44. KAPITEL

In einer überraschenden Erklärung hat seine Durchlaucht Aleksandar von Hohenberg, vermeintlicher Thronfolger von Österreich-Ungarn, auf alle Ansprüche auf Ländereien aus der Linie seines Vaters verzichtet, darunter auch auf die Thronfolge selbst. Diese außergewöhnliche Ankündigung hat das unter dem Krieg leidende Land erschüttert, denn viele Bürger haben in dem geflohenen Prinzen ein Symbol für den Frieden gesehen.

Es ist unklar, ob Prinz Aleksandar den Thron überhaupt bestiegen hätte. Sein Anspruch beruht auf einer päpstlichen Bulle, die bislang nicht vom Vatikan bestätigt wurde und deren Echtheit vom gegenwärtigen Kaiser Franz Joseph bestritten wird. Angesichts der russischen Siege an der Ostfront ist allerdings fraglich, ob das Kaiserreich Österreich-Ungarn nach dem Weltkrieg überhaupt weiterexistieren wird.

Des Weiteren erklärte Aleksandar ebenfalls, sich von der Tesla-Stiftung zu trennen, die Geld sammelt, um die Einrichtung des verstorbenen Erfinders in Shoreham wieder aufzubauen. Die Beziehungen mit der Organisation waren stark belastet, da es zuletzt hieß, Prinz Aleksandar selbst habe die Waffe nach Teslas Tod abgestellt, da er um die Sicherheit eines Luftschiffs in der Nähe und um die Stadt Berlin gefürchtet habe. Seinem Sprecher Wildgraf Ernst Volger zufolge hat Aleksandar eine Stellung bei der Zoologischen Gesellschaft von London angenommen, einer wissenschaftlichen Einrichtung unter königlicher Schirmherrschaft, die man vor allem durch die Unterhaltung des Londoner Zoos kennt.

Es gibt wilde Gerüchte, warum der Thronfolger eines der großen Adelshäuser von Europa Erbe und Titel gegen den Posten eines Zoowärters tauscht. Doch von diesem Reporter auf dem Weg nach England befragt, antwortete Aleksandar auf die Frage lediglich: »Bella gerant alii, tu felix Austria, nube.«

Diese Worte sind der lateinische Wappenspruch der Habsburger und spielen auf die Tradition an, Einfluss durch Bündnisse und nicht durch Kriege zu erlangen. Übersetzt heißen sie: »Kriege mögen andere führen, du, glückliches Österreich, heirate.« Was das in diesem Zusammenhang zu bedeuten hat, blieb offen, allerdings darf man wohl darauf schließen, dass der junge Prinz bei neuen und mächtigen Verbündeten Trost gefunden hat.

Eddie Malone

New York World

20. Dezember 1914