Kapitel 18

 

Schwulenbar, Runde zwei hatte auf einer unangenehmen Note begonnen und die gesamte U-Bahnfahrt hatte ununterbrochenes Nörgeln und Schmollen eines gewissen, eifersüchtigen Italieners beinhaltet

„Du musstest den verdammten Kilt anziehen.“ Dante hatte seine Hände tief in die Taschen seines Pilotenmantels geschoben. Er sah an einem kalten Freitagabend im East Village aus, wie ein sündiger Seemann. Dante starrte jeden wütend an, der auch nur einen Blick auf Griff warf – männlich, weiblich, es spielte keine Rolle.

Griff stieß ihn mit seiner Schulter an. „Ich dachte, du magst meinen Kilt.“

„Machst du Witze? Ich liebe ihn. Ich träume von diesem Kilt. Meine Güte!“ Dante starrte auf seine muskulösen Beine. „Aber das tun alle anderen auch und ich teile nicht. Himmel. Dieser Typ hat dich auch gerade abgecheckt. „Ich werde ihn umbri...“ Dante drehte sich um, um denjenigen herauszufordern, der es gewagt hatte Griff anzusehen. Es war, wie mit einem verrückten Bodyguard unterwegs zu sein.

Griff drehte sich um, aber sein angeblicher Bewunderer war schon weitergegangen – oder hatte sich vor Angst verkrümelt. Er zog an Dante, um ihn zurück in Richtung Pipe Room zu lenken.  „Wir helfen Tommy. Ihm geht’s beschissen und wir werden ihm aushelfen. Wir kaufen ihm ein paar Bier. Unterhalten uns wie normale Leute. Zu Hause können wir es dann wie die Hunde treiben und zu kannst mir zeigen, wie sehr ich zu dir gehöre.“

„Stimmt.“ Dantes pechschwarze Brauen waren eine gerade Linie über einem finsteren Blick.

„D, ich bin mit dir hier. Und ich gehe auch wieder mit dir.“

Sie waren einen halben Block vom Pipe Room entfernt, als Dante ihm mit dem Ellbogen in die Rippen stieß. „Kopf hoch.“

Griff blickte auf und sah Tommy, der auf der anderen Straßenseite auf den Stufen eines Reihenhauses saß. Er war gegen die Kälte dick eingepackt und sah nicht besonders gut aus.

Sie überquerten die leere Straße in seine Richtung. Wird schon schiefgehen.

Dante fuhr sich mit der Hand durchs Haar, als sie sich dem kleineren Mann näherten. „Hey, Kumpel.“

„Hey, Leute.“ Tommy schaute auf und dann wieder zurück auf den Asphalt. Er hatte seine Strickmütze tief ins Gesicht gezogen und seinen Kragen hochgestellt. Einige seiner Fäden waren gezogen und die blauen Flecken auf seinem Gesicht waren weitestgehend verblasst. Seine Nase war noch immer ein wenig schief und ein dunkelroter Ring war noch immer daneben sichtbar. Die sturen Überreste eines blauen Auges.

„Was' los, Dobsky.“ Griff trat näher und trampelte dabei mit seinen Füßen auf, als wäre es kälter, als es tatsächlich war. „Ich dachte, wir genehmigen uns ein Bier.“

Dante sah Griff fragend an und setzte sich dann neben den kleinen Sanitäter. „Ja, Tommy. Ich hab Durst und das Bier geht auf mich.“

„Ja, nein. Schlechte Idee.“ Tommys Stimme war noch immer dumpf von der korrigierten Nase. „Ich bin hier draußen nicht so gut drauf.“

Griff verlagerte sein Gewicht. Vielleicht war das hier eine dumme Idee gewesen. Er hatte gedacht, es würde helfen; drei Freunde, die gemeinsam ein Bier tranken. Tommy, der sah, dass schwul zu sein, einen nicht zwingend auf die Intensivstation brachte. „Hast du Schmerzen, Kleiner?“

„Nee. Aber die einzige Art jemanden da drinnen zu treffen, ist, wenn du gut aussiehst und, ähm, ich tue das nicht.“ Tommy sah so aus, als wäre er dabei hier auf den Stufen vor jemandes Haus die Fassung zu verlieren.

Mist.

„Die Jungs da drin werden kein Problem damit haben, hm? Sie werden freundlich sein. Hölle, sie sind freundlich.“ Schwierige Sache. Griff hatte Dante von seinem früheren Besuch erzählt, aber die Eifersucht köchelte bereits vor sich hin.

Dante mochte den Gedanken nicht sonderlich und schüttelte seinen Kopf in Griffs Richtung. „Keiner von uns versucht, jemanden aufzureißen, hm? Wir genehmigen uns lediglich ein Bier in sicherer Umgebung.“

Tommy schüttelte den Kopf. „Ich kann da, verflucht nochmal, nicht reingehen. Scheiße, sieh mich an.“

„Du wurdest zusammengeschlagen. Du siehst noch immer heiß aus.“ Er warf Griff über Tommys Kopf hinweg einen Blick zu, als wolle er sagen, „Hilf mir hier weiter.“

„Ich bin ein Monster. Ein verdammter Feigling.“ Und dann weinte er. „Meine verfluchten Kinder...“

Autsch. Griff war nicht klar gewesen, dass der Sanitäter so zerbrechlich war. „Es ist okay. Hey! Wir können zurück nach Brooklyn fahren.“

„Vergiss es. Hey! Hey.“ Dante schnipste mit seinen Fingern vor Tommys Augen. „Überspring die Mitleidsnummer, hm? Spar dir den Scheiß für Oprah. Werd damit, verflucht nochmal, fertig.“

Tommy klang leer, als er sprach. „Als würde es sie interessieren. Keiner dieser Ficks kannte auch nur meinen Namen. Ich war nur leicht zu haben.“

Griff verlagerte sein Gewicht in Richtung Straße. „Dante, mach locker. Er ist –“

„ – ein großer Junge und er kann seine Medizin nehmen.“ Dante erhob sich und zeigte auf ihn, wie er auf den Stufen saß. „Sieh mal, Dobsky. Wenn du hier draußen im Dunkeln sitzen und dir einen runterholen willst, während du anderen Typen dabei zusiehst, wie sie dein Leben leben, dann tu das, verdammt nochmal. Du bist nicht tot!“

„Lass gut sein...“ Griff wusste, was Dante zu tun versuchte, aber der Sanitäter sah aus, als wäre er nur eine Haaresbreite vom Selbstmord entfernt. „Lass uns einfach –“

„Fick dich, Anastagio.“ Tommy sah nicht auf. „Für dich ist es einfach.“

„Ja? Ist es das? Fick dich zweimal! Ich mach den Scheiß nicht mehr. Ich bin das Risiko eingegangen. Ich bin nicht neugierig. Ich bin ein gottverdammter Held weil ich einer sein will. Du rennst entweder aus brennenden Gebäuden raus oder du rennst rein.“ Dante stand auf, drehte sich um und ging davon. Er rief über seine Schulter, „Idiot! Du hast die Wahl.“

„Tommy –“ Griff streckte die Hand aus, um ihm die Schulter zu tätscheln, allerdings kam es nicht so weit.

„Verpiss dich, okay?“ Tommy saß auf den Stufen, zusammengesunken wie ein weggeworfener Teddybär, mit zusammengenähtem Gesicht und wütenden Knopfaugen.

Griff zögerte, betrachtete einen Moment lang Tommys Elend und folgte dann seinem Freund in den Pub.

 

 

Dante war am Ende der Treppe angekommen, als Griff ihn einholte. Sie traten ein und es war genau so, wie er es in Erinnerung hatte. Selbst Sticky erinnerte sich irgendwie an ihn und rief durch den Raum, „Farmjunge!“

„Zur Hölle?“ Dante murmelte neben ihm und warf dem Barkeeper böse Blicke zu. Er sah durch den Raum und betrachtete die anderen Männer, ganz so, wie Griff es das erste Mal getan hatte. Alles war nun anders.

Griff nahm Dantes Hand, drückte sie und ignorierte dabei Dantes überraschten Blick. Er nickte Dante zu. Hier drin sind wir sicher.

Sie machten sich, möglichst unauffällig, auf den Weg durch die Menge, zur Bar. Dante sah nervös aus, als warte er darauf, dass sich jemand an Griff heranmachte, während er die Augen der anderen Gäste, die das Frischfleisch begutachteten, auf sich spürte.  Sie schafften es zum Barkeeper, der sich gerade die Hände an dem Handtuch über seiner Schulter abtrocknete.

„Ooochh, du hast einen Kilt! Du machst mich fertig, Mann.“

Dantes Augen sahen aus wie schwarzer Stein, als er Stickys wohlgeformtes Eightpack, den kompliziert tätowierten Arm, die tief sitzende Jeans und das weiß-blonde Haar betrachtete.

Griff fühlte, wie er erstarrte und sagte, „Das ist mein Freund.“ Er legte einen muskulösen Arm um Dante und zog ihn nach vorne. „Dante, das ist... Sticky.“

„Stuart. Aber ich höre auch auf Sticky, wenn du willst.“ Sticky zwinkerte Griff zu und streckte seine Hand zum Gruß aus. Griff schüttelte sie. Dante nicht. „Hast du mir ein paar Äpfel mitgebracht, Junge?“

„Nur ihn.“ Griff drückte Dantes angespannten Nacken. „Zwei Guinness?“

Sticky nickte und ließ seine Augen zwischen ihnen hin und her wandern.

„Wer ist er?“ Dantes Köcheln erreichte langsam den Siedepunkt. „Ich glaub nicht, dass ich das hier kann. Der Kleine hat dich mit den Augen gevögelt.“

„So verdammt eifersüchtig! Als ob ich jemand anderen, als dich sehen würde.“ Griff verdrehte die Augen und nahm einen tiefen Atemzug aus Dantes Haar, füllte seine Lungen mit dem Duft. „Nur ein paar Minuten, komm schon. Für den Fall, dass Tommy seine Meinung...“

Ein älterer Kerl spazierte vorbei und checkte Griff ab, die Augen gerichtet auf Griffs starke Waden unter dem Schottenstoff. Seine Augen flogen zu Griffs Gesicht, dieser schüttelte den Kopf. Der ältere Mann zuckte die Achseln und nickte.

„Verfluchter Kilt. Ich wusste es. Deine Beine.“ Dante schloss die Augen und holte Luft, um damit eine Strähne aus seinem Gesicht zu pusten. Er war praktisch ein Cartoon-Bösewicht, boshaft vor Rachegelüsten.

„Blödmann, sie sehen dich an, nicht mich.“

Dante änderte seine Position, versuchte Griffs Körper von den anderen Gästen abzuschirmen, indem er seinen eigenen als Schild benutzte. „Das liegt daran, dass ich mit dir hier bin. Ich bin Konkurrenz. Sie werden mich mit Giftpfeilen außer Gefecht setzen. Sie warten darauf, dass ich zur Toilette verschwinde, damit sie dir auf den Kopf schlagen können, um dich in ihre Schwulenhöhlen zu ziehen.“

Griff fühlte sich seltsam, weil er ausnahmsweise einmal der Erfahrenere war. „Es ist nur eine Bar. Es sind nur Typen. Du wirst sehen, was ich meine. Ich versprech's. Wie müssen nur für ein paar Bier bleiben.“

Dante kochte vor ihm hilflos vor sich hin.

Griff stieß sanft mit seinem Schottenrock gegen Dantes Jeans. „Ich werde dieses Teil künftig überall tragen, wenn du dich darüber so aufregst.“ Er küsste eine Seite von Dantes überraschtem Gesicht.

Offensichtlich verursachten sie tatsächlich ein wenig Aufregung, aber auch das war wie im Bone. Stammgäste bemerkten immer, wenn ein neuer Fisch ins Glas geworfen wurde. Sie wollten lediglich wissen wie die Geschichte lautete, damit sie tratschen konnten.

Hundert Augen wanderten über Dantes Rockstar-Haar und Griffs Kilt und ihre abgetretenen Schuhe und versuchten, die Teile zusammenzusetzen. Ihre Gedanken waren beinahe hörbar: Auf keinen Fall sind die beiden aus Manhattan. Sind sie zufällig hier gelandet? Werden sie Ärger machen? Und Teufel nochmal, einige mussten sie von der Website erkannt haben.

Griff traf eine Entscheidung, drehte sich um und sprach zum gesamten Raum. „Ich gehöre zu ihm! Alle hier? Vollständig zu ihm. Und anders herum, ja?“

Jemand am anderen Ende der Bar lachte. Einige Studenten gaben Dante ein enttäuschtes Daumen-Hoch-Zeichen und wendeten sich wieder ihren eigenen Unterhaltungen zu. Ein paar Leute prosteten ihnen zu.

„Froh, die brennende Frage beantwortet zu haben, hm?“ Sticky lachte leise und stellte zwei Bier vor ihnen ab. „Natürlich wäre ein Tattoo einfacher...“

Dante grinste und öffnete den Mund, um  etwas zu sagen.

Aber Griff warf ihm einen Blick zu. „Denk nicht mal daran. Ich brauche keinen Stempel, der mich an etwas erinnert, was wir beide ohnehin wissen.“ Er drückte Dantes Hand und schob ihm ein Glas hin.

Sticky sah hinunter auf ihre Biere. „Braucht ihr Jungs einen Deckel?“

Eine leise Stimme sprach hinter ihnen. „Kann ich eins von denen haben?“

Tommy stand dort und sah fix und fertig aus. Er hatte sich aus seinem Mantel und der Mütze geschält. Seine Augen waren verquollen, aber es sah aus, als habe er sein Gesicht gewaschen und sich beruhigt. „Sorry, Jungs.“

Sticky blinzelte ihn an. „Sicher! Sicher, Kumpel. Einen Moment.“

Um ihn herum, blickten die anderen Männer in der Bar auf seine Verletzungen, den Spuren auf Tommys Gesicht und den Armen. Sie sahen ihn nicht mit Abscheu, sondern mitfühlend und respektvoll an. Sie wussten, was sie hier sahen, wie „Schwulenhass“ aussah. Tommy versuchte nicht auf den Aufruhr zu achten, den seine Verletzungen verursachte.

Dante umarmte ihn kurz und küsste ihn auf die Seite seines Kopfes, klassisches Anastagio-Verhalten und murmelte ihm zu: „Gott sei Dank.“

Sticky kam mit dem Bier zurück. „Mit dir alles klar, mein Freund?“

Tommy nickte und Griff nickte ihm zu. Verflucht mutig, das ist es, was er ist.

Ein untersetzter Typ mit einem attraktiven Bulldoggengesicht trat zur Bar und ließ zwei Zwanziger fallen. „Ich übernehme das hier und auch das Nächste.“

„Nee. Ist aufs Haus.“ Sticky presste seine dünnen Lippen zusammen und schüttelte seinen platinblonden Kopf.

Die beiden Männer führten eine schnelle, stille Diskussion, während Dante, Griff und Tommy zusahen. Griff erkannte ihn als den kleinen Rugby-Spieler von neulich Abend... der Geburtstags-Marine.

„Ähm, nein. Ich denke, ich übernehme sein Bier. Wenn das okay für ihn ist.“ Der Marine bestand darauf. Er wandte sich Tommy zu, beide beinahe gleich groß. „Wenn das okay für dich ist, hm?“ Er lächelte schüchtern.

Tommy nickte und lächelte. „Danke. Ähm...?“

„Walsh.“ Er bot Tommy seine Hand an. „Mein Name ist Walsh.“

„Tommy. Das hier sind meine Freunde.“

„Hey.“ Er nickte den anderen geistesabwesend zu, aber seine Augen verweilten auf dem kleinen Sanitäter. „Ich bin mit ein paar Leuten hier, aber ich wollte...“

Sie warteten auf eine Erklärung, die er nicht gab. Seine Augen weiteten sich plötzlich und sein Gesicht lief rot an.

„... dir nur ein Bier ausgeben, schätze ich.“ Walsh runzelte die Stirn, senkte seinen Kopf und hielt inne. Er nickte ihnen allen zu und verließ sie, um wieder zu seiner Gruppe zurückzugehen.

„Was, zur Hölle, war das?“ Dante flüsterte direkt in Griffs Ohr.

Griff schüttelte seinen Kopf. „Ein netter Kerl, der nett ist.“

Nach einem Moment meldete Sticky sich zu Wort. „Sein Freund ist tot. Getötet. Ein paar Kids mit Baseballschlägern.“ Er sah Walsh zu, wie er seinen Weg zurück zu seinem Tisch machte. „Sie waren acht Jahre zusammen.“

„Oh Gott.“ Tommy sah ihm ebenfalls nach.

Dante hob sein Bier und presste einen Moment lang seine Lippen zusammen, während er Walsh und seine Freunde ansah. „Mutig gestorben. Genauso gelebt.“

Klink. Sie prosteten sich zu.

Tommy bemerkte einen muskulösen Afro-Amerikaner an der Jukebox und erhob sein Glas. Sie prosteten sich durch die Bar zu. Dann sah Griff, wie andere Männer dem Sanitäter zunickten, ihm ein stilles Hallo zukommen ließen, und ihre Gläser erhoben. Tommy hatte Freunde, auch wenn er es nicht wusste, auch wenn keiner von ihnen seinen Namen kannte.

Sticky klopfte mit seinen Fingerknöcheln auf die Bar und sah Dante und Griff an. „Lasst die Geldbeutel stecken. Die nächsten gehen auf mich. Schön, dich gesund und munter zu sehen, Kumpel.“ Er reichte Tommy die Hand.

„Tommy.“ Der Sanitäter bot dem Barkeeper eine vernarbte Hand an.

„Stuart oder Sticky.“ Er zwinkerte. „Schön, dich endlich kennenzulernen, Mann.“ Er wischte über den Tresen und machte sich wieder an die Arbeit.

Griff sah seinen Freund an. „Warum grinst du?“

„Sie sind keine Idioten.“ Dante gestikulierte mit einer Hand in den Raum und leckte mit seiner perfekten Zunge Schaum von seiner Oberlippe. Er hakte seinen Arm um Tommys Hals. „Außerdem, sobald dieser Hornochse sie einmal abgelenkt hatte, haben sie endlich aufgehört darüber nachzugrübeln, wie sie unter deinen Kilt kommen könnten. Win-Win-Situation.“ Mit seiner anderen Hand, griff er nach einer von Griffs Arschbacken und drückte zu.

Griff seufzte, war aber nicht wirklich genervt. An den besitzergreifenden Dante könnte er sich prima gewöhnen. Er spannte seinen harten Muskel unter Dantes Hand an und wünschte sich, zu Hause in ihrem Bett zu sein.

Tommy sah peinlich berührt aus. „Jungs, ihr seid irgendwie... uh.“

„Sorry.“

„Sexy. Das ist schon alles.“ Der Sanitäter hielt seinen Mantel vor sich. „Tschuldigung. Es ist schon eine Weile her, dass...“

„Nun, gewöhne dich dran. Von jetzt an, wirst du mit uns rumhängen.“ Dante zuckte die Achseln.

Griff nickte und küsste die Seite von Dantes Kopf.

Dante nippte an seinem Bier, als ihm ein anderer Gedanke kam. „Denn du kannst mich niemals 'Zwerg' nennen, solange wir mit Frodo hier abhängen.“

„Hey!“ Tommy prustete Bier aus seiner Nase und knuffte ihn.

Aber er lachte und Dante lachte und dann gab Griff nach und lachte ebenfalls.

 

 

Thanksgiving-Dinner mit seinen Schwiegereltern. Oh Gott.

Griff wusste, dass es geschehen würde und er wusste, dass niemand sterben würde. Aber er schwitzte bereits bei dem Gedanken daran und die Pterodactylen waren ein weiteres Mal dabei, seinen Magen durcheinander zu bringen. Reiß dich zusammen, du Trottel.

Als sie am Abend zuvor in ihr Bett gestiegen waren, hatte Dante verkündet, er müsse bei Sonnenaufgang bereits auf dem Weg zum Fulton Fish Market sein, um die Zutaten für das Cioppino zu besorgen: vier Uhr morgens oder etwas ähnlich Grauenhaftes. Sie hatten auch einen kleinen Truthahn gekauft, aber da niemand wirklich Truthahn mochte, außer auf Sandwiches, war der Fischeintopf das eigentliche Essen.

Dante wollte der Gastgeber für diesen Feiertag sein, da er das Haus gekauft hatte und, nachdem sie nun zwei Wochen (im Wesentlichen) zusammen lebten und wie die Irren arbeiteten, war das Esszimmer nun fertig und möbliert. Lediglich seine Eltern kamen rüber. Die anderen Geschwister hatten sich entschuldigt.

Es schien wichtig, dass sie zusammen einkaufen gingen; das war, was Familien taten. Somit war Griff, als Dante sich zu ihm gebeugt hatte, um ihn auf die cremefarbene Hüfte zu küssen und ihm zu sagen, er solle im Bett bleiben, aus dem Bett geklettert und neben seinem verschlafenen Italiener unter die Dusche gestiegen.

„Morgen“, er küsste Dantes glückliches, überraschtes Gesicht.

„Mmm.“ Dante hatte genickt und seine Arme um Griffs Schultern gelegt, um sich festzuhalten.

Das Duschen dauerte deutlich länger und hatte mehr Dienste geleistet, als es ursprünglich sollte.

Im Flur hatten sie ihre dicken Wintermäntel angezogen. „Du musst wirklich nicht.“ Dante sah ihn mit seinen sanften Skarabäenaugen an und gab ihm das Okay, sich nochmal eine Runde hinzulegen. „Ich bin in ein paar Stunden wieder da.“

Griff ließ sich von seinem Vorhaben nicht abbringen und schob ihn zur Tür hinaus und in Griffs Truck. „Fair ist fair.“

Die Fahrt dauerte beinahe fünfundvierzig Minuten und das vor Sonnenaufgang an Thanksgiving. Wieder hatte Griff das sonderbare Gefühl, dass es wichtig war, dass sie das hier gemeinsam taten.

Sobald sie die Bronx erreicht und geparkt hatten, waren sie durch die eisige Luft zu den Buden und Tischen gegangen, die die Fänge dieses Tages anboten: Reihen über Reihen an glänzendem Fisch – silber und rot und blau – und Muscheln in Fässern. Hunderte von Menschen feilschten und plapperten, als wäre es kein Feiertag und nicht praktisch mitten in der Nacht.

Griff konnte beim Einkaufen nicht wirklich helfen, aber er konnte tragen; er stand einfach in der Nähe und sah Dante zu, wie er mit den Verkäufern Witze riss und feilschte und flirtete, als wäre er der Gastgeber einer Gameshow. Aber aus irgendeinem Grund liebte Dante es, ihn den Leuten als seinen „Mann“ vorzustellen und zuzusehen, wie die Mädchen das Stottern anfingen und die Typen Griff in Augenschein nahmen. An jeder Bude bezahlten sie gemeinsam und auch das fühlte sich richtig an. Er gehört mir; ich gehöre ihm.

Thanksgiving.

Griff schlang gegen die Kälte seine Arme um sich selbst, aber er wurde nicht rot und es war ihm auch nicht unangenehm, dass Augen auf ihn gerichtet waren und ihn ansahen wie er einfach dort stand und zu Dante gehörte. Seit dem Fotoshooting mit Beth hatte er angefangen zu bemerken, wie Leute ihn aus dem Augenwinkel ansahen. So wie er gesehen hatte, dass sie Dante ansahen. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich ruhiger, so, als würde seine eigene Haut ihm besser passen.

Stand für Stand setzte Dante das Cioppino zusammen, sein Lieblingsessen. Griff konnte die Liebe und Sorgfalt sehen, die in die Auswahl der Zutaten floss. Das mochte das Wichtigste gewesen sein, den Teil, von dem Dante wollte, dass er ihn sah. Die liebevolle, fürsorgliche Aufmerksamkeit. Kein Wunder, dass es sein Lieblingsessen war – all diese Zuneigung und Geduld in einem Topf.

An ihrem letzten Stand sagte die alte chinesische Frau, die ihnen gigantische blaue Krabben verkauft hatte, „So stattliche junge Männer.“

Dante zwinkerte und dankte ihr, dann bückte er sich, um wie ein Märchenprinz ihre Hand zu küssen. „Fröhliches Thanksgiving.“

Griff dachte darüber nach, dass das auch ein Teil davon sein könnte: Dante wollte, dass sie zusammen gesehen wurden, irgendwo, wo es sicher war. Das ist ebenfalls wichtig für ihn.

Sie verließen den Markt und stellten sicher, dass sie alle Zutaten hatten, als sie mit der Schachtel und den Tüten zurück zum Wagen gingen.

Dante lachte leise. „Das alte Mädchen hat dir was Fischiges angeboten.“

„Wohl kaum!“ Griff verzog das Gesicht und stichelte ein wenig zurück, „Weißt du, Anastagio? Wenn ich so für rohen Fisch geflirtet hätte, hättest du die arme Frau verprügelt.“

„Halt die Klappe.“ Dante gab einen grunzenden Laut von sich, zuckte dann aber schuldbewusst mit den Achseln und lächelte vor sich hin. Er öffnete den Kofferraum des Trucks, um ihre Einkäufe einzuladen und ging dann um den Wagen herum, um auf der Beifahrerseite einzusteigen.

Griff kletterte ebenfalls hinein und startete. „'s ist komisch. Aus irgendeinem Grund stört es mich nicht mehr. Weil sie dich niemals haben können, richtig? Wie krank ist das?“ Er legte seine Hand auf Dantes Oberschenkel und drückte sanft. „Ich liebe dich.“

Dante begann schon wieder eine Erektion zu bekommen. Mistkerl. Er schob seine Hüften ein wenig vor.

„Uh-uh. Keine Samenergüsse in meinem Truck heute. Sie haben Arbeit zu erledigen, Sir.“ Griff lächelte hinüber und Dante verschränkte seine Arme und brummte vor sich hin. Er schloss seine Augen und tat so, als würde er aus Protest schlafen, aber neben Griffs Knöcheln rieb sich sein Schwanz ein wenig an ihm, nahm sich gerade eben genug Reibung, um sich den ganzen Weg nach Hause hart zu halten.

Das Fahrerei dauerte im Endeffekt länger als die Einkäufe; Griff störte das kein bisschen. Sie kamen zu Hause an, als die Sonne endgültig aufgestanden war. Es fühlte sich wie ein ganzer zusätzlicher Tag an.

Dante verbrachte den gesamten Morgen mit Vorbereitungen und Kochen.

Griff fuhr zu seinem Vater, um eine weitere Ladung Klamotten und ein paar andere Dinge, die er vermisste, einzuladen: einen Stapel Krimis, die er lesen wollte, den Rest seiner Unterwäsche, seinen Hockeyschläger. Es erschreckte ihn, wie wenig er in diesem Haus hatte, das er mit sich nehmen wollte. Ein paar Tage nach dem Fotoshooting, hatte er endlich seinen Dad gesehen und ihm mitgeteilt, dass er ausziehe; sein Vater hatte lediglich genickt, als hätte er das schon seit zehn Jahren erwartet. „Wird auch Zeit, Griffin. Vielleicht wirst du jetzt eine neue Frau finden.“

Ähm. Nicht direkt.

Die Zeit für diesen Kampf würde kommen, aber Griff hatte genügend Mist, mit dem er vorher klarkommen musste. Beispielsweise ein Thanksgiving-Dinner zu überleben.

Irgendwann in der näheren Zukunft würden er und Dante mit dem Chief auf ihrer Wache sprechen müssen. Es war absolut nicht sicher für sie, in der selben Schicht, oder auch nur in der selben Wache zu arbeiten. Etwas musste sich an dieser Front ändern und sie hatten bereits die Entscheidung getroffen, dass sie tun würden, was auch immer nötig war.

Sicher würde sein Vater es dann herausfinden, also mussten sie bereit sein. Dies waren Gespräche vor denen ihm grauste, aber auch nur wieder ein Teil des Preises, den er glücklich zu zahlen war.

Das ganze FDNY war ein Hornissennest, in das sie vorsichtig gemeinsam stechen würden. Worst Case Szenario: Er würde enterbt werden und in den Vorruhestand gehen und die Abteilung, sein Dad und jeder andere der aufmuckte, könnte sich selbst ins Knie ficken gehen. Mit einer Axt.

Aber zuerst kam das Abendessen mit seiner wahren Familie, den Menschen, die ihn aufgezogen hatten. Auf seltsame Weise, waren sie die Einzigen, die ihnen beiden wirklich wichtig waren.

Als Griff zum Haus, zu ihrem Haus zurückkehrte, öffnete er die Tür und rief, „Wieder da!“ Er verlagerte das Gewicht der Kisten in seinen Armen und schob den Riemen der Tragtasche höher auf seine Schulter.

Es kam keine Antwort. Dante hörte wahrscheinlich Musik oder holte etwas aus dem Keller.

„Babe?“ Er polterte nach oben in ihr Schlafzimmer und lehnte die Reisetasche und die Kisten gegen die bronzefarbene, tapezierte Wand; bevor er sich wieder aufrichten konnte, hörte er Mrs. As Stimme hinter sich.

„Das Bronze sieht perfekt an der Wand aus.“ Sie stand in der Dunkelheit des kleinen Wohnzimmers, das zum Garten hin ausgerichtet war. Sie winkte mit ihrer kleinen Hand zu den Wänden. Sie trug eines ihrer Kostüme, diesmal in dunkelgelb. Ihr kurviger Schatten zeichnete sich gegen das hintere Fenster ab. Ihr Haar war hochgesteckt.

„Wunderschön. Und die Diagonalen passen ebenfalls. Wie eine Überraschung? Eine kleine unerwartete Wendung. Sonderbar.“

Sonderbar?

Griff war sich nicht sicher, ob sie noch immer über die Tapete redete und ihren Gesichtsausdruck konnte er nicht erkennen. Er spürte, wie sie das kleine, spitze Samenkorn der Wahrheit befühlte, als sie sprach, es sanft erkundete. Er machte einen Schritt auf sie zu. „Hey, Mrs. A.“

Sie drehte sich um, um die neuen Wände in den inzwischen ansehnlichen Zimmern zu betrachten. Als Griff sie erreichte, konnte er sehen, dass sie lächelte, als sie die bronzenen Streifen um sie herum begutachtete. Sie drehte sich zurück zum Fenster und sah hinunter auf etwas im Garten. „Sobald ich sie in der Truhe gefunden hatte, wusste ich, dass diese Tapete in dieses Zimmer gehörte. Ich habe nicht...“

Griff stellte sich neben sie ans Fenster und betrachtete ihr feines Profil, ihr schwarzes Haar, das sie sich jede zweite Woche färben ließ, denn die Eitelkeit und Schönheit ihres Sohnes war nicht aus dem Nichts aufgetaucht. Er hielt den Atem an.

„Ich wusste nicht, dass es auch für dich sein würde, Griffin. Und ich fühle mich, als hätte ich es wissen müssen.“ Sie hatte einen entschuldigenden und peinlich berührten Gesichtsausdruck. Sie fühlte sich unwohl und sah ihm nicht in die Augen. Sie weiß es.

Griff stieß seinen Atem aus und nahm einen weiteren Zug. Er spürte das Bedürfnis zu lügen, zu erklären, sich zu entschuldigen, zu fliehen. Stattdessen hielt er seinen Mund und ließ die Saat der Wahrheit zwischen ihnen ruhen, ein unbeugsamer Keimling, der sich zum Licht kämpfte.

Ich liebe ihn.

Er nickte ob ihrer Unruhe, ließ sie wissen, dass es okay war, dass alles okay sein würde. Bitte zwing mich nicht es zu sagen. Seine grauen Augen ruhten auf dem Fenster, versuchten sie still dazu zu bringen, aufzusehen.

Sie schien noch nicht anderer Meinung als er zu sein, aber ihr Blick verharrte auf irgendetwas dort unten. Sie stand so dicht am Fenster, dass ihr Atem das Glas beschlagen ließ.

„Und Gott weiß, hier gibt es mehr als genügend Zimmer, um jemanden angemessen zu lieben, selbst wenn sie nicht alle Böden oder Decken haben.“ Sie warf einen Blick auf das Loch, das ins Esszimmer führte, das Loch, dass Griff die Vater-Sohn-Unterhaltung hatte belauschen lassen, die beinahe alles zerstört hätte. „Es wird ein wunderschönes Haus werden. Das ist es jetzt schon, würde ich sagen.“

Griff nickte. „Die ganzen Jungs von der Wache haben irgendwie geholfen.“

„Du mehr als alle anderen, schätze ich. Das tust du immer.“ Sie nickte ihm zu, während sie noch immer den Garten betrachtete. „Ich denke ich bin älter, als mir bewusst war. Aber ich verstehe. Ja?“

Griff sah ebenfalls hinunter und fuhr sich mit einer Hand durch sein rotes Haar. Ein Lächeln stahl sich über sein Gesicht.

Unter ihnen im Garten, sprach ein ernst dreinblickender Dante über etwas mit seinem Vater. Mr. Anastagio gestikulierte zu den Backsteinmauern, die den Garten umrandeten. Dante nickte und sagte etwas, das beide Männer zum Lächeln brachte.

„Es wird sehr schwer werden.“ Mrs. Anastagios Stimme war rau, beinahe belegt. Schließlich sah sie ihn an und nahm seine große Hand in ihre zarte und drückte sie sanft. „Die Welt hat sich verändert, aber die Menschen sind gleich geblieben, hm?“

Griff nickte lediglich und sah sie an, fühlte sich dabei wie ein dämlicher Riese in einem Märchen. Bitte. Bitte zwing mich nicht dazu es zu sagen.

Das Lächeln auf ihrem Gesicht war dem Dantes so ähnlich. Tränen bissen in seinen Augen, dann in ihren, während all diese unglaublichen Gefühle zwischen ihnen schwebten, während die Wahrheit ihre Wurzeln ausfuhr und zu wachsen begann, bis sich das stille Zimmer mit Unmengen von Blüten füllte.

Ich liebe ihn.

„Darum müsst ihr beide euch bedingungslos lieben. Bedingungslos .“ Sie schürzte ihre Lippen und zeigte mit dem Kopf auf ihren attraktiven Sohn und seinen Vater. Ihre sanften Augen suchten seine aus den Augenwinkeln, um ein Geheimnis zu verraten. „Anastagio-Männer werden einen niemals aufgeben. Loyal wie wilde Hunde sind sie. Das kann manchmal Fluch und manchmal Segen sein. Du musst nur dein offenes Herz behalten.“

Griff nickte. Beinahe verstand er. Er versuchte es, aber sein Kopf fühlte sich dumpf und durcheinander an.

„Danke, dass du es meinem Sohn geschenkt hast, Griffin.“ Sie hob eine Hand und wischte über sein Gesicht. Sie drückte es sanft, schüttelte ihren Kopf und streckte sich, um seine Wange zu küssen. „Ich bin so stolz auf euch. Euch beide.“ Sie blickte wieder in den Garten hinunter. „Wir sind es.“

Alles ist möglich. Alles ist möglich.

Griffs Ohren klingelten und sein Gesicht war heiß von Tränen und die Worte sprudelten aus ihm heraus, leuchteten in der Luft...

„Ich liebe ihn. So sehr.“

„Ich weiß.“ Sie klang ruhig und glücklich. Sie stellte sicher, dass er ihre Antwort hörte. „Und er liebt dich.“

In exakt diesem Moment, sah Dante vom Garten hinauf und lächelte Griff zu. Er winkte, sein attraktives Gesicht so sanft und stark, dass Griffs Herz zur Größe des Zimmers anschwoll, des ganzen Hauses, so riesig, dass es gerade eben die gigantisch wachsende Wahrheit aufnehmen konnte. Unter ihnen, sah Mr. Anastagio ebenfalls auf und winkte und nickte zum Gruß.

Griff hob eine Hand zur Antwort, dann drehte er sich um, um dieser Frau, die ihn vor all diesen Jahren gerettet hatte, ein Versprechen zu geben, „Ich werde alles tun. Alles.“

Sie dachte darüber mit gerunzelter Stirn nach, sagte jedoch nichts.

Griff wartete, um herauszufinden ob sie Einwände zu seinem Plan hatte. „Und das ist okay?“

„Wenn es das nicht ist, bin ich verrückter als mein Sohn.“ Sie lachte, und wischte sich vorsichtig über die Augen, damit ihr Maskara nicht verwischte.

Griff verspürte in sich den Wunsch, ihr zu sagen, dass alles okay sein würde, dass niemand verletzt werden und sie sicher und glücklich sein würden – aber die Art und Weise, wie sie mit ihm durch ihr Schlafzimmer schritt, die Tapete ihres Vaters und die Möbel, die ihr Sohn vor dem Sperrmüll gerettet hatte, bewunderte, ließ sie zuversichtlicher erscheinen, als Griff sich selbst fühlte.

Die Wahrheit wuchs weiter zwischen ihnen, stark und üppig, füllte ihr Zimmer und das Haus mit Versprechen.

Griff stand still und erklärte die Arbeiten, die sie vorgenommen hatten, während sie seinen Arm tätschelte. Er zeigte ihr die Böden, den Putz, die neuen Zierleisten, die Blechdecke, die sie sauber geschrubbt hatten. Und wieder war er dankbar für das verrückte Fotoshooting; er fühlte sich nicht seltsam oder verlegen, als er neben dem Bett, ihrem Bett stand. Und das tat sie auch nicht. Letztendlich knurrte sein verräterischer Magen.

„Hungrig? Ich auch. Und Gott weiß, Dante kann dich angemessen füttern.“ Mrs. Anastagio hakte sich bei ihm unter. Sie zog ihn zurück zur Treppe. „Lass uns sehen, ob er Hilfe möchte.“

 

 

Als sie am Esszimmer vorbeigingen, sagte Griff: „Einen Moment. Ich denke, ich helfe beim Tischdecken“, und zeigte mit seinem Kopf in Richtung des Geklappers von Besteck und Tellern. Er machte kehrt und trat ein.

„Griffin.“ Mr. A war genau hinter ihm und hielt einen Stapel Schüsseln. Hinter ihm, waren auf dem massiven Tisch bereits glänzendes Edelstahlbesteck und nicht zusammenpassende Teller bereitgestellt.

„Ich dachte, ich könnte vielleicht helfen.“

„Danke.“ Der ältere Mann reichte ihm die Hälfte der Gedecke und nickte lächelnd. Gemeinsam arbeiteten sie zügig, stellten eine Schüssel an jeden Platz. Mr. Anastagio hasste normalerweise Stille, aber er erzählte keine Witze, tratschte nicht, beschwerte sich nicht einmal über seine Nachbarn. Nichts.

Er will mich umbringen.

Griff kaute auf seiner Lippe und versuchte ein unverfängliches Thema zu finden. Er wusste, dass sie offen darüber würden sprechen müssen. Wohl oder übel, dieser Mann hatte ihn aufgezogen und er wollte ihn nicht enttäuschen.

Schließlich waren sie mit dem Tisch fertig, und standen an der Seite um ihn zu betrachten. Ein Moment verstrich, in dem keiner der Männer wusste, was er zum anderen sagen sollte. Ein erstes Mal.

Letztendlich streckte Dantes Vater die Hand aus und sah ihm direkt in die Augen, ganz so, als hätte Griff ihn aufgesucht um um Dantes Hand zu bitten. Oder anders herum.

Ich verspreche es.

Mit einem Lächeln schüttelte Griff sie fest und wurde in eine harte Umarmung gezogen. Erleichterung durchfloss ihn, öffnete ihn völlig.

Mr. A gestikulierte mit einer Hand in Richtung Küche. „Möchte mein Sohn das Cioppino hier oder am Herd servieren?“

„Ich werd's herausfinden.“ Griff drückte seine Schulter und stapfte zurück in den Flur, um dem köstlichen Geruch zu folgen.

„Dante! Dein Vater möchte wissen –“ Als er die Küche betrat sah Griff, wie Mrs. Anastagio begonnen hatte, das mitgebrachte Essen auszupacken und – heilige Scheiße – Loretta, die die Arbeitsfläche abwischte. Das Lächeln gefror auf seinem Gesicht. Was tat sie hier?

„Ich“, sie krähte triumphierend, „wusste es! Ich-wusste-es-ich-wusste-es.“ Sie warf ihm das Küchentuch zu und ließ ihre Hände auf ihre Hüften sinken, freute sich hämisch, ohne dass es ihr peinlich war.

„Halt dich zurück.“ Mrs. Anastagio funkelte ihre theatralische Tochter an, als sie den Kühlschrank ausräumte.

Griffs erster Instinkt war es zu leugnen. „Von was...?“

Wir sind nur Freunde. Ich werde sein Mitbewohner werden. Ein paar Single-Typen. Schürzenjäger. Junggesellenbude.

Er biss sich auf die Lippe, um sich vom Lügen abzuhalten: nur Wahrheit in diesem Haus.

„Ich hab's aus meinem Bruder herausbekommen. Zick nicht rum. Ich werde schon nichts sagen.“ Loretta verdrehte die Augen, nur eine Haaresbreite davon entfernt, in eine selbstgerechte Arie über den gloriosen Segen des Tratschs zu schmettern. „Alberner Depp. Ich wusste, dass du jemandem hinterher schwärmst. Und zumindest ich denke, es ist verdammt fantastisch.“ Sie langte mit ihrer Hand zu ihm hinüber und strich ihm nicht existierenden Staub von den Schultern.

Griffs Mund öffnete sich, aber nichts kam heraus. Dann schon: „Tust du?“

Sie schüttelte ihren Kopf, lächelte und umarmte ihn. „Nun, wenn ich dich schon nicht haben kann, tut es zumindest einer von uns.“

„Also wirklich!“ Mrs. Anastagio öffnete den Ofen, um ein mit Folie bedecktes Blech herauszuziehen. „Meine eigene Tochter und sie hat nichts mitgebracht.“ Mrs. Anastagio schürzte genervt ihre Lippen. Sie war beleidigt. „Nicht einmal Brot!“

„Ma! Es ist ohnehin schon zu viel da. Es ist ihnen egal. Es ist dir egal, Griff, oder?“ Loretta schob Geschirr auf der Arbeitsfläche zusammen, um Platz zu schaffen.

Dann – bumm-bumm-bumm – stürmten kleine Beine von der Halle in ihre Richtung.

„Monster!“ Mit der unbeirrbaren Loyalität eines Kindes, hatte Nicole entschieden, dass sie sich darüber freute, Griff zu sehen. Sie flog gegen seine Knie.

Er hob sie hoch und küsste sie. „Hey, Krümel!“

„Können wir essen?“ Nicole tätschelte sein rotes Haar mit einer kleinen Hand. Patschpatsch. „Weich.“

Loretta stöhnte und strich Locken aus dem Gesicht ihrer Tochter. „In Dantes Haus isst sie! Urgs.. Und ein heißer Freund. Ich hasse ihn.“

„Loretta...“ Mrs. Anastagio hob ihre Augen zur Zimmerdecke, betete vor sich hin und schüttelte ihren Kopf.

Schritte näherten sich vom Garten, dann die Stufen hinauf. Die Hintertür öffnete sich und Dantes Augen waren mit Entschuldigungen gefüllt, als er zwischen seiner Schwester und Griff hin und her sah.

Griff schüttelte seinen Kopf und lächelte. Alles klar, D.

Loretta schnaubte. „“Pff! Bitte! Es ist ja nicht so, dass ich nicht ohnehin die größte Fruchtfliege der Welt bin.“

Dante lächelte ebenfalls erleichtert und trat einen Schritt näher, um ihm zuzuflüstern. „Bist du sicher? Sie hat gerade angefangen –“

Loretta wedelte mit einer Hand in seine Richtung. „Ich fühle mich dämlich, dass ich es nicht früher bemerkt und dich ermutigt habe –“

Griff überraschte jeden damit, dass er laut loslachte, tiefe, herzhafte Lacher, die die Anspannung auflösten. „Ich wünschte, du hättest.“

Alle Anspannung verpuffte aus Dante. Mrs. Anastagio lächelte ein wenig. Griff reichte Nicole hinüber zu ihrer, von sich überzeugten, Mutter.

„Es hätte uns eine Menge Dummheiten erspart.“ Dante stieß seine Schwester im Scherz an.

„Oder auch nicht.“ Mrs. A wusch ihre Hände in der Spüle, nachdem sie sich ihre Ärmel nach oben gezogen hatte. „Manchmal muss die Dummheit vorangehen.“ Sie sah sie beide an, als sie sich an einem Küchenhandtuch abtrocknete.

Das laute Plärren des Fernsehers war plötzlich aus dem vorderen Teil des Hauses zu hören. Eine Menge brüllte hinter einem Sprecher, der die Spielstände verkündete. Football und ein voller Magen klangen gerade wie der Himmel auf Erden.

Dante stand neben ihm am Küchentresen und fragte mit leiser Stimme: „Mit dir alles in Ordnung?“ Dante warf einen Blick auf seine Mom.

Griff nickte.

Mrs. A verkündete: „Am zu Tode hungern, das ist er. Willst du, dass  er ohnmächtig wird? Er bekommt Unterzucker und das ist nicht gerade gesund.“ Sie drehte ihren Kopf und rief: „Agosto, ist der Tisch gedeckt? Du sitzt besser nicht gerade vor diesem Fernseher!“

Von vor dem Fernseher, gab Mr. A ein zustimmendes Geräusch von sich.

Seine Frau schüttelte den Kopf, aber sie lächelte.

Am Herd sah Dante nach dem Cioppino und atmete den Dampf ein. „Hey, warum sehen wir uns beim Essen nicht einfach das Spiel an...? Witz!“

Loretta warf ihre Hände in die Luft. „Was ist es nur mit Männern und Thanksgiving. Wenn ihr schon schwul seid, könntet ihr nicht wenigstens Musicals oder die Oper mögen? Himmel.“

Sie hat das Wort ausgesprochen. Nichts ist in die Luft geflogen. Die Decke ist nicht eingestürzt. Die Welt drehte sich noch immer.

Griff lachte leise und schüttelte seinen Kopf. „Ähm. Nein. Sorry. Ich mag es nur, wenn du singst und herumhüpfst.“

Loretta gab ihm einen Klaps, dann noch einen. Sie lachten beide. Es klingelte an der Tür.

Mrs. Anastagio drehte sich bei dem Geräusch um. „Kommt noch jemand?“

„Ein Freund. Er hat nicht... ähm... er weiß nicht, dass offen ist.“ Dante schlurfte in den Flur.

Griff beendete den Gedanken und machte sich selbst auch auf den Weg zur Vordertür. „Er braucht einen Platz, wo er den Feiertag verbringen kann. Er weiß Bescheid über, ähm, du weißt schon, uns. Und er hat... ein paar Familienprobleme.“

„Nun, gut. Ich habe sowieso einen extra Platz gedeckt. Es bedeutet Glück einen Fremden als Gast zum Dinner zu haben“, verkündete Mr. Anastagio, als sei dies eine bekannte Tatsache, als er aus dem Esszimmer trat. Vielleicht war es das. Er küsste seine Frau, als sie aus der Küche kam, um den Neuankömmling zu begrüßen.

Dante öffnete strahlend die Tür. Griff lächelte ihn von der Seitenlinie aus an – ein volles Haus bedeutet einen glücklichen Italiener.

Tommy trat ein und zog den Reißverschluss seines Parkas auf. Beinahe einen Monat später, traten noch immer die verblassenden Prellungen und blauen Flecken durch die Kälte hervor. Die Nähte über seinem Auge sahen unangenehm und schwarz gegen seine graue Haut aus.

Griff betete, dass das hier, um ihrer aller Willen, okay sein würde. „Hey, Kumpel.“

„Hey.“ Als der Sanitäter die unbekannten Gesichter erblickte, verblasste das Lächeln auf seinem Gesicht ein wenig.

Dante begann damit, die Familie vorzustellen, aber Nicole trat sofort hervor und stellte sich selbst vor. „Hi.“

„Na, hallo.“ Er nickte ihr zu und sah den Rest der Familie an, während er abseits stand. „Mir war nicht klar, dass das hier –“

„Ist es nicht.“ Mrs. Anastagio trat zu ihm und nahm seine Hand, um sie zu schütteln. „Wir sind Dantes Eltern. Und das hier ist meine Enkelin Nicole. Wir wollten beim ersten gemeinsamen Thanksgiving der Jungs dabei sein.“

Klonk. Wie ein Felsblock, der in die richtige Position rutschte, gaben Mrs. Anastagios Worte Tommy die Erlaubnis, sich zu entspannen und schafften dem Freund ihres Sohnes einen Platz in ihrer Welt.

Dantes Gesicht strahlte und er trat zu Griff, um dessen Hand zu nehmen. Er drückte kurz liebevoll zu. „Jepp, und dann ist Loretta hier eingeschlagen, denn sie ist zu nervtötend, als dass sie bei zivilisierten Menschen eingeladen werden würde.“

Die Erleichterung auf Tommys Gesicht war unbezahlbar. Griff sah praktisch die Zahnräder, die sich in seinem Kopf drehten, als er die Szene die sich ihm bot, verarbeitete: die beiden Männer, die sich an den Händen hielten, die lächelnde Familie, der Duft aus der Küche, das große, warme, unfertige Haus, das ihnen Sicherheit und Zusammenhalt gab.

Tommy schälte sich aus seinem Mantel, wickelte sich den Schal vom Hals und hing alles auf den Haken, genauso, wie er es schon hunderte Male für die Football-Abende getan hatte. Er war bei Freunden.

Mr. A streckte die Arme seitlich aus und scheuchte seine ganze Familie in Richtung Esszimmer. „Lasst uns reingehen. Ich friere mir hier draußen meinen knochigen Hintern ab und das Essen wird sich nicht von selbst aufessen.“

Mrs. Anastagio nahm Tommys Arm und sie führten die anderen in Esszimmer. Der Tisch knarzte unter dem Gewicht des Essens. Das Cioppino wartete auf dem Sideboard darauf, dass sie sich darüber hermachten. Griff kämpfte gegen den Drang an. Sie füllten ihre Teller und einer nach dem anderen fand seinen Platz am Tisch. Dante saß am Kopf des Tisches und Griff traf die bewusste Entscheidung, am gegenüber liegenden Ende zu sitzen. Unser Haus, unsere Familie.

Irgendwo auf der Straße hupte ein Auto und jemand fuhr vorbei, der Dean Martin bei offenen Autofenstern hörte.

„,...some-body looooves you...'“

Draußen lachten Kinder – vermutlich Mrs. Alonzos Neffen, die in jemandes Garten spielten, während die Erwachsenen sich das Spiel anschauten, über das Mr. A versuchte, nicht nachzudenken.

„,So find yourself somebody...'“

Dante zwinkerte Griff am anderen Ende des Tisches zu. Sobald die ganze Familie etwas zu Essen und Platz genommen hatte, sah er seine Schwester an.

Loretta verschränkte ihre Hände und senkte ihren Kopf. „Für das, was wir nun empfangen werden, möge der Herr uns Gegenmittel bereitstellen.“ Sie duckte ihren Kopf, bevor ihr Bruder ihr eine langen konnte.

Mrs. A kicherte, hatte aber den Anstand zu versuchen, es hinter einem Husten mit vorgehaltener Serviette zu verstecken.

„Was ist Gegenmittel?“ Nicole fragte Griff. „Monster?“

Griff flüsterte, „Das ist Medizin, Krümel.“

Vom anderen Ende des Tisches flüsterte Dante ebenfalls: „Weil deine Mutter ein Kopfschmerz ist.

Loretta schlug mit ihrer Serviette nach ihm und dann konnten ihre Eltern ihr leises Lachen nicht mehr zurückhalten.

Griff lächelte über die gesamte Länge des Tisches zu Dante hinüber.

Dante lächelte zurück und zwinkerte über das Festmahl und ihre Familie hinweg. Ich liebe dich auch.

Tommy lehnte sich zu Loretta hinüber, um zu fragen: „Warum nennt sie ihn Monster?“

Griff schüttelte den Kopf. „Lange Geschichte.“

Loretta nickte. „Lange, gruselige Geschichte. Zumindest ist er jetzt Teil der Familie.“

„Loretta! Das war er auch vorher schon.“ Ihr Vater sah, über den  Löffel in seiner Brühe hinweg, beleidigt drein.

Griff lächelte ihr zu. „Ich weiß, was sie meint.“

„Das tue ich auch.“ Dante nickte und formte mit den Lippen ein Danke.

Tommy erhob sich und löffelte, mit dem geduldigen Humor eines erfahrenen Elternteils, Cioppino in Nicoles Schüssel.

Loretta war nicht so still. „Unter einer Bedingung.“

Mrs. Anastagio drehte sich zu ihr, um zu widersprechen und Griff hob seine Augenbrauen in Protest.

„Ich werde dabei sein, wenn ihr Jungs Flip erzählt, dass ihr ein echtes schwules Paar seid.“ Sie drückte den Arm des Sanitäters. „Tommy kann die Herz-Lungen-Wiederbelebung übernehmen.“

„Okay...?“ Tommy lief rot an und nickte, als er sich wieder setzte.

Sie salutierte ihrem Bruder mit einer Gabel. „Das wird für mich der Tag des ver –“, sie warf ihrer Tochter einen Blick zu, „ganzen Jahrzehnts! Flip aus!“ Sie schob sich den Bissen Pasta triumphierend in den Mund. Ihr kauendes Gesicht, war eine so selbstzufriedene Karikatur, dass sie alle lachten.

Mr. A nahm sich einen Haufen knuspriger, gebutterter, grüner Bohnen. Sie wackelten auf seiner Gabel, als er den Blick schweifen ließ. „Ihr Kinder seid verrückt.“

„Aber“ – Augen auf Dantes Piratenlächeln gerichtet, sprach Griff aus, was sie beide dachten – „sehr, sehr dankbar.“

Über Brooklyn, über Manhattan, sogar über dem Ground Zero verdunkelte sich der Himmel und die Sonne schimmerte golden. Rauch und Feuer. Als würde sich die ganze verrückte Stadt, zehn Jahre nachdem die Welt aufgehört hatte zu existieren, mit ihren dankbaren Überlebenden zu Tisch setzen. Als sei New York ebenfalls dankbar.

 

 

Später, nachdem das Dinner vorüber und das Spiel gewonnen war, war ihre kleine Familie in ihre eigenen Zuhause zurückgekehrt, um ihre Nahrungs-Kater auszuschlafen.

Ihre Familie hatte bereits die Küche aufgeräumt und die Reste im Kühlschrank verstaut. Dante und Griff saßen eine Weile gemeinsam auf der Couch und dösten vor sich hin, Dante mit dem Rücken zu Griff und in dessen Armen. Sie beide schliefen ein, zu glücklich, um sich zu bewegen.

Als es draußen vollständig dunkel geworden war, wachte Griff auf und stieß seinen Freund –

Freund! Wie in fester Freund!

sanft an. „Babe?“

Dantes Gesicht lag gegen Griffs Brust, seine blauschwarzen Bartstoppeln begannen sich zu zeigen. Er sah wie ein freundlicher Bilderbuch-Bandit aus. Der sanfte, glückliche Schwung seiner Lippen ließ es aussehen, als täte er nur so, als ob er schliefe, aber seine Atmung war tief und regelmäßig. Er schmiegte sich einen Millimeter enger an, aber  schlief weiter.

„Baby.“ Griff berührte seinen Kiefer.

Dante lehnte seinen Kopf in die Liebkosung, öffnete jedoch nicht seine Augen. Sein Lächeln breitete sich aus und er stöhnte. „Hmmm. Ich hatte einen tollen Traum.“

„Hattest du, hm?“

„Ja.“ Dante leckte sich über die Lippen und seine Stirn zog sich ein wenig zusammen, als versuche er sich an etwas, das hinter seinen Augenlidern lag, zu erinnern.

„Lass uns ins Bett gehen.“

„'kay. Gut.“ Dante schob sein Gesicht zurück in Griffs Brust und begann wieder einzudösen.

Griff lachte leise und ließ eine Hand Dantes Oberkörper hinuntergleiten, folgte dieser drahtigen Spur in seine Hose. Er drückte den entspannten Schaft, der sich dort verbarg.

Dante lehnte sich in die Berührung und schob sich gegen die Hand. Sein Schwanz begann aufzuwachen, aber seine Augen blieben geschlossen. „Das war auch Teil des Traums.“

„War es?“ Griff rieb ihn in eine Erektion und küsste ihn auf sein verwuscheltes Haar.

„Uhhhmmm.“ Dante zog seine Hüften zurück, um der großen Hand zu entkommen. Er rollte sich vollständig herum, um zwischen Griffs Beinen zu liegen und schob sich nach oben, so dass ihre Gesichter sich gegenüber waren. Seine Lider waren noch immer geschlossen, als versuche er, etwas in ihnen zu lesen.

„Was ist noch passiert?“ Griff hob seinen Kopf ein wenig, um Dante sanft in die Unterlippe zu beißen, bis dieser erschauderte und ihn küsste. Griff strich das Haar aus dem Gesicht seines attraktiven Lovers. „In dem Traum. Du hast gesagt...“

Dante schüttelte leicht seinen Kopf, als würde er versuchen etwas abzuschütteln. „Weiß nicht... ich kann mich... nicht genau erinnern. Komisch.“

Griff küsste ein Auge.

Dante ließ ihn, seine Wimpern weich gegen Griffs Lippen. Dann hob er die Augenbrauen. „Oh ja. Ich hab beinahe mein Leben versaut. Ich war in meinen besten Freund verliebt. Übergeschnappt, geil, unmöglich.“

Griff küsste das andere. Wimpern, Lippen.

„Nur um herauszufinden, dass er es auch war. Genauso wie ich. Und er hat mich gerettet, jeden Zentimeter von mir. Als hätte er mich aus einem brennenden Gebäude gezogen.“

„Und du bist dir sicher, dass du dich richtig erinnerst?“ Griff rieb ihre Bartstoppeln zusammen, langsam und kratzig. Er leckte über Dantes Kehle und biss sanft hinein.

„Oh! Und er war einverstanden bei mir einzuziehen. Und hat mir ein sexy Foto geschenkt, nur für mich. Und wir haben an diesem verrückten Haus herumgebaut, das uns gehört.“

„Und eine Familie?“ Griffs Stimme war rau, als er Dantes Duft einatmete, seine Lungen füllte und zufrieden seufzte. „Ich mag diesen Traum.“

Dante grinste, inzwischen vollständig wach. Er tat so, als versuche er sich mit zusammengekniffenen Augen zu erinnern. „Daaas stimmt. Dann war unsere Familie hier und wir haben zusammen gegessen. Er öffnete seine schwarz-grünen Augen und lächelte die wenigen Zentimeter entlang, die ihre Nasen voneinander trennten.

Griff packte seine runden Pobacken und rieb ihre Hüften aneinander; er knabberte an Dantes Ohrläppchen und grollte direkt hinein: „“Hm-hm. Ich denke nicht, dass es ein Traum war, Mister.“

„Gott sei Dank! Dann müssen wir auch nicht aufstehen.“ Er schob sein Gesicht zurück in Griffs Brust und drückte dessen Rippen fest, kuschelte sich enger an.

Beide lachten leise, gemeinsam auf der Couch, wo sie das erste Mal...

Ohne Vorwarnung gab Griff ein Knurren von sich, bäumte sich auf, seine grauen Augen schossen Blitze.

„Hey!“ Dante rutschte protestierend von ihm herunter. „Wo brennt's?“

„Genau hier.“ Griff beugte seine Knie und langte mit den Armen unter Dante.

Dante wand sich. „Himmel! Ähm... Mr. Muir? Werden Sie mich nach oben schleifen, um mich anzugreifen?“

„Ich fürchte ja, Mr. Anastagio.“ Er hob Dante hoch und legte ihn sich über die Schulter – Feuerwehrgriff - um sich auf den Weg zur Treppe zu machen.

„Mach schon! Lass mich runter. Na los, G! Ich bin wach. Ich kann laufen!“

„Ich würde nicht wollen, dass du während deines Traums aufwachst.“ Griff lachte und schlug spielerisch auf die harten Pobacken neben seinem Gesicht, nahm die Stufen schnell und vorsichtig.

„Ein echter, verfluchter Romantiker! Hilfe!“ Er biss in Griffs Pobacken und schrie vor Lachen. Die Treppe knarzte unter ihrem gemeinsamen Gewicht.

Dann waren sie oben im bronzenen Zimmer. Die Stadt draußen war ruhig; der Mond hing wie ein Zuckerkeks über den Straßen von Brooklyn.

„Sir, ich bin eine ausgebildete Rettungskraft.“ Griff bückte sich, um Dante von seiner Schulter und auf das riesige Bett zu rollen.

Dante ließ sich zurückfallen und blies sich das Haar aus seinem grinsenden Gesicht. Er begann sich gegen die Kissen aufzurichten.

„Sie schienen keine Reaktionen zu zeigen und hatten Schwierigkeiten zu stehen.“ Griff rang ihn wieder hinunter.

„Ich möchte Ihre Vitalfunktionen testen...“ Er zog Dantes Hose grob herunter und hob sein Shirt an, leckte von dessen Hüfte bis zu seinem Bauch, zu seinen Nippeln, zu seiner Kehle, zu seinem Mund. Er hielt Dante mit seinem Körpergewicht in Schach, Lächeln zu Lächeln. „Da ich möglicherweise eine Wiederbelebung vornehmen muss.“

Griff hielt ihre Münder dicht zusammen, als er sich die Schuhe von den Füßen kickte und sich in Rekordzeit aus seinen Feiertagsklamotten schälte, damit ihre Haut so dicht zusammen war, wie sie sein sollte.

Oh!

Im dem Moment in dem sie aneinanderglitten, stöhnten sie beide in die Hitze zwischen ihnen; das Verlangen, dass in ihrem Inneren nagte, das perfekte Puzzleteil für den jeweils anderen, als sie spielerisch  gegeneinander ankämpften. „Sie müssen aufhören, sich zu wehren, Mr. Anastagio.“

Aber Dante wand sich weiter und lachte und bäumte sich unter ihm auf, ohne Erfolg. Es war wie der Himmel.

Griff küsste ihn einmal, leckte über seine Zähne und versuchte ernst dreinzublicken. „Sie könnten sich in einem Schockzustand befinden.“

Und dann, einfach so, lag Dante ganz still, seine Augen weit geöffnet, warm und dunkel wie Skarabäen.

„Ich sollte es sein...“ Er hob eine Hand, um Griffs breite Brust entlangzufahren, seine weichen Lippen, sein feuriges Haar. Dann nahm er eine Handvoll um ihn hinunterzuziehen, ihre Münder nur einen Zentimeter voneinander entfernt. „Das sollte ich sein. Nicht wahr, Griff? Aber das bin ich nicht.“

Griff rollte langsam auf seinen Rücken, nahm Dante mit sich, damit dieser auf ihm lag. Sein schwarzes Haar fiel um ihre Gesichter, schloss beinahe die bronzenen Wände aus, so dass es nur sie beide zusammen gab, die die gleiche Luft atmeten, ihre Lippen aneinander streiften... streiften... streiften.

„Nun“, flüsterte Griff. „Vielleicht kann ich dich schocken...“