Kapitel 5
Dante redete nicht mehr über die Porno-Sache und Griff schaffte es, sich selbst davon zu überzeugen, dass er die Idee wohl verworfen hatte. Er hatte damit angefangen, Geld in Dantes Portemonnaie zu schmuggeln und war dazu übergegangen, Essen und Bier zu bezahlen.
Der September war beinahe vorüber. Dante erwähnte Geld oder Rechnungen mit keinem Wort und verbrachte lediglich seine gesamte freie Zeit mit Arbeiten bei der Baufirma. Griff ging davon aus, dass er das Hypothekenproblem geklärt hatte. Dante war wieder in den schwarzen Zahlen und Griff hatte ihn davon abgehalten, seine Kronjuwelen an diesen HotHead Widerling zu verhökern. Sechs ganze Tage lang konnte er in dem Wissen, Dante geholfen zu haben, ruhig schlafen.
Ein Fischeintopf belehrte ihn eines Besseren.
Eine Woche nach dem Geld-Streit, hatte Griff eine absolut miese Schicht hinter sich. Er hatte sie an einem Samstag für einen Kollegen übernommen, dessen Zwillinge getauft wurden. Nach ungefähr sechs Stunden, waren drei der Wachen zu einem Großbrand in einem Lagerhaus gerufen worden. Verschlimmert wurde das Ganze noch, durch den trockenen Sommer und alte Paraffin-Fässer, die jemand im zweiten Stock gelagert hatte.
Als er nach zwei Stunden Feierabend hatte, hatten seine Haut und seine Haare soviel Rauch abbekommen, dass er den Geruch, auch nach zwei Duschen, nicht losgeworden war. Alles, was er tun wollte, war nach Hause zu gehen und sein Gesicht bis zum nächsten Sonnenaufgang in seinem Bett zu vergraben. Allerdings hatte Dante auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht hinterlassen, dass er zum Abendessen Cioppino machte, Griffs Lieblingsessen. Er wusste, dass es einen ganzen Tag dauerte es vorzubereiten und zu kochen. Dante musste noch vor Sonnenaufgang beim Fischmarkt gewesen sein.
Willst du rüber kommen, G?
Griff hatte das Bedürfnis, ihn umzubringen.
Es war ein so offensichtliches Friedensangebot, dass es nur eins bedeuten konnte: Dante hatte seinen heißen, dämlichen Arsch nach Sheepshead Bay geschwungen, sich vor der Kamera ausgezogen und sich vor diesem schmierigen Pornofuzzi einen runtergeholt. Dantes schwanzlastiger, nicht jugendfreier Rettungsplan war angerollt.
Vielleicht würde es sich niemand anschauen; vielleicht reagierte er über; vielleicht war es völlig egal.
Blödsinn.
Griff lief, von der Red Hook Station aus, zu Dante und versuchte sich abzuregen, während die Sonne hinter den Gebäuden in den versteckten Fluss sank. Er wusste, warum Dante es getan hatte: um zu beweisen, dass er es konnte, um anzugeben, um ihn und alle anderen die es herausfinden würden, zu schockieren. Dämlicher Mistkerl.
Er konnte sich nicht entscheiden, was schlimmer war, seine Schuldgefühle oder die Versuchung. Er hatte seinen besten Freund nicht davon abhalten können, diesen blödsinnigen Fehler zu begehen und der buchstäbliche Mann seiner Träume hatte ein unglaublich heißes Video gedreht, das er sich ohne Probleme so oft anschauen konnte, wie er wollte.
Hilfe.
Griff bog um die Ecke; er realisierte, dass er vergessen hatte Bier oder Wein mitzubringen, oder ein Fass Gleitmittel. Ja, klar. Er stieg die Stufen zur gläsernen Eingangstür hinauf. Dantes Haus war stets hell erleuchtet, wenn er daheim war.
Dante ging in dem Moment, als er die Tür öffnete, bereits auf Konfrontation, noch bevor Griff auch nur ein Wort herausbringen konnte. Peng.
„Ja, ja. Fang gar nicht erst an. Ich hab mir einen von der Palme gewedelt! Als ob es einen Unterschied machen würde? Außerdem hat mir dieser russische Typ achthundert Mäuse gegeben und ich musste nur in diesem teuren Ledersessel sitzen und den Lurch würgen.“ Als er wieder ins Haus ging, schien Dante so aufgeregt und glücklich wie ein frischgebackener Lottogewinner.
Griff folgte ihm in Richtung der gefliesten Küche. Beim Eintreten konnte er das Cioppino riechen: Die Brühe, den Knoblauch und irgendein anderes eingerührtes Grünzeug. Dante wusste, dass er ins Klo gegriffen hatte; das Cioppino sollte sie beide auf andere Gedanken bringen.
„Das Internet verschwindet nicht einfach.“ Griff konnte die Bitterkeit in seiner Stimme nicht verbergen.
Dante wusch seine Hände und trocknete sie ein wenig ab. „Keine große Sache. Und er meinte, ich hab's wirklich gut gemacht, hm? Dieser Alek-Typ. Und ich kann mehr drehen. Nächstes Mal bezahlt er mich vielleicht dafür, dass ich 'ne Tussi knalle. Zwei Tussis. Zwanzig Tanten, die mich mit 'nem Pudel kitzeln. Was, zur Hölle, auch immer. So wie es in meinen Zeitplan passt. Krass, oder?“ Dante hob seine Hand für ein High-five, das niemals stattfand.
Griff erwiderte nichts. Seine grauen Augen waren fest auf Dantes gerichtet.
„Es ist cool, hm? Ich bin stolz auf meinen Körper. Du etwa nicht? Scheiße, wir reißen uns unsere Ärsche auf, um in Form zu bleiben.“
Griff öffnete seinen Mund und schloss ihn wieder. Öffnete ihn wieder und schloss ihn dann mit einem Stirnrunzeln.
Dante begann damit, die knallroten Tomaten mit einem alten Messer auf der verschrammten Arbeitsfläche zu schneiden. Dabei versuchte er, den Eindruck zu erwecken, vernünftig und rational zu sein. „Sieh mal, ich hab nur ein wenig Bares gebraucht, um mich über Wasser zu halten, G. Für die Hausrate. Das war's. Nichts sonst. Ich bin kein Drogensüchtiger. Es ist nicht so, als könnte ich mir was einfangen, wenn ich an mir selbst rumspiele.“
Wisch – die gewürfelte Tomate kam in eine Schüssel. Dante leckte seine Finger ab.
„Wenn du dir einen runterholst.“ Griff atmete tief ein und versuchte sich nicht seinen besten Freund vorzustellen, wie er sich auszog und zur Sache kam.
Dantes Faust zog eine imaginäre Salami durch die Luft. „Jepp. Es ist ja nicht so, dass ich es nicht ohnehin wie nach 'ner Zeituhr tun würde.“ Er wühlte in einem Schrank und brachte ein Glas, das irgendeinen aromatischen Zweig beinhaltete, zum Vorschein.
„Und das ist alles.“
Dante kaute auf einem Stückchen Zweig und nickte. Er beruhigte Griff, als ob er der Verrückte sei, als ob er das Offensichtliche nicht wahrnahm. „Bin da aufgetaucht. Hab mir die Keule in meiner Brandschutzausrüstung poliert. Zack!“
Schlimm und schlimmer. „Deiner Ausrüstung?!“
Dante hackte einige Zweige, was einen starken Geruch nach Süßholz freisetzte. „Der ganze Aufhänger der Website ,sind heiße Hetero-Kerle in Uniform. Soldaten, Polizisten, Sanitäter. Was weiß ich... Briefträger.“ Dantes dunkle Braue kräuselte sich. „Gibt's Leute die Briefträger vögeln? Nun, hm, wo sollen sonst die Briefträger herkommen?“ Die Stückchen des Zweiges landeten in einer Pfanne mit Öl.
Griffs Magen knurrte. Er hatte Probleme damit, den Namen der HotHead Website zu vergessen, zu vergessen wie einfach es wäre, Dantes schöne Augen über den Bildschirm in seine starren zu lassen, während er es sich selbst besorgte. Selbst durch Dantes Kleidung hindurch konnte Griff sich vorstellen, wie sein Körper aussah. Er versuchte angewidert zu bleiben und machte einen Schritt zurück.
„Und wenn man dich erwischt? Du könntest dafür gefeuert werden, dass du die Klamotten in einer 'nicht dem Zweck entsprechenden Situation`, bla, bla.“
„Siehst du! Daran hab ich gedacht. Richtig? Dante knackte mit seinem Nacken und durchschritt den Raum, während ihn eine glückliche Aura umgab. „Ich hab Tape über die Zahlen geklebt. Niemand wird’s merken. Naja, manche vielleicht schon, aber falls mich jemand erkennt, ist es ja nicht so, als ob sie zugeben würden, dass sie Mitglieder einer Amateur-Porno-Website sind.“ In einer Hand eine Handvoll geschälter Knoblauchzehen, blieb Dante vor Griff stehen und verdrehte die Augen bei der Vorstellung.
Griff blinzelte als Antwort zurück. „Wer glaubst du, schaut sich das an?“
Griff musste fragen; Dante fragte niemanden irgendetwas. Es war als würde man mit einem Marsmenschen streiten, einem Marsmenschen mit einer Kopfverletzung und einem unglaublich sexy Lächeln.
„Wer sollte es sich nicht ansehen? Scheiße, ich werde es mir das nächste Mal anschauen, wenn ich ein Mädchen da hab. Vögel sie in den Arsch und die Augen. Ich bin ein Pornostar.“ Dante grapschte die Ausbeulung unter seiner Gürtelschnalle so fest, dass Griff den dicken Schaft durch den Stoff hindurch ausmachen konnte.
Griff fuhr sich mit der Hand über die Augen. Er muss wissen, was er mir antut, wenn er das macht.
„Kerle gehen auf diese Seiten, D. Denk nach! Es ist mir egal, was sie dir erzählt haben. Es sind keine geilen Hausfrauen, Mann. Männer schälen sich die Gurke, während sie dir zuschauen. Schwule Kerle, die sich in der Zurückgezogenheit ihres eigenen Zuhauses daran aufgeilen, wie du... dein, äh, Ding machst.“ Griff streckte seine Hände aus, als müsse er eine Kollision abwehren.
„Alle Macht für sie. Was interessiert mich das? Mein 'Ding' ist ein Akt der Ästhetik. Und so heiß zu sein ist eine unglaubliche Verantwortung.“ Dante spannte einen perfekten Arm an, bis der dunkle Bizeps sich wie eine Grapefruit gegen sein T-Shirt drückte. Er leckte ihn.
Griff war kurz davor ihm eins auf den Hinterkopf zu geben.
Dante zwinkerte, stolz auf sich selbst.
Griff gab ihm eins auf den Hinterkopf.
„Wer bist du, mein Großvater? Wage ja nicht über mich zu urteilen. Einige von uns haben keine Komplexe.“ Dantes Gesichtszüge verhärteten sich, wurden beinahe misstrauisch. Er hob eine Hand, so als bereitete er sich darauf vor einen Faustschlag abzuwehren. „Sieh mal, Griff, ich hab für mich selbst 'ne Lösung gefunden. Eine, mit der ich leben und mit der ich mein Haus behalten kann.“ Er richtete seine volle Aufmerksamkeit auf sein Messer und begann, den Knoblauch mit übertriebener Präzision in hauchdünne Scheibchen zu schneiden. Er schaute verwirrt und traurig drein.
„Ich hoffe deine Familie und das FDNY können auch damit leben, D. Leute werden für so'n Scheiß gefeuert.“
Er will, dass ich mich für ihn freue. Wenn ich ihn nicht wollen würde, könnte ich das.
Griff ging in den Salon, an das große Panoramafenster und sah hinab in die dunkle Straße. Das Zimmer war mit ausrangiertem Kram anderer Leute und Flohmarktmöbeln ausgestattet. Er zählte bis zehn und nahm einen tiefen Atemzug. Er stank noch immer nach Rauch aus dem Lagerhaus.
Ich benehm mich so verrückt, weil ich ihn angelogen hab, aber das ist nicht seine Schuld.
Ein Stück die Straße hinauf, führte ein untersetzter Latino seinen Pit Bull Gassi. Eigentlich war es ja der Pit Bull, der den Mann Gassi führte, denn er zog fest genug an der Leine um seinen Arm auszukugeln. Ein koreanischer Fahrradkurier fuhr auf der falschen Seite der Straße. Ein missmutiger Teenager brachte den Müll nach draußen, in die Tonnen vor dem Haus. Ein wolkenverhangener Nachthimmel hing über den anderen Sandsteinhäusern, kein Mond und keine Sterne.
Nichts zu machen. Nichts zu machen.
Er hörte, wie Dante behutsam das Wohnzimmer betrat.
Griff hatte das plötzliche Bedürfnis, sich umzudrehen und seinem besten Freund alles zu gestehen: seine Lust, seine Panik, seine Sorgen, seine Hoffnungen... Er konnte spüren, wie Dantes stille Verwirrung ihn von hinten in Wellen traf – G, was ist schon dabei?
Erklär das mal, du Genie.
Dante klang zurückhaltend, als er langsam auf Griff zukam. „Er schien nicht mal, du weißt schon, andersrum zu sein. Ich denk, er macht's auch nur für's Geld. Ernsthaft. In diesem Geschäft geht’s nur ums Geld.“
Griff ließ seine Augen auf die Straße gerichtet. Seine Stimme hatte einen harten Ton und seine Arme waren fest vor seiner Brust verschränkt. „Anastagio, er ist schwul. Dafür leg ich meine Hand ins Feuer.“
„Und? Was? Hast du Vorurteile oder was?“
„Nein!“ Wieder verspürte Griff den hirnrissigen Impuls, alles zu gestehen. Er zwang ihn tief in sich hinein. „Nein. Aber er betreibt garantiert keine Website mit Schwulenpornos und sieht Hetero-Typen dabei zu, wie sie das Deck schrubben, weil er für den Ruhestand spart. Er will dich in deinen knochigen, haarigen Arsch ficken. Während du hier sitzt und dich über ein paar hundert Mäuse freust, wedelt er sich einen von der Palme, mit zehn Millionen anderen Typen, die zuschauen, wie du dasselbe tust.“
Wenn ich einen Arsch in der Hose hätte, würde ich es mir auch ansehen.
„Fick dich. Mein Arsch ist nicht haarig.“ Dante schaffte es, ernsthaft beleidigt drein zu blicken, als er sich auf die zerschlissene Couch setzte, die Richtung Fenster ausgerichtet war.
„Himmel.“ Griff kratze sich mit seiner Hand hart über den Kopf. Warum konnte er es nicht richtig erklären? Er verließ das Fenster und setzte sich auf den Fußboden. Nicht gegen Dantes Bein, aber dicht dran.
„Wie das mit seinem Arsch ist, weiß ich nicht. Er ist Russe, also vielleicht. Aber ich muss es niemals herausfinden. Und es waren achthundert Mäuse.“
Griffs Hirn war kurz vorm Überkochen, als er versuchte, eine Lösung für etwas zu finden, das sein bester Freund nicht einmal als Problem wahrnahm. „Ich versuch nur, auf dich aufzupassen, hm?“
Dante rutschte von der Couch auf den Boden neben ihm und stieß ihre Schultern zusammen. Er roch nach Zitronensaft und Pfeffer. Sein Arm lag warm an Griffs. „Danke. Wirklich, G. Aber mit mir ist alles in Ordnung. Das hier ist in Ordnung. Der Typ hat ein sauberes Geschäft. Vertrau mir.“
Aber Griff ließ nicht locker. „Sicher. Aber keine Chance, dass ich dieser hässlichen, kahlköpfigen Dreckschleuder von Zuhälter traue. Du kannst ihm von mir ausrichten, dass wenn er Spielchen mir dir treibt, wenn er auch nur einen russischen Finger an dich legt, er deinen Kumpel am Hals hat. Und wenn ich mit ihm fertig bin, wird jemand ein Fliegengitter brauchen, um seine Teile wieder herauszufischen .“ Er konnte die mörderische Wut in sich aufsteigen spüren, wie Hitze von einer Fahrbahn im Sommer aufsteigt.
Lieber Himmel. Er brauchte einen Drink, bevor er völlig ausrastete.
„Okay, Griffin. Okay. Ich versprech's.“ Dante tätschelte seine Schulter mit vorsichtiger Hand, so als sei er ein wilder Hund, der von einer ausgewachsenen Psychose zu etwas halbwegs Normalem beruhigt werden musste. Er fuhr sich mit einer Hand durch seine tiefschwarzen Locken und stieß einen Seufzer aus.
Griff wusste, dass er verrückt klang. Er klang vollkommen geistesgestört, aber er musste es loswerden und konnte sich selbst nicht davon abhalten. „Du bist mein Bruder, Mann. Wir wissen beide, dass sie schwanzlose Insekten sind, die deine Scheiß-Situation ausnutzen. Ich könnte, verflucht nochmal, kotzen. Wenn ich das Geld hätte –“
„Hast du aber nicht. Es ist okay. Mach dir nicht so viele Sorgen. Hey, du bekommst sonst noch 'nen Herzinfarkt. Und dann bekomm ich 'nen Herzinfarkt.“ Dante schob sich auf seine Füße und bot Griff eine Hand an, um ihm aufzuhelfen.
Griff stand auf und drehte ihm den Rücken zu, entschlossen, sich nicht dafür zu entschuldigen, dass er sich Sorgen machte. „Für dein Leben brauchst du einen Airbag. Ich schwör's dir, Anastagio, du hättest zu deiner Geburt direkt einen mitgeliefert bekommen sollen.“
Dante lehnte für einen Moment seine Stirn zwischen Griffs Schulterblätter, so zaghaft, dass Griff die Luft wegblieb. „Nee. Jeder weiß, dass ich fehlerhaft geboren wurde. Dich haben sie erst später installiert.“
Griff drehte sich um und sah ihn überrascht an. Sein Gesicht wurde warm und er wusste nicht, was er sagen sollte. Es schien keine Rolle zu spielen. Der Moment zog sich unangenehm dahin, beide schienen darauf zu warten, dass der andere etwas sagte oder tat.
Er muss es wissen, richtig? Tu's einfach, Muir.
Dante lächelte.
Griff errötete.
Es klingelte an der Tür.
Von der Türklingel gefickt.
Griff hatte das Gefühl, vom Erröten zu sterben. Als wäre all das Blut aus seinem Kopf abgeflossen, bis er vor Scham oder einer hyperaktiven Erektion sterben würde.
Dante öffnete die Tür und fand eine von Tränen überströmte Loretta auf den Stufen auf und ab gehen, auf ihrem Arm ihre vier, vielleicht fünf Jahre alte Tochter. Nicole streichelte über die braunen Locken ihrer Mutter und versuchte sie zu beruhigen.
Immer hereinspaziert.
„Ist alles okay, Süße. Ich bin okay“, log Loretta mit rauer Stimme.
Griff fragte sich, was sie so aus der Fassung gebracht haben mochte, um ohne Vorankündigung vor der Tür ihres Bruders aufzutauchen. Hauptsächlich fragte er sich allerdings, ob es ihm, nach dem was eben beinahe geschehen wäre, möglich sei, sich wie eine erwachsene Person zu benehmen.
Was beinahe geschehen wäre?
„Hey.“ Lorettas Lächeln erreichte ihre whiskeyfarbenen Augen nicht.
Dantes schon. „Hey. Komm rein.“
Hatte Loretta draußen vor der Tür irgendetwas hören können? Hatte er etwas … falsches... gesagt?
Ihre Augen waren verquollen und ihre Hände zitterten. „Ich wollte euch nicht bei eurem gemütlichen Männerabend überfallen.“
Griff verschluckte sich. Die Stelle auf seinem Rücken, auf der eben noch Dantes Gesicht geruht hatte, fühlte sich an, als stünde sie in Flammen. „Ähm.“
Dante übernahm, ohne mit der Wimper zu zucken. „Wir haben über Geschäftliches geredet. Ich hab, ähm, ein Projekt in das ich investiert habe und Griff findet, dass es ein dämlicher Schachzug war.“
Loretta hörte nicht wirklich zu, als ihr Bruder ihr etwas erzählte, das viel zu dicht an der Wahrheit war. Sie machte sich auf den Weg Richtung Essensgeruch und die Jungs folgten ihr. Nicole wand sich in ihren Armen. Sie war inzwischen zu groß, um weiterhin so durch die Gegend manövriert zu werden.
Loretta und ihr Mann hatten sich vermutlich mal wieder über's Telefon gestritten. Er arbeitete als Zivilist für das Militär, war zurzeit in Bagdad stationiert und Loretta hasste es, dass er so oft fort war. Allerdings brachte der Job gutes Geld und der Auftrag stand kurz vor seinem Ende. Sie planten, sich ein Haus mit genügend Zimmern für ihre wachsende Familie zu kaufen. Wenn er nicht vorher von einer Bombe zu Matsch verarbeitet wurde. Sie hatte sicherlich genügend Gründe, um aufgebracht zu sein.
Im dunklen Flur, der am noch unfertigen Esszimmer vorbeiführte, zappelte sich Nicole schließlich auf den Boden und nahm Dantes Hand. Sie alle folgten Loretta in die von Dampfschwaden vernebelte Küche.
„Esst ihr Idioten Fischköpfe? Ekelhaft!“ Der Ausdruck des Grauens auf Lorettas Gesicht hatte theatralische Züge angenommen, als sich ihre Korkenzieherlocken wild um ihr tragisches, maskaraverschmiertes Gesicht kringelten.
Jede Kleinigkeit konnte bei Loretta überzogene, verrückte Reaktionen hervorrufen. Sie benutzte Wutausbrüche wie ein Beruhigungsmittel. Griff fand es irgendwie liebenswert, aber er wusste, dass ihre hysterischen Anwandlungen die Familie in den Wahnsinn trieb. Für ganze zwei Sekunden befürchtete Griff tatsächlich, dass sie ihren Mund öffnen und eine verrückte Arie über Fischköpfe singen könnte, während sie ein Hackebeil durch die Küche ihres Bruders schwang. Er unterdrückte das Lächeln, das sich über sein Gesicht stehlen wollte.
„Was!?“ Loretta drehte sich mit weit aufgerissenen Augen um, um Griff einen vernichtenden, halb verrückten Blick zuzuwerfen, ganz so, als stünde sie mit einem gehörnten Helm über ihre braune Mähne gestülpt auf der Bühne des Metropolitan Opernhauses, während ein Palast aus Fischköpfen um sie herum niederbrannte.
Griff konnte nicht anders, als laut aufzulachen. „Nichts, nichts. Nein. Wir essen die Köpfe nicht. Dein Bruder macht die Brühe für den Eintopf.“
Dante rührte mit einem hölzernen Löffel um und warf eine handvoll schwarze Pfefferkörner dazu. „Cioppino. Oder Cacciucco, je nachdem, welches Dorf. Gemischte Fischsuppe. Nonna hat sie immer gemacht.“
Griff nickte ihr, mit noch immer glühenden Wangen, zu. „Billig und lecker. Es ist eines meiner absoluten Favoriten. Wenn dein Bruder Cioppino macht, lässt er mich grundsätzlich rüberkommen und den Gifttest machen. Ausführlich.“ Er versuchte zu lächeln, so dass der lahme Witz ankommen würde und er sich endlich wieder wie ein normaler Mensch fühlen konnte.
„Klingt, als wär's saumäßig nervig. Wer kocht so lange?“ Schlussendlich stellte Loretta ihre enorme Handtasche auf einem Stuhl ab und beugte sich über den Topf und die Sautépfanne, um einen tiefen Atemzug von dem würzigen Aroma aufzunehmen: Zitrone und Pfeffer. Nicole zappelte, rutschte praktisch an ihrer Vorderseite herunter und landete mit ihren kurzen Beinen auf dem Boden.
„Cioppino ist Meeresfrüchte für arme Leute. Fischreste eigentlich. Und Krabben. Olivenöl. Fenchel. Tomate. Knoblauch. Und eine handvoll obergeheimer Kleinkram.“ Dantes Mund war so schnell wie seine Hände, die die Zutaten zusammenfügten. Und das bedeutete einiges. Die Pfanne begann zu zischen, als er die gewürfelten Zwiebeln zur Mischung gab.
„Du bist so verdammt irritierend.“ Loretta verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Von uns allen bist du der einzige, der kochen kann und du bist der heißeste - und du bist ein Kerl.“
Griff wusste, dass das ihr wunder Punkt war.
„Das liegt an der Feuerwache. Dante kocht dauernd und bleibt so in
Übung.“
Nachdem er sich seine Hände am Geschirrtuch, das über seiner
Schulter hing, abgetrocknet hatte, hob Dante Nicole hoch, so dass
sie an die Spüle herankam und wusch ihre Hände mit geübter
Leichtigkeit. Er hatte, während er aufwuchs, vielen jüngeren
Anastagios dabei geholfen. „Es kostet nicht wirklich Zeit. Das
Einkaufen dauert am längsten. Und es ist mehr als genug da, solange
wir Griffin irgendwo einsperren oder im Garten anbinden.“
„Hey! So gierig bin ich nun auch nicht.“ Griff musste lächeln, als Dante ihn aufzog.
Dante zwinkerte und lächelte zurück. „Du bist noch schlimmer, mein Junge.“ Nachdem er Nicoles Hände abgetrocknet hatte, drückte er sie an sich und küsste sie auf den Kopf, während sie an seinem langen Haar zupfte. „Nope. Keine Haare in der Suppe.“ Er rührte erneut um und probierte mit dem Holzlöffel, nachdem er sie an seinen Kumpel weitergegeben hatte. „Geh und nerv Onkel Griffin.“
Griffin fühlte sich unbeholfen, mit einer so kleinen Person auf dem Arm und sah auch dementsprechend aus, als er sie etwas von seinem Körper weg hielt, wie eine Tüte mit Glasscherben. Er erinnerte sich nicht daran, dass ihn als Kind jemals jemand auf den Arm genommen hätte. Es kam ihm niemals in den Sinn, dass jemand auch nur wollen könnte, hochgehoben zu werden. Man konnte sie viel zu leicht fallen lassen oder ihnen weh tun. Keiner der anwesenden Anastagios schien sich der Gefahr bewusst zu sein, also sah Griff zu der Kleinen, um herauszufinden, was nun von ihm erwartet wurde.
„Saft?“ Die kleine Nicole sah Griff geduldig an, so als wüsste sie, dass sie zu einem riesigen Deppen sprach.
Loretta wühlte, ohne hinzuschauen, in ihrer überfüllten Handtasche, noch immer auf Autopilot; eine Trinkflasche mit Saft erschien. Nicole schnappte sie sich sofort und begann zu schmatzen.
Schepper - schepper. Dante hockte vor dem Kühlschrank und wühlte in einer der Schubladen. Da sein altes dunkelblaues Sweatshirt nach oben gerutscht war, konnte man den unteren Teil seines Rückens sehen. Als er wieder aufstand, hielt er gelbe Zwiebeln und eine weitere Tomate in seinen schwieligen Händen.
Griff versuchte, nicht auf diese schönen Hände zu starren. Oder an völlig fremde Leute zu denken, die Dante im Internet dabei zusahen, wie er sie auf sich selbst benutzte. Selbst durch die Essensgerüche, konnte er den Duft von Dantes Haaren und Haut wahrnehmen. Griffin bewegte sich auf die gegenüberliegende Seite des Frühstückstresens und setzte Nicole auf einen der hohen Barstühle. Er blieb neben ihr stehen, um sicher zu gehen, dass sie nicht zu Tode stürzte oder Feuer fing. Er war niemals in der Nähe von kleinen Kindern gewesen, nicht einmal als er selbst ein kleines Kind war, also was wusste er schon? Vielleicht war das normal.
Nicole schien wie hypnotisiert von dem Gemüse, das sich unter Dantes blitzschnellem Messer in kleine Streifen verwandelte.
Griff auch, aber aus deutlich peinlicheren Gründen; er hustete und fragte sich, ob seine Familie das hier auch jemals getan hatte, einfach nur in der Küche gekocht, während er als kleiner Junge zugesehen hatte. Er konnte sich nicht daran erinnern, aber es wäre auch schon sehr lange her gewesen, also vielleicht schon. Er hoffte es um seinetwillen inständig. Vielleicht als seine Mutter noch am Leben war. Vielleicht war er ja kein kompletter, von Wölfen aufgezogener Freak.
„Dante, sie wird die Meeresfrüchte nicht essen. Zurzeit isst Nicole nichts anderes als Erdnussbutter und Bananen auf Roggenbrot und Schokopudding.“ Loretta zog ein eingewickeltes Sandwich und einen Becher Markenpudding aus ihrer Tasche und stellte beides in den Kühlschrank.
„Bullsh– doch, wird sie. Wetten?“ Dante reichte Nicole einen rohen Tintenfisch zum Spielen. Sie war begeistert.
„Ui! Plitsch.“ Nicole zog an der kleinen Kreatur, als wäre sie aus Gummi, völlig fasziniert von den Armen und stupste gegen die Haut. „Cool.“
„Wow! Wie ein kleines Monster. Hm, Nicole? Siehst du die Saugnäpfe?“ Dantes Piratenlächeln wurde noch breiter, als er sich zu seiner Schwester umdrehte. „Siehst du? Kinder würden Stiefel essen, wenn du sie neugierig machst. Vertrau mir.“
Ein Lächeln stahl sich auf Griffs Gesicht; Dante so zu sehen, ließ sein Herz Purzelbäume schlagen.
Für einen kurzen Moment lang stellte er sich vor, dass sie hier in ihrer gemeinsamen Küche wären, dass Loretta sie in ihrem Haus besucht hätte. Er unterdrückte den Drang, sich zu seinem besten Freund hinüberzulehnen und ihn auf die Wange zu küssen.
Loretta schnappte sich den kleinen Tintenfisch, bevor er in Nicoles Mund wandern konnte. „Die Frau, die du mal heiratest, tut mir jetzt schon leid, Dante Anastagio.“
„Nun, wenn du mich den Stiefel kochen lässt, isst meine Frau ihn auch.“ Dante entgrätete Schnapperfisch und Kabeljau und briet sie in der Sautépfanne an. In der Küche roch es wie im Meeresfrüchtehimmel.
Loretta begann, sich ein Glas Wein aus der Flasche einzuschenken, die Dante zum Kochen benutzte, aber dieser schüttelte den Kopf.
„Nee. Der ist zu süß, um ihn zu trinken. G, könntest du...?“
Griffs Magen knurrte. „Ich hol 'ne Flasche. Willst du noch Bier für den Kühlschrank?“
Dante nickte ein Danke und begann Loretta zu fragen, was eigentlich los war.
Griff verließ sie, als sie begannen, mit gedämpften Stimmen zu reden.
Griff trampelte die unebenen Stufen in den Keller hinunter, wo Dante die Vorrats-Kühltruhe und einen weiteren Kühlschrank, der mit Getränken für seine Partys ausgestattet war, aufgestellt hatte. Hier unten war es immer kühl und ein wenig feucht. Er wusste genau, welchen Chianti Dante wollen würde und zog auch noch ein Zwölferpack Guinness hervor. Doch er hielt inne, bevor er die Treppe wieder empor kletterte.
Er schätzte, er sollte noch ein wenig Zeit totschlagen, damit die beiden Geschwister ein wenig Luft zum Reden hatten. Er stellte Wein und Bier auf den Stufen ab und setzte sich selbst auf eine Truhe, die mit SKI KREMPEL beschriftet war, um bis tausend zu zählen.
Meinte Dante es wirklich ernst damit, die Pornosache nochmal zu machen? Es schien zu verrückt, um wahr zu sein, aber auf der anderen Seite, war Dante einfach manchmal zu verrückt, um wahr zu sein. Er würde nicht zulassen, dass dieser Alek-Typ ihn anfasste, oder? Dante hätte letztendlich nicht wirklich die Eier um...
Doch, hatte er. Verdammt. Natürlich hatte er. Dante hatte haufenweise Eier.
Griff war ein Feigling, aber Dante kannte weder Angst noch Scham. Hölle nochmal, er hatte seinen Schwanz vor seiner Englischlehrerin ausgepackt, nur um sie schreien zu hören. Scheiß aufs Nachsitzen. Und jeder wusste, dass er in seinem Haus ständig splitterfasernackt herumlief; als Teenager war er auch schon so gewesen. Mr. und Mrs. Anastagio waren kurz vorm Ausrasten gewesen, in ihren Bemühungen, ihn dazu zu bringen Hosen zu tragen, wenn Leute zu Besuch kamen. Die Sache war die, dass Dante wusste, wie verdammt atemberaubend er war – die geschmeidigen Muskeln, die goldene Haut, die Korkenzieherlocken, und diese Augen, die genauso schwarz-schwarz-schwarz glitzerten wie der Ozean bei Nacht.
Griff bekam wieder eine Erektion. Super. Er zwickte unter der Penisspitze um sie verschwinden zu lassen.
Eifersüchtig. Geil. Beschämt. Schwach. E) Alles zusammen.
Es musste einen Haken bei dem HotHead Geschäft geben. Die Website würde nicht tausende von Dollars zu Dante rüberwachsen lassen, nur dass dieser sich immer wieder auf die gleiche Art und Weise einen runterholte. Was, wenn dieser Alek ihn zu mehr drängte? Was, wenn Dante zustimmte? Dante, der es sich für irgendeinen Russen selbst besorgte, war eine Sache, aber was war mit den ganzen Kerlen, die ihn von überall her sehen konnten? Mitglieder von HotHead.com, die sich einloggen würden, um ihm perverses Zeug zu schreiben und ihn ermutigten und herausforderten weiterzugehen?
Und Dante würde es tun. Griff zweifelte keine Sekunde daran. Die Herausforderung war zu verlockend, ganz wie ein brennendes Gebäude. Er würde hinein rennen, ohne darüber nachzudenken. Dante würde ja sagen und diesen Internet Dreckschleudern nachgeben, nur um zu beweisen, dass er den Arsch dazu in der Hose hatte.
Plötzlich war Griff so eifersüchtig, dass er keine Luft mehr bekam, nicht mehr still dasitzen konnte. Er erhob sich und wischte sich die Hände an seiner Cargohose ab. Es war im egal, ob er Staubflecken hinterließ. Er hatte das Bedürfnis etwas zu schlagen, vielleicht etwas Russisches.
Arschloch.
Er war sich nicht sicher, ob er sich selbst oder Alek damit meinte, als er den Wein und das Bier aufhob und zurück nach oben stampfte. Er machte genügend Krach, dass er niemanden überraschen würde und Loretta ausreichend Zeit hätte, mit dem Gekreische aufzuhören.
In der Küche war Loretta damit beschäftigt, irgendein Blatt zu hacken und hatte sogar, beinahe, aufgehört zu hyperventilieren. Das war ein gutes Zeichen. Vielleicht war sie heute Abend auch nur besonders einsam und gelangweilt, schließlich war sie praktisch zu Hause gefangen, mit einem Mann, der auf der anderen Seite des Planeten sein Bestes gab, um nicht in der Wüste zu sterben. Griff fühlte mit ihr.
Nicole saß auf dem Küchentresen, zerrupfte sorgfältig einen Bund Petersilie und ließ mit ihren kleinen Fingern das meiste davon in den Topf rieseln.
– Zack –
Dante zerteilte eine Krabbe in perfekte Stücke, wobei er das weiße Fleisch aus der durchsichtigen Schale zog und es in den vor sich hin köchelnden Topf warf. „Das ist das Cioppino des faulen Mannes. Jetzt, wo alles ein bisschen eingekocht ist, sehen wir zu, dass wir die Schale loswerden, damit sich die kleinen Seemonster nicht verschlucken. Werkzeuge brauchen wir nicht.“
– Zack –
Dante zwinkerte Griff zu und nickte. Es war ein Zeichen dafür, dass alles okay war. „Es ist eine Mischung. Und der Fisch muss frisch sein – wirklich frisch. Sozusagen gerade-vom-Boot-runter-und-zappelt-noch-immer-rum-frisch. Das bedeutet, hier aus der Gegend. Ich geh immer hoch zum Fulton Fischmarkt. Sie sind umgezogen, aber ihre Niederlassung in der Bronx ist deutlich sauberer als South Street Seaport. An ein paar Ständen kann man sogar Barracudas kaufen. Barracuda! RRRRRRarrrrrrrrrrrr-rrrrrraaaaarrrrrrrr!“ Er fletschte seine unteren Zähne Richtung Nicole, welche anfing zu kichern.
– Zack –
Griff durchfuhr der Gedanke, dass sein bester Freund ein toller Dad sein würde. Wenn er sich jemals erlaubte, erwachsen genug zu werden, um ein Kind zu bekommen. Griff sah zu Loretta hinüber, die gegen die Tür an der Speisekammer lehnte und wusste, dass sie das gleiche dachte, als sie ihren Bruder mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen beim Kochen beobachtete.
– Zack –
Dante sah gleichzeitig attraktiv und glücklich aus, wie er in der dunstigen Küche stand und so aussah, als sollte er genau hier leben und für den Rest seines Lebens Cioppino kochen.
Griff musste schlucken und dann kam ihm wieder der Gedanke an die gottverdammte Website. Er zog die Kühlschranktür etwas zu heftig auf und öffnete sich ein Bier, bevor er begann wütend zu werden. HotHead-dot-com, verarschen kann ich mich auch selber. Wo konnte er so schnell ein paar tausend Dollar auftreiben? Vielleicht könnte er einen Vorschuss in der Bar bekommen?
Er ließ sich auf einem der hohen Barstühle fallen, was ihm gleichzeitig einen guten Platz bot, um in der Küche alles mitzubekommen und um die verräterischen Teile seiner Anatomie zu verstecken.
Dante bewegte sich mit effizienter Leichtfüßigkeit durch die Küche und hackte und brüllte und hackte und brüllte, bis er schließlich auch seine Nichte dazu bekam Grimassen zu schneiden, zurückzubrüllen und ihre winzigen Milchzähne zu zeigen.
„Ba-rra-cu-da!“ Dante stieß einen Schrei des Triumphs aus und schob den gehackten Koriander mit seinem Messer in den Topf.
„Rrrrrrrr. Bakuda.“ Nicole grölte durch ihre Zähne, kletterte auf den zerkratzten Tresen und auf ihre Knie und versuchte die überaus faszinierenden seltsamen Dinge zu sehen, die ihr Onkel Dante auf der anderen Seite der Küche so trieb.
Loretta nahm ihre Zähne fletschende Tochter auf den Arm und verdrehte die Augen in Richtung ihres Bruders. „Lass gut sein, Dummkopf. Sie bekommt schon genügend schlechte Angewohnheiten von mir.“ Sie sah zu Griff hinüber, in der Hoffnung von seiner Seite Unterstützung zu bekommen.
Griff schüttelte mitfühlend seinen Kopf. „Sei froh. Wenigstens bringt er ihr nicht bei, wie man flucht oder Tequilas angemessen kippt.“
Der Baby-Barracuda war allerdings schon geboren. Nicole und Dante grollten sich weiter gegenseitig an, während er hackte und sie mit Knoblauch und kleinen Schlucken der Brühe, von einem alten Holzlöffel fütterte.
„Hmmmm-grrrrlecker. Rrrrar.“ Nicoles kleines Gesicht verzog sich vor Freude über ihren tollen, lustigen Onkel.
„Hab dir gesagt, sie wird den Fisch essen.“ Dante zeigte mit seinem Löffel auf Loretta. „Graaarrrr.“ Er drehte sich herum, um die Fischköpfe und Krabbenschalen aus der aromatischen Brühe zu sieben und diese in das Cioppino zu gießen.
„Graurrr“, knurrte Nicole zurück und lachte. Dann gab sie noch eine Zugabe für die anderen langweiligen Erwachsenen, die nicht ihr Onkel waren.
Loretta ignorierte ihren Bruder und die Sticheleien, aber ausnahmsweise sah sie einmal nicht nach Drama aus. „Griffin, du musst zur Zeit selbst kochen?“ Aus irgendeinem Grund hatte sie Leslie nie leiden können.
Griff schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht. „Nee. Ich mein, ich kann Pfannkuchen und Macaroni machen, aber meistens taue ich einfach was auf. Die Jungs in der Wache sind immer ganz fertig, wenn ich dran bin.“ Griff war klar, dass er durch ihre Panik gedrungen war und lächelte. „Ich bin der Held des Abwaschens.“
„Und Chili.“ Dante tauchte zwischen ihnen auf und reichte Loretta einen Löffel zum Probieren.
„Stimmt, Chili bekomm ich ganz gut hin. Fleisch. Fertigtüte. Zwiebeln. Natürlich ist das ein Rezept, um ein Gebäude mit fünfzehn Kerlen die ganze Nacht furzen zu lassen. Oh! Tschuldigung.“ Griff sah zuerst zu Nicole und warf dann ihrer Mom einen entschuldigenden Blick zu, aber niemand schien großartig betroffen zu sein. Schätze, das ist auch normal.
Dante rührte den Topf sorgfältig um. Ohne seinen Kopf zu drehen und seine Schwester anzusehen sagte er ruhig: „Wenn du heute Nacht nicht daheim pennen willst... ich hab hier genug Platz. Sogar mit Fußböden und Wänden.“
Loretta lachte und schüttelte den Kopf. „Ich bin okay. Ich bin sowieso nur 'ne Nervensäge.“
Griff hoffte, er war nicht der Grund. „Du solltest bleiben, Loretta. Ich verschwinde hier nach dem Essen.“
„G! Es ist nichtmal sieben. Was ist dein Problem?“ Dante sah bei dem Gedanken, dass Griff sich nicht willkommen fühlen könnte, beleidigt aus.
Griff zuckte beim Anblick des Cioppino die Achseln und sein Magen knurrte erneut. „Oder ich bleibe.“
„Gut. Gute Sache, dass hier jemand Hunger hat.“ Dante rührte ein letztes Mal um und nickte. „Suppe ist fertig! Raaaarrrr!“
Nicole reichte vom Tresen aus zu Griff hinüber, und dieser hob sie hoch und setzte sie auf dem Boden ab. Sie wackelte um ihre Beine herum, knurrte Dante an und hielt gelegentlich inne, um sich mit ihren Händen zu unterhalten, als wären sie Puppen.
Kinder. Eigenartig.
Griff öffnete eine Schranktür und holte die großen Suppenteller hervor, die Dante ganz oben aufbewahrte. Sie sahen aus, als seien sie tief genug, dass Nicole darin ertrinken könnte. Er holte für sie eine kleinere Dessertschüssel.
„Danke.“ Loretta nahm alle vier Schüsseln und holte Löffel aus der Schublade. Ihre Hände hatten aufgehört zu zittern und sie riss sich zusammen. „Ich übernehme den Tisch.“
Dante beugte sich zu Nicole hinunter, um ihr Servietten und den Pfeffer für den Tisch zu reichen und salutierte anschließend. Sie verdrehte ihre Kleine-Mädchen-Augen, ganz ohne Drama, und machte sich auf den Weg ins Esszimmer, um ihre Mom zu überwachen.
Sobald sie allein in der Küche waren, winkte Dante Griff zu sich heran und murmelte eine Erklärung. „Zoff übers Telefon mit Frank, der in der gottverdammten Wüste hockt und einfach aufgelegt hat. Sie wird’s überleben. Ich finde er hatte recht und sie weiß es und jetzt will sie einfach nur ein bisschen sauer sein.“ Sein Atem traf warm auf Griffs Hals.
Griff nickte, machte einen Schritt zurück und versuchte herauszufinden, ob es etwas gab, dass er tragen konnte. Es war nur noch das Cioppino übrig.
Dante zog die Küchenschürze aus und hing sie an den Haken an der Speisekammertür. Er hielt seine leeren Hände hoch. „Hab nix mehr für dich, Mister.“ Er legte einen Arm über Griffs breite Schultern und drückte sie. „Lass uns dich füttern gehen.“
„Wer ist sie?“
Das Abendessen war beendet und Loretta Anastagio verschwendete keine Sekunde. Dante hatte die Kleine für einen Nachtisch mit in die Küche genommen. Ab dem Moment, in dem seine Schwester Griff alleine im Esszimmer hatte, versuchte sie ihn auszuquetschen wie einen nassen Schwamm.
Griff reagierte nicht: er machte ein ausdrucksloses Gesicht und tat so, als hätte er ihre Frage nicht gehört. Sie kannte ihn gut genug, dass er ohnehin wusste, was sie ihn fragen würde. Sie kannte ihn schon sein ganzes Leben lang und hatte sich inzwischen genügend beruhigt, um sein Schweigen zu bemerken.
Die Stille dehnte sich lange genug aus, um unangenehm zu werden. Griff wand sich innerlich und tat so, als würde er den Geräuschen zuhören, die Dante in der Küche machte, in der Hoffnung, sich aus einer ehrlichen Antwort herauswinden zu können. „Wer?“
Loretta klapste ihm lächelnd auf den Hinterkopf. „Was? Seh ich aus wie ein Idiot? Das Mädchen! Du hast eine und kannst nicht aufhören, an sie zu denken.“
„Du bist verrückt.“
„Und du bist dämlich, aber du siehst gut genug aus, dass wir alle dir verzeihen müssen.“ Ihre Nägel kitzelten seinen massigen Unterarm. „Ich kenne diesen Ausdruck, Griffin. Die ganze Zeit in der High School hab ich gehofft, dass du mich so ansiehst. Er war immer ein eindeutiges Zeichen dafür, dass du verknallt warst .“
Griff rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum, nicht sicher was er darauf sagen sollte. Jepp, nur diesmal ist es dein Bruder. „Ich bin nicht verknallt.“
„Niedergeschlagen und voller Hoffnung. Mist.“ Loretta verdrehte die Augen und griff nach ihrer riesigen Handtasche, nur um diese wie einen Skorpion ins Wohnzimmer zu werfen. „Ich will so dringend 'ne Zigarette, dass mir schon die Lungen weh tun. Aber Dante würde mich umbringen.“
„Wegen Nicole?“
„Nee! Wegen den Böden. Wie lange hat er dafür gebraucht? Einen Monat? Brasilianisches Kirschholz.“
Griff erinnerte sich daran. Es hatte so lange gedauert, weil sie es Stück für Stück gemacht hatten. Die anderen Jungs aus der Feuerwache waren vorbeigekommen, wann immer sie gerade nicht bei ihren Familien oder Freundinnen waren oder eben mal schnell nach einer Tour, um Dante auszuhelfen.
Griff hatte jeden Tag damit verbracht, zu helfen, wo er konnte und es hätte ihn beinahe in den Wahnsinn getrieben – Dante, der ihm in abgeschnittenen Jeans eine Flasche Limo anbot; Dante, der auf allen Vieren mit einem Hammer die Bretter in die richtige Position klopfte; ein mit Farbe und Kleber verschmierter Dante, der sich im Flur für eine Dusche auszog und seine Hände schützend über seine Familienjuwelen hielt. Am dritten Tag war Griff schließlich so weit, sich im unteren Badezimmer einen runterzuholen, nur um nicht völlig abzudrehen.
„Da!“ Loretta und ihre wilde, lockige Mähne waren plötzlich genau vor ihm. „Du tust es schon wieder. Deine Augen bekommen ein ganz schnulziges, silbernes Leuchten, wenn du an sie denkst. Eieiei! Wo es Rauch gibt, da ist auch Feuer.“
Griff floh in Richtung des vorderen Zimmers und wünschte sich, es gäbe mehr schmutziges Geschirr für ihn, so dass er in die Küche entkommen konnte. Weg von Lorettas nett gemeintem Verhör. Allerdings schlenderte sie ihm einfach hinterher, auf der Spur eines möglichen Dramas. Das war die einzig wahre Art und Weise, Kriminelle zum Reden zu bringen: Servier ihnen eine Portion frisches Cioppino und rede so lange verständnisvoll auf sie ein, bis sie um Gnade winseln.
Er sah zum Fenster hinaus. „Ich sollte mich auf den Heimweg machen. Mein Dad wartet vermutlich schon.“
„Blödsinn. Dein Dad? Na komm schon, Griffin, sei ehrlich.“
Oh ja.
Griff konnte sich kaum bewegen, auch wenn er wusste, was sie meinte. Er setzte sich, bevor ihm etwas Dummes herausrutschen konnte.
Lorettas Augen bekamen einen zuckersüßen Ausdruck. „Ich möchte mich für dich freuen können. Du bist so einsam seit Leslie dich verlassen hat. Sogar schon davor.“
„Du mochtest Leslie nie.“
„Sie mochte dich nie. Also, wer ist dieses Mädchen? Sie mag dich, hm?“ Loretta nickte wissend.
Griff stand auf, in der Hoffnung, der lieblichen Inquisition entkommen zu können. Loretta folgte ihm auf die Couch im Wohnzimmer, um ihn anzustarren, bis er auspackte.
„Nicht auf diese Weise. Ich glaub nicht, dass es was werden kann. Und wenn es das könnte, wäre es so verrückt, dass es nicht passieren dürfte.“
„Verheiratet?“ Loretta reichte nach unten, um etwas unter dem Couchtisch aufzuheben. Einen verbogenen Nagel. Sie drehte den Nagel zwischen ihren Fingern, während ihre Augen auf seine gerichtet blieben. „Eine die erst heiß macht und dann hängen lässt?“
„Nein!“ Griff spreizte seine starken Finger, als versuchte er die Luft zwischen ihnen zu beruhigen. „Schau, da ist kein Mädchen. Ich versprech's. Ich bin gerade nur einfach glücklich.“
„Du siehst nicht glücklich aus. Okay schon, aber eher glücklich-elend. Wie ein Held in einer Oper, der sich selbst, aus Liebe zu einer todkranken Nutte, umbringt.“
Das Bild brachte ihn zum Lachen, so sehr, dass sie verwirrt drein blickte. Er versuchte nicht einmal zu erklären, was er gedacht hatte, als sie, wie eine Staten Island Walküre, hereingerauscht war. Er lachte einfach, weil es sich gut anfühlte und dann musste sie auch anfangen, auch wenn sie nicht wusste, was so lustig war.
Familie.
Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten, untersuchten Lorettas Augen ihn so durchdringend, dass er Angst bekam, sie könnte die Wahrheit unter seiner Haut sehen. Als sei seine Sehnsucht nach ihrem Bruder als großer Buchstabe auf seine Knochen und Muskeln geschrieben.
„Loretta?“ Griff schaute durch das Esszimmer Richtung Küche. Er konnte die Geräusche des laufenden Wasserhahns hören und auch wie Dante Blödsinn mit der Kleinen redete. Er lächelte Loretta zu, sein Herz fühlte sich heiß in seiner Brust an.
Sie stupste ihn mit dem gebogenen Nagel an. „Wir machen uns Sorgen um dich. Mein Bruder besonders.“ Sie nickte mit dem Kopf zu Dante, der begonnen hatte leise zu singen. „Wir wollen, dass du glücklich bist. Wenn du schon nicht für dich selbstsüchtig sein kannst, sei für uns selbstsüchtig.“
„Ich wünschte, ich könnte.“ Griff fühlte sich noch elender, dafür, dass er ihr Halbwahrheiten erzählte, als wenn er lügen würde. Wenn das überhaupt möglich war. Urgh.
Loretta nahm es ihm nicht ab, zumindest nicht ganz. Sie kannte ihn und er wusste es. „Wer auch immer sie ist, sie verdient dich nicht. Wenn ich nicht so ein Arschloch gewesen wäre, hätte ich dich damals in der High School für mich beansprucht.“
Griff erstarrte, sich plötzlich bewusst darüber, wie dicht sie beieinander saßen – genau das, was er nicht brauchte. „Bah! Du bist wie meine Schwester.“
„Ich bin nicht deine Schwester, Griff.“
„Okay...“
„Moment. So war das jetzt nicht gemeint. Aber glaub mir, ich habe keine schwesterlichen Gefühle gehegt, wenn ich dich in diesen Football-Hosen gesehen hab. Uiuiui.“ Sie strich imaginäre Krümel von seinem Shirt, während sie sich offensichtlich an etwas erinnerte. Loretta war ein paar Jahre jünger als er und ein Wildfang während ihrer Zeit in der High School. „Diese roten Haare. Wir haben dich Gingerbread genannt. Würzig und süß.“ Sie lachte über den Spitznamen und ihr fünfzehn Jahre jüngeres Selbst.
„Blödsinn.“ Er fühlte sich wie der arme Depp, der in Zeichentrickfilmen einen Amboss auf den Kopf bekommt. Ernsthaft?
„Die Mädchen hatten Fotos von dir. Ernsthaft.“
„Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung.“ Er konnte sich nicht vorstellen, dass damals jemand in ihn verknallt gewesen sein konnte; er war eine wandelnde, ruhige, wuchtige Unsicherheit. In jedem einzelnen Foto stand er hinten, in der letzten Reihe. So viel größer, als alle anderen und mit seinem feuerroten Haar, hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht, als unsichtbar zu sein.
„Ich wollte nicht, dass du's weißt. Du achtest nicht immer auf die richtigen Dinge, Griffin Muir. Deshalb warst du auch der perfekte Schwarm: du warst ohne guten Grund in der Warteschleife und obendrein auch noch ein optischer Hammer. Trifft noch immer zu, hm?“
„Ich bin nicht in der Warteschleife. Ich bin glücklich, Loretta.“
„Pfff! Die Uhren stehen für niemanden still. Und jetzt bin ich glücklich mit einem Telefonanruf verheiratet und esse bei meinem Bruder, weil ich Angst davor habe, jeden Abend allein zu Hause zu sein.“ Loretta stand auf und fand ihre Handtasche in der Nähe des Panoramafensters. Auf dem Weg zurück, suchten Lorettas karamelfarbene Augen in seinen nach der Wahrheit. „Ich mein, vielleicht wartet dein Mädchen nur darauf, dass du den ersten Schritt machst.“
Dante und die Kleine lachten in der Küche; ein Geräusch, das zwischen ihnen in der Luft schwebte – hell und fröhlich. Lorettas Silhouette war im Fenster sichtbar. Ein Auto fuhr draußen vorbei; seine Scheinwerfer schwenkten kurz über die Decke, als wolle jemand den gesamten Block kopieren.
Griff sah ihr zu, wie sie nach etwas in ihrer Tasche suchte. „Ich denke nicht Loretta. Ich denke, diese Sache wartet darauf, dass ich über sie hinwegkomme und aufhöre, ein Idiot zu sein.“
„Alles was ich sagen will ist, verschwende keine Zeit, Griffin.“ Sie nahm eine Packung Luckys aus der Tasche und zog eine heraus, um sie zwischen ihre Lippen zu schieben. Wie sie da stand, sah sie aus wie eine Darstellerin in einem Film Noir, in ihrem engen Kleid und dem lockigen Haar. Außer, dass das zu lüftende Geheimnis das Seine war. Wo ist Humphrey Bogart, wenn man ihn braucht?
Griff nickte und brachte sogar ein Lächeln zustande.
„Hör auf mich.“ Sie tippte ihn mit zwei Fingern an. „Warte nicht darauf, dass das Schiff in den Hafen einläuft. Schwimm einfach hin.“
Sie schlüpfte hinaus in den vorderen Flur, hielt dann aber an den Kleiderhaken inne, um sich noch einmal zu ihm umzudrehen.
Er konnte nur einen Teil ihres Gesichts durch die Schatten bei der Tür sehen, als sie Versprechen austauschten.
Sie zeigte auf die noch nicht angezündete Zigarette in ihrem Mund. „Erzähl's niemandem. Erzähl es um Gottes Willen nicht Dante. Versprochen? Dante würde mich umbringen.“ Damit war sie verschwunden.
Er würde mich umbringen.
„Hier das gleiche“, flüsterte er ins leere Zimmer.
Griff hörte zu, wie Dante in der Küche Blödsinn redete. Er konnte den Rauch dieses Tages auf seiner Haut riechen und Dantes süßen, männlichen Geruch in den Polstermöbeln. Und durch das riesige Fenster, konnte er den hellen, orangefarbenen Punkt der Zigarette sehen, als seine Beinahe-Schwester da draußen inhalierte, als trüge sie einen gehörnten Helm und sei bereit sich zu Tode zu singen.