wiederzusehen, äh, UnuThul.«
Raynar trat auf die Straße hinaus. Wie immer wurde er von den Unu begleitet, einem bunt gemischten Schwann Killiks vieler unterschiedlicher Farben und Größen. Sie stammten aus Hunderten von Nestern und begleiteten Raynar auf Schritt und Tritt, um als eine Art vereinter Wille der Kolonie zu handeln.
»Wir sind überrascht, auch Sie und Prinzessin Leia hier zu sehen.« Raynar sah nicht so aus, als wollte er Hans ausgestreckte Hand schütteln. »Wir haben Sie nicht hergerufen.«
Han runzelte die Stirn, streckte aber weiterhin die Hand aus. »Genau. was sollte denn das? Wir waren ein bisschen gekränkt. Immerhin waren wir es, die euch diesen Planeten gegeben haben.«
Raynars Augen blieben kalt. »Das haben wir nicht vergessen.« Statt Hans Hand zu schütteln, griff er an seinem Handgelenk vorbei und rieb seinen Unterarm in einem Insektengruß an Hans Arm. »Da können Sie ganz sicher sein.«
»Wunderbar.« Han lief ein kalter Schauder über den Rücken, aber er ließ sich nichts anmerken. »Gut, das zu hören.«
Raynar rieb weiter seinen Unterarm an Hans, und seine vernarbte Lippe verzog sich schwach zu einem Ausdruck des Hohns. »Sie brauchen keine Angst zu haben, Captain Solo. Uns zu berühren macht Sie nicht zu einem Mitnister.«
»Das hatte ich auch nicht angenommen.« Han riss seinen Arm weg. »Aber es macht dir etwas zu viel Spaß.«
Raynars höhnischer Ausdruck wich einem dünnen, angespannten Lächeln. »Das haben wir bei Ihnen immer am meisten bewundert, Captain Solo«, sagte er. »Ihre Furchtlosigkeit.«
Bevor Han etwas erwidern oder nach dem grauen Schaum fragen konnte, der das Saras-Nest zerfraß, ging Raynar weiter. Nun starrte einer der Unu auf Han hinab, ein zwei Meter großes Insekt mit einem rot gefleckten Kopf und fünf blauen Augen.
»Was gibt es denn da zu glotzen?«, wollte Han wissen.
Das Insekt schloss die Fresswerkzeuge knackend einen Zentimeter von Hans Nase entfernt, und sein Summen, das tief aus dem Thorax kam, hatte eine gewisse Schärfe.
»Die Kolonie ist offensichtlich beeindruckt von Ihrem Mut, Captain Solo«, berichtete C-3PO fröhlich. »Unu sagt, sie hat entweder den tapfersten Menschen in der Galaxis vor sich oder den dümmsten.«
Han schaute den Käfer verärgert an. »Was soll das denn heißen?«
Der Killik wandte den Blick ab und ging an ihm vorbei, womit er den Rest der Unu wieder zu Raynar brachte, der inzwischen den Skywalkers gegenüberstand. Han bedeutete C-3PO und R2-D2, bei ihm zu bleiben, dann schob er sich durch die leise summende Menge, um sich zu Saba und Leia zu stellen.
»Das hier gefällt mir nicht«, flüsterte er Leia zu. »Es fühlt sich mehr und mehr wie eine Falle an.«
Leia nickte, richtete ihre Aufmerksamkeit aber weiterhin auf die Mitte der Versammlung, wo Raynar bereits die Skywalkers begrüßte.
».leid, Euch auf der Straße begrüßen zu müssen«, sagte er gerade zu Luke. »Aber der Gartensaal. den wir erbaut haben, um Euch willkommen zu heißen, wurde.«. er warf einen Blick auf den Sumpf. ». zerstört.«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, antwortete Luke. »Wir freuen uns, dich zu sehen, egal wo.«
»Gut.« Raynar bedeutete ihnen, ein Stück die Straße entlangzugehen, auf einen kleinen Hof zu, der sich nur ein paar Meter vom Sumpf entfernt befand. »Wir werden uns im Kreis der Ruhe unterhalten.«
In Hans Kopf heulten Alarmsirenen auf. »Sollten wir nicht einen sichereren Ort finden?«, fragte er. »Weiter weg von diesem Schaum?«
Raynar sah Han an und kniff die Augen zusammen. »Und warum, Captain Solo?«
»Soll das ein Witz sein?«, fragte Han. »Ich habe gesehen, was dieser Schaum anrichtet.«
»Ach ja?«, fragte Raynar. Der Rand von Hans Blickfeld verschwamm, und bald konnte er von Raynars Gesicht nur noch die kalte blaue Tiefe seiner Augen sehen. »Erzählen Sie uns mehr davon.«
Han verzog das Gesicht. »Was soll denn das? Versuch bloß nicht, dieses Macht-Zeug.« Eine Last sammelte sich plötzlich in seiner Brust, und dann quollen die Worte ohne seine Zustimmung aus ihm heraus: »Vor unserem Hangar war ein Käfer, ganz bedeckt mit grauem Schaum. Er löste sich vor unserer Nase auf, und jetzt kommen wir hierher und sehen, dass das Gleiche mit deinem.«
»Einen Moment mal!« Leia hatte sich vor Han gestellt. »Glaubst du etwa, wir wüssten etwas über diesen >Fizz<?«
»Ihr und Captain Solo seid schließlich diejenigen, die uns diesen Planeten gegeben haben«, sagte Raynar. »Und jetzt wissen wir auch, warum.«
»Ich denke, diese Äußerung gefällt mir überhaupt nicht.« Han konnte immer noch nichts außer Raynars Augen sehen. »Wir haben dich. auf Qoribu. aus einer ganz miesen Situation. herausgeholt und.« Die Last in seiner Brust wurde schwerer, und er kehrte unwillkürlich zum Thema zurück. »Wir haben dieses Zeug nie vorher gesehen. Es ist wahrscheinlich eine Käferkrankheit, die deine Leute mitgebraaachch.« Nun wurde die Last so erdrückend, dass Han in die Knie brach. Sein Satz verklang in einem unartikulierten Stöhnen.
»Hör sofort auf!«, forderte Leia. »Wenn du so weitermachst, werden wir dir bestimmt nicht helfen.«
»Wir haben kein Interesse an Eurer Hilfe, Prinzessin Leia«, erwiderte Raynar. »Wir haben schon gemerkt, wie Eure >Hilfe< aussieht.«
»Aber du musst dennoch etwas von uns wollen«, sagte Luke. Es klang für Han so, als stünde Luke nun ebenfalls vor ihm. »Du hast jedenfalls keine Mühen gescheut, um uns hierherzulocken.«
»Wir haben Euch nicht hergelockt, Meister Skywalker.« Raynar wandte die blauen Augen ab. Die Last verschwand aus Hans Brust, und langsam konnte er wieder normal sehen. »Unu hat entdeckt, wieso Gorog versucht, Mara zu töten.«
»Gorog versucht es immer noch?« Luke war nicht besonders überrascht, sondern vielmehr an einer genaueren Erklärung interessiert. Gorog war ein verstecktes Nest von Killiks, das die Jedi als »Dunkles Nest« bezeichneten - eine Art böses Unbewusstsein des Kollektivgeists der Kolonie. Die Jedi hatten ein Jahr zuvor versucht, es zu zerstören, nachdem es die Qoribu-Krise heraufbeschworen hatte, indem es Raynar unbewusst veranlasste, mehrere Nester an der Chiss-Grenze einzurichten. Als jedoch der schwarze Membrosia des Dunklen Nests auf Planeten der Allianz auftauchte, war den Jedi klar geworden, dass sie versagt hatten. »Wir hören.«
»Immer mit der Ruhe«, sagte Raynar. »Wir erzählen Euch von der Verschwörung gegen Mara. nachdem Ihr uns gesagt habt, was es mit dem Fizz auf sich hat.«
Er drehte sich um und ging auf den Kreis der Ruhe zu.
Han stand auf und stapfte hinter ihm her. »Ich habe doch schon gesagt, dass wir nichts darüber wissen. - Und wenn du jemals wieder diese Sache mit dem Gewicht in meiner Brust versuchst.«
Leia nahm Hans Arm. »Han.«
». dann kaufe ich mir ein Vergnügungsschiff«, fuhr Han fort. »Und biete Touren an, für Feinschmecker.«
Leia grub die Finger tief genug in Hans Trizeps, um zu verhindern, dass er die schicksalhaften Worte von Kubindi äußerte.
Er sah sie an, verzog verärgert das Gesicht und rieb sich den Arm. »Autsch!«, sagte er. Leia hatte im vergangenen Jahr unter Saba trainiert, und selbst ohne die Macht konnte ihr Griff mörderisch sein. »Wieso tust du das?«
»Vielleicht wissen wir tatsächlich etwas«, sagte sie.
Hans Stirnrunzeln wurde ausgeprägter. »Wie kommst du darauf?«
»Weil wir Cilghal haben - und ein nach neuestem Stand ausgerüstetes Astrobiologie-Labor«, antwortete Leia. »Auch wenn wir diese Krankheit noch nie zuvor gesehen haben, können wir vielleicht etwas darüber herausfinden.«
Raynar blieb am Kreis der Ruhe stehen, drehte sich um und starrte sie wütend an. »Wir wollen es sofort wissen.« Sein Gefolge klackte und summte. »Wir werden Eure Versuche, Zeit zu schinden, nicht akzeptieren, Prinzessin.«
»Dieser Ton gefällt mir ganz und gar nicht, UnuThul.« Leia sah Raynar von dort, wo sie stand - etwa drei Meter entfernt und immer noch auf der Straße -, direkt in die Augen. »Wir haben nicht verdient, so behandelt zu werden.«
»Ihr habt uns betrogen«, schnaubte Raynar erbost. »Ihr habt uns veranlasst. Qoribu zu verlassen und hierherzukommen.«
»Betragen?« Han explodierte. »Das ist wirklich eine verfluchte.«
»Es tut mir leid«, unterbrach Leia ihn. »Aber wenn die Kolonie wirklich so denkt, gibt es nichts mehr zu besprechen.« Sie wandte sich ab und ging wieder auf den Hangar zu.
Luke und die anderen Jedi folgten ihrem Beispiel sofort, und Hau folgte ihnen. Diese Reise war offenbar zu so etwas wie einer Prüfung von Leias Fortschritten geworden, eine echte Jedi zu werden, und er wollte es nicht verderben. Obwohl er sich wirklich kaum zurückhalten konnte, diesen undankbaren Käferfreund zurechtzustutzen.
Ein empörtes Grollen erklang vom Unu-Gefolge, und Raynar rief: »Halt!«
Leia ging weiter, ebenso wie Han und die anderen.
»Wartet!« Diesmal gelang es Raynar, so zu klingen, als bäte er um etwas, und nicht, als gäbe er einen Befehl. »Bitte.«
Leia blieb stehen und sagte über die Schulter hinweg: »Dieses Gespräch kann nur in einer Atmosphäre des Vertrauens fortgesetzt werden, UnuThul.« Langsam drehte sie sich um und sah ihn an. »Hältst du das für möglich?«
Raynars Augen blitzten, aber er sagte: »Selbstverständlich.« Er winkte sie zurück zum Kreis der Ruhe. »Ihr könnt uns vertrauen.«
Leia sah aus, als dächte sie einen Moment darüber nach, aber Han wusste, dass sie bluffte. Sie und Han wollten ebenso dringend über diese Dinge sprechen wie Raynar. Und Luke würde den Planeten keinesfalls verlassen, ohne mehr über die Blutrache des Dunklen Nests gegen Mara zu erfahren. So verrückt und paranoid Raynar ihnen auch vorkam, sie würden sich mit ihm befassen müssen.
Leia nickte schließlich. »Also gut.«
Auch auf dem Rückweg führte sie die Gruppe an. und Raynar bedeutete ihnen, zusammen mit den Unu in den Hof zu gehen. Der Kreis der Ruhe war so etwas wie ein begehbarer Brunnen und bestand aus vier eiförmigen Monolithen, die in einem Halbkreis mit der Öffnung zum Gartensaal hin aufgestellt waren. Alle vier wurden von Wasser überströmt, und aus jedem Monolithen blickte das Hologramm einer runzligen, lächelnden Killik-Larve oder eines Kindes einer anderen Spezies heraus. Han fand die Anlage seltsam beruhigend - aber auf eine kalte, eher unheimliche Art und Weise.
Sie stellten sich zu Raynar in die Mitte des Halbkreises, wo C-3PO sofort begann, sich über den feinen Sprühnebel zu beschweren, der ihn von allen Seiten traf.
Han brachte ihn mit einer leisen Drohung zum Schweigen, dann musste er sich zurückhalten, um sich nicht selbst darüber zu beklagen, dass die Unu und andere Insekten sie dicht umdrängten.
»Vielleicht sollte ich zunächst erklären, wieso Han und ich hier sind«, sagte Leia. Sie schaute von Raynar zu seinem Gefolge. »Wenn es dich und die Unu nicht stört.«
Die Insekten klackten zustimmend, und Raynar sagte: »Wir sind einverstanden.«
Leias Lächeln wirkte höflich, aber gezwungen. »Du weißt vielleicht, dass Han und ich diese Planeten, nachdem wir sie im Utegetu-Nebel entdeckt hatten, zunächst Flüchtlingen geben wollten, die nach dem Krieg mit den Yuuzhan Vong immer noch nach neuen Heimatwelten suchten.«
»Das haben wir gehört«, gab Raynar zu.
»Stattdessen ermutigte Staatschef Cal Omas uns. sie der Kolonie zu geben, um einen Krieg zwischen euch und den Chiss zu verhindern«, fuhr Leia fort. »Im Gegenzug versprach er, einen neuen Planeten für eine der Flüchtlingsspezies zu finden, von der wir gehofft hatten, sie hier ansiedeln zu können - die Ithorianer.«
Raynar ließ den Blick über den Sumpf hinweg zu der Stelle schweifen, wo der graue Schaum am Gartensaal immer höher kroch. »Wir können nicht erkennen, was das mit uns zu tun haben soll.«
»Diese Vereinbarung ist inzwischen in der gesamten Galaxis bekannt«, erklärte Leia. »Und die Leute geben uns und den Ithorianern die Schuld an dem Arger, der von deinen Nestern im Utegetu-Nebel ausgeht.«
Raynars Blick zuckte zu Leia zurück. »Von welchem Ärger sprecht Ihr da?«
»Stell dich doch nicht dumm!«, fauchte Han, der seinen Zorn nicht mehr beherrschen konnte. »Die Piraten, denen du hier Zuflucht gewährst, überfallen Schiffe der Allianz, und der schwarze Membrosia, den ihr schmuggelt, frisst die Seelen ganzer Spezies von Insektenbürgern der Allianz.«
Raynars Brauenwulst senkte sich ein wenig. »Die Kolonie tötet Piraten, sie gewährt ihnen keine Zuflucht«, sagte er. »Und Sie sollten wissen, Captain Solo, dass Membrosia goldfarben ist und nicht schwarz. Sie haben auf Jwlio eindeutig genug davon getrunken.«
»Der Membrosia des Dunklen Nests war schwarz«, warf Luke ein. »Und der Geheimdienst der Allianz hat Dutzende von Piraten festgenommen, die bestätigten, dass ihre Operationsbasis im Utegetu-Nebel liegt.«
Ein Unheil vorkündendes Grollen ging von den Unu aus, und Raynar starrte Luke aus glühend blauen Augen an. »Piraten lügen. Meister Skywalker. Und Ihr habt das Dunkle Nest auf Kr zerstört.«
»Warum haben Sie dann in der Gegenwartsform gesprochen?«, wollte Saba wissen. »Wenn es Mara immer noch jagt, wurde es auch nicht zerstört.«
»Verzeiht unsere Übertreibung.« Raynar wandte die Aufmerksamkeit wieder Luke zu. »Ihr habt auf Kr den größten Teil des Nests zerstört. Die Überreste könnten wahrscheinlich nicht einmal genug schwarzen Mombrosia für ein Vergnügungsschiff liefern, nicht zu reden von ganzen Planeten.«
»Woher kommt es also?«, fragte Leia.
»Das solltet Ihr uns sagen können«, erwiderte Raynar. »In der Galaktischen Allianz wimmelt es nur so von Biochemikern, die schlau genug sind, schwarzen Mombrosia künstlich herzustellen. Wir schlagen vor. mit denen anzufangen.«
»Künstlicher Membrosia?«, wiederholte Hau.
So langsam kam es ihm vor. als hätte er dieses Gespräch schon einmal geführt. Die Definition der Kolonie von Wahrheit war - höflich ausgedrückt - fließend, und ihr Anführer konnte unglaublich stur sein. Im vergangenen Jahr hatten sie Raynar buchstäblich eine Gorog-Leiche vor die Nase halten müssen, bevor er glauben wollte, dass es das Dunkle Nest tatsächlich gab. Und es war ebenso schwierig gewesen, ihn davon zu überzeugen, dass dieses Nest von genau jenen Dunklen Jedi gegründet worden war. die ihn während des Krieges gegen die Yuuzhan Vong von der Baanu Hass entführt hatten. Nun bekam Han das unangenehme Gefühl, dass es noch schwieriger werden würde, Raynar davon zu überzeugen, dass die Utegetu-Nester etwas falsch machten.
Er sah Luke an. »Daran haben wir noch gar nicht gedacht -synthetischer Membrosia. Das müssen wir überprüfen.«
»Ja, sicher.« Lukes Nicken hätte ein wenig überzeugender sein können. »Sobald wir zurück sind.«
»Gut.« Han sah wieder Raynar an. »Und da du so überzeugt davon bist, dass die Utegetu-Nester nichts falsch machen, stört es dich sicher auch nicht, uns ein Protokoll deines legitimen Handelsverkehrs mit der Galaktischen Allianz auszuhändigen. Es würde bei dem Piratenproblem wirklich helfen.«
Raynars Augen wurden größer und begannen erneut zu glühen. »Wir sprechen die Wahrheit, Captain Solo - die reine Wahrheit.«
»Die Jedi wissen das«, sagte Mara. »Aber die Galaktische Allianz muss davon erst noch überzeugt werden.«
»Und Staatschef Omas wird dich dafür entlohnen«, fügte
Leia hinzu. »Sobald er überzeugt ist. dass die Utegetu-Nester diese Aktivitäten nicht unterstützen, ist er willens, der Kolonie ein Handelsabkommen anzubieten. Das würde größere Märkte für eure Exporte und niedrigere Importkosten bedeuten.«
»Und Regeln und Einschränkungen«, sagte Raynar. »Und die Kolonie wäre dafür verantwortlich, für ihre Einhaltung zu sorgen.«
»Nur für die, denen du vorher zugestimmt hast«, schränkte Leia ein. »Es würde wirklich helfen, die Kolonie.«
»Die Kolonie hat kein Interesse an den Vorschriften der Allianz.« Raynar trat näher an Luke und Mara heran und kehrte damit Han und Leia den Rücken zu, was deutlich machte, dass er nichts mehr über dieses Thema hören wollte. »Wir haben die Meister Skywalker hierher eingeladen, um darüber zu sprechen, was Unu über die Blutrache des Dunklen Nests herausgefunden hat.«
Leia ignorierte Raynars Verhalten. »Seltsam, dass du dich an die Blutrache erinnern kannst«, sagte sie zu Raynars Rücken, »und immer noch nicht weißt, was wirklich hier im Nebel los ist.«
Raynar schaute sie über die Schulter hinweg an. »Wie meint Ihr das?«
»Das weißt du ganz genau«, antwortete Han. »Das Dunkle Nest hat dich schon einmal getäuscht.«
Die Luft wurde ätzend von Killik-Aggressionspheromonen. und Raynar fuhr zu Han herum. »Es sind nicht wir, die getäuscht werden!« Dann fügte er mit einem Blick zu Leia hinzu: »Und das werden wir beweisen.«
»Bitte.« Leias trockener Tonfall deutete an. dass sie das Gleiche dachte wie Han: Es waren Raynar und die Unu, die hinters Licht geführt wurden, nicht sie.
Raynar tat das mit einem spöttischen Lächeln ab, dann wandte er sich Mara zu: »Als Ihr noch die Hand des Imperators wart, seid Ihr da jemals einer Person namens Daxar les begegnet?«
»Woher.« Maras Stimme brach, und sie hielt inne, um zu schlucken. »Woher hast du diesen Namen?«
»Seine Frau und seine Tochter kamen früh nach Hause.« Raynar klang plötzlich anklagend. »Sie ertappten Euch, als Ihr sein Büro durchsucht habt.«
Mara kniff die Augen zusammen und vermittelte nach außen hin wieder einen gefassten Eindruck. »Nur drei Personen wissen davon.«
»Und zwei von ihnen haben sich den Nestern angeschlossen.«
Luke streckte die Hand aus, um Mara zu stützen, was Han verriet, wie erschüttert sie sein musste.
»Also gut«, sagte Han. »Was ist hier los?«
»Daxar war eine.« Mara entzog Luke ihre Hand, und sie zwang sich, Han und Leia in die Augen zu sehen. »Er war eine Zielperson.«
»Eine von Palpatines Zielpersonen?«, fragte Leia.
Mara nickte finster. Sie erinnerte sich nur äußerst ungern an ihre Zeit als einer von Palpatines »speziellen« Helfern. »Tatsächlich ist das der einzige Auftrag, den ich je vermasselt habe.«
»Ich würde nicht von Vermasseln sprechen«, wandte Raynar ein. »Immerhin habt Ihr die Zielperson eliminiert.«
»Das war nur ein Teil meines Auftrags.« Nun blickte Mara Raynar ausgesprochen wütend an. »Ich habe die Liste nicht gefunden. und ich habe Zeugen am Leben gelassen.«
»Ihr habt Beda Ies und ihre Tochter am Leben gelassen«, sagte Raynar. »Und ihnen gesagt, sie sollen für immer verschwinden.«
»Stimmt«, erwiderte Mara. »Und soweit ich weiß, ist ihnen nie etwas zugestoßen.«
»Sie wurden gut geschützt«, erklärte Raynar. »Gorog hat dafür gesorgt.«
»Moment mal«, meldete sich Han zu Wort. »Willst du behaupten, dass die Ies-Frauen sich dem Dunklen Nest angeschlossen haben?«
»Nein«, sagte Raynar. »Ich behaupte, sie haben es geschaffen.«
Han zog eine Grimasse, und Leias Augen blitzten erschrocken auf.
»Ich dachte, wir wüssten bereits, wie das Dunkle Nest entstand«, sagte sie. »Die Gorog wurden korrumpiert, als sie zu viele Chiss aufnahmen.«
»Wir haben uns geirrt«, erklärte Raynar.
Han befürchtete das Schlimmste. Um Frieden zwischen der Kolonie und den Chiss zu schaffen, war Leia gezwungen gewesen, die Wahrheit ein wenig zu verbiegen und eine Ursprungsgeschichte für das Dunkle Nest zu erfinden, die dazu führen sollte, dass die Killiks sich von den Chiss fernhielten. Die Kolonie hatte die neue Geschichte nur zu gern akzeptiert, denn sie war weniger schmerzhaft, als zu glauben, eines ihrer eigenen Nester könnte für die schrecklichen Dinge verantwortlich sein, die sie im Gorog-Nest gefunden hatten. Wenn Raynar und die Unu nun eine neue Version entwickelt hatten, konnte das nur bedeuten, dass sie ihre Ausdehnung in Richtung auf das Chiss-Territorium wieder beginnen wollten.
»Schau mal«, begann Han, »das haben wir doch alles längst durchgesprochen.«
»Wir haben neue Informationen.« Raynar blieb störrisch. Er sah wieder Mara an. »Mara Jade hat Beda Ies und ihrer Tochter gesagt, sie sollten verschwinden und sich nicht finden lassen. Sie sind in die Unbekannten Regionen geflohen und haben Zuflucht bei den Gorog gesucht - bevor sie zum Dunklen Nest wurden.«
»Tut mir leid, aber diese Geschichte zieht bei uns nicht«, sagte Han. »Du hättest die Ies-Frauen letztes Jahr erwähnen sollen.«
»Letztes Jahr wussten wir nichts von ihnen«, erwiderte Raynar.
»Das ist wirklich schade«, meinte Han. »Aber ihr könnt nicht einfach eine neue.«
»Han, ich glaube nicht, dass sie die Geschichte einfach erfunden haben«, unterbrach Mara ihn. »Sie wissen zu viel über das, was passiert ist. - Zumindest, was die beiden Ies-Frauen angeht.«
»Aber was ändert das, wenn diese Mädels sich einem Nest angeschlossen haben?« Han fragte sich langsam, auf welcher Seite Mara stand. »Das bedeutet doch nicht, dass sie das Dunkle Nest geschaffen haben. Auch wenn sie sich einem anderen Nest angeschlossen hätten, würde die Kolonie immer noch genug über sie wissen, um eine gute Geschichte daraus zu machen.«
»Unsere Geschichte ist wahr!«, widersprach Raynar. »Als Beda und Eremay sich dem Nest anschlossen, absorbierten die Gorog ihre Angst. Das gesamte Nest hat sich versteckt. Es wurde zum Dunklen Nest.«
Han wollte widersprechen, aber Leia nahm seinen Arm. »Han. es könnte die Wahrheit sein«, sagte sie. »Die reine Wahrheit. Wir müssen mehr hören.«
»Ja«, stimmte Saba zu. »Um Maras willen.«
Han ließ den Kopf hängen. »Verflixt noch mal.«
»Stören Sie sich nicht daran. Captain Solo«, tröstete Raynar. »Wir glauben die neue Wahrheit jetzt seit einiger Zeit. Nichts, was Sie sagen könnten, wird daran etwas ändern.«
»Vielen Dank«, murrte Han. »Das ist eine echte Hilfe.«
So etwas wie Humor blitzte in Raynars Augen auf. Er wandte sich wieder an Mara. »Wir sind sicher, den Rest könnt Ihr Euch inzwischen selbst denken«, erklärte er. »Gorog hat Euch letztes Jahr an der Absturzstelle erkannt.«
»Und angenommen, ich wäre gekommen, um die Liste zu finden«, schloss Mara. »Also haben sie zuerst angegriffen.«
Raynar schüttelte den Kopf. »Wenn es doch nur so einfach wäre! Gorog wollte Rache. Und das will Gorog immer noch. Rache an Euch.«
»Selbstverständlich.« Mara zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Ich habe Bedas Mann und Eremays Vater umgebracht und sie zu einem Leben im Exil gezwungen. Natürlich wollen sie mich umbringen lassen.«
»Sie wollen, dass Ihr leidet«, verbesserte Raynar sie. »Und dann wollen sie, dass Ihr sterbt.«
»Und Mara und Luke mussten den ganzen Weg hierherkommen, damit du ihnen das sagen kannst?«, fragte Han. Er konnte den Jedi - nun ja, zumindest den menschlichen Jedi - ansehen, dass sie alle überzeugt waren, dass Raynar die Wahrheit sagte. Aber etwas hier war faul, und das hatte er schon bei ihrer Ankunft auf dem Planeten begriffen. »Es war nicht möglich, einfach eine Botschaft zu schicken?«
»Das hätten wir tun können.« Raynar starrte Luke einen Moment an. dann drehte er sich um und schaute über den Sumpf hinweg zu den von Schaum überzogenen Wänden des Gartensaals. »Aber wir wollten sicher sein, dass Meister Skywalker die Dringlichkeit der Situation begreift.«
»Ah.« Luke; folgte Raynars Blick über den Sumpf, und auf seiner Miene zeichnete sich nach und nach der gleiche Zorn ab, der in Hau aufstieg. »Und Unus Wille ist nicht stark genug, um die Empfindung der Gorog zu ändern?«
»Es tut uns leid, Meister Skywalker - noch nicht.« Raynar wandte sich wieder vom Gartensaal ab und sah Luke kühl an. »Vielleicht brauchen wir uns ja später, wenn wir den Fizz aufgehalten haben, nicht mehr so sehr auf unsere eigenen Probleme zu konzentrieren.«
Der Hangar roch nach Hamogoni-Holz und Desinfektionsmittel, und die Luft war erfüllt vom Schwatzen und Surren der Killik-Arbeiter - überwiegend Frachtarbeiter und Wartungsmannschaften -, die von einer Aufgabe zur nächsten eilten. Der Falke stand hundert Meter weit drinnen und sah in dem opalfarbenen Licht täuschend sauber aus. Doch er befand sich direkt unterhalb eines der grauen Flecken, die jetzt überall die milchigen Wände des Hangars verunstalteten.
Luke übernahm die Führung und nutzte die Macht, um sich sanft durch das hektische Gewimmel zu drängen. Es ging wirklich nicht darum zu fliehen, aber sie wollten den Falken starten, bevor Raynar die Zeit hatte, es sich noch einmal anders zu überlegen, und die Übereinkunft, die Leia nach seiner verschleierten Drohung gegen Mara ausgehandelt hatte, zu widerrufen. Und bevor die Flecken an der Decke sich in den gleichen grauen Schaum verwandelten, der den Hangar von außen bereits einhüllte.
»Sieht aus, als wären wir nicht die Einzigen, die so schnell wie möglich aus diesem Nest verschwinden wollen«, sagte Han und trat neben Luke. »Dieser Fizz muss noch schneller sein, als es aussieht.«
»Diese hier glaubt das nicht«, wandte Saba ein. Sie hielt ein versiegeltes Stasisglas mit einer daumengroßen Probe grauen Schaums in der Hand. »Wenn es so schnell geht, warum nehmen sie sich dann noch Zeit, ihre Schiffe zu beladen?«
»Du hast nicht wirklich viel Erfahrung mit Schmugglern«, sagte Luke. »Sie verlassen einen Ort nie ohne ihre Fracht.«
Die Landerampe wurde abgesenkt, und Leias vertraute
Noghri-Leibwächter Meewalh und Cakhmaim erschienen in der oberen Öffnung, bewaffnet mit T-21 Repetierblastern.
»Das ist wirklich eine Erleichterung!« Mit leisem Klirren ging C-3PO voran und betrat die Rampe. »Ich kann es kaum erwarten, in die sterile Kammer zu kommen. Schon die Aufzeichnungen über diesen Fizz bringen meine Stromkreise zum Kribbeln.«
»Tut mir leid, 3PO. Hau und ich brauchen R2 und dich hier, um zu übersetzen und um nach Mustern in diesen Schaumangriffen Ausschau zu halten.« Luke blieb am Fuß der Rampe stehen und sah Hau und Leia an. »Wenn ihr damit einverstanden seid.«
»Kein Problem«, sagte Hau. Er kam näher und flüsterte so leise, dass Luke es kaum hören konnte: »Wir warten einfach, bis die Landerampe sich hebt, dann springen wir auf. Leia kann den Repulsorantrieb kalt starten, und wir.«
»Hau. wir haben Raynar unser Wort gegeben.«
»Ja, das habe ich nicht vergessen«, flüsterte Hau weiter, »Aber wir können es schaffen. Wir wären hier raus, bevor.«
»Wir bleiben.« Luke sprach laut genug, dass all die Lauscher, die er deutlich wahrnehmen konnte, kein Problem haben würden, ihn zu verstehen. »Das Versprechen eines Jedi-Meisters sollte etwas zu bedeuten haben.«
Hau warf den Saras-Frachtarbeitern, die Moire-Stein ins übernächste Schiff luden, einen Blick zu, und dann trat eine Spur von Verständnis in seine Augen. Jedes Killik-Nest hatte einen Kollektivgeist. Also würden alle Killiks von Saras genau wissen, was Hau und die Jedi taten, solange sich auch nur ein einziger Käfer in ihrer Nähe befand. Und da zu den Unu auch eine Delegierte aus dem Saras-Nest gehörte, würde Raynar ebenfalls genauestens informiert sein.
»Ich verstehe«, sagte er also. »Wir sollten UnuThul lieber nicht betrügen.«
Luke verdrehte die Augen. »Hau, du verstehst überhaupt nichts.«
Die Leichtigkeit, mit der Alema Rar während der Qoribu-Krise in den Bann des Dunklen Nests geraten war. hatte Luke veranlasst, sehr viel nachzudenken. Er war zu dem Schluss gekommen, dass die Jedi im Krieg gegen die Yuuzhan Vong über den Tod so vieler Freunde und Kameraden hinaus noch größere und ernsthaftere Wunden erlitten hatten. Sie hatten eine skrupellose Philosophie angenommen, bei der alles erlaubt war und die den jungen Jedi-Rittern kein eindeutiges Konzept davon vermittelte, wer sie waren und wofür sie standen. Der Unterschied zwischen richtig und falsch hatte sich in einer Grauzone aufgelöst, was sie gegenüber unheilvollen Einflüssen viel zu anfällig machte. Und daher hatte Luke beschlossen, beim Jedi-Orden wieder Prinzipien einzuführen und seinen Anhängern zu zeigen, dass ein Jedi-Ritter tatsächlich für das Gute in der Galaxis kämpfte.
»Wenn wir jetzt gehen, wird es nur noch schwieriger werden, andere Probleme mit der Kolonie zu lösen«, führ Luke fort. Er zog Han nur ungern in seinen Versuch hinein, den Jedi-Orden wiederzubeleben, aber Raynar hatte sich bereiterklärt, Mara, Leia und die anderen ungehindert abziehen zu lassen, solange Luke und Han auf Woteba blieben, bis der Jedi-Meister ein Heilmittel gegen den Fizz gefunden hatte. »Wir müssen gegenseitiges Vertrauen aufbauen, oder es werden noch mehr Piraten und schwarzer Membrosia aus diesen Nestern kommen.«
Han verzog das Gesicht. »Luke, du verstehst einfach nicht, wie Käfer funktionieren«, sagte er. »Vertrauen spielt bei ihnen keine sonderlich große Rolle.«
»Da hat Captain Solo nicht unrecht.« C-3PO war auf halbem Weg die Rampe hinauf stehen geblieben. »Ich war noch nicht imstande, in einer ihrer Sprachen ein Wort für >Vertrauen< oder >Ehre< ausfindig zu machen. Es wäre wirklich weiser zu fliehen.«
»Guter Versuch, 3PO«, sagte Mara und stellte sich neben Luke. »Aber du kannst genauso gut gleich wieder herunterkommen. Wir bleiben.«
Als der Droide widerstrebend die Rampe herunterklapperte, sah Luke Mara an. Er wusste, dass sie seinen unausgesprochenen Plan ebenso gut wahrnehmen konnte, wie er ihre Nervosität spürte, aber das hier war wirklich eine Situation, in der er ohne sie an seiner Seite besser dran sein würde.
»Mara, ich denke.«
»Ich verlasse diesen Planeten nicht ohne dich, Luke.«
Leia berührte Maras Ellbogen. »Mara, das Dunkle Nest will dich umbringen. Wenn du auf Woteba bleibst, macht das Luke und Han nur ebenfalls zu Zielen.«
Mara kniff wütend die Augen zusammen, aber dann ließ sie seufzend den Kopf hängen. »Ich hasse das«, sagte sie. »Ich komme mir so feige vor.«
»Feige? Mara Jade Skywalker?« Saba schnaubte. »Du bist einfach nur dickköpfig. Jetzt aufzubrechen ist das Beste, was du für Meister Skywalker und Han tun kannst.«
»Ja, aber bevor ihr geht, möchte ich wissen, wer dieser Daxar Ies war«, warf Han ein. »Ich habe noch nie zuvor von ihm gehört.«
»Das ist logisch. Er war einer von Palpatines privaten Buchhaltern«, antwortete Mara. »Er hat zwei Milliarden Credits aus dem persönlichen Fonds des Imperators unterschlagen und sie auf Konten überall in der Galaxis verteilt.«
Han stieß einen Pfiff aus. »Das war mutig.«
»Eher dumm«, verbesserte Saba. »Er glaubte tatsächlich, den Imperator betrügen zu können?«
Mara zuckte die Achseln. »Ihr wärt überrascht, wenn ihr wüsstet, wie viele Leute das glaubten«, sagte sie. »Daxar Ies war ein seltsamer Mann. All dieses Geld, und er wohnte in einer heruntergekommenen Wohnung im Zwielichtbereich von Coruscant. Er hat den Planeten nie verlassen.«
»Vielleicht hat er die Kontenliste verloren und konnte kein Geld abheben«, spekulierte Leia. »Das würde auch erklären, wieso du keine Liste finden konntest.«
»Vielleicht«, gab Mara zu. »Aber der Imperator war anderer Meinung. Und Ies wusste zumindest noch, wo sich eines der Konten befand. Er hob etwas ab, und so konnte ich ihn aufspüren.«
Obwohl Mara sich nicht anmerken ließ, wie ihr zumute war, spürte Luke doch, wie ungern sie über diesen Teil ihres Lebens sprach, wie zornig sie wurde, wenn sie daran dachte, dass der Imperator sie manipuliert und ihr Vertrauen ausgenutzt hatte -und wie traurig sie war, wenn sie an ihre Opfer dachte. Er nahm sie in die Arme, um sie daran zu erinnern, dass dieser Teil ihres Lebens lange vorbei war, und küsste sie.
»Fliegt zurück zur Akademie«, sagte Luke. »Cilghal wird euch auf Ossus brauchen, damit ihr ihr alles über den Fizz erzählt. Han und ich kommen schon zurecht.«
Mit einem gezwungenen Lächeln löste sich Mara von ihrem Mann. »Ich hoffe, du sagst die Wahrheit, Skywalker.«
»Diese hier wird dafür sorgen.« Saba drückte Mara das Glas mit der Probe in die Hand. »Sie bleibt ebenfalls.«
»Vergiss es«, sagte Han. »Dann denken die Käfer nur, dass wir irgendwas vorhaben. Raynar hat mich ausgewählt, bei Luke zu bleiben, weil er befürchtet, dass es schwierig genug sein wird, auf einen einzigen Jedi-Meister aufzupassen.«
»Und weil er weiß, wie sehr Insekten dich durcheinanderbringen«, fügte Saba hinzu. »Dieser hier gefällt überhaupt nicht, wie sich diese Geschichte anfühlt. Han. Raynar hat etwas Grausames an sich.«
»So scheint es«, sagte Luke. Er dehnte sich in der Macht aus und drängte die Barabel, mit den anderen an Bord des Falken zu gehen. »Aber Han hat recht - wir wollen die Killiks nicht noch misstrauischer machen.«
»Wie du wünschst. Meister Skywalker«. sagte Saba. »Du bist hier der Langzahn.« Sie nahm Mara die Probe wieder ab, dann drehte sie sich um und ging ohne ein weiteres Wort die Rampe hinauf. Bei jeder anderen Spezies hätte so ein abruptes Verhalten auf Zorn oder Gekränktsein schließen lassen, aber bei einer Barabel bedeutete es nur. dass sie bereit war zu gehen.
Luke küsste Mara noch einmal und sah zu, wie sie die Rampe hinaufschritt.
Han umarmte und küsste Leia, dann trat er in übertrieben lässiger Haltung zurück. »Sei vorsichtig mit meinem Schiff«, sagte er zu ihr. »Ich habe den Hyperantrieb endlich richtig einstellen können.«
Leia verdrehte die Augen. »Ja, sicher.« Sie lächelte ihn versonnen an, dann verabschiedete sie sich von Luke und ging die Rampe hinauf. »Ich schicke Cakhmaim mit euren Taschen.«
»Und bitte vergessen Sie nicht mein Säuberungsset!«, rief G-3PO hinter ihr her. »Dieser Planet ist unhygienisch. Ich fühle mich bereits infiziert.«
»Wer nicht?«, fragte Han.
Luke und Han warteten am Fuß der Rampe und achteten sorgfältig darauf, nichts zu tun, was auf die Killiks den Eindruck machen könnte, dass sie fliehen wollten, bis Cakhmaim schließlich ihre Taschen und C-3POs Säuberungsset brachte. Obwohl Luke noch keine Gelegenheit gehabt hatte, über seinen Plan zu sprechen, war er ziemlich sicher, dass Han wusste, um was es ihm ging. Er würde das Dunkle Nest suchen, herausfinden, wie gefährlich es für Mara und die Galaktische Allianz war, und es dann endgültig zerstören.
Nachdem Cakhmaim ihnen die Taschen gegeben hatte, ließ Leia die Rampe hochfahren und gab Startalarm. Luke, Han und die Droiden wichen zurück und nahmen einen Sicherheitsabstand zum Schiff ein. Von dort sahen sie schweigend zu, wie der Falke ohne sie davonflog und über den von Geschäftigkeit erfüllten Boden dahinglitt. Als das Schiff die Hangaröffnung erreichte, wurde es kurz langsamer und die Landelichter flackerten in einer komplizierten Folge kurzer und längerer Blitze.
R2-D2 stieß einen erstaunten Pfiff aus.
»Ich weiß nicht, warum dich das überrascht«, stellte C-3PO fest. »Selbstverständlich machen sie sich Sorgen um uns.«
»Was haben sie denn gesagt?«, fragte Luke.
»Seid vorsichtig«, übersetzte C-3PO. »Und lasst nichts auf die Droiden tropfen.«
»Auf die Droiden tropfen?« Han blickte auf. »Ah - ja, wir sollten vielleicht lieber hier verschwinden.«
Luke folgte Hans Blick und bemerkte, dass der graue Fleck an der Decke Blasen zu werfen begann. Es war noch kein Schaum, aber ein lang gezogener Schatten in der Mitte ließ ahnen, dass sich die Oberfläche bald verändern würde.
Luke wollte sich schon dem Ausgang zuwenden, als sein Gefahrensinn anschlug: Seine Nackenhaare sträubten sich. Er nahm allerdings außer den Lauschern, die sie beobachtet hatten, nichts Ungewöhnliches wahr - keine Intensivierung der Entschlossenheit, kein Aidsteigen von Zorn, keine schwer lastende Angst. Er blieb stehen, tat so. als betrachte er den Fleck an der Decke genauer, und öffnete sich der Macht noch weiter.
Aber statt sein Bewusstsein auszudehnen, wie er es normalerweist! auf der Suche nach einer unsichtbaren Gefahr getan hätte, wartete er ruhig, geduldig und ohne sich zu bewegen. Er versuchte nicht, die Gefahr selbst wahrzunehmen, sondern die Schwingungen, die sie rings um sich selbst in der Macht verursachte. Diese Technik hatte er zusammen mit seinem Neffen Jacen entwickelt, um nach Wesen zu suchen, die ihre Anwesenheit in der Macht verbergen konnten.
»Ah, Luke?« Han hatte bereits ein Dutzend Schritte Richtung Ausgang gemacht und stand nun einer langen Reihe Saras-Frachtarbeitern mitten im Weg. Die Insekten umgingen ihn und eilten mit einer Ladung fünf Meter langer Hamogoni-Bretter in den Frachtraum eines klotzigen damorianischen Bantha-Frachters. »Kommst du?«
»Noch nicht«, antwortete Luke. »Warum gehst du nicht schon vor und kümmerst dich um eine Unterkunft? Ich stoße in ein paar Minuten zu dir.«
Han zog die Brauen hoch, dann zuckte er mit den Schultern. »Wie du willst.«
»Vielleicht sollten R2 und ich Captain Solo begleiten.« C-3PO war bereits zwei Schritte vor Han. »Er wird sicher einen Übersetzer brauchen.«
Doch R2-D2 blieb zurück. Luke war gezwungen gewesen, ein Motivationsmodul zu entfernen, um geheime Daten in R2s Speicher zu schützen, die im vergangenen Jahr aufgetaucht waren, und nun weigerte sich der kleine Droide. von seiner Seite zu weichen.
Nachdem Han gegangen war, beruhigte Luke seinen Geist, schob das Dröhnen, Krachen und Schwirren des betriebsamen Hangars, die eifrige Geschäftigkeit der Killiks und die drückend feuchte Luft weg, um nichts als die Macht selbst zu spüren, die ihn in ihrem fließenden Griff hielt und sich von allen Seiten an ihm brach. Bald schon spürte er eine Folge von kleinen Wellen, die aus dem Nichts zu kommen schien, aus einer Leere, wo er nur vages Unbehagen in der Macht spürte, nichts als ein kaltes Loch.
Er wandte sich dieser Leere zu und stellte fest, dass sein Blick unter eine alte Gallofree-Sternenbarkasse gerichtet war, die wegen einer zerbrochenen Landestütze schief stand. Die Schatten unter dem Bauch des Schiffes waren so grau und dicht, dass Luke einen Moment brauchte, um die Quelle der kleinen Wellen zu finden, die er gespürt hatte. Schließlich entdeckte er zwei mandelförmige Augen, die ihn aus der Nähe des Hecks beobachteten. Es waren grüne Augen, umrandet von Gelb, und sie befanden sich in einem schlanken blauen Gesicht mit hohen Wangenknochen und einer schmalen, geraden Nase. Zwei Lekku ragten aus der Stirn, bogen sich um die Schultern und verschwanden hinter einem schlanken weiblichen Körper.
»Alema Rar.« Luke ließ die Hand zum Griff seines Lichtschwerts sinken. »Ich bin froh, dass du den Ärger auf Kr überlebt hast.«
»Ärger, Meister Skywalker?« Die Twi'lek huschte nach vorn
ins Licht. »Ein hübsches Wort dafür.«
Alema trug einen Overall aus Killik-Seide, mitternachtsblau und so eng wie aufgemalt. Das Tuch war halb durchscheinend bis auf ein undurchsichtiges Dreieck, das die nach unten hängende, verkrümmte Schulter über dem herunterbaumelnden Arm bedeckte. Lukes Gefahrensinn hatte eine eisige Kugel zwischen seinen Schulterblättern entstehen lassen, aber beide Hände der Twi'lek waren deutlich zu sehen und leer. Sie schien keine andere Waffe zu tragen als das neue Lichtschwert, das an dem schräg auf ihren Hüften sitzenden Gürtel baumelte.
Luke beruhigte seinen Geist erneut und suchte nach einer weiteren Reihe unerklärlicher Machtwellen.
»Besorgt, Meister Skywalker?« Alema blieb ein Dutzend Schritte entfernt stehen und sah ihn mit dem starren Blick eines Insekts an. »Das ist nicht notwendig. Wir haben kein Interesse daran, Ihnen etwas zu tun.«
»Du verstehst sicher, wenn ich dir nicht glaube.«
Obwohl Luke keine weiteren verdächtigen Machtwellen bemerkt hatte, drehte er sich nun nach links und rechts, betrachtete forschend die Schatten unter nahe stehenden Schiffen, die wirbelnden Killik-Schwärme. die sechseckigen Container an den Wänden und alle anderen Stellen, an denen ein Angreifer vielleicht lauern könnte. Aber als er nichts entdeckte, wandte er sich wieder Alema zu.
»Ich nehme an. du bist nicht hier, weil du die Jedi bitten willst, dich wieder im Orden aufzunehmen?«
»Eine interessante Idee.« Das Lächeln, mit dem Alema ihn bedachte, hätte man früher einmal als verführerisch bezeichnen können, aber jetzt wirkte es nur noch hart und niederträchtig. »Doch nein.«
Luke war sich inzwischen ziemlich sicher, dass Alema nicht angreifen würde - jedenfalls nicht körperlich -, und nahm die Hand vom Lichtschwert, als er weiter auf die Twi'lek zuging.
»Was willst du also hier?« Da er wusste, dass es sie ärgern und aus dem Gleichgewicht bringen würde, richtete er den Blick demonstrativ auf ihre verzogene Schulter. »Wolltest du uns nur wissen lassen, dass Lomi Plo und du noch leben?«
Alema klickte tief in der Kehle, dann sagte sie: »Lomi Plo ist bei dem Absturz umgekommen.«
»Zusammen mit Welk, nehme ich an.«
»Genau«, sagte Alema.
Luke seufzte frustriert. »Geht das nun wieder los?« Er hatte Welk während des Kampfs auf Qoribu getötet, nur ein paar Minuten nachdem er Alema beinahe die halbe Schulter abgeschnitten hatte, und er hatte guten Grund zu glauben, dass es sich bei der Erscheinung, die ihn - und Mara - beinahe umgebracht hätte, um Lomi Plo gehandelt hatte oder um das. was von ihr übrig war. »Alema. du warst auf Kr. Du hast Welk gesehen, bevor ich ihn getötet hebe, und es muss Lomi Plo gewesen sein, die dich am Ende aus dem Nest holte.«
»Ihr habt BedaGorog getötet«, sagte Alema. »Sie war vor uns der Nachtherold.«
»Die Person, die ich tötete, war männlich.« Luke ging allerdings davon aus. dass Argumente nichts nützen würden. Das Dunkle Nest war entschlossen, das Überleben von Lomi Plo hinter einem Schleier aus Lügen und falschen Erinnerungen zu verbergen, und als eine Art kollektives Unbewusstsein der gesamten Kolonie war es sehr geschickt, wenn es darum ging, die Gedanken der Killiks und Mitnister anderer Spezies zu manipulieren. »Er hatte ein Lichtschwert, und er wusste, wie man damit umgeht.«
»BedaGorog war machtsensibel.« Ein lüsternes Lächeln verzog Alemas Lippen. »Und wenn wir uns recht erinnern, habt Ihr Euch nicht die Zeit genommen, in ihre Hose zu schauen, bevor Ihr sie getötet habt.«
Luke riss den Mund auf. »Alema, du enttäuschst mich.«
»Ganz meinerseits. Meister Skywalker«, sagte Alema. »Wir haben das Gemetzel auf Kr nicht vergessen.«
»Es hätte kein Gemetzel gegeben, wenn du deine Pflicht als Jedi erfüllt hättest.« Luke spürte, wie eine vertraute Präsenz sich von unter dem Heck der alten Sternenbarkasse her auf ihn zuschlich, und begriff, dass Han ohne C-3PO in den Hangar zurückgekehrt war. »Aber du hast dich von deinem Zorn schwächen lassen, und das Dunkle Nest hat das ausgenutzt.«
Alemas starre Augen nahmen die Farbe von Chlor an. »Gebt uns keine Schuld an dem.«
»Selbstverständlich tue ich das. Als Meister des Jedi-Rats ist das meine Pflicht - und mein Vorrecht!« Er hoffte. Alemas Aufmerksamkeit auf sich ziehen zu können, damit sie nicht bemerkte, wie Han sich hinter ihr anschlich, und näherte sich der Twi'lek bis auf die Reichweite eines Lichtschwerts.
»Und jetzt bitte ich dich ein letztes Mal, nach Ossus zurückzukehren. Ich weiß, es wird schwer sein, sich denen zu stellen, die du verraten hast, aber.«
»Wir haben kein Interesse an einer >Wiedergutmachung<. oder was immer Ihr zu bieten habt, Meister Skywalker. Wir sind hier bei.« Alema brach mitten im Satz ab und legte den Kopf schief. Dann griff sie nach dem Lichtschwert.
Luke hatte bereits den Arm ausgestreckt und rief ihre Waffe zu sich, was Alema buchstäblich den Gürtel von der Taille riss. So stand die Twi'lek mit leeren Händen da, als Han sie mit einem Lähmschuss in die Seite traf.
Alema brach in die Knie, fiel aber nicht zu Boden. Also feuerte Han noch einmal. Diesmal stürzte die Twi'lek auf den Bauch und lag zuckend und sabbernd auf dem Hangarboden. Han zielte, um erneut zu feuern.
»Das reicht«, sagte Luke. »Willst du sie umbringen?«
»Eigentlich schon.« Han starrte wütend den Schalter am Lauf seines Blasters an, dann schob er ihn in die Gegenrichtung. »Ich hätte schwören können, dass ich volle Energie eingestellt hatte.«
Luke schüttelte entsetzt den Kopf, dann benutzte er die Macht, um den Lauf der Waffe von Alema abzuwenden. »Manchmal frage ich mich, ob ich dich noch kenne, Han. Sie ist wehrlos.«
»Sie ist eine Jedi«, erwiderte Han. »Sie ist niemals wehrlos.«
Dennoch, er stellte den Blaster wieder auf Lähmen, dann postierte er sich hinter die Twi'lek und richtete die Waffe auf ihren Kopf.
Luke löste das Lichtschwert von Alemas Gürtel, dann hockte er sich auf den Boden vor sie und wartete, bis sie wieder zu sich kam - was sie, selbst für eine Jedi, unglaublich schnell tat.
»Tut mir leid«, sagte Luke. »Han ist immer noch ein bisschen sauer wegen dem. was du dem Falken angetan hast.«
Alema öffnete ein Auge. »Er konnte mich noch nie leiden.« Sie strengte sich an, Luke klarer zu sehen, dann sagte sie: »Vielleicht solltet Ihr ihm etwas klarmachen: Wir sind nicht Eurer Gnade ausgeliefert.«
Ein gewaltiger Lärm erhob sich im Hangar, als die Insekten in der Nähe ihre Lasten fallen ließen und auf die Sternenbarkasse zueilten.
»Eher umgekehrt.«
Luke schlug Alemas Lichtschwert gegen die Handfläche, bis sich seine Enttäuschung gelegt hatte, und versuchte sich daran zu erinnern, dass die Twi'lek nicht wirklich sie selbst war. Dass es ihr unmöglich war, ihre eigenen Gedanken von denen des Dunklen Nests zu trennen. Aber Jaina und Zekk hatten sich in der gleichen Situation befunden und den Jedi nicht den Rücken zugewandt. Der Unterschied bestand darin, dass sie sich widersetzt hatten.
Schließlich steckte Luke Alemas Lichtschwert in den Gürtel und stand auf. »Du hättest dagegen ankämpfen können«, stellte er fest. »Vielleicht kannst du das immer noch. Jaina und Zekk gehörten ebenfalls einem Nest an und doch stehen sie weiterhin zu ihrer Pflicht.«
»Ihr vertraut anderen zu sehr, Meister Skywalker.« Alema stützte den unverletzten Arm auf den Boden und richtete sich halb auf, dann zog sie die Beine unter sich. »Das war schon immer Eure Schwäche - und bald wird es Euer Untergang sein.«
Luke lief ein Schauder über den Rücken, ausgelöst von seinem Gefahrensinn, und er widerstand der Versuchung nachzufragen, was genau Alema meinte. Das war der wirkliche Grund für sie. in den Hangar zu kommen, davon war er vollkommen überzeugt. Sie versuchte, ihn in eine Falle zu locken, in ein finsteres Labyrinth, in dem er sich ebenso verlieren würde, wie sie es getan hatte.
Leider verfügte Han nicht über den Gefahrensinn eines Jedi. »Zu viel Vertrauen? Was soll denn das schon wieder heißen? Wenn irgendwas mit Jaina nicht in Ordnung.«
Alema warf einen Blick auf Han und verzog den Mund, als sie sah. dass der Blaster immer noch auf ihren Rücken gerichtet war, dann sagte sie: »Wir wollten Sie nicht erschrecken. Han. Soweit wir wissen, geht es Jaina und Zekk gut.« Dann wandte sie sich wieder an Luke. »Wir sprachen von Mara. Sie war Meister Skywalker gegenüber nicht ehrlich.«
»Das bezweifle ich sehr.« Luke erkannte, was das Dunkle Nest versuchte, und konnte kaum glauben, dass sie wirklich so dumm waren. Niemand konnte einen Keil zwischen ihn und Mara treiben. »Und selbst wenn ich das nicht täte, würde ich wohl kaum das Wort des Dunklen Nests über das einer Jedi-Meisterin stellen.«
»Wir haben den Beweis«, sagte Alema.
»Das bezweifle ich.« Han starrte ihren engen Bodysuit an. »Da ist kein Platz, wo du etwas aufbewahren könntest.«
»Wir freuen uns, dass Sie nicht zu alt sind, das zu bemerken«, erwiderte Alema. »Danke.«
»Das war kein Kompliment.«
Alemas Lächeln war ebenso wissend wie echt. »Ich denke doch.« Sie drehte sich wieder zu Luke um, dann warf sie einen Blick auf R2-D2. »Aber wir hätten sagen sollen, dass Ihr den Beweis habt.«
Luke schüttelte den Kopf. »Das glaube ich wirklich nicht. Wenn du nicht mehr zu sagen hast.«
»Daxar los war nicht der Buchhalter des Imperators«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Er war ein imperialer Droidenhirnentwickler.« Wieder schaute sie kurz zu R2-D2. »Tatsächlich hat er auch den Intellex IV entworfen.«
Luke musste daran denken, was vor einem Jahr geschehen war, als er den abgesonderten Sektor in R2-Ü2s Reservespeicher gefunden hatte, und versuchte sich zu erinnern, wie viel Alema vor ihrer Flucht aus der Akademie über diese Ereignisse erfahren haben konnte.
»Guter Versuch.« Auch Han hatte ihren Blick auf den Droiden bemerkt. »Aber das nehmen wir dir nicht ab. Nur weil du gehört hast, wie jemand sagte, dass Luke nach Informationen über den Entwickler des Intellex IV sucht.«
»Han, das kann sie nicht belauscht haben«, warf Luke ein. »Zu diesem Zeitpunkt war sie schon weg. Wir befanden uns im Kontrollraum, als Ghent uns vom Verschwinden dieses Mannes erzählte, erinnerst du dich?«
»Das heißt noch lange nicht, dass sie nicht überall Käfer zurückgelassen hat«, stellte Han lest.
»Das haben wir nicht - und wir sind sicher, dass Eure Suche nach Lauschern bereits zu diesem Ergebnis gekommen ist.« Alema starrte weiterhin Luke an. »Wollt Ihr nun mehr über Eure Mutter herausfinden oder nicht?«
Luke und Leia hatten schon lange angenommen, dass die Frau - Padme - in den Aufzeichnungen, die R2-D2 abgeschottet hatte, ihre Mutter sein könnte, aber es von einer dritten Person zu hören versetzte ihn plötzlich in eine Art. Hochstimmung. Selbst wenn er sich sicher war, dass das Dunkle Nest genau diese Reaktion erwartet hatte.
Han war da zynischer. »Anakin Skywalker hat also Holoaufnahmen von seiner Freundin gemacht. - Ich kenne eine Menge Jungs, die das Gleiche tun. Das macht diese Frau noch nicht zu Lukes Mutter.«
»Aber sie könnte es sein - und wir können Meister Skywalker helfen, die Wahrheit herauszufinden.« Alema warf Luke ein hämisches Lächeln zu. »Es sei denn. Ihr zieht es vor. es zu ignorieren, dass Mara Euch getäuscht hat. Daxar Ies war kein Buchhalter. Er war das eine Wesen, das Euch hätte helfen können, das Rätsel um die Vergangenheit Eurer Mutter zu lösen.«
»Nette Geschichte«, sagte Han. »Passt alles wirklich gut zusammen - bis zu der Stelle, wo Daxar Ies der Entwickler des Intellex IV ist. Warum sollte der Imperator seinen besten Droidenhirnentwickler umbringen lassen?«
Alemas Miene wurde rätselhaft und verschlossen. »Wer weiß das schon? Vielleicht aus Rache oder auch nur, um zu verhindern, dass er zu den Rebellen überläuft. Das ist nicht so wichtig wie der Grund, weshalb Mara gelogen hat, was seine Identität angeht.«
»Ich höre.« Schon diese Worte auszusprechen verursachte ihm ein fades, elendes Gefühl, als würde er Mara bereits betrügen, wenn er sich anhörte, was die Twi'lek zu sagen hatte. »Zumindest für den Moment.«
Alema drohte mit dem Finger. »Erst reden wir über das. was wir wollen.«
»Das genügt«, stellte Han fest. Er schaltete seinen Blaster wieder auf volle Energie. »Ich habe genug davon, manipuliert zu werden. Ich werde sie einfach abknallen.«
Alema sah automatisch Luke an.
Luke zuckte die Achseln und ging aus der Schusslinie. »Na gut. wenn es sein muss.«
»Also bitte!«, sagte Alema sarkastisch. Sie schnippte mit dem Finger, und der Schalter an Hans Blaster rutschte zurück auf Lähmen. »Wenn Sie das wirklich wollten, würden Sie nicht hier stehen und darüber reden.«
»Stimmt.« Han schob den Schalter wieder auf volle Energie. »Wir haben genug.«
»Vielleicht seid Ihr geneigter, uns anzuhören, wenn wir beweisen, dass wir die Aufzeichnungen abspielen können«, sagte Alema zu Luke. Sie zeigte auf R2-D2. »Dürfen wir?«
Luke bedeutete Han zu warten. »Darfst du was?«
»Eines der Holos vorführen, natürlich«, sagte Alema. Als Luke ihr nicht gleich die Erlaubnis gab. blickte sie auf und fügte hinzu: »Wenn wir ihm etwas antun wollten. Meister Skywalker. dann hätten wir ihn bereits mit Schaum bespritzt.«
Luke blickte hoch zu der wachsenden Blase an der Decke, dann seufzte er. Zumindest was das anging, sagte Alema die Wahrheit. Es wäre einfach gewesen, die Macht zu benutzen, um etwas von dem grauen Schaum auf sie herunterregnen zu lassen. Er nickte und trat beiseite.
Als die Twi'lek näher kam. stieß R2-D2 ein wildes Kreischen aus und zog sich so schnell zurück, wie er konnte. Alema packte ihn einfach mithilfe der Macht und ließ ihn zu sich schweben.
»R2, bitte zeige.« Sie hielt inne und wandte sich Luke zu. »Was würdet Ihr denn gerne sehen?«
Lukes Herz begann heftig zu klopfen. Er wusste nicht, was er mehr fürchtete - dass sich Alemas Behauptungen als falsch erweisen würden oder nicht. So versessen er auch darauf sein mochte, eine Möglichkeit zu finden, die Daten wiederzubekommen, ohne R2-D2s Persönlichkeit neu programmieren zu müssen, so klar war ihm, dass das Dunkle Nest ihn in eine Richtung manipulieren wollte, die er im Moment noch nicht begriff.
»Such selbst etwas aus.«
Alema gab eine Reihe von Klacklauten von sich. »Hmmm. was würden wir wissen wollen, wenn wir ohne unsere Mutter aufgewachsen wären?« Sie wandte sich wieder dem piependen, blinkenden Droiden zu. der vor ihr in der Luft schwebte. »Wir haben eine Idee. Suchen wir doch etwas, das bestätigt, dass die Aufzeichnungen wirklich Meister Skywalkers Eltern zeigen, R2.«
R2-D2 weigerte sich mit einem Pfeifen, das Luke inzwischen aus Erfahrung auch ohne Übersetzung deuten konnte: Der Droide behauptete, über solche Daten nicht zu verfügen.
»Das solltest du wirklich nicht tun. R2«, sagte Alema. »Wir haben den Code, der sich über deine Datensicherheit hinwegsetzt: Ray-Ray-null-null-sieben-null-fünf-fünf-Trill-Jenth-sieben.«
»He«, sagte Han. »Das hört sich an wie eine.«
»Kontonummer, ja«, sagte Alema. »Eremay war schon etwas Besonderes. Sie kannte kaum ihren eigenen Namen, aber sie vergaß nie eine Reihe von Nummern oder Buchstaben.«
R2 gab sich mit einem leisen Pfiff geschlagen und aktivierte seinen Holoprojektor.
Das Bild einer wunderschönen braunhaarigen, braunäugigen Frau - Padme - erschien vor dem Droiden. Sie schien vor etwas, das aussah wie die Wand einer Wohnung, hin und her zu gehen. Einen Augenblick später kam der Bücken eines jungen Mannes in Sicht. Er saß auf einer Couch und hatte sich zu einer Arbeit vornübergebeugt, die im Hologramm nicht zu erkennen war.
Ohne aufzublicken, sagte der junge Mann. »Ich spüre jemanden, den ich kenne.« Die Stimme war die von Lukes Vater. Anakin Skywalker. »Obi-Wan war hier, nicht wahr?«
Padme blieb stehen und sagte zu Anakins Rücken: »Er kam heute früh vorbei.«
»Was wollte er denn?« Anakin schob die Arbeit beiseite und drehte sich um. Er wirkte angespannt, vielleicht sogar zornig.
Padme betrachtete ihn einen Moment, dann sagte sie: »Er macht sich Sorgen um dich.«
»Du hast ihm von uns erzählt, nicht wahr?«
Anakin stand auf, und Padme ging wieder weiter. »Er ist dein bester Freund, Anakin.« Sie ging durch eine Tür, und die
Ecke eines Betts erschien vor ihr. »Er sagt, du stehst unter
gewaltigem Stress.«
»Und er nicht?«
»Du warst in der letzten Zeit sehr launisch«, sagte Padme.
»Ich bin nicht launisch,«
Padme drehte sich um und sah ihn an. »Anakin...tu das nicht wieder.«
Ihr flehentlicher Tonfall schien ihn zu besänftigen. Er wandte sich ab. schüttelte den Kopf und verschwand aus dem Bild. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich fühle mich... irgendwie verloren.«
»Verloren?« Padme folgte ihm. »Du bist doch immer so sicher. Ich verstehe das nicht.«
Als Anakin ins Bild zurückkehrte, hatte ersieh abgewandt und war am ganzen Körper starr vor Anspannung.
»Obi-Wan und der Bat trauen mir nicht«, sagte er.
»Sie würden dir ihr Leben anvertrauen!« Padme nahm seinen Arm und drückte ihn an sich. »Obi-Wan liebt dich wie einen Sohn.«
Anakin schüttelte den Kopf. »Irgendetwas stimmt nicht.« Er sah sie immer noch nicht an. »Ich bin nicht der Jedi, der ich sein sollte. Ich bin einer der Mächtigsten, aber das genügt mir nicht. Ich will mehr, aber ich weiß, das sollte ich nicht.«
»Du bist nur ein Mensch. Anakin«. sagte Padme. »Niemand erwartet mehr von dir.«
Anakin schwieg einen Moment, dann schien sich seine Stimmung so schnell aufzuhellen, wie sie sich zuvor verfinstert hatte, und er drehte sich um und legte ihr eine Hand auf den Bauch.
»Ich habe eine Möglichkeit gefunden, dich zu retten.« Padme zog verwirrt die Brauen hoch. »Mich retten?«
»Vor meinen Albträumen«, erwiderte Anakin. »Machst du
dir etwa deshalb Sorgen?« Padme klang erleichtert.
Anakin nickte. »Ich werde dich nicht verlieren, Padme.«
»Ich werde nicht im Kindbett sterben, Anakin.« Sie lächelte und klang jetzt unbeschwerter. »Das verspreche ich dir.«
Anakin blieb ernst. »Nein, ich verspreche es dir«, sagte er. »Mein neues Wissen über die Macht wird mich so stark machen, dass ich verhindern kann, dass du stirbst.«
Padme wurde nun ebenso ernst wie Anakin und sie sah ihm tief in die Augen. »Du brauchst nicht noch mehr Macht. Anakin. Ich glaube, du kannst mich schon vor allem schützen... so, wie du jetzt bist.«
Das entlockte ihm ein Lächeln - aber es war ein kleines, hartes Lächeln voller Geheimnisse und Furcht, und als sie sich küssten, kam es Luke so vor, als umarmte sein Vater Padme nicht einfach, sondern forderte sie vielmehr als sein Eigentum.
Dann war das Hologramm zu Ende. R2-D2 deaktivierte den Holoprojektor und gab einen lang gezogenen Pfiff von sich, der mit einem hohen Ton begann und dann immer tiefer wurde.
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, R2.« Alema sah weiterhin Luke an. »Du hast eine hervorragende Datei ausgewählt - oder nicht, Meister Skywalker?«
»Sie hat illustriert, was du sagtest«, gestand Luke.
»Kommt schon«, sagte Alema. »Sie hat bestätigt, dass sie Eure Mutter ist - genau wie wir es versprochen haben. Wir sind sicher, dass Ihr gerne erfahren würdet, was aus ihr geworden ist.«
»Jetzt, da du es erwähnst, ja«, sagte Han. »Eine einzige Datei beweist nämlich überhaupt nichts.«
»Guter Versuch.« Alema warf Hau einen verärgerten Seitenblick zu. »Aber diese Probe ist alles, was Ihr bekommt. Und wir raten Euch, nicht zu versuchen, weitere Dateien selbst zu öffnen. Der Zugangscode verändert sich bei jeder Anwendung, und die Datei würde vernichtet werden. Und wenn drei Dateien verloren sind, zerstört sich der gesamte Chip.«
»Das wäre unangenehm, aber keine Katastrophe«, erklärte Luke. Er hatte zwar kaum mehr Zweifel daran, dass die Frau in den Holos tatsächlich seine Mutter war. aber das düstere Brüten seines Vaters hatte bewirkt, dass er sich sehr unbehaglich fühlte - und ein wenig Angst um die Frau bekam. »Leia und ich haben aus dem Archiv der Alten Republik schon viel erfahren. Wir sind ziemlich sicher, dass es sich bei der Frau in dem Holo um Padme Amidala handelt, eine ehemalige Königin und spätere Senatorin von Naboo.«
»Zeigen diese Archivakten denn auch, wie sie aussah, wenn sie lächelte? Wie sie klang, wenn sie lachte? Warum sie Euch und Eure Schwester verlassen hat?«. Wieder zog Alema einen Schmollmund. »Kommt schon, Meister Skywalker. Wir bitten Euch nur darum. Gorog in Ruhe zu lassen. Tut das und wir geben Euch jede Woche einen der Zugangscodes, sodass Ihr Eure Mutter wirklich kennenlernen könnt.«
Luke schwieg einen Moment, denn er fand es geradezu beleidigend, dass Alema glaubte, ihr Plan könnte bei ihm tatsächlich funktionieren. Er fragte sich, ob er ihr wirklich irgendwann einmal so prinzipienlos und egoistisch erschienen war.
»Du überraschst mich, Alema«. sagte er schließlich. »Ich würde nie mein persönliches Interesse über das der Jedi und der Macht stellen. Das musst du doch wissen - selbst wenn Gorog es nicht tut.«
»Was nicht bedeutet, dass wir Ärger wollen«, fügte Han schnell hinzu. »Wir sind nur hier, um gegen den Fizz zu helfen.
Solange das Dunkle Nest uns nicht stört, werden wir es ebenfalls in Ruhe lassen.«
»Gut.« Alema fuhr mit den Fingerspitzen über Hans Schulter und lächelte selbstzufrieden, als hätte sie ihm ein Zugeständnis abgerungen. »Mehr können wir nicht verlangen.«
Han zog sich schaudernd von ihr zurück. »Also bitte! Ich will mich nicht anstecken.«
Alema runzelte eher überrascht als gekränkt die Stirn, dann streckte sie die Hand Luke entgegen. »Wenn Ihr uns unser Lichtschwert zurückgebt, lassen wir Euch gehen.« Sie warf einen Blick zur Decke, die schon begonnen hatte zu schäumen, dann fügte sie hinzu: »Wir wollen schließlich nicht, dass R2 etwas zustößt.«
Luke nahm die Waffe von seinem Gürtel, aber statt sie Alema zurückzugeben, öffnete er den Griff und nahm den adeganischen Kristall heraus.
»Es tut mir weh, das sagen zu müssen, Alema.« Er drückte zu und nutzte die Macht, um seine Kraft zu vergrößern, bis er spürte, wie der Kristall zerbrach. »Aber du bist nicht mehr würdig, ein Lichtschwert zu tragen.«
Alemas Augen blitzten vor Wut. »Das bedeutet gar nichts!« Ihre Lekku zuckten, aber es gelang ihr, die Kontrolle über sich zurückzugewinnen. Sie wandte sich der Tür zu. »Wir bauen einfach ein anderes.«
»Ich weiß.« Luke ließ den Kristallstaub aus seiner Hand auf den Boden rieseln. »Und das werde ich dir ebenfalls abnehmen.«
Die Trauergäste trugen bunt gemusterte Waffenröcke, von denen Cal Omas nie geglaubt hätte, dass auch nur ein einziger Sullustaner so etwas besaß, doch sie näherten sich dem Mausoleum in tiefem Schweigen, und jeder Mann setzte einen einzelnen Transpariblock an die Stelle, die der Herr der Krypta ihm zuwies, und jede Frau nahm die Schweißharke in die linke Hand und glättete sorgfältig die Übergänge.
Da sie sich hier auf Sullust befanden und Sullustaner nun einmal Sullustaner waren, folgte die Einmauerungszeremonie einem strengen Protokoll, und der Meister der Krypta bat die Trauernden entsprechend ihrem gesellschaftlichen Rang und ihrer Beziehung zu dem Verstorbenen nach vorn. Admiral Sovvs jüngere Kinder und seine sieben derzeitigen Frauen hatten die ersten Blöcke eingesetzt, gefolgt von seinen erwachsenen Kindern und den anderen Ehemännern seines Bau-Clans, dann folgten seine Blutsverwandten, seine engsten Freunde, die beiden anwesenden Jedi-Meister - Kenth Hamner und Kyp Durron - und die gesamte Führungsetage von SoroSuub, dem Unternehmen, das Sullust beherrschte. Erst als nur noch eine einzige Lücke in der Wand geblieben war, rief der Meister der Krypta Cal Omas auf.
Omas' Protokolldroide hatte ihn bereits informiert, dass von der Person, die den letzten Block einsetzte, eine kleine Rede erwartet wurde, bei der die Anzahl der Worte dem Alter des Verstorbenen in Standardjahren entsprach. Es sollte keine typische Grabrede sein. Das Leben des Verstorbenen noch einmal wiederzugeben wäre als Beleidigung der Anwesenden betrachtet worden, als Andeutung, dass die anderen Trauergäste den Toten vielleicht nicht so gut gekannt hatten, wie sie dachten. Stattdessen sollten diese kurzen Worte tief aus dem Herzen kommen.
Omas stellte sich vor das Mausoleum und nahm den Transpariblock entgegen. Das Ding war erheblich schwerer, als es aussah, aber er drückte es fest an sich und tat sein Bestes, um nicht das Gesicht zu verziehen, als er sich den Versammelten zuwandte.
Vor ihm stand eine gewaltige Menge, die die gesamte Katakombe der Ehrwürdigen füllte und sich auch noch durch die Türen in die Galerie der Vorfahren ergoss. Unter den Trauergästen befanden sich auch mehr als hundert Würdenträger der Allianz, aber sie gingen in diesem Meer sullustanischer Gesichter beinahe unter. Als Oberbefehlshaber der Streitmacht, die die Yuuzhan Vong besiegt hatte, war Sien Sovv auf Sullust ein geradezu legendärer Held gewesen, ein Verwalter und Organisator mit einem ganz ähnlichen Status, wie ihn Luke Skywalker und Han und Leia Solo in anderen Teilen der Galaxis genossen.
Omas holte tief Luft, dann begann er: »Ich spreche für jeden in der Galaktischen Allianz, wenn ich sage, dass wir das Entsetzen und die Trauer über den Zusammenstoß teilen, der das Leben von Admiral Sovv und so vielen anderen nahm. Sien war für mich nicht nur der hochgeachtete Kommandant des Militärs der Galaktischen Allianz, sondern auch ein guter Freund, und ich verspreche Ihnen, dass wir jene, die wirklich für diese Tragödie verantwortlich sind, zur Verantwortung ziehen werden. ganz gleich, in welchem Nebel sie sich zu verstecken versuchen.«
Die Sullustaner schwiegen und blinzelten Omas aus ihren dunklen Augen unergründlich an. Omas fragte sich, ob er die Trauernden mit seiner Andeutung, der Zusammenstoß sei kein Unfall gewesen, schockiert oder einen schwerwiegenden Protokollverstoß begangen hatte. Er wusste nur, das seine Worte aus dem Herzen gekommen waren, dass er am Ende seiner Geduld war, was die Probleme mit den Killiks anging, und dass er vorhatte zu handeln - ob die Jedi ihn nun dabei unterstützen würden oder nicht.
Einen Augenblick später erhob sich weit hinten in der Menge anerkennendes Murmeln und breitete sich nach vorn aus, wobei es stetig lauter wurde. Kenth Hamner und Kyp Durron betrachteten die Vorsammelten misstrauisch über die Schulter, aber das interessierte die sullustanischen Trauergäste nicht. Es gab bereits Gerüchte, warum Meister Skywalker durch Abwesenheit von der Beisetzung glänzte. Also neigte niemand in der Menge sonderlich dazu, auf die Reaktion zweier käferfreundlicher Jedi zu achten.
Sobald das Gemurmel den vorderen Teil der Menge erreicht hatte, brachte der Meister der Krypta es mit einer Geste zum Schweigen. Er ließ Omas den schweren Transpariblock an Ort und Stelle hieven, dann lud er die Trauergäste ein, sich in die Galerie der Vorfahren zurückzuziehen, wo Soro-Suub einen Leichenschmaus spendierte, wie man ihn in der Geschichte des Planeten noch nie gesehen hatte.
Während Omas und die anderen Würdenträger darauf warteten, dass die Menge Platz machte, ging er auf die beiden Jedi-Meister zu. Kenth Hamner, ein gut aussehender Mann mit einem schmalen aristokratischen Gesicht, diente als Verbindungsmann des Jedi-Ordens zum Militär der Galaktischen Allianz. Er trug seine offizielle Verbindungsuniform und sah so makellos und gepflegt aus. wie es nur ein ehemaliger Offizier konnte. Kyp Durron hatte sich zumindest rasiert und sein Gewand soni-geglättet. aber seine Stiefel waren abgetragen, und sein Haar war gerade zerzaust genug, dass Sullustaner bei einem solch förmlichen Ereignis daran Anstoß nehmen würden.
»Ich freue mich zu sehen, dass die Jedi zumindest irgendwen schicken konnten«, sagte Omas zu den beiden. »Aber ich fürchte, die Sullustaner werden Meister Skywalkers Abwesenheit ungünstig aufnehmen. Es ist wirklich unangenehm, dass er nicht hier sein kann.«
Kenth ließ sich nicht darauf ein, Lukes Abwesenheit zu erklären, sondern schwieg und schaute einfach nur unbehaglich drein.
Kyp jedoch ging zum Gegenangriff über, »Es hat auch nicht gerade geholfen, dass Sie andeuteten, die Killiks seien für den Unfall verantwortlich.«
»Das sind sie«, antwortete Omas. »Die Vratix-Piloten dieses Frachters waren so betrunken von schwarzem Membrosia, dass ich bezweifle, ob sie auch nur begriffen, dass sie mit Admiral Sovvs Transporter zusammenstießen.«
»Das ist wahr, Staatschef«, sagte Kenth. »Aber es bedeutet nicht, dass die Killiks für den Unfall verantwortlich sind.«
»Das bedeutet es allerdings, Meister Hamner«, entgegnete Omas. »Wie oft hat die Allianz die Kolonie schon aufgefordert, dieses Gift nicht mehr zu unseren Insektenwelten zu senden? Wie oft musste ich ihnen drohen, dass wir uns das nicht gefallen lassen?«
Kyp runzelte die Stirn. »Sie wissen, dass das Dunkle Nest.«
»Ich weiß, dass ich die ganze Woche an Beisetzungen teilgenommen habe«, fauchte Omas. »Ich weiß, dass der Oberbefehlshaber des Militärs der Allianz und mehr als zweihundert Angehörige seines Stabs tot sind. Ich weiß, wer verantwortlich ist - ultimativ, vollkommen und unbestreitbar verantwortlich -, und ich weiß, dass die Jedi diese Wesen seit Qoribu geschützt haben.«
»Die Killik-Situation ist kompliziert«, erklärte Kenth in beschwichtigendem Tonfall, der Omas Zorn sofort zu besänftigen schien. »Und die Angelegenheit mit übereilten Anschuldigungen noch schlimmer.«
»Wagt nicht, die Macht bei mir einzusetzen!« Omas trat einen Schritt näher an Kenth heran und sagte mit leiser, eiskalter Stimme: »Sien Sovv und die meisten Angehörigen seines Stabs sind tot. Meister Hamner. Ich lasse mich nicht beschwichtigen.«
»Entschuldigen Sie. Staatschef«, sagte Kenth. »Aber Ansprachen wie diese werden alles nur noch schwieriger machen.«
»Es ist bereits schwierig genug.« Omas senkte die Stimme zu einem zornigen Flüstern. »Ihr habt mir selbst gesagt, Meister Horn habe den Verdacht, der Zusammenstoß sei mehr als ein Unfall gewesen.«
»Das habe ich«, gab Kenth zu. »Aber er konnte keinen Beweis dafür finden, dass die Killiks dahinterstecken.«
»Hat er Beweise gefunden, dass es jemand anders war?«, fragte Omas.
Kenth schüttelte den Kopf.
»Vielleicht liegt es daran, dass es tatsächlich nur ein Unfall war«, spekulierte Kyp. »Solange Meister Horn keine Beweise findet, ist sein Verdacht nichts weiter als das - ein Verdacht.«
»Wenn man bedenkt, was wir bereits wissen, genügt mir das vollkommen«, sagte Omas. »Wir müssen etwas gegen die Killiks unternehmen - und es wird Zeit, dass ihr Jedi das versteht.«
»Hört, hört!«, rief eine raue rodianische Stimme.
Omas warf einen Blick über die Schulter und sah den rodianischen Senator Moog Ulur. der mit einigen Kollegen kaum eine Armlänge entfernt stand und das Gespräch des Staatschefs mit den Jedi ganz eindeutig belauscht hatte. Die sullustanischen Würdenträger hatten sich höflicherweise etwa ein Dutzend Meter entfernt - aber Sullustaner hatten auch ein erheblich besseres Gehör.
Omas zupfte sein Gewand zurecht. »Meine Herren, ich denke, ich sollte jetzt zum Büfett gehen.« Er drehte sich zu Ulur und den anderen Senatoren um, aber dann wandte (ersieh über die Schulter noch einmal an die beiden Meister. »Meister Skywalker soll sich so bald wie möglich mit mir in Verbindung setzen.«
Das Wohnzimmer der Königin roch leer und unbenutzt. Der Duft von Möbelpolitur und Fensterputzmittel hing so schwer in der Luft, dass Jacen sich fragte, ob man wohl das Dosierungsprogramm des Haushaltsdroiden neu einstellen müsste. In der Mitte des aufwändig eingerichteten Zimmers stand ein achteckiger Spieltisch, direkt unter einem Kronleuchter aus kamarianischem Kristall und umgeben von acht Stühlen mit Fließkissen, die aussahen, als hätte noch nie jemand darauf gesessen. Die Macht gab kennen Hinweis auf die Anwesenheit lebender Wesen, aber das Schweigen im Raum war durchdrungen von einer Andeutung von Gefahr und Unheil, die Jacen einen Schauder über den Rücken Luden ließ.
Jacens neunjähriger Cousin Ben Skywalker stellte sich näher zu ihm. »Es ist unheimlich hier.«
»Es ist dir also aufgefallen. Gut.« Jacen schaute hinunter auf seinen Cousin. Mit rotem Haar, Sommersprossen und strahlend blauen Augen sah Ben aus wie viele Jungen seines Alters, und man hätte vermuten können, er habe mehr Interesse an Holospielen und Schockball als an Lernen und Training. Aber selbst als Neunjähriger verfügte er bereits über mehr angeborene Beherrschung der Macht als jede andere Person, die Jacen je gekannt hatte. Genug, um die Macht auszuschließen, wann immer er das wollte, genug, um zu verhindern, dass selbst Jacen wahrnahm, wie stark er wirklich war. »Was spürst du sonst noch?«
»Zwei Personen.« Ben zeigte auf eine Tür an der hinteren Wand des Zimmers. »Ich denke, eine davon ist ein Kind.«
»Weil sie eine kleinere Präsenz in der Macht hat?«, fragte Jacen. »Danach kann man nicht immer gehen. Manchmal haben Kinder.«
»Nein, das nicht«, unterbrach Ben ihn. »Ich glaube, eine Person hält die andere, und sie fühlt sich. ganz weich an.«
»Also gut.« Jacen hätte beinahe gelacht, aber er hatte bereits durch die Macht gespürt, dass Ben recht hatte, und er verstand nicht, was Tenel Ka allein in ihren Gemächern mit einem Kind machte. Seit ihrer letzten Begegnung war beinahe ein Jahr vergangen, aber sie hatten seitdem mehrmals miteinander gesprochen - wann immer sich eine sichere Holo-Netz-Verbindung finden ließ. Jacen war sicher, dass sie es ihm erzählt hätte, wenn sie sich entschieden hätte, einen Gemahl zu nehmen. »Aber es ist nicht gut, etwas einfach nur anzunehmen. Das kann einen in die Irre führen.«
»Ja.« Ben verdrehte die Augen. »Aber sollten wir nicht besser von hier verschwinden? Wenn uns ein Sicherheitsdroide erwischt, sind wir erledigt.«
»Schon in Ordnung«, sagte Jacen. »Die Königinmutter hat uns eingeladen.«
»Wie kommt es dann, dass du bei den Wachen ihre Erinnerung an uns gelöscht hast?«, fragte Ben »Und warum blitzt du die Überwachungscams mit der Macht?«
»Sie hat mich gebeten, im Geheimen zu kommen«, erklärte Jacen.
»Dich gebeten?« Ben runzelte einen Moment die Stirn. »Weiß sie denn, dass ich mitkomme?«
»Ich bin sicher, dass sie deine Gegenwart inzwischen gespürt hat«, sagte Jacen.
Es gab im Hapes-Cluster so viele Spione, dass Tenel Ka ihn gebeten hatte, ihre Botschaft nicht zu bestätigen. Daher hatte er keine Gelegenheit gehabt, ihr mitzuteilen, dass er Ben mitbringen musste. Angeblich befanden die beiden sich auf einem Campingausflug auf Endor, und eine plötzliche Änderung der Pläne hätte nur Misstrauen erweckt. »Aber ich weiß, dass sich Tenel Ka freuen wird, dich zu sehen.«
»Toll.« Ben warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Sicherheitstür hinter ihnen. »Wahrscheinlich wird mich der Sicherheitsdroide als Ersten abknallen.«
Aus dem nächsten Zimmer erklang eine mütterliche Stimme: »Und warum sollte ich so etwas tun?«
Ein großer Droide mit dem engelhaften Gesicht und der gepolsterten, mit Synthhaut bezogenen Brust eines Verteidigungsdroiden von Tendrando Arms - ähnlich dem, der Ben bewachte, wenn er nicht mit Jacen oder seinen Eltern zusammen war - kam herein. Der massive Körperbau und die mit Systemen vollgestopften Arme und Beine erinnerten immer noch sehr an die YVH-Kampfdroiden. aus denen man diese Kindermädchen-Version entwickelt hatte.
»Warst du denn nicht brav?«
»Ich schon.« Ben warf Jacen einen Blick zu. »Das hier war seine Idee.«
»Na dann werden wir sicher gut miteinander auskommen.« Der Droide zog die Mundwinkel zu einem mechanischen Lächeln hoch, dann richtete er die Fotorezeptoren auf Jacen. »Jedi Solo, willkommen. Ich bin DD-11A, ein Verteidigungsdroide von Tendrando.«
»Danke, ich kenne das Modell«, sagte Jacen. »Aber ich verstehe nicht, wieso Königin Tenel Ka einen Kindermädchen-Droiden braucht.«
Das Lächeln verschwand von DD-11As Synthhaut-Gesicht. »Nein?« Sie trat beiseite und bedeutete ihm voranzugehen. »Vielleicht sollte die Königinmutter das selbst erklären. Sie erwartet euch in ihrem Ankleideraum.«
Sie brachte die beiden in ein extravagantes Schlafzimmer, das von einem riesigen Bett mit einem kronenförmigen Himmel beherrscht wurde. Im Rest des Raums standen genug Sofas, Sessel und Schreibtische für zehn Königinnen. Auch hier roch es nach Politur und Reinigungsmitteln, und es war dem Bett und den Sitzmöbeln nicht anzusehen, ob sie je benutzt worden waren.
»Es wird immer unheimlicher«, sagte Ben.
»Halte dich bereit.« Solange Jacen die Ursache für diesen kalten Knoten zwischen seinen Schulterblättern nicht kannte, hätte er Ben gerne an einem sichereren Ort zurückgelassen -nur dass er nicht wusste, wo sich diese Sicherheit finden ließ oder ob sie überhaupt wirklich in Gefahr waren. Das war das Problem mit einem Gefahrensinn - er war so verdammt unklar. »Erinnerst du dich an diese Notfallflucht, die ich dir beigebracht habe?«
»Dieser Machttrick, von dem du sagtest, ich solle ihn wirklich nur.« Ben schwieg und warf einen Blick zu DD-11A, dann wurde er kleinlaut. »Ja. ich erinnere mich.«
DD-11A blieb stehen und drehte den Kopf, um auf Ben hinabzustarren. »Der Machttrick, von dem Jedi Solo sagte, du solltest ihn wirklich nur was. Ben?«
Ben wandte den Blick ab. »Nichts.«
Der Droide zog die Mundwinkel nach unten. »Hast du etwa Geheimnisse, Ben?«
»Ich versuche es zumindest«, gab Ben zu. »Jacen sagt.«
»Schon gut, Ben«, unterbrach Jacen. Verteidigungsdroiden waren darauf programmiert, ein gewisses Misstrauen an den Tag zu legen, wenn Kinder Geheimnisse hatten, aber er wollte den bewussten Machttrick bestimmt keiner näheren Erforschung aussetzen. Er sah DD-11A an. »Die Geheimhaltung dient der Sicherheit. Der Trick wird nicht mehr wirksam sein, wenn zu viele davon wissen.«
DD-11A richtete die Fotorezeptoren einen Moment auf Jacen. dann fuhr sie einen Arm aus und fasste Ben an der Schulter. »Warum wartest du nicht hier bei mir, Ben? Die Königinmutter wünscht Jedi Solo zunächst allein zu sehen.« Dann sah sie wieder Jacen an und zeigte mit dem anderen Arm auf die gegenüberliegende Seite des Zimmers. »Durch diese Tür.«
Aber Jacen blieb stehen. »Ich würde Ben lieber mitnehmen.«
»Die Königinmutter wünscht erst mit Euch allein zu sprechen.« DD-11A machte eine scheuchende Bewegung mit der Hand. »Geht schon. Wir kommen in ein paar Minuten nach.«
Als der kalte Knoten zwischen seinen Schulterblättern nicht größer wurde, nickte Jacen widerstrebend. »Lass die Türen offen«, sagte er. »Und Ben.«
»Ich weiß, was ich tun soll«, versicherte Ben. »Mach schon.«
»Also gut«, erwiderte Jacen. »Aber benimm dich. Vergiss nicht, das hier sind die Privatgemächer einer Königin.«
Jacen ging durch die Tür in einen dritten Raum, der viel kleiner und weniger aufwändig eingerichtet war als die ersten beiden. An einem Ende gab es überwiegend leere Regale und Kleiderständer, dazu deckenhohe Spiegel, unbenutzte Frisiertische und dick gepolsterte Sofas. Am anderen Ende befand sich eine einfache Matratze von der Art, die Tenel Ka seit ihren Tagen auf der Jedi-Akademie bevorzugte, und außerdem ein Nachttisch mit einem Chrono und einer Leselampe.
Die Königinmutter selbst war durch die nächste Tür zu sehen, wo sie sich in einem Zimmer, das eindeutig ein Kinderzimmer war, über eine Wiege beugte. Ihr rotes Haar fiel offen über eine Schulter, und sie trug ein schlichtes grünes Gewand, das sich zum Stillen auf beiden Seiten der Brust aufknöpfen ließ. Als sie spürte, dass Jacen sie ansah, blickte sie auf und lächelte.
»Von dort kannst du nichts sehen. Jacen! Komm rein.« Tenel Ka war so schön wie eh und je - vielleicht sogar noch schöner. Ihre Haut war rosig und schimmernd, und ihre grauen Augen strahlten vor Freude. »Ich möchte dir jemanden vorstellen.«
»Das sehe ich.« Jacen musste sich ernsthaft anstrengen, seine Enttäuschung zu verbergen. Er hatte schon lange gewusst, dass Tenel Kas Stellung irgendwann verlangen würde, dass sie einen hapanischen Gemahl nahm, aber er hätte kaum erwartet, dass sie es ihm auf diese Weise beibringen würde. »Meinen Glückwunsch.«
»Danke.« Tenel Ka winkte ihn zu sich. »Na los, Jacen. Sie beißt dich schon nicht.«
Jacen ging zu der Wiege, in der ein Neugeborenes mit rundem Gesicht plapperte und Milchblasen zu Tenel Ka blies, Mit Haar, so dünn und weich, dass ihm die Farbe fehlte, und einem so faltigen Gesicht wie dem eines Ugnaught, sah das kleine Mädchen niemandem ähnlich. Aber als es sich umdrehte, um Jacen aus zusammengekniffenen Augen anzusehen, verspürte er eine solche Verbundenheit, dass er sich vergaß und die Hand ausstreckte, um das Kind an der Brust zu berühren.
»Mach schon und heb sie hoch, Jacen.« Tenel Kas Stimme brach beinahe vor Aufregung. »Du weißt doch, wie man ein Neugeborenes hält, oder?«
Jacen war zu verdutzt, um zu antworten. Er konnte in der Macht - und in seinem Herzen - spüren, dass das Mädchen sein Kind war. aber er verstand nicht, wie das möglich sein sollte. Sie konnte nicht älter sein als eine Woche, aber es war mehr als ein Jahr her. seit er Tenel Ka auch nur gesehen hatte.
»Hier, ich zeige es dir.« Tenel Ka schob einen Arm unter das Baby, stützte den Kopf mit der Hand und hob die Kleine dann hoch. »Halt sie einfach gut fest und vergiss nicht, den Kopf zu stützen.«
Endlich gelang es Jacen. den Blick von dem Baby loszureißen. »Wie kann das sein?«, fragte er. »Es ist zwölf Monate her.«
»Die Macht, Jacen.« Tenel Ka schob Jacen das Baby in die Arme. Die Kleine maulte ein wenig, dann gluckste sie wieder. »Ich habe es verlangsamt. Das Leben wird für unsere Tochter schon gefährlich genug sein, ohne dass meine Adligen erfahren, dass du der Vater bist.«
»Du bist ein Vater?«, erklang Bens Stimme hinter Jacen. »Astral!«
Jacen drehte sich um, seine Tochter in den Armen, und sah den im Eingang stehenden Ben verärgert an. »Ich dachte, du wartest mit DD im königlichen Schlafzimmer.«
»Du hast DD gesagt, du willst mich an deiner Seite haben«, erwiderte Ben. »Du hast sogar gefragt, ob ich weiß, was ich tun soll.«
»Ich meinte, falls es Ärger gibt, Ben.«
»Oh.« Ben kam ein paar Schritte näher. »Ich dachte, du meintest, ich sollte sie jetzt ausschalten.«
»Nein«, seufzte Jacen und wandte sich dann Tenel Ka zu. »Bitte gestatte mir, dir Ben Skywalker vorzustellen.«
Ben erkannte sein Stichwort und verbeugte sich tief. »Das mit dem Droiden tut mir leid. Ich kann ihn wieder einschalten, wenn Sie wollen.«
»Demnächst. Ben«, sagte Tenel Ka. »Aber jetzt richte dich erst einmal auf und lass dich anschauen. Ich habe dich nicht mehr gesehen, seit du selbst ein Baby warst.«
Ben richtete sich auf und sah nervös aus. während Tenel Ka anerkennend nickte.
»Tut mir leid, dass ich ihn einfach so mitbringe«, sagte Jacen. »Aber deine Botschaft verlangte, ich solle sofort kommen, und wir sollten eigentlich beim Camping sein, während Luke und Mara sich im Utegetu-Nebel aufhalten.«
»Jacen ist mein Meister«, sagte Ben stolz.
Tenel Ka zog die Brauen hoch. »Zu meiner Zeit sprachen Schüler ihre Meister nicht mit dem Vornamen an.«
»Es ist eine inoffizielle Übereinkunft«, erklärte Jacen. Das hier war nicht der Zeitpunkt, die komplizierte Dynamik der Situation zu erklären: dass Mara zwar vieles von den Machtlehren ablehnte, die Jacen auf seiner fünfjährigen Reise erforscht hatte, aber wirklich dankbar dafür war, dass er Ben überredet hatte, sich nicht mehr vor der Macht zurückzuziehen. »Ich arbeite mit Ben, während er seine Beziehung zur Macht erkundet.«
Tenel Kas Augen blitzten neugierig. Jacen wusste genau, welche Frage ihr durch den Kopf ging, aber sie stellte sie nicht. - Warum erkundete Ben diese Beziehung nicht auf der Jedi-Akademie wie andere junge Schüler?
»Bisher bin ich der Einzige, in dessen Gegenwart Ben die Macht nutzt, ohne sich unbehaglich zu fühlen«, antwortete er dennoch. Er sah Ben an. »Aber ich bin sicher, das wird sich ändern, sobald er erkennt, dass die Macht unser Freund ist.«
»Darauf würde ich lieber nicht wetten«, erwiderte Ben. »All dieser Kinderkram interessiert mich einfach nicht.«
»Eines Tages vielleicht.« Tenel Ka lächelte Ben an. »Und bis dahin bist du ein wirklich vom Glück begünstigter junger Mann. Du hättest keinen besseren Lehrer finden können.«
»Danke«, erwiderte Ben. »Und meinen Glückwunsch zu dem Baby. Warten Sie nur, bis Onkel Han und Tante Leia davon hören - die werden zur Nova!«
Tenel Ka runzelte die Stirn. »Ben, du darfst niemandem davon erzählen.«
»Nein?« Ben war verwirrt. »Warum denn nicht? Seid ihr beide nicht verheiratet?«
»Nein, aber das ist nicht der Grund. Die Situation ist.« Tenel Ka sah Jacen hilflos an ».kompliziert.«
»Wir lieben uns«, sagte Jacen. »Das haben wir immer getan.«
»Genau«, stellte Tenel Ka fest. »Und das ist alles, was zählt.«
»Aber ihr seid nicht verheiratet - und ihr habt ein Baby!« Bens Augen waren groß und begeistert. »Ihr werdet wirklich Ärger bekommen!«
Tenel Ka sah ihn streng an. »Ben, du darfst dieses Geheimnis auf keinen Fall verraten! Das Leben des Babys hängt davon ab.«
Ben verzog das Gesicht, und der kalte Knoten zwischen Jacens Schulterblättern rutschte seine Wirbelsäule entlang. Selbst Tenel Ka war blasser geworden.
»Ben kann ein Geheimnis bewahren«, sagte Jacen. »Aber ich glaube, jetzt ist es Zeit, DD wieder einzuschalten. Ben.«
»Schon unterwegs.« Der Junge drehte sich um und lief zur Tür.
»Bring sie her!«, rief Tenel Ka ihm nach. »Und sag ihr, sie soll alle Systeme aktivieren.«
Das Baby in Jacens Armen wimmerte. Er ließ sich einen Moment Zeit, um eine bewusste Verbindung zu Bens Machtpräsenz herzustellen, dann gab er Tenel Ka das Kind zurück.
»Hast du mich deshalb hergebeten?«, fragte er.
»Ich habe dich deshalb jetzt hergebeten«, verbesserte Tenel Ka. »Dieses Gefühl wird seit einer Woche immer schlimmer.«
»Und das Baby ist.«
»Eine Woche alt.«
Jacen spürte, wie sich seine Brust vor Zorn zusammenzog. »Zumindest wissen wir. hinter was sie her sind. Hast du eine Idee, wer.«
»Jacen. ich habe mich monatelang von allen zurückgezogen«, sagte Tenel Ka. »Und die meisten meiner Adligen konnten sich denken, wieso. Auf der Liste der Verdächtigen steht jede einzelne Familie, die Grund hat zu glauben, dass das Kind nicht von ihrem Blut ist.«
»Oh.« Jacen hatte vergessen - wenn er es denn jemals wirklich gewusst hatte -. wie einsam und gefährlich Tenel Kas Leben tatsächlich war. »Das bedeutet also.«
»Alle von ihnen«, schloss Tenel Ka.
»Nun. das macht es in gewissem Sinn einfacher«, sagte Jacen. »Und ich nehme an. im Augenblick zählt es kaum, wer wirklich dahintersteckt.«
»Genau«, stimmte Tenel Ka zu. »Erst müssen wir uns verteidigen.«
Jacen spürte eine plötzliche Verwirrung in Bens Präsenz, dann sah er ihn durch das Ankleidezimmer der Königin eilen, dicht gefolgt von DD-11A. Sie wunden nicht direkt verfolgt, aber hinter ihnen erklang ein gedämpftes Huschen.
»Insekten!«, berichtete DD-11A. »Meine Sensoren zeigen einen großen Schwärm in der Decke, der in Richtung Kinderzimmer vordringt.«
Nun begann das Baby wirklich zu weinen, und Jacen nahm das Lichtschwert vom Gürtel.
»Jacen. es ist in Ordnung!«, rief Ben. »Es ist Gorog!«
»Gorog?« Jacen versuchte sich innerlich zu beruhigen und seinen Zorn wegzuschieben, damit er sich auf die Unruhe in der Macht konzentrieren konnte. »Bist du sicher?«
Ben kam ins Kinderzimmer und blieb dann stehen. »Ja.«
»Wer ist Gorog?«, fragte Tenel Ka. Das huschende Geräusch kam näher. »Und was macht er in meinen Luftschächten?«
»Es sind mehrere«, verbesserte Jacen. Er nahm nun tatsächlich eine gewisse Unruhe war. die offenbar von einer kalten Leere in der Macht ausging, und wusste, dass Ben recht hatte.
»Gorog ist der Killik-Name für das Dunkle Nest.«
»Das Dunkle Nest?« Tenel Ka nutzte die Macht, um einen Knopf an der Wand zu drücken, dann wandte sie sich Ben zu. »Wieso ist es dann in Ordnung, das Dunkle Nest in meinen Luftschächten zu haben?«
»Sie sind nicht in den Luftschächten.« Ben hatte den Blick auf die Decke oberhalb der sich schließenden Tür gerichtet. »Die Luftschächte im Palast sind abgeschirmt und haben Sicherheitslaser.«
Jacen war bestürzt. Dass Ben so viel über den Einmarschweg der Insekten wusste, machte deutlich, dass er selbst nach einem Jahr für den Kollektivgeist von Gorog noch zugänglich war - und gefährlich nahe daran, selbst zu einem Mitnister zu werden.
»Also gut.« Tenel Ka begann das Baby sanft zu wiegen, und das Weinen der Kleinen verklang wieder zu einem leisen Wimmern. »Was macht das Dunkle Nest in meiner Decke?«
»Sie haben einen Auftrag.« Ben runzelte einen Moment die Stirn, dann sah er Jacen an. »Das verstehe ich nicht. Sie wollen.«
»Ich weiß, Ben«, sagte Jacen. »Wir werden es nicht zulassen.«
Das huschende Geräusch in der Decke verklang vor der Kinderzimmertür, dann folgte sehr schnell ein Nagen. Ben starrte zu dem Geräusch hinauf, das Gesicht zu einem Ausdruck von Angst und innerem Konflikt verzogen.
»Das dürft ihr nicht!« Er schien mit den Insekten zu sprechen. »Sie ist nur ein Baby!«
Das nagende Geräusch wurde lauter, und plötzlich verschwand Bens Unsicherheit. »Sie sind beinahe durch.« Er rannte zum hinteren Ende des Kinderzimmers, obwohl es dort keinen sichtbaren Ausgang gab. und zog an den Seiten eines hohen Schranks. »Wir müssen sie rausbringen, und zwar sofort!«
»Ben, beruhige dich.« Jacen sah sich den Fußboden näher an und dehnte sich in der Macht aus, um herauszufinden, ob jemand sich im Raum unter ihnen aufhielt. »Wenn du den Kopf verlierst.«
»Ben. woher weißt du von dem Fluchttunnel?«, unterbrach Tenel Ka ihn. »Hast du ihn in der Macht gespürt?«
»Nein«, antwortete Jacen für seinen Cousin. Es fiel neuen Mitgliedern eines Nests schwer, ihre eigenen Gedanken von denen des Kollektivgeists zu trennen. Er nutzte die Macht, um Ben von dem Schrank wegzuziehen, dann sagte er: »Gorog hat es ihm erzählt.«
Ben verzog das Gesicht. »Bestimmt nicht!« Er versuchte wieder zu dem Schrank zurückzukehren. »Ich wusste es einfach!«
»Gorog wusste es«, entgegnete Jacen. Er aktivierte sein Lichtschwert, dann stieß er es in den Fußboden und fing an, einen großen Kreis herauszuschneiden. »Und wenn sie wollen, dass du diese Tür öffnest.«
».werden wir es nicht tun.« Tenel Ka nutzte die Macht, um Ben an ihre Seite zu ziehen. »Wir werden tun, was Jacen will.«
Ein lautes Scheppern erklang in dem Schrank, den Ben hatte öffnen wollen, und kurz darauf folgte eine Kakofonie aus Kratzen und Knirschen. Jacen schnitt weiter seinen Kreis in den Boden und versuchte gleichzeitig, darüber nachzudenken, wer dem Dunklen Nest wohl den Auftrag erteilt, haben mochte. Tenel Kas Kind anzugreifen - und wie das geschehen war. Es war erwiesenermaßen schwierig, die Gorog zu erreichen. Die Jedi waren bis vor drei Monaten nicht einmal sicher gewesen, ob das Nest die Schlacht von Qoribu überhaupt überlebt hatte. Und er ging davon aus, dass sie sich viel zu sehr für ihre eigenen Pläne interessierten, um einen Attentatsauftrag allein für Credits anzunehmen. Wer immer das Nest beauftragt hatte, verfügte also zunächst einmal über die Mittel, es überhaupt zu finden, und konnte ihm außerdem geben, was es für einen Mord verlangte.
Das Nagen über ihnen wurde plötzlich noch deutlicher, und ein Teil der Deckenverkleidung fiel zu Boden. Jacen hob die freie Hand zu dem Loch, aber DD-11A zielte bereits. Als die erste Wolke Insekten ins Zimmer eindrang, klappte sie ihr Handgelenk um und schoss eine knisternde Feuergarbe ab.
Ben schrie und schlug um sich, um sich aus Tenel Kas Machtgriff zu befreien.
»Ben, hör sofort auf!«, befahl Tenel Ka. Das Baby schrie nun wieder. »Wir können nicht zulassen, dass sie aaargh.«
Ihre Worte gingen in einen überraschten Aufschrei über, als Ben ihr einen untrainierten, aber heftigen Machtstoß versetzte. Sie krachte zwei Meter über dem Boden gegen eine Zimmerecke. Ihr Kopf prallte mit lautem Knacken auf, sie verdrehte die Augen, und ihre Schultern sackten nach unten, aber sie behielt das weinende Baby weiterhin im Arm.
Jacen nutzte die Macht, um Tenel Ka sanft zu Boden sinken zu lassen, dann drehte er sich um und sah, wie Ben auf DD-11As erhobenen Arm zusprang. Die Augen des Jungen waren weit vorgequollen, und er schrie dem Droiden zu, seine Freunde nicht zu verbrennen. Jacen war zu verwirrt von dem Zorn seines kleinen Cousins - und der rohen Kraft in der Macht, die er an den Tag legte -, um noch vorsichtig zu sein. Er streckte den Arm aus und nutzte die Macht, um Ben zu sich zu ziehen, dann packte er ihn an der Kehle.
»Das reicht!« Jacen drückte auf die Schlagadern an den Halsseiten. »Schlaf jetzt!«
Ben stieß ein leises Gurgeln aus, dann verdrehte er die Augen und sank in einen tiefen Schlaf, der erst enden würde, wenn Jacen den Machtbefehl von ihm nahm. Vor Vergere und dem Krieg gegen die Yuuzhan Vong hätte Jacen ein schlechtes Gewissen gehabt, diese Methode gegen einen Neunjährigen einzusetzen. Aber im Augenblick war nichts wichtiger, als Tenel Ka und das Baby zu schützen, und Jacen fühlte sich einfach nur erleichtert, als er seinen kleinen Cousin auf den Boden legte.
Er schnitt weitere Zentimeter seines Kreises aus. und der Unterboden aus Ferrobeton begann durchzusacken. Jacen schnitt so lange, bis er davon ausgehen konnte, dass das Gewicht dos Droiden ausreichen würde, um den Kreis wie eine Falltür nach unten klappen zu lassen, dann schaltete er sein Lichtschwert ab und trat an DD-11As Seite.
Inzwischen überzog Schaum aus dem Feuerlöschsystem des Palasts den Rand des Lochs über dem Droiden, aber die Gorog waren zu intelligent, um aus dem Loch nach unten zu spähen, das DD-11A gerade befeuert hatte. Stattdessen hörte Jacen, wie die Insekten über ihm umherhuschten, sich weiter in der Decke ausbreiteten und mehrere neue Löcher zu nagen begannen.
»Welche Möglichkeit hast du, einen großen Feuerball zu erzeugen?«, fragte Jacen DD-11A.
»Granaten.« Der Droide drehte sich zur anderen Seite des Lochs und sprühte eine Feuergarbe auf eine Reihe huschender blauschwarzer Schatten. »Zwei von jeder Sorte, thermische Druck- und Blendgranaten.«
»Das reicht. Du wirst Folgendes tun.«
Jacen erklärte seinen Plan, dann packte er Ben und zog sich in die Ecke zu Tenel Ka und dem Baby zurück.
Die Gorog aus dem Geheimgang hatten sich in den Schrank gewühlt, und die Spitzen von Hunderten winziger blauschwarzer Klauen zeigten sich nun in der dünnen Ritze zwischen den Türen.
Jacen legte Ben neben Tenel Ka. dann zeigte er auf den Schrank. »DD!«
Der Droide drehte sich um und ergoss Flammen in die Ritze. Drei Sprühdüsen des Löschsystems senkten sich herab, um die Tür mit Löschschaum zu überziehen, aber aus dem hinteren Teil des Schranks stiegen bereits schwarze Rauchschwaden auf.
Jacen zog den Umhang aus und hielt ihn auf Kinnhöhe vor sie. »Los!«
DD-11As Fotorezeptoren blieben an dem Umhang hängen.
»Ihre Deckung ist nicht ausreichend. Ich kann das Kind nicht bei Ihnen lassen.«
»Es ist. in Ordnung.« Tenel Ka klang noch ein wenig angeschlagen, aber entschlossen. »Tu, was Jacen will.«
Jacen versenkte sich bereits in die Macht und ließ sie so schnell durch sich hindurchfließen, wie sein Körper es zuließ.
Kleine Brocken Plasstein rieselten von der Decke. DD-11A hob den Arm und sprühte Flammen in die neuen Löcher, aber die Öffnungen erschienen schneller, als selbst ein Droide zielen konnte. Dennoch machte DD-11A keine Anstalten zu gehorchen.
»Jetzt, süße Kleine!«, fauchte Tenel Ka.
DD-11As Kopf drehte sich. »Aufhebungsbefehl akzeptiert.«
Der Droide trat in den Kreis, den Jacen in den Boden geschnitten hatte. Der Kreis senkte sich unter ihrem Gewicht und sie fiel krachend in den Raum darunter.
Jacen atmete erleichtert auf, dann warf er einen Blick über die Schulter, berührte die Ecke hinter ihnen und prägte sich einen vollständigen Eindruck davon ein, wie die Wände aussahen, rochen und sich anfühlten, inklusive der kaum hörbaren Geräusche von Rohren und Leitungskanälen darin.
Dann wandte er sich wieder nach vorn und dehnte dieses Bild rasch in der Macht aus. Das Baby schrie weiter.
Tenel Ka setzte dazu an. eine der Stillklappen ihres Kleids zu öffnen, weil sie hoffte, ihre weinende Tochter mit ein wenig Milch beruhigen zu können, aber Jacen hielt sie zurück. Er brauchte das Weinen.
Statt der Macht zu erlauben, durch seinen Körper zu fließen, nutzte er nun seine Furcht und seinen Zorn, um sie ganz bewusst hindurchzuziehen. Seine Haut brannte, sein Kopf schmerzte, und immer noch zog er die Macht weiter, fing die jammernde Stimme seiner Tochter in der Stille ihrer Tiefen ein, ließ das Geräusch durch den Boden hinter DD-11A herströmen und gestattete nicht, dass es wieder an die Oberfläche kam, bis es das metallische Scheppern der sich entfernenden Schritte dos Droiden übertönte.
Es war fast zu spät. Der Löschschaum hatte gerade erst begonnen, aus den neuen Löchern zu tropfen, die DD-11A in die Decke geschossen hatte, als auch schon Wolken winziger schwarzblauer Killiks auf surrenden Flügeln in den Raum hinabsanken. Sie waren viel kleiner als die Attentäter, die Mara und Saba ein Jahr zuvor angegriffen hatten - kaum größer als Jacens Daumen -, aber sie hatten die gleichen borstigen Fühler und vorstehenden schwarzen Augen, und alle hatten diesen langen, vor Gift triefenden Rüssel, der zwischen zwei scharf gebogenen Fresswerkzeugen hervorragte.
Statt sich durch das Loch fallen zu lassen, schienen die Gorog einfach im Raum zu schwirren, sammelten sich zu einem immer dunkler werdenden Schwärm und ignorierten das Loch im Boden und die Geräuschköder. die Jacen vorbereitet hatte. Sie landeten auf dem Schrank, der den Fluchttunnel verbarg, und den Wänden daneben, auf der Tür, die Tenel Kas Ankleidezimmer verschloss, und auf der leeren Wiege mitten im Kinderzimmer.
Ein paar landeten sogar auf dem Umhang, den Jacen als Grundlage seiner Machtillusion verwendete, und als zwei Gorog in die Luft oberhalb des Umhangs schwebten, fürchtete er schon, sein Plan würde nicht funktionieren. Die Illusionen, die er von den Adepten des Weißen Stroms erlernt hatte, waren sehr mächtig, aber bei all ihrer Macht konnten sie kein Insekt mitten in der Luft landen lassen. Jacen befürchtete, sich übernommen zu haben, als er plante, den gesamten Schwärm auf einmal auszulöschen. Er hätte sich damit zufriedengeben sollen, DD-11A zurückzulassen, um die Attentäter eine Weile aufzuhalten, während er, Tenel Ka und Ben mit dem Baby flohen.
Dann hob Tenel Ka plötzlich die Hand, damit die Insekten darauf landen konnten, und die Illusion hielt.
Jacen warf ihr einen Blick zu und sah, dass das Baby auf einem Machtkissen schwebte, den Kopf gestützt von Tenel Kas Armstumpf, die Füße eifrig tretend.
Einen angespannten Moment später gingen die Schranktüren auf. Die Insekten auf Tenel Kas Hand und Jacens Gewand flogen wieder los und schlossen sich dem schwarzen Nebel Killiks an, der summend ins Kinderzimmer strömte. Dann wirbelte die ganze brodelnde Masse durch das Loch im Boden, um DD-11A und dem Babyweinen zu folgen.
Jacen erhielt die Illusion noch hundert Herzschläge nach dem Verschwunden des letzten Insekts aufrecht. Selbst als kein Laut mehr im Zimmer zu hören war. wenn man einmal vom Klopfen ihrer eigenen Herzen absah, wartete er weitere hundert Herzschläge, ließ den Blick in jede dunkle Ecke des Kinderzimmers schweifen, suchte in den Schatten nach einer Spur eines blauen Panzers und erforschte die Macht nach Unruhen, die keine eindeutige Quelle hatten.
Tatsächlich war ein gewisses Unbehagen in der Macht zurückgeblieben, aber das Muster war zu diffus und wirr, als dass Jacen die Beobachter hätte finden können, die Gorog beinahe mit Sicherheit zurückgelassen hatte, um das Kinderzimmer zu überwachen. Dennoch, der Schwärm würde DD-11A jeden Augenblick einholen und bemerken, dass man ihn hinters Licht geführt hatte.
Also ließ Jacen die Illusion fallen, dehnte sich in der Macht aus und zog das kreisförmige Stück Boden, das heruntergeklappt war. wieder an Ort und Stelle. Der Ferrobeton hob sich mit lautem Knirschen, und Jacen spürte die Bewegung in der Macht, als der Schwärm umkehrte.
Eine Handvoll schwarzblauer Insekten flog in den dunklen Ecken des Kinderzimmers auf und kam auf sie zugerast. Tenel Kas Lichtschwert erwachte hinter Jacen zischend zum Leben, und einer der Käfer zerplatzte zu einer gelben Fontäne, als sie ihn mithülfe der Macht gegen die Wand schmetterte.
Jacen hatte das Stück Boden nun wieder befestigt, Er riss den Umhang vor den näher kommenden Insekten hoch und benutzte die Macht, um sie ebenfalls gegen die Wand zu drücken. Der feste Molytexanstrich hielt nur eine Sekunde, bevor die Spitzen ihrer Fresswerkzeuge zu schneiden begannen.
Jacen eilte durchs Zimmer, vollzog einen Machtsprung über die Wiege und zerschmetterte die Insekten mit dem Griff seines Lichtschwerts.
Ein lauter Schlag kam aus der Ecke, als Tenel Kas Lichtschwert den Methansack explodieren ließ, den die Attentäter-Käfer als letzte Überraschung innerhalb ihres Panzers trugen. Jacen warf einen Blick über die Schulter und sah, dass Tenel Ka gegen die Lichtflecken, die sie nun sah, anblinzelte und dabei das Lichtschwert in einem Verteidigungsmuster vor sich bewegte. Das Baby lag weinend in der Ecke hinter ihr, und zwei weitere Insekten versuchten, auf Kniehöhe an ihr vorbeizukommen.
Jacen bediente sich der Macht und schob beide in den Weg von Tenel Kas türkisfarbener Klinge. Sie explodierten mit einem Lichtblitz, nach dem er ebenfalls Sterne sah. und das Baby weinte lauter als zuvor, aber Jacen spürte keine Schmerzen bei der Kleinen, nur Angst und Unruhe.
Da er immer noch nicht das Krachen von DDs erster Granate gehört hatte, wollte er gerade nach seinem Kom greifen, aber da vernahm er ein gedämpftes Summen, das hinter ihm lauter wurde. Als er herumwirbelte, sah er den ersten Gorog, der durch die Ritze kroch, die seine Klinge in den Boden geschnitten hatte.
»Jetzt, DD!«, schrie Jacen in Richtung Boden. Er sprang in die Mitte des Kreises, zog sein Lichtschwert am Rand entlang und ließ die Insekten in Flammen aufgehen, bevor sie auffliegen konnten. »Wieso dauert das.«
Ein heftiger Ruck traf ihn in die Magengrube, dann kniete er plötzlich in der Mitte des Kreises, umgeben von einem Vorhang gelber Flammen, die Luft erfüllt von dem Naphthalingeruch einer Thermalgranate.
»Das wurde aber auch.«
Eine weitere Explosion versetzte ihm einen erneuten Ruck, aber diesmal war er darauf gefasst und spürte, wie der Boden bebte, während am Rand des Kreises noch mehr Flammen emporschössen.
». Zeit.«
Wieder bebte der Boden, dann noch einmal, und plötzlich regnete es weißen Schaum von der Decke und begrub Rauch und Dämpfe unter dem seifig-sauberen Duft von Löschmittel. Mehrmals hörte man ein nasses Aufklatschen, als der Schaum die Handvoll Gorog-Attentäter auf den Boden drückte, die den Granaten von DD-11A entgangen waren.
Die überlebenden Insekten hielten sofort wieder auf die Ecke zu, wo Tenel Ka mit dem Baby und Ben kniete. Jacen setzte die Macht ein, um sie alle auf sich zuzufügen, und traf sie mit einem einzigen Schlag seines Lichtschwerts. Sie explodierten in gleißendem Licht, aber Jacen gestattete sich nicht, den Blick abzuwenden. Er hatte zu viel Angst, eines der Geschöpfe könnte seiner Klinge entgehen.
Schließlich drehte er sich zu Tenel Ka um. immer noch Funken vor den Augen. »Alles in Ordnung?«, fragte er. »Mit euch beiden?«
»Ja«, antwortete sie. »Aber ich mache mir Sorgen um Ben.«
»Das brauchst du nicht.« Jacen wusste, dass Bens Verhalten nicht die Schuld des Jungen gewesen war, dennoch floss etwas von seinem Zorn in seine Stimme ein. »Ich glaube nicht, dass Gorog ihm wehtun würde. Er gehört praktisch zu ihnen.«
»Deshalb mache ich mir keine Sorgen«, antwortete Tenel Ka. »Mir geht es um diese Prellungen an seinem Hals.«
Inzwischen konnte Jacen wieder klar sehen und ging zu seinem kleinen Cousin. Tatsächlich zeichneten sich die Abdrücke seines Daumens und des Zeigefingers purpurn und klar an Bens Hals ab und kündeten von seiner wütenden Reaktion. Aber der Atem des Jungen war friedlich und gleichmäßig.
»Kein Grund zur Sorge.« Jacen legte die Finger auf die Prellungen und berührte Ben in der Macht. »Sie werden bald wieder vergehen.«
Tenel Ka verzog das Gesicht. »Darum geht es nicht, Jacen.«
Jacen blickte auf. »Worum dann?«
Ein Batzen Löschschaum fiel von der Wand und landete spritzend vor Tenel Kas Füßen. Er enthielt keine Insekten, aber sie trat dennoch fest darauf.
»Schon gut. Ich erzähle es dir später.« Sie ging an Jacen vorbei auf die Tür ihres Ankleideraums zu. »Wir müssen hier weg. Wie ich meine Großmutter kenne, weiß sie bereits, dass ihr erster Versuch fehlgeschlagen ist.«
»Deine Großmutter?« Jacen hob Ben hoch und folgte ihr. »Du glaubst. Ta'a Chume steckt dahinter?«
»Ich weiß es«, sagte Tenel Ka. Sie blieb an der Tür stehen und sah Jacen aus zusammengekniffenen Augen an. »Die Einzigen, die von dem Fluchttunnel wissen, sind die Königinmutter. und die ehemalige Königinmutter.«
Der Weg zu Cilghals Labor auf Ossus war so kurvenreich wie die meisten Wege auf dem Akademiegelände. Er zog sich durch ein Labyrinth aus Büschen, machte Umwege, vorbei an sorgfältig geplanten Aussichtspunkten und bestand dann aus eng zusammenliegenden Trittsteinen, die einen Besucher bewusst zwangen, langsamer zu werden und sich den Garten anzusehen.
Dennoch fiel Leias Blick immer wieder auf das Stasisglas, das sie in der Hand hielt. Das Zeug, das darin schwebte, pulsierte wie ein silbriges Herz, nahm jedes Mal ein wenig an Masse zu, wenn es sich ausdehnte, und zitterte jedes Mal ein wenig mehr, wenn es sich zusammenzog. Leia schauderte bei dem Gedanken daran, was geschehen würde, wenn der geheimnisvolle Schaum explodieren würde. Etwas, das innerhalb eines Stasisfelds so pulsierte, konnte sich wahrscheinlich auch durch sieben Millimeter Sicherheitsglas fressen.
Der Weg machte eine weitere sanfte Biegung, und ein dutzend Meter vor sich sah sie das Trapezoid dos Tors der Klarheit, das einen stillen Hof mit einem kleinen Brunnen einrahmte. Leia ging, ohne langsamer zu werden, unter dem Torbogen hindurch, wandte sich einem Gang an der Seite des Brunnens zu - und hörte hinter sich ein missbilligendes Zischen.
»Diese hier ist schockiert über die Vergesslichkeit ihrer Schülerin«, sagte Saba mit rauer Stimme. »Was muss eine Jedi tun. wenn sie die Akademie betritt?«
Leia verdrehte die Augen und wandte sich der Barabel zu.
»Wir haben jetzt keine Zeit zu meditieren. Meisterin.«
Saba blinzelte zweimal, dann legte sie die Klauen ihrer Hände aneinander und blieb auf der anderen Seite des Torbogens stehen.
»Wirklich.« Leia durchquerte das Tor noch einmal und tippte an die Seite des Glases mit der Probe. »Sieh dir dieses Zeug doch an!«
Saba tat es, dann sagte sie: »Das ist kein Grund, die Regeln zu ignorieren.«
»Wir haben keine Zeit für Regeln«, erwiderte Leia. »Wir müssen das hier zu Cilghal bringen.«
»Und je eher du deine Meditation beendest, desto schneller können wir es tun.«
»Saba.«
Ein Grollen erklang tief in Sabas Kehle.
»Meisterin Sebatyne«, verbesserte Leia sich, »glaubst du nicht auch, dass Luke wollte, dass wir uns beeilen?«
Die Barabel legte den Kopf schief und schaute aus einem Auge auf Leia hinab. »Du machst es schon wieder.«
»Was mache ich?«
»Argumentieren. Das ist eine Fähigkeit, die du bereits gemeistert hast.« Saba wurde strenger. »Was du noch nicht gelernt hast, ist Gehorsam.«
»Es tut mir leid, Meisterin.« Leia hatte langsam genug. »Ich verspreche, später daran zu arbeiten, aber im Augenblick mache ich mir mehr Gedanken darüber, was passieren könnte, wenn dieses Zeug in der Akademie freigesetzt wird.«
»Genau in diesem Zustand ist Meditation wichtig.« Saba griff nach dem Glas mit der Probe. »Diese hier wird den Schaum halten, damit du dich konzentrieren kannst.«
Leia wurde klar, dass sie niemals gegen den Starrsinn einer Barabel ankommen würde, also überließ sie das Stasisglas widerstrebend ihrer Meisterin. Sie konzentrierte sich auf den Brunnen, beobachtete, wie das Wasser sich silbrig spritzend ausdehnte wie ein Schirm, lauschte dem Geräusch, wenn es wieder ins Brunnenbecken zurückfiel, und begann eine Atemübung. Sie nahm den frischen Geruch des Mittels gegen Algen wahr und wurde sich der Kühle des Nebels auf ihrer Haut bewusst. Aber selbst das verging einen Augenblick später, und nun blieb ihr nur noch ihr Atem, um sich zu konzentrieren. einatmen durch die Nase... ausatmen durch den Mund... und die Knoten in ihr lockerten sich allmählich.
Leia bemerkte plötzlich, dass sie sich keine Sorgen mehr wegen des Schaums machte. Sie hatte auf Woteba gesehen, dass er nichts unmittelbar auflöste. Selbst wenn das Zeug im Probenglas explodieren würde, hätte sie genug Zeit, Cilghals Labor zu erreichen und es in einen anderen Behälter zu tun.
Aber sie war beunruhigt wegen Han oder - genauer gesagt -wegen Hans Abwesenheit. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn auf Woteba zurückgelassen hatte, und das auch noch, um ein Versprechen zu erfüllen, das Luke gegeben hatte. Schließlich wusste sie, was Han von »Käfern« hielt. Und was alles noch schlimmer machte: Auch alles andere fühlte sich irgendwie falsch an. Zum ersten Mal seit Jahren war sie mehr als ein paar hunderttausend Kilometer ohne Han gereist, und es fühlte sich an, als fehlte ihr ein Teil. Es war, als hätte ein Meddroide den Teil ihres Hirns amputiert, der für die sarkastischen Bemerkungen zuständig war. oder als hätte sie plötzlich einen dritten Arm verloren.
Leia wusste auch, dass ihre Schwägerin das Gleiche in Bezug auf Luke empfand. Nach ihrer Landung auf Ossus war Mara als Erstes zur Wohnung der Skywalkers geeilt, um nachzusehen, ob Ben schon von seinem Campingausflug mit Jacen zurückgekehrt war. Sie hatte behauptet, sie wolle sich nur überzeugen, dass die Gerüchteküche der Akademie ihn nicht mit einer verzerrten Geschichte darüber beunruhigen würde, wieso Luke nicht mit dem Falken zurückgekehrt war, aber Leia hatte bei ihrer Schwägerin die gleiche Leere gespürt, die sie selbst empfand. Mara hatte versucht, diese Leere zu füllen, die durch das Zurücklassen von Luke entstanden war; sich vor Augen zu führen, dass ihr Familienleben bald wieder zum Normalzustand zurückkehren würde. sobald Cilghal ihnen gesagt hatte, wie sie den Schaum aufhalten konnten.
Leia wollte ihre Meditation gerade beenden, als Corran Horns kehlige Stimme das für sie übernahm.
»Wo ist Meister Skywalker?« Corran betrat den kleinen Hof auf einem Weg, der vom Verwaltungsgebäude der Akademie herführte. Er trug Kniebundhosen, eine Tunika und eine Weste in Brauntönen. »Der Aufseher im Hangar sagte, er sei nicht mit dem Falken gelandet.«
»Ebenso wenig wie Han«, erwiderte Leia. Dem schockierten Ausdruck nach zu schließen, der kurz über Corrans Züge zuckte, war es ihr wohl nicht vollkommen gelungen, ihren Arger darüber zu verbergen, dass man sie schon gesucht hatte, obwohl sich ihre Beine noch kaum an die Schwerkraft von Ossus gewöhnt hatten. »Sie sind auf Woteba geblieben, um für unsere guten Absichten zu bürgen.«
Corran zog die dichten Brauen zusammen. »Bürgen?«
»Woteba hat ein Fizz-Problem.« Saba hob Corran das Stasisglas entgegen.
Er betrachtete stirnrunzelnd den silbrigen Schaum. »Ein Fizz-Problem?«
»Dieses Zeug ist zersetzend. sehr zersetzend.« Leia berichtete, was den Saras und ihrem Nest zugestoßen war. Dann fügte sie hinzu: »Die Kolonie glaubt, die Jedi hätten schon die ganze Zeit davon gewusst, noch bevor wir den Plan schmiedeten, ihre Nester von Qoribu dorthin zu verlegen.«
Corran wirkte erschüttert, und die Macht um ihn herum füllte sich mit seinem Erschrecken. »Und Meister Skywalker ist zurückgeblieben, um sie davon zu überzeugen, dass es nicht so war?«
»Nicht ganz.« Leia wurde nun selbst wieder nervös. »Und Han ist auch dort geblieben. Was ist denn passiert?«
»Mehr, als ich dachte.« Er nahm Leias Ellbogen und versuchte, sie zu einer Bank neben dem Brunnen zu führen. »Vielleicht sollte ich Mara holen. Sie muss ebenfalls hören, was ich zu sagen habe.«
Leia riss sich los und blieb stehen. »Verflixt, Corran, sagt mir einfach, was los ist!«
Saba grollte tief in der Kehle, eine sanfte Erinnerung, sich an die Regeln zu halten.
»Tut mir leid.« Leia starrte weiterhin Corran an. »Also gut. Meister Horn - sagt mir, was beim Chubba hier los ist!«
Saba nickte anerkennend, und Corran nickte misstrauisch.
»Also gut. Staatschef Omas hat den ganzen Morgen versucht, Meister Skywalker übers HoloNetz zu erreichen. Die Chiss kochen vor Wut. Transporter setzen überall auf den Planeten entlang ihrer Grenze Killiks ab.« Eindeutig besorgter fuhr er fort: »Es sieht langsam so aus, als hätten die Killiks diese ganze Sache von vornherein geplant.«
»Oder das Dunkle Nest.« Leia wandte sich Saba zu, dann deutete sie auf den Schaum in dem Gefäß. »Kannst du dir eine bessere Möglichkeit denken, unsere Beziehungen zur Kolonie zu zerstören?«
»Vielleicht«, antwortete die Barabel. »Aber der Schaum funktioniert gut genug. Er hat bereits bewirkt, dass sich Raynar und Unu gegen uns wenden.«
»Und nun hat die Kolonie Han und Luke als Geiseln«, stellte Corran fest. Er bedeutete den beiden, ihm zu folgen, und ging wieder auf den Weg zum Verwaltungsgebäude zu. »Staatschef Omas muss so bald wie möglich davon erfahren.«
»Nein, das muss er nicht.« Leia wandte sich der gegenüberliegenden Ecke des Hofs zu, dem Weg, der zum naturwissenschaftlichen Flügel der Akademie führte. »Wir sollten uns selbst darum kümmern.«
»Das wird sicherlich auch geschehen«, sagte Corran über mehrere Meter des gepflasterten Hofes hinweg. »Aber unsere erste Pflicht besteht darin. Staatschef Omas von der Situation zu unterrichten.«
»Damit die Galaktische Allianz anfangen kann, sich aufzublasen und Drohungen auszustoßen?« Leia schüttelte den Kopf. »Das wird die ganze Sache nur polarisieren. Wir sollten dieses Zeug zu Cilghal bringen, damit sie uns sagen kann, wie das Dunkle Nest es herstellt - und hoffentlich genügend Beweise liefert, um Raynar und Unu zu überzeugen.«
Corran verzog das Gesicht, aber er kehrte widerwillig zurück auf Leias Seite des Hofs.
»Nein«, sagte Saba. Sie legte eine Schuppenhand auf Leias Schulter und schob ihre Schülerin auf Corran zu. »Diese hier wird sich um den Schaum kümmern. Du kannst Meister Horn bei seinem Bericht helfen.«
»Bericht?« Leia blieb stehen und wandte sich der Barabel zu. »Hast du denn nicht gehört, was ich gerade gesagt habe?«
»Selbstverständlich«, erwiderte Saba. »Aber du hast nicht gehört, was diese hier sagte. Es steht dir nicht zu, Meister Horns Entscheidung infrage zu stellen.«
Das schockierte sogar Corran. »Ah, das ist schon in Ordnung, Meisterin Sebatyne. Prinzessin Leia ist ein besonderer Fall.«
»Allerdings. Sie weiß bereits, wie man Befehle gibt.« Saba sah Leia an. »Jetzt muss sie lernen, welche entgegenzunehmen. Sie wird Euch bei Eurem Bericht helfen, wenn Ihr das immer noch für das Beste haltet.«
»Ich weiß, wie man Befehle entgegennimmt«, fauchte Leia wütend. »Ich war Offizier in der Rebellion.«
»Gut. Dann wird das hier also keine schwierige Lektion für dich werden.«
Saba machte sich auf zu Cilghals Labor, und Leia blieb neben Corran stehen. Ihr Magen war vor Zorn so verkrampft, dass es sich anfühlte, als hätte man sie geschlagen. Sie wusste, was Saba tat - sie wollte ihr beibringen, wie man auch aus einer Position der Schwäche heraus kämpfen konnte - , aber sie hatte im Moment einfach keine Zeit für Lektionen. Wenn sie verlor, würden ihr Mann und ihr Bruder in Lebensgefahr sein, und Corran Horn konnte selbst Barabels das eine oder andere über Starrsinn lehren.
Sobald Saba außer Hörweite war, beugte Corran sich näher zu Leia. »Eine strenge Meisterin«. sagte er leise. »Habt Ihr sie wirklich selbst ausgewählt?«
»Ja«, gab Leia zu. »Ich wollte jemanden, der mich auf eine neue Weise herausfordert.«
»Hm.« Corran dachte einen Moment darüber nach, dann fragte er: »Und, ist die Ausbildung, wie Ihr erwartet habt?«
»Mehr Regeln und weniger Übungskämpfe.« Leia schwieg einen Moment, dann wurde sie ernst. »Corran - Meister Horn -, Ihr habt doch nicht wirklich vor, diesen Bericht zu Staatschef Omas zu senden?«
Corran sah sie einen Moment forschend an. dann sagte er: »Doch, das hatte ich vor.« Er ging weiter auf das Verwaltungsgebäude zu. »Aber jetzt, da sich Saba für mich eingesetzt hat. wird es wohl nicht schaden zuzugeben, dass ich es für sinnlos hielt, mit euch darüber zu streiten.«
Leia nickte. »Schweigen ist keine Zustimmung.« Sie kam sich ein wenig dumm vor, weil sie eine der ersten Lektionen vergessen hatte, die sie als Staatschelm gelernt hatte, und sie folgte Corran. »Aber Ihr wisst, was passieren wird, wenn Omas hört, dass mein Bruder von den Killiks als Geisel genommen wurde.«
»Er wird verlangen, dass sie Luke gehen lassen.«
»Und die Killiks werden sich weigern. Dann wird er ihnen drohen, und sie werden sich vor uns verschließen, und wir werden keine Chance haben, die Kolonie zu überzeugen, die Chiss-Grenze friedlich wieder zu verlassen.«
»Wenn Ihr Staatschefin wärt, könntet Ihr es natürlich anders machen«, sagte Corran. »Aber das seid Ihr nicht. Cal Omas verdient zu wissen, was los ist.«
»Selbst wenn das bedeutet, die Kontrolle über den Jedi-Orden zu opfern?«
Corran blieb stehen. »Wie meint Ihr das?«
»Ich glaube, das wisst Ihr«, sagte Leia. »Der Staatschef ist schon seit der Qoribu-Krise enttäuscht von den Jedi. Er glaubt, wir hätten das Wohl der Killiks über das Wohl der Allianz gestellt. Ich befürchte, wenn Omas Luke nicht erreichen kann, wird er die Gelegenheit nutzen, die Herrschaft über den Orden zu übernehmen, um sicherzustellen, dass unsere Prioritäten genau jene sind, die er für richtig hält.«
Corran verzog das Gesicht, aber seine Miene war eher nachdenklich als erschrocken. »Könnte er das tun?«
»Wenn die Jedi gespalten wären, ja. Ich weiß, wie sehr Ihr daran glaubt, dass es unsere Aufgabe ist. der Allianz zu dienen. Aber erkennt Ihr auch, wie gefährlich es für den Orden wäre, direkt dem Staatschef zu unterstehen?«
»Selbstverständlich. Der Wille der Regierung ist nicht immer der Wille der Macht.« Corran schwieg einen Moment, dann schüttelte er schließlich den Kopf und ging weiter. »Eure Sorgen sind unbegründet. Prinzessin. Omas wird nie die direkte Kontrolle über den Jedi-Orden übernehmen.«
Leia folgte ihm. »Das könnt Ihr nicht wissen.«
»Doch«, beharrte Conan. »Sicher, die Meister sind nicht immer der gleichen Meinung, aber so etwas wird nicht passieren. Das würde die Jedi zu einem politischen Werkzeug machen.«
Leia folgte ihm auf einer schmalen Promenade, die von einer Reihe Cedrum-Bäume flankiert wurde, und verfluchte Saba lautlos dafür, ihre Ausbildung sogar inmitten einer Krise fortzusetzen. Was erwartete die Barabel von ihr? Dass sie Corran mit einem Stein bewusstlos schlug? Es wäre so einfach für Saba gewesen, sich ihm gegenüber auf ihre Position zu berufen, statt ihn dabei zu unterstützen, das Gleiche Leia gegenüber zu tun. Immerhin war Corran erst seit Kurzem Meister, befördert aufgrund seiner Verdienste im Krieg gegen die Yuuzhan Vong, der Sprengung mehrerer Piratenringe und weil er Raltharan ausgebildet hatte. Saba jedoch war ein hoch geachtetes Mitglied des Rats und hatte schon mehr als ein Dutzend sehr fähige Jedi-Ritter ausgebildet, bevor sie Luke Skywalker auch nur begegnet war.
Der Weg zog sich hangabwärts bis zu einem schmalen Bach und verlief dann in einem Zickzack von Trittsteinen durch das Wasser, doch Leia blieb am Rand des Baches stehen und starrte Corran einfach nur hinterher. Bei Übungskämpfen betonte Saba immer, sie solle aufhören, sich alles schwerer zu machen als nötig, und ihre eigene Kraft sparen, indem sie die Stärke des Angreifers gegen ihn einsetzte.
Leia lächelte, dann rief sie: »Meister Horn?«
Corran blieb stehen, die Füße in unsicherem Gleichgewicht auf zwei Steinen. »Es hat keinen Sinn, weiter darüber zu diskutieren«, sagte er und sah sie über die Schulter an. »Ich habe mich entschieden.«
»Das weiß ich.« Leia schaute zur Seite, wo ein gewundener Kiesweg am Rand des Bachs zum Wohnbereich der Akademie führte. »Aber solltet Ihr nicht mit Mara sprechen, bevor Ihr Bericht erstattet? Ich denke, das seid Ihr ihr schuldig, wenn Ihr ihren Mann wirklich in Gefahr bringen wollt.«
»Gefahr?« Jetzt war Corran bestürzt, und seine grünen Augen blitzten unsicher, als er begriff, dass die Erfüllung seiner Pflicht gegenüber Staatschef Omas bedeuten würde, seine persönliche Loyalität gegenüber Luke zu verraten. »Staatschef Omas wird nicht so weit gehen.«
»Ich bin hier nicht der Meister«, sagte Leia schulterzuckend. »Das müsst Ihr selbst entscheiden.«
Corran brauchte nicht lange nachzudenken. Er öffnete kurz den Mund, dann drehte er sich wortlos um und kehrte über die Trittsteine zurück. »Ihr habt gewonnen«, sagte er. »Das ist keine Entscheidung, die ich alleine treffen sollte.«
»Schon möglich«, gab Leia zu.
Corran ließ den letzten Stein hinter sich und betrachtete Leia mit übertrieben kritischer Miene. »Man zeigt Meistern gegenüber keine Schadenfreude«, sagte er dann. »Hat Saba Ihnen denn gar nichts beigebracht?«
Der große Hoverschlitten kam hinter einem dicken Hamogoni-Stamm hervor, brach dicht über dem Waldboden durchs Unterholz und musste dabei immer wieder geschäftigen Mannschaften insektoider Holzfäller ausweichen.
Han lenkte den Landspeeder hinter einen anderen Stamm, der mindestens zwanzig Meter Durchmesser hatte, dann hielt er an und ließ sich einen Moment Zeit, diese riesigen Bäume zu betrachten. Viele von ihnen waren höher als balmorranische Hochhäuser, hatten Seitenwurzeln so groß wie Taurücken und Aste, die sich horizontal erstreckten wie riesige grüne Balkone. Leider erzitterten die meisten dieser Balkone nun unter den röhrenden Sägen von Saras-Holzfällern, und eine stete Kaskade abgeschnittener Zweige ergoss sich auf den Waldboden.
»Also gut, Han«, sagte Luke. Er saß neben Han auf dem Beifahrersitz und benutzte ein Komlink und einen Datenblock, um dem Sender zu folgen, den sie im Saras-Nest an dem Hoverschlitten angebracht hatten. »Das Signal wird schwächer.«
Han ließ den Landspeeder vorsichtig aus dem Versteck gleiten, und als er sah, dass die Verfolgten nicht mehr in Sichtweite waren, nahm er die Verfolgung auf. In diesem bergigen Gelände konnte sich ein schwaches Signal schon bald in gar kein Signal verwandeln, also mussten sie sich beeilen, den Hoverschlitten einzuholen. Han umfuhr Insekten, die kleinere Zweige von einem banthagroßen Stamm absägten, dann bremste er scharf, als etwas Großes mit Rinde auf ihren Weg fiel. Ein gewaltiger Ruck erschütterte den Landspeeder, warf ihn zurück auf die hinteren Schwebekissen, und der Weg vor ihnen war plötzlich von einem zwölf Meter dicken Hamogoni-Stamm versperrt.
Han blieb einfach sitzen und wartete darauf, dass sein Herz nicht mehr so hämmerte, während rings umher ein Schauer von Zweigen und Stöcken niederprasselte, die von dem fallenden Baum mitgerissen worden waren.
»Vielleicht sollte Meister Luke fahren«, meldete sich C-3PO vom Rücksitz zu Wort. »Er hat im Lauf der Jahre besser auf sich aufgepasst als Sie. und seine Reaktionszeit ist null Komma zweiundvierzig Sekunden schneller.«
»Ach ja? Wenn wir null Komma zweiundvierzig Sekunden weiter vorn gewesen wären, wärst du jetzt Metallfolie.« Han legte den Rückwärtsgang ein und beschleunigte, dann sagte er zu Luke: »Also gut, ich gebe auf. Wieso werden diese Leute uns zum Dunklen Nest führen?«
Luke zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es noch nicht.« Er konzentrierte sich weiter auf den Datenblock, als hätte er nicht einmal bemerkt, wie knapp sie dem Zerschmettertwerden entgangen waren. »Aber die Behälter, die sie dabeihaben, sind voll mit Reaktortreibstoff und Hyperantriebs-Kühlflüssigkeit. Siehst du hier draußen etwas, das so viel Energie brauchen würde?«
»Ich habe auf dem ganzen Planeten noch nichts gesehen, das so viel Energie brauchen würde.« Han ließ den Landspeeder wieder vorwärtsgleiten und begann einen Hundertmeter-Umweg um den gefällten Baum. »Das bedeutet noch nicht, dass unsere Schmuggler auf dem Weg zum Dunklen Nest sind.«
»Eine bessere Erklärung fällt mir nicht ein«, sagte Luke.
»So? Was soll das Dunkle Nest denn mit Hyperantriebs-Kühlflüssigkeit anfangen? Und mit so viel Reaktortreibstoff?«
»Das weiß ich noch nicht«, erwiderte Luke. »Und genau das macht mir Angst.«
Han umfuhr die Krone des gefällten Baums und war der Grund für eine Kakofonie erschrockenen Summens, als er beinahe in eine Kolonne Saras-Holzfäller gefahren wäre, die auf den Baum zueilte. Ein paar Insekten hatten moderne Laserschneider, aber die meisten waren nur mit primitiven Kettensägen ausgerüstet - oder sogar mit langen, doppelseitigen Handsägen. C-3PO summte eine höfliche Entschuldigung, dann öffneten die Killiks eine Lücke in ihrer Reihe, und Han lenkte den Landspeeder in die Richtung, in der der Hoverschlitten verschwunden war.
»Verdammt!«, sagte Luke, der immer noch auf den Datenblock hinuntersah. »Wir haben das Signal verloren.«
»Das macht nichts«, sagte Han. Er brachte den Landspeeder auf einen tief in die Landschaft gekerbten Pfad - es war nicht wirklich eine Straße -, der in die gleiche Richtung führte, in der die Schmuggler verschwunden waren. »Ich folge einfach meiner Nase.«
»Deiner Nase?« Luke blickte auf, dann sagte er: »Oh.«
Der Weg führte sie über einen Hügel, dann blickten sie in ein schlammiges Tal mit riesigen Baumstümpfen. Die Schmuggler, vier Aqualish und ein Neimoidianer mit flachem Gesicht, befanden sich etwa dreihundert Meter hangabwärts vor den eingestürzten Grundmauern von etwas, das einmal ein sehr großes Gebäude gewesen sein musste. Die Aqualish hatten einen der Treibstoffbehälter auf einen Hamogoni-Stumpf gewuchtet, der zwei Meter hoch war und den Umfang der Schubdüse eines Sternenzerstörers hatte. Der Neimoidianer -anscheinend der Anführer der Schmuggler - stand neben dem Fass und sprach zu einem halben Dutzend Killiks. An ihren borstigen Fühlern, den mit Stacheln versehenen und gewaltigen gebogenen Fresswerkzeugen und dem dunkelblauen Chitin konnte man deutlich erkennen, dass es sich um Gorog handelte - um Angehörige des Dunklen Nests.
Der Neimoidianer hielt etwas, das er zwischen Daumen und Zeigefinger hielt, hoch ins Licht, um es sich genauer anzusehen, dann nickte er und schob den Gegenstand in einen Beutel unter seinem Gewand. Das Insekt, das ihm am nächsten stand, reichte ihm noch etwas, und er untersuchte auch diesen Gegenstand.
Han lenkte den Landspeeder hinter einen riesigen Baumstumpf und brachte ihn zum Stehen. »Manchmal kann ich es nicht ausstehen, wenn du recht hast«, sagte er zu Luke. »Und ich werde nicht mit dir in irgendwelche Käferlöcher kriechen. Davon habe ich genug.«
Luke grinste schmal. »Klar doch.«