»Das meine ich ernst«, warnte Han. »Wenn du da hingehst, gehst du alleine.«
»Selbstverständlich, Han.«
Luke nahm ein Elektrofernglas aus der Konsole des Landspeeders. dann stieg er aus und verschwand um den Baumstumpf. Han schaltete das Fahrzeug ab und wies C-3PO an, es zu bewachen, dann ging er zu Luke, der hinter einer Seitenwurzel stand, die so hoch war. dass er sich auf die Zehenspitzen stellen musste, um darüber hinwegspähen zu können.
»Interessant«, sagte Luke. Er reichte seinem Schwager das Fernglas. »Sieh selbst.«
Han stellte das Fernglas scharf. Der Neimoidianer untersuchte gerade eine rötlich braune Masse von ungefähr der Größe eines Menschendaumens, vage tränenförmig und so durchsichtig, dass Han in der Mitte des Gegenstands einen winzigen Lichtschimmer erkennen konnte. Nachdem er den Brocken einen Moment betrachtet hatte, ließ der Neimoidianer ihn in den Beutel fallen und streckte die Hand nach mehr aus. Der Gorog. der ihm am nächsten war. reichte ihm eine weitere Kugel, diesmal so trüb, dass der Neimoidianer sie nicht einmal ins Licht hob. bevor er sie beiseitewarf.
»Sternenbernstein?«, fragte Hau und senkte das Fernglas wieder.
Luke nickte. »Zumindest wissen wir jetzt, wo er.« Er wirbelte zu ihrem Landspeeder herum und legte die Hand ans Lichtschwert, dann beendete er den Satz im Flüsterton ».hergekommen ist.«
»Warum Flüsterst du?«. flüsterte Han. Er zog seinen Blaster. »Ich kann es nicht ausstehen, wenn du flüsterst.«
Luke hob den Finger an die Lippen, dann schlich er um die Wurzel, hinter der sie sich versteckt hatten, und weiter um den Stumpf herum, weg von ihrem Landspeeder. Hau folgte ihm, das Fernglas in der einen Hand und den Blaster in der anderen. Ihr Weg brachte sie direkt ins Blickfeld der Schmuggler und der Insekten weiter unten am Hang. Luke schnippte mit den Fingern, und die gesamte Gruppe führ herum und starrte sie an. Han wollte seinen Schwager gerade bezichtigen zu schummeln, aber in diesem Augenblick erklang C-3POs Stimme aus ihren Komlinks.
»Achtung, Meister Luke! Sie versuchen.«
Die Warnung endete in metallischen Schepperlauten. Ein lautes Krachen hallte im Tal wider, und hinter dem Stumpf stieg schwarzer Rauch auf. Han kletterte über eine weitere Seitenwurzel und rannte hinter Luke den Rest des Wegs um den Stumpf herum.
Vorsichtig näherten sie sich der Rückseite des qualmenden Landspeederwracks, das umgeben war von Pfützen aus Treibstoff und Kühlflüssigkeit, die den halben Stumpf hinaufgespritzt waren. G-3PO stand zwei Meter vor dem Fahrzeug, sah rußig und versengt aus und beugte sich vor, um um den Stumpf herumzuspähen. R2-D2 hatte sich mithilfe seines Düsenantriebs auf die Oberseite des Stumpfs befördert und rollte nun am Rand entlang. Er hatte einen Arm mit einem Spiegel ausgefahren, um sich etwas anzusehen, das sich am Fuß des Stumpfs bewegte.
Luke gab Han ein Zeichen, weiter um den Stumpf herumzugehen, dann vollzog er einen Machtsprung hinauf zu R2-D2. Han schlich sich hinter C-3PO.
»Ich bin hier, 3PO«. flüsterte er. »Was haben wir denn.«
C-3PO richtete sich auf und drehte sich zu ihm um. »Was für eine Erleichterung!«, rief er. »Ich hatte schon befürchtet, dass sie Sie von hinten überfallen würden.«
Ein vertrautes Rascheln erklang von weiter unten am Hang, aus einem Bereich, den man vom Stumpf aus nicht sehen konnte, und Han wurde plötzlich übel.
»Danke für die Warnung«, knurrte er. Er drückte C-3PO das Elektrofernglas in die Hand und suchte nahe dem Stumpf Deckung. »Zurück, sofort!«
Es war Han gerade erst gelungen, sich halbwegs in ein kleines Loch zu knien, als bereits sechs Gorog-Killiks in Sicht kamen. Er hatte das inzwischen zwar erwartet, aber recht zu behalten bewirkte nur, dass ihm noch schlechter wurde. Er konnte Käfer einfach nicht ausstehen. Nicht, seit diese verrückten Kamarianer ihn bis Regulgo verfolgt hatten. Aber daran durfte er jetzt wirklich nicht denken, nicht wenn er sich weiterhin unter Kontrolle haben wollte.
»Also gut, Leute, bleibt stehen und lasst diese.« Han zögerte, als er erkannte, dass die Insekten nicht mit Blasterpistolen bewaffnet waren. ». diese Magnetimpulsgewehre fallen und sagt mir. warum ihr meinen Landspeeder beschossen habt.«
Die Gorog begannen zu summen, hoben die Waffen und drehten sich zu ihm um.
»Du weißt, warum«, übersetzte C-3F0. »Der Nachtherold hat dir gesagt, du sollst dich nicht in Gorogs Angelegenheiten einmischen.«
»Zu dumm.« Han zielte mit seinem DL-44 auf den Kopf des Käfers, der ihm am nächsten war. »Und jetzt bleibt sofort stehen.«
Das taten sie selbstverständlich nicht, und Han schoss dem ersten Insekt in den Kopf, sobald es auf ihn zielte. Er brannte dem zweiten Käfer ein Loch in den Thorax, als dieser seinen Waffenarm ausstreckte, dann landete Luke mit leuchtendem Lichtschwert hinter der Gruppe. Die Klinge surrte ein paarmal, und zwei weitere Gorog fielen. Dann wurden sauer riechende Rindensplitter aus dem Stumpf gerissen, als die überlebenden Insekten ihre ersten Schüsse abgaben. Han schoss zurück, Lukes Klinge zuckte abermals, und die letzten beiden Insekten brachen zusammen.
Han richtete sich auf, den Blaster in beiden Händen, und Luke senkte die Klinge und drehte sich langsam im Kreis, wobei er sich die Käferleichen ansah. Er war beinahe damit fertig, als er plötzlich taumelte und dann das Lichtschwert abrupt abschaltete. »Verdammt!«
»Was ist denn?« Han machte einen Schritt vorwärts. »Ich habe dich doch nicht mit einem Querschläger getroffen, oder?«
Luke drehte sich um und verzog das Gesicht. »Da bin ich schon ein wenig besser, Han.« Er hob seinen von Schleim überzogenen Stiefel und kratzte die Sohle an den Fresswerkzeugen eines Gorog sauber, dann sagte er: »Sie sind alle tot. Ich hatte gehofft, von einem von ihnen eine Antwort zu bekommen.«
R2-D2 zirpte oben auf dem Baumstumpf, dann rollte er hin und her.
»Was ist denn. R2?«. fragte Luke.
»Er sagt, Sie können vielleicht einen der sechs fragen, die mit den Schmugglern gesprochen haben«, übersetzte C-3PO hilfreich. »Sie sind jetzt auf dem Weg den Hang herauf.«
»Ja, aber ich glaube nicht, dass sie herkommen, um sich mit uns zu unterhalten«, wandte Han ein.
Die beiden Männer überzeugten sich noch rasch, dass es keine weiteren Killik-Gruppen gab, die sie überraschen würden, dann kehrten sie in ihr ursprüngliches Versteck zurück. Die sechs Gorog kletterten mit gezogenen Waffen den Hang herauf. Die vier Aqualish-Schmuggler hatten G-9-Powerblas-ter gezückt, knieten auf ihrem Hoverschlitten hinter den Behältern mit Reaktortreibstoff und zielten auf den Hang, um den Insekten Deckung zu geben. Der Neimoidianer floh gerade auf die andere Seite der Ruine des alten Gebäudes.
»Ich kümmere mich um die Schmuggler.« Luke ging auf das flachere Ende der Wurzel zu. »Übernimm du die Gorog - und vergiss nicht, einer sollte überleben. Ich will herausfinden, wofür sie den Reaktortreibstoff brauchen.«
Han packte ihn am Arm. »Diese Käfer haben Magnetimpulsgewehre«, sagte er. »Vielleicht sollten wir lieber fliehen. Du weißt doch, wie das Dunkle Nest ist. Sobald wir wieder auf der anderen Hügelseite bei den Holzfällern sind, werden sie sich nicht mehr blicken lassen.«
»Ich mache mir keine Sorgen, Han«. sagte Luke. »Du gibst mir schließlich Deckung.«
»Sieh mal, Junge, ich habe nicht die gleiche Reichweite wie sie«, sagte Han. »Und dein Lichtschwert wird gegen die Kugeln auch nicht viel ausrichten.«
»Es wird schon gut gehen.«
Luke schlich an der Wurzel entlang, bis sie ihm nur noch von der Brust abwärts Deckung gab. Der Abhang explodierte in einem Strom von Blastergeschossen und magnetisch beschleunigten Projektilen.
Han verfluchte Lukes deplatzierten Optimismus und schoss zurück. Seine Schüsse verfehlten ihr Ziel entweder oder lösten sich knisternd in Nichts auf, bevor sie die Insekten erreichten, aber wenigstens gaben sie den Käfern etwas zu denken. Die meisten Magnetimpulskugeln landeten harmlos im Schlammboden, und die wenigen, die das nicht taten, flogen hoch über sie hinweg.
Die Powerblaster waren eine andere Geschichte. Ihre Geschosse zischten mit beunruhigender Genauigkeit in die andere Seite der Wurzel, und bald schon war die Luft voller Rauch und Holzsplitter. Han schoss ein paarmal auf die Aqualish, weil er sehen wollte, ob er sie so erschrecken konnte, dass sie die Köpfe einzogen, aber sie zuckten nicht einmal mit der Wimper. Dafür quoll mehr und mehr Rauch durch Löcher auf Hans und Lukes Seite der Wurzel.
Dann streckte Luke eine Hand zu dem Stumpf hinter den Schmugglern aus, und der Behälter, den sie bereits abgeladen hatten, erhob sich in die Luft und fiel krachend mitten auf den Hoverschlitten. Mehrere andere Behälter zerbrachen, und Hunderte Liter Kühlflüssigkeit und Dutzende meterlange graue Stangen landeten auf dem Boden. Die Aqualish hörten auf zu schießen, sprangen vom Schlitten und flohen in die gleiche Richtung wie zuvor der Neimoidianer.
Die Gorog schauten kurz über die Schulter, dann summten sie zornig. Han glaubte einen Moment, sie würden sich auf sie stürzen, aber vier von ihnen schwärmten einfach auf dem Hang aus und gingen in Deckung. Die anderen beiden eilten zurück zum Hoverschlitten.
»Sind die verrückt?«, keuchte Han. »Wenn diese Stangen auch nur zehn Minuten an der Luft sind, fangen sie an zu glühen.«
»Das ist Gorog gleich. Es will diesen Treibstoff unbedingt haben.« Luke kehrte wieder vollständig in die Deckung der Wurzel zurück. »Wenn der Sender, den wir ihnen angeklebt haben, immer noch funktioniert.«
»Laufen Sie um Ihr Leben!« C-3PO kam in vollem Tempo um den Baumstumpf und fuchtelte mit dem Elektrofernglas, das Han ihm zuvor gegeben hatte. »Das ist unser Untergang!«
»Untergang?« Han trat hinter der Wurzel vor. um den Droiden aufzuhalten - und hätte beinahe den Kopf verloren, als eine Kugel aus einem der Gewehre an seinem Ohr vorbeizischte. Er sprang wieder hinter die Wurzel und zog G-3PO mit sich. »Wovon redest du?«
C-3PO drehte sich um und zeigte in Richtung des LandSpenders. »Der Fizz! Der Schaum frisst den Landspeeder!«
»Der Fizz?«, fragte Han. »Hier draußen?«
»Vielleicht haben wir ihn mitgebracht«, spekulierte C-3PO.
Sie hörten ein erschrockenes Pfeifen von oben, dann rollte sich R2-D2 einfach vom Rand des Stumpfs.
Er wäre auf ihren Köpfen gelandet, hätte Luke ihn nicht mithilfe der Macht aufgefangen. Er setzte den kleinen Droiden sanft auf dem Boden ab, dann beugte er sich vor. »Was ist denn los mit dir, R2? Du hättest jemandem wehtun können.«
R2-D2 pfiff eine ausführliche Antwort.
»R2 sagt, das sei wahrscheinlich egal«, übersetzte G-3PO. »Es besteht ohnehin eine dreiundsiebzigprozentige Chance, dass wir uns bereits zersetzen.«
»Komm schon.« Obwohl R2-D2 für gewöhnlich nicht zu düsteren Prophezeiungen neigte, versuchte Han. sich von dieser Beurteilung der Situation nicht erschüttern zu lassen. Trotz der behelfsmäßigen Reparaturen, die Luke an der Persönlichkeit des kleinen Droiden vorgenommen hatte, benahm er sich immer noch so seltsam wie ein Defel auf der Sonnenbank. »So schlimm kann es doch nicht sein. Ich war gerade erst dort und ich habe keinen Schaum gesehen.«
R2-D2 gab ein kurzes Zirpen von sich.
»R2 schlägt vor, dass Sie es sich selbst ansehen«, übersetzte C-3PG. »Obwohl ich das nicht für eine besonders gute Idee halte. Es ist überall auf dem Boden.«
»Auf dem Boden?« Han dachte stirnrunzelnd nach. »Unter dem Landspeeder? Wo all der Treibstoff ausgelaufen ist?«
»Genau«, antwortete C-3PO. »Und es breitet sich schnell aus. Ich wäre nicht überrascht, wenn es inzwischen den gesamten Landspeeder verschlungen hätte.«
»Na wunderbar.« Luke drehte sich um und ging auf den Landspeeder zu. »Ich habe die Ausrüstung zum Verfolgen des Peilsenders auf dem Beifahrersitz gelassen.«
»Warte.« Han hielt ihn an seinem Gewand fest. »Ich glaube nicht, dass es darauf noch ankommt.«
Luke blieb stehen, drehte sich aber nicht um. »Nein?«
»Nicht, wenn das, was ich denke, stimmt.« Han steckte den Blaster ins Holster und streckte die Hand in Richtung C-3PO aus. »3PO, gib mir das Fernglas.«
Der Droide schaute nach unten, sichtlich verblüfft, dass er das Glas offenbar immer noch in der Hand hielt, dann reichte er es Hau. »Selbstverständlich, Captain Solo - obwohl ich wirklich nicht annehme, dass Sie das Signal auf diese Weise verfolgen können. Sobald der Hoverschlitten nicht mehr zu sehen ist. wird es Ihnen nichts mehr nützen.«
»Ich glaube nicht, dass der Hoverschlitten aus meinem Blickfeld verschwinden wird.«
Han spähte über den Rand der Wurzel und stellte fest, dass die vier Gorog immer noch die Stellung hielten. Die beiden anderen hatten den Hoverschlitten erreicht und benutzten ihre bloßen Zangen, um die herausgefallenen Treibstoffstangen wieder in den Frachtbereich zu laden. Han schaltete das Elektrofernglas auf volle Stärke, dann hob er es an die Augen und sah sich den Boden unter dem Hoverschlitten an.
Luke trat neben ihn. »Wonach suchst du?«
»Das sage ich dir in einer Minute«, versprach Han. »falls ich mich irren sollte und etwas erfinden muss, um mich nicht zu blamieren.«
Eine Reihe lauter Schläge erklang, als weitere Kugeln die Wurzel trafen, und Han zuckte so heftig zusammen, dass er sich das Fernglas gegen die Wangenknochen rammte. Er hörte auf, sich auf die Wurzel zu stützen, schaute aber weiter durchs Glas.
»Ah. Han, vielleicht könnten wir einen besseren Beobachtungsposten finden?«, schlug Luke vor. »Hier wird es langsam gefährlich.«
»Ich mache mir keine Sorgen. Junge«, sagte Han. »Du kannst mir Deckung geben.«
»Sehr komisch«, erwiderte Luke. »Aber meine Reichweite
mit einem Blaster ist nicht viel besser als deine.«
»Schon in Ordnung.« Han betrachtete weiterhin forschend den Boden unter dem Hoverschlitten. »Ich verlasse mich auf dich.«
Luke seufzte, aber er zog seinen Blaster und erwiderte das Feuer. Er traf offenbar, denn es schlugen fast keine Kugeln mehr ein. Hans Arme fingen an zu schmerzen, weil er das Elektrofernglas so lange hochhielt. Also stützte er die Hände wieder auf die Wurzel und sah weiter zu.
Die Gorog hatten den Hoverschlitten beinahe fertig beladen, als plötzlich einer seine Treibstoffstangen fallen ließ und in den Frachtraum sprang. Die Insekten fingen an, die Stangen genauer zu untersuchen, und Han war einen Moment unsicher, bis sie eine weitere Stange zurück auf den Boden warfen. Sie landete beinahe senkrecht zu ihm. sodass er einen silbernen Schimmer an einer Seite der ansonsten mattgrauen Oberfläche sehen konnte.
Han lächelte zufrieden, dann trat er von der Wurzel zurück und reichte Luke das Elektrofernglas. »Sieh dir das an!«
Sie tauschten Fernglas und Blaster, und Han begann, mit dem einzigen überlebenden Gorog Schüsse auszutauschen. Irgendwie verfehlten Hans Schüsse das Ziel immer um mindestens dreißig Meter.
Einen Moment später sagte Luke: »Das ist es also, was du meintest Der Fizz.«
»Beinahe«, sagte Han. »Achte mal darauf, wo keiner ist.«
»Du meinst, auf den Steinen dieser alten Fundamente?«, fragte Luke.
»Und auf den Baumstümpfen«, bestätigte Han. »Wenn es hier überall im Boden ist, wie kommt es dann, dass es diesen Sachen nichts tut? Wie kommt es, dass es nur unseren Landspeeder angreift, die Kühlflüssigkeit und diese Treibstoffstangen, die aus dem Hoverschlitten gefallen sind?«
Luke senkte das Fernglas und starrte Han an. »Weil sie die Umwelt vergiften?«
Han nickte. »Es greift nur an, was Woteba angreift«, sagte er. »Es ist ein Verteidigungssystem des Planeten.«
Die dampfende Luft im Wellnessbereich roch nach Mineralschlamm und Porenreiniger, und aus den Lautsprechern kamen die entspannenden Klänge einer klassischen Feeg-Harfen-Sonate, die aber nicht vollkommen das leise Schwirren und Klimpern des lovolanischen Kosmetikdroiden übertönen konnten, der in einer Ecke des Raums installiert war. In dem eingebauten Ruhesessel des Droiden lag eine in Algen gewickelte Mumie mit einer Schlammmaske, von der Jacen annahm, dass es sich um Tenel Kas Großmutter Ta'a Chume handelte. Eine sich wellenförmig bewegende Massagehaube knetete ihre Kopfhaut, und zwei durchscheinende Sterne - offensichtlich kleine Meeresgeschöpfe mit Tentakeln - bedeckten ihre Lider. Es gab sogar einen Getränkespender, der sein Mundstück zu ihren Lippen bewegte, da ihre Hände in automatischen Manikürehandschuhen steckten.
Da Jacen keine weiteren Lebewesen in der Nähe spürte, betrat er den Wellnessbereich. Dabei kam er an einer Reihe abgesenkter Becken mit blubberndem Schlamm, Wasser und etwas, das aussah wie rosa Huttschleim, vorbei, bis er schließlich neben dem Droiden stehen blieb. Ta'a Chume ließ sich nicht anmerken, ob sie seine Anwesenheit spürte, und einen Augenblick dachte er darüber nach, ob er seine Tochter nicht am besten schützen könnte, indem er Ta'a Chumes Leben einfach ein Ende setzte. Sie hatte es ganz bestimmt verdient. Sie hatte schon vor Jacens und Tenel Kas Geburt Leute umgebracht, die ihr im Weg waren, und derzeit stand sie wegen der Vergiftung von Tenel Kas Mutter unter Hausarrest.
Einmal hatte Ta'a Chume sogar versucht, Jacens Mutter umbringen zu lassen.
Aber Tenel Ka hatte ihn gebeten, die alte Frau nicht zu töten, und erklärt, sie werde sich auf ihre eigene Art und Weise um den Verrat ihrer Großmutter kümmern. Jacen nahm an, dass es sich dabei um ein sehr langes und öffentliches Gerichtsverfahren handelte, aber dabei bestand die Gefahr, dass Ta'a Chume freigesprochen würde, weil es keine stichhaltigen Beweise gab. Jacen hatte schlicht und ergreifend nicht vor. ein solches Risiko einzugehen, wenn das Leben seiner Tochter auf dem Spiel stand.
Er nahm das Lichtschwert vom Gürtel, aktivierte die Klinge aber nicht. »Ich sehe. Sie machen das Beste aus ihrem Hausarrest, Ta'a Chume.«
Ein Loch erschien in der Schlammmaske, als Ta'a Chume den Mund aufriss, dann zerrte sie die Massagehaube weg und hob den Kopf. Die Meeresgeschöpfe verließen ihre Lider, rutschten ihre Wangen hinunter und hinterließen dabei helle Spuren in der Schlammmaske.
»Jacen Solo«, sagte Ta'a Chume. »Ich würde ja fragen, wie Sie sich in meine Privatgemächer schleichen konnten - aber so etwas tun Jedi nun einmal, oder?«
»Unter anderem.« Als ihm auffiel, dass sie die Hände noch nicht aus den Manikürehandschuhen genommen hatte, sagte er: »Sie können Hilfssignale aussenden, so viel Sie wollen - ihre Leibwächter werden ohnehin nicht kommen -, aber bitte versuchen Sie nicht, diesen kleinen Blaster auf mich zu richten. Ich habe Tenel Ka versprochen, Sie nicht umzubringen, und es würde mich sehr ärgern, wenn ich mein Wort brechen müsste.«
Ta'a Chumes Augen hatten plötzlich ein blasseres Grün, aber sie ließ die Schlammmaske mit einem überlegenen Lächeln zerreißen. »Wie schade - als ich Sie mit Ihrem Lichtschwert da stehen sah. dachte ich schon, meine Enkelin habe endlich Rückgrat entwickelt.«
»Wenn es Tenel Ka an Mut fehlte, wären Sie gestorben, ohne auch nur zu wissen, dass ich da war«, erwiderte Jacen. »Stattdessen will sie das Risiko eingehen, Sie für eine öffentliche Verhandlung am Leben zu lassen. Das Sicherheitsteam wird bald eintreffen. Ich habe dafür gesorgt, dass sie niemanden umbringen müssen, um zu Ihnen zu kommen.«
Nun wirkten Ta'a Chumes Schultern nicht mehr so angespannt. »Wie ausgesprochen rücksichtsvoll von Ihnen.« Ein tückisches Leuchten trat in ihre Augen, dann nahm sie langsam die Hand aus dem Manikürehandschuh und ließ einen kleinen Blaster auf den Boden fallen. »Hätten Sie etwas dagegen, mir zu sagen, warum?«
»Sie wissen, warum«, sagte Jacen. Ta'a Chume spielte mit ihm. Er konnte es in ihrer Präsenz ebenso deutlich spüren, wie er es in ihrer Stimme hörte, aber er kam nicht auf den Grund. »Sie haben versucht, Tenel Kas Tochter zu töten.«
Ta'a Chume strahlte Zorn in die Macht aus, aber ihre Stimme klang eher bekümmert. »Die Königinmutter hat ein Kind?« Sie nahm die zweite Hand aus dem Manikürehandschuh und drückte die Finger an die Schläfen. »Und sie lässt sich nicht einmal dazu herab, es ihrer eigenen Großmutter zu erzählen?«
Jacen verzog das Gesicht. »Sie können mich nicht täuschen. Ich kann Ihre wahren Gefühle in der Macht spüren.«
»Dann spüren Sie sicher auch, wie schockiert ich bin - und wie besorgt.« Ta'a Chume senkte die Hände und sah ihn an. Ihr Blick blieb an seiner Brust hängen, folgte den Säumen des Gewands, verharrte an jeder Falte. »Selbstverständlich habe ich etwas dagegen, auf Befehl meiner eigenen Enkelin eingesperrt zu werden, aber ich wünsche ihr ganz bestimmt nichts Böses - und ich habe erst recht nichts damit zu tun!«
Nun verstand Jacen endlich. »Ich habe keine Cam, Ta'a Chume.« Er zog sein Gewand an der Brust auseinander, um ihr zu zeigen, dass er keine Aufnahmeausrüstung trug. »Ich suche nach Antworten auf meine eigenen Fragen - nicht nach Beweisen im Auftrag von Tenel Ka.«
»Das hätte ich auch niemals angenommen, Jedi Solo. Aber ich hoffe wirklich, wenn Sie meine Enkelin wiedersehen, werden Sie so freundlich sein, ihr auszurichten, wie sehr ich mich um sie und ihre Tochter sorge.« Ta'a Chume blickte auf und klimperte mit den Wimpern. »Ach ja, und Sie wissen nicht zufällig, wer der Vater ist?«
Die Selbstzufriedenheit in ihrer Stimme war so überdeutlich, als wollte sie Jacen necken und ihm zeigen, dass er sie bei diesem Spiel niemals schlagen würde - und das machte ihn wütend.
»Ich.« Jacen ging zur Rückseite des Kosmetikdroiden und nutzte die Macht, um Ta'a Chume wieder auf den Sessel zurückzudrücken. »Und ich bin sehr entschlossen, meine Tochter zu schützen.«
Jetzt wurde Ta'a Chume nervös. »Was machen Sie da?«
»Ich möchte ein paar Antworten hören, und wir haben nicht viel Zeit, bis das Sicherheitsteam eintrifft.« Jacen wischte die Massagehaube beiseite, dann schob er die Finger in Ta 'a Chumes rotgefärbtes Haar und massierte ihre Kopfhaut. »Wir können es uns einfach machen.« Er drückte die Daumen gegen ihre Schädelbasis, dann entsandte er ein winziges bisschen Machtenergie in ihr Hirn. ». oder wir machen es auf die harte Tour.«
Ta'a Chume keuchte vor Schmerz, dann sagte sie: »Sie sind ein Jedi! Sie dürfen so etwas nicht tun!«
»Selbstverständlich darf ich«, sagte Jacen. »Die Jedi haben im Krieg gegen die Yuuzhan Vong ein paar neue Tricks gelernt. Haben Sie davon etwa nicht gehört?«
Jacen spürte eine Warnung von Ben, den er zusammen mit dem Skiff vor Ta'a Chumes Anwesen versteckt hatte, dann hörte er ein entferntes Krachen, als Tenel Kas Sicherheitsteam das Haupttor aufsprengte.
Ta'a Chume drehte den Kopf in Richtung des Lärms, und Jacen wusste, dass sie glaubte, die Sicherheitsleute würden sie retten. Dass sie ihre Geheimnisse behalten könnte, wenn sie nur lange genug aushielte.
Abermals entsandte er Machtenergie in ihren Kopf. Diesmal hörte er nicht sofort wieder auf. Er ergoss mehr Machtenergie in Ta'a Chumes Kopf, drängte sich hinter der Energie hinein und breitete seine eigene Machtpräsenz in ihrem Geist aus. Er war nicht so vertraut mit dieser Technik wie Raynar -tatsächlich war er nicht einmal sicher, ob es sich um die gleiche Technik handelte -, aber es genügte, um eine überraschte alte Frau zu überwältigen, die nicht wusste, wie man die Macht einsetzte.
Ta'a Chume stieß einen lang gezogenen Schrei aus. Als er verklang, spürte Jacen, wie ihr Widerstand nachließ. Draußen auf dem Palastgelände schrien die Sicherheitsleute Ta'a Chumes Dienern Befehle zu.
Jacen ignorierte den Lärm und beugte sich näher an Ta'a Chumes Ohr. »Als Erstes möchte ich wissen, warum.«
Ta'a Chume versuchte sich zu widersetzen. »Warum was.?« Jacen drängte intensiver, und sie sagte: »Sie haben doch nicht wirklich angenommen, ich würde zulassen, dass ein Kind zweier Jedi Anspruch auf den Thron erheben kann? Hapes wird niemals ein Jedi-Königreich werden!«
»Ich glaube auch nicht, dass Tenel Ka so etwas vorhat.«
»Ich mache mir mehr Gedanken, was Ihre Pläne angeht«, sagte Ta'a Chume. »Sie haben Tenel Ka bereits überredet, eine hapanische Flotte in einem Konflikt einzusetzen, der uns nichts anging. Ich werde nicht zulassen, dass Sie das Hapes-Konsortium zu einem Werkzeug der Jedi machen.«
»Sehen Sie? Das war doch gar nicht so schwer. Und jetzt erzählen Sie mir vom Dunklen Nest.«
»Das Dunkle Nest?«
»Die Gorog«. sagte Jacen. Es fühlte sich an, als habe sie die Frage ehrlich verwirrt. »Die Killiks. Wie haben Sie sie dazu gebracht, das Baby anzugreifen?«
Mehr gedämpftes Krachen war zu hören, nun im Palast selbst, und Ta'a Chume begann wieder zu hoffen, dass sie durchhalten könnte.
»Ich weiß nicht.«
Jacen dehnte seine Präsenz aus.
»Sie kamen, um sich mit mir zu treffen!«, rief sie. »Sie waren verärgert über Tenel Kas Einmischung bei Qoribu und sie wussten, dass ich Grund hatte, den Tod meiner Enkelin zu wünschen.«
Das klang logisch. Das Dunkle Nest hatte gehofft, seinen Einfluss in der Kolonie zu erweitern - und die Kolonie ins Chiss-Territorium auszudehnen -, und bewusst versucht, einen Krieg mit den Chiss zu beginnen. Aber er konnte auch spüren, dass Ta'a Chume sich anstrengte, etwas zurückzuhalten, etwas ungesagt zu lassen. Er tauchte noch tiefer in ihren Geist ein. Sie schrie auf, und etwas entglitt, wie wenn sich eine Hand von einem Seil löst, aber Jacen machte weiter. Er musste wissen, was das Dunkle Nest vorhatte.
»Die Gorog. haben sich geirrt«, sagte Ta'a Chume. »Ich will nicht, dass Tenel Ka stirbt. Jedenfalls nicht. bevor ich in einer besseren Position bin. den Thron wieder zu besteigen.«
»Aber Ihre Spione haben Ihnen von dem Baby erzählt«, spekulierte Jacen. »Und Sie wollten, dass es stirbt.«
»Also habe ich Gorog erzählt. dass es sogar noch besser wäre. Tenel Kas Tochter zu töten.« Wieder versuchte Ta'a Chume. sich zu bremsen, aber Jacen drängte so heftig, dass sie ihren eigenen Geist nicht mehr beherrschen konnte. »Aber das hatte nichts mit Rache zu tun. Ich musste einen Handel mit ihnen abschließen, damit. damit sie das Kind töten und nicht Tenel Ka.«
Nun waren Männerstimmen zu hören. Tenel Kas Sicherheitsteam eilte die Palasttreppen herauf. Jacen hatte bereits dafür gesorgt, dass sie auf keinen Widerstand stießen, also würden sie jedes Stockwerk nur oberflächlich durchsuchen müssen, bevor sie zum nächsten gingen, und entsprechend bald eintreffen.
»Wie lauteten die Bedingungen?«, fragte Jacen.
Obwohl das Sicherheitsteam nun sehr nahe war, versuchte Ta'a Chume nicht einmal mehr, sich zu widersetzen. Ihr Zugriff auf ihren eigenen Geist war zu schwach.
»Sie wollten. Navicomputer-Technologie«, sagte sie.
»Navicomputer?« Jacen konnte sich nicht vorstellen, was das Dunkle Nest ausgerechnet damit anfangen wollte. »Um innerhalb des Systems zu fliegen?«
»Nein«, sagte Ta'a Chume. »Für den Hyperraum.«
»Warum?«, fragte Jacen. »Killiks bauen keine hyperraumtauglichen Schiffe. Sie mieten Transporter.«
»Sie haben es mir nicht gesagt, und ich habe nicht gefragt«, antwortete Ta'a Chume. »Es ging um einen politischen Handel, nicht um eine Ehe.«
Jacen hätte sie noch weiter bedrängt, aber er spürte, dass sie die Wahrheit sagte. Ihr war es gleich gewesen, warum die Gorog diese Technologie haben wollten, solange sie nur Tenel Kas Baby töteten. Er musste sich zwingen, seine Finger von Ta'a Chumes Hals zu nehmen. Sie hatten begonnen, fester zuzudrücken.
Ein dumpfer Schlag ertönte vor der äußeren Tür von Ta'a Chumes Privatgemächern, und eine Lautsprecherstimme wies sie an. die Schlösser zu deaktivieren und sich auf den Boden zu legen. Jacens Verhör ging dein Ende zu - und Ta'a Chume wusste das. Er spürte, wie sie wieder gegen ihn ankämpfte, wie sie angestrengt versuchte, ihren Geist wieder unter ihre Kontrolle zu bekommen.
»Nur noch eine Frage«, sagte er. »Wird es noch weitere Angriffe auf meine Tochter geben?«
»Nicht auf Ihre Tochter, nein.« Ta'a Chume log - Jacen konnte spüren, dass sie niemals aufgeben würde und hoffte und erwartete, dass das Dunkle Nest ebenfalls weitermachen werde -, aber er sprach sie nicht darauf an. Da gab es noch etwas, etwas, das sie ihn unbedingt wissen lassen wollte. »Ihre Tochter sollte nicht Ihre einzige Sorge sein.«
»Ich höre«, sagte Jacen.
»Ich habe Hapes nicht all die Jahre beherrscht, weil ich dumm wäre«, verkündete Ta'a Chume. »Ich wusste, Sie und Tenel Ka würden herausfinden, wer Ihre Tochter angegriffen hat - und ich wusste, dass Sie mich jagen würden.«
Ein lauter Schlag ertönte von der Außentür des Flügels.
»Wir haben keine Zeit mehr«, sagte Jacen, »Geben Sie mir einen einzigen Grund, Sie nicht umzubringen, oder.«
»Wenn ich sterbe, wird Tenel Ka das Ziel sein. Wenn man mich einsperrt, wenn ich entehrt werde. ist Tenel Ka das nächste Ziel.« Ta'a Chume entzog sich Jacens Händen, dann drehte sie sich um und sah ihn an. »Wenn Sie wollen, dass Ihre Tochter mit einer Mutter aufwächst, Jacen, müssen Sie mich verschonen. Das ist die einzige Möglichkeit.«
Jacens Zorn verwandelte sich plötzlich in etwas anderes -etwas Kaltes und Berechnendes. »Nicht ganz«, erwiderte er. »Es gibt noch eine andere.« Er packte Ta'a Chume an den Schultern und drückte sie auf den Ruhesessel zurück. Und als bereits die gedämpften Geräusche von Stiefeln in den äußeren Räumen des Gewirrs ihrer Gemächer zu hören waren, ergoss er heiße, knisternde Machtenergie in ihren Kopf und drückte fest und gewaltsam mit seiner eigenen Präsenz nach, bis sie beide über das Hirn der alten Frau hinausschössen. Ta'a Chume stieß einen letzten Schrei aus, als fiele sie, und tatsächlich fiel sie in die Tiefen ihres Geistes, in die Dunkelheit einer Seele, die nie geliebt hatte, der immer nur Macht und Reichtum und Herrschaft wichtig gewesen war. und es blieb nur eine qualmende, schwarze Leere zurück, umgeben von zerrissenen Neuronen und vertrockneten Dendriten, und ein gebrochenes, zerborstenes Hirn.
Jacen fand sich plötzlich außerhalb von Ta'a Chume wieder, aber auch von sich selbst, ein passiver Beobachter außerhalb jeder Zeit. Seine Präsenz erfüllte den gesamten Raum, den gesamten Palast, wurde Zeuge von etwas, das er nicht beherrschen konnte. Er sah den Hapes-Cluster und die gesamte Galaxis, und alles brannte - nicht nur die Sonnen, sondern auch Planeten. Monde und Asteroiden, jeder Fleck Stein oder Staub, der fest genug war, um den Fuß eines fühlenden Wesens zu tragen. Und die Feuer bewegten sich auf winzigen Flackernden Nadeln von lonenausstößen von Ort zu Ort weiter, wurden entfacht von Fackeln, die Menschen, Killiks und Chiss in den Händen hielten, und die Feuersbrunst wurde immer heller, bis Planeten so gleißend hell leuchteten wie Sonnen und Systeme aufflackerten wie Novas, bis Sektoren so hell waren wie der Kern und die ganze Galaxis von einer riesigen ewigen Flamme verzehrt wurde.
Die Flamme verschwand, als jemand laut an die Tür klopfte. »Auf Befehl der Königinmutter, schließen Sie die Tür auf und legen Sie sich auf den Boden.«
Entsetzt und verwirrt taumelte Jacen von dem Kosmetikdroiden weg. Er hatte genügend Machtvisionen gehabt, um zu erkennen, was gerade geschehen war. aber er konnte sich einfach nicht dazu bringen, wirklich zu akzeptieren, was er gesehen hatte. Visionen waren symbolisch, aber es schien recht eindeutig, was diese zu bedeuten hatte. Die Galaxis stand kurz davor, in einen Krieg auszubrechen, der anders war als alles zuvor - einen Krieg, der niemals enden und der sich von Planet zu Planet ausbreiten würde, bis er die gesamte Galaxis verschlang.
Und hinter allem steckten die Killiks.
Ein lauter Knall ertönte vom Eingang des Wellnessbereichs, dann flog die Durastahltür an die gegenüberliegende Wand, und sofort war das Zimmer mit einer undurchdringlichen, blauen Rauchwolke erfüllt. Jacen stülpte die Massagehaube wieder über Ta'a Chumes Kopf und sprang in das abgesenkte Becken mit Mineralschlamm. Er sank bis zum Kinn ein, sah sich um und betrachtete die Oberfläche des Schlamms sehr genau, dann erweiterte er diese Illusion vorsichtig in der Macht, wie er es von den Adepten des Weißen Stroms gelernt hatte.
Er war noch nicht ganz fertig, als ein Dutzend hapanischer Sondertruppen mit Schutzbrillen und gepanzerter Kleidung den Raum stürmten. Sie näherten sich in geduckter Haltung, mit gebeugten Beinen, was sie beinahe insektenartig aussehen ließ. Dann rannten sie zu dem Kosmetikdroiden, und alle zwölf richteten die Sturmblaster auf Ta'a Chume. Als die alte Frau keinerlei Widerstand leistete, senkte der Anführer widerwillig die Waffe und legte drei Finger an ihren Hals.
»Sie lebt.« Er reichte einem seiner Untergebenen den Blaster, dann beugte er sich über Ta'a Chume und starrte in ihre reglosen Augen. »Aber holt den Doc - ich glaube, sie hatte eine Hirnblutung.«
Ein zweistöckiges Hologramm von Woteba hing in der Projektionsgrube ein paar Meter hinter der Kontrollkonsole. Das Bild zeigte kaum Details des Planeten an, was Leia noch einmal klar vor Augen führte, wie begründet ihre Ängste waren. Han und ihr Bruder saßen auf einer kaum bekannten Welt fest, umgeben von Insekten unter dem Befehl einer feindseligen Königin. Doch was sie von Lukes Gefühlen in der Macht wahrnahm, ließ darauf schließen, dass die beiden Männer noch nicht einmal wussten, wie viel Ärger sie hatten. Dieser letzte Punkt beunruhigte Leia am meisten. Han und Luke konnten durchaus auf sich aufpassen, aber nur wenn sie auch wussten, dass das notwendig war.
»Vielleicht befindet sich das Dunkle Nest nicht einmal auf Woteba«, spekulierte Kyp Durron. »Was wissen wir von den anderen Planeten?«
»Nur dass sie ebenso verlassen waren wie Woteba, bevor wir den Killiks halfen, sich dort niederzulassen.« Leia sah den Jedi-Meister mit dem wirren Haar an. Sie befand sich mit Mara und Saba im Einsatzplanungszentrum des Jedi-Tempels auf Coruscant, wo sie sich via HoloNetz mit mehreren anderen Jedi berieten. »Und vierzehn waren bewohnbar.«
»Die Killiks hatten kein Interesse an ausführlichen Untersuchungen«, fuhr Mara fort. »Sie wollten nur wissen, welche Planeten bewohnbar wären. Wir haben nur ein paar grundlegende Daten über das System, das ist alles.«
»Weil sie nicht wollten, dass wir mehr erfahren.« Diese Bemerkung kam von Corran Horns Hologramm, das zusammen mit mehreren anderen auf einem Sims zu sehen war, der sich um den hinteren Teil der Konsole zog. »Für mich klingt das inzwischen, als hätten die Killiks nie vorgehabt, wirklich Frieden mit den Chiss zu halten.«
»Verwechsle die Killiks nicht mit den Gorog«, warnte Jaina. Sie und Zekk teilten sich das Hologramm neben dem von Corran. Die Köpfe der beiden jungen Leute berührten sich an den Schläfen, und ihre Augen starrten ohne zu blinzeln geradeaus. »Es war nur das Dunkle Nest, das den Krieg wollte, nicht die Kolonie.«
»Das mag vielleicht damals so gewesen sein, aber jetzt ist die gesamte Kolonie darin verwickelt«, widersprach Corran. »Und sie haben Meister Skywalker, der dafür bürgen soll, dass wir uns nicht wieder in ihre Pläne einmischen.«
»Ihr versteht nicht, wie der Geist der Kolonie funktioniert«, widersprach Zekk.
»Es sieht vielleicht so aus, als hätte die gesamte Kolonie damit zu tun«, fügte Jaina hinzu, »aber es ist das Dunkle Nest, das wirklich dahintersteckt.«
»Erinnert Ihr Euch an das letzte Mal?«, fragte Zekk. »UnuThul hat uns gerufen, um einen Krieg zu vermeiden.«
»Das nennt man Rekrutieren unter falscher Flagge«, sagte Kenth Hamner vom Ende des Simses. Während der Qoribu-Krise hatte Kenth sich Corran gegenüber leidenschaftlich dafür eingesetzt, die Killiks sich selbst zu überlassen. »Ein wichtiger Teil der Gruppe - sagen wir mal, ein Team junger Jedi-Ritter -wird unter falschen Voraussetzungen dazu gebracht, einen Auftrag zu erledigen.«
»So war es nicht«, widersprach Jaina.
»Leider können wir es uns nicht länger leisten, im Zweifelsfall der Kolonie Glauben zu schenken«, sagte Kenth. »Bis Meister Skywalker und Captain Solo wieder in Sicherheit sind, müssen wir die Tatsachen berücksichtigen: Obwohl wir ihnen fünfzehn Planeten gegeben haben - Planeten, die unsere eigenen Bürger in der Galaktischen Allianz dringend gebraucht hätten beherbergen die Killiks Piraten und vergiften Geist und Körper unserer eigenen Insektenspezies mit schwarzem Membrosia.«
Jaina und Zekk sprachen gleichzeitig. »Das ist doch genau.«
»Lasst mich das zu Ende bringen.« Kenth hob die Stimme nicht, aber selbst aus einem Holopad-Lautsprecher klang sie so hart wie Durastahl. »Raynar Thul hat Meister Skywalker in eine Falle gelockt, damit die Kolonie ihn als Geisel nehmen konnte, und nun provozieren die Killiks eine neue Konfrontation mit. den Chiss. Wir müssen einfach das Schlimmste annehmen.«
»Weil das Dunkle Nest die Herrschaft übernommen hat!«, rief Zekk.
Kenths Hologramm lächelte angespannt. »Genau.«
Jaina verdrehte die Augen. »Meister Hamner, wenn Ihr die gesamte Kolonie verantwortlich macht.«
»... erschafft Ihr damit eine sich selbst erfüllende Prophezeiung«, fügte Zekk hinzu.
»Und dann werden die Killiks sich wirklich gegen uns wenden«, beendete Jaina den Satz. »Warum kapiert Ihr das denn nicht?«
»Ich >kapiere<, Jedi Solo, dass du und Jedi Zekk immer noch eine emotionale Verbindung zu den Killiks habt.« Das Hologramm flackerte, als Kenth den Kopf ein wenig bewegte. Nun schien er Leia direkt in die Augen zu sehen. »Um ehrlich zu sein, halte ich es für fragwürdig, dass gewisse Jedi-Ritter überhaupt an dieser Diskussion teilnehmen.«
»Niemand kennt die Killiks besser als Jaina und Zekk.« Leia ließ bewusst etwas von der Verstimmung, die sie empfand, in ihren Tonfall einfließen. Nach allem, was Jaina und Zekk aufgegeben hatten, um zu verhindern, dass der Qoribu-Konflikt sich zu einem galaktischen Krieg ausweitete, hatte Kenth Hamner einfach nicht das Recht, an ihrer Loyalität zu zweifeln. »Sie sind unsere größte Hoffnung, wenn wir herausfinden wollen, wo sich das Dunkle Nest befindet.«
»Das verstehe ich.« Kenths Bild nahm eine Lilafärbung an, die anzeigte, dass er den Kanal gegenüber allen anderen Teilnehmern geschlossen hatte und jetzt nur noch mit dem Einsatzplanungszentrum sprach. »Aber es gibt etwas, das Ihr nicht wisst - etwas, das wir Eurer Tochter und Zekk nicht anvertrauen können und auch nicht den anderen Jedi-Rittern, die zu viel Zeit bei den Killiks verbracht haben.«
Leias Blut begann zu kochen. »Meister Hamner, Jaina und Zekk haben bereits ihre Loyalität zum Orden demonstriert.«
Mara schnitt Leia das Wort ab, indem sie an ihr vorbeigriff und die Übertragung zu allen anderen kurzfristig abschaltete. »Um was geht es, Kenth?«
»Es tut mir leid, wenn ich Euch verärgert habe, Prinzessin Leia«, sagte Kenth. »Aber Staatschef Omas hat mich angewiesen, niemandem im Orden zu sagen, was ich jetzt verraten werde. Ich hoffe, Ihr versteht mich. Es wird Einfluss auf unsere Beratungen haben.«
»Natürlich.« Leia wusste, wann man ihr sagte, dass sie etwas Bestimmtes nicht hören würde, solange sie nicht versprach, darüber zu schweigen. »Ich werde es niemandem verraten. Ich gebe Euch mein Wort.«
»Danke.«
Kenth drehte den Kopf, als betrachtete er etwas, das die Cam nicht abbildete. Kyp, Corran, Jaina und Zekk hatten an der plötzlichen Stille aus dem Einsatzplanungszentrum gemerkt, dass man sie aus dem Gespräch ausgeschlossen hatte, also schwiegen sie und versuchten, keinen ungeduldigen Eindruck zu machen.
Einen Augenblick später wandte Kenth den Blick wieder der Holocam zu. »Tut mir leid, aber ich wollte mich noch kurz auf den neuesten Stand bringen lassen. Die fünfte Flotte ist nach Utegetu aufgebrochen.«
»Die gesamte Flotte?« Leia war bestürzt. Die fünfte Flotte zu bewegen bedeutete, dass die Verantwortung für die Sicherheit der Hydianischen Straße den örtlichen Regierungen übertragen wurde - und eine solche Entscheidung hatte Staatschef Omas ganz bestimmt nicht leichten Herzens gefällt. »Um was zu tun?«
Kenth schüttelte den Kopf. »Die Befehle sind versiegelt, aber wir können sicher sein, dass sie versuchen, die Forderungen der Chiss zu erfüllen. Am meisten beunruhigt mich, dass ich das nur zufällig herausgefunden habe. Jemand hatte vergessen, meinen Namen von der Verteilerliste zu streichen. Staatschef Omas hat persönlich angerufen, um mich zu bitten, die Informationen für mich zu behalten.«
»Sie wollen nicht, dass wir es wissen!«, keuchte Leia.
»Eindeutig«, sagte Mara. »Omas gefiel schon letztes Mal nicht, wie die Jedi mit den Killiks umgegangen sind - und ihr müsst zugeben, dass es diesmal auch nicht gut aussieht.«
»Wissen sie von Han und Luke?«, fragte Leia.
»Nicht von mir«, antwortete Kenth. »Aber ich bezweifle, dass das etwas ändern würde. Staatschef Omas besteht darauf, dass wir diesmal den Chiss helfen.«
»Dann beißt uns die Zeit in den Schwanz«, stellte Saba fest. Sie stand hinter Leia und Mara und hatte ebenfalls Zugang zu diesem vertraulichen Gespräch. »Wir müssen sofort ein Team nach Woteba schicken. Nicht wahr?«
»Einverstanden«, sagte Kenth. »Aber.«
»Dann sollten wir darüber beraten«. sagte Saba.
»Der Ansicht bin ich ebenfalls«, erwiderte Kenth. »Aber Jaina und Zekk.«
». werden nichts davon erfahren.« Saha beugte sich über Leias Schulter und aktivierte die anderen Kanäle wieder. »Wo suchen wir also nach dem Dunklen Nest?«
Jaina und Zekk gaben gleichzeitig ein überraschtes Klicken von sich, und der Arger darüber, dass man sie aus dem Gespräch ausgeschlossen hatte, verschwand von ihren Gesichtern. Auf dem Holo erschien ein blauer Punkt auf Wotebas leerem Gesicht, direkt neben einem der wenigen Kartensymbole, über die das Hologramm bereits verfügte und das für das Saras-Nest stand.
»Man findet Gorog nicht«, sagte Jaina.
»Gorog findet uns«, fügte Zekk hinzu. »Aber wir können davon ausgehen, dass das Nest Han und Meister Skywalker beobachten wird.«
»Also müssen wir sie ebenfalls beobachten«, schloss Jaina.
Leia und Mara wechselten einen Blick. Sie hatten keine Zeit zu »beobachten«. Sobald die fünfte Flotte den Utegetu-Nebel erreichte, würde das Dunkle Nest Han und Luke angreifen. Plötzlich musste Leia wieder an die Larvenkammer auf Kr denken, wo Luke und Mara Tausende Gorog-Larven gefunden hatten, die sich von gelähmten Chiss-Gefangenen ernährten, und sie schüttelte entschlossen den Kopf.
»Zu riskant«, sagte sie.
»Sie würden bemerken, dass wir sie beobachten«, fügte Mara hinzu. »Und diesmal dürfen wir Lomi Plo nicht entkommen lassen.«
»Gibt es keine schnellere Möglichkeit, das Nest zu finden?«, fragte Leia.
Jaina und Zekk dachten einen Moment darüber nach, dann sagte Jaina: »Vielleicht könnten wir spüren, wo es sich befindet.«
».wenn wir nach Utegetu gingen.«
»Diese hier dachte, niemand könnte das Dunkle Nest in der Macht spüren«, krächzte Saba. »Besonders nicht Neunister.«
»Für Jaina und mich gelten da vielleicht andere Bedingungen«, sagte Zekk. »Wir waren immerhin in dem Nest auf Kr.«
»Also wissen wir. wie Gorog sich anfühlt«, fügte Jaina hinzu.
Leia runzelte die Stirn. »Und was ist mit dieser Bande von Tibanna-Dieben, die ihr jagen sollt?« Der Eifer der jungen Leute, ihr Wunsch, wieder die allumfassende Bindung eines Kollektivgeists zu spüren, gefielen ihr ganz und gar nicht. »Wolkenstadt erhält nur noch zehn Prozent seiner früheren Lieferungen.«
»Das können Lowie und Tesar übernehmen«, sagte Zekk.
»Sie haben schließlich auch herausgefunden, wer die abaarianischen Wasserlieferungen umgeleitet hat«, fügte Jaina hinzu.
»Vergesst es«, sagte Mara, bevor Leia das Gleiche sagen konnte - und sie hatte die Autorität einer Meisterin. »Ihr beide haltet mindestens fünf Parsecs Abstand von jedem Killik-Nest. Verstanden?«
Jaina und Zekk lehnten sich voneinander weg, machten klickende Geräusche in der Kehle und blinzelten gleichzeitig. »Verstanden«, sagten sie.
»Wir wollten nur helfen«, verteidigte sich Jaina.
»Sicher«, sagte Leia. »Hat irgendwer eine durchführbare Idee?«
»Ich glaube nicht, dass es eine Möglichkeit gibt«, sagte Kyp sofort. »Wir haben versucht, den schwarzen Membrosia bis zur Quelle zurückzuverfolgen. aber wir sind dabei nie über die Übergabestellen auf der Rago-Strecke hinausgekommen. Und dank dem Kollektivgeist wird das Dunkle Nest sofort wissen, wenn wir zu angestrengt in der Nähe des Utegetu-Nebels schnüffeln.«
»Dann haben Jaina und Zekk vielleicht recht«, sagte Corran. »Vielleicht wäre es tatsächlich das Beste, Han und Meister Skywalker zu beobachten und Geduld zu haben.«
»Ich dachte, das hätten wir bereits ausgeschlossen.« Leia gab sich ruhig, aber innerlich hätte sie ihm gerne eine Ohrfeige im Barabel-Stil verpasst. Das Einzige, was sie nicht hatten, war Zeit - obwohl Corran das natürlich nicht wissen konnte. Er hatte schließlich nicht gehört, was Kenth ihnen anvertraut hatte. »Wir werden Luke und Han einfach zuerst zurückholen und darauf hoffen, dass sie das Dunkle Nest allein gefunden haben.«
»Keine gute Idee«, wandte Kyp ein. »Das würde uns verraten. Wenn das Dunkle Nest die beiden beobachtet.«
»Wir können auch diskret sein«, sagte Mara in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ. »Wir sind Jedi, erinnert ihr euch?«
Dieser Tadel ließ Corran das Gesicht verziehen, Kyp die Stirn runzeln und Jaina und Zekk die Köpfe schief legen. Es herrschte einen Augenblick lang Schweigen, in dem alle, die Kenths Geheimnis nicht erfahren hatten, darüber nachdachten, wieso es die anderen so eilig hatten.
Dann trat ein wissendes Leuchten in Kyps braune Augen. »Ihr macht euch Sorgen um die beiden!« Er setzte ein Lächeln auf, das tröstlich gemeint war, im Hologramm aber eher selbstzufrieden aussah. »Das ist nur natürlich, meine Damen. Aber Han und Meister Skywalker können auf sich aufpassen. Ich war mit beiden schon an schlimmeren Orten und das viele Male.«
Mara seufzte. »Nein. Kyp, darum geht es nicht.«
»Meisterin Skywalker will damit sagen, dass wir schnell handeln müssen«, erklärte Kenth. »Jetzt, da die Kolonie die Chiss erneut provoziert, ist die Situation einfach zu unberechenbar. Je schneller wir eine Lösung finden, desto wahrscheinlicher wird es zu keinen schlimmeren Ausbrüchen kommen, als schon geschehen.«
Corran nickte weise. »Unser Ruf hat bereits schwer gelitten, besonders im Senat.«
Kyp sah ihn zweifelnd an. »Darum geht es? Du machst dir Gedanken, dass es ein bisschen unangenehm werden könnte?«
»Ja. Kyp, darum geht es«, sagte Leia. »Außer, dass es sehr unangenehm werden könnte. Wir müssen den Chiss - und allen anderen - beweisen, dass man sich auf die Jedi verlassen kann.«
Kyp dachte einen Moment nach, dann zuckte er mit den Schultern. »Also gut. Aber wir brauchen noch einen Zusatzplan, weil wir Han und Luke niemals wegbringen können, ohne dass es das Dunkle Nest erfährt. Diese Käfer sind gut.«
»Gut?«, zischte Saba in amüsiertem Unglauben. »Du hast zu viel Zeit in den Gewürzminen verbracht, Kyp Durron. Sie sind viel zu methanhaltig. Sie schmecken wie ein.«
»Ich glaube, er wollte sagen, dass sie geschickte Beobachter sind, Meisterin Sehatyne«, sagte Leia. »Ich bin sicher, Meister Durron hat noch nie einen Gorog gegessen.«
»Nein?« Saba schlug mit dem Schwanz auf den Boden.
»Nicht einmal einen kleinen?«
»Nicht mal einen Bissen.« Kyp hatte es eilig, das Thema zu wechseln. »Und was diesen Zusatzplan angeht - ich habe einen.«
»Das ging ja schnell«, sagte Corran. »Und, wird er funktionieren?«
»Selbstverständlich«, sagte Kyp. »Wir entfernen Raynar und die Unu einfach aus der Gleichung.«
»Du willst sie umbringen?« Corran klang schockiert.
Kyp schien nachzudenken. »Das würde ebenfalls funktionieren, und es wäre erheblich einfacher, als Raynar lebendig hierher zurückzubringen - zumindest, wenn er so mächtig ist, wie alle behaupten.«
»Das könnt ihr nicht tun!«, protestierte Zekk. »Es würde die Kolonie zerstören!«
»Tatsächlich würde es die Killiks wieder in ihren natürlichen Zustand zurückversetzen«, verbesserte Mara. »Vor Raynar gab es keine Kolonie.«
»Das ist, als würdest du behaupten, es habe vor Onkel Luke keinen Jedi-Orden gegeben«, entgegnete Jaina.
»Ihr könnt keine interstellare Zivilisation zerstören, nur weil es sie vor zehn Jahren noch nicht gab«, fügte Zekk hinzu.
»Mag sein«, erwiderte Kenth. »Aber wenn die Zivilisation sich weigert, sich an Übereinkünfte zu halten und in Frieden mit ihren Nachbarn zu leben, ist es vielleicht unsere Pflicht, es zu versuchen.«
»Ich glaube, damit bin ich nicht einverstanden«, sagte Corran. »Krieg ist eine Sache. Aber ein Attentat. So etwas tun Jedi einfach nicht.«
»Besonders, wenn man eine bessere Möglichkeit hat, mit dem Problem umzugehen«, sagte Jaina.
»Jaina«, sagte Leia, »wenn du damit meinst, dass ihr beide zu den Killiks zurückkehrt, vergiss es.«
»Warum?«, fragte Zekk. »Weil Ihr Angst habt, uns ebenso zu verlieren wie Anakin?«
Da diese Frage aus Zekks Mund kam statt aus Jainas, fühlte sie sich so bizarr an. dass der Dolch der Trauer, den sie in Leias Brust trieb, das Herz verfehlte. Sie wahrte die Fassung und starrte schweigend das Bild ihrer Tochter an, aber Jaina war zu hart im Nehmen, um sich übers HoloNetz niederstarren zu lassen. Sie akzeptierte Leias Zorn einfach mit dem reglosen Blick eines Insekts, dann sagte sie ruhig: »Es tut uns leid. Mutter. Das hätten wir nicht tun sollen.«
»Aber wir sind immer noch Jedi«, fügte Zekk hinzu. »Ihr könnt uns nicht davon abhalten zu tun, was Jedi tun.«
Mara beugte sich näher zur Holocam und sagte mit gewisser Schärfe: »Das versucht sie auch nicht - und das wisst ihr.« Sie wartete, bis die beiden widerstrebend genickt hatten, dann fragte sie: »Aber wenn ihr eine bessere Idee habt, lasst es uns wissen.«
Jainas und Zekks Augen wurden groß vor Überraschung. »Ihr würdet uns wirklich zurückschicken?«
»Wenn das tatsächlich der beste Weg ist«, sagte Mara. »Selbstverständlich.«
Leia erstarrte und hätte widersprochen, aber Saba spürte es und zischte warnend. Ihre Schülerin hatte nicht das Recht gehabt, Jaina und Zekk eine Rückkehr zu den Killiks zu verbieten, und nun musste Mara wertvolle Zeit verschwenden, um diesen Fehler zu korrigieren. Nach einem Leben als Anführerin sowohl in der Politik als auch im Militär fiel es Leia manchmal schwer zu begreifen, dass sie im Jedi-Orden technisch gesehen nur ein beliebiger Jedi-Ritter war - und was Saba betraf, sogar ein ziemlich junger.
Nach einem Augenblick des Schweigens von Jaina und Zekk sagte Mara: »Wir hören.«
Jaina und Zekk runzelten die Stirn, dann begann Jaina: »Wir könnten mit UnuThul reden.«
»Und was genau sagen?«, fragte Kyp barsch. »Dass er dafür sorgen soll, dass die Killiks keinen schwarzen Membrosia mehr vertreiben und Piraten keine Zuflucht mehr geben?«
»Ihr sagtet, dass Gorog ihn beherrscht«, sagte Zekk. »Wir könnten ihm das klarmachen.«
»Oder ihn beobachten, bis Gorog sich zeigt«, fügte Jaina hinzu. »Und ihr dann zu ihrem Nest folgen.«
»Hört euch doch nur an!« Saba lehnte sich über Leia in die Holocam. »Genau deshalb dürft ihr nicht gehen.«
»Stimmt«, sagte Kenth. »Ihr seid beide hervorragende Jedi. Aber wenn es um die Kolonie geht, wollt ihr einfach nur zurückkehren.«
»Und das dürft ihr nicht«, stimmte auch Kyp zu. »Das wäre schlecht für euch und noch schlimmer für uns.«
Angesichts dieses Widerstands der Meister senkten Jaina und Zekk den Blick. »Tut uns leid«, sagte Jaina.
»Wir kümmern uns wieder um die Tibanna-Diebe.«
Bei diesen Worten begann ein Licht an der Steuerkonsole zu blinken.
»Es ist nur, dass.«
»Wartet.« Leia war erleichtert, eine Ausrede zu haben, um Zekks Bitte abzuschneiden. »Jemand versucht uns zu erreichen.«
Sie öffnete einen getrennten Holokanal, und der große rosafarbene Kopf einer Mon Calamari erschien über einer zuvor leeren Holofläche.
»Cilghal!«, sagte Leia. »Ich hatte nicht erwartet, so bald von dir zu hören.«
»Den Schaum zu untersuchen erwies sich als einfacher, als ich befürchtet hatte.«
»Das sind gute Nachrichten«, sagte Leia.
»Nicht wirklich«, erwiderte Cilghal.
»Ist es etwas, das die gesamte Planungsgruppe hören sollte?«, fragte Mara.
Cilghals kurze Augenstiele bogen sich ein wenig nach unten. »Wahrscheinlich.«
Leia verband den Kanal der Mon Calamari mit dem Netz. »Cilghal hat etwas über den Schaum des Dunklen Nests herausgefunden.«
»Tatsächlich bezweifle ich, dass das Dunkle Nest für den Schaum verantwortlich ist«, sagte Cilghal. »Nach allem, was wir über die Killik-Gesellschaft wissen, verfügen sie nicht über Nanotechnologie.«
»Nanotech?«, wiederholte Kyp. »Wie in Molekülmaschinen?«
»Wie in sich selbst reproduzierende Molekülmaschinen«, verbesserte Cilghal. »Die Probe, die Meisterin Sebatyne mir gegeben hat, scheint ein planetenformendes System zu sein. Es ist vermutlich dafür bestimmt, ein Gleichgewicht der Umwelt zu erzeugen und aufrechtzuerhalten, das für die Schöpfer dieses Systems optimal ist.«
»Na gut«, sagte Saba. »Aber was tut es nun eigentlich?«
»Ich bin nicht sicher, ob wir das jemals vollständig verstehen werden.« Cilghal legte ihre Flossenfinger unter den Kinntentakeln aneinander. »Es ist sehr fortgeschritten und geht weit über alle nanotechnologischen Fähigkeiten hinaus, die wir hier in der Galaktischen Allianz kennen.«
Saba grollte ungeduldig.
»Grundlegend«, fuhr Cilghal fort, »besteht das System aus vielen unterschiedlichen Arten winziger Maschinen. Einige überwachen den Boden, andere die Luft oder das Wasser. Wenn ihnen ein größeres Ungleichgewicht in der Umwelt auffällt, tun sie sich zusammen und werden zu Maschinen, die die Schadstoffe auflösen, Molekül für Molekül, und dann das Rohmaterial verwenden, um noch mehr Maschinen zu bauen. Genau das passiert, wenn wir den Schaum sehen.«
»Und diese Schadstoffe«, sagte Corran. »das wären.«
»Was immer sich außerhalb der Systemparameter befindet«, sagte Cilghal. »Gifte, Spinnglasgebäude. Droiden, Killiks - kurz gesagt, alles in größeren Mengen, das sich nicht auf Woteba befand, als Leia und Han das erste Mal dort waren.«
Leia war bestürzt. Die Killiks nach Woteba zu bringen hatte sich die ganze Zeit schon ein wenig zu einfach angefühlt, und nun wusste sie. dass es einen Grund dafür gab.
»Das sind wunderbare Nachrichten!«, sagte Jaina.
»Die Kolonie lügt uns tatsächlich nicht an!«, fügte Zekk hinzu.
»Verkneift euch die Freudensprünge noch ein wenig«, warnte Kyp. »Die Killiks haben dieses Zeug vielleicht nicht hergestellt, aber das Dunkle Nest benutzt es trotzdem, um die Kolonie gegen uns aufzubringen.«
»Nur. bis UnuThul begreift, was wirklich vor sich geht«, sagte Zekk.
»Sobald wir diese Nanotechnologie funktionsunfähig gemacht haben, wird er verstehen, dass wir nicht versucht haben, ihn hereinzulegen«, erklärte Jaina.
»Ich fürchte, unser Wort wird ihm genügen müssen«, sagte Cilghal.
Jaina und Zekk verzogen erstaunt das Gesicht. »Warum?«
»Weil es das System wahrscheinlich auf allen Planeten des Nebels gibt und es eindeutig sehr widerstandsfähig ist.« Cilghal verschränkte die Finger, dann ließ sie die Hände aus dem Hologramm sinken. »Wenn die Supernova es nicht vernichtet hat.«
»Supernova?«, fragte Corran. »Was für eine Supernova?«
»Die, die den Utegetu-Nebel geschaffen hat«, erläuterte Leia. Es gab unterschiedliche Arten von Nebeln, und die meisten entstanden nicht aus einer Supernova-Explosion. »Utegetu war einmal eine Supernova.«
»Aha«, sagte Corran.
»Die Explosion sollte eigentlich alles Leben auf jedem Planeten innerhalb von einem Dutzend Parsecs zerstört haben«, fuhr Cilghal fort. »Aber die Berechnungen meiner Assistenten legen nahe, dass der Nebel nur tausend Standardjahre alt ist.«
»Und du glaubst, die Nanotechnologie hat überlebt und Woteba und die anderen Planeten wiederhergestellt«, spekulierte Leia.
»Ja. Ansonsten wären die Planeten immer noch tot.« Cilghal warf einen Blick zu etwas, das nicht im Bereich der Holocam lag. dann sagte sie: »Wir denken, es hat nur ein oder zwei Jahre gebraucht, bis die ersten kleineren Flächen wieder fruchtbar wurden, und es muss noch viele Samen gegeben haben, an Orten, wo die Strahlung der Explosion sie nicht zerstört hat.«
»Aber Tiere hätten so etwas nicht überlebt«, sagte Mara. »Sie wären innerhalb von Monaten verhungert.«
Cilghal nickte. »Und so erhält man eine Gruppe von leeren Paradieswelten.«
»Es ist wohl unwahrscheinlich, dass Raynar das glauben wird, oder?«, fragte Corran.
»Wir werden unser Bestes geben, ihn zu überzeugen«, sagte Leia. »Aber ich fürchte, das Dunkle Nest wird ihn weiterhin glauben lassen, dass wir lügen.«
»Was denkt ihr beiden?«, fragte Mara Jaina und Zekk.
Sie schwiegen einen Moment, dann schüttelten sie widerstrebend die Köpfe.
»Unu ist bereits dabei, die Pläne der Kolonie in die Tat umzusetzen«, sagte Zekk.
Jaina fügte hinzu: »Es wird einfacher sein, dem Dunklen Nest zu glauben.«
»Damit stehen wir wieder am Anfang«, sagte Leia. »Also holen wir Han und Luke heraus und hoffen dann, das Dunkle Nest finden zu können - und diesmal werden wir es wirklich zerstören.«
Als niemand widersprach, fragte Corran: »Was ist mit unserem Plan B? Ich kann den Mord an Raynar einfach nicht als Möglichkeit in Betracht ziehen.«
Ein unbehagliches Schweigen breitete sich aus, als sie alle über ihre persönliche Interpretation der Frage nachdachten, was es bedeutete, ein Jedi zu sein. Vor nicht allzu langer Zeit, während des Krieges gegen die Yuuzhan Vong, hätten sie nicht gezögert, alles Notwendige zu tun, um den Orden und die Galaktische Allianz zu schützen. Luke hatte sich jedoch mit dieser Haltung immer unwohler gefühlt und im vergangenen Jahr im Stillen Jedi-Ritter und Meister ermutigt, darüber nachzudenken, wo genau das Gleichgewicht zwischen guten Absichten und schlechten Taten lag.
Wie üblich bei Gewissensangelegenheiten fand Corran Horn seine Antwort schneller als die meisten. »Krieg ist eine Sache, aber Raynar umzubringen ist Mord.«
»Vielleicht liegt es daran, dass mein Mann dort draußen ist, aber mir erscheint es mehr wie Selbstverteidigung«, sagte Mara. »Es fühlt sich an, als würde das Dunkle Nest uns angreifen.«
»Das ist mehr als nur ein Gefühl«, warf Saba ein. »Erst diese Piraten und der schwarze Membrosia. dann locken sie Meister Skywalker nach Woteba, und jetzt richten sie Kolonien an der Chiss-Grenze ein. Wer weiß, was als Nächstes kommt? Sie jagen uns schon lange, und wir haben unter unseren Steinen geschlafen.«
»Ja, wir haben ihnen die Initiative überlassen«, stimmte Kenth zu. »Und jetzt müssen wir sie zurückgewinnen. Wenn das bedeutet, Raynar zu beseitigen, dann geht es eben nicht anders. Er hat eindeutig vor, Han und Meister Skywalker als Geiseln zu benutzen, und das macht ihn zu einem legitimen Ziel.«
»Selbst wenn Raynar unter der Kontrolle des Dunklen Nests steht?«, entgegnete Corran. »Wir können nicht sicher sein, dass er selbst für die Dinge verantwortlich ist. die er tut.«
»Das ist gleich«, sagte Kyp. »Ihr denkt einfach zu viel nach. Es ist ganz einfach: Raynar ist ein Jedi und jetzt ist er zu einer Gefahr für die Galaxis geworden. Wir sind dafür verantwortlich und wir müssen ihn aufhalten. Wie wir das tun, zählt erheblich weniger als ob wir es überhaupt noch erreichen können.«
Das unbehagliche Schweigen kehrte zurück, und ein Jedi nach dem anderen senkte den Blick.
Schließlich klackten Jaina und Zekk mehrmals tief in der Kehle, dann blickten sie auf und nickten.
»Meister Durron hat recht«, sagte Jaina.
»Wir sind für Raynar verantwortlich«, fügte Zekk hinzu. »Die Jedi müssen alles tun, was notwendig ist, um ihn aufzuhalten.«
Eine sanfte wotebanische Brise wehte über den Sumpf, kühl und feucht und erfüllt von beißenden Schwaden des Torfrauchs, der aus den Kaminen eines in der Nähe stehenden Tunnelhauses aufstieg. Nicht weit entfernt konnte man die schlangenhaften Skelette von zehn weiteren Häusern sehen, die unter der geschäftigen Anarchie von Killik-Bauarbeitern langsam Gestalt annahmen. Einen Kilometer dahinter, am entfernten Ende des expandierenden Nestes, luden weitere Insekten Hamogoni-Pfähle von einem stetigen Strom von Lieferschlitten.
»O Mann«, sagte Luke, als er die Bauarbeiten sah. »Das ist wirklich schlimm.«
»Nur, wenn es Schadstoffe gibt«, wandte Han ein. »Wenn nicht, könnte es in Ordnung sein.«
Ihre Saras-Begleiterin, eine brusthohe Arbeiterin, die sie in Empfang genommen hatte, als sie auf einem Lieferschlitten zum Nest zurückgekehrt waren, summte eine kurze Frage.
»Saras möchte wissen, was in Ordnung sein könnte«, informierte C-3PO sie. »Und warum Sie sich solche Sorgen wegen Schadstoffen machen.«
»Burr u ub br urrb«, fügte das Insekt hinzu. »Brrr uu uu bub.«
»Ach du meine Güte!«, sagte C-3PO. »Saras sagt, das Nest hat eine völlig korrekte Methode, mit toxischen Stoffen fertig zu werden - sie pumpen sie in den Sumpf!«
»Na wunderbar«, knurrte Han. Er sah Luke an. »Wir sollten von diesem Schwamm verschwinden, bevor wir anfangen zu leuchten oder so was.«
»Sprechen wir mit Raynar«, sagte Luke. »Wenn die Killiks erst verstehen, was vor sich geht, wird er auch begreifen, dass wir unser Versprechen gehalten haben.«
»Urru buur rbur.« Ihre Begleiterin wartete, während ein leerer Lieferschlitten vorbeiglitt und auf einem kurvenreichen Boulevard ins eigentliche Saras-Nest davonschwebte. Dann ging sie auf das fertiggestellte Gebäude zu. »Ubu rur buub.«
»Raynar Thul ist tot«, übersetzte C-3PO. »Aber UnuThul wartet in der Modellfabrik auf uns.«
»Klingt, als hätte er bereits einen Teil der Geschichte gehört«, sagte Han. »Ich hoffe nur, er wird es uns nicht übel nehmen, wenn wir ihm den Rest erzählen.«
Luke und die anderen folgten der Führerin durch eine große Irismembran mitten in ein gewundenes, hangargroßes Tunnelhaus, so voll mit Rauch und Herstellungsdämpfen, dass die durchscheinenden Wände kaum mehr zu sehen waren. Auf einer Seite befand sich eine lange Reihe torfbetriebener Brennöfen, die von Hunderten eifriger Killiks beschickt wurden. In der Mitte des Raumes standen dampfende Fässer, ebenfalls umgeben von Hunderten Killiks. An der gegenüberliegenden Wand verlief eine gebogene Werkbank, auf beiden Seiten von einem scheinbar endlosen Killik-Fließband flankiert.
Luke blieb nach ein paar Schritten stehen. Han hüstelte verärgert, dann beugte er sich zu seinem Schwager. »Du solltest dich lieber beeilen«, flüsterte er. »Es ist ein Wunder, dass hier noch nicht alles den Fizz hat.«
Luke antwortete nicht, denn nun erschien Raynar aus dem Schwärm an der Werkbank und kam auf sie zu. zwei SpinnglasSkulpturen in den Händen. Wie immer folgte ihm ein Gewimmel von Unu. Fünf Schritte von Luke und Han entfernt blieb er stehen und starrte sie erwartungsvoll an. als ginge er davon aus, dass sie die verbliebene Entfernung zurücklegen würden.
Als sie das nicht taten, kam es zu einem Moment angespannten Schweigens.
Schließlich fragte Han: »Was ist denn so wichtig, dass wir nicht mal vorher zum Erfrischer gehen konnten?« Er zupfte an seiner schmutzigen Tunika. »Wir sind ziemlich verdreckt.«
Raynars vernarbtes Gesicht nahm einen kühlen Ausdruck an. »Wir haben uns Sorgen gemacht, Ihr könntet später schwer zu finden sein - zum Beispiel, wenn Ihr zu dem Schluss kommt, >von diesem Schwamm zu verschwinden, bevor Ihr >anfangt zu leuchten oder so was<.«
Luke nickte. »Du hast uns durch unsere Führerin belauscht«, sagte er. »Das dachten wir uns schon. Also musst du auch wissen, dass wir nicht vorhaben zu gehen, bevor du überzeugt davon bist, dass wir unser Versprechen gehalten haben.«
»Das habe ich ebenfalls gehört.« Raynar verzog die schwer beweglichen Lippen zu einem unbeholfenen Schmunzeln, dann wandte er sich an Han. »Es tut uns leid, wenn wir Sie so abrupt zu uns gerufen haben, aber wir wollten Ihnen dafür danken, dass Sie und Meister Skywalker die Sternenbernstein-Betrüger gefunden haben. Saras hat nicht erkannt, dass diese Leute etwas so Wertvolles stahlen.«
Nun kam Raynar näher, und Luke sah, dass die Skulpturen in seinen Händen Spinnglas-Modelle des Millennium Falken und eines T-65 X-Flüglers waren.
Raynar wandte sich zunächst Luke zu und überreichte ihm den X-Flügler. »Unu wollte, dass Ihr diese Dinge als Erste erhaltet. Das hier ist eine exakte Kopie des Jägers, den Ihr flogt, als Ihr den ursprünglichen Todesstern zerstört habt.«
Luke war ausgesprochen verblüfft über die Geste und nahm das Modell mit echter Dankbarkeit an. Es war so detailgetreu gearbeitet, dass Luke sowohl R2-D2 als auch die wackelnden Stabilisatoren erkennen konnte, die der Droide versucht hatte zu reparieren, als er den letzten Anflug begann.
»Danke«, sagte er. »Es wird einen Ehrenplatz bekommen.«
»Es ist das erste Modell einer limitierten Auflage, die einer unserer Geschäftspartner in der Galaktischen Allianz in Auftrag gegeben hat«, sagte Raynar stolz. »Dreht es um. Es ist nummeriert und vom Künstler signiert.«
Luke tat, worum Raynar ihn gebeten hatte. In die Unterseite graviert war: SARAS 1/1.000.000.000. SECOND MISTAKE ENTERPRISES.
Luke nickte höflich, dann drehte er das Modell wieder um. »Ich bin sicher, die Reihe wird ein großer Erfolg.«
»Das denken wir ebenfalls«, sagte Raynar. Er wandte sich Han zu und überreichte ihm das Modell des Millennium Falken. »Ebenfalls das erste der Reihe.«
»Danke. Wirklich nett.« Han drehte die Statue um und betrachtete die Signatur des Künstlers. »Second Mistake Enterprises?« Er runzelte die Stirn, dann hob er den Blick wieder. »Deine Partner sind nicht zufällig drei Squibs mit Namen Sligh, Grees und Emala?«
Raynar riss die Augen auf. »Woher wissen Sie das?«
»Leia und ich sind ihnen schon einige Zeit vor deiner Geburt begegnet«, sagte Han.
Luke erinnerte sich vage an drei Squibs, die etwas damit zu tun hatten, dass die Killik-Dämmerung während des Kriegs in imperiale Hände fiel. »Sie haben eine Nase für Kunst -tatsächlich haben sie eine Weile sogar Thrawn beliefert.«
Raynar wurde misstrauisch. »Versuchen Sie nicht, sich mit ihnen in Verbindung zu setzen«, warnte er. »Wir haben einen Exklusivvertrag.«
Han zog die Brauen hoch. »Das fiele mir nicht im Traum ein.« Er reichte das Modell beiläufig an C-3PÜ weiter. »Ihr seid wie füreinander geschaffen.«
»Gut.« Raynar lächelte beinahe. »Sie erwarten, dass der Wert der ersten Stücke exponentiell ansteigt. Deshalb wollte Unu auch, dass Sie und Meister Skywalker diese beiden Modelle erhalten, als Belohnung dafür, Saras dabei geholfen zu haben, die Bernsteinbetrüger zu erwischen.«
»Ich bedanke mich.« Han runzelte die Stirn und warf einen fragenden Blick zu Luke hinüber, und als Luke nickte, fuhr er fort: »Aber der Kerl, den Saras erwischt hat. war nicht unbedingt ein Betrüger.«
»Sie hatten Hilfe von innen«, fügte Luke hinzu. »Wir erzählen es dir später, aber als Erstes.«
»Erzählt es uns gleich«, unterbrach Raynar ihn. »Wenn Ihr glaubt, dass einer unserer Handelspartner nicht ehrlich mit uns ist, wollen wir das wissen.«
»Nein, es geht nicht um deine Partner«, sagte Luke. »Der Bernstein kam aus dem Dunklen Nest.«
Die Unu klackten mit den Fresswerkzeugen, und Raynar senkte den Brauenwulst ein wenig. »Der Neimoidianer ist ein Mitnister?«
»Nein«, sagte Luke. »Wir glauben.«
»Wir wissen«, verbesserte Han.
»Es sah so aus«, Luke entschied sich für einen Kompromiss, »als hätte der Neimoidianer eine Übereinkunft mit Gorog. Er hat ihnen Reaktortreibstoff und Hyperraum-Kühlmittel verkauft.«
Das rief noch lauteres Fresswerkzeuge-Klappern der Unu hervor.
»Vielleicht haben wir uns geirrt, was das Wesen des Materials anging«, warf C>3PÜ leise ein. »Unu scheint amüsiert über die Idee zu sein, dass die Kolonie über einen Reaktor verfügt.«
»Das können sie nicht wissen«, sagte Han. »Wer weiß schon, was Gorog verbirgt!«
»Wir würden es selbstverständlich wissen, Captain Solo! Die Kolonie lernt aus ihren Fehlern.« Raynar schwieg einen Moment, dann sprach er ruhiger weiter. »Aber wenn es Ihnen hilft, können wir über diese Idee sprechen, während ich Ihnen unsere Produktionseinrichtungen vorführe.« Er streckte eine Hand zu den Öfen hin aus.
Luke und Han wechselten einen Blick.
Luke sagte: »Es wäre vielleicht besser, das auf.«
»Kommt!«, forderte Raynar sie auf. »Wovor habt ihr Angst? Bei den Killiks gibt es keine Unfälle.«
Luke seufzte frustriert, dann nickte er widerstrebend und führte die anderen hinter Raynar auf die Brennöfen zu.
Als Erstes blieben sie vor einem großen, halbrunden Behälter stehen. Dutzende Saras mit riesigen Köpfen umstanden das gebogene Ende auf allen Sechsen, spuckten lange Ströme klebriger weißer Fasern aus und leiteten sie mithilfe ihrer Fresswerkzeuge in den Behälter. Auf der anderen Seite war eine stetige Prozession von Arbeitern damit beschäftigt, große Bündel der getrockneten Fasern zu sammeln und sie zu den Hochöfen zu befördern.
»Das hier ist die Materialgrube«, erklärte Raynar. Er zeigte auf die spuckenden Killiks. »Die Spinner von Saras produzieren das Rohmaterial, und die Arbeiter bringen es zu den Öfen, wo es geschmolzen wird.«
»Ja, wirklich interessant«, sagte Han. »Aber was diesen
Reaktor angeht - bist du tatsächlich einmal in Gorogs Nest gewesen?«
Raynars Antwort war barsch. »Natürlich nicht. Gorog hält es geheim.«
»Dann weißt du also nicht wirklich, ob sie einen Reaktor haben, oder?«, nahm Luke Hans Gedanken auf. »Und wahrscheinlich ist es sogar ein ziemlich großer, wenn man davon ausgeht, wie viel Treibstoff der Neimoidianer dabeihatte.«
Ein unbehagliches Murmeln erhob sich von den Unu. dann sagte Raynar: »Wenn es so viel Treibstoff gab. wieso hat Saras dann keinen gefunden, als sie den Neimoidianer gefangen nahmen?«
»Weil der Treibstoff den gleichen Weg ging wie unser Landspeeder und die Leibwächter des 'Moid«, sagte Han. »Der Fizz hat alles geholt.«
»Und das ist etwas, worüber wir jetzt sprechen sollten.« Lukes Hals tat weh von dem Rauch und dem Ruß in der Luft. Auch ohne den Fizz hätte er nicht für eine vollständige Besichtigung im Gebäude bleiben wollen. »Der Fizz ist nicht einfach nur aufgeblubbert, als diese Treibstoffstangen herunterfielen. Er hat sie angegriffen.«
Unus Summen wurde aufgeregter.
»Jetzt glauben sie erst recht nicht mehr, dass es überhaupt Treibstoff gab«, berichtete G-3PO. »Sie bezichtigen uns, die ganze Geschichte erfunden zu haben.«
Han verdrehte die Augen. »Ich wusste es doch.« Er sah Raynar an. »Sieh mal, wir haben ein paar anstrengende Tage hinter uns. Wenn du nicht zuhören willst.«
»Immer mit der Ruhe, Han«, sagte Luke. »Wir haben Beweise.«
Han verzog das Gesicht. »Ja?«
Luke nickte. »Wahrscheinlich.« Er wandte sich an R2-D2. »R2, hast du aufgezeichnet, was im Wald passiert ist?«
R2-D2 bestätigte das mit einem fröhlichen Pfeifen und projizierte ein Hologramm des Vorfalls. Die Qualität war nicht so gut wie bei einer richtigen Holofläche, aber es genügte durchaus, um die schwarzblauen Gestalten mehrerer Gorog zu erkennen, die über einen Abhang voller Hamogoni-Stümpfe schlichen. C-3POs Stimme, die Han und Luke vor dem bevorstehenden Angriff warnte, erklang aus R2-D2s Sprechern. Zwei Gorog wandten sich der Holocam zu, und die Szene wurde wirrer, je länger der Kampf dauerte.
Einen Moment später zeigte die Aufnahme den neimoidianischen Schmuggler, der aus seinem Hoverschlitten floh, während seine Aqualish-Leibwachen zurückblieben, sich hinter die Behälter im Schlitten knieten und Han und Luke beschossen. Als einer der Behälter sich plötzlich in die Luft erhob, wieder herunterfiel und seinen Inhalt verschüttete, gab das Unu-Gefolge ein überraschtes Murmeln von sich. R2-D2 trug zur allgemeinen Aufregung bei, indem er ein paar Analysen des ionischen Verfalls zuschaltete, die keinen Zweifel mehr daran ließen, um was es sich bei den Stangen handelte.
Als der Schaum ein paar Minuten später begann, die Stangen zu verzehren, schwiegen sowohl Raynar als auch die Unu verblüfft. Luke wartete, bis der Fizz den Hoverschlitten, seine Fracht und die Aqualish-Leibwachen verschlungen hatte, dann ließ er R2-D2 die Projektion beenden.
Raynar schwieg lange, und selbst der Lärm in der Fabrik wurde leiser. Ein Strom orangefarbener Schlacke schoss aus einem der Brennöfen und lief in ein Abflussrohr auf dem Boden. Han stöhnte und machte eine ungeduldige Geste.
Luke bedeutete ihm, ruhig zu bleiben. Nachdem die Reaktorstangen im Wald heruntergefallen waren, war der Schaum sehr schnell aufgetaucht, aber Schlacke war nicht annähernd so giftig wie Reaktorstangen oder auch nur Hyperantriebs-Kühlflüssigkeit. Es würde erheblich mehr davon brauchen, um den Fizz auszulösen. Das hoffte er jedenfalls.
Schließlich hob Raynar den Blick. »Wir danken Euch, dass Ihr uns darauf aufmerksam gemacht habt.«
»Es gehört zu einer Freundschaft, einander auch problematische Dinge zu sagen«, erwiderte Luke, der sich durch Raynars vernünftigen Ton ermutigt fühlte. »Im Augenblick ist es nur eine Theorie. Aber wenn wir recht haben, wird der Fizz Saras weiterhin angreifen.«
Das löste bei Unu ein nervöses Summen aus. Raynars Augen schienen noch tiefer in ihre dunklen Höhlen zu sinken, aber er sagte: »Theorie oder nicht, wir hören.«
»Gut.« Luke sah hinunter auf R2-D2. »Spiel das Holo weiter ab.«
Der Droide aktivierte seinen Holoprojektor. Unu drängte sich näher, die hinteren Insekten kletterten auf die Schultern der vorderen, und innerhalb von Augenblicken überragten sie Luke und seine Begleiter in einer großen, wimmelnden Masse. Luke hockte sich neben das Holo und nahm das X-Flügler-Modell in die Hand.
»Achtet darauf, wie der Fizz den Hoverschlitten und den Treibstoff angreift, aber nicht den Hamogoni-Stumpf.« Er steckte den Finger ins Holo und zeigte auf die einzelnen Dinge, als er sie nannte, und dann auf die Mauerruinen, wo die Aqualish niedergestürzt waren. »Hier passiert das Gleiche. Es greift die Leibwachen an, aber nicht die Steine, auf denen sie liegen.«
Ein tiefes, lebhaftes Rascheln erklang von Unu, und Raynar fragte: »Wollt Ihr damit sagen, dass der Fizz Dinge, die von Woteba selbst stammen, nicht angreift?«
»Nicht ganz«, sagte Luke. R2-D2 ließ die Aufnahme weiterlaufen, und man sah, wie der Hoverschlitten und die Aqualish sich unter dem Schaum auflösten. »Ich sage, er greift nur Dinge an, die Woteba schaden.«
»Und Ihr glaubt, deshalb greift der Fizz uns an?«, hakte Raynar nach. »Weil wir Woteba schaden?«
»Ich denke, er greift euch an. wenn ihr Woteba schadet«, verbesserte Luke. »Solange ihr die Umwelt nicht verletzt, bleibt er untätig.«
Die letzten Teile des Hoverschlittens und der Aqualish verschwanden. Danach löste sich der Schaum schnell wieder auf. und nur Haufen von braunem Dreck blieben zurück. Der Wald der Holoaufnahme wurde wieder ruhig.
R2-D2 schaltete den Projektor ab, und als Raynar und Unu immer noch schwiegen, hielt Han es nicht mehr aus.
»Nun, das ist auf jeden Fall unsere Theorie«, sagte er. »Es könnte andere geben, die ebenso gut sind.«
Das riss Raynar aus seinem Schweigen. »Es ist keine schlechte Theorie«, sagte er. »Sie passt zu dem. was wir selbst beobachtet haben.«
Luke fühlte sich, als wäre ein Gewicht von seinen Schultern genommen. Er erlaubte sich einen Augenblick der Zufriedenheit mit sich. Dann lief ein schwaches Schaudern durch die Unu, so schwach, dass es kaum wahrzunehmen war.
»Manchmal, Meister Skywalker, vergessen wir, wie gerissen Ihr seid.« Raynar hob die Hand und drohte Luke mit dem Stumpf eines behandschuhten Zeigefingers. »Aber nicht heute.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Luke. Er war erschrocken über Raynars plötzliche Feindseligkeit, aber er rang um innere Ruhe und konzentrierte sich dann auf die Macht selbst, auf ihren Fluss, auf die kleinen Wellen, die sich von allen Seiten an ihm brachen. »Du hast R2s Holo doch gesehen.«
»Wir lassen nicht zu, dass Ihr behauptet, es sei unsere eigene Schuld«, erklärte Raynar. »Wir wissen, wer verantwortlich ist.«
»Nicht die Jedi«. sagte Luke. Es war nicht leicht, all die unterschiedlichen Bewegungen in der Macht zu einer einzigen Quelle zurückzuverfolgen - nicht, solange Saras und Unu das Bild mit ihrer eigenen unklaren Präsenz verdunkelten. »Das schwöre ich dir.«
Die Unu-Masse löste sich auf. bis alle wieder auf dem Boden standen.
»Ah, vielleicht sollten wir die Besichtigung vergessen.« Han zog sich zum Ausgang zurück. »Danke für die Schiffsmodelle. Ehrlich,«
Doch Luke wollte nicht so schnell aufgeben. Er hatte ein vertrautes Kribbeln zwischen seinen Schulterblättern bemerkt und er wusste, dass das Dunkle Nest ihn aus dem Schatten beobachtete, sich lautlos zu Raynar streckte und mit großer Sorgfalt die Tatsachen zum Nachteil der Jedi verzerrte. Der Jedi-Meister kämpfte nicht dagegen an. Stattdessen akzeptierte er sein wachsendes Unbehagen und gestattete ihm. zu einer Kälte zu werden, die sich über seine gesamte Wirbelsäule ausbreitete, damit er ein Gefühl dafür entwickeln konnte, woher diese Wahrnehmung kam.
Als Luke seinem Schwager nicht in Richtung Ausgang folgte, nahm Han seinen Arm und fing an, daran zu ziehen. Raynar kniff die Augen nur ein wenig zusammen, aber die Unu setzten sich sofort in Bewegung, um ihnen den Weg nach draußen abzuschneiden, und klappten die Fresswerkzeuge aus.
»Ah, Luke?«, sagte Han. »Falls du in Trance fällst oder so -jetzt ist nicht der geeignete Zeitpunkt. Wirklich nicht.«
»Keine Sorge. Alles unter Kontrolle.« Luke reichte Han das X-Flügler-Modell, dann riss er sich los und wandte sich dem nächsten Ofen zu, wo ein banthagroßer Haufen trockener Rohstoff lag. den er einen Moment zuvor dort noch nicht gesehen hatte. »Sieh einfach zu, dass Raynar eine Sekunde abgelenkt ist.«
»Sicher«, sagte Han. »Vielleicht lässt er ja inzwischen mein Hirn explodieren oder so was.«
Luke nutzte die Macht, um sich einen Weg durch die Unu zu bahnen, und ging auf den Rohstoffhaufen zu. Sein gesamter Rücken kribbelte nun wegen eines Gefühls von Gefahr, dann hörte er Hans Stimme laut hinter sich.
»Weißt du, was ich nicht kapiere? Der Pilot. Wie habt ihr solche Einzelheiten in das Modell.«
»Aus dem Weg!«, röhrte Raynar.
Aber Luke hatte bereits Zeit gehabt, sein Lichtschwert vom Gürtel zu nehmen. Er sammelte sich zu einem Machtsprung. als in diesem Moment Alema Rar hinter dem Spin-Haufen erschien, gekleidet in einem mitternachtsblauen Overall mit tiefem Ausschnitt und Schlitzen an den Seiten.
»Wir sind sehr beeindruckt, Meister Skywalker.« Sie verzog den Mund zu einem Lächeln, das ziemlich höhnisch wirkte. »Aber Ihr werdet Euer Lichtschwert nicht brauchen. Wir sind nicht hier, um Euch Schaden zuzufügen.«
»Tatsächlich?« Luke deaktivierte das Lichtschwert - und gestattete sich ein kleines triumphierendes Lächeln. Bei dem Abscheu, den Raynar auf Kr an den Tag gelegt hatte, als er die sklavenessenden Larven des Dunklen Nests sah, war der Jedi-Meister sicher, dass Raynars Feindseligkeit sich dorthin kehren würde, wohin sie gehörte, nämlich gegen die Vertreterin des Dunklen Nestes. »Warum versteckst du dich dann?«
»Wie könnten wir uns versteckt haben? Wir sind gerade erst eingetroffen.« Alema machte ein paar Schritte vorwärts. »Wir haben gehört, dass wir ein Missverständnis darüber aufklären müssen, was ihr im Wald gesehen habt.«
»Kein Missverständnis«, sagte Han. »Wir wissen, was wir gesehen haben.«
»Ach ja?«
Alema glitt, ohne mit der Wimper zu zucken, an Han vorbei und bewegte sich auf Raynar zu. Luke versuchte ihr zu folgen, kam aber nur langsam voran. Die Unu machten der Twi'lek Platz, aber hinter ihr drängten sie sich wieder zusammen und stellten sich damit dem Jedi-Meister in den Wog.
»Die Stangen waren tatsächlich Treibstoffstangen, das wollen wir nicht abstreiten.« Alema starrte weiterhin Raynar an. »Aber vielleicht waren es ja die Jedi, die sie nach Woteba brachten. Vielleicht hat Gorog entdeckt, was Ihr tatet, und den Treibstoff abgefangen.«
»Was?«, rief Han. »Das ist vollkommen falsch! Und eine Lüge!«
Unu brach in einen Tumult von klackenden Fresswerkzeugen und summenden Thoraxen aus, und G-3PO berichtete: »fetzt sagt Unu, wir hätten die Stangen hergebracht!«
»Das ist doch lächerlich.« Luke blieb ruhig, als er Raynar direkt ansprach, denn er war immer noch überzeugt, dass Raynars Abscheu vor dem Dunklen Nest sich bald zeigen würde. »Warum sollten die Jedi Reaktortreibstoff nach Woteba bringen?«
Alema blieb zwei Meter vor Raynar stehen. »Vielleicht, weil Ihr mehr über den Fizz wisst, als Ihr zugebt.« Obwohl ihre Worte für Luke bestimmt waren, konzentrierte sie ihren Blick weiterhin auf Raynar. »Vielleicht wussten die Jedi ja, dass es den Fizz auslösen würde. Vielleicht haben sie deshalb Reaktortreibstoff zu allen Utegetu-Planeten geschickt.«
»Moment mal!«, warf Han ein. »Du behauptest, dass alle Utegetu-Planeten Probleme mit Schaum haben?«
»Ja.« Raynars Tonfall war bitter. »Alle Planeten, die ihr uns gegeben habt, sind vergiftet.«
»Es tut mir leid, das zu hören«, sagte Luke, der Alema endlich eingeholt hatte. »Aber die Jedi wussten das nicht - und wir haben keinen Reaktortreibstoff geschickt, auf keinen der Planeten. Wir haben keinen Grund, der Kolonie Schaden zuzufügen.«
»Ihr dient der Galaktischen Allianz, oder nicht?«, fragte Raynar. »Und die Allianz fühlt sich durch unseren Aufstieg bedroht.«
»Wie kommst du denn darauf?«, schnaubte Han. »Weil ihr ein paar Piraten Zuflucht gewährt und schwarzen Membrosia schmuggelt? Das ist doch Kinderkram. Wenn ihr euch innerhalb des Allianz-Territoriums befandet, würde man euch noch nicht mal als ausgewachsenes Verbechersyndikat betrachten.«
Raynars Gesicht unter den Narben zuckte, und es wurde klar, dass er sich nicht gegen Alema wenden würde - jedenfalls nicht ohne deutliche Nachhilfe.
»UnuThul, Han hat recht«, sagte Luke. »Die Galaktische Allianz möchte die Kolonie als guten Nachbarn wissen, aber sie hat keine Angst vor euch. Das Dunkle Nest hat eure eigene Angst genutzt, um euch zu betrügen.«
Luke wusste, dass es wegen des fließenden Verständnisses der Killiks von Begriffen wie Angst und Wahrheit schwierig sein würde zu argumentieren - aber die Alternative bestand darin, das Lichtschwert zu aktivieren und sich einen Weg zurück zum Raumhafen zu erkämpfen.
»Vielleicht seid Ihr es ja, der betrogen wird, Meister Skywalker«, sagte Alema. Sie drehte sich um und sah ihn an, die Augen rauchig und dunkel und so tief wie schwarze Löcher. »Vielleicht haben euch Staatschef Omas und Oberbefehlshaber Sovv ja nicht gesagt, wie sehr sie uns wirklich fürchten. und vielleicht sind sie auch nicht die Einzigen, die Euch betrügen.«
Luke versuchte, die Andeutungen der Twi'lek zu begreifen, dann gab er auf und sah sie nur stirnrunzelnd an. »Was soll das denn heißen?«
Sobald er die Frage gestellt hatte, fing er an, sich innerlich rauchig und wund zu fühlen, und der Rand seines Blickfelds verdunkelte sich.
»Habt Ihr ein wenig mehr darüber nachgedacht, wieso Mara Euch über Daxar Ies belogen hat?«, fragte Alema.
»Nein«, sagte Luke. »Und ich bezweifle, dass Mara gelogen hat.«
Aber noch während er das sagte, wurde ihm bereits klar, wieso es Mara vielleicht tatsächlich widerstrebt hatte, ihm die Wahrheit zu sagen. Sie wusste, wie wichtig es ihm war. mehr über seine Mutter zu erfahren. Diejenige zu sein, die ihm diese Möglichkeit nahm, hätte ihr ein sehr schlechtes Gewissen verursacht. Sie fand den Gedanken daran vielleicht sogar ganz und gar unerträglich.
Alema kam näher, dann sagte sie mit kalter, aber verlockender Stimme: »Wir hoffen selbstverständlich, dass Ihr recht habt, Meister Skywalker, aber es ist um aller anderen willen wichtig, auch in Erwägung zu ziehen, dass Ihr Euch irren könntet - dass Ihr von denen, die Euch nahestehen, betrogen werdet.«
»Vollkommen unmöglich«, knurrte Han.
»Dann kann es auch nicht schaden, darüber nachzudenken.« Alema heftete den Blick weiterhin auf Luke, und die Trübung am Rand seines Gesichtsfelds wurde dunkler. »Aber das muss Meister Skywalker selbst entscheiden. Deshalb haben wir beschlossen, ihm den nächsten Gode zu geben.«
R2-D2 stieß ein protestierendes Quieken aus, und Luke sagte: »Ich will ihn nicht haben.«
Alema schmollte und fragte wissend: »Wen wollt Ihr denn jetzt hinters Licht führen, Meister Skywalker? Wir glauben Euch nicht.« Sie wandte sich G-3PO zu: »Merk dir diese Sequenz. Meister Skywalker wird sie später brauchen.«
Sie rasselte eine Reihe von Zahlen und Buchstaben herunter, aber Han drängte sich vor sie.
»Das reicht«, sagte er. »Er sagte, er will sie nicht.«
»Schon gut.« Luke zog ihn weg. »Alema hat recht.«
Han fuhr zu ihm herum. »Bist du sicher?«
Luke nickte. »Eine Codesequenz kann uns nicht wehtun.«
Er wusste natürlich, dass die Sequenz ihm sehr wohl wehtun würde, sonst hätte der Nachtherold der Gorog sie ihm nicht gegeben. Aber Luke wollte den Code ohnehin haben. Nicht weil er glaubte, dass etwas, das er aus R2-D2s Dateien erfahren konnte, seine Liebe zu Mara beeinträchtigen würde, oder auch nur, weil der Rauch in ihm dunkler und beißender und jeden Augenblick schwerer zu ignorieren war. Er wollte den Code, weil der Gedanke daran ihm Angst gemacht hatte -und wenn er sich gestattete, etwas zu fürchten, was er nicht kannte, dann hatte das Dunkle Nest bereits gewonnen.
Nachdem sie C-3PO den Rest der Codesequenz gegeben hatte, wandte Alema sich wieder an Luke: »Ihr seid so mutig, wie wir es in Erinnerung haben, Meister Skywalker.« Ein kalter Schauder überlief Luke, als die Twi'lek mit dem Finger über seinen Arm fuhr und dann hinzufügte: »Wir wissen nicht, was Mara vor Euch verbergen will, aber wir hoffen, es hat nichts mit dem Tod Eurer Mutter zu tun. Es wäre sehr traurig, wenn Daxar Ies nicht ihr einziges Opfer gewesen wäre.«
Diese Andeutung erschütterte Luke so heftig, wie Alema geplant hatte. Er war verstört, und sein Geist wurde umwölkt von dem ätzenden Rauch, der in ihm aufgestiegen war, seit er ihr diese erste Möglichkeit gegeben hatte.
Han reagierte anders. »Was?«, röhrte er. Mit einer so schnellen Bewegung, dass selbst Luke sie kaum sehen konnte, zog er seinen Blaster und richtete ihn auf den Kopf der Twi'lek. »Jetzt bist du zu weit gegangen.«
Alema drehte sich ungerührt um und starrte den Lauf an. »Kommen Sie schon, Han.« Sie bewegte den Finger und nutzte die Macht, um den Lauf von Hans Blaster zur Decke zucken zu lassen. »Wenn Sie vorgehabt hätten zu schießen, hätten Sie nicht Ihre einzige Chance durch eine solche Bemerkung verschwendet.« Dann drehte sie Han wieder den Rücken zu. ging zu Raynar. stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die vor Narben starren Lippen. »Wir sehen dich in unseren Träumen.« Einen Moment blieb sie noch auf den Zehenspitzen, dann stellte sie sich wieder normal hin und sah Han und Luke an. »Und behalte die beiden lieber im Auge. Wir können nicht zulassen, dass sie mit diesen Reaktorstangen noch mehr Schaum aufrühren.«
Raynar starrte Luke und Han einen Moment über Alemas Kopf hinweg an. dann nickte er und ließ ihre Hand los, ohne sie anzusehen. Sie glitt an ihnen vorbei und durch die Unu. und obwohl Luke sich anstrengte, sie nicht aus den Augen zu lassen, entging ihm irgendwie der Moment, in dem sie verschwand.
Sobald Alema weg war. sagte Raynar: »Wir haben beschlossen, euch beide besser im Auge zu behalten. Wir können nicht zulassen, dass ihr mit euren Reaktorstangen noch mehr Schaum aufrührt.«
»Ach ja?«, fragte Han sarkastisch. »Sagt sie dir auch, wann du dir die Zähne putzen und den Erfrischer benutzen sollst?«
»Sie?« Raynar zog die starren Brauen zusammen. »Wer. Sie?«
»Alema Rar«, antwortete Luke. »Der Nachtherold.«
Raynar wirkte erstaunt, und Unu summte.
»Die Killiks scheinen keine Ahnung zu haben, wovon Sie sprechen«, informierte C-3PO sie. »Unu behauptet, Alema Rar nie begegnet zu sein.«
»Burrurruru ubbur«, fügte eins der Insekten hinzu. »Uuubu burru.«
»Und sie wissen alle, dass der Nachtherold nur ein Märchen ist, um die Larven zu erschrecken«, übersetzte C-3PO. »damit sie das Essen wieder von sich geben.«
Han verzog das Gesicht und richtete den Blaster auf den Boden vor Raynar. »Dieses Märchen stand gerade noch an dieser Stelle dort und hat dir einen Kuss gegeben.«
»Wir sind sicher, dass wir uns erinnern würden, wenn wir Alema Rar jemals geküsst hätten«, erwiderte Raynar. »Und wir haben sie ganz bestimmt nicht jetzt gerade geküsst. Alema Rar ist tot.«
»Was du nicht sagst!«, stellte Han fest. »Sie ist beim Absturz umgekommen, wie?«
»Natürlich nicht«, sagte Raynar. »Sie starb auf Kr mit dem Rest des Dunklen Nests.«
»Na wunderbar.« Han verzog unwillig das Gesicht. »Jetzt geht das wieder los.«
»Wir verstehen nicht, wieso Ihr auf dieser Fantasie besteht, aber Ihr werdet nirgendwohin gehen. Das ist jetzt das Wichtigste.« Raynar streckte die Hand aus. »Ihr werdet uns Eure Waffen geben.«
Die Knöchel von Hans Hand, in der er den Blaster hielt, wurden weiß. »Wenn Hutts Swoops fliegen!«
»Wir hätten sie lieber jetzt«, sagte Raynar. Hans Blaster entwand sich seinem Griff und schwebte zu Raynar, der sich daraufhin zu Luke umdrehte. »Meister Skywalker?«
Luke hasste es, seine Waffe herzugeben - besonders wenn Alema Rar frei herumlief -, aber es würde einfacher sein, sie sich später zurückzuholen, als sich jetzt zu widersetzen. Er nahm den Kristall aus dem Griff - so entluden Jedi eine Waffe, bevor sie sie aus der Hand gaben - und reichte Raynar sowohl den Kristall als auch das Lichtschwert.
»Eine weise Entscheidung«. stellte Raynar fest. Ein Schwärm großer Arbeiterinsekten mit orangefarbener Brust sammelte sich um Luke und Han. »Saras wird euch zu euren neuen Räumen bringen. Bitte zwingt uns nicht, euch wehzutun, indem ihr versucht auszubrechen, bevor Prinzessin Leia mit einer Möglichkeit zurückkehrt, den Fizz aufzuhalten.«
Inmitten des Murgo-Engpasses hing der weiße Keil eines Sternenzerstörers der Imperial-Klasse. beleuchtet vom bunten Licht vier unterschiedlicher Sonnen. Links von dem Großkampfschiff befanden sich zwei der Sonnen, ein orangefarbenes und gelbes Binärsystem, das größenmäßig und farblich gut zueinander passte. Das Paar rechts war schlechter aufeinander abgestimmt, ein blauer Riese mit einem roten Zwerg im Orbit, der so klein und trüb war, dass Leia ihn kaum ausmachen konnte. Und direkt hinter dem Sternenzerstörer, irgendwo zwischen den beiden Sätzen binärer Sterne, befand sich der saphirblaue Schleier des Utegetu-Nebels und sah aus wie das Netz einer riesigen Spinne.
»Siehst du? Diese hier hat sich nicht verrechnet!« Saba hockte auf der Kante des Kopilotensitzes des Falken und betrachtete blinzelnd den Sternenzerstörer. »Wir wurden aus dem Hyperraum gezogen.«
»Mag sein«, sagte Leia. Der Murgo-Engpass verlangte, dass man sich zwischen den beiden Paaren binärer Sterne hindurchfädelte, und stellte den schwierigsten vieler komplizierter Hyperraum-Übergänge dar, die die Rago-Strecke mit dem Utegetu-Nebel verbanden. »Aber es gibt hundert Dinge in diesem Engpass, die das eher verursacht haben könnten als die Masse eines einzigen Sternenzerstörers.«
Saba zischte verärgert. »Es war nicht die Masse des Sternenzerstörers, die uns herausgezogen hat - seine künstlichen Schwerkraftgeneratoren haben es getan. Das da vorn ist die Mon Mothma.«
Leia starrte stirnrunzelnd das taktische Display an, aber die elektromagnetische Strahlung der vier Sterne war zu viel für das Sensor- und Komsystem des Falken. Sie sah nur eine statische Wolke auf dem Schirm. »Das kannst du nicht wissen«, sagte sie.
»Diese hier findet deinen Mangel an Glauben verstörend, Jedi Solo.« Saba stellte die Schuppen am Hals auf, was Leia gelernt hatte, als Zeichen der Enttäuschung zu deuten. »Du musst lernen, deine Meisterin nicht anzuzweifeln.«
»Du sagst mir doch immer, dass ich alles anzweifeln soll«, wandte Leia ein.
»Und hörst du etwa zu?« Saba streckte die Hand aus. »Du bist eine schreckliche Schülerin. Gib mir dein Lichtschwert.«
Leia schüttelte den Kopf. »Als ich es dir das letzte Mal gegeben habe, hast du mir damit auf den Kopf geschlagen. Die Beule war eine ganze Woche zu sehen.«
Sabas Stimme wurde schroff. »Du verweigerst also den Gehorsam?«
Leia verzog das Gesicht. Saba sagte immer wieder, sie müsse lernen zu gehorchen - aber sie hatte nicht vor, den gleichen Fehler ein zweites Mal zu machen. Also streckte sie ebenfalls die Hand aus. »Gib mir vorher deins.«
Saba riss die Augen auf, dann fing sie an zu zischen: »Du bist so komisch, Jedi Solo.« Sie senkte die Hand. »Aber zumindest hast du etwas gelernt.«
»Danke«, sagte Leia. »Wie sicher bist du wirklich, dass das da oben die Man Mothma ist?«
»Wie sicher bist du. dass sie es nicht ist?«
»Wir haben keine Zeit für Spielchen, Meisterin. Ich muss es wissen.«
»Das ganze Leben ist ein Spiel, Jedi Solo«, sagte Saba. »Wenn du es wissen musst, finde es heraus.«
Leia seufzte gereizt, dann öffnete sie sich der Macht. Sie spürte Mara und drei weitere Piloten in Jedi-StealthXs ans Heck des Falken. Weil es so schwierig war. den Engpass zu durchqueren, hatten alle fünf Schiffe ihre eigenen Sprungberechnungen machen müssen. Also war es so gut wie unmöglich, dass sie alle einen Fehler gemacht haben sollten, der sie so dicht beieinander aus dem Hyperraum brachte. Sie waren tatsächlich von einer künstlichen Schwerkraftquelle aus dem Hyperraum gerissen worden.
Aber das erklärte immer noch nicht, woher Saba wusste, dass dort vor ihnen die Mon Mothma schwebte. Die Galaktische Allianz verfügte über zwei Sternenzerstörer der Imperial-Klasse, die mit verborgenen Schwerkraftgeneratoren ausgestattet waren. Leia dehnte sich in der Macht zu dem Schiff aus und nahm dort das erwartete Gewimmel von Leben wahr, aber die Konzentration war zu dicht für sie, um die Anwesenheit bestimmter Personen zu erkennen.
»Also gut, man hat uns abgefangen«, sagte Leia. »Aber ich verstehe immer noch nicht, wie du so sicher sein kannst, dass das dort die Mothma ist. Es könnte auch die Elegos A'Kla sein.«
»Es ist die Mon Mothma«, wiederholte Saba. »Aber was spielt das schon für eine Rollo?«
»Eigentlich keine«, sagte Leia. »Niemand bei den Streitkräften wird sich einer Jedi-Mission entgegenstellen, aber der Kommandant der Mothma. Gavin Darklighter, ist ein alter Freund der Familie. Er wird unsere Zeit bestimmt nicht verschwenden.«
»Es wäre weise, dich nicht auf Freundschaften zu verlassen, Jedi Solo«, warnte Saba. »Erst hat Staatschef Omas versucht, den Abflug der Flotte vor uns geheim zu halten, und jetzt das hier. Commodore Darklighter wird seine Befehle haben.«
»Kann sein«, erwiderte Leia. »Aber du kennst Gavin Darklighter nicht. Er findet immer einen Weg, das Richtige zu tun.«
Sie berührte Mara und die anderen StealthX-Piloten in der Macht, um ihnen mitzuteilen, dass sie losfliegen würde, dann aktivierte sie den Sublicht-Antrieb des Falken und beschleunigte. Der Sternenzerstörer vor der Kuppel wurde schnell größer, und die Komsignale und Sensormessungen waren bald stark genug, dass die Reinigungsprogramme die Bilder klären konnten. Schließlich erschien die Signatur der Mon Mothma auf dem taktischen Display. umgeben von einer großen Wolke von Symbolen, die für Vorkriegs-XJ3 X-Flügler und E-Flügler der Serie 4 standen.
Die Stimme eines Kom-Offiziers drang knisternd aus den Lautsprechern des Cockpits, so rau und kratzig, dass es unmöglich war, die Spezies der Person zu erkennen. »Millennium Falke, wir informieren Sie hiermit, dass der Utegetu-Nebel blockiert wird. Bitte ändern Sie Ihren Kurs.«
»Eine Blockade?« Leia gab sich überraschter, als sie war. »Wer hat das veranlasst?«
»Offensichtlich die Galaktische Allianz«, erwiderte der Kom-Offizier. »Ich bitte Sie noch einmal umzukehren. Alle Schiffe, die versuchen, zum Nebel zu reisen oder ihn zu verlassen, werden beschlagnahmt.«
Leias Blut begann zu kochen. »Sie sollten zur Kenntnis nehmen, dass sich der Falke auf einer Jedi-Mission befindet.«
Sie nahm einen Kurs, der sie am Bug der Mothma vorbeiführen würde. Das taktische Display, immer noch mit leeren Flecken und kleinen Bereichen von Statik, zeigte eine Staffel von XJ3s. die auf Abfangkurs zum Falken ging.
Leia runzelte die Stirn, dann sagte sie zu dem Kom-Offizier: »Ich gehe davon aus. dass Sie lange genug bei den Streitkräften waren, um zu verstehen, welche Probleme Ihnen drohen, wenn Sie sich mit uns anlegen?«
»Ich kenne die Folgen, wenn ich meine Befehle ignoriere«, sagte der Offizier. »Dies ist die letzte Warnung. Wenn Sie sich weiterhin nähern, wird der Falke beschlagnahmt.«
Die Macht knisterte von der Empörung Maras und der anderen StealthX-Piloten. aber Saba nahm es gelassener. Sie schmeckte zerstreut die Luft mit ihrer gespaltenen Zunge, dann aktivierte sie ihr eigenes Mikrofon. »Wir werden über Ihre Drohung nachdenken«, sagte sie. »Bitte warten Sie.«
»Warten?«, wiederholte der Kom-Offizier. »Das hier ist kein.«
Saba brach die Verbindung ab und wandte sich Leia zu. »Wir sollten umkehren.«
»Und zulassen, dass Elan und Luke auf Woteba festsitzen?«, fragte Leia. »Niemals!«
»Kein Schiff zu haben und festzusitzen sind zwei verschiedene Dinge«, erwiderte Saba. »Meister Skywalker ist. na ja, er ist eben Meister Skywalker. Er kann jederzeit einen Weg finden, Woteba zu verlassen.«
»Aber das wird er nicht tun«, widersprach Leia. »Er wartet darauf, dass wir mit einem Heilmittel gegen den Fizz zurückkehren, und inzwischen provoziert die Kolonie die Chiss. Wir müssen ihn und Han von Woteba wegbringen, bevor ein Krieg ausbricht.«
Mara ließ ihre Ungeduld in die Macht einfließen. Sie drängte Leia und Saba weiterzufliegen.
Leia warf Saba einen Blick zu.
Saba schüttelte den Kopf. »Nicht hier im Murgo-Engpass. Wir können es nicht mit einem Sternenzerstörer aufnehmen.«
»Aufnehmen?«, fragte Leia. »Glaubst du denn, wir werden die Mon Mothma angreifen?«
»Kennst du einen anderen Weg durch den Engpass?«, fragte Saba.
»Klar«, erwiderte Leia. »Wir finden heraus, wie ernst sie es meinen.«
Leia verband sich wieder mit der Macht, um ein Jedi-Kampfgeflecht aufzubauen, und stellte fest, dass Mara und die anderen Piloten bereits damit begonnen hatten. Mara war offenbar der gleichen Ansicht wie ihre Schwägerin, strahlte Selbstvertrauen aus und versicherte Leia, dass die StealthXs bereit waren, sich hinter die XJ3s zu setzen. Saba zischte resigniert, dann leitete sie zusätzliche Energie zu den Schilden um.
Leia öffnete den Komkanal zur Mon Mothma erneut.
Bevor sie auch nur ein einziges Wort sagen konnte, erklang die zornige Stimme des Kom-Offiziers erneut. »Falke, es gibt jetzt keine Warnungen mehr. Werden Sie langsamer und warten Sie auf Ihre Eskorte!«
»Negativ«, erwiderte Leia. »Ich will mit Commodore Darklighter sprechen.«
»Commodore Darklighter ist nicht zu sprechen«, erwiderte der Offizier.
Saba gab ein tiefes, kehliges Zischen von sich, und Leia sah auf ihrem Display, dass sich die Xj3-Staffel inzwischen hinter dem Falken in Schussweite befand.
»Schalten Sie den Antrieb ab und warten Sie«, befahl der Kom-Offizier. »oder wir eröffnen das Feuer.«
Leia verdrehte die Augen. »Sie werden bestimmt nicht auf den Millennium Falken schießen, ohne dass Commodore Darklighter Ihnen über die Schulter schaut. Lassen Sie mich sofort mit ihm sprechen, oder halten Sie sich zurück, damit wir unsere Mission fortsetzen können.«
Alarm im Cockpit zeigte an, dass die XJ3s den Falken mit ihrer Zielautomatik erfasst hatten. Leia konnte nicht glauben, dass sie tatsächlich kurz davorstanden, beschossen zu werden, aber sie fing an, einen Ausweichkurs zu fliegen wie ein Kampfjägerpilot. Es würde nichts schaden, vorsichtig zu sein.
»Bist du sicher, dass sie bluffen?«, fragte Saba leise.
»Einigermaßen.« Leia schaltete die Zielalarme ab, aber sie aktivierten sich bald wieder. Die Piloten der X]3-Flügler wählten den Falken als Ziel, schalteten dann die automatische Zielerfassung ab und einen Moment später wieder ein, was immer wieder neuen Alarm auslöste und die Nerven der Besatzung zermürben sollte. »Nein, sogar beinahe.«
Im Kampfgeflecht war so etwas wie Zufriedenheit zu spüren. Mara und die anderen StealthX-Piloten hatten sich hinter die XJ3s gesetzt, ohne bemerkt zu werden.
Saba schaltete ihr Mikrofon aufs Interkom des Schiffs um. »Cakhmaim, Meewalh, schaltet die Vierlingskanone ab.«
»Gute Idee«, sagte Leia. »Wir wollen die Sache bestimmt nicht mit der Mon Mothma auskämpfen. Staatschef Omas würde dann nur glauben, dass die Jedi vollkommen zur Kolonie übergelaufen sind.«
Saba warf ihr einen Seitenblick zu. »Das auch.«
Leia spürte im Geflecht, dass die Barabel sich um näherliegende Dinge gesorgt hatte: Sie würden Han und Luke nicht viel nützen, wenn man sie hier in Stücke schoss.
»Ich finde deinen Mangel an Glauben verstörend, Meisterin«, sagte Leia. »Du musst lernen, deiner Pilotin zu vertrauen.«
Saba gab ein krächzendes Geräusch von sich. »Diese hier vertraut der Pilotin. Es ist ihre arrogante Schülerin, die ihr Sorgen macht.«
Leia lachte, dann aktivierte sie das Interkom erneut. »Cakhmaim und Meewalh, wenn ihr in den Türmen fertig seid, geht in den Technikbereich und schaltet Hans Repulsorstrahl ein.«
Saba runzelte die Stirn. »Wir werden die Mothma aus dem Weg schieben?«
»Wohl kaum«, erwiderte Leia. Der Repulsorstrahl war eigentlich gegen Pfeilschiffe gedacht, und Han hatte ihn ein Jahr zuvor entwickelt, indem er den Traktorstrahl des Falken so umbaute, dass man seine Polarität umkehren konnte. »Aber wir müssen vielleicht ein paar Flitnats loswerden.«
Leia schaltete die Zielalarme aus - es musste das zehnte Mal sein -. und jetzt gingen sie nicht mehr los. Die XJ3s hatten aufgehört, ihre Zielautomatik ein- und auszuschalten.
Das Geflecht füllte sich mit reptilischer Kampfeslust. »Wenn das hier ein Bluff ist, dann ist der Einsatz reichlich hoch«, sagte Saba. »Für diese hier fühlt es sich an. als würden sie gleich.«
Bevor Saba »das Feuer eröffnen« sagen konnte, begannen acht der Xj3s - vier Kampfteams aus je zwei Schiffen - mit ausweichenden Loops und Spiralen. Im militärischen Kom-Scanner des Falken waren die erschrockenen Stimmen der XJ3-Piloten zu hören.
»Sie haben uns als Ziel erfasst! Sie haben uns erfasst!. brechen nach rechts aus. brechen nach links aus. Wo sind sie?. Immer noch da.Kann ihn nicht abschütteln. Findet sie, findet sie!«
Dann verkündete eine tiefe Frauenstimme: »StealthXs! Wir haben hier draußen StealthXs!«
Leia schob den Hebel für das Tempo weit über die Sicherheitsstopps hinaus und behielt den Kurs bei, der sie am Bug der Man Mothma vorbeiführen würde. Das taktische Display zeigte, wie die restlichen XJ3s - die vier Schiffe, die die Flanken der Staffel bewacht hatten - sich in Schussposition brachten und sich langsam auf Schussweite näherten.
Leia wies die Noghri an, den Repulsorstrahl zu aktivieren und zwei der Jäger wegzufegen.
»Nur zwei?«, fragte Saba. »Warum das?«
»Lediglich als Botschaft«, sagte Leia. »Außerdem brauchen wir diese XJs vielleicht später noch.«
Die Lichter im Cockpit wurden trüber, und die Statusanzeigen gingen ganz aus, als jedes verfügbare Erg von der Energie des Falken zum Repulsorstrahl umgeleitet wurde. Aber anders als beim ersten Mal, als sie das Gerät eingesetzt hatten, brachen die Schilde nicht zusammen. Als Han zu dem Schluss gekommen war, der Repulsorstrahl sei zu leicht zu beschädigen, hatte Leia darauf bestanden, eine weitere Reaktoreinheit zu installieren, um bei einem Gegenangriff nicht mehr so verwundbar zu sein.
Der Falke ruckte ein wenig, als die Noghri den Repulsorstrahl auslösten. Zwei der XJ3s trudelten plötzlich unkontrolliert auf den Rand des taktischen Displays zu, und im Kom-Scanner waren verdutzte Flüche und eine nervöse Anfrage zu hören, ob man das Feuer eröffnen dürfe.
Einen Augenblick später erklang Gavin Darklighters Stimme. »Captain Solo, würden Sie bitte aufhören rumzukriffen? Staatschef Omas meint das mit der Blockade vollkommen ernst.«
Leia beschleunigte weiter und vollführte immer noch Ausweichmanöver. »Ist das der Grund, wieso er die Jedi nicht darüber informiert hat?«
Darklighter zögerte, und die Zielalarme des Falken heulten erneut auf. Leia warf einen Blick auf das taktische Display und sah, dass das letzte Paar Xj3s sich auf Schussweite genähert hatte. Der Rest der Staffel vollführte immer noch Dreh- und Überschlagbewegungen, entweder um sich nach der Berührung mit dem Repulsorstrahl wieder zu fangen oder um die StealthXs abzuschütteln, die ihnen immer noch drohten, indem sie sie mit ihrer Zielautomatik anpeilten.
»Bitte entschuldigt meine Wortwahl, Prinzessin«, sagte Darklighter schließlich. »Ich hatte Captain Solo erwartet.«
»Han ist nicht zu sprechen«, erwiderte Leia. »Im Augenblick befehlige ich den Falken.«
Lange Zeit herrschte Schweigen, und Leia fragte sich, ob Darklighter es wohl darauf angelegt hatte, ihr diese Aussage abzuringen. Er war ein cleverer Kommandant und er würde selbst das kleinste Fitzelchen Information auf Hinweise darauf untersuchen, um was es den Jedi wirklich ging. Normalerweise hätte Leia kein Problem damit gehabt, solche Informationen mit einem hochrangigen Offizier der Streitkräfte zu teilen. Aber im Augenblick wollte sie auf keinen Fall, dass jemand, der dem Staatschef unterstellt war, von dem Machtvakuum erfuhr, das es im Moment an der Spitze des Jedi-Ordens gab.
Sie flogen am Bug der Mon Mothma vorbei. Die letzten beiden XJ3s klebten an ihrem Heck, aber Darklighter schickte keine weitere Staffel aus, um dem Falken den Weg abzuschneiden - und das machte Leia nervös.
»Behalte die Traktorstrahlen der Mothma im Auge«, sagte sie zu Saba. »Sag mir sofort Bescheid, wenn einer von ihnen aktiviert.«
Leia spürte eine Alarmwelle von Saba kommen und wusste sofort, dass der Sternenzerstörer seine Traktorstrahlen tatsächlich aktivierte. Sie beschleunigte zu einer ungleichmäßigen Spirale, die es den Spezialisten am Traktorstrahl beinahe unmöglich machen würde, den Falken zu erfassen.
Die roten Kegel von vier Traktorstrahlen erschienen auf dem taktischen Display, ausgehend von dem Symbol, das für die Mon Mothma stand. Offenbar wollten sie den Falken mit den Strahlen einkreisen. Leia hielt auf die Ränder der Strahlen zu. rollte und tauchte von einem zum anderen und versuchte, das vielsagende Zögern wahrzunehmen, von dem Han immer behauptete, es zeige an. dass der Feind die Strategie erkannt hatte.
Einen Augenblick, nachdem die Traktorstrahlen erschienen waren, meldete sich Darklighter: »Ich wollte. Euch nicht verärgern, Prinzessin.« Die Komantenne hatte offenbar Schwierigkeiten, sich den Bewegungen des Falken anzupassen, und so kam seine Botschaft ein wenig beschädigt an. »Staatschef Omas. Meister Skywalker eine Woche lang zu erreichen. Als er keine Antwort bekam, ist er zu dem Schluss gekommen. die Jedi wieder auf der Seite der Killiks stehen.«
Saba zischte, und Leia spürte die gleiche Frustration bei Mara und den anderen StealthX-Piloten. Sie setzte zu einer scharfen Antwort an - als ihr klar wurde, was Darklighter vorhatte, und sie schwieg.
»Er versucht dich zu provozieren«, stimmte Saba zu. Die Barabel brach die Verbindung ab, dann stellte sie ihr Korn auf Streufunktion ein, um zu verhindern, dass die Personen an den Traktorstrahlen der Mon Mothma eine Komwelle zum Falken zurückverfolgen konnten. »Glaubst du immer noch, dass Commodore Darklighter blufft?«
»Wenn er das nicht täte, würde er inzwischen schießen«, sagte Leia. Sie öffnete wieder einen Kanal zu Darklighter. »Guter Versuch, Commodore. Aber wenn Staatschef Omas behauptet, die Jedi hätten die Galaktische Allianz verraten, nur weil er Luke nicht erreichen.«
»Was. sonst annehmen?«, unterbrach Darklighter sie. »Und jetzt beweist. er recht hat. Schaltet den Antrieb. eröffnen das Feuer.«
Leia zögerte. Darklighter hatte den Einsatz noch einmal erhöht. Wenn sie nicht gehorchte, würde er seine Drohung entweder ausführen oder zugeben müssen, dass er bluffte. Sie versenkte sich tiefer in das Kampfgeflecht und drängte Mara und die anderen, die Finger von den Auslösern zu lassen. Dann holte sie tief Luft und aktivierte das Mikrofon erneut.
»Ich fürchte, das werden Sie tatsächlich tun müssen, Gavin. Das hier ist einfach zu wichtig.«
Ein langes Schweigen folgte, währenddessen selbst das Knistern des Korn schärfer zu werden schien. Leia zog den Falken zurück zur Mitte des Engpasses, platzierte damit die letzten beiden Xj3s zwischen sich und die Mon Mothma. und die Traktorstrahlen des Sternenzerstörers wurden abgeschaltet. Sie spürte die Anerkennung, die von Mara und den anderen StealthX-Piloten ausging, dann erklang im Kom wieder Darklighters Stimme.
»Verflixt noch mal, Prinzessin, ich bluffe nicht.«
»Ich ebenso wenig«, erwiderte Leia. Nun, da sie an der Mon Mothma vorbei war und auf den blauen Vorhang des Utegetu-Nebels zuhielt, hatte sie nichts dagegen weiterzureden. Jede Sekunde brachte sie in der schmalen Gasse zwischen den beiden binären Sternenpaaren ein Stück näher zu ihrem letzten Sprung nach Utegetu. »Gavin, Sie keimen Luke doch. Er würde die Galaktische Allianz nie.«
»Guter Versuch, Prinzessin«, sagte Darklighter. Da der Falke sich nun immer weiter von der Mon Mothma entfernte, konnte die Komantenne sich wieder konzentrieren, und das Signal wurde klarer. »Ich werde nicht zulassen, dass Ihr Zeit schindet, um uns zu entgehen. Ihr habt zehn Sekunden, um den Antrieb abzuschalten.«
Leia warf einen Blick zu Saba. Die Barabel war bereits am Interkom und wies die Noghri an, sich mit dem Repulsorstrahl bereitzuhalten.
»Es geht um Luke und Han, nicht wahr?«, fragte Darklighter. »Sie sind immer noch auf Woteba. Deshalb konnte Staatschef Omas Meister Skywalker nicht erreichen.«
Anspannung stieg im Kampfgeflecht auf. Darklighter hatte seine Vermutung auf einem offenen Flottenkanal geäußert. Es bestand also kein Zweifel, dass morgen um diese Zeit ein Bericht darüber auf Staatschef Omas' Schreibtisch liegen würde. Luke in den Allianzraum zurückzuholen hatte sich gerade zu einem bürokratischen Rennen gegen den Staatschef entwickelt.
»Commodore Darklighter. können wir auf einen gesicherten Kanal wechseln?«, fragte Leia. »Können wir vertraulich miteinander sprechen?«
»Tut mir leid, das geht nicht.« Darklighter klang, als meinte er es ehrlich. »Das hier muss offiziell sein. Sie haben fünf Sekunden, um den Antrieb abzuschalten, Prinzessin.«
»Danke für die Warnung, Commodore«, sagte Leia. »Nichts für ungut.«
Darklighters Stimme klang ernsthaft beunruhigt. »Leia! Ich kann Euch nicht schützen.«
Leia brach das Gespräch ab, dann zog sie den Falken aus dem Spiralkurs und riss ihn erneut hin und her. Das machte es den Zielvorrichtungen von Sternjägern ebenso schwer, sie zu erfassen, doch sie kamen erheblich schneller voran.
»Jedi Solo?«, fragte Saba. »Was meinte Commodore Darklighter, als er sagte, der Komverkehr müsse offiziell sein?«
»Nur, dass er uns nicht helfen kann, denke ich«, sagte Leia. »Wahrscheinlich befindet sich Admiral Bwua'tu an Bord.«
»Nek Bwua'tu?«. knurrte Saba. »Der Bothaner, der den Thrawn-Simulator schlagen kann?«
»Er ist immerhin der Kommandant der fünften Flotte«, sagte Leia. »Aber das ist egal. Sie bluffen.«
»Und wenn sie das nicht tun?«
»Sie tun es aber«, sagte Leia. »Und außerdem besteht ein großer Unterschied zwischen einer Simschlacht und einer echten. Mach dir keine Sorgen.«
»Diese hier ist nur neugierig, nicht besorgt.« Saba klang ruhig, al)er ihr Arger war im Kampfgeflecht deutlich zu spüren. »Sie macht sich nie Sorgen.«
»Ja, tut mir leid.«
Die Zielalarme erklangen erneut, und das Schilddisplay glühte gelb auf, als sie am Backbordheck von einem Lasergeschütz getroffen wurden.
»Bluffen sie immer noch?«, fragte Saba.
»Ja, Meisterin«, sagte Leia. »Wir sind immer noch hier, oder?«
Einen Augenblick später ruckte der Falke ein wenig, als die Noghri den Repulsorstrahl aktivierten, und im Kamscanner war eine Reihe von Flüchen zu hören, als das letzte Paar XJ3s weggestoßen wurde. Das Kampfgeflecht wurde still und angespannt. Die Beziehung zwischen den Jedi und der Galaktischen Allianz hatte sich gerade auf eine Weise verändert, die keiner hätte vorhersehen können.
Leia warf erneut einen Blick auf das taktische Display. Die Mon Mothma ließ weitere Staffeln in den Engpass strömen, während die Jäger sich vor den letzten bekannten Positionen der StealthX aufreihten. Keiner verfolgte Leia und Saba, aber die Jäger achteten darauf, zwischen dem Sternenzerstörer und dem Falken eine klare Feuerlinie freizulassen.
Mara drängte Leia und Saba, durch das Kampfgeflecht weiterzufliegen. Die StealthXs würden zurückbleiben und sich später durch den Engpass schleichen. Sie würden sich auf Woteba treffen.
Leia wünschte ihr viel Glück, dann wurde die Kuppel schwarz, als der erste Turbolaserschuss vor ihnen explodierte. Leia wurde heftig in die Gurte geschleudert, als der Falke sich durch die Schockwelle bockte, dann verwandelte sich der Himmel rings um sie her in explodierende bunte Wolken, da die Schützencrews nun genauer zielten.
»Jedi So-o-lo!« Sabas Stimme brach bei jeder Schockwelle, die den Falken erschütterte. »Das nächste Mal wirst du auf deine Meisterin hören!«
»Vertrau mir!«, sagte Leia. »Sie wollen uns nur glauben machen, dass sie es ernst meinen.«
»Dann leisten sie gute Arbeit.«
Leia schwang den Falken in Richtung des blauen Riesen. »Wir fliegen auf den Großen da zu. Die EM-Strahlen stören ihre Zielpeilungen, und die Schwerkraft wird uns beschleunigen.«
Saba nickte anerkennend. »Gu-ut! Du hast so etwas schon einmal gemacht.«
»Nur vierzig- oder fü-ünfzigmal.« In Gedanken fügte Leia hinzu: Und noch nie ohne Hon.
Der Flug wurde einen Moment ruhiger, als der Falke unter dem Schussmuster des Sternenzerstörers hervorglitt. Wieder verfärbte sich die Kuppel schwarz, als die riesige Sonne sich vor sie schob, aber die kochende Masse schien trotzdem durch den Transparistahl, wärmte Leias und Sabas Gesichter und blendete sie. Die Sensoren und Koms wurden schnell Opfer der elektromagnetischen Strahlung, und selbst die innere Elektronik des Schiffs flackerte.
Dann fanden die Schützen der Mon Mothma sie erneut. Ein Vorhang aus Turbolaser-Salven erschien vor ihnen; rote und orange Kreise, die vor der gleißenden Helligkeit des Sterns kaum zu sehen waren. Leia steuerte den Falken auf die nächste Laserblüte zu und überließ ihre Hände der Macht. Die Schilde knisterten unter der scharlachroten Energie, als sie durch die ersten Turbulenzen der Explosionen flogen, dann schauderte der Falke, als erneut Schockwellen auf ihn eindrangen.
An der Pilotenkonsole leuchteten Lichter auf, die Schäden anzeigten oder vor kritischen Situationen warnten. Es gab gebrochene Dichtungen, leckende Leitungen und nicht mehr angepasste Gyros.
»Sieh dir das an!«, beschwerte sich Leia. »Han wird mich umbringen.«
Eine weitere Explosion schleuderte sie zur Seite und Saba sagte: »Diese hier hofft nur, dass wir lange genug leben, um ihm Gelegenheit dazu zu geben.«
Als Leia der Ansicht war. sie könnten es nicht mehr wagen, noch tiefer in den Schwerkraftbereich des Sterns abzusteigen, zog sie den Falken wieder hoch und um die Krümmung des riesigen blauen Horizonts. Die Mon Mothma schoss ihre Turbolaser weiter in ihre Richtung ab. aber die elektromagnetische Ablenkung brachte die Zielsensoren des Sternenzerstörers endgültig durcheinander, und keiner der Schüsse kam dem Falken näher als auf einen oder zwei Kilometer.
Dann gab es überhaupt keine Turbolaser-Salven mehr, und Leia wusste, dass sie den Horizont umrundet hatten und aus dem Blickfeld der Mon Mothma verschwunden waren. Sie wandte das Cockpit von dem blauen Riesen ab und lenkte das Schiff aus dem Schwerkraftbereich.
Die Kuppel wurde durchsichtig genug, sodass sie die rote Kugel des winzigen Satellitensterns des blauen Riesen am unteren Rand des vorderen Fensters sehen konnten. Die andere binäre Gruppe, der orangefarbene und der gelbe Stern, leuchtete durch den oberen Bereich der Kuppel, und direkt vor ihnen war schwach der blaue Schleier des Utegetu-Nebels zu sehen.
Leia warf einen Blick auf ihr taktisches Display und drängte die Sensoren lautlos, wieder richtig zu funktionieren, damit sie ihren Sprung nach Utegetu berechnen konnte. Es gab keinen Grund mehr, nervös zu sein - weder die Mon Mothma noch ihre Jäger konnten den Falken jetzt noch einholen -. aber irgendetwas fühlte sich immer noch nicht richtig an. Leia hatte ein kaltes, unangenehmes Gefühl im Magen und war außerdem beinahe überzeugt, dass jemand sie beobachtete.
»Saba, spürst du.«
»Ja«, sagte Saba. »Es fühlt sich an, als wären wir mitten in eine Shenbit-Höhle gerast.«
Obwohl die Temperaturen in der Triebwerksgondel bereits 20 Prozent über der offiziellen Empfehlung lagen, griff Leia dennoch nach den Hebeln und fing an, sie noch weiter über die Sicherheitsstopps hinauszuschieben. aber der Falke verlor an Tempo, als wäre er gegen eine Permabeton-Wand geprallt.
»Was zum.«
Der Rest von Leias Ausruf ging im plötzlichen Heulen des Annäherungsalarms und von Systemwarnungen unter. Die Temperatur der Triebwerksgondel schoss über 140 Grad hinaus auf 150 zu, und der Falke wurde immer langsamer.
Leia zog die Hebel zurück, dann aktivierte sie das Interkom. »Cakhmaim, Meewalh, geht in die Geschütztürme und seht.«
»Sternenzerstörer«, krächzte Cakhmaim. Der Falke glitt seitlich auf eine Stelle zwischen dem blauen Riesen und seinem kleinen Satelliten zu. »Einer der neuen Piratenjäger.«
Leia nutzte die Manövrierdüsen, um den Falken herumzudrehen, und sah, dass sie tatsächlich auf den fernen Keil einer neuen Version der ehrwürdigen Sternenzerstörer der Victory-Klasse zugezogen wurden. Auf dem oberen Teil des Rumpfes, in einem Turm, der beinahe so groß sein musste wie die Brücke selbst, befand sich einer der riesigen Asteroidenschlepper-Traktorstrahlen, die Lando Calrissian den Streitkräften für den Kampf gegen Piraten und Schmuggler verkauft hatte.
»Simschlacht oder nicht«, krächzte Saba. »Diese hier denkt. Admiral Bwua'tu ist tatsächlich so gut. wie man sich erzählt.«
Han sah in seinem neuen Quartier, das Modell des Millennium Falken auf dem Schoß, und fuhr mit den Daumen über dessen seidenglatte Oberfläche, spähte in die dunklen Löcher der Cockpit-Kuppel und wog das schwere Stück Spinnglas in den Händen. Sicher, es war eine gute Arbeit, und die Finger über Spinnglas zu reiben hatte etwas Hypnotisches. Aber er konnte sich trotzdem nicht vorstellen, wo die Squibs Milliarden von diesen Dingern verkaufen wollten. Es handelte sich dabei wohl kaum um Kunst, und da die Galaxis sich immer noch nur unter Mühen vom Krieg gegen die Yuuzhan Vong erholte, gab es nur eine sehr eingeschränkte Zahl von Personen, die es sich leisten konnte, für Kitsch viel zu bezahlen.
Irgendwer wurde hier eindeutig an der Nase herumgeführt. Aber betrog die Kolonie die Squibs. benachteiligten die Squibs die Kolonie, oder führten beide eine dritte Partei an der Nase herum?
Luke kam aus seinem Zimmer herüber, die Augen geschlossen und die Hände an das schimmernde Spinnglas der Wand gedrückt, die Macht benutzend, um nach einem Schwachpunkt in der Außenwand ihres zweiräumigen Gefängnisses zu suchen. Er tat das etwa einmal pro Stunde, blieb dabei jedes Mal an einer anderen Stelle der Außenwand stehen und ließ R2-D2 seinen Werkzeugarm benutzen, um ein kleines Kreuz in die harte Oberfläche zu ritzen.
Ein paar Minuten später hörten sie dann immer eine Gruppe Killiks. die draußen zu der entsprechenden Stelle eilten und die Wand mit mehr Spinnglas verstärkten. An einigen Stellen musste die Wand nun beinahe einen Meter dick sein, aber Han beklagte sich nicht, dass die Kreuze Zeitverschwendung seien. Wenn Luke das Denken von Saras durcheinanderbringen wollte, war das seine Sache.
Sie wussten beide, dass Luke sie jederzeit aus ihrem Gefängnis herausbringen konnte - und Han ging davon aus. dass das Raynar ebenfalls klar war. Flucht war der einfachere Teil. Aber zu fliehen würde ihnen nicht helfen, bevor ihnen keine Möglichkeit einfiel, das Dunkle Nest zu finden. Daher warteten sie geduldig, dachten außerdem angestrengt nach und taten ihr Bestes, sehr gelangweilt dreinzuschauen.
Han drehte das Modell des Falken noch einmal herum. Die Bewegung bewirkte keine Gewichtsverlagerung im Inneren, aber das brauchte nichts zu bedeuten. Er hatte einmal einen Schmuggler gekannt, der seine gesamte Fracht an geschmuggeltem Sprengstoff zu Armaturenbrettern von Landspeedern geformt hatte und damit bei der imperialen Zollbehörde problemlos durchgekommen war.
Ohne die Augen zu öffnen, sagte Luke: »Es geht ihr gut, Han.«
»Das weiß ich.« Han legte sein Ohr dicht an das Modell und schüttelte es, konnte aber nichts hören. »Ich mache mir trotzdem Sorgen um sie. Es ist nicht leicht für sie, so lange von mir getrennt zu sein.«
»Tatsächlich?«
»Ja«, erwiderte Plan. »Sie kann nur schlecht schlafen, wenn ich nicht da bin und mit meinem Schnarchen das Klappern in den Klimakontrollleitungen übertöne.«
Luke lächelte. »Danke, dass du mir das erklärt hast.« Er fuhr wieder mit der Hand über die Wand. »Ich habe mich schon gefragt, was sie an dir findet.«
Obwohl Han nicht darüber geredet hatte, wie sehr ihm Leia fehlte, erkannte er jetzt, dass er tatsächlich an sie gedacht hatte, ohne es überhaupt zu merken - dass er immer an sie dachte, und jedes Mal, wenn er sich umdrehte, fast erwartete, dass sie da war. Dass er sich ihre Stimme in der Ferne vorstellte, wann immer es im Tunnelhaus ruhig wurde, und die Hand nach ihr ausstreckte, wenn er sich im Halbschlaf umdrehte. Und Luke hatte gewusst, was in Hans Hinterkopf vorging, ebenso wie Han wusste, dass sich in Lukes Kopf etwas ganz Ähnliches abspielte.
Er drehte sich auf seinem Hocker um. »Hast du einen Jedi-Trick angewandt, um meine Gedanken zu lesen?«
Luke hielt inne und sah ihn verwundert an. »Das können wir nicht wirklich tun, Han«, sagte er. »Na ja, die meisten von uns können es nicht.«
Han wusste, ohne fragen zu müssen, dass Luke an Jacen gedacht hatte, als er den letzten Satz anfügte. »Das hatte ich befürchtet.«
»Befürchtet, dass.« Luke hielt inne, dann schüttelte er den Kopf. »Ich glaube nicht, dass wir gegenseitig unsere Gedanken lesen können, Han. Wir sind noch nicht lange genug hier, um zu Mitnistern zu werden.«
»Ach ja? Wie kommt es dann, dass ich weiß, was du heute gerne zum Mittagessen hättest?«
»Ich verstehe ohnehin nicht, wie Meister Skywalker die ganze Zeit hungrig sein kann«, sagte G-3PO von seinem Platz in der Ecke aus. »Er hat gerade erst gefrühstückt.«
»3PO hat recht«, sagte Luke. »Es ist zu früh, um.«
»Einen Nerf-Burger und Hubba-Fritten«. unterbrach Han ihn. »Und du willst es mit einem Lurol-Saftmix runterspülen.«
Luke runzelte die Stirn. »Du hast recht, das klingt tatsächlich nicht schlecht. Aber ich habe nicht daran gedacht, bevor du.
oder doch?«
»Ich war es nicht«, knurrte Han. »Ich kann Hubba-Fritten nicht ausstehen.«
Luke verzog das Gesicht. »Raynar versucht uns zu Neunistern zu machen.«
»Glaubst du wirklich?«
Luke war so aufgeregt, dass ihm der Sarkasmus in Hans Stimme vollkommen entging. »Das Dunkle Nest denkt offenbar, dass die Kolonie mich dann beherrschen und die Kontrolle über den Jedi-Orden übernehmen kann.«
»Euch beherrschen. Meister Skywalker? Das ist wirklich eine vollkommen absurde Idee.« C-3PO drehte seinen Kopf alarmiert zu Luke. »Oder etwa nicht?«
Statt zu antworten, suchte Luke wieder Schwachpunkte in der Außenwand. »]e mehr Zeit sie dazu haben, desto schlimmer, Han. Wir müssen hier raus.«
Han drehte das Modell um. »Um was zu tun?«
»Das weißt du«, sagte Luke. »Das Dunkle Nest finden.«
Han blieb sitzen. »Und wie sollen wir das machen? Sobald wir unsere Zimmer verlassen, wird Saras tausend Killiks schicken - und wir haben keine Waffen. Wir sollten lieber warten, bis Leia und Mara zurückkommen.«
Luke runzelte die Stirn. »Geht es dir gut, Han?«
»Ja«, sagte Han. Tatsächlich fühlte er sich großartig. Nun. da er wusste, wie sie das Dunkle Nest finden konnten, aber das konnte er Luke natürlich nicht sagen. Die Wände hatten Ohren - nun ja, irgendwas hatte jedenfalls Ohren. »Ich bin nur nicht in der Stimmung, irgendwelche rontohirnigen Fluchtpläne auszuhecken.«
Er stand auf und ging zur Tür. Sie war undurchsichtig und mit klebrigen Fasern verschlossen, die die Käfer über die Außenseite gesponnen hatten, aber das Spinnglas der Wand war so dünn und durchscheinend, dass Han die Silhouette ihres Saras-Wächters sehen konnte, der draußen stand.
Er winkte, um die Aufmerksamkeit dos Insekts zu erregen. »He, aufmachen! Ich muss mit Ihnen reden.«
Die Wache kam zur Wand und drückte den orangefarbenen Thorax gegen das Spinnglas. Ein gedämpftes Summen war durch die Wand zu vernehmen.
»Saras sagt, sie kann Sie durch die Wand hören«, sagte C-3PO, der nun ebenfalls zur Tür gestapft kam, um zu übersetzen. »Und sie möchte die Tür lieber nicht öffnen, da Meister Skywalker gerade erst von Flucht gesprochen hat.«
Han warf einen verärgerten Blick über die Schulter.
Luke zuckte mit den Achseln. »Das wussten sie doch ohnehin.«
»Ja, gut.« Han hob das Modell des Falken hoch. »Können Sie sich mit den Squibs in Verbindung setzen, die diese Modelle hier kaufen?«
»Mooroor oom.« Das Grollen des Käfers wurde von der Wand so gedämpft, dass die Worte sich nur gemurmelt anhörten. »Oomoor ooo.«
»Sie scheint zu sagen, dass die Squibs die Reihe nicht aufkaufen - sie vertreiben sie gegen Kommission.« C-3PO wandte sich Han zu. »Das halte ich nicht für eine kluge Idee. Soweit ich mich erinnern kann, waren die Squibs, denen wir auf Tatooine begegnet sind, nicht sonderlich vertrauenswürdig.«
»Ooorr?«, wollte Saras wissen. »Ooorn?«
»Machen Sie sich keine Gedanken«, sprach Han den Käfer durch die Wand an. »Sie werden schon nicht versuchen Raynar hereinzulegen.«
»OoomoMoom.«
»Ja, UnuThul liegt das Handeln im Blut«, sagte Han. »Außerdem werden wir mit der Idee, die ich habe, alle so viel Geld machen, dass die Squibs euch wirklich nicht mehr betrügen wollen.«
»Du bist unglaublich, Han«. sagte Luke und ging ebenfalls zur Tür. »Du denkst in solchen Zeiten an Geld?«
»Ja«, sagte Han. Wenn es um Geld ging, konnten Squibs das Unmögliche leisten. Aber das sagte er nicht laut - er versuchte es nicht einmal zu denken.
Luke verdrehte die Augen, und Han sah ihn an und verzog in der Hoffnung, dass sein Schwager den Hinweis endlich verstehen würde, das Gesicht. »Warum gibst du nicht diese Codesequenzen ein. die Alema dir gegeben hat?«
Der Zorn, der in Lukes Augen aufflackerte, machte deutlich, dass ihr Geist noch nicht sonderlich verbunden war. »Das war ganz schwach, Han, selbst für deine Verhältnisse.«
»Tut mir leid - ich wollte dich nicht wütend machen«, sagte Han. »Lass mich nur meinen Handel abschließen. Ich versuche einfach, aus einer schlechten Situation das Beste zu machen.«
»Na gut.« Luke sah ihn missbilligend an, dann trat er kopfschüttelnd zurück. »Lass dich von mir nicht stören.«
»Wann hätte ich das je getan?« Han wandte sich wieder Saras zu. »Also gut, wie lange werden Sie brauchen, um sich mit den Squibs in Verbindung zu setzen?«
Der Käfer summte eine kurze Bemerkung.
»Sie will wissen, worin Ihre Idee besteht«, sagte C-3PO.
Han schüttelte den Kopf. »Ganz bestimmt nicht. Darüber verhandle ich nur direkt mit den Fellbündeln.«
»Ooomoor.« Der Käfer breitete die vier Arme aus und wich von der Wand zurück.
»Na gut, na gut«, sagte Han. »Aber wenn Sie hinterher den ganzen Gewinn einstreichen wollen.«
»Sag es ihr doch einfach.« Das Glitzern in Lukes Augen ließ ahnen, dass er endlich verstand: Han hatte etwas Sinnvolleres vor, als von R2-D2 Kreuze ins Spinnglas kratzen zu lassen. »Du gehst mir auf die Nerven.«
Saras kehrte zur Wand zurück.
»Also gut - es wird Ihnen gefallen.« Han hielt das Modell des Falken dicht an die Wand. »Ihr werdet eine Milliarde von denen hier produzieren, ja?« Saras nickte.
»Was. wenn ich einige davon signiere?«, fragte Han. »Sie wären fünfmal so viel wert, und die Publicity dieser signierten Exemplare würde helfen, die gesamte Reihe zu verkaufen.«
Der Käfer schwieg einen Moment, dann klackte er mit den Fresswerkzeugen und zeigte auf Luke. »Moomor?«
»Sie fragt, ob Meister Skywalker seine Modelle ebenfalls signieren würde«, informierte C-3PO.
»Wenn Sarlaccs fliegen!«, sagte Luke. »Ich bin ein Jedi-Meister und kein billiger HoloNetz-Promi.«
»Klar signiert er«, sagte Han. »Immer vorausgesetzt, der Preis stimmt.«
Der Käfer summte weiter.
»Oje«, sagte C-3PO. »Das könnte das Geschäft gleich wieder zunichtemachen.«
»Das entscheide ich lieber selbst«, wandte Han ein. »Um was geht es denn?«
»Saras sagt, Sie müssen ein Prozent der Produktion signieren«, sagte G-3PO.
»Kein Problem«, erwiderte Han.
»Zehn Millionen Einheiten, Han?«, fragte Luke. »Das würde dich den Rest deines Lebens beschäftigen.«
»Ich sagte doch, das ist kein Problem«, antwortete Han. Selbst wenn er seinen Vorschlag wirklich ernst gemeint hätte, wusste er genau, dass die Squibs niemals zehn Millionen Modelle verkaufen würden. »Sobald wir Mitnister von Saras sind, wird jeder im Nest signieren können.«
»Mitnister?«, rief Luke. »Han. das wird nicht.«
»Sieh mal. ich finde den Gedanken ebenso widerwärtig wie du«, sagte Han. »Aber es wird sowieso passieren. Wir können die Situation ebenso gut ausnutzen.«
»Moom!«, dröhnte der Käfer. Er klackte mit den Fresswerkzeugen und wich von der Wand zurück, aber Han schüttelte den Kopf und winkte ihn wieder zurück.
»Nicht so schnell«, sagte er. »Sie können sich jawohl denken, dass ich nicht billig bin.«
»Nein?«, murmelte Luke.
Saras blieb in der Mitte des Flurs stehen, der an den Zellen vorbeiführte. »Oom morr?«
Han schüttelte den Kopf. »Darüber rede ich nur mit den Squibs.« Er trat von der Wand weg. »Falls sie Interesse haben, sollen sie herkommen.«
Der Käfer gab ein unverbindliches Summen von sich und zog sich zur anderen Seite des Flurs zurück.
Han ließ sich wieder auf seinem Hocker nieder, und Luke kam und setzte sich auf die Pritsche neben ihn.
»Glaubst du wirklich, dein Autogramm ist so viel wert?«, fragte der Jedi-Meister.
Er sah Han ein wenig länger an als nötig, und Han glaubte. in der Frage ein wenig mehr wahrnehmen zu können.
»Mindestens eine Million Credits«, sagte er. Er reichte Luke das Modell des Falken und drehte es dabei lässig mit der Unterseite nach oben. »Und deine Unterschrift wird doppelt so viel bringen. Vielleicht sogar dreimal so viel.«
»Dreimal?« Luke wirkte ehrlich geschmeichelt. »Tatsächlich?«
»Mindestens«, sagte Han. Er war immer ein bisschen zu angewidert gewesen, um Jaina und Zekk groß danach zu fragen, wie es weitergegangen war. nachdem sie Mitnister geworden waren, aber nur für den Fall, dass Saras wirklich begonnen hatte, auch seinen Geist zu teilen, versuchte er nicht daran zu denken, was er wirklich von den Squibs verlangen würde. »Die Jedi hatten seit Beginn des Wiederaufbaus so viele Auftritte im HoloNetz, dass du jetzt wirklich angesagt bist.«
»In diesem Fall sollte ich vielleicht wirklich darüber nachdenken«, erwiderte Luke. Lässig drehte er das Modell wieder um, und Han glaubte, so etwas wie Überraschung im Hinterkopf wahrzunehmen - oder vielleicht war das auch nur Wunschdenken. »Aber als Erstes werde ich deinen anderen Rat annehmen.«
Han zog die Brauen hoch. »Meinen anderen Rat?«
»Was die Codesequenz angeht, die Alema mir gegeben hat«, antwortete Luke. »Ich denke, es ist Zeit, sie zu benutzen.«
Jetzt wusste Han, dass Luke ihn wirklich verstanden hatte.
»Bist du sicher?«, fragte er. Er war ziemlich überzeugt, dass Luke die Codesequenz bisher nicht benutzt hatte, weil er Angst vor dem hatte, was er über Mara erfahren würde. Immerhin könnte es Alemas Anschuldigungen beweisen, dass Mara etwas Schreckliches vor ihm verbarg. »Ich dachte, du willst ihr diese Befriedigung nicht gönnen.«
»Das will ich auch nicht«, sagte Luke. »Und genau deshalb muss ich es jetzt machen - bevor wir uns dem Nest anschließen.«
Han nickte. Er wusste, was Luke dachte, denn er selbst dachte das Gleiche. Es war beinahe sicher, dass Gorog sie beobachten ließ, und er wollte auf keinen Fall, dass das Dunkle Nest anfing darüber nachzudenken, was Han wirklich von den Squibs wollte. Also würde Luke Gorog beschäftigen, indem er ihm etwas gab, worüber es schadenfroh sein konnte.
Luke reichte Han das Modell zurück, dann wandte er sich R2-D2 zu. »R2. komm her.«
R2-D2 gab ein trauriges Pfeifen von sich und rollte stattdessen auf Lukes Zimmer zu.
»Nein. R2«. sagte Luke. »Komm hier herüber.«
R2-D2 verschwand durch die Tür und dudelte dabei leise vor sich hin.
»R2!«, rief C-3PO. »Ignorierst du Meister Skywalker etwa?«
R2-D2s Antwort bestand aus einem einzigen Pfiff.
C-3PO wich zurück, als hätte man ihn geschlagen, dann drehte er sich zu Luke um. »Es sieht aus. als versagten die Gehorsamsprogramme vollkommen. Ich werde sehen, ob ich sie zurücksetzen kann.«
»Schon gut«, sagte Luke. »Ich kümmere mich selbst darum.«
Er streckte eine Hand in die Richtung seines Zimmers aus, und von drinnen erklang ein elektronisches Quieken. Einen Augenblick später kam R2-D2 in Hans Zimmer zurückgeschwebt, mit surrenden Ketten und einem über die Wand schleifenden Werkzeugarm.
»R2-D2!«, sagte C-3PO. »Das hier ist Meister Skywalkers letzte Bitte, bevor er sich dem Nest anschließt. Es wäre ja wohl das Mindeste, sie zu respektieren.«
R2-D2 reagierte mit einer Reihe von Pfiffen und Trillern.
»Mach dich nicht lächerlich«, sagteC-3PO. »Selbstverständlich werde ich die Sequenz wiedergeben, die Jedi Rar uns gegeben hat, wenn Meister Skywalker mich darum bittet. Das ist es, was ein Protokolldroide tut. Er erleichtert Dinge.«
R2-D2 stieß ein lang gezogenes Meckern aus, als Luke ihn zwischen der Pritsche und Hans Hocker absetzte.
»Nun, du tust ihm keinen Gefallen, wenn du dich so benimmst«, erwiderte G-3PO. »Und sprich gefälligst nicht so mit mir. Sonst werde ich dich persönlich abschalten.«
»Das reicht jetzt, 3PO«, sagte Luke. »Gib ihm einfach die Sequenz.«
R2-D2 kreischte protestierend und schwang seinen Holoprojektor von Luke weg. Es kam Han vor, als würde das Modell des Falken erwartungsvoll erzittern, wenn auch nur so leicht und kurz, dass es auch ein Flattern seines eigenen Pulsschlags hätte sein können. Er tat so. als hätte er es nicht bemerkt, legte das Modell beiseite und drehte dabei das Cockpit so, dass es nur teilweise auf Luke gerichtet war. Dann rezitierte C-3PO pflichtschuldig die Codesequenz.
R2-D2 stieß ein langes, in der Tonhöhe absinkendes Pfeifen aus, und das Hologramm eines großen Raums mit vielen Brunnen darin erschien vor Han. Der Blickwinkel der Cam - sie schaute von hoch oben aus einer Ecke des Raums auf die Szene herab - ließ vermuten, dass es sich um eine Sicherheitsaufzeichnung handelte, und zunächst gab es keine Bewegung im Bild, wenn man vom Wasser in den Brunnen einmal absah.
»Was ist das denn für ein Unsinn, R2?«, fragte C-3PO. »Das hast du doch nicht selbst aufgezeichnet. So groß bist du nicht.«
R2-D2 zwitscherte eine Antwort.
»Eine gestohlene Datei?«, rief C-3PO. »Gestohlen auf wessen Anweisung?«
R2-D2 antwortete mit einem kurzen Pfeifen.
»Das glaube ich dir nicht«, sagte C-3PO. »Selbst R2-Einhei-ten haben eingebaute Hemmschranken gegen so etwas.«
»Gegen was?«, fragte Luke.
»R2 behauptet, er habe diese Datei auf eigene Initiative heruntergeladen«, sagte C-3PO. »Aber es ist klar, dass er uns eine beschädigte Datei liefert. Er behauptet, sie stamme aus dem Sicherheitscomputer im Jedi-Tempel, und wir wissen alle, dass es im Jedi-Tempel keinen solchen Raum gibt.«
R2-D2 pfiff eine Korrektur.
»Oh«, sagte C-3PO. »Jetzt sagt er, die Aufnahme sei aus dem alten Jedi-Tempel.«
»Der Raum der tausend Brunnen«, sagte Luke. »Einige der Aufzeichnungen, die wir auf der Chu'unthor gefunden haben, erwähnen ihn.«
R2-D2 trillerte eine lange zusätzliche Erklärung.
»Er sagt, er habe keine Wahl gehabt«, übersetzte C-3PO »Es war während der Jedi-Revolte. und sein Besitzer hatte aufgehört, mit ihm zu sprechen. Sie standen vor dem Aufbruch zu einem Einsatz auf Mustafar, und er musste seine Freundoder-Feind-Daten erneuern.«
Das Hologramm zeigte weiterhin den leeren Raum mit den Brunnen.
Han dachte schon, der kleine Droide habe einen sein schlauen Weg gefunden, sein Geheimnis zu wahren, und da er zu wissen glaubte, welche Wirkung dieses Geheimnis auf Luke haben könnte, hoffte er beinahe, damit recht zu haben.
Aber dann gab R2-D2s akustische Einheit das blecherne Knallen von aufgezeichnetem Blasterfeuer wieder. Hin und wieder zuckten blaue Streifen durch das Hologramm, zerstörten kurzfristig die Symmetrie der Fontänen, brannten Löcher in die Wände oder verschwanden in den Höhen der Kuppeldecke.
Dutzende Kinder in schlichten Jedi-Gewändern, die jeweils einen einzelnen, dünnen Zopf an einer Nackenseite trugen, zogen sich in den Raum zurück. Die Jüngsten, die unter sechs oder sieben Jahre alt waren, versuchten, einfach zu fliehen oder ein Versteck zu finden. Die Älteren bemühten sich zu kämpfen und nutzten die Macht, um Bänke und Bruchstücke der Brunnen nach ihren Angreifern zu werfen. Einige feuerten auch mit erbeuteten Blastergewehren, während eine letzte noch kleinere Gruppe ihre neu geschaffenen Lichtschwerter zum Einsatz brachte, um damit Geschosse zu dem unsichtbaren Feind zurückzuschlagen. Überwiegend versagten sie trotz ihrer unbestreitbaren Tapferkeit jämmerlich, und sie konnten jeweils nur ein halbes Dutzend oder ein Dutzend Schüsse zurückschlagen, bevor ihnen die ersten entgingen und sie niederstreckten.
Als Nächstes kamen die Teenager. Sie wichen mit wirbelnden Lichtschwertern in den Raum zurück und errichteten eine Wand blitzender Energie vor einer sich nähernden Infanterietruppe. Gekleidet in etwas, was wie frühe Sturmtruppenrüstungen aussah, griffen die Soldaten gnadenlos immer wieder an und mähten fliehende Vierjährige mit der gleichen brutalen Effizienz nieder wie die Padawans.
Han war nur ein Junge in Garris Shrikes Bande gewesen, als die Separatisten versuchten, sich von der Alten Republik zu lösen, aber er hatte genug vom Krieg gesehen, um die Flossenhelme und die Gelenkabdeckungen der weißen Rüstung der Soldaten zu erkennen.
»Klonsoldaten!«
R2-D2 tutete bestätigend.
Ein riesenhafter Jedi mit gebeugten Schultern und einem zerklüfteten Gesicht kam zurückweichend in Sicht, gab der Reihe der jungen Verteidiger einen Anker, und sein Lichtschwert sandte Schuss um Schuss zu den Angreifern zurück und schmetterte einen Soldaten nach dem anderen nieder. Zwei Padawans stellten sich neben ihn, um seine Flanken zu schützen, und einen Moment hörte die gesamte Linie auf zurückzuweichen. Die Lichtschwerter der jungen Jedi webten eine undurchdringliche Energiewand, die - für einen kurzen Augenblick - nichts durchließ, kein Blastergeschoss. keinen Klonsoldaten, nicht einmal, wie es Han vorkam, einen Seitenblick.
Dann tauchte ein blaues Lichtschwert am Rand des Holo auf und schlug auf den ersten Padawan ein. durchtrennte den Oberkörper des hingen, glitt in die Verteidigung des anderen und schlug ihn ebenfalls nieder. Ein blonder Hinterkopf und von einem Cape umhüllte Schultern erschienen hinter der blauen Klinge und griffen den Jedi mit den gebeugten Schultern an.
Die beiden standen sich einen Augenblick Auge in Aug; gegenüber, dann wich die Gestalt im Cape einem Schlag aufriss die eigene Klinge auf eine Schulter des Verteidigers nieder und schnitt ihm tief in den Oberkörper. Das zerklüftete Gesicht erbleichte, und der Mann brach unter so großen Schmelzen zusammen, dass er nicht einmal schreien konnte.
Die Padawans kämpften tapfer weiter, aber ohne den hoch gewachsenen Jedi, der ihre Verteidigung gefestigt hatte, hatten sie schon gegen die schiere Anzahl der Angreifer keine Chance. Ihre Front brach zusammen, und die Gestalt im Um hang trat beiseite und blieb scheinbar gleichmütig stehen, als die Klonsoldaten an ihr vorbeirannten, um das Gemetzel unter den Kindern fortzusetzen.
Han war elend zumute, und was er sah, ärgerte ihn, aber er fühlte sich auch ein wenig erleichtert. Mara war bestenfalls ein Kleinkind gewesen und vielleicht nicht einmal das, als die Jedi niedergemetzelt wurden. Was immer Alema gehofft hatte, mit dieser Codesequenz zu enthüllen, die Szene, die sie gesehen hatten, konnte nichts mit Mara zu tun haben.
Schließlich waren auch die letzten Kinder gefallen, und die Klone hörten auf zu schießen. Die Gestalt im Cape betrachtete den Raum einen Augenblick, dann nickte sie kaum wahrnehmbar und wandte sich wieder dem Eingang zu. Das Gesicht, das in die Cam starrte, war umwölkt von Zorn, die Augen waren eingesunken und dunkel, der Mund grimmig verkniffen, aber man konnte dennoch erkennen, um wen es sich handelte.
Anakin Skywalker.
»Das genügt, R2«. sagte Luke. Äußerlich gefasst, stand er auf und wandte sich seinem eigenen Zimmer zu. »Danke.«
R2-D2 deaktivierte den Holoprojektor, dann gab er ein langes absteigendes Pfeifen von sich und folgte Luke.
Han erhob sich ebenfalls und trat dem kleinen Droiden in den Weg. »Bleib lieber eine Weile hier«, sagte er. »Ich kümmere mich schon um ihn.«
R2-D2 richtete den Fotorezeptor auf C-3PO und trillerte eine längere Melodie.
»Ich weiß nicht, wieso du mir die Schuld gibst«, sagte C-3PO. »Ich habe nur Anweisungen befolgt.«
Han ging zu der Tür, die beide Zimmer verband, und stellte fest, dass Luke im Schneidersitz in der Luft hing, die Rückseiten der Handgelenke auf den Knien ruhend.
Ohne die Augen zu öffnen, sagte der Jedi-Meister: »Ich muss mich eine Weile auf meine Mitte konzentrieren, Han.«
»Ja, das dachte ich mir schon.« Nun fiel ihm auf, dass Luke nicht das Einzige im Raum war, was schwebte. Der Hocker, die Pritsche und das X-Flügler-Modell, das Raynar Luke gegeben hatte, taten das Gleiche. Das Modell schien vor Aufregung zu beben. »Das war ziemlich schlimm mit anzusehen, sogar für mich.«
»Schon in Ordnung, Han«, sagte Luke. »Ich muss einfach nur meine Mitte finden.«
»Darauf wette ich«, sagte Han »Ich begreife nur nicht, woher Alema wusste, zu was wir durch diese Codesequenz Zugang erhalten würden. Selbst wenn sie über diesen Daxar Ies die Wahrheit sagt, hat sie kein Wort davon erwähnt, dass er an R2 gearbeitet hat. Es gibt keine Möglichkeit, wie er hätte wissen sollen, was sich in diesem Speicher befindet, den R2 verbirgt.«
»Oh, ich bin ziemlich sicher, dass er das nicht wusste«, sagte C-3PO. der hinter Han getreten war. »Der Code, den Alema mir gab, war zweifellos ein Universalschlüssel. Die meisten Entwickler von Droidenhirnen verbergen sie in den Schaltkreisen als Sicherheit gegen Datensperren und unvermeidliche Abstürze. Ein solcher Schlüssel zwingt eine Einheit einfach dazu, ihre am schärfsten gesicherte Datei allgemein zugänglich zu machen. In R2s Fall war diese Datei eine, die ihn des schlimmsten Verbrechens für einen Droiden -des Datendiebstahls - verdächtig macht. Kein Wunder, dass er sie nicht zeigen wollte!«
»Alles schön und gut.« Luke hatte die Augen immer noch geschlossen, aber jetzt saß er auf dem Boden. Die Pritsche, der Hocker und das Modell waren auch wieder dorthin zurückgekehrt. »Aber ich brauche wirklich.«
»Sagtest du, der Code sei ein Universalschlüssel?«, fragte Han und drehte sich zu C-3PO um. »Du meinst, er könnte alle Dateien in R2 öffnen?«
R2 stieß ein lautes Pfeifen aus, aber C-3PO ignorierte ihn. »Wenn wir die Basis für die Codeprogression kennen würden, ja. Aber nicht einmal R2 selbst kennt sie. Sie verfügt über Variablen, die sich selbstständig verändern. Solange wir also nicht den ursprünglichen Algorithmus und die Variablen.«
»Schon gut, ich hab's verstanden.« Han warf einen Blick zurück in den Raum, wo Luke seinen Meditationsversuch aufgegeben hatte und einfach auf dem Boden saß und zur Tür aufblickte. »Das ist vielleicht ganz gut so.«
Luke runzelte plötzlich die Stirn. »Han.«
»Ja, schon gut.« Han drehte sich um und scheuchte C-3PO von der Tür weg. »Lass dem Mann ein wenig Ruhe. Er muss seine Mitte finden.«