Kapitel 17

 

Acht Tage später bedeutete Griffs HotHead Fotoshooting beinahe das Ende ihrer Beziehung.

Zweihundert Stunden des gemeinsamen Aufwachens, der kleinen Reparaturen, des Umzugs von Griffs Sachen und dem Bezahlen der Schulden und des Vögelns wie die Karnickel. Dann musste Griff seinen Teil der Vereinbarung mit Alek einhalten.

Dante drehte durch.

Wenn er vorher schon eifersüchtig gewesen war, war er nun komplett irrational. Es spielte keine Rolle, dass sie auf einer Website zu sehen gewesen waren und Pornos gedreht hatten. Es spielte keine Rolle, dass das hier Sicherheit für sie bedeutete. Es spielte keine Rolle, dass niemand auch nur wissen würde, dass das Griff auf den Fotos war. Jetzt, da sie ein Paar waren, konnte Dante die Vorstellung nicht ertragen, dass Griff für drei Tage in einem Studio stehen würde, während irgendeine „Hure“ an ihm herumfingerte, und Fotos von seinem besten Stück machte.

Dante war sogar zu Alek gegangen und hatte versucht seinen Platz einzunehmen. Er hatte gebettelt und sogar gedroht, aber Alek war unnachgiebig gewesen; er wollte Griff für die Bilder. Ende. Was die Situation natürlich nur noch verschlimmerte. Positiv hervorzuheben war die Tatsache, dass Dante wenigstens nicht physisch auf Alek losgegangen war, allerdings nur, weil Griff sich schnell entschuldigt und ihn rechtzeitig in den Truck geschafft hatte.

Schlussendlich hatte Griff zugestimmt, dass er ihn begleiten konnte, und Dante war entschlossen, die nächsten drei Tage für alle Beteiligten, inklusive Griff, die Hölle auf Erden werden zu lassen.

Auf der Fahrt nach oben stand Dante am anderen Ende des Aufzugs, und kochte. Seine Feindseligkeit strahlte aus ihm, wie Hitze in der Wüste, bis Griff sicher war, er würde das Licht brechen und Fata Morganas aus seiner Wut um sie herum auftauchen lassen.

Gott rette uns vor besitzergreifenden Italienern.

Sie hatten die U-Bahn bis Broadway-Lafayette genommen und waren bis zu einem alten, heruntergekommenen, ausgebauten Dachboden auf der Bowery gelaufen, der direkt neben einem Obdachlosenasyl und einer Methadonklinik war. Die alte, zerschrammte Tür öffnete sich in einen schmutzigen Flur. Dieses Gebäude war offensichtlich einmal eine Fabrik gewesen. Der Aufzug war vorne offen, mit einem Metallgitter versehen, das ihnen erlaubte, auf den blanken Beton des Schafts zu blicken, als sie langsam, in angespannter Stille, zu der Wohnung der Fotografin empor fuhren.

Letztendlich, während der Lift ein Grafitti zwischen dem vierten und fünften Stockwerk passierte, murmelte  Dante, „Was für ein Drecksloch.“

„Komm schon. Sie braucht den Platz. Alek hat gesagt, sie sei wirklich talentiert und entspannt.“ Griff warf einen Blick auf Dantes angespannte Schultern; warum verhielt er sich noch immer so verrückt? Das hier musste der langsamste Aufzug des Universums sein.

Dante lächelte, aber es erreichte seine kalten Augen nicht. „Alek will dich so sehr, er würde sich die Kehle aufschlitzen, nur um deine Hände auf seinen Körper zu bekommen.

„Beruhige dich, Tiger.“ Griff presste die Lippen zusammen.

Ding! Sie traten heraus und schauten erst rechts, dann links, in einen mit Parkett ausgelegten Flur, der unter ihren Schritten quietschte. Von einem Ende schallte leise Musik; sie gingen beide instinktiv in diese Richtung.

Dante ging ein wenig vorweg, um im Zweifel direkt loslegen zu können. „Ich werde nicht zulassen, dass irgendeine kleine Schlampe über dich zu sabbern anfängt und dich betatscht.“

„D, du kannst nicht beides haben.“

„Ja, wenn ich mit jemandem flirte gebe ich den Ton an. Aber wie kann ich sicher sein, dass das, was sie mit dir tut –“ Dante wurde klar, dass er mit der Luft redete und alleine weitergelaufen war. „Wohin gehst du?“

 Griff hatte kehrt gemacht und ging in langen Schritten über den quietschenden Boden zum Aufzug zurück. „Nach Hause. Wir müssen das hier zusammen tun. Ich hab mein ganzes Leben damit verbracht dir nahe zu kommen. Ich werde das hier nicht wegen einer Frau zerstören, die wir noch niemals zuvor getroffen haben und die nur ein paar Fotos schießen will. Alek ist großzügig zu uns. Das hier ist großzügig, du Idiot.“ Griff drückte auf den Knopf.

Dante holte ihn ein und hob eine Hand, um ihn anzufassen, ließ es aber. „Komm schon, G. Tut mir leid. Ich weiß... sieh mal, wenn die Sache anders herum wäre –“

„Dann würde ich sehen, wie ich damit klarkomme. Mensch, warte, das habe ich bereits!“ Griff explodierte in dem leeren Flur und gab einen Scheiß darauf, wer ihn hören würde. „Ich räume  hier die Reste von deinem Saustall auf. Denkst du, ich habe dich nicht auf der Seite gesehen; wie du mit Alek geflirtet hast? Hundert Mal? Tausend Mal? Denkst du wirklich, dass ich nicht jedes Wort kenne, dass du von dir gegeben hast, dass ich mir nicht jedes Mal ins Knie schießen wollte, wenn du ihm zugezwinkert, oder über deinen verdammten Mund geleckt hast, als wolltest du ihn dir einen blasen lassen? Als wäre es nicht wie eine Axt in meinem Schädel gewesen?“

Dantes Gesicht war versteinert. Seine Augen waren schwarz wie die Nacht, jede Spur von grün tief verborgen. „Wa – ich – „

„Weißt du was? Fick dich. Fick dich zweimal. Allein bei der Vorstellung, da reinzugehen und mich für Fremde auszuziehen, will ich kotzen. Aber ich tue es.“ Griff lehnte sich gegen die Wand und beugte sich vornüber, Hände auf seinen Knien, Blick zu Boden gerichtet. Schließlich murmelte er, „Ich tue das für uns. Für dich! Es ist schlimm genug, ohne dass du auch noch in der Wunde bohrst.“ Aus dem Augenwinkel konnte er sehen wie nahe Dante stand, aber keiner von ihnen rührte sich.

Dante gab ein leises Geräusch von sich, das Griff sich umdrehen ließ. Er weinte, verflucht nochmal, stand dort wie ein gebrochener Soldat. Dantes Gesicht war ein Abbild der Qual, eine tragische Maske von Schmerz gezeichnet.

Als Griff sich aufrichtete um ihn ansehen zu können, schienen sie beide klein in dem gewaltigen Flur.

Dante nickte in Richtung Boden. „Ich kann dich nicht verlieren, Mann.“

„Dann rede mit mir. Rede einfach mit mir und wir kriegen das hin.“ Griffs ausgestreckte Hand sah zu groß aus, als würde er ein Loch in die Wand des Flurs schlagen, wenn er nicht vorsichtig war.

Dante zitterte vor ihm, seine Frustration platschte, einen Tropfen nach dem anderen, zu Boden. Er erlaubte sich nicht nach der hellen Hand zu greifen.

„Komm schon, D. Genug von dem Scheiß. Du weißt es besser.“ Griff richtete sich auf und zog Dante an seine Brust. Es war ihm egal, wer die schwulen Feuerwehrmänner sehen würde. „Du bist tapfer für mich und ich tue dasselbe.“ Er küsste Dante auf seinen lockigen Kopf.

Dante nickte und ließ sich einen Moment im Arm halten. „Mistkerl.“

„Arschloch.“ Griff zog sich so weit zurück, dass sie sich ansehen konnten. „Jetzt entscheide dich. Wirst du hier in diesem verfluchten Flur bleiben und wie Loretta einen auf Oper machen oder wirst du mit mir reinkommen und unser Leben auf die Reihe bekommen, so dass wir es auch tatsächlich haben können. Du hast die Wahl.“

Schließlich beruhigte sich Dante und wischte sich über die Nase. Er hob seine Augen zu Griffs, als suche er etwas in ihnen. Der Mistkerl brachte ein kleines Lächeln zustande. „Hast du mir wirklich so oft auf der Seite zugesehen?“ Zwinker. Zwinker. Alles unschuldige Eitelkeit.

Griff stöhnte und klapste ihm gegen den Kopf, aber als sie die Tür der Fotografin erreichten, standen sie nebeneinander.

„Mietgebunden.“ Beth öffnete die Tür bevor sie klingeln konnten. „Ich bin nicht einmal ansatzweise so erfolgreich, wie diese Wohnung es  aussehen lässt. Ich habe Glück gehabt, als ich mich von meiner letzten Freundin getrennt habe. Ihr seid pünktlich.“

Sie sah aus, als sei sie darüber überrascht. Sie war vielleicht einen Meter fünfundvierzig groß, definitiv unter einem Meter fünfzig, und maximal 45 Kilo schwer. Ihr Haar hatte einen glänzenden Goldton und war auf ihrem Hinterkopf zu einem Knoten zusammengefasst. Sie trug eine Latzhose über einem langärmeligen T-Shirt, und Turnschuhe, die bis über die Knöchel gingen. Ihr Studio nahm das gesamte obere Stockwerk ein, die Fenster zeigten über die Bowery.

„Du bist Griffin?“

„Oder Griff. Hi.“ Griff verlagerte sein Gewicht in der Tür und fühlte sich tollpatschig und dumm.

Sie streckte ihm ihre Hand entgegen und Griff schüttelte sie. Sie ließ ihren Blick hinüber zu Dante wandern und blinzelte. „Dein Freund?“

Hm. Sie hatten es nicht wirklich diskutiert; Griff war nicht sicher, was er darauf sagen sollte.

Dante schon. „Jepp. Ist das ein Problem?“ Mitten ins Gesicht. Er verengte die Augen und schlenderte gemächlich ins Zimmer, trug den italienischen Hengst etwas zu dick auf.

Sie sah ihn nicht einmal an. „Nicht, solange du mir nicht im Weg stehst. Warst du derjenige, der den Zicken-Ausraster im Treppenhaus abgezogen hat?“

Oh-Oh.

„Wir hatten uns unterhalten.“

„Klang nach einem Wutanfall. Ich bin's gewohnt. Ich arbeite mit einer Menge Models und habe schon eine Menge heiß-kalte, hysterische Anfälle gesehen.“

Griff fing ihren Blick und schüttelte den Kopf, um sie wissen zu lassen, dass es okay war. Sie war nicht seiner Meinung.

Beth drehte sich zurück um Dante zurechtzuweisen. „Als wärst du ein tollwütiger Dalmatiner und er ein Hydrant? Macho-Territorium-Quatsch. Nichts Neues für mich, Tonto. Warum pinkelst du nicht auf ihn, wenn's dir danach besser geht?“ Beth rollte ihre Augen, als sie Objektive in Reihen auf die Arbeitsfläche legte. „Und fürs Protokoll, ich versuch nicht, mir deinen Mann zu angeln, du Genie. Er hat die falschen Teile. Hallo?“ Sie zeigte auf sich selbst und verdrehte die Augen. „Superlesbe?“

Griff versuchte die beiden Zeitbomben zu entschärfen. „Ähm, ich bin auch noch da.“

Dante ignorierte ihn und schob sein Kinn hervor. „Ich will nur sichergehen, dass ihn niemand belästigt oder irgendetwas –“

„Ja, ja. Uga-uga. Setz dich.“ Beth kannte sein Spiel und hatte vor nichts Angst. „Fass bloß nichts an.“

Die östliche Wand bestand ausschließlich aus Fenstern und die westliche Wand hatte eine riesige Rolle mit weißem Papier an der Decke hängen, die bis auf den Boden lief. Beleuchtet wurde das Ganze von riesigen Stehlampen, die zur Zeit ausgeschaltet waren. Wenn man sie einschaltete, würden sie blendend hell sein.

„Griffin?“ Beth lächelte ihn direkt mit ihren blauen Augen an und betatschte ihn mit ihren knubbeligen, kleinen Händen. Ihr Ärger war verpufft. Es war wie mit einer aufdringlichen Fee zu sprechen. „Hast du jemals zuvor gemodelt?“

„Nein Ma'am.“ Er musste tatsächlich nach unten blicken, um sie überhaupt sehen zu können. Selbst in diesem riesigen Raum, fühlte er sich wie ein Zyklop.

„Himmel nochmal. Ich bin nicht deine Großmutter. Ich bin erst sechsunddreißig. Ich meine, Alek sagte, du hättest –“

Dante schnaubte aus der Küche. „Seine Ladung für Russland geschossen.“

Prima. Danke, D.

Beth blinzelte nicht einmal, wartete lediglich auf Griffs Antwort.

„Hm-hm. Aber nichts für Fotos und“ – Griff gestikulierte zu dem ausgerollten weißen Papier – „allem.“

„Wir fangen langsam an. Wenn du Pausen brauchst, sag mir Bescheid. Wenn es unangenehm wird, sag was.“

„Was, wenn ich es unangenehm finde... Ma'am?“ Dante schlenderte aus der Küche, während er einen Muffin mit offenem Mund kaute.

Beth blinzelte nicht. „Dann weiß ich, dass ich meinen verdammten Job richtig mache, Guido.“ Sie pflückte ihm den Muffin aus der Hand, nahm einen Bissen und gab ihn wieder zurück. „Auf geht’s.“

Sie gab ihnen eine kurze Führung durch die Räumlichkeiten und Ausstattung: Toilette, Kühlschrank, wesentliche Geräte. Es war ein riesiges Apartment und das Licht, das durch die Fenster strömte, war hell genug um eine Migräne verursachen zu können.

„Himmel! Du verdienst ernsthaft Kohle mit dieser Foto-Sache, hm?“ Dante nahm ein riesiges Objektiv vom Tisch mit den Kameras und machte absichtlich einen auf Arschloch.

„Dante!“ Griff zischte ihn an und warf ihm einen wütenden Blick zu. Halt dich zurück.

Aber Beth pflückte es nur wieder aus seiner Hand und legte es an seinen Platz. „Wenn du talentiert und blutgierig bist – ich bin's, also ja.“ Sie wollte sich auf den Weg zurück zur Küche machen, hielt dann aber inne und lächelte. Ihre Stimme war so sanft wie ein Schlaflied. „Und wenn du mein Zeug nochmal anfasst, trete ich dir deine Innereien aus dem Leib und trage dich als Abendkleid.“

Dante nickte und legte das Objektiv vorsichtig zurück. Griff lächelte. Gerissene Lady.

Sie betrachtete Griff aus ein paar Metern Entfernung, beäugte seine Größe und Maße wie eine Löwin, die es auf ein Gnu abgesehen hatte. „Wir haben drei Tage. Das hier ist ein Gefallen für Alek.“ Sie blickte auf den Scheinwerfer über ihnen und hielt ein kleines, schwarzes Rechteck vor sein Gesicht. „Lichtmesser. Alles klar.“

Dante umrundete sie wie ein verwirrter Mond, aber abgesehen von Fragen die er stellte, behinderte er sie nicht. „Was für einen Gefallen? Ich meine, warum hilfst du HotHead?“

„Alek findet manchmal Models für mich. Er hat –“ sie begutachtete Griff und war zufrieden. „ein ziemlich gutes Auge.“

„Da können wir nur zustimmen.“ Dante legte eine Hand auf den breiten Rücken seines Freundes.

Alek kann sich mein ganzes Team nicht leisten, also bin ich für das hier eine Ein-Personen-Crew. Ich hab Snacks zum Essen da, also müssen wir hier den ganzen Tag nicht raus.“

Griff war erleichtert. „Es bleibt also bei uns Dreien?“

Beth lächelte. „Sowieso besser. Ich mag es nicht ein gigantisches Team hier zu haben, wenn ich mit jemandem arbeite der noch nie –“

„Splitterfasernackt vor deiner Pussy-Kamera gestanden hat?“, beendete Dante mit einem engelsgleichen Lächeln.

„Verfluchte Scheiße nochmal, D.“ Griff drehte sich zu Beth um sich zu entschuldigen, doch sie redete zuerst.

„Hm, ja. Danke, Schwanzhirn.“ Beth sah Griff an, wartete auf Erlaubnis und trat dann näher, um ihn aus einem sechzig Zentimeter Abstand zu begutachten. „Das Gesicht wird in den Bildern nicht zu sehen sein, also brauchen wir auch nicht diese Sorte Make-up. Möglicherweise muss ich Schamhaare oder die unter den Armen kürzen. Deine Haut ist sehr hell; vielleicht ein bisschen was mit Schatten, aber nicht viel. Vielleicht ein bisschen Öl?“

Letzteres sagte sie zu einem unsichtbaren Assistenten, bevor ihr klar wurde, dass es keinen gab. Sie schloss ihre Augen und verzog höflich das Gesicht. „Sorry. Schlechte Angewohnheit. Du siehst ziemlich definiert aus.“

„Ich trainiere auf der Wache. Hin und wieder gehe ich joggen.“ Griff fühlte sich seltsam, als er seinen Körper hinab blickte, als sei er ein Anzug der ihm gehörte.

„Ich bekomme nicht viele Typen mit einem Körper wie deinem zu Gesicht, die sich nicht grillen lassen. Schwul oder Hetero, Bodybuilder neigen dazu, sich regelmäßig zu toasten. Und sie haben 'ne Menge Tattoos.“

Dante fuhr mit einer Hand besitzergreifend über Griffs Schultern und Nacken, die Schwielen genauso rau wie sie sein mussten.

Griff lehnte sich in sie Hände wie eine riesige Katze. Es fühlte sich gut an, vor einem wohlgesinnten Zeugen gestreichelt zu werden.

„Du bist wie dafür geschaffen ein Körper-Model zu sein. Ernsthaft. Du könntest abkassieren.“ Beth brachte Griff zu einem Vorhang, hinter dem er sich ausziehen konnte und reichte ihm einen dicken, royalblauen Morgenmantel, den er zwischendurch tragen konnte. „Damit du nicht frierst.“

Sie überließ ihn seiner Aufgabe sich auszuziehen, was er tat, während er sich kalt und eigenartig in diesem Ausstellungsraum fühlte; sich der Fenster und des hellen, weißen Papiers bewusst. Als er in dem Morgenmantel zurückkam, ging sie um ihn herum, als wäre er ein Bulle auf einer Auktion. Der Mantel reichte gerade eben bis zu seinen Knien, und die Ärmel bis zur Mitte seiner Arme. Sie musste lächeln. „Du bist ein Großer, hm? Was wiegst du, um die 110 Kilo? 115?“

Griff nickte. „Sorry.“

Sie kaute auf ihrer Lippe und zog an einem Ohr, während sie über einige Möglichkeiten nachdachte. „Muss dir nicht leid tun. Das ist 'ne gute Sache. Ich denke, ich weiß was Alek will. Komm 'nen Moment rüber.“

Griff folgte ihr zurück über den Parkettboden zur Küche und Dantes irritiertem, düsterem Blick.

Beth ignorierte Dante einfach und ging um ihn herum, um nach einer Flasche Olivenöl zu greifen. Sie ließ etwas in ihre Hände laufen und rieb sie dann zusammen, als wolle sie sie waschen. Sie ging auf Griff zu. „Ziehst du das Teil kurz aus?“

„Was machst du da?“ Dante trat schützend vor Griff, als habe er vor, die kleine Lesbe zu Boden zu ringen.

„Ich werde deinen Freund schon nicht belästigen. Halt dich zurück, du Genie!“ Sie zeigte ihm ihre glitschigen Handflächen. „Die Muskeln kommen mit dem Öl besser raus. Lässt das Licht brechen. Und er ist so hell, dass wir alle Kontraste brauchen, die wir kriegen können.“

„Scheiß drauf. Ich mach das.“ Dante schnappte sich die Olivenölflasche und rieb sich genervt die Hände damit ein. Er trat dicht an Griff heran und flüsterte fast: „Ist das okay?“

„Sicher.“ Griff nickte. „Ich werde daran nicht zerbrechen, Dante. Das ist für uns. Es sind nur Bilder.“

Dante verzog das Gesicht und flüsterte: „Ich weiß, tut mir leid, G. Ich hasse diesen Scheiß.“

Beth lachte und machte Platz, während sie sich ihre Hände an dem Handtuch über ihrer Schulter abwischte. „So ist es ohnehin besser. Er wird dich gründlicher sein lassen als mich. Sei sicher, dass du alle Ritzen und Rillen findest. Vielleicht wird es euch beide beruhigen.“

Dante legte seine warmen Hände auf Griffs Schlüsselbein und strich einen Schimmer Olivenöl über seine Schultern, an ihnen vorbei auf den oberen Teil seines Rückens, über seine schweren Arme, hinunter bis zu seinen Händen.

Griffs Schwanz bemerkte es sofort, sprang aus seinem feuerroten Gebüsch und stupste gegen Dante. „Sorry.“

Dante warf Beth einen besitzergreifenden Blick zu. Er murmelte etwas vor sich hin, als er arbeitete.

Beth wedelte von ihrem Stativ aus seine Schüchternheit weg. „Keine Entschuldigungen für mich, Rotschopf. Ich brauch dich mit einem Ständer und du musst ihn auch behalten. Die Crew besteht nur aus mir, erinnerst du dich? Wenn der Idiot hier glücklich ist dich einzureiben und aufzugeilen, wird es uns allen den Tag vereinfachen.“

Sie blickte zwischen ihnen hin und her, schätzte etwas ab.

„Ich versteh's allerdings... Ihr Jungs seht außergewöhnlich zusammen aus.“ Es war ein ehrliches Kompliment.

Dante lächelte, bevor er sich selbst davon abhalten konnte und grunzte ein Danke. Wann immer es nötig war, nahm er sich mehr aus der Flasche und polierte geduldig Griffs gesamten Körper wie eine Statue, huldigte ihm mit Öl, sein Gesicht ruhig und stolz und besitzergreifend.

Dante arbeitete seinen Weg um ihn herum, kniete sich hin um besser an seine untere Hälfte zu kommen, so dass sein Atem die zimtfarbenen Haare an Griffs Oberschenkeln kitzelte.

Wieder murmelte er vor sich hin und Griff konnte gerade eben die Worte ausmachen, „Mir – mir – mir, du gehörst zu mir.“ Dante lehnte sich nach vorne und streifte mit seinen Lippen die Rückseite von Dantes Knie.

Griff lächelte und seufzte. Nach getaner Arbeit glänzte seine Haut unter den warmen Scheinwerfern und seine Erektion war  heißes Eisen.

„Sei nicht schüchtern!“ Beth war von dem Ergebnis begeistert; sie stand auf, Hüfte herausgestreckt, die schwere Digitalkamera gegen ihre Schulter gedrückt. „Du bist ein Hingucker, hm? Ich sehe, was Alek meinte. Meine Güte.“

Dante stand auf und kochte förmlich, als sie ihm ein Handtuch zuwarf, damit er seine Hände abwischen konnte. Er konnte seine Augen nicht von Griff abwenden und murmelte leise: „Ich hasse es, wenn andere Leute dich ansehen.“

Griff flüsterte geradewegs zurück: „Es ist okay, D. Das hier ist für uns. Niemand außer uns wird es jemals erfahren.“

Dante nickte, Augen zu Boden gerichtet, als er zurück ins Halbdunkel trat, hinter die Scheinwerfer und die Kamera.

Beth hielt dieses Lichtmesser-Dings unter sein Gesicht und blinzelte zu einer der Lampen, zu seiner Rechten. Sie kletterte eine Trittleiter empor und brachte ein dünnes Stück Stoff an, das den grellen Schein brach und den Strahl in ein diffuses Glühen verwandelte.

Griff konnte fühlen wie  Eifersucht und Aufregung und italienisches Schuldgefühl, in Wellen von seinem Mann rollten. Seinem Mann. „Hey. Hey, Anastagio. Sieh mich an.“

Dante tat wie ihm geheißen, drehte sich am Rande des Lichts zu ihm um, sein Gesicht zurückhaltend und grimmig.

„Zu wem gehöre ich?“

Dante nickte einmal, lächelte ein wenig. Das war besser.

 

 

Dante und Beth fielen über die nächsten drei Tage in eine Art widerwillige, aufziehende, gegenseitig spitzfindige Routine.

Sie war der Meinung, er sei ein eifersüchtiges, arrogantes Arschloch und er war der Meinung, sie sei ein herrischer Kletteraffe.

Insgeheim war Griff der Meinung, sie hatten beide Recht. Und er durfte herausfinden, dass der Job eines Models weit weniger glamourös und deutlich anstrengender war, als er erwartet hatte.

Seine Muskeln und seinen Schwanz anzuspannen und eine Position für bis zu einer Stunde zu halten, ließ ihn sich wie ein feuchtes, ausgewrungenes Tuch fühlen. Er bekam Muskelkrämpfe in der Kälte.

Ein Feuerwehrmann zu sein war weniger schmerzhaft und wesentlich interessanter. Hölle! Selbst wenn er als Türsteher arbeitete, konnte er sich mit Leuten unterhalten und normal atmen und Hosen tragen.

Trotzdem, drei Tage um aus der HotHead-Sache herauszukommen, war nichts. Und dann würde ihnen die Welt gehören.

Die ersten zwei Tage verbrachten sie mit dem, was Beth eine „Kräutermischung“ nannte, denn die Bilder waren wie eine sexy Garnierung, die Alek nach Belieben über die Seiten streuen konnte.

Sie hatte eine Liste mit Körperteilen und attackierte jedes mit grimmiger Entschlossenheit, hakte sie ab, als sie ihren Weg über jeden einzelnen Zentimeter seiner Haut nahm. Nach der dritten Stunde war er zu erschöpft um noch Schüchternheit aufzubringen, wenn Beth über ihn kletterte, als sei er ein Klettergerüst. Sie bewunderte ihn, allerdings so, als sei er ein Felsen oder ein Baum.

Für zwei volle Neun-Stunden-Tage schoss Beth Fotos von Griffs Nippeln, Rücken, Füßen, Oberarmen, Pobacken, Unterschenkeln.

– Klick – Flick – Ka- klick – Click –

Sein Schwanz schlaff und sein Schwanz steinhart und die Locken auf seinen harten Bauchmuskeln, Schultern, Trizeps, Bizeps.

– Klick – Klick – Ka- flick –

Sie nahm größere Aufnahmen von seinen gebeugten Beinen, seine großen Arme fest angespannt, sein unterer Rücken, seine Poritze, seine Eier und die schrumpelige Vorhaut gegen seine Oberschenkel.

– Klick – Klick – Flick- klick – Klick –

Sie schoss sogar Bilder von seinen Achselhöhlen und hatte Dante eine Zahnbürste gegeben, um die leuchtenden Locken dort zu bürsten, bis Griff so verflucht kitzlig war, dass er dachte, er müsse sich zu einem Ball zusammenrollen.

– Klick – Fa- click –

Hals, Zehen, haarige Brust, gespreizte Pobacken, Hüften, Kehle, Hände gespreizt und in Fäusten.

– Flickklickklackklick

Für Griff glich es einem Metzger, der ein Stück Rind zerteilte.

Muuuh.

Beth machte die ganze Zeit Witze und ließ ihn sich beinahe wohl fühlen. Sie war unglaublich.

Dante murrte die ganze Zeit vor sich hin und konnte nicht davon überzeugt werden, zu gehen. Seine freien Tage waren vorbei, aber er hatte sich auf der Wache krank gemeldet und Beth herausgefordert. „Ich bin sein, was weiß ich - Hausdiener, Sklave, was auch immer. Gib mir etwas zu tun.“

Zu seinem Wort stehend, protokollierte Dante pflichtbewusst ihren Fortschritt auf Beths Metzgerliste, holte Kaffee und Sandwiches und Kopfschmerztabletten, ölte Griff ein und massierte seine Schultern in den Pausen wie ein Waterboy. Er befreite Griff von Fusseln und Staub wie ein Schimpanse.

Wenn Beth übertrieb, nervte er sie so lange, bis sie Griff eine Verschnaufpause gab. Ab dem zweiten Tag zeigte sie Dante die Bilder auf ihrer Digitalkamera und sie redeten darüber. Er hatte offensichtlich ein Auge für die Kunst und wollte nach dem ersten Tag selbst Bilder schießen. Plötzlich waren sie Kumpel und trotzdem stritten sie die gesamte Zeit gut gelaunt.

Auch wenn er es nicht zugeben würde, war Griff dankbar, sowohl für Dantes Hilfe, als auch für seine wilde, beschützende Eifersucht. Sie waren tatsächlich ein perfektes Team; Rauch und Feuer. Und hin und wieder erwischte er Dante dabei, wie er ihn so intensiv ansah, mit seinen skarabäenschwarzen, hungrigen Augen, dass er, unglaublich aber wahr, unter den sengenden Scheinwerfern erschauderte.

Als die Stunden verstrichen, begann Dante ihn anders anzusehen. Vielleicht zeigte ihm Beth etwas, das er zu sehen nicht gewohnt war.

Am zweiten Tag kasperte Griff sogar nackt herum. Er zog seinen Morgenmantel noch immer häufig an, aber das lag an der Kälte. Seine Schüchternheit war wie Asche von ihm abgefallen.

Am zweiten Nachmittag hielt Beth inne, als sie Nahaufnahmen vom unteren Teil seines Rückens machte, und murmelte, „Nicht eine Sommersprosse.“

Griff versuchte sich nicht zu bewegen, als er fragte, „Bitte?“

„Ich suche immer wieder nach einer Sommersprosse oder einem Muttermal. Ich kann nicht ein einziges finden.“ Beth betrachtete seine Haut wie eine Archäologin, aus ungefähr zwei Zentimeter Abstand.

Dante tippte sie an, um sie daran zu erinnern, dass Griff ein Mensch war. „Hey...“

Sie lächelte entschuldigend und knackte mit ihrem Nacken bevor sie sich wieder seinem Rücken zuwendete. „Deine Haut ist unglaublich. Ich kann nicht glauben, dass du nie bei diesem miesen FDNY Kalender mitgemacht hast.“

„Nee. Nicht mein Ding.“ Griff war zu schüchtern und zu weiss gewesen, um sich darauf einzulassen.

„Ich war ein paar Mal im Kalender.“ Dante hielt Griff eine Flasche Wasser hin.

„Natürlich warst du das, Guido.“ Sie verdrehte die Augen. „Gebräunt und schmierig. Gegeltes Haar, wette ich. Das war damals, als du noch Mädchen in Hinterzimmern von Bars vernascht hast, richtig?“

Dante öffnete seinen Mund, um eine entrüstete Antwort zu geben, aber Beth hob eine Hand. Griff lachte leise vor sich hin. Erwischt.

„Ja, ja. Du bist ein Hingucker... das Blöde ist nur, anders als dein Freund, weißt du es.“ Sie pikste mit einem Finger nach Dante, der es geradeso eben schaffte beleidigt dreinzublicken. „Hölle, ich würde jeden von euch beiden bezahlen wieder herzukommen und zu modeln. Jederzeit.“ 

Dante hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sah beleidigt aus, dass das Angebot so lange hatte auf sich warten lassen. „Das würdest du dir ja so wünschen. Du bist kein Wohltätigkeitsverein und ich bin zu  teuer für dich.“

„Nervensägen sind immer teuer. Gehört dazu. Du machst mir keine Angst.“ Sie lehnte sich von ihrer Leiter aus über Griff, um, so wie er es einschätzte, aus einem Winkel in dem sie seine Brustmuskeln und sein Schlüsselbein und seinen Oberkörper erwischen konnte, zu knipsen. „Lehn dich ein bisschen zurück, so dass ich die Umrisse sehen kann. Halten. Halt es. Dante, Nippel.“

Dantes Hand schlang sich um ihn herum, zwickte ihn und die rosige Knospe stellte sich auf. Griff war übers Rot werden hinweg. Deutlich.

– Klickksklick –

„Prima. Spann den Oberkörper für mich an, Griffin. Na los. Drückdrückdrück. Ein kleines bisschen nach rechts. Die Rippen ein bisschen zurück. Halten! Kleinen Moment. Hab's.“

– Fa- click –

Jeden Abend hatte Griff sich wund und ausgelaugt gefühlt, so als hätte er ein hartes Football-Training hinter sich. Jeden Abend schaffte er es gerade eben in Dantes Tür hinein, bevor er, Dantes harter Körper schützend von hinten um ihn geschlungen, lächelnd einschlief.

Jeden Morgen fütterte Dante ihn und rieb ihn wie einen Vollblüter, weckte ihn mit einem Frühstück und einem herrlich schmuddeligen Blowjob. „Nur um die Spannung rauszunehmen.“ Griff beschwerte sich nicht und es hielt ihn davon ab, sich selbst zu sehr vor Beth zu demütigen, wenn Dantes geölte Hände über ihn strichen.

Am dritten Tag begannen die drei bei Sonnenaufgang; mit der Kräutermischung waren sie bereits durch. Dies würden die Ausstellungsstücke werden, die Money Shots.

An diesem letzten Tag begann Beth, ihn wie eine Puppe zu drapieren und Dante begann ernsthaft zu arbeiten. Und genau wie Alek es versprochen hatte, blieb sie seinem Gesicht fern und war leidenschaftlich professionell.

Für den Anfang machte Beth Bilder von der Seite, Hüfte abwärts. „Kannst du seine Eier von hinten dehnen?“ Sie sprach zu Dante.

Dante griff zu und dehnte.

Griff schrie auf. Seine Oberschenkel schmerzten bereits als er sich hinhockte, eine Hand auf dem Holzboden aufgestützt, sein schwerer Schwanz und besagte Eier lagen beinahe in seiner Armbeuge. Der andere Arm war aus dem Weg, hinter seinem Rücken. Er fühlte sich wie menschliches Origami.

„Verdammt, Beth.“ Dantes entrüsteter Seufzer streifte die Härchen auf seinem hinteren Oberschenkelmuskel. „Um acht Uhr morgens?“ Im Moment befand Dante sich zwischen seinen Beinen und der Wand eingeklemmt, um aus dem Bild zu bleiben.

Beth blickte Dante an und hielt die Kamera auf ihrer Hüfte. „Kastrier ihn nicht, du Genie. Ich brauche nur das rechte Bein und den Arm und die Packung zwischen den Beinen. Ich will nur, dass seine Eier tiefer hängen, so dass sie in der Armbeuge liegen. Sie sitzen irgendwie zu hoch und zu fest.

„Tschuldigung.“ Griff realisierte, dass er sich gerade dafür entschuldigt hatte wie seine Eier hingen und fühlte sich wie ein Idiot.

Dantes Hände waren nun sanft, als er an dem eingeölten Sack zog, ohne zu zwicken oder abzurutschen.

Das ist doch mal Teamwork!

Hinter ihm biss Dante ihn, mit einem Lächeln, sanft in den Hintern und Griffs Knauf schwoll in seiner Haut an.

Beth gluckste vor Freude. „Perfekt.“ Klick – ka – klickklick. „Bleib so, Griffin. Gleich hast du's. Bizeps! Anspannen – anspannen. Noch einer und noch einer und noch... hab's. Fantastisch.“ Fa – klickklick. „Das ist mein schöner Junge.“

„Ähm. Das ist mein schöner Junge.“ Dante streckte seinen Kopf hervor, um sie spielerisch anzuknurren.

„Dann solltest du besser anfangen ihn zu verdienen, Schleimbolzen.“ Als sie ihre Kreise um sie zog, pikste sie Dante in die Schulter. Er sagte nichts zurück, sondern starrte finster und nachdenklich zu Boden.

Und so ging es weiter. Beth verbrachte den letzten Tag wie eine glückliche Spinne, auf Leitern, auf dem Boden unter ihm, um Stative gewickelt. Es war, als hätte sie zwei Tage lang alles über die Zutaten gelernt und wäre nun in der Lage, mit seinem ganzen, riesigen, cremefarbenen Körper zu kochen.

Was auch immer sie nachjagte, Dantes Augen wurden größer und ernster je weiter der Tag fortschritt und seine Hände begannen nach einer eigenen Kamera zu verlangen. Beth zog ihn ununterbrochen auf, aber er schien die gut gelaunten Beleidigungen zu mögen und provozierte, soviel er konnte. Und die besitzergreifenden Blicke, die er auf Griff richtete, waren  Auslöser für eine Menge aufsteigender Röte, die sich über seinen ganzen Körper ausbreitete und die Beth mit Begeisterung dokumentierte. Er fühlte sich um sie herum keineswegs mehr peinlich berührt, aber seine Erregung war stark und er wusste, dass Dante sie auch fühlte.

Gegen zwei schaute Alek vorbei, um ihnen bei der Arbeit zuzusehen und einen Blick auf die Ergebnisse zu werfen. Er ging allerdings wieder als er feststellte, dass sie einen gemeinsamen Rhythmus gefunden hatten.

Er und Beth nickten gemeinsam, als sie sich die Beweisstücke ansahen. „Außergewöhnlich“, war alles, was der Russe sagte.

Und selbst Griff konnte erkennen, dass es etwas Besonderes war. Ihm tat alles weh und ihm war tierisch kalt, aber als Beth ihm zeigte, was sie geschaffen hatten, war er geschockt von der Kraft und der Schönheit, die von seinem eigenen Körper ausging. Nicht schlecht für einen Arbeiter-Tölpel. Er fragte sich, ob es das war, was Dante in ihm sah, ob das der Grund dafür war, dass Dante so erregt aussah, als er seine Skarabäen-Augen über die Resultate wandern ließ. Er hoffte es.

Gegen Ende des letzten Tages gab Dante auf. Beth hatte sich ein Bild in den Kopf gesetzt. Inzwischen wusste Griff, was sie dachte und fühlte. Wie sich ihre Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Teil seiner Anatomie fixierte, wenn sie es einfangen wollte, selbst wenn es seine Muskeln zum Klingeln brachte.

Zur Zeit juckte sein angespannter unterer Rücken praktisch unter ihren eindringlichen Blicken. Er ahnte, dass diese Aufnahme schräg von oben, nach unten verlaufen würde, sein Gesicht gerade eben aus dem Bild; er würde von den Kniescheiben, bis zur Kante seines rostroten stoppeligen  Kinns zu sehen sein.

Dante stand etwas hinter ihr, offensichtlich wie hypnotisiert. Er strich sich unbewusst mit einer gebräunten Hand über seine Lippen, während er Griff zusah. Seine Augen verengten sich, als er versuchte zu sehen, was Beth sah.

Sieh ihn an, wie er mich ansieht.

Griff lächelte in sich hinein.

Sie kniete sich hin und fotografierte nach oben zu Griffs Pobacken und spähte gerade eben zwischen seine mächtigen Oberschenkel auf die dicken Eier, die unter seinem unbeschnittenen Schwanz baumelten. Sein Rücken war oben angespannt und leicht seitlich gedreht, gerade so weit, dass ein rosiger Nippel gerade eben auf der Schwellung seines  ihr zugewandten Brustmuskels zu sehen war. Eine von Griffs Händen hielt eine große Pobacke leicht geöffnet, um die hellen zimtfarbenen Haare und eine Andeutung des pinkfarbenen Lochs sichtbar zu machen. Durch das Greifen des geölten Muskels, rutschte das erste Glied seines Zeigefingers ein klein wenig in ihn hinein.

Hey!

„Stop, genau da. Wage es nicht, dich zu bewegen. Lass es!“ Beth fuhr ihn an und rückte nach vorne. „Beinahe... eine Sekunde...“

Griff erstarrte. Dante war ebenfalls erstarrt. Der Knöchel war gerade eben in ihm, ein sexy Unfall.

Wie ein aufgeregtes Pinseläffchen ging Beth noch ein wenig tiefer, rutschte mit ihren Beinen zurück und glitt auf ihre Schultern, so dass sie die volle Länge von ihm, Schenkel bis Schulter, erwischte. „Okay. Ein klein wenig mehr Drehung. Brust hoch. Beinahe. Halte das! Das ist es, Mann. Yeah! Die rechte Arschbacke fest anspannen. Schönschönschön. Sieh dich nur an...drück es, Griffin. Anspannen. Anspannen! Und –“ Klick-ca-faklick –

Dante atmete irgendwo jenseits der Scheinwerfer scharf ein, ganz so, als sei er gestochen worden.

„Perfecto!“ Ka-KLICK. „Wir haben's. Alles klar. Lass locker.“

„Bist du sicher?“ Aber er hatte sich bereits aus der Position gelöst. Ihm tat, vom langen halten der Position, alles weh. Draußen wurde es dunkel und er wartete darauf, fertig zu werden. Scheiße. Kein Wunder, dass Models immer so mürrisch drein blickten.

Er sah zu Dante hinüber, welcher hypnotisiert und blind schien, ganz so, als seien seine Bindehäute von den hellen Scheinwerfern geblendet worden. Sein Mund stand offen. Seine Arme waren fest verschränkt, umarmten sich selbst, um den Nerv für etwas aufzubringen.

Griff ging auf ihn zu und schüttelte verwirrt den Kopf. „Was ist los?“

Dante sprach mit leiser Stimme direkt zu Beth. „Die ist für mich. Alek kann diese Aufnahme nicht haben.“

„Sagst du.“ Beth stand bereits auf einer Leiter, um einen Filter vor einem Scheinwerfer zu wechseln. „Das war verfluchte Kunst! Ich denke, das würde ein gigantisches Logo für irgendwas werden.“

Dante ging zu ihr herüber, bis zu ihren Knien, um aufzublicken. Sein roter Mund war nur eine zusammengepresste Linie. „Ich meine es ernst. Dieses Bild gehört mir.“ Er pikste einen wütenden Finger in ihre Richtung, aber sie zuckte auf ihrer Leiter nicht einmal zusammen.

Sie schlug seine Hand zur Seite und schob ihren kleinen, scharfen Kiefer wie ein Boxer hervor. Böse, kleine Fee. „Ich weiß. Ich dachte mir schon, du würdest es mögen.“

Dante knurrte. Buchstäblich. Er knurrte sie an, als sei er ein Dobermann.

Griff rollte seine müden, schmerzenden Schultern, während er ihnen verwirrt zusah. Danach blickte er auf seine nackten Muskeln hinab. „Dante, was willst du mit so einem Bild von mir anfangen?“

„Es behalten.“ Dante wandte sich ihm zu, um ihn todernst anzusehen. Seine schwarzen Brauen waren auf eine Art und Weise wütend und besitzergreifend zusammengezogen, die etwas Sanftes in Griff ansprach und ihn zum Lächeln brachte. „Lach mich nicht aus.“

Griff schüttelte seinen Kopf und erhob kapitulierend seine Hände. „Ich lache nicht. Ich frage.“

Von ihrem Aussichtspunkt aus betrachtete Beth den schmollenden Italiener mit zur Seite gelegtem Kopf und einem frechen Lächeln. Sie hatte etwas vor, spielte mit ihm. Die Verhandlung war wie ein stummes Ping-Pong-Spiel zwischen ihnen.

Dante drehte sich ihr zu, seine Arme vor der Brust verschränkt, sein Gesicht eine harte Maske.

„Ich sag dir was...“ Beth ließ ihre Worte ihn umschlingen wie eine Boa Constrictor und drückte zu. Ich habe demnächst einen Auftrag für einen Nackte-Kerle-Kalender: Ein Traum in Schaum. Wenn du dein armseliges Gerippe hierher schwingst und einen Nachmittag lang posierst, splitterfasernackt in einer Badewanne, haben wir einen Deal. Mach zwei Nachmittage daraus und ich bezahle dich sogar.“

„Hey!“ Griff richtete sich auf, hielt sich nicht einmal mit dem dämlichen Bademantel auf. Er war sich nicht einmal sicher, wer hier wen gelinkt hatte.

„Kein  Haargel!“ Sie wedelte mit einem Finger vor ihm herum.

Dante zwinkerte und hielt ihr seine Hand hin. „Deal.“

Sie schüttelten die Hände. Griff machte sich auf den Weg, um das Öl abzuwaschen und sich im Badezimmer anzuziehen. Dante und Beth quasselten glücklich über Blenden und Filter. Beth musste bis zum neuen Jahr eine Reihe Grußkarten fertigstellen und wollte wissen, ob sie gerne ein paar extra Kröten mit Modeln verdienen wollten.

Griff erhaschte einen Blick auf sein eigenes, glückliches Gesicht im Spiegel. Er zog sein Unterhemd herunter. Es fühlt sich so gut an, angezogen zu sein.

„Baby, wir bestellen beim Thailänder.“ Dante schob seinen Kopf zur Tür herein.

Lächelnd drückte Griff ihm einen Kuss auf die Wange, der etwas länger dauerte, als nötig gewesen wäre. „Ich mag's, wenn du mich so nennst.“

„Ist das okay?“

„Himmel, ja! Thailändisch klingt prima. Ich bin am Verhungern.“ Griff zeigte mit seinem Kopf Richtung Beth und dem Rest des Studios. „Aber... bist du einverstanden mit...?“

„Machst du Witze? Sie ist ein Genie! Diese letzte Aufnahme?“ Dante lehnte sich vor und biss sanft in seinen Hals. „Die verrückte Lesbe hat einen Weg gefunden, dass ich mich noch mehr in dich verliebe. Und ich dachte das –“ Dante küsste seinen lächelnden Mundwinkel. „ – wäre unmöglich.“

„Stop.“ Aber Griff lächelte und ließ ihre Gesichter einen Moment lang aneinander ruhen, lehnte sich gegen seinen Mann. „Gleichfalls.“

Beths Stimme unterbrach sie. „Guido, wenn du ihn in meinem Badezimmer vögelst, werde ich dir dein Ding abschneiden und es einer Dildofabrik spenden!“

Dante lächelte lediglich und ließ Griff sich fertig anziehen. Er murrte ihr zu, als er ging: „Ja, ja.“

Die Tür schloss sich nicht ganz. Als Griff sich sein leuchtend rotes Haar abtrocknete und sich seinen Mund mit Wasser ausspülte, öffnete die Tür sich einen Spalt und gab den Blick ins Loft frei.

Auf der anderen Seite des Zimmers, sah Dante durch die Kamera aus dem südlichen Fenster. Beth lächelte ihn geduldig an.

Die beiden lachten über etwas. Glückliche Piraten, die ihre Säbel kreuzten. Hinter ihnen erstreckte sich der weite, blaue Himmel endlos. Eine Skyline, die das World Trade Center vermissen ließ, aber sonst nicht viel.

Griff fühlte sich, als könne er alles-alles-alles sehen.

Lub- dub, sagte sein Herz in seinem Ohr.

In diesem Moment, so sicher wie ein umgedrehtes Deja Vu, wusste Griff, dass sie zurückkommen würden, er und Dante. Es würde damit enden, dass sie für die irre Beth modelten und das Geld verdienten, das ihr Haus zu einem Zuhause werden ließ. Humpty- Dumpty, wieder vereint. Ihre Familien würden damit klarkommen. Lorettas Mann würde sicher nach Hause kommen. Alek würde seine neue Website bekommen. Selbst Tommy würde sich erholen und leben und hoffen. Und Griff wusste, dass Dante an seiner Seite stehen würde.

Lub- dub... lub- dub... –

Mit einem letzten Blick in den Spiegel wischte Griff seine Hände an seiner Hose ab und trat zur Tür hinaus, in eine Zukunft, die er sich beinahe vorstellen konnte.